Piratenblut / Familienbande von Henry_Morgan (Dein Schicksal ist die See) ================================================================================ Kapitel 12: Erwachen -------------------- Wie aus einem schlimmen endlosen Alptraum erwache ich in das in Kerzenlicht getauchte Zimmer. Für einen kurzen Augenblick spüre ich nichts, nicht meinen Körper, nicht die kühle Luft, ich rieche nicht den stechenden Geruch von Rum und nicht den Geruch von dem warm dampfenden Brei neben mir. Doch im nächsten Moment spüre ich die Schwere meines Körpers, spüre den brennenden Schmerz in meinem linken Arm, der meine Gedanken lähmt und der mich laut aufschreien ließe würde ich mich nicht dagegen wehren. Meine rechte Hand ergreift nach meinem linken Unterarm, um den Schmerz zu nehmen oder um zu überprüfen, was der Grund für diese Schmerzen ist. Jedoch ergreift er anstand Blut oder Knochen ein bandagiertes Stück Holz, ja so fühlt es sich an. Wie ein bandagiertes Stück Holz. Nur der Schmerz lässt mich wissen, dass dieses Stück Holz zu mir gehört. Erst jetzt bemerke ich den Schmerz in meinem Hals, der mir das Gefühl gibt, nicht mehr sprechen zu können, keinen Ton mehr auszusprechen und diese Hitze, die sich in meinem Körper verbreitet und mir das Gefühl gibt als wäre alles nur ein Traum, eingepackt in Watte, so zerbrechlich wie Seifenblasen. >Was ist nur passiert?< Nach einiger Zeit in der mich einige Schmerzes- und Hitzewellen überkommen und ich mich an die Schmerzen und dieses komisches Gefühl gewöhnt habe, setze ich mich langsam auf. Doch diese Bewegung, die ich für meinen angeschlagenen Körper anscheinend zu schnell ausgeführt habe, wird mit einem schrecklichen schmerzhaften Pochen an meinen Schläfen bestraft und gibt mir das Gefühl, als würde mein Kopf zerspringen. Einige Minuten sitze ich so dort, konzentriere mich auf den Schmerz, akzeptiere ihn und gewöhne mich an ihn, um ihn ertragen zu können. Erst jetzt bemerke ich wirklich die kühle Luft, die für mich wie ein Eishauch wirkt, ist doch die Decke, die mich einst bedeckte hinuntergerutscht. So schaue ich an mir herunter und bemerke geschockt, so dass mir beinahe das Herz stehen bleibt und ich für einen kurzen Moment das Gefühl habe, ich würde wieder ohnmächtig werden, wird doch alles schwarz vor meinen Augen, dass ich ohne Mantel hier liege. Tausende von Gedanken schießen durch meinen Kopf, verstärken die Kopfschmerzen und ich habe das Gefühl, als wäre mein Kopf nicht groß genug, sie alle zu tragen. Den Schmerzen resignierend falle ich zurück in das Kopfkissen, ziehe die Decke mit meinem rechten Arm wieder über mich und sieche in einer Hitzewelle, die meinen ganzen Körper gefangen hält dahin. Versuche so gut es geht das Pochen in meinem linken Arm, in meinem Kopf zu ertragen. „Ah Johnny“, erklingt auf einmal eine hellauf erfreute Stimme in der Tür und Jack kommt lächelnd auf mich zu stolziert, „Wieder wach alter Kumpel?“ >Nein, der hat mir jetzt gerade noch gefehlt!< „Scheint so Captain“, gebe ich nur schwach zurück und halte mir wieder den linken Unterarm. „Das würd ich nicht machen“, rät mir Jack und zieht meine rechte Hand wieder zurück, „Es sei denn du hast vor links einhalbarmig rum zu laufen…obwohl das schon toll wäre…“ Er legt nachdenkend den Finger an die Lippen. „Was ist passiert?“, erkundige ich mich schließlich, brennt mir diese Frage doch schon lange auf den Lippen. „Was passiert ist?“, grinst Jack hocherfreut, lässt sich auf einen Stuhl fallen und legt seine Füße auf die Bettkante, sodass seine verdreckten Stiefel direkt neben meinem Gesicht sind, „Du hast versucht mit dem Messer zu spielen. Du solltest doch wissen, das kleine Kinder nicht mit Messern spielen dürfen“ Er lacht amüsiert auf, doch erntet von mir nur ein müdes Lächeln. >Ich erinnere mich< „Ich wollte mich nicht umbringen, falls du das denkst“, stelle ich richtig. „Das habe ich auch nicht behauptet, oder?“ „Ich bin nur ausgerutscht, als ich beim Schnitzen war“, erkläre ich und schaue in die Flamme der Kerze, die neben Jack steht. Feuer… „Interessant“, ruft Jack aus und grinst wieder einmal zufrieden in die Welt hinaus, „Du hast also geschnitzt und dabei bist du ausgerutscht. Das Messer ist dann von der Armkehle bist hinunter zum Handgelenkt gerutscht…“ Er schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an, „Also in der Regel ist das doch anders herum, oder?“ „Ich wollte mich nicht umbringen“, erwidere ich wieder, ohne den Blick von der Flamme zu nehmen. Feuer… >Feuer…< „Das habe ich auch nicht behauptet, ich habe nur gesagt, dass es seltsam ist. Aber was in dieser Welt ist nicht seltsam“, entgegnet Jack und steht wieder auf, „Du solltest was essen“ „Hörst du mir zu?“, fragt er kurz darauf leicht beleidigt, wie ein kleines Kind, dem man nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Ich bin kurz irritiert und richte meinen Blick, wenn auch nur schwer, von der Flamme wieder auf Jack. Bin ich doch davon ausgegangen geantwortet zu haben. „Was?“, kommt es von mir und ich spüre wieder diese unerträgliche Hitze in mir. „Du sollst etwas essen hat Mr Gibbs gesagt“, erklärt Jack ruhig, ungewohnt ruhig. Ich seufze kurz und wehre dann ab:„Ich hab keinen Hunger“ „Na dann“, ruft Jack lachend aus, „Trink halt etwas Rum“ „Nein danke“ „Was?“, Jack schaut schockiert drein, unwillig zu glauben, dass ich gerade Rum ausgeschlagen habe, „Es ist ernster als ich dachte“ Er lehnt sich zu mir hinunter und schaut mich prüfend an. „Vielleicht sollte ich Mr Gibbs mal fragen, ob mit dir wirklich alles in Ordnung ist“, er schaut nachdenklich nach oben und dann wieder zu mir, „Er war ja so unsicher…“ Ich atme tief durch:„Jack, kannst du mich bitte alleine lassen? Ich möchte schlafen“ „Das ist meine Kajüte!“, sagt er abweisend und verzieht seine dunklen Augen zu Schlitzen. „Soll ich gehen?“, frage ich und mache Anstalten mich aufzurichten. „Nein, nein!“, wehrt er ab und stöhnt leise, „Johnny…“ „Ja?“ Er schaut auf einmal ernst und demütig drein, „Jetzt mal ganz ehrlich Johnny-boy…willst du mir irgendetwas sagen?“ „Was?“, frage ich verwirrt, während mein Kopf immer mehr anfängt zu pulsieren. „Du kannst es Good Ol’Jack ruhig sagen. Egal was du auf dem Herzen hast“, er spricht, oder versucht es zu mindest, wie ein Vater mit seinem Sohn zu reden, „Ich bin immer für dich da“ „Jack, du machst mir Angst“, gebe ich leicht stockend zurück. Er lacht auf und schaut mich an:„Wir alle haben Geheimnisse Johnny, aber manchmal ist es gut jemanden einzuweihen, findest du nicht auch?“ „Es ist gut wenn man mit jemandem reden kann“, sage ich und schaue in Jacks dunkle Augen, damit er nicht merkt, welche Angst ich in diesem Moment habe, dass er mein Geheimnis kennt. „Du würdest mit mir über dein Geheimnis sprechen?“ „Natürlich Captain“, gebe ich zurück, obwohl ich weiß, dass ich ihn in diesem Moment anlüge. Ich damit gegen alles verstoße, was mein Bruder mich einst lehrte. „Das ist gut zu wissen Johnny-boy“, entgegnet Jack und geht zur Tür. Er atmet tief durch, öffnet sie und bevor er geht sagt er:„Denn hat man ein Geheimnis, dass einen Kopf kosten kann, so sollte man sich sicher sein, dass jemand da ist, der einen den Kopf rettet und wer würde das tun, wenn er hintergangen wird. Savvy?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)