Don't leave me alone von Liniya (Die Wahrheit über aptx4869) ================================================================================ Kapitel 1: Don't leave me alone ------------------------------- Titel: Don’t leave me alone Untertitel: Die Wahrheit über aptx4869 Part: 1/1 (Oneshot) Status: Abgeschlossen Autor: Liniya Fandom: Detektiv Conan Charaktere: Ai Haibara, Conan Edogawa Genre: Krimi, Drama Disclaimer: Alle Figuren gehören Gosho Aoyama und ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte Kommentar: Mein Beitrag zum Wettbewerb von AiHaibaraChan. Vorgabe war eine Szene mit Ai/Conan bzw. Shiho/Shinichi, wie sie sich auch im Manga ereignen könnte. Zeitlich einordnen würde ich es irgendwann nach Band 26. Wo genau bleibt dabei jedem selbst überlassen ^^ Nyo, ich hoffe, die Geschichte gefällt euch ^^ Die Einzelheiten und Details bezüglich des aptx und seiner Wirkungsweise sind größtenteils meiner Phantasie entsprungen, basieren aber durchaus auf den Manga-Erklärungen. Ich hab mich auch bemüht, die biologischen und chemischen Details möglichst verständlich rüberzubringen, ohne allzuviel Fachchinesisch XD Nyo, in diesem Sinne wünsche ich euch allen viel Spaß beim Lesen und ich würde mich über Rückmeldungen aller Art sehr freuen ^--^ Liniya Don’t leave me alone Es war in sonniger, warmer Tag in Tokyo. Der Himmel war strahlend blau, keine Wolke war am Himmel zu sehen, doch eine leichte Brise sorgte dafür, dass es einem trotz der sommerlichen Temperaturen nicht zu warm wurde. Im Haus von Professor Agasa war jedoch wenig von dieser Idylle zu bemerken. Ganz im Gegenteil schien die Luft in dem kleinen Labor unten im Keller regelrecht zu brodeln und zu zischen, während sich zwei kleine Gestalten gegenseitig mit Blicken zu erdolchen versuchten. „Verdammt, Ai!“, schrie ein braunhaariger Junge von ungefähr sechs oder sieben Jahren das rotblonde Mädchen vor ihm an und fixierte es mit wütend glänzenden blauen Augen durch die Gläser seiner großen Brille, „Warum kannst du es mir nicht einfach geben? Warum können wir es nicht einfach darauf ankommen lassen?“ Doch die Angesprochene blickte ruhig zurück, ihre ebenfalls blauen Augen jedoch nicht minder zornig funkelnd. „Es worauf ankommen lassen, Conan?“, erwiderte sie schließlich mit gepresster Stimme, wohlweislich seinen Kindernamen benutzend, „Darauf, dass du elendiglich verreckst?“ „Verdammt, nein!“ Wütend stampfte Conan um einen der Labortische herum, seinen Blick dabei weiter auf Ai gerichtet. „Aber bist du hier nicht die Wissenschaftlerin? Reizt es dich denn so gar nicht, dein Gegengift weiter zu erforschen? Es weiter auszutesten?“ „Tut mir ja wirklich leid für dich...“, erwiderte Ai mit kühlem Tonfall, „Aber ich bin, wie du eben schon so treffend festgestellt hast, Wissenschaftlerin. Keine Mörderin.“ „Du wärst auch keine Mörderin...“, murmelte Conan entnervt, „Es hat mich damals nicht umgebracht, dann wird es das jetzt auch nicht tun!“ „Aber genau das können wir eben nicht vorhersagen!“, brauste Ai nun doch auf, „Nur weil es einmal gut gegangen ist, heißt das noch lange nicht, dass es immer gut gehen wird!“ Ai schüttelte den Kopf. Manchmal zweifelte sie wirklich am gesunden Menschenverstand ihres Gegenübers... „Aber noch einmal ganz langsam und zum Mitschreiben: Das Gegengift, das ich dir auf der Schulfeier gegeben habe war ein Prototyp. Das heißt so viel wie unausgereift, unsicher und ein reines Testobjekt. Dass es dich nicht einfach auf der Stelle umgebracht hat, ist schon ein kleines Wunder.“ Nun gut, kein so kleines Wunder, immerhin hatte sie es zuvor mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln getestet und überprüft, stundenlang Gleichungen und Formeln kontrolliert und auch sonst alles nur Erdenkliche unternommen um eine höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Dennoch, es war ein Risiko gewesen und der einzige Grund warum sie es überhaupt in Kauf genommen hatte, war die Wahrung ihrer beiden Identitäten gewesen. Warum begriff dieser Idiot das nur nicht? Doch Conan ließ sich davon nicht beirren. „Du hast seither doch weiter geforscht, oder? Hast du denn keine weiterentwickelte Version davon?“ Entnervt verdreht Ai die Augen. „Nein, habe ich nicht!“ „Sicher?“ „Denkst du etwa ich lüge dich an?“ „Ich möchte nur keine Option voreilig ausschließen.“ Erneut starrten sie sich wütend an. „Verdammt! Dann gib mir doch einfach noch mal die alte Version!“ „Nein.“ „Warum nicht? Ich habe sie doch vertragen!“ „Aber wir haben noch keinerlei Erkenntnisse über die genauen Auswirkungen auf den Körper!“ „Was für Auswirkungen? Mir geht es seither gesundheitlich prima!“ „Ja und? Manche Nachwirkungen können teilweise erst nach Jahren auftreten! Wir haben absolut keine Ahnung, was das Gegengift wirklich im Körper anrichtet!“ „Dann finde es eben heraus!“ „Dann gib mir Zeit!“ „Zeit? Ich habe aber keine Zeit!“ Verzweifelt starrte Conan sie an. „Du hast vielleicht kein Leben verloren, ich aber schon! Und ich will es zurück! Warum also können wir es nicht einfach hier und jetzt ausprobieren? Warum nicht direkt herausfinden was passiert?“ „Muss ich mich wirklich noch einmal wiederholen?“ Ai blickte ihren Gegenüber kalt an. Doch auch diesmal zeigte sich Conan eher unbeeindruckt. „Nein, musst du nicht. Aber du solltest vielleicht auch einmal in Betracht ziehen, dass es uns nicht weiterbringen wird, wenn wir immer nur auf staubige Theorie vertrauen. Wir brauchen auch die Praxis! Und wir werden nicht wissen ob es nicht doch ein dauerhaftes Mittel ist, solange du dich weigerst, es auszuprobieren!“ Conan hatte sich während seiner Worte regelrecht in Rage geredet und stand nun schwer atmend vor der Wissenschaftlerin, die ihn weiterhin nur kühl taxierte. Im Gegensatz zu ihm, ließ sie sich ihre Wut nicht so sehr äußerlich anmerken - aber dennoch war sie in jedem Blick und in jedem Wort deutlich herauszuhören, als sie ihm antwortete. „Nur um dich zu erinnern: Das Gegenmittel verlor nach 24h alleine seine Wirkung. Ohne irgendwelcher Intervention meinerseits.“ „Dann-“ Doch unterbrach ihn mit einer kurzen, herrischen Geste. „Sei still! Und hör mir lieber einmal in deinem Leben zu!“ Zähneknirschend fügte Conan sich in sein Schicksal und nickte leicht. Er war auf die Wissenschaftlerin angewiesen, ob er es wollte oder nicht. Doch seine Fäuste ballten sich dabei in hilflosem Frust. „Gut“, fuhr Ai schließlich fort, nachdem sie sicher war, dass er sie nun ausreden lassen würde. „Ich kann die Wirkzeit des Mittels nicht verlängern. Das würde nur eine höhere Dosis bedeuten. Eine Dosis von der wir nicht wissen, ob der Körper sie überhaupt verträgt.“ Sie seufzte leicht. „Denn um es dir noch einmal in Erinnerung zu rufen: Schon bei einer einzigen Kapsel bist du damals direkt nach der Fallauflösung erst einmal zusammengebrochen! Für eine direkte Wirkung des Wachstumsvorgangs war das zu spät, immerhin warst du da schon einige Zeit wieder groß und in der Rolle des edlen Ritters unterwegs.“ Den letzten spöttischen Seitenhieb hatte sie sich beim besten Willen nicht verkneifen können und ihre Miene sprach immer noch Bände davon, was sie von seiner damaligen Aktion hielt. „Es muss also eine Reaktion deines Körpers auf den Wirkstoff des Gegenmittels gewesen sein! Wenn bereits eine solche Dosierung deinen Körper an seine Grenzen bringt, wäre eine höhere Dosis einfach nur selbstmörderisch!“ Conan schluckte und wartete einen Moment, ob Ai noch mehr zu sagen hatte. Doch die Wissenschaftlerin war fertig. Vorerst. Ob er es nun endlich verstanden hatte? Ai hoffte es wirklich. Und Conans nächste Worte schienen ihrer Hoffnung zunächst Nahrung zu geben. „In Ordnung, das verstehe ich. Aber könnte das nicht auch auf eine Koppelung des erhöhten Adrenalin-Ausstoßes gewesen sein? Ich war immerhin zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder groß, die Aufregung eines Kriminalfalles und...“ Er zögerte kurz, bevor er seinen Satz dann doch beendete. „Und die Gelegenheit Ran endlich wieder Auge in Auge gegenüberzustehen.“ Ai nickte. „Natürlich. Aber das war kaum der alleinige Auslöser deines Zusammenbruchs. Und die Symptome und Begleiterscheinungen sprechen eine eindeutige Sprache. Es war eine Reaktion auf das aptx bzw. einen der Wirkstoffe des Gegengifts. Die Belastung für deinen Körper war einfach zu groß.“ Conan wirkte zunehmend verzweifelt, doch noch wollte er nicht aufgeben. „Aber es muss doch eine Möglichkeit geben!“, rief er, den bitteren Unterton in seiner Stimme gar nicht erst verbergen wollend. „Was meinst du denn, was ich hier jeden Tag und viele Nächte lang versuche?“, gab Ai mit verletzter Miene zurück. Wollte er ihr etwa wirklich unterstellen, nur dazusitzen und Däumchen zu drehen?! „Tut mir leid... So hatte ich das nicht gemeint.“ „Das hoffe ich für dich.“ Ais Tonfall war noch einen Tick kälter als zuvor. Dennoch wusste sie tief in sich, dass er es wirklich nicht so meinte. Genau so wenig wie sie ihm vorwarf, immer noch keine Gegengiftprobe errungen zu haben. Sie taten beide ihr Bestes. Und das war ihnen auch beiden mehr als bewusst. „Bisher ist es jedenfalls nicht möglich. Selbst wenn dich das bisherige Gegengift nicht umgebracht hat - eine Version mit erhöhter Dosis würde es mit Sicherheit tun.“ „Also keine höhere Dosis...“, murmelte Conan nachdenklich, „Und wenn wir es anders herum versuchen?“ „Anders herum?“ Skeptisch blicke Ai ihren Leidensgenossen an. Was ging ihm nun schon wieder durch den Kopf? War es eine weitere unsinnige Idee? Oder doch vielleicht einer seiner brillanten Geistesblitze? „Nun... könnte man anstatt einer erhöhten Dosis nicht ein kontinuierlich gleichbleibendes Level schaffen?“ „Du meinst..?“ „Exakt. Jeden Tag eine der Kapseln. Kurz bevor die Wirkung der einen vollends verpufft, eine neue nachlegen.“ Conan strahlte regelrecht auf. „Auf diese Weise könnten wir eine konstante Versorgung gewährleisten ohne eine Überdosis zu produzieren! Zugegeben, es wäre immer hart am Limit und je nachdem wäre es zumindest am Anfang auch hart an der Belastungsgrenze, aber der Körper kann sich mit der Zeit an fast alles gewöhnen und wir könnten nach und nach die Dosis doch minimal erhöhen und so eine immer längere Wirksamkeit der einzelnen Kapsel erreichen, bis irgendwann nur noch wenige und dann eines Tages gar keine mehr nötig sind!“ Voller Elan und Begeisterung ob seiner Idee blickte er Ai an, die jedoch keineswegs überzeugt wirkte. „Das ist eine logische und durchaus praktikable Idee! Bitte, Ai!“ „Conan...“ „Bitte Ai! Wenn man jemanden langsam mit Arsen vergiften kann, sich aber gleichzeitig durch minimal steigende Dosen auch dagegen immun machen kann, dann muss es doch auch möglich sein, den Körper nach und nach an das Gegenmittel des aptx zu gewöhnen!“ „Conan...“ „Bitte Ai, Lass es uns wenigstens versuchen!“ „Shinichi... bitte.“ Ai lächelte traurig, es tat ihr in der Seele weh, ihn so voller Hoffnung zu sehen und doch zu wissen, dass sie diese sogleich zerstören musste. Und auch wenn sie sich nicht sicher war, ob es das „Shinichi“ oder das „bitte“ gewesen war... aber Conan hielt tatsächlich inne und blickte sie an. „Ja..?“ „Es geht nicht.“ „Aber...“, fing er an. „.. warum?“, beendete sie seinen Satz und blickte ihn mit traurigen Augen an. „Du magst ein brillanter Denker, Analytiker und Detektiv sein. Aber du hast leider absolut keine Ahnung von Medizin.“ Sie seufzte. „Oder besser gesagt: Von der Wirkungsweise bestimmter Stoffe in hochgeheimen Giften noch geheimerer finsterer Organisationen...“ Ein sarkastisches, aber auch bitteres Lächeln umspielte Ais Lippen. „Wie du weißt ist aptx grob gesagt ein Zellgift, das die Zellteilung blockiert und gleichzeitig Zellen in Massen abtötet.“ „Und das heißt im konkreten Fall?“, wollte Conan mit misstrauischer Miene wissen. „Dass ein Gegengift nicht so einfach ist. Denn dazu muss das Gift komplett neutralisiert werden. Das ist aber nicht so einfach, denn es versteckt sich in körpereigenen Zellen, bindet sich an Proteine... kurz: Es nutz fast jeden einzelnen Stoff im Körper und tarnt sich dort als körpereigener Stoff.“ Conan schluckte, als ihm die ganze Tragweite bewusst wurde. „Damit es nicht nachweisbar ist im Körper der Leiche...“, murmelte er tonlos, Gins Worte von damals wiederholend. Ai nickte. „Exakt. Ich mache selten halbe Sachen und da habe ich mir wahrhaftig ein kleines Meisterstück ausgedacht...“ Sie seufzte schwer. „Leider bleiben diese Stoffe nicht nur im Körper einer Leiche - sondern auch in dem eines Lebenden.“ Entsetzt blickte Conan sie an. „Das bedeutet...“ Ai nickte erneut. „Auch in deinem Körper. Auch in meinem. Und anstatt ausgeschieden zu werden, schlummern sie weiter darin - bereit jederzeit wieder zuzuschlagen.“ „Und dein Gegengift? Es hat doch geholfen!“ Doch Ai schüttelte nur den Kopf. „Nicht wirklich. Es hat nur den Effekt des massiven Zellsterbens rückgängig gemacht. Simpel gesagt hat es auf die Daten deines Körpers zugegriffen, die sich daran erinnerten, dass du eigentlich schon siebzehn Jahre alt bist und hat anschließend die Zellteilung derart stark angekurbelt, dass die fehlenden Milliarden von Zellen nachproduziert wurden.“ Conan verzog die Miene. „Also wurde der Effekt des plötzlichen Zellsterbens und das dadurch auftretende Schrumpfen quasi einfach umgekehrt? Wie ein Luftballon den man wieder zu voller Größe aufbläst?“ Ai schmunzelte ob dieses Vergleichs, nickte aber. „Im Prinzip ja.“ „Und was ist der Haken an der Sache?“, wollte der Detektiv nun wissen und fügte sarkastisch hinzu: „Von den Schmerzen, dem Schwindel, dem Unwohlsein und dem Gefühl, dass der gesamte Körper schmilzt und neu gegossen wird?“ „Weißt du denn nicht? Wer schön sein will muss leiden. Eine Weisheit die wir Frauen schon seit Jahrhunderten kennen und leben...“, erwiderte Ai ebenso sarkastisch, bevor sie wieder ernst wurde. „Wie schon erwähnt ist das aptx im Körper verblieben. Und als nun die Zellen explosionsartig zunahmen bei deinem Wachstum aktivierten sich auch die zuvor ruhenden Partikel des Gifts und begannen erneut, den tödlichen, zelltötenden Stoff zu produzieren. Eine Zeit lang hielt sich die restliche Wirkung des Gegengifts und die gerade erst anlaufende Produktion des Giftes in der Waage... doch das aptx nahm mehr und mehr zu, bis es schließlich nach 24h die Oberhand gewann. Das Ergebnis kennst du ja.“ Conan nickte nur stumm. „Aber...“, wandte er schließlich nach einigen Momenten bedrückten Schweigens ein, „Könnte meine Methode nicht dennoch Erfolg haben? Ich meine... solange es im Gleichgewicht ist, ist es doch in Ordnung, oder?“ Doch Ai schüttelte nur wieder einmal den Kopf. „Tut mir ja leid für dich, aber Gifte und chemische Reaktionen verhalten sich nicht immer unbedingt logisch. Einfach gesagt, würde die Giftkonzentration immer mehr zunehmen, du müsstest immer mehr Gegenmittel nehmen um dem entgegen zu wirken...“ „Na und..?“ Ai zuckte mit den Schultern. „Davon abgesehen, dass ich nie im Leben ausreichend Gegengift produzieren könnte und eine großflächige Produktion in einem Labor nur Aufmerksamkeit erregen würde...“ Das Lächeln, das bei diesen Worten auf ihren Lippen lag, war so kühl und neutral wie es wohl nur Wissenschaftler vermochten.. „Lass es mich so formulieren: Es wäre gewiss eine interessante Sache zu beobachten, ob dich zuerst die hohe Dosis aptx oder die ebenso hohe Dosis Gegenmittel umbringen würde. Falls dein Körper nicht schon davor unter der Belastung zusammenbrechen würde, ständig neue Zellen zu produzieren und gleichzeitig welche zu zerstören.“ Sie blickte betont nachdenklich. „Vielleicht würdest du zuvor auch am Mangel von lebenswichtigen körpereigenen Stoffen sterben. Immerhin wären alle deine Körperzellen damit beschäftigt sich zu zerstören und reproduzieren. Für die Herstellung von Eiweißen oder der Verarbeitung von Vitaminen, Balaststoffen, Spurenelementen, etc. wären kaum noch Ressourcen vorhanden. Es könnte aber auch sein, dass....“ „Genug! Es reicht!“, unterbrach Conan sie mit aschfahlem Gesicht, „So genau will ich es gar nicht wissen!“ „Nicht? Zu schade...“ Ai lächelte weiterhin. „Dabei hätte ich mittlerweile fast doch Interesse daran, deinem Plan zuzustimmen und dich als Versuchskaninchen zu verwenden....“ „Vergiss es!“, fauchte Conan und wich einen Schritt vor ihr zurück, ein leicht panisches Flackern in seinem Blick nicht unterdrücken könnend. In diesem Moment wurde ihm wieder einmal mehr als bewusst, dass auch sie einst Teil der Organisation gewesen war, die ihn ohne zu zögern umbringen hatte wollen und ihm selbst jetzt noch nach dem Leben trachtete. „Du hast mich voll und ganz überzeugt! Ich verzichte!“ „Wirklich?“ Immer noch lag ein fast bedauernder Unterton in Ais Stimme. Als würde sie es bereuen, ihre Chance nicht ergriffen zu haben, am lebenden Objekt austesten zu können, was sie ihr wissenschaftlicher Instinkt vermuten ließ. „Ja, wirklich!“, bekräftigte Conan noch einmal und machte einige weitere Schritte in Richtung Treppe, bevor er ihr nach einem letzten skeptischen Blick den Rücken zudrehte. Ein letztes „Ich geh dann mal, bis morgen in der Schule, Ai!“ und schon war er aus Ais Blickfeld verschwunden. Nur wenige Augenblicke später hörte sie oben die Tür zufallen. Conan hatte das Gebäude fast schon fluchtartig verlassen. Im Kellerlabor unten blickte Ai noch einen Moment vor sich hin, bevor ihr Lächeln langsam verschwand und wieder einer traurigen Miene Platz machte. „Du bist wirklich ein Idiot...“, murmelte sie leise und begann damit, sorgsam ihre Forschungsutensilien beiseite zu räumen und den PC auszuschalten. Nur einige Langzeit-Versuche ließ sie an ihrem üblichen Ort stehen. Ein letzter Blick, dann ging auch sie die Treppe hinauf - nicht ohne zuvor die Tür zu ihrem Labor sorgsam zu verschließen. Sie vertraute dem Professor, doch einige ihrer Experimente waren zu gefährlich und sie wollte nicht, dass dem netten älteren Mann etwas geschah, der sich so liebevoll um sie kümmerte und sie so ohne weiteres bei sich aufgenommen hatte. Ja, sie mochte Professor Agasa. Und sie mochte auch Conan. Sie mochte Shinichi. Sie bewunderte seinen Scharfsinn und glaubte fest daran, dass er eines Tages die Organisation zerstören würde. Dass er sie endgültig vor deren Fänge retten würde. Dass der Tag kommen würde an dem er das aptx erlangen würde. Und kurz darauf wohl auch das Gegengift. Doch auf der anderen Seite fürchtete sie diesen Tag auch. Denn dann wäre es Zeit für den Abschied. Dann würde er sein Leben als Shinichi Kudô wieder aufnehmen. Ein Leben, in dem sie keinen Platz hatte. In dem Ai Haibara nur ein Kind war. Und Shiho Miyano nichts weiter als eine Fremde. Sie wusste, Shinichis Herz gehörte nur Ran. Dennoch... Sie würde kämpfen. Um einen Platz in seiner Welt kämpfen. Sie wollte bei ihm sein. Bei ihm. Ihrem einzigen Freund den sie je gehabt hatte. Sie wollte ihn nicht verlieren. Sie wollte weiterhin an seiner Seite sein. Als seine Gefährtin. Als eine Freundin. Ai lächelte leicht, während sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer setzte und den Fernseher einschaltete. Sowohl Ayumi als auch Ran hatten ihr eines gezeigt: Man durfte nicht aufgeben. Niemals. Und das würde sie auch nicht. Sie würde kämpfen. Darum kämpfen, das alles hier zu überstehen. Darum kämpfen, Shinichis Freundschaft zu behalten. Darum kämpfen, ihn nicht zu verlieren in seinem neuen alten Leben. Doch genau deshalb würde sie auch nicht zulassen, dass er sich zuvor umbrachte. Seine Aktionen und Handlungen in Bezug auf Kriminalfälle konnte sie nicht kontrollieren. Da konnte sie nur hoffen und beten. Aber sie konnte verhindern, dass er sich durch ihre Hand umbrachte. Sich durch seine Ungeduld, seine Verzweiflung und seinem Verlangen nach alter Größe das restliche Leben zerstörte, das ihm noch geblieben war. Ai seufzte. Ihr Verhalten vorhin im Keller war vielleicht wirklich etwas rabiat gewesen. Ja, vielleicht war sie sogar ein Stück zu weit gegangen. Die Panik in seinen Augen war echt gewesen. Vermutlich würde er ihr die nächsten Tage aus dem Weg gehen und gleichzeitige ein ganz besonders aufmerksames Auge auf sie haben. Auf die verrückte Wissenschaftlerin. Ai musste nun doch ein wenig grinsen. Ja, Shinichis Mutter wäre gewiss stolz auf sie und ihre Leistung vorhin gewesen. Dennoch... Sie hatte nur die Wahrheit gesprochen. Das aptx war gefährlich. Hochgefährlich. Und das Gegenmittel ebenfalls. Sie musste es schließlich wissen, immerhin hatte sie beides entwickelt. Und sie würde nicht zulassen, dass eines von beidem weitere Opfer forderte. Dazu bedeutete ihr Shinichi zu viel. Sie wollte ihn nicht verlieren. Um keinen Preis. Vielleicht drohte ihr der Verlust, wenn er wieder er selbst wurde. Doch damit konnte sie sich befassen wenn es soweit war. Dann würde sie kämpfen. Würde sich ihren Platz in seinem Leben erobern. Egal welchen. Aber sie würde es schaffen. Sie würde siegen. Doch vorerst musste sie dafür Sorgen, dass es überhaupt dazu kam. Musste sie ein sicheres Gegenmittel entwickeln. Und das brauchte aller Ungeduld von Shinichi zum Trotz eben Zeit. Viel Zeit. Und sie würde sich diese Zeit nehmen. Alle Zeit der Welt, sollte es nötig sein. Und wenn sie Shinichi deshalb noch einige weitere Schrecken einjagen, ihm noch einige dunkle Seiten mehr von ihr in Erinnerung rufen musste, dann würde sie das billigend in Kauf nehmen. Denn so wenig wie sie ihn verlieren wollte, so sehr wusste sie auch, dass sie nur dann eine Chance hatte um ihn zu kämpfen, wenn er bis dahin überlebte. Wenn sie beide bis dahin überlebten. Wenn sie beide das Gegenmittel überlebten. Shinichi mochte das Risiko egal sein, doch Ai war mehr als bewusst, dass der Tod nur eines bereithielt: Schmerz, Trauer und die tiefe Leere des Verlusts. Sie hatte bereits alles verloren und wusste wie schrecklich der Tod war. Nicht für einen selbst. Aber für die Zurückgebliebenen. Sie wollte nicht noch einen Menschen verlieren. Nie mehr. Und während vor ihr auf dem Bildschirm des Fernsehers der Vorspann der neuesten Kamen Yaiba Folge aufflackerte und sie sich gemütlich in die Kissen des Sofas zurücklehnte, umspielte ein entschlossenes Lächeln Ais Lippen. „Tut mir leid, Shinichi. Aber du wirst wohl oder übel sowohl Conan als auch mich noch eine Weile ertragen müssen.“ Sie kicherte leise. „Denn nun muss die verrückte Wissenschaftlerin erst einmal etwas für ihre Tarnung unter Gleichaltrigen tun und sich kulturell fortbilden.“ Und nachdem sie sich mit einem raschen Blick versichert hatte, dass außer ihr wirklich niemand im Zimmer war, formten ihre Arme fast wie von selbst die Schlusspose des Vorspanns. „Kamen Yaiba, allzeit bereit!“ Manchmal hatte es auch sein Gutes, einfach nur ein Kind zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)