Höllenqualen von Nochnoi (Rasia Reloaded - Fortsetzung zu "Pakt mit der Hölle") ================================================================================ Kapitel 7: Süße Köter, zickige Weiber, hirnlastige Haustiere und ungünstige Auftritte ------------------------------------------------------------------------------------- Ups. Ich war wohl aufgeflogen. Die kleinen Menschlein waren offenbar schlauer, als ich angenommen hatte. Allerdings wären sie ohne die Hilfe des Flohs nie auf meine Spur gekommen. Tja, so war das Leben. Da traf man eine Laus mit einer großen Klappe und schon war der Tag gelaufen. „Was machst du nur hier?“, fragte Kagome. „Bist du etwa gekommen, um dich an uns zu rächen?“ Sie schaute auf den putzigen Welpen in meinen Armen. „Auf diese Weise?“ Meine Güte, wofür hielt mich diese Göre eigentlich? Dass ich, wenn es um Vergeltungsmaßnahmen ging, dermaßen unkreativ war? Dass ich nichts Besseres zu tun hatte, als Inuyasha in einen süßen Wonneproppen zu verwandeln? Da gab es wahrlich Wichtigeres in meinem Leben. „Ich verstehe wirklich nicht, wovon ihr da sprecht …“ Obwohl ich diese beiden Hirnis liebend gern in die Mangel genommen hätte, war ich dazu verurteilt, unschuldig zu lächeln und mir nichts anmerken zu lassen. Selbst im Augenblick meines Todes hätte ich darauf beharren müssen, der naive Bauerntrampel Yumi zu sein. „Du brauchst wirklich nicht mehr weiter Theater zu spielen“, meinte Kagome, während sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und sich vor mir aufbaute. Offensichtlich schien es ihr Mut einzuflößen, dass sie nun einen guten Kopf größer war als ich. Dass das im Grunde nur eine Illusion war, schien ihr nicht wirklich klar zu sein. „Wir hatten zwar damals nur ein kurzes Intermezzo, aber glaube bloß nicht, dass ich dich so schnell vergessen hätte. Deine Gesten, deine Stimme – das alles wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.“ Sowas hörte ein Teufel wie ich doch gerne. Ihre Worte waren wie Balsam für meine Seele. Ich musste mich wirklich beherrschen, um nicht triumphierend zu grinsen. „Ihr scheint mich mit jemanden zu verwechseln“, sagte ich stattdessen kleinlaut und wich ein Stück vor ihnen zurück. Inuyasha wand sich daraufhin wie ein glitschiger Aal in meinen Armen, sodass er mir in einem unachtsamen Moment entglitt. Mit einem ungalanten Plumps landete er auf dem Boden, schüttelte sein kleines Köpfchen und trottete dann – noch etwa ungelenk auf seinen neuen Beinen – zu Kagome hinüber. Die Miko beugte sich zu hinunter, sprach kurz auf ihn ein und hob ihn dann ihrerseits auf den Arm. „Oh Inuyasha, was ist nur mit dir passiert?“, seufzte sie melodramatisch. „Du bist so klein und hilflos und … süß.“ Das schien der Hanyou nicht gerade gerne zu hören, er grummelte mürrisch vor sich hin. „Tut mir leid, Inuyasha, aber du bist wirklich putzig.“ Sie kicherte kurz und drückte ihn näher an ihren Körper, was wiederum dem Köter ganz recht zu sein schien. „Von mir aus könntest du ruhig noch was länger in dieser Gestalt rumlaufen.“ Sie räusperte sich verlegen, als Inuyasha zu knurren begann. „Ähm, natürlich nicht zu lange …“ Von wegen! Am liebsten hätte das Mädel ihren Hanyou für immer und ewig in dem Körper eines Welpen belassen. Das konnte ich deutlich an ihrem Blick erkennen. Durchaus nachvollziehbar. Männer waren oft launisch, nervig und durch die Bank austauschbar. Außerdem neigten sie zu Betrug und Hinterlist und waren oftmals dem aberwitzigen Irrglauben verfallen, dass sie das Sagen hätten und über die Frau bestimmen könnten. Dass sie im Grunde nur Spielzeuge für uns waren, begriffen nur die allerwenigsten. Hunde dagegen waren treu, anhänglich und hatten keinerlei Problem damit, sich unterzuordnen. Kein Wunder also, dass Kagome ihren Inuyasha in dieser Gestalt belassen wollte. So hätte sie ihn wenigstens unter Kontrolle gehabt. Nur müsste sie dann auch mehrmals am Tag mit ihm Gassi gehen. Das war nun mal die Kehrseite des Lebens. „Könnte ich vielleicht meinen Hund zurückbekommen?“ Ich ließ meine Stimme extra ein wenig zittern, da normale, unschuldige Mädchen sicherlich Angst vor solchen Verrückten gehabt hätten. „Er ist nicht dein Hund, verstanden?“ Kagome schien ein bisschen zickig zu werden, da ich mich permanent weigerte, mein wahres Ich zu offenbaren. In der Hoffnung, dass sie irgendwann vor Wut explodieren würde, konnte ich mich sogar doch irgendwie mit Griffins Befehl der Zurückhaltung anfreunden. „Kagome, vielleicht irrst du dich ja auch …“, versuchte es Miroku zögerlich. Im Gegensatz zu der Miko schien er beileibe noch nicht überzeugt zu sein. Möglicherweise wünschte sich aber auch nur seine Aufreißerseele, dass ich wirklich bloß ein harmloses Menschenmädchen wäre, damit er mich anbaggern dürfte. „Das tue ich nicht!“, zischte Kagome. Langsam wurde sie richtig garstig. „Wer sonst aus der Hölle würde so etwas Inuyasha antun? Wer sonst wäre so dreist, ihn in einen Hund zu verwandeln?“ Nun ja, da musste ich ihr sogar irgendwie Recht geben. Griffin hatte mir schließlich nur befohlen, Inuyasha eine andere Gestalt zu verpassen, die Einzelheiten hatte er mir überlassen. Und ich hatte letztlich diesen kleinen, knuffigen Körper gewählt, da mir absolut klar gewesen war, dass es Inuyasha am meisten aufregen würde. „Was ist denn hier los?“ Griffin hatte schon zuvor gemerkt, dass Miroku mich von dem quasselnden Winston weggezerrt hatte, hatte sich aber im Hintergrund gehalten. Nun aber, da Kagome kurz vor einem Ausraster zu stehen schien, hatte er sich offenbar entschlossen, einzugreifen. „Darf ich vielleicht erfahren, was hier genau vorgeht?“ „Pass auf, Junge!“ Miroku packte den überraschten Griffin am Arm und bugsierte ihn hinter sich. „Das Mädchen ist ein Teufel! Na ja, zumindest glauben wir das …“ „Natürlich ist sie ein Teufel!“, zischelte Kagome. „Siehst du nicht dieses bösartige Funkeln in ihren Augen? Daran würde ich Rasia sofort erkennen.“ Nun, genaugenommen hatte sie mich vor fünf Minuten ebenso wie alle anderen noch für ein harmloses Zuckerpüppchen gehalten. ‚Sofortiges Erkennen’ schien für sie ein weitreichender Begriff zu sein. Obwohl, wenn man es genau nahm, waren Menschen eh schon immer etwas trantütig gewesen. Fünf Minuten waren wahrscheinlich der neue Weltrekord in Gehirnaktivität. Alles darunter hätte vermutlich die Schaltkreise verschmoren lassen. „Ein Teufel?“ Griffin war die Kinnlade heruntergefallen und wirkte dabei wie ein Schwachsinniger auf Drogenentzug. „Du hast es ihnen gesagt? Du hast ihnen die ganze Wahrheit erzählt?“ Unsanft stieß er Miroku zur Seite und trat auf mich zu. Man hätte auf seinem Kopf wahrscheinlich ein Ei braten können, dermaßen zornig war er. „Wie konntest du nur, Rasia? Ich habe dir einen Befehl gegeben und du hast gefälligst zu gehorchen!“ Ich bemerkte, wie der Hoshi und die Miko im Hintergrund erstaunte Blicke wechselten. Tja, soviel also zur Geheimhaltung. Der dumme Bengel hatte sich ganz von allein in die Kacke geritten. Das schien auch Griffin zu begreifen, als er in die überraschten Gesichter der zwei Nervensägen schaute. Nervös begann er, auf seiner Unterlippe herumzukauen, und wirkte dabei mehr denn je wie ein unsicheres Kind. Bei all seinem herablassenden Getue und harschem Befehlston konnte man doch ab und zu glatt vergessen, dass er im Grunde noch ein kleiner Junge war. Was mich aber nicht daran hindern würde, ihn in ein Haifischbecken zu schubsen, wenn ich das Siegel erstmal los war. Nur, um das noch mal klarzustellen. „Du … du weißt darüber Bescheid?“ Kagome betrachtete Griffin mit hochgezogenen Augenbrauen und schien nicht zu wissen, was sie von dem Ganzen halten sollte. „Ich verstehe nicht ganz. Wieso sollte ein Teufel deinen Befehlen gehorchen?“ Ganz recht, warum sollte ein mächtiger Teufel so etwas tun? Tja, wahrscheinlich nur deshalb, weil das Schicksal einen nicht leiden konnte und es als überaus amüsant betrachtete, jenen besagten Unglückswurm immer wieder an nervtötende Schwachköpfe zu verschachern. „Vielleicht solltest du es ihnen einfach erzählen, mein kleiner Meister“, meinte ich schulterzuckend. Ich hätte am liebsten noch ein paar beleidigende Spitznamen und Kränkungen eingebaut, aber allein schon bei dem bloßen Gedanken daran merkte ich, wie das Siegel auf meiner Hand zu prickeln begann. Offenbar vermochte dieses Ding nicht nur meine Handlungen, sondern auch meinen Kopf zu überwachen. Keine besonders angenehme Vorstellung. Mir hatte es schon immer missfallen, wenn sich jemand dort oben zu schaffen gemacht hatte, und seit dem Schicksal meines Großcousins dritten (oder vierten?) Grades Friedrich der Trottelige (oder Ferdinand der Blaufüßige) war ich mehr auf der Hut denn je. Aus Rache hatte ihm einer seiner zahllosen Feinde sein Haustier auf den Hals gehetzt – und zwar keine mörderische Bestie, sondern ein gerade fingernagelgroßen höllischen Fliegenschnapper. Dieser hatte es sich im Hirn meines Cousins bequem gemacht und sich immer wieder Späße erlaubt. So hatte er dem armen Friedrich/Ferdinand schmutzige und kränkende Worte in den Mund gelegt und somit die stärksten Teufel der Hölle aufs tiefste beleidigt (unter anderem auch Barium, der zu jener Zeit noch nicht ganz so zerfallen und verwest gewesen war wie kurz vor seinem Ausflug in die Tiefen des Weltalls). Auch hatte der Fliegenschnapper gerne die Koordination meines Cousins übernommen und ihn gegen Wände, Bäume und allerlei andere harte Gegenstände rennen lassen. Noch heute hatte der Pechvogel unschöne Blessuren aus dieser Zeit vorzuweisen. Lange hatte es gedauert, bis man den Fliegenschnapper endlich aus seinem Gehirn hatte entfernen können, allerdings war der Schaden bereits angerichtet gewesen. Inzwischen hatte er ein großes Durcheinander im Oberstübchen, wie wir Teufel es gerne formulierten. Ab und an redete er völlig unsinniges Zeug, er lief immer grundsätzlich in die vollkommen falsche Richtung und sein Gedächtnis war auf die Kapazität eines Menschen geschrumpft. Selbst seinen eigenen Namen konnte er sich nur schwer merken, mal war er Friedrich der Trottelige, dann wieder Ferdinand der Blaufüßige und ab und zu auch Ludwig der Ziegenmilchtrinkende. Immer wieder, wenn jemand versuchte, sich an meinen Gedanken zu schaffen zu machen, musste ich dabei automatisch an meinen Cousin mit dem Fliegenschnapper im Hirn denken. Und ich schwor mir jedes Mal, dass es bei mir nie soweit kommen würde, dass ich eines Tages gegen Wände knallte und mir bescheuerte Namen für mich selbst ausdachte. „Nun erzähl schon, Junge“ drängte Miroku. „Was ist hier eigentlich los?“ Griffin machte nicht den Eindruck, als wollte er den Worten den Hoshis Folge leisten. Nachdem er den anfänglichen Schrecken über sein versehentliches Verplappern erfolgreich verdrängt hatte, trug er nun wieder seine altbekannte hochnäsige Miene, die einem Engländer alle Ehre machte. „Ich könnte sie … liebevoll ins nächste Leben geleiten, wenn du es wünschst“, schlug ich Griffin großherzig vor. Inuyasha gab daraufhin ein gurgelndes Geräusch von sich, das wohl eine Art bedrohliches Knurren darstellen sollte, und auch Griffin schien von meinem Angebot wenig angetan. Kagome und Miroku hingegen schienen immer noch nicht zu kapieren, was eigentlich los war. Der merkwürdige Floh dafür umso mehr. Mit einem einzigen Satz sprang er von Kagomes Schulter und machte es sich auf Griffins gemütlich, was dieser nicht wirklich mitbekam. Im ersten Moment dachte ich, dass dieses Myouga-Ding meinem lästigen Befehlshaber irgendwas würde antun wollen, weswegen ich mich sofort in Alarmbereitschaft versetzte, aber offenbar schien das Ungeziefer nichts dergleichen vorzuhaben. Ich konnte nur verwundert die Schultern zucken. Suchte der Floh etwa nur Griffins Nähe, weil er sich dort vor einem etwaigen Angriff sicher fühlte? Hm, wenn das stimmte, war dieser Kerl aber extrem feige … Allerdings bei seiner mickrigen Statur nicht weiter verwunderlich und sicherlich auch ziemlich ratsam. „Ihr solltet dem Mädchen einfach wieder seinen Hund zurückgeben und munter eurer Wege gehen“, meinte Griffin mit einem eindeutig drohenden Unterton. „Am besten vergesst ihr das Ganze.“ Ich konnte angesichts dieser lahmen Taktik nur die Augen verdrehen. Womöglich mochte der Bengel es einfach nicht besser wissen, aber Kagome war hartnäckiger als ein Krokodil, das sich an einem Zebra festgebissen hatte. So ohne weiteres würde sie sicherlich nicht loslassen und fröhlich trällernd davon hüpfen. „Du sagst mir jetzt auf der Stelle, was hier los ist, oder ich schwöre dir, dass du es bitter bereuen wirst!“, knurrte die Miko wie eine gereizte Schlange. „Steckst du mit dieser Teufelin etwa unter einer Decke oder hast du sie sogar hierher gerufen? Ist etwa ein neues Beschwörungshorn aufgetaucht?“ Schön wär’s gewesen … Dann hätte ich einfach irgendwen abmurksen können und wäre danach unbekümmert in die Hölle zurückgekehrt. „Das hat euch nicht zu interessieren“ entgegnete Griffin arrogant. „Wenn euch der Köter irgendetwas bedeutet, dann gebt ihn uns zurück, ansonsten wird es ihm schlecht ergehen. Wesen wie er sind austauschbar.“ Bei diesen Worten erhellte sich meine Miene, während Inuyasha gar nicht so recht begeistert wirkte. Kagome hingegen schnaubte nur verächtlich. „Das könnte dir so passen! Ich nehme von so einem laufenden Meter, den selbst mein kleiner Bruder in die Tasche stecken könnte, sicher keine Befehle entgegen!“ Sie presste den Hanyou enger an ihre Brust. „Und nur so als gutgemeinter Ratschlag: Trau Rasia nicht! Sie ist ein tückisches Biest!“ Damit hatte sie durchaus Recht. Nur war ihr offenbar nicht klar, dass dies auch Griffin absolut bewusst war. „Na fein, wie du willst“, meinte der Dreikäsehoch zähneknirschend. Er warf einen Blick zu der Partygesellschaft, um festzustellen, ob sich jemand in unmittelbarer Nähe aufhielt, und wandte sich, nachdem er keinen entdeckt hatte, wieder der Miko zu. „Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“ Er murmelte kurz ein paar Wörter auf Altbabylonisch … und schon nahm der Spaß seinen Lauf. Wie schon bei dem Gnom, der Griffins Befehl missachtet hatte und dafür ordentlich in die Mangel genommen worden war, erging es nun auch Inuyasha. Aus dem Siegel, das irgendwo auf der Unterseite seiner Pfote versteckt war, schossen plötzlich scharfe Blitze und attackierten den Hanyou. Der Köter jaulte auf, ebenso wie Kagome, die Inuyasha vor Schreck und sicher auch vor Schmerz fallen ließ. Wie ein schlaffer Mehlsack landete er auf dem Boden, wo er einfach liegenblieb und sich vor Pein winselnd wand. Grinsend beobachtete ich das Schauspiel. Ich hatte schon lange nicht mehr so etwas Gutes zu Gesicht bekommen. Kagome schien mir aus ziemlich unmissverständlichen Gründen nicht ganz so angetan von der Vorstellung zu sein. „Hör auf, bitte!“ Flehend schaute sie zu Griffin. „Was auch immer du tust, hör auf damit! Du bringst ihn noch um!“ Das war ja auch Sinn der Sache, Schätzchen. Diese Menschen hatten wirklich eine verdammt lange Leitung. Während Kagome offenbar am überlegen war, ob sie nicht vor meinem Mini-Meister auf die Knie sinken sollte, stand Miroku einfach nur daneben und schien sich ausgesprochen hilflos zu fühlen. Er hielt zwar irgendeine Banderole in der Hand, war sich aber augenscheinlich nicht sicher, ob oder wie er das komische Teil verwenden sollte. „Ich schlage einen Deal vor“, meinte Griffin schließlich voller Großzügigkeit und mit dem wohl überheblichsten Lächeln der Welt. „Wenn ihr zustimmt, darf er am Leben bleiben.“ Kagome nickte eifrig, ihren sorgenvollen Blick auf Inuyasha gerichtet. Griffin sprach daraufhin den Gegenzauber und die peinigenden Blitze verschwanden, als hätten sie nie existiert. Trotzdem war das Ganze nicht spurlos an Inuyasha vorbeigegangen, wie man sofort erkennen konnte. Sein Fell war stark angesengt und die Tortur hatte ihm das Bewusstsein geraubt. Dennoch atmete Kagome erleichtert aus, während ich missmutig meine Mundwinkel nach unten zog. Ach Menno. Konnten Menschen nicht einmal das durchziehen, was sie begonnen hatten? War es wirklich so schwer, einem armen gepeinigten Teufel wie mir mal eine kleine Freude zu machen und fröhlich ein schönes Massaker anzurichten? Aber was hatte ich auch anderes erwartet? Immerhin hatte er nach Emmeretts Aussage bereits zwei Diener verloren und dann einen dritten ohne weiteres abzumurksen, war sicherlich nicht besonders produktiv. Außerdem war es mehr als offensichtlich, dass er nie vorgehabt hatte, Inuyasha einfach so in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Es sollte bloß so aussehen, damit Kagome ordentlich der Schreck in die Glieder fuhr. Dennoch … schön wär’s gewesen. „Was hast du getan?“ Das Mädel mit dem kurzen Rock funkelte meinen Herrn und Meister vorwurfsvoll an, während sie sich neben Inuyasha kniete. Sie streckte vorsichtig die Hand aus, wagte es dann aber doch nicht, ihn anzufassen. Im Grunde kaum verwunderlich, im Moment sah er dermaßen zerbrechlich aus, dass man befürchten musste, dass er bei der nächsten Windböe auseinanderfiel. „Irrelevant“, meinte Griffin hochtrabend. „Wichtig für euch ist nur, dass ich die Kontrolle über Inuyasha habe. Und zwar vollständige Kontrolle. Ich entscheide über sein Leben und auch über seinen Tod. Und wenn ihr nicht wollt, das letzteres frühzeitig eintrifft, müsst ihr tun, was ich von euch verlange.“ Er begann, an seinem Kragen herumzuzupfen, und schien sich dabei mächtig toll vorzukommen. „Ihr werdet niemanden erzählen, was ihr hier in den letzten zehn Minuten erfahren habt. Rasia habt ihr schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und auch Inuyasha bleibt weiterhin verschwunden, ist das soweit angekommen?“ Kagome nickte bloß, immer noch etwas unter Schock, während Miroku übellaunig sein Gesicht verzog und offenbar ebenso wenig begeistert war wie ich, Befehle von einem Knirps entgegenzunehmen. „Ihr werdet einfach eurer Wege gehen und uns nicht weiter belästigen“, fuhr Griffin fort. „Wenn ich erfahre, dass ihr geredet habt – und seid gewiss, ich würde es erfahren –, habt ihr Inuyashas Leben verspielt. Und solltet ihr auf die Idee kommen, uns zu verfolgen, kann ich euch nur davon abraten. Meine Diener sind nicht gerade friedliebend und mit ein paar Menschen kurzen Prozess zu machen, wird für sie ein wahres Vergnügen sein.“ Da musste ich ihm ausnahmsweise mal Recht geben. „Und nun verschwindet!“, brüllte Griffin mit erhobener Stimme, beinahe so, als wollte er einen anhänglichen Hund verjagen. „Aber …“, meinte Kagome. „Verschwindet!“ Um seine Drohung noch zu unterstreichen, ließ er ein paar kleinere Blitze aus Inuyashas Siegel zucken. Kagome sprang sofort hastig auf, packte den Mönch am Arm und zog ihn mit sich in Richtung Menschenmenge. „Und erzählt es niemanden!“, rief ihnen Griffin noch hinterher, kurz bevor sie in dem großen Auflauf verschwanden. Daraufhin setzte der Junge ein zufriedenes Lächeln auf. „Siehst du, so muss man mit denen umspringen. Die sehen wir so schnell nicht wieder!“ Ich hob eine Augenbraue. Nicht nur, dass er sich dazu herabließ, einem Teufel Tipps zu geben im Bezug auf den Umgang mit Menschen, darüber hinaus war er dumm genug zu glauben, dass er damit Kagome und die anderen Pestbeulen nun endgültig los sei. Ich hätte ihm nun natürlich sagen können, dass diese Bande nicht so schnell aufgeben und sie uns eher über den Weg laufen würde, als uns lieb war, doch ich hielt mich zurück. Sollte der Trottel das doch selbst herausfinden! Nach einen kurzen Blick auf Griffin, der selbstgefällig in die Gegend starrte und wohl noch auf einen Applaus von Gott oder irgendwen anders wartete, kniete ich mich hin und hob den schlaffen Körper Inuyashas hoch, penibel darauf achtend, dass ich sein kleines Köpfchen noch rasch gegen einen größeren Stein donnerte. Immerhin wollte ich auch ein bisschen Spaß haben. „So, dann hoffe ich mal, dass die nächsten üblen Überraschungen noch eine Weile auf sich warten lassen“, meinte Griffin seufzend. Und wie es nun mal kommen musste, kündigte sich just in diesem Moment die nächste Überraschung an. Das Zittern der Erde war das erste unheilvolle Zeichen, gefolgt von einem hellen Licht, das mitten im Menschenauflauf auftauchte und auf die Größe eines Tannenbaums anschwoll. Panik brach unter den Versammelten aus, ihr Gekreische fraß sich regelrecht durch mein Trommelfell. Die meisten der Anwesenden stürmten schreiend davon, während sie irgendwas von ‚Dämonen’ und ‚Monstern’ faselten. Ihrer schnellen Reaktionsfähigkeit entnahm ich, dass sie wohl öfter mit Youkai in Kontakt gekommen waren und somit das Wegrennen perfekt beherrschten. Einige wenige Mutige griffen nach irgendwelchen drittklassigen Waffen, die wahrscheinlich nicht mal einen Waschbären erschreckt hätten, und bezogen in sicherer Entfernung Stellung, darauf harrend, was da noch alles folgen würde. Mit aschfahlen Gesichtern ließen sie die riesige, leuchtende Kugel keinen Moment aus den Augen. Die versammelten englischen Herrschaften hingegen wussten nicht so recht, was sie davon halten sollten. Den Umgang mit Dämonen waren sie nun überhaupt nicht gewöhnt, sondern vielmehr das behütete Leben an der Spitze der Nahrungskette. Somit starrten sie zunächst das Licht verblüfft an, sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegend. Einige gaben sogar bewundernde Laute von sich, wohl in der Annahme, es handele sich um irgendeine Schau, die ihnen zu Ehren abgezogen wurde. Als jedoch die Japaner hastig das Weite suchten, begriffen auch die Briten, dass irgendwas nicht stimmte. Unsicher wichen sie zurück. „Was ist denn das schon wieder?“, fragte Griffin stöhnend. Dass er als einer der wenigen nicht die Nerven verlor, fiel bei dem ganzen Kuddelmuddel gar nicht weiter auf. „Ich könnte es dir sagen“, meinte ich seufzend. „Aber eigentlich ist mir gerade mehr danach, Selbstmord zu begehen.“ Wieso nur immer ich? Womit hatte ich das bloß verdient? Das Licht verblasste so schnell, wie es gekommen war, in seiner Mitte nun eine schlanke Gestalt präsentierend, die sich neugierig umschaute. Ein Lächeln war auf das Gesicht des Neuankömmlings gepappt, wie ich es schon seit jeher hasste. „Komme ich gerade ungünstig?“, fragte er unschuldig. Ich knirschte mit meinen Zähnen. Was für eine dämliche Frage, der Kerl kam immer ungünstig! „Ich habe es dir von Anfang an gesagt, mein kleiner Meister, der Idiot bringt nichts als Ärger“, zischte ich Griffin ungehalten zu. „Aber wie so üblich hört mal wieder keiner auf mich. Hättest du dir meinen Ratschlag zu Herzen genommen, hätte dieser Schwachkopf jetzt nicht deine Party gesprengt und dich vor versammelter Mannschaft entblößt.“ Im Grunde hatte es der Gartenzwerg auch gar nicht anders verdient. Ich war wirklich gespannt, wie Griffin sich da wieder rauszureden gedachte. „Wovon sprichst du?“ Der Knirps starrte mich verständnislos an. Ich seufzte nur genervt. War er tatsächlich so schwer von Begriff? „Du hast meinen alten Herrn doch hierher gerufen, oder etwa nicht?“ Ich deutete auf den Teufel, der dazu übergegangen war, interessiert das Büffet zu betrachten, während er einen Bauern nur zwei Meter entfernt von ihm mit einer Mistgabel in der Hand und den wohl laut schlackerndsten Knien der Welt keinerlei Beachtung schenkte. „Das ist dein Vater?“, hakte Griffin ungläubig nach. Traurig, aber wahr … Verwandtschaft konnte man sich nun mal nicht aussuchen. Oder umbringen. Verflixte Gesetze! „Ihr Menschen habt merkwürdige Speisen.“ Shimo hatte offensichtlich die Analyse des Büffets abgeschlossen und war nun erpicht, seine weltbewegenden Erkenntnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dass ihn alle, die nicht die Flucht ergriffen hatten, schon seit seinem Erscheinen mit weitaufgerissenen Augen anstarrten, kümmerte ihn nicht weiter. Typisch Shimo! Selbst wenn ihm jemand den Kopf abschlagen sollte, würde er dies wahrscheinlich erst Tage später bemerken. „Also, wo ist nun das dreiste Bürschchen, das meine Tochter entführt hat?“ Neugierig sah er in die Runde, während die Runde ihn seinerseits geschockt anglotzte. „Die magische Spur reicht bis hierher, hier stinkt es geradezu danach.“ Na ja, der Gestank kam wohl eher von den Schweißausbrüchen der zurückgebliebenen Pseudo-Mutigen. „Tja, Griffin Schätzchen, was tust du jetzt?“, flüsterte ich. Trotz des Auftauchen meines Vaters schlich sich doch ein Lächeln auf meine Lippen – immerhin steckte Griffin nun in ernstzunehmenden Schwierigkeiten. „Wenn Shimo dich erkennt und zur Rede stellt, werden deine dummen, englischen Freunde von deinem kleinem Hobby erfahren. Es wäre sicher interessant zu sehen, wie Winston dich in der Luft zerreißt.“ Ich hörte Griffin laut schlucken, während er gleichzeitig sein Gehirn zum rauchen brachte, um irgendwie heil und unversehrt aus der Situation herauszukommen. Ich währenddessen grinste weiter vor mich hin. Mein alter Herr brauchte sich nur etwas zur Seite zu drehen und schon hätte er mich, den bewusstlosen Hanyou in meinen Armen und den nervösen Bengel neben mir genau im Sichtfeld. Und dann würde Griffin wirklich in Erklärungsnot geraten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)