Höllenqualen von Nochnoi (Rasia Reloaded - Fortsetzung zu "Pakt mit der Hölle") ================================================================================ Kapitel 9: Ungewöhnliche Gesprächspartner, grummelige Hunde, das ultimative Schreckensreich und ein seltsamer Modegeschmack --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Shimo wartete bereits auf der Lichtung. Er hockte auf dem hohen Gras, das von widerlich quietschbunten Blümchen übersät war, und sprach mit einem Kaninchen, welches an dem Grünzeug mümmelte und meinen Vater verdutzt anstarrte. Wahrscheinlich philosophierte dieser Idiot gerade über die derzeitige politische Lage der Hölle, während das Häschen sich fragte, ob Shimos Haare essbar waren. „Ist dein Vater ein wenig geistesgestört?“, fragte Griffin mich, als er dieses ungewöhnliche Bild erblickte. Ich konnte darauf nur stöhnen und die Augen verdrehen. Hatte ich das durch meinen lautstarken Protest und meine immerwährenden Aussagen, dass Shimo ein kompletter Volltrottel mit schwerem Realitätsverlust war, nicht mehr als deutlich gemacht? Hätte ich es mir auf die Stirn tätowieren sollen, damit er mich endlich für voll nahm? „Sag mal, kann ich jetzt eigentlich mein süßes Zuckerpuppenimage ablegen?“, fragte ich, auf Griffins Beschränktheit nicht weiter eingehend. „Es sind keine Menschen mehr in der Nähe, zu dem blöden Bankett werden wir hoffentlich auch nicht zurückgehen und abgesehen davon zwickt dieser blöde Kimono ganz schön.“ Und außerdem wollte ich mal wieder ordentlich fluchen, ohne Gefahr zu laufen, vom Siegel angegriffen zu werden. Aber diesen Punkt ließ ich lieber außen vor, Griffin schien eine mir völlig unverständliche Abneigung gegen mein Schimpfwörterrepertoire zu haben. „Na fein“, meinte Griffin großzügig. „Ihr könnt euch wieder zurückverwandeln. Das ist wahrscheinlich auch das Beste.“ Ich konnte mir ein fröhliches Grinsen nicht verkneifen. Sanft wie eine liebevolle Mutter ließ ich den immer noch benommenen Inuyasha auf den Boden plumpsen, wo er mit verrenkten Gliedern liegenblieb und ein klägliches Brummen von sich gab. Ich beachtete den grummeligen Hanyou nicht weiter, sondern schloss meine Augen und ließ die Magie durch meinen Körper strömen. Mein ganzer Leib erwärmte sich, als meine Gestalt sich wieder in die altbekannte Form zurückverwandelte. Aus und vorbei war es mit der flachbrüstigen, naiven Unschuld vom Land, die immer lieb lächelte und dumm wie ein Vogel in der Gegend herumzwitscherte. Glücklich seufzend streckte ich meine Arme und Beine. Es war klasse, wieder groß, lasziv und teuflisch zu sein. Und ich hoffte sehr, dass Griffin mir kein weiteres Mal befehlen würde, meine Gestalt zu ändern. „Und was ist mit Inuyasha?“, hakte mein Meisterchen nach. Ich schaute hinab auf das weiße Wollknäuel, das in der Zwischenzeit ächzend versucht hatte, sich auf die vier Pfötchen zu stellen und dabei kläglich gescheitert war. Schwer wie ein Mehlsack plumpste er wieder ins hohe Gras, leise vor sich hinknurrend. „Was ist mit ihm?“, erkundigte ich mich. „Er ist noch immer ein Welpe!“ Der Junge war auch wirklich ein Blitzmerker. „Ganz recht“, bestätigte ich lächelnd. „Und hättest du vielleicht die Güte, ihm ebenfalls seinen alten Körper zurückzugeben? In dieser Gestalt wirkt er irgendwie nicht besonders furchterregend. Die anderen Dämonen werden uns auslachen.“ Ehrlich gesagt fand ich ihn als weißen Kuschelköter um einiges angsteinflößender als als großen, griesgrämigen Kerl mit Hundeohren. Aber vielleicht war das auch nur die Meinung eines Teufels, der beim Anblick alles Süßem und Knuddeligem das Bedürfnis verspürte, sich das Essen noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Jedoch konnte ich mich Griffins Befehl nicht verweigern, so gern ich Inuyasha auch in diesem Körper belassen und ihn damit zur Weißglut getrieben hätte. Ich legte dem knuffigen Hundebaby die Hand auf den Kopf und ließ der Magie freien Lauf. Innerhalb eines Sekundenbruchteils wuchsen Inuyashas Glieder rapide an und der mir nur allzu bekannte und verhasste Hanyou mit seinem roten Fummel und dem langen Gartenmesser war wieder da. „Ach, ist das nicht der Sohn des Hundefürsten?“ Shimo war inzwischen zu uns hinüberspaziert, als sein Gesprächspartner abgehauen war, um einer heißen Hasenbraut hinterher zu jagen und mit ihr in einer Höhle wahrscheinlich viele kleine Hasenbabys zu produzieren. Durchaus verständlich, dass solch eine Beschäftigung etwas interessanter war als eine einseitige Diskussion über die politische Situation in der Hölle. Mein Vater trat an den Hanyou heran und tippte ihn kurz mit seiner Stiefelspitze an, woraufhin Inuyasha ein komisches Brummgeräusch von sich gab und irgendwas ins Gras nuschelte. Keine Ahnung, was dieser Idiot da von sich gab, aber irgendwie klang es nicht nach einer Ode an die Sonne. „Was macht er denn hier?“, wollte mein Vater wissen. „Das ist alles ein schrecklicher, furchtbarer, entwürdigender und entsetzlicher Zufall“, erklärte ich ihm knapp die Situation. „Oder aber es ist Schicksal, ich weiß nicht genau. Auf jeden Fall ist es schrecklich, furchtbar, entwürdigend und entsetzlich.“ Zwar nicht ganz so schrecklich, furchtbar, entwürdigend und entsetzlich wie meine Blutsverwandtschaft mit Shimo, aber es war nahe dran. Irgendwie verspürte ich schon wieder das Verlangen, mich zu erhängen. „Also, Kleiner“, Shimo hatte sich inzwischen an Griffin gewandt, während ich selbst noch etwas im Selbstmitleid ertrank, „ich weiß ganz genau, wieso du mich hierher bestellt hat. Ich bin nicht dumm.“ Bei diesem Kommentar entschlüpfte mir verständlicherweise ein verächtlicher Lacher. „Du hast sicherlich nicht die Spur für mich hinterlegt, damit ich dich schneller finden und töten kann, nicht wahr?“ Shimo schnaubte. „Du benutzt also meine Tochter als Druckmittel, um mich zu zwingen, mich deiner tollen, kleinen Armee anzuschließen, ist das soweit richtig?“ Wow, ich war beeindruckt. Er hatte alle Zusammenhänge verknüpft und war sogar zu einem logischen Ergebnis gekommen. War er jetzt vielleicht endlich in medikamentöser Behandlung? „Das ist absolut richtig“, meinte Griffin hochtrabend. „Und du brauchst mich gar nicht so vorwurfsvoll anzusehen, Teufel. Ich tue nichts moralisch Verwerfliches. Wahrscheinlich ist Gott sogar stolz auf mich, dass ich euch schwarze Schergen benutze, um dieses Land zur Ordnung zu verhelfen.“ Ich hob skeptisch eine Augenbraue. Glaubte der Dreikäsehoch diesen Quatsch etwa wirklich? Irgendwie schon bedauerlich, so ein schwer gestörter Geist mit Allmachtsfantasien. „Und du denkst wirklich, dass ich auf diesen Handel eingehe?“, fragte Shimo. Seine Stimme hatte einen merkwürdigen Unterton, fast schon scharf und giftig. Entsann er sich jetzt endlich nach knapp fünftausend Jahren, dass er eigentlich ein gewissenloser und bösartiger Teufel und kein weichgespülter Waschlappen war? Erstaunlich, aber offenbar schien die Entführung seiner Tochter und die Benutzung des verfluchten Siegel des Helios doch tatsächlich teuflische Anwandlungen bei ihm zu wecken. „Du hast keine andere Wahl“, sagte Griffin mit geschwellter Brust. Ihn kümmerte es augenscheinlich wenig, dass er ein gutes Stück kleiner und schmächtiger war als mein alter Herr und Shimo im Grunde nur zu niesen gebraucht hätte, um den Bengel von den Füßen zu reißen. „Wenn du dich nicht meinem Willen beugst, wird Rasia unerträgliche Qualen erleiden und schließlich den Tod als Erlösung empfinden. Ich werde sie erbarmungslos in die Hölle schicken!“ Während sich auf meinen Lippen ein strahlendes Lächeln bildete, schien Griffin seinen Fehler zu erkennen und korrigierte hastig: „Äh, in den Himmel, meine ich.“ Schade. Er hätte mich ruhig in die Hölle schicken können, da hatte ich wirklich nichts gegen. Aber in den Himmel? Oh nein, nur über meine Leiche! Ich hatte schon mit einigen Teufel geredet, die sich in dieses Schreckensreich begeben hatten, und alle hatten mit aschfahlen Gesichtern vom Grauen des Himmels erzählt. Hell und strahlend, von allen Seiten dröhnte Dudelmusik einher und überall liefen diese Irren mit ihren Bettlaken, den glänzenden Heiligenscheinen und ihren Musikinstrumenten durch die Gegend. Da hätte ich lieber freiwillig meine 47 oder 48 Neffen und Nichten bei mir zu Hause aufgenommen und mich ab jetzt von ihnen ‚Mama’ nennen lassen, als auch nur einen Fuß in den gottverdammten Himmel zu setzen! „Du bluffst doch nur“, meinte Shimo. „Du brauchst Rasia noch. Hättest du dir sonst die Mühe gemacht, sie aus der Hölle zu holen?“ Griffin schien ertappt, offenbar lag ihm kein dazu passender Kommentar auf den Lippen. Ich konnte währenddessen meinen Vater einfach nur erstaunt anschauen und mich über seine untypische Gehirnaktivität wundern. Anscheinend stand er wirklich unter Drogen. „Nun gut, ich gebe zu, ich würde Rasia wirklich ungern opfern“, erklärte Griffin zähneknirschend. „Aber ich würde es dennoch tun, so unersetzbar, wie du glaubst, ist sie schließlich nicht. Teufel wie sie gibt’s wie Sand am Meer, habe ich mir sagen lassen.“ Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich diesen Knirps liebend gern erwürgt und massakriert hätte? „Außerdem habe ich Gewalt über sie, vergiss das nicht.“ Griffins Stimme klang wieder so arrogant wie eh und je. „Ich könnte ihr befehlen, dich zu töten. Und weder sie noch du könnten das irgendwie verhindern. Du armer Wicht wärst dann tot, während deine Tochter verrückt werden würde vor Schuldgefühlen und Verzweiflung.“ Schuldgefühle? Verzweiflung? Ich hätte eine Party gefeiert, wäre mein stupider Erzeuger endlich ins Jenseits übergegangen. Das wäre zum glücklichsten Tag meines Lebens geworden. Ich grinste vor mich hin und hoffte, dass Shimo weiter unnachgiebig blieb, sodass ich ihn in kleine Häppchen schneiden könnte. „Oder ich zwinge sie, vor deinen Augen ihre Mutter umzubringen“, fuhr Griffin fort. Mein Grinsen verschwand sofort. Gegen Tyaria hätte ich nicht den Hauch einer Chance, das wäre dann eher mein Todesurteil gewesen. Ich sah es geradezu vor mir, wie sie mich lachend in winzig kleine Stückchen sprengte. Vielleicht war es doch langsam an der Zeit, dass Shimo klein beigab. „Oder wie wäre es mit all den netten Kindern, die sich bei meinem Besuch in der Hölle in Rasias Garten getummelt haben?“, meinte Griffin. „Das wären doch nette Zielscheiben.“ Shimos Gesicht nahm einen Ausdruck an, den man halbwegs als finster bezeichnen konnte. „Du willst wirklich Kinder ermorden?“ „Teufel!“, verbesserte Griffin. „Ob nun Kinder oder Erwachsene, die sind doch alle gleich.“ Ich warf einen Blick auf meinen Vater. Er machte den Anschein, als wollte er nachgeben, um seine Familie zu beschützen, und mir war nicht so recht klar, ob ich das nun gutheißen konnte oder nicht. Einerseits waren sein Mitgefühl und seine Zuneigung zu seinen Verwandten extrem unteuflisch und beweißten mal wieder mehr seine Inkompetenz. Außerdem hätte ich dann an seiner Seite in Griffins Privatarmee kämpfen müssen und darauf hatte ich nun gar keinen Bock. Aber andererseits hatte ich irgendwie noch weniger Lust, meine Nichten und Neffen umzubringen. Die Gören waren zwar extrem nervig, doch sie gleich zu töten, erschien mir doch etwas drastisch. Und wer hätte dann sonst meinen Garten von lästigen Kobolden und anderem Ungeziefer befreit? „Na gut“, ergab sich mein Vater schließlich. „Aber vielleicht solltest du dich mal fragen, Kleiner, wer von uns eigentlich der größere Teufel ist? Wir, die so geboren wurden, oder eher du, der du bereit bist, unschuldige Kinder zu töten?“ Einen Moment sah es wirklich so aus, als hätte Shimos Moralpredigt eine Auswirkung auf Griffin, mochte sie auch noch so gering sein, aber schnell hatte der englische Pickel wieder seine harte Miene aufgesetzt. Er trat auf meinen Vater zu und berührte dessen rechten Handrücken. Kurz darauf erschien das Siegel des Helios auf seiner Haut, mit einer mindestens genauso blassen Färbung wie meines. Ich seufzte schwer. Jetzt war’s amtlich, mein Vater und ich spielten momentan in derselben Liga. Konnte es noch schlimmer werden? Als sich Inuyasha ächzend und stöhnend neben mir aufrappelte, war meine Frage damit zur Genüge beantwortet. Es konnte in der Tat noch schlimmer werden! Hätte der Köter nicht noch ein paar Stunden, Tage oder Jahrhunderte durchschlafen können? „Du … du weißt nicht, worauf du dich da einlässt“, erklärte er Griffin mit rauer Stimme. Sein hübsches Silberhaar sah aus, als hätte eine ruppige Krähe versucht, sich daraus ein Nest zu bauen, und seine Augenringe reichten fast bis zum Boden. Auch machte es den Anschein, als hätte er Mühe, sich ganz aufzurichten. Aber abgesehen von diesen nicht besonders nennenswerten Wehwehchen ging es diesem Mistkerl leider wieder viel zu gut! War es wirklich zuviel verlangt zu sehen, wie er ein bisschen Blut spuckte, einer seiner Arme abfiel oder eine gebrochene Rippe aus seinem Körper ragte? „Mir ist sehr wohl bewusst, dass Teufel verräterische, heimtückische, schwarze Seelen sind – sofern sie überhaupt so etwas wie eine Seele besitzen“, meinte Griffin. „Ich weiß, worauf ich mich einlasse, du kannst dir deine Ratschläge also sparen.“ Inuyasha schnaubte, was ihm aber offenbar sehr in der Kehle schmerzte, woraufhin er sein Gesicht verzog. Ich beobachtete genüsslich, wie das Hündchen unter seinen Verletzungen zu leiden hatte. „Ist dir auch klar, dass … dass die beiden völlig geistesgestört und verrückt sind?“, erkundigte sich Inuyasha, der anscheinend all seine Kraft aufbringen musste, um nicht zu Boden zu sinken. Ich zog derweil meine Mundwinkel nach unten. Also wirklich! Diese Beschreibung traf zugegebenermaßen bestens auf meinen Vater zu, aber meine Wenigkeit musste weit davon distanziert werden. Als ob ich verrückt wäre … „Darf ich vielleicht erfahren, was für Ziele unser neuer Herr eigentlich verfolgt“, meldete sich Shimo. Er nahm Griffin intensiv ins Visier. „Die Gunst einer schönen Frau, die neuste Modekollektion aus Paris oder doch gleich die Weltherrschaft?“ Während Griffin ihm mit hochtrabenden Worten und Gesten von seinen phänomenalen Plänen erzählte und Inuyasha zu einem Felsbrocken humpelte, auf dem er sich keuchend niederließ, wanderte mein Blick nach links, wo sich einige Gestalten durch das Blätterwerk eines Busches kämpften, um auf die Lichtung zu gelangen. Mit Wohlwollen betrachtete ich, wie die riesigen Füße Shenyts die ekelerregenden Blümchen zerquetschten. Unbeeindruckt bahnte er sich mit großen Schritten seinen Weg, während der kleine Calyr Probleme hatte, ihm zu folgen. Der Gnom wirkte ziemlich abgehetzt, was darauf schließen ließ, dass Shenyt keine Rücksicht auf seine kurzen Beine genommen hatte. „Griffin-Meister, da seid ihr ja endlich!“, sagte Shenyt mit seiner dröhnenden Stimme. „Wir haben die ganze Zeit darauf gewartet, dass Ihr dieses dumme Menschen-Bankett verlasst. Es war entsetzlich langweilig, die ganze Zeit zu warten.“ Meine Güte, der dumme Ochse hatte, als Griffin sich in der Hölle herumgetrieben hatte, ganze zwei Wochen auf seinem Allerwertesten gesessen und nichts weiter getan als zu warten! Waren da plötzlich schon zwanzig Minuten zuviel des Guten? „Ihr wart aber extrem schnell!“, meinte Griffin anerkennend. „Gute Arbeit! Und, was habt ihr mir zu berichten?“ Shenyt trat zur Seite und entblößte damit eine dritte Gestalt, die sich in seinem Windschatten versteckt hatte. Es war eine zierliche Frau, gerade mal ein paar Zentimeter größer als Griffin, mit zerzausten roten Haaren, violetten Augen und spitzen Ohren. Ihre Kleidung, ein dunkelblauer Kimono, wirkte irgendwie extrem angesengt, nur gerade so konnte man die Farbe erahnen. Was auch immer die Kleine erlebt hatte, es war offenbar hoch hergegangen! „Hisa!“, stieß Griffin aus. Fassungslos betrachtete er seine äußerst mitgenommene Dienerin, welche wiederum ihren Herr und Meister mit hasserfüllten Augen musterte. Offenbar war die Gute auf den Knirps gerade nicht allzu gut zu sprechen – kein Wunder, immerhin war es Griffins Befehl gewesen, der sie in diese feurige Lage gebracht hatte. Shimo währenddessen schaute Hisa interessiert an. „Ihr Erdenfrauen habt irgendwie einen seltsamen Modegeschmack. Ist es gerade bei euch angesagt so auszusehen, als sei neben einem eine Bombe explodiert?“ Hisa warf Shimo einen giftigen Blick zu. „Bist du etwa der Teufel aus der Hölle?“ Sie wandte sich abrupt an mich und fragte: „Hat er das gerade ernst gemeint oder war das nur ein schlechter Witz auf meine Kosten?“ Ich lächelte schwach. „Ich fürchte, er hat das völlig ernst gemeint. Er ist etwas krank im Oberstübchen, weißt du?“ Bevor Hisa weiter nachhaken konnte, räusperte sich Griffin vernehmlich, um somit die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Mit unseren neuen Mitgliedern kannst du dich später anfreunden, Hisa. Jetzt möchte ich erstmal wissen, was überhaupt passiert ist? Wo ist Akako?“ Hisas Augen verfärbten sich rot. „Tot!“, stieß sie wütend hervor. „Tot, tot, tot! Und es ist alles deine Schuld, du dreckiger Wicht!“ Griffin wirkte wenig beeindruckt. Natürlich schmerzte ihn der Verlust einer Dienerin, aber eine Verantwortlichkeit für ihren Tod sah er nicht. Ich schätzte mal, dass das Ableben eines Youkai, ob nun durch sein Verschulden oder nicht, ihm keine schlaflosen Nächte bescheren würde. „Und wie ist das geschehen?“, fragte er nach. Hisa schien Griffins Herzlosigkeit regelrecht auf die Palme zu bringen. Sie wollte sich schreiend auf ihn stürzen, aber Shenyt konnte die zierliche Gestalt mit bloß einer seiner Pranken umfassen und somit an ihrem Vorhaben hindern. „Lass mich los!“, schrie sie und zappelte wie verrückt im Griff des Riesen. „Dieser Mistkerl hat meine Schwester auf dem Gewissen, dafür wird er bezahlen! Ich werde diesen Wurm einen Kopf kürzer machen!“ Ich hatte Mitleid mit der armen Dämonin. Sie war genau wie ich (und auch all die anderen Trottel) bloß ein Opfer dieses größenwahnsinnigen Magiers. Würde ich früher oder später auch so herumschreien? „Ich verstehe, dass du ihn umbringen willst, aber damit tust du auch uns weh“, redete Shenyt auf die tobende Hisa ein. Die Youkai schien seine Worte zunächst nicht gehört zu haben, dann aber stöhnte sie auf und entspannte sich wieder. Als Shenyt sie schließlich losließ, sank sie kraftlos zu Boden. „Was ist geschehen?“, fragte Griffin nach. „War es einer von Emmeretts Männern?“ Hisa nickte. „Er war … einfach furchtbar. Er hatte so ungeheure Kräfte. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen.“ Ich musste an Saphiel denken, den Engel, den Emmerett sich aus dem Himmel gepflückt hatte. Der Knabe mochte harmlos ausgesehen haben, aber die Kerle waren ganz gewiss nicht zu unterschätzen. Dämonen Angst einzujagen war auf jeden Fall für sie ein Kinderspiel. „Und das Juwel?“, bohrte Griffin weiter. Hisa bedachte ihn mit einem finsteren Blick, antwortete aber wie geheißen: „Das, was wir gespürt haben, war nicht das komplette Juwel. Nur zwei Splitter, die in den Beinen eines Wolfes gesteckt haben.“ Ich bemerkte, wie Inuyasha bei diesen Worten alarmiert aufblickte. „Bevor wir die Splitter einsammeln konnten, ist dieser … dieser Kerl aufgetaucht und hat uns angegriffen. Akako hat es nicht geschafft …“ Ihre Worte erstarben, die Augen wurden feucht. Ein heulender Youkai – das ich das noch erleben durfte! „Und was ist mit den Splittern?“ Griffin musterte die am Boden kauernde Dämonin gespannt. „Hat Emmeretts Diener sie erwischt?“ Hisa schüttelte den Kopf, während sie sich mit dem Handrücken über ihre tränennassen Augen wischte. „Der Wolf war verdammt schnell und ist abgehauen, noch bevor Akako tot war. Der war über alle Berge.“ Sie schwieg kurz und fügte hinzu: „Es kann natürlich sein, dass dieses Monster ihn hinterher noch erwischt hat. Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.“ Inuyasha machte den Eindruck, als wollte er irgendeinen Kommentar abgeben, doch noch bevor ein Wort seinen Mund verließ, schloss er diesen auch schon wieder. Ich musterte ihn argwöhnisch, woraufhin er mich mit einem düsteren Blick bedachte. „Na fein, na fein.“ Griffin tippte sich gegen das Kinn. „Anscheinend hat Emmerett einen äußerst starken Diener auf seiner Seite. Ausgesprochen stark sogar, immerhin habe ich Hisa und Akako nicht umsonst ausgesucht.“ „Der Engel“, sagte ich sofort. Für mich bestand da kein Zweifel. Auch Griffin schien sich dies bereits gedacht zu haben, er nickte bestätigend. Shimo hingegen schaute verwirrt von einem zum anderen. „Ein Engel? Wölfe mit Splittern? Was ist hier eigentlich los?“ Wenn ich ehrlich war, konnte ich diese Frage auch nicht wirklich zufriedenstellend beantworten. Auch wenn diese Knirpse glaubten, alles unter ihrer Kontrolle zu haben, wurde ich das Gefühl nicht los, als wäre schon längst alles aus dem Ruder gelaufen. Am Ende würden sie einfach alle ihre Diener aufeinander hetzen, bis niemand mehr am Leben war, und sich dann eingestehen müssen, dass diese dämliche Wette einfach nicht zu gewinnen war. Und ich hatte so überhaupt keinen Bock, mich mit Engeln zu kloppen! __________________________________________________ Na ja, wer hat das schon? ;) Ich komm im Moment ziemlich gut mit dem Schreiben voran, darum ging's diesmal was schneller. Aber da ich jetzt bald intensiv an meiner Hausarbeit arbeiten muss und auch das Semester langsam näherrückt, kann ich nicht versprechen, dass das jetzt länger so anhält. Ich werde mich aber trotzdem bemühen ;) Dann vielen Dank für die Aufmerksamkeit und für eure lieben Kommentare ^_______^ Man liest sich im nächsten Kapitel! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)