Akaron von LionessTitanja ================================================================================ Kapitel 5: Grüner Dschungel --------------------------- Kapitel 5 Grüner Dschungel Ein neuer Planet, ein neues Abenteuer. Dieses Mal war das gesamte Heer auf einem Dschungelplaneten gelandet, so weit Titanja das beurteilen konnte, denn es gab weit und breit nur gigantische Bäume. Und riesige Insekten, manche von den Spinnen waren größer als Titanjas Kopf, was sie nicht gerade beruhigte. Außerdem versuchte sie sich krampfhaft daran zu erinnern, wie dieser Planet überhaupt hieß. Titan hatte es ihr erzählt, aber sie hatte es wie immer vergessen. Während sie darüber nachgrübelte und durch den Dschungel streifte, wollte sie in den Himmel schauen, konnte ihn aber nichts sehen, weil die riesigen Kronen der Bäume ihr die Sicht versperrten. Einige der mächtigen Stämme waren so dick wie Einfamilienhäuser und ihre Äste so breit, sodass man bequem drauf hätte laufen können. Titanja war vollkommen fasziniert von soviel Schönheit. Überall gab es was zu sehen; merkwürdige Insekten, geheimnisvolle Pflanzen und wunderschöne Blumen, die auf den Moosbedeckten Ästen der Bäume wuchsen. Titanja konnte kaum den Blick abwenden. Als Titanos mit einer rosa Orchideenblüte auf sie zu kam, fiel ihr auch der Name des Planeten wieder ein. Sein Name ist Lauun. 'Klingt irgendwie wie Kurun', fand Titanja. „ Hier für dich kleine Schwester“, sagte Titanos und steckte sie in Titanjas blondes Haar. Diese freute sich riesig darüber, denn Orchideen wahren ihre Lieblingsblumen, keine Blüte war schöner als diese, fand Titanja und grinste vergnügt. „Danke schön.“ „Dachte mir, dass sie dir gefällt.“ „Wo steckt eigentlich Vater?“ fragte Titanja ihren Bruder stirnrunzelnd. Sie hatte ihn seit ihrer Ankunft auf Lauun nicht mehr gesehen. „Keine Ahnung, er wollte sich eigentlich nur die Gegend ansehen und Kräuter für dich sammeln.“ Antwortete Titanos überlegt. „Na toll“, grunzte Titanja „wieder son bitteres Zeug, igitt.“ Langsam hatte sie es satt, dass sie ständig mit Medikamenten gefüttert wurde. Sie würde sicher auch so wieder gesund werden. „Hab dich nicht so, ist doch nur zu deinem Besten, du stehst kurz vor einer Lungenentzündung, denk dran kleine Schwester.“ „Ja ja ich habs kapiert.“ knurrte sie leicht angesäuert. Wie sie es doch leiden konnte, wenn man sie immer wieder an ihre Verletzungen erinnerte. Über Titanjas Verärgerung amüsiert, tätschelte Titanos ihr den Kopf und wuschelte ihre Haare durcheinander, wofür er nur ein halbstarkes Fauchen erntete. „Titanja!“ rief eine tiefe Stimme von irgendwo zwischen dem Unterholz laut. „Komm her!“ schallte es erneut. Titanja kannte diese Stimme. Es war ihr Großvater, der Heilige Mond, König Tatarus, der sie zu sich rief. Und sie wusste, dass es ratsam war zu gehorchen, denn König Tatarus akzeptierte nur selten ein Nein. Ohne Titanos weiter zu beachten machte sie sich auf den Weg, der Stimme ihres Großvaters nach, der neben einem riesigen Baumstamm stand und auf einen rot-blauen Frosch deutete. Titanja verneigte sich zur Begrüßung ehrfürchtig, so wie es sich gehörte wenn man einem der Heiligen Elementgöttern gegenüberstand. Tatarus nickte anerkennend. Dies war auch das Zeichen für Titanja wieder auf zu stehen. Neugierig beäugte sie den kleinen, bunten Frosch. „Weißt du was das ist Titanja?“ Fragte Tatarus mit seiner brummigen Stimme. „Ja… nein, sieht aus wie ein Giftfeilfrosch?“ Antwortete sie unsicher. „Gut und weißt du auch was man aus seinen Gift alles herstellen kann? „Außer Gegengift nein“. Tatarus seufzte, er hatte ja gewusst das Titanja noch Nachholbedarf hatte aber dass es so schlimm war, hatte er nicht gedacht. Sie hatte leider nie eine richtige Götter Ausbildung bekommen, da sie so lange von ihrer Familie getrennt war. Der Heilige Mond atmete tief ein. Er wusste das Titanja noch einige grundlegende Dinge lernen musste, wenn sie überleben wollte. Und dies würde eine ihrer ersten Lektionen werden. „Ja aber nicht nur, man kann zum Beispiel auch tödliche Giftpräparate herstellen oder Medikamente. Aber wie man daraus Medikamente herstellt überlass ich deinem Vater. Soll ers dir beibringen. Von mir lernst du heute erst einmal wie du überhaupt an das Gift kommst ohne dich selbst zu vergiften und was es für verschiedene Arten von Giften gibt, also hör gut zu“. Und los ging’s. Diese Lektion war für sie lebenswichtig, schon allein deswegen würde Tatarus sie später prüfen um zu sehen ob Titanja es überhaupt begriffen hatte. Titanja legte grinsend ihre pelzigen Ohren zurück. Sie wusste ja das ihr Großvater es nicht so mit Heilmitteln hatte, er vergiftet die Leute lieber. Schließlich war er der Herr der Dunkelheit. Wie würde das denn aussehen, wenn er Medikamente herstellen würde? Schließlich hatte Tatarus einen Ruf zu verlieren. Das wusste auch Titanja. Es dauerte eine ganze Weile bis Titanjas Lektion beendet war. Es war eine Menge die sie sich merken musste. Ob sie das alles behalten konnte? Schließlich redete ihr Großvater ohne Unterlass. Titanja atmete tief durch. Anschließend machte sie sich auf den Weg zurück ins Lager um nach etwas essbarem Ausschau zu halten. Ihr Magen knurrte nämlich schon eine ganze Weile. Titanja hatte Glück, das Essen war bereits angerichtet. Also schlug sie sich mit den Kriegern zusammen den Bauch voll. Tatarus dagegen verschwand wieder in den dunklen Tiefen des Dschungels. Als sich die Krieger satt gegessen hatten ging es weiter. Der Weg durch den Dschungel gestaltete sich sehr schwierig, weil das Unterholz teilweise so dicht war, sodass das Heer einen Umweg machen musste. Man konnte ja nicht den ganzen Dschungel kurz und klein schlagen. Titanja hatte das große Glück das sie hinter ihrem Vater laufen durfte. Auf die Art war der Weg immer frei, weil Titan das Unterholz mit seinen göttlichen Muskeln einfach bei Seite schob, so als wären es Strohhalme. Titanja empfand Diese Kleinigkeit als sehr praktisch, musste sie sich doch nicht aus eigener Kraft den Weg frei machen. Es war auch so anstrengend genug. Immer wenn sie an giftigen oder besonderen Pflanzen und Tieren vorbei kamen erklärte Titan diese seiner Tochter. Auf die Art kam Titanja der Weg nicht so lang vor und die Zeit verging recht schnell. Außerdem lernte sie noch was dabei. Durch den Krach, den das Heer von sich gab wurden die verschiedensten Vögel aufgescheucht, die laut kreischend davon flogen. Einige von denen sahen echt bizarr aus, mit großen hornartigen Wülsten auf dem Kopf und scharfen Krallen. Andere waren bunt. Ihr Gefieder schimmerte in allen Farben und ihre langen Schwanzfedern hingen bis zu einem Meter lang von den Ästen auf denen sie saßen. Nach stundenlangem marschieren machte sich wieder Titanjas Fieber bemerkbar und sie wurde langsamer. Vor ihr begann sich alles zu drehen. Als sie vor Schwäche in die Knie sinken wollte fing Titanos sie auf. „Alles in Ordnung Titanja?“ fragte er besorgt und sah sie fragend an. „Es geht sicher gleich wieder, ich brauch wahrscheinlich nur ne kleine Pause“. „Die Pause kann ich dir zwar nicht geben aber wenn du willst nehme ich dich huckepack.“ Bot sich Titanos besorgt an. Das Heer konnte sich keine Verzögerung mehr leisten. Das wusste auch Titanja und ging nur wiederwillig auf sein Angebot ein. „Danke aber ich bin doch viel zu schwer und werd dich nur behindern.“ Versuchte sie sich noch in letzter Minute raus zu reden, aber es half nichts. Sie musste sich tragen lassen. „Ach was du kleines Leichtgewicht, mach dir darum keine Sorgen“. Er hob Titanja vorsichtig auf seine Schultern und marschierte weiter. Dabei war ihr doch noch immer schwindelig, viel lieber hätte sie eine richtige Pause gemacht um sich etwas auszuruhen. So aber musste sie die Zähne zusammen beißen und das Beste daraus machen. Das was Titanja dann sah entschädigte sie ein bisschen für die ganze Mühe. Von oben hatte sie eine noch bessere Aussicht. ‚Nicht unbedingt die Panorama Sicht aber immerhin etwas’, dachte sie. Erleichtert sank sie ein wenig in sich zusammen und hing ihren Gedanken nach. So bemerkte sie gar nicht, dass Titan plötzlich neben Titanos stand und besorgt fragte. „Was ist denn los? Geht es Titanja nicht gut oder hat sie sich verletzt?“ „Nein verletzt hat sie sich nicht aber das Fieber ist wieder gestiegen und sie brauchte dringend eine Pause, bevor sie zusammen bricht. Also hab ich sie einfach mal eben huckepack genommen.“ Ihr Vater seufzte und schüttelte besorgt den Kopf. Dann drehte er sich um und schickte sich an zu gehen, hielt aber noch einen Moment inne und sagte: „Gut wir machen eine Pause sobald wir eine Lichtung gefunden haben. So lange muss sie noch durchhalten. Pass bitte auf sie auf, ich bin gleich wieder da.“ „Jawohl mein König.“ Titan verschwand wieder im Dickicht des Dschungels und die Truppe marschierte unbeirrt weiter, als ob gar nichts gewesen wäre. Titanja johlte laut auf als plötzlich eine Teller große Spinne auf sie fiel und laut fauchte. Eigentlich hatte sie keine Angst vor Spinnen aber diese war einfach riesig und fauchte noch dazu ekelhaft. Mit ihren langen pelzigen Beinen klammerte sie sich in Titanjas Fell und versuchte unter ihre Kleidung zu krabbeln. Das war zu viel. Titanja fing wild an mit den Armen zu rudern um das Ungetier wieder los zu werden. Doch es half nichts. Das Biest saß bombenfest. Durch das Geschrei wurde nun auch noch ihr Großvater angelockt, der es vorzog weitestgehend allein zu reisen. Mit einem gewaltigen Satz sprang er aus einer der gigantischen Baumkronen und landete stolz und präzise genau neben Titanos und Titanja. „Was soll das Geschrei?“ fragte er mit sorgenvollem Blick auf Titanjas erschrockenes Gesicht. „Spinne, Spinne, nehmt sie ab! Bitte!“ Als Tatarus das Tierchen sah lachte er laut und herzhaft, was ne echte Seltenheit war. Denn meistens war er vollkommen ernst und schlecht gelaunt. „Dann will ich dich mal von dem furchtbaren Biest befreien.“ Sagte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Gesagt, getan. Mit einem geübten Griff schnappte er sich die dicke Spinne und zog sie von Titanja ab, welch darüber sichtlich erleichtert war. Dieses empfand das Tier sicher nicht so. Interessiert beäugte Tatarus die Spinne, welche wütend fauchte und mit den langen Beinen zappelte. „Danke…“ flüsterte Titanja verlegen. König Tatarus sah sie nur grinsend an und stopfte sich das dicke Insekt genüsslich in den Mund. Der Chitinpanzer des Tieres knackte laut als er darauf biss. Angewidert rollte sie mit den Augen. Titanja drehte sich der gesamte Magen um als ihr Großvater genüsslich schmatzend wieder in den Baumkronen verschwand. Am liebsten hätte sie sich übergeben. Titanja konnte den Impuls nur schwer unterdrücken. Und als wäre das nicht schon genug meldete sich jetzt auch noch ihr Bruder zu Wort. „Am appetitlichsten sind sie mit Schokoladen- oder Karamellglasur.“ Und rieb sich schmatzend den Bauch. „Haha sehr witzig, das war doch nicht wohl dein Ernst oder?“ „Doch wars. Die Tiere sind wirklich lecker. Das solltest du unbedingt mal probieren wen wir wieder in Atlantis sind, sonst verpasst du was.“ „Macht nichts, darauf verzichte ich freiwillig.“ Eher würde sie Rosenkohl essen. Das Zeug war schon widerlich genug, aber das eben überspannte den Bogen. ‚So etwas Widerliches esse ich nicht’, dachte sie sich und versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Plötzlich blieb das Heer stehen. Was war los? Titanja versuchte von ihrem erhöhten Standpunkt aus zu erkennen was passiert war, aber das dichte Unterholz versperrte ihr die Sicht. Vom Anfang des Trupps drang wildes Stimmengewirr zu ihnen vor. Titanos knurrte mürrisch. „Tarock! Hier pass bitte kurz auf Prinzessin Titanja auf, ich geh mal nachgucken was jetzt schon wider los ist.“ „Ja.“ Antwortete er nur knapp und nahm Titanja entgegen, die ja noch immer auf Titanos seinen Schultern gesessen hatte. Titanos machte sich auf den Weg an den Anfang des Heeres, wo das Problem zu liegen schien. Als er verschwunden war fragte Titanja: „Ist der immer so unfreundlich zu dir?“ „Nein nur wen ihm irgendwas nicht passt, dann kann er sehr ungemütlich werden.“ „Er lässt aber nicht immer die Wut an dir aus oder?“ Hakte sie nach, auf eine bessere Antwort hoffend. Tarock seufzte „Doch…“ dann drehte er sich um und setze sich an einen Baumstamm. Titanja folgte ihm und setze sich daneben. „Habt ihr darüber gesprochen?“ Ein erneutes Seufzten war zu hören bevor Tarock antwortete „Nein er fühlt sich dann immer gleich beleidigt, außerdem hört er mir nie zu. Ganz egal was ich tue oder sage manchmal komme ich mir so überflüssig vor. Als wenn ich ihm nur fürs Bett gut genug wäre. ‚Titanos kann so ein Vollidiot sein’, dachte sie verärgert. „Ach Tarock vielleicht sollte ich mal mit ihm reden, was hältst du davon?“ „Titanja das ist lieb von dir aber du solltest dich nicht auch noch mit meinen Problemen belasten.“ „Du bist mein Freund, wenn ich helfen kann dann tue Ich es auch. Das weißt du doch.“ „Ja ich weiß und ich danke dir dafür, aber das muss ich ganz alleine mit Titanos klären, verstehst du?“ Titanja sah ihn mitfühlend an und nickte. Sie konnte es nicht leiden, wenn es im schlecht ging. Als sie noch Kinder waren hatte sie ihn immer beschützt und jetzt konnte sie nur zusehen. Das tat weh. Sie wollte noch etwas sagen, als Titanos zurück kam und ne Stinkwut im Bauch hatte. „Was ist los?“ Fragte Titanja damit er Tarock nicht wider anfahren konnte. „Was los ist?!“ brüllte er „Ich sag dir was los ist! Zwischen uns und unserem Ziel liegt ein reißender Fluss.“ „Du kannst ruhig normal mit mir reden“, erhob Titanja ihre Stimme. „Bitte entschuldige, aber die Strömung ist sehr stark und ohne weiteres kommen wir da nicht rüber.“ „Uns wird schon was einfallen. Wir sollten eh so lange warten bis König Titan wieder da ist. Da fällt mir ein, dass wir doch einfach rüber fliegen könnten.“ „Nein das Geäst an den Ufern ist zu dicht um zu starten und die Meisten der Soldaten können nicht fliegen.“ „Verstehe.“ „Wie breit ist er denn?“ fragte Tarock interessiert, als sich Titanos wieder beruhigt hatte. „Zwei bis drei Kilometer höchstens. Nur die Strömung macht mir sorgen, die ist viel zu stark um einfach so rüber zu schwimmen und viele der Soldaten sind am Ende ihrer Kräfte.“ „Rüber schwimmen? Wie?“ fragte Titanja erschrocken. „Du kannst doch schwimmen oder?“ Natürlich konnte sie schwimmen, was für eine dumme Frage. „Ja eigentlich schon aber reißende Flüsse mit Fieber und einer siffenden Wunde am Rücken überqueren ist was anderes.“ Titanja war nicht wohl bei dem Gedanken. Sie fragte sich ob es wohl einen anderen Weg gab. ‚Wie soll ich das bloß schaffen?’ Tausend Fragen gingen ihr durch den Kopf während das Heer auf die Rückkehr des heiligen Sonnenkönigs wartete. Als Titan wieder da war, sah er sich die Sache erst einmal an, bevor er sich seiner Tochter zu wand. Er hatte einige Pasten aus Pflanzen und Säfte dabei. „Du kennst die Tortur ja schon, also Mund auf.“ Dieses Mal hatte Titanja keine Lust sich zu wehren. Dafür schwebten ihr viel zu viele Gedanken durch den Kopf, was ihr Vater bemerkte und sie aufmunternd anlächelte. Dann reichte er ihr ein paar Früchte die Titanja noch nie zuvor gesehen hatte und sagte: “Hier, lass sie dir schmecken und keine Angst, die sind nicht Giftig.“ trotzdem knabberte Titanja sie erst vorsichtig an und erst als sie die Früchte als essbar empfand, stopfte sie sie hungrig in den Mund. Titan war in der Zeit längst am Fluss. Von dort aus konnte man die aufgeregten Rufe der Soldaten hören. Geheimnisvoll schallten sie zwischen den gewaltigen Bäumen hin und her wie ein Echo. Eine Stimme ragte ganz besonders hervor, dass war die von König Titan. „Los holt dicke Ranken und flechtet sie zu einem stabilen Halteseil zusammen.“ ‚Na toll wir solln da tatsächlich rüber schwimmen.’ Bis jetzt hatte sie noch gehofft dass sich ein anderer Weg über den Fluss finden lässt, was leider nicht zutraf. ‚Son scheiß’, dachte sie und verzog das Gesicht. „Los jetzt ein bisschen Beeilung.“ Hörte man Tarock rufen. Dann kam er zu ihr rüber. „Milady Titanja kommt ihr? Es wird Zeit.“ Titanja seufzte „Muss das sein das du mich so nennst?“ Schulterzuckend antwortete er „Ja das ist die korrekte Anrede für dich. Daran musst du dich gewöhnen. In Atlantis werden dich alle so ansprechen. Also Kopf hoch.“ „Wenn’s denn sein muss.“ Mit noch immer wackeligen Beinen stand sie auf und versuchte Tarock zu folgen. Was sich als schwierig erwies, da sich die Welt noch immer um sie zu drehen schien. Darum stützte Tarock sie bis zum Fluss. Titanja war trotzdem überrascht, die Medizin ihres Vaters war nicht nur bitter, nein sie wirkte sogar. Titanja fühlte sich schon ein bisschen besser, trotzdem konnte sie noch nicht alleine laufen was sie ärgerte. Und peinlich war es obendrein. Das gesamte Heer hatte sich inzwischen am Ufer versammelt. Titanja war wieder einmal die Letzte. Argwöhnisch betrachtete sie das Geflecht aus Ranken. ‚Welche arme Sau da jetzt wohl rüber schwimmen muss um das Seil an der gegenüberliegenden Seite an zu bringen’, dachte sie. Der Fluss war wirklich reißend, so etwas hatte Sie noch nie gesehen. Aus dem vor Wut schäumenden Wasser ragten vereinzelte messerscharfe Felsen, die nur darauf warteten ein Opfer zu bekommen und in die Tiefe zu ziehen. Titanja schluckte bitter bei dem Anblick. „Einen freiwilligen! Na wer von euch hat den Mut den Fluss zu überqueren?“ Rief der heilige König der Sonne den Soldaten zu. Einer der Krieger trat hervor und verneigte sich hochachtungsvoll. Es war ein großer, schlanker Mann mittleren Alters. Ein Mensch. Titanja bezweifelte das er das schaffen konnte. Er war halt nur ein halbes Hemd. Ein Bübchen eben. Doch sie wollte nicht so vorlaut sein. Mit einem Satz sprang der Mann in die Fluten und bekam sofort die gnadenlose Strömung zu spüren, die ihn wie ein Spielzeug umher wirbelte. Der Soldat kämpfte mit aller Kraft die er zur Verfügung hatte. Einer der messescharfen Felsen kam ihm gefährlich nahe. Der Krieger kämpfte mit aller Kraft gegen die unbändige Strömung um nicht gegen den Felsen gedrückt zu werden, doch es half nichts. Die Strömung drückte ihn erbarmungslos dagegen. Er wurde von den scharfen Felsen einfach aufgeschlitzt. Einmal der Länge nach, sodass ihm seine Eingeweide rausgerissen wurden. Er schrie erbärmlich vor Schmerzen, doch man konnte ihm nicht mehr helfen. Sein Körper erschlaffte als das Leben aus ihm wich und die Strömung den Leichnam mit sich riss, vorbei an den scharfen Felsen die das Ufer säumten. Knochen knackten als die Leiche an den Felsen zerquetscht wurde. Das Wasser hatte sich Blutrot gefärbt. Titanja schloss die Augen um das widerliche Bild nicht länger sehen zu müssen. ‚Sollen wir denn alle von den Felsen aufgeschlitzt werden?’ Fragte sie sich innerlich. Die Soldaten zogen schnell das Seil wieder an Land. Die Leiche des mutigen Freiwilligen konnten sie nicht mehr bergen. Sie bleibt nun Beute für die Aasfresser. Betretenheit und Mutlosigkeit machte sich breit. Alle Hoffnung schien verloren gegangen zu sein. Dieses Mal sprang König Titan persönlich mit einem elegante wie kraftvollen Satz ins Wasser. Titanja gefror das Blut in den Adern als sie dies sah. Sie hatte Angst um ihren Vater. Wenn ihm nun etwas passieren würde, nein sie wollte nicht zu sehen wie er zu Tode kommt. Titanos musste sie mit aller Kraft fest halten, damit sie nicht hinterher sprang. Titan war ausgesprochen kräftig, das wusste sie. Trotzdem zitterte Sie am ganzen Leib, als es so aussah als würde auch Titan von der Strömung weggerissen werden. Dann fasste er sich und schwamm ohne Mühe zur anderen Uferseite, wo auch wieder scharfe Felsen auf ihn warteten. Und als wäre dies nicht schon genug ragte die Böschung fünf Meter in die Höhe. Wie eine Wand aus, von den Gezeiten, glatt poliertem Fels. Eine Wand, die jeden davor abhalten sollte die Böschung zu erreichen. Für in stellte die Strömung keine besonders große Herausforderung dar, dennoch kam er den messerscharfen Felsen gefährlich nahe. An der anderen Seite angelangt, schlug er seine Krallen in den Fels und zog sich mit nur einem Arm aus dem Wasser. Bei dem Anblick kippte Titanja die Kinnlade runter. Sie würde es nicht glauben, wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Oben angekommen befestigte er das Seil an einem, in Ufernähe, stehenden Baumstamm und winkte dann nach Titanja. ‚Der will das ich als nächstes rüber schwimme, der spinnt wohl’, dachte sie und machte einen kleinen Schritt nach hinten. „Wie soll ich das denn schaffen? Da komm ich nie alleine rüber. Die Strömung ist viel zu stark für mich.“ „Keine angst das schaffst du schon“ versuchte Titanos ihr Mut zu machen. Was nicht viel brachte. Ängstlich und unentschlossen tänzelte sie am Ufer auf und ab. Langsam aber sicher wurde Titan auf der anderen Seite ungeduldig. Er wollte, dass sie sich endlich in Bewegung setzte statt Wurzeln zu schlagen und blöd zu glotzen. Dann legte Tatarus seiner Enkeltochter die Hand auf die Schulter und sagte „Gut fest halten Titanja, wir schwimmen gemeinsam rüber.“ Titanja nickte nur, halb erleichtert und halb starr vor Angst. Tatarus warf sich die kleine Löwin einfach über die Schulter und sprang furchtlos ins Wasser. Das Wasser war eiskalt, was die Sache nicht gerade angenehmer machte. Titanja klammerte sich mit aller Kraft an Tatarus, so fest, dass sie ihn mit ihren scharfen Krallen die Haut aufriss. Das hohe Fieber war zurück und drohte ihr das Bewusstsein zu rauben, was sie nicht zulassen konnte, wenn sie das Ufer lebend erreichen wollte. Titanja konnte sich kaum noch halten, als sie endlich das rettende Ufer erreichten. Völlig benommen spürte sie wie ihr Großvater sich die Felsen hoch und aus dem Wasser zog. Geschafft. Oben angekommen ließ sie sich einfach fallen. Der Boden war hart, er bestand hauptsächlich aus Kies, kleinen Steinen und matschigem Lehmboden. Nicht gerade bequem aber es musste reichen. Als Titanja ihre Augen wieder öffnete standen ihr Vater und ihr Großvater über ihr und starrten sie an. Mit einem fetten Grinsen im Gesicht sagte Letzterer „Und war’s nun so schlimm?“ Auf so eine dumme Frage muss man nicht antworten befand Titanja und schloss ihre Augen wieder. Tatarus ging zurück zum Ufer um den Rest des Heeres rüber zu dirigieren, während Titan sich neben seine Tochter setzte und fragte: „Alles in Ordnung meine Kleine?“ Und verstrubbelte ihr die blonde Löwenmähne. Titanja wollte antworten, konnte es aber nicht weil sie immer noch nach Luft schnappte. Wie son Fisch auf dem Trockenen. Stattdessen lächelte sie flüchtig. „Ruh dich ein wenig aus, bis der Rest der Soldaten drüben ist.“ Dann ging er wieder um mit anzupacken. Es schien alles glatt zu laufen. Eine Weile war Stille, dann hörte man jene, die es bereits geschafft hatten erleichtert aufatmen. Viele legten sich auch einfach neben sie und versuchten wieder zu Kräften zu kommen. Titanja hörte aber auch die Schreie derer, die es nicht schafften und in die Tiefe gerissen wurden. Die Stimmen vermischten sich zu einer Melodie des Todes, Seelen die ihre Qualen in die Welt schrieen. Ein Singsang aus Leid. Es waren viele. Zu viele. Fast alle Männer waren drüben, als plötzlich die Letzten laut vor Schmerzen schrieen. Das Wasser färbte sich rot. Aus den Gedanken gerissen sprang Titanja auf und lief zum Ufer wo sich ihr ein grausammer Anblick bot. Titan vertat ihr den Weg damit sie das Geschehen nicht sehen musste. „Was ist passiert?“ Er wollte es ihr nicht sagen, tat es aber dann doch. „Pyranhas. Sie sind von dem Blutgeruch angelockt worden.“ Dann schwieg er. Die letzten Männer wurden bei lebendigem Leib gefressen und man konnte nichts für sie tun. Denn das hieße noch mehr Krieger in den sicheren Tod zu schicken. Nach einer Weile wurde es wieder still, die schwimmenden Killer hatten ihr blutiges Mahl beendet. Der Fluss lag da als wäre nie was gewesen. Erst jetzt durfte Titanja ans Ufer treten und ihren Blick schweifen lassen. Traurig sah sie ihren Vater an, welcher sie in seine Arme nahm und tröstete. Das war Krieg und nichts anderes. Genauer gesehen war dies auch noch nicht das Schlimmste was im Krieg passieren konnte. Titanja hoffte inständig das ihnen die schlimmeren Grausamkeiten auf dieser Reise nicht begegnen würden. Das restliche Heer zog weiter, und schwieg in Gedenken an die verlorenen Kameraden. Titanja musste die ganze Zeit über das Geschehene nachdenken, doch wie sie es auch drehte, sie fand keine Lösung wie man hätte das Unglück verhindern können. Auf einer gigantischen Lichtung schlugen sie ihr Lager auf. Alle waren totmüde. Kein Wunder bei den Strapazen die sie hinter sich hatten. Viele der Krieger mussten unter freiem Himmel schlafen, da ihre Ausrüstung mit der Strömung fortgerissen wurde. Titanja tat es ihnen gleich und rollte sich auch völlig erschöpft unter dem Sternenhimmel zusammen, welcher geheimnisvoll leuchtete. Kaum eingeschlafen, wurde sie auch schon wieder aus dem Schlaf gerissen. Riesige Moskitos stürzten sich auf Titanja, die sich mit wildem Umherschlagen zu verteidigen versuchte. ‚Wenn ich mich jetzt wider schlafen lege, werden die Tierchen mich sicher auffressen.’ Dachte sie sich. Titanjas Vater steckte seinen kopf aus einem der Zelte und rief: “Hör auf zu spielen und komm rein, es gibt was zu essen.“ Das war die Rettung. Was zu essen. Endlich. Das ließ sie sich nicht entgehen und kam ins Zelt wo sie sich den Bauch voll schlug und sich schlafen legte. Die nächsten zwei Tage waren ruhig. Es schlossen sich ihnen noch zehn weitere Heere an und ließen ihre Verwundeten versorgen. Titanja fand die ganzen Geschehnisse zwar furchtbar interessant, war aber trotzdem ununterbrochen damit beschäftigt ihrem alten Freund Tarock auf die Nerven zu gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)