Akaron von LionessTitanja ================================================================================ Kapitel 11: Die Hohepristerin der Sonne --------------------------------------- Die Zeremonie war vorbei und Titanja sah sich um, alle bis auf die junge blauhaarige Frau hatten den Saal bereits verlassen. Sie stand einfach nur da und sah mit wachen Augen zum Balkon hinauf. Augen wie klares grünes Eis, fragend und doch vertraut. Erst jetzt als Titanja ihrem Blick folgte merkte sie das auch die Könige bereits verschwunden waren. ‚Na toll’ dachte sie und machte sich daran die Marmortreppe vom Balkon hinunter zu laufen. Das Erneuerungsritual hatte sie schwer beeindruckt und noch jetzt spürte sie die ungeheure Energie im Raum. Es schien noch alles um sie herum zu beben. Ganz gleich, dass sie nicht ganz verstand worum es ging, Titanja nahm sich vor es herauszufinden. Sie wollte es unbedingt wissen, wissen was hier geschehen war. Und vor allem was es gebracht hatte. Die Treppe hatte sie bereits hinter sich gelassen als die junge Frau auf sie zu trat. Titanja drehte sich zu ihr um. Scheinbar wartete diese auf Titanja. Verwundert sah sie die junge Frau an. Verwirrung machte sich in ihr breit. Augenblicklich beschlich sie das Gefühl dieses Gesicht zu kennen, sie wusste aber nicht woher. Wer war sie? Überlegend legte Titanja ihre großen Ohren an und beobachtete die Ritualistin eingehend. Vielleicht fiel es ihr ja wieder ein. Die junge Frau hatte sich vor ihr auf den Boden gekniet und hielt den Kopf gesenkt. Dieses Verhalten war Titanja äußerst peinlich, so dass sie leicht rot wurde. „Was soll das?“ fragte sie einfach nur, in der Hoffnung die junge Frau würde es lassen sich vor ihr so in den Dreck zu knien. „Verzeiht Tochter der Sonne“ unvermittelt stand die junge Frau wieder auf und sah Titanja in die Augen. „Die heilige Sonne bat mich euch zum Speisesaal zu geleiten und mich eurer anzunehmen. Ich werde euch fortan unterrichten.“ Sprach sie schnell und freundlich weiter. Titanja sah sie verdutzt an, scheinbar war ihr was entgangen. Wann hatte ihr Vater denn mit der Ritualisten gesprochen? Während der Zeremonie wohl kaum, das hätte sie ja mitbekommen. Oder nicht, immerhin war sie wie gefesselt von dem Ereignis. Also muss es vorher geschehen sein immerhin war er ja schon hier gewesen als sie und Tarock hier ankamen. Die junge Frau lächelte vergnügt, wahrscheinlich über Titanjas verdutztes Gesicht, und hob den Arm als Geste zum Gehen. „Verzeiht dass ich das Wort einfach so unerhört ergreife doch ich denke, dass ich mich vorstellen sollte.“ Sie senkte verlegen ihr Haupt. Sie hatte eigentlich kein Recht darauf ungefragt zu reden. Doch das schien grad nicht so wichtig. Titanja dagegen sah sie immer noch fragend an, sie war sich sicher, dass sie sich schon mal begegnet waren, nur wo? Und vor allem wann? Ihr Schwanz zuckte aufgeregt hin und her, kräuselte sich und glättete sich wieder. Es viel ihr schwer die Verwirrung zu verbergen, so hörte sie die Worte der Frau auch gar nicht und fragte noch einmal nach. „Entschuldige ich habe dir nicht zugehört.“ Das hatte sie wirklich nicht, dafür war sie viel zu weit weg mit ihren Gedanken. Wie immer. Erneut lächelte die junge Frau „Ihr müsst euch doch nicht entschuldigen Prinzessin, wenn wer um Verzeihung bitten muss dann bin ich das.“ ‚Warum das denn?’ schoss es Titanja durch den Kopf. ‚Sind denn hier alle durchgeknallt?’ „Warum? Ich habe doch nicht zugehört!“ Versuchte sie die Situation aufzuklären. Vergebens. „Nun ja, doch sprach ich ohne Aufforderung mit euch, so ist es nicht verwunderlich. Und ich weiß selbst nicht was in mich gefahren ist. Übrigens ich bin die große Hohepriesterin der Sonne.“ „Hohepristerin?“ echote Titanja überrascht. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet, dass ihr Vater ihr eine Priesterin zur Seite stellte. Nun war ihre Verwunderung nur noch größer. Ein einfacher Lehrer hätte doch genügt, aber sicher würde sie eine Menge von ihr lernen können und sie war schon darauf gespannt was die Priesterin zu erzählen hatte. Die erste Frage die sie ihr stellen würde währe sowieso was das für ein Ritual war und was es bewirkte. Dann meldete sich ihr Magen mit lautem Blubbern, sie hatte schließlich seit Stunden nichts mehr gegessen. Das letzte Mal war auf der Darsilver, erinnerte sie sich und wenn sie was nicht ausstehen konnte dann war es Hunger zu haben. Und das Ritual hatte Titanja hungrig gemacht, obwohl sie ja nur rum gesessen und zugesehen hatte. Egal, jetzt hatte sie Hunger. „Kommt, ich führe euch zum Speisesaal, wir werden ohnehin bereits erwartet und es wäre besser die Könige nicht warten zu lassen.“ Die Könige? War ihr Großvater etwa wieder da? Oder meinte die Priesterin jemand anderen? Wohl kaum. Titanja nickte nur und rieb sich den blubbernden Bauch. Sie würde es ohnehin gleich herausfinden. So verließen die beiden den Saal mit schnellen Schritten. In der Nähe des Speisesaals roch es schon gut. Wahrscheinlich war die Küche ebenfalls in diesem Gang. Der Duft war überwältigend und Titanja freute sich aufs Essen. Ein paar Schritte noch und sie standen direkt vor der Tür zum Speisesaal. Zwei schlicht gekleidete Frauen öffneten ihnen das Tor, so dass sie eintreten konnten. Der Saal war von flackerndem Kerzenlicht erhellt. So konnte man nicht genau erkennen wer am Tisch saß. Titanja sah sich suchend um. Der Saal war groß, nicht so riesig wie der in dem das Ritual stattgefunden hatte, aber das war nicht so schlimm. Nun konnte sie auch die Silhouette des Tisches erkennen und ihr Herz fing laut und wild an zu schlagen als sie in die Runde schaute und die Personen erkannte. An einem langen, aus dunklem Holz bestehenden Tisch saßen die beiden Könige und unterhielten sich in einer ausdrucksvollen, kräftig klingenden Sprache, die sie nicht verstand. Sie trat näher an den Tisch heran. Als die beiden Frauen in Sichtweite kamen verstummte das Gespräch und alle Augen waren auf Titanja gerichtet. Ihr rutschte augenblicklich das Herz in den Hals. Sie mochte es nicht wenn sie alle anstarrten. Gänsehaut machte sich auf ihren Armen breit. Die Blicke waren mehr als unangenehm, doch da musste sie durch, so hoffte Titanja das die Blicke nicht ihr sondern der Priesterin galten, die hinter ihr stand. „Tritt näher meine Tochter“ erklang Titans Stimme, die wie immer keinerlei Widerspruch duldete. Titanja tat wie ihr befohlen und machte unsicher einen weiteren Schritt in den Saal hinein. Hoffentlich war er ihr nicht mehr böse, hatten sie doch lange nicht mehr miteinander gesprochen. Und was würde ihr Großvater wohl sagen? Ob er von dem Streit wusste? Zittern kniete sie sich nieder, die arme über Kreuz und ein Bein angewinkelt, der Kopf gesenkt, so wie es sich gehörte. Titan nickte, das Signal sie sollte wieder aufstehen. Doch Titanja sah das Signal nicht da sie ihren Kopf noch immer gesenkt heilt, so bemerkte sie auch nicht das Lächeln, das Titan auf dem Gesicht hatte. „Steh auf Titanja und setz dich neben uns.“ Bat er sie mit sanfter Stimme. Darin war keine Spur des vergangenen Streits zu hören. Hatte er ihr verziehen? Überrascht sah sie auf, bot er ihr wirklich grade einen Platz neben sich und ihrem Großvater an? Und das in privater Runde. Irritiert stand sie auf und setzte sich schnell mit wackeligen Bewegungen auf den angewiesenen Platz. Erleichterung machte sich in ihr breit, und die erste Anspannung fiel von ihr. Titan winkte überraschend mit der Pfote, so dass auch die Priesterin endlich aufstehen konnte und sich ein kleines Stück entfernt von ihnen setzte. An den Wänden flackerten auch Kerzen. Das Licht war recht schummrig und doch konnte sie alles nun klar erkennen. Ihr Großvater sah sie einfach nur an. Warum? Zu gerne hätte Titanja gewusst was er dachte, doch sie senkte einfach nur verlegen ihren Blick. Es währe sicher besser den großen König der Dunkelheit nicht anzustarren. Es gehörte sich nicht. Immerhin hatte sie sich jetzt an die Regeln zu halten und das vor Wochen auf Kurun war längst Vergangenheit, nein sie konnte nicht von ihm erwarten dass er vergisst wer er ist nur damit sie sich wohler fühlte. Es gab wichtigeres. „Nun sprich schon.“ Dröhnte seine Stimme durch den Raum, sie klang wie immer streng und hart. Titanja zuckte bei ihrem Klang innerlich zusammen. Sie hob ihren Blick erneut und sah ihn an. Was sollte sie sagen? Plötzlich dachte sie daran wie er sie im Dschungel ohne weiteres über den reißenden Fluss gebracht hatte, wie stark er war und wie gefühllos er den Tod der anderen Krieger beobachtet hatte. Er war so streng und doch sorgte er sich immer scheinbar dann um sie, wenn sie es nicht erwartete. Nur warum? Titanja versuchte zu antworten, doch brachte sie keinen Ton über die Lippen. Ihr Hals schien mit einem Mal wie zugeschnürt und so drang nur ein quietschender Ton aus ihrem Maul, was Tatarus anscheinend sehr belustigend fand, denn er lachte laut auf. „Ach Titanja, ich sollte deinem Vater eigentlich in den Arsch treten, weißt du das.“ Nun wurde ihre Verwunderung noch größer. Und sie schaffte es endlich zu reden. „Warum ?“ Fragte sie leise. Hatte sie es wirklich gewagt nach dem Warum zu fragen? Und was war eigentlich in ihren Großvater gefahren, worauf spielte er an? Erwartungsvoll sah sie ihn an und blickte ihm dabei genau in die Augen. Er meinte scheinbar ernst was er sagte. „Weil er dich einfach auf der Erde zurück gelassen hat Kleine, du bist nicht einfach nur eines seiner Jungen, nein. Du bist als Prinzessin geboren. Verstehst du?!“ Nein sie verstand nicht. Was war an ihr so besonders? Nichts, wie sie fand. So antwortete sie nur knapp: „Nein“ und das war die Wahrheit, sie verstand wirklich nicht. Was sollte daran so besonders sein? An ihr war nichts königliches. Sie war zu klein und nicht nur das, zu allem Überfluss war sie nur ein Halbgott. „Es ist Krieg Titanja“ sprach er weiter, „und das Volk braucht jemanden der ihm Hoffnung gibt.“ ‚Hoffnung?’ Seine Stimme klang nun bitter. „Du hast die Verantwortung mit deinem Vater zusammen gegen den Krieg zu kämpfen. Das ist nicht leicht und du hast noch eine Menge zu lernen, kleines Weibchen. Dein Vater hat es in der Vergangenheit versäumt dich auszubilden, so dass du jede Menge nachholen musst und das schnell.“ Er senke seinen Blick. Das war das erste Mal das Titanja den großen König traurig und betroffen sah. Sie wollte es nicht, sie hatte ihn schließlich gern. Ein lautes Knurre ertönte. Titan war über die Worte seines Vaters nicht gerade angetan. Verärgert schlug er mit seiner Faust auf den Tisch. Ein Fauchen drang aus seiner Kehle als er eine Dienerin heran winkte, welche auch Augenblicklich kam. „Bringt das Essen!“ Befahl er ihr mit lauter Stimme. Aber ohne sich über die Worte seines Vaters und seinem Unmut Luft zu machen. Er schwieg. Dann sah er zu seiner Tochter rüber. „Glaubst du ich habe dich ohne Grund zurück gelassen? Nein Titanja, es ist Krieg und du warst schwach. Ich musste dich verstecken bis du alt genug warst. Aber glaube nicht das je ein Tag vergangen ist an dem ich nicht an dich gedacht und mir Sorgen gemacht habe, meine Tochter.“ Er schloss für einen Bruchteil der Sekunde die Augen. Es war ihm ernst, das spürte sie und doch zitterten ihre Pfoten. Titanja war über seine Worte dermaßen überrascht, dass sie gar nicht mitbekam das Tarock sich zu ihr gesetzt hatte. Dieser hielt sich aber geschickt aus dem Gespräch raus. Was auch besser war, immerhin konnte er eh nicht mitreden und Titan würde es nicht erlauben, dass er sich einmischte. Nein. Tarock konnte von Glück reden das er mit am Tisch sitzen durfte. Das alleine war schon eine große Ehre und lag wohl daran, dass er der Sohn von Prinz Kiro war, einem Freund von Titan und Sohn vom obersten König über Akaron. Titanja fand nur langsam ihre Fassung wieder. Das hatte sie nicht gewusst. Für sie hatte es immer so ausgesehen als sei er einfach gegangen ohne ein Wort zu sagen. Als ob er sie nie gemocht hatte, denn die Zeit die sie miteinander verbracht hatten war kurz. Zu kurz. Ja sie hatte ihn so oft vermisst, vor allem wenn sie einsam war. Es ist kein leichtes Leben als Halbgott unter Menschen, sind sie doch so anders. Und manches Mal verstand sie sich selbst nicht. „Vater es tut mir leid.“ Sagte sie mit schüchterner Stimme, das leise Prasseln der Flammen im Kamin war fast schon lauter. Sie meinte es ernst. Es tat ihr leid, gab sie sich doch die Schuld daran. „Nein Titanja es tut mir leid. Ich wollte dich nie alleine lassen doch blieb mir nichts anderes übrig.“ Seine stimme klang sanft und traurig. Er meine seine Worte ernst, das spürte Titanja. Schweigen. Endlich kamen die Bediensteten mit dem Essen zur Tür hinein. Genau richtig, eine Minute länger und das Schweigen wäre zur Qual geworden. Sie brachten viele verschiedene Speisen, Weine und Säfte aller Art. Titanja staunte, so viel hatte sie noch nie gesehen. Naja, Götter mussten eh viel Nahrung zu sich nehmen um den Stoffwechsel in Gang zu halten, welcher bei ihnen viel schneller war. Titanja kannte das Problem nicht, welches wohl keins war. Der Raum wurde von herrlichen Düften erfüllt. Es roch nach gefüllten Pasteten, verschiedensten Salaten, rohem Fleisch. Letzteres war mit großer Sicherheit für König Tatarus. Aber auch Soßen und Reis, Kartoffeln und andere Gemüse, die Titanja noch nie zu vor gesehen oder gegessen hatte. Am schlimmsten fand sie den Nacktschneckenauflauf und die lebenden Maden, welche in einer gläsernen Schale wimmelten. So was konnte man doch unmöglich essen. Tatarus grinste als er Titanjas entsetztes Gesicht sah und stopfte sich mit großem Appetit eine Handvoll lebender Maden in den Mund. Es knacke widerlich als er sie genussvoll zerkaute. Titanja drehte sich der Magen um, widerlich. „Na auch welche?“ fragte er und hielt ihr die Schale vor die Nase. „Äh nein Danke, ich esse lieber was anderes.“ Stotterte sie und konnte den Blick nicht von der eiweißhaltigen Kost lassen. Er stellte die Schale vor ihr ab, um sie zu ärgern, was auch funktionierte. Angewidert schob sie die Maden bei Seite und ließ denn Blick über die weiteren Speisen wandern. Irgendwo entdeckte sie Blutegel, die mit Salatblättern garniert waren und Schlangen welche in irgendeiner klaren Soße schwammen. Ihr wurde schlecht. Wer sollte das denn essen? Sie ganz bestimmt nicht. Und so sah sie lieber zur der Priesterin hinüber. Diese biss grade in irgendwas, was an rohen Tintenfisch erinnerte aber keine Saugnäpfe hatte. Nein das würde sie auch nicht essen. Blieb also noch Tarock, der saß aber nur da und starrte Löcher in die Luft und dann wurde Titanja wider schmerzhaft bewusst, dass ja jemand in der Runde fehlte. So sah sie lieber betroffen zu Boden. Ihr Vater spürte es und fragte. „Titanja was ist los mit dir du solltest lieber etwas essen.“ „Nein danke mein König ich habe… keinen Hunger.“ „So so keinen Hunger was, komm, das brauchst du mir nicht zu erzählen. Vor nicht einmal einer halben Stunde knurrte dein Magen noch so laut, dass ich es bis hier her hören konnte und jetzt hast du plötzlich keinen Hunger mehr? Nein ich sehe doch das dich was bedrückt, also was ist es?“ „Es ist nur wegen… naja …wegen Titanos.“ „Verstehe, mach dir bitte um ihn keine Sorgen, es geht ihm sicher den Umständen entsprechend.“ Titanja riss die Augen auf. Wie konnte er nur so was gefühlloses sagen? Er wusste doch nicht einmal wo ihr Bruder war. Oder doch? „Vater ich…“ Titan unterbrach sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Wir haben alles nach ihm abgesucht. Haben sämtliche Verstecke in der gestammten Umgebung durchstöbert und nicht den kleinsten Anhaltspunkt dafür gefunden, dass er in Gefangenschaft geraten ist. Versteh doch, Titanos ist stark genug auf sich selbst aufzupassen. Er ist sicher verletzt, doch hat er sich in Sicherheit gebracht. Er wird nachkommen so bald er kann. Mach dir keine Sorgen.“ Titanos war frei. Das war eine tolle Botschaft. Titanja machte sich zwar immer noch Sorgen, doch war sie jetzt wenigstens ein wenig beruhigter. Tarock der neben Titanja saß stellte seine Ohren auf als er Titans Worte vernahm. „Er lebt?“ Flüsterte er mehr zu sich selbst als zu den Anderen und doch so laut, dass Titan seine Worte hörte. Er hatte ohnehin ein sehr feines Gehör. „Nun es gab Spuren seiner Gefangenname nahe das Dschungels, aber auch die eines Kampfes. Wir fanden sein Blut jedoch nicht genug als das es hätte tödlich sein können. Er ist frei und wahrscheinlich in Richtung Kurun unterwegs. Titanos wird nachkommen. Du kennst ihn ja, er lässt sich nicht unterkriegen.“ Irgendwie war Titanja nicht ganz klar für wen die Worte waren, aber das war egal. Titanos lebte und war frei das war alles was im Moment zählte. Erleichtert liefen Tarock die Tränen übers Gesicht, er wollte nicht weinen, konnte es aber nicht unterdrücken. Sein Schatz lebte. Das war eine großartige Botschaft. Und auch Titanja fiel ein Stein vom Herzen. Nun bekam sie doch wieder Hunger, aber gab’s hier nicht einmal annähernd was essbares? Sie ließ ihren Blick erneut übers Essen schweifen. Nach reichlicher Überlegung schnappte sie sich ein Stück Fleisch, in der Hoffnung es sei Geflügel. Hoffentlich. Tarock schubste sie leicht an, so dass sie fast das Wasser in der Hand verschüttet hätte. „He was soll das?“ Schnauzte sie. Tarock schüttelte nur grinsend den Kopf. Endlich lächelte er wieder. Bei seinem Anblick musste auch Titanja lachen bis ihr die Tränen in die Augen traten. „Schau mal da rüber“ Flüsterte er und wies mit dem Weinkelch in der Pfote auf die Priesterin. Diese kämpfte grad mit einer ziemlich zähen Schlangenhaut. ‚So so, wenn man die Viecher essen will muss man sie erst Häuten.’ Der komische Anblick brachte Titanja erneut zum lachen und dieses mal so laut das auch die Priesterin es mitbekam. „So, das findet ihr wohl lustig“ raunte sie mit einem lächeln auf dem Gesicht. „Öh nein, ja, es sieht komisch aus wie du da mit dem Ding kämpfst.“ „Warum probierst du es nicht mal selbst Nachtschatten?“ Wie? Sie sollte eins von den Viechern essen? Niemals. Im Leben nicht! Dann fiel ihr auf, dass die Frau ihren Avalonischen Namen genannt hatte. Kaum einer kannte ihn. Erschrocken darüber fragte sie. „Was?“ „So schlecht schmeckt das gar nicht.“ „Nein das mein ich nicht, wie hast du mich grad genant?“ „Bei deinem Namen.“ Ja das hatte Titanja auch mitbekommen, wollte die Priesterin sie ärgern oder was sollte der Scheiß? „Und woher weißt du ihn? Oder hat dir das auch der König erzählt?“ Langsam wurde ihr die Sache unheimlich und so was wie Wut kam in ihr auf. „Nein, den kenne ich schon seit langem.“ Bei diesen Worten fühlte Titanja sich erst recht verscheißert. Das würde sie sich nicht gefallen lassen. Die Könige beobachteten das Gespräch mit wachsendem Interesse. Das versprach noch sehr interessant zu werden. Titan stütze seinen Kopf auf die Pfoten und beobachtete die Beiden belustigt. Ob seine Tochter wohl noch drauf kommen würde? „Und woher bitte schön?“ Raunte diese und jetzt wurde der Unmut in ihrer Stimme hörbar. „Von dir selbst!“ „He? Wie wär’s wenn du mal auf den Punkt kommen würdest.“ Titanja sah sie wütend an, dieser Blick. Irgendwoher kannte sie den. Und dann fiel es ihr schlagartig wieder ein. Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag am Kopf. Konnte das sein? Es gab nur einen Menschen auf der Welt der es fertig brachte so zu gucken und sie so zu reizen. „Nalvala!“ Rief sie mit mal erschrocken durch den Saal. „Na endlich, ich dachte schon du kommst nie drauf. Aber schön das du mich wiedererkannt hast. Auch wenn’s etwas gedauert hat.“ Der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören und doch ignorierte Titanja ihn. Es half meist eh nichts sich mit ihr zu streiten. Titanja hatte als Kind immer den kürzeren gezogen. „Du hättest ja auch eher was sagen können, statt mich zappeln zu lassen.“ Sagte sie nun schon etwas freundlicher. „Ach nun hab dich nicht so, ich wusste ja das du dich erinnern würdest. Früher oder später.“ „Oh es ist schön das du da bist, du musst mir unbedingt erzählen wie dein Leben so ist.“ Ihr Zorn war mit einem Mal wie weggeblasen. „Warum erzählen, ich werde es dir zeigen. Und nun solltest du unbedingt noch was zu dir nehmen.“ Titanja konnte es nicht glauben, so lange hatten sie sich nicht mehr gesehen und nun saß Nalvala seelenruhig da und kaute an einer Schlange. Ihre Cousine, die Tochter von Jürus. Titanja hatte ja gewusst das sie Priesterin in einem Tempel werden wollte, doch dachte sie immer das Nalvala in einem der unzähligen Tempeln des Endimion leben würde. Immerhin ist sie in so einem aufgewachsen. „Nalvala sag mal, habt ihr auch einfaches Brot?“ „Ja natürlich, warum fragst du?“ „Ganz ehrlich, das alles würde ich nie essen.“ Und zum Beweis machte sie ein angewidertes Gesicht. Nalvala lachte laut auf „Ok, ich rufe eines der Mädchen.“ Gesagt, getan. Mit einem Wink rief sie eine der Bediensteten zu sich und teilte ihr Titanjas Anliegen mit. Zu deren großen Überraschung kam die Dienerin recht zügig wieder und brachte mehr als Brot. Auf einem Teller waren verschiedene Fleischsorten angerichtet und mit Gurke und Tomate garniert. Titanja erkannte Schweine, Rinder und Hühnerfleisch auf dem Salat und ohne ein weiteres Wort machte sie sich über ihr Essen her. Wer wusste schon wann es wieder was essbares gab? Der Abend verging wie im Flug, jetzt da Titanja wusste das ihr Bruder noch lebte ging es ihr besser und sie genoss die Zeit mit Nalvala. Ihre Cousine erzählte Titanja von ihrem Leben und ihrer Arbeit. Außerdem tratschten die beiden über die Vergangenheit und viele andere Themen. Spät am Abend erhob sich König Titan um zu gehen. Zu Titanjas Überraschung hatte er die ganze Zeit still am Tisch gesessen und zugehört, während Tatarus sich frühzeitig verabschiedete. „Nun es ist spät und wir müssen morgen weiter, du solltest daher ein wenig schlafen Titanja.“ „Aber wir haben uns noch so viel zu erzählen Vater.“ „Ich wiederhole mich nicht noch mal. Morgen ist genügend Zeit dazu. Geh.“ Ohne ein weiteres Wort zu ihrem Vater fügte sie sich und stand auf um zu gehen. Er hatte ja Recht, sie brauchte Schlaf. „Bis Morgen Prinzessin.“ Sagte Nalvala als Titanja den Saal verließ. „Wir reisen doch Morgen in aller Frühe ab, ich glaube nicht das wir dann noch viel Zeit füreinander haben werden.“ „Doch das haben wir, ich Reise nämlich mit euch. Und nur damit du es weißt, morgen beginnen wir mit dem Unterricht. Als erstes Thema werden wir die Erneuerungszeremonie besprechen, schlaf gut.“ Titanja nickte nur knapp und ging, glücklich darüber das Nalvala mit kommen wird. Diese Nacht schlief sie besonders fest. Der Morgen kam früh, zu früh wie Titanja fand. Gähnend stand sie auf um unter die Dusche zu schlurfen. Aber leider war das Wasser auch noch eiskalt, ob das wohl Absticht war? Nein wohl kaum. Also ging sie zurück ins Schlafzimmer um sich anzukleiden. Kopf kratzend sah sie sich um. Wo waren ihre Klamotten? Sie war sich sicher sie über einen in der Ecke stehenden Stuhl geworfen zu haben. Doch da waren sie definitiv nicht mehr. Also sah sie sich erneut im Zimmer um und entdeckte auf einem anderen Stuhl, neben der Tür, ein paar saubere Kleider. Oder besser gesagt Tücher. Seufzend zog sie das Ganze an, wobei sie sich nicht gerade bekleidet vorkam, bedeckte der Hauch von Nichts doch nicht viel. Doch das würde sie jetzt kaum ändern können. Dämliche Kleiderordnung. Sie ging in den Gang um zu sehen ob schon wer wach war. Zu ihrer Überraschung herrschte hier schon rege Betriebsamkeit. Sie war wie immer die Letzte, die aufgestanden war. Wie immer. Ohne weiter darüber nachzudenken machte sie sich auf den Weg in Richtung Tarock, der stand bereits ungeduldig vor seiner Tür und guckte grimmig aus der Wäsche. Was er wohl schon wieder hatte? Egal, Titanja fasste den Entschluss mal nicht danach zu fragen. Als Tarock sie sah verdrehte er absichtlich die Augen. „Oh die werte Prinzessin ist auch endlich wach, na dann können wir ja endlich abreisen.“ „Nun hab dich mal nicht so, du hättest mich ja wecken können wenn’s dich stört.“ Sie streckte ihm die Zunge raus und ging einfach vorbei. „He, warte!“ Rief Tarock ihr hinterher und holte sie schnell wieder ein. Die Beiden liebten es sich gegenseitig zu ärgern. Sie waren ja immerhin wie Geschwister und fühlten sich auch so. Wer nicht wusste, dass sie keine waren, hatte es schwer einen Unterschied zu sehen. Und so gingen die beiden den gleichen Weg aus dem Tempel, den sie am gestrigen Tag auch gekommen waren, um das letzte Stück der Reise anzutreten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)