Reaching for the Stars von cu123 ================================================================================ Kapitel 60: "Und wo ein Tor ist, da waren Zäune nicht fern" ----------------------------------------------------------- Titel: Reaching for the Stars Teil: 60/x Autor: cu123 Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Schuldig auf der Flucht ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Greetings: @Jemma: Hier wurde Farf gefunden, kurz nachdem er seine Eltern getötet hat. Er hatte also gar nicht genug Zeit, um viel Verrücktheit anzusammeln. Den Unterschied muss ich schließlich berücksichtigen ^.~ *grins* Du hast vollkommen Recht, mit Brad im Spiel kann man nicht wirklich von einer Jagd sprechen ^^ @Kralle: Hm, vielleicht… Aber für einen Marionettenspieler manipuliert ein bisschen zu wenig. Er weiß ganz einfach die Gelegenheiten zu nutzen, die sich im bieten *zwinka* Übrigens kommt Schuldig heute bis zum Tor – und ein Stück weiter *lach* Teil 60 „Und wo ein Tor ist, da waren Zäune nicht fern“ Schuldig ließ sich auf sein Bett fallen, die Hände hinterm Kopf verschränkt und starrte den Lattenrost des Bettes über sich an. Ungeduld stand in den grünen Augen, aber in seiner jetzt stillen Gestalt zeigte sich nichts davon. Er hatte sein bestes gegeben, um Herrn Peters klarzumachen, dass er derzeit nicht am Unterricht interessiert war. In den letzten Tagen war er trotzdem in den Klassenraum geschleift worden, also gab es heute einen neuen Versuch. Wenn der Idiot doch endlich mal aufgeben würde… Ein leises Seufzen störte die Stille, bevor es wieder völlig ruhig um ihn herum wurde. Als nächstes renkte ihm ein Gähnen fast den Kiefer aus. Schuldig war offensichtlich nicht zum Abwarten geschaffen. Dumpf brütete er weiter vor sich hin, hielt die Reglosigkeit schließlich nicht mehr aus und begann gegen den Lattenrost über sich zu treten. Aber auch daran verlor er bald das Interesse, in dem anderen Bett lag ja niemand, den er ärgern konnte. Die Zeit verstrich mit zäher Langsamkeit, jede Sekunde schien sich zu Minuten auszudehnen und es half auch nichts, seinen Proviant zu überprüfen. Irgendwann war er so verzweifelt, dass er sogar ein Buch in die Hände nahm, das sich jemand aus der Bibliothek ausgeliehen haben musste. Der Autor sagte ihm nichts und der Titel noch viel weniger, aber wenigstens versank er auf diese Weise nicht in völlige Stumpfsinnigkeit. Schwänzen sollte eigentlich Spaß machen, immerhin musste man nicht im Unterricht sitzen, doch irgendwie funktionierte das im Moment so gar nicht. Schuldig fand sich schnell in die Geschichte hinein, konnte sich aber nicht von ihr fesseln lassen und nach jeder Seite checkte er den Stand der Sonne. Er hatte keine andere Möglichkeit, die Uhrzeit einzuschätzen. Ihr Weg schritt mit quälender Langsamkeit voran, doch egal, wie lang ihm das Warten wurde, irgendwann war genug Zeit verstrichen und er war sicher, dass Herr Peters nicht mehr auftauchen würde. Bei dieser Feststellung zerschnitt ein breites Grinsen sein Gesicht. Das Buch landete unbeachtet auf einem Bett und er zog sich rasch Jacke und Schuhe an, das Essen war schon längst in den Taschen verstaut. Ab jetzt hatte er keine Zeit mehr zu verlieren. Mit etwas Glück würde man erst nach ihm suchen, wenn er zu Lichtaus nicht im Bett war, aber das war das Maximum, das er herausholen konnte. Über Nacht kam niemand aus dem Heim heraus, weswegen er diesen Moment gewählt hatte, und bei Tageslicht würde er sowieso schneller vorankommen. Schuldig setzte sein Talent ein, so gut er es konnte, während er sich nach draußen schlich. Zwar sollte er um diese Zeit sowieso kaum jemanden über den Weg laufen, doch er hatte keine Lust, alles wegen einer kleinen Unaufmerksamkeit zu diesem Zeitpunkt zu riskieren. Alles in allem erwies sich dieser erste und kürzeste Abschnitt seiner Flucht als sehr einfach und als er nach draußen trat, begrüßte er den Tag mit einem selbstzufriedenen Lächeln. Warme Sonnenstrahlen trafen sein Gesicht, schienen seinen Gruß zu erwidern. Es sah ganz so aus, als würde er Glück mit dem Wetter haben, kaum eine Wolke war am Himmel zu sehen. Dennoch trug er einen Pullover unter seiner Jacke und wenn er im Besitz eines Rucksacks gewesen wäre, hätte er sich noch mehr Sachen eingepackt. Aufmerksame grüne Augen sahen sich um, versuchten zu erfassen, ob ihm hier noch jemand über den Weg laufen könnte, aber weder so noch mit seinem Talent konnte er jemanden erfassen. Und so gab es kein Zögern mehr. Er folgte abseits der Straße ihrem Verlauf, darauf achtend, dass ihn kein vielleicht vorbeifahrendes Auto sehen würde. Aber schnell bemerkte er den Fehler, den er damit beging. Denn von einer Anhöhe aus erkannte er, dass die Straße geradewegs zu einem Gebäudekomplex führte, bei dem es sich nur um Rosenkreuz handeln konnte. Sein Blick verfinsterte sich, als ihn die Nervosität wieder einholte, der er bis dahin erfolgreich davongelaufen war. Er suchte weiter, nach einem Weg, der ihn so weit wie möglich entfernt von Rosenkreuz wieder zur Straße führen würde. Und nachdem er sich die auffälligsten Landmarken eingeprägt hatte, setzte sich Schuldig wieder in Bewegung, querfeldein. Ihm wurde bald warm vom Laufen, so dass er die Jacke auszog und mit den Ärmeln um seinen Bauch band. Schweiß brannte auf seiner Stirn und in seinen Augen, doch davon ließ er sich nicht beeindrucken. Schuldig wollte weg von hier und das verlieh ihm mehr als genug Antrieb, um das leichte Unbehagen zu ignorieren. Er wusste später nicht wie es ihm gelang, aber er fand die Straße tatsächlich wieder. Doch er hatte nicht viel Gelegenheit, sich darüber zu freuen. Schuldig konnte sich absolut nicht daran erinnern, bei seiner Ankunft ein Tor passiert zu haben, aber dort stand es hoch aufgerichtet. Und wo ein Tor ist, da waren Zäune nicht fern. „Verdammter Mist!“, machte er seinem Herzen Luft. „Die können doch nicht das ganze Gelände eingezäunt haben…“ Doch egal wie weit sein Blick dem Verlauf des Zauns nach rechts und links folgte, es war kein Ende absehbar. Vorsichtig näherte er sich in einiger Entfernung vom Tor schließlich dem Hindernis, bis er seine Finger um den stabilen Draht schließen konnte. Die Pfosten standen eng genug, dass der Zaun kaum nachgab, als er sich dagegen lehnte. Es würde schwer werden, aber Schuldig würde sich von dem Zaun nicht aufhalten lassen, startete den ersten Kletterversuch. Der rasch scheiterte, als seine Schuhe keinen Halt fanden. Er zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, aber die nächste Idee ließ ein Funkeln in grüne Augen treten. Schnell waren die Schuhe ausgezogen und Schuldig wollte sie gerade über den Zaun werfen, als ihn ein kalter Gedanke stoppte. Was, wenn er es auch so nicht schaffte? Seine Schuhe wären pfutsch und im Heim würde er deswegen auf jeden Fall Ärger bekommen, selbst wenn er sich erfolgreich zurückschleichen könnte. Also wurden die Schnürsenkel zusammengebunden, so dass er sich die Schuhe um den Hals hängen konnte. Diesmal fanden seine Zehen Halt und er ließ sich auch nicht von der Tatsache aufhalten, dass der Zaun oben mit Stacheldraht versehen war. Seine Kleidung war etwas in Mitleidenschaft gezogen, als er schließlich auf der anderen Seite ankam, so wie er selbst auch. Aber die Hauptsache war, dass er es überhaupt geschafft hatte. Da machten ein paar Risse in Kleidung und Haut nichts aus. Schuldig grinste, auch um gegen das Brennen anzukämpfen, zog sich dann seine Schuhe wieder an und rannte im Überschwang seines Erfolges einfach los. Doch da er sich nicht auf die Straße wagte, machte ihm das Gelände bald einen Strich durch die Rechnung. Man konnte nicht rennen, wenn man darauf achten musste, wo genau man seinen Fuß hinsetzen konnte. Immerhin bewies Schuldig Ausdauer und legte erst eine Pause ein, als die Sonne hoch am Himmel stand. „Bin ich k.o…“ Schuldig ließ sich gegen einen Baumstamm gelehnt zu Boden sinken, zuckte leicht zusammen, als er seine eigene Stimme hörte. Es war seltsam, er hatte sich so schnell an die Stille gewöhnt, die nur von den Geräuschen der Natur und seinen Schritten durchbrochen worden war. Aber er hielt sich nicht lange mit dieser Erkenntnis auf, lachte nur kurz über sich selbst, bevor sein Magen knurrte und ihn darauf aufmerksam machte, dass da ein Loch in ihm gefüllt werden wollte. Die erste Stulle war schnell in seiner Hand und fast noch schneller verzehrt und das war der Moment, als ihm auffiel, dass er etwas vergessen hatte. „Wasser…“ Kaum hatte Schuldig es ausgesprochen, brannte der Durst noch viel schlimmer als die Kratzer und sein Mund fühlte sich plötzlich unglaublich trocken an. „Ausgerechnet so etwas Einfaches wie Wasser musste ich vergessen…“ Eine Hand fuhr durch orangefarbene Haare. Im Heim hatte man schließlich immer was zu Trinken und sei es aus dem Wasserhahn. Er hatte natürlich keine Flasche, aber die hätte er leicht von einem der Lehrer ‚leihen‘ können. Im Nachhinein war ihm das vollkommen klar, aber im Nachhinein wusste man es schließlich immer besser. Seine Lippen verzogen sich zu etwas, das nun wirklich kein Grinsen war, bevor er sich wieder auf die Beine zwang. Wenigstens würde er nicht so dumm sein, sofort alles aufzuessen. Schuldig streckte sich, um dann seinen Weg fortzusetzen. Irgendwann musste er ja die Stadt erreichen und von dort aus würde er sich weiter durchschlagen können. Die zweite Hälfte des Tages verstrich, ohne dass Schuldigs Ziel in Sichtweite kam und müde rieb er sich über die Augen. Es war noch hell genug, um weiterzulaufen, aber er hatte keine Kraft mehr dafür. Und auch das Wissen, dass sie jeden Moment seine Flucht entdecken würden, konnte Schuldig nicht davon abhalten, sich auf einer Ansammlung alten Laubs auszustrecken, seine Jacke als Kopfkissen benutzend. Und obwohl ihm alles wehtat, war er kurz darauf eingeschlafen. Er wachte in einer grauen Dämmerwelt auf, ohne zu wissen, was ihn überhaupt geweckt hatte. Seine Sinne waren aufs Äußerste angespannt, während er in das Zwielicht hinein lauschte. Da waren Geräusche, raschelnde Laute und Schuldig erschauerte. Gab es hier vielleicht wilde Tiere? Sein Herz raste in seiner Brust und das Adrenalin durch seine Adern. Und als da ganz in seiner Nähe wieder etwas raschelte, war er auf den Beinen, bevor er eine bewusste Entscheidung darüber fällen konnte. Schuldig rannte los, ohne auf die Richtung zu achten, sicher, dass ihn etwas verfolgen würde. Er wagte nicht einmal einen Blick über die Schulter zu werfen, aus Angst, so kostbare Zeit zu verlieren. Einmal stolperte er über eine Wurzel, als nächstes rutschte sein Fuß auf einem Stein ab und knickte um. Der scharfe Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen, doch immer noch trieb er sich vorwärts. Denn inzwischen wusste er, dass da wirklich etwas hinter ihm her war, das zumindest hatte ihm sein Talent verraten. ****** Michael wachte übergangslos auf und brauchte nur einen Moment, um sich zu orientieren. Brad hatte von einem Traum in eine Vision gewechselt und sich noch bevor sie vorbei war dazu gezwungen aufzuwachen, um die Bilder ins Bewusstsein hinüberzuretten. Der damit einhergehende Impuls hatte auch ihn aus dem Schlaf gerissen und jetzt wartete er darauf, dass Brad verarbeiten konnte, was er gesehen hatte. Seine Umarmung verstärkte sich für einen Moment, er zog Brad ein bisschen näher zu sich heran, so dass er sein Gesicht in den schwarzen Haaren bergen konnte, doch er sagte nichts. Schließlich wollte er den Jungen nicht ablenken. Für eine Weile geschah gar nichts, dann legte sich Brads Hand über seine und ihre Finger verschränkten sich. „Was ist passiert?“, fragte er leise, als der Jüngere von sich aus nichts sagte. „Etwas hat sich verändert.“ Damit einher ging das Bild von einem Jungen mit orangefarbenen Haaren, in denen sich Zweige verfangen hatten. Er lag irgendwo im Wald, in der warmen Sonne, und das Bild hätte etwas Friedvolles gehabt, wären da nicht die grünen Augen gewesen, die leer in die Wipfel starrten. „Wie?“ Es geschah selten, dass sich Brads Visionen änderten. Aber das Tageslicht hatte ihm verraten, dass sie wahrscheinlich noch die Möglichkeit hatten, diesen Ausgang zu verhindern. Und wenn es nicht so war – dann lohnte es sich nicht, sich darüber aufzuregen. „Ein unerwartetes Element. Der Eintritt war bisher zu unwahrscheinlich, doch die Wahrscheinlichkeiten haben sich durch irgendeinen Auslöser verschoben.“ Brad klang sachlich, was Michael nur noch mehr versicherte, dass sie noch Zeit hatten. „Wir würden Spuren entdecken, ein wilder Hund wahrscheinlich, der Schuldigs Fährte aufgenommen haben musste. Schuldig rannte vor ihm davon, kam bei einem Abhang ins Stolpern und schlug mit dem Kopf auf einem Stein auf.“ Ah ja, jetzt konnte Michael auch das Blut sehen. Er schloss die Augen, weil der Impuls längst abgeebbt und es viel zu früh war, um wach zu sein. Die Wärme von Brads Körper trug zu dem Wunsch bei, einfach wieder einzuschlafen. „Was willst du tun?“ Noch war Schuldig nicht einmal auf Rosenkreuz und bei seinem bisherigen Verhalten würde niemand ihnen die Entscheidung verübeln, dem Schicksal einfach seinen Lauf zu lassen. Ein leises Lachen lief durch den Schwarzhaarigen, bevor dieser sich in seiner Umarmung umdrehte. „Keine Lust aufzustehen?“, wurde er aufgezogen. „Keine allzu große“, gab er mit einem Lächeln zurück. Braune Augen musterten ihn in der Dunkelheit, er spürte den Blick, dann wurde eine Hand gehoben und wob sich in sandblonde Strähnen. Michael entspannte sich völlig unter der Berührung, aber gleichzeitig wurde die Müdigkeit mehr und mehr zurückgedrängt, als Energie von dem Jungen auf ihn überging. Die andere Hand begann sein Schlafanzugoberteil zu öffnen und bereitwillig rollte er sich auf den Rücken, so dass Brad sich auf ihn legen konnte. Der setzte sich vorher kurz auf und zog sich das T-Shirt über den Kopf, die erneuerte Wärme danach war eher schon Hitze und Michael seufzte leise, weil es sich gut anfühlte. Es war einfach, seine Schilde für den Moment aufzugeben, der Rest von Rosenkreuz schlief schließlich und Brad würde ihn mehr als ausreichend gegen das Hintergrundrauschen abschirmen. Und so begann sich seine eigene Energie in den Strom zu mischen, kreiste zwischen ihnen, während sie beide still dalagen, ohne dass bisher eine Entscheidung über Schuldigs Schicksal getroffen worden war. ~TBC~ Ich hoffe, die Zeitsprünge waren einigermaßen verständlich. Der Teil begann aus Schuldigs Sicht am selben Tag, an dem Brad und Michael das Heim besuchten (wie es im letzten Teil geschehen ist). Der Szenenwechsel bringt uns zurück zu den beiden, zur Nacht nach dem Besuch im Heim – und es ist natürlich früher als der Moment, bei dem Schuldigs Szene endete, bei ihm war schließlich schon Morgengrauen… ^^°°° cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)