Meine Träume 1 von VonArrcross ================================================================================ Kapitel 13: Erinnerung an vergangenes ------------------------------------- Eingewöhnung an altes ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ P: ??? SP:??? ( unbekannt ) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „So, wir müssen.“ rief uns mein ehemaliger Hausmeister aus der Grundschulzeit zu. Holger, Benjamin, Matthias, Ricarda und ich griffen nach unseren Rücksäcken und liefen zu ihm. Bei ihm öffnete er mit Hilfe meiner früheren Grundschulklassenlehrerin Frau Gutsche ein Zeitportal. Dieses Portal sollte uns in die Vergangenheit bringen. Den Erwachsenen fiel auf, dass uns etwas mulmig wurde, als wir in das Portal schauten. Sofort munterten sie uns auf. Dann durchschreiteten wir das Portal. Auf der anderen Seite erwartete uns eine alte Grundschule. Wir waren mitten auf dem dazugehörigen Schulhof gelandet, doch war dieser noch völlig leer. Offenbar war es noch nicht mal sieben Uhr. Auch wenn noch kein einziger Grundschüler auf dem Hof war, so war zumindest der Direktor da. Bei ihm meldeten wir uns sogleich an. Warum wir das machten, wo wir doch Schüler einer Oberschule waren, war schnell erklärt. Es war ein Test. Wir sollten unseren Wissensstand mit dem der Grundschüler messen. Unsere Klasse sollte die 4c sein, deren Klassenlehrerin bereits da war. Wir mussten uns aber erst bei ihr ankündigen, damit sie über unsere Anwesenheit Bescheid wusste. Auf dem Weg in die zweite Etage liefen die Jungs voraus. Ricarda bildete mit mir wie immer das Schlusslicht, wir beide hatten es nicht ganz so eilig. „Das wird lustig. Wir werden die ganze Klasse unterhalten.“ meinte Ricarda scherzhaft, wo ich ihr, wenn auch gedankenverloren zustimmte. „Hast du mir überhaupt zugehört?“ Ich nickte. „Ja. Ich dachte nur gerade an jemanden.“ „An wen denn?“ Ich schwieg einen Moment, da ich mir nicht noch nicht sicher war, ob es denn wirklich so sein würde. „Du kennst doch Angelo.“ Angelo war kein realer Mensch, sondern eine Person aus einer meiner selbst erfundenen Serien. Nickend bestätigte sie mein Wissen. „Also. Wir sind ja nun ein paar Jahre in der Vergangenheit und...“, ich war mir nach wie vor nicht sicher, „Ich hab‘ irgendwie das Gefühl, dass er hier ist.“ „Echt! Dann will ich ihm hier nicht begegnen.“ war ihre promte Antwort. Wären wir nicht in der Vergangenheit, würde ich ihr zustimmen. Angelo war nach aussen tatsächlich kein Mensch, dem man freiwillig über den Weg laufen wollte. „Hallo, wir sind in der Vergangenheit. Das ist eine Grundschule.“ entgegnete ich ihr, darauf hinweisend, dass Angelo hier ganz anders sein könnte. Jetzt viel bei Ricarda endlich der Groschen. Im selben Moment bemerkten wir noch gerade so, dass unsere Jungs gerade um eine Ecke gebogen waren und sich somit aus unserer Sichtweite entfernt hatten. Sogleich liefen wir schneller um nicht den Anschluss zu verlieren. Den gesuchten Klassenraum inzwischen gefunden, hatten wir uns der anwesenden Lehrerin vorgestellt. Sogleich forderte sie ein paar extra Stühle und Tische beim Hausmeister an. Immerhin mussten wir irgendwo sitzen und arbeiten können. Wir halfen der Frau beim Umstellen der anderen Plätze. Die Lehrerin entschied, dass die Jungs hinten sitzen sollten, während sie Ricarda und mir vorne einteilte. Da es bis zum Unterricht noch eine halbe Stunde hin war, machten wir fünf uns es während dieser Zeit auf dem Schulhof bequem. Für eine Grundschule war der Hof unerwartet großflächig. Auf einem kleinen Hügel am Rande, liesen wir uns nieder. Dort war auch eine kleine Baumgruppe, deren Schatten sich großzügig über dem Hügel verteilte. Es war für die frühe Zeit bereits sehr warm, da wir mitten im Hochsommer waren. In den Schatten sitzend, brachte der seichte Wind zusätzliche Abkühlung. Wir rätselten, welchen Unterrichtsstoff die Kinder wohl gerade durchnahmen. Dabei bemerkten wir nicht, dass bereits die ersten Schüler erschienen waren und uns neugierig ansahen. Als es dann zum rein gehen klingelte, warteten wir aus Gewohnheit noch etwas. Währendessen beobachteten wir das Verhalten der Kinder, bis letztlich auch wir uns auf machten und den letzten Kindern ins Schulgebäude folgten. Da wir nun den Weg zur Klasse kannten, ließen wir uns Zeit. Genau wie andere Schüler sich Zeit auf ihrem Weg ließen. Unterwegs sah Ricarda einen Jungen, der einen ähnlichen Haarschnitt wie Angelo hatte. Und wie immer, wenn sie etwas erstaunliches sah, griff sie sofort nach meinem Arm. In kälteren Zeiten leidet unter diesen Reaktionen regelmässig mein Jackenärmel. Durch den unerwarteten Griff erschrack ich heftiger als gewollt, da mir genau in dem Moment ebenfalls der Junge aufgefallen war. Aber zum Glück, war es nur ein heftigeres Zusammenzucken meinerseits und kein Schreckenslaut. Aber für einen bösen Blick an Ricarda hatte ich keine Zeit, da ich mir den Jungen aus der Entfernung genauer betrachtete. Aber bereits an der Größe konnte ich sagen, dass es nicht geglaubte Person war. Zudem hatte er naturblondes Haar, welches auch wesentlich kürzer war. Jeden Schüler sah ich mir beim vorbei gehen genau an, doch keiner sah auch nur annähernd aus wie Angelo. Vor dem Klassenraum lachten wir noch ein paar Sekunden, bis Matthias schließlich die Tür zur Klasse öffnete. Erwartungsvolle Blicke erwarteten uns. Die Lehrerin hatte ihren Schülern schon darüber informiert, dass der heutige Unterricht etwas anders verlaufen würde. Wir begrüßten die Schüler mit knappen Gesten und setzten uns dann an unsere Plätze. Dann bekamen alle von der Lehrerin Aufgabenblätter, die jeder für sich selbst lösen sollte. „Ich glaub‘, ich bin blöd.“ erklang wenig später leise die Stimme von Benjamin. Ricarda und ich sahen halb nach hinten, da es uns nicht anders erging. Matthias und Holger mussten über Benjamins Satz grinsen, da er ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte. Die Blicke der anderen Schüler waren dabei auch nicht wirklich hilfreich. Aber es war verständlich, dass sie unsere Hilflosigkeit amüssant fanden. Vor uns lagen die gleichen Aufgaben, wie sie die Grundschüler hatten und wir Oberschüler wussten nicht, wie wir sie bewältigen sollten. Wir wussten, dass wir sowas früher im Handumdrehen erledigt hätten, doch jetzt war unsere Denkweise offenbar zu komplex dafür. Und doch kam es uns vor, als hätten wir wissenschaftliches Fachchinesisch vor uns zu liegen. Nach beinah einer viertel Stunde hatte es dann in unseren Köpfen endlich klick gemacht und unsere Stifte und Lineale lagen kaum noch still. Perplex sahen uns die Schüler an. Unser plötzliches und schnelles lösen der einzelnen Aufgaben lies sie ihre eigenen ganz vergessen. Die Lehrerin ermahnte die Kinder zwar, sich auf ihre eigenen Aufgaben zu konzentrieren, doch das gelang ihnen erst, nachdem wir Oberschüler unser Schreibmaterial aus den Händen nahmen. Bequemer sitzend waren wir nun an der Reihe über die anderen zu grinsen. Ganze fünf Unterrichtsstunden ging das so. Zur sechsten Stunde mussten wir den Raum wechseln. Im neuen Raum war mehr Platz und wir fünf fanden jeder einen Sitzplatz. Auch dieses Mal erhielten wir ein Arbeitsblatt. Und dazu noch ein weiteres, aber leeres Blatt. Die Aufgabe war, eine Überschrift zeichnerisch umzusetzen. An und für sich, für Hobbyzeichner wie mir, kein Problem. Und dennoch befanden sich wie in einem Manga etliche Fragezeichen um mich herum. Als ich dann eine ungefähre Vorstellung vom Bild hatte, machte ich mich an die zeichnerische Umsetzung. Es viel mir jedoch schwer meine Vorstellung auf das Papier zu bringen. Angelo W. P. Schröer Nach etlichen Korrekturen und neuen Strichen klingelte die Schulklingel. Der Unterricht war zu Ende. Die Lehrerin sammelte die Arbeiten ein. Den Jungs, Ricarda und mir blieb es frei, ob wir abgaben oder nicht. Ich gab ab, auch wenn ich wohl nie erfahren würde, ob die Umsetzung so in Ordnung war. Noch vor den anderen Schülern verließen wir den Klassenraum und machten uns auf den Weg zum Hof. Wie bereits heute morgen, liefen die Jungs voran. Ricarda und ich ihnen hinterher. Ricarda erzählte ich ein wenig über meinen Charakter Angelo. Sie hörte mir aufmerksam zu. In einem der Gänge sah ich eine Putzfrau aus einem der Räume raus kommen. Ich wusste nicht warum, aber sie war es, die mir Antworten auf meine Fragen geben konnte. Ohne auf die anderen zu achten, war ich losgerannt, damit mir die Frau nicht abhanden kam. Die Jungs lachten, während Ricarda wie bestellt und nicht abgeholt da stand. Die Frau reagierte auf das Geräusch hastiger Schritte und sah in meine Richtung. Bei ihr fragte ich automatisch nach einem Angelo. Kein Nachname und keine Beschreibung. Einfach nur Angelo. Das leichte Lächeln der Frau war mir Bestätigung genug. Erst jetzt nahm ich mir die Zeit, mich auf meine unregelmässige Atmung zu konzentrieren. Sie wartete bis ich wieder einigermassen kontrolliert atmete. „Ja. Wir haben hier einen Angelo.“ Sie wies mir ihr zu folgen. Sie führte mich in einen weiteren Gang der Schule. Je länger ich der Frau schweigend folgte, desto mehr verkrampfte ich. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich, seit ich hier war, nur an ihn gedacht hatte, an den Jungen, dessen Vergangenheit einer der grausigsten meiner Charaktere war. Vor dem Klassenraum der 2a blieb sie stehen und öffnete leise die Tür. Hinter ihr betrat auch ich den Raum. Als die Frau aus meinem Blickfeld trat, erblickte ich einen kleinen Jungen von etwa acht bis neun Jahren. Das Braun seiner Haare war so dunkel, dass es schon fast schwarz war. Es hing ihm kraftlos ins Gesicht. Er sagte nichts und reagierte auch nicht auf unser erscheinen. Die Putzfrau lief zu ihm an seinen Platz, welcher sich mittig im Raum befand. Er reagierte aber weiterhin nicht. Egal wie freundlich sie sprach, der Junge schien sie gar nicht wahr zu nehmen. Und dann ganz unerwartet schrie er los, dass sie verschwinden und ihn in Ruhe lassen sollte. Ich konnte sehen, wie ihm eine Träne die zarte Wange entlang lief. Die Frau gab es dann auch auf und entfernte sich von ihm. Doch anstatt zur Tür zu gehen, steuerte sie ein Regal auf der Fensterseite an. Aus dem Regal nahm sie gezielt eine der vielen Handwerksarbeiten heraus. Mit der einen Arbeit kam sie dann zu mir. In Händen hielt sie eine kleine Stickerei aus getrockneten Pflanzen, in einem aus Schilf geflochtenem Körbchen. „Das ist aber schön.“ Es war wirklich sehr schön. Es war sicherlich eine Menge Arbeit gewesen, diese vielen zerbrechlichen Pflanzen heil hinein zu basteln. Das Ergebnis jedenfalls war voller Details und mit dem Körbchen traumhaft. „Willst du es haben?“ Ich nickte, obwohl ich nicht wusste, ob ich das überhaupt haben durfte. Aber die Frau reichte es mir und ich nahm das kleine Kunstwerk ohne zögern entgegen. Mir fiel auf, dass von dem Jungen kein Mucks mehr zu hören war, was mich dazu brachte, zu dessen Platz zu schauen. Innerlich war ich völlig überrascht und erfreut zu gleich, nun den neunzehnjährigen Angelo dort sitzen zu sehen. Äußerlich aber schwieg ich und stand nur da. Allein mein wissender Blick verriet, dass ich mich freute ihn zu sehen. Angelo sah zu uns rüber. Zu mir. Wie ich da stand, das Kunstwerk behutsam in Händen haltend. Dann bat mich die Frau den Raum nun zu verlassen. Ein letztes mal sah ich zu Angelo, lächelte sacht und ging. Ich beeilte mich die anderen zu finden. Als ich bei ihnen war, kehrten wir in unsere Zeit zurück. Dabei erinnerte ich mich an den traurigen Blick von Angelo. Früher zeigte er offen, wenn er traurig war, doch auch der erwachsene Angelo war traurig, doch die Kälte seiner dunklen Augen, wurde von anderen immer falsch gedeutet. Die Putzfrau würde wohl auch die Trauer hinter den kalten Augen dieses Jungen erkennen. Eines Tages werde ich ihm eine schöne Zuckunft erstellen. Zurück in der Gegenwart trafen wir wieder den Hausmeister und meine Lehrerin. Die anderen waren sofort dabei, zu berichten wie es war. Aber ich suchte etwas. Die Stickerei, die mir die Putzfrau geschenkt hatte. Als ich vor mich auf den Boden sah, fand ich es. Sofort hob ich es behutsam auf. Einen Blick auf den Boden und ein Lächeln huschte deutlich erkennbar auf meine Lippen. Angelo W. P. Schröer... Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)