Chaos der Gefühle von abgemeldet (Wen liebe ich noch mal?) ================================================================================ Kapitel 22: Rummelplatz ----------------------- Misugi stand am Eingang des neuen Rummels, der seit einigen Tagen in der Stadt war und wartete auf seine beste Freundin, der er versprochen hatte mal wieder was gemeinsam, zu zweit, zu unternehmen. Er schaute auf die Uhr, schon fünfzehn Minuten Verspätung hatte die Gute, aber das war halt typisch Noriko. ‚Ich wusste ich hätte sie abholen sollen, aber nein, lass uns am Eingang des Rummels treffen‘, dachte der Blondschopf leicht genervt, als er plötzlich laut gerufen wurde. Er ließ seinen Blick durch die Menschenmassen schweifen und versuchte seine Freundin zu finden, die bereits mit ausgestreckten Händen auf ihn zu lief. „Tut mir ja so leid“, fiepte sie und fiel Misugi um den Hals, knuddelte ihn erst einmal halb zu Tode: „Ich wurde aufgehalten. Meine Ma hat total rumgemosert, weil ich wieder mal nicht aufgeräumt hab, dabei muss ich doch in diesem Saustall leben.“ Leicht schmollend ließ sie den Blonden wieder los und schaute ihn an, suchte scheinbar Bestätigung, ließ dennoch gar keine richtige Zeit zum antworten: „Aber jetzt bin ich ja da. Womit fahren wir zuerst? Ausprobieren müssen wir natürlich alles, das ist klar.“ Wieder zierte ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht und sie schnappte sich Misugis Hand, zog ihn mit sich voran auf den Rummelplatz. „Ich weiß nicht, wollen wir erst mal was naschen? Worauf hättest du denn Lust?“ „Hm~", überlegte die Braunhaarige, sagte nach kurzer Zeit: „Auf jeden Fall gebrannte Mandeln.“ Misugi zückte sein Portemonnaie, als seine Freundin ihren Satz weiterführte: „Dann Zuckerwatte, ein Lebkuchenherz mit hübscher Glasur, einen kandierten Apfel, eine Schokobanane und eine Portion Mutzen. Und dann später noch ‘ne Pizza oder ein Wrap... und ein Eis!“ Misugi hatte Probleme ihr hinterher zu kommen, dachte im Anschluss leicht bedröppelt: ‚Ich meinte eigentlich eine Sache und nicht gleich den ganzen Rummel, da gehe ich ja pleite.‘ Noriko bemerkte in ihrem Redeschwall gar nicht, wie sie ihren Freund in Bedrängnis brachte, doch schnell wurde sie wieder von den Fressbuden abgelenkt, als sie das Riesenrad erblickte. Vollauf begeistert schnappte sie sich wieder Misugis Arm und deutete darauf: „Da! Mit dem Riesenrad müssen wir aber unbedingt sofort fahren! Es ist dieses Mal noch viel größer, als beim Letzten und schau doch nur, die Gondeln sind richtig rundherum geschlossen! Das ist dieses Mal ein richtig klasse Riesenrad!“ Der Brünetten war egal, dass sie sich gerade wie eins dieser vielen quirligen Kinderchen - die überall um sie herum waren - benahm, sie hatte nur noch das Riesenrad im Kopf. Keck zwinkerte der Blondschopf ihr zu und meinte: „Das Beste hebt man sich ja bekanntlich bis zum Schluss auf. Lass uns also erst mal da in dieses Kopfüber-Ding gehen, und dann kaufe ich uns ‘nen Crêpe. Was hältst du davon?“ „Hm“, murrte die Brünette nachdenklich und schob die Unterlippe vor, schmollte aber nur für einige Sekunden. „Okay, dann eben nachher, aber wir fahren auf jeden Fall damit, egal wie wenig Lust du noch hast und wie lang die Schlange dann ist“, bestimmte sie und machte sich überzeugt mit Misugi auf den Weg in die andere Richtung zu dem Teil, mit dem ihr Freund fahren wollte. Den richtigen Namen wussten sie beide nicht. Misugi bezahlte am Schalter die Karten und setzte sich dann gemeinsam mit Noriko in das Monstrum hinein. Ihm war etwas flau im Magen, sagte daher, um sich abzulenken: „Und wehe du kreischst mir wieder die Ohren voll so wie im letzten Jahr.“ „Das kann ich dir nicht versprechen“, konnte Noriko gerade so noch antworten, bevor sich die Maschine auch schon in Bewegung setzte und sie überraschend schnell bereits in voller Fahrt waren. Tatsächlich konnte die Brünette sich das Gejauchze einfach nicht verkneifen und hatte nicht nur sichtlich, sondern auch weit hörbar ihren Spaß. Der Jüngere hingegen klammerte sich förmlich in die Sicherung und verkniff sich das Schreien. Als die Fahrt dann endlich zu Ende war und sie ausstiegen, scherzte Misugi: „Du hast gekreischt wie ein kleines Mädchen.“ „Na und“, schmollte die Langhaarige und zog eine Schnute: „Ich bin ja auch ein Mädchen, außerdem machen solche Fahrten viel mehr Spaß, wenn man die Anspannung aus dem Bauch raus lässt und das geht durchs Schreien und Lachen eben am besten. Du solltest nicht immer so verkrampft dasitzen und auch mal Spaß haben, sonst vermiest du mir noch alles.“ Tadelnd schaute sie ihren Freund an, besann sich aber schnell wieder und steuerte einen Greifer mit etlichen fast schon zu knuffigen Plüschtieren an. Als Misugi sah wo die verträumten Augen hinschauten, wurde er vollkommen von ihrer Begeisterung mitgerissen. „Sind die süß! Ich hole einen für Tanabe raus, der wird Augen machen“, fiepte der Blonde vergnügt und kramte gleich nach seinem Kleingeld. „Meinst du, dass er auf Plüschtiere steht“, fragte ihn die Brünette ehrlich interessiert und holte nebenbei ebenfalls Geldstücke hervor, während sie eingehend die zur Auswahl stehenden Plüschtiere musterte. Ebenso den Blick auf die süßen Plüschies gerichtet antwortete Misugi: „Weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau, in seinen Zimmer hat er zumindest keine. Aber wenn er von mir eines Geschenkt bekommt wird ihm das sicher gefallen. Immerhin ist er mir ja mit Haut und Haaren verfallen.“ Breit grinsend schaute er die Freundin an und fragte: „Und du holst eines für Jason?“ Bei dieser Frage wurde Noriko prompt knall rot im Gesicht und versuchte beschämt dem bohrenden Blick ihres Begleiters auszuweichen, starrt dafür einen besonders süßen Waschbären mit Keks in seinen Pfoten an. „Nya, mal sehen, vielleicht“, räumt sie schließlich ein und steckt dann das erste Geldstück in den Automaten. „Ich will auf jeden Fall diesen Waschbär da, und du? Ach und vergiss nicht mir später zu erzählen, wie dein Tierchen Tanabe gefallen hat.“ Misugi schmunzelte: „Das mache ich. ... Ich denke, ich nehme das Nilpferd da. Das sieht einfach nur ultrasüß und flauschig aus. ... Sag mal, wie läuft es eigentlich zurzeit bei dir und Jason? Wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?“ Nachdem der erste Versuch den Waschbären zu greifen fehlgeschlagen war, warf die Brünette einen Blick auf das besagte Nilpferd und zog eine Augenbraue hoch. Es war zwar recht süß, aber diese Tiere gehörten eindeutig nicht zu ihren Favoriten, umso spannender fand sie es zu erfahren, wie Tanabe auf es reagieren würde. „Ach, mein Jason und ich“, fing sie schwärmerisch an und ihre Augen begannen regelrecht zu funkeln: „Bei uns läuft’s fantastisch. Er mag mich so wie ich bin, also auch als Haudegen“, sie zwinkerte Misugi frech zu: „Und als kuschelbedürftiges Klebtier. Tja und zusammen sind wir morgen genau vier Monate.“ Sie unternahm einen erneuten Versuch ihr auserwähltes Plüschtier zu greifen. Nachdem Misugi auch endlich seine Taler rausgekramt hatte und eine der Münzen in den Schlitz geworfen hatte, fragte er staunend: „Vier Monate schon? Das kommt mir noch gar nicht so lange vor.“ Hochkonzentriert positionierte er den Greifer direkt über dem Nilpferd und lies diesen gekonnt zu Boden schnellen. Das spinnenartige Gerät umfasste das Nilpferd und trug es in Richtung Ausgang, doch kurz davor verlor der Greifer das Plüschtier: „Och Menno! … Tanabe und ich sind jetzt fast acht Monate zusammen und es ist immer noch wundervoll.“ „Das klingt ja beinahe so, als würdest du erwarten, dass es irgendwann nicht mehr wunderbar ist. Lass das bloß nicht deinen Schatzi hören, damit brichst du ihm das kleine Herzchen“, spottete Noriko und unternahm nun schon ihren dritten Versuch, da auch ihr Waschbär auf halbem Weg runtergefallen war. „Oder hast du tatsächlich irgendwelche Bedenken?“ „Nein, habe ich nicht. Ich habe mich nur falsch ausgedrückt“, versuchte sich der Blonde zu erklären. Mit einem mal bekamen Misugis Augen ein warmes Schimmern, seine Wangen wurden rot und er schaute verlegen zu Noriko: „Ich bin wirklich unglaublich doll in ihn verliebt. Er ist für mich so wichtig, ich will ihn nie wieder loslassen. Außerdem weiß ich, dass er mich nicht minder doll liebt. Er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab und macht mich einfach nur über alle Maßen glücklich.“ „Oho“, schnurrte die Ältere und spitzte automatisch ihre Öhrchen, während endlich das ersehnte Plüschtier im Ausgabefach landete und sie es heraus fischte. „Er liest dir also jeden Wunsch von den Augen ab und macht dich über alle Maßen glücklich? Da möchte ich doch mehr erfahren. Wie is er denn nun so im Bett, besser als deine bisherigen Partner, Schatzi?“ Sie konnte einfach nicht anders, als jetzt diese Frage zu stellen, dafür war die Gelegenheit, die Wortwahl des Blonden einfach viel zu verlockend. Misugis Gesicht glich auf der Stelle einer roten Ampel und er drehte sich genierend in alle Richtungen um, wollte sichergehen, dass das auch keiner mitgehört hatte. „Noriko! So ein Thema in der Öffentlichkeit“, klagte er dann vorwurfsvoll. „Wehe du windest dich da wieder heraus, in diesen Punkt habe ich noch nie eine vernünftige Antwort von dir bekommen.“ Beschämt guckte er zum Nilpferd, antwortete: „Na ja. Eigentlich stelle ich äußerst ungern den Vergleich zwischen Tanabe und Hibari auf. Immerhin sind die Zwei sehr unterschiedliche Charaktere... Außerdem habe ich das Gefühl bei solch einem Thema Tanabe zu übergehen... Was man jetzt wahrscheinlich nicht so recht glauben würde, aber Hibari ist da schon der Extremere von beiden. Zwar gefühlvoll, aber doch etwas... härter. Und bei Tanabe gibt es sehr viel Abwechslung, wir haben schon so manche Experimente hinter uns...“ „Hört, hört, so manche Experimente? Was denn so alles? So mit Spielzeug oder Stellungstechnisch“, wollte die Langhaarige nun genauer wissen, war ihre Neugierde doch nur noch stärker angefacht worden. „Nein, ich meine Stellungsmäßig! Mit Spielzeug haben... na das nicht... noch... oder auch nie...“ Misugi war fix und fertig. Auch wenn Noriko seine beste Freundin war, das war ihm doch unangenehm. „Und heißt das jetzt eigentlich, dass es mit Hibari besser oder schlechter war? Komm schon, sag’s mir ganz ehrlich, ich versprech auch nicht mal ansatzweise eine Andeutung gegenüber Tanabe zu machen, falls das deine Sorge ist.“ „Der bessere Sex... ich weiß es ehrlich nicht. Damals war… als ich noch mit Hibari glücklich war und die Affäre mit Tanabe hatte... das war so unglaublich erotisch und absolut aufregend.“ Noriko schmunzelte darüber, dass sie Misugi so durcheinander gebracht und beschämt hatte, doch sie wollte es wissen und immerhin war sie die beste Freundin, da durfte sie doch wohl so was fragen, auch wenn sie beim nächsten Mal einen besseren Ort aussuchen würde. „Damals war’s unglaublich erotisch und absolut aufregend? Das ist doch sicher immer noch so, oder?“ Mit einer engelsgleichen Unschuldsmiene taxierte sie den Blonden weiterhin, während dieser nun schon zum fünften Mal vor Nervosität dabei versagte das Nilpferd heraus zu holen und stattdessen ein Rehkitz mit einem Schleifchen um den Hals bekam. „Natürlich ist der Sex immer noch aufregend und erotisch“, brüskierte sich der Blonde, der das so laut von sich gab, dass am Greifer nebenan eine Frau mit Kleinkind den Kopf schüttelte. Peinlich berührt holte er das Reh aus dem Fach und schaute es an: „Tja. Wenn das nicht Schicksal ist, dass ich dich rausgezogen habe. Du bleibst bei mir, demnächst denke ich mir ‘nen Namen aus.“ Misugi sah zu Noriko herüber, hoffte das diese nicht noch weitere solcher pikanten Fragen stellen würde. Diese kicherte immer noch über die Dame, die sich stumm beschwert hatte und knuddelte ihren Waschbären. „Wie schön, dass es immer noch so gut läuft, aber vielleicht solltest du leiser reden, wenn nicht alle was von deinem Glück hören sollen“, fiepste sie und zwinkerte Misugi keck zu, bevor sie ernst wurde: „Und vermisst du Hibari noch in irgendeiner Weise?“ „Nein. Gott sei Dank gar nicht mehr. Die erste Zeit, in der ich mit Tanabe zusammen war, habe ich schon noch an ihn gedacht. Aber nicht unbedingt, weil ich ihn vermisst habe, sondern weil ich die Beiden ein kleines Bisschen miteinander verglichen hab. Obwohl, in einem Punkt vermisse ich ihn schon. Er hat die besten Aufläufe der Welt gemacht, da kam ich nie drum herum.“ Erleichtert über diese Antwort wuschelte Noriko ihrem Freund durchs Haar und drückte ihn anschließend einfach einmal. „Das höre ich gerne und Hibaris Aufläufe sind echt legendär, da muss ich dir völlig recht geben. Kann Tanabe denn gar nichts weiter als Oktopuswürstchen kochen? - Vergiss nicht dein Nilpferd.“ Während Misugi sich erneut daran versuchte das Plüschnilpferd aus dem Automaten zu bekommen, antwortete er seiner Freundin: „Doch schon. Meistens kochen wir aber zu zweit bei mir zu Hause. Das macht immer voll Spaß. Er bringt mich einfach immer zum Lachen.“ Volkommen konzentriert ließ der Blonde die Greifzange herunter sausen und jubelte als diese das Nilpferd umfasst und zum Ausgang bugsierte. „Jippie! Komm her, du süßes dickes Nilpferd.“ „Super, du hast es! Vergiss nicht mir zu berichten, wie Tanabe dein süßes dickes Nilpferd gefallen hat“, freute sich die Brünette mit ihrem Freund und setzte dann mit ihm ihren Weg fort. „Ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch gemeinsam hinstellt und kocht, find ich aber toll. So was muss ich auch mal mit Jason machen und am besten gibt‘s einen Nachtisch, so was wie Torte.“ Ihre Augen begannen vorfreudig zu glänzen und kurz verlor sie sich in ihrem kleinen Tagtraum, bevor ihr wieder klar wurde wo sie sich befand. „Und? Was machen wir jetzt? Irgendwelche Wünsche? Sonst gehen wir in die Schiffsschaukel, die es dieses Jahr gibt.“ „Na dann mal los. Aber wir setzten uns ganz an die Spitze, damit wir davon auch was haben.“ Als die Brünette daraufhin nickte und sie einige Minuten später am gewünschten Platz saßen, fragte Misugi: „ Wie verstehst du dich eigentlich mit deinen Schwiegereltern in spe?“ „Na ja, ich hab sie erst vor kurzem kennengelernt, aber er hat sie mir von sich aus vorgestellt... jedenfalls hab ich mich bei ihnen gleich pudelwohl gefühlt und wenn ich nicht total menschenfremd bin, dann mögen sie mich auch gerne. Wieso fragst du, verstehst du dich mit Tanabes Eltern etwa genauso wenig, wie mit Hibaris?“ Forschend sah sie den Blonden an, während sich die Schiffsschaukel allmählich füllte. „Nein, nein, ich habe dir doch schon erzählt, dass wir uns super verstehen. Ich wollte nur wissen, wie es bei dir ist. Immerhin bist du meine beste Freundin und wir haben uns schon sehr lange keine Zeit zu zweit mehr gegönnt. Wir haben einiges aufzuholen. Findest du nicht? Tanabes Nichte Tari hat mich übrigens vor ein paar Tagen angerufen und mich gefragt, ob wir zwei noch zusammen sind und als ich meinte, dass wir das sind, hat sie mich gefragt wann dann endlich ihr Traumprinz kommt. Die Kleine ist einfach so~ süß. Tanabes Mutter meinte übrigens, dass dieser als kleiner Junge ganz genau so war wie die kleine Tari. Also war er damals einfach schon Zucker.“ „Der soll als Kind so niedlich gewesen sein? Kann ich mir gar nicht vorstellen“, meinte die Ältere gespielt fassungslos, als sich plötzlich die Schiffsschaukel in Bewegung setzte. Vor lauter Geplauder hatten sie völlig vergessen wo sie sich befanden und nun - so unvorbereitet - wurde Noriko doch ein bisschen mulmig zu Mute. Deshalb griff sie auch nach Misugis Hand und warf ihm einen kurzen Blick zu: „Wir sollten uns wohl besser nachher weiter unterhalten, Schatzi.“ Kaum aus der Schaukel ausgestiegen jubelte Noriko: „Juhu~, gleich noch mal.“ Misugi, der etwas benommen war, entgegnete ihr darauf allerdings leicht übellaunig: „ Später vielleicht, aber nicht jetzt. Ansonsten kotze ich hier doch noch hin.“ Etwas besorgt schritt die Braunhaarige neben ihm her. „ Alles in Ordnung? Du kannst doch sonst auch so viel ab. ... Bist du etwa schwanger?“ Total pikiert schrie Misugi die Ältere prompt an: „Nein bin ich nicht, hör auf mit dem Scheiß!“ Noriko brach in schallendem Gelächter aus und schlug ihrem Freund einfach mal auf den Rücken: „Ach Mensch, das war doch nur ein Scherz, du kleine Zimtzicke.“ Sie blickte sich suchend um und entdeckte nach wenigen Sekunden eine kleine Sitzbank, die etwas abseits vom Trubel stand und zog den Blonden einfach zu ihr rüber. „Komm, setzten wir uns einen Augenblick und überlegen, was wir als nächstes machen, dann kann sich dein Magen ein wenig beruhigen.“ Misugi nickte zustimmend und so platzierten sie sich auf dieser Bank: „Manchmal frage ich mich, warum ich nicht einfach ein Mädchen hätte werden können. Dann wäre alles so viel einfacher gewesen... Keine Vorurteile, keine Beleidigungen. Und außerdem hätte Tanabe dann eindeutige Tatsachen schaffen können, indem er mich einfach geschwängert hätte... Ich werde niemals Kinder haben und das macht mich irgendwie traurig...“ „Och, aber Misu-chan, jetzt sei doch nicht so traurig, das habe ich nicht mit meinem Spaß gewollt. Außerdem bist du genauso richtig, wie du bist und da würde mir dieser struppige Hund von Tanabe sicher zustimmen, wenn er wüsste, was du gerade gesagt hast. ... Natürlich ist es schwieriger für euch, da ihr beide Jungs seid und das mit den Kindern stelle ich mir auch sehr bedrückend vor, aber es gibt heutzutage so viele andere Möglichkeiten trotzdem ein Kind zusammen zu haben.“ Liebevoll streichelte Noriko dem Jüngeren durchs Haar und lächelte ihn sanft an, hoffte ihn ein wenig getröstet zu haben. Der lächelte seine Freundin an: „Du hast ja Recht. Und außerdem wollen wir noch lange, lange unsere Zweisamkeit genießen, sind ja auch noch blutjung. … Guck mal der Kerl da hinten verkauft an seinem Stand gekühlte Ananas und Melone, hast du Appetit darauf? Dann hole ich uns schnell was.“ „Nix da, du holst. Wir holen uns schön was zusammen, man lässt nämlich eine Dame auf einem Rummel und auch sonst wo nicht einfach alleine sitzen.“ Kess zwinkerte sie Misugi zu und erhob sich dann mit ihm, um zu dem Stand rüber zu gehen: „Hm~, die Spieße sehen ja lecker aus. Ich glaube ich nehme einen gemischten, ich mag einfach beides gerne. Und du? Lieber ein Stück Melone, wegen deinem empfindlichen Mäulchen?“ Sie zog ihn zu gerne damit auf, dass er oftmals keine Ananas vertrug, da die Säure seinem Mund nicht besonders gut tat, wenn er wiedermal kein Maß kannte und zu viel von der gelben Frucht aß. Der steckte ihr frech die Zunge aus und meinte gespielt beleidigt: „Puh, mit dir rede ich kein einziges Wort mehr, wenn du so weiter machst.“ Beide lachten darauf hin und setzten sich nach dem Bezahlen wieder auf die Bank. Während Noriko dann ihren gemischten und Misugi seinen Ananas-Spieß aß, fiel dem Blonden etwas auf: „Die Typen dahinten starren dir schon die ganze Zeit auf die Brüste. Ihren Geifer sehe ich ja bis hier, widerlich! Soll ich die mal rund machen gehen?“ „Wo“, fragte Noriko automatisch, entdeckte die besagten Typen allerdings sofort, als sie den Blick hob und rümpfte die Nase. „Also echt, solche Vollspacken können aber auch wirklich nur gucken, kein Mädchen fasst die auch nur mit ‘ner Kneifzange an.“ Sie schüttelte sich kurz, um ihrem Ekel Ausdruck zu verleihen und biss dann wieder von ihrem Spieß ab. „Die sind es nicht wert, dass du dich in Schwierigkeiten bringst, außerdem traue ich ihnen nicht über den Weg. Lass sie lieber blöd glotzen, is ja nur ein Kompliment für mich“, meinte sie locker, obwohl sie innerlich brodelte. Sie hasste es, wenn sie so voller dreckigem Geifer angestarrt wurde, doch wollte sie sich nicht ihren schönen Tag mit Misugi ruinieren lassen. „Tut mir leid, ich hätte es dir nicht sagen sollen, dann hättest du es vielleicht gar nicht mitbekommen.“ Die Brünette schüttelte den Kopf: „Quatsch, ist schon richtig, dass du mir das gesagt hast.“ „Eines muss ich dich aber trotzdem noch fragen. Seit dem du mit Jason zusammen bist ziehst du nicht mehr so knappe und gewagte Outfits an. Wie kommt’s?“ „Na ja, vielleicht werde ich ja einfach nur erwachsener“, meinte die Ältere betont nachdenklich, schüttelte aber schon wenige Sekunden später den Kopf: „Nein, nicht wirklich. Es liegt wohl eher daran, dass ich nicht mehr so dolle auffallen will. Ich hab ja jetzt einen echt tollen Freund und den möchte ich behalten, wozu also anderen Jungs übermäßig schöne Augen machen? Außerdem mag er meinen neuen Stil auch lieber, er kann nämlich schon manchmal ein kleines Bissel eifersüchtig sein. Das hätte ich zu Anfang zum Beispiel gar nicht von ihm gedacht, umso niedlicher finde ich es, wenn er leise vor sich hingrummelt und versucht sich zu beherrschen, damit ich nix mitbekomme.“ Sie kicherte und dachte dabei an das Gesicht, das Jason machte, wenn er denn tatsächlich mal eifersüchtig war. „Jason, eifersüchtig? Das kann ich mir absolut null vorstellen. Aber das beweist ja nur, dass du ihm sehr wichtig bist.“ Misugi aß sein letztes Stück Ananas und stand danach enthusiastisch auf, das Reh und das Nilpferd unter den Arm geklemmt: „Na, dann würde ich doch mal sagen wir gehen jetzt losen. Man war nicht auf ‘nem Rummel, wenn man nicht gelost hat.“ „Au ja“, jubelte Noriko sogleich und sprang regelrecht auf. „Hast du schon irgendwo eine Bude gesehen? Ich glaub so ziemlich am Eingang war eine, aber manchmal gibt’s ja auch mehrere, dann vergleichen wir nämlich erst die Preise“, freute sie sich und blickte sich spähend um. „Da hinten, lass uns die mal anschauen.“ Noriko stand ebenfalls auf und sie machten sich gemeinsam auf die Suche nach der besten Losbude. Nachdem sie sich dann eine ausgesucht und Lose gekauft hatten, machten sie sich gleich daran diese auseinanderzuklamüsern. „So ein Mist, ich habe nur fünfzehn Punkte und wie viel hast du?“ Schnell zählte die Langhaarige ihre Punkte zusammen und meinte ein wenig enttäuscht: „Nur dreißig.“ Der Blauäugige durchsuchte die Preise nach etwas vernünftiges, doch bei nur fünfzehn Punkten durfte man echt nicht zu viel erwarten. Noriko zog auf einmal an seinem T-Shirt und fiepte: „Schau mal das, da gibt es eine Pärchenkette für 45 Punkte, wenn wir unsere Punkte zusammenlegen kriegt jeder von uns eine Hälfte der Kette, was hältst du davon.“ „Finde ich super“, erwiderte der Blonde daraufhin, nahm Norikos Punkte entgegen und ging zu dem netten, aber etwas plüschig wirkenden alten Mann herüber und deutete auf die Kette: „Die da hätten wir gerne.“ Lächelnd überreichte der alte Mann Misugi die Kette und meinte: „Na da haste deine Süße jetzt aber richtig glücklich gemacht, mein Junge.“ Noriko zog eine Augenbraue hoch und wollte schon widersprechen, als sie zu dem Entschluss kam, den Mann lieber in seinem Glauben zu lassen, dass Misugi und sie ein Paar waren. Lächelnd bedankte sie sich bei ihm und führte dann den Blonden mit sich von der Bude weg: „Auweia, ich glaube, wenn wir versucht hätten dem klar zu machen, dass wir kein Paar sind, dann wären seine ganzen Grundfesten des Lebens erschüttert worden. Wäre aber andererseits schon lustig zu erklären, dass wir beide eigentlich einen festen Freund haben und nur Freund sind.“ Sie kicherte bei der Vorstellung belustigt und hakte sich bei ihrem Freund ein: „Und? Wollen wir jetzt noch mal Schiffsschaukel fahren oder doch lieber was magenfreundlicheres?“ „Na los, aber nur noch einmal. Danach machen wir was anderes.“ „Okay.“ Die Beiden stellten sich also noch einmal für die Schaukel an und während sie in der Warteschlange standen umarmte Noriko Misugi von hinten und schnurrte: „Ich habe dich super lieb, Misu.“ Dieser streichelte ihr über den Arm: „Ich dich auch.“ Nachdem sie die Fahrt beendet hatten bummelten sie von einer Bude zur nächsten, bis es schließlich schon so spät war, dass es dämmerte. „So, jetzt fehlt nur noch die Fahrt mit dem Riesenrad. Das Beste kommt ja bekanntlich immer zum Schluss.“ „Genau“, stimmte ihm die Brünette fröhlich zu, die noch ewig so hätte weiter machen können, wenn es nicht schon so spät geworden wäre. Sie machten sich also auf den Weg zum Riesenrad, wo sich inzwischen eine ganz schön lange Schlange gebildet hatte, denn gerade jetzt, wo die ganzen Lichter des Rummels so richtig zur Geltung kamen, wollte die Besucher alles von oben bewundern können. „Och Menno, das dauert sicher ewig, bis wir dran sind. Zum Glück ist das Riesenrad schön groß, dann dauert‘s wenigstens ein bisschen weniger lange.“ „Ein bisschen weniger lange? Du bist schon ein Drops.“ Sie kniff ihn leicht in den Arm und erwiderte schmollend: „Gar nicht wahr! Ich sage nur die Wahrheit.“ „Aua... Deinen Klamottenstil hast du zwar geändert, rabiat bist du aber wie eh und je.“ Als die Brünette daraufhin eine Schnute zog lachte ihr bester Freund: „Ach komm schon, jetzt spiel nicht die Beleidigte.“ „Wenn ich aber Lust dazu habe“, fiepste sie mit nach oben gereckter Nase, konnte jedoch nicht besonders lange auf eingeschnappt machen, sondern begann ziemlich schnell wieder zu lachen: „Na schön, du hast gewonnen, dir kann ich eh nicht auf Dauer böse sein. ... Oh, schau mal, es geht weiter!“ Sie rückten etwas weiter nach vorne, mussten aber dann noch einmal warten, bevor sie ins Riesenrad einsteigen konnten. Als es dann soweit war und die Beiden zu zweit in der Gondel saßen waren sie total aufgeregt. „Ich bin schon auf die Aussicht gespannt, mit ein bisschen Glück bleiben wir ja sogar ganz oben stehen und haben die beste Aussicht überhaupt.“ „Wenn ich mich eben nicht verzählt habe, dann könnten wir tatsächlich Glück haben. Ich hab nämlich ganz genau aufgepasst wann das Riesenrad immer anhält“, erklärte Noriko strahlend und legte die Hände an die Scheiben der Gondel, blickte vorfreudig hinaus. Desto höher sie kamen, desto ungeduldiger wurde sie und rutschte leicht auf ihrem Platz hin und her. „Das ist der Wahnsinn“, fiepste Noriko begeistert. Auch Misugi war nicht minder begeistert und betrachtete das Farbenspiel der einzelnen Lichter in der Dämmerung. Das Riesenrad fuhr erst eine ganze Runde rum, bevor es dann anhielt und die beiden Freunde tatsächlich an der Spitze standen. Der Blonde setzte sich wieder vernünftig auf seinen Platz, während Noriko immer noch begeistert mit dem Gesicht an der Scheibe klebte. „Ich fand das heute war echt ein sehr schöner Tag, was meinst du?“ Erst jetzt, wo sie angesprochen wurde, löste die Ältere sich von der Scheibe und blickte zu ihrem Freund, lächelte ihn liebevoll an. „Ja, es war herrlich mal wieder nur zu zweit was zu unternehmen. Wir dürfen echt nicht vor lauter Tanabe und Jason vergessen auch mal alleine was zu unternehmen“, meinte sie sanft und griff nach Misugis Hand, drückte sie leicht. „Da hast du vollkommen recht. Wir sollten wirklich wieder mehr miteinander unternehmen. Wie wär’s mit nächstem Samstag? Es ist jetzt bald wieder Sommerschlussverkauf, da wird ja wohl für uns beide was drin sein. Was hältst du davon?“ „Au ja, da müssen wir unbedingt hin. Ich hoffe da gibt’s auch die Teile, die ich mir letztens versteckt habe.“ Sie kicherte vergnügt: „Und dieses Jahr sind’s bessere Verstecke, sonst haben mir wieder irgendwelche Puten die heißen Teile vor der Nase weggeschnappt. ... Ja, da müssen wir Samstag unbedingt hin, in meinem Lieblingsladen müsste dann schon wieder ordentlich was runter gesetzt sein.“ Ihre Augen begannen regelrecht zu funkeln. „Wenn’s um Klamotten geht bist du einfach unverbesserlich.“ Beide schmunzelten daraufhin und dann war es auch schon wieder soweit und das Rad setzte sich in Bewegung. Sie stiegen aus und gingen dann Hand in Hand in Richtung Ausgang, wobei die Freunde allerdings nicht miteinander redeten, nur nebeneinander her schlenderten. Kurz vor dem Ausgang erblickte Misugi von weitem zwei bekannte Gestalten: „Schau mal, die Jungs sind schon da, um uns abzuholen.“ „Tja, das ist der Beweis dafür, dass der Tag wirklich schon zu Ende ist.“ Etwas traurig sahen die Zwei sich an und der Blonde erwiderte: „Na, allerspätestens Samstag sehen wir uns ja wieder.“ „Aller-, allerspätestens“, verbesserte Noriko und blieb stehen, um Misugi noch einmal ganz fest zu knuddeln, bevor sie zu ihren Freunden rüber gingen, die sie jeder herzlich mit einem Kuss begrüßten, ehe sie gemeinsam den Heimweg antraten. ~~*~~*~~*~~*~~*~~ Ach ja, Zeit nur mit dem besten Freund, der besten Freundin zu verbringen ist doch was tolles und dann noch auf dem Rummel. Wir hoffen, dass es euch wieder gefallen hat und ihr auch beim nächsten Kapitel wieder vorbei schaut -^ô^- Und um es nicht zu vergessen, wir wünschen euch noch nachträglich frohe Ostern und hoffen euer Osterhase war fleißig ^.~ *süßkram bereitstell* viele liebe Grüßelies Luci-Maus und Shizuka_Hiou ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)