Feelings behind the flash von Diablo_666 ================================================================================ Kapitel 1: Vom Leben eines Superstars (Prolog) ---------------------------------------------- Blitzlichtgewitter, Bodyguards und eine Unzahl von hysterisch kreischenden Fans; für viele ist dies ein heiss ersehnter Traum. Der Traum vom berühmt sein. Zwar streben viele Menschen, überall auf der Welt dieses Ziel an, doch nicht für jeden geht dieser Wunsch in Erfüllung. So müssen sich viele junge Leute damit abfinden, dass der von Kindheitszeiten an gepflegte Traum von Ruhm und Reichtum nichts weiter als ein schöner Traum bleibt. Und das, obwohl sie sich nur zu gern von ihrem alten, langweiligen und anstrengenden Leben trennen, und lieber zwei oder drei Mal im Jahr Urlaub machen würden. Von Journalisten fotografiert und auf den Straßen von allen Leuten um Autogramme angebettelt werden, so stellen sich viele das mehr als angenehme Leben eines Superstars vor. Für Itachi Uchiha ist die Belagerung durch Paparazzi und hysterische Fangirls Alltag geworden. Angefangen vom gewöhnlichen Einkauf im Supermarkt, bis hin zum Zeitung holen vor der eigenen Haustür, es gab nichts, was der junge Star tun könnte, ohne dass es am nächsten Tag in allen möglichen Boulevard- Magazinen stehen würde. Mittlerweile hatte sich der 21-Jährige mit seinem Schicksal abgefunden. Dennoch spürte er immer wieder, dass da noch etwas in ihm war, das wie ein Dorn in seinem Fleisch drückte. Doch zwischen all den Filmsets und Fotoshootings blieb dem Superstar keine Zeit sich über jenes Gefühl Gedanken zu machen. Ob er denn mit seinem Leben zufrieden, oder gar glücklich wäre, hatte er sich schon vor langer Zeit aufgehört zu fragen. Erneut hatte ein von Fotoshootings und Autogrammstunden geprägter Tag seinen Höhepunkt erreicht. Mit dem Zuklappen seines Handys hatte Itachi offiziell das Ende eines weiteren harten Arbeitstages eingeläutet. Das Abschlussgespräch mit seinem Manager, welcher bereits den nächsten Tag des jungen Stars verplant hatte, war der wohl anstrengendste Teil des Tages gewesen. Itachi seufzte schwer. „Und wieder ein Tag meines Lebens vergeudet...“. Erschöpft strich sich der junge Mann durch sein langes schwarzes Haar und wischte sich über die schmerzenden Augen. Die eine Hand in den Nacken gelegt begab er sich ins Badezimmer und stellte sich vor den Spiegel, wo er in seine blutroten Augen blickte. Er schüttelte schwach den Kopf, ehe er die Kontaktlinsen entfernte und in ihre mit Schutzflüssigkeit gefüllte Phiole fallen ließ. „...Scheißteile...“ Itachi Uchihas Manager war auf die Idee gekommen seinem Schützling ein ganz eigenes Image aufzudrücken und so war es schnell beschlossene Sache gewesen, dass der junge Star in der Öffentlichkeit blutrote Kontaktlinsen tragen würde. Sein Manager, der obendrein auch noch sein eigener Onkel war, hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht seinen Neffen weltweit zu vermarkten und damit hatte er zweifellos Erfolg. Zwar waren am Anfang noch die nagenden Gedanken in Itachi da gewesen, ob er sich wirklich so von seinem Onkel benutzen lassen wollte, der ja zwar einer seiner letzten beiden Familienangehörigen war, jedoch noch lange nicht über sein Leben bestimmen durfte. Es war ihm von vornherein klar gewesen, dass sein Onkel, Madara Uchiha, sich keinesfalls aus familiären Gründen um Itachi und dessen jüngeren Bruder Sasuke kümmern wollte, als er sie kurz nach dem Tod ihrer übrigen Verwandten aus ihrer Heimatstadt nach Los Angeles holte. Das lag nun jedoch schon einige Jahre zurück und spielte inzwischen auch keine Rolle mehr. Heute tat Itachi einfach was sein Onkel ihm sagte, zwar nicht aus Gehorsam, sondern viel mehr, weil er nicht auch noch seine Gedanken mit seiner ermüdenden Arbeit vergeuden wollte. Der Schwarzhaarige seufzte schwer als er aus dem Bad in den Flur trat und sich sein schwarzes Basecap aufsetzte, ehe er sich seine alte schwarzweiße Baseball- Jacke überwarf. Darauf bedacht von niemandem gesehen zu werden, schlich sich Itachi aus seinem großen Haus, in welchem er allein lebte und flüchtete durch eine kleine, mehr versteckte Tür, hinten im Gartenzaun, hinaus in die Nacht. Sein Weg führte ihn durch die Stadt, wo er an fast jeder dritten oder vierten Litfaßsäule sich selbst erblickte, wo er für irgendwas unsinniges, wie Kleidung und ähnliches warb. Schon nach der ersten Werbetafel, auf welcher der Schwarzhaarige sich selbst erkannte wie er für Levi‘s Jeans verführerisch posierte und vermutlich unzählige junge Mädchen und Frauen mit seinem mehr als attraktiven Körper aus der Fassung brachte, wann immer sie an einem dieser Werbeplakate vorbeiliefen, zog Itachi den Schirm seiner Basecap tiefer ins Gesicht und beschleunigte seine Schritte. Er hasste es sich selbst auf Werbeplakaten, Postern oder Kinoleinwänden zu sehen. Am Anfang hatte es ihm ja auch noch irgendwie gefallen, wenn ein Mädchen eines der Boulevard- Heftchen aufgeschlagen hatte, darin ein Poster von ihm entdeckte und vor Freude angefangen hatte wie verrückt umher zu springen. Doch nun war es einfach nur noch nervig. Der junge Star verabscheute es regelrecht, ebenso wie diese ganzen Paparazzi, die ihm sonst immer und überall hin folgten. Itachis Weg führte ihn in eine kleine Bar, eher unscheinbar und weitgehendst ruhig. Diese kleine Bar war für den Superstar der Ort, an welchem er sich nach besonders harten Tagen zurückzog. Zwar würde es auch hier ablaufen wie immer, er würde wohl von Toni, dem Barbesitzer, freundschaftlich begrüßt werden und sich dann einige Gläschen Schnaps genehmigen, doch immerhin hatte er hier mal seine Ruhe vor der Welt, wenn auch nur für ein oder maximal zwei Tage in der Woche. Am nächsten Tag würde es wieder ‚Arbeiten!‘ heißen. Ja, dies war Itachi Uchihas Alltag. Sein Leben. Ein Leben, das sich so viele vergeblich wünschen. ~Prolog Ende Kapitel 2: Schicksalhafte Barbekanntschaft ------------------------------------------ „Hey, Toni. Gib mir ein Glas Whisky, mir geht’s heute wieder ziemlich mies.“, bestellte Itachi, als er sich an seinem Stammplatz an der Theke niedergelassen hatte. Der Barbesitzer war der Einzige der wusste, dass es sich bei dem ‚Typen mit dem Basecap’, wie man Itachi in der Bar liebevoll nannte, um den Superstar Uchiha handelte und der relativ junge Unternehmer bemühte sich darüber Stillschweigen zu bewahren. Ihn und Itachi verband zwar nicht gerade das, was man Freundschaft nennen konnte, doch verhielten sie sich ähnlich wie Freunde. Zumindest wusste der Barbesitzer wie der Star seine Drinks mochte, das war Itachi schon viel wert. Er hatte sich damit abgefunden, dass es niemanden gab, mit dem er über sein Leben reden konnte. Es war ja auch egal, solange er nur seinen Job ordentlich machte. Zumindest sah es Manager ‚Onkel’ Madara so. Was waren schon Gefühle, im Vergleich zu Ruhm? Was bedeutete schon der Wunsch nach Nähe und Zuwendung, im Vergleich zu Geld? Das waren doch Nichtigkeiten, kleine Opfer, die für das ‚optimale Leben’ gebracht werden müssen. Nichts weiter. Leise seufzend setzte Itachi das mit Whisky gefüllte Glas an seine Lippen. Der leicht beißende Geruch des Alkohols stach ihm in die Nase, als er das bernsteinfarbene Getränk seine Zunge umhüllen ließ und leicht in seinem Rachen brannte, als er es hinunterschluckte. Der junge Mann ließ seinen Blick durch die Bar schweifen, nachdem er sein Glas abgesetzt hatte. Der Laden war recht gut besucht, natürlich, immerhin gab es ja heute Abend ein Fußballspiel im Fernsehen zu verfolgen. Blassblauer Rauch von Zigaretten hing in der Luft, das bereits angeheiterte Gelächter anderer Gäste war im Raum zu vernehmen. Immer wieder öffnete sich die Bartür und ließ neue Gäste eintreten, die sich zu der großen Runde um den aufgebauten Großbildfernseher gesellten. Sie alle waren bester Laune, während sie zusammensaßen, kaltes Bier tranken, qualmende Zigaretten zwischen ihren Fingern hielten und auf das Spiel warteten. Itachis Blick wanderte zur Uhr. Es war schon viertel nach Acht, das Fußballspiel würde jeden Moment beginnen. Toni trat zum Fernseher hinüber und schaltete ihn ein. Die Gäste jubelten, konnten es kaum erwarten das Spiel zu sehen. Der Star wandte sich wieder seinem Getränk zu. Ihn interessierte Fußball nicht, dazu hatte er auch gar keine Zeit. Zudem würde sein Manager ihn gar nicht dazu kommen lassen. Der jüngste der Uchihas, Itachis kleiner Bruder Sasuke, hatte inzwischen das Haus ihres Onkels verlassen, er war zu seiner Freundin gezogen, die er irgendwann mal aufgegabelt hatte. Madara war das egal gewesen. Er war sogar froh darüber den Jungen los zu sein, doch Itachi war ihm nicht egal. Natürlich nicht, er war ja auch seine Kapitalanlage. Zwar hatte der Superstar sein eigenes Haus, in welchem er allein und selbständig wohnte, doch sein Onkel ließ ihn nicht aus den Augen. Mehrmals die Woche kam er bei seinem Neffen vorbei und begann dann einfach alles an ihm zu kritisieren. Von der Einrichtung des Hauses, bis hin zu seinem Kleidungsstil. Nichts war gut genug, nichts war würdevoll genug für einen ‚Gott in Spee’ wie ihn. Der Schwarzhaarige seufzte schwer und nahm einen weiteren Schluck Whisky. Hinter ihm schwatzten die Leute, die gespannt das Fußballspiel verfolgten und grölten enttäuscht, wenn ein Ball nicht ins Tor ging. Vermutlich würde auch sein Onkel jetzt gerade irgendwo vor dem Fernseher sitzen, eine Dose Bier in der einen, eine qualmende Zigarette in der anderen Hand und sich ebenfalls das Spiel ansehen. Und wenn seine favorisierte Mannschaft dann verlor, würde er wieder brüllen und toben, sich durch die wilde, schwarze Mähne fahren und den Rest des Abends mieseste Laune haben. Zwar würde sein Neffe das nicht erleben müssen, doch manchmal zwang er ihm seine Anwesenheit auf. Und dann würde Itachi allen Frust seines Onkels abbekommen. Er würde wieder angeschrien werden, wie blöd die Fußballmannschaften, die Schiedsrichter und überhaupt die ganze Welt sei. Und zu guter Letzt würde Madara über ihn herziehen, ihn anbrüllen was er doch für ein Idiot sei, dass er zu nichts nütze und einfach unfähig war. Und dann, wenn er darauf nicht antworten würde, in der Hoffnung mit geduldigem Schweigen dem größten Ärger entgehen zu können, dann würde sein Onkel ihn wohl wieder herumschubsen, auf ihn einreden, ihn wieder schubsen und verhöhnen was er doch für ein Schwächling war und dann, wenn er noch immer nicht auf Madaras Provokationen antwortete, dann würde sein Onkel wohl wieder zuschlagen. Ihm seine geballte Faust ins Gesicht und in den Magen rammen. Itachi schauderte bei dem Gedanken daran. Er hasste es mit seinem Onkel zu tun haben zu müssen, er konnte sich selbst auch nicht erklären, warum er das mit sich machen ließ, warum er sich nicht einfach einen anderen Manager suchte. Immerhin war er schon 21, also mehr als volljährig. Vermutlich hatte Madara irgendwo doch recht, vielleicht war er wirklich ein Schwächling. Sonst hätte er sich doch schon längst einmal gewehrt. Aber was tat er, jedes Mal? Er ließ sich einfach wie Dreck behandeln. „...Scheiße...“, murmelte Itachi leise in sein Whiskyglas. Lautes Jubelgegröle hallte durch die Bar, als das erste Tor fiel, wodurch der Boden leicht vibrierte. Doch nicht nur der Boden, auch der Magen des Schwarzhaarigen rumorte stark, er hatte den ganzen Tag lang noch nichts gegessen. Vermutlich würde er sich in einer knappen Stunde übergeben müssen. Erschöpft wischte sich Itachi mit den Händen über das Gesicht. Der intensive Geruch von frischen Pommes drang ihm in die Nase. Der Typ zu seiner Rechten hatte sich eine Portion bestellt. Für einen Augenblick spielte Itachi mit dem Gedanken sich auch etwas Essbares zu bestellen, doch verwarf er den Gedanken rasch wieder. Er mochte es nicht in der Öffentlichkeit zu essen. Er wusste nicht warum, doch irgendwie fühlte er sich dabei...ja, angreifbar. Vermutlich war das eine der Folgen, die vom Zusammenleben mit seinem Onkel entstanden war. Wenn sie zusammen zu Abend gegessen hatten (allein das war eher eine Seltenheit gewesen), hatte Madara die Gelegenheit genutzt und wieder einmal über seinen ältesten Neffen hergezogen. Noch brauchte er ihn, das war der einzige Grund, warum er sich so intensiv mit Itachi befasste. Würde er sich nicht so gut vermarkten lassen, hätte Madara ihn wohl schon längst in die Wüste geschickt. „...Toni, gib mir noch ein Glas Whisky. Es ist immer noch nicht besser...“, seufzte der Schwarzhaarige schwer und schob das leere Glas von sich. „...Sie sollten das nicht tun.“, vernahm Itachi plötzlich eine Stimme neben sich. Er wandte den Kopf leicht nach Links und erblickte einen jungen Mann mit langem silbernen Haar und runder Brille. Die grauen Augen des Fremden ruhten auf dem Schwarzhaarigen. „...und warum nicht? Was geht Sie das an?“, erwiderte der Angesprochene gleichgültig und musterte den Mann vor sich. Er war kaum älter als er selbst. Der Silberhaarige setzte sich etwas auf seinem Barhocker auf, ehe er den Kopf auf eine Hand stützte und den anderen wieder ansah. „Nunja“, meinte er, „Sie sehen ziemlich deprimiert aus. Da sollten Sie lieber keinen Alkohol trinken. Ihr Frust wird dadurch nur größer, glauben Sie mir.“ Einen Moment lang schwieg Itachi, blickte seinen Gegenüber einfach nur an. „Wenn ich deprimiert wäre“, antwortete er langsam, „dann würde ich hier nicht mit Whisky sitzen, sondern mit einer Knarre. Außerdem, selbst wenn ich deprimiert wäre...könnte doch eh nichts dran ändern.“ Mit diesen Worten nahm er sein neues Glas Whisky und nahm von diesem einen großen Schluck. Der Silberhaarige blickte den anderen eine Spur verständnislos an. „...Sie könnten über Ihre Probleme reden. Das würde sehr viel mehr helfen als Alkohol.“, meinte er bestimmt, jedoch etwas leiser. Itachi schnaubte ungläubig, als er sein Glas abgesetzt hatte. „Reden? Mit wem denn? Als ob es irgendwen interessieren würde...Und mal ganz nebenbei: Sie sollte es auch nicht interessieren! Kümmern Sie sich um ihre eigenen Probleme.“, entgegnete er trocken. Wieder kehrte Schweigen ein. Diesmal blieb es still, einige Minuten lang. Schließlich seufzte der andere leise und wandte sich wieder seinem Getränk zu. „Jah, natürlich. Bitte vielmals um Entschuldigung.“, kam es leise von dem Silberhaarigen. Itachi antwortete darauf nicht, sondern nahm noch einen Schluck Whisky. Nur das Gegröle der Fußballzuschauer war zu hören und der Kommentator im Fernsehen. Immer wieder huschte der Blick des Schwarzhaarigen zu dem Jungen neben sich. Nun schien er niedergeschlagen zu sein. War er vielleicht zu unfreundlich zu ihm gewesen? Aber anderer Seits, was kümmerte er sich um den Gemütszustand anderer Leute? Es konnte ihm doch egal sein. Mit diesem Gedanken wandte Itachi seinen Blick wieder ab. Jedoch ertappte er sich kurz darauf, wie er abermals zu seinem Sitznachbarn hinüber spähte. Eigentlich sah der Junge doch ganz gut aus, niedlich irgendwie. Und seine Stimme war auch angenehm, warm und sanft; ganz anders als die seines Onkels. Die Stimme des Jungen weckte ganz neue, aber auf merkwürdige Art angenehme Gefühle in ihm. Nervös trommelte Itachi leicht mit den Fingern auf den Rand der Theke, während er immer wieder kurz zu dem Silberhaarigen hinüber schaute. Sollte er jetzt was zu ihm sagen? Aber was? Er war nicht sonderlich gut darin sich bei jemand anderem zu entschuldigen. Dazu hatte er eigentlich noch nie wirklich einen Anlass gehabt. Wenn er Probleme gehabt hatte, dann hatte die Madara auf seine eigene Weise gelöst. Doch hier war er allein, ganz auf sich gestellt. Sollte er sich bei ihm entschuldigen? Aber wofür? Einige Weitere Minuten verstrichen. Inzwischen war es schon nach 21 Uhr, die Fußballmeute in bester Stimmung. Offenbar lief das Spiel gut. Demnach würde wohl auch sein Onkel mal relativ gute Laune haben. Zumindest hoffte Itachi das. Mit einem Zug leerte er den Rest seines Glases und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie der silberhaarige Junge sich von seinem Platz erhob. „Also dann, Toni, ich gehe jetzt mal besser“, meinte er während er etwas Geld auf den Tresen legte, „ich muss morgen wieder früh raus. Wir sehen uns die Tage mal wieder!“. „Tut mir Leid!!“ Der Silberhaarige wandte sich zu Itachi um, der sich eine Hand auf den Mund gedrückt hatte, und starrte ihn überrascht und irritiert an. Der Schwarzhaarige schwieg, mehr vor Schreck als alles andere. Es war einfach aus ihm herausgeplatzt. Er hatte nur noch wahrgenommen, dass der Andere im Begriff war zu gehen, da hatte wohl sein Gehirn für einen kurzen Moment ausgesetzt. „...was? Was tut Ihnen denn Leid?“, fragte der Silberhaarige mit leicht verwirrtem Blick. Ein bald schon quälendes Kribbeln zog sich durch Itachis Bauch. Er spürte wie sich seine Hand von selbst zusammenkrampfte. Es fiel schwer dem Verlangen nicht nachzugeben, den Silberhaarigen anzuspringen und über ihn herzufallen. Dieser Ausdruck in seinem Gesicht sah einfach zu süß aus, zumindest empfand es der Schwarzhaarige so. Er verstand sich selbst nicht. Was er da dachte und vor Allem über WEN. Diese Gedanken galten einem Mann! Was war nur los mit ihm? War er etwa schon betrunken? Eine Hand vor seinen Augen rissen den jungen Star aus seinen Gedanken. Er blickte hoch zu dem Silberhaarigen, welcher ihn nun mehr ungeduldig anblickte. „Was ist nun? Sie wollten mir etwas sagen, oder nicht? Also, was gibt es?“, harkte er ernst nach. Itachi schluckte leicht, kaum merklich. Er war nervös, er merkte noch nicht einmal, dass er leicht stotterte. „...a-also...ich...uhm...ich...wollte nur...“, begann er leise und unschlüssig, brach dann jedoch ab. Er musste tief durchatmen um sich zumindest Ansatzweise wieder zu beruhigen. So wie er sich anstellte, war gar nicht für Stars üblich und würde ihn Madara jetzt so sehen, würde er ihn wohl verprügeln. „...es tut mir Leid, dass ich eben so unhöflich war.“, sagte Itachi nun bestimmt und mit fester Stimme. Seine dunkelbraunen, fast schwarzen Augen trafen auf die Sturmgrauen des Silberhaarigen, der ihn eine Spur überrascht ansah. „Oh...ach das...nun...Sie müssen sich nicht entschuldigen, sondern ich. Ich sollte mich wirklich nicht in Angelegenheiten anderer Leute einmischen...“, entgegnete der junge Mann mit einem etwas bedrückten Lächeln. „Nein! Nein, wirklich, es tut mir Leid! Vielleicht hast du recht, vielleicht bin ich irgendwie deprimiert oder so, ich weiss es nicht, ich hab nur-...ich wollte auf jeden Fall niemanden anfahren.“, erklärte der Schwarzhaarige rasch und wieder nervös, jedoch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Der Silberhaarige blickte seinen Gegenüber einen Augenblick perplex an, offenbar war er darüber verwundert, dass dieser fremde Typ ihn plötzlich und ungefragt duzte. „...hm...naja...wie auch immer...meine Aufdringlichkeit tut mir dennoch Leid. Ich wünsche Ihnen, dass sich bald wieder alles regelt. Ich muss jetzt gehen, wenn Sie mich entschuldigen würden.“, entgegnete der junge Mann mit dem silbernen Haar und wandte sich zum Gehen um. Fast augenblicklich war auch Itachi aufgesprungen, hatte einfach den nächsten Geldschein, der sich in seiner Hosentasche gefunden hatte, auf den Tresen gelegt und ging dem anderen nach. „Hey, warte mal!“, rief er ihm hinterher und wäre beinahe mit ihm zusammengestoßen, da der Angesprochene unerwartet stehen geblieben war. Der Schwarzhaarige blickte seinem Gegenüber in die grauen Augen, während er nach einigen Augenblicken sprach. „...ehh...also...ich... ...Wenn du erlaubst, würde ich dich nach Hause bringen. Draußen ist es nicht gerade sicher...besonders nicht in dieser Gegend. Und einer wie du ganz allein ist für Verbrecher ein gefundenes Fressen.“, erklärte Itachi bestimmt und kam sich im nächsten Moment mehr als dumm vor. Das klang ja mehr als nur nach einer blöden Ausrede. Doch was anderes war ihm nicht eingefallen. Zu seiner Überraschung lächelte der andere. Es war zwar nicht so ein >das- ist- süß<- Lächeln, wie Itachi es aus Filmen kannte, doch es war zumindest auch kein spöttisches Lächeln. Es war einfach nur ein sanftes Lächeln. „Ich bin ein großer Junge, ich werde ja wohl nach dem inzwischen zwanzigsten Mal allein den Weg nach Hause finden!“, schmunzelte der Silberhaarige. Sein Gegenüber senkte etwas den Kopf, wodurch der Schirm seines Basecaps nun gänzlich sein Gesicht verbarg. „...ja...sicher...natürlich...ich dachte ja nur...also...ob du dich nicht vielleicht etwas...mit mir unterhalten würdest...?“, kam es leise von Itachi. Diese Situation war ihm unangenehm. Er hatte sich noch nie so mit einem fremden Menschen unterhalten, zumindest hatte er sich dabei nicht so komisch gefühlt. Und außerdem hatte da immer sein Onkel neben ihm gesessen und aufgepasst was sein Neffe sagte. Der Silberhaarige nickte nach einigen Momenten schließlich. „Also schön...wenn Si-...du das möchtest...ich denke gegen etwas Konversation kann man nichts einwenden.“, antwortete er und wandte sich wieder um, um seinen Weg fortzusetzen. Die beiden jungen Männer traten in die milde sommerliche Abendluft hinaus. Die Straßen waren von einzelnen Laternen und Leuchtreklamen erhellt. Dennoch war es in einigen Straßen stockfinster. Die ersten Straßenecken ließen die beiden jungen Männer schweigend hinter sich zurück. Schließlich war es der Silberhaarige, der die Stille durchbrach. „Und, was war nun der Grund, weswegen du so niedergeschlagen bist?“. Itachi dachte einen Moment über seine Antwort nach. „Ach, naja“, antwortete er schließlich, „wegen dies und das...hauptsächlich wegen dem Job...es ist sehr belastend, aber zu Hause gibt es halt niemanden, mit dem ich darüber reden könnte...also bleibt mir nichts anderes übrig als mich in meiner Stammbar zu betrinken. Das ist eigentlich auch schon mein ganzes Problem...naja...fast...aber daran will ich nicht mal denken.“. Der Silberhaarige blickte seinen Gesprächspartner aufmerksam an und hörte ihm schweigend zu. Schließlich seufzte er schwer und blickte hinauf in den Nachthimmel. „Ja“, sagte er tief ausatmend, „das kenne ich nur zu gut...die Leute glauben oft nicht, wie anstrengend manche Jobs sind...wenn man anderen davon erzählt, dann bewundern sie einen und können sich einfach nicht vorstellen, dass es sehr viel belastender ist, als es sich anhört...es geht mir auch so. Oft komme ich abends nach Hause und wünschte mir gar nicht erst auf zu wachen. Es ist...viel mehr die mentale Belastung, die mich immer so fertig macht.“, erklärte der junge Mann. Itachi blickte ihn an und nickte leicht. Er kannte also sein Problem. Zumindest einen Teil seines Problems. Zwar hatte er bestimmt keinen machtbesessenen Onkel, doch diese Rolle übernahm sicher der Arbeitgeber des Silberhaarigen. Zumindest konnte sich Itachi das so vorstellen. „Ich meine...diese ganze Sache wäre ja noch einiger Maßen erträglich, wenn mein Chef nicht immer solchen Druck machen würde! Immer schön schnell und schön ordentlich arbeiten! Und wenn dann auch noch immer diese verdammte Konkurrenz am Start ist...ist ja kein Wunder, dass man sich dann Tag täglich bis zur Ermüdung voll reinhängen muss.“, seufzte der Kleinere der beiden. Wieder nickte Itachi nur. Er wusste im Augenblick nichts zu erwidern. Dieser Typ sprach ihm einfach aus der Seele, gab Punkt genau das wieder, was auch er jeden Tag aufs neue durchlebte. Es kam dem Schwarzhaarigen so vor, als müsse er gar nichts sagen, als kannte dieser Junge seine Gedanken, seinen Kummer bereits. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt. Die beiden jungen Männer hatten einen eher noblen Teil der Gegend erreicht und wie es in Los Angeles üblich war, ragte auch hier ein prächtig beleuchtetes Hotel in die Höhe, vor welchem sich eine große und lärmende Menschentraube gebildet hatte. Eine schwarze Limousine fuhr vor und hielt vor dem Hoteleingang, vor welchem ein roter Teppich ausgerollt worden war. Aus dem Auto stieg eine schlanke junge Frau mit hellblondem Haar aus. Ihr Körper war von einem golden schimmernden Abendkleid bedeckt, welches ihr wie angegossen am Körper an lag und ihre Fraulichkeit gekonnt zur Geltung brachte. Die Frau, offenbar eine von unzähligen Berühmtheiten, wurde eifrig von den umher stehenden Journalisten fotografiert, während aufgeregte Fans hinter der Sicherheitsabsperrung ganz aus dem Häuschen gerieten. Der Silberhaarige beobachtete dieses inzwischen alltägliche Schauspiel aufmerksam, beobachtete das Verhalten der Fotografen, die überschwenglichen Bewegungen der Fans, vor Allem aber beobachtete er das Lächeln der Frau, welche da im Mittelpunkt stand. Nachdem die beiden Männer den Aufruhr hinter sich zurückgelassen hatten und nun wieder in einem der schwächer beleuchteten Bereichen der Gegend angelangt waren, ließ der Silberhaarige erneut ein leises Seufzen vernehmen. „Das muss doch der härteste Job überhaupt sein...“, meinte er und senkte den Blick etwas. Itachi sah auf und schaute seinen Begleiter eine Spur irritiert an, da dessen Feststellung wie aus dem Nichts gekommen war. „Was meinst du? Etwa ein Paparazzo zu sein?“, fragte er nach und blickte kurz zu dem Menschenauflauf zurück, welcher aus ihrer Entfernung nur noch anhand der Blitze auszumachen war. „Nein“, entgegnete der Andere, „ein Star zu sein.“ Nach einem kurzen Augenblick riss Itachi den Kopf zu dem Kleineren und starrte ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Ungläubigkeit an. Während die Gedanken für weniger als einer Sekunde in seinem Kopf wild umher rasten, ruhte sein Blick auf dem Silberhaarigen, dessen ernstes Gesicht er aufmerksam musterte. „...wie...kommst du denn darauf?“, fragte er langsam. Der Angesprochene zuckte kurz mit den Schultern. „...nur so.“, antwortete er knapp. Itachis Augenbraue zuckte leicht, als er sein Gesicht wieder etwas von dem Anderen abwandte, ihn jedoch keines Falls aus den Augen ließ. „...es muss doch einen Grund dafür geben, dass du glaubst es sei ein harter Job ein Star zu sein? Versteh ich gar nicht...so ein Job wäre doch das Nonplusultra! Keine Arbeit, du brauchst dich nicht von irgendwelchen Chefs herum kommandieren lassen und schwimmst dennoch bis oben hin in Geld! Du wirst von nahezu der ganzen Welt bewundert und bejubelt...kannst jedes Mädchen haben das dir gefällt und siehst dich selbst in Filmen, auf Plakaten und allen möglichen Magazinen...Das ist doch der leichteste und beste Job den es gibt!“, warf der Schwarzhaarige mit betont verständnislosem Ton ein, darauf bedacht wie jemand zu klingen, der keine Ahnung von der Schattenseite des Showgeschäfts hatte. „Jah, das stimmt wohl...“, stimmte der Silberhaarige mit einem milden Lächeln zu, „...doch mit all diesem Luxus verliert man so viel mehr...all seine Freiheit...und zu guter Letzt sich selbst.“ Die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, dennoch waren sie zu Itachi vorgedrungen. „Wie meinst du das?“, fragte er eine Spur überrascht. Der Angesprochene hob eine Hand und rückte seine runde Brille zurecht. „Nunja“, antwortete er schließlich mit ruhigem Ton, „im Leben bekommt man nichts geschenkt, das dürfte jedem klar sein. Auch als Superstar muss man Opfer bringen! Du musst wegen der Medien und der Publicity auf die freie Wahl deines Lebenspartners verzichten, auf deinen eigenen freien Lebensstil...aber vor Allem müsstest du auf dein Privatleben verzichten. Kein unbeschwertes Einkaufen gehen im Einkaufszentrum mehr, keine Kinobesuche, nicht einmal zu Burger King könntest du mehr gehen ohne deine Bodyguards und die hysterisch kreischenden Fans um dich herum! Und wirklich jede deiner Handlungen würde von irgendeinem Paparazzi festgehalten werden. Und eines Morgens schlägst du die Zeitung auf und siehst erst einmal einen XXL- Artikel darüber, dass du in deinem eigenen Haus auf Klo gegangen bist! Und was die Chefs betrifft, da denke ich ist es auch nicht so leicht. Deine Manager binden dir schon ordentlich den Hintern hoch. Ernsthaft, sowas ist doch kein Leben mehr...als so genannter Superstar ist man auch kaum mehr als eine Marionette...ein Gefangener. Mehr nicht. Auch ein goldener Käfig ist ein Käfig...auch wenn das viele nicht sehen wollen.“ Itachi blieb stehen. Er starrte den Silberhaarigen vor sich fasziniert an, in seinen Augen spiegelte sich die Bewunderung dem Kleineren gegenüber wider. So hatte er noch niemanden reden hören. Noch nie hatte er erlebt, dass es jemand wagte diese dunkle Wahrheit tatsächlich auszusprechen. Der schwarzhaarige erschauderte unter dem kochendheissen Schauer, welcher unter seiner nur schwach gebräunten Haut seinen Körper hinauf kroch. Der junge Mann spürte deutlich wie sich einzelne seiner Nackenhaare mit einem fast schon schmerzhaften Kribbeln aufstellten. Ein ähnliches Kitzeln hatte sich in seinem Bauch breit gemacht, wie es bereits in der Bar geschehen war. Er musste schwer schlucken, was jedoch nicht gerade einfach war, da er einen Kloß im Hals zu haben schien. Auch der Silberhaarige war stehen geblieben. Er stand im schummerigen Licht einer kleinen Häuserbeleuchtung, vor der Tür eines mehrstöckigen, ziemlich hässlichen und heruntergekommenen Wohnhauses. Hier schien der Silberhaarige wohl zu wohnen. Seine Sturmgrauen Augen waren zu Boden gerichtet, seine Hände in den Jackentaschen vergraben. „Naja...hier wohne ich dann...“, meldete er sich schließlich kleinlaut zu Wort, blickte jedoch nicht auf. „Danke, dass du mich bis hier her begleitet hast...“. Itachi öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch hatte ihn seine Stimme verlassen. Nicht ein Laut kam über seine Lippen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als mit einem stummen Nicken zu antworten. Der Gefühlssturm, welcher in dem Schwarzhaarigen tobte, brachte ihn vollkommen aus der Fassung, er wusste einfach nicht was er hätte tun sollen. Er hatte so etwas noch nie zuvor gefühlt und er konnte noch nicht einmal sagen, ob es gut oder schlecht war. Dieser Junge machte ihn noch total fertig, wenn er noch länger in seiner Nähe blieb, doch wollten sich seine Beine einfach nicht vom Fleck rühren. „Na dann. Ich werd‘ dann mal gehen. Vielleicht trifft man sich ja durch Zufall mal wieder...“, fuhr der Silberhaarige nach kurzer Zeit fort und riss Itachi damit aus seinen Gedanken. Mit einem leichten Anflug von Panik beobachtete er, wie der Kleinere einen Schlüsselbund aus der Jackentasche hervorzog. Er musste etwas tun, schoss es Itachi durch den Kopf, er durfte diesen Wink des Schicksals doch nicht einfach so ignorieren. Es musste etwas geschehen, irgendwas, ganz gleich was. Dieser eine fieberhafte Gedanke hatte sich vollkommen und ganz in seinem Kopf breit gemacht und alle anderen Funktionen, wie etwa Vernunft und Moral unter sich begraben und erstickt. Der Schwarzhaarige war nicht mehr fähig zu denken, nur noch handeln. Für einige, schier endlose Sekunden. Wärme machte sich in Itachis Körper breit, eine so ungeheure Wärme, die das Kribbeln in seinem Bauch noch weiter anfachte, wie frische Holzscheite ein loderndes Kaminfeuer weiter auflodern ließen. Unter seiner Haut piekste es heiss und tat schon auf gewisse Art weh, als er die weichen Lippen des Silberhaarigen auf den seinen spürte. Für dieses unbeschreibliche Gefühl nahm er selbst diesen Phantomschmerz in Kauf. Sein Körper presste sich wie von selbst an den des Kleineren, als wolle er die fremde Wärme ganz in sich aufnehmen. Seine Beine zitterten, die Kraft drohte aus seinen Armen zu weichen, während er die des Anderen an die kalte Glasscheibe der Haustür drückte. Itachi hatte keine Ahnung wie lang er so mit dem Silbernen verharrte, wie viel Zeit verstrichen war, in welcher der heisse Atem des Anderen gegen seine Haut schlug und ihm sein eigener Herzschlag laut in den Ohren pochte. Er wollte es auch gar nicht wissen, dieser Moment war einfach zu unglaublich, als dass der junge Mann ihn mit sinnlosen Fragen vergehen lassen wollte. Er spürte, dass auch dem Silberhaarigen die Hitze ins Gesicht geschossen war. Schließlich, nach einer Unendlichkeit (wie es Itachi vorgekommen war), lösten sich die Lippen der beiden Männer von einander. Der heisse Atem des Silberhaarigen traf auf den des Größeren, es war, als würde eine Welle auf den harten Fels einer Klippe, die aus dem Meer ragte, treffen und an ihr zerbersten. Nur für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich die Blicke der beiden, ehe sich ihre Lippen erneut zu einem langen und intensiven Kuss vereinten. Itachis Hände ließen wie von selbst von den Armen des Silberhaarigen ab und legten sie auf dessen Hüfte. Zart strich die Zunge des Größeren über die weichen Lippen des Anderen und drang sanft in dessen Mundhöhle vor, wo sie sogleich auf die des Kleineren traf. Itachi spürte, wie der Körper des Silberhaarigen leicht zusammenzuckte, als sich ihrer beider Zungen sanft berührten. Dem Kleineren entwich ein leises Keuchen, während sich ihre Zungen auf zärtliche und dennoch zielstrebige Weise aneinander schmiegten. Itachi spürte, wie sich die Arme des Silberhaarigen um seinen Hals schlangen und die Schmalen Finger in seinem langen Pferdeschweif vergruben. Ein Ungeheures Verlangen machte sich in Itachis Körper breit, es viel mit jedem Augenblick schwerer diesem zu widerstehen. Doch er musste. Seine Hände wanderten an der Hüfte des Kleineren aufwärts und suchten sich ihren Weg unter dessen Jacke, schoben auch den Saum des Shirts hinauf und berührten sacht die weiche, blasse Haut. Der kleinere Körper bebte leicht unter den Berührungen des Schwarzhaarigen und hauchten ihm einen erneuten Schwall heissen Atems entgegen. Die Lippen der beiden Männer lösten sich wieder von einander und dieses Mal war es Itachi der ein leises Keuchen einfach nicht unterdrücken konnte. Rasch zog er die zitternden Hände zu sich zurück und legte sie sanft auf des Silberhaarigen Wangen. Schwer und zittrig ausatmend blickte er seinem Gegenüber in die grauen Augen. „...wenn-...wenn du nur wüsstest...wenn ich bloß beschreiben könnte was du in mir auslöst...ich hab sowas noch nie gefühlt...es ist einfach unglaublich...aber...ich...ich kann nicht-...“,versuchte Itachi noch immer atemlos zu erklären, was ihm jedoch nicht gelingen wollte, seine Sinne waren noch immer wie benebelt. Der Silberhaarige blickte ihn abwartend an. Er hörte einfach zu, sagte nichts, blickte seinen Gegenüber einfach nur an. Nach einigen Augenblicken schließlich legte er seine Stirn an die Itachis und sah ihm tief in die dunklen Augen. „...ist schon gut...“, sagte er leise und sanft. Beim Klang seiner Stimme erschauderte der Größere leicht und schien überrascht darüber, dass sein Gegenüber lächelte. Ja, ein sanftes Lächeln hatte sich auf das Gesicht des Silberhaarigen gelegt. „...aber...du-...ich meine-...“, brachte Itachi noch abgehackt heraus, ehe sich seine Lippen noch einmal sanft mit denen seines Gegenübers trafen. Als sie sich wieder von einander lösten, zog der Kleine auch seine Arme wieder zu sich. „Gute Nacht. Komm gut nach Hause, ja?“, meinte er noch leise und mit einem sanften Lächeln, ehe sich die Tür hinter ihm öffnete, da ein anderer Bewohner des Hauses selbiges verließ. Er warf den beiden anderen nur einen flüchtigen Blick zu und setzte dann seinen Weg fort. Die Tür schloß sich langsam und nahm Itachi immer mehr die Sicht auf den Silberhaarigen, welcher dabei war die Stufen der Treppe zu erklimmen. Mit einem lauten Geräusch fiel die Tür ins Schloß. Der Kleinere war nun ganz außer Sicht. Erst nach einigen weiteren Augenblicken wandte sich Itachi langsam um, zog den Schirm seines Basecaps wieder tiefer ins Gesicht und begann langsam und zögerlich seinen Heimweg anzutreten. Während er durch die nächtlichen Straßen Los Angeles schritt, begann er nach und nach, ganz allmählich, zu realisieren was da eben geschehen war. Ein kleines Lächeln schlich sich flackernd in sein Gesicht. Ganz langsam zogen sich seine Mundwinkel immer weiter nach oben. Schließlich hatte er sogar Mühe dabei zu verhindern, dass dieses Lächeln zu einem Grinsen wurde. In seinem Bauch kribbelte es wieder, doch nun konnte er sagen, wie es sich anfühlte. Es war angenehm. Mehr als angenehm. Das war er also gewesen...sein erster Kuss. Fortsetzung folgt~ ____________________________________ Gomen for the Schleichwerbung! ö.ö Kapitel 3: Träume sind Schäume...oder auch nicht! ------------------------------------------------- Laut und schrill klingelte das Handy auf dem Nachttisch und riss seinen Besitzer unsanft aus dem Schlaf. Mürrisch und verschlafen brummend streckte der junge Mann seinen Arm nach dem Telefon aus und hielt es sich ans Ohr, nachdem er es aufgeklappt hatte. „...jah?“. Einen Augenblick lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, ehe sich ein Junge zu Wort meldete. „Kabuto? Ey, Kabs, Alter! Du klingst ja voll scheiße! Bist du krank oder so?“, fragte er besorgt. „...Johnny...wenn es nicht wichtig ist, dann nerv mich gefälligst auch nicht!“, brummte Kabuto während er sich mit der freien Hand über das Gesicht wischte und seine Finger anschließend in seinem silbernen Haar vergrub. „Alter, du weisst aber schon, dass wir gleich Vorlesung haben!?“, erwiderte der andere, Johnny genannt. Kabuto riss die Sturmgrauen Augen auf und saß mit einem Mal Kerzengerade im Bett. Panisch blickte sich der Junge Mann um und spähte auf den Wecker neben sich. Es war bereits zwanzig Minuten vor Neun. „Scheiße!“ Hastig strampelte sich der Silberhaarige aus dem Klammergriff seiner Bettdecke, welche er achtlos zu Boden fallen ließ. „Johnny?! Johnny, hör zu, ich bin gleich da! Wir sehen uns!“. Ohne eine Antwort abzuwarten klappte er das Handy zu und warf es auf das Bett, ehe er zu seinem kleinen Wandschrank taumelte und dessen Tür aufriss. Ohne sich groß umzusehen nahm Kabuto ein paar frische Sachen heraus und eilte in das ziemlich kleine Bad. Die Uhr zeigte bereits viertel vor Neun, als der Silberhaarige die Tür seiner kleinen Zwei- Zimmerwohnung hinter sich schloß und die Treppe hinunter hastete. Selbst wenn er rannte, würde er auf jeden Fall zu spät kommen. „Shit!“ Kühle Morgenluft blies dem jungen Mann ins blasse Gesicht, als er aus der Haustür trat. Tief durchatmend rückte er seinen Rucksack zurecht, ehe er los rannte. Mehr als einmal hätte ihn um Haaresbreite ein Taxi beim Überqueren der Straße erfasst, es grenzte schon an ein Wunder, dass ihm nichts geschehen war. Die wütenden Rufe der Fahrer ignorierend sprintete der Silberhaarige die langen Straßen hinunter. Es fiel mehr als schwer die Seitenstiche zu ignorieren, die durch das unregelmäßige Atmen verursacht wurden. Dennoch zwang sich Kabuto dazu weiter zu laufen. Außer Atem und mit schmerzendem Zwerchfell hatte er schließlich die Universität und den für die Vorlesung reservierten Hörsaal erreicht. Erschöpft keuchend klopfte er an die geschlossene Tür und trat schwer schluckend ein, wobei er merkte, wie ihm schwarz vor Augen wurde. Er hörte das Getuschel der anderen Studenten in dem Saal. Der Silberhaarige blinzelte einige Male und schaute sich dann in dem Hörsaal um. Der Dozent schien noch nicht da zu sein. Aus den Augenwinkeln erblickte Kabuto einen hochgewachsenen, schlanken jungen Mann mit kurzem braunen Haar, der ihn zu sich winkte. „Hey, Johnny.“, japste er leise und ließ sich neben seinem Freund auf dem freien Platz zu dessen rechten nieder. „Du hast aber auch wieder ein Glück, Alter! Hopkins hat sich noch mehr verspätet als du!“, erklärte der Braunhaarige seinem erschöpften und schwer atmenden Kumpel, wobei er diesen interessiert musterte. „Hattest gestern wohl ne lange Nacht, was?“ Kabuto antwortete nicht, hob nur kurz eine Hand und ließ sie sogleich wieder fallen. Ein verschmitztes Grinsen schlich sich auf Johnnys Gesicht. „Hast du es gestern etwa endlich getan?“ Der Silberhaarige starrte seinen Sitznachbarn irritiert und ungläubig an. „HÄ?!“ „Na, du weißt schon! Hast du jetzt endlich deine Unschuld verloren? Du bist in unserem Kurs zu ziemlich der einzige, der noch Jungfrau ist...ich dachte, du hättest gestern ein nettes Mädel aufgerissen und mal ordentlich vernascht!?“, wisperte Johnny grinsend. Kabuto schwieg und starrte einen Augenblick lang ins Leere. Gerade waren ihm die Erinnerungen an einen merkwürdigen, aber unglaublich schönen und fast schon beängstigend realistischen Traum eingefallen. Er hatte geträumt, er hätte mit einem anderen Mann vor seiner Haustür gestanden und sich von ihm küssen lassen. Er konnte sich zwar an das Gesicht des anderen nicht erinnern, doch die Wärme, die der andere Körper ausgestrahlt hatte, die Hitze ihrer beider Atem und auch der Geruch des Unbekannten waren noch so intensiv in seinem Gehirn gespeichert, als wäre es gerade Mal ein paar Minuten her. Der Silberhaarige spürte, wie sich seine Nackenhaare bei dem Gedanken daran kribbelnd aufstellten. Unbewusst schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Es wäre irgendwie schon schön gewesen, wenn dieser Traum Wirklichkeit wäre. Zwar konnte er sich nicht erklären warum er ausgerechnet einen anderen Mann küssen sollte, doch blieb dem jungen Mann keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Der Dozent hatte den Hörsaal betreten und begann sogleich mit seiner Vorlesung über „das typische Verhalten von Drogenabhängigen“. Während der Vorlesung ertappte sich Kabuto immer wieder dabei, wie er mit seinen Gedanken in der aufregenden Erinnerung an seinen Traum hinüberglitt. Mehrmals konnte er sich ein leises Seufzen nicht verkneifen, was zum Glück niemand außer Johnny hörte, der seinem Kumpel immer wieder misstrauische Blicke zuwarf. Wäre es nicht irgendwie schön, wenn er den Unbekannten aus seinem Traum auch einmal in Wirklichkeit treffen würde?, überlegte Kabuto verträumt. Doch wie würde er dann reagieren? Er war doch viel zu schüchtern, als dass er einfach einen wild fremden Mann ansprechen könnte. Zumindest im Bezug auf solche Themen. Und wie würde der Andere dann wohl auf ihn reagieren, wenn er ihn sehen würde? Vielleicht mochte er ihn ja auch gar nicht; oder schlimmer noch, hielt ihn gar für pervers, weil er solche kranken Phantasien hatte. Kabuto schluckte. All diese Gedanken, dieser Traum...wurde er etwa gerade schwul? Nein, das konnte doch nicht sein. Verunsichert und beunruhigt ließ der Silberhaarige seinen Blick durch den Hörsaal wandern. Schließlich blieb er an einem hübschen jungen Mädchen in der dritten Reihe haften. Ihre langen, elegant geschwungenen roten Locken fielen ihr verführerisch über die schmalen Schultern. Ihre Smaragdgrünen Augen waren nach vorn zum Dozenten gerichtet, wichen nur ab und an von ihrer Bahn ab, wenn das Mädchen ihren Kopf leicht neigte und den Blick auf ihren Notizblock richtete, auf welchem sie sich einige wichtige Punkte der Vorlesung aufschrieb. Die weiße Bluse betonte ihren femininen Oberkörper optimal. Die langen schlanken Beine waren elegant über einander geschlagen. Kabuto biß sich leicht auf die Unterlippe. Es war kein Wunder, dass sich so ziemlich jeder Junge an dieser Uni nach diesem Mädchen die Finger leckte. Erneut schlich sich ein leises, verträumtes Seufzen über die Lippen des Silberhaarigen. Er merkte gar nicht, dass sich sein Blick an der hübschen Mitschülerin festgebissen hatte, welche ihren Oberkörper leicht zu ihrer Sitznachbarin neigte, um anschließend ihr Gesicht nach hinten zu wenden und Kabuto direkt anblickte. Der junge Mann schrak leicht auf, als er dies realisierte und wandte rasch den Blick ab. Er hörte Johnny neben sich leise lachen, wofür sich der Braunhaarige einen leichten Ellenbogenstoß einhandelte. Diese Situation war Kabuto mehr als unangenehm, weshalb er heilfroh war, als der Dozent seinen Vortrag gegen halb elf beendete. Der Silberhaarige war einer der ersten, die den Raum verließen und er dachte gar nicht daran auf seinen Kumpel zu warten. Wenn er ihm schon keine Hilfe war, dann sollte er ihn wenigstens nicht auch noch unnötig aufhalten. Doch ein Gutes hatte diese peinliche Situation ja doch noch. Zumindest wusste er nun, dass er nicht schwul war. „...na, wenigstens etwas...“, murmelte er leise und warf sich seinen Rucksack richtig über die Schulter. Gedanken versunken machte sich Kabuto auf den Weg in die Innenstadt, wo er zur Mittagszeit seine Arbeit antreten würde. Um während seines Studiums über die Runden zu kommen, war er auf Nebenjobs angewiesen, welche sich inzwischen doch ziemlich angehäuft hatten. So jobbte er von zwölf Uhr Mittags bis etwa acht Uhr Abends in einem kleinen Café in der Innenstadt, am Wochenende trug er morgens Zeitungen aus, bevor er sich den Mittag über dem Lernen zuwenden konnte. Abends dann kellnerte er im „Blue Sky“, einer kleinen Bar, die häufig von berühmten Persönlichkeiten aufgesucht wurde. Zwar waren all diese Jobs nicht gerade das, was man als Teil eines optimalen Lebens bezeichnen konnte, doch reichten die Bezahlungen aus, damit sich der Silberhaarige seine kleine Wohnung, ein paar Klamotten und etwas zu Essen leisten konnte. Und dann war da ja auch noch... „Hey, Kabuto, jetzt warte doch mal, Alter!“. Der Angesprochene wandte sich zu seinem Kumpel um, der ihm gerade hinterher eilte. „Was denn? Du weißt, ich habe jetzt zu tun und muss mich beeilen, wenn ich pünktlich mit der Arbeit anfangen will!“, erklärte Kabuto ernst und ging weiter, während Johnny ihn allmählich einholte. „Du bist viel zu arbeitswütig! Willst du dich nicht mal den wichtigen Dingen im Leben widmen?!“, warf der Braunhaarige ein. „Zum Beispiel?“ „Hmm...naja...Mädels aufreißen, zum Beispiel.“ Der Silberhaarige schüttelte nur den Kopf. Als ob er für sowas die Zeit hätte. Und selbst wenn er die hätte, was könnte er einem Mädchen schon bieten? Er hatte ja in seiner Wohnung kaum Platz für sich selbst, was sollte er denn dann auf hübsche, ordnungsliebende Mädchen für einen Eindruck machen? „...nein...das wäre im Moment nicht so gut...“, seufzte er leise, was ihm einen verständnislosen Blick des Anderen einbrachte. „Ich habe momentan einfach zu viel um die Ohren, okay?! Hör zu, wenn ich so weit bin, bist du der erste, der es erfährt und dann darfst du mir auch ein passendes Mädchen aussuchen, einverstanden?“, schlug Kabuto seinem Freund als Kompromiss vor. „Na gut. Ausnahmsweise! Aber nächstes Mal wirst du nicht türmen! Weil nächstes Mal wirst du ein Date mit Alice Thom haben!“, meinte Johnny grinsend. Diese Bemerkung tat der Kleinere mit einem ungläubigen Lächeln ab. Es hatte seine Zeit gedauert, bis sich die Wege der beiden jungen Männer getrennt hatten, doch schließlich war der Silberhaarige wieder allein. So sehr er es auch schätzte, dass er zumindest diesen einen Freund hatte, war er doch froh, wenn er wieder allein mit seinen Gedanken war. Es verblüffte den Studenten immer wieder, dass er stets durch die Straßen an seinen Arbeitsplatz fand, selbst wenn seine Gedanken unterwegs noch so weit vom wirklichen Leben entfernt waren. Der leise Freudenschrei eines jungen Mädchens hatte Kabuto wieder einmal in die Wirklichkeit zurück geholt. Er blickte sich nach dem Mädchen um, welchen da so aus dem Häuschen geraten war, fand es auch schnell, da es vor Freude in die Luft sprang. In ihren Händen hielt es eine Zeitschrift umklammert, die hauptsächlich von Jugendlichen gelesen wurde. Auf dem Cover war zwar eine junge Schauspielerin abgebildet, doch wurde dort auch das aktuelle ‚Super- Poster‘ angekündigt. Auf diesem war ein junger Mann, etwa in Kabutos Alter, mit langem schwarzen Haar und blutroten Augen abgebildet. Sein gut gebauter Oberkörper war nur mit einem offenen schwarzen Hemd bedeckt. Kabuto kannte diese große Persönlichkeit ebenfalls. Hätte man einmal eine allgemeine Umfrage gestartet, so wäre es wohl leichter gewesen die Leute zu zählen, die diesen Star nicht kannten. In der Tat war Itachi Uchiha weltberühmt, in Los Angeles gab es kaum eine Straße, in der man nicht irgendwo seinen verführerischen Blick sah. Erst in der letzten Ausgabe der Cosmopolitan war offiziell bekannt gegeben worden, dass »Itachi Uchiha das Sexsymbol der aktuellen Saison« war. Und von L.A. bis New York war die Cosmopolitan der Lebensleitfaden so ziemlich jeder angesagten Frau, oder jener, die es gerne sein möchte. Kabuto schüttelte nur leicht den Kopf und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Je näher er dem Stadtzentrum kam, desto belebter wurden die Straßen. Nachmittags würde es kein Durchkommen geben. Wenn die Rush Hour begann, herrschte auf den Straßen das reinste Chaos. Dies war der kleine Lichtblick an seinem Nebenjob im Café. Er musste erst abends auf die Straße hinaus, wenn sich der Verkehr wieder einigermaßen beruhigt hatte. Wie sehr viele andere stieg der Silberhaarige in die bereits dicht befüllte U- Bahn ein, wobei ihm der etwas aufdringliche Geruch von Fast Food in die Nase stach. Auch die, für seinen Geschmack, viel zu laute Hip Hop Musik war in dem kleinen U- Bahnwaggon deutlich zu hören. Er mochte diese Musik eigentlich gar nicht, doch fand er sich damit ab, dass sie hier zu Lande Gang und Gebe war. Seine Eltern waren nur kurz nach seiner Geburt von Japan nach Amerika ausgewandert. Er wusste nicht sehr viel über sie, da sie früh durch ein Flugzeugunglück ums Leben gekommen waren. Er erinnerte sich nicht gerne an jenen Tag, Jahre später hatte er sich auch schwere Vorwürfe deswegen gemacht. Schuldgefühle hatten ihn geplagt und in tiefe Depressionen gestürzt. Laut quietschend kam die Bahn zum Stehen, die automatischen Türen öffneten sich, einige Fahrgäste stiegen aus, doppelt so viele kamen hinzu. Die Türen schlossen sich wieder und die dunkle Fahrt ging weiter. Der Waggon schaukelte leicht umher, wodurch Kabuto leicht angerempelt und gegen einen anderen Fahrgast gedrückt wurde. Sogleich entschuldigte sich der Silberhaarige und war froh, als die U- Bahn endlich an seiner Station hielt. Eilig stieg er aus und schritt die Treppe empor. Oben angekommen ging er die Straße ein Stück hinunter. Schon von Weitem konnte er sehen, dass das Café bereits geöffnet hatte. Einige Tische und Stühle standen schon vor dem Eingang, Kundenstopper waren aufgestellt worden. Als Kabuto das Café betrat, saßen schon vereinzelte Kunden an einigen der Tische und tranken Cappuchino, oder löffelten ein kleines Eis gegen die Hitze, die sich hier in der Innenstadt schneller bemerkbar machte. „Hey, Bill! Na, schon viel los?“, begrüßte Kabuto seinen Chef mit einem freundlichen Lächeln, welches ebenso freundlich und gutgelaunt erwidert wurde. „Nein, noch nicht ganz. Aber das kommt schon noch früh genug. Wirst sehen, heute Abend werden dir die Hacken brennen!“, antwortete der etwas untersetzte Mann mit dem allmählich angegrauten Haar lachend. Mit einem leisen Lachen begab sich der Student nach hinten in die Umkleide. In dem kleinen Raum war es dunkel und angenehm kühl. Eher widerwillig schaltete der junge Mann das Licht an und ging zu seinem Spind hinüber. Mit einem leisen Seufzen begann er seine Arbeitskleidung anzuziehen. Er mochte diese Kleidung irgendwie. Schwarze Hose und ein weisses Hemd unter einer schwarzen Weste. Manchmal hatte er sich vorgestellt, wie es wohl wäre mal wieder einen richtigen Anzug zu tragen, doch einen solchen konnte er sich bei bestem Willen nicht leisten. Auf seinem Weg zum Tresen begegnete der Silberhaarige einer seiner Arbeitskolleginnen, die gerade auf dem Weg in die Damenumkleide war. Als sie sich auf dem schmalen Gang trafen, schenke sie dem Studenten ein freundliches Lächeln, wie sie es immer tat. Ein Lächeln schlich sich auf Kabutos Gesicht. Eigentlich konnte er sich doch trotz der harten Umstände nicht beklagen. Immerhin waren sie hier nett zu ihm, am Anfang hatten die Mitarbeiter des Cafés ihm sogar tatkräftig geholfen, damit er sich schnell einarbeiten konnte. Und auch jetzt noch herrschte unter den Mitarbeitern ein lockeres und entspanntes Arbeitsklima. „Du hast heute aber besonders gute Laune, Kabuto!“, bemerkte Bill, der Chef des Ladens, mit einem breiten Grinsen, durch welches seine Krähenfüße deutlich hervorgehoben wurden, was den älteren Herren jedoch keineswegs unsympathischer wirken ließ. Etwas verlegen blickte der Angesprochene auf. „Wie kommen Sie denn darauf? Meine Laune ist so wie immer, Bill!“, entgegnete der silberhaarige Student nur. Sein Gegenüber zwinkerte ihm vielsagend zu und entblößte mit seinem freundlichen Grinsen seine stellenweise größeren Zahnlücken. „Mein lieber Junge, ich bin alt genug um zu erkennen, wenn ein junger Bursche wie du in der Blüte seines Lebens steht! Jungs in deinem Alter interessieren sich für schöne Frauen und...was sonst noch dazu gehört. Ich seh es gern, wenn junge Leute ihr Glück offen zeigen. Die Jugend verdirbt ja so schnell heutzutage...aber du, Mein Junge, du bist ein guter Bursche, das hab ich schon von Anfang an gesehen! Einer wie du wird auch mal das große Los ziehen, glaub mir mal!“, erklärte der ältere Mann bestimmt, während er sich selbst zustimmend mit dem Kopf nickte. Das tat er öfter, wenn er mit Kabuto redete. Zwar verstand dieser meistens nicht so recht, was Bill ihm mit seinen langen Reden mitteilen wollte, doch war er sich sicher, dass er es gut meinte. Mit dem Nachmittag kam auch die große Kundschaft. Größere Gruppen von hübschen jungen Mädchen kamen und gingen, doch auch ältere Herrschaften machten es sich an den Tischen des Cafés bequem. Ob nun mit Kaffee und Kuchen, oder einem der vielen verschiedenen Eisbechern, die großzügig angeboten wurden, an diesem Tag lief der Laden ausgezeichnet. Tatsächlich begannen nach einigen Stunden Kabutos Schuhe zu drücken, doch wurde dadurch seine gute Laune keines Wegs gebremst. Im Gegenteil. An diesem Tag schienen auch die Gäste irgendwie viel besser gelaunt zu sein als sonst, was sich (als kleiner Nebeneffekt) auch positiv auf die Trinkgelder auswirkte. Auch gegen Abend hin blieb die allgemeine gute Stimmung erhalten. Im Laufe des Tages hatte Kabuto einige Male mitbekommen, wie ein paar Mädchen leise mit einander getuschelt hatten, nachdem er ihre Bestellungen gebracht hatte. Gesprächsthema war dabei eindeutig er gewesen. Er und sein ‚süßer‘ Hintern, wie er noch leise gehört hatte. „Kabuto, bring noch eine Tasse Kaffee an Tisch 15!“, rief Bill von draußen herein, als er die draußen aufgestellten Tische und Stühle begann aufzuräumen. Es waren nicht mehr allzu viele Gäste da, nur noch einige kleine Grüppchen hatten sich an einzelnen Tischen zusammengesetzt und genossen noch ein paar Cocktails, während sie sich noch immer angeregt unterhielten. „Wir sehen uns dann morgen, Kabs!“, verabschiedete sich Ramona, eine der weiblichen Angestellten des Cafés, und schenkte ihrem Kollegen noch ein freundliches Lächeln, welches wie selbstverständlich erwidert wurde. Gekonnt balancierte Kabuto die bestellte Tasse Kaffee zum Tisch 15, an welchem nur ein einzelner Gast saß. In dem Stuhl in der Ecke zurückgelehnt und mit tief ins Gesicht gezogenem Basecap saß der Mann da, schien offenbar nachzudenken. „So, hier bitte schön der Herr! Einen frisch gebrühten Kaffee. Ich hoffe er schmeckt Ihne-...“ Kabuto erstarrte, als er den jungen Mann vor sich betrachtete. Dieses Basecap, diese Jacke und dazu das lange schwarze Haar; genau so hatte doch auch der Man aus seinem Traum von letzter Nacht ausgesehen. Konnte das wirklich möglich sein? War das wirklich jener Mann? Der, den er im Traum geküsst hatte? Ganz in Gedanken versunken hätte der Silberhaarige beinahe die Kaffeetasse fallen gelassen. Gerade noch hatte er sich wieder fassen und die Tasse auf den sicheren Tisch stellen können. Noch immer konnte er einfach nicht den Blick von dem jungen Mann vor sich abwenden. Ein ganz merkwürdiges Gefühl hatte sich in seinem Bauch bemerkbar gemacht. Die verschiedensten Gedanken wirbelten ihm im Kopf herum. Was sollte er nur tun? Einer seits hätte er vor Aufregung davonlaufen können, doch irgend etwas hielt ihn zurück. Vermutlich war es dieses leise, jedoch immer lauter werdende Verlangen den Anderen anzusprechen. Vielleicht war es aber auch einfach diese Überraschung, jemanden getroffen zu haben, von dem man zuvor noch geträumt hatte. Doch was sollte er nur sagen? Was sollte er nur tun? Was? Der Gast setzte sich etwas auf und neigte sich zu seiner Kaffeetasse vor. Noch während er die Hand nach der Tasse ausstreckte fiel sein Blick auf Kabuto, welcher noch immer wie angewurzelt vor ihm stand. Der junge Gast hob den Kopf und blickte den Silberhaarigen an. „...du?“, fragte er erstaunt. Kabuto blickte ihn mindestens genauso verwundert an, wie der Schwarzhaarige ihn anstarrte. „Ehm...Verzeihung...aber...kennen wir uns nicht von irgendwoher?“, fragte der Silberhaarige langsam um ein Gespräch zu beginnen. Der Andere blickte ihn etwas irritiert an. „Ja...doch, natürlich kennen wir uns! Wir haben uns doch gestern in dieser Bar getroffen, und-...“, der Schwarzhaarige brach ab. Ein Moment des Schweigens machte sich zwischen den beiden jungen Männern breit, ehe Kabuto langsam eine Hand auf seine Lippen legte. „...ge-...küsst...?“, brachte er leise, wie ein Flüstern hervor. Die dunklen Augen seines Gegenübers schienen für einen Moment einen ganz seltsamen Glanz zu haben. „...ja...“, erwiderte er ebenso leise. Mit einem Mal spürte Kabuto wie Hitze in sein Gesicht stieg. Rapide. Seine Beine drohten jeden Moment nachzugeben. Ihm wurde schlecht. Mit zittrigen Knies sank er auf dem Stuhl neben dem Gast nieder. „...dann...dann war das...kein Traum?“, fragte er leise und mehr sich selbst als seinen Sitznachbarn. „...wäre das gestern nur ein Traum gewesen, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen, sondern mich bis zur Besinnungslosigkeit volllaufen lassen!“, antwortete der Schwarzhaarige und rückte etwas näher an den Anderen heran. Der Silberhaarige blickte seinen Gegenüber eine Spur verwirrt an. Er war mit dieser Situation vollkommen überfordert. Er hatte tatsächlich diesen Mann geküsst. Einfach so. Und der Beteiligte schien auch noch froh darüber zu sein. „...ich-...ich hatte gedacht, es wäre wirklich nur-...ich meine...“, stammelte Kabuto verwirrt vor sich hin und schrak leicht zusammen, als er die Hand des Anderen warm und sanft auf seiner eigenen spürte. Von seiner Hand blickte der Student zu seinem Sitznachbarn auf. Dieser sah ihn eindringlich, jedoch mit einem sanften Lächeln auf den Lippen an. „Hey, du hattest gestern selbst gesagt, wir würden uns vielleicht irgendwann mal wieder sehen...ich hatte auch nicht geglaubt, dass das schon heute sein würde...aber ich bin mehr als froh darüber.“, sagte er mit leiser Stimme, die seinem Gegenüber einen wohligen Schauer den Rücken hinunter laufen ließ. Diese dunklen Augen zogen seinen Blick wie magisch an und er hätte sich mit Leichtigkeit in ihnen verlieren können, doch musste er sich zusammenreissen. Einen längeren Augenblick lang schwiegen die beiden jungen Männer, blickten sich einfach nur an. Schließlich streckte der Schwarzhaarige, wie aus dem Nichts, seine freie Hand aus und strich mit ihr sacht über die Wange des Kleineren. „...jetzt hier im Licht siehst du sogar noch viel schöner aus...“, hauchte er leise, wobei sich seine Mundwinkel zu einem faszinierten Lächeln auseinanderzogen. Rasch wandte sich Kabuto von dem Anderen ab, da ihm das doch etwas peinlich war. So etwas hatte noch nie jemand einfach so zu ihm gesagt und schon gar nicht so direkt. Rasch warf Kabuto einen Blick zu seinem Chef, welcher sich gerade mit einigen hübschen Mädchen unterhielt, die noch im Café saßen. Widerwillig zog der Silberhaarige seine Hand wieder zu sich und stand auf. Mit einem Mal fühlte es sich um ihn herum eisig kalt an, zumindest traf dies auf seine Hand zu, welche bis eben noch gewärmt worden war. „Ich-...ich muss jetzt arbeiten, tut mir Leid.“, erklärte er rasch, jedoch eher leise. Raschen Schrittes begab er sich zum Tresen zurück, da dort einiges an Arbeit auf ihn wartete. „...dann warte ich hier auf dich!“, rief ihm der Schwarzhaarige noch hinterher, während dessen dunkle Augen jede seiner Bewegungen genau beobachtete. Kabuto biß sich auf die Unterlippe, als er am Tresen angekommen war. Sein Hals war wie zugeschnürt. Hatte er etwa Angst? Doch warum? Wovor? Etwa vor diesem Mann? Oder vor etwas anderem? Der Silberhaarige schrak stark zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Erschrocken wirbelte er herum und blickte in das etwas besorgt wirkende Gesicht seines Chefs. Tief durchatmend faßte sich der Junge an die Stirn, welche sich plötzlich eiskalt anfühlte. „Junge, du siehst aber gar nicht gut aus. Naja, ist auch kein Wunder, hast ja heute sogar auf deine Pause verzichtet...bist bestimmt müde. Na los, geh nach Hause, ich komme hier schon allein klar! Ruh dich aus, wir sehen uns ja morgen wieder.“, meinte Bill mit einem verständnisvollen Lächeln und klopfte dem Silberhaarigen leicht auf die Schulter. „O- okay...danke. Vermutlich wird es das sein...“, meinte Kabuto mit einem flackernden Lächeln, ehe er an dem untersetzten Mann vorbei ging und in der Umkleide verschwand. Keine zehn Minuten später kam er umgezogen und mit geschulterter Tasche wieder heraus und verabschiedete sich noch einmal von Bill, welcher ihm noch eine gute Nacht wünschte. Tief ausatmend schritt der Silberhaarige durch das Café, vorbei an all den runden Tischen, an den Mädchen, welche ihm noch einige Blicke hinterher warfen, und auch jenen Tisch in der hintersten Ecke ließ er hinter sich zurück und mied es sich zu dem jungen Mann umzudrehen. Er wollte jetzt einfach nur nach Hause und ins Bett. Der Abend war angenehm, nicht zu warm, nicht zu kalt. Der Weg nach Hause würde also noch relativ angenehm sein, wenn er erst einmal aus der stickigen U- Bahn gestiegen war. Abrupt blieb Kabuto stehen und starrte den Schwarzhaarigen vor sich überrascht an, nicht sicher, ob er nun erfreut, oder entsetzt sein sollte. Mit verschränkten Armen stand er vor ihm und blickte ihn ernst und eine Spur vorwurfsvoll an. „Also wirklich...ich hatte mir zwar schon fast gedacht, dass du einfach klammheimlich versuchen würdest abzuhauen, aber dass du es auch wirklich versuchst, enttäuscht mich doch ein wenig...“, meinte er vorwurfsvoll, was in dem Kleineren sofort Schuldgefühle weckte, so wie es immer war. „N- Nein, das wollte ich doch gar nicht, aber-...also...ich...ehh...“, versuchte sich Kabuto herauszureden, was jedoch nicht so recht funktionieren wollte. Der Schwarzhaarige schüttelte nur schwach den Kopf und setzte an zu gehen. Wie von selbst hatte der Kleinere den Arm ausgestreckt und den des anderen ergriffen. „Nein, warte, bitte!“ Eine Spur überrascht wandte sich der Angesprochene um und blickte seinen Gegenüber abwartend an. Dieser hatte, etwas erschrocken über sein plötzliches und unkontrolliertes Handeln, das Gesicht abgewandt und blickte peinlich berührt zu Boden. „...bitte...geh nicht...“, kam es leise von ihm. Einen Moment lang schwiegen beide. Schließlich neigte der Größere den Kopf leicht zur Seite. „Na schön...wollen wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?“, fragte er ruhig, was sein Gegenüber mit einem leichten Nicken beantwortete. Zögerlich ließ dieser die Hand des anderen los, was auf der offenen Straße wohl auch besser war. „...gut, dann komm mit.“, meinte der Größere, wandte sich um und ging, dicht gefolgt von Kabuto, die Straße hinunter. Während sie liefen sagte keiner von beiden ein Wort. Der Silberhaarige folgte dem Anderen einfach, hatte keine Ahnung wo dieser mit ihm hin wollte. Nach etwa dreißig Minuten hatten die beiden den Lärm und die grellen Lichter der Innenstadt hinter sich gelassen und fanden sich an einem weitaus dunkleren Teil der Stadt wieder. Hier war es auch etwas kühler und der Wind blies hier stärker. Kabuto lauschte in die Dunkelheit hinein und stellte überrascht fest, dass er das leise Schreien von Möwen hörte und auch das sanfte Plätschern von Wasser, dass sacht und in gleichmäßigem Rhythmus gegen Steine und andere aus dem Wasser ragende Dinge schlug. „Wo sind wir hier?“, fragte der Silberhaarige verwundert und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Der Größere nahm sanft seine Hand in die eigene und zog ihn hinter sich her. Erschrocken klammerte sich Kabuto an den Arm seines Begleiters, als er spürte, dass sie über einen Holzsteg gingen. „Hast du Höhenangst?“, fragte der Schwarzhaarige und blickte ihn an, wobei er seinen Arm sanft um den schmalen Körper des Kleineren legte und ihn sacht an sich drückte. „Ein bisschen...“, gab der Angesprochene leise zu, den Blick besorgt nach unten gerichtet. „Keine Sorge, ich bin doch da. Ich lass dich schon nicht fallen.“, versicherte der Andere bestimmt, während er seinen Begleiter weiter voran führte. Schließlich blieben die beiden am Rande des Steges stehen. Vor ihnen erstreckte sich das dunkle Wasser, welches nur schwach durch das blasse Mondlicht auszumachen war. Schwach ließ es die sanften Wellen schimmern. In der Ferne, inmitten von Dunkelheit und kaltem Wind, funkelten die Lichter eines Stadtteils wie Sternenlicht, das sich in einer Unzahl von Diamanten brach. Der Schwarzhaarige setzte sich am Rand des Steges nieder und zog Kabuto zu sich herunter, welcher nun dicht neben ihm saß. „So“, kam es nach einigen Augenblicken des Schweigens von dem Größeren und Kabuto blickte auf. „Dann erzähl mir doch jetzt mal etwas von dir. Bis jetzt kenne ich nur deinen Namen und wo du arbeitest.“ „Du weißt wie ich heiße?“, fragte Kabuto überrascht. „Ja, den hab ich eben im Café aufgeschnappt. Sofern Kabuto dein richtiger Name ist.“ „Oh.“, der Silberhaarige wandte den Blick ab, „Ja, so heiße ich wirklich...Kabuto Yakushi.“ Der Schwarzhaarige blickte ihn interessiert an. „Du bist Japaner, oder?“. Kabuto schüttelte schwach den Kopf. „Ich bin zwar in Japan geboren, aber habe keinerlei Bezug dazu. Meine Eltern sind sehr früh nach Amerika ausgewandert, da war ich noch sehr klein. Naja...ich lebe schon seit längerer Zeit allein...komme auch relativ gut klar.“, erklärte er. „Wie alt bist du ?“, wollte der Andere wissen. „...ich bin 19. ...aber hör mal...das gestern...also...ich glaub...ich glaub ich war etwas betrunken oder so...also auf jeden Fall...“, begann Kabuto etwas durcheinander zu erklären, wurde jedoch von dem Anderen unterbrochen. „...es hat dir doch aber gefallen? Das muss man zumindest annehmen, sonst hättest du nicht so gehandelt, wie du es gestern getan hast.“, meinte er und blickte den Silberhaarigen abwartend an, als wartete er darauf, dass ihm widersprochen wurde. Doch nichts geschah. Kabuto schwieg einfach und hielt den Blick gesenkt. Er wusste einfach nicht was er darauf hätte antworten sollen. Ihm war ja klar, dass es ihm mehr als gefallen hatte. Doch was sollte er jetzt sagen? Etwa, dass er hier am liebsten für immer mit ihm sitzen würde, seinen warmen Körper um sich spüren und erneut von ihm geküsst werden wollte?! Er hatte keine Ahnung warum er das am Vorabend hatte mit sich machen lassen, oder warum er so darauf eingegangen war. Normaler Weise war er doch immer der schüchterne Typ, der sich nichts zutraute. Seufzend wischte sich der Silberhaarige mit der Hand über die Stirn. Was sollte er jetzt nur sagen? Was sollte er nur tun? Wie würde es dann weiter gehen? „...was-...was willst du, was passiert?“, fragte er leise in die Stille hinein, da ihm ncihts anderes einfiel. Der Schwarzhaarige antwortete nicht. Er blickte seinen Gegenüber einfach nur an, wie er mit auf der Hand aufgestütztem Gesicht dasaß und einfach ins schwarze Wasser unter sich blickte. Ein Lächeln schlich sich auf des Größeren Gesicht, ehe er sich vorbeugte und den Kleineren sanft auf die Wange küsste. Wie er erwartet hatte, schrak der Silberhaarige zusammen und starrte ihn überrascht an. Unentwegt lächelnd legte der Schwarzhaarige seine Arme um dessen Taille und zog ihn dicht an sich, wobei er sein Kinn auf die Schulter des Kleineren legte. „Ich will, dass du bei mir bleibst, Kabuto...du bist der wundervollste Mensch, dem ich je begegnet bin...ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der mich so verstanden hat wie du es tust...als ich dich gestern habe reden hören...was du sagtest...es war, als hätte ich meine andere Hälfte gefunden...oder wie die Leute das immer nennen...du weißt was ich meine?“, begann Itachi zu erklären. Kabuto nickte leicht. „...ich kann sicher nicht von dir erwarten, dass du das alles genauso siehst wie ich es tue...aber...dennoch hoffe ich, dass ich dich weiterhin sehen kann. Ich hab dich wirklich sehr, sehr gern. Und du ahnst nicht wie froh ich bin dir begegnet zu sein...“, fuhr der Schwarzhaarige mit sanfter Stimme fort. „...aber...du kennst mich doch gar nicht...wir haben doch erst einmal miteinander zu tun gehabt...und außerdem...naja...bin ich doch...also...sind wir doch beide...Männer...“, entgegnete Kabuto nachdenklich und spürte als Antwort den heissen Atem des Anderen an seinem Hals, was ihn erschaudern ließ. Etwas verwundert blickte der Silberhaarigen den Größeren an und stellte fest, dass dieser leise lachte. „Ja, na und? Ist das so schlimm? Oh, warte...ich weiss schon was du damit sagen willst...du hast Angst als schwul zu gelten, richtig?“, meinte er leicht grinsend. „Naja...jah...irgendwie schon...glaub ich...“, antwortete Kabuto unsicher, „Ich meine...ich weiss ja nicht ob du...schwul bist, oder ob es mit mir sozusagen eine Ausnahme ist...aber würde es dich etwa nicht stören oder etwas beängstigen als schwul abgestempelt zu werden?“ Der Angesprochene zuckte kurz mit den Schultern. „Ich weiss nicht“, antwortete er, „...eigentlich habe ich nichts zu verlieren, darum ist es mir egal, ob du nun ein Mann oder eine Frau bist...es ist doch der Charakter, der zählt, oder etwa nicht?...Tut mir Leid, ich klinge grade sicher so, als wollte ich dich zu etwas überreden...dabei will ich das gar nicht...ich will ja eigentlich nur, dass du dir überlegst, was du nun willst das geschieht...ob du nun mit mir befreundet sein willst, oder ob ich mich von dir fern halten soll...du weißt schon. Ich möchte es nur wissen...weil....wie gesagt, ich mag dich wirklich sehr gern...Weißt du, ich habe nicht darüber nachgedacht, ob ich dich mag...ich weiß es einfach. Weil ich es fühle, wenn ich dich sehe. Als ich dich vorhin in dem Café angesehen habe, da war urplötzlich so viel an Gefühlen in mir...es war unglaublich...wenn ich dich ansehe, dann...fühle ich mich, als könne mir einfach nichts etwas anhaben. Als würden die schlechten Dinge einfach an mir vorbeiziehen...und du bist der Einzige, der es bisher geschafft hat mich derart zum Reden zu bringen! So viel wie jetzt gerade habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht geredet...“. Der Silberhaarige konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. So etwas hatte man noch nie zu ihm gesagt. Doch es war ein angenehmes Gefühl. „Naja, wenn ich dir damit einen Gefallen tue, dann habe ich dich gern zum Reden gebracht.“, meinte Kabuto lächelnd, woraufhin auch der Andere leise lachte. „Ich muss dir sogar dafür danken. Es tut irgendwie gut...eigentlich rede ich nicht mit anderen Leuten...aber bei dir ist das anders. Und das ist gut...zumindest empfinde ich das so.“, entgegnete er. Wieder kehrte Schweigen ein. Kabuto blickte hinab in die Schwärze unter sich. Was sollte er jetzt machen? Einerseits konnte er diese Gefühle, von denen ihm eben berichtet wurde, nachempfinden, da sie ihm nicht unbekannt waren, er empfand es selbst ja ähnlich, doch war er sich nicht sicher, ob er dem auch wirklich nachgehen sollte. Immerhin hatte er diesen Mann bisher nur einmal getroffen und da war er in einem nicht gerade nüchternen Zustand. Er war sich absolut gar nicht sicher, ob er sich auf diese Sache einlasen sollte. Doch auf der anderen Seite war da noch immer die Tatsache, dass er bei diesem Mann ein unglaublich gutes Gefühl hatte. Das hatte er vorher bei keinem erlebt, nicht einmal bei Johnny. Ein tiefer Seufzer dehnte Kabutos Brust als er seine Entscheidung traf. Mit Donnern und laut quietschenden Rädern kam die U-Bahn in der Station zum Stehen. Die vielen Fahrgäste drängten sich dicht aneinander und drängelten und schubsten sich gegenseitig, um in den stark befüllten U-Bahnwaggon zu gelangen. „Wir fahren jetzt wirklich hiermit?“, fragte der Schwarzhaarige und zog sein Basecape etwas tiefer ins Gesicht. „Ja, anders kommen wir schlecht aus der Innenstadt raus, zumindest würde das sehr viel länger dauern.“, antwortete Kabuto gelassen und trat näher an den langsamer werdenden Zug. Die elektronischen Türen öffneten sich mit leisem Zischen und unzählige Passagiere stiegen aus, doch die selbe Anzahl wieder ein und sogar noch mehr, so auch Kabuto und sein Begleiter. Die beiden wurden förmlich in das Gefährt hineingeschoben und dicht zusammengedrückt. Die Türen schlossen sich wieder, nachdem sich massenhaft Fahrgäste in die Waggons gequetscht hatten und schließlich fuhr der Zug los. Es war sehr laut dort unter der Erde, in diesen engen unterirdischen Tunneln. Doch auch im Bahnwaggon selbst. Neben dem Quietschen der Metallräder hörte man die Stimmen der Leute, laute Musik aus irgendwelchen neumodischen Handys und der Geruch von Fast Food machte sich auf unangenehme Weise bemerkbar. Das Atmen fiel etwas schwer, es war warm und stickig. Kabuto ließ seinen Blick flüchtig durch die Menschenmasse gleiten, Bilder, die ihm schon bekannt waren. Es gehörte zu seinem Alltag all diese Menschen zu sehen, zusammengepfercht wie Tiere; Tiere, die sich freiwillig zusammenpferchen ließen. Er schrak leicht zusammen als er einen Arm über seinem Bauch spürte. Sein Begleiter hatte den Arm um ihn gelegt und sacht an sich gedrückt. Der Silberhaarige merkte, wie ihm heißer wurde und auch sein Herz konnte er nun höher schlagen spüren, doch sagte er nichts. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Das war allerdings gar nicht so einfach, denn die beiden jungen Männer wurden durch das Gerüttel des Waggons dicht zusammengedrückt und erst jetzt wurde sich Kabuto bewusst wie eng es doch in diesen U- Bahnen war. „Oh, hier müssen wir raus!“, bemerkte der Silberhaarige nach zwei Stationen und schob sich an einigen Fahrgästen zur Tür durch, wobei ihm sein Begleiter folgte. Der Zug fuhr in dem U- Bahnhof ein, blieb stehen und öffnete seine Türen. Eine kleine Flut von Passagieren drängte sich hinaus und trottete nach draußen. Auf der Straße angekommen folgten die beiden jungen Männer dem Strom noch ein Stück, ehe sich dieser immer mehr aufdröselte und in alle Winde verstreute. „Oh...du...hast mir noch gar nicht deinen Namen gesagt!“, meinte Kabuto, nachdem sie ein ganzes Stück schweigend der langen Straße gefolgt waren. „Hab ich da nicht? Oh...das muss mir entfallen sein...wie unhöflich von mir! Ich heiße...ähm...Miles. Miles Summerhill.“, stellte sich der Schwarzhaarige vor. Kabuto blickte ihn etwas überrascht an. „Wirklich? Hm...du siehst aber gar nicht so aus...“, überlegte er laut. „Wie meinst du denn das? Nicht danach aussehen?“, fragte der Schwarzhaarige leicht verwirrt. „Naja“, begann der Kleinere, „das ist zwar rein auf Vorurteil basierend, aber bei manchen Menschen kann man irgendwie ansehen wie sie heißen. Naja...und meinem Vorurteil nach siehst du eigentlich nicht wie ein Miles aus.“ Kabuto lachte leise und verlegen über seine alberne Aussage. „...achso? Und...wie müsste deiner Meinung nach ein Miles aussehen?“, fragte der Andere, ebenfalls grinsend. „Ich weiss nicht...blond...kurzhaarig...und etwas tollpatschig? Naja, ich hatte mal so einen Miles kennen gelernt und der war wirklich genau so! Vermutlich bringe ich das mit dem in Verbindung wenn ich den Namen Miles höre.“, lachte der Silberhaarige. „Achso, damit wäre auch das mit dem Vorurteil geklärt!“, grinste der Größere. Die beiden bogen in eine Straße ein, welche sich deutlich von der Hauptstraße abhob. Diese Gegend wurde zunehmend dunkler und ungemütlicher. Die Straßenlaternen waren teils kaputt und die Abstände zwischen den einzelnen Laternen war hier sehr viel größer. Auch die Häuser sahen nicht besonders einladend aus. Es war deutlich anzusehen, dass dieses Viertel der gesellschaftlichen Unterschicht angehörte. Hier lebten diejenigen, die wenig verdienten, manchmal sogar am Rande der Existenz schwebten. Die beiden jungen Männer bogen in eine weitere kleine Seitenstraße ein, welche jedoch kein Bisschen anders aussah als die vorherige. „...warum wohnst du hier in der Gosse? Du könntest doch in einer weitaus besseren Gegend wohnen!?“, wollte der Schwarzhaarige wissen und blickte seinen Begleiter eine Spur verständnislos an. Dieser jedoch blieb ruhig, für ihn schien es weniger schlimm zu sein. „Das hier ist doch nicht die Gosse. Im Gegensatz dazu ist das hier ein wahres Bonzen- Viertel, um es mal so auszudrücken. Ich lebe schon seit einiger Zeit hier, aber Anfangs habe ich genauso gedacht wie du. Ich dachte mir auch nur: ‚Wie konntest du bloß hier her geraten?!’. Aber mit der Zeit habe ich das alles hier viel besser kennen gelernt und...auch wenn die Gegend nicht die tollste ist, aber die Leute hier sind das, was diesen Block so besonders machen. Es sind oft die Armen, die reich sind. Zwar haben sie nicht so viel Geld und oft auch noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf, aber sie geben dennoch was sie haben um dem Nächsten zumindest etwas zu helfen. So ist es jedenfalls hier. Es ist...ja...als wären wir eine große Familie, oder so. Im Grunde haben wir miteinander nichts gemein, aber doch verbindet uns etwas. Es lässt uns zusammenhalten in besonders schweren Zeiten und meistens auch zusammen lachen, wenn es gut läuft. Zwar geht man sich auch mal auf die Nerven, aber das ist auch okay so. Ich weiss ja nicht wie du so lebst, aber ich für meinen Teil bin zufrieden mit dem hier.“ Kabutos Begleiter blickte ihn fasziniert an. Er hatte es schon wieder geschafft ihn vollkommen zu beeindrucken, fast schon zu verzaubern. Diese Art, wie er zu erklären pflegte war einfach unvergleichbar. „...wow...ich bin ganz ehrlich: mir fehlen die Worte. So was habe ich ja noch nie gehört. Aber...es klingt gut. Doch, wirklich, was du da eben gesagt hast, klang wirklich toll! ...als wären wir die lebenden Beweise dafür, dass Geld nicht glücklich macht...“, sagte der Schwarzhaarige, jedoch etwas leiser. Kabuto blickte ihn etwas verwundert an. „>Wir