24 hours von cork-tip (Which one of us is gay?) ================================================================================ Kapitel 2: Wodka ---------------- Halli-hallöchen, liebe Leser! Na? Habt ihr unsere geliebten Chaoskinder vermisst? Das will ich doch schwer hoffen! Immerhin legen sie sich mit der Wahrheitsfindung wirklich mächtig ins Zeug. Über Mittel und Wege lässt sich bestimmt streiten, aber wenigstens nehmen sie ihr Schicksal mehr oder minder klaglos selbst in die Hand. Viel Spaß beim Lesen!^^ „Was?“, fragte der Leader und klang dabei etwas barscher, als beabsichtigt. Der stechende Blick des Bassisten machte ihn nervös. „Hey, Kai!“, meinte Reita, ohne eine Miene zu verziehen. „Wer sagt uns denn, dass damit nicht du gemeint bist?“ Es dauerte eine ganze Weile, bis Reitas Worte vollständig zu Kai durchgedrungen waren, dann jedoch verzog er gequält das Gesicht. Da hatte er sein Misstrauen. Wie bestellt. Allerdings musste er zugeben, dass er nicht im mindesten damit gerechnet hatte, dass sich dieses Misstrauen auch gegen ihn selbst richten würde. Und erst recht nicht so schnell. Warum hätte er seinen Freunden von dem Post-it erzählen sollen, wenn er selbst damit gemeint war? Hätte er in diesem Fall nicht viel eher versucht, die ganze Sache zu vertuschen? Wenn er ehrlich war, war er sich selbst nicht hunderprozentig sicher, wie er gegebenenfalls reagiert hätte... „Niemand“, erwiderte er schließlich äußerlich gelassen und schenkte Reita ein überlegenes Lächeln. „Ich kann euch leider nicht beweisen, dass ich es nicht bin. Entweder glaubt ihr mir oder nicht. Wenn nicht... Naja, das ist bestimmt das beste. Wir sitzen alle im selben Boot. Keiner von uns sollte über irgendeinen Verdacht erhaben sein.“ „Das ist schön gesagt“, meinte Reita. Seine Gesichtszüge blieben nach wie vor vollkommen neutral, sodass es schlicht unmöglich war, sie zu deuten. Kai fiel es mehr als schwer, dem Blick des Bassisten stand zu halten, doch er nahm all seine Willenskraft zusammen und zwang sich, die Augen nicht eine einzige Sekunde von seinem Gegenüber abzuwenden. Alles andere wäre einem Schuldeingeständnis gleichgekommen. „Allerdings“, fuhr Reita fort und strich sich betont langsam und ruhig die frisch blondierten Haare aus dem Gesicht, „ist mir immer noch nicht ganz klar, was du jetzt unternehmen willst. Du sperrst uns hier ein, du verlangst, dass wir uns gegenseitig bespitzeln... Kai, ich hoffe, dir ist klar, dass du unsere Freundschaft und unser Vertrauen zueinander auf eine harte Probe stellst.“ Irgendwie brachte Kai die Kraft auf, seinem Gegenüber fest, aber freundschaftlich die Hand auf die Schulter zu legen und ihm mit einem entschlossenen Nicken zu antworten. „Ich weiß. Aber uns bleibt keine Zeit.“ Eine kurze Weile sah er ihn eindringlich an, dann ließ er von ihm ab und trat ein paar Schritte zurück. „Ich werde dafür sorgen, dass wir uns alle ein bisschen wohler fühlen“, erklärte er. Dann zauberte er aus einem kleinen, blütenweiß gestrichenen Schränkchen eine Flasche echten, russischen Wodka hervor und schenkte jedem der fünf Bandmitglieder ein Glas ein. Pur, ohne jeden Zusatz. Ohne auf die skeptischen bis angewiderten Gesichter seiner Freunde zu achten, verteilte er die Gläser und erhob schließlich das seine. „Auf uns!“, rief er und trank es mit einem einzigen Zug leer. Anerkennend nickte Reita ihm zu, erhob ebenfalls sein Glas und tat es seinem Leader gleich. Auch Uruha und Aoi schienen erkannt zu haben, dass die Gläser in ihrer Hand weniger Einladung, als Aufforderung beinhalteten und leerten sie ohne erst lange zu zögern. Es hätte ohnehin keinen Sinn gehabt, sich zu weigern. Kai sah nicht aus, als würde er irgendeine Form von Widerspruch tolerieren. Nur Ruki tat sich etwas schwer mit dem Gedanken, ein ganzes Glas puren Wodka auf Ex zu trinken. Für einen Japaner war er recht trinkfest, das konnte er durchaus von sich behaupten, und doch hatte er kein gutes Gefühl bei der Sache. Kais Absicht war schließlich mehr als leicht zu durchschauen: Der Alkohol diente einzig und allein dem Zweck, die Zungen aller Anwesenden zu lockern und ihr Misstrauen schwinden zu lassen, was dem trinkfestesten von ihnen einen Vorteil verschaffte, der nicht zu leugnen war. Und Ruki wusste, dass er deutlich weniger vertrug, als Kai oder auch Reita. Uruha zeigte ebenfalls eine gewisse Alkoholgewöhnung und bei Aoi führte gesteigerter Alkoholkonsum eher zu einer geradezu bemerkenswerten Verschlossenheit, als dass er ihn in irgendeiner Form freizügig werden ließ. Bei Ruki lag der Fall anders: Er kannte sich, er wusste, wie er sich benahm, wenn der Alkohol erst einmal Besitz von ihm ergriffen hatte. Es gab einen Punkt, von dem an seine Zunge ein wahrhaft faszinierendes Eigenleben entwickelte und die Worte schneller aus seinem Mund sprudelten, als er sie realisieren, geschweigedenn überdenken konnte. Und der Gedanke machte ihm Angst. Klar, er fühlte sich von dem Post-it nicht direkt angesprochen, er wusste, dass er nichts getan hatte. Und dennoch... Er wollte nicht riskieren, zu labern wie ein Wasserfall, wenn er doch genau wusste, dass jedes einzelne seiner Worte auf die Goldwaage gelegt werden würde. Feindselig funkelte er das Glas in seinen Händen an, bis er schließlich das widersinnige Gefühl bekam, es könnte zurückstarren. Der Alkohol war sein persönlicher Feind. Zumindest hier und jetzt. Er bemerkte nicht, dass er beobachtet wurde, bis sich schließlich eine warme Hand unter sein Kinn schob, um seinen Kopf vorsichtig anzuheben. Vier Augenpaare musterten ihn erwartungsvoll und Ruki sog geräuschvoll die Luft ein, als er glaubte, einen ungewohnt kalten und erbarmungslosen Glanz in ihnen zu erkennen. Langsam, beinahe bedrohlich löste sich die fremde Hand von seinem Kinn und legte sich warm und schwer auf seinen Hals. Aus einem gesunden Selbsterhaltungstrieb heraus riss er sich los. Sein Herzschlag hatte sich etwas beschleunigt und er konnte eine gewisse Nervosität nicht leugnen. Es dauerte einige Sekunden, bis er sich wieder beruhigt hatte und endlich registrierte, dass es Aoi gewesen war, der ihm den unerwünschten Körperkontakt aufgezwungen hatte. „Kampai“, sagte der schwarzhaarige Gitarrist und hob mit einer so bestimmten Bewegung sein leeres Glas, um ihm zuzuprosten, dass er wusste, dass ihm keine andere Wahl blieb, als zu trinken. Mit klammen Fingern führte der Sänger sein Glas an die Lippen und roch erst einmal vorsichtig daran. Dann atmete er noch einmal tief durch, kniff entschlossen die Augen zusammen und trank. Der Alkohol brannte in seiner Kehle und schmeckte widerlich nach Krankenhaus, doch er setzte das Glas nicht ab, bis er es vollständig geleert hatte. Als er die Augen wieder aufschlug, musste er gegen ein kurzes, aber heftiges Schwindelgefühl ankämpfen, das ihn für einen kurzen Augenblick die Orientierung verlieren ließ. Na, das konnte ja heiter werden! Vielleicht war es aber auch gar keine so schlechte Idee, sich dermaßen die Kante zu geben, dass er sang und klanglos unter dem Tisch einschlief und diese verdammten 24 Stunden einfach verpennte. Drauf ankommen lassen wollte er es allerdings nicht... Zufrieden betrachtete Kai seine vier Leidensgenossen. Brav, sehr brav. Anscheinend hatten alle eingesehen, dass es am klügsten war, nach seinen Regeln zu spielen. Selbst Reita machte keine Anstalten, ihm Einhalt zu gebieten. Vermutlich sah auch er keinen anderen Ausweg aus der verzwickten Lage, in der sie sich momentan befanden. Dennoch wunderte es ihn nicht wenig, dass sich der Bassist auf sein Vorhaben einließ und freiwillig ein bisschen Kontrolle über sich selbst aus der Hand gab. Das entsprach so gar nicht seinem sonstigen Verhaltensmuster... Kurzentschlossen schob Kai den Gedanken beiseite und stellte sein Glas auf das Couchtischchen, um nachzuschenken. Für eine Runde würde die Flasche noch reichen, dann war der teure Martini an der Reihe, den er erst vor wenigen Stunden beim Zimmerservice bestellt hatte, in der Hoffnung, er würde ihm die nächsten paar Abende treu zur Seite stehen und die Tour versüßen. Jetzt war er die Karriereleiter glatt noch ein gutes Stück hinauf geklettert und mit einer sehr viel wichtigeren Mission betraut worden. Jetzt musste er die Tour RETTEN. Und nicht nur die Tour – nein, gleich die ganze Band und die zarten, freundschaftlichen Bande, die daran hingen. Etwas erschrocken stellte Kai fest, dass seine Finger zitterten, als er die frisch gefüllten Gläser an seine Freunde verteilte. Und es war nicht allein der Wodka, der ihn so nervös werden ließ... „Auf die Wahrheit!“, brachte er erneut einen Trinkspruch aus und wieder leerte er sein Glas mit einem einzigen Zug. Und diesmal folgten alle anderen bereitwillig seinem Beispiel.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)