Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 4: Klänge der Nacht 4 ----------------------------- Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht Teil: 4 Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Henry sah aus dem Fenster, wo er im Garten die Zwillinge und Lukas beobachten konnte. Sie schienen sich blendend zu amüsieren. Natürlich, die Zwei hatten außer dem Anderen nur selten Gleichaltrige mit denen sie etwas unternehmen konnten. Nun da Lukas da war, nutzten sie das eben aus. Dieser machte dabei wohl nur mit, um seinen Gedächtnisverlust verdrängen zu können. Noch immer gab es keine Besserung. „Was willst du mit ihm machen?“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht Caron. Irgendwann wird er wieder gehen müssen, das ist mir klar. Nur, ich will ihn nicht ohne seine Erinnerungen gehen lassen.“ Seit Lukas hier war, war nun schon eine Woche vergangen. In dieser Zeit hatte er sich recht gut eingelebt für Henrys Einschätzung. Auch hatten sie einiges miteinander geredet, so dass er eine Vorstellung davon hatte, was Lukas für ein Mensch war. Er war bei Gott nicht das, was er einen schlechten Menschen nennen würde. Oder er war es seit seiner Amnesie nicht mehr, was davor war wusste er ja nicht. „Spätestens wenn Vater kommt, wirst du doch von ihm trennen müssen.“ Caron trat neben ihn. Ja, auch das war Henry bewusst. Sein Vater mochte keine Menschen in ihren Heim, wenn sie nicht zur Dienerschaft gehörten. Doch es war schwer einzuschätzen, wann dieser wieder zurückkam. Heute, Morgen, in einer Woche, in einem Jahr, dass konnte jederzeit sein. Er pflegte meist unangemeldet aufzutauchen und ebenso wieder zu verschwinden. Keiner von ihnen wusste wo er war oder was er machte, doch sie hatten es akzeptiert ihn nur selten zu sehen. „Ich werde das schon regeln.“ „Das solltest du Henry. Am besten noch bevor Vater kommt. Bis jetzt ist ja alles noch gut gegangen, doch glaubst du nicht, dass es schon etwas zu lange dauert? Was ist wenn er sich nie wieder an seine Vergangenheit erinnert?“ Caron ging zu einem Schrank und öffnete ihn. Er sah Henry fragend an, als er eine Flasche Whiskey herausnahm. Dieser schüttelte nur den Kopf. Ihm war nicht danach etwas zu trinken. Caron zuckte mit den Schultern und bediente sich selbst. Mit einem halbvollen Glas setzte er sich auf die Couch. „Kobe meinte, dass es Zeit braucht.“ Henry kam zu seinem Bruder und setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl. „Ich will nichts gegen Kobes Kompetenzen als Arzt sagen, doch seien wir einmal ehrlich. Was hättest du dem Jungen gesagt? Kobe ist da viel zu weichherzig, Fakt ist doch, dass er bis jetzt keine Fortschritte gemacht hat.“ Henry konnte Carons Einschätzung von Kobes Charakter nicht so ganz Recht geben. In Hinsicht auf Lukas hatte er jedoch Recht. Es gab keine Fortschritte. „Das wird sicher noch.“ „Dann aber schnell, bevor Vater kommt.“ Caron leerte sein Glas mit einem Schluck und stellte es auf den Beistelltisch, neben der Couch. „Übrigens die Wilderer, die immer wieder in unser Gebiet eingedrungen sind, habe ich bis auf den Letzten beseitigt. Es waren größtenteils nur Bauern, doch es war unverzeihlich.“ „Danke Caron.“ Henry nickte ihm dankend zu. Es war zwar nicht unverzeihlich, doch trotzdem konnte es nicht geduldet werden. Sie lebten abgeschieden und da konnten sie es sich nicht leisten das Futter für ihre Wölfe zu teilen. Noch dazu wo diese Wilderer auch Wölfe töteten. Deswegen hatte Caron auch so scharf durchgegriffen. Er war sowieso derjenige von ihnen, der am liebsten auf die Jagd ging und auch gut darin war. Aus diesem Grund hatte er die Aufgabe auch gerne erledigt. Jeder anderer seiner Brüder hätte darüber nur gemault und als lästige Pflicht angesehen. „Also dann. Ich werde mich nun verabschieden und dich deinen Gedanken überlassen.“ Der Rothaarige stand auf und lächelte. „Hey wie gesagt, wir wissen nicht wann Vater zurückkommt. Also mach dir keine Gedanken darüber.“ Henry nickte und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. Als sein Bruder das Zimmer verlassen hatte, sah er wieder in den Garten hinab. Inzwischen waren die Fackeln gelöscht worden, also waren die Drei wieder ins Haus gegangen. Trotzdem sah Henry weiter auf den dunklen Wald. Diese Aussicht half ihm dabei seine Gedanken zu ordnen. Caron hatte ja Recht. Sein Vater würde es nie akzeptieren, nicht einmal wenn sie Lukas als Diener einstellten, da nur er selbst die Leute einstellte, die sich um seine Familie kümmerten. Doch es widerstrebte Henry Lukas einfach hinauszuwerfen. Immerhin hatte er niemanden mehr oder zumindest keinen, den man ausforschen konnte. Das hatte er schon versucht. Denn auch er lies keine Gäste in sein Heim, über die er sich nicht informiert hatte. Nur würde seine ganze Grübelei die Sache nicht verbessern, nein sie brachte gar nichts. Dieses Problem löste sich entweder ganz von selbst oder gar nicht. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja?“ Er ahnte schon wer es war, seine Brüder würden nie soviel Feingefühl zeigen und anklopfen. Es sei denn sie wollten etwas oder er war nicht alleine. Die Tür öffnete sich und Lukas kam in den Raum. „Ich soll dir von deiner Schwester ausrichten lassen, dass das Essen bereitsteht.“ „Ach ja danke.“ Henry lächelte den Jungen dankend zu. Noch so eine Unsitte, die sie wegen Lukas und dem Willen seiner Mutter eingeführt hatten. Sie aßen zusammen. Sonst suchte sich jeder seine Beute, egal ob auf der Jagd oder in Form von gekochten Essen hier. Doch seine Mutter dachte es sei nett einmal wie ganz normale Menschen zusammen zu essen. Tja nur leider waren sie eben keine Menschen, dass schien sie dabei zu vergessen. „Lukas?“ Es dauerte einen Moment bis dieser darauf reagierte. Natürlich, er musste sich noch daran gewöhnen, immerhin war es nicht sein richtiger Name. Der Angesprochene wand sich zu ihm um. „Ja?“ Henry wollte ihn schon fragen ob er sich an etwas erinnerte, lies es dann aber. „Wie geht es dir? Ich hoffe die Zwei setzen dir nicht zu sehr zu.“ Lukas schüttelte den Kopf. „Nein sie sind sehr nett, wenn auch etwas anstrengend. Doch es macht mir Spaß.“ Wem sagte er das? Henry wusste selbst wie viel Nerven die Zwei einen kosten konnten. „Gut, aber wenn du nicht willst, dann kannst du gerne nein sagen. Du bist nicht verpflichtet für sie der Zeitvertreib zu sein.“ Lukas schüttelte den Kopf. „Nein es ist eine gute Ablenkung. Nur… „ Er stockte und trat dann vollends in den Raum. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. „Ich verstehe nicht ganz warum?“ „Warum was?“ Zwar verwirrte Henry diese Frage etwas, doch er hatte sie auch schon erwartet. „Warum kümmerst du dich so um mich? Du kennst mich nicht oder kanntest mich nicht. Ich bin ein Fremder, deswegen verstehe ich nicht warum du mich nun, wo es mir besser geht nicht hinauswirfst.“ Lukas sah zu Boden, man sah ihm seine Unsicherheit deutlich an. „Willst du das etwa?“ Das war eine gemeine Frage und das war dem Älteren klar. Doch es konnte ja sein, dass es Lukas hier nicht gefiel. Er war kein Gefangener und konnte gehen wohin er wollte. Daran lag es ja nicht. „Nein.“ Der Braunhaarige schüttelte hastig den Kopf. „Wie gesagt, es verwundert mich nur.“ „Es stimmt, ich kenne dich nicht, das ist schon richtig. Oder besser ich kannte dich nicht, doch das hat sich ja nun geändert. Ich weiß nicht einmal warum ich dich gerettet habe. Ich mag dich, ebenso wie deine Anwesenheit hier.“ Diese Worte wurden ihm eigentlich erst jetzt so richtig bewusst, als er sie aussprach. Nur wusste er nicht warum es so war. Lukas war ein Mensch, er hatte nichts gegen Menschen, doch übermäßig interessiert hatten sie ihn bis jetzt auch nicht. In seinen Augen waren sie primitiv, ihnen fehlte einfach etwas, dass nur ihrer Rasse zu eigen war, auch wenn er es nicht benennen konnte. Er fühlte sich einfach unwohl unter ihnen. Doch bei dem Jungen war es anders. Seine Gegenwart stieß ihn nicht ab, nein, er freute sich darauf. Auch war er nicht so in die Zwänge seiner Rasse eingezwängt wie alle anderen. Vielleicht verdankte er das der Amnesie, doch weshalb auch immer, es war eine nette Abwechslung zu anderen Menschen. „Ach so.“ Lukas wirkte nicht wirklich zufrieden. Henry seufzte. Eine bessere Antwort konnte er ihm leider nicht geben. „Gehen wir essen?“ Lukas nickte und wand sich um. Schweigend ging er vor, während Henry ihm folgte. Im Esszimmer angekommen, nahm Lukas am Tisch Platz. Die meisten waren schon anwesend. Die Zwillinge, die er zuvor hier zurückgelassen hatte, ebenso wie Caprice. Bei den Anderen war es eher ein Glücksspiel ob sie hier waren. Soweit er es mitbekommen hatte, führten die männlichen Mitglieder einen eher lockeren Lebensstil. Alle bis auf Henry und Arnaud, zumindest gab es bei diesen keinen Hinweis darauf. Doch Lukas vermutete, dass sie es eben nur etwas diskreter handhabten. Caron war oft nicht da, doch heute war wohl eine Ausnahme. Eloy hingegen war nie da, doch das schien keinen zu überraschen. Allerdings vermutete Lukas den Grund für seine Abwesenheit eher in der Anwesenheit Kobes. Soweit er es mitbekommen hatte, mochte er ihn nicht, wenn er auch den Grund dafür nicht wusste. Henry kam kurz nach ihm in den Raum und setzte sich an das Kopfende des Tisches. Das Essen wurde aufgetragen und Clerissa war wieder diejenige, die das Gespräch an sich riss. Sie schien immer irgendetwas zu haben, über das sie reden konnte oder wollte, aber es schien niemanden in ihrer Familie zu stören. Lukas hingegen hörte ihr kaum zu. Viel eher beschäftigte ihn das Gespräch eben. Das konnte er nicht so stehen lassen. Man kümmerte sich doch nicht so um einen Verletzten, vor allem wenn dieser schon wieder so genesen war wie er. Bis auf seine Erinnerungen war immerhin alles an ihm okay. Er war zwar glücklich, dass er nicht gehen musste, da er sich hier wohl fühlte, doch es irritierte ihn auch. Irgendetwas unterschied ihn von den Anwesenden hier im Zimmer, das fühlte er, wenn es auch Unsinn war. Schließlich waren sie alle Menschen, vielleicht lag es daran, dass sie zu einer anderen Schicht angehörten. Er war immerhin kein Adliger, oder? Erst jetzt fiel ihm auf, dass Henry ihm noch gar nicht erzählt hatte, unter welchen Umständen er ihn gefunden hatte. Nur das er ihn verletzt im Wald gefunden hatte und er wohl überfallen worden war. Doch nichts davon wo und ob jemand bei ihm gewesen war. Alles Dinge, die ihm eigentlich helfen konnten sein Gedächtnis wieder zu finden. Bei der nächsten Gelegenheit würde er ihn danach fragen. Vielleicht konnte er ihn auch zu der Stelle bringen? Denn egal welche Konsequenzen es hatte, er wollte seine Erinnerungen zurück. Diese ständigen Fragen, ob ihm schon etwas eingefallen war, konnte er nicht mehr hören. Egal von wem sie kamen. Lukas nahm einen Schluck von seinem Getränk. Es war Wein, wie ihn alle hier tranken. „Vielleicht freut es euch zu erfahren, dass euer Vater bald zurückkommt und er hat eine gute Nachricht für euch.“ Caprice verkündete lächelnd diese Nachricht. Lukas sah wie Henry einen besorgten Blick mit Caron austauschte, worauf dieser nur mit den Schultern zuckte. Als die erwartete Reaktion ausblieb, sah Caprice ihre Kinder fragend an. „Was ist?“ „Nichts Mutter. Wir freuen uns natürlich auch über seine Rückkehr. Wann ist es denn soweit?“ Arnaud sah sie fragend an. Auch ihm war der Blickwechsel seiner Brüder nicht entgangen, doch schien er zu wissen worum es sich handelt. „Wenn ich ein Datum wüsste, dann hätte ich es gesagt. Du kennst doch deinen Vater, Arnaud.“ Sie seufzte leise. Der Angesprochene lachte trocken, „Ja, er hält nichts davon sich festzulegen.“ Lukas verstand die Stimmung, die nun herrschte nicht ganz. War die Rückkehr ihres Vaters nicht ein Grund zur Freude? Bis jetzt hatte er nicht das Gefühl gehabt, dass sie sich mit ihm nicht verstanden. Etwas das wohl auch Caprice auffiel. Verwirrt sah sie ihre Kinder einen nach dem anderen an. „Nun gut, dann freue eben nur ich mich darauf.“ Sie stand beleidigt auf und verlies den Raum. Henry seufzte und lies das Besteck sinken. Auch die Anderen schienen keinen Appetit mehr zu haben. Lukas fand, dass es eine gute Gelegenheit war, sich zurückzuziehen. Scheinbar bahnte sich hier ein Familiengespräch an und da gehörte er nicht dazu. „Gute Nacht.“ Er lächelte schwach und stand auf, um den Raum zu verlassen. Niemand hielt ihn zurück. Zwar war es noch zu früh um schlafen zu gehen, doch er war trotzdem müde. Für ihn war es noch immer eine Umstellung am Morgen schlafen zu gehen. Mal davon abgesehen, dass er nicht schlafen konnte und wenn, dann nur sehr unruhig. Es fehlte ihm etwas, doch er konnte nicht sagen was, wie auch wenn er sich nicht erinnerte? Lukas betrat sein Zimmer und sah einen Lichtblitz am Horizont. Anscheinend zog ein Gewitter auf. Bei der Vorstellung zog sich etwas in ihm zusammen. Hatte er etwa Angst vor Gewittern? Lukas schüttelte den Kopf. Sicher nicht, dass war ja keine Bedrohung und er war kein kleines Kind mehr. Seufzend zog er sich aus und das Nachthemd an, bevor er sich hinlegte. Vielleicht konnte er ja schlafen, wenn er zu einer ihm gewohnten Tageszeit schlafen ging? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)