Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 6: Klänge der Nacht 6 ----------------------------- Titel: Wolfsherzen/ Klänge der Nacht Teil: 6 Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Schläfrig öffnete Lukas die Augen und blinzelte. Viel gab es nicht zu erkennen, da es im Zimmer schon fast dunkel war. Neben sich spürte er einen Körper und kuschelte sich näher an ihn. Es war so angenehm, so vertraut, dass er einen Moment brauchte um zu realisieren wo er war und wer derjenige neben ihm war. Erschrocken löste er sich von ihm, jedoch nicht so hastig, dass dieser davon aufwachte. Das wäre nun wirklich peinlich, dafür lagen sie viel zu nahe zusammen. Allerdings konnte Lukas nicht leugnen, das er ausgesprochen gut geschlafen hatte. Sogar durch, wie ihm ein Blick aus dem Fenster versicherte. Es war noch nicht ganz dunkel, ein paar Sonnenstrahlen waren noch zu sehen. Also hatte das Gewitter wohl doch nicht den ganzen Tag gedauert. Hoffentlich blieb das auch die nächste Nacht, oder besser den Tag so. Es war erstaunlich, wie schnell er den Tagesrhythmus hier übernommen hatte. Zwar hatte er diesem seine Schlafstörungen zugeschrieben, doch wie er gesehen hatte, lag es an etwas anderem. Lukas stand langsam auf und suchte seine Kleidung zusammen. Rasch zog er sich an, so leise, wie er das zustande brachte und verließ das Zimmer. Hier am Gang waren trotz der frühen Stunde schon die Kerzen angezündet worden. Dieses Haus musste einen enormen Verschleiß an Kerzen haben, doch sie konnten es sich auch leisten. Immerhin hatte er von den Zwillingen eine Menge erfahren, auch wenn er gar nicht danach gefragt hatte. Obwohl sie ziemlich abgelegen wohnten, schienen sie doch gut gehende Geschäfte in der Hauptstadt und auf der ganzen Welt zu haben. Die ganze Welt, das war für Lukas nur ein Begriff. Es hörte sich so groß und aufregend an und doch wusste er gar nichts davon. Oder konnte sich einfach nicht daran erinnern. Amnesie, wie Kobe es nannte, war ja beizeiten eine gute Ausrede, doch wenn man wirklich davon betroffen war, hörte der Spaß auf. Er hätte nie gedacht, dass es so schlimm sein konnte nichts über sich selbst zu wissen. „Lukas!“ Noch bevor er sich umdrehte, wusste er wer da nach ihm gerufen hatte. Diese Stimme hatte er in der letzten Zeit sehr oft gehört. „Morgen.“ Clerissa erreichte ihn und brachte sich mit einem weiteren schnellen Schritt vor ihn. Sie lächelte, wie meistens wenn er sie sah. „Tag.“ Sin, ihr ständiger Schatten, war weitaus mieser gelaunt. Lukas sah ihn fragend an. Clerissa, der dieser Blick natürlich nicht entgangen war, wedelte nur mit der Hand. „Er hat nicht gut geschlafen. Sin hat nämlich Angst vor Gewittern.“ „Hab ich nicht!“ Sin fuhr seine Schwester bei diesem Worten scharf an. „Ich mag es nur nicht wenn es laut ist.“ Seine Zwillingsschwester nickte nur. „Ja, klar.“ Lukas lächelte nur bei dieser Auseinandersetzung. In den letzten Tagen hatte er sich schon daran gewöhnt, es war ja immerhin keine Seltenheit die Beiden streiten zu sehen. „Streit so früh am Morgen, muss das denn sein? Ich habe Kopfschmerzen.“ Eloy kam um eine Ecke und sah die Zwei verärgert an. „Tja, du solltest nicht soviel trinken Brüderchen.“ Sin lächelte nur und schlenderte einfach weiter. „Außerdem streite ich mich doch nicht mit meiner Schwester, das wäre ein zu leichter Sieg.“ „Hey, das hab ich gehört.“ „Sinn und Zweck der Sache.“ Sin streckte ihr die Zunge raus und beschleunigte seine Schritte. „Na warte.“ Clerissa raffte ihre Röcke und lief ihm nach. „Kinder.“ Eloy schüttelte nur den Kopf. „Aber es macht Spaß ihnen zuzusehen.“ Lukas lächelte als er ihnen nachsah. „Wenn du meinst. Mit der Zeit wird es einfach nur ermüdend.“ Eloy sah ihn kurz musternd an. „War Henry gestern noch bei dir?“ Lukas wusste nicht genau was er dazu sagen sollte. Er hatte bei Henry geschlafen, doch er wusste nicht ob es diesem so Recht war, wenn jeder davon wusste. Außerdem war es peinlich für ihn. Aus diesem Grund verschwieg er es lieber. Lukas schüttelte den Kopf. „Nein, das war er nicht, aber ich habe ihn dann noch einmal gesehen, als er gerade wieder heimkam.“ Im Grunde war das keine Lüge, denn Henry hatte ihn ja wirklich nicht aufgesucht, es war eher ein zufälliger Zusammenstoß gewesen. „Er war also draußen?“ Eloy sah nachdenklich aus, dabei war sein Blick noch immer auf Lukas gerichtet. „Es machte den Anschein. Warum?“ Eloys Verhalten war seltsam. Dazu kam noch die Tatsache, dass er nicht gut mit dem Blondhaarigen auskam. Oder besser, er kannte ihn nicht gut genug. Eloy verneinte noch immer nachdenklich, ehe er kurz darauf wieder lächelte. „Nichts. Nur scheint es, als hätte er über meine Worte wenigstens nachgedacht. Egal. Lass uns frühstücken gehen.“ Lukas konnte nicht einmal antworten, da hatte ihn Eloy schon am Handgelenk genommen und zog ihn gutgelaunt mit sich mit ins Esszimmer. Nun, er wollte sowieso dorthin. Als sie gemeinsam das Zimmer erreichten und eintraten, hatten sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Doch diese galt nicht ihm sondern seinem Begleiter. „Eloy, du bist wach?“ „Und nüchtern.“ Caron grinste bei dieser Feststellung. Eine Hand legte sich von hinten auf dessen Stirn und Henry betrat hinter ihnen den Raum. „Also krank ist er nicht.“ „Ha, ha.“ Eloy befreite sich von Henrys Hand und setzte sich an den Tisch. „Ich warte nur auf den Tag, an dem es euch die Lust vergeht mich aufzuziehen.“ „Oh keine Angst, der kommt nicht so schnell. Du gibt immer wieder Anlass zu neuen Sticheleien.“ Arnaud nahm gelassen einen Schluck aus seiner Tasse. Lukas spürte eine Hand an seinem Rücken und sah hoch. Henry lächelte ihn an. „Essen wir auch etwas?“ Hastig nickte Lukas und setzt sich an seinen Platz. Ihm war das, was letzte Nacht passiert war etwas peinlich. Trotzdem gab es da noch etwas, das er Henry fragen musste. Er fasste sich ein Herz und sah den Älteren an, der sich inzwischen ebenfalls gesetzt hatte. „Ich hätte da eine Bitte an dich Henry.“ „Ja?“ Fragend sah er den Jüngeren an. „Kannst du mich zu dem Ort bringen, an dem du mich gefunden hast? Vielleicht erinnere ich mich dort an etwas.“ Ihm entgingen keineswegs die beunruhigten Blicke, die sich die Geschwister zuwarfen. Hatte er etwas falsches gesagt? Erst nach einigen Minuten nickte Henry. „Wenn du willst, dann bringe ich dich gerne dorthin.“ Lukas nickte. Natürlich wollte er dorthin, sonst hätte er kaum gefragt. Doch die Reaktion seiner Gastgeber fand er komisch. „Nun, dann sollten wir keine Zeit verlieren. In einer Stunde sollten die Vorbereitungen für unseren Ausflug fertig sein.“ Henry lächelte leicht. „Bist du sicher, das es eine gute Idee ist, Henry?“ Caron sah ihn fragend an. Es war klar, dass seine Brüder seine Entscheidungen in Frage stellten. Das machten sie immer, er hätte ihren Ausflug früher ansetzen sollen. „Er hat ein Recht es zu erfahren Caron.“ „Warum? Er erinnert sich doch sowieso nicht daran. Was bringt es ihm dann eine ausgebrannte Ruine zu sehen?“ Sin schüttelte verständnislos den Kopf. „Ja, aber vielleicht erinnert er sich dann daran. Das ist der Ziel der ganzen Sache.“ Er verstand nicht, warum seine Brüder so dagegen waren. Es war eine ganz natürliche Bitte. Es war nur seltsam, das diese Bitte nicht schon früher aufgekommen war. Das war doch natürlich an den Ort des Geschehens zurückzukehren. „Ist doch egal, den Ausflug können wir jetzt auch nicht mehr verhindern.“ Eloy lächelte und setzte sich auf die Lehne der Couch. Nach dem Essen waren seine Brüder und er ins Wohnzimmer gegangen. Clerissa war zu ihrer Mutter gegangen, die in ihrem Zimmer frühstückte und Lukas hatten sie geraten sich etwas geeigneteres anzuziehen. „Allerdings habe ich gehört, das du gestern draußen warst. Du hast also entweder über unsere Worte oder meinen Vorschlag nachgedacht, was trifft zu?“ „Beides und meine Meinung hat sich nicht geändert. Ich werde ihn nicht beißen und ich habe mich nicht verliebt.“ Abstreiten brachte sowieso nichts, dafür kannten sie ihn viel zu gut. Es war bekannt, das er meistens dann jagen ging, wenn er über etwas nachdenken musste, das brachte ihm die nötige Ruhe. „Aber…“ Weiter kam Eloy nicht, da ihm Arnaud eine Hand auf die Schulter legte. „Lass es. Henry wird über seine eigenen Gefühle doch wohl besser Bescheid wissen, als wir meinst du nicht?“ Bei diesen Worten sah er Eloy ernst an. Dieser betrachtete seinen Bruder kurz misstrauisch, zuckte dann aber mit den Schultern. „Wenn du glaubst.“ Genau er war nicht verliebt, das durfte nicht sein. Immerhin hatte er die Aufgabe, die Familie weiterzuführen und dafür brauchte er ein Weibchen seiner eigenen Rasse. Es war nichts, wovon er sein Leben bestimmen ließ, doch trotz allem hatte er diese Aufgabe immer im Hinterkopf. „Also ich geh dann mal los und sorge dafür, dass ihr einen problemlosen Ausflug habt.“ Caron lächelte und verließ das Zimmer. „Was der nur immer mit seinen Wölfen hat? So kriegt der nie eine Freundin.“ Sin schüttelte seufzend den Kopf. „Seine Freundin müsste schon ein wildes Tier sein um ihn halten zu können. Immerhin kommt er mit ihnen besser aus als mit uns.“ Arnaud seufzte, doch er wirkte nicht besonders besorgt deswegen. „Nun, so komme ich wenigstens nicht in die Verlegenheit Lukas erklären zu müssen, warum ich plötzlich losheule.“ Henry lächelte schwach. Doch es war wirklich gut, wenn Caron sich um die Wölfe in der Umgebung kümmerte. Er kam mit ihnen viel besser aus, als sie alle zusammen. Natürlich sie gehorchten ihnen, doch nur Caron akzeptierten sie als Rudelmitglied. „Ich muss dann auch einmal los.“ Henry warf einen Blick auf die Uhr. „Warte ich komme mit.“ Eloy stand auf und lief ihm nach. Als er Henrys fragenden Blick sah lächelte er nur. „Ich will in die Stadt. Keine Angst, ich lass euch schon alleine.“ „Darum geht es nicht.“ Doch der Ältere schüttelte nur den Kopf. In der Halle sahen sie schon Lukas, der auf sie wartete. „Kommt Eloy auch mit?“ Der Blondhaarige lachte nur. „Nein, ich habe kein Bedürfnis meine Zeit im Wald zu verschwenden, da ziehe ich Musik und Wein vor.“ „Bist du bereit?“ Henry sah Lukas fragend an. Es war ihm ehrlich gesagt doch etwas unwohl dabei ihn an den Ort des Überfalls zu bringen. Er war seither nicht mehr dort gewesen, deswegen wusste er nicht, wie die Wildtiere den Leichen zugesetzt hatten. Schließlich hatte er sie nicht beerdigt, wann denn auch? Lukas nickte, wenn auch nicht sehr überzeugt. „Ja, ich muss es sehen.“ „Dann sollten wir los.“ Henry öffnete die Tür. Vor der Treppe warteten schon drei der Stallburschen mit den Pferden. Eloy ging sofort auf einen nachtschwarzen Araber zu und stieg auf. „Also dann wir sehen uns später.“ Mit diesem Worten wendete er sein Pferd und verließ das Grundstück. Henry stieg auf seinen Hengst auf. Als er merkte wie Lukas zögerte, bemerkte er das er gar nicht wusste, ob dieser reiten konnte. „Lukas, kannst du reiten?“ Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“ „Es bei Nacht herauszufinden ist wohl keine so gute Idee. Das Beste wird wohl sein, wenn du erst mal hinter mir aufsteigst.“ Der Braunhaarige nickte abermals und mit Henrys Hilfe schaffte er es, hinter ihm aufzusteigen. Einem der Diener nahm er auch noch eine Laterne ab, die dieser ihm reichte. Für Henry war das nicht erforderlich, er fand seinen Weg auch so, doch Lukas hatte auch nicht seine Augen. Er spornte das Pferd an und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Es dauerte länger als beim letzten Mal, doch damals war er auch nicht auf ein Pferd angewiesen gewesen. Lukas saß hinter ihm und hielt die Laterne etwas nach vor. Der Schein reichte nicht weit, doch er brauchte das Licht nicht unbedingt. Als sie in der Nähe des Ortes waren, zügelte Henry sein Pferd und stieg ab. Er half Lukas ebenfalls beim absteigen und band das Pferd an einen Baumstamm fest. „Ist es hier?“ Lukas sah sich um. „Noch nicht, wir müssen noch ein kleines Stück gehen.“ Henry deutete mit der Hand in die Richtung. Er roch den Geruch seiner Wölfe hier und auch Carons. Also war auch sein Bruder hier gewesen, doch warum? Bei der nächsten Gelegenheit würde er ihn danach fragen. Es lag noch immer ein Brandgeruch in der Luft, wenn auch zu schwach, als das ein Mensch es riechen konnte. Lukas hatte als Erster die Lichtung erreicht und sah auf die Überreste dessen, was einmal eine Hütte gewesen war. „Hier?“ Henry nickte stumm, was sollte er auch sagen. Es war offensichtlich. Nur seltsam, dass die Leichen weg waren. Lukas ging auf die Lichtung und sah sich um. Auch Henry sah sich um, wenn auch nur um etwas über den Verbleib der Leichen zu erfahren. Erst am äußeren Rand der Lichtung fand er, in drei Hügeln, die Antwort auf seine Fragen. Auch hier haftete der Geruch seines Bruders, also das hatte er hier gemacht. Für soviel Voraussicht würde er ihm danken müssen. „Liegen hier die Leute, die hier gelebt haben?“ Lukas war zu ihm getreten und sah auf die Hügel. Henry nickte. „Ja, ich nehme an, dass es deine Familie war. Ein Mann und eine Frau, ebenso wie ein Säugling.“ Er wusste nicht, ob es Lukas Familie war oder nicht, das hatte er nicht in Erfahrung bringen können. Scheinbar hatten sie ein sehr abgeschiedenes Leben geführt. Es war nichts über diese Familie herauszufinden. „Komisch. Hier liegen vielleicht meine Verwandten und ich kann mich nicht an sie erinnern. Eigentlich sollte ich traurig sein, weil sie zu mir gehörten, doch ich bin nur traurig, weil ich mich nicht an sie erinnere.“ Lukas Stimme war leise, und als Henry zu ihm sah, konnte er Tränen erkennen. Einem inneren Impuls folgend, umarmte er den Jüngeren und zog ihn an seine Brust. „Das wird alles wieder kommen, keine Angst. Selbst wenn nicht, dann hast du ja noch uns, wir werden dich mit Freuden aufnehmen.“ In diesem Moment war ihm sein Vater egal. Er würde schon eine Möglichkeit finden, damit der Mensch, Lukas, bei ihnen bleiben konnte. Egal welche Einwände seine Familie dagegen hatte. „Aber warum?“ Lukas sah zu ihm auf. „Warum solltet ihr das machen? Ich bin doch nur ein Bauer oder Jäger. Es gibt keinen Grund für euch das zu machen.“ „Doch denn ich mag dich. Ich mag dich sehr, deswegen will ich das für dich machen.“ Noch bevor er sich selbst Einhalt gebieten konnte, senkte er den Kopf und legte seine Lippen auf die des Jüngeren. Na gut, dann war er eben verliebt, was war schon dabei? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)