Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 10: Mondschein 1 ------------------------ Titel: Wolfsherzen/ Mondschein Teil: 1 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben so ist das reiner Zufall. Hinter der Tür waren gedämpfte Laute zu hören. Obwohl sie ja eigentlich ganz deutlich zu verstehen waren. Das lag natürlich nur daran, das Clerissa ihre Stimme erhoben hatte. Im Raum hinter der Tür, musste es eine enorme Lautstärke erreicht haben. Sin stand genau gegenüber der Tür. Mit verschränkten Armen lässig an die Wand gelehnt, schien es, als würde ihn das alles nichts angehen. Doch er horchte genau auf die Worte seiner Schwester, die aus dem Raum drangen. Auch wenn es seit einigen Minuten nur noch das Gleiche war. Er hatte keine Ahnung worum es ging, er war eigentlich nur stehen geblieben, weil er seine Schwester gehört hatte. Das nannte man nicht lauschen, er legte nur eine Rast ein. Immerhin lebte er hier, da durfte er das. „Nein! Das werde ich nicht!“ Sin hob seinen rechten Ringfinger und betrachtete ihn nachdenklich. Das war jetzt schon das vierte ‚Nein’ innerhalb von fünf Minuten. Gleich würde wohl wieder ein ‚Ich hasse dich’ folgen. „Ich hasse dich!“ Er sollte Wahrsager werden. Wenn das so weiterging, dann hatte es sich Vater bald mit all seinen Kindern verscherzt. Nur Caron, Arnaud und er waren von ihm verschont worden. Klar, bei ihrem vorbildlichen Verhalten. Doch alle anderen Kinder, das war ein anderes Thema. Eloy hatte er angedroht ihn an den Hof der Vampire zu schicken, wenn er seinen Lebenswandel nicht änderte, mit Clerissa verscherzte er es sich auch gerade aus ihm unbekannten Gründen und Henry, nun der war sowieso ein Kapitel für sich. „Clerissa bitte, beruhige dich doch.“ Die Stimme von Caprice war trotz ihres ruhigen Tonfalles leicht zu verstehen. „Ich will mich nicht beruhigen!“ Die Tür wurde aufgerissen und sein Zwillingsschwester stürmte aus dem Raum. Bei ihrem Tempo hatte sie ihn sicherlich nicht einmal gesehen. Ihr Vater folgte ihr, blieb aber im Türrahmen stehen. „Clerissa, komm sofort zurück!“ Sin musste sich ein Grinsen verkneifen, da konnte er lange warten. Bevor sie sich nicht beruhigt hatte, blieb sie sicher nicht stehen. Nun erst schien ihr Vater ihn zu bemerken. „Sin, was machst du hier?“ Sin zuckte mit den Schultern. „Ich habe Clerissas laute Stimme gehört, da bin ich einfach stehen geblieben.“ Sein Vater runzelte missbilligend die Stirn, ging aber ohne ein Wort wieder in den Raum zurück. Die offen gelassene Tür, sah der Blondhaarige als Einladung, deswegen folgte er seinem Vater. Seiner Mutter, die mit einem etwas verzweifelten Gesichtsausdruck auf dem Sofa saß, schenkte er ein freundliches Lächeln. „Darf man auch fragen, worum es bei diesem Gespräch ging?“ Es war eine Lüge, wenn er behaupten würde, das es ihn nicht brennend interessierte. Diese Neugier konnte er nicht unterdrücken, auch wenn es ihn kindlich erschienen lies. Allerdings war es bisweilen auch Recht nützlich. Sein Vater sah ihn nachdenklich an. „Nun erfahren wirst du es sowieso. Übermorgen wird ein Gast bei uns eintreffen. Es handelt sich dabei um den Verlobten deiner Schwester.“ „Was?“ Nun war er verwirrt. Seit wann bitte hatte seine Zwillingsschwester einen Verlobten? Sie interessierte sich ja nicht einmal für Jungs, zumindest nicht in dem Sinn um ihr einen Verlobten zu besorgen. Mit dem wusste sie sich ja nicht einmal etwas anzufangen. „Seit wann ist Clerissa denn verlobt?“ Das musste ihm jetzt bitte einmal jemand erklären. Doch nun konnte er die Wut seiner Schwester sehr gut nachvollziehen. Sie war erst sechzehn, genau wie er und er wollte auch noch keine Verlobte. „Genau genommen seit zwei Monaten, ich wollte es ihr nur selbst mitteilen, einer der Gründe warum ich heimgekommen bin.“ Alessandro setzte sich neben seine Frau. Wahrscheinlich auch der Einzige. Denn die Sehnsucht nach seiner Familie konnte wohl kaum der Auslöser für seine Rückkehr gewesen sein. Das war es nie. „Nun, ich kann meine Schwester verstehen. Ich schätze einmal, sie hat ihren Verlobten noch nie gesehen, oder gar etwas von ihm gehört. Das heißt, sie weiß nichts über ihn. Unter solchen Umständen würde ich auch nicht heiraten wollen.“ In dieser Sache war er mit seiner Schwester einer Meinung. Immerhin liebte er sie, sie war sein Gegenstück. Eine Hochzeit würde sie nur voneinander trennen und das wollte er nicht. Bis jetzt waren sie noch nie voneinander getrennt gewesen. „Horus ist eine ausgezeichnete Wahl. Er ist der Sohn eines sehr engen Freundes von mir und aus gutem Haus. Auch ist er kein schlechter Werwolf, er würde sie gut behandeln.“ „Und wie sieht es mit Liebe aus?“ Sin konnte dem Vorhaben seines Vaters einfach nichts Gutes abgewinnen. Sein Vater sah ihn kurz verständnislos an. „Das wird sich schon entwickeln. Wie gesagt, sie haben sich noch nie gesehen. Doch ich und deine Mutter haben uns auch beim ersten Treffen verliebt.“ Er nahm Caprices Hand in seine. Nun davon merkte man aber nichts, doch diesen Kommentar verkniff sich Sin. „Gibt es noch etwas, was man über ihren Zukünftigen wissen muss?“ Man sollte immerhin über seine Feinde informiert sein und das war einer. Schließlich wollte war er ein Dieb, der ihm seine Schwester wegnehmen wollte. Zwar mit der Unterstützung seiner Eltern, doch das machte die Sache auch nicht besser. Alessandro dachte kurz nach. „Nun er ist der Erstgeborene und sehr intelligent. Horus hat schon einige eigene Unternehmen, die zwar noch unter der Schirmherrschaft seines Vaters stehen, doch sehr gute Gewinne erzielen. Wie man es von einem 66jährigen Jungen nicht anders erwarten kann.“ „66?“ Das war ja die Krönung. Bei Erstgeborenen stieg in ihm schon ein ungutes Gefühl auf, doch das war die Krönung. „Das sind 50 Jahre Unterschied!“ „Sin, bei uns sind es weit mehr und es gibt Paare, die noch weiter auseinander liegen.“ Seine Mutter ergriff nun auch das Wort. Ihr Blick sagte deutlich, das sie sich von ihm Unterstützung wünschte. Doch die konnte ihr Sohn ihr nicht geben. „Clerissa ist nicht du Mutter und dieser Horus ist nicht Vater. Ihr könnt nicht über ihr Leben bestimmen und hoffen, das aus dieser Verbindung Liebe wird. Es läuft nicht immer wie im Märchen ab, wo Liebe beim ersten Blick entsteht. Selbst wenn, ist das keine Garantie für ein glückliches Leben. Das solltest gerade du wissen, Mutter.“ Sin wusste, das er ihr damit weh tat, doch er brauchte ein Ziel für seine Wut und seinem Vater zur Zielscheibe zu machen, traute er sich nicht. „Sin, jetzt reicht es aber, du wirst dich sofort bei deiner Mutter entschuldigen.“ Die Stimme seines Vaters klang drohend. „Wofür, dafür das ich die Wahrheit gesagt habe? Soll ich euch dazu beglückwünschen, das ihr dafür sorgt, das Clerissa hier fortmuss? Sie wird euch dafür hassen ihr ganzes Leben lang und ich kann es ihr nicht einmal verübeln!“ Mit diesen Worten wand sich Sin um und stürmte aus dem Raum. Er wollte dieses Gespräch nicht fortführen, es würde nichts bringen und das war ihm bewusst. Clerissa und er kämpften auf verlorenem Posten obwohl seines Schwester noch nicht einmal wusste, das sie unverhofft einen Mitstreiter gefunden hatte. Doch er konnte die Pläne seiner Eltern nicht gutheißen. Die Tür zu seinem Zimmer zuschlagend, lehnte er sich dagegen. Das durfte nicht sein, diese Hochzeit gehörte verhindert. Nein, das konnten sie nicht machen. Sie waren ihren Eltern, sollten sie da nicht eigentlich auf ihrer Seite stehen? Clerissa rannte aus dem Anwesen, den breiten Weg entlang bis zum Tor. Sie brauchte nun etwas Zeit für sich und das bekam sie hier kaum. Sobald sie außerhalb des Tores und im Wald war, zog sie sich aus und wandelte sich. Sie brauchte etwas Entspannung und ein kleiner Lauf würde ihr helfen ihre Gedanken zu ordnen. Warum nur wollten ihre Eltern sie verheiraten? Sie war doch erst sechzehn und eine politische Heirat würde sie nicht einmal ihrem Vater zutrauen. Denn dieser wollte sie verheiraten, nicht ihre Mutter. Von wegen Geschenk, das war eine Katastrophe. Geschickt bahnte Clerissa sich einen Weg durchs Unterholz. Schon automatisch wich sie Hindernissen aus. Auch wenn man es ihr nicht zutraute, sie kam hier ebenso gut zurecht wie ihre Brüder. Warum wurde sie dann nicht ebenso behandelt wie sie? Jeder ihrer Brüder durfte seinen Partner selbst wählen. Ja, sogar einen Menschen wie man am jüngsten Beispiel sah. Nur sie, sie bekam einen Werwolf vorgesetzt. Es war nicht so, das sie keinen Werwolf wollte, das schon. Doch sie kannte diesen Horus nicht. Weder hatte sie etwas über ihn gehört noch ein Bild von ihm gesehen. Und er war alt, um so vieles älter als sie. Das war einer der Punkte, der sie störte. Natürlich war 66 nicht alt, nicht für einen Werwolf, trotzdem es waren fünfzig Jahre Unterschied. Er war sogar älter als Caron und das sollte was heißen. Nur nervte es sie am meisten, das ihr Vater so leichtfertig über ihr Leben bestimmen wollte. Sogar Michelle hatte den Mann heiraten dürfen, den sie liebte und ihr wollten sie es von vornherein verbieten? Beim Gedanken an Michelle wurde Clerissa langsamer und stoppte schließlich. Genau, Michelle würde ihr sicher helfen. Immerhin war sie ihre Schwester, sie sahen sich nicht oft, doch sie hätte sicher Verständnis für sie. Nein, sie hatte keinen Zweifel, dass Michelle ihr helfen würde, doch konnte sie so einfach von daheim weglaufen? Das war ihr Geburtsort, hier war ihre Familie. Doch wenn sie hier blieb müsste sie heiraten und dann erst Recht hier weg. So gesehen war es gleich wie sie wegging, nur ihre Position war anders. Sie hatte keine Zweifel, das sie es bis zu ihrer Schwester schaffen würde, schließlich war sie ein Werwolf und kein schwächliches Menschenmädchen. Heiraten würde sie sicher nicht, da war es besser von daheim wegzulaufen. Clerissa wartete, bis es Morgen war und schlich sich dann in ihr Zimmer zurück. Ihre Familie schlief sicher schon oder war gerade dabei sich hinzulegen. Sie musste einige Zeit warten, damit sie auch sicher sein konnte, das sie nicht zufällig in Eloy hineinlief, der die Angewohnheit hatte immer sehr spät heimzukommen. Erst als die Sonne schon hell leuchtete, stand Clerissa auf und packte einige Sachen zusammen. Viel würde sie nicht mitnehmen, immerhin hatte sie vor irgendwann wieder zurückzukommen. Da sie den meisten Weg auch ihn ihrer Wolfsgestalt zurücklegen würde, konnte sie auch gar nicht soviel mitnehmen. Als sie fertig war und gehen wollte, fiel ihr Blick auf die Tür ihres Zwillings. Konnte sie wirklich einfach so gehen? Sin würde sich Sorgen um sie machen und das wollte sie nicht. Kurz entschlossen schlich sich Clerissa in das Zimmer ihres Zwillings, zu dessen Bett. Leicht schüttelte sie ihn um ihn zu wecken. Unwillig schlug er noch im Schlaf nach ihrer Hand. „Sin wach auf.“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern. Der Angesprochene gab nur einen unwilligen Laut von sich, öffnete aber verschlafen die Augen. „Clerissa? Was soll das, ich bin gerade erst eingeschlafen.“ Das war zu bezweifeln, doch Clerissa unterließ es jetzt darüber zu diskutieren. „Ich wollte mich nur von dir verabschieden, Sin.“ „Verabschieden? Warum?“ Sin stützte sich mit beiden Armen auf die Matratze und richtete seinen Oberkörper etwas auf. So konnten sie sich wenigstens in die Augen sehen. „Ich werde weggehen, die Gründe wirst du schon selbst herausfinden. Aber ich will nicht das du dir Sorgen um mich machst, deswegen wollte ich dir zumindest sagen wo ich hingehe. Allerdings nur wenn du mir versprichst mich nicht zu verraten. „Weggehen? Warum?“ Der Blondhaarige war von einem Moment auf den anderen hellwach. „Ich habe meine Gründe und du wirst mich auch nicht davon abbringen.“ Nein, dieser Entschluss war gefasst und sie würde ihn sicher nicht mehr ändern. „Also, versprichst du es mir?“ Der Junge nickte nur stumm. „Gut. Ich werde zu Michelle gehen, wenn sich daran etwas ändern sollte, werde ich es dir irgendwie mitteilen.“ Clerissa wusste, wie sehr sie Sin damit wehtat, doch sie konnte einfach nicht andere Leute über ihr Leben entscheiden lassen. Die Blondhaarige drehte sich um und wollte den Raum verlassen. An der Tür hielt sie noch einmal die Stimme ihres Zwillings auf. „Pass auf dich auf, Schwesterchen.“ Sie lächelte, drehte sich aber nicht zu ihm um. „Das werde ich, Brüderchen.“ Mit diesen Worten verlies sie ihn und schlich durch das Haus zur Eingangstür. Derzeit bestand keine Gefahr. Es waren nur wenig Diener auf und ihre Familie schlief. Am Tor des Anwesens drehte sie sich noch einmal um. Am Fenster ihres Zwillings konnte sie den Schemen einer Person erkennen. Sie lächelte und winkte ihm noch einmal kurz zu. Dann lief sie in den Wald, wo sie sich wandelte. Sie hatte einen langen Weg vor sich und die Verfolger würden auch nicht lange auf sich warten lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)