Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 44: Vollmondschmerz 16 ------------------------------ Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz Teil: 16 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Heute war also Vollmond. Kobe war den ganzen Tag schon so unruhig und konnte gar nicht mehr stillsitzen. Von Ercole hatte er sich schon früh zurückgezogen. Seit er wieder aufstehen durfte, war er sowieso ständig unterwegs. Seinen Aussagen nach musste er ein wenig seiner Autorität zurückgewinnen, die Ratan ihm abspenstig gemacht hatte. Ihm war das nur allzu Recht. Was ihn allerdings beunruhigte, war der Stand der Sonne, der immer weiter sank. Er hatte Ratan in den letzten Tagen nicht gesehen, weswegen ihm nun eine Ablenkung fehlte. Wie sollte er bloß hier weg kommen? Oder besser die Wache abhängen? Ein Klopfen ließ ihn zur Tür sehen. „Ja?“ Ein Mädchen trat ein und schloss die Tür hinter sich. Höflich knickste sie vor ihm. Ihr Blick allerdings musterte ihn unverholen. „Mein Name ist Marissa. Ratan schickt mich.“ „Ratan?“ Warum schickte Ratan ihm ein Mädchen? Das war wohl das Letzte das er brauchte. „Ja.“ Sie grinste frech. „Er glaubt wohl du willst ihn heute nicht sehen, deswegen bin ich an seiner Stelle hier. Die gewünschte Ablenkung.“ „Oh.“ Mehr fiel Kobe nicht als Erwiderung ein. Ratan war ihm immer einen Schritt voraus. Auch ohne ein Wort von ihm hatte er für eine Ablenkung gesorgt. So eine Voraussicht hatte er ihm gar nicht zugetraut oder eher erwartet. „Gut, dann sollte ich mich mal ans Werk machen.“ Marissa legte ihren Umhang ab und zum Vorschein kam ein Kleid, mit einem sehr tiefen Ausschnitt. Alle Frauen die Kobe kannte, würden davor zurückschrecken. Doch nun wusste er wenigstens was für eine Art Mädchen ihm Ratan geschickt hatte. Nicht das er etwas dagegen hatte, doch ob diese Ablenkung funktionierte? Immerhin war sie schon ein paar Mal benutzt worden. Sie zupfte an dem Spitzenbesatz ihres Ausschnittes herum. „Gib mir fünf Minuten, dann kannst du abhauen, wohin du hier auch immer willst. Die Wache am Hintereingang dürfte schon schlafen. Man sollte eben keinen Wein von fremden Gönnern annehmen.“ „Fünf Minuten? Mein Wächter hat eine Frau.“ Etwas das selbst ihn überrascht hatte. Doch das könnte die Sache etwas erschweren. Das sollte Marissa vielleicht wissen. Die Klinke schon in der Hand wand sie sich noch einmal zu ihm um. Sie schenkte ihm ein Lächeln, das gar nicht zu dem jugendlichen Gesicht passte. „Das haben sie doch alle.“ Damit öffnete sie die Tür mit einem frustrierten Laut. „Reiche Schnösel, wissen einfach nicht den Wert eines guten Geschenks zu schätzen.“ Sie sah nach rechts, wo die Wache stand. „Aber du mein Hübscher wirst meinen Wert doch sicher mehr zu schätzen wissen.“ Nach diesem Worten schloss sich die Tür hinter ihr. Kobe konnte nur den Kopf schütteln. Da hatte Ratan ihm ja eine nette Ablenkung geschickt. Bei Gelegenheit würde er sich dafür bei ihm bedanken. Kobe wartete die vorgegebene Zeit ab und öffnete dann die Tür. Tatsächlich war niemand mehr zu sehen. Egal wie sie es geschafft hatte, es musste wirklich überzeugend gewesen sein. Nun sollte er zusehen, das nicht alles umsonst war. Er schlich zur Treppe und spähte nach unten. Es war niemand zu hören oder sehen. Aus diesem Grund wagte er sich hinunter in den Raum. In den letzten Tagen hatte er das Fort gut genug kennen gelernt um zu wissen, wo es zum Hinterausgang ging. Obwohl er dieses Wissen eher einem Ausflug mit Ratan verdankte. Er öffnete eine Tür und spähte in den Gang dahinter. Dieser war wesentlich dunkler als der, den er gerade hinter sich entlang geschlichen war. Doch er wurde auch nicht oft benutzt. Kobe brachte ihn schnell hinter sich und öffnete die Tür, die in den kleinen Hinterhof führte. Ein kurzer Blick bestätigte was das Mädchen ihm gesagt hatte. Die Wachen saßen in sich eingesunken neben der kleinen Tür. Leise um sie nicht zu wecken, öffnete Kobe die Tür und schlüpfte nach draußen. Jetzt musste er nur noch den Wald erreichen. Ein Kinderspiel von hier aus. „Halt dich einfach aus meinen Angelegenheiten heraus.“ „Ich misch mich doch auch gar nicht ein. Das Einzige was ich sagte war, das ich denke…“ Ercole unterbrach Ratan einfach. „Genau du denkst und das ist das Problem.“ Ratan atmete einmal tief durch. „Jetzt hör mal zu. Ich habe schon Menschen und Städte geführt, da hatte dein Vater dich noch nicht einmal in Planung. Also um auf mich herabzusehen bist du einige Jahrzehnte zu früh. Vor allem solltest du mich heute nicht reizen. Es ist ein ganz schlechter Tag dafür.“ „Okay.“ Ercole hob eine Hand um zu zeigen das er verstanden hatte. Was war denn heute mit dem los. Sonst reagierte er nicht so auf seine Bemerkungen. Vielleicht war er auch einen Schritt zu weit gegangen. Doch nur vielleicht, es bestand eine klitzekleine Möglichkeit das es so war. Er ging mit Ratan Richtung Treppe, wo plötzlich ein blondes Mädchen auf dem Weg nach unten auftauchte. Als sie ihn sah blieb sie wie erstarrt stehen. Doch nur einen Moment, dann strahlte sie über das ganze Gesicht und flog ihm praktisch in die Arme. „Ercole! Ich freu mich so dich zu sehen.“ Ercole keuchte kurz aufgrund der stürmischen Begrüßung, die seiner Wunde nicht ganz so gut tat. „Marissa. Was machst du denn hier?“ Es war ungewöhnlich das sie hier war. Ihr Bruder gehörte zu seiner Mannschaft weswegen er sie schon von klein auf kannte. Nun er kannte sie schon früher in einer so kleinen Gemeinde war es unumgänglich, das man andere Kinder kannte. Sie zog einen Schmollmund. „Eigentlich wollte ich dich besuchen, du hast mir eine Nacht versprochen sobald ich siebzehn bin. Mein Geburtstag war vor einem Monat.“ „Ach schon?“ Wie kam er da bloß raus? Dieses Versprechen damals war eine Notlüge gewesen. Er konnte doch nicht mit einem Mädchen schlafen, das er schon gekannt hatte als sie noch in ihren Windeln lag. „Ja.“ Sie schüttelte den Kopf. „Egal, für heute hab ich mich schon genug amüsiert.“ Mit einem verführerischen Lächeln ließ Marissa von ihm ab und ging zu Ratan, dem sie einen Finger unters Kinn legte. „Und du mein Süßer, die Nacht gestern war großartig. Das müssen wir mal bei Gelegenheit wiederholen.“ „Wann immer du willst.“ Ratan schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Du bist süß.“ Damit stupste sie ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase, zwinkerte ihm zu und ging. Ercole sah ihr nach, bis sie verschwunden war. „Glaubst du nicht, das du etwas zu alt für sie bist?“ „Eifersüchtig?“ Der Blonde bedachte ihn mit einem amüsierten Seitenblick. „Quatsch.“ Ohne ein weiteres Wort ging Ercole die Treppe hoch. Wegen ihr war er doch nicht eifersüchtig. Derzeit hatte er andere Probleme. Allen voran eines, das ihn in den letzten Tagen kaum alleine ließ. Er stockte mitten im Schritt. Moment Marissa war doch von oben gekommen. Dort war aber niemand außer Kobe und dessen Wache. Mit wem hatte sie sich dann amüsiert? Von einer bösen Vorahnung getrieben, beschleunigte er seine Schritte. Die Wache stand zwar dort wo sie ein sollte, doch das sagte nichts. Ercole riss die Tür zu Kobes Zimmer auf. Wie er erwartet hatte war niemand mehr da. Wütend packte er den Piraten am Kragen. „Nennst du das etwa einen Befehl ausführen!“ Er holte aus und schlug ihn ins Gesicht. Ratan der ihm hinterhergelaufen war ignorierend, lief er wieder die Treppe hinunter. Im Hof traf er seinen ersten Maat an, den er sofort zu sich rief. „Weise die Männer an, die Stadt zu durchkämmen und den südlichen Wald.“ Den nördlichen Teil würde er selbst übernehmen. Weit konnte er noch nicht gekommen sein und wenn Ercole ihn fand hatte er hoffentlich eine gute Erklärung. „Klar. Aber was sollen sie eigentlich suchen?“ Sein Maat sah ihn fragend an. „Meinen Gefangenen natürlich!“ Der Braunhaarige wusste, das er den Falschen anschrie, doch er musste sich irgendwie abreagieren. Er atmete einmal tief durch. „Findet ihn. Um jeden Preis.“ Der Pirat nickte und lief ins Haus um seinen Anweisungen Folge zu leisten. Ercole ging zur Wand und zog eine Fackel aus ihrer Halterung. Der Vollmond stand am Himmel und spendete ausreichend Licht um meterweit sehen zu können, doch das war im Notfall auch eine Waffe. „Ercole warte.“ Ratan hielt ihn am Oberarm zurück. „Jetzt in der Nacht eine Suche anzufangen ist sinnlos. Warte bis es wieder hell ist, dann habt ihr mehr Chancen ihn zu finden.“ „Auf keinen Fall.“ In der letzten Zeit hatte er scheinbar die Zügel etwas schleifen lassen. Er war aufgrund von Kobes Freundlichkeit etwas nachlässig geworden und sein Gefangener hatte das ausgenutzt. Wenn es etwas gab was er gar nicht mochte, dann war es wenn man ihn an der Nase herumführte. „Ich werde ihn jetzt suchen.“ „Dann komme ich mit dir und sag dann bloß nicht ich hätte dich nicht gewarnt.“ Ratan sah ihn entschlossen an, der Ausdruck in seinen Augen ließ keinen Widerspruch zu. Das Letzte was er wollte war mit Ratan im Wald herumzulaufen. Die Alternative aber, ganz alleine im Wald zu suchen, war auch nicht besser. „Wenn du willst. Aber wehe du behinderst mich.“ Ratan zog eine Augenbraue hoch. „Ich dich? Wohl eher umgekehrt.“ Gemeinsam machten sie sich auf in Richtung Wald. Hoffentlich waren nicht sie es die ihn fanden. Am besten wäre es, wenn keiner ihn fand. Ratan warf einen Seitenblick zu Ercole, der sich aufmerksam umsah. Er war noch immer wütend. Aber das war besser, als wenn er hinter Kobes Geheimnis kam. Wenigstens konnte er ihn so auf eine falsche Fährte locken, wenn sie wirklich in seine Nähe kamen. Denn er würde Ercole wirklich nur ungern als Freund verlieren. Dieser hingegen hatte nur das Ziel Kobe zu finden. Nach einer Stunde erfolgloser Suche war Ratan schon etwas erleichtert. Scheinbar waren sie wirklich im falschen Teil des Waldes. Sie waren nun fast schon bis zum Fuß des Berges gekommen doch noch war keine Spur von Kobe zu erkennen. Gerade wollte er Ercole vorschlagen wieder umzukehren, als ihm ein Duft in die Nase stieg, den er heute eigentlich nicht hatte riechen wollen. Wolf in Verbindung mit Kobes Geruch. „Wir sollten vielleicht wieder tiefer in den Wald gehen. Ich glaube kaum, das er den Berg hinaufgeklettert ist.“ „Natürlich nicht, das wäre Zeitverschwendung, aber hier am Fuß der Felswand kommt man leichter vorwärts.“ Ercole sah weiter stur gerade aus. „Das weiß er aber nicht.“ Ratan ließ nicht locker, das durfte er nicht. „Du kannst ja gerne weiter im Wald suchen, ich werde hier weitergehen.“ Dieser gottverdammte Sturkopf. Aber wenn er wollte, die Konsequenzen hatte er sich dann selbst zuzuschreiben. Mit ein wenig Glück gingen sie auch einfach aneinander vorbei. Der Geruch kam auf jeden Fall immer näher. Seine Instinkte waren schon im Alarmbereitschaft. Mit jedem weiteren Schritt jedoch sank die Hoffnung, das sie einfach aneinander vorbeigehen würden. Sie waren direkt auf Kollisionskurs. Ein plötzliches Geräusch in einem Dicklicht einige Meter von ihnen entfernt, erregte Ercoles Aufmerksamkeit. Alarmiert fuhr er herum. „Was war das?“ Ratan schloss besiegt die Augen. „Glaub mir, das willst du gar nicht wissen.“ Ein dunkles Knurren war zu hören und ein Wolf trat zwischen den Bäumen hervor. Wenn Ratan nicht gewusst hätte um wen es sich dabei handelte, dann wäre er fasziniert gewesen. Sandfarbenes Fell mit einem Stich rot darin und dunkelgrüne Augen, die sie abschätzend ansahen. Jeder Muskel war deutlich unter dem Fell zu erkennen. Ein wunderschönes Raubtier, das seine Beute fixierte. Ratan lächelte und seufzte kurz. ‚Hallo Kobe.’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)