Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 46: Vollmondschmerz 18 ------------------------------ Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz Teil: 18 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Ratan merkte, wie der Wolf unter ihm, aufgrund des Sauerstoffmangels, langsam schwach wurde. Er war sich sicher, das Kobe ihm verzeihen würde. Falls er sich überhaupt daran erinnerte hieß das. Der Wolf ging zu Boden und röchelte. Ratan hoffte, das er nun ohnmächtig werden würde. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, da ihr Zusammentreffen gezeigt hatte, das sie sich durchaus an kämpferischen Geschick ebenbürtig waren. Das Einzige das sich unterschied war die Stärke. Dieser verdanke Ratan es auch, das er Ercole beschützen konnte. Er hatte ja unbedingt hierher gewollt. Unter ihm schloss der Wolf die Augen und Ratan öffnete sein Maul. Es war egal ob Kobe nun ohnmächtig war oder nicht. Noch ein wenig mehr und er würde sterben und das war nicht seine Absicht. Doch er bewegte sich nicht mehr. Langsam, sehr langsam setzte die Rückverwandlung bei dem Wolf ein. Der Kampf war beendet. Nun wo er seine Sinne wieder auf etwas anderes konzentrieren konnte als den Wolf, stieg ihm ein bekannter Geruch in die Nase. Hatte er ihm nicht gesagt, das er abhauen sollte? Wofür redete er überhaupt noch mit diesem Kind? Er schien doch sowieso nicht auf ihn zu hören. Ratan ging dem Geruch nach. Wo war er nur? Wer blieb eigentlich wenn zwei so gefährliche Tiere miteinander kämpften? Bis jetzt hatte er Ercole eigentlich einen ziemlich gut ausgebildeten Selbsterhaltungstrieb zugetraut. Diese Meinung musste er wohl revidieren. Der Tiger sah sich um. Wo war er nur? Seine Sinne hatten sich sicher nicht geirrt. Das hatten sie noch nie. Dem Geruch des Piraten nachgehend, fand er ihn ohnmächtig auf dem Boden liegend. Vielleicht war das sowieso das Beste. Er verwandelte sich wieder in einen Menschen und hob Ercole hoch. Mit seinen Kräften war das auch in seiner menschlichen Gestalt kein Problem. Kopfschüttelnd sah er auf den Jüngeren in seinen Armen. „Was machst du nur für Sachen Kleiner?“ Eine Beule an Ercoles Stirn erzählte deutlich was passiert war. Anscheinend war er doch verwirrter gewesen, als es den Anschein gehabt hatte. So einfach zu stolpern, passte nicht zu ihm. Er trug ihn wieder zu Kobe zum Schein der Fackel. Kein anderes Tier würde sich heute hier hertrauen. Sein Geruch, den er während des Kampfes in Form von Schweiß ausgesondert hatte, müsste auch jedes größere Raubtier fernhalten. Ratan sah auf die beiden ohnmächtigen Personen vor sich. Daran konnte er sich glatt gewöhnen, so waren sie richtig friedlich. Langsam zog sich der Inder wieder an. Es war nicht gerade warm und wenn jemand nach ihnen suchen und sie finden sollte, würde dieser Umstand schwer zu erklären sein. Sein Blick fiel auf Ercoles Hand. Da hatte er wohl etwas abbekommen, obwohl er nicht gemerkt hätte, das Blut geflossen war. Zumindest nicht in den Mengen, das es Ercole hätte treffen können. Seufzend nahm er ein Tuch aus seiner Tasche und wischte ihm das Blut von der Hand. Was er jedoch darunter bemerkte, ließ ihn erstarren. Das waren ganz eindeutig Zahnabdrücke. Er wischte noch einmal kräftiger darüber, doch die Abdrücke blieben. Einer von ihnen hatte ihn gebissen, von etwas anderen konnten diese kleinen Wunden nicht kommen. Doch wer? Er konnte sich nicht daran erinnern ihn gebissen zu haben. Nun zumindest nicht wissentlich. Ratan hob Ercoles Hand höher und hielt sie näher an in den Lichtkegel, den die Fackel warf. Trotzdem konnte er nicht erkennen, ob es von Kobe oder ihm war. Es war kein ganzer Abdruck sondern nur ein Stück davon, was in diesem Fall auch reichte um Schaden anzurichten. Warum hatte er ihn nicht aufgehalten? Er hatte doch gewusst, das sie Kobe immer näher kamen. Zwar hatte er Ercole gewarnt, das er die Konsequenzen tragen musste, doch damit hatte er nie gerechnet. Eine Enttarnung ja, einen Angriff und Kampf auch, doch das Ercole gebissen wurde, das nicht. Wie sollte er ihm das nur erklären und vor allem wie würde Ercole das auffassen? Es war durchaus eine Verbesserung für ihn, doch nicht jeder Mensch der gebissen wurde, fasste diese Veränderungen als positiv auf. Tatsache war aber, das er sich damit arrangieren musste. Einmal gebissen ließ sich das nicht mehr rückgängig machen. Egal, es war passiert und das konnte man nicht mehr ändern. Nun musste er sich um das dringlichere Problem kümmern. Wie schaffte er die Zwei zurück ins Fort? Leise Geräusche drangen an sein Ohr. Eigentlich wollte er die Augen gar nicht öffnen aus Angst was er dann sehen könnte. Doch es bewegte sich doch jemand, also hatte er wohl kaum jemanden getötet. Hoffentlich. Kobe öffnete seine Augen einen Spalt. Es war hell, die Nacht lag also hinter ihm. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen. „Oh du bist wach, das ist schön.“ Die weibliche Stimme klang sehr erfreut und einen Moment später beugte sich ein von blonden Haaren umrahmtes Gesicht über ihn. Die grünen Augen sahen ihn fröhlich an. „Ratan wird das gerne hören.“ Damit verschwand sie auch schon wieder aus seinem Blickfeld und Kobe hörte nur noch eine Tür. Wo war er? Kobe bewegte leicht den Kopf, wenn auch nicht weit, da er ein ungewöhnliches Ziehen an seinem Hals spürte. Er griff an die betroffene Stelle und spürte einen dünnen Verband. Was war bloß passiert? Einen Moment später wurde die Tür wieder geöffnet und Ratan trat dicht gefolgt von Marissa ein. Er setzte sich auf die Bettkante und lächelte ihn an. „Schön du bist wieder wach. Es war gar nicht so einfach euch wieder heimzubringen. Zum Glück habe ich ein paar von Ercoles Männern getroffen.“ Er schüttelte den Kopf. „Da leben sie hier und können Norden nicht von Süden unterscheiden.“ Euch? Was bedeutete euch? Waren da noch mehr gewesen? Kobe wollte eine entsprechende Frage stellen, doch er brachte nur ein unkontrolliertes Krächzen zustande, das zu allem Überfluss auch noch schmerzte. Was war mit seiner Stimme los? „Du solltest nicht reden. Scheinbar hast du dich am Hals verletzt.“ Ratan drehte sich zu Marissa um. „Könntest du ihm etwas zu trinken holen?“ Marissa lächelte frech und nickte. „Wie lange soll es dauern? Eine Viertelstunde oder reichen zehn Minuten auch?“ Ratan grinste. „Ich glaube zehn Minuten reichen. Vielleicht kannst du auch nachsehen, ob Ercole schon wach ist?“ „Klar doch.“ Damit verschwand sie lächelnd aus dem Raum. Erst als sich die Tür wieder geschlossen hatte, drehte er sein Gesicht wieder zu Kobe. Das Lächeln war verschwunden und er sah ihn ernst an. „Die Wahrheit ist, das ich dir die Luft abschnüren musste um dich unter Kontrolle zu bekommen. Es tut mir leid.“ Kobe wollte etwas sagen, doch noch immer kam nichts außer einem unverständlichen Laut aus seinem Mund. „Das Beste ist wohl, wenn du es aufschreibst.“ Ratan stand auf und ging zum Tisch, der in diesen Zimmer stand. Von dort nahm er einen Zettel und ein Tintenfass mit einer Feder auf. Die Tinte stellte er auf den kleinen Tisch neben dem Bett und gab Kobe den Zettel mit einem Buch als Unterlage. Scheinbar hatte er das schon vorbereitet. Kobe nahm die Feder in die Hand und überlegte kurz. Die einfachste Frage war wohl, warum er ihm gefolgt war. Immerhin hatte er es ihm ausdrücklich verboten und er traute Ratan einfach nicht zu das er ein Versprechen brach. Er schrieb diese Frage auf. Ratan las sie und runzelte die Stirn. „Es ist nicht meine Schuld. Ercole hat leider etwas zu früh von deinem Ausflug erfahren. Ich wollte ihn nicht unbedingt ungeschützt in sein Verderben rennen lassen. Obwohl er es bei seinem Dickschädel durchaus verdient hätte.“ Kobe sah ihn erschrocken an. Er hatte Ercole getroffen? Wusste er nun von seiner Verwandlung? Als hätte er seine Frage gelesen, nickte Ratan. „Ja er weiß es. Zumindest weiß er das ich ein Tiger bin. Die genau Bezeichnung meiner Rasse ist ihm zwar unbekannt, doch das macht keinen großen Unterschied.“ Nein, das machte es nicht. Sie waren aufgeflogen. Er hätte sich wohl doch besser umgebracht. So machte er nur allen Umstände und nun waren sie auch noch seinetwegen aufgeflogen. Er ließ den Kopf sinken und sah auf die Bettdecke. Warum konnte er seine Instinkte nur nicht lenken, wenn er ein Werwolf war? Er war so stolz auf seine zweite Form und dann war er zu schwach, um sie unter Kontrolle zu bekommen. Lag das an seiner menschlichen Seite oder seiner mentalen Stärke? Wenn er sich unter Kontrolle gehabt hätte, wäre er nie in die Nähe von Menschen gekommen. „Hey.“ Ratan hob sein Kinn an und zwang ihn so ihm in die Augen zu sehen. „Es ist nicht deine Schuld. Auch nicht Ercoles oder meine. Niemand hat Schuld daran wie sich die Ereignisse entwickelt haben. Es war einfach Schicksal. Daran kann niemand etwas ändern.“ Kobe glaubte nicht an das Schicksal, also wem sollte er dann die Schuld geben? Die Feder wieder in die Tinte tauchend, schrieb er seine nächste Frage auf. ‚Und jetzt?’ Wie sollten sie Ercole zum Schweigen bringen? Vielleicht wollte er sie sogar töten? Immerhin war das die natürlichste Reaktion auf ihre Enttarnung. Menschen hatten Angst vor Wesen die anders waren als sie oder anders formuliert, die stärker waren als sie selbst. Der Tiger lächelte unglücklich. „Ercole ist gestolpert als er vor uns davonlief. Vielleicht haben wir soviel Glück und er hat eine Amnesie.“ Kobe schüttelte den Kopf. Soviel Glück hatten sie sicher nicht. Jeder Arzt bekam in seinem Leben, wenn überhaupt, einen Fall von Amnesie zu Gesicht. Und sein Pensum war mit Lukas aufgebraucht. „Allerdings ist das auch unser kleinstes Problem. Irgendwann bei unserem Kampf hat ihn einer von uns gebissen.“ Ratan sagte das so ruhig, als würde er über das Wetter sprechen. Entsetzt sah ihn Kobe an. Gebissen? Das wurde ja immer besser. Das hieß er war nun einer von ihnen und entweder Ratan oder er hatten es zu verantworten. Einen Moment lang hoffte Kobe, das es nicht er war, doch im Grunde war das egal. Ihm wurde plötzlich schlecht und er wusste, das es nichts mit seiner Verletzung zu tun hatte. Also gab es ein neues Mitglied ihrer Rasse, denn Ratan würde den Piraten wohl kaum töten und es gab in diesem Fall nur zwei Lösungen, das hatte ihn sein Onkel gelehrt. „Ja, das könnte Probleme geben. Ich werde es ihm sagen, wer weiß vielleicht findet er es ja gar nicht einmal so schlimm.“ Kobe sah den Tiger zweifelnd an. Ratan seufzte und hob genervt die Hände. „Was soll ich denn sonst machen? Das ist Neuland für mich, ich habe noch nie jemanden gebissen. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust die Verantwortung für einen Frischling zu übernehmen.“ Doch er würde es. So gut kannte Kobe den Inder schon. Wenn er dafür verantwortlich war, würde er sich um Ercole kümmern. Nur wie stand es mit ihm? Würde er die Verantwortung übernehmen können? Was sollte er ihm schon beibringen können? Ein Lehrer der nur einmal im Monat ein Werwolf werden konnte? Wie miserabel. Es klopfte an der Tür und Marissa steckte den Kopf herein. „Entschuldigung, aber Ercole ist gerade dabei aufzuwachen.“ „Danke Marissa.“ Ratan sah zu Kobe. Dieser nickte und stand auf. Es musste irgendwann einmal sein, warum also nicht gleich jetzt? „Gehen wir.“ Es war eher ein Krächzen als ein Sprechen, doch es war verständlich. Die Schmerzen in seinem Hals ignorierte Kobe dabei. Jetzt war nicht der richtige Moment um zu schweigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)