Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 124: Tigeraugen 14 -------------------------- Titel: Wolfsherzen Spezial/ Tigeraugen Teil: 14 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Ihm war langweilig. Das war eigentlich sehr selten bei ihm, da es immer etwas für ihn zu machen gab. Untätigkeit lag ihm nicht, weswegen er sich immer eine Aktivität suchte. Auch da war er wieder einmal eine Ausnahme, da Katzen ja typischerweise faul waren. Schließlich verschliefen die meisten tierischen Verwandten seiner Art den halben Tag. Ratan gähnte, was er aber gleich wieder unterließ, als er im Gang Schritte hörte. Wenn er sich nicht ganz irrte, dann näherte sich die Person ihm. Als er jedoch sah wer da um die Ecke bog, sank seine Laune wieder. Eigentlich wollte er gerade diese Person nicht mehr sehen. Doch Nika beachtete ihn nicht, da er einfach an ihm vorbei ging. Den Blick dabei stur auf den Boden gerichtet. Ratan sah ihm verwundert nach. Hatte er da gerade…? Über seinen eigenen Gedanken den Kopf schüttelnd, ging er weiter. Auch wenn er sich nach einigen Schritten doch wieder umdrehte. Es war zwar unmöglich, doch er hatte ganz sicher Tränen auf Nikas Gesicht gesehen. Immerhin hatte er genug Kinder in seinem Leben gekannt, um das beurteilen zu können. Zumindest so viele um zu wissen das Nika nun wohl kaum mit ihm reden würde. War das wegen ihm? Doch Ratan glaubte nicht wirklich, das er soviel Einfluss auf den Jüngeren hatte, da war doch sicher etwas anderes vorgefallen. Doch wer könnte ihn sonst so aus der Fassung bringen? Kobe? Wohl kaum, dann wäre er wütend statt traurig, dann blieb wohl nur noch einer. Ratan machte sich auf den Weg zu Alekas Zimmer, wenn er sich auch selbst fragte warum er das machte? Eigentlich sollte er gleich wieder umdrehen und das Ganze ihre Sorge sein lassen. Doch seine verdammte Gutmütigkeit zwang ihn dazu ihnen zu helfen, denn so wie es aussah bekamen sie es selbst nicht hin. Und egal was zwischen seinen Eltern und ihm selbst vorgefallen war, so eine Beziehung wie zwischen Aleka und Nika herrschte noch lange nicht. Zumindest nicht bis er seinem Vater sein Schiff gestohlen hatte, seitdem hatte Ratan ihn nicht mehr gesehen. Also könnte sich das auch geändert haben. Vor seinem Ziel angekommen, hielt er kurz inne um anzuklopfen. Allerdings blieb eine Antwort aus, weswegen er die Tür leicht öffnete. War er am Ende gar nicht da? Da aber die Kerzen brannten, musste jemand in dem Zimmer sein. Er sah auch gleich Aleka, wenn er auch nicht so wirkte wie immer. Aleka saß in einem Sessel und sah nachdenklich aus dem Fenster. „Eigentlich wollte ich alleine sein.“ „Ich kann auch wieder gehen, wenn du willst.“ Dabei deutete Ratan auf die eben geschlossene Tür hinter sich. Der Wolf seufzte tief. „Nein, jetzt ist es auch schon egal. Wahrscheinlich hast du Nika getroffen und die Neugier treibt dich nun zu mir nicht?“ „Glaubst du etwa nur die Neugier deinen Sohn betreffend, treibt mich zu dir? Doch ich müsste lügen, wenn ich es abstreiten würde.“ Es war ja nicht wirklich so. Er schätzte Alekas Gesellschaft, nur hatte sich Nika in letzter Zeit immer mehr zu einem Gesprächsthema zwischen ihnen entwickelt. Eigentlich eine traurige Wendung. „In letzter Zeit schon. Wenn das so weitergeht muss ich ihn ja fast als Rivalen ansehen. Auch wenn das nicht das erste Gebiet wäre in dem er mit mir konkurrieren würde.“ Ratan setzte sich auf einen Stuhl. Aleka hatte ihn zwar nicht dazu aufgefordert, doch das würde er auch nicht und er hatte nicht vor die ganze Zeit zu stehen. „Willst du es mir erzählen?“ Der Wolf zuckte nur mit den Schultern. „Was soll ich groß erzählen? Wir haben uns gestritten. Bezüglich meines Umgang, du hattest Recht. Ihm liegt wirklich viel daran das wir nicht zusammenkommen.“ „Also hat er dich darauf angesprochen?“ Was für eine Dummheit, es war klar das so etwas nur nach hinten losgehen konnte. Wer verlangte das schon von seinem Vater, wenn dann lief das umgekehrt ab. Wenn er auch nicht glaubte, das er seinen Wahlkindern in dieser Hinsicht irgendetwas verbieten konnte. Das hatte schon in der Vergangenheit nicht funktioniert. „Natürlich. Scheinbar sah er das als letzten Ausweg oder den Weg des geringsten Widerstands. Eine der beiden Möglichkeiten wird es schon gewesen sein. Doch was mich dann so aufgeregt hat, war die Erwähnung eines Versprechens. Ich hätte ihn beinnahe geschlagen.“ Der Rotblonde sah auf seine Handflächen. „Ich habe noch nie eines meiner Kinder geschlagen, egal wie sie sich mir gegenüber verhielten.“ „Entschuldige die Frage, aber hasst du Nika so sehr?“ Ratan wollte ihm glauben, das er Nika mochte. Doch alles was Aleka machte stand in derart krassen Gegensatz zu seinen Worten. Ja, er wollte nicht gegen seine Frau verlieren, doch musste er dann auch gegen Nika kämpfen? Der Junge machte es einem nicht leicht mit ihm auszukommen, doch es musste Gründe geben warum er sich so verhielt. Und auch das führte wieder zu Aleka zurück. Aleka sah ihn mit einem traurigen Lächeln an. „Kann man denn jemanden hassen, den man kaum kennt? Nein, das wohl nicht, aber ich liebe ihn soweit mir das aus meiner Position aus möglich ist.“ Da waren wieder diese Anspielungen aus denen Ratan nicht schlau wurde. Bei seiner nächsten Aussage war seine Stimme schlich, das musste er sein, da ihm diese Antwort wichtig war. „Wenn du nicht willst, das ich mich einmische, dann sag es mir. Ich kann dieses Thema auch abhacken.“ „So wie bisher?“ In den hellblauen Augen des Älteren funkelte es leicht spöttisch. „Nein, ich werde dir die ganze Geschichte erzählen, dann erkennst du die Aussichtslosigkeit unserer Lage. Und du wirst merken wie weit mein Egoismus reichen kann.“ Nun wirklich aufbauend klang das wirklich nicht, doch wenn sie schon soweit waren, würde Ratan ihn auch nicht mehr unterbrechen. Deswegen wartete er nur ruhig ab, bis Aleka weitersprach. „Nikas Geburt war der Anfang vom Ende aller Beziehungen mit meiner Frau. Wir beide wussten, das ein Erbe unsere letzte Pflicht war, die wir als Paar erledigen mussten. Da nun ein Sohn da war, hatten wir uns nichts mehr zu sagen. Wenn es sich einrichten ließ, wollten wir uns nicht einmal sehen. Katrein hatte die Kinder und ihre gesellschaftlichen Pflichten, noch dazu Geld um sich alles zu kaufen was sie wollte. Damit sollte sie zufrieden sein, das dachte ich zumindest. Nur einen Monat nach Nikas Geburt traf sie sich mit mir. Der Zeitpunkt war wahrlich gut gewählt, ich hatte sie beinnahe schon vergessen. Die paar Anlässe die wir als Ehepaar besuchen mussten, waren nicht wirklich relevant. Auf jeden Fall stellte sie mich vor die Wahl. Es war ein wirklich gutes Angebot, soweit es bei einer Erpressung eben möglich ist. Das Angebot war das sie mir alle Freiheiten lässt. Jegliche Ausschweifungen sexueller oder anderer Art würde sie mir durchgehen lassen, nein sie würde mich sogar decken. Sie würde mich bei allen Anlässen entschuldigen, den Ruf unserer Familie wahren, die gesellschaftlichen Aufgaben erledigen und nie ein Wort darüber verlieren. Dafür verlangte sie nur eines, unseren Sohn. Genau bedeutete das keinen Kontakt mit ihm, keine Erkundigungen bei anderen Leuten über ihn, ja nicht einmal Sichtkontakt mit ihm wenn es sich einrichten ließ. Sie würde die Erziehung, seine Lebensplanung übernehmen und seinen Charakter formen. Meine Aufgabe würde einzig darin bestehen ein abschreckendes Beispiel zu geben und eben der Vater zu sein.“ „Warum bist du darauf eingegangen?“ Für den Tiger war es unverständlich wie man auf so etwas eingehen konnte. Selbst mit einem enormen Freiheitsdrang wie Aleka ihn hatte, konnte man doch nicht so einfach sein Kind aufgeben. Selbst für ihn, der noch kein eigenes Kind hatte war das undenkbar. Aleka schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. „Es geht ja noch weiter. Falls ich dieses großzügige Angebot nicht annehmen würde drohte sie mir mit Scheidung. An sich ist das bei Menschen ja schon ein Skandal, doch bei Werwölfen ist das ein Sakrileg. Wir binden uns fürs Leben, das ist der Grund warum wir so anspruchsvoll sind was unsere Partner angeht. Eine Scheidung ist absolut undenkbar, vor allem wenn ich der Schuldige wäre. Katrein hätte mit einer Scheidung nichts verloren, ihr Ruf wäre unbefleckt gewesen, das war er immer. Doch so gut wie jeder wusste über meine jugendlichen Eskapaden Bescheid, auf jeden Fall wäre ich der Schuldige gewesen. Das konnte ich meiner Familie nicht antun. Unseren Ruf so in den Dreck ziehen zu lassen war undenkbar. Tja, das Ergebnis und meine Entscheidung siehst du nun. Ich habe meinen Sohn für meine Freiheit und mein Ansehen verkauft.“ Ratan konnte nicht leugnen das ihn das schockierte. Dabei war es nicht einmal die Entscheidung des Wolfes, sondern die Kaltblütigkeit seiner Frau. Wie konnte man das von seinem Mann, einem Vater verlangen? Doch an Alekas Stelle hätte er für seinen Sohn gekämpft, egal was die Konsequenzen wären. Schließlich war das auch sein Kind. „Deswegen also deine Haltung ihm gegenüber.“ Nun konnte er das alles besser verstehen. Diese Feindseeligkeit ging also nicht von Nika aus sondern von Aleka. Eine Art natürliche Abwehr, die wahrscheinlich in den letzten Jahren zur Gewohnheit mutiert war. Ratan stand auf und ging zu dem Wolf. Vor ihm kniete er sich hin, legte seine Hände auf dessen Knie und sah fing seinen Blick ein. „Du liebst ihn, darfst es aber nicht zeigen.“ „Willst du mich nun bemitleiden?“ Man merkte deutlich das Aleka genau dies nicht wollte. Der Blonde schüttelte den Kopf, sanft lächelnd. „Nein, du brauchst kein Mitleid. Was du brauchst ist Trost und Zuspruch, wenn dein Stolz dir das nicht verbieten würde. Aus diesem Grund unterlasse ich es.“ „Gut.“ Zwar murrte Aleka noch ein wenig, doch er wirkte schon wieder etwas munterer. „Du bist ein sturer Hund.“ Ratan war erleichtert, das sie dieses Gespräch geführt hatten. Es hatte Aleka sicherlich gut getan einmal darüber zu reden. Wahrscheinlich wusste nicht einmal Alessandro darüber Bescheid. „Dafür aber nicht so eine lästige Katze wie du.“ Dabei erwiderte der Wolf das Lächeln des Tigers. Dann wurde er aber wieder ernst. „Kümmere dich gut um meinen Jungen ja?“ „Natürlich.“ Innerlich seufzte Ratan. Soviel also zu seinem Entschluss sich hier nicht einzumischen. Warum passierte das immer ihm? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)