Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 152: Nachtgeflüster 14 ------------------------------ Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster Teil: 14 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Sunil legte sein Besteck auf das Teller und stand auf. „Ich bin dann in der Werkstätte.“ „Schon klar.“ Erec winkte nur locker mit der Hand ab. Auch Jamie wusste was das bedeutete. Es war Sunils Hinweis darauf das er nicht gestört werden wollte. Doch auch so hatte noch nie einer von ihnen diese Werkstätte betreten. Im Grunde war es ihnen auch egal was Sunil dort herstellte. Bis jetzt sah es nicht so aus, als wäre es etwas Sinnvolles. „Wer ist dran?“ Aufmerksam sah er seine beiden Begleiter an. „Das bin wohl ich.“ Cyrie hob wenig begeistert die Hand. „Ach so.“ Es war klar, das sich Cyrie nicht um den Abwasch riss, das machte keiner von ihnen. Aber nur so klappte das Zusammenleben zwischen ihnen, wenn sie sich den Haushalt aufteilten. „Weißt du das er ein besonderes Interesse an dir zeigt?“ Der Bär deutete mit dem Daumen in die Richtung die Sunil eingeschlagen hatte. „Ach hat er dich auch nach Ratan gefragt?“ Der Schakal sah den Braunhaarigen fragend an. „Ja, klar.“ „Was?“ Jamie wusste jetzt nicht wie sie auf Ratan kamen? Hatte er etwa zuviel ausgeplaudert? Dabei hatte er gehofft Sunil hätte dieses Gespräch vor drei Wochen schon vergessen. Seitdem hatten sie eigentlich nicht mehr über dieses Thema gesprochen. Doch es war auch hart genug gewesen sich einzuleben. In der ersten Woche waren sie ja noch regelmäßig jagen gegangen. Doch die Ausbeute rechtfertigte den Aufwand nicht wirklich. „Und was habt ihr ihm gesagt?“ Der Bär zuckte mit den Schultern. „Nur das er ein Freibeuter und guter Freund von dir ist. Auch das du ihn sehr magst und das er mit einem Wolf zusammen ist.“ Der Wolf nickte leicht. Ja, was auch sonst? Weder Erec noch Cyrie wussten von seiner Verbindung mit Ratan. Das war nichts das man jedem gleich auf die Nase band. Wenn es raus kam okay, doch er posaunte das nicht von sich aus in die Welt hinaus. Er stand auf. „Dann überlasse ich dir einmal den Abwasch Cyrie. Morgen bin dann sowieso ich dran.“ Der Schakal nickte nur stumm. Jamie überlegte einen Moment, bevor er Sunil folgte. Er musste diese Sache besser aus der Welt schaffen, bevor er mit seinen Fragen schlafende Hunde weckte. Seine Begleiter wussten zwar nichts bedeutendes, doch es war nicht gut wenn sie sich Gedanken über seine Vergangenheit machten. Wer wusste schon was dabei herauskam? Er seufzte, als er in den Regen trat. Ja, das konnte wirklich eine Überschwemmung hervorrufen, dieses Wetter war auch wirklich deprimierend. Rasch lief er zu der zweiten Plattform auf der sich die Werkstätte befand. Sunils Vater wurde ihm sympathisch, schon alleine weil er auch die Balkone überdacht hatte. Laut klopfte er an die Tür der Werkstätte, das war auch das einzige Fenster hinter dem Licht brannte. „Ja?“ Der Weißblonde öffnete de Tür und trat ein. „Entschuldige, ich will dich nicht stören aber wir sollten etwas bereden.“ „Ach sollten wir? Wir reden doch schon die ganze Zeit miteinander.“ Sunil stand vor einem kleinen Kasten und musterte den Inhalt. „Sag mal bist du wütend?“ Denn wenn es so war, dann hatte er keine Erklärung dafür. Zumindest wusste er keinen Grund dafür. „Nein, zumindest nicht auf dich.“ Wohl eher auf den Inhalt des kleines Kastens vor ihm. Jamie konnte allerdings nicht erkennen was sich darin befand. Langsam kam er näher, um zu erkennen was sich darin befand. Was er sah ließ ihn einen leisen Pfiff ausstoßen. Das war eine Menge Edelsteine, die sich in kleineren Laden stapelten. „Also was ist das Problem?“ „Das sieht man doch. Ich krieg einfach keinen richtigen Schliff hin.“ Sunil wand sich von dem Kasten ab. Wie meinte er das? Soweit Jamie das beurteilen konnte und das konnte er Recht gut war der Schliff bei den Meisten nahezu meisterhaft. „Ich handle mit Edelsteinen und ich kann an dem Schliff wirklich keinen Makel erkennen.“ „Dann hattest du einfach noch nie einen Stein von meinem Vater in den Händen. Es mag sein das der Schliff gut ist, doch es reicht nicht an den meines Vaters heran. Bei ihm bekam jeder Stein seinen eigenen Glanz.“ „Das ist doch ganz gut.“ „Das reicht aber nicht. Es soll nicht gut, sondern perfekt sein.“ Sunil sah ihn wütend an. Okay, es war Zeit für einen Themenwechsel. Da konnte er nicht wirklich mitreden und seine Beteuerungen machten es scheinbar nur schlimmer. „Warum fragst du eigentlich Cyrie und Erec nach meiner Vergangenheit aus?“ „Weil du nicht antworten willst.“ Der Mischling begann einige Gegenstände auf dem Tisch zu ordnen. „Ja, weil das meine Privatsphäre ist. Das geht nur mich etwas an.“ Um das noch zu unterstreichen legte er eine Hand an seine Brust. Davon wusste nur er etwas, er und alle Beteiligten. Sogar Ratan war nur teilweise eingeweiht. „Wenn es so ist, wieso hast du dann damit angefangen? Eine knappe Antwort hätte gereicht, doch du musstest es ja noch etwas ausschmücken. Kein Wunder das es mich neugierig gemacht hat. Es klang ja fast so als würdest du etwas darüber erzählen wollen.“ Darüber erzählen wollen? Wohl eher das Gegenteil war der Fall. Er wollte es vergessen. Tief in sich begraben und irgendwann vergessen, bei einem langen Leben wie es Werwesen beschieden war musste das doch möglich sein. Er schüttelte beinnahe traurig den Kopf. „Nein, das hast du falsch interpretiert. Ich will es nur vergessen.“ „Vielleicht, doch du wolltest es auch jemanden erzählen. Du wählst deine Worte nicht unbedacht, dafür gehst du zu geschickt damit um.“ Diese Unterstellung trieb ein leichtes Lächeln auf Jamies Lippen. Ja, er war wahrlich geschickt damit. So sehr das er nicht einmal wusste was er damit ausgelöst hatte. Mit Worten konnte er Menschen lenken in jede beliebige Richtung und nun hatten sie ihn in ein Problem hineinmanövriert. Sunil seufzte und setzte sich auf einen Stuhl. „Hör zu ich will dich nicht drängen, doch glaubst du nicht das es leichter zu vergessen ist, wenn du jemanden davon erzählst? Außerdem wem sollte ich davon erzählen? Ich habe hier kaum Gesprächspartner und die, die ich habe interessieren sich nicht für dich. Wahrscheinlich bin ich einer der wenigen Menschen in dieser Welt, dem man alles erzählen kann.“ Ob er es konnte? Eigentlich wusste er nicht einmal ob er darüber reden konnte. Da half wohl nur eines. „Du willst also meine Lebensgeschichte hören? Ich warne dich, es ist nicht sehr schön.“ Sunil nickte nur und das gab Jamie den Mut weiter zusprechen. „Mein Leben begann mit zwei Morden. Im Mutterleib habe ich bereits meinen Zwilling getötet und bei meiner Geburt meine Mutter. Sie war eine sanfte und zierliche Frau, jeder wusste das sie niemals Zwillinge gebären könnte. So war es wohl auch, der Stärkere von uns beiden hat sich durchgesetzt und das war ich. Das hat mir mein Vater wohl nie verziehen. Ich wuchs im Familienanwesen auf, umgeben von einer Amme und einigen Dienern. Erst mit zwei Jahren realisierte ich, das dieser Mann der mich immer mit einem stillen Vorwurf in den Augen ansah mein Vater war. Meine Schwestern habe ich nur selten gesehen. Sie waren alle älter als ich und schon früh verheiratet worden. Im Grunde kenne ich sie nicht. Dafür kenne ich meinen Bruder nur zu gut. Er war ein Wesen von schlichten Gemüt, verhätschelt von der Liebe seines Vaters, nach der ich mich sehnte. Allerdings habe ich ihn nicht gehasst. Er und ich bekamen die besten Lehrer, wobei ich deutlich mehr Unterricht hatte als er. Wahrscheinlich ein Mittel von meinem Vater um mich zu beschäftigen, ich sollte wohl bloß nicht auffallen. Naiv wie ich war, dachte ich das mein Vater mich vielleicht nicht mehr so vorwurfsvoll ansehen würde, wenn ich meinen Bruder in meinen Studien überflügelte. Es war nicht schwer dieses Ziel zu erreichen, doch gebracht hat es nichts.“ Jamie dachte ungern daran zurück. Damals war er so naiv, so jung gewesen. Heutzutage konnte er Familien mit ein wenig Arbeit zerreißen doch bei sich selbst hatte er versagt. „Das war glaube ich dann der Punkt an dem ich beschloss etwas zu unternehmen. Besser gesagt redete ich mit meinem Vater. Es ist unvorstellbar, doch ich war sieben als ich das erste Mal mit meinem Vater redete. Zwar grüßte ich ihn und erzählte ihm auch etwas, doch eine Antwort hatte ich nie bekommen. Ich war wie Luft für ihn und daran konnte ich nichts ändern. Wahrscheinlich hat er damals auch nur mit mir geredet, weil ich ihm einfach keine Chance gelassen habe. Oh und diese Möglichkeit hat er gut genützt. Ich zolle ihm noch immer Respekt dafür wie er einen siebenjährigen Jungen systematisch fertig gemacht hat. Es sind viele Worte an diesem Tag gefallen, doch das Hauptargument war wohl, das er mir den Tod meiner Mutter nicht verzieh. In dieser Nacht bin ich von daheim weggelaufen. Mit einem Fischboot konnte ich nach Italien übersetzen und schlug mich irgendwie durch. Ich weiß nicht wie lange ich dort war, bis er mich fand.“ Bei dieser Erinnerung musste der Wolf einfach Lächeln. Ja, damals hatte er Ratan getroffen, was ihm wohl auch die Kraft gegeben hatte durchzuhalten. „Ratan, war damals selbst noch recht jung, trotzdem hat er mich bei sich aufgenommen. Er hat sich um ein fremdes Kind gekümmert ohne etwas dafür zu fordern. Diese Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit hat mich wohl an ihm so fasziniert. Wahrscheinlich war ich deswegen zu vertrauensvoll, denn ich verriet ihm wo ich herkam. Nur wenige Tage später waren die Männer meines Vaters da, um mich zurückzuholen.“ Jamie seufzte leise. Ja, damals hatte er Ratan schlimme Vorwürfe gemacht, doch nun verstand er es. Auch der Tiger war jung und unerfahren gewesen. Die Verantwortung für ein Kind war einfach zuviel für ihn gewesen. Außerdem hatte er geglaubt, das ein Kind bei seiner Familie am Besten aufgehoben war. Wie hätte er auch anders denken können? Jamie hatte ihm nie erzählt weshalb er weggelaufen war. „Mein Vater holte mich nur aus einem Grund zurück. Wegen seines Rufes. Ich war immer noch sein Sohn, wenn ich weglief, dann warf das ein schlechtes Licht auf ihn. Doch er traf Vorkehrungen. Das Anwesen dufte ich ab nun nur mehr zu bestimmten Zeiten verlassen. Innerhalb dieses goldenen Käfigs wurde ich als erwachsen.“ Ein amüsiertes und zugleich trauriges Lächeln legte sich auf die Lippen des Weißblonden. „Und ab da wurden die Dinge wirklich interessant.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)