Die Tochter des Phönix von Priska ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Hey Fe, wenn ich wirklich gehe kommst du doch mit oder?“ „Klar, wir sind doch Freunde, wir werden immer zusammen bleiben.“ Es war Januar, das weiß ich noch genau denn es hatte die ganze Woche lang geschneit und als Kai und ich dort an diesem kleinen Tümpel in der Nähe des Trainingsgeländes saßen ging gerade die Sonne auf und brachte das Eis vor uns zum funkeln.[/] Kapitel 1: von Geistern und Bladern ----------------------------------- Ich hätte wirklich nicht gedacht das ich die Zeit in der Abtei vermissen würde doch wenn ich daran denke sehne ich mich danach in diesen ruhigen Abschnitt meines Lebens zurückzukehren in der jeder Tag wie der andere war. Aber die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, egal wie sehr man an den Zeigern einer Uhr zerrt und auch das Schicksal ist unerbittlich, ohne Mitleid. Aber zurück zum Thema. Aus irgendeinem Grund fanden die größten Wendungen in meinem Leben immer im Winter statt und mit der allerersten will ich nun beginnen. Auch dieses Mal befinden wir uns im Januar, ich war gerademal fünf Jahre alt und liebte es durch den Schnee im nahe gelegenen Wald zu stapfen. Ich wohnte mit meiner Mutter und meinem Bruder, Shion, in einem Haus an das ich mich heute kaum noch erinnere, mein Vater war wohl gestorben als ich noch ein Baby war, zumindest hatte meine Mutter uns das immer erzählt. Nun ja, in der Zeit von der ich hier rede wurde bereits ein riesen Aufwand betrieben um diese Sportart zu vermarkten, sie nennt sich beybladen. Soweit ich weiß haben selbst meine Eltern schon an Turnieren teilgenommen und mein Bruder war drauf und dran auch so ein Beybladefreak zu werden. Versteht mich nicht falsch, auch ich fand es beeindruckend wie die anderen aus dem Dorf immer kämpften und sich gegenseitig ihre Blades zeigten. Fast jeden Tag sah ich meinem Bruder beim Trainieren zu und er war wirklich gut aber immer wenn ich meine Mutter fragte ob ich auch einen eigenen Beyblade bekommen könnte fing sie an wie verrückt rumzubrüllen das, dass gar nicht in Frage käme. Irgendwann gab ich es auf und beließ es dabei meinem Bruder zuzusehen. Eines Abends warteten Mom und ich wie so oft auf Shion der sich irgendwo im Wald rumtrieb. „Wo bleibt er bloß wieder, wenn er so weiter macht kann er sich sein Essen selbst machen.“ „Ich hab so hunger Mama...“ „Ich weiß mein Schatz, also gut, fang du schon mal an und ich hole Shion, er kann ja nicht allzu weit weg sein.“ Mutter stand auf und griff nach ihrer Jacke die an einem Kleiderständer neben der Haustür hing. „Sei schön brav und geh nach dem Essen ins Bett, hörst du?“ Ich nickte und löffelte folgsam die Hühnersuppe die vor mir stand während meine Mom die Tür Aufriss, einen kurzen Fluch ausstieß als ihr ein eisiger Wind entgegen fegte, und die Tür dann schließlich lautstark hinter sich wieder schloss. Nach etwa einer halben Stunde war ich endlich fertig mit dem Essen und tapste gähnend zur Spüle. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und legte das Geschirr vorsichtig hinein. Ein nachdenklicher Blick auf die Uhr machte mich nervös, eigentlich hätten Mama und Shion schon längst zurück sein müssen. Anstatt ins Bett zu gehen beschloss ich mich noch eine Weile auf die Wohnzimmercouch zu setzen und dort zu warten. Weitere fünfzehn Minuten vergingen und draußen fing ein Schneesturm an zu wüten. Inzwischen war ich so müde das ich ständig auf der weichen, mit Samt bezogenen Couch einnickte. „Nicht einschlafen Feliziti!“ Erschrocken riss ich die Augen auf und sah mich um, hatte ich geträumt? Kopfschüttelnd schloss ich die Augen wieder. „Hörst du nicht? Du darfst auf keinen Fall schlafen!“ Wieder diese Stimme, es war weder die meiner Mutter noch die meines Bruders, es war eine Jungenstimme aber sie klang trotzdem seltsam hallend, rau und alt, ein bisschen wie von einem Geist. Mir schauderte und ich sah mich nochmals nervös um doch ich war allein. „Wer bist du?“ Meine Stimme zitterte und ich wartete auf eine Antwort doch es geschah nichts. Plötzlich hörte ich die Tür quietschen, sie fiel krachend wieder ins Schloss und ich hörte die aufgeregte Stimme meiner Mutter. „Felizizt? Wo bist du?“ „Hier Mama!“ Ich sprang auf und wollte ihr erleichtert in die Arme rennen doch als ich sie sah stockte mir der Atem. Selbst dafür das draußen der Schnee tobte sah sie furchtbar zugerichtet aus. Ihre Haare standen wirr zu allen Seiten ab, ihre Kleidung war völlig zerrisen und an manchen Stellen blutbeschmiert. In ihrem Gesicht konnte ich die vielen Kratzer und Schrammen kaum noch zählen und sie war bleicher als jedes Gespenst vor dem ich mich gerade noch gefürchtet hatte. „Oh Gott, was ist denn passiert Mama? Wo ist Shion?“ „Wir holen deinen Bruder später ab, erstmal müssen wir weg hier, schnell!“ Sie packte mich so grob am Arm das ich glaubte sie wolle ihn mir abreißen. Schnell legte sie mir eine Jacke über die Schultern und riss die Tür wieder auf doch gerade als sie mich aus der Tür zerren wollte bemerkte sie mit einem leisen Aufschrei die Silhouette eines Mannes der in der Tür stand. Mutter taumelte zurück und ich wurde unsanft mitgezogen, im nächsten Moment fiel Licht auf den Mann der einen Schritt auf uns zumachte und aus einem Grund den ich damals nicht verstand schnürte sich meine Kehle augenblicklich zu. Er war schlank, eigentlich recht gut aussehend. Sein Haar war Blond, wie meins und er trug einen Ledermantel den sich nur die reichen hier leisten können. Wahrscheinlich hätte ich keine Angst vor ihm gehabt wenn da nur nicht diese Augen wären, sie waren dunkelgrau, fast wie dichter Nebel und ich konnte keine Gefühlsregung, keine Emotion in ihnen erkennen. Er kam auf uns zu, doch er sprach nicht, er sah uns nicht mal wirklich an, vielmehr schaute er durch uns hindurch als würde etwas anderes ihn steuern. „Bitte nicht John, denk doch an deine Tochter!“ Die wimmernde Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken und ich schnappte nach Luft. „Tochter?“ Ich konnte fühlen wie sich meine Mutter verkrampfte und ihre Stimme schwankte bedenklich. „Hör gut zu mein Schatz, du musst gleich ganz schnell in den Keller rennen wenn ich bis drei gezählt habe, ok?“ Ich fragte mich ob es nicht dumm war vor dem Mann der inzwischen ein Messer gezogen hatte zu sagen das ich wegrennen sollte doch ich nickte stumm, in diesem Moment war ich sowieso viel zu geschockt um irgendwas zu hinterfragen. „Eins...“ Mein angeblicher Vater kam noch einen Schritt näher. „Zwei....“ Ich sah mit vor Angst weit aufgerissenen Augen zu Mom und erschrak, ihr Blick war fest und entschlossen auf den Mann gerichtet und ich bildete mir ein für einen kurzen Moment ein Feuer in ihren Augen auflodern zu sehen. „Drei!“ Blitzschnell und mit einer Kraft die ich nie von ihr erwartet hätte schleuderte sie mich in die Richtung in der sich die Kellertreppe befand. „Lauf!“ Ich rannte so schnell ich konnte, so schnell das selbst nach dieser kurzen Strecke bereits meine Beine schmerzten und erst als ich nach dem Geländer der Kellertreppe greifen konnte drehte ich mich nochmal um. Der Fremde stand so nah bei meiner Mutter das sie sich fast berührten, Sie hatte sich aufgerichtet und starrte mit wild entschlossenem Blick in seine Augen als würde sie nur darauf warten das er tat was er vorhatte. „Sieh nicht hin! Geh in den Keller!“ Das war nicht die Stimme meiner Mutter sondern die, die ich im Wohnzimmer gehört hatte, doch ich konnte den Blick nicht abwenden. Der Mann hob das Messer, Mom starrte ihn noch immer an, doch nicht wütend oder ängstlich sonder fast liebevoll oder mitleidig, ich konnte es nicht richtig deuten. Für einen Moment dachte ich fast das alles gut werden würde, das der Mann einen Schritt zurückgehen und sich entschuldigen würde doch kaum hatte ich das gedacht raste das Messer nach unten und bohrte sich in ´die Brust meiner Mutter. Kapitel 2: Das heilige Feuer Dranzer ------------------------------------ Ich schrie. Ich schrie so laut ich konnte doch er schien es gar nicht zu bemerken. Ich sah wie Mom in sich zusammensackte und wie teilnahmslos ihr Mörder sie fallen ließ. Langsam bückte sich der Mann der mein Vater sein sollte und zog das Blutverschmierte Messer aus der Leiche, dann drehte er sich zu mir um und sah mich mit dem selben teilnahmslosen Blick an wie zuvor meine Mutter. „Jetzt ist nicht die Zeit zu weinen, schnell, lauf in den Keller!“ Erst jetzt spürte ich die heißen Tränen die sich ihren Weg über mein Gesicht brannten. Trotzdem versuchte ich mich zusammenzureißen als der Mann auf mich zugelaufen kam. So schnell mich meine wackeligen Beine trugen folgte ich der kellertreppe. Unten angekommen stand ich vor einer Eisentür an der meine Mutter ein Schild befestigt hatte auf dem stand das wir den Raum nicht beträten dürften. Ich zögerte. „Er ist fast bei dir, mach die Tür auf!“ Befahl die hektische Stimme und aus irgendeinem Grund gehorchte ich. Die Tür knarrte als wäre sie Jahrelang nicht mehr geöffnet worden. Plötzlich packte mich der Mann an der Schulter, erschrocken schrie ich auf doch zu meiner Verwunderung taumelte er bereits zurück. An seiner Hand züngelte sich eine Flamme entlang und ich nutzte seine Verwirrung um in den Keller zu renne und die Tür hinter mir zuzuschlagen. Glücklicherweise konnte man sie von innen verriegeln, ich wusste das mir das etwas Zeit geben würde. „Sehr gut, jetzt such nach einer kleinen Truhe.“ Mein Atem ging so schnell das ich glaubte gleich an einer überdosis Luft zu sterben und mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Rippen. Ich hörte wie an der Tür gerüttelt wurde und fing völlig koordinationslos an die ganzen Papierstapel und Kisten in dem halbdunklen Raum umzugraben. Auf einmal ertastete ich etwas das sich wie eine kleine Schatulle anfühlte und zog sie unter einem Papierberg hervor. Sie war dunkelrot mit goldenen Verzierungen und als ich sie berührte jagte so etwas wie ein Stromschlag durch meinen Körper, nur viel angenehmer. Mir wurde wohlig warm und die Angst fing an sich zu zerstreuen. „Sehr gut, öffne sie.“ Sagte die Stimme nun wesentlich ruhiger und ich zog an dem Deckel. Etwa zur gleichen Zeit als sich der Deckel der Schatulle öffnete wurde rechts von mir die Tür aufgerissen, der Riegel hatte wohl nachgegeben. Der Mörder stand direkt neben mir und hatte das Messer bereits wieder fest in der Hand. Ich schrie und meine weichen Knie gaben nach sodass ich unsanft auf dem Boden landete. Als ich das nächste Mal aufsah baute sich vor mir eine Wand aus siedend heißen Flammen auf. Ich wäre sicher verbrannt wenn sich nicht blitzschnell ein riesiger Vogel schützend vor mich gestellt hätte. „Was...was bist du?“ Fragte ich mit schwacher Stimme und starrte zu dem riesigen, von Flammen umgebenen Tier auf. „Ich bin der heilige Phönix Dranzer, Herrscher der Flammen und du brauchst keine Angst zu haben, ich schütze dich, kleine Prinzessin.“ „Prinzessin?“ „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, kletter auf meinen Rücken dann bring ich dich hier raus.“ Mit letzter Kraft klammerte ich mich an den weichen Federn fest und zog mich auf Dranzers Rücken, dieser schlug mit seinen großen Schwingen und im nächsten Moment rasten wir durch das Dach des Hauses. Das war das erste Mal das ich auf dem Rücken eines Phönix saß und auf die weiße Welt hinunter sah. Nur ein paar Minuten später landeten wir wieder und ich rutschte von Dranzers Rücken hinunter in den Schnee. „Alles in Ordnung?“ drang seine besorgte Stimme an mein Ohr doch egal wie sehr ich mich abmühte, ich konnte nicht antworten. Stattdessen klappte ich nur hilflos den Mund auf und zu während mir die Tränen nur so über die bleichen Wangen strömten. Ziemlich hilflos stand mein Retter neben mir bis plötzlich die Sirene eines Krankenwagens durch die Stille dröhnte. „Oh nein...“ Die hallende Stimme des Phönix verstummte und er löste sich vor mir in einen wirbel aus Lichtern und Flammen auf. Der rot-weiße Wagen war inzwischen nicht weit von mir entfernt zum stehen gekommen und ich hörte leise Stimmen die aufgeregt miteinander tuschelten. Plötzlich verstummten die fremden und jemand hockte sich neben mich. „Feliziti Crowd?“ Die heisere, raue Stimme jagte mir kalte Schauer über den Rücken doch ich nickte langsam. Er lachte triumphierend und erhob sich wieder. Verängstigt dachte ich erst das er mich hier liegen und sterben lassen würde doch einen Moment später spürte ich das ich auf eine Trage oder so etwas ähnliches gelegt und hochgehoben wurde. „Was sollen wir mit ihr machen Boris, Sir?“ Fragte einer der Männer die mich in Richtung Wagen trugen. „Bringt sie in die Abtei, je eher wir mit dem Training beginnen desto besser.“ Antwortete die raue Stimme. „Jawohl!“ Danach ging alles recht schnell, ich wurde im Krankenwagen auf der Bare festgeschnallt damit ich nicht runterfiel, dann spürte ich einen kräftigen Ruck als der Wagen anfuhr. Nach etwa zehn Minuten wurde mir ein Schlafmittel verabreicht und ab da erinnerte ich mich an nichts mehr bis ich das nächste Mal wieder in einem großen Zimmer mit weiß gestrichenen Wänden erwachte. Ich weiß noch das an der gegenüberliegenden Wand, die ich gezwungenermaßen anstarren musste solange ich im Bett lag, ein Bild hing. Es zeigte ein riesiges Riesenrad das sich vor einem atemberaubenden Sonnenuntergang drehte und im Hintergrund konnte man noch einige Buden erkennen. Immer wenn ich dieses Bild später wiedersah weckte es ein seltsames Gefühl tief in mir, fast sowas wie eine Sehnsucht. Jetzt allerdings fühlte ich mich völlig ausgebrannt und leer, mein Mund war staubtrocken und ich konnte weder weinen noch schlucken. Ich weiß nicht wie lange ich so da lag und dumpf die Decke anstarrte doch irgendwann wurde die ebenfalls weiße Tür des Zimmers geöffnet und eine ältere Frau in einer weißen Krankenschwesternuniform trat auf mich zu. Sie steckte mir ein Fieberthermometer in den Mund, maß meinen Puls und fragte mich ein paar mal wie es mir ginge doch als ich nicht antwortete gab sie es seufzend auf. „Sie können jetzt zu ihr aber sie spricht immer noch nicht.“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und an ihrer Stelle betrat ein älterer Mann, ich schätzte ihn auf 50, den Raum. „Na, ausgeschlafen? Wie geht es dir denn heute Morgen?“ Er sprach Englisch mit mir allerdings konnte ich einen leichten Russischen Akzent heraushören. Als ich weiterhin schwieg nickte er nachdenklich. „Es stimmt also, du sprichst wirklich nicht.“ Langsam zog der Mann, den ich durch die seltsame Stimme als diesen Boris identifizierte, sich einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. „Sprichst du Englisch?“ Ich nickte langsam. „Und Russisch?“ Wieder nickte ich. „Verstehe, ich habe auch nichts anderes erwartet.“ Fragend drehte ich den Kopf und sah ihm nun das erste Mal ins Gesicht. Wieder lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken, als würde sich mein ganzer Körper dagegen sträuben in der Nähe dieses Mannes zu sein. „Oh und wie ich sehe wurdest du auch schon gebrandmarkt.“ Anscheinend machte ich einen ziemlich verwirrten Eindruck denn er stand auf und holte einen kleinen Handspiegel von einem Waschbecken das an der Wand zu meiner rechten befestigt worden war. Er reichte mir den Spiegel und ich warf einen unsicheren Blick hinein. Im ersten Moment fiel mir nichts auf doch dann riss ich entsetzt die Augen auf und betastete mein weiches, langes Haar. Zu meiner Überraschung war eine Strähne auf der rechten Seite statt dem üblichen Blond nun Feuerrot und leuchtete geradezu im Gegensatz zum Rest meiner Haare. Schnell nahm mir Boris den Spiegel wieder aus der Hand eh ich ihn fallen lassen würde und ich ließ mich erschöpft wieder in das weiche Kissen sinken. „Das ist das Zeichen des Phönix, man könnte sagen wer von Dranzer gebrandmarkt wurde muss einfach einer der besten Blader werden.“ Gebrandmarkt, das klang als wäre ich bloß ein Stück Vieh oder eine Sklavin, dachte ich mit einem unwohlen Gefühl im Magen und schloss die Augen. „Bevor du wieder einschläfst solltest du lieber in dein neues Zimmer umziehen, ich habe es gerade herrichten lassen.“ Genervt schlug ich die bleischweren Augenlider wieder auf. „Kai wird dich in dein neues Quartier begleiten.“ Er klatschte laut in die Hände, sofort wurde die Tür geöffnet und ein junge der ungefähr in meinem Alter sein musste trat ein. Das silber-blaue Haar und der leere Blick fielen mir sofort ins Auge und bestätigten mein schlechtes Gefühl nur noch. „Kai, führe unseren Gast bitte in das freie Zimmer.“ Folgsam ging er auf mich zu. „Folge mir bitte.“ Seltsam, dachte ich, seine Stimme war völlig monoton, als wäre er gar nicht richtig hier sondern in Gedanken ganz woanders. Trotzdem stand ich folgsam auf und stellte fest das mir bereits ein knielanges, himmelblaues Nachthemd angezogen worden war. „Also dann junge Dame, wir werden uns Morgen wiedersehen. Süße Träume wünsche ich dir.“ Mit diesen Worten schob er mich hinter Kai her aus der Tür obwohl das eigentlich gar nicht nötig war denn egal wohin ich kommen würde, alles war besser als die Gesellschaft dieses Mannes. Wahrscheinlich konnte glücklich darüber sein das ich jetzt noch nicht wusste wie sehr ich den Satz „Ich wünsche dir süße Träume.“ in den nächsten Jahren noch hassen lernen würde. Kapitel 3: ohne Training bist du nichts --------------------------------------- Ohne Training bist du nichts Wir schwiegen auf unserem Weg durch die endlosen Gänge und mir wurde das erste mal bewusste wie sehr Stille schmerzen konnte. Schließlich blieb er so plötzlich stehen das ich fast in ihn hineinrannte und öffnete eine Tür zu unserer rechten. „Da sind wir.“ Meinte er genauso einsilbig wie zuvor und trat ein. „...Danke.“ Erwiderte ich daraufhin höflich doch das schien ihn gar nicht zu interessieren denn er lief schnurstracks auf einen silbernen Schrank zu und öffnete diesen wobei die anscheinend eingerosteten Türen ein widerliches Quietschen von sich gaben. Mit einem aufforderndem Blick, aus dem ich schloss das ich ebenfalls zum Schrank kommen sollte, wandte er sich erst zu mir und dann wieder zu der Kleidung die ordentlich in den einzelnen Fächern gestapelt war. „Die Sachen da ziehst du Morgens an wenn es zu den Übungskämpfen geht, Sportsachen liegen in der Mitte und Freizeitkleidung unten.“ Da er mich wieder mit diesem ausdruckslosen Blick musterte nickte ich unsicher woraufhin er kurz zögerte und dann an mir vorbei aus dem Zimmer stürmte. Überrascht starrte ich ihm nach , schloss die Tür hinter ihm und ging zu dem erstaunlich großen Bett das sogar recht bequem aussah. Gerade wollte ich mich in die Decke kuscheln als mir plötzlich einfiel das ich ja noch Zähne putzen musste also stand ich seufzend wieder auf und ging mit langsamen, erschöpften Schritten zu dem kleinen Bad das durch eine Holztür von meinem Zimmer getrennt war. Training... Langsam schlossen sich meine zerkratzten Kinderfinger um die Zahnbürste die dort schon bereit stand. Ich hatte noch nie in meinem Leben einen Blade in der Hand gehabt, wie sollte ich dann das hier überleben? Gerade hatte ich mir die Zahnbürste in den Mund gesteckt und fing an sie begeisterungslos hin und her zu bewegen als mein nachdenklicher Blick das erste mal mein Spiegelbild wahrnahm das mich aus einem klrinrn, an der Wand befestigten Kosmetikschrank, mir gegenüber, anstarrte. Ich sah wirklich schrecklich aus, mit meinen völlig zerzausten Haaren und dem zerkratzten Gesicht erkannte ich mich selbst kaum wieder und dieser Anblick stimmte mich nur noch deprimierter. Drei Minuten lang zwang ich mich durch die alltägliche Prozedur bis ich schließlich doch endlich ins Bett kroch. Zuerst starrte ich nur die Decke an, völlig ruhig, ohne an irgendetwas zu denken doch dann erfasste es mich plötzlich doch. Mein ganzer Körper zitterte, ich presste fest die Lippen aufeinander und wieder spürte ich die brennenden Tränen auf meinen Wangen. Wenn damals jemand behauptet hätte das man irgendwann zu ausgetrocknet war um noch weiter zu weinen hätte ich ihm damit sicher das Gegenteil bewiesen. Schluchzend zog ich die Decke über meinen Kopf und rollte mich wie in einer schützenden Höle zusammen. Erst als ich einschlief legten sich die krampfartigen Zitteranfälle und ich wurde in einen ruhigen, wenn auch traumlosen, Schlaf gezogen. Am nächsten Morgen weckte mich eine dröhnende metallische Stimme die urplötzlich durch mein Zimmer hallte. „Alle Schüler werden aufgefordert sich auf der Stelle in der Trainingshalle zu sammeln!“ Bitte hätten er ruhig sagen können, dachte ich mies gelaunt ehe ich mich doch aufraffte und verschlafen vor meinen Schrank trat. Meine Glieder schmerzten höllisch, was ich auf den Sturz von Dranzers rücken zurückführte und meine Augen brannten wie Feuer. Trotzdem riss ich mich zusammen und zog die Trainingssachen heraus die mir Kai gestern gezeigt hatte. Ich dachte eigentlich das es sich dabei um etwas ähnliches wie Sportsachen handeln würde, umso überraschter war ich als mir der gummiartige Stoff aus der Hand rutschte und krachend zu Boden fiel. Jetzt war meine Verwirrung perfekt und bevor ich wirklich raffte was da eben passiert war vergingen viele Sekunden. „Gewichte?“ Fragte ich entsetzt als ich die silbernen kleinen Platten an dem Anzug fand. Eine weitere Schocksekunde verging doch dann zwang mich meine Sturheit dieses Teufelsding doch anzuziehen. Schnell bemerkte ich das nicht das Gewicht das Problem war sondern vielmehr die Hitze die sich in dem Ding anstaute. Als ich aus meinem Zimmer trat hatte ich bereits das Gefühl zu zerfließen. „Du bist ganz schön spät.“ „Hm?“ Der unerwartete Kommentar ließ mich zusammenzucken. „Kai?“ Er lehnte neben mir mit dem Rücken an der Wand und durchborhte mich geradezu mit seinen rubinroten Augen. Das peinlich berührte Schweigen das dann folgte versuchte ich zwar durch ein Lächeln zu überspielen doch das schien bei ihm nicht zu wirken, im Gegenteil, sein Blick wurde noch finsterer. „Komm mit.“ Knurrte er stattdessen und ging an mir vorbei den Gang entlang. „Wieso hast du auf mich gewartet wenn es dich so nervt?“ Inzwischen war ich wesentlich gefasster als gestern und auch frecher, wie mir auffiel, das weinen hatte mir wirklich gut getan. „Du würdest den Weg nicht finden...“ „Mein Orientierungssinn ist gut!“ „Das meinte ich nicht.“ Irrte ich mich oder war da ein kleines grinsen um seinen Mund gezuckt? „Die Abtei ist riesig, es ist unmöglich sich hier am ersten Tag zurechtzufinden.“ Er hatte recht, wir bogen so viele male in einen anderen Gang ab das mir schon nach zwei minuten der Kopf schwirrte, ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen das ich mich hier jemals zurechtfinden würde. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig in die Trainingshalle. Sie war riesig und bestand völlig aus Metallwänden. Auf dem Boden standen immer im gleichen Abstand mindestens dreißig aneinandergereihte Bowls. „Da seid ihr ja endlich.“ Boris gereizte Stimme hallte durch den Raum und Kai zog Feliziti unwirsch am Arm zu den anderen Schülern die sich um ihn gesammelt hatten als wäre er ein Gott den man anbeten müsste. „Da wir nun endlich vollzählig sind können wir ja beginnen.“ Zehn Minuten lang teilte er die Schüler in Paare ein bis er schließlich bei Fe angekommen war. „Feliziti, ich denke es wird das beste sein wenn wir mit einem leichten Gegner anfangen. Kai!“ Aus den Augenwinkeln heraus konnte ich sehen wie Kai vortrat und die Zähne zusammenbiss als wollte er Boris im nächsten Moment anschreien. Stattdessen trat er aber bloß neben mich, nickte stumm und zog mich dann am Arm zu einer Bowl. „Und nicht vergessen Kinder, wer nicht so lange trainiert bis er der beste Blader aller Zeiten wird ist nichts und wird auch niemals etwas anderes sein als ein Versager!“ Umso länger ich diesem widerlichen Kerl zuhören musste umso schlechter wurde mir aber glücklicherweise lenkte Kai nun meine volle Aufmerksamkeit auf sich. Ich war mir ziemlich sicher das mich hier nicht unbedingt ein 5 Sterne Hotel erwartete wenn ich mich nicht anstrengte. „Fertig?“ Mit einem leisen klicken, das mir vom Training meines Bruders noch so vertraut war, steckte Kai seinen Blade an den Starter und stellte sich in Positur. „Ähm...Kai?“ „Was denn?“ Genervt richtete er seinen Blick wieder auf mich. „Ich hab doch gar keinen Blade...“ „Was!?“ Sofort wich der sein Ärger der Überraschung und mischte sich schließlich mit ungläubigem Staunen. „Was denn?“ knurrte ich sofort patzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Er tat ja fast so als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt der keinen Beyblade besaß. Zu seinem eigenen Glück schüttelte er nur wort und emozionslos den Kopf. Dann griff er in seinen Rucksack der mir zuvor gar nicht aufgefallen war und holte einen scheinbar unbenutzen Blade und einen Starter hervor. „Also gut, dann benutz erstmal den hier, ich rede später mit Boris.“ Staunend lag mein Blick auf dem glänzenden Metall. Im Gegensatz zu Kais Blade, der dunkelblau war, glänzte meiner in einer tiefschwarzen Farbe, ebenso wie der Starter. „Danke...“ Hauchte ich bewundernd und steckte den Blade ebenfalls an den Starter, Kai verdrehte nur genervt die Augen. „Jetzt aber los.“ Drängte er ungeduldig und stellte sich auf. Ich tat es ihm gleich und konzentrierte mich völlig auf die vor mir stehende Arena, egal was ich alles falsch machen würde, den Blade in die Bowl zu kriegen wäre schon mal ein guter Anfang. „3...2...1 und let it rip!“ Wir starteten unsere Blades, sie stießen laut krachend aneinander und ließen die Funken sprühen. „Gar nicht schlecht...“ Hörte ich Kai leise murmeln. Als mein Blick auf sein Gesicht fiel beschlich mich allerdings sofort ein ziemlich ungutes Gefühl. Das erste mal seit ich ihn kennengelernt hatte lag ein geradezu teuflisches Grinsen auf seinen Lippen, es war als würde er bloß mit mir spielen oder als würde er nur herauszufinden versuchen wie gut ich war. Schon eine halbe Minute später wurden meine Befürchtungen bestätigt. Sein Blade zog sich für einem Moment aus dem Kampfgeschehen zurück, allerdings nur um kurz darauf mit vollem Speed gegen meinen zu brettern und ihn aus der Bowl zu schießen. So unglaublich schnell konnte ich selbst gar nicht reagieren, deshalb merkte ich auch kaum das er an meiner Wange entlangschrammte und einen kleinen blutigen Kratzer zurückließ. Für die nächsten paar sekunden war der ganze Raum totenstill, ich spürte das die Blicke der anderen auf uns lagen doch ich war noch viel zu benommen um wirklich zu registrieren was geschah. Plötzlich hörte ich Schritte durch den Raum hallen, allerdings eindeutig nicht die von Boris, eher die eines Kindes. „Kai, das war wirklich nicht nett von dir, immerhin ist sie neu.“ „Und wenn schon.“ Kai hob seinen Blade auf und sah zu dem Jungen, das es ein Junge war hatte ich an der Stimme erkannt, der anscheinend hinter mir stand. „Hey, lebst du noch?“ Er tippte mir von hinten auf die Schulter woraufhin ich mich langsam umdrehte. Kapitel 4: der Leitwolf ----------------------- „Vielen Dank auch aber ich kann sehr gut für mich alleine reden!“ Ja, das hätte ich am liebsten gesagt aber die Worte blieben mir sprichwörtlich im Halse stecken und mein Herz setzte für einen Moment aus, nur um kurz darauf wie wild drauflos zu schlagen. Vor mir stand ein Junge mit flammend roten Haaren und den kältesten, eisblauesten Augen die ich je gesehen hatte. „Dan...ke...“ Flüsterte ich während ich den Blick nur schwer von ihm abwenden und auf den Boden richten konnte. Er reagierte nicht auf mich sondern ging stattdessen ungerührt an mir vorbei und auf Kai zu. „Mal ehrlich, du hast doch nur Angst das sogar sie besser wird als du und dann bist du wirklich der Versager der Abtei.“ Überrascht hob ich den Kopf und sah zu den beiden Streithähnen hinüber. „Ach, halt doch die Klappe Tala, deine Meinung interessiert hier sowieso keinen.“ Ich gab es zwar nur ungern zu aber es war schwer nachzuvollziehen wie Kai jetzt so ruhig bleiben konnte, an seiner Stelle wäre ich schon längst ausgerastet aber er griff nur seelenruhig nach seiner Tache und marschierte auf den Ausgang zu ohne Tala, mich oder irgendjemand anderen auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. „Tatsächlich? Also ich denke das eine Menge Leute auf den besten Blader hier hören werden und wer ist das?“ Plötzlich sprangen ein paar Mädchen die bisher nur stumm zugehört hatten auf und fingen an so laut zu kreischen das mir fast die Ohren abfielen. „Du bist der beste Tala!“ Kai drehte sich nochmal kurz um, warf einen so verächtlichen Blick auf die Mädchen das ich froh war nicht zwischen ihm und ihnen zu stehen und verließ dann wortlos den Raum. „Kai...“ Ohne es zu wollen tat er mir tatsächlich ein wenig leid aber ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken denn als Tala zu mir kam war ich schon wieder völlig von seinem Blick gefangen. „Mach dir keinen Kopf um den, er ist bloß ein schlechter Verlierer.“ „Tala? Was ist hier los?“ Boris wütende Stimme ließ mich zusammenzucken weshalb ich schnell einen Schritt auf Tala zu machte der ihm völlig gelassen entgegensah. „Nichts weiter Chef, Kai ist mal wieder eingeschnappt deswegen dachte ich mir ich helfe Feliziti ein bisschen beim Training, wenn das ok ist?“ Genau das war der Moment in dem ich kapierte nach welchen Prinzip es in dieser verdammten Abtei ging, man musste nicht nur sehr gut sein um hier akzeptiert zu werden, man musste einfach immer genau das tun was Boris von einem erwartete, nur dann konnte man sich hier frei bewegen, zumindest soweit das möglich war. Tala jedenfalls schien hier sowas wie der Leitwolf zu sein der sich alles leisten konnte denn Boris lächelte plötzlich zufrieden, tätschelte ihm den Kopf und ging wieder aus dem Raum. Kai war dann wohl so etwas wie der sture Einzelgänger, der arme, kein Wunder das er immer so mies drauf war. „Alles klar?“ Talas Stimme riss mich aus den Gedanken, ich lächelte schüchtern und nickte. „Ja...danke.“ Er grinste und es haute mich so um das das ich erstmal nur benommen vor mich hinstarrte. „Also dann, machen wir weiter.“ Er drückte mir meinen Blade in die Hand und sah mich prüfend an. „Also erstmal stehst du schon ganz falsch.“ „Was?“ „Pass auf, du stellst das Bein nach vorn und das nach hinten, sonst kriegst du ja gar keinen Schwung und dann die Arme höher.“ Geschlagene 5 Minuten lang zupfte und zog er an mir herum bis er mit meiner Haltung völlig zufrieden war, ich fühlte mich dafür absolut verkrampft und hoffte nur das er mich jetzt nicht den halben Tag so stehen ließ. „Also ehrlich, entspann dich doch mal ein bisschen.“ Er klang so verständnislos das ich plötzlich das dringende Bedürfnis verspürte ihm eine reinzuhauen, da ich im Moment auch seine Augen nicht sah die mich sonst immer gleich völlig aus der Bahn warfen hätte ich es vielleicht sogar getan aber dann gab er mir doch endlich das Zeichen zum Start. „Egal, starte mal den Blade.“ Ich tat es und war überrascht wie schnell er sich plötzlich drehte und das nur weil Tala mir fast jedes Körperteil verdreht hatte. „Wow...“ War mein absolut unproduktiver Kommentar. „Ja, gar nicht schlecht, ein bisschen Sport und du könntest mir fast gefährlich werden.“ „Sport?“ „Klar, jeden Tag.“ Sport... Allein schon das Wort löste in mir die widerlichsten Gedanken aus, in der Schule hatte ich das schon gehasst und ich war mir relativ sicher das ich hier nicht zur Sportskanone mutieren würde. „Apropos, das haben wir als nächstes, da dein Aufpasser ja leider abgehauen ist kann ich dich hinbringen wenn du magst.“ Sofort spürte ich den Blick jedes Mädchens im Raum auf mir und sie waren nicht gerade freundlich also hob ich nur abwehrend die Hände und lachte nervös. „Ähm...nein, das ist wirklich nicht nötig, du brauchst dir doch wegen mir keine Umstände zu machen.“ „Sicher?“ „Klar.“ Ich fand mich selbst zwar nicht sehr überzeugend aber Tala anscheinend schon, er zuckte mit den Schultern, sah auf eine große Uhr die an der Wand hing und nickte den anderen zu. „Das wars für heute.“ Und schon rannte die gesammte Gruppe fast gleichzeitig zur Tür und quetschte sich nach draußen, anscheinend waren sie alle Sportliebhaber, na das konnte ja was werden. Tala folgte der Gruppe wesentlich gelassener und auch ich machte mich schließlich auf den Weg zu meinem Zimmer. Ich fand es sogar relativ schnell, zog mich um und trat seufzend wieder auf den Flur. Ich hatte mir wie immer alles vermasselt, in diesem riesen Haus würde ich garantiert nie den Ausgang finden, ganz zu schweigen vom Sportplatz. „Verdammter Mist....“ „So ein zufall, ich dachte schon du weichst ihm gar nicht mehr von der Seite wie ein kleiner braver Hund.“ Kai stand vor meiner Tür und grinste mich so gehässig an das ich absolut rein gar kein Mitleid mehr mit ihm hatte, sollte er meinetwegen doch in einem Schneesturm ausgesetzt werden. „Tse, ich weiß echt nicht was du schon wieder redest.“ „Ach bitte, du hättest dein Gesicht sehen sollen, du sahst aus als würdest du gleich anfangen zu sabbern.“ „Das ist gar nicht wahr! Und überhaupt, bist du eifersüchtig oder was?“ „Wieso sollte ich? So ein Versager wie du passt zu ihm.“ Das war zu viel. Blitzschnell griff ich nach seinem Arm, er war so überrascht das er sich gar nicht wehrte. „Jetzt halt mal die Luft an, nur weil du Tala nicht leiden kannst musst du das doch nicht gleich an mir auslassen und außerdem ist es ja wohl nicht verwunderlich das ich ihn mehr mag als dich, er ist wenigstens nett zu mir!“ Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und ging einfach weiter geradeaus während ich hoffte das dass auch der richtige Weg war. Kai blieb staunend zurück, ich spürte seinen Blick im Rücken und konnte ein kleines Gefühl der genugtuung doch nicht unterdrücken. Tatsächlich hatte ich mit dem Gang ganz richtig gelegen, schon nach fünf Minuten stand ich vor der Abtei und den Sportplatz konnte ich von hier aus auch sehen. Tala und die anderen waren schon da und Kai kam ein paar Minuten nach mir ebenfalls an, der Blick den er mir zuwarf war zwar alles andere als freundlich aber immerhin meckerte er nicht mehr. Der Sportlehrer ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten und verkündete gleich zu beginn voller Stolz das wir heute eine Runde durch den Wald drehen durften. Bereits jetzt drehte sich mir der Magen um und meine einzige Hoffnung war das der Weg nicht so lang sein würde. Bei dem Anblick des Waldes vor mir hatte ich da allerdings so meine Zweifel. „Also dann, 3...2...1, ab gehts!“ Er pfiff einmal kräftig in seine Trillerpfeife und schon raste die gesammte Mannschaft davon. Ich versuchte zwar hinterherzukommen aber wenn ich ehrlich war konnte man genauso gut versuchen einem Elefanten Stabhochsprung beizubringen, soll heißen, ich war hoffnungslos verloren. Kapitel 5: Eine Schreckensnacht ------------------------------- „Halloooooo? Ist da jemand?“ Völlig fertig ließ ich mich auf den Boden fallen und schnappte nach Luft, mein ganzer Körper zitterte vor Erschöpfung und Kälte. Wie ich es vorhergesehen hatte war ich irgendwann völlig von der Gruppe abgeschlagen und bin eine Zeit lang absolut orientierungslos im Wald herumgeirrt. Jetzt brauchte ich eine Pause. Ich wusste das es nicht klug war sich hier auszuruhen denn selbst wenn es nicht gerade Winter ist wurde es Nachts so eisig kalt das man immer gefahr lief zu erfrieren. Das war auch der Grund warum meine Mutter immer so wütend geworden ist wenn ich länger draußen blieb. Ich schluckte und schlang die Arme um meinen frierenden Körper. Da hatte sich meine Mama nun schon für mich aufgeopfert und was tat ihre dumme Tochter? Sie erfriert in einem komischen Wald, bei einem komischen Trainingslauf, in der nähe einer komischen Blader-Schule. Das war doch wirklich zum heulen. Wie auf Kommando spürte ich wie mir die Tränen in die Augen schossen woraufhin mir sofort noch kälter wurde. Schnell rollte ich mich auf dem Waldboden zusammen. Ich hatte keine Ahnung warum aber plötzlich musste ich an diesen Phönix denken, Dranzer. Dem wurde bestimmt nicht so schnell kalt. Da sah man es mal wieder, egal wie schlecht es aussehen mag, der Mensch ist trotz allem immer noch stark genug um zynische Kommentare abzugeben. Ein Wolfsheulen erklang und sofort stimmten noch mehr dieser gespenstischen Stimmen mit ein. Hätte ich nicht schon vorher einmal einen gehört wäre ich jetzt sicher davon überzeugt gewesen das es das Rufen eines Geistes war. Andererseits waren Wölfe eigentlich viel schlimmer als Geister denn letzteres hatte immerhin keine spitzen Zähne. Schon wieder heulten sie. Ich hielt ängstlich die Luft an. Wenn sehr großes Pech hatte und das hatte ich so gut wie immer, war das ein Aufruf zur Jagd und ich war mit Sicherheit eine potenzielle Beute. Ganz in meiner Nähe raschelte es zwischen den dichten Blättern eines Busches. Mit einem Mal schoss mir sämtliches Adrenalin in den Körper das bisher eingefroren zu sein schien und ich sprang gehetzt auf. Das war meine letzte Chance, wenn ich jetzt versage sterbe ich. Das waren meine letzten Gedanken bevor ich losrannte. Äste und Zweige peitschten mir ins Gesicht und hinterließen blutige Kratzer. Meine Beine fühlten sich an wie Gelee und in meinem Kopf rasten so viele Gedanken gleichzeitig herum das ich es irgendwann aufgab zu denken. Dann ging alles so schnell das ich kaum wirklich mitbekam was geschah. Mein Fuß blieb hängen, ein widerliches Knacken ließ mich zusammenzucken und ich sah die Erde auf mich zukommen. Unsanft kam ich auf dem Boden auf und blieb erstmal regungslos liegen. Mein Atem ging schneller als zuvor beim rennen, mein Herz hämmerte gegen meine Rippen. „Feliziti?“ Mein Atem setzte aus. „Hey, alles ok?“ Langsam drehte ich mich auf den Rücken und sah direkt in Kais Gesicht der sich mit seinem überheblichen Grinsen vor mir aufgebaut hatte. „Du hättest dich mal sehen sollen, du sahst aus als wäre der Tod persönlich hinter dir her.“ „K...Kai....“ Ohne auf seine Sticheleien einzugehen hielt ich mir die Hände vors Gesicht, schluchzte und brach schließlich völlig aufgelöst in Tränen aus. Kai hatte das ganz anscheinend nicht kommen sehen denn er starrte mich so verdutzt an das sich in mein Geheul beinahe in schallendes gelächter umgewandelt hätte wenn ich nicht wirklich so am Boden zerstört gewesen wäre. „Ähm...alles in Ordnung?“ Brachte er gequält heraus und kniete sich neben mir hin. „Nein! Nichts ist in Ordnung! Ich dachte du bist ein Wolf und dann bin ich weggerannt und ich bin fast erfroren und hingefallen.“ „Du dachtest ich bin ein Wolf? Hast du das Heulen nicht gehört? Die waren doch noch total weit weg.“ „Woher soll ich denn das Wissen!?“ Er seufzte. „ Na wenn sonst alles in Ordnung ist.“ „Ich glaub ich hab mir den Fuß gebrochen, es hat ganz eklig geknackt.“ Heulte ich weiter woraufhin mein vermeindlicher Wolf die Augen verdrehte. „Geknackt, hm? Na dann lass mal sehen.“ Und schon war er bei meinem Fußende und umfasste überraschend vorsichtig meinen Knöchel. „Tut das weh?“ „Nein, ich merk gar nix, meinst du mein Fuß ist schon abgestorben?“ „Red keinen Quatsch, das dauert viel länger.“ Er drehte den Knöchel leicht nach rechts und ich zuckte zusammen. „Aua! Hör auf!“ „Siehst du? Nicht tot.“ „Na vielen Dank auch, das hast du doch mit absicht gemacht!“ „Wenigstens hast du aufgehört zu heulen.“ Tatsächlich war mein ganzes Selbstmitleid verschwunden. Die nächsten paar Minuten in denen er meinen Fuß abtastete und festellte das er wahrscheinlich nur ein bisschen verstaucht war, schwieg ich. Erst dann fiel mir etwas auf. „Hey Kai, was machst du eigentlich hier? Du warst doch mit Tala ganz vorne.“ „Stimmt und ich hab ihn auch beinahe geschlagen, nur damit das klar ist!“ „Schon gut, aber wieso bist du zurückgekommen?“ Auf einmal heftete er seinen Blick auf den Boden und fummelte irgendwas an meinem Fuß herum ehe er weitersprach. „Tala und ich mussten ja noch auf die anderen warten und nachdem alle da waren sollten wir eigentlich zurück zur Schule.“ Er zögerte. „Naja...mir ist natürlich gleich aufgefallen das du Meckerziege mir nicht an den Fersen klebst und da hab ich noch ein bisschen länger gewartet.“ „Du...hast auf mich gewartet?“ Nun war ich wirklich perplex. „Ja verdammt! Sprech ich undeutlich oder was?“ „Öhm...nein nein, red ruhig weiter.“ „Als du nach einer Stunde immer noch nicht da warst war mir klar das du dich irgendwo verlaufen haben musst, immerhin müsste selbst eine lahme Ente wie du den Weg nach einer Stunde schaffen also bin ich dich suchen gegangen. Irgendwann hab ich dich dann gesehen, da bist du schon gerannt wie so ne bekloppte.“ Er hob den Kopf und sah mich durchdringend an, seine violetten Augen schienen sich für einen Moment rot zu färben. „Du hättest erfrieren können, weißt du das?“ Wie bei einem verlöschenden Feuer verschwand das Rot und er senkte wieder den Kopf. „Naja, aber anscheinend braucht man sich um dich ja keine Sorgen machen.“ „Kai?“ Er sah auf und ich holte tief Luft. „Danke. Ich wüsste nicht was ich ohne dich gemacht hätte.“ Das Lächeln das er mir jetzt zuwarf war so unheimlich warm und freundlich das mir fast das Herz aussetzte, wenn er immer so lächeln würde wäre Tala gegen ihn eine Witzfigur. Leider hielt dieser Zustand nicht lang, schon im nächsten Moment setzte er wieder seine mürrische Miene auf. „Los jetzt, ich würde gern wenigstens eine Stunde Schlaf kriegen.“ Dieser Stimmungsumschwung ging auch an mir nicht spurlos hinüber, es war als passte ich mich ihm an. „Ach tatsächlich? Sag bloß du brachst deinen Schönheitsschlaf.“ „Halt die Klappe und komm mit.“ Immerhin half er mir noch auf die Beine und hielt mich auch danach noch am Arm fest damit ich nicht umfiel. Auf einmal blieb er stehen und sah sich um. „Warte.“ „Was ist?“ „Hast du das nicht auch gehört?“ „Ich hör nichts.“ „Doch! Da ist was!“ Ich horchte angestrengt und tatsächlich meldete sich ein kleines Grollen aus dem Hintergrund, wie Donnergrollen, nur leiser. „Was ist das?“ Ich sah mich um und als mein Bleich auf den steilen Geröllhang neben uns fiel schwante mir böses. „Kai...“ „Du ziehst das Unglück echt an oder? Los lauf!“ Doch es war zu spät, noch bevor wir richtig loslaufen konnten sah ich die Steinlawine auf uns zukommen. Wir blieben wie gelähmt stehen und starrten unserem Ende entgegen. „Fe...“ „Dranzer!“ Verwirrt warf mir Kai einen Blick zu und wollte mich gerade mitziehen als plötzlich ein roter Strahl aus dem Himmel auf uns herunterschoss. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Kai klang wirklich verzweifelt doch die Verzweiflung verwandelte sich rasch in Staunen als der Feuerrote Phönix zu uns hinabstieg. „Was zum Teufel...“ „Das ist Dranzer, keine Angst, er hilft uns.“ Er landete direkt vor mir und sah mich mit seinem flammenden Blick freundlich an. „So sieht man sich wieder, kommt steigt auf meinen Rücken, ich bringe euch zur Schule.“ „Wieso bist du nicht früher gekommen? Ich hätte erfrieren können.“ „Ich bin immer bei dir aber wenn ich erscheinen soll musst du schon meinen Namen rufen.“ Sein Blick wanderte neugierig zu Kai, dieser starrte fasziniert zurück. Als Minuten vergingen und die beiden sich nicht rührten ging ich zu Dranzer und kletterte ungeduldig auf seinen Rücken. „Ich will ja nicht drängeln aber wir müssen hier weg.“ Endlich nickte der Phönix, ich zog Kai zu mir hinauf und wir flogen so schnell in die Höhe das ich das Gefühl hatte platt gequetscht zu werden. Unter uns schlugen die ersten Steine auf den Boden. Ich kuschelte mich in die Feder und atmete erleichtert auf. „Danke Dranzer.“ „Kein Problem...hm?“ Sein Blick wanderte zur Seite und ich folgte ihm. Unter uns stand ein riesiger, leuchtend weißer Wolf und sah mit eisblauen Augen zu uns herauf. „Was...“ Dranzer schnitt mir das Wort ab. „Wolborg.“ Er klang überrascht. „Ist er auch sowas wie du?“ „Ein Bit Beast, ja.“ Plötzlich schien Dranzer besorgt und wandte sich wieder von dem Eiswolf ab. „Wir sollten uns beeilen, haltet euch fest.“ „Fe?“ Kais Stimme riss mich aus den Gedanken und ich drehte mich zu ihm um. „Weißt du überhaupt was ein Bit beast ist?“ „Äh...ein Geist.“ Dranzer lachte. „Ja, das hast du schon ganz richtig erfasst aber ich glaube dein Freund meint etwas anderes.“ Kai nickte. „Wenn du ihn...“ Er senkte die Stimme als ob der Phönix ihn dann nicht hören könnte. „in einen Bit chip kriegst und den in deinen Blade steckst könntest du die stärkste Bladerin der schule werden.“ „Ach ja?“ Dranzer schwieg und Kai schien das Thema plötzlich auch fallen gelassen zu haben denn sein Blick schweifte über den Wald zur Abtei die vor uns in den Himmel ragte. „Da sind wir.“ Wir setzten zu Landung an, stiegen ab und noch bevor ich mich rihtig bedanken konnte löste sich Dranzer in Flammen auf. „Er ist weg.“ „Das ist auch besser so, komm, wir werden ein bisschen Schlaf brauchen, Morgen gibt’s sicher ne Standpauke.“ Mit diesen Worten öffnete er die Tür und ging vorraus. Ich dagegen warf noch einmal einen letzten Blick auf den finsteren Wald der hinter uns lag, der Eiswolf hatte mich fasziniert und er erinnerte mich an jemanden. Kapitel 6: schwarz, schwärzer, Black Dranzer -------------------------------------------- Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert, mir tat alles weh und außerdem hatte ich mir auf der Flucht vor Kai so viele Schrammen zugezogen das man fast denken könnte ich hätte wirklich mit einem Wolf gekämpft. Wenn ich nicht so zierlich wäre hätte ich das vielleicht sogar als Ausrede benutzt aber so würde mir das wohl kaum jemand abkaufen. Kai stand natürlich auch heute vor meiner Tür und wartete genauso gelangweilt wie immer. „Hey.“ Er wandte den Blick von der gegenüberliegenden Wand ab und musterte mich von oben bis unten. „Du sahst gestern im dunkeln eindeutig besser aus.“ Als wäre er nur gekommen um das zu sagen stieß er sich von der Wand ab an der er gelehnt hatte und schlenderte den Gang hinunter. „Sehr freundlich, gut zu wissen das du immer noch genau so ein Idiot bist wie vorher, ich dachte gestern schon das du NETT wirst.“ „Ich wüsste wirklich nicht warum ich zu einer wie dir nett sein sollte, du bist schlimmer als die Fans unseres möchtegern Anführers.“ „Sag mal, hasst du mich eigentlich weil du mich nicht leiden kannst oder weil Tala nett zu mir war?“ „Halt die Klappe und lauf Vogelmädchen.“ „Wie bitte!? Du spinnst wohl, ich bin kein Vogelmädchen!“ „Tse...“ Wir kamen in der Trainingshalle an und waren schon jetzt beide so genervt voneinander das ich glaubte Kai würde gleich wieder davon rauschen aber selbst wenn er das vorgehabt hätte wäre ihm das warscheinlich nicht gelungen denn Boris steuerte mit langen Schritten und einer wütenden Grimasse auf uns zu. „Da sind ja die beiden Rumtreiber. Wo zum Teufel habt ihr zwei denn bitte gestern Nacht gesteckt!?“ Er packte den völlig überraschten Kai am Kragen seines Trainingsanzuges und schleifte ihn mit sich in Richtung Ausgang. „Gerade du solltest die Regeln doch eigentlich kennen Kai.“ Alle im Raum sahen den beiden so betreten nach das ich plötzlich tatsächlich Angst um diesen Vollidioten hatte. Was passierte wenn man die Regeln nicht befolgte? Ich sah wie Kai die Zähne zusammenbiss, er verriet mich nicht. „Mo..moment Herr Boris...Sir...“ Stotterte ich und stolperte den beiden hinterher. Boris blieb überrascht stehen und Kai schüttelte energisch den Kopf doch ich hatte einen Entschluss gefasst und würde sicher nicht zulassen das Kai wegen mit bestraft werden würde. „Er ist wegen mir in den Wald zurückgekommen...ich...ich hab mich verlaufen.“ Schweigen. Alle Blicke lagen auf mir und wanderten schließlich neugierig zu Boris der Kai losließ und auf mich zukam. Er baute sich bedrohlich vor mir auf und streckte die Hand nach mir aus als würde er mir gleich eine Ohrfeige verpassen. Ich kniff erschrocken die Augen zusammen. Plötzlich spürte ich wie er mir den Kopf tätschelte und seufzte. „Das ist natürlich was anderes, aber trotzdem trifft dich keine Schuld. Kai hätte besser auf dich aufpassen müssen.“ „Was?“ Völlig perplex starrte ich ihn an als wäre er verrückt, dann wanderte mein Blick zu Kai, der sah ebenfalls überrascht aus. „Also gut, da wir das nun geklärt haben können wir ja zu wichtigeren Themen übergehen.“ Wandte sich unser Lehrer jetzt wieder an alle. „Die Forscher unserer Abtei haben ein erstaunliches Meisterwerk vollbracht welches ich euch nun vorführen möchte, also passt gut auf.“ Er trat zur Seite, hinter ihm stand eine riesige Bowl und als er in die Hände klatschte wurde eine Maschine vorgefahren an der ein tiefschwarzer Blade befestigt war. Boris nickte einem seiner Mitarbeiter zu, dieser startete die Maschine und eine sekunde später krachte der Blade nur so in die Arena. Ein paar von den älteren Schülern hatte sich bereits neben dem Schauspiel platziert und starteten nun ebenfalls ihre Blades. Fünf gegen einer, wie feige. Ich spürte schon Mitleid für den schwarzen Beyblade in mir aufkeimen als die plötzlich eine Frontaldrehung machte und direkt auf die gegnerischen Blades zusteuerte. Innerhalb von wenigen Sekunden schrammten sie aneinender vorbei und kurz darauf flogen alle fünf Blades fast gleichzeitig aus der Bowl und zerfielen in ihre Einzelteile. Alle starrten ungläubig auf den sich noch immer drehenden Kreisel als in mir eine ungeheure Übelkeit aufstieg. „...zurück...“ Kam Dranzers leise Stimme von irgendwoher. Ich trat ein paar Schritte zurück und spürte sofort wie es mir langsam besser ging. „Kai...irgendwas stimmt hier...“ Ich drehte meinen Kopf zu ihm und erstarrte. Seine Augen glühten flammend rot und er starrte völlig hypnotisiert auf den Blade als würde er sich gleich auf ihn stürzen und mit ihm abhauen. „Kai?“ Er zuckte zusammen und drehte mürrisch den Kopf zu mir. „WAS?“ „...nichts...entschuldige.“ Er wandte den Blick wieder von mir ab. Boris hatte den Blade währenddessen hochgehoben und kam zu meiner Überraschung direkt auf mich zu, blieb vor mir stehen und hielt ihn mir hin. „Darf ich vorstellen, Black Dranzer.“ Sofort kehrte die Übelkeit zurück und ich schwankte bedenklich. „Black...Dranzer?“ „Ja. Ein Bit Beast, es wird deine Kraft um ein vielfaches verstärken. Magst du ihn nicht nehmen?“ Zögernd streckte ich die Hand aus, Kai starrte mich so wütend an das ich fast erschrocken zurückgezuckt wäre und wieder hallte Dranzers Stimme in meinem Kopf, wie ein Echo. „Nicht! Geh weg von ihm!“ Schnell zog ich meine zitternde Hand zurück. „Ähm...ich glaube nicht das ich gut genug bin um ihn zu kontrollieren.“ Boris zuckte mit den Schultern und steckte den Blade in eine Manteltasche. „Noch nicht....“ meinte er dann nur verschwörerisch und ging aus dem Raum. Der Rest des Tages verlief ruhig, Kai trainierte ohne zu murren mit mir und stritt sich fast die ganze Zeit mit Tala wie man meine Haltung beim Starten verbessern könnte. Ich lernte langsam wie ich mit Dranzer kommunizieren konnte und tat das auch ausgiebig. Was sollte ich auch sonst machen wenn meine beiden Lehrer sich mal wieder zankten wie kleine Mädchen. „Hey Dranzer, du musst doch wissen welche Haltung die beste für mich ist. Also was meinst du?“ „Hm..an deiner Stelle würde ich mich an Kai halten. Tala ist zwar ein sehr guter Blader aber er ist ein andere Typ als du.“ „Wie meinst du das?“ „Schwer zu erklären. Du bist einfach ein Phönix Typ, wie Kai. Ihr greift mit unheimlich viel Power an aber ihr überlegt auch bevor ihr etwas tut. Tala ist ein andere Typ von Blader, er ist hinterlistiger, umkreist seine Beute wie ein Wolf und wartet bis sie geschwächt ist, verstehst du?“ „Ach so, also sind Kai und ich die gleichen Blader Typen?“ „So kann man es sagen.“ Ich stand auf und ging zu den Streithähnen hinüber. „Sie muss viel mehr in die Knie gehen, dann hällt ihr Blade auch länger dirch!“ „Sie soll nicht lange durchhalten sondern den Gegner möglichst schnell besiegen.“ „Wenn ihr vorher der Spinn ausgeht nützt ihr das aber auch nichts Kai.“ „Hey ihr beiden, ich glaub es ist besser wenn ich nur einen Lehrer habe, dann kommen wir vielleicht auch mal zum trainieren.“ Tala grinste und nickte. „Da hast du vollkommen Recht.“ Schnell warf er Kai einen triumphierenden Blick zu und ich lachte. „Schön das wir uns einig sind, also los, komm Kai.“ „W...was?“ Völlig überrumpelt sah Tala erst von mir zu Kai und dann wieder zurück. „Du trainierst lieber mit ihm als mit mir? Er ist ein Verlierer!“ „Mag sein das du besser bist aber vom Blade stil passt Kai einfach besser zu mir.“ Tala knurrte noch etwas unverständliches vor sich hin, verzog sich dann aber an das andere Ende der Halle. Kai grinste. „Blade-stil, hm?“ „Siehst du das etwa anders als ich?“ „Ich würde alles tun um diesem Hirnie mal eins reinzuwürgen also....sagen wir einfach mal du hast recht.“ „Was ich natürlich in wirklichkeit nicht habe.“ Stimmte ich zu und stellte mich vor die Bowl. „Fertig? 3...2...1..let it rip!“ Es wurde Dunkel und die Stunden vergingen weiter. Spät abends hatte ich es mir auf meinem Bett gemütlich gemacht und starrte an die Decke. „Dranzer.“ Sofort sprühten direkt vor mir die Flammen und der Phönix erschien vor mir. „Du hast gerufen?“ „Wow, es funktioniert wirklich!“ „Natürlich, ich sage doch ich bin zu deinem Schutz da, also was möchtest du?“ „Naja, es ist wegen Black Dranzer. Ist er...“ „Er ist ein Teil von mir, ja. Ich weiß nicht wie aber Boris muss ein Ebenbild von mir geschaffen haben, nur viel...dunkler und böser.“ „Warum wurde mir so schlecht in seiner Nähe?“ Weil du mit mir verbunden bist und somit auch mit ihm. Dein Körper spürt automatisch die Gefahr, die Wut und den Hass der von ihm ausgeht und warnt dich.“ „Warum gerade ich? Warum bin ich mit dir verbunden.“ „Es ist zu früh um dir das zu erzählen, ich werde später...“ Er stockte und hob den eleganten Kopf. „Was ist?“ „Dein kleiner Freund Kai ist gerade im Begriff einen großen Fehler zu machen. Schnell! Geh in die Trainingshalle, da ist eine Tür zu einem Nebenraum durch die Boris heute Mittag verschwunden ist. Erinnerst du dich?“ „Ja.“ Ich sprang aus dem Bett und rannte so schnell ich konnte zum Trainingsraum, Dranzer hatte sich aufgelöst und navigierte mich nur noch in meinem Kopf. „Da vorn ist die Tür, geh hindurch aber vorsichtig und leise das er dich nicht hört.“ Ich tat was er verlangte doch als ich eintrat erstarrte ich wie beim Training zuvor als ich sah wie Kai den Blade angestarrt hatte. Black Dranzer lag wie eine Trophähe auf einem Sockel und wurde von Ketten umschlossen als könnte er jederzeit ausbrechen. Ein schwarzes Licht ging von dem Blade aus und in dem Licht erstrahlte ein schwarzer Phönix. Kai stand direkt vor ihm und streckte die Hand nach dem Blade aus. Mir wurde übel, schlimmer als je zuvor. Ich hielt mich würgend am Türrahmen fest und sah erschrocken zu wie Kai eine Hand auf den Blade legte, dieser erstrahlte und aus irgendeinem Grund wusste ich was passieren würde und schrie so laut ich konnte. „KAI! Tu es nicht!“ Kapitel 7: Vielleicht mag ich dich doch.. ----------------------------------------- Er stoppte tatsächlich und drehte sich ruckartig zu mir um. Black schrie empört auf doch Kai schien das nicht zu hören. „Er hört es auch nicht, nur du kannst die Bit beast auch außerhalb des Kampfes sehen und hören.“ Das war Dranzer. „Was soll ich tun?“ „Lenk ihn ab, es ist nicht einfach jemanden aus Black Dranzers Bann zu befreien.“ „Was willst du?“ So gereizt hatte ich Kai selten gesehen, kalt und gleichgültig ja, aber nicht gereizt. „Du darfst dir Black Dranzer nicht nehmen, er ist gefährlich!“ Versuchte ich zu erklären doch ich sah an Kais wütendem gesichtsausdruck das er nicht mit sich reden lassen würde. „Von wegen gefährlich, du willst ihn doch bloß für dich selbst haben!“ „Was? Wieso sollte ich, ich habe Dranzer und das Original ist immer besser als eine Fälschung.“ „Aber Black Dranzer ist viel mächtiger als dein kleines Vögelchen.“ „Kai! Verdammt! Jetzt lass die Finger von dem Vieh und komm mit mir zurück, du wirst uns noch alle...“ Blitzschnell hatte er sich wieder umgedreht und nach dem Blade gegriffen. Dieser strahlte ein gleißendes weißes Licht aus sodass Kai die Augen zusammenkneifen musste und gezwungen war den Blade fallen zu lassen. „...in die Luft sprengen...“ Ich wusste kaum was ich tat, ich spürte nur noch das ich nach Kai gegriffen und ihn zurückgezogen hatte. Im nächsten Moment gab Black einen Ohrenbetäubenden Knall von sich und wir wurden von einer Druckwelle erfasst die uns beinahe gegen eine Wand geschleudert hätte wenn ich nicht im letzten Moment noch Dranzer gerufen hätte der sich schützend vor uns warf. Ich spürte kalten Boden unter mir und noch etwas anders...etwas nasses, doch dann entglitt mir mein Bewusstsein und ich fiel in tiefe Dunkelheit. „Feliziti Crowd.“ Die tiefe raue Stimme klang gefährlich und spöttisch, ich wollte weg hier doch ich schwebte wie schwerelos, alles um mich herum war schwarz. Jemand lachte, es schallte, ich musste mich also in einem großen Raum befinden. „Falsch....ganz falsch. Es ist kein Raum, es ist die endlose Finsternis in der ich lebe, hier gibt es kein Ende und kein Anfang.“ „Wer...bist du?“ Ich drehte mich schwerfällig herum, mein Kopf schmerzte und ich fühlte mich träge und müde. „Du kennst mich, sieh mich an.“ Ich starrte angestrengt in die Dunkelheit und plötzlich tauchte vor mir ein Junge auf. Er war älter als ich, sicher 17 oder sogar 18, wie die älteren Schüler der Abtei. Sein Haar war Pechschwarz und zu einem langen Zopf zusammengebunden, seine bleiche Haut strahlte im Gegensatz dazu richtig. Mit blutroten, strahlenden Augen betrachtete er mich und kam einen Schritt auf mich zu. Mir wurde übel. „Black..Dranzer.“ Keuchte ich und wich mit einer ungelenken Bewegung zurück. „Na endlich hats klick gemacht, du bist ja echt schwer von Begriff Prinzessin.“ „Prinzessin?“ Richtig, auch Dranzer hatte mich damals so genannt. „Hm? Du weißt es noch nicht? Nun gut, dein ach so toller flammender Beschützer wird es dir schon noch erzählen aber erstmal solltest du von hier abhauen.“ „Aber..ich dachte du hast mich hergebracht.“ „Falsch Prinzesschen, ihr seid ohnmächtig geworden und wurdet von der Druckwelle direkt hierher katapultier, ich hatte damit gar nichts zu tun.“ „Und wieso hast du uns beinahe in die Luft gesprengt?“ Wut stieg in mir auf, was fiel diesem komischen Typ eigentlich ein? Erst nahm er beinahe Kai in besitz und dann brachte er uns fast um. „Dummchen!“ Ich hörte die tiefe Verachtung in seiner Stimme, als spuckte er mit Gift nach mir. „Ich war das nicht, ich wollte das dieser kleine schwächling mich befreit aber der Idiot hat die Sicherheitsvorkehrungen augelöst.“ „Kai ist weder ein Schwächling noch ein Idiot!“ Fauchte ich wütend zurück doch Black lachte nur verächtlich. „Ach nein wie süß, du nimmst ihn in Schutz? Da ist wohl jemand verknallt.“ Das Blut schoss in meine Wangen und ich schüttelte heftig den Kopf. „So ein Quatsch, ich sage nur die Wahrheit! Kai ist ein fantastischer Blader.“ „Falsch schätzchen.“ Plötzlich stand er vor mir und strich mir mit einer brennend heißen Hand über die Wange. „Er ist schwach aber du...“ Er hielt kurz inne, beugte sich soweit zu meinem Gesich vor das sich unsere Nasen fast berührten und schloss die Augen. Für einen Moment schien er in eine Art völlige Ruhe zu verfallen bis er die Augen wieder öffnete. „Du hast Macht kleine, und genau diese Macht will ich haben.“ Schnell wankte ich zurück. „Keine Sorge, noch nicht jetzt, es ist zu früh, aber später wirst du schon noch mir gehören. Jetzt geh. Ich will ja nicht das meine zukünftige Energiequelle stirbt.“ Er hob eine Hand in meine Richtung und sofort schlängelte sich ein dunkler Energiestrahl aus seinen Finger der mich einhüllte. Ich spürte wie ich schläfrig wurde, so lange bis mir die Augen zu fielen. „Fe?“ Kais Stimme war das erste was ich hörte als ich wieder zu Bewusstsein kam. „Kai?...Was ist passiert?“ Ich stöhnte, mein Kopf fühlte sich an als hätte jemand einen riesen Nagel hineingeschlagen. „Vorsicht, vorsicht, du bist mit dem Kopf ziemlich hart auf dem Boden aufgekommen.“ „Ach ja...Black, jetzt erinner ich mich.“ Ich schreckte auf und Kai wich erschrocken zurück. Er sah gesund aus, auch wenn er einen blauen Fleck auf dem Arm abbekommen hatte, trotzdem fragte ich vorsichtshalber nach. „Wie geht es dir?“ „Mir geht es gut, ...dank dir. Du hast mir das Leben gerettet. Es tut mir leid was ich gesagt habe, ich weiß nicht was mit mir los war.“ Er setzte ein hilfloses schiefes Grinsen auf und ich dachte wie so oft das er einfach unheimlich süß aussehen konnte wenn er sich nur ein bisschen anstrengte. Oha, wohl doch verknallt was? Erschrocken legte ich mir eine Hand auf den Kopf und sog scharf die Luft ein. Black? Dachte ich verwirrt und er antwortete prompt. Ganz genau süße, ich hoffe es macht dir nichts aus wenn ich es mir in deinem Körper ein bisschen gemütlich mache? Du könntest mir natürlich auch einen Blade besorgen, aber einen ordentlichen bitte, nicht so einen luschigen wie den von dem Bengel da. Kai sah mich an als wäre ich bekloppt weshalb ich schnell ebenfalls ein lächeln aufsetzte. „Schon gut Kai, ich weiß ja das es nicht an dir lag. Aber ich glaube ich brauche jetzt etwas Ruhe...wenn es dir nichts ausmacht?“ „Natürlich nicht.“ Er stand auf und ging zur Tür. Dort blieb er unsicher stehen und drehte sich nochmals zu mir um. „Danke...ich glaube, ich mag dich jetzt doch ein bisschen.“ Mit diesen Worten verschwand er und ich lehnte mich seufzend zurück in das Kissen. „Also was ist mit meinem Blade?“ Black hatte menschliche Gestalt angenommen und lehnte an der Wand mir gegenüber, zu meinem erstaunen stellte ich fest das einige seiner Charakterzüge denen von Kai glichen, seltsam. Trotzdem starrte ich wütend vor mich hin und schüttelte stur den Kopf. „Vergiss es, ich will nichts mit dir zu tun haben, verschwinde!“ „Das geht nicht, tut mir leid.“ „Wer´s glaubt, es kann doch nicht so schwer sein. Verwandel dich in den Phönix und flieg weg.“ „Ich sage doch es geht nicht.“ Seine Stimme klang gereizt doch plötzlich schwang sie in eine flehende zartheit um die mich völlig um den Verstand brachte. „Bitte Fe, lass mich bei dir bleiben, ich brauche dich.“ Ich spürte Dranzers Anwesenheit doch er sprach nicht zu mir, er wartete auf meine Reaktion. „Also gut...bleib, aber wehe du stellst was an!“ „Juhuu, danke Prinzessin.“ Übermenschlich schnell stand er neben mir, schwarze Federn regneten auf mein Bett als er sich vorbeugte und mir einen Kuss auf die Wange gab unter dem die Haut noch Minuten später ein brennendes Gefühl hinterließ. Dann verschwand er. Ich legte eine Hand auf meine brennende Haut und schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich versteh diesen Typ nicht.“ „Das musst du auch nicht, der ist völlig übergeschnappt und an deiner Stelle würde ich mich auch sonst möglichst von ihm fernhalten.“ Dranzer erschien vor mir, durch den Wind den er dadurch entfachte wirbelten blacks schwarze Federn um mich herum und ich schnappte mir mit einer schnellen Handbewegung eine von ihnen um sie zu betrachten. „Vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm...“ „Oh doch, ist er, der einzige Grund warum er so nett zu dir war, ist das er dich um den Finger wickeln will.“ Der Phönix schnappte nach der Feder und zeriss sie in kleine Stücke. „Lass die Finger von ihm Fe...ich bitte dich.“ Ich seufzte. „So nett war er ja nun auch wieder nicht zu mir, aber gut, ich will ja auch gar nichts mit ihm zu tun haben.“ Ich musste an Kai denken und setzte mich wieder auf. „Weißt du was mir aufgefallen ist Dranzer? Black benimmt sich in menschlicher Form manchmal fast genauso wie Kai. Weißt du wieso?“ Die schwarzen Augen des Phönix verengten sich doch schließlich schien er einem inneren Konflikt nachzugeben und nickte. „Ja...aber das ist eine lange Geschichte und ich weiß eigentlich nicht ob sie für Kinderohren geeignet ist.“ „Komm schon, ich wette ich hab schon schlimmeres erlebt und außerdem bin ich nicht so zart beseitet.“ „Also gut, wenn du meinst. Alles begann mit der Erfindung des ersten Beyblades, nein, eigentlich begann es schon davor...“ Kapitel 8: Der Fluch des Drachens --------------------------------- Es ist noch gar nicht so lang her, da gab es in einem Dorf eine Frau. Diese Frau hatte die Gabe die Geister der Natur zu sehen und zu verstehen, sie konnte mit ihnen Reden wie mit jedem anderen auch obwohl sie für den Rest der Menschheit unsichtbar waren. Sie sah Winddrachen, Phönixe, Riesenschildkröten, Geisterfüchse und noch viel mehr. Viele beteten sie als eine Art Gottheit an und ließen sie vom Dorfältesten heilig sprechen. Als sie starb waren alle zutiefst betrübt doch schon bald stellte sich heraus das die Gabe an ihre Tochter weitervererbt wurde und so ging es über Generationen hinweg. Erst als die Menschen aufhörten an Geister und ähnliches zu glauben verschwand auch die Gabe der Mädchen aus dieser Familie und sie wurden ganz normale Menschen. Schließlich wurden die Beyblades erfunden und so gut wie jedes Kind auf der Welt hatte einen. Die geister beobachteten dieses Schauspiel mit größtem Interesse und bemerkten schnell das dies mehr als ein Spiel wahr. Es war eine neue Generation und wenn sie es richtig anstellten würden sie endlich wieder von den Menschen beachtet werden und könnten mit ihnen friedlich zusammenleben, wie damals. Trotz aller Freude wusste niemand so richtig wie sie mit den Menschen in Kontakt treten sollten bis eine junger Phönix eines Tages einem Mädchen begegnete. Sie war Jung und hatte gerade ihren ersten Beyblade bekommen. Aus irgendeinem Grund fühlte sich der Phönix zu ihr hingezogen und er spürte das sie seine Anwesenheit wahrnahm. Eines Nachts erschien er ihr im Traum. Er sagte das er ihr helfen würde die beste Bladerin aller Zeiten zu werden wenn sie ihm als gegenleistung gestattete ihn in ihrem Blade wohnen zu lassen und ihm ihre Kräfte zu leihen. Sie überlegte nicht lang und willigte ein, schließlich war die Verlockung groß und der Preis scheinbar klein. Nach dieser Nacht wich der Phönix dem Mädchen, sie hieß übrigends Jana, nicht mehr von der Seite. Sie teilten alles und tatsächlich war Jana von da an schier unbesiegbar und wurde immer stärker. Auch viele andere Geister gingen einen Kompromiss mit einem zu ihnen passenden Menschen ein doch bei Jana und ihrem geliebten Phönix war es mehr als das. Du musst wissen das sich bit beast ihren Besitzer nicht aus einer Laune heraus aussuchen, sie nehmen immer jemanden der zu ihnen passt. Das ist es was ich damals versuchte dir zu erklären. Ein Phönix sucht sich einfach immer einen Phönix typen und wie ich dir schon sagte ist Kai einer deswegen ist er Black Dranzer so ähnlich. Auf jeden Fall fing der Phönix irgendwann an sich Jana in Menschengestalt zu zeigen, was das Band zwischen ihnen noch verstärkte. Eigentlich war das ja verboten aber die anderen Geister sahen wie glücklich Dranzer war und schwiegen. Du ahnst es sicher schon, als sie 17 Jahre alt war verliebte sich das Mädchen Hals über Kopf in ihren Phönix, zumindest glaubte sie das, in dem Alter kann man sich da ja nie so sicher sein. Als wäre das nicht schon schlimm genug ging der Phönix auch noch darauf ein und bestätigte so ihre Hoffnungen. Das erste Jahr in dem sie sich auf diese Weise annäherten ging das ganze sogar gut. Ich will ja nicht zu sehr ins Detail gehen, schließlich bist du glücklicherweise noch nicht in diesem Alter wo die Gefühle Achterbahn fahren. Nur so viel, wenn Menschen richtig verknallt sind haben sie ja schon das Gefühl das um sie herum ein Feuerwerk explodiert, wenn ein Mensch und ein Feuerphönix zusammen sind ist das noch mindestens Hundert mal schlimmer. Jeder Blick, jede Berührung, setzt Stromstöße frei und ein Kuss lässt dich innerlich verglühen, aber auf eine sehr...aufregende Weise. Ihr hat das natürlich unheimlich gefallen, sie hat ihn für seine Macht bewundert und er genoss die Bewunderung. Noch mal zwei Jahre später entstand aus der Beziehung der beiden ein Kind und obwohl es sicher nicht so geplant war fühlten sie sich wie eine glückliche Familie und waren zufrieden. Normalerweise wäre das ganze natürlich spätestens daran zerbrochen das er niemals älter werden würde, sie dagegen schon. Soweit kam es allerdings gar nicht erst denn der mächtige Anführer aller Geister, der heilige Winddrache, erfuhr von dem Kind und stellte den Phönix zur Rede. Dieser war allerdings wie alle Phönixe viel zu stur um seinen Fehler einzusehen. Dabei war ein Kind das mit der Macht des Feuers ausgestattet war wirklich alles andere als ungefährlich und natürlich würde es auch nicht einfach sein zwischen zwei Welten aufzuwachsen. Der Drache befahl dem Phönix seine Familie zu verlassen doch dieser weigerte sich. Erst als er drohte sein Kind zu töten gab der feuerphönix nach. Er wusste das der Anführer niemals leere Drohungen aussprach wenn es um das wohl der Welten ging. Drei Tage bekam er zugesagt die er damit verbringen konnte sich von seiner Familie zu verabschieden. Er wusste zwar das er wahrscheinlich nie wieder würde zurückkehren können doch er brachte es nicht übers Herz dies seiner liebsten zu sagen, stattdessen hielten beide an der Hoffnung fest sich bald wiederzusehen. Seiner Tochter machte er dafür ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk und zwar ein Medaillion das in der Sonne Kupferfarben glitzerte. Auf der Vorderseite war der Phönix in Menschengestalt abgebildet, die Rückseite zeigte ihn in der Gestalt des Phönix. Als er den anderen Geistern von seiner Idee erzählt hatte waren sie alle so gerührt von so viel Zuneigung gewesen das immer der stärkste jedes Elements das Schmuckstück segnete auf das diesem Mädchen kein Unheil zugefügt werden möge. Als letzter sprach natürlich auch der Phönix den Schutzzauber des Feuers aus, nur der Winddrache ließ sich zu so etwas nicht hinreißen. Egal ob nun aus wahrer Liebe oder jugendlichem Leichtsinn, nach dem verschwinden des Phönix wartete Jana jeden Tag und jede Nacht auf seine Rückkehr. Jahre zogen vorbei und die Tochter des Phönix wuchs wie selbstverständlich zwischen Menschen und Geistern gleichermaßen auf. Ihre Mutter war dagegen völlig ausgebrannt und stand den größten Teil des Tages völlig neben sich, zu groß war die Sehnsucht nach ihrem Phönix. Dieser beobachtete die beiden natürlich und es brach ihm fast das Herz sie so zu sehen. Alle paar Tage ging er zum Drachen und bat ihn darum das er zurückkehren dürfte doch dieser blieb hart. Als Jana schließlich schwer krank wurde hielt es der Phönix nicht länger aus und versuchte zu ihr zu gelangen. Der Drache stellte sich ihm in den Weg und drohte das er seine Familie ins Unglück stürzen würde doch das machte den verzweifelten Phönix nur noch rasender. Ein grässlicher Kampf erschütterte daraufhin die Geisterwelt. Auf der einen Seite der Feuerphönix der um das Leben seiner geliebten rang und auf der anderen der Winddrache der die Welten vor dem Chaos schützen wollte. Tatsächlich schaffte es der Phönix den Drachen zu besiegen, wenn er selbst auch mehr als angeschlagen, um nicht zu sagen halbtod, war. Gerade als er triumphierend mit seinen mächtigen, noch vom Kampf glühenden Flügeln schwang und sich langsam in die Luft erhob, ertönte die schwache Stimme des Drachen. Wütend hallte sie durch die heiligen Mauern und für diesen einen kurzen Moment schien die Welt den Atem anzuhalten. „Hör mich Verräter, ich schwöre dir, wenn du jetzt ans Krankenbett deiner Liebsten trittst wird ein Unglück geschehen das schlimmer ist als jeder Tod. Es wird ein Fluch sein der dich schmerzen wird als ob er dein Herz herausreißt und es in tausend kleine Stücke zerteilt.“ „Schweig, ich nehme jeden Schmerz auf mich wenn ich nur meine Jana retten kann.“ „Warte du Narr, komm zurück!“ Doch er hörte nicht und flog unbeirrt zu Jana die Leichenblass in ihrem Bett lag. „Jana! Bitte sag etwas, ich bin doch jetzt da!“ Sofort schlug sie ihre Mintgrünen Augen auf und strahlte ihn an. „Du bist endlich da mein liebster Phönix, ich habe dich so vermisst.“ Ihre Stimme schwankte bedenklich aber immerhin lächelte sie wieder und das war für den Phönix eine solche Erleichterung das er ihr ungestüm um den Hals fiel. „Um himmelswillen, du bist ja wirklich noch genau wie damals. Aber wie siehst du bloß aus? Überall Kratzer und Blut!“ „Das ist nichts, versprich mir nur schnell wieder gesund zu werden.“ „Ich verspreche es.“ Wie gern würde ich es hier enden lassen doch leider hat diese Geschichte kein Happy end. Jana stand schon bald wieder auf und ging zu ihrer Tochter, die überglücklich war sie wiederzuhaben. Der Phönix hielt sich erst im Schatten und traute sich nicht zu dem Mädchen das ihm inzwischen wie aus dem Gesicht geschnitten war. Als ihr Blick schließlich doch zu ihm wanderte hielt er die Luft an aus Angst vor ihrer Reaktion. Der kleine Blondschopf umfasste fest das Medaillion das um ihren Hals hing und ging auf ihn zu. „Papa!“ Sie fragte nicht denn sie spürte einfach das er ihr Vater war. Das Feuer das durch ihre beiden Körper loderte verband sie fester als jede Eisenkette und ein Blick genügte um festzustellen das sie die Flammen mindestens genausogut beherrschen können würde wie ihr stolzer Vater. Am selben Abend saßen die drei zusammen am Küchentisch ihres Hauses und lachten, aßen und tranken wie eine normale Familie. Einige Tage später hatte sich der Phönix eingelebt und verbrachte die meißte Zeit des Tages damit seiner Tochter die Kunst der Feuermagie beizubringen und sie stellte sich sogar recht geschickt. Nur in einen Phönix verwandeln konnte sie sich nicht aber das lag daran das man erst zu einem Bit Beast werden kann wenn man stirbt und von einem anderen Geist begleitet wurde. Was der Phönix nixht wusste war das der Winddrache dank ihm im sterben lag und es blieb nicht mehr viel Zeit. Eines Abends war es dann soweit. Die Geister kamen Massenweise heraus und versammelten sich um den Drachen bei seinem Ende zu begleiten. Der Phönix saß zur gleichen Zeit mit Jana vor dem Kaminfeuer und genoss sein neues Leben. Plötzlich hallte die Stimme des Drachen durch den Raum. „Zu...spät...“ Dann starb er und genau in dem Moment wo sich der Drache in leuchtende Sterne auflöste wurden die Augen des Phönix schwarz. Er stand auf, ging in die Küche, griff nach einem Messer und ging zu Jana zurück die ihn verwirrt aber völlig ohne Angst entgegenblickte. Noch ehe sie richtig begriff was geschah hatte er ihr das Messer ins Herz gestoßen und sie sackte ächzend in sich zusammen. Nicht mal ein Schrei war über ihre Lippen gekommen. Von einer Vorahnung geweckt stand nun auch seine völlig geschockte Tochter in der Tür und beobachtete das Blutbad. Der Phönix ging auf sie zu und erst als das von ihm angefertigte Medaillion einen Schutzwall aufbaute erwachte er aus seiner Trance. Er ließ das Messer fallen, sah Jana und konnte nicht fassen was er da getan hatte. Verzweifelt versuchte er sie mit seiner Kraft zurückzuholen oder wenigstens ihre Seele zu retten umsie zu einem Geist zu machen doch der Fluch des Drachens verhinderte dies. Er begriff das es keine Chance mehr für sie gab brach er in Tränen aus. Seine Tochter stand noch immer wie angewurzelt in der Tür doch als er auf sie zukam wich sie ängstlich zurück. Selbst als er beteuerte das er das nicht wollte und das er ihr sowas nie antun würde schüttelte sie nur weinend den Kopf und rannte in ihr Zimmer. Der Phönix war verzweifelt und hatte solche Angst das er seiner Tochter auch einmal so etwas antun könnte das er sich in einen Geist zurückverwandelte und sich selbst in eine kleine Schmuckschatulle verbannte. Ich hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und als Dranzer nun nicht mehr weitererzählte sah ich ihn lange schweigend an. „Dranzer?“ Fragte ich schließlich vorsichtig als könnte ich ihn mit jedem Wort verletzen. „Ja?“ „Warst du der Phönix und war die Familie...“ „Ja, Janas Tochter war deine Großmutter und der Fluch der auf ihnen lag liegt auch auf dir. In wen du dich auch immer verliebst, egal wie gutmütig er auch sein mag, irgendwann bringt er dich um, das war der Fluch des Drachens und ich bin auf ewig dazu verdammt das mit anzusehen.“ Kapitel 9: Ein neuer Partner ---------------------------- Das seltsame war, das der letzte Tag so toll, furchtbar oder interessant gewesen sein konnte wie er wollte. Jedes mal wenn ich hier in den Mauern der Abtei aufwachte fühlte ich mich wieder genauso schlecht wie zuvor. Dranzers Geschichte trug natürlich auch nicht unbedingt dazu bei das es mir besser ging aber ich war doch froh das er es mir erzählt hatte. Immerhin wusste ich jetzt warum meine Mutter sterben musste, was es zwar nicht besser aber erträglicher machte. Nachdem ich mich angezogen und meine Zähne geputzt hatte stand Black Dranzer zu meiner überraschung schon an der Tür und wartete ungeduldig auf mich. „Ist was?“ Fragteich verwirrt als er nach meiner Hand griff und mich wortlos zur Tür zog als wäre es völlig normal das ein Bit Beast in Menschenform in meinem Zimmer herumstolzierte. „Was ist fragst du? Ist doch wohl klar, es war extremst langweilig die ganze Zeit in meinem Blade zu hocken und zu warten das ich endlich befreit werde und jetzt bin ich natürlich heiß auf einen Kampf!“ „Aha. Und wer sagt das ich dich kämpfen lasse?“ „Du willst doch gewinnen oder?“ „Schon aber...“ „Siehst du, überlass das einfach mir, mit diesen Flaschen werde ich spielend fertig.“ Gerade als Black nach der Türklinke greifen wollte züngelten sich rote Flammen an seinem Handgelenk entlang sodass er fluchend zurückweichen musste. „Was denn alter?“ Dranzer erschien in seiner Phönixgestalt neben uns und taxierte seinen Artverwandten misstrauisch. „Nur falls du es vergessen haben solltest, ich bin ja wohl immer noch Fe´s Schutz bit beast. „Meinetwegen, dann schütz sie doch, ich will kämpfen.“ „Ja klar und du bist nich auf die Idee gekommen das es Boris auffallen könnte wenn sie plötzlich jeden Gegner in der Abtei fertig macht als hätte sie nie etwas anderes getan oder?“ „Sie lernt eben schnell, mein gott.“ „Vergiss es!“ Ich seufzte und verdrehte die Augen. Mit Kai und Tala hatte ich schon ständig Ärger und jetzt musste ich auch noch auf diese beiden Streithähne aufpassen. „Komm schon Dranzer, las Black doch seinen Spaß, immerhin war er wirklich ziemlich lange gefangen und wenn er mir was antun wollte hätte er es längst getan.“ Black nickte eifrig. „Genau, genau und außerdem weiß ich doch das du mich gleich killen würdest wenn ich ihr was tu.“ Dranzer sah nicht überzeugt aus. „Naja...wenn du es so willst Feliziti, aber versuch ihn lieber unter Kontrolle zu halten.“ Black hüpfte aufgeregte um uns herum. „Ich schwöre ich tu nur was du sagst Fe.“ „Also gut, wir können es ja mal versuchen.“ „Echt!? Danke Fe!“ „Damit wäre das geklärt, also auf zum Training! Komm Blacky.“ „Aye Aye, Sir.” Blacky salutierte und ich ging kichernd voraus, Dranzer folgte uns mit hängendem Kopf. „Morgen.“ Kai wartete wie immer vor der Tür und begrüßte mich mit einem Kopfnicken. „Morgen Kaichen.“ Erwiederte ich grinsend. „Kaichen....“ Er schien zwar nicht begeistert von seinem neuen Spitznamen war aber anscheinend auch froh das ich so gute Laune hatte denn er sagte nichts dazu und ging schweigend voraus, typisch Kai halt. Im Trainingsraum bat ich Boris um einen neuen Blade. Er war zwar sichtlich überrascht brachte mich aber dann in einen Raum wo alle Blades der Abtei aufbewahrt wurden. Er sagte noch schnell das ich mir jeden nehmen konnte den ich wollte, dann verschwand er wieder zu den anderen Schülern. „Also gut Blacky, welchen möchtest du?“ „Wow, was für ne Auswahl.“ Black ging durch die Regalreihen und begutachtete jeden einzelnen Blade aufs genaueste. „Also ich brauch auf jedenfall was mit Power, nich so´n Abwehr-Quatsch.“ „Es gibt viele gute Blader die nur auf Abwehr setzen.“ „Ach was, solamg man auch nur ein bisschen nachdenkt bevor man etwas tut ist Angriff immer noch die beste Verteidigung.“ „So was ähnliches hat Dranzer auch mal gesagt.“ „Oh Gott, vergleich mich bloß nicht mit dem, ich bin ein völlig anderes Kaliber, das wirst du gleich noch sehen kleine.“ „Was ist mit dem?“ Ich zog einen einen dunkelroten Blade mit ziemlich scharf aussehenden Zacken hervor. „Verschone mich.“ Er schüttelte den Kopf. Ich sah mich weiter um bis ich einen tiefschwarzen Blade fand der teilweise mit roten Linien überzogen war die aussahen wie Kratzer, auch er war mit Klingen ausgestattet die mit genug Kraft bestimmt jeden Blade zerfetzen konnten. Nachdenklich fuhr ich mit einem Finger über das Lack als Blacky auch schon hinter mir stand. „Hey nicht schlecht, du hast ein gutes Auge.“ „Willst du den?“ „Ja, ich denke der ist ganz passend.“ „Und jetzt?“ Fragend sah ich von ihm zum Blade und er lachte. „Pass gut auf und halt ihn schön fest.“ Er schloss die Augen. Sofort wurde sein Körper von einem schwarzen Licht erfasst und im nächsten Moment verlor er seine Form und wurde zu schwarzem Nebel der mit einer solchen Kraft in den Bit-chip des Blades schoss das es mich fast von den Füßen riss. Danach war alles still. „Black?“ Fragte ich vorsichtig. „Allzeit bereit zum Kampf.“ Schallte die Antwort sofort durch meinen Kopf und ich sah auf den Blade. Tatsächlich glänzte auf dem Bit-chip nun ein schwarzer angriffslustiger Phönix. „Cool ne? Du brauchst mich fürs erste nur starten, den Rest erledige ich schon und später kann ich dir vielleicht auch ein paar Tipps geben. Glaub mir, wenn es ums Kämpfen geht bin ich immer noch der beste Lehrer.“ „Bist du fertig Feliziti?“ Boris streckte seinen Kopf durch die Tür. „Öhm...ja, ich denke schon.“ Ich folgte ihm nach draußen und stellte mich an die Bowl an der Kai schon wartete. „Also gut, dann wollen wir mal.“ Füsterte ich und spürte sofort wie mich eine ungeheure Energie erfasste, das musste wohl von Black Dranzer kommen. „Fertig?“ Fragte Kai derweil und stellte sich auf. Ich nickte und tat es ihm gleich. „3...2...1...let it rip!” Mein Blade landete genau in der Mitte der Bowl und zu meiner Freude blieb er dort auch und drehte sich vollkommen konntrolliert auf der Stelle während der von Kai wie jeder andere seine Runden zog. „Wie machst du das denn?“ Fragte er staunend. „Ich weiß nicht, es geht einfach. Muss wohl am neuen Blade liegen.“ Log ich und grinste vor mich hin. In meinem Kopf konnte ich zur selben Zeit Blacks befreites Lachen hören. „Wow, das tut gut. Endlich mal wieder ein paar Blades zerdeppern.“ „Vergiss nicht, du tust was ich sage und du wirst Kais Blade nicht kaputt machen.“ Ich hörte wie er etwas vor sich hingrummelte doch als ich ihm den Befehl zum Angriff gab gehorchte er und fegte Kais Blade aus der Arena ohne ihn zu zerstören. „Kai sah ihm ziemlich verdattert nach.“ „Du bist...plötzlich so stark.“ Erst jetzt bemerkte ich das auch andere unseren Kampf beobachtet hatte. Tala starrte von der anderen Seite des Raumes mit einem seltsamen Blick den ich nicht deuten konnte zu uns herüber und Boris sah mehr als begeistert aus als er auf uns zukam. „Feliziti, das war ein hervorragender Kampf, ich bin wirklich begeistert, du solltest jetzt mit einem stärkeren Gegner trainieren.“ Ich sah wie Kai´s Miene sich verdüsterte und schüttelte den Kopf. „Ohne Kai´s hilfe hätte ich das nicht geschafft, er ist wirklich ein guter Lehrer und ich würde lieber mit ihm weitertrainieren.“ Boris wirkte zwar unentschlossen nickte aber schließlich und ließ uns in Ruhe. „Vielen danke auch...aber ich brauch kein Mitleid.“ Knurrte Kai und wollte schon aus dem Raum stürmen. „Warte!“ Ich sah mich kurz um, griff dann nach seinem Arm und zog ihn in den Flur. „Ich bin gar nicht so stark, das war Black Dranzer.“ „Du hast Black Dranzer?“ Der Schock der sich in seinem Gesicht ausbreitete gab mir fast schon wieder ein schlechtes Gewissen. „Naja, er hatte sich in meinem Körper eingenistet und...ähm...er ist gar nicht so schlimm.“ „Ach nein?“ „Nein! Er ist richtig nett...na ja, manchmal. Warte.“ Ich zog meinen neuen Blade hervor und sprach extra laut zu Black damit Kai mir auch glaubte. „Hey Blacky, kannst du machen das Kai dich auch sehen kann?“ „Wenn du das willst.“ Eine schwarze Flamme erschien neben mir und im nächsten Moment stand Black Dranzer wieder in seiner Menschlichen Form neben mir. Er ging auf Kai zu der noch immer durch ihn hindurch sah und legte seine Stirn an seine. Für einen Moment züngelte sich schwarze Flammen an dem Körper des Jungen hinauf doch kurz darauf verschwanden sie wieder und Kai taumelte erschrocken zurück. „We..wer...!?“ „Darf ich vorstellen? Black Dranzer als Mensch.“ „Hi Kai, tut mir leid wegen letztens, ich wollte eigentlich nur das du mich befreist, ich schwörs.“ „als...Mensch?“ Wiederholte Kai noch immer geschockt und starrte von dem Jungen zu mir. „ Jup, er hat gekämpft, nicht ich, verstehst du?“ Er nickte, wirkte aber plötzlich geknickt. „Na klasse, jetzt hast du ein bit beast und ich bin wieder die Niete der Abtei.“ „Hm...“ Ich überlegte einen Moment, er tat mir so leid, immerhin wusste ich das er unheimlich guter Blader sein konnte wenn man ihm nur die Chance geben würde. „Ich hab eine Idee.“ Sagte ich schließlich und er sah auf. „Hey Dranzer!“ Der Phönix erschien neben mir und schien zu ahnen was ich vorhatte.“ „Fe, denk nicht mal dran, ich bin dein Schutz bit beast.“ „Kannst du ja auch weiterhin sein aber es spricht doch nichts dagegen das du Kai auch ein bisschen unterstützt oder? Immerhin hast du doch gesagt er wäre auch ein Phönix Typ.“ „Ja schon...“ „Und ich hab gesehen wie ihr euch am Anfang angestarrt habt.“ Ich fuhr mit sanfterer Stimme fort und strich mit einer Hand sanft über Dranzers rotes Federkleid. „Du musst nicht für mich kämpfen wenn ich nicht der richtige Partner für dich bin.“ „Genau, immerhin hat sie ja jetzt mich und ich komm wunderbar mit ihr klar.“ Schaltete sich jetzt auch Blacky ein und wuschelte mir freundschaftlich durch das Haar. Dranzer warf ihm einen finsteren Blick zu. „Genau wegen dir will ich sie nicht allein lassen.“ „Kannst du aber!“ Versuchte ich die Situation zu retten. „Du hast doch gesehen das ich mit ihm klar komm und Kai braucht dich genauso wie ich dich.“ „...also gut, meinetwegen.“ Der Phönix seufzte und richtete seine klugen schwarzen augen auf Kai der noch ganz überwältigt von so vielen unglaublichen Dingen war. „Aber solltest du Kai nicht erst mal fragen ob er mich überhaupt will?“ Sofort lagen alle Blicke auf meinem Freund. Dieser klappte den Mund auf und zu, bekam aber keinen Ton heraus weshalb er einfach nur nickte. Black lachte. „Der ist noch ganz überwältigt, du hättest ihn nicht so überfallen sollen kleine.“ „Ach was, los Kai, hol mal deinen Blade raus.“ Kai gehorchte und Dranzer schloss die Augen. Dann geschah dasselbe was auch Black Dranzer mir vorgeführt hatte und eh wir uns versahen prankte auf Kai´s Bit-Chip der Feuerphönix. „Siehst du? Jetzt ist das ganze wieder ausgeglichen und wir können weitermachen.“ Kai nickte, steckte seinen Blade weg und viel mir doch tatsächlich um den Hals. „Ich danke dir Fe, ich weiß wirklich zu schätzen das du mir dein Bit Beast überlassen hast!“ „Ähm...schon ok, aber du musst dich nicht bedanken, es ist mir lieber wenn du der normale grummelige Kai bist den ich kenne. So viel Dankbarkeit ist mir bei dir schon wieder unangenehm.“ Wir gingen zurück in den Trainingsraum und ich spürte Talas eisigen Blick auf mir, ahnte er irgendwas? Ich schüttelte den Gedanken schnell wieder ab, er wusste ja warscheinlich gar nichts von den Bit Beast. „Also Kai, bereit für einen richtigen Kampf?“ Grinsen griff ich nach meinem neuen Starter den ich mir passend zum Blade ausgesucht hatte, Kai erwiderte mein Grinsen. „Aber immer doch, glaub nicht das ich es dir leicht mache.“ „Das will ich doch schwer hoffen. Black?“ „Ich hoffe es natürlich auch.“ Mit diesen Worten verschwand mein Bit Beast im Blade. Der dann enbrenndende Kampf zog die Aufmerksamkeit aller Schüler auf sich. Dranzer und Black schenkten sich nichts und keiner wollte aufgeben. Kai war natürlich viel erfahrener als ich und konnte fast von Anfang an mit dem Phönix umgehen. Am Ende fegte er Black sogar mit einer Feuersalve, die er feierlich auf den Namen Fire Arrow taufte, aus der Bowl. Black dachte sich sofort haufenweise Angriffskombinationen aus mit denen wir Dranzer das nächste Mal fertig machen würden und ich fühlte mich das erste Mal seit meiner Ankunft richtig wohl. Endlich hatte ich richtige Freunde. Kai, Dranzer, Black. Sie alle halfen mir, wir konnten zusammen lachen und selbst wenn wir gegeneinander kämpften schienen wir alle verbunden zu sein. „Nicht schlecht Kai, aber wie wir alle wissen findet ein blindes Huhn ja auch mal ein Korn nicht wahr?“ Tala war vorgetreten und hatte den Blick fest auf Kai gerichtet. Dieser grinste und legte den Kopf schief. „Wir können ja feststellen ob es nur Glück war, gleich hier und jetzt!“ „Da bin ich ganz deiner Meinung, immerhin solltest du nicht vergessen wo du hingehörst.“ Sie stellte sich auf, beide grinsten siegessicher. „Fe? Würdest du bitte?“ Wandte sich Tala schließlich freundlich an mich. „Ja...klar.“ Ich stellte mich an die Seite und hob den Arm. „Achtung Blader und 3...2...1...let it Rip!“ Mein Arm sauste nach unten, zur gleichen Zeit flogen die Blades in die Bowl und knallten schon im Flug so heftig aneinander das mir allein vom zuschauen die Luft wegblieb. „Los Dranzer!“ Ich konnte Kais anspannung sehen als er die Zähne zusammenbiss. Tala sah dagegen völlig entspannt aus und als Dranzer zum Angriff überging und seinen weißen Blade in die Enge trieb sah er sogar fats gelangweilt aus. „Du musst noch viel lernen.“ Sagte er schließlich und hob eine Hand. „Wolborg!“ Blendend weißes Licht strahlte aus seinem Beyblade und im nächsten Moment erschien der weiße Eiswolf den ich schon im Wald gesehen hatte. Also war Tala damals auch dagewesen? Ich hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, die Arena wurde von einem Eissturm erfasst und Dranzer flog in hohem Bogen aus der Bowl. Tala nahm seinen Wolborg, drehte sich um und ging. Ich sah ihm nach und ging dann langsam zu Kai. „Hey, tut mir leid.“ „Macht nichts.“ Erstaunt bemerkte ich das Kai noc immer grinste, er war gar nicht unglücklich wie ich gedacht hatte. „Er hat mich mit Wolborg überrascht aber jetzt habe ich auch ein Bit Beast und somit spielen wir in derselben Liga. Das nächste Mal bin ich auf seinen Wolf vorbereitet.“ Boris trat auf die Menschenmenge zu die sich um uns versammelt hatte und klatschte in die Hände. „Das wars für heute, schnell, euer Sportlehrer wartet sicher schon.“ Er wartete tatsächlich und hatte mal wieder ausgezeichnete Laune. „Heute ist ein wunderschöner Nachmittag voller Sonne deshalb werden wir...“ Ich stöhnte und betete still zu irgendeinem gnädigen Gott der mir das ersparte. „einen Lauf durch den Wald machen.“ Beendete der gut gebaute 40-Jährige und machte uns den Weg frei damit wir loslaufen konnten, was die anderen auch prompt ohne zu meckern taten. Ich trottete langsam hinterher und sah schon wie Tala ganz an der Spitze Vollgas gab. Der Sportlehrer ging fröhlich pfeifen einen Spazierweg entlang der eine Abkürzung zum Ziel war. „Na los, streng dich doch wenigstens ein bisschen an.“ Erschrocken drehte ich mich um. Hinter mir standen Kai und Black die bereits langsam hinter mir herjoggten. „Was...was macht ihr beide denn hier? Kai, ich dachte du willst Tala schlagen und Black...wieso machst du überhaupt Sport?“ „Na, irgendjemand muss ja aufpassen das du dich nicht verläufst!“ Antworteten beide gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen und ich musste doch tatsächlich Lachen. Dank Kais ständigen Sticheleien über mein durchhalte vermögen und das niemand der so lahm ist jemals eine gute Bladerin werden konnte entwickelte ich tatsächlich den nötigen Ehrgeiz um die gesamte Strecke durchzuhalten. Black sorgte dafür mit Witzen und kurzen Flugeinlagen gegen die Kai und ich gleichermaßen protestierten dafür das die gute Stimmung nicht verloren ging. Eine knappe Stunde später kamen wir schwer atmend am ziel an. Der Trainer war deutlich überrascht von meiner guten und Kais schlechten Leistung, Black verschwand völlig erledigt in seinem Blade und Kai meinte nur das ich vielleicht doch besser werden würde wenn ich so weitermachte. Ich wollte gerade etwas antworten als ich Tala ganz in der Nähe an einem Baum lehnen sah, Kai hatte ihn wohl nicht bemerkt. Als der Rothaarige mich und Kai sah nickte er mir kurz zu und ging dann alleine zurück zur Abtei. Als hätte er auf mich gewartet. Dachte ich verwundert und wandte mich wieder Kai zu, der seinen Feind nun auch entdeckt hatte und ihm ziemlich grimmig hinterherstierte. Kapitel 10: Die schönste Zeit des Lebens ---------------------------------------- Tage vergingen, Wochen, Monate, ich weiß nicht mehr genau was in der Zeit alles geschah aber eins weiß ich, das war die absolut schönste Zeit meines Lebens. Keine Sorgen, einfach nur mit Freunden zusammen sein und das Leben genießen. Kai und ich arbeiteten uns an die Spitze der Abtei und wurden nun von den Anderen genauso akzeptiert wie Tala. Wir bekamen neue Zimmer, die direkt nebeneinander und in der Nähe des Ausgangs lagen denn inzwischen konnten wir ein und aus gehen wie wir wollten. Wir hatten uns noch viele andere Privilegien erarbeitet aber der Ausgang war mit abstand das wichtigste. Ich liebte es mit Kai, Dranzer und Blacky einfach nur durch den Wald spazieren zu gehen bis die Sonne schließlich in dunklem Rot am Horizont hing. Wir waren unzertrennlich, wie Seelenverwandte. Dranzer und Kai hatten von Anfang an einen guten Draht zueinander gehabt und verstanden sich Blind, mit mir und Blacky war es genauso, es war als gehörten wir einfach zusammen. Die Trainingspartner mussten wir nun allerdings ab und zu doch wechseln denn Kai und ich waren so aufeinander abgestimmt das wir im Kampf eher ein Team bildeten als Gegner waren. Ich war jetzt 13 Jahre alt und fing zu Kais Leidwesen immer mehr an für Tala zu schwärmen, ja, die beiden waren immer noch Feinde aber immerhin hatten sie es aufgegeben sich gegenseitig zu bekämpfen, es hatte nämlich sowieso keinen Sinn mehr. Die beiden waren so stark geworden das sie eher die Arena in Schutt und Asche legten als das einer von ihnen unterlag. Ach ja, etwas aufregendes ist in der Zeit doch geschehen. Ich bin Wolborg begegnet. Ihr erinnert euch doch noch an Talas Eiswolf oder? Dranzer hatte mit ihm geredet und das Treffen eingefädelt. Ich muss sagen ich mag Wolborg, er ist eigentlich echt nett, etwas frostig vielleicht und Tala sehr ähnlich aber ansonsten haben wir uns super verstanden. Kai hat natürlich gleich wieder rumgemault das ich mich mit dem Feind einlasse aber ich konnte ihn dann doch davon überzeugen das Wolborg ja nichts dafür kann das Tala so gemein zu ihm ist. Apropos Tala, im Gegensatz zu damals hat er mich die letzten Jahre absolut ignoriert und kein Wort mehr mit mir gewechselt. Außerdem wird er von Boris jetzt ständig zu irgendwelche Turnieren geschickt. Kai und ich wollten auch einmal mit, aber Boris hat gesagt wir wären noch nicht soweit. Naja, alles andere was in der Zeit passierte wäre euch sicher zu langweilig deswegen überspringe ich das einfach und komme zu den Tagen, kurz bevor alles seinen unheilvollen Lauf nahm. „Fehe! Jetzt mach schnell, du weißt doch wie die anderen sich immer auf das Frühstück stürzen.“ Konzentriert schnürte ich meine fast Kniehohen Stiefel die ich mir vor Zwei Tagen von Boris aus dem Dorf hatte mitbringen lassen. Es hat zwar einige Überredungskünste gebraucht aber schließlich konnte ich ihm doch verklickern das ein Mädchen wie ich doch nicht in den hässlichen Trainingsklamotten der Abtei herumlaufen konnte. Als Besänftigung hab ich ihm sogar versprochen das er Gewichte in das schwarze Leder einarbeiten lassen kann, immerhin war seine größte Sorge ja immer das ich das Training schleifen ließ. Jetzt saß ich allerdings jeden Morgen an den Meterlangen Schnürsenkeln und versuchte sie so ordentlich wie möglich festzubinden, was gar nicht so leicht war. „Fe!“ „Ich komme ja schon!“ Rief ich genervt zurück und machte eine abschließende Schleife in die Schnürsenkel. Kai wartete wie jeden Morgen vor meiner Tür, betrachtete mich von oben bis unten und warf mir einen grimmigen Blick zu. „Ich wette du würdest nicht so viel Zeit brauchen wenn du darauf verzichten würdest dir jeden Morgen diesen Haufen Make-up ins Gesicht zu schmieren. Du sollst schließlich Bladen und nicht die nächste Schönheitskönigin werden.“ „Ich kann ja auch beides machen Mister Oberschlau, oder steht irgendwo geschrieben das Blader nicht auch gut aussehen dürfen?“ „Noch nicht, aber wenn du jeden Morgen deswegen zu spät kommst wird dafür bestimmt auch noch ein Gesetz erlassen.“ „Bla Bla...“ Wir kamen in den Speisesaal und Kai steuerte sofort auf den Tisch zu auf dem sich normalerweise das Essen stapelte, jetzt allerdings war er absolut leer. „Siehst du! Was hab ich gesagt, alles schon weg!“ „Tut mir ja leid, du hättest doch nicht warten müssen.“ Fauchte ich zurück und begnügte mich seufzend mit einem Glas Wasser und trockenem Toast. „Na wen haben wir denn da? Ist die Prinzessin mal wieder zu spät gekommen?“ Blacky stand breit grinsend neben uns und hielt triumphierend zwei Teller hoch auf denen Toast, Butter, Marmelade und andere Köstlichkeiten leuchteten. „Black! Du sollst so was doch nicht machen, wenn jemand die fliegenden Teller sieht denken die noch wir haben Gespenster!“ „Na und? Wär doch lustig und außerdem glaub ich das Boris mich sowieso sehen kann also was solls.“ „Kein Grund unser Glück herauszufordern mein lieblingsphönix.“ „Hach, ich liebe es wenn du mich so nennst.“ „Ich weiß und jetzt her mit dem Teller.“ „Wie sagt man?“ „Du bist mein Bit Beast also gehorche gefälligst!“ lachte ich und griff nach dem Teller doch Black wich grinsend aus. „Düüüt, falsche Antwort süße, versuchs noch mal.“ „Hmmm....ok, bitte?“ „Brav so prinzesschen.“ Er gab mir den einen Teller und Kai den anderen, dieser machte ein ziemlich finsteres Gesicht und zog seinen Blade heraus. „Hey Dranzer, wieso verwandelst du dich nie in einen Menschen?“ „Weil ich im Gegensatz zu ihm klug bin und die Gesetze befolge.“ Erklang die mir so vertraute Stimme. „Hey Alter, ich hab das gehört.“ Knurrte Black gleich zurück. Kai und ich setzten uns an einen leeren Tisch, um uns herum waren die anderen Schüler völlig ins Essen oder in ihre Gespräche versunken sodass sie unsere seltsamen Monologe glücklicherweise nicht mitbekamen. Da Black nichts Essen brauchte war das für ihn die Langweiligste Zeit des Tages und er verbrachte sie damit ständig irgendwelchen Unfug zu machen. Im Moment hatte er die Flügel ausgefahren und flog ein paar Zentimeter über unseren Köpfen im Kreis herum. „Black, lass das!” Fauchte ich zu ihm nach oben. „Du weißt doch wie nervös du mich damit machst.“ „Aber mir ist langweilig, ich will kämpfen.“ „Das willst du doch immer...“ Letzteres war Kais wahrheitsgemäßer Kommentar und ich nickte zustimmend. „Du solltest echt mal ne andere Beschäftigung finden als immer nur kämpfen, wie wäre es mit Zeichnen?“ Kai prustete los und verteilte beinahe die Cornflakes vor sich über dem Tisch. „Ja genau, oder schreib mal deine Lebensgeschichte auf.“ Fügte er immer noch lachend hinzu. „Haha...“ Black fand das ganze gar nicht lustig und verschwand beleidigt. Kai und ich grinsten uns über den Tisch hinweg an bis plötzlich eine Schar von Mädchen hereingestürmt kam. Kai stöhnte entsetzt. „Nicht der....“ Mitten in dieser gackernden kichernden Schar konnte ich den charmant lächelnden Tala ausmachen der sich gerade mit einem Mädchen unterhielt das vor Aufregung zu stottern begann. Ein paar Tische weiter räumten ein paar der anderen Hühner sofort ihren Tisch um ihrem Held platz zu machen und sogar etwas zu Essen hatten sie für ihn mitgenommen. Ich sah der Karawane nach und beobachtete wie Tala dankbar Lädchelnd zwischen den Mädchen platz nahm und wie zufällig die Hand des einen Mädchens berührte die daraufhin aussah als würde sie gleich umkippen vor Glück. „Was für dämliche Kühe...“ grummelte ich missmutig und stocherte in meinen eigenen Cornflakes herum. „“Oh oh...Eifersuchtsalarm.“ Kai verdrehte teathralisch die Augen und erntete dafür einen fiesen Blick von mir. „Schon gut, ich sag ja gar nichts mehr aber glaubst du nicht das diese dämliche Schwärmerei für Tala total unsinnig ist? Vor allem seit er dich ignoriert.“ „Hm...“ War alles was ich darauf erwiderte und Kai kannte mich gut genug um zu wissen das dieses Thema für mich beendet war, da konnte er genauso gut gegen eine Steinmauer reden. „Bist du fertig?“ Ich nickte und Kai stand auf um unsere Teller wegzubringen. „Du bist echt dämlich.“ Schallte Blacks Stimme plötzlich in meinem Kopf. „Wieso? Glaubst du auch das meine Schwärmerei für Tala dumm ist?“ „Dumm vielleicht nicht aber unnötig...“ „Wieso?“ Er antwortete nicht und ich schüttelte den Kopf. „Ihr könnt doch bloß alle Tala nicht leiden, dabei ist er so süß und echt unheimlich nett.“ „Woher willst du das wissen? Du hast die letzten Jahre kein Wort mit ihm gewechselt.“ Kai war zurück und schob seinen Stuhl an den Tisch. „Ich weiß es halt.“ „Du hoffst es wohl eher. Na komm, ich glaub du brauchst Beschäftigung, gehen wir trainieren.“ Wir gingen in den Sportraum. Im Moment war es Januar, also tiefster Winter und draußen war der Schnee so tief das uns der Trainier drinnen bleiben ließ. „Wenn du magst kannst du ja erst aufs Laufband gehen.“ Bot Kai gönnerhaft an und ich murrte leise vor mich hin während ich zum entsprechenden Gerät stöckelte. „Ähm...Fe?“ „Was denn noch?“ „Willst du wirklich in diesen Schuhen Sport machen?“ Er deutete auf meine Stiefel. Schnell zog ich sie aus und schlüpfte in meine Sportschuhe die ich in einer kleinen Sporttasche mitgenommen hatte. „Noch irgendwelche beschwerden?“ Kai zuckte mit den Achseln. „Nicht doch, nicht doch, leg ruhig los.“ Laufen, wie ich das hasste, aber es war immer noch besser als diese furchtbaren Geräte bei denen man endlos schwere Gewichte in die Höhe stemmte. Bei Kai mag das ja gut aussehen wenn er Muskeln aus Stahl bekam aber ich wollte mit sicherheit nicht aussehen wie ein Bodybuilder. Ich stellte also das Laufband auf eine langsame Anfangsgeschwindigkeit ein und schielte zu meinem Freund hinüber der von einem Mitarbeiter der Abtei gerade an ein sehr seltsam aussehendes Gerät angeschlossen wurde. Ich hasste so viele Kabel deswegen hatte ich mich immer geweigert es zu benutzen aber ihm schien das gar nichts auszumachen. Der Vorteil für mich war dabei das die Jungs immer ihre Sporthemden ausziehen mussten und manche von ihnen hatten selbst in unserem Alter schon eine richtige Modelfigur. Kai war trotz seines ständigem Trainingszwangs erstaunlich schlank geblieben, zwar ar der ansatz unübersehbarer Muskeln im Arm und Bauch bereich nicht zu übersehen aber trotzdem sah es bei ihm noch geradezu natürlich aus. Kai hob den Kopf und sah mich fragend an woraufhin ich sofort knallrot wurde und mich wieder aufs laufen konzentrierte. Wie konnte ich bloß so was denken? Immerhin war er mein bester Freund und außerdem war das ja fast so was wie fremdgehen, auch wenn ich noch nicht mit Tala zusammen war. Tala... Sofort vergaß ich den Zwischenfall mit Kai und meine Gedanken schweiften ab. Tala war ja nun wirklich auch nicht schlecht gebaut, schlank und zwart aber doch so...männlich. Ich seufzte schmachtend. „Boah Fe, langsam bereu ich es echt das ich mir mit dir einen Körper teile.“ „Black! Du sollst doch nicht immer in meinen Gedanken rumschnüffeln.“ „Tut mir ja leid aber es geht nicht anders und glaub mir, wenn du von irgendwelchen Typen träumst ist das für mich auch kein vergnügen.“ „Kannst dir ja einen neuen Körper suchen oder bleib einfach in deinem Blade, dafür hab ich ihn dir schließlich geholt.“ Seit Boris mich in den einen Beyblade eingesperrt hat habe ich eine richtige Phobie dagegen, das weißt du doch.“ „Jaja...“ Ich sah wie sich Black neben mir materialisierte und das Laufband auf eine höhere Geschwindigkeit stellte. „Und überhaupt, du sollst nicht träumen sondern laufen.“ Fügte er grinsend hinzu und beobachtete wie ich mit den Armen ruderte und fast das Gleichgewicht verlor. Eine Stunde später saßen Kai und ich völlig verschwitzt vor der Abtei und sahen auf den verschneiten Wald vor uns. Black und Dranzer umtänzelten sich Wehrendessen in Bit Beast Gestalt und kämpften spielerisch miteinander, wahrscheinlich hatten sie Langeweile, in letzter Zeit kamen sie nicht so oft zum Einsatz wie sie wollten. Kai reichte mir seine Wasserflasche. „Gehen wir heute wieder zum See?“ „Klar, der ist jetzt bestimmt gefroren.“ Ich trank einen Schluck und Kai zog sich seinen schwarzen Mantel an, den hatte ich für ihn aus einem Katalog ausgesucht. Er war Anfangs nicht sehr begeistert gewesen weil er mir unterstellte das ich ihn nur wie eine Puppe hübsch anziehen wollte, gut ich wollte seine Garderobe wirklich ein bisschen aufpeppen, aber nachdem ich ihm versichert hab das er auch wärmer war als unsere Sachen hatte er schließlich doch eingewilligt und siehe da, ich hatte recht, der Mantel war wunderbar warm und flauschig. „Dranzer, Blacky, wir gehen.“ Rief ich den beiden Phönixen zu die sofort voneinander abließen und über uns hinwegflogen. Bis zu unserem Stammplatz, einem kleinen See genau in der Mitte des Waldes, liefen wir eine halbe Stunde. Meistens schwiegen wir auf dem Weg weil wir einfach nur die Schönheit der Natur auf uns wirken ließen. Der See war tatsächlich gefroren. Kai und ich ließen uns am Rand in den Schnee fallen und sahen auf die glitzernde Eisfläche die sich vor uns erstreckte. „Schau mal da oben!“ Ich folgte Kais Blick zum Himmel und sah ein riesiges Flugzeug das wahrscheinlich gerade erst vom Flughafen gestartet war. „Was meinst du wo es hinfliegt?“ Erwiderte ich schon fast aus Reflex. Das war ein altes Spiel von uns seit wir diesen See entdeckt hatten, wir legten uns auf den Rücken und träumten uns in ferne Länder. Hauptsächlich ging es dabei natürlich um die Beyblade Meisterschaften und um Blader aus fernen Ländern. Was soll ich sagen, wir waren eben Beyblade verrückt. „Hm...ich sage Japan.“ Lachte Kai und legte sich auf den Rücken. „Was denkst du?“ Ich überlegte eine Weile. „Wie wäre es mit Frankreich? Da gibt es den Eifelturm.“ „Stimmt, oder Venedig mit den ganzen Wasserstraßen.“ „Oder Australien mit den süßen Koala Bären die wir letztens in dem einen Buch gesehen haben.“ Black flog über uns hinweg. „Ich bin für Brasilien mit den hübschen Samba Tänzerinnen.“ „Du kannst auch an nichts anderes denken oder Blacky?“ Rief ich zu ihm nach oben doch er schüttelte nur unschuldig den Kopf wärend er vor uns landete. „Warum sollte ich? Es liegt eben in meiner Natur.“ Dranzer landete neben ihm. „Hör auf den Kindern solchen Mist zu erzählen, am ende nehmen sie dich noch ernst.“ Black wollte nach ihm schnappen doch Dranzer hatte sich schon wieder in die Lüfte erhoben, Blacky folgte ihm. Plötzlich seufzte Kai neben mir. „Was ist Kaichen?“ „Ich hab die Nase voll davon hier eingesperrt zu sein, du nicht?“ „Hm...doch schon aber Boris wird uns nicht gehen lassen.“ Kai nickte, setzte sich auf und sah mich mit seinen durchdringenden violetten Augen an. „Ich würde abhauen wenn du mitkommst.“ Erschrocken weiteten sich meine Augen. „Abhauen?“ Er nickte. „Klar, einfach wegfliegen, irgendwo hin und dann arbeiten wir uns wieder hoch und erobern die Beyblade Welt, was denkst du?“ „Boris wird uns zurückholen.“ „Ach, vergess doch mal den Alten, der wird uns nicht kriegen.“ Ich war unschlüssig. Einerseits teilte ich Kais Meinung das es schrecklich war wie ein Tier in einem Zoo gehalten zu werden doch auf der anderen Seite hatte ich auch Angst das Boris uns zurückholen und trennen würde. Kais Blick lag noch immer auf mir. „Kommst du mit wenn ich gehe?“ Der Wind rauschte um uns herum und der Himmel war von der untergehenden Sonne in ein helles Rot getaucht. Irgendwo in der Ferne hörte ich Dranzer und Black die immer noch lachend miteinander rangen und vor uns glitzerte die vereiste Oberfläche des Sees. „Ja...natürlich würde ich mitkommen, ich kann mir ein Leben ohne dich in diesem Käfig nicht vorstellen.“ Sagte ich schließlich grinsend und Kai schenkte mir ein Lächeln das bei ihm immer noch seltenheitswert hatte. Den Rest des Abends verbrachten wir schweigend, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Kapitel 11: Ausbruchspläne -------------------------- Wir fingen an uns richtig in unsere Träume von der Freiheit reinzusteigern. Langsam schmolz der Schnee und an den Tagen wo wir draußen um die Abtei joggen durften beobachtete Kai mit erstaunlicher Konzentration den Wechsel der Wachen und die Höhe der Zäune. Er legte sich einen Plan zurecht nach dem wir vom See aus mit unsren Phönixen bis in die Nähe des Flughafens fliegen würden und von dort aus mit einer Maschine nach Europa. Die Tickets hatte Kai schon heimlich hinterlegen lassen als wir das letzte Mal mit Boris zum Einkaufen in der Stadt waren. Bevor wir unseren Plan jedoch in die Tat umsetzten hatten wir noch viel zu tun. Oder besser, ich hatte viel zu tun. Erstens musste ich so unbemerkt wie irgendwie möglich einen Koffer packen und zweitens war da ja noch Tala. Ich wollte auf keinen Fall gehen ohne mich von ihm zu verabschieden, egal wie sehr er mich ignorierte. Dieses Vorhaben setzte ich am Tag vor unserem Abflug ich die Tat um. Schon am Morgen war ich total aufgeregt und beobachtete Tala wie er mit seiner Mädchenschar zum Frühstück kam. Zappelig wartete ich darauf das er alleine war und das kam nicht oft vor. „Willst du das wirklich tun Fe? Das gefährdet unseren Plan.“ Black wusste natürlich wie immer was ich vorhatte und äußerte seine Bedenken. „Ich weiß, aber ich will nicht verschwinden ohne ihn ein letztes Mal sprechen zu hören.“ Mein treuer Phönix schwieg eine Weile ehe er leise antwortete. „Du magst ihn wirklich sehr oder?“ „Ja.“ „Also gut, ich lass euch dann allein wenn es soweit ist.“ „Danke Black, dafür gibt es heute Abend auch extra Streicheleinheiten.“ Er lachte und schlang von hinten die Arme um mich. „Es reicht mir schon das ich weiß das du glücklich bist. Am Anfang warst du ja mehr ein Mittel zum Zweck aber inzwischen mag ich dich wirklich gern, weißt du.“ „Oho, der supertolle Black Dranzer wird sentimental, na wenn das mal kein schlechtes Zeichen ist.“ „Sag das nicht, ich will gar nicht dran denken was bei eurem verrückten Plan alles schief gehen kann.“ „Sei doch nicht so pessimistisch.“ Er schüttelte den Kopf und verschwand. „Deine Chance kleines.“ Tatsächlich hatte sich Tala von den Mädchen verabschiedet und war gerade dabei den Raum zu verlassen. „Beeil dich, ich bleib bei Kai und Dranzer.“ Blitzschnell sprang ich auf, warf Black noch ein strahlendes Lächeln zu und rannte im nächsten Moment wie eine besessene zur Tür. Tala war schon weg aber ich hörte wie die schwere Eisentür der Abtei ins schloss fiel und folgte ihm. Draußen war es ziemlich finster und bewölkt, genau das Wetter das einem völlig die Stimmung versauen konnte. Verwirrt sah ich mich um, wo war Tala bloß hingegangen? Plötzlich leuchtete vor mir im Wald etwas auf und ich rannte auf das Licht zu. Ich musste erst ein paar Meter in den Wald bis ich schließlich Wolborg vor mir sah und nicht nur ihn, Talas Blade raste direkt auf mich zu. Im letzten Moment drehte er ab und der große Wolf landete direkt vor mir elegant auf seinen Pfoten. „Das hätte ziemlich schief gehen können, wo ist dein kleiner Beschützer wenn man ihn braucht?“ Seine tiefe Stimme grollte durch die Lichtung und ich zuckte erschrocken zusammen. „Ich hab ihm gesagt er soll dieses Mal nicht mitkommen.“ Gab ich trotzdem patzig zurück. „Aber ich hab jetzt auch keine Zeit für dich Wolborg, wo ist Tala?“ Der Wolf trat zur Seite und hinter ihm stand vom wenigen Licht erhellt Tala Ivanov. Er sah mir mit kalten Eisblauen Augen entgegen sodass mein Herz gleich wieder mehrere Takte schneller schlug. „Hallo...Tala.“ Brachte ich angestrengt hervor und zwang mich zu einem Lächeln. „Lange nicht gesehen Fe.“ Gab er zurück und nickte Wolborg leicht zu woraufhin das Bit Beast sofort in seinem Blade verschwand. „Also...“ wandte er sich nun wieder an mich. „Was willst du hier? Wir wissen doch wohl beide wie gefährlich es ist allein an solchen Tagen im Wald herumzuspazieren.“ „Das musst du gerade sagen.“ „Ich war nicht allein, du hättest deinen Phönix mitnehmen sollen.“ Angespannt vergrub ich die Zähne in meiner Unterlippe, er war irgendwie anders als damals, kälter, gefühlsloser. Es war fast als hätte er in der Abtei die ganze Zeit eine freundliche Maske getragen die er hier fallen ließ. „Ich wollte mich nur verabschieden.“ Das schien ihn zu verwirren, er zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ich werde gehen.“ Fuhr ich fort und wartete auf irgendeine Reaktion von seiner Seite. „Mit ihm?“ Sein angewiderter Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran das er mit ihm, Kai meinte also nickte ich. „Verstehe, nett das du mir das sagst, auch wenn ich nicht weiß warum.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging die Lichtung entlang. Das war ein ziemlich heftiger Schlag in die Magengrube und ich musste mich doch tatsächlich zusammenreißen um nicht gleich loszuheulen. Ich konnte mich doch nicht wirklich so in ihm getäuscht haben. „Warte!“ Er blieb tatsächlich stehen, drehte sich aber nicht um. „Was denn noch?“ Knurrte er stattdessen. „Was ist los mit dir? Früher warst du doch total anders, kannst du nicht einfach irgendwas sagen? Meinetwegen sag das, dass eine dumme Idee ist oder das Kai ein Vollidiot ist und wir sicher gleich wieder eingefangen werden aber sag irgendwas!“ Jetzt hatte meine Stimme wirklich einen weinerlichen Ton angenommen und ich holte erst mal tief Luft um wieder runterzukommen. „Nein...“ „Was?“ Überrascht sah ich auf. Er hatte mir noch immer den Rücken zugedreht. „Ich denke...“ Fuhr er zögernd fort. „Es ist richtig so, ihr solltet gehen, vor allem du.“ „Wie meinst du das?“ „Wenn Kai bliebe wäre das nicht so schlimm aber bei dir ist das was anderes...Boris hat was mit dir vor, er plant schon richtig deine Zukunft.“ Ich ging langsam auf ihn zu und als ich schließlich direkt hinter ihm stand drehte er sich zu mir um. Ich konnte den Schmerz und auch die Unentschlossenheit in seinem Gesicht sehen und ich wusste das irgendwas ganz und gar nicht stimmte. „Du solltest gehen, je schneller du verschwindest desto besser.“ Jetzt ging er wirklich und ließ mich zurück. Eine halbe Stunde später war ich zurück, verwirrter als je zuvor schloss ich mich mit einem ziemlich unwohlen Gefühl in mein Zimmer ein. Das hielt Blacky natürlich nicht davon ab trotzdem rein zukommen während Kai und Dranzer geduldig vor dem Zimmer warteten. „Hey kleine, was ist denn los?“ Ich musste wohl wirklich ziemlich geschockt aussehen denn er ließ sich sofort neben mich aufs Bett fallen und legte mir eine Hand auf die Stirn. Ich schüttelte stumm den Kopf woraufhin mein Phönix aufstand und Kai hereinließ der sich sofort neben mich setzte und besorgt den Kopf schüttelte. „Sag schon was los ist Fe, ist er doch nicht so toll wie du dachtest?“ Ich schüttelte stumm den Kopf. „War das jetzt ein Ja, er ist furchtbar oder nein er ist wunderbar?“ Sein schiefes Grinsen steckte tatsächlich an und ich fühlte mich gleich viel besser. „Es...hat nichts mit ihm zu tun, eher damit was er gesagt hat.“ Kai knurrte wütend. „So wie ich ihn kenne hat er wieder nur Mist erzählt.“ Ich schüttelte wieder heftig den Kopf. „Er hat gesagt ich soll so schnell wie möglich verschwinden und das Boris... was mit mir vorhat.“ „Ach was, der erzählt doch viel wenn der Tag lang ist, wahrscheinlich will er dir nur Angst machen der Idiot.“ „Ich weiß nicht...“ „Komm schon Fe, wir sind so kurz vor dem Ziel, jetzt lass dich doch nicht von dem runterziehen.“ Ich seufzte, nickte aber dann. „Du hast Recht, ich werde mir mit Sicherheit nicht von ihm meinen Start in die Freiheit versauen lassen!“ „So ist es richtig und Morgen sind wir so was von frei das wir glauben wir könnten fliegen!“ Dranzer räusperte sich und Kai korrigierte seine Aussage. „Ich meine, als könnten wir auch ohne Bit Beast fliegen.“ Jetzt hatten sie es wirklich geschafft, ich lag auf meinem Bett und konnte nicht mehr vor lachen. Kai und die beiden Phönixe sahen mich ziemlich verständnislos an, beschlossen aber das ich ihnen lachend lieber war als heulend und verließen schließlich erleichtert das Zimmer. Zwar hatten sie meine Zweifel nicht zerstreuen können aber ich fühlte mich in jedem Fall besser und das war doch schon mal ein Anfang. Was Tala betraf würde ich wohl damit leben müssen das er nicht der supertolle Typ war den ich immer vor mir gesehen hatte wenn wir trainierten und als ich in dieser Nacht schlief träumte ich nicht von ihm, sondern von China, Australien und den USA. Kapitel 12: Zwei neue leben --------------------------- Am nächsten Morgen weckte mich Blacky, natürlich nicht wie ein Mensch, das tat er nie, sondern er besuchte mich im Traum. Das war der Nachteil davon einem Bit Beast zu gestatten in den eigenen Körper eindringen zu dürfen, er konnte in deinen Träumen herumgeistern und das konnte auf Dauer recht nervig sein. Heute aber war mir sein Besuch ganz Recht. „Guten Morgen, es wird Zeit aufzustehen Schlafmütze.“ „Morgen Blacky.“ Ich gähnte jetzt schon und dabei schlief ich noch. „Hm? Du siehst blass aus.“ Er strich mir übers Haar als wäre ich noch das kleine Kind von damals. „Aufgeregt?“ Fragte er dann lächelnd, doch ich schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht, eher besorgt.“ „Immer noch wegen Tala?“ Ich musste grinsen. Egal wie sehr Black darauf bestand das er völlig anders war als Kai und Dranzer, die Meinung über Tala teilten sie. „Eigentlich nicht, es ist wie eine Vorahnung aber ich kann sie nicht wirklich deuten, einfach ein ungutes Gefühl.“ Er verdrehte die Augen und tätschelte mir den Kopf. „Sag doch gleich weibliche Intuition, glaub mir, das hat absolut gar nichts zu bedeuten. Ob das heute schief geht oder nicht kannst du nicht beeinflussen, das ist Schicksal.“ „Auch das Schicksal schützt einen nicht vor Unheil.“ „Nein, da hast du recht, mit manchen von uns treibt es ein ziemlich böses Spiel aber ab und zu haben wir auch Glück oder nicht?“ Ich wusste das er Recht hatte, ein einzelner Mensch konnte nicht beeinflussen was geschah deshalb gab ich es nun auch seufzend auf mir Sorgen zumachen und griff stattdessen nach Blackys Hand. „Fertig?“ Fragte er wie jeden Morgen und ich nickte. „Es muss wohl sein...“ Im nächsten Moment war ich von einem Wirbel aus schwarzen Federn umgeben. Auf Black Dranzers Rücken erschienen ebenfalls tiefschwarze Flügel und er flog, mit mir im Schlepptau, in einen Himmel aus dunklen Träumen die mich umgaben bis der dunkle Himmel in tausend Scherben zerbarst und ich aufwachte. Um mich herum war es stockduster. Kein Wunder, als ich auf den Wecker sah zeigte mir dieser 5:00 Uhr an. „Es ist so früh...“ Murrte ich müder und rieb mir die schmerzenden Augen. „Wie sollen wir denn in der Finsternis den Weg zum See finden?“ „Kein Problem, wir leuchten euch.“ Black saß grinsend auf meiner Bettkante und neben ihm stand doch tatsächlich Dranzer in Menschenform. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Dranzer! Du bist ja ein Mensch!“ Er zuckte nur beiläufig mit den Schultern. „Zur Feier des Tages. Die Prinzessin kehrt in die Freiheit zurück.“ Wie immer wenn er mich als Prinzessin bezeichnete wurde ich Rot. „Du sollst mich doch nicht so nennen, ich bin keine Prinzessin.“ Trotz aller Aufregung ließ ich es mir nicht nehmen den neuen Dranzer ausgiebig zu mustern. Im Gegensatz zu Black hatte er kurzes rotes Haar, seltsam, ich hatte ihn mir immer mit langem Haar vorgestellt. „Hatte er früher auch.“ Das war Blacky, aber er sprach es nicht laut aus sondern übermittelte es mir durch seine Gedanken. „Er hat es abgeschnitten als das mit seiner Freundin geschah aber davor sahen wir fast gleich aus, na ja, bis auf die Tattoos und die Farben natürlich.“ Tatsächlich entdeckte ich auf Dranzers Arm ein Tattoo in Form einer roten Flamme das sich seinen Arm hinaufschlängelte, Black hatte dafür zwei seltsame Schnörkel auf der rechten Wange. Die Kleidung von Kais Phönix war um einiges altmodischer als die von Black der ständig Kataloge durchwälzte um auch immer im Trend zu liegen, immerhin musste er ja auch nur einmal mit dem Finger schnipsen und schon trug er die Klamotten die er wollte. Dranzer trug dagegen ein ziemlich alt aussehendes Seidenhemd und eine schwarze Hose. „Also ehrlich Bruder, ein bisschen mehr Mühe bei der Kleiderauswahl hättest du dir schon geben können.“ Meinte mein Phönix nun laut zu ihm als hätte er meine Gedanken gelesen. Dranzer knurrte, ging dann auf mich zu und strich mir sanft mit einer Hand über die Wange. „Kai und ich warten draußen vor der Abtei, komm raus wenn du fertig bist.“ Ich nickte und er verschwand in einer rauchenden Flammenwand. „Bla bla, der immer mit seinen Flammen, so ein Angeber.“ „Du machst aber auch immer ne ganz schöne Show.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er sich beleidigt an die Wand und schmollte. Mir war das nur recht, ich brauchte die morgendliche Ruhe um meine Gedanken zu ordnen und meine letzten Sachen zu packen. Eine viertel Stunde später stand ich angezogen und mit einem riesigen Koffer in der Hand vor der Tür. „Komm, wir müssen uns beeilen.“ Black nahm mir den Koffer ab und ging vorraus, ich folgte ihm und als wir endlich die Tür der Abtei öffneten stand da bereits Kai und wartete auf mich. Sein missbilligender Blick fiel sofort auf Blacky. „Sag ihm er soll verschwinden bis wir am See sind.“ Knurrte er mir zu. „Frag ihn wieso.“ Meinte Black an mich gewandt. „Ich hab gehört was du gesagt hast.“ „Wieso redest du dann nicht gleich mit mir?“ „Weil du ja eh nur auf Fe hörst.“ Mit dieser Antwort schien mein Phönix zufrieden zu sein denn er verschwand tatsächlich hinter mir. „Warum sollen sich die beiden erst beim See zeigen?“ Fragte ich deshalb an seiner Stelle. „Dranzer hat etwas von BitBeast Ortungsgeräten erwähnt, wenn wir mit den beiden nicht aufpassen entdecken die uns schneller als uns lieb ist.“ Ich schluckte nervös, es wurde wirklich ernst. Plötzlich stoppte ich und runzelte die Stirn. „Kai....wo ist dein Koffer?“ „Ich dachte mir du hast genug für uns beide mitgenommen.“ Sein Blick lag auf meinem riesen Koffer und ich errötete. „Du hättest mir sagen können das es zu viel ist, ich hätte auch einen kleineren genommen.“ „Schon ok, ich kauf mir drüben neue Sachen, das ist eh unauffälliger als wenn wir in den Klamotten mit dem Abzeichen der Abtei herumlaufen.“ Daran hatte ich nicht gedacht, auch wenn es jetzt ganz einleuchtend klang. Alles was mit der Abtei zusammenhing konnte uns verraten. Wir machten uns auf den Weg zum See doch es war schwieriger als gedacht da wir kein leitendes Licht hatten. Kurz nachdem wir losgingen fing es überflüssigerweise auch noch an wie aus Eimern zu schütten sodass die Wege schlammig und rutschig wurden. Mehr als einmal fielen wir hin, schlugen uns die Knie auf und zerkratzten unsere Hände an scharfen Steinkanten bis sie blutige Striemen hatten. Mein schlechtes Gefühl nahm immer mehr zu bis mir schwindelig würde und ich befürchtete gleich umzukippen. Alles schien uns daran hindern zu wollen diesen See zu erreichen doch stur wie wir waren hörten wir nicht auf die Zeichen, selbst die Tatsache das unsere Phönixe schon seit einer Weile schwiegen beunruhigte uns nicht. Schließlich sah ich am Ende des Pfades das verführerische Glitzern des Sees und atmete erleichtert auf, ich war mir sicher das wir den schlimmsten Teil hinter uns hatten. „Wir sind gleich da.“ Kai hatte sich zu mir umgedreht und wartete geduldig darauf das auch ich den letzten Hügel hinunterschlitterte. „Ja, ich sehs, meinst du wir sollten Dranzer und Black rufen?“ „Ja, ich denke das kann nicht schaden.“ Er schloss die Augen und ich tat es ihm gleich. „Black? Du kannst jetzt rauskommen.“ Keine Antwort. „Hey Blacky! Was ist mit dir?“ Wieder nichts. Nervös sah ich zu Kai der es aber anscheinend auch aufgegeben hatte und mich ebenso angespannt ansah. „Nichts?“ Fragte er und ich hörte das seine Stimme zitterte. „Nein, er antwortet nicht.“ „Dranzer auch, was machen wir jetzt?“ Das Licht eines Scheinwerfers ersparte uns diese Frage. Er kam aus den tiefen des Waldes doch ich konnte schon aus dieser Entfernung die Stimme von Boris erkennen. „Scheiße, los, wir müssen abhauen!“ Es donnerte. Nein, es war kein Donnern. Kai war schon losgerannt, völlig perplex rannte ich ihm hinterher, immer tiefer in den Wald. Das war kein Donnern, das war ein Schuss! Meine Gedanken rasten, wie damals als ich mich im Wald verlaufen hatte aber diesmal war die Gefahr viel näher. Plötzlich tauchte vor uns der Zaun auf der um die gesamte Abtei verlief. „Schnell Fe, wenn wir es da rüber schaffen haben wir immer noch eine Chance!“ „Kai, nicht! Die wollen uns erschießen!“ Völlig hysterisch griff ich nach Kais Arm, genau in dem Moment viel ein weiterer Schuss und traf meine Schulter. Im ersten Moment wurde alles vor meinen Augen strahlend weiß, der Schmerz breitete sich rasend schnell in meinem ganzen Körper aus. Dann spürte ich das ich hart auf den Boden aufschlug und wie aus weiter Ferne erklang ein Schrei, es war mein eigener, allerdings seltsam hallend und fremd, eher wie der schmerzenslaut eines Tieres. Mein Verstand arbeitete fast doppelt so schnell wie normal und als ich die seltsame Nässe um meinen Körper herum spürte wusste ich sofort das es mein Blut war in dem Ich lag. Der Schmerz ebbte nicht ab aber mein Blick klärte sich schnell wieder. Ich sah Kai, er hockte neben mir und starrte völlig apathisch auf meinen Arm. „Wir haben sie getroffen!“ Das war die Stimme eines Wachmanns, sie kamen immer näher. „Fe...du musst aufstehen! Wir müssen hier weg.“ Die Stimme meines Freundes war tränenerstickt und verzweifelt als er mich bei den Schultern griff und versuchte mich trotz des starken Regens und des schlammigen Bodens hochzuheben, was den Schmerz allerdings nur verschlimmerte. Entsetzt stöhnte ich auf woraufhin Kai mich erschrocken wieder auf den Boden legte. „Ka...i...“ Er griff nach meiner Hand, in seinem Gesicht stand pure Angst. „Tala hatte Recht...hier stimmt was nicht, hau ab!“ „Ich lass dich doch nicht hier, die haben dich fast erschossen!“ „Er wird mich nicht töten anscheinend braucht er mich für irgendwas, du bist in viel größerer Gefahr.“ Eine weitere Schmerzwelle schüttelte mich sodass ich krampfhaft nach Luft ringen musste. „Dran...zer...“ Nichts geschah. Siedend heiße Tränen rannen über meine Wangen und schmeckten salzig auf meinen aufgerissenen, blutigen Lippen. „Dranzer verdammt! Komm schon!“ Schrie ich verzweifelt und dann endlich spürte ich die vertraute Hitze die immer Dranzers erscheinen ankündigte. Er erschien in all seiner Pracht vor mir und Kai. „Was ist passiert? Ich konnte mich plötzlich nicht mehr bewegen und nichts mehr sehen.“ Der Phönix stockte und sah entsetzt auf mich hinunter. „Oh Gott, Fe! Was ist passiert?” Ein weiterer Schuss zeriss die Nacht und ich sah ein paar Wachleute auf uns zurannten. „Sie wurde angeschossen!“ „ Ich kann nicht auf deinen Rücken steigen, du musst Kai mitnehmen und ihr müsst allein gehen.“ Dranzer zuckte zusammen. „Ich habe geschworen dich zu beschützen, ich kann nicht einfach gehen!“ Genau das hatte ich mir gedacht, deshalb kniff ich die Augen zusammen, holte tief Luft und sprach die nächsten Worte mit allem Stolz der mir in der Situation noch blieb. „Wenn das so ist...befehle ich es dir als Prinzessin der BitBeast!“ Einen Moment lang herrschte Stille, Dranzer starrte mich an und Kais Hand krallte sich an meine. „Black...wird auf mich aufpassen.“ Presste ich mit letzter Kraft hervor und hustete wobei sich meine Lunge schmerzhaft zusammenzog. „Pass du mir nur gut auf Kai auf mein liebster Phönix, verstanden?“ Er senkte den Kopf zu mir hinunter sodass ich meinen gesunden Arm heben und seine Gefieder streicheln konnte. „Das ist so unfair...“ „Nein...“ Ich lächelte. „Das ist Schicksal, aber ich werde nicht sterben, versprochen.“ Kai legte ebenfalls eine Hand auf Dranzers Kopf und ich spürte das auch Black sich langsam wieder anfing in mir zu regen. „Wir sehen uns wieder!“ „Ja.“ „Hey, stehen bleiben oder ich schieße!“ Die Wachmänner hatten sich um uns herumgestellt und richteten die Waffen auf Kai. „Fliegt...“ Meine Stimme war kaum mehr ein Flüstern doch Dranzer brauchte sie nicht zu hören um mich zu verstehen, ebenso wenig wie Kai, wir waren verbunden und würden es immer sein. Dranzer schnappte mit seinem Schnabel blitzschnell nach meinem Freund, hob ihn auf seinen Rücken und breitete seine Schwingen aus. Die Wachen waren zwar etwas überrascht, zielten dann aber doch auf Kai und schossen. Ich brauchte meine Augen nicht länger offen zu halten um zu wissen das sie ihn nicht trafen, solange Dranzer da war würde ihm niemand etwas anhaben können. Alle Geräusche um mich herum ebbten langsam ab, bis sie schließlich ganz verschwunden waren. Der Schmerz verschwand mit ihnen und ich fand mich in völliger Dunkelheit wieder. Ich schwebte, doch ich hatte keine Angst denn ich wusste das Black Dranzer mich hier her gebracht hatte um mich vor dem Schmerz zu schützen der mir in der bitteren Realität wahrscheinlich ziemlich zugesetzt hätte. „Fe?“ Blacks Stimme hallte durch meinen Kopf. „Ja?“ „Es tut mir so leid, ich konnte dich nicht beschützen.“ Der schwarze Phönix tauchte aus der Finsternis heraus auf. Er lag vor mir, den Kopf hatte er geschwächt auf den Boden gelegt, als hätte man ihm eine Betäubungsspritze verpasst. Langsam ging ich auf ihn zu und strich ihm über das weiche Federkleid. „Schon gut, es war nicht deine Schuld, immerhin hast du mich hier her geholt.“ Ein seltsames ziehen an meiner Hand ließ mich innehalten. „Was ist das?“ Stirnrunzelnd betrachtete ich die weißen Fäden die von meiner Handinnenfläche zu Black führten. „Wenn du mich berührst gibst du mir deine Energie, ohne dich wäre ich gestorben.“ Tatsächlich hob er mit einem Mal den Kopf, wenn auch schwerfällig. „Das ist der Grund warum du Prinzessin der Bit Beast genannt wirst und das ist es was von Anfang an so besonders an deiner Familie war. Wenn ihr im sterben liegt wird eine unglaubliche Energie freigesetzt, alle Bit Beast versammeln sich um euch, um so viel wie möglich davon zu kriegen.“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Auch wenn sie immer so nobel tun, sie sind gierig und streben nach mehr Macht und genau die bekommen sie von dir, deshalb bist du etwas besonderes.“ Ich legte wieder meine Hand auf einen Seiner Flügel und spürte sofort wie sich sein Körper entspannte. „Willst du sie auch? Bist du deswegen mein BitBeast geworden?“ Stille. „Black?“ Er zog sich zurück und verwandelte sich in einen Menschen, mit klugen, schwarzen Augen sah er mich an und nickte schließlich. „Ja, anfangs schon aber jetzt will ich sie nicht mehr, du bist mir zu wichtig geworden als das ich dich einfach so sterben lassen könnte, eher würde ich für dich sterben meine kleine Prinzessin.“ Er lächelte und strich mir mit einer kalten Hand über die Wange, anscheinend konnte er nur in BitBeast Form meine Kraft aufnehmen. „Dummerweise...weiß ich nicht wie ich reagieren werde wenn es wirklich soweit ist, ich gebe es nur ungern zu aber unsere Art ist leider ziemlich triebgesteuert, wenn wir eine Machtquelle sehen saugen wir sie völlig blind auf und verfallen in eine Art Trance Zustand.“ Müde schüttelte ich den Kopf. „Nein... du würdest mir... nie was tun.“ Ich gähnte woraufhin der schwarze Phönix lachend die Arme um mich schlang sodass ich mich völlig aufgelöst fallen lassen und die brennenden Augen schließen konnte. „Müde?“ Flüsterte er so leise das ich es kaum mehr hörte. „Mhm...Ich will zu Kai...“ Mehr konnte ich nicht mehr antworten denn ich war schon halb weggedöst. „Ich kann dich nicht ewig in einem Komazustand halten Kleines, du wirst bald wieder aufwachen.“ Das war alles was ich noch hörte, dann sah ich Kai vor meinen geschlossenen Augen, er schenkte mir das seltene Lächeln das ich so liebte und winkte mir zu. ~TEIL 1 ENDE ~ So ihr lieben ^^ ihr habts geschafft, das war der erste Teil (bzw. die vorgeschichte) der tochter des Phönix. *sfz* v.v Irgendwie traurig, das war schon ein drittel der Geschichte. Auf jeden fall will ich mich hier mal bei all den lieben Lesern und Kommischreibern bedanken. =] Ohne euch wär ich warscheinlich gar nich so weit gekommen. ^^" Und ich hoffe ihr macht weiter so. Ein besonderer Dank geht hier auch noch an Kia-Sann, die seit den letzten beiden Kapiteln meine Rechtschreibfehler korrigiert und außerdem auch noch versuchen wollte oder will xD eine illustration dazu zu zeichnen o///o danke Kia. *knuddel* So, und jetzt wünsche ich euch viel spaß mit den folgenden Kapiteln. ^^ Kapitel 13: Verluste -------------------- Hi leute ^^ erstmal ein großes sry an euch alle T-T ich bin umgezogen und hatte ne halbe ewigkeit kein i-net. Aber jetzt gehts weiter und eins kann ich euch sagen...während ich nix hochladen konnte hab ich ordentlich vorgearbeitet, 30 kapis hab ich schon auf meinem comp xD „Du wirst bald wieder aufwachen...“ Irgendwas streifte meine Wange, ich konnte nicht sagen was es war aber es zog mich aus der Dunkelheit ins Licht. Wie so oft musste ich allerdings feststellen das Dunkelheit nicht immer etwas schlechtes und Licht nicht immer etwas gutes sein musste. Es war das erste Mal, seit unserem gescheiterten Ausbruchsversuch, das ich die Augen wieder öffnete. Sie brannten höllisch. Im ersten Moment war ich noch völlig benommen, in meinem Kopf herrschte totale Leere und erst nach ein paar Minuten kamen die Erinnerungen mit voller Wucht zurück. Die einzige Hoffnung die mir in diesem Moment blieb war das ich alles nur geträumt hatte doch eine vertraute Stimme raubte mir selbst diesen letzten Lichtblick. „Ah, du bist endlich wieder wach.“ Tala saß neben meinem Bett auf einem weißen Plastik Stuhl, er schien wirklich erleichtert zu sein und ich fragte mich wie lange ich wohl geschlafen haben mochte. Trotzdem antwortete ich ihm nicht. Alles schien noch so unwirklich das ich erst einmal versuchte mich zu orientieren. Wo war ich? In der Abtei? Oder doch einem Krankenhaus? Ich konnte es nicht sagen, der Raum war mir völlig unbekannt und das machte mich nervös. Die Wände waren absolut weiß, wie in dem Krankenzimmer in das ich damals nach meiner Ankunft in der Abtei gebracht worden war. Neben dem Kopfende meines Bettes war ein silberner Kasten auf einen weißen Tisch gestellt worden und darin lagen nicht unbedingt appetitlich aussehende Geräte. Mein Blick musste wohl sehr erschrocken ausgesehen haben denn Tala griff sofort besorgt nach meiner Hand und legte eine seiner eigenen auf meine Stirn. „Keine Sorge, sie mussten dir die Kugel aus deinem Arm holen aber es verheilt alles gut, du bist sicher bald wieder Fit.“ Wie auf Kommando schoss ein stechender Schmerz durch meinen Arm weswegen ich heftig die Augen zusammenkniff und mich an Talas Hand festkrallte die noch immer die meine umschloss. „Wa...was ist mit Kai?“ Meine Stimme zitterte und klang so kratzig das ich selbst zusammenzuckte als ich sie hörte. „Entkommen...“ War seine knappe Antwort und ich atmete erleichtert auf, wenigstens war es nicht ganz umsonst gewesen. „Freu dich nicht zu früh Prinzessin.“ Schoss Blacks Stimme plötzlich durch meinen Kopf und ich war so daran gewöhnt auf seine Warnungen zu hören das ich augenblicklich jeden Muskel meines Körpers anspannte. „Wie meinst du das?“ Sendete ich in Gedanken zurück und runzelte die Stirn. „Ich meine das du dir mehr Sorgen um dich selbst anstatt um Kai machen solltest. Er und Dranzer können sich jetzt da draußen austoben aber was uns beide hier betrifft habe ich ein ganz schlechtes Gefühl.“ „Ich komm hier schon noch raus und wenn ich es nicht allein schaffe bin ich mir sicher das Kai mich später noch holt.“ Selbst für mich klang das nicht sehr überzeugend aber Black wollte mich wohl nicht unglücklich machen denn anstatt zu antworten schwieg er. „Alles in Ordnung mit dir?“ „Oh ja, entschuldige, ich habe nur mit Black geredet.“ „Ah...“ Ich wusste das er mir glaubte aber es war eindeutig das sich seine Begeisterung über die Anwesenheit meines Phönixes in Grenzen hielt. Black schien das ganz genauso zu gehen denn er knurrte missmutig vor sich hin. „Ach, bevor ich’s vergess.“ Er erhob sich und schob den Stuhl an eine der Wände damit der Weg zu meinem Bett für die Ärzte wieder frei war. „Boris wird nachher noch mal vorbeischauen, es wäre besser wenn du ein bisschen Reue zeigen würdest, hörst du?“ „Reue? Der hat mich beinahe abknallen lassen wie ein wildes Tier!“ Schockiert setzte ich mich auf und schlug die hellblaue Bettdecke zurück. Ich hatte von Anfang an gewusste das Boris vor nichts zurück schreckte und ganz eindeutig hatte ich auch Recht behalten, warum sollte ich dann jetzt auch noch vor ihm im Staub kriechen? „Fe, bitte!“ Wieder dieser flehende Blick der mich schwach machte. Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Also gut...“ „Na bitte, braves Mädchen.“ Erwiderte mein Rothaariger Freund grinsend, kam zu mir und wuschelte mit einer Hand durch mein Haar. „Glaub mir, es ist besser so für dich.“ Dann ging er. Natürlich behielt Tala auch dieses Mal Recht. Kaum fünf Minuten später klopfte es an meiner Tür und Boris, samt zwei maskierten Männern im Schlepptau betrat den Raum, der, obwohl er doch so hell und freundlich gestrichen war, plötzlich dunkel und kalt wirkte. Sie stellten sich an meinem Fußende auf und Boris lächelte mir hinterhältig entgegen. „Es freut mich sehr das du wieder aufgewacht bist, mein Mädchen. Für einen Moment habe ich tatsächlich geglaubt du schaffst es nicht aber natürlich war das ein Irrtum.“ Ich schwieg, aber mein wütender Gesichtsausdruck sprach Bände. Boris kümmerte sich nicht darum, ging um mein Bett zu meinem Kopfende und tätschelte mir Väterlich den Kopf. „Ich hoffe doch du hast etwas daraus gelernt?“ Widerwillig nickte ich, immer darum bemüht möglichst reuevoll zu wirken, doch ich wusste das ich das nicht schaffen würde wenn ich erst mal den Mund aufmachte. „Sehr schön!“ Er schien sichtlich erfreut zu sein. „Dann wirst du mir als Entschuldigung doch bestimmt Black Dranzer zurückgeben oder?“ „Was!?“ Meine Verblüffung amüsierte ihn und er zog leise lachend meinen Blade hervor. „Komm schon, wir wissen doch beide das es bei ihm schon lange nicht mehr reicht einfach den Bit chip herauszunehmen, ihr seid verbunden und wenn er sich nicht freiwillig von deinem Körper trennt werde ich ihn nie zurück bekommen.“ „Aber Blacky gehört mir!“ Bei der Vorstellung meinen geliebten, schwarzen Phönix auch noch zu verlieren bildete sich sofort ein Kloß in meinem Hals und Tränen traten in meine sowieso schon gereizten Augen. „Aber, aber. Das ist doch kein Grund zu weinen, ich kann dir ein neues Bit Beast machen, du musst mir nur sagen was für eins du willst und das beste ist das es dir im Gegensatz zu Black Dranzer aufs Wort gehorchen wird.“ Black knurrte bedrohlich als der alte Mann einen Schritt auf mich zu machte und die Hand ausstreckte. „Also los, sag ihm er soll herauskommen!“ „Nein! Ich will kein neues Bit Beast, Black Dranzer ist mein Freund und ich bin froh das er mir nicht aufs Wort gehorcht!“ „Freund? Das ich nicht lache! Er ist nur eine künstliche Kopie des Original Dranzers, ich glaube nicht das etwas wie er Gefühle hat.“ Ich horchte auf eine Reaktion von Black aber er blieb Stumm. Trotzdem spürte ich seine Bestürzung und Trauer, die Worte hatten ihn eindeutig getroffen. „Wenn er so wertlos für dich ist, wieso willst du ihn dann zurück?“ „Sicher nicht weil mir etwas an ihm liegt, im Gegenteil, ich will verhindern das er dir noch mehr Flausen in den Kopf setzt.“ Ich wollte natürlich protestieren aber Blacks leise Stimme ließ mich innehalten. „Warte kleines. Gib mich ruhig frei, es macht mir nichts aus...“ „Was?! Das ist doch nicht dein Ernst oder? Du bist mein letzter Freund hier, ich gebe dich nicht her!“ „Das ehrt mich zwar Prinzessin aber ich denke er wird sowieso bekommen was er will, egal ob nun auf die sanfte oder brutale Tour.“ Boris schmieriges Grinsen wurde immer breiter, sicher sah er mir meine Unentschlossenheit an. „Also was ist nun? Gibst du ihn her oder muss ich ihn mir holen?“ „Tu es Fe, wir haben keine andere Wahl.“ Die beiden maskierten Männer traten hinter Boris, einer von ihnen hatte eine seltsame Maschine in der Hand die einer Metall Pistole ähnelte, sicher wollten sie ihn damit einfangen. Zögernd hob ich eine Hand und berührte mit den Fingerspitzen langsam die Stelle an der nicht nur mein sondern auch Blacks Herz schlug. Wir waren ein Team, verstanden uns Blind und ich konnte mir kaum noch vorstellen wie es wäre seine lebhafte Stimme nicht mehr zu hören oder seine Gefühle zu spüren. Meine Entscheidung war gefallen bevor ich überhaupt richtig darüber nachgedacht hatte und Black wusste es. Schnell schwang ich meine Beine aus dem Bett, richtete mich unter den misstrauischen Blicken aller Anwesenden zu voller Größe auf und breitete meine Arme aus. „Wenn ihr Black Dranzer wollt müsst ihr ihn euch schon holen!“ Mit trotzigem Blick sah ich in die überraschte Runde, eine halbe Ewigkeit starrten mich alle nur völlig ungläubig an als wäre ich verrückt geworden doch dann hörte ich Boris seufzen. Er schüttelte den kopf als täte ihm meine Entscheidung furchtbar Leid und trat auf mich zu. „Ich dachte es mir. Sicher ist es meine eigene Schuld, ich hätte ihn dir gar nicht erst überlassen dürfen.“ Er hob eine Hand woraufhin die beiden Männer mich an den Armen packten und aus dem Raum zerrten. „Hey, was soll das, lasst mich los!“ Angst mischte sich in meine Wut. Black redete unaufhörlich auf mich ein, auch er hatte Angst, stellte ich überrascht fest. Das war das erste Mal das ich ihn wirklich ängstlich erlebte, eindeutig ein sehr schlechtes Zeichen. Die Männer zogen mich durch endlose Gänge und über viele Treppen in die Tiefe. Ich bemerkte rasch das ich mich noch immer in der Abtei befand denn nur die hatte diese verschlungenen Irrwege. Schließlich blieben sie vor einer Tür im Keller stehen. Der Gang war mit glitschigen Steinen gepflastert, wahrscheinlich verliefen hier irgendwo die Wasserleitungen, die Tür bestand aus Eisen, ansonsten war es stockduster. In dem kleinen Raum der mehr an eine etwas größere Besenkammer erinnerte sah es nicht viel besser aus. Der einzige Unterschied war das hier noch ein paar Geräte herumstanden von denen ich besser nicht wissen wollte wie sie funktionierten. Viel erklärt wurde mir allerdings sowieso nicht, ich wurde nur in der Mitte des Zellen-ähnlichen Zimmers abgestellt. Boris ging langsam, fast bedächtig, zu einem eisernen Metallschrank. „Du bist dir also sicher das du uns Black Dranzer nicht freiwillig überlassen willst?“ Ich kniff die Lippen zusammen sodass sie nur noch einen dünnen Strich bildeten und starrte ihn trotzig an. „Das werte ich als ein Nein.“ Kommentierte er Achselzuckend und zog eine dunkelbraune, Lederpeitsche aus dem Schrank hervor. Ich erstarrte sofort. Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen oder? Jemanden auszupeitschen war doch eine Straftat, das fiel unter Folter. Meine Kehle fühlte sich an wie ausgetrocknet, mein Herz zog sich zusammen als wollte es schon vorsorglich aufhören zu schlagen und in meinem Kopf spielten sich die schlimmsten Szenarien ab. „Also gut, dann gehen wir eben zu härteren Methoden über.“ Sagte mein gegenüber ruhig und holte zum ersten Schlag aus. „Sei nicht dumm Fe! Liefere mich aus, mach schon!“ „Niemals!“ Der erste Schlag traf mit voller Wucht. Der Knall hallte noch sekundenlang in meinem Kopf wieder, erst dann fühlte ich den kalten Schmerz. Am Anfang war es nur ein leichtes brennen, wie wenn man einen kleinen elektrischen Schlag bekommt doch dann flammte er auf als hätten sie Essig darauf gekippt. Der Stoff meiner Kleidung zeriss wo mich das Leder getroffen hatte, nur ein Loch blieb an der Stelle über meiner Schulter zurück. Die Haut darunter war stark gerötet und aus einem Schnitt lief in einem stetigen kleinen Fluss mein Dunkelrotes Blut. „Ruf ihn!“ Ich war zu bestürzt um zu reagieren, zu geschockt um überhaupt zu realisieren was gerade mit mir passierte, nur Black flehte und bettelte in meinem Kopf als wäre er es der ausgepeitscht würde. Ich wusste das er nicht gegen meinen Willen erscheinen konnte, zumindest nicht wenn ich es ihm ausdrücklich verboten hatte, trotzdem blieb ich stumm. Mehrere weitere Hiebe folgten, ich schrie, weinte und manchmal ertrug ich es einfach nur. Meine Haut fühlte sich an als wäre sie in tausend Stücke zerrissen und auch der eiskalte Boden auf dem ich nun völlig ergeben lag linderte das feurige Brennen nicht. Boris stand vor mir, ich erkannte ihn an den Stiefeln mit den protzigen, goldenen Schnallen. Hätte ich die Kraft dazu gehabt hätte ich auf das blank polierte Metall gespuckt. „Wieso erträgst du das alles für ein wertloses Bit Beast? Bei Dranzer könnte ich es verstehen, immerhin hat er dich geprägt aber dieser Abklatsch von Phönix? Was verbindet dich mit ihm?“ Ich öffnete den Mund, schmeckte Blut und schloss ihn wieder. Boris seufzte. „Hör auf Fe, es ist genug. Viel mehr erträgt dein Körper nicht.“ „Nein, geh nicht Black, wenn du fort bist sterbe ich.“ „Dein Leben geht weiter, auch ohne mich.“ Seine vorsichtige, traurige Stimme trieb mir mal wieder an diesem Abend die Tränen in die Augen. Ich ballte meine geschundenen, zitternden Hände zu Fäusten. „Bitte geh nicht, ich ertrage es nicht noch einmal allein zu sein.“ Ein leises Schluchzen entrang sich meiner Kehle. Boris hielt inne. Anscheinend ging er davon aus das ich nachgab. „So allein...so allein...“ Wie in Trance summte, flüsterte ich die Worte, immer wieder und wieder. „So einsam, bitte nicht.“ Die Tränen liefen mir über die brennenden Lippen als Blacks Stimme ertönte. „...Gut, ich habe eine Idee, aber du musst mir vertrauen, hörst du?“ Von Krämpfen geschüttelt war ich kaum mehr in der Lage zu antworten deshalb nickte ich nur angestrengt. „Ich werde dich nicht allein lassen Prinzessen, auch wenn ich nicht mit dir sprechen können werde, ich bin immer bei dir.“ Vor mir bildete sich ein schwarzer Nebel der mich einhüllte. Boris klatschte erfreut in die Hände und nahm einem von seinen Gefolgsleuten die seltsame Waffe aus der Hand. „Na endlich, ich dachte schon du lässt ihn nie gehen.“ „Black nicht!“ „Vertrau mir!“ Der schwarze Phönix erschien und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Fast zur gleichen Zeit feuerte Boris einen weißen Strahl aus der Pistolenähnlichen Waffe ab der Black Dranzer einhüllte. Triumphierend lächelnd fühlte er sich wohl schon als Sieger doch Black ließ sich davon nicht beeindrucken. Statt dessen landete er auf dem Boden, drehte sich zu mir sodass wir uns nun mehr oder weniger gegenüberstanden, wobei ich immer noch auf dem Boden lag. „Steh auf Prinzessin.“ Seine Stimme klang so anders wenn er in Bit Beast Gestalt war, viel erhabener und Stolzer. Ohne zu zögern tat ich was er befahl, auch wenn es mir schwer fiel mich auf den zitternden Beinen zu halten. „Geh nicht...“ Flüsterte ich nochmals als wir uns nun gegenüberstanden. Seine klugen Augen begutachteten mich und als ich auf einmal das Gleichgewicht verlor hielt ich mich schluchzend an seinem schwarz, gefiederten Kopf fest. Ich hörte Boris fluchen. Auf einmal tat sich die Erde auf und ich schien zu schweben. Wie immer befand ich mich in diesem schwarzen, endlosen Raum ohne Boden und Decke. Ich spürte wie sich Black Dranzer verwandelte bis ich schließlich meinen menschlichen Blacky wieder vor mir hatte. Erleichtert schlang ich die Arme um seinen Hals und hielt ihn fest so gut ich konnte. „Es ist gut kleines.“ Seine Hand lag schwer auf meinem Kopf und ich ließ ihn los. „Ich kann uns beide für diesen Moment retten aber du wirst mich trotzdem nicht mehr sehen oder mit mir reden können.“ „Das ist mir egal! Hauptsache er bekommt dich nicht.“ Mein Phönix nickte. „Also gut, dann nimm meine Hand.“ Ich ergriff sie und fühlte sofort die vertraute Hitze die mich erfasste wenn ich ihn berührte, es war als würde er ein Feuer in mir entzünden das jedes Mal von neuem aufloderte. „Ich schwöre hiermit der Prinzessin auf ewig zu dienen und ihr sowohl meine Kräfte als auch mein Leben zur Verfügung zu Stellen solange ich es für Nötig erachte.“ Zwei Stichflammen schossen an unseren Körpern empor, bei ihm eine schwarze, bei mir eine dunkelrote. Sie verschmolzen zu einer und umhüllten uns in einem sich stetig drehendem Strudel. Black umfasste meine Hand fester mit der Seinen, sie schienen ebenso wie die Flammen miteinander zu verschmelzen und plötzlich durchfuhr mich wie ein Stromschlag eine ungewohnte schmerzende Hitze. Ich hatte das Gefühl von innen zu verbrennen und schrie erschrocken auf. Black dagegen schloss scheinbar ruhig die Augen während die Flammen weiter um sich schlugen. „Zwei Flammen, vereint zu einem mächtigen Feuer. Schützt dieses Mädchen und verleiht ihr die Kräfte des Phönixes der Nacht auf das sie von nahendem Unheil verschont bleibe.“ Er wurde immer durchsichtiger, seine Hand glitt durch die meine und plötzlich fiel er auf mich zu. Ich wollte ihn auffangen doch es gelang mir nicht. Zuerst dachte ich er würde durch mich hindurchfallen doch dem war nicht so, er verschmolz mit mir, ich fühlte die plötzliche Kraft die mich durchströmte. Ein letztes Mal hörte ich seine vertraute Stimme in mir. „Bis bald.“ Dann war alles so ruhig als wäre nie etwas geschehen. Das schwarz um mich herum zersprang in tausend kleine Scherben und ich fand mich vor Boris am Boden liegend wieder. „Er ist fort...“ Die Stimme des Mannes klang bitter und enttäuscht. „Na egal, wenigstens haben wir noch die kleine. Bringt sie in ihr Zimmer und vergesst nicht abzuschließen.“ Ich bewegte die Lippen, wollte sagen das es nicht nötig war abzuschließen weil ich jetzt ja sowieso nicht mehr davon fliegen konnte doch ich brachte keinen Laut zustande. „Hey Boss, was ist mit Tala, er fragt schon die ganze Zeit nach ihr.“ Tala...ich schaffte es nicht den Kopf zu heben aber sein Name ließ mich trotzdem aufhorchen. „Aha...“ Er klang plötzlich viel fröhlicher als würde allein der Name seines Lieblingsschülers seine Stimmung heben. „Nun gut, ihn könnt ihr zu ihr lassen.“ Kapitel 14: das Feuer in dir ---------------------------- „Feliziti, wach auf.“ Wem gehörte sie, diese raue Jungenstimme? „Komm schon, es ist doch alles wieder gut.“ Alles wieder gut, war das Black? Nein. Kai? Ich spürte das unerbittliche Brennen auf meiner Haut das mich an die vorige Nacht erinnerte. Nein, sie waren nicht da, keiner von Ihnen. „Fe...“ Licht fiel auf meine geschlossenen Augen. Ich blinzelte vorsichtig und sah schließlich in Talas erleichtertes Gesicht, mal wieder. „Ein Glück, es geht dir gut.“ Er kniete neben meinem Bett und obwohl er sicher viel auf sich genommen hatte um bei mir zu sein wenn ich aufwache, fühlte ich eine gewisse Enttäuschung. Wieso bloß? Was hatte ich erwartet? „Alles in Ordnung?“ Unsicher stand er auf und legte eine Hand auf meinen Kopf. Seltsam. Normalerweise wäre ich spätestens jetzt in Ohnmacht gefallen vor Glück aber nichts passierte, ich fühlte absolut gar nichts bis auf eine gähnende Leere. Wo war nur die Begeisterung, die Freude und Erleichterung? „Fieber hast du nicht, aber deine Augen sind ganz glasig. Bitte sag doch was, Fe.“ Warum war er bloß plötzlich so hilfsbereit? Erst ignorierte er mich und jetzt das, wollte er mich verwirren? Plötzlich wusste ich was ich erwartet, nein, sogar gehofft hatte. Ich hatte mir Kai hergewünscht, meinen grimmigen Kai der bei jeder Kleinigkeit gleich genervt die Augen verdrehte. Ich wollte seine gelangweilte Stimme hören wenn er mir zum hundertsten Mal erklärte wieso ich in welcher Situation, eine von Black Dranzers Attacken einsetzen sollte. Ich wollte seine violetten Augen sehen wenn er Morgens vor meiner Tür gegen die Wand gelehnt auf mich wartete und ich wollte ihn sehen, wie er völlig in einen Kampf vertieft ein ganz anderer Mensch wurde. „Fe, woran denkst du?“ Endlich bedachte ich den armen Tala mit einem schwachen Lächeln und schüttelte den Kopf. „Sie sind fort, erst Kai und Dranzer und jetzt auch noch Black. Was soll ich nur tun?“ Schnell presste ich mir die Handinnenflächen auf mein Gesicht um die Tränen zurückzuhalten doch nach allem was geschehen war ließen sie sich nicht mehr verdrängen. „Wieso verlassen mich alle? Vater, Mutter und mein Bruder! Warum?“ „Hey, nicht weinen.“ Er legte die Arme um meinen zitternden Körper und strich mir beruhigend über den Rücken, seltsamerweise half das tatsächlich ein wenig, es war eine so rührende, freundschaftliche Geste. „Ich verlasse dich nicht, versprochen!“ Ja, das hatten die anderen auch gesagt, aber leider konnte so ein Versprechen das Schicksal nicht aufhalten, oder doch? In jedem Fall musste ich mich erst mal beruhigen. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren bis ich mich wieder stark genug fühlte um meinem Gegenüber ins Gesicht zu sehen. Ich schob Tala ein Stück von mir weg, setzte mich ordentlich auf und strich meine Bettdecke glatt. „Danke, es geht mir besser.“ „Bist du sicher?“ Seine Zweifel an meinem Zustand waren offensichtlich aber im Moment wollte ich einfach nur noch in meinem Selbstmitleid versinken und zwar allein. „Ja doch! Und jetzt hau ab, ich muss mich anziehen und zum Training gehen.“ „Aber du bist doch Krank...“ „Raus jetzt!“ Sichtlich verwirrt über mein ablehnendes Verhalten verließ er das Zimmer. Was hatte er denn gedacht? Das ich Luftsprünge mache und ihm um den Hals falle weil Kai und die anderen weg sind? Ich seufzte, stand auf und zog mich an. Völlig in Gedanken versunken merkte ich nicht mal das ich mich auf den Weg zur Sporthalle machte. Erst als ich vor der großen Doppelflügeltür stand erwachte ich aus meinen Tagträumen. Drinnen waren die meisten schon mit dem Training beschäftigt und als ich sie da alle schwitzen sah spürte ich tiefe Verachtung in mir aufsteigen. Sie alle trainierten wie besessen, folgten jedem Befehl wie treue, dumme Hunde und das alles nur um vielleicht irgendwann mal Beyblade Meister zu werden. Sie alle verließen sich darauf das Boris sie zu Gewinnern machen würde ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden das sie ohne diese verdammte Abtei vielleicht viel besser dran wären. Selbst die, die begriffen das sie nur ausgenutzt wurden trauten sich nicht etwas zu sagen, aus Angst vor Strafen. Wie Feige. Mein Mund war so trocken als wäre er mit Wüstensand gefüllt. Meine Hand sank zurück und die Tür fiel mit einem kleinen klicken wieder ins Schloss. So stand ich da draußen vor der Tür, fing an zu schluchzen und ließ den Kopf zitternd gegen die kalte Wand sinken. Vor meinen geschlossenen Augen zogen Bilder vorbei, glücklich Bilder. Meine Mutter lachte, mein Bruder betrachtete überglücklich seinen ersten Blade, Kai drehte sich um und lächelte sein sanftes Lächeln. Ich öffnete die Augen. „Hey, alles klar mit dir?“ Mein Kopf war leer, vor meinen Augen verschwamm alles. Trotzdem drehte ich mich um. „Meine Güte, weinst du etwa?“ Eine warme Hand berührte meine kalte Wange. „Wer...bist du?“ Ich blinzelte um wieder ein klare Sicht zu bekommen und erkannte schließlich einen Jungen. Er war nur ein wenig größer als ich und sein hellrotes Haar glänzte in der Sonne, Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich heiße Brooklyn und du?“ „Feliziti...“ „Du willst doch auch zum Training oder? Wir können zusammen gehen wenn du willst, ich bin neu hier.“ Stumpf sah ich ihn an, machte einen Schritt zur Seite um ihn hinein zu lassen, machte selbst aber keine Anstalten mich wegzubewegen. Der Arme, wenn er wüsste wo er hier hineingeraten war, ob er wohl freiwillig hier ist? „Ähm... du willst nicht mitkommen, sehe ich das richtig?“ Ich nickte langsam. „Wieso gehst du nicht einfach rein und lässt mich in Ruhe?“ Trotz meiner wütenden Stimme lachte er und schüttelte den Kopf. „Ich kann doch nicht einfach ein kleines heulendes Mädchen hier zurücklassen.“ Für einen kurzen Moment rührte sich etwas in mir, heute würde ich sagen das es wohl so etwas wie Dankbarkeit war. Dankbarkeit dafür das er sich um mich kümmerte obwohl er mich gar nicht kannte. „Der Wald.“ Ich zeigte auf die dichten Bäume die nun mit Schnee bedeckt waren. „Ja?“ Fragend blickte er wieder zu mir. Unter meinen Füßen knirschte es als ich auf den kleinen Pfad zwischen den Bäumen zuging. „Lass uns joggen gehen.“ Schnell zog ich die Klettverschlüsse meiner Stiefel fest, die eigentlich nicht zum Joggen gedacht waren und rannte los. Brooklyn starrte mir verdutzt nach, lief mir dann aber hinterher. „Hey, warte auf mich!“ Ich wartete nicht, eigentlich achtete ich überhaupt nicht darauf das mir jemand folgte. Ich spürte nur den eisigen Wind der mir ins Gesicht peitschte, die Kälte die mich umhüllte und den Schmerz der dafür sorgte das meine Lunge sich zusammenzog und mir die Luft wegblieb vor Erschöpfung. Trotzdem rannte ich weiter, allein schon deshalb, weil es mich alles andere vergessen ließ. Ich rannte bis ich den See erreichte. Wie immer lag er in all seiner Schönheit vor mir, von der Angst, der Verzweiflung und dem Schmerz war nichts mehr zu sehen aber ich spürte es noch so deutlich als würde es sich wiederholen. Die Bäume die den See umringten spiegelten sich auf dessen Oberfläche und als plötzlich die Sonne durch die dunkle, graue Wolkendecke brach fühlte ich den nahenden Frühling und ich wusste das ich einen Neuanfang starten musste. Ich würde alles vergessen was war und mir ein neues Leben aufbauen, alles würde anders laufen. Kai, Dranzer und Black gehören der Vergangenheit an und die Zukunft gehört mir, mir allein. „Hey Feliziti! Du rennst ja als wäre der Teufel hinter dir her!“ Brooklyn tauchte hechelnd zwischen den Bäumen auf und ließ sich erst mal in den Schnee fallen. „Was redest du da? Ich bin die schlechteste Läuferin der Schule, wenn du nicht mal mich einholen kannst bist du hier falsch.“ „Schlechteste Läuferin der Schule, hast du sie noch alle? Ich wette das waren mindestens drei Kilometer und du hast weniger als eine zehn Stunde gebraucht! Das ist unnormal.“ Ich sah auf meine Armband Uhr und stellte fest das er Recht hatte, aber seit wann war ich so schnell? Mit einer Hand betastete ich meine verschwitzte Stirn, sie glühte siedend Heiß. „Wow!“ Brooklyn starrte wie gebannt auf meine Füße. „Hä?“ Ich senkte ebenfalls den Blick und staunte nicht schlecht. Der Schnee um mich herum war geschmolzen und eine kleine, schwarze Flamme schlängelte sich an meinem Bein hinauf und verschwand schließlich mit einem leisen Zischen. „Black...“ Er hatte mich nicht verlassen, er war noch immer da und passte auf mich auf. Ich lachte und weinte zugleich. Das alles war so unglaublich und irrsinnig, vielleicht wurde ich schlicht und ergreifend verrückt. Tränen fielen zu Boden und ließen wieder leise zischend den Schnee schmelzen. Nein, ich konnte Black nicht einfach vergessen genauso wenig wie Kai. Ich riss mich zusammen und drehte mich zu dem neuen um der ganz anscheinend nicht sicher war ob ich noch alle Tassen im Schrank hatte. „Jetzt geht es mir besser, danke das du mitgekommen bist aber du brauchst dir echt keine Sorgen um mich zu machen.“ „Öhm...ok.“ „Komm wir gehen zurück und dann solltest du schleunigst zum Training gehen, sonst gibt’s nur Ärger.“ „Und du?“ „Ich denke ich warte noch ein bisschen bis ich wieder mit dem Training anfange.“ Kapitel 15: eine komplizierte Beziehung --------------------------------------- „So, nur noch ein kleiner Pieks dann hast du es hinter dir.“ Die Nadel drang mühelos in meinen Arm und im nächsten Moment war es auch schon wieder vorbei. „Fertig?“ Ich war zappeliger und ungeduldiger als sonst, schließlich kamen sie heute endlich zurück. „Ja, du darfst dich jetzt umziehen und gehen.“ Der alte Mann, mit dem grauen, wenigen Haar packte die vielen medizinischen Instrumente ein mit denen er mich jeden Tag malträtierte. „Du brauchst dich wirklich nicht zu beeilen Feliziti. Boris hat vorhin angerufen und gesagt das der Bus erst in einer halben Stunde ankommen wird.“ „Und wenn schon, vielleicht fahren sie ja schneller als sonst und kommen doch schon früher an.“ Mit einer ungelenken Bewegung zog ich mir meine neue, dicke Daunenjacke über und raste wie ein geölter Blitz zur Tür. „Er ist übrigens sehr erfreut darüber das du dich so gut an den Plan hältst und jeden Tag die Untersuchungen mitmachst. Er meinte du darfst das nächste Mal vielleicht doch mitfahren.“ Ich fuhr mit dem Zeigefinger meiner Rechten Hand über die Steinmauer neben der Tür und sah zu wie eine kleine Staubwolke aufgewirbelt wurde. „Das kann er sich schenken, ich habe sicher kein Interesse mehr daran sein kleines braves Püppchen zu spielen.“ „Hast du denn gar kein Interesse mehr am Bladen?“ Ich zögerte, sprach dann jedoch mit fester Stimme weiter. „Nein! Und diese ganzen Untersuchungen mache ich auch nur mit weil die anderen sich sonst Sorgen machen.“ Mit diesen Worten war das Gespräch für mich beendet und ich hetzte die Steintreppe hinauf ins Erdgeschoss. Die weißen Wände die mich normalerweise ziemlich runterzogen konnten meine Stimmung heute nicht trüben. Im Gegenteil, alles schien zu leuchten und selbst das Wetter spielte mit denn die Sonne hing hoch am Himmel und ließ den Schnell wie Diamanten glitzern. Geduldig wartend verbrachte ich die nächste halbe Stunde vor der Abtei, dann endlich kamen sie. Das Eisengitter wurde laut quietschend geöffnet und ein gelber, Schlamm bespritzter Bus fuhr die Auffahrt hinauf. Ich winkte wie verrückt und rannte neben ihm her. Eigentlich sollte dieser Bus ja wie jeder andere zum Parkplatz fahren und deshalb erschrak ich mich fast zu Tode als er plötzlich eine Vollbremsung machte und die Fahrertür geöffnet wurde. „Feheee!“ Da war er endlich. Tala sprang die Stufen des Fahrzeugs mit einem Satz hinunter und warf mich lachend zu Boden. „Ich bin wieder da!“ „Uff, ja das sehe ich, könntest du bitte trotzdem von mir runtergehen?“ „Oh, sorry.“ Er rollte sich zur Seite und atmete die kalte Winterluft tief ein. „Mann, tut das gut wieder zuhause zu sein.“ Schnell rappelte ich mich wieder auf, kniete mich neben ihn und kniff ihn mit einer Hand in die rechte Wange. „Du hast kein einziges Mal angerufen Idiot, ich hab mir echt Sorgen gemacht!“ Tala verdrehte die Augen, griff mich bei den Schultern und warf mich wieder in den Schnee. Dann beugte er sich über mich und machte ein Gesicht das dem eines Unschuldslamms mehr als ähnlich sah. „Diesmal bin ich echt nicht Schuld! Garland hat mich ins Krankenhaus befördert, ich schwörs!“ Wie auf Kommando stieg der ziemlich grimmig drein blickende Garland die Stufen des Reisebusses hinunter. Über der einen Schulter hing der Trageriemen seiner Reisetasche und mit einem kurzen Seitenblick auf uns schnaubte er nur verächtlich. „Gott, nehmt euch ein Zimmer ihr Kleinkinder.“ „Bähhhh!“ Ohne zu überlegen streckte ich ihm die Zunge heraus und warf einen Schneeball nach ihm. Er wich mit Leichtigkeit aus und ging wortlos weiter zur Abtei. „Lass ihn Fe, der schmollt schon die ganze Fahrt lang.“ Stürmisch umarmte ich ihn noch mal ehe ich mich endlich wieder aufrappelte. „Keine Sorge Tala-lein, im Moment kann mich so schnell nichts Ärgern!“ „Feeee!“ Er verdrehte die Augen. „Pass bloß auf, der...“ Doch es war schon zu spät. Mit einem ziemlich schwer aussehenden, grauen Rucksack auf dem Rücken sprang Brooklyn aus dem Bus und ich fiel laut ächzend wieder zu Boden. Vielleicht sollte ich einfach liegen bleiben. „Ich hab dich so vermiss kleine!“ „Ich...ich dich auch!“ Krächzte ich schwer atmend und ruderte mit den Armen woraufhin er mich endlich losließ und aufstand. Er half mir hoch, drückte mich wieder an sich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Tala, der das ganze mehr als missmutig beobachtete sprang sofort auf und riss Brooklyn knurrend von mir weg. „Hey, Finger weg von meinem Mädchen oder es setzt was, kapiert?“ „Hey Talalein! Brook?” Sie hörten nicht auf mich, Brooklyn setzte frech wie er war sogar noch eins drauf. „Ach, dein Mädchen ja? Soweit ich weiß ist das noch gar nicht offiziell und solange sie nicht sagt das ich aufhören soll kannst du mir gar nichts.“ Mein armer Tala war kurz davor zu explodieren sodass ich mich zusammennahm und versuchte Schadensbegrenzung zu betreiben. „Wenn ihr nicht bald aufhört werde ich euch beide für die nächsten Wochen ignorieren! Und mal ganz davon abgesehen das ich hier niemandem gehöre brauchst du ihn nicht so zu reizen Brook.“ „Ganz wie du willst.“ Brook grinste zu Tala hinüber, dieser ballte die Hände zu Fäusten und schließlich dampften beide mit ihrem Gepäck in Richtung Abtei davon. „Wie ich sehe bist du wohl auf, das freut mich.“ Schallte Boris Stimme durch den Hof. Er lehnte sich aus einem Fenster des Busses und lächelte verschlagen. „Und wie ich höre fügst du dich in die Behandlungen, sehr löblich.“ „Sparen sie sich das!“ Fauchte ich und ging einen Schritt zurück, seine Anwesenheit sorgte noch immer dafür das mir zum kotzen zumute war und ich vermied jeglichen Kontakt mit ihm. „Warum denn so gereizt mein kleines Kätzchen, hast du etwa doch noch vor deine Krallen auszufahren und dich wieder am Training zu beteiligen?“ Ihr Training können sie sich sonst wohin stecken, ich habe kein Interesse an ihren verrückten Plänen. Auf meine Hilfe können sie warten bis sie schwarz werden!“ Der Bus fuhr mit den restlichen Insassen weiter zum Parkplatz und ich rannte wütend zum Eingang der Abtei, hinter mir ertönte heiseres Gelächter. Erst als ich meinem Zimmer war beruhigte ich mich langsam wieder und setzte mich seufzend aufs Bett. Wie schaffte es dieser Mann nur immer wieder mich so aus der Fassung zu bringen obwohl ich mir doch jedes Mal schwor ihn zu ignorieren? Es klopfte an meiner Tür. Ich stand auf und öffnete. „Oh, was machst du denn schon...“ Tala schnitt mir wie immer das Wort ab indem er mich an sich zog und seine eisigen Lippen auf meine Presste. Augenblicklich schien meine Körpertemperatur um mehr als das doppelte zu steigen, Flammen rasten durch jedes meiner Gliedmaßen und ich konnte nicht anders als den Kuss zu erwidern. Kaum hatte ich mich an den schnellen Rhythmus meines Herzens gewöhnt ließ er auch schon wieder von mir ab und streckte sich. „Ja, genau das habe ich vermisst. Danke mein Schatz.“ Mit diesen Worten rannte er den Flur entlang in die Richtung seines Zimmers und ließ mich ziemlich verdattert zurück. Wir waren zwar schon ein halbes Jahr zusammen aber noch immer war es ein komisches Gefühl wenn er mich Schatz nannte. In solchen Momenten wurde ich geradezu von Widersprüchlichen Gefühlen zerrissen. Einerseits hatte ich erreicht was ich immer wollte, der große, unschlagbare Tala der von allen Mädchen angehimmelt wurde gehörte mir allein aber andererseits war da diese kleine, leise Stimme in meinem Kopf die sagte das, dass nicht richtig war. „Ta..la?“ Rief ich ihm benommen nach, doch er war schon zu weit weg also schloss ich die Tür wieder und lehnte mich von innen, mit hochrotem Kopf an sie um mich wieder zu fangen. So viele Jahre waren vergangen und trotzdem spuckte er in meinem Kopf herum. Augenblicklich flammte Kais kindliches Gesicht vor meinem inneren Auge auf und ich schüttelte heftig den Kopf. Das war vorbei, ein für alle Mal. „Nein ist es nicht...“ Erschrocken sah ich auf den kleinen Nachttisch neben meinem Bett auf dem der Schwarze Blade mit den Roten Striemen lag. Wie immer zeigte er keine Regung und ich seufzte enttäuscht. Die ganze Zeit lang hatte ich unermüdlich versucht Kontakt zu Blacky aufzunehmen, leider ohne nennenswerten Erfolg. Ab und zu schallte seine Stimme wie eine ferne Erinnerung durch meinen Kopf doch vielleicht bildete ich mir das auch nur ein weil ich ihn so herbeisehnte. Dank den Knuddel-Attacken der Jungs war ich bis auf die Haut durchnässt und zog mich deshalb lieber erst mal um. Dank Tala bekam ich jetzt immer die Klamotten die ich wollte und zwar ohne Gewichte! Er geht extra für mich jedes mal Schoppen wenn er bei einem Turnier ist weil er genau weiß das ich nicht raus darf. Beim letzten Mal hat er mir ein kuscheliges, Ärmelloses, schwarzes Oberteil mit hohem Wollkragen mitgebracht. Ich vergötterte dieses Teil und als er mir auch noch extra einen passenden Mini-Rock mitgebracht hatte war ich ihm so dankbar das ich in dem Moment alles für ihn getan hätte. Zugegeben, der Rock war wirklich ziemlich mini, aber was soll man auch erwarten wenn man einen Typ für sich einkaufen lässt. Jetzt zog ich beides an und betrachtete mich vorm Spiegel. Ich hatte zugenommen das war nicht zu übersehen, auch wenn ich immer noch schlank war waren die durchtrainierten Arme und Beine von damals verschwunden. Stattdessen zog mich Brook nun sogar damit auf das ich angeblich richtige schwabbelarme hätte was allerdings absoluter Blödsinn ist! Nun ja, dazu muss ich sagen das man wohl auch nichts anderes erwarten kann, immerhin habe ich das Training geschmissen und hänge den ganzen Tag nur noch irgendwo in der Abtei oder im Wald herum. Ich fühl mich schon ausgelaugt wenn ich den anderen beim Training zusehen und wie vorhin schon angedeutet habe ich auch das bladen aufgegeben. Nur um das klar zu stellen, ich habe nicht aufgehört weil ich nicht mehr gewinnen konnte, im Gegenteil! Ich konnte selbst ohne das Training noch jeden in dieser verdammten Abtei schlagen, das hatte ich Blackdranzers Kräften zu verdanken. Er selbst war zwar weg aber wenn ich mich konzentrierte konnte ich noch immer seine Attacken einsetzen und so die anderen aus der Bowl fegen. Trotzdem ließ mich Boris hier schmoren und verbot mir die anderen auf die Turniere zu begleiten. Irgendwann wurde mir das ganze hier einfach zu langweilig, ich sah keinen Sinn mehr darin jeden Tag zu trainieren wenn ich doch sowieso niemals meine wahren Kräfte einsetzen können würde. Tja, so ist die momentane Situation. „Fe?“ Das war Brooklyn. „Ja?“ „Tala und ich treffen uns in der Gemeinschaftshalle, kommst du mit?“ „Klar, ihr müsst mir doch noch erzählen was alles passiert ist!“ „Ok, dann treffen wir uns da, bis dann.“ Und schon war er wieder weg. Ich zog mir die Stiefel an die ich allerdings nur innerhalb der Abtei tragen konnte da ich mit den hohen Absätzen sofort im Schnee einsinken würde, steckte Blacks Blade ein und machte mich auf den Weg durch die verschlungenen Gänge. Gerade als ich das letzte Mal nach rechts abbog und schon die Tür vor mir sah hörte ich Boris Stimme. „Es entwickelt sich gut mit den beiden, ich bin mir sicher das es nicht mehr lange dauern wird bis sie soweit ist.“ „Nehmen sie die kleine wirklich zum nächsten Turnier mit Sir? Immerhin könnte sie dort doch auf ihn treffen...“ „Natürlich nicht du Idiot! Sie bleibt schön hier.“ „Woher wissen wir wann es soweit ist?“ „Das wird kein Problem sein. Die Bit Beast werden es spüren und sich her versammeln, spätestens wenn Black Dranzer sich nicht mehr beherrschen kann haben wir Gewissheit.“ Black Dranzer?! Ich huschte schnell weiter zu dem Raum wo ich mich mit den Jungs hatte treffen wollen und atmete tief durch. In meinem Kopf hämmerte es dumpf und mein Herz pochte schmerzhaft gegen meine Rippen. Hatten die von mir geredet? Eine Erinnerung schob sich vor meine anderen Gedanken doch ich kniff sofort die Augen zusammen um sie wieder zu verdrängen. Ich sah sicher nur Gespenster und das alles war ganz anders als ich dachte. „Feliziti, du bist ja ganz blass, ist alles in Ordnung?“ Tala legte einen Arm um meine Schultern und sofort beruhigte ich mich. „Ja...alles ok, ich bin glaube ich nur etwas erkältet.“ „Kein Wunder bei dem Outfit. Damit bringst du ja das Eis zum schmelzen.“ Er lachte und ich errötete. „Hey ihr Turteltäubchen, steht da nicht so rum, ich hab euch extra ein paar Plätze warm gehalten!“ Brook lümmelte auf einer roten Ledercouch und winkte uns zu sich. Für mich machte er natürlich sofort Platz doch Tala bedachte er nur mit einem unschuldigen Blick. „Ich glaube hier ist kein Platz mehr für dich Kumpel.“ Mein Freund knurrte und versetzte ihm einen Schlag mit seiner Faust gegen Brooklyns Schulter. Dieser rutschte fröhlich wie immer ein Stück zur Seite sodass Tala sich neben mich setzen und den Arm besitzergreifend um mich legen konnte. Ich entschärfte die Situation mit der Frage wegen der ich eigentlich hier war. „Also erzählt schon, was ist passiert?“ Talas Blick verfinsterte sich, ich nahm an das er nicht sonderlich weit gekommen war. Brooklyn dagegen war ganz anscheinend hell auf begeistert. Er klatschte in die Hände und nickte eifrig. „Die Weltmeisterschaft war der Oberhammer!“ „Und das sagt der, der am Anfang meinte das er sich mit den Loosern zu Tode langweilen wird...“ Giftete Tala gleich los doch Brook ließ sich nicht ablenken. „Also erst mal wollte Talalein ja unbedingt mit seinem eigenen Team antrete, na ja, er wäre sowieso nicht in unseres gekommen...“ „Nenn mich nicht Talalein! Und ich wäre locker in euer Team gekommen, das war ja wohl ein Witz!“ „Wie dem auch sei, ich muss zugeben seine kleinen Demolition Boys waren gar nicht soooo schlecht. Nur leider hatte Tala das Pech vor dem Finale auf Garland zu treffen und der hat ihn locker fertig gemacht.“ „Wie bitte? Das war voll knapp! Glaub mir Fe, ich hätte ihn fast geschlagen, der hatte doch nur Glück!“ „Jetzt wird mal nicht beleidigend kleiner, gegen Garland haste keine Chance.“ Brook lachte und Tala knurrte wütend vor sich hin. „Ähm...ok, dann ist er also im Krankenhaus gelandet. Und wer war im Finale?“ „Wir natürlich und die G-Revolutions, das sind die ehemaligen Weltmeister.“ Bei der Erinnerung daran begannen Brooks Augen zu leuchten, Talas Stimmung sank dagegen immer weiter. „Nur zu deiner Information Brooklyn, sie sind immer noch Weltmeister da sie euch absolut fertig gemacht haben.“ „Ihr habt verloren?“ Ungläubig sah ich vom einen zum andern. Sie hatten so hart trainiert das ich fest davon überzeugt war das niemand besser sein würde als meine Jungs. „Naja, ich würde nicht verlieren sagen, eher weitergebildet.“ „Ich versteh gar nichts mehr Brook.“ Jetzt war es Tala der sich abfällig grinsend zurücklehnte. „Lass dir nichts erzählen Fe, er hat verloren und sich total zum Affen gemacht.“ „Halt die Klappe, gegen Kai hättest du genauso verloren. Der Kerl ist einfach zu gut, ich frag mich immer noch wie er immer wieder das Blatt zu seinen Gunsten wendet.“ Kai. Bei dem Namen zuckte ich unmerklich zusammen. „Brook!“ Tala trat Brooklyn gegens Schienbein und zischte ihm etwas unverständliches zu, dann herrschte einige Minuten lang peinliches Schweigen. Schließlich beugte sich Tala zu mir hinüber, sah mir besorgt ins Gesicht und strich mir mit einer Hand über die Wange. „Alles ok mit dir?“ Ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte schließlich. „Natürlich, nur weil jemand den Namen Kai erwähnt fang ich doch nicht gleich an zu...“ Mein Stimme brach und ich war Hundert prozentig sicher das meine Lippen zitterten als würde ich gleich einen Heulkrampf bekommen. „Verstehe...“ Antwortete mein Freund langsam und lehnte sich wieder zurück ohne mich aus den Augen zu lassen. „Entschuldige Fe.“ Brooks schuldbewusster Blick machte mich fast wahnsinnig. Wieso mussten mich bloß immer behandeln als wäre ich aus Glas? Sollten sie mich doch heulen lassen, das war immer noch besser als in Watte gepackt zu werden. „Willst du...ihn sehen?“ Fragte Tala schließlich vorsichtig in das eisige Schweigen hinein. „Was?“ Ungläubig sah ich ihn an. Meinte er das jetzt ernst oder nahm er mich auf den Arm? Kai würde doch nie im Leben noch einmal in die Abtei kommen. „Naja, einfach nur zum quatschen kommt er zwar bestimmt nicht her aber einer Herausforderung kann er garantiert nicht wiederstehen.“ „Ach so!“ Ich verstand und sprang freudig auf. „Talalein, du bist ein absolutes Genie!“ Stürmisch fiel ich ihm um den Hals und küsste ihn kurz auf die Wange als Brook plötzlich aufstand und ein Gesicht machte als wäre er auf die Idee mit der Herausforderung gekommen. „Ich kann auch was dazu beisteuern Fe, aber nur wenn ich auch nen Kuss bekomm.“ Ich tat ihm den Gefallen und küsste ihn ebenfalls schnell auf die Wange während Tala mit Blicken schmiss die garantiert töten konnten wenn sie wollten. Glücklicherweise rückte Brooklyn mit der Sprache heraus ehe es zu einem Gemetzel zwischen den Jungs kam. „Am letzten Tag bin ich noch mal zu den G-rev´s gefahren und Tyson hat mir eine Telefonnummer gegeben unter der Kai ab und zu erreichbar ist.“ Unter unseren staunenden Blicken fischte er einen Zettel mit einer Nummer drauf aus seiner Manteltasche und reichte ihn mit freudestrahlend. „Na? Wer ist jetzt der beste, hm?“ „Ihr seid beide superklasse!“ Mit diesen Worten stürmte ich auch schon davon und ließ zwei etwas verdutzt schauende Jungs zurück. Kapitel 16: ein hitziges Telefonat ---------------------------------- In der Abtei existierten genau zwei Telefone. Eines stand in Boris Büro und war somit für mich unerreichbar. Das andere jedoch war im Keller. Anfangs hatte Boris die Kinder immer gezwungen zuhause anzurufen damit sich ihre Eltern keine Sorgen machten aber da sie nach dem was er mit ihnen machte meistens eh nicht mehr ansprechbar waren hatte er das Telefon nicht mehr benutzt. Das Problem war nur das ich den Keller hasste. Ich hatte oft genug selbst in einem der finsteren Kerker gesessen und mehr oder weniger in meinem Blut gebadet. Mein Rücken fing schon bei dem Gedanken an zu schmerzen. Auspeitschungen waren hier fast an der Tagesordnung und dazu musste man nicht mal etwas sonderlich schlimmes machen, es genügte schon das man schlecht Bladete oder Wiederworte gab. Letzteres war bei mir immer der Auslöser gewesen bis ich irgendwann lernte meine Wut und Frustration zu beherrschen. Genau das war es auch was Boris wollte, ein paar kleine Marionetten die widerstandslos das taten was er verlangte. Natürlich gab es auch haufenweise Gerüchte über den sogenannten „Folterkeller“, eines davon war z.B. das ein Junge immer wieder gegen Regeln verstoßen hatte bis man ihm schließlich ins Bein schoss, erst dann hatte er seinen Wiederstand aufgegeben. Ich stand inzwischen vor der Kellertreppe und während ich in die Dunkelheit hinunter starrte lief es mir eisig den Rücken hinunter. Nach den ersten Stufen wurde ich geradezu von Panik ergriffen doch ich kämpfte sie zurück und ging weiter. Unten im Kellergewölbe war ich erst erleichtert keine Schreie zu hören doch das leise stöhnen das hier durch die Gänge hallte war mindestens genauso schlimm. Trotzdem, ich würde das jetzt durchziehen soviel war klar. „Fe...“ Erschrocken blieb ich stehen. „Feliziti...“ Ich zitterte, mein Mund war staubtrocken. „Bitte...“ Ich wollte es nicht sehen, nicht jetzt. Ich wollte es ignorieren und einfach weitergehen aber ich konnte nicht. Langsam drehte ich den Kopf zur Seite. Mitten in der Steinwand war ein Hohlraum und vor ihm versperrten Eisenstangen den Weg. „Mina?“ Mina war eine meiner besten Freundinnigen gewesen bevor ich angefangen hatte nur noch mit Brook und Tala rumzuhängen. Sie war immer fröhlich, lebenslustig und sehr scharfsinnig gewesen. Außer ihr gab es niemanden der das schaurige Spiel hinter den Mauern der Abtei so schnell erkannt hatte. Genau wie ich hatte sie davon geträumt hier wieder rauszukommen und auch Boris war bei ihr immer wieder auf Gegenwehr gestoßen. Strafen interessierten sie nicht, was einen nicht umbringt macht einen stärker, das hatte sie immer gesagt. Und da lag sie jetzt. Mitten auf dem Steinfußboden, die dunkelbraunen Haare wie fließendes Wasser um ihren Kopf herum ausgebreitet. „Hilf...mir...“ Ihre bleiche Haut hatte eine ungesunde bläuliche Farbe angenommen und war seltsam aufgedunsen als hätte jemand unaufhörlich auf ihr Gesicht eingeschlagen. Die grauen, glasigen Augen machten das ganze auch nicht besser, sie waren Blutunterlaufen. „Mina, was haben sie mit dir gemacht?“ Ich weinte nicht, es war seltsam, ich spürte eigentlich gar nichts außer Abscheu gegen Boris und seine Männer. „Hi...lf...mir“ Wiederholte sie nochmals und durch ihr zwischenzeitliches Gestöhne klang es wie die Bitte einer fast toten. Ihre zitternde Hand tastete sich zwischen den Gitterstäben hindurch und jetzt fielen mir auch die zerfetzte Kleidung und die restlichen blauen Flecke auf. Mir wurde schlecht, meine Wut steigerte sich nochmals. „Ich kann nicht.“ Antwortete ich mit brüchiger Stimme doch anscheinend hörte sie nicht mehr zu denn sie wiederholte nur immer wieder ihre flehende Bitte um Hilfe. Ich ergriff ihre zarte Hand und hielt sie fest, das konnte ich für sie tun, Beistand leisten. Einige Minuten verharrte ich so, dann erschlaffte ihre Hand plötzlich und ihr Blick wurde starr. „Mina?“ Ungläubig starrte ich dieses Wesen an das kaum noch meiner ehemaligen Freundin glich. „Mina!?“ Fragte ich noch mal in die plötzlich gespenstisch wirkende Stille. Dann wurde es mir klar und ich verstand. Boris hatte gelogen als er sagte das er Kinder die absolut nicht hören wollten vor der Abtei aussetzte. Sie starben nicht irgendwo draußen in einem Schneesturm sondern hier, genau unter unseren Füßen schrien sie um Hilfe und bettelten um ihr Leben. Eine Welle der Übelkeit überollte mich. Plötzlich drehte sich alles um mich als würde ich gleich Ohnmächtig werden. Ich spürte nur noch wie ich heftig würgte und mich schließlich erbrach. Wie lange ich auch immer bewusstlos gewesen sein mag, als ich wieder erwachte war die Leiche verschwunden, sie hatten sie beseitigt und mich hier liegen lassen, merkwürdig. Vorsichtig stand ich wieder auf, mir war noch immer schwindelig aber langsam schaffte ich es wieder mich zusammenzureißen. Es gab nur eine Chance aus all dem hier rauszukommen, ich musste einen Weg nach draußen finden und Kai anzurufen würde ein erster Schritt sein. Zitternd und mit den Nerven am Ende schaffte ich es tatsächlich zu der Ecke wo das Telefon an der Wand befestigt war. Ich zog den Zettel mit der Nummer heraus und wählte, wobei ich wegen dem Gezitter zweimal von vorn anfangen musste. Fest drückte ich den Hörer an mein Ohr und wartete mit klopfendem Herzen, ich würde seine Stimme hören, das erste mal seit Jahren. Es klingelte, einmal, zweimal. „Bitte, bitte, bitte geh ran!“ Schluchzte ich jetzt doch und krallte mich noch fester an den Hörer wie an einen Rettungsring. Nach dem sechsten Klingel klackte es und ich hörte eine raue, genervte Jungenstimme. „Ja?“ „Ähm...spreche ich mit Kai Hiwatari?“ Mist, meine Stimme zitterte und hörte sich ängstlich an, so sollte es eigentlich nicht sein. „Ja. Wer will das wissen?“ Er erkannte mich nicht. Schnell bildete sich ein Kloß in meinem Hals. „Ich...ich..“ „Machs kurz ok? Ich hab heute noch was vor.“ Wieder dieser genervte, gelangweilte Ton, was glaubte er eigentlich wer er war? Mit der plötzlich aufflammenden Wut hatte ich nicht gerechnet. Nur richtete sie sich auf einmal nicht mehr gegen die Abtei sondern gegen meinen alten Freund Kai. „Also gut. Ich habe gehört du warst ganz ok bei der Meisterschaft.“ Schlug ich deshalb einen herausfordernden Ton an. „Ganz gut!?“ „Ich habe auch gehört das du keiner Herausforderung wiederstehen kannst. Wenn du wissen willst wie gut du wirklich bist komm doch mal in die Abtei.“ „Welche Abtei?“ „Du weißt genau welche ich meine Kai.“ Mit diesen Worten legte ich auf und tatsächlich flammte tief in meinem inneren etwas auf das bis heute lange unter Trauer und Angst verschüttet gewesen war. Ich wollte gewinnen, um jeden Preis. Kapitel 17: Hochmut tut selten gut ---------------------------------- Brook war aufgeregter als ich selbst. „Hey Fe, komm schnell! Er ist da!“ Rr hüpfte ständig auf und ab als wäre er ein Känguru und versuchte mich mit seltsamen Grimassen zum lachen zu bringen. „Hey du.“ Mit einem Zeigefinger stupste er mich in die Seite sodass ich quietschend zusammenzuckte. „Was zum Teufel ist denn?“ Meine Stimme wankte zwischen schreien und hysterischem kreischen, das war allerdings auch nicht weiter verwunderlich, immerhin war er hier. Und das obwohl unser Telefonat alles andere als gut gelaufen war, trotzdem oder gerade deshalb stand er nun in der Eingangshalle der Abtei und wurde von den Schülern skeptisch beäugt. Brooklyn zuckte mit den Schultern und bog in die Richtung von Talas Schlafquartier ab um ihm bescheid zu sagen. Ich lief weiter. Mein Atem ging langsam und einmal hielt ich sogar die Luft an vor Spannung. Endlich stand ich am Oberen Geländer von dem man auf die Eingangshalle hinuntersehen konnte. Da war er. Kai lehnte mit dem Rücken an der Wand neben dem Eingangstor. Er hatte den Blick gesenkt und sein Haar beschattete seine Augen sodass ich unmöglich sagen konnte wo er wohl gerade hinsah. Plötzlich, als hätte er meine Gedanken gehört sah er auf und seine violetten leuchtenden Augen trafen meine smaragdgrünen. Im ersten Moment meinte ich etwas wie Verwirrung in seinem Blick zu sehen doch das wich schnell wieder der üblichen kühlen Distanz. Langsam stieß er sich von der Wand ab, ging ein paar Schritte vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Mein Herz schlug so schnell als würde ich dem Tod persönlich gegenüberstehen und nicht einem alten Freund. „Du hast mich angerufen?“ Seine Stimme war kühl aber eindeutig interessiert. „Ja. Ich habe dich herausgefordert.“ Bestätigte ich und schluckte schwer. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht ihn herauszufordern? Ich bekam ja schon bei seinem Anblick weiche Knie. Ich musterte ihn jetzt das erste Mal genauer und blinzelte erstaunt. Ich hatte mit allem gerechnet aber nicht mit einem Jungen in Designer Klamotten, einem ewig langen Schal und einer blauen Kriegsbemalung. Zwar erkannte man ihn noch immer aber es war nicht zu übersehen das der kleine Junge von damals jetzt gar nicht mehr so klein war. Soweit ich das von hier oben beurteilen konnte musste er mich um mindestens einen Kopf überragen. „Also gut, ich glaube zwar nicht das du eine große Herausforderung für mich bist aber meinetwegen tu ich dir den Gefallen. Komm runter!“ Ich stutzte. Hatte er diesen unverschämten Befehlston schon immer drauf gehabt? Jedes mal wenn er den Mund aufmachte fing die Wut in mir mehr an zu kochen und meine Gedanken begannen zu rasen. Er war damals abgehauen und hatte mich jetzt ganz anscheinend völlig vergessen. Während ich mich hier durch meine Kindheit quälen musste und ständig Schläge eingesteckt hatte war er ganz anscheinend in einem behütetem, reichen Zuhause aufgewachsen und dann besaß er noch die Frechheit mich hier rumzukommandieren als wäre ich sein kleines Dienstmädchen? Ich schwang mich über das Geländer und landete leichtfüßig auf dem Boden des Erdgeschosses. Ein paar Schüler blieben stehen und beobachteten das Geschehen interessiert, das hier war für sie eindeutig interessanter als der Unterricht. Kai behielt den Blick auf mich gerichtet, schwieg allerdings. „Entschuldige, wie unhöflich von mir.“ Ich richtete mich auf und funkelte ihn wütend an. „Ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Feliziti Crowd.“ Langsam streckte ich ihm die Hand entgegen doch in meinem Kopf hallte immer nur ein Wunsch. Er sollte sich erinnern, sollte sagen das er weiß wer ich bin aber die Hoffnung war vergebens. „Mich kennst du ja schon.“ Knurrte er stattdessen und nahm meine Hand. Es traf mich wie ein Schlag. Sobald sich unsere Hände berührten spürte ich Blacks Hitze in mir aufwallen und auch an meinen Armen züngelten kleine, schwarze Flammen entlang. Kai sah mindestens genauso erstaunt aus doch aus irgendeinem Grund konnten wir unsere Hände nicht voneinander lösen. Ich hörte einen unmenschlichen Schrei und dann sah ich meinen geliebten Feuerphönix der mich damals aus den Flammen gerettet hatte. Er schwebte hinter Kai und schlug heftig mit den Flügeln. Seine klugen Augen musterten mich aufmerksam von oben bis unten und blieben schließlich an meinen Augen hängen. Ich wusste nicht was er in ihnen sah oder sehen wollte aber schon nach wenigen Sekunden erklang etwas das ich für ein trauriges Seufzen hielt und er verschwand. Endlich riss sich Kai von mir los, was mir nur recht war und er ging einen Schritt zurück. Seine Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben und ich hätte gern darüber gelacht aber ich war mir sicher das ich selbst nicht viel besser aussah. Als er sich scheinbar wieder gefasst hatte knirschte er mit den Zähnen. „Können wir jetzt anfangen?“ Ich nickte benommen und wollte ihn zum Trainingsraum führen doch er ging vorraus als wäre er nie fort gewesen. Wenig später standen wir vor der Bowl und bereiteten uns auf das Match vor. Tala war inzwischen zu uns gestoßen. Er nickte Kai kurz zu, wandte sich dann aber wieder an mich. „Bist du sicher das du das willst Fe?“ Fragte er besorgt und fügte dann noch etwas unsicher hinzu: „Immerhin bist du nicht unbedingt in deiner besten Form.“ Ein kurzer aber eindeutiger Blick meinerseits und er schüttelte seufzend den Kopf, behielt weitere Kommentare aber für sich. „Also gut, die beiden Blader bitte vortreten.“ Kai und ich stellten uns auf. „Bereit?“ Tala sah erst zu Kai, der gelangweilt nickte und dann zu mir. Ich sah noch immer Sorge in seinem Gesicht doch ich nickte ebenfalls, jetzt gab es kein zurück mehr. „Gut. 3...2...1...Let it Rip!“ Genau gleichzeitig starteten wir unsere Blades und sie flogen blitzschnell in die Bowl. Erst dachte ich sie würden gegeneinander prallen und sich so gegenseitig wieder aus der Arena befördern doch es war als wären die Blades von einem Magnetfeld umgeben, sie trafen sich einfach nicht. Kai wurde langsam ungeduldig. „Was ist los Dranzer!? Los jetzt, Fire Arrow!“ Eine Flammenwand steuerte direkt auf mich zu aber der Grund warum ich so schwitzte war ein anderer. In meinem Übereifer hatte ich ganz vergessen das er einen ganz eindeutigen Vorteil hatte und zwar ein Bit beast. //Ich werde immer bei dir sein auch wenn du mich nicht sehen kannst.// „Dark Star, jetzt Black!“ Im letzten Moment bildete sich ein tiefschwarzer Komet der auf die Feuerwand zuraste und mitten hineintraf. Zuerst rangen die Flammen noch miteinander doch dann lösten sie sich auf und die Blades umkreisten sich wieder völlig ruhig. „Was?!“ Kai starrte auf Dranzer der nicht mal an Blacky herangekommen war und schüttelte energisch den Kopf. „Nette Attacke Kleine aber wenn du glaubst das wars hast du dich gewaltig geschnitten.“ Dranzer knallte heftig gegen meinen Blade und drängte ihn rückwärts aus der Bowl heraus. Kurz bevor er jedoch über die Kante fiel sammelte ich alle meine Kräfte und drängte ihn wieder zurück. Leider war ich allein davon schon so erschöpft das ich mich am liebsten einfach fallen gelassen hatte. Kai dagegen sah noch völlig fit aus. Verdammt! In dem Moment bereute ich das ich nicht mehr trainiert hatte. Anscheinend hatte ich gegen Kai nicht mal mit Blacks Kräften auch nur die geringste Chance. Mein Gegenüber schien das ganze völlig kalt zu lassen. Seelenruhig befahl er Dranzer den Angriff der Black daraufhin fast schon sanft aus der Bowl kickte. Geschockt ging ich auf die Knie und starrte auf den vor mir liegenden Blade. Ich hatte verloren und zwar haushoch. Dranzer flog gehorsam in Kais Hand zurück. Er steckte ihn in seine Hosentasche und kam dann überheblich grinsend zu mir herüber. „SO eine schwache Leistung habe ich wirklich noch nie gesehen. Da ist es ja ein Wunder das Boris dich noch nicht hochkant rausgeworfen hat, an deiner Stelle würde ich das bladen lieber aufgeben.“ Das saß. Ich fing an zu zittern und spürte wie sich mir die Kehle zuschnürte. Wie konnte er bloß so etwas sagen? Wir waren doch ein Team und nicht nur irgendeins sondern das beste hier. Er drehte sich um und wollte verschwinden als plötzlich Boris durch die Tür trat. Anders als erwartet beachtete er Kai gar nicht sonder kam stattdessen auf mich zu. „Ich muss ihm recht geben Feliziti. Ich wusste ja das du aufgehört hast zu trainieren aber so eine schlechte Leistung habe ich nicht erwartet. Er packte mich am Arm und zog mich unsanft wieder auf die Beine. „Und du weißt ja was das heißt.“ Meine Gedanken verschwammen als ich ihm in seine vor Freude weit aufgerissenen Augen sah. Ekel breitete sich in mir aus und tiefe Abscheu verseuchte mein Herz. Ich hasste Boris und auch Voltaire war nicht viel besser. Kai schien nicht zu verstehen wovon der alte Mann sprach denn er hatte inne gehalten und sah mich mit einem seltsam durchdringenden Blick an. Tala trat vor und versuchte die Situation noch zu entschärfen indem er versprach mit mir zu trainieren doch es half nichts. „Du weißt wie das hier läuft Tala. Wer nicht spurt kriegt die Strafe zu spüren.“ „Aber das ist doch nicht nötig!“ Er nahm meine Hand und drückte sie sanft um mich zu beruhigen. „Sie hat doch die letzten Jahre alles gemacht was sie gesagt haben.“ Statt zu antworten schob Boris meinen Freund zur Seite und zog mich mit sich aus dem Raum. Ich protestierte nicht denn ich hatte schnell gemerkt das ihn das nur noch mehr anstachelte. Danach folgte die grässlichste, grausamste Stunde meines Lebens. Selbst wenn ich meinen Kopf völlig ausschaltete und nur noch wie eine leblose Puppe auf dem Boden lag um alles über mich ergehen zu lassen spürte ich die Schmerzen. - Ich erwachte erst wieder im Kerker aus meiner Trance. Der Boden war mit Blut verschmiert und ich ging auch fest davon aus das es meins sein musste. Mein Kopf war schwer als hätte man ihn mit Metall gefüllt und ein widerliches Brennen am Hinterkopf ließ mich ahnen wie ich wohl zugerichtet sein musste. Stumm versuchte ich festzustellen ob ich im großen und ganzen noch dazu fähig war mich zu bewegen und wurde enttäuscht Meine Beine waren eiskalt und ich war völlig unfähig sie zu bewegen, auch dazu meinen Kopf zu heben war ich nicht fähig. Meine Arme und Hände konnte ich bewegen, wenn auch nur sehr vorsichtig. Die Blutverschmierten Finger klebten zwar auf eine sehr unangenehme Weise zusammen aber das ging schon solange ansonsten alles in Ordnung war. Seufzend ließ ich meine Arme wieder sinken und lauschte auf das tropfende Geräusch das durch den Gang hallte. Es war eine extrem nervenaufreibende Situation obwohl ich mir ziemlich sicher war das ich spätestens Morgen auf die Krankenstation verlagert werden würde. Irgendwann fing ich an die Sekunden zu zählen. Nach einer weiteren halben Stunde die ich so verbrachte hörte ich Schritte. Sie waren zwar fest und zielstrebig aber trotzdem vorsichtig. Boris konnte es also nicht sein. Panikartig versuchte ich einen Blick auf den Gang zu erhaschen. Sie würden mich doch nicht auch von irgendeinem Handlanger hinrichten lassen oder etwa doch? Dank meiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit musste ich mich damit begnügen auf die schließlich verstummenden Schritte und den langsamen Atem zu horchen. „Du siehst echt schrecklich aus.“ Ungläubig versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Die Stimme gehörte eindeutig Kai aber was machte er hier unten? „Hey. Kannst du reden?“ Er klang nicht freundlich, aber auch nicht mitleidig oder gehässig, er hatte einfach nur den üblichen eisigen Kai-Ton der einem weder etwas positives noch etwas negatives mitteilte. Langsam bewegte ich den Kopf und versuchte ihm zu zeigen das ich nicht sprechen konnte denn mein Mund war ebenfalls von süßen, metallisch schmeckenden Blut verklebt und außerdem war mein Hals staubtrocken. Ich musste nicht lange versuchen mich mitzuteilen, er verstand sofort und begann stattdessen damit das Schloss vor der Gittertür zu knacken. Schon eine Minute später hockte er neben mir und tastete vorsichtig meine Arme und Beine ab. Bei der Wunde an meinem Kopf murmelte er nur etwas von Platzwunde und bei meinen Beinen schüttelte er ungläubig den Kopf. Auch wenn er es noch so gut verbarg, ich sah den tiefen Schock und die Bestürzung die sich in seinem Gesicht spiegelte. Als er damals hier war hatten wir von solchen Folter Aktionen nichts mitbekommen. „Selbst nach all den Jahren kannst du immer noch nicht auf dich selbst aufpassen.“ Er erinnerte sich also doch! Wütend stieß ich einen seltsamen zischenden Laut aus der eigentlich ein, du bist so ein Idiot, werden sollte. Er bedachte mich mit einem höhnischen Grinsen und fand es anscheinend super das ich mich absolut gar nicht wehren konnte. Erst dann viel mir auf das er recht hatte. Schon damals im Wald hatte er mich verarzten müssen als ich mir den Fuß verstaucht hatte, deshalb war auch plötzlich die alte Vertrautheit zurückgekehrt. Er half mir hoch, musste mich jedoch stützen da ich allein nicht mal dazu in der Lage war zu stehen. Hilflos konnte ich mich nur an seiner Schulter festkrallen und hoffen das er nicht plötzlich wieder seine Meinung änderte und mich fallen ließ wie eine heiße Kartoffel. „Geht’s?“ Ich nickte und ließ mich widerstandslos von ihm die Treppe hoch tragen. Oben angekommen brachte er mich zu meinem Zimmer und legte mich ins Bett, wo er mich zur meiner großen Überraschung sogar noch zudeckte und mir was zu trinken holte. Zwei Schlucke eisiges Wasser später brachte ich endlich wieder ein paar heisere, kratzige Sätze hervor. „Wieso hast du so getan als würdest du mich nicht kennen?“ warf ich ihm sofort vor doch er blieb seelenruhig. „Ich habe nicht so getan als würde ich dich nicht kennen.“ „Aber es sah auch nicht so aus als würdest du mich kennen.“ Seufzend zog er sich einen Stuhl heran, setzte sich und klatschte mir einen kalten, nassen Waschlappen aufs Gesicht. „Jetzt halt mal die Luft an. Ich hab alles was auch nur ein kleines bisschen mit der Abtei zu tun hat in den hintersten Teil meines Gedächtnisses gesperrt und da soll er gefälligst auch bleiben.“ Er sah mich mit harten, kalten Augen an bei denen es mir eiskalt den Rücken hinunterlief. „Ich habe den ganzen Mist hier nicht mehr nötig und will auch nichts damit zu tun haben. Abgesehen davon gibt es auch nichts mehr womit Boris mich hier herködern könnte, die Teams da draußen reißen sich darum das ich mich ihnen anschließe, ich könnte locker Weltmeister werden wenn ich wirklich wollte.“ Ich hob eine Augenbraue, ein gesundes Selbstbewusstsein hatte er jedenfalls, dummerweise war es auch noch berechtigt. „Ich habe gedacht du holst mich irgendwann nach...“ Erwiderte ich nach einer kurzen Pause leise. „Wozu? Du hättest jederzeit ausbrechen können aber anscheinend gefiel es dir hier drin ja doch besser.“ „Das ist nicht wahr! Wie soll ich denn bitte abhauen wenn ich keinen Fuß vom Gelände runtersetzen darf?“ „Fliegen vielleicht? Wozu hast du denn Black Dranzer?“ Meine Hände verkrampften sich automatisch zu Fäusten und ich drehte den Kopf weg damit er nicht sah wie sehr ich wirklich unter dem Verlust meines Phönixes litt. „Er ist weg..“ Presste ich schließlich unter zusammengekniffenen Lippen hervor. „Weg?“ Kais ungläubiger Ton machte mich nur noch wütender. „Ach, darauf ist der Herr wohl nicht gekommen während er sich in seinem neuen Leben hat verwöhnen lassen, was?“ “Tut mir leid, ich bin noch kein Hellseher. Aber das ist jetzt auch egal. Wenn ich dich mitnehmen würde und ich denke mal das du darauf hinauswillst, wäre gleich wieder die ganze Meute hinter mir her und darauf habe ich keine Lust, sorry.“ Mit diesen Worten stand er auf und wandte sich zum gehen. „...er wird mich töten.“ Augenblicklich blieb er stehen und drehte sich langsam wieder um. „Red keinen Quatsch.“ „Ich habe sie darüber reden hören, sie wissen noch nicht genau wann aber irgendwann werden sie mich umbringen, das haben sie gesagt.“ Er zögerte und rang anscheinend mit sich ob ich die Wahrheit sagte oder mir das ganze nur ausdachte. Schließlich seufzte er und kehrte zu mir zurück. „Also gut, ich bleibe noch eine Woche weil ich in dem alten Haus noch ein paar Sachen habe die ich nach Japan mitnehme.“ Aus einer Seitentasche seines Rucksackes zog er ein Flugticket hervor. „Nächsten Montag um 3 Uhr Morgens geht mein Flug. Sieh zu das du wieder Fit wirst und es zum Flughafen schaffst.“ Nachdem er mir das Ticket in die Hand gedrückt hatte ging er wirklich. Ich konnte es kaum glaube, ich hatte solange auf meine Chance gewartet und jetzt war sie endlich zum greifen nah. Natürlich war die Frage wie ich zum Flughafen kommen sollte nicht ganz unerheblich, aber irgendwie würde ich es schon schaffen, nein, ich musste es schaffen. Kapitel 18: schwere Entscheidungen ---------------------------------- „Du willst was!?“ Tala saß völlig fassungslos neben meinem Bett während ich meine Cola schlürfte die er mir aus der Cafeteria mitgebracht hatte. „Ich werde nächsten Montag abhauen, das ist meine Chance.“ „Das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein. Das ist der pure Selbstmord!“ Ich seufzte. Irgendwie hatte ich schon geahnt das Tala mir bei der Sache nicht unbedingt beistehen würde. Es war ja schon schlimm genug das ich überhaupt versuchen wollte abzuhauen aber ich wurde das Gefühl nicht los das er besonders schockiert darüber war das ich es mit Kai tat. „Komm schon Talalein, du kannst doch später nachkommen. Dir erlaubt Boris schließlich den Ausgang.“ „Nein, nein und noch mal nein. Wenn du das wirklich willst musst du auf meine Hilfe verzichten.“ „Tala...bitte...“ Völlig außer sich vor Wut sprang er auf und tigerte knurrend durchs Zimmer bis er schließlich wieder vor mir stehen blieb und mich eiskalt ansah. „Entscheide dich Fe, entweder ich oder...er.“ Das letzte Wort triefte nur so vor Verachtung und ich schüttelte verzweifelt den Kopf, wie konnte man nur so grässlich stur sein. „Es geht hier weder um dich noch um Kai, es geht um mich! Und wenn dir wirklich etwas an mir liegen würde hättest du kein Problem damit mir zu helfen.“ Einen Moment lang starrten wir uns gegenseitig an wie zwei Leoparden die auf ihre Beute lauerten doch dann wirbelte Tala herum und knallte beim verlassen des Zimmers lautstark die Tür hinter sich zu. Ich wusste das er es persönlich nehmen würde wenn ich ging aber damit musste er jetzt leben und außerdem hatte ich auch immer noch die Hoffnung das er sich wieder einkriegen würde. Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig. Ich schmiedete meinen Plan, allerdings konnte ich dabei nur auf Brooks Hilfe zurückgreifen denn Tala schmollte noch immer. Glücklicherweise erwies sich Brooklyn dafür als umso gerissener und verständnisvoller. Ohne groß Fragen zu stellen hatte er angefangen sich die Wechselzeiten der Wachposten aufzuschreiben und mir bei meinen Experimenten mit Blacks Kräften zu helfen. Brook selbst hatte mich auf die Idee gebracht weil er völlig verblüfft gewesen war das ich nicht wie mein Phönix fliegen konnte da er mir doch ganz anscheinend alle seine sonstigen Kräfte übertragen hatte. Auf die Idee das ich diese Kräfte ja trainieren kann war ich absolut gar nicht gekommen und als ich das erste mal eine Stichflamme erscheinen ließ war ich völlig überrascht gewesen. „Ok, noch mal.“ Brooklyn hielt ein altes Holzbrett vor sich das wir neben der Mülltonne aufgegabelt hatten. Ich konzentrierte mich und spürte sofort die siedend heißen Flammen in mir aufsteigen, inzwischen hatte ich die Kräfte schon soweit unter Kontrolle das ich bestimmen konnte wann ich sie einsetzte. Erst geschah gar nichts doch dann schnellte eine Stichflamme vor und verbrannte ihm fast die Finger. Glücklicherweise machte Brook gerade noch rechtzeitig einen flinken Satz zurück und ließ das Brett fallen das nun fröhlich vor sich hinloderte. „Wow...“ Brook sah erst auf die Flammen und grinste dann frech zu mir herüber. „Du bist echt heiß, im wahrsten Sinne des Wortes.“ Wir lachten beide und löschten das Feuer mit Schnee. Das ich die Flammen beherrschen konnte war zwar in jedem Fall von Vorteil aber es half mir nicht dabei über den Zaun zu kommen. Deshalb stiegen wir auch wenig später auf einen kleineren Berg oder doch eher ein Hügel. „Das sieht hoch aus.“ Ich fühlte mich alles andere als sicher in dieser Höhe. „Ach was, jeder Vogel muss erst mal den gefährlichen Sprung aus dem Nest schaffen.“ Brooklyn schob mich fröhlich auf den Abhang zu und ich fragte mich ob er wohl jemals schlechte Laune hatte, dieses Dauergrinsen war ja schon fast unheimlich. „Da gibt’s nur einen Haken.“ Erwiderte ich und stemmte die Füße in den Boden. „Hm?“ „Ich bin kein Vogel...“ „Du nicht, aber Black schon!“ Im nächsten Moment befand ich mich im freien Fall. Zuerst dachte ich wirklich ich würde fliegen doch Brooks erschrockenes Rufen brachte mich in die Realität zurück. Wie eine Kugel kam ich auf dem, glücklicherweise, Schneebedecktem Boden auf und rollte den Hügel hinunter. Unten angekommen setzte ich mich benommen auf und strich mir das wirre Haare aus dem völlig ausgekühlten und zerkratzten Gesicht. „Hey, alles ok?“ Brooklyn war währenddessen hinter mir hergeschliddert und kam besorgt neben mir zum stehen. Er streckte mir eine Hand entgegen doch ich warf ihm nur einen finsteren Blick zu und knurrte bedrohlich sodass er entschuldigend einen Schritt zurücktrat während ich mich aufrappelte. „War das wirklich nötig?“ Er hob abwehrend die Hände. „Entschuldige, ich war mir sicher das, dass klappt.“ Noch immer vor mich hinmurrend trat ich den Rückzug an und machte mich auf den Weg zur Abtei um endlich meine völlig durchnässten Klamotten auszuziehen. Schon kurz bevor wir die große Tür aufrissen war allerdings dieser Fehlschlag wieder vergessen und wir planten aufgekratzt den weiteren Trainingsverlauf. Brooklyn brachte mich noch zu meiner Tür bevor er sich schließlich verabschiedete und mit klappernden Zähnen weiter zu seinem Raum joggte. Mein Zimmer war leer. Wie immer eigentlich, nur das mir diese Leere heute irgendwie aufs Gemüt schlug. Mein Blick schweifte über die leeren Wände und wenn ich es nicht besser wüsste würde ich denken das dieses Zimmer unbewohnt war. Keine Poster von irgendwelchen Teenie-Stars zierten die Wände, keine CD´s lagen auf dem Boden herum und sogar ein ganz normaler Tisch fehlte. Das einzige was auf Leben schließen ließ war der gefüllte Kleiderschrank und das frisch bezogene Bett. Seufzend zog ich mich aus, ließ die Sachen achtlos zu boden fallen und stellte mich unter die Dusche. Sollte doch die Putzfrau nachher aufräumen. Kaum berührte das dampfende, heiße Wasser meinen erfrorenen Körper spürte ich wie sich meine Muskeln lockerten und ich entspannte mich. Wenn es nach mir ginge könnte ich mich stundenlang unter diesem genialen Massagestrahl aalen, wer auch immer sich das ausgedacht hat muss wohl Hellseher gewesen sein. Trotzdem stand ich nach einer knappen Viertelstunde wieder auf den angenehm aufgewärmten Fliesen meines Bades und schlang mir ein Handtuch um. Barfuss und für den Moment restlos zufrieden tapste ich dann in meinen Schlafraum um mich in die warme Bettdecke einzukuscheln die bestimmt schon sehnsüchtig auf mich wartete. Dummerweise wartete dort noch etwas anderes auf mich das mich so erschreckte das ich beinahe das Handtuch losgelassen hätte. „Hi.“ Tala ließ den Blick frech grinsend und betont langsam von meinem Kopf bis zu meinen Füßen wandern. „Nettes Outfit.“ Meinte er schließlich schlicht und ich sah wie es um seine Mundwinkel herum zuckte. „Was machst du hier?“ “Ich hab auf dich gewartet.“ Das war doch wirklich kaum zu glauben. Erst ignorierte er mich schmollend und dann tauchte er plötzlich in meinem Zimmer auf und erwartetet anscheinend das Ich ihm völlig überwältigt vor Glück um den Hals fiel. „Aha.“ Knurrte ich deshalb wenig begeistert und trat unsicher auf der Stelle herum weil ich mir unschlüssig war ob ich ihn einfach rausschmeißen oder mich im Bad umziehen sollte. Glücklicherweise, oder auch blöderweise, je nachdem wie man es sah, nahm er mir diese Entscheidung ab. Leichtfüßig stand er auf, kam auf mich zu und zog mich zu ihm aufs Bett. Bestimmt sah es fast ein wenig witzig aus wie wir beide auf dem Bett saßen, er total relaxt und ich völlig verkrampft, immer mit einer Hand an meinem Handtuch, als wäre es ein Rettungsring und ich ein Ertrinkender. Plötzlich strich er mir mit einer Hand über eine aufgeschürfte Stelle auf meiner Wange. Erschrocken zuckte ich zurück denn seine hand war wie immer eiskalt. „Du siehst furchtbar aus.“ Meinte er schließlich und warf mir einen so gequälten Blick zu das ich mir schon denken konnte worauf er hinaus wollte. „Ich verstehe es einfach nicht. Wir könnten es hier so gut haben und du setzt trotzdem dein Leben aufs Spiel nur um hier rauszukommen.“ „Ich verstehe DICH nicht Tala! Damals hast du selbst gesagt es ist besser wenn ich gehe und jetzt sträubst du dich so.“ „Ja....weil ich dich jetzt nicht mehr verlieren will.“ Mein Herz machte einen Satz und ich spürte die Hitze die in mir aufstieg und meine Wangen dunkelrot färbte. Tala umfasste lachend mein Gesicht und zog es näher zu seinem heran. Sein Atem streifte mein Ohr als er anfing liebevoll daran zu knabbern und ich stellte überrascht fest das meine Wut über seine Sturheit sich Augenblicklich in Luft auflöste. „Du bist echt süß wenn du so unschuldig und verlegen schaust.“ Hauchte er schließlich und ich zerschmolz beinahe in seinen Armen die er fest um mich geschlungen hatte. Ehe ich jedoch auch nur den Versuch unternehmen konnte ihm zu antworten drückte er mich bereits auf das weiche Bett und verschloss meine vor Aufregung zitternden Lippen mit seinen. Gleichzeitig wanderten seine Hände unaufhörlich über meinen Körper und zogen schließlich ungeduldig an dem Handtuch. Genau in diesem Moment verschwand die Aufregung und an ihre Stelle trat die nackte Angst. Panisch riss ich die Augen auf, mein Körper versteifte sich und meine Hände krallten sie so fest in die Bettdecke das die Finger schmerzten. Auf einmal war die Erinnerung zurück. Die Erinnerung an das was ich so erfolgreich verdrängt hatte. Kalte Steine die in meinen Rücken stachen, das heisere Keuchen neben meinem Ohr und das unerbittliche Gewicht auf meinem schwachen Körper. Ich stieß ein leises Wimmer aus, genau wie damals, als wäre ich ein Tier das man in die Enge getrieben hatte. Sofort horchte Tala auf und sah mich erschrocken an. „Fe!? Was ist los? Du bist Kreidebleich!“ Wieder wimmerte ich und starrte ihn voller Entsetzen an. „Ich hol wohl besser einen Arzt...“ Murmelte mein Freund währenddessen und stand hektisch auf doch ich griff blitzschnell nach seinem Arm und hielt ihn so auf. „Kein...Arzt.“ Presste ich angestrengt hervor und schüttelte energisch den Kopf. „Aber irgendwas stimmt doch nicht.“ Trotz des Protestes setzte er sich langsam wieder und strich mit einer Hand über die schweißnasse Stirn. „Vielleicht Grippe, das wäre kein Wunder so wie du dich im Schnee wälzt.“ Ich schwieg. „Willst du...schlafen?“ Schlug er schließlich halbherzig vor und ich nickte erleichtert. Widerstandslos hauchte er mir einen Gute Nacht Kuss auf die Wange, ging zur Tür und warf mir ein letztes aufmunterndes Lächeln zu ehe er das Zimmer verließ. Die nächsten Nächte schlief ich schlecht bis gar nicht. Zu groß war die Angst vor Alpträumen und immer wiederkehrenden Erinnerungen. Ich wusste das es nur eine Möglichkeit gab dem zu entrinnen und das war meine sorgfältig geplante Flucht. Trotzdem schloss ich mich jetzt immer öfter in meinem Zimmer ein, duschte öfter als sonst und verweigerte stur die von Boris vorgeschriebenen Behandlungen und Medikamente. Am Anfang klopften sie alle noch an meiner Tür und bettelten das ich wieder rauskommen sollte doch schließlich gaben sie sich damit zufrieden mich höchstens noch beim Essen zu sehen. Tala glaubte immer noch ich sei krank, Brook sah mir an das ich meine Ruhe wollte und Boris schien es seltsamer Weise egal zu sein ob ich die Tabletten schluckte oder nicht. Mit der Zeit stellte sich ein beklemmendes Gefühl bei mir ein. Mir wurde öfter schlecht und wenn ich Morgens in den Spiegel sah glaubte ich ein Gespenst vor mir zu sehen, außerdem raubten mir diese Kopfschmerzen und das Durstgefühl den letzten Nerv. Als es schließlich Sonntag Abend wurde war ich fest davon überzeugt die Flucht abzublasen. Kapitel 19: flieg Vögelchen --------------------------- Es war 2:00 Uhr Morgens. Der Himmel war noch von kleinen funkelnden Sternen überseht und auch der Mond hing weiß leuchtend über der Abtei. Ich lag hellwach in meinem Bett und starrte aus dem Fenster. Hin und hergerissen von meinem Freiheitswunsch und der bleiernen Angst in meinen Knochen unternahm ich immer wieder Versuche mich aufzuraffen die ich aber schließlich doch wieder abbrach. Wenn ich jetzt nicht aufstand war es zu spät. Kai würde ohne mich nach Japan fliegen und ich war für immer in einem Alptraum gefangen. Ein erneuter Blick auf die Uhr ließ auch den letzten Funken Mut verlöschen. Es war bereits so spät das ich kaum noch eine Chance hatte es zu schaffen. Ich schloss mutlos die Augen und versank in tiefe Schwärze. Plötzlich befand ich mich in völliger Schwerelosigkeit und öffnete sie wieder. Vor mir stand Black. Seine dunkelroten Augen waren fest auf mich gerichtet und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Was bitte glaubst du was du hier tust?“ Hallte seine gereizte Stimme durch meinen Kopf doch ich konnte ihn nur völlig benommen anstarren. „Du versaust die gerade dein ganzes Leben, ist dir das klar?“ Blitzschnell griff er mit seinen brennend heißen Händen nach meinen Schultern und schüttelte mich sanft. „Verdammt Fe! Jetzt schwing deinen süßen Hintern aus dem Bett und mach das du zum Flughafen kommst!“ Kaum hatte er das gesagt fuhr ich schweißgebadet in meinem Bett hoch und sah mich erwirrt um. Ich musste geträumt haben. Gehetzt schwang ich die Beine aus dem Bett und zog mir meine schwarzen Winterstiefel, ausgewaschene Jeans, einen Pullover und darüber einen dunkelbraunen, mit Fell gefütterten Mantel an. Selbst wenn es nur ein Traum gewesen war hatte Black recht, ich musste es wenigstens versuchen. Glücklicherweise war in der Abtei alles still sodass ich ungestört bis zum Ausgang kam. Nachdem ich allerdings das Gebäude verlassen hatte sprangen urplötzlich die Scheinwerfer an und die Wachen begannen hektisch, sich wie aufgescheuchte Hühner umzusehen. Ich rannte so schnell ich konnte. Dieses Mal allerdings nicht zum Wald sondern direkt auf den großen Zaun zu. Trotzdem fühlte ich mich in die Vergangenheit zurückversetzt und glaubte fast Kai vor mir rennen zu sehen. Der Mantel den ich für ihn ausgesucht hatte flatterte unruhig im eiskalten Wind und mein Gesicht fühlte sich ganz starr vor Kälte an. Ich hörte die Männer rufen. Ein Schuss fiel und verfehlte mich. Trotzdem folgte ich ungerührt dem Pfad der mich meiner Freiheit näher brachte. Kurz bevor ich dann endlich den Zaun erreichte stieß ich mich mit aller Kraft vom Boden ab. Ein seltsames Gefühl breitete sich auf meinem Rücken aus, als würde etwas versuchen durch meine Haut zu brechen. Dann endlich spürte ich die langen, schwarzen Schwingen und schlug so kräftig mit ihnen wie ich konnte. Da war schon der obere Rand des Zaunes, ich konnte ihn fast berühren. Auf einmal stoben tausende Federn um mich herum und ich verlor an Höhe. Meine Kräfte ließen nach. „Nein...“ Verzweifelt griff ich nach dem Zaunrand, verfehlte ihn und landete im Schnee. „nein...nein...nein...“ Schluchzte ich immer wieder. Plötzlich hörte ich ein weiteres Knallen und wartete schon darauf das mich dir Kugel durchbohrte. „King of Darkness!“ Blitzschnell sah ich auf. Brooklyn stand vor mir und vor ihm drehte sein Blade kleine Kreise während sein unheimliches, dunkles Bitbeast eine Schutzwand vor uns aufbaute. „Brook?“ Fragte ich ungläubig und erntete dafür ein strahlendes Lächeln. „Du solltest nicht so schnell aufgeben Fe und auch ab und zu ein bisschen auf deine Freunde vertrauen.“ „Aber...wie soll ich jetzt hier rauskommen?“ Setzte ich unsicher an, wurde jedoch erneut unterrochen. „Hast du mich schon vergessen?“ Tala stand neben mir und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie und ließ mir auf die Beine helfen. „Tala...ich dachte...du willst mir nicht helfen.“ „Glaubst du etwa ich lasse dich stattdessen hier allein?“ Er verdrehte die Augen. „Du bist manchmal echt blöd. Wolborg!“ Neben ihm erschien der Eiswolf und sah mich mit hellblauen Kristallaugen an. Tala half mir auf den Rücken des Tieres und im nächsten Moment sprang Wolborg über den Zaun als wäre er nur halb so groß. „Brook!“ Ich drehte mich zu ihm um und sah gerade noch wie er uns lächelnd zuwinkte, dann war die Abtei auch schon außer Sichtweite. Die nächste Viertelstunde klammerte ich mich so gut es ging an Tala um die Kälte zu verdrängen die immer mehr Besitz von uns nahm. „Wir sind gleich da.“ Talas Stimme war gedämpft und ich wusste wie schwer es ihm fiel mich gehen zu lassen. Ein letztes Mal schmiegte ich mich an seinen Rücken. „Danke Tala! Vielen, vielen Dank.“ Endlich rang ich ihm wieder ein Lächeln ab. Er drehte sich zu mir herum, gab mir einen letzten Leidenschaftlichen Kuss und stieß mich dann vom Rücken des Wolfes der auch sofort wieder abdrehte und zur Abtei zurückrannte. Die von mir erwartete, harte Landung blieb aus. Stattdessen umfingen mich zwei warme Arme und verhinderten so weitere Verletzungen. „Da bist du ja endlich.“ Kais Stimme ließ mich wie auf Wolken schweben. Er hatte hier draußen auf mich gewartet und ich hatte den Flug nicht verpasst. Vor Glück hätte ich beinahe angefangen zu heulen doch stattdessen konzentrierte ich mich lieber darauf wieder auf die Beine zu kommen. „Mr. Hiwatari?“ Ein Mann im blauen Anzug kam aus dem Flughafengebäude gerannt. „Die Maschine hat jetzt schon eine Viertelstunde Verspätung, können wir jetzt...bitte?“ Erstaunt sah ich zu der Eisigen Miene meines Retters auf. Er hatte das Flugzeug warten lassen? Für mich? Ganz anscheinend war das Mr. Supercool jetzt tatsächlich peinlich denn er murmelte nur etwas unverständliches und zog mich zu unserer Maschine. „Nur damit du es weißt, eine Minute später und ich wäre ohne dich geflogen!“ Kapitel 20: Wohnungssuche? -------------------------- An dieser Stelle mal ein gaaaanz dolles dankeschön an shootingstar, die mir immer so unheimlich liebe und vor allem viele kommentare schreibt x3 „W...O...W“ „Kipp nicht gleich aus den Latschen, das ist erst das elfte...“ „Erst?! Wie viele gibt es denn??“ „Zwanzig.“ „Unglaublich!“ Wie konnte er so ungerührt vor mir stehen und mir seelenruhig erzählen das er in einer Villa lebte die ganze zwanzig (!!!) Schlafzimmer hatte? „Und wer wohnt hier alles?“ „Ich wohne allein.“ „Was?! Allein in diesem riesen Haus?“ Ich selbst bekam schon allein bei den drei Etagen Angst mich zu verlaufen. Staunend wanderte ich durch den weitläufigen Raum und sah mich um. Es war mit zwei dunkelbraunen Kiefernholzschränken, einem begehbarem Kleiderschrank, einem eigenen Bad, einem mit grüner Bettwäsche bezogenem Bett und zu guter letzt noch mit einem Fernseher ausgestattet. Bei so vielen Zimmern war es natürlich klar das man nicht jedes mit einem Strauß Blumen und irgendwelchem hübschen, dekorativen Schnickschnack verzierte aber auf mich wirkte das Haus insgesamt doch ein bisschen trostlos. Ich muss wirklich zugeben das ich in Gedanken schon dabei war alles umzudekorieren. „Du kannst hier heute meinetwegen übernachten.“ Meinte Kai währenddessen merklich genervt. „Nur heute?“ Völlig überrumpelt drehte ich mich zu ihm um. „Ich dachte ich darf hier wohnen?“ „Ich hab nur gesagt das ich dich mit nach Japan nehme, davon das du in meinem Haus übernachtest war nie die Rede.“ „Aber...aber...du kannst mich doch nicht einfach rauswerfen! Ich war doch noch nie in Japan, wie soll ich hier eine Unterkunft finden?!“ „Dein Problem.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Typisch! Ich hätte es wissen müssen. Wütend warf ich mich auf das smaragdgrüne Bett. Sollte er mich doch wegjagen, dann musste ich wenigstens nicht diese Farbe ertragen, schließlich hasste ich Grün über alles! Ich seufzte. Auch wenn ich jetzt noch so wütend war konnte ich nicht leugnen das ich auf diesen verdammten Stinkstiefel angewiesen war. Ohne seine Hilfe würde ich es hier nicht lange schaffen. Nachdenklich strich ich mit den Fingerspitzen über die weiche Seide und ließ den Kopf zur Seite sinken sodass meine Wange auf dem angenehm kühlen Stoff ruhte. Ich hatte Kai Vorwürfe gemacht weil er sich ein tolles Leben verschafft hatte aber jetzt.... Langsam drehte ich den Kopf wieder und starrte an die weiße Decke die mit wunderschönen Verzierungen gespickt war. Wäre ich damals in seiner Lage gewesen... Ich schloss ich die Augen. ...ich hätte es genauso gemacht. Ich schlief etwa eine Stunde bevor ich von dem Nervtötenden Piepen eines Weckers geweckt wurde. Wie immer hatten mich im Traum dunkle Schatten verfolgt die ich nicht hatte erkennen können und auch dunkles Blut an meinen Händen sorgte dafür das ich schweiß gebadet hochfuhr. „Was...ist das denn?“ Kopfschmerzen und ein dumpfes Pochen an meinen Schläfen sorgten bei mir nicht gerade für gute Laune weshalb sich meine Wut fürs erste auf das noch immer quäkende Gerät zu meiner Rechten richtete. Es war ein schwarzes, kleines Ding aus Plastik und hatte einen silbernen Knopf zum ausschalten den ich auch sofort mit Genugtuung benutzte. Erst danach bemerkte ich die schwere Decke auf mir und sah überrascht an mir herunter. Ich war noch immer angezogen und konnte mich auch nicht erinnern unter die Decke gekrochen zu sein. Egal, fürs erste musste ich aufstehen und versuchen etwas zu finden wo ich Morgen bleiben konnte. Ich ging ins Bad, duschte und kämmte mir die Haare bis ich wieder einigermaßen hergerichtet war. Dann nahm ich noch ein rotes, langes Band aus meiner Tasche und fasste mein blondes Haar zu einem Zopf zusammen. Schon ein paar Minuten später rannte ich die Treppen hinunter und wollte schon hoch motiviert auf den Ausgang zusteuern als plötzlich jemand aus den Schatten auftauchte und mich am Arm packte. „Wo willst du hin?“ Verdutzt sah ich in das mir so bekannte Gesicht das aber plötzlich völlig anders aussah. „Kai?“ Fragte ich überrumpelt woraufhin dieser nur die Augen verdrehte. „Wer sonst?“ Schnell warf ich einen Blick an ihm herunter und erntete dafür einen finsteren Blick. Die blauen Streifen waren aus seinem Gesicht verschwunden, stattdessen trug er eine Schuluniform die aus einem grünen (igitt) Pullover und einer grauen Hose bestand. Das war ja schon fast unnormal normal für einen Kai Hiwatari. „Was?“ Knurrte er nochmals doch ich lächelte nur unschuldig und schüttelte den Kopf. Er war ja fast wie Superman, in der Schule völlig langweilig und normal doch sobald es um ein Beyblade Match ging verwandelte er sich in den coolen, superblader. Plötzlich wurde mein Blick starr und noch ehe er reagieren konnte schoss meine Hand vor. „Hey! Finger weg!“ Erschrocken machte er einen Schritt zurück doch ich dachte gar nicht daran meine Finger von dem kleinen, blauen Ding an seinem Ohr zu lassen. „Du hast...einen Ohrring.“ Meine Augen glänzten so sehr das er tatsächlich verständnislos stillhielt und zusah wie ich völlig begeistert an dem schlichten, blauen Schmuckstück herumspielte. „Das ist sooo cool, ich wollte immer das Tala sich auch auf der rechten Seite ein Loch stechen lässt aber er hat gesagt das wäre Mädchenkram. Wann hast du das denn machen lassen?“ „Vor fünf Jahren...und jetzt nimm deine Finger da weg.“ Er schlug meine Hand zur Seite doch der bewundernde Glanz in meinen Augen blieb und schien ihm gar nicht zu behagen. „Ich muss jetzt zur Schule...“ Wechselte er deshalb missmutig das Thema und ich nickte. „Das sehe ich.“ „Und du kommst mit.“ „Was?“ „Bist du schwerhörig oder was?“ Benommen schüttelte ich den Kopf und sah auf den Aufdruck seines Pullovers. „Das...ist eine Jungenschule.“ Gab ich schließlich kleinlaut zu bedenken. „Außerdem muss ich mir noch eine Unterkunft suchen.“ „Ich lass dich mit Sicherheit nicht allein in der Stadt rumlaufen.“ Eine beruhigende Wärme breitete sich in mir aus und ich grinste überglücklich. „Sie machen sich doch wohl nicht etwa Sorgen um mich Mr. Hiwatari?“ Fragte ich neckend doch seine Antwort kam wesentlich niederschmetternder und kälter zurück. „Mit Sicherheit nicht Traumtänzerin, aber wer weiß auf wen du in der Stadt trifft und was du Quatschtante demjenigen erzählst.“ „Natürlich alle deine Geheimnisse, weil ich dich ja auch soooo gut kenne.“ Kam prompt meine trotzige Antwort die ihn aber weitaus weniger zu stören schien als seine Worte mich. „Auf jeden Fall kommst du heute mit und danach musst du auch nicht von Tür zu Tür rennen, wir haben Internet.“ Zehn Minuten des eisigen Schweigens später saßen wir nebeneinander in einer schwarzen Limousine und wurden doch tatsächlich von einem Fahrer zur Schule chauffiert. „Das ist protzig...“ Murrte ich wütend in die Stille hinein. Der Fahrer, ein älterer, grauhaariger Mann in dunkelblauer Uniform und mit gleichfarbiger Mütze drehte sich kurz zu uns um und schmunzelte als Kai antwortete. „Nein, das ist normal.“ „Für dich vielleicht.“ Plötzlich klopfte es an der Fensterscheibe neben Kai und er ließ sie hinunter. „Morgen Kai, ich hab gehört das du wieder hier bist und dachte mir ich schau mal vorbei.“ Ein Junge in unserem Alter, mit blauem Haar, gelben Pullover, roter Weste und einem rot, blauen Basekap joggte neben dem Wagen her und grinste doch tatsächlich zu uns herein als wäre das absolut normal. Kai dagegen schien gar nicht überrascht. Ohne ein Wort drückte er den Knopf der die Scheibe wieder hochfahren ließ und tat so als würde der Junge gar nicht existieren. „Hey, hey, hey!“ Hörte ich diesen währenddessen brüllen. „Warte doch mal Kumpel, geht man so mit seinem ehemaligen Teamkameraden um?“ Verblüfft sah ich erst zu dem völlig emotionslosen, nach vorne starrenden Kai und dann zu den Umrissen vor dem geschlossenen Fenster. „Verschwinde Tyson...“ Hörte ich den grau-blau Haarigen knurren doch dieser Tyson dachte gar nicht daran. Im Gegenteil, er redete einfach weiter ohne auf die geschlossene Fensterscheibe zu achten. „Ich dachte ja nur das du vielleicht auch auf unsere Schule kommen könntest, ich meine, alle sind jetzt fürs erste nach Japan gezogen, sogar Ray, auch wenn der nächstes Jahr zurück nach China geht.“ „...schön für ihn.“ „Deine Schule ist doch eh total spießig und außerdem bringt es dich nicht um mal ein bisschen unter normale Menschen zu kommen.“ “Danke, kein Interesse.“ Das Auto beschleunigte ein wenig doch Tyson ließ sich zu meiner Verwunderung nicht abschütteln. „Na gut, ist auch egal. Ich wollte dich eigentlich auch nur zu einer Garten Party mit unserem alten Team einladen, Opa organisiert alles und es gibt echt leckeres Essen!“ „Das Essen ist doch eh das einzige was dich Interessiert...“ „Das stimmt gar nicht!...Naja, gut vielleicht doch aber ordentliche Mahlzeiten sind ja auch sehr wichtig.“ Kai seufzte und ich verkniff mir ein Schmunzeln. „Sonst noch was Tyson?“ „Öhm...ja!“ „Was? Spucks aus und verschwinde!“ „Wer ist das Mädchen da in deinem Auto?“ „Das geht dich gar nichts an.“ „Also kommst du heute Abend?“ „Nein.“ „Gut, es geht um achtzehn Uhr los, sei ja pünktlich und bring die kleine mit.“ Mit diesen Worten verschwand er von der Scheibe und ließ mich mit einem unterdrückten Lachkrampf zurück der von Kai natürlich nicht unbemerkt blieb. „Hast du irgendwas?“ „Nein...“ Ich kicherte nun doch. „Es ist nur echt lustig wie gut dich deine Freunde im Griff haben.“ „Das sind nicht meine Freunde.“ Der völlig entsetzte Ton in seiner Stimme brachte mich nur noch mehr zum Lachen. „Naja, stimmt, passen tut ihr nicht wirklich zusammen aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.“ „Ich will mit diesen Idioten nichts zu tun haben!“ Blaffte er und wandte den Kopf dann stur zur Fensterscheibe. Wenig später fuhren wie auf den Parkplatz der großen, dunklen Schule ein. Es hatte zu regnen begonnen und der Himmel war stockduster. „Brrrr...ich kann verstehen wieso Tyson wollte das du die Schule wechselst, das sieht ja aus wie ein Spuckschloss.“ „Sag bloß du hast Angst vor Gespenstern.“ „Natürlich nicht!“ Er sah mich gehässig grinsend an und ging vorraus. „Tse...typisch Mädchen. Ich wette wenn du drinnen auch nur das kleinste Geräusch hörst kreischt du die ganze Schule zusammen.“ „Das ist nicht wahr! Kai Hiwatari, bleib sofort stehen und nimm das zurück!“ Drinnen sah es glücklicherweise wesentlich gemütlicher aus. Nicht das ich Angst hätte...aber ein bisschen gruselig war es schon. Kai erklärte dem Lehrer ich wäre eine Cousine aus Russland und er wolle mich nicht allein zuhause lassen, was für eine Ironie, immerhin hatte er vor mich Morgen rauszuschmeißen. Wie auch immer, Herr Laleshk erklärte sich bereit mich heute ausnahmsweise bleiben zu lassen und die gesamte männliche Klasse war hellauf begeistert. Ganz zum Leidwesen Kais, denn dadurch das ich neben ihm saß musste er ertragen das die Jungs in jeder freien Minute um uns herumlungerten. „Woher kommst du denn genau?“ „Moskau.“ „Warst du da auch auf einer Privatschule.“ „Ja...so was ähnliches.“ Ich lächelte freundlich und die Jungs fragten aufgeregt durcheinander. Kai hatte neben mir den Kopf auf die Tischplatte gelegt doch ich hörte ihn leise knurren. „Einer nach dem andern ok?“ Sagte ich deshalb mit zuckersüße Stimme und sofort herrschte Stille. „Ähm...“ Meldete sich dann doch einer zu Wort.“ „Stimmt es das du Kais Cousine bist?“ „....Ja, das stimmt wohl.“ “Wow...ich meine, ihr seid euch nicht sehr ähnlich. Nicht mal ein bisschen.“ „Tja, wir sind eben nicht direkt verwandt.“ Ein Junge mit glänzend, blondem Haar und blasser Haut drängelte sich nach vorn. „Hat du eigentlich....einen Freund?“ Peinliches Schweigen erfüllte den Raum und ich sah wie Kai neben mir unwillkürlich den Kopf hob. „Ja, aber er wohnt in Russland.“ Erwiderte ich dagegen völlig gelassen und sah in die ziemlich Enttäuscht blickende Runde. Gleichzeitig brannte sich Kais Blick geradezu in meinen Rücken und ich spürte eine gewisse Genugtuung. „Wie heißt er denn?“ Fragte dann einer der Trauernden und setzte einen Hundeblick auf der unwillkürlich Mitleid auslöste. „Tala, sein Name ist Tala Valkov.“ Nochmals wurde die Gruppe von ungläubigem Staunen erfasst. „Tala? Doch nicht etwa der von der Weltmeisterschaft!?“ Die anderen nickten staunend und ich lächelte. „Doch, genau der. Ihr kennt ihn?“ „Die Frage ist eher, wer kennt ihn nicht?“ Rief einer in die Runde und ein anderer ergänzte. „Ja, sein Kampf war der Hammer, er hat bis zuletzt nicht aufgegeben.“ Zustimmendes Gemurmel. „Aber den besten Kampf hat immer noch Kai geliefert!“ Der angesprochene Ignorierte die bewundernden Blicke und ließ den Kopf wieder sinken. „Ja...das hörte ich.“ Stimmte ich zögernd zu. „Gehört? Hast du die Weltmeisterschaft etwa nicht gesehen?“ „In unserem Internat gab es keine Fernseher.“ Allgemeines entsetzten brach aus und ich erntete haufenweise Beileidsbekundungen. „Und wie lang bleibst du?“ Unsicher sah ich zu Kai der kurz ein Auge öffnete und sich dann seufzend aufsetzte. „Das ist noch nicht sicher.“ Langsam wandte er den Kopf zu mir und als unsere Blicke sich trafen spürte ich die vertraute Wärme in mir aufglimmen. Ihm schien es ähnlich zu gehen denn er löste den seltsamen Bann der uns schon immer verbunden hatte erst nach einer ganzen Weile. „Aber ich denke sie wird für mindestens einen Monat bleiben.“ Die Jungs jubelten und Kai lehnte sich ganz kurz näher zu mir hinüber. „Aber nerv mich bloß nicht sonst schmeiß ich dich raus kapiert?“ Ich flüsterte leise lächelnd zurück. „Wie kommst du denn darauf das ich dich nerven könnte?“ Der weitere Tag verlief ohne Zwischenfälle. Zwar stellten die Lehrer schnell fest das ich eine ausgezeichnete Bildung besaß und nur bei Mathe eine kleine Schwäche hatte doch ansonsten verlief alles völlig normal. Nach der Schule zerrte ich Kai in den nächsten Laden den ich fand denn ich konnte ja wohl unmöglich in den alten Sachen auf eine Garten Party gehen. Wir suchten fast eine Stunde doch wirklich finden taten wir nichts, dabei war nicht unbedingt ich das Problem sondern eher mein sturer Freund. Er hatte an jedem Kleid was auszusetzen, zu elegant, zu kurz, zu viel Haut, zu lang. Schließlich ließ ich mich genervt in einen weichen, roten Sessel fallen. „Sag mal willst du mich ärgern oder einfach nur kein Geld ausgeben?“ „Was kann ich dafür wenn dir einfach nichts steht...“ „Hör auf mich zu beleidigen, hilf mir lieber mal.“ Schweigend musterte er mich von oben bis unten, nahm meinen Arm und zog mich schließlich aus dem Laden. „H...hey, wo willst du denn hin?“ „Mund halten und mitkommen.“ Zwei Straßen weiter zog er mich in eine Seitengasse und hielt schließlich vor einer braunen, ziemlich alt aussehenden Tür stehen. Das wir da drinnen etwas finden würden bezweifelte ich stark doch er klopfte kurz und trat ohne zu zögern ein, mich schleifte er einfach hinter sich her. „Oh, Mr. Hiwatari, was für eine Freude sie mal wieder in meinem bescheidenen Geschäft begrüßen zu dürfen. Haben sie mal wieder eine Sonderbestellung?“ Schnell schüttelte er den Kopf und schob mich nach vorn. „Nein, nicht ich aber sie braucht neue Klamotten.“ „Ah...soso....“ „Ich weiß, ein hoffnungsloser Fall aber ich hoffe...“ Der Mann mit dunkelbraunem Schnauzer und gleichfarbigem, schütteren Haar schüttelte heftig den Kopf und fuchtelte mit dem Zeigefinger vor Kais Nase herum. „Sagen sie das nicht, ich sehe sehr viel Potenziell in ihrer kleinen Freundin. Ein so hübsches, tiefgründiges Gesicht habe ich schon lange nicht mehr gesehen, vor allem die Augen sind nicht zu verachten und auch die Proportionen scheinen zu stimmen.“ Bei dem seltsamen, lila, gelben Anzug den dieser Mensch trug bekam ich nicht gerade mehr Vertrauen in diesen Laden doch anscheinend dachte sich der Mann sowieso schon das Kai derjenige war der bezahlte denn mit mir wechselte er kein einziges Wort. „Also wir bräuchten was für eine Gartenparty oder so was.“ Fuhr dieser inzwischen fort. „Hm...also so etwas wie ein Cocktail Kleid?“ „So in der Art, aber nicht zu schick, das sind die Leute zu denen wir gehen nicht wert.“ „Verstehe.“ Der Mann nickte und verschwand in einer Kammer. „Ich wusste gar nicht das du was von Mode verstehst.“ Wandte ich mich währenddessen zweifeln an Kai. „Tja, es gibt eben vieles was du nicht über mich weißt.“ Antwortete dieser mit dem typisch kalten Unterton. „Ah...ja, ja das ist Perfekt!“ Schallte es plötzlich durch den ganzen Laden woraufhin ich erschrocken zusammenzuckte. „Sag mal...ist das hier überhaupt ein richtiger Laden? Ich sehe hier nirgends Sachen die man kaufen kann.“ „Hier wird alles maßgeschneidert.“ „Oh...ach so..“ War ja klar das er nur Sachen kaufte die niemand sonst haben konnte, ich war mir inzwischen mehr als sicher das er ein Vermögen hier ausgeben würde, egal was am Ende dabei rauskam. Skeptisch wollte ich einen Blick in den Raum werfen wo der große „Meister“ noch immer werkelte doch Kai hielt mich zurück und ging stattdessen selbst hinein. Dann hörte ich leises Gemurmel, ein missmutiges Knurren und schließlich das klappern von Bleistiften und Linealen. Das ganze machte mich nur noch nervöser und ich fing an von einem Bein auf das andere zu treten. Plötzlich wurde der rote, schwere Samtvorhang zur Seite geschoben und Kai kam seufzend zum Vorschein. „Los, wir gehen.“ „Was?“ „Wir gehen, dein Kleid müssen wir hier abholen bevor wir zu der Party gehen.“ „...ok.“ Schweigend verließen wir den Laden, da der Mann nicht mehr aus der Kammer hervorkam verzichteten wir auch auf irgendeine Verabschiedung, was mir nur Recht war. „Du...Kai?“ Wir standen vor dem Schmiedeeisernen Tor der Hiwatari Villa und ich beobachtete wie sich die dichten, dunklen Wolken langsam lichteten und einem abendlichen, rot-blauen Himmel wichen. „Was?“ „Wie hast du das alles...“ Ich breitete die Arme aus um ihm zu bedeuten das ich das Haus und das darum herum liegende Grundstück meinte.“geschafft?“ „Ganz einfach.“ Kai kramte in seiner Jackentasche nach seinem Schlüssel. Als er ihn schließlich fand steckte er ihn in das Schloss und öffnete es. „Das alles hier...“ Wie ich eben machte er eine ausgreifende, aber spöttische Handbewegung.“Gehört meinem Großvater...“ Er zögerte kurz während wir zur Haustür schlenderten und schließlich in die große Eingangshalle traten dessen Boden mit schwarz-weißen Platten gefließt war und mich an ein Schachbrett erinnerte. „Voltaire, falls dir das was sagt.“ Wie angewurzelt blieb ich stehen. „Vol...taire ist dein Opa?“ Presste ich mühsam hervor und erntete dafür einen eiskalten Blick. „Ja und ihm gehört das Geld von dem ich hier lebe. Lass mich raten, das ist nicht die noble Vorstellung die du von mir hast oder? Du hast wahrscheinlich gedacht ich hätte mir das alles hier schwer erarbeitet.“ „Naja...schon...irgendwie..“ Mir fehlten die Worte und deshalb begnügte ich mich damit ihn einfach noch ein wenig dümmlich anzustarren. „Ich hab ja versucht mich in der Gosse nach oben zu kämpfen aber das wahre Leben ist nun mal anders als in unsern kindischen Fantasien. Ohne Geld bist du hier nichts und es wird Zeit das du das auch kapierst.“ Das war die längste Rede die er mir je gehalten hatte und trotz der Gemeinheiten die er mir gerade an den Kopf geknallt hatte konnte ich ihm nicht böse sein. Wer würde sich schon wünschen so einen Großvater zu haben? Ich mir jedenfalls nicht, da tat mir der arme Kai noch eher Leid, kein Wunder das er immer so schlecht gelaunt war. Da er sich umdrehte und die Treppe hinauf trottete ging ich davon aus das diese Unterhaltung beendet war und schlich deshalb gelangweilt durch die Wohnung. Plötzlich fühlte ich die Anwesenheit eines mir sehr bekannten Bit Beasts und ging geradewegs in das Wohnzimmer im Erdgeschoss. Das war das größte Zimmer des Hauses und wurde wahrscheinlich für Feste und Partys gebaut. An den Wänden standen Sofas, Stühle und Sessel auf die sich bestimmt hunderte Gäste niederlasse konnte. In den Raumecken waren wunderschöne Blumengestecke in sehr alt aussehenden Vasen hergerichtet worden und an der weißen Decke hing ein goldener, ziemlich protziger Kronleuchter. Der Boden war mit Parkett ausgelegt und die Mitte des Raumes war völlig frei sodass man dort stehen, tanzen und ein Buffet aufbauen konnte. Nur ein großer, langer Tisch stand dort noch. Als ich kurz blinzelte und kurz darauf wieder den Blick auf das braune Eichenholz Ungetüm warf stockte mir für einen Moment vor Schreck der Atem. Allerdings nur für einen Sekundenbruchteil, dann schlug mein Herz wieder doppelt so schnell weiter. „Willkommen zurück Prinzessin...“ Er saß auf der Tischkante und hatte die Beine übereinander geschlagen. Sein dunkelrotes Haar leuchtete geradezu in der Dämmerung die dafür sorgte das finstere Schatten die Räume erfüllten. Geräuschlos glitt er von dem Tisch und ging langsam auf mich zu, etwa zwei Schritte von mir entfernt stoppte er aber und sah mich mit einem seltsam forschenden Gesichtsausdruck an. „Wie fühlt ihr euch?“ Ich konnte es nicht glauben, mein Dranzer war so nah das ich ihn fast berühren konnte. Jahre lang hatte ich geweint, gehofft, gefleht und geträumt und jetzt war er endlich wieder da wo er hingehörte, bei mir. „Mir...gehts gut und dir?“ Antwortete ich mit vor Aufregung zitternder Stimme und spürte wie meine Hände eiskalt wurden vor Nervösität. „Euch ist nicht übel oder so?“ „Nein.“ Verwirrt schüttelte ich den Kopf doch der Phönix schien sich augenblicklich zu entspannen und ging auf mich zu. „Das freut mich, ihr seht gut aus.“ Seine Augen streiften an mir hinab und musterten mich nun anerkennend. „Kaum zu glauben, als ich euch das letzte mal sah wart ihr noch ein kleines Kind und jetzt seit ihr so eine reizende junge Dame geworden.“ Auch ich sah mir meinen alten Freund etwas genauer an und grinste. „Danke, du siehst auch nicht schlecht aus. Hast du dir neue Klamotten besorgt?“ Tatsächlich trug er nun nicht mehr die alten Fetzen von damals sondern dafür ein schwarzes Shirt, eine dunkelrote Weste und schwarze, ausgewaschene Jeans. „Nun ja, ich dachte zur Feier des Tages sollte ich mir mal etwas neues heraussuchen, immerhin haben wir uns ewig nicht gesehen.“ „Tehe, na vielen Dank auch. Wenn das Blacky seh....“ Sofort blieben mir die Worte im Halse stecken und ich biss mir auf die Unterlippe um nicht loszuheulen. Nach all der Zeit waren wir alle wieder zusammen, nur Black fehlte und das war allein meine Schuld. „Tut mir Leid Prinzessin, aber er hat es getan weil er euch mag, ihr habt keine Schuld daran.“ „Ja...ich weiß.“ Seufzend streckte ich eine Hand aus. Einen kurzen Moment lang verweilte der Blick des Phönixes auf ihr doch schließlich tat er es mir gleich sodass sich unsere Fingerspitzen berührten. Das war das erste mal das mir auffiel wie ähnlich wir uns waren. Unser beider Haut war extrem hell und auch unsere Körper waren sich in gewisser Weise ähnlich, zumindest waren wir beide sehr feingliedrig und Elfenhaft gebaut. Seltsam, Blacky war da ganz anders. Zwar sah er auch nicht stämmig aus aber doch um einiges kräftiger. Nur eines hatten wir alle drei gemeinsam, unsere Ausstrahlung hatte etwas feuriges, kämpferisches und wir waren um einiges stärker als man vermutete. Als sich in meinem inneren so etwas wie eine Flammenwand aufbaute und auch an meinen Füßen schwarzes Feuer entlangzüngelte zog Dranzer hastig seine Hand zurück und sah betreten auf den Boden. „Wie ich sehe habt ihr eure Phönix Kräfte trainiert.“ „Stimmt, sonst hätte ich es ja nicht aus der Abtei heraus geschafft.“ „Hm...das ist gut aber ihr solltet aufpassen das ihr euch nicht zu sehr von eurer menschlichen Seite entfehrnt sonst werdet ihr schon bald zum vollen Bit Beast.“ „Das geht?!“ Erschrocken schüttelte ich den Kopf. „Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Dann hätte ich gar nicht erst angefangen meine Kräfte so viel zu benutzen.“ Lachend strich er mir durchs lange, blonde Haar. „Keine Angst, so schnell geht das nun auch wieder nicht. Reiß dich in nächster Zeit einfach ein bisschen zusammen, ok?“ „Klar, ich versuchs.“ Knarrende Treppenstufen rissen mich aus den Gedanken. „Fe? Bist du da unten?“ Das war Kais ruhige Stimme. „Jaha.“ „Komm, wir müssen dein Kleid abholen.“ „Ist gut.“ Schnell machte ich auf den Absatz kehrt und wollte schon losrennen als mir einfiel das da ja noch jemand war. „Kommst du mit Dranzer?“ „Nein, geh du nur, ich ruhe mich etwas aus.“ Fröhlich lächelnd fiel ich ihm nochmals um den Hals eh ich in Richtung Flur davonstürmte. Kapitel 21: verborgene Talente ------------------------------ Das Kleid war umwerfend. Ich hatte mich verliebt sobald der Weinrote Vorhang beiseite geschoben worden war. Dort, auf einer altmodischen lebensgroßen Puppe, hing ein Traum in weiß und Lila, vom Schnitt her ähnelte es dem Stil von Kais Kleidung sehr. „Das ist...absolut perfekt!“ Blitzschnell stand ich neben dem Kleid und strich sanft über den Stoff. Es war Ärmellos und der blass lila Rock endete knapp über den Knien. Rechts und Links liefen von oben nach unten zwei rote Streifen entlang und um die Taille lag ein lockeres schwarzes Band das hinten zu einer Schleife zusammengebunden war. Glücklich schweigend ging ich einmal um das Meisterwerk herum und stellte mit großen Augen fest das es sogar rücken frei war, wenn man von den Schräg verlaufenden Schnüren absah. „Es freut mich wenn es dir gefällt junge Lady.“ Meinte der Mann neben mir gerade, bei unserem zweiten Treffen hatte er sich mir endlich als Rob vorgestellt. „Es ist unglaublich, woher wussten Sie das Lila meine Lieblingsfarbe ist? Und wie zum Teufel konnten Sie meinen Geschmack so gut treffen?“ Plötzlich starrte Rob ein wenig peinlich berührt auf den Boden und hustete nervös. Mit einem Seitenblick auf Kai rückte er schließlich mit der Sprache raus, auch wenn ich kaum glauben konnte was ich da hörte. „Ich muss zu meiner Schande gestehen das Master Kai den Entwurf, nun ja, ich würde sagen, zur Perfektion gebracht hat.“ Meine Gesichtszüge entgleisten doch das war mir im Moment herzlich egal. „Du hast das Entworfen Kai?“ Der angesprochene reckte arrogant den Kopf als wäre man dumm auch nur zu denken das es etwas gäbe was er nicht könnte. „Natürlich, glaubst du vielleicht es ist Zufall das es so perfekt zu dir passt?“ Sofort wurde meine Stimmung gedämpft und ich knirschte mit den Zähnen. „Und ich dachte du erinnerst dich an das meiste aus unserer Vergangenheit nicht mehr.“ „Ich muss mich nicht erinnern um zu wissen welche Klamotten du liebst, wir waren uns schon immer sehr ähnlich...“ Ich bildete mir ein einen traurigen Unterton in seiner Stimme zu vernehmen als er mich so aus seinen violetten Kristallaugen ansah, einen Moment später war ich auch schon wieder damit beschäftigt mich in meinem neuen Kleid zu bewundern. Wahrscheinlich hätte ich so noch stundenlang vor dem Spiegel gestanden doch Kai nörgelte so lang bis ich mich schließlich seufzend von ihm in die Limo schieben ließ. „Sag mal findest du das nicht ein bisschen übertrieben sogar zu einer Gartenparty in diesem protzigen Ding zu fahren?“ „....“ „Ok...wohl eher nicht.“ „Hehey! Kaihai!“ Tyson stand auf der Straße und winkte. „Idiot...“ War das einzige was mein grummeliger Freund dazu sagte. Der Wagen hielt, Kai stieg aus und Tyson klebte sofort an ihm dran wie ein Magnet. „Ich dachte schon du kommst nicht.“ „Ich bin auch nicht wegen dir hier Tyson, ich wollte Feliziti nur mal zeigen was für Idioten ihr seid.“ Wie ein echter Gentalman öffnete er meine Wagentür und half mir sogar heraus, was mich doch sehr wunderte. „Feliziti?“ Tyson betrachtete mich einmal von oben bis unten und grinste schließlich breit. „Ohhh...wow, du siehst großartig aus!“ „Sie spricht kein Japanisch.“ Kais Einwand ließ mich leise knurren. „Hör nicht auf ihn Tyson, ich spreche sehr gut Japanisch.“ Er zuckte mit den Schultern. „Selbst schuld, ich wollte dich nur davon bewahren das die dich voll labern.“ „Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen!“ Tyson versuchte zu schlichten. „Heeey, ganz ruhig, ihr habt später noch genug Zeit euch zu streiten.“ So begann einer der schönsten Abende meines Lebens. Kai verzog sich zwar sofort in eine Ecke und spielte die beleidigte Leberwurst aber das machte mir heute nichts aus. So hatte ich wenigstens genug Zeit Tyson, Ray, Max und Kenny richtig kennenzulernen. „Du bist also das Mädchen das bei Kai wohnt.“ Ty sah mich an wie ein seltenes Tier und schüttelte schließlich den Kopf. „Wie hälltst du das bloß aus, ich würde mir nicht den ganzen Tag seine Motzerei anhören wollen.“ „Hey Max, übertreib nicht so, Kai ist schließlich kein Monster.“ „Komm schon Kenny, würdest du bei ihm wohnen wollen?“ „Ähm...naja...“ „Siehst du! Ich stell mir das schrecklich vor...“ „Ich wette er ist in Wirklichkeit total nett und tut nur immer so fies.“ Das war ein Kommentar von Max der mit einer Hähnchenkeule in der Hand hinter mich getreten war. „Woher kennt ihr euch eigentlich?“ Einen kurzen Moment lang überlegte ich ob ich das von der Abtei erzählen dürfte und sah deshalb hilfesuchend zu Kai. Der saß allerdings gerade mit geschlossenen Augen an einer Hauswand gelehnt und konzentrierte sich anscheinend darauf uns zu ignorieren, deshalb beschloss ich nur das nötigste zu erzählen. „Wir kommen beide aus Russland und haben unsere Kindheit zusammen verbracht.“ Das Schweigen das plötzlich ausbrach ließ mich ahnen das sie wussten wie Kais Kindheit ausgesehen haben musste doch ich fügte trotzdem nichts hinzu, sonst hätte ich zu viel von mir selbst erzählen müssen was niemanden etwas anging. Schon neun Uhr abends verabschiedeten wir uns von den anderen und fuhren zurück zur Villa. Tyson hatte mir zwar netterweise versprochen das ich auch bei ihm wohnen könnte wenn Kai mir zu sehr auf den Keks geht doch ich hatte dankend abgelehnt. Zuhause angekommen wünschte ich ihm noch eine gute Nacht ehe ich die Treppe hinauf zu meinem Zimmer ging und die Tür hinter mir fest verschloss. Wie jeden Abend putzte ich mir die Zähne, duschte und stellte mich schließlich vor den Spiegel der neben meinem Bett an der beige farbenen Wand lehnte. Wie durch dichten Nebel betrachtete ich mein Spiegelbild, berührte die kalte Glasplatte und schließlich rollte ohne einen ersichtlichen Grund eine einzelne Träne über meine Wange. Mit einem Mal verschwamm mein Ebenbild und an seine Stelle trat Black Dranzer, er sah genauso aus wie ich ihn in Erinnerung hatte. „Warum weinst du?“ Seine Stimme streifte mich wie ein Windhauch, so unwirklich das ich erst gar nicht antworten wollte. „Ich...hab angst.“ Sagte ich schließlich trotzdem und kam mir vor als würde ich Selbstgespräche führen. „Du hast Angst vor der Vergangenheit.“ Leise seufzend schüttelte der schwarzhaarige den Kopf und betrachtete mich mit traurigem Blick. „Ich dachte mir das, dass passiert aber du darfst niemals vergessen das du ein neues Leben anfängst. Du musst stark werden, deinen Stolz wiederfinden und kämpfen.“ „Aber vielleicht kann ich ja einfach nicht! Vielleicht will ich nicht kämpfen und dafür das Leben meiner Freunde aufs Spiel setzen! Und überhaupt, WOFÜR soll ich denn bitte kämpfen? Mein Leben bringt nichts als Unglück für alle die sich mit mir abgeben, es wäre besser wenn ich einfach aufgebe und das Schicksal entscheiden lasse!“ Stille. Der Spiegel zeigte wie immer mein Spiegelbild und ich kam mir reichlich dumm vor wie ich so völlig aufgelöst ein lebloses Ding anbrüllte. Niedergeschlagen kroch ich unter die Bettdecke, schloss die Augen und ließ mich in einen Traum aus Blut, Gewalt und Verzweiflung fallen. Schon fünf Uhr Morgens stand ich vor dem Haus und versuchte mich so gut es ging auf meinen Blade zu konzentrieren. Ich konnte nicht sagen warum aber Blacks Worte hatten Wirkung gezeigt, egal ob er nun nur eine Einbildung war oder nicht. Die eisige Luft sorgte dafür das mein Atem zu kleinen Dampfwolken wurde und ich war froh mir noch einen warmen, braunen Wintermantel geholt zu haben. Mit aller Kraft zog ich an der Reißleine. Sie schnellte zurück, der Blade landete mit einer Halsbrecherischen Geschwindigkeit auf dem Boden und wirbelte einen Haufen Erde auf. „LOS! Black Dranzer!“ Sofort zischte er davon und ich rannte voll konzentriert hinterher bis ich das Gefühl hatte ihn wieder völlig unter Kontrolle zu haben. „Attacke.“ Mein Blick traf einen Stein, ich holte aus, konzentrierte alle meine Kraft auf den Blade und ballte meine Hand zu einer festen Faust. Der Blade raste los, traf auf den Stein und schaffte es immerhin ein paar Splitter abzuschlagen. Dann federte er jedoch zurück und wurde immer langsamer bis er vollends zum stillstand kam. Frustriert hockte ich mich neben ihn und nahm ihn in die Hand. Er schien nicht beschädigt zu sein, was allerdings kein Wunder war bei so einem leichten Angriff. Ich seufzte tief, erhob mich wieder und startete ihn erneut. Diesmal brauchte es allerdings keinen Stein um ihn aus der Balance zu bringen denn dafür sorgte schon ein blauer Blade der mit voller Wucht auf ihn knallte und gegen einen Baum feuerte. „KAI! Verdammt, was sollte das?“ Er stand direkt hinter mir und sah mich mit so einem kalten, herablassenden Blick an das ich mal wieder das Gefühl hatte ihm eine Scheuern zu müssen damit er auf den Boden der Tatsachen zurückkam, ich meine, Himmel noch mal, er war kein Gott! Er sah das anscheinend anders denn ohne einen Ton zu sagen ging er an mir vorbei, streckte seine rechte Hand aus und sah völlig unbeeindruckt zu wie Dranzer in seine Hand sprang. So ein Angeber... „isumitil'na...“ Völlig überrumpelt von dem plötzlichen Sprachwechsel brauchte ich eine Weile um zu schalten denn normalerweise redeten wir hier japanisch und nicht russisch. „Erstaunlich? Was ist erstaunlich?“ Knurrte ich dann doch wütend und sah ihn finster an. „Wie du anscheinend das bladen verlernt hast.“ „Ich habe es nicht verlernt!“ „Doch, hast du.“ Er hatte recht, das wusste ich genau aber anstatt es zuzugeben zog ich es vor schmollend den Blick von ihm abzuwenden. „Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?“ Er sah mich eine Weile schweigend an bis er schließlich zu Blacky ging, ihn aufhob und mir vor die Nase hielt. „Noch mal ganz von vorn anfangen.“ Das war der Start eines sehr langen, anstrengenden Tages und zu meinem Leidwesen führte sich Kai mal wieder auf wie der absolute König der Welt. „Kontrolliere den Blade.“ „Tu ich doch!“ „Nein, tust du nicht.“ Ich stand vor meinem sich drehenden Blade, hatte die Hand nach vorn ausgestreckt und starrte wütend auf das kreiselnde etwas. „Du konzentrierst dich nicht genug.“ Mit einem zischenden Geräusch zog ich die Hand zurück und wollte gerade abdampfen als er mich plötzlich am Arm packte und dafür sorgte das ich mich nicht von der Stelle bewegen konnte. Ich zerrte zwar wie verrückt aber es schien als müsste er sich nicht mal sonderlich anstrengen um mich festzuhalten, was mich ziemlich wurmte. Deshalb fiel es ihm auch nicht schwer meinen Arm wieder in die richtige Position zu bringen. Diesmal blieb er allerdings dicht hinter mir stehen, hielt seine Hand über meine sodass sie sich ganz leicht berührten und war mir nun so nah das mir von einem zum nächsten Augenblick extrem heiß wurde. „Black Dranzer.“ Flüsterte er dann plötzlich und tatsächlich flog der Blade in meine Hand. „Wa...“ Entrüstet starrte ich auf das glänzende Metall. „Warum hörst du auf ihn Blacky!? Du kannst ihn ja noch nicht mal leiden.“ „Das hat damit nichts zu tun, ich hab schlicht und ergreifend mehr trainiert als du.“ Mit diesen Worten nahm er wieder Abstand zu mir und ich begann sofort zu frieren. „Wenn das so ist...trainier mich!“ „Gut.“ „Wirklich?“ Ich konnte es gar nicht recht glauben. „Ja, unter einer Bedingung.“ Ich stöhnte entsetzt. „Wusste ich es doch!“ „Du wirst aufhören im Selbstmitleid zu baden und endlich wieder anfangen ernsthaft ans gewinnen zu denken.“ „...ok, einverstanden.“ Ich lächelte, das erste Mal seit langem. „Danke.“ „Bedank dich nicht zu früh, ich werde dich nicht in Watte packen Prinzesschen.“ Trotzdem fühlte ich mich plötzlich in die Vergangenheit versetzt und kam nicht drumherum mich an alte Trainingstage zu erinnern bei denen wir immer ziemlich viel Spaß gehabt haben. Leider sah der Rest des Tages dann doch etwas anders aus. „los, los, los! Du rennst ja noch langsamer als damals!“ „Rrrrrh!“ „Hast du was gesagt?“ „...nein.“ „Sehr gut, dann leg doch endlich mal nen Zahn zu oder soll ich hier noch ne Stunde neben dir hergehen?“ Ja, ihr habt richtig gehört. Seit einer Stunde ließ er mich immer und immer wieder um die Villa herumrennen und jetzt beschwerte er sich auch noch das ich zu langsam laufen würde! Das schlimmste daran war allerdings das er die ganze Zeit neben mir herlief und noch nicht mal die kleinsten Müdigkeitserscheinungen zeigte. „Kai...ich kann nicht mehr...“ Hechelte ich schon fünfzehn Minuten später. Ich schwitzte wie ein Schwein, sah bestimmt schrecklich aus und hatte das Gefühl das sich mein Körper langsam in Gummi verwandelte. „Du meinst das nicht wirklich ernst oder?“ Er sah so ungläubig aus das ich sofort begann an mir selbst zu zweifeln, war ich denn wirklich so schlecht geworden? Er seufzte. „Gut, das reicht für heute, aber wir haben eine Menge Arbeit vor uns.“ Die untergehende Sonne strahlte ihr rot-goldenes Licht auf uns herab und im letzten Licht sah ich einen kurzen Moment lang Dranzer, der mir ein aufmunterndes Lächeln zuwarf. Trotzdem war ich niedergeschlagen als ich mit Kai an der großen Tafel im Wohnzimmer Abendbrot aß. Schweigend hingen wir unseren eigenen Gedanken nach bis Kai plötzlich zu mir sprach. „Mach dir keine Sorgen, du schaffst das schon.“ War ich jetzt vollkommen irre oder versuchte er mich tatsächlich gerade zu motivieren? „Ähm...danke.“ „Ich mach dir einen Vorschlag, wenn du es schaffst mich zu besiegen kriegst du ein Geschenk bei dem ich mir zu 99 Prozent sicher bin das es dir sehr gefallen dürfte.“ „Ist das dein Ernst?“ „Natürlich! Habe ich jemals etwas gesagt was ich nicht ernst gemeint habe?“ Ich musste tatsächlich einen Moment nachdenken, schüttelte dann aber den Kopf. „Abgesehen von ein paar ironischen Bemerkungen nicht.“ Er stand auf und verschwand die Treppe hinauf. Ein paar Minuten lang hing ich noch meinen Gedanken nach und versuchte den Muskelkater der bereits jetzt einzusetzen schien zu ignorieren doch dann folgte ich ihm und schlief sofort tief und fest. Kapitel 22: ein Leben geht seinen Weg ------------------------------------- Es war fantastisch, anstrengend aber fantastisch. Jeden Tag hatten wir den selben Ablauf, aufstehen, frühstücken, trainieren, Abendbrot essen und ins Bett gehen. Das klingt jetzt vielleicht langweilig aber das war es wirklich nicht. Kai war ein fantastischer Lehrer, er schaffte es tatsächlich mich so lange zu nerven bis ich, selbst wenn ich am Ende meiner Kräfte war, noch eine Stunde weiter trainierte und ich machte unglaubliche Fortschritte. Black gehorchte mir aufs Wort, sprengte Felsen, durchbohrte Bäume und raste sogar durchs Wasser. Meine Phönix-Kräfte benutzte ich dafür gar nicht mehr, wie ich es Dranzer versprochen hatte. Dafür quälte mich heute etwas anderes, ich vermisste Tala und schaffte es auch nicht das vor Kai zu verbergen. „Was ist denn heute los mit dir? Du siehst aus als hättest du ein Match verloren.“ Was für ein Vergleich...er konnte doch wirklich nur ans gewinnen denken. „Tut mir leid..., ich vermisse...Tala nur so.“ Rückte ich zögernd mit der Sprache heraus. Er reagierte wie ich es erwartet hatte, verdrehte die Augen und schwieg. „Entschuldige, ich hätte das nicht sagen sollen.“ Seufzend wollte ich meinen Blade starten doch Kai hielt mich mit einer kurzen Handbewegung zurück. „Soll ich ihn anrufen?“ „Wie...willst du ihn denn anrufen?“ Es war lange her seit ich das letzte Mal sein gehässiges Lächeln zu sehen bekam doch jetzt grinste er so frech wie ein kleiner Junge der Äpfel vom Baum des Nachbarn geklaut hatte. „Er hat sich ein Handy gekauft und mich angerufen als du gestern trainiert hast.“ „WAS??? Und du hast mir nicht Bescheid gesagt?!“ „Ich wollte dich nicht ablenken.“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Was hat er gesagt?“ „Er hat gefragt wie es dir geht.“ „Was hast du gesagt?“ „Blendend und du vermisst ihn nicht.“ Wieder seufzte ich und fragte mich ob ich wirklich irgendwas anderes von ihm erwartet hatte, sie konnten sich selbst jetzt nicht leiden. „Gib mir die Nummer.“ „Wenn es sein muss...“ Ich schmunzelte, wie Feuer und Eis. Langsam trottete er ins Haus um dann nach einem von diesem Klebezetteln zu greifen die überall in seiner Küche verstreut lagen. „Und du bist dir sicher das du die Nummer haben willst?“ „Kai!“ Er senkte den Kopf, nuschelte etwas vor sich hin und begann in sauberer Schrift zu schreiben, die Art wie er so schwungvoll die Buchstaben zu Papier brachte konnte ich nur bewundern. „Hier.“ Endlich reichte er mir den Zettel und kurz darauf auch den Telefonhörer. „Du musst nicht raus gehen Kai, so privat wird das Gespräch nicht werden.“ Lachte ich scherzend doch er quittierte das nur mit einem angewidertem Blick. „Nein danke, euer Gesäusel muss ich mir nun wirklich nicht antun.“ Mit so einer Antwort hatte ich gerechnet und antwortete deshalb nur mit einem gleichgültigem Schulter zucken. Mein Herz war im Moment sowieso schon längst bei meinem Tala. „Hallo?“ „Tala, ich bins Fe.“ Meine Stimme versagte vor Glück und ich presste den Hörer ganz fest an mein Ohr, erst jetzt bemerkte ich wirklich wie sehr ich ihn vermisst hatte. „FE! Endlich rufst du mal an! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, vor allem als Kai gesagt hat du vermisst mich nicht, dieser Idiot! Wie hältst du es nur bei ihm aus? Behandelt er dich auch gut?“ Ich seufzte, er hatte wirklich gesagt das ich ihn nicht vermissen würde....also manchmal war Kai einfach kindisch. „Tut mir Leid, er hat mir nicht Bescheid gesagt und in der Abtei konnte ich ja schlecht anrufen. Aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen, es geht mir fantastisch und Kai ist gar nicht so übel wenn man sich an seine Launen gewöhnt.“ „Hm...na immerhin. Falls er dir blöd kommt hau ihm einfach eine runter, er hat es verdient.“ Lachend schüttelte ich den Kopf, es tat gut mal wieder so ausgelassen zu sein. „Wie läuft es so in der Abtei? Ich hoffe doch Boris macht euch das Leben nicht so schwer?“ „Nein, nein, es geht. Er vergräbt sich in seinem Büro seit du weg bist und telefoniert ständig. Ich nehme an er sucht fieberhaft nach dir und Kai. Brook trainiert ziemlich viel in letzter Zeit und redet nur noch davon das er dich vermisst.“ „Der Arme, richte ihm liebe Grüße von mir aus.“ Plötzlich wurde es still an der anderen Seite der Leitung bis ich plötzlich hörte wie er leise seufzte. „Ich vermisse dich auch Fe...wirklich.“ Sein ernster Ton löste leichte Schauder auf meinem Rücken aus ehe ich antwortete. „Ich dich auch.“ „Aber wir sehen uns bald wieder, ich habe Boris gefragt ob ich eine kleine Auszeit nehmen kann und er hat zugestimmt das ich Urlaub machen darf.“ „Heißt das du kommst mich besuchen?“ In freudiger Erwartung bis ich mir auf die Unterlippe. „Ja, das heißt es, aber bis es soweit ist musst du noch ohne mich auskommen.“ „Wie lange?“ „Etwa einen Monat.“ Im Kopf ging ich die Monate durch die verstrichen waren. „Dann ist es März.“ „Genau, schaffst du das?“ Ein sehnsüchtiger Seufzer entglitt meinen Lippen doch ich nickte schwach. „Natürlich, ich bin doch stark.“ „Ja das bist du, wir sehen uns.“ Dann legte er auf und ich war mir ziemlich sicher das er keine Ahnung hatte wie wahr dieser Satz war. „Fertig?“ Kai lehnte in der Tür, sein Blick hatte sich finster in meinen Rücken gebohrt. „Ja, ich soll dich schön grüßen.“ Ein verächtliches Schnauben und ein Kopfschütteln folgten. „Als wenn er mich jemals grüßen würde.“ „Ihr beiden seid echt schlimm.“ „Und ihr erst...“ Ich lächelte still und tätschelte ihm im vorübergehen den Kopf. „Nicht eifersüchtig werden Kaichen.“ „Halt den Mund und nenn mich nicht Kaichen!“ Meine Hand, die er wegschlagen wollte, zog ich blitzschnell fort und tänzelte grinsend einen Schritt zurück. „Was steht heute auf dem Trainingsplan Herr Lehrer?“ Meine plötzliche gute Laune ließ ihn kurz überrascht blinzeln doch dann geschah tatsächlich etwas das ich nicht erwartet hatte und es warf mich so aus der Bahn das ich mich an der Wand festhalten musste um nicht umzukippen. Ich weiß, ich weiß, das ist total kindisch von mir aber ich kann einfach nicht anders. So ein liebevolles, ehrliches Lächeln habe ich noch nie an ihm gesehen und es sah fast...ein bisschen komisch aus. Aber trotzdem klopfte mein Herz plötzlich so heftig gegen meine Rippen das mir die Luft weg blieb. „Komm mit.“ Ich tat was er verlangte und folgte ihm zu der großen Bey-Arena vor dem Haus. „Sieh das hier...als eine Art Test. Zeig alles was du kannst!“ Schneller als ich schauen konnte startete er seinen Blade, ich tat es ihm gleich war jedoch völlig unvorbereitet was er natürlich sofort ausnutzte. Dranzer knallte mit voller Wucht gegen Black, Funken flogen in alle Richtungen davon und ich biss die Zähne zusammen. Kalter Schweiß trat mir auf die Stirn, ich musste mich einfach konzentrieren. „Was ist los? War das schon alles?“ Kai lachte und in mir kochte die Wut. „Flame Saver, Dranzer!“ Die Flammen kreisten meinen Blade ein, schienen jedoch zu zögern und als ich den Blick hob sah ich wie mich Kai erwartungsvoll ansah, mit Sicherheit würde er mich nicht gewinnen lassen aber er wollte einen guten Kampf haben, so viel hatte ich über ihn gelernt. Nun, den Kampf sollte er kriegen und ich hoffte das ihm noch hören und sehen dabei verging. „Fallen Star Attack, los Black!!!“ Augenblicklich verengten sich meine Pupillen zu Schlitzen, ich ballte die Hände zu Fäusten und meine Zähne hatte ich so fest zusammengebissen das ich glaubte sie würden splittern. Das Ergebnis war dafür allerdings auch ansehnlich. Ein riesiger, schwarzer Komet krachte auf Dranzer, Kai wich erschrocken zurück, sein Blade schlingerte und ich klatschte triumphierend in die Hände. „Du hast mich unterschähätzt.“ Flötete ich fröhlich als der arme Dranzer endgültig zu Boden ging. „Das war ja schon immer deine Schwäche aber das es so einfach sein würde sie auszunutzen hätte ich nicht gedacht.“ Lachend folgte mein Blick meinem Gegenüber. Er bückte sich gerade und hob schweigend den Blade auf der vor ihm im Staub lag, Blacky sprang ohne weiteres zurück in meine Hand. „Hm...stimmt, ich habe dich wohl wirklich unterschätzt.“ Er bedachte mich mit einem beeindruckten Blick und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. „Das wird mir nicht nochmal passieren...“ „Meinetwegen, aber ich hoffe du vergisst dein Versprechen nicht.“ Fragend wurde eine Augenbraue nach oben gezogen, ich rollte mit den Augen. „Die Überraschung!“ „Ach ja...ich hab dir ja eine versprochen wenn du mich besiegen solltest.“ Ich nickte aufgeregt. „Na dann...zieh dir was ordentliches an, wir treffen uns vor dem Haus.“ Langsamen Schrittes machte er sich auf den Weg zu seinem Zimmer und ich fragte mich wie fast immer was er denn nun wieder mit ordentlich meinte. Ich entschied mich für ein kurzes, schwarzes Kleid und wegen der Kälte auch noch für eine Strumpfhose, nachdem ich mir auch noch eine dicke Jacke übergeworfen hatte, wartete ich startklar vor der Tür. Kai trug natürlich seine Blader Klamotten, aber ich war auch ganz glücklich darüber, immerhin mochte ich ihn genau so auch am meisten. Es dämmerte bereits als er ebenfalls herauskam und mit mir zum Wagen ging. Natürlich löcherte ich ihn mit Fragen doch er wollte einfach nicht damit herausrücken wo wir jetzt hinfuhren. Schließlich gab ich auf und beschäftigte mich stattdessen mit der Landschaft die an uns vorbei flog. Erst als das Auto zum Stillstand kam erkannte ich was das Ziel war und meine Augen füllten sich mit Tränen. „Kai...das...das ist so...“ Ich schniefte und hielt eine Hand vor meine Augen. Kai zögerte kurz, strich mir dann aber seufzend übers Haar. „Ich wusste doch das es dir gefallen würde.“ Das tat es, mehr als er sich wahrscheinlich vorstellen konnte. Vor uns erstreckte sich ein riesiger Jahrmarkt, mit tausenden Ständen und einem wirklich riesigem Riesenrad. Ich konnte kaum die Augen von all dem geblinke und geglitzer abwenden während Kai eher gelangweilt hinter mir her schlürfte. Er bezahlte mir die Zuckerwatte und kaufte mir so lange neue Lose bis ich ein Freilos bekam und mir endlich den großen Stofftiger holen konnte den ich wollte. Der ganze Tag war ein einziger Traum der durch die abschließende Fahrt auf dem Riesenrad komplett wurde. Ganz oben angekommen sah ich auf die Welt hinab, ein Gefühl der Ruhe überkam mich, als wäre hier oben der einzige Ort an dem ich so sein konnte wie ich wirklich war, hier schien mich niemand erreichen zu können. Weder Boris, noch Voltaire oder einer von ihren Schergen. Kai saß mir gegenüber, sein Blick lag schon den ganzen Tag auf mir als wäre ich ein faszinierendes Kunstobjekt. Jetzt sah ich ihn ebenfalls an und strahlte überglücklich. „Ich danke dir Kai, ohne dich hätte ich das nie erlebt. Es ist alles so wunderbar und...perfekt.“ Er regte sich nicht, sah mich nur aus seinen violetten Augen an und schwieg. „Kai?“ Unsicher legte ich den Kopf schief. „Du starrst mich an als hätte ich einen Topf Birnen Marmelade auf dem Kopf.“ Grinsend beugte ich mich vor und pickste ihn mit dem Zeigefinger in die Wange. „Oder als wärst du verknallt.“ Eigentlich hatte ich erwartet das er wie immer sauer wurde oder wenigstens genervt das Gesicht verzog aber er reagierte ganz anders. Blitzschnell griff er nach meinen Schultern, zog mich zu sich heran und küsste mich. Nur kurz zwar, es war kaum länger als zwei Sekunden, als wollte er nur einmal ausprobieren wie ich reagieren würde, doch es reichte um siedend heiße Flammen durch meinen Körper zu jagen während in meinem Kopf die Gedanken explodierten. Mit einem Ruck kam die Gondel auf dem Boden an, er lockerte seinen Griff, ließ mich schließlich los und verließ das Riesenrad. Ich dagegen rang nach Atem, zog mich mühsam hoch und versuchte unter den schockierten Blicken der Eltern, die ihre Kinder näher zu sich zogen, nicht noch röter zu werden. Da Kai auf der ganzen Rückfahrt kein Wort mit mir wechselte traute ich mich auch nicht recht ihn darauf anzusprechen. Erst als wir wieder vor der Tür standen richtete ich zögernd das Wort an ihn. „Kai...das im Riesenrad...ich...also...Tala...“ Schweigend begutachtete er mich und mir viel auf das sein Blick um einiges kälter war als im Riesenrad, fast schon zurückweisend. „Vergiss es einfach...“ „Wa..! Hey Kai! Jetzt warte doch mal!“ „Ich hab gesagt du sollst es vergessen! Ich weiß wirklich nicht was in mich gefahren ist und ich will es auch gar nicht wissen!“ „Aber...“ „Noch ein Wort und ich schmeiß dich raus!!!“ Er ging, ohne ein weiteres Wort und ich konnte es nicht fassen. Meine Gefühle liefen Amok, das Feuer in meinem Herz wollte gar nicht mehr aufhören zu brennen und ich musste mir in stummer Verzweiflung eingestehen das die Gefühle die ich für Kai empfand völlig anders waren als die für Tala. Sie waren so verdammt unterschiedlich und ich war so verwirrt. Tala war doch der den ich liebte....oder etwa nicht? Er musste es sein, ich hatte Jahre damit verbracht seine Aufmerksamkeit zu bekommen und Kai war ja schließlich auch damit einverstanden gewesen, zumindest mehr oder weniger. Ich betrat die Eingangshalle aus der Kai bereits wieder verschwunden war, wie immer. Plötzlich raste ein unheimlicher Schmerz durch meinen Kopf, ich taumelte auf die Wand zu die mir am nächsten war und versuchte mich festzuhalten. Statt der Wand trafen meine Hände allerdings auf eine Vase die sofort klirrend am Boden zerschellte. Das Zimmer drehte sich unaufhörlich weiter, Übelkeit breitete sich in mir aus und ich hatte einen ekelhaften Blutgeschmack im Mund der immer schlimmer zu werden schien. „Fe!“ Seine Stimme hallte in meinem Kopf sodass ich keine Ahnung hatte wo sie überhaupt herkam. Unbeholfen drehte ich mich herum, suchte mit den Augen das Zimmer ab bis Kai in mein verschwommenes Sichtfeld trat. Ich lächelte schwach und strich mir mit einer Hand über meine Stirn die mit kleinen Schweißperlen überseht war. „Hallo...Kaichen...“ Versuchte ich in fröhlichem Ton zu rufen doch stattdessen drangen nur seltsam gequälte, gurgelnde Geräusche aus meiner Kehle. Es fühlte sich an als hätte ich mich an meinem Trinken verschluckt, nur um einiges Schmerzhafter. Ein Hustenkrampf schüttelte mich, erst als meine rasselnde Lunge wieder Luft bekam bemerkte ich mit schwankendem Blick meine Hände und erstarrte. Sie waren voller Blut, genauso wie der Boden vor mir. Langsam und ungläubig schüttelte ich den Kopf, was mein Schwindelgefühl nur noch verschlimmerte. Das konnte einfach nicht von mir sein, wo sollte das denn bitte herkommen? Schließlich war ich doch gar nicht verletzt gewesen. Dranzer betrat den Raum, ich musste ihn nicht sehen um das zu wissen denn ich spürte sofort seine Anwesenheit. Irgendwo in meiner Nähe redete er aufgeregt auf Kai ein, doch ich verstand die Worte nicht. Schließlich griff jemand nach meiner Schulter, zog mich von der rettenden Wand fort und legte, als ich schwankte, helfend einen Arm in meine Kniekehlen und den anderen um meinen Rücken. Kurz darauf verlor ich auch schon den Boden unter den Füßen und wurde vorsichtig die Treppe hinauf getragen und in ein Bett gelegt. Wie im Halbschlaf nahm ich die Bewegungen und Stimmen um mich herum wahr, ein paar Mal hatte ich auch versucht die Augen, die ich schon in der Eingangshalle geschlossen hatte, wieder zu öffnen, gab es jedoch schnell wieder auf als ich nichts weiter sah als weißes, blendendes Licht. Schweigend und verschwitzt konzentrierte ich mich auf das Gespräch zwischen Dranzer und Kai, von dem ich zwar auch nur noch Fetzen verstand, doch es war besser als sich auf den Schmerz zu konzentrieren. „Es ist soweit, wir müssen irgendwas unternehmen bevor es zu spät ist!“ „Aber was? Vielleicht sollten wir sie einfach zurückbringen...“ „Auf keinen Fall! Black wollte ihr doch genau das ersparen... Ach verdammt, sein Schutz hätte viel länger halten sollen! Ich wette es dauert keinen vollen Tag mehr bis die anderen eintreffen.“ Plötzlich herrschte Schweigen und ich spürte wie die Erschöpfung anfing stärker an meinem Bewusstsein zu zerren. „....ich kann auch nichts für sie tun, es wird so nur noch komplizierter. Ich denke das wird das Beste sein.“ Etwas in meinem Kopf schrie und wehrte sich, es war der Teil von mir der verstand was dort gerade gesagt wurde, der Teil der das Puzzle zusammensetzen konnte. Leider war er aber nicht der Teil der den letzten Funken meines wachen Geistes erreichte. Mit diesen letzten Worten im Kopf schlief ich ein und träumte von meinem süßen Tala...seltsam, er sah irgendwie traurig aus. Kapitel 23: Willkommen zurück ----------------------------- Eine kalte Hand strich mir über die Stirn. Wohlig seufzend verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln und ich kuschelte mich in den Arm der mich so schützend und sicher hielt. Bis auf einen unangenehmen Druck in den Ohren waren alle Schmerzen verschwunden und abgesehen davon sah es auch noch ganz so aus als wäre mein Kai doch nicht so ein Eisklotz wie ich dachte. „Ah, du bist aufgewacht. Da bin ich aber froh, du hast mich zu Tode erschreckt.“ „Ich weiß...es tut mir so leid Ta...“ Sofort riss ich die Augen auf und stieß mir mit einem erschrockenem Aufschrei den Kopf an der Decke. Decke? Seit wann war die denn so niedrig? Völlig verständnislos starrte ich in die verwunderten Eisaugen Talas, der mir Seelenruhig gegenüber in einem Flugzeug saß. „Alles...in Ordnung?“ Fragte er jetzt vorsichtig und streckte eine Hand nach mir aus. „Jetzt erschreck dich doch nicht so, ich bin es doch nur.“ “Nein!“ Meine Stimme bekam einen hysterischen Unterton. „Nein, nein, nein, nein!“ „Fe! Bitte beruhig dich!“ Ängstlich sah er mit an wie ich mich völlig verstört in meinem Sitz zusammenrollte und begann in der Tonlage eines Kleinkindes zu Wimmern. „Bitte bring mich nicht zurück, bitte nicht...“ Endlich verstand ich Kais letzte Worte vom Vorabend und sie versetzten mir einen schrecklichen Schlag ins Gesicht. Er hatte Tala angerufen um mich abholen zu lassen, er schickte mich in die Höhle des Löwen zurück....nach allem was wir durchgemacht hatten viel er mir in den Rücken. „Fe....“ Der arme Tala gab es auf mir helfen zu wollen und lehnte sich stattdessen seufzend in seinem Sessel zurück bis der Flieger langsam zur Landung ansetzte. Wir waren zurück in Russland. Es war kalt, trostlos und die missmutigen Blicke der Anwohner ließen mich erschaudern. Ich war mir ziemlich sicher das meine schlechte Meinung von diesem Land pure Einbildung war. Bestimmt ist nicht alles grau, trist und traurig wenn man durch die Stadt läuft...aber für mich war es so, nirgends schien es fröhliches Lachen und freudige Kindergesichter zu geben. „Ist es nicht schön wieder Zuhause zu sein?“ Startete Tala währenddessen erneut einen Aufmunterungsversuch und lächelte mich freundlich an. „Es ist...ein komisches Gefühl.“ Erwiderte ich unter zusammengepressten Lippen woraufhin er enttäuscht zu Boden sah. Die nächste halbe Stunde liefen wir schweigend einen Waldweg entlang, zum Glück lag im Moment kein Schnee, sonst hätte es sicher noch länger gedauert. „Komm her Wolborg.“ Der weiße Wolf erschien vor uns und knickte Augenblicklich die Vorderpfoten ein sodass es aussah als würde er sich verbeugen. „Willkommen zurück Prinzessin.“ Grollte seine tiefe Stimme durch die Lichtung. „Nehmt es mir nicht Übel, aber ich hatte gehofft euch nicht so schnell wiederzusehen.“ Das erste Mal seit meinem Erwachen lächelte ich, Wolborg war ein sehr kluges Wesen, das konnte man schon an den tiefen, undurchdringlichen Augen sehen. Er wusste wie ich mich fühlen musste und vielleicht würde er mir später auch noch erklären was genau mit mir los war. Tala hätte ich zwar auch gefragt, aber im Moment schienen mir eher die Bit Beast meine Fragen beantworten zu können. „Ein Jahr ist es her...“ Ich seufzte. „...trotzdem freut es mich dich wohlbehalten wiederzusehen.“ „Mich ebenfalls, doch wie mir scheint solltet ihr euch eher um euer eigenes Wohlbefinden sorgen.“ Stirnrunzelnd warf ich zuerst Tala und dann Wolborg einen Blick zu. Der Rothaarige senkte betroffen den Blick während letzterer schlicht und ergreifend nicht näher auf das Thema eingehen zu wollen schien und schwieg. „Lass uns gehen.“ Mit diesen Worten half mir Tala auf den Rücken des Wolfes und ließ sich schließlich selbst in das weiche Fell sinken. „Dir ist sicher kalt.“ Ohne auf eine Antwort zu warten wurde eine Jacke mit dem Logo der Abtei über meine Schultern gelegt, gleichzeitig spürte ich seine tröstende Hand auf meiner Schulter. Ja. Ich spürte seine Hand aber tief im Inneren fühlte ich nichts, es war eine gähnende Leere wie damals als Kai gegangen war. So gern hätte ich ihm gesagt das ich mich freuen würde wieder hier zu sein, dass ich ihn vermisst hätte und er so viel netter als Kai wäre. Aber das wäre gelogen, er war zwar nett zu mir aber die Tatsache das ich den unnahbaren Tala von damals mehr oder weniger eingefangen hatte, dass er mir allein gehörte, machte mich auch nicht mehr glücklich. Im Gegenteil, inzwischen verabscheute ich diese mitfühlende, kitschige Art die er mir entgegenbrachte seit wir fest zusammen waren. Es war als hätte er völlig seinen Kampfgeist und seinen Biss verloren. Innerlich stöhnte ich auf und schüttelte den Kopf. Es war mehr als eindeutig dank wem ich jetzt so dachte und die Tatsache das mich dieser Jemand anscheinend so sehr im Griff hatte machte mich schier wahnsinnig. Ich konnte froh sein Tala zu haben. Immerhin konnte ich mir doch nicht wirklich einen Freund wie Kai wünschen oder? Einen der den ganzen Tag nur ans Training und gewinnen dachte, jemand der im Höchstfall noch ein gehässiges Grinsen zustande brachte und der Meinung war keine Freunde zu brauchen, jemand der in einem Match sein Leben aufs Spiel setzte und die Freude am Leben völlig verloren zu haben schien, jemand der einem einfach so in den Rücken fiel... Eine Träne lief mir über die Wange, nur eine einzige aber sie schmerzte mehr als wenn ich stundenlang geheult hätte. Ich hasse dich Kai Hiwatari, ich hasse dich aus ganzem Herzen. Bis dahin hatte ich nicht gewusst das man sogar in Gedanken lügen konnte. Weit hinten am Horizont verschwand die Sonne genau hinter der Abtei und der Himmel wurde in ein dunkles Rot getaucht. Kalter Wind peitschte mir ins Gesicht, hieß mich Willkommen und versetzte mich in einen Trance ähnlichen Zustand. Erinnerungen umgaben mich, hier war ich zuhause gewesen und hatte meine Kindheit verbracht, erst mit Kai und dann mit Tala, Brooklyn und den ganzen anderen Bladern. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ließen zu das die vielen Bilder zurückkamen die ich schon längst vergessen hatte. „Bist du verrückt Fe?? Komm da sofort runter!“ Kais damals noch so kindliche Stimme ließ mich zusammenzucken. „Nein! Ich bin doch gleich beim Nest.“ „Von wegen, ich wette du fällst runter. Wieso lässt du mich nich hochklettern?“ Ein winzig kleiner Vogel lag zitternd in meiner Hand und fiepte erbärmlich, ich hatte ihn beim Joggen gefunden und darauf bestanden ihn in sein Nest zurückzusetzen obwohl Kai der festen Überzeugung gewesen war das dies nun mal der Lauf der Natur sei. Allerdings hätte ich dann nach „seinem Lauf der Natur“ auch schon längst tot sein müssen, immerhin war ich damals bei weitem nicht die Stärkste in diesem Kaff hier gewesen, wenn er mir nicht geholfen hätte wäre ich sicher bis heute nicht besser geworden. „Du?! Bestimmt nicht! Wie ich dich kenne wirst du das arme kleine Vögelchen noch zerdrücken.“ „Das ist gar nicht wahr...“ „Ist es wohl, du bist einfach ein grober Idiot ohne Feingefühl.“ Der grobe Idiot verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und ließ mich kichernd weiterklettern. Beim Nest angekommen setzte ich das Kleine hinein, strich ihm noch mal lächelnd über den Kopf und versuchte rückwärts den Ast zurückzurutschen. Das Ganze gelang mir auch recht gut, zumindest bis ich zur Abtei hinübersah und bemerkte das Boris mich mit einem so durchdringenden Blick ansah als wollte er mich mit seinen Augen erstechen. Zu spät bemerkte ich das ich einen erschrockenen Schritt ins Leere gemacht hatte und fiel. Alles ging so schnell das ich es kaum schaffte aufzuschreien, ich spürte nur wie ich mit einem lauten Rumms auf dem Boden aufkam. „...siehst du, ich hab dir doch gesagt du fällst.“ „KAI!“ Er hatte versucht mich aufzufangen, war dabei jedoch selbst zu Boden gerissen worden und lag nun mit versteinerter Miene und ausgebreiteten Armen unter mir. „Oh, es tut mir so Leid, verzeih mir! Hab ich dir wehgetan?“ “Es würde reichen wenn du von mir runter gehen würdest...“ „Ja, natürlich, entschuldige.“ Mit noch immer regungsloser Miene stand er auf, klopfte sich den Staub von den Klamotten und sah zu dem Nest hoch. „Die meisten Vogeleltern nehmen ihre Jungen nicht mehr an wenn sie von Menschen angefasst wurden.“ Das wusste ich natürlich, versuchte aber nicht darüber nachzudenken, trotzdem musste ich ziemlich betroffen ausgesehen haben denn er strich mir unbeholfen mit einer Hand über den Kopf, drehte sich dann um und meinte: „Wenn wir es füttern müssen klettere ich den Baum hoch, nur damit das Klar ist.“ „Wir sind da.“ Ich öffnete die Augen und sah an der schwarzen Fassade empor. Wie immer strahlte sie etwas bedrohliches, respekteinflößendes aus und ließ mich erzittern. Tala half mir hinunter und legte sofort besitzergreifend einen Arm um mich als wir auf das große Tor zugingen. Erst jetzt wurde mir wirklich klar wie sehr er gelitten haben musste als ich bei Kai gewohnt hatte. Eine der beiden Flügeltüren öffnete sich und ein junger Mann in schwarzer Kutte ließ uns hinein. Er führte uns durch die Gänge, den Weg den er nahm kannte ich nur zu gut, er brachte uns auf direktem Weg zu Boris Büro und das gefiel mir gar nicht. „Du, warte hier.“ Mit dieser äußerst kurzen aber eindeutigen Anweisung ließ er Tala zurück und schob mich durch die Tür bis ich vor dem großen, schwarzen Schreibtisch stand. An den kalten, weißen Wänden hingen Bilder die mir vorher noch nie aufgefallen waren, sie zeigten Schüler die wohl die Abtei besucht hatten. Meine Augen weiteten sich als ich ein paar mir sehr bekannte Gesichter sah. Auf der rechten Seite stach zum Beispiel sofort Kai heraus, er hing direkt neben dem Tisch, ein typisch ernster und leerer Ausdruck lag in seinen Augen und sein silber-graues Haar hing ihm kämpferisch ins Gesicht. Dieser Anblick versetzte mir im ersten Moment einen Stich, ich wusste wie schlecht es ihm hier ging und warf ihm trotzdem noch immer vor das er so war wie er eben war, dabei ist es schon ein Wunder dass überhaupt ein kleiner, netter Kern in ihm steckte. Meine Augen wanderten zum nächsten Bild auf dem ein junge mit kurzen, braunen Haaren zu sehen war den ich nicht kannte, allerdings sah er ziemlich ausgebrannt und erschöpft aus. Danach folgte Mina, die als Einzige fröhlich in die Kamera lachte, kaum zu glauben das gerade sie jetzt für immer fort sein würde... Bevor ich anfing richtig darüber nachzudenken sah ich schnell zu den nächsten Fotos. Dort waren Brian, Ming Ming und Garland. Schnell sah ich zur anderen Seite und musste lachen. Kai gegenüber war natürlich Tala, er starrte mit einem so eisigen Blick aus dem Bild heraus das der Kameramann es bestimmt mit der Angst zu tun bekommen hatte. Nach ihm kam Brooklyn, er lächelte seelig und sah aus als wäre er hier im Urlaub und würde sich prächtig amüsieren. Später sollte ich ihm unbedingt noch einen Besuch abstatten damit er sich keine Sorgen machte. Von mir war kein Bild vorhanden, zumindest ging ich davon aus weil ich nie bei einem Fototermin war. Wie sich sehr schnell herausstellte sollte ich mich täuschen. Boris betrat den Raum, musterte mich auf eine unangenehme Art von oben bis unten und winkte mich schließlich zu sich. Als ich auf der anderen Seite seines Schreibtisches stand fiel es mir dafür sofort ins Auge und mein Magen zog sich krampfhaft zusammen. Mein Bild stand direkt auf seinem Tisch, es war eingerahmt in einen kitschigen, altmodischen Goldrahmen mit vielen Schnörkeln und sogar an das Motiv erinnerte ich mich. Es musste in der Sporthalle aufgenommen worden sein, an dem Tag hatte mich Kai dazu genötigt hundert Sit-ups zu machen, weshalb ich ziemlich fertig gewesen war, vor allem als er auch noch ständig an meinem Tempo herumgenörgelt hatte. Wütend hatte ich ihn dann dazu aufgefordert es doch besser zu machen und tatsächlich fing er in einer mordsmäßigen Geschwindigkeit an mich einzuholen. Eigentlich hatte ich meine Hundert zu Ende machen wollen doch Kais Anblick hatte mich vollkommen gefesselt und als Blacky sich hinter ihn gestellt und auch noch ein paar Grimassen geschnitten hatte war es mit meiner Selbstbeherrschung sowieso vorbei gewesen. In genau dem Moment musste das Bild gemacht worden sein. Mein Haare sahen durch den Sport noch ein wenig wirr aus, meine Wangen waren von einer leichten Röte überzogen und in meinen Augen lag ein schelmisches Funkeln das an kleine Sterne erinnerte, passend dazu war auch mein Mund zu einem fröhlichen Grinsen verzogen. „Ah, ich denke du erinnerst dich an den Tag.“ Boris hatte sich inzwischen gesetzt, ich sah ihn unsicher an und trat einen Schritt zurück. „Wie dir vielleicht aufgefallen ist sind hier nur die Bilder der aller besten aufgestellt, von... meinen Lieblingen könnte man sagen.“ Sein widerliches Grinsen war schlimmer als jede Folter und sofort machte sich auch eine aufsteigende Übelkeit bemerkbar die mir das ungute Gefühl von Gefahr vermittelte. „Allerdings muss ich zugeben das ich eine Schwäche für dich habe Feliziti. Ich habe mir zwar schon gedacht das du eine gute Bladerin werden würdest, genau wie deine Mutter, allerdings warst du im Gegensatz zu Ihr immer für eine Überraschung gut.“ Er stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab, faltete die alten Hände und sah mich noch immer finster Lächelnd an. „Ich weiß nie was du denkst oder als nächstes vorhast, du scheinst immer einen Weg zu finden dich wieder nach oben zu arbeiten. Damals dachte ich dass ich bei dir falsch lag und du niemals zu den besten gehören würdest aber dann brauchte es doch nur einen kleinen Schubs von unserem guten Kai und siehe da, dein wahres Potenzial wurde geweckt.“ Langsam stand er auf, es sah aus als würde es ihm Mühe machen sich aufzuraffen, ich nahm an das es weniger am Alter lag, eher daran das er alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte um mich zu finden und deshalb wohl zu wenig Schlaf gekriegt hatte. „Wie läuft das eigentlich zwischen dir und Tala?“ Beinahe hätte ich mich verschluckt, beherrschte mich aber im letzten Moment und starrte ihn bloß mit offenen Mund an. „Ich...ich weiß nicht was sie das angeht Sir.“ Presste ich schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und spürte wie sich mein ganzer Körper alarmiert anspannte. Boris Miene verdunkelte sich sofort und er schlug mit einer Faust so fest auf den Tisch das ich erschrocken zusammenzuckte. „Antworte!“ Zitternd machte ich einen weiteren Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen die Tür. Angst pochte in meinem Kopf, ich wollte wegrennen, wusste aber genau das es hier keinen Weg hinaus gab, sicher hatte er alle Türen abriegeln lassen, nochmals entkam ich ihm nicht, niemals. „E...es läuft gut.“ Sagte ich deshalb, auch wenn sich mein Herz bei dieser Lüge zusammenzog. „Gut.“ Ich konnte mir nicht erklären warum aber er entspannte sich, winkte mich wieder zu sich und ließ sich in den Sessel fallen. Als ich neben ihm stand streichelte er mir mit einer Hand über die Wange, sein Atem streifte mein Gesicht. Schmerz, blitzende Lichter, ein Schlagstock und schließlich Finsternis. In meinem Kopf überschlugen sich die Erinnerungen und ich stöhnte entsetzt. Gleichzeitig hob ich meine eiskalten, zitternden Hände und presste sie auf meine Augen als könnte ich so alles schlechte aus meinem Leben verbannen. Eine schwarze, siedend heiße Flamme zuckte an meinem Körper empor und schlug nach der Hand des Mannes, der diese daraufhin sofort zurückzog und leise zischte. „Geh jetzt! Du solltest dich schonen.“ Befahl er mir und ich ging. Vor der Tür stand auch schon Tala, neben ihm hob ein lächelnder Brook die Hand zum Gruß und verbeugte sich dann sogar ritterlich. „Willkommen zurück junge Dame, ich habe dich sehr vermisst.“ „Alles in Ordnung Fe?“ Tala hatte bemerkt das ich zitterte und wollte sanft meine Schulter berühren doch ich zuckte fauchend zurück und erntete dafür zwei verständnislose Blicke. „Fe?“ Nun war auch Brook ernsthaft besorgt, hielt sich jedoch dezent im Hintergrund. „Keine Sorge, dir geht es bestimmt bald besser, ich bring dich auf die Krankenstation.“ „Nein!“ Schon fast ein bisschen zu heftig schüttelte ich den Kopf, allerdings tat es mir kurz darauf auch schon wieder Leid denn der Arme Tala konnte ja auch nichts dafür. Deshalb bemühte ich mich um einen freundlichen Ton und ließ mich von ihm zu meinem Zimmer begleiten. Netterweise musste ich ihn auch nicht lange bitten mich allein zu lassen, mit einem gehauchten Kuss auf die Wange verschwand er aus der Tür und ging zum Training. Leider hatte ich selbst dann noch nicht meine Ruhe. Gerade als ich mich auf mein Bett gesetzt und die Knie angezogen hatte klopfte es am Fenster. „Dranzer?“ Der dunkelrote Phönix schwebte vor meinem Fenster und schlug nur ab und zu mit den kräftigen Schwingen. Schnell ließ ich ihn herein und staunte nicht schlecht als ich das Paket bemerkte das an seinem Hals befestigt war und mir mühelos in die Hände fiel als sich mein Phönix in einen Mensch verwandelte. „Ein kleines Präsent von seiner Grummeligkeit an die Prinzessin.“ Mein Phönix zwinkerte freundlich. „Er hat gesagt das er die Sachen ja jetzt nicht mehr gebrauchen kann allerdings glaube ich, was er eigentlich sagen wollte war, es tut mir Leid das ich dich zurückgeschickt habe aber ich war wirklich um deine Gesundheit besorgt.“ Perplex öffnete ich das feinsäuberlich verschnürte Paket, als ich den Inhalt sah staunte ich noch mehr. Ganz oben drauf lagen haufenweise Süßigkeiten die ich bei ihm nur so verschlungen hatte, Nudeln mit verschiedenen Soßen und Fertigsuppen. Dranzer bemerkte meinen verwirrten Blick und fing augenblicklich an zu lachen. „Frag mich bloß nicht, anscheinend denkt er du bekommst hier nichts zu Essen.“ Besonders gut war die Kantine hier wirklich nicht aber das er mich deswegen gleich mit Schokolade zuschüttete hätte ich trotzdem nicht gedacht. „Oh oh oh, schau dir erst mal das darunter an.“ Rief Dranzer währenddessen aufgeregt und fuchtelte mit dem Finger vor dem Paket herum. „Du meine Güte!“ Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wie man meine Gefühlslage in dem Moment beschreiben könnte, es war eine Mischung aus Verwirrung, Überraschung und Begeisterung. Es sah wirklich so aus als hätte er ein schlechtes Gewissen gehabt denn dort, in diesem kleinen unscheinbaren Paket lagen eindeutig Kleidungsstücke bei denen ich mir ziemlich sicher war das es ein paar von denen waren die er selbst entworfen hatte. Das erste was ich in den Händen hielt war ein schwarzer, langer Mantel, den ich hier bei der Kälte sicher gut gebrauchen können würde. Vorn, auf der linken Seite des hohen Kragens war mit rotem Faden „KC“ draufgestickt worden. „Kai´s Collection.” Sagte der Phönix neben mir lächelnd. Das hat er sonst nur auf seine Sachen draufnähen lassen, damit sie nicht kopiert werden können.“ Schweigend wühlte ich weiter in der Kiste und umso länger ich in ihr herumsuchte desto breiter wurde mein Grinsen. Er hatte mich wirklich voll ausgestattet, fast erinnerte mich das alles an so etwas wie eine Kriegsausrüstung, nur ohne Panzer. Ich fand noch zwei Paar Handschuhe, kurze und lange. Die kurzen ähnelten seinen, sie waren schwarz, fingerlos, hatten an der Seite die am Handgelenk endete einen dunklen Lila Streifen und an der Stelle wo die Fingerknöchel waren glänzten kleine silberne Diamanten. Die langen waren dagegen vollständig in ein dunkles Violett getaucht, gingen bis zu den Ellbogen und waren nur am Mittelfinger befestigt. Danach zog ich noch schwarze, kniehohe Stiefel hervor deren rote Schnallen glänzten, ein Schulterfreies Dunkelblaues, ein schwarzes Langärmeliges und ein violettes Ärmelloses Shirt hervor. Alles passte perfekt zusammen und was viel interessanter war, es passte alles perfekt zu Kai. Schnell hob ich den Mantel auf und schnupperte vorsichtig daran. Er roch sogar noch nach ihm, stellte ich dann lächelnd fest und sah wieder zu Dranzer der mich nun nachdenklich betrachtete. „Ist was?“ Schnell lächelte er wieder und schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ich bin nur sehr froh das du mit Tala zusammen bist.“ „Wie bitte?“ Fast hätte ich angefangen ihn anzubrüllen das es ihn gar nichts anging mit wem ich zusammen war doch dann verschwand er plötzlich durchs Fenster, versprach noch schnell das er bald wiederkommen würde und flog in Bit Beast Gestalt davon. Kapitel 24: Besuch ------------------ Es war schon seltsam wie viel ich anscheinend verpasst hatte als ich die vielen Jahre meines Lebens hier verbracht hatte. Es war als hätte mir jemand eine Sonnenbrille abgenommen mit der ich immer halbblind durch die Gegend gelaufen sein musste. Seit ich wieder da war hatte ich angefangen mich mit einigen Mädchen anzufreunden die in meinem Alter waren und wurde überrascht. Tala war ganz anscheinend nicht mehr der Traum aller Mädchen, was natürlich auch daran liegen könnte das er vergeben ist aber auf jeden Fall grenzte es schon fast an Besessenheit wie die Mädels ihre Zimmer mit Kai Postern zupflasterten. Einmal Kai beim starten seines Blades, einmal mit zerfetzten Klamotten bei der letzten Weltmeisterschaft, Kai mit Brooklyn, Kai mit Ray und Kai mit Tyson. Wo man auch hinsah, Kai, Kai, Kai, Kai.... Ich gab es nur ungern zu aber wenn ich mir die Zimmer so ansah kochte fast etwas wie Eifersucht in mir hoch. Allerdings drängte ich dieses Gefühl schnell wieder beiseite. Immerhin hatte ich Tala und sollte endlich aufhören nach allem zu schielen was unerreichbar zu sein schien. „Er ist soooo cool, und stark!“ „Ja und dieser Blick! Da kann man doch nur dahinschmelzen. Ein richtiger Bad Boy.“ Die beiden Mädchen kicherten. Die eine war blond und die andere Brünett, niedliche Gesichter hatten beide und eine zierliche Statue. Langsam schüttelte ich den Kopf. Kai würde sicher nichts mit ihnen anfangen können, dafür waren sie viel zu sehr Groupie und außerdem hätten sie ihm rein gar nichts entgegenzusetzen. „Was meinst du Fe? Er ist doch wirklich der beste oder? Es muss unglaublich sein von ihm geküsst zu werden oder sogar...“ Die beiden wurden rot und kicherten wieder, ich konnte mir lebhaft vorstellen wie ihre Gedanken von dem großen, coolen Kai aussahen. Ich erinnerte mich an den einen Tag im Riesenrad und riss mich zusammen um keinen gehässigen Kommentar abzugeben. „Ich...habe ja Tala.“ Antwortete ich stattdessen reichlich lahm und sah zu Boden. Glücklicherweise nickten die beiden nur. „Ja, der ist natürlich auch nicht schlecht.“ Wir verließen das Zimmer und verabschiedeten uns auf dem Flur, ich hatte das plötzliche Bedürfnis meine Ruhe haben zu wollen. Die eben angedeutete Ruhe fand ich letztendlich nur an dem See im Wald und setzte mich dort ans Ufer. Es war seltsam wieder hier zu sein und festzustellen das sich absolut gar nichts geändert hatte. Noch immer war die Wasseroberfläche spiegelglatt, das Schilf lang und grün und die Bäume standen dicht beieinander. Ich schmiegte mich in meinen neuen Mantel und atmete tief ein. Endlich konnte ich mich richtig entspannen, in der Abtei fühlte ich mich irgendwie ständig beobachtet und verfolgt. Nachdenklich schweifte mein Blick über den See. Ich hatte Tala von meiner Ahnung erzählt das irgendetwas mit mir nicht stimmte und das es etwas mit dieser Abtei zu tun hatte, doch er nur gemeint das sicher alles wieder gut wird. Es war zum Haare raufen, alle hier sagten mir nur das ich abwarten solle aber was ist wenn es irgendwann zu spät ist um noch etwas zu unternehmen? Kopfschüttelnd lehnte ich mich gegen einen der Bäume die um den See herumstanden und schüttelte den Kopf. Kein Wunder das Kai es hier nicht aushalten konnte, er war schon immer eher der Typ gewesen der etwas getan hat um ein Problem zu klären, selbst wenn es bei ihm meistens nur ein Kampf war um klar zustellen das er der bessere war, trotzdem unternahm er wenigstens etwas. „Feliziti Crowd?“ Die schüchterne Mädchenstimme ertönte von direkt hinter mir und ließ mich erschrocken herumfahren. Vor mir stand ein junges Mädchen mit einem pinken, langen, geflochtenem Zopf die nun erschrocken von meiner heftigen Reaktion ein wenig mehr Abstand zwischen uns brachte. „Verzeihung Prinzessein, ich wollte euch nicht erschrecken.“ „Prinzessin?“ Erst jetzt fiel der Groschen. „Ahh, du bist eines der Bit Beast. Warum rennt ihr plötzlich alle in Menschengestalt herum, ich denke das ist verboten?“ Ich entspannte mich woraufhin sie mir ein freundliches Lächeln zuwarf und an dem Kragen ihres chinesichen Oberteils herumzupfte. „Ja Hoheit, mein Name ist Galleon und ich bin gekommen um euch meine Aufwartung zu machen. Wie gesagt, ich wollte euch nicht erschrecken, eigentlich bin ich gerade deshalb in Menschengestalt auf euch zugegangen aber wenn ihr es wünscht kann ich mich auch zurückverwandeln.“ Hastig schüttelte ich den Kopf. „Nein, nein, es ist sehr gut so, ich war nur erschrocken, das ist alles.“ Fröhlich nickend näherte sie sich mir nun wieder wobei mir auffiel das sie barfuß war. „Nun, ich hoffe das ich nicht respektlos erscheine Prinzessin aber meine Herrin ist eine Freundin von Ray.“ Ich erinnerte mich an den Chinesen, er hatte auf der Gartenparty gekocht und zwar nicht mal schlecht. „Ja, und?“ „Nun...er ist ja ein Freund eures Freundes und deshalb erdreiste ich mir euch zu warnen. Ich meine, ich weiß natürlich das ihr sicher wisst was ihr tut aber...“ Freundlich versuchte ich sie zu ermuntern endlich mit Sprache rauszurücken was sie allerdings nur erröten ließ. „Ich denke nur das es vielleicht besser wäre euch einen etwas ruhigeren Ort auszusuchen, dieser Boris scheint mir in eurer derzeitigen Verfassung nicht unbedingt der richtige Umgang zu sein.“ „Boris ist nie der richtige Umgang für irgendjemanden aber was meine Verfassung angeht steht es doch eigentlich gar nicht so schlecht um mich.“ Fragend zog sie eine ihrer hübschen, perfekt geschwungenen Augenbrauen hoch. „Ich meine wegen eurem anstehenden Tod, Prinzessin. Der Fluch...erinnert ihr euch?“ Irgendetwas klickte in meinem Kopf und der schwache Hauch einer Erinnerung kehrte zurück. Der Abend mit Dranzer, der Tod seiner Freundin, das Kind mit den Phönix Kräften, die Kette mit dem Medaillon. Entsetzt fasste ich mir an den Kopf. Wie hatte ich das bloß vergessen können? Es war zwar schon lange her seit Dranzer mir die Geschichte von dem Fluch erzählt hatte und wirklich verstanden hatte ich sie auch nicht, aber jetzt wo alle Zeichen darauf hindeuteten das sich die Prophezeiung erneut erfüllen könnte hätte ich doch daran denken müssen... Plötzlich trat ein erschrockener Ausdruck in Galleons Gesicht und sie hielt sich die Hände vor den Mund als wünschte sie sich die eben ausgesprochenen Worte zurücknehmen zu können. „Oh nein...entschuldigt Prinzessin, das war wirklich taktlos von mir, ihr habt doch jetzt keine Angst oder?“ Fragte das Pinkhaarige Mädchen leise und fügte dann hinzu: „Ich bin mir sicher das Ihr einen Weg finden werdet diesen schrecklichen Fluch zu überwinden.“ Im Moment sah es für mich zwar nicht so aus als wenn meine Chancen sonderlich gut stehen würden aber ich nickte trotzdem und zwang mich zu einem Lächeln. Wenn ich nicht an mich glaubte, wer sollte es dann tun? „Bestimmt, außerdem habe ich ja noch Dranzer.“ „oh ja, Dranzer wird euch sicher eine große Hilfe sein. Ich habe ihn schon immer sehr für seinen Mut und seine Treue eurer Familie gegenüber geschätzt. Ich für meinen Teil würde verrückt werden wenn ich jahrelang in einem kleinen, dunklen Kästchen eingesperrt sein würde.“ Da hatte sie allerdings Recht, mein Phönix hatte ziemlich viel auf sich genommen um meine Familie zu schützen, wenn es anscheinend auch bisher nicht sonderlich viel gebracht hatte. Obwohl...er ist ja nicht mehr mein Phönix. Korrigierte ich mich in Gedanken und seufzte innerlich auf. Er gehorchte nur noch Kai, auch wenn wir noch immer eine enge Verbindung zueinander hatte aber das lag bestimmt eher an der Tatsache das wir miteinander verwandt waren. Plötzlich fiel mir auf das, dass Katzenmädchen immer aufgeregter wurde und mich seltsam fragend ansah. „Ähm...ist etwas?“ Sie fühlte sich wohl ertappt denn sie senkte sofort ihr geradezu göttlich, perfektes Puppengesicht und wurde ein wenig rot. „Es ist eine dumme Frage...“ Dieser Satz erinnerte mich seltsamerweise an etwas was der Lehrer in Kais Schule einmal zu mir gesagt hatte als ich mich nicht getraut hatte ihn nach der Formel zum Satz des Pythagoras zu fragen. Genau wie er damals antwortete ich nun grinsend: „Es gibt keine dummen Fragen Gal, nur dumme Antworten.“ Daraufhin nickte sie zögernd und strich sich mit einer Hand durchs Haar. „Nun gut, wenn ihr meint. Also...ich war schon seeeehr lange kein Mensch mehr und nun da ich endlich noch mal für einen Moment die Chance habe einer zu sein...“ Noch immer zögernd trat sie von einem Fuß auf den anderen bis sie schließlich damit herausplatzte. „Würdet ihr mir die Haare bürsten?“ „Äh...“ Nach einem kurzen Moment der Fassungslosigkeit lachte ich laut auf und nickte schließlich als sie mich mit ängstlichen Augen ansah. „Natürlich aber ich habe gar keine Bürste dabei.“ Augenblicklich breitete sich ein stolzes Strahlen auf ihrem Gesicht aus. „Kein Problem!“ Eine kurze Handbewegung später lag eine goldene, mit Schnörkeln verzierte Bürste in ihrer Hand. Sie kam mir so altmodisch vor das ich sie einmal schüttelte um zu prüfen ob sich an ihr Staub abgelagert hatte, was zu meiner Überraschung allerdings nicht der Fall war. Galleon drehte sich um, öffnete ihren Zopf und verharrte in erwartungsvoller Regungslosigkeit. Fast ein bisschen Neidisch musterte ich das glänzende Haar das wie ein seidiger Wasserfall ihren Körper hinablief. Schließlich erwachte ich aber doch aus meiner Starre und begann langsam die Bürste durch die langen Strähnen zu ziehen. Ehrlich gesagt hatte ich nicht wirklich das Gefühl das es nötig war sie zu kämmen aber als ich einmal einen verstohlenen Blick auf Galleons Gesicht warf stellte ich fest das es ihr wohl trotzdem sehr gefiel denn Sie hatte die dunkelgrünen Augen geschlossen und wenn die Geräusche des Waldes verstummten meinte ich sogar ein leises Schnurren zu hören. Etwa eine halbe Stunde dauerte das Ganze, dann öffnete sie schlagartig die Augen, drehte sich um und bedankte sich artig. „Oh Prinzessin, ihr seid wirklich ein unheimlich netter Mensch, wenn ich das so sagen darf.“ Ich lachte. „Vielen Dank.“ „Bedankt euch nicht dafür, ich sage nur die Wahrheit. Was,ihre heilige Hoheit, Drakon, über euch erzählt stimmt gar nicht.“ Nun wurde ich aber doch neugierig. „Drakon?“ „Ja, seine königliche Hoheit Drakon der dritte, Herrscher über alle Bit Beast, außer Black Dranzer.“ Das war der Punkt an dem ich in Tränen ausbrach, diesmal aber Lachtränen. Es sah meinem schwarzen Phönix mal wieder so ähnlich sich mit dem obersten Herrscher anzulegen. Er ließ sich eben von niemandem was sagen, weder von Drakon, noch von Kai oder Dranzer, der ja mehr oder weniger sein Bruder war. Galleon dagegen zog nur einen Flunsch und rümpfte die kleine Stupsnase. „Verzeiht aber ich finde das gar nicht lustig, er lehnt sich gegen das ganze System auf und jetzt hat er sich auch noch auf eure Seite gestellt obwohl er doch gar nicht euer Schutzgeist ist. Er hat gar nicht die nötigen Kenntnisse um euch zu schützen.“ Noch immer kichernd tätschelte ich ihr den Kopf. „Lass gut sein Gal, jetzt ist es eh zu spät. Dranzer ist bei Kai und Black ist nun mal...nun ja, in mir könnte man wohl sagen.“ „Ja, das stimmt. Aber jetzt da ich euch kennen gelernt habe mache ich mir mehr Sorgen als zuvor, ihr seid so liebenswürdig und...“ Sie verstummte und sah zu einer Lichtung hinüber. „Du meine Güte, die anderen scheinen euch auch ihre Aufwartung machen zu wollen.“ „Wie?“ Auch ich starrte zu der Stelle wo die „Anderen“ auftauchen sollten, sah jedoch noch nichts. Ein leises „Oh...“ entrutschte mir dann doch als ich die vielen bunten Lichter am Horizont sah die genauso schnell wieder verloschen wie sie erschienen waren. Dann kamen sie. Die vier liefen nebeneinander her und es schien fast als wären sie Engel die gerade vom Himmel gefallen waren, vor allen da sie noch immer von einem seltsamen Leuchten umgeben waren. Genau vor mir blieben sie stehen und ich konnte nur noch einen nach dem andern staunend anstarren. Ganz links konnte ich nach kurzem überlegen Draciel erkennen. Sein schwarzes kurzes Haar hing ihm wild in die Stirn und seine Augen leuchteten in einem sehr dunklen Lila. Rechts daneben wurde es zwar schon etwas schwieriger aber schließlich erkannte ich doch den weißen Tiger Drigger den mir Ray voller Stolz bei der Garten Party gezeigt hatte. Er sah ein wenig nachdenklicher aus als die anderen, irgendwie Weise. Grünes, schulterlanges Haar umspielten bei ihm ein fast weißes Gesicht und auf der rechten Wange waren drei Striche die fast aussahen wie Kratzspuren, seine Augen, an denen ich ihn letztendlich auch erkannt hatte, waren in glitzerndes Gold getaucht. Als drittes vermutete ich Dragoon, Dranzer hatte ab und zu von ihm geredet und auch Blacky schien ihn zu kennen, allerdings kam es mir so vor als wenn beide Phönixe keine besonders gute Meinung von dem Drachen mit dem Marine blauen Haar hatten. Jetzt allerdings stand er mir relativ friedlich gegenüber und sah geradezu königlich aus mit der leicht gebräunten Haut und den gelben Augen die durch das altmodische, schwarze Hemd und die gleichfarbige Hose noch hervorgehoben wurden. Bei dem letzten des Quintetts konnte ich allerdings grübeln solange ich wollte, er kam mir zwar bekannt vor aber mir fiel einfach nicht ein wo ich ihn schon mal gesehen haben könnte. Er hatte Schneeweißes, kurzes, wuscheliges Haar das auf der rechten Seite etwas länger geschnitten gelassen worden war als die anderen und seine Augen erstrahlten in einem durchdringenden Eisblau bei dem die Außentemperatur sofort um einige Grad viel. Seine durchscheinende Haut erinnerte an Glas und als er mich mit klugen, emotionslosen Augen musterte wurde das Gefühl ihn zu kennen noch stärker. „Also ich weiß nicht, Sie sieht nicht aus wie eine Prinzessin.“ Dieser spitze Kommentar kam aus der Richtung von Dragoon und ich war viel zu perplex um dem etwas entgegenzusetzen. Das musste ich zu meinem erstaunen aber auch nicht denn der Drache erntete bereits ein bedrohliches Knurren von dem weißhaarigen, der nun auch einen drohenden Schritt auf ihn zumachte und ihn finster taxierte. „Sie ist aber nun mal die Prinzessin, Drakon sieht auch nicht wirklich aus wie ein König und trotzdem rutscht du vor ihm auf den Knien oder etwa nicht?“ Der Drache verzog zwar wütend das Gesicht, senkte dann aber doch ehrfürchtig den Blick und schwieg. Galleon hatte es im Gegensatz zu mir auf jeden Fall nicht die Sprache verschlagen. Sie stemmte die zarten Hände in die Hüfte und ging auf Dragoon zu als wäre er ihr kleiner Bruder, dabei war er um mindestens zwei Köpfe größer als sie. „Genau, sei nicht so gemein zu Fe, immerhin hat sie es wirklich nicht leicht und ich wette wenn sie es sich aussuchen könnte würde sie gar nicht die Prinzessin sein wollen, immerhin opfert sie sich für uns.“ Ich war mir wirklich nicht sicher ob das Katzenmädchen wusste was sie da tat denn Dragoons rechtes Auge zuckte schon gefährlich und ich glaubte nicht das sie es im Ernstfall mit ihm aufnehmen konnte. Etwa dasselbe schien auch Drigger zu denken denn er ging mit einem eleganten Schritt dazwischen und strich ihr beruhigend über den Kopf. „Keine Sorge Galleon, wir alle wissen was die Prinzessin für uns auf sich nimmt und niemand will sie hier irgendwie kränken, nicht war Dragoon?“ Alle Blicke lagen auf dem Blauhaarigen der nach kurzem Zögern brav nickte und vorsichtshalber einen Schritt zurücktrat. „Natürlich Drigger...und verzeiht mir Prinzessin, ich habe es nicht so gemeint.“ Draciel, der sich bis jetzt noch nicht zu Wort gemeldet hatte trat nun einen Schritt vor, musterte mich von oben bis unten und lächelte mich dann so unheimlich süß an das mein Herz einen Sprung machte. „Also ich finde ihr seht sehr königlich aus und soweit ich gehört habe sollt ihr auch sehr stolz, mutig und tapfer sein.“ Das war nun wirklich zuviel des Guten, wer auch immer so etwas über mich erzählte musste eine blühende Fantasie an den Tag gelegt haben. „Sie ist auch sehr warmherzig und freundlich.“ Meldete sich da plötzlich Galleon zu Wort. „Ah...also, so toll bin ich nun auch wieder nicht...“ Ich errötete und starrte zu boden, in der Hoffnung das er sich auftun und mich verschlucken würde. Der weißhaarige lachte und bekam auf einmal einen seltsamen, warmen Gesichtsausdruck. „Seid doch nicht so bescheiden Feliziti, ich kenne euch schließlich gut und kann nur bestätigen was hier gesagt wurde.“ Er kannte mich? Unwillkürlich sah ich wieder auf und als ich jetzt in sein Gesicht schaute traf mich fast der Schlag. „WOLBORG!“ Der Wolf lachte und alle anderen grinsten stumm. „Na, das hat jetzt aber lange gedauert Prinzessin. Da sollte man denken das ihr den Schutzgeist eures Freundes kennt und dann so was.“ „Ent...entschuldige, aber du siehst so..“ Ich stockte und suchte nach dem richtigen Wort für einen heiligen Geist den man schließlich nicht einfach mit heiß, cool oder sexy betiteln konnte. „...anders aus.“ Meinte ich dann schließlich und brachte ihn damit erneut zum Lachen. „Vielen Dank, gewöhnt euch lieber nicht daran, wie ihr wisst ist es uns normalerweise verboten in Menschlicher Form umherzuwandeln aber da es anscheinend zur Gewohnheit geworden ist das ihr uns in dieser Form begegnet machen wir eine Ausnahme.“ Fast wäre mir ein trauriges murren entwischt, in dieser Form könnte mir Talas Wolf ruhig öfter über den Weg laufen. „Wie dem auch sei, ich denke das reicht für den ersten Eindruck.“ Meinte Drigger schließlich freundlich und nickte mir zum Abschied leicht zu. Die anderen taten es ihm gleich, nur Galleon fiel mir um den Hals und hauchte mir überschwänglich einen Kuss auf die Wange und Wolborg gab mir freundschaftlich die hand. „Lebt wohl Prinzessin, ich hoffe das wir uns noch einige male wieder begegnen werden.“ Mit diesen Worten verschwand die seltsame Truppe, alle bis auf Dragoon. Er wirkte ein wenig unsicher ob er ebenfalls gehen oder mir noch etwas sagen sollte. Als wir uns fast fünf Minuten schweigend gegenüberstanden beschloss ich dem ganzen ein Ende zu setzen und forderte ihn freundlich lächelnd auf mir doch zu sagen was ihm auf der Seele lag. „Wie ich schon sagte, ich will euch keinen Ärger machen Prinzessin und ich nehme euer Opfer auch sehr ernst aber...“ „Ja?“ „Nun ja, die Prinzessinnen hatten bisher immer eine unglaubliche Ausstrahlung die jeden Geist völlig verrückt gemacht hat. Ich erinnere mich noch gut daran wie es bei eurer Mutter war, nur ein Blick auf sie genügte und ich hätte jeden getötet der mir im Weg war nur um sie zu berühren und vielleicht sogar etwas von ihrer Macht zu erhaschen.“ Mein Magen verkrampfte sich mit jedem Wort mehr, nicht unbedingt weil er indirekt sagte das meine Mutter besser, toller und schöner war als ich sondern wegen der Tatsache das er überhaupt von ihr sprach. Ich hatte sie schon vor Jahren in den hintersten Winkel meines Gedächtnisses gesperrt doch jetzt wo ich hörte was er beschrieb kam alles wieder hoch. Er hatte recht, sie hatte eine Ausstrahlung gehabt die nicht nur die Geister sonder n auch die Menschen reihenweise um den Verstand gebracht hatten und ich besaß diese Gabe ganz eindeutig nicht. „Mit Verlaub Majestät, aber bei euch spüre ich leider rein gar nichts.“ Gar nichts...das saß. Starr sah ich ihn an, schluckte schwer und nickte schließlich. „Ich...verstehe...“ Gerade wollte er sich umdrehen und wie die anderen verschwinden als plötzlich eine Stimme durch den Wald hallte die ich nur zu gut kannte. „Du spürst nichts Drecksdrache? Wenn das so ist solltest du lieber mal deine Sensoren überprüfen und deine Unfähigkeit nicht an meiner kleinen auslassen.“ Dragoon, der mit dem Rücken zu mir stand, zuckte merklich zusammen und drahte sich langsam zu mir um. Ich selbst sah mich verwirrt um und suchte die Gegend nach dem passenden Gesicht zu der Stimme ab. „Black?“ Fragte ich schließlich leise und meine Stimme bebte. „Höchstpersönlich süße, aber du brauchst dich gar nicht erst so umsehen, ich bin noch nicht zurück.“ „Aber warum nicht? Es ist doch eh zu spät, du kannst mich nicht mehr vor dem Fluch schützen.“ Kurzes Schweigen erfüllte den Wald doch dann seufzte er nur und erwiderte: „Ich weiß und das tut mir unendlich leid, ich bin zu schwach... aber solang ich mit dir verschmolzen bin kann ich wenigstens die Symptome einigermaßen unter Kontrolle halten.“ „Die Übelkeit und das Blut?“ „Ja...das eine Mal hab ich nicht aufgepasst, tut mir leid aber meine Kräfte werden immer schwächer.“ Dragoon, der sich anscheinend ausgeschlossen fühlte, kam blitzschnell zu mir herüber, packte mich bei den Schultern und fing an mich zu schütteln bis mir die Ohren klirrten. „Hey! Wer ist hier unfähig, Vogelvieh!? Komm raus und sag das noch mal Feigling!“ Wütend ließ er mich los und sah zu wie ich erschrocken ein paar Schritte zurückwich, mit glühenden Augen folgte er jeder meiner Bewegungen. „Idiot, ich kann nicht raus, schon vergessen? Aber um auf das Thema zurückzukommen, die Kleine hier hat mehr Macht als du in deinem armseligen Leben jemals haben wirst, an deiner Stelle wäre ich glücklich ihr auch nur unter die Augen treten zu dürfen.“ „Wie bitte?“ Ich war mir nicht sicher ob Blacky da die Wahrheit sagte oder nur übertrieb um Dragoon eins auszuwischen. Der Drachen schritt nun fast etwas misstrauisch auf mich zu und griff nach meiner Hand. Die Sanftheit mit der er das tat überraschte mich, bei seinem impulsiven Verhalten hätte ich erwartet das er sie mir fast abreißen würde aber es war eher das Gegenteil, seine Finger waren wie ein Windhauch auf meiner blassen Haut. Da Black nicht protestierte ging ich davon aus das es in Ordnung war und hielt still. Einen kurzen Moment herrschte eine Stille die mich verwirrte doch dann begann Dragoon plötzlich zu Leuchten und vor meinen Augen wurde aus dem hübschen, durchtrainierten jungen Mann ein blauer, mächtiger Drache. Augenblicklich frischte der Wind auf und wehte mir das haar ins Gesicht, meine Hand lag nun an einer seine drei Klauen und ich staunte nicht schlecht darüber dass er so viel größer als Dranzer und Black war. Bei diesem Gedanken stieß mein Phönix ein mürrisches Knurren aus, das ich jetzt allerdings überhörte. Wieder leuchtete etwas, nun allerdings war es nicht der Drache sondern meine Hand die glühte. Ähnlich wie damals bei Blacky bildeten sich klebrige Fäden zwischen dem Geist und meinen Fingern, etwas schien an meiner Seele zu zerren. So dämlich es sich auch anhört aber genau so fühlte es sich an. Eine unheimlich angenehme Wärme breitete sich in mir aus und im nächsten Moment wurde alles Dunkel. Ich fiel, tiefer und tiefer bis ich auf einem Bett aus weichen Federn landete. Die durchdringenden, roten Augen meines Phönixes begutachteten mich sorgfältig bis ich mich aufrappelte und umsah. Dieser Ort war mir so vertraut und trotzdem wusste ich nicht wo ich war, ich hatte nie danach gefragt. „Black....“ Wie immer wusste er bereits was ich wissen wollte und berührte mit seinem Schnabel zärtlich meine Stirn. „Wir sind in dir, oder besser, du denkst du bist in dir. Man könnte sagen, das wo wir uns gerade befinden ist dein Unterbewusstsein.“ “Aber du hast mich doch immer hergebracht.“ Protestierte ich. „Nein, das dachtest du, aber in Wirklichkeit bin ich dir einfach hier her gefolgt. Immer wenn du in einen Schockzustand gefallen bist hast du dich an diesen Ort zurückgezogen. Ich habe nur meine Macht benutzt um dich hier zu halten oder in die Wirklichkeit zurückzuschicken wenn es nötig war.“ „Aber...wie mache ich das?“ „Weil du die Prinzessin bist und hier scheinen sich deine Kräfte zu sammeln, deshalb bin ich jetzt auch hier und versuche sie zurückzuhalten. Eigentlich dürftest du mich auch gar nicht sehen oder gar mit mir sprechen, das ist nur ein weiteres Zeichen dafür das ich nicht mehr lange durchhalten werde.“ Ganz langsam, wie in Zeitlupe, krallte ich mich in sein Federkleid und begann wie damals als kleines Kind, ungehemmt zu schluchzen. „Aber...ich...bin so froh...das du wieder da bist.“ Brachte ich mit Mühe hervor und dachte gar nicht daran ihn noch einmal loszulassen. Er seufzte laut und ich spürte wie sich seine Brust langsam hob und wieder senkte. „Mein armes kleines Mädchen, hast du mich so sehr vermisst?“ Mehr als ein Nicken brachte ich nicht mehr zustande aber es reichte auch um ihm zu zeigen wie sehr er mir gefehlt hatte. Verwandel dich, dachte ich stumm, ich will endlich meinen echten Black zurück, nicht den Phönix oder das Bit Beast, sondern meinen Blacky. Einige Sekunden später spürte ich wie er sich veränderte und plötzlich war sein warmer Atem direkt an meinem Ohr. „Also gut, aber nur einen kurzen Moment.“ Da ich mich immer noch fest an ihn klammerte löste er lachend meine verkrampften Finger aus seinen Schultern und drückte mich ein Stück von sich fort. „Lass dich mal ansehen Kleines.“ Bestimmt gab ich kein sonderlich gutes Bild ab wie ich da so verheult und mit zerzausten Haaren vor ihm stand doch er ignorierte das und sah mich stattdessen fast ein wenig bewundernd an. „Oha, ich seh schon, aus meinem kleinen Mädchen ist eine echte Dame geworden.“ Andächtig hob mein Phönix eine Hand und strich mit den Fingerspitzen über meine Wange. „Dranzer war sicher...überrascht. Du siehst ihr sehr ähnlich...“ Ich ging davon aus das er meine Mutter meinte und schüttelte den Kopf. „Ach was, meine Mum sah in meinem Alter ganz anders aus als ich.“ „Ich meine nicht deine Mutter sondern seine kleine Freundin.“ Augenblicklich verdunkelte sich sein Blick, es faszinierte mich wie sehr er Dranzers leiden doch teilte obwohl er sich so bemühte sich von ihm abzuwenden. Plötzlich zog sich ein freches Grinsen über sein Gesicht. „Was sagt denn eigentlich Kai zu dir? Bestimmt waren seine Augen Scheunentor-groß oder?“ Unwillkürlich musste der schwarzhaarige bei dieser Vorstellung auflachen doch nun war es meine laune die merklich sank. „Nicht wirklich.“ Antwortete ich deshalb nur knapp, ich wollte nicht wirklich über dieses heikle Thema diskutieren, auch wenn er es sowieso aus meinem Gedächtnis kramen konnte. „Schade das ich zu der Zeit noch geschlafen hab, das hätte ich zu gern gesehen.“ Sinnierte er aber nur verträumt und sah mich aus neugierigen Augen an. „Also wenn er dich nicht will...“ Noch immer grinsend zog er mich zu sich und hauchte mir frech einen Kuss auf die Wange. „Kannst du immer zu mir kommen.“ Obwohl Blacky nicht unbedingt meine letzte Wahl in Sachen Freund wäre winkte ich stirnrunzelnd ab. „Also erstens mein Lieblingsphönix, sind wir so was wie Verwandte.“ Er seufzte enttäuscht, nickte aber zustimmend. „Zweitens bin ich immer noch mit Tala zusammen und ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher ob ich unser gutes Verhältnis für etwas wie euch aufs Spiel setzen will.“ „Ach ja!“ Ich sah geradezu wie sich sein Gesichtsausdruck zu einer angewiderten Grimasse verzog. „Die Frostbeule ist ja auch noch da.“ „Blacky!“ „Entschuldige...aber ich finde nicht das ihr sonderlich gut zusammenpasst.“ „Er liebt mich aber.“ Meine trotzige Antwort kam unüberlegt und im nachhinein fiel mir der Fehler daran auch auf. „Er...liebt dich also...“ „U..und ich natürlich auch!“ Fügte ich hastig hinzu. „Bei uns läuft alles Prima.“ Er nahm es mir nicht ab und ich konnte sogar verstehen warum. Ich selbst würde mir auch nicht glauben. Auf einmal wurde mir so schwindelig das mich Black auffangen musste bevor ich zu Boden fiel. „Mist!“ Fluchte er wütend und verwandelte sich zurück. „Zeit aufzuwachen Fe, sonst bringt dich der Idiot noch um!“ „Was?“ Er kam gar nicht mehr dazu zu antworten denn ich wurde zurück in die Realität gezogen. Dort lag meine Hand noch immer auf Dragoon der wieder zu leuchten begonnen hatte. Ich dagegen fühlte mich schrecklich schlapp und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. „Das..reicht!“ Keuchte ich erschrocken und taumelte einen Schritt zurück, wobei sich meine hand von ihm löste. Ein Sturm entstand und dann stand der Drache wieder in seiner Menschengestalt vor mir. Seine Augen leuchteten nun vollständig in hellem Blau und er wirkte mehr wie ein Geist als ein Mensch. Wieder wurde ich aufgefangen bevor ich fiel, diesmal allerdings von Dragoon, was mich doch etwas erstaunte. Würdevoll half er mir hoch, nahm meine hand in seine und ging doch tatsächlich vor mir auf die Knie. „Verzeiht mir Prinzessin, ich habe an euch gezweifelt und euch dann auch noch fast getötet...ich konnte mich nicht beherrschen.“ „Ähm...schon ok, das ging Blacky auch so.“ Erwiderte ich mit einem halbherzigen Lächeln. „Ihr...hasst mich nicht?“ Er wirkte ernsthaft überrascht. „Natürlich nicht. Du kannst doch nichts dafür.“ Black fiel mit lautem Gelächter ein. „Genau! Du kannst nichts dafür das du so schwach bist.“ Dragoon knurrte und erhob sich. „Wie dem auch sei, ich gehe jetzt besser und ihr solltet euch lieber an Dranzer halten wenn ihr das hier überstehen wollt.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt so langsam wie ein König auf dem Weg in eine Schlacht die Lichtung entlang, dabei wurde er immer durchsichtiger. Kurz bevor er vollkommen verschwand drehte er sich aber noch mal um und warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu. „Ihr seid es wahrlich wert eine Prinzessin zu sein, eure Mutter ist sicher sehr Stolz auf euch.“ Dann war er fort und ich lehnte mich überwältigt von den ganzen Ereignissen gegen einen Baum. „Black?“ „Ja?“ „Bleibst du jetzt bei mir?“ Er schwieg einen Moment ehe er antwortete und selbst dann sprach er mit äußerster Vorsicht. „Nein...leider nicht. Ich werde meine ganze Kraft brauchen bis wir das alles hinter uns haben.“ Ich begann schon wieder zu zittern deshalb fügte er mit ruhiger Stimme hinzu: „Aber ich möchte das du dir darüber im Klaren bist das ich immer bei dir bin, ok?“ Ich schluckte schwer, nickte aber. „Ok.“ Kaum ausgesprochen verschwand die Wärme in mir auch schon wieder und ich spürte nur zu deutlich das ich ,mehr oder weniger, allein war. Nun gut, dachte ich müde, es war sowieso Zeit zurück zur Abtei zu gehen. Tala würde sicher schon ungeduldig warten. Kapitel 25: Silvester Special ----------------------------- „Hey Black, in zwei Tagen ist Silvester!“ „Silvester? Was ist das?“ „Du weißt nicht was das ist?? Es ist fantastisch! Man feiert, tanzt und die Männer zünden wunderbare Raketen die in der Luft zu tausend bunten Glühwürmchen werden!“ „Glühwürmchen?“ „Ja! Und außerdem heißt es das eine Liebe die an diesem Abend durch einen Kuss besiegelt wird ewig hält.“ „Ein...Kuss....“ Eine sanfte Ruhe hatte sich über das Dorf gelegt. Im leisen Rauschen des Windes wiegten sich die kahlen Bäume und trotzten tapfer der eisigen Kälte die in jede Ritze zu kriechen schien. Nur einen störte das anscheinend nicht... „Blahaaaack!“ Der Junge mit den tintenschwarzen Haar lag langgestreckt auf dem starken Ast einer riesigen Eiche, hatte die Augen geschlossen und genoss die menschenleeren Straßen, nun ja, zumindest hatte er sie bis jetzt genossen. „Blackylein, ich hab dich schon überall gesucht! Warum läufst du denn bloß immer weg?“ Eigentlich hatte der schwarze Phönix vorgehabt die engelsgleiche, sanfte Stimme zu ignorieren die von unten zu ihm hoch schallte aber dieses Vorhaben wurde durch ein seltsames, kratzendes Geräusch leider zunichte gemacht. „Tiara...was zum Teufel tust du da?“ Tiara war gerade dabei ihr Kleid zu raffen um an dem dicken Stamm des Baumes emporzuklettern, jetzt aber hielt sie inne, warf einen finsteren Blick nach oben und verzog die vollen Lippen zu einem perfekten Schmollmund. „Wenn du nicht zu mir kommen willst komme ich eben zu dir.“ Ein Seufzen hallte durch die Straße als Black einen Moment inne hielt um sie eingehend zu betrachten. Tiara sah gut aus, was zweifelsohne an der Vorfreude auf dieses Silvester zurückzuführen war von dem Sie ihm erst kürzlich erzählt hatte. Seiner Meinung nach war das ja bloß ein Fest bei dem die Eltern des Dorfes darauf hofften das ihre Kinder zueinander finden und sich im neuen Jahr verloben würden aber das konnte er der kleinen unmöglich sagen. Obwohl klein es eigentlich nicht mehr so richtig trifft, denn ihre stattlichen siebzehn Jahre waren ihr deutlich anzusehen. Honigblonde Locken fielen ihr in ewig langen Strähnen über die zarten Schultern, kluge, scharfsinnige Augen starrten in einem dunklen Grünton zu ihm hinauf und das Pelzbesetzte Kleid mit dem warmen Schal und den weichen Handschuhen versteckte ihre Reize nicht. Auch ihre Stiefel waren mehr als vorteilhaft, das weiche Leder schmiegte sich an ihre kleinen Füße wie Wasser das um ihre Haut spülte. Trotzdem fröstelte ihm bei dem Anblick, es war tiefster Winter und sie rannte mit nichts als einem langen Mantel über dem Kleid herum, den sie nicht einmal ordentlich zugeknöpft hatte. „Was ist nun? Kommst du runter oder soll ich hier hinaufklettern?“ Er selbst musste sich eingestehen das es eine reizvolle Vorstellung war ihr das vorlaute Maul zu stopfen indem er sie wirklich diesen Baum hinaufklettern ließ aber letztendlich schüttelte er langsam den Kopf, stand mühelos auf und landete in einer geschmeidigen Bewegung vor ihren Füßen. „Nicht doch, ich könnte es mir niemals verzeihen wenn eure Kleider wegen mir zerreißen würden.“ Der Blondschopf knurrte wütend als er Ihr ein amüsiertes Lächeln schenkte. „Wie dem auch sei, ich hab dir doch gesagt du sollst mir nicht von der Seite weichen.“ „Verzeih, aber ich bin weder dein Sklave noch dein Aufpasser.“ „Stimmt, aber du solltest nicht vergessen was du mir damals versprochen hast als ich dir dein Leben gerettet habe!“ Da hatte dieses Gör leider Recht, damals als Black aus dem Reich der Geister verstoßen worden und in die Menschenwelt geschleudert worden war hatte er schwere Verletzungen erlitten. Dieses Mädchen hatte als angehende Beschwörerin die Fähigkeit Geister wie ihn sehen zu können, was ihn bei ihrem jungen Alter doch sehr erstaunt hatte. Nachdem sie ihn gesund gepflegt hatte war er ihr so dankbar gewesen das er versprochen hatte sie ab jetzt zu beschützen und alle zu tun damit es ihr gut ginge. Leider fand er erst später heraus das sie in Wirklichkeit ein arrogantes, verwöhntes und gelangweiltes Biest sein konnte wenn sie nicht gerade Geister rettete. „Nun gut, Herrin.“ Letzteres sagte er mit einem spöttischen Unterton und verzog dabei die Lippen zu einem frechen Grinsen. „Womit darf ich ihnen denn heute dienen?“ “Hör auf damit...“ Plötzlich schwankte ihre Stimmung und sie wurde merklich unsicherer. „Es geht um...na ja, eine Sache in der du mir helfen musst.“ Fragen hob er eine Augenbraue, heute gab es also keinen Befehl sondern sie wollte ihn tatsächlich um etwas bitten. Das schürte nun doch seine Neugierde, vor allem als er spürte wie sehr Sie diese geheimnisvolle Sache zu verunsichern schien. „Raus damit, was soll ich tun?“ “Nun ja...“ Sie zögerte noch immer, seufzte dann jedoch, straffte die Schultern und nahm all ihren Mut zusammen, immerhin sollte er Respekt vor ihr haben und diesen würde Sie jetzt einfordern. „Weißt du noch was ich dir erzählt habe? Das mit dem Kuss und der Liebe die ewig halten wird?“ „Ja, das ist dieser Mist von dem du schon seit einer geschlagenen Woche Tag und Nacht redest.“ Sofort wurde sie noch unruhiger und begann aufgeregt und mit geröteten Wangen hin und her zu laufen. „Ge...genau! Und, ähm..also, du musst mir helfen!“ „Dieses Thema hatten wir bereits...“ „Ja...ich weiß, also..“ Wütend über sich selbst biss sich die Kleine auf die Unterlippe und schwieg einen Moment um ihre Gedanken zu ordnen. Black, den das alles noch immer ziemlich amüsierte , fasste sie fest bei den Schultern, schob sie ein wenig die Straße hinauf zu einer einfachen Holzbank und zwang sie sich zu setzen. „Komm schon Tiara, so schlimm kann es doch nun wirklich nicht sein.“ Wie immer beruhigte sie seine schmeichelnde Stimme so sehr das es ihr einfach herausrutschte, selbst als sie versuchte die Worte auf ihrer Zunge zurückzuhalten. „Ich will das John mich an Silvester küsst aber ich weiß das er das nicht vorhat und du musst mir helfen damit er mich endlich auch mal bemerkt.“ Völlig überrascht von dieser unerwarteten Forderung runzelte er die Stirn. „Kleines...du bist eine Geisterbeschwörerin, ich bin sicher das er dir mehr als genug Beachtung schenkt, und Armor bin ich leider nicht.“ Sofort wurde sie knallrot und senkte den Blick, eine Geste bei der sie so kindlich wirkte das Black sie am liebsten umarmt hätte, jetzt allerdings war ihm klar das, dass im Moment nicht sonderlich angebracht war und er schwieg stattdessen. „Das weiß ich... aber du kennst dich doch bestimmt mit so was aus und ich...na ja, ich möchte eigentlich nur das du mir sagst wie ich mich verhalten soll damit er mich mag.“ Selbst nach einer Minute des Schweigens war sich der Phönix noch nicht sicher ob er seinen Schützling richtig verstanden hatte. „Du willst also das ich dir sage was du tun musst damit er dich mag?“ Sie nickte so verdammt hoffnungsvoll und unschuldig das er kaum ein Wort herausbrachte. „Aber...spielst du ihm dann nicht nur etwas vor?“ Mit einem heftigen Kopfschütteln ihrerseits wurde geantwortet. „...“ Er war ein Dummkopf und das wusste er. Von Anfang an war ihm klar gewesen das diese Idee niemals funktionieren würde und trotzdem kamen ihm diese dummen Worte so einfach über die Lippen das er nich glauben konnte dass er sie wirklich gerade ausgesprochen hatte. Sie waren einfach da und hingen nun ausgesprochen in der Luft. „In Ordnung, ich helfe dir.“ „Lieber Gott! Wirklich?? Du meine Güte, ich danke dir Black, wirklich! Ich werde dir ewig zu großem Dank verpflichtet sein!“ Mit diesen Worten stürmte sie auch schon davon. „Verdammt...“ Wie konnte er sich nur wieder zu solch einer Dummheit hinreißen lassen? Man sollte doch meinen dass er aus seinem damaligen Fehler gelernt hätte aber nein, er hatte sich mal wieder von ihr verpflichten lassen. Nun war er doch so etwas wie ihr Sklave, was für ein Desaster und es sollte noch viel schlimmer werden... „Da ist er!“ Seit einer geschlagenen halben Stunde hatten sie in der Kälte gestanden und darauf gewartet das dieser dämliche John sein Haus verließ um sich zu seinem besten Freund aufzumachen der am anderen Ende der Stadt bereits auf ihn wartete und mit dem er wie so oft durch den Wald, der das Dorf umschloss, streifen wollte. Es war zwar nicht ungefährlich aber mit den Gewehren die sie heimlich hatten mitgehen lassen fühlten sie sich wilden Tieren gegenüber, zumindest im Moment, völlig überlegen. Sobald er auch nur in Tias Blickfeld auftauchte begann sie nervös zu werden, Black merkte das sofort und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ganz ruhig, du benimmst dich ja als würde er dir gleich den kopf abreißen.“ Und dann stand er fast vor ihr, die fast schwarzen Augen waren auf sein Ziel in der Ferne gerichtet, das Haselnussbraune Haar wippte leicht beim gehen und der schwere, gefütterte Mantel verlieh ihm das Aussehen eines Jägers. Das Mädchen jedoch beachtete er mit keinem Blick und Tiara selbst stand wie festgefroren an ihrem Platz und schaffte es einfach nicht sich zu rühren. „Los jetzt! Sprech ihn an!“ Drängte sie Black und schüttelte vorsichtig an ihrer Schulter, doch sie starrte den Jungen einfach nur an, klappte den Mund auf und brachte letztendlich doch keinen Ton hervor. „Mann, das wird schwerer als ich dachte.“ Seufzend zog Blacky seinen Schützling hinter sich her, stellte sich direkt vor den Jungen, der ihn ja nicht sehen konnte und tippte ihn dann auf die Schulter. Diese Bewegung dürfte bei ihm zwar nur als ein leichter Druck ankommen aber das würde immerhin reichen um seine Aufmerksamkeit einen Moment umzulenken. Tatsächlich drehte er sich überrascht um und sah direkt in die ängstlich aufgerissenen Augen von Tiara. „Oh, du bist Tiara, nicht wahr?“ Fragte er dann und setzte ein freundliches Lächeln auf. „Die berühmte Geisterbeschwörerin.“ Tiara schwieg, starrte ihn nur mit offenen Mund an bis Black ihr endlich zur Hilfe kam. „Stimmt, die bin ich, sag bloß die Leute reden über mich?“ Hauchte er in ihr Ohr und sie wiederholte seine Worte brav. „Ja, das tun sie, alle schwärmen in den höchsten Tönen von dir.“ Endlich lenkte John auch den letzten Funken seines Interesses auf Tia und sah sie nun erwartungsvoll an. „Meine Güte, das wusste ich gar nicht! Dabei habe ich extra darauf geachtet das es nicht jeder mitbekommt, ich bin nämlich immer so schüchtern das ich kein Wort herausbekomme wenn mich jemand so bewundernd ansieht und das obwohl doch alle von mir erwarten das ich so stark bin.“ Sie wiederholte. Zu seiner Zufriedenheit stellte der Phönix fest das John augenblicklich anbiss, seine Augen bekamen einen Glanz den er eindeutig als Beschützerinstinkt identifizierte und dann ging er sogar auf den Blondschopf zu und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. „Keine Sorge, die meisten trauen sich gar nicht dich darauf anzusprechen und wenn sie es doch tun kann ich dir ja helfen, immerhin scheinst du bei mir ja nicht schüchtern zu sein.“ Plötzlich sah er zum Himmel und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Mist, ich hab ganz vergessen das ich weg muss, tut mir leid, aber wir sehen uns ja bestimmt auf dem Silvesterfest?“ Sie nickte noch vollkommen benebelt. „Klasse! Na dann...“ Wie zufällig streifte die Hand des Jungen ihre Wange als er sie von ihrer Schulter nahm, winkte und dann Richtung Wald verschwand. Als Black dann endlich mit Tia in ihrem Zimmer saß war er höchst zufrieden mit der Situation und sah sie triumphierend an. „Na was sagst du nun? Ihr geht zusammen auf das Fest und so wie er dich angeglotzt hat bin ich mir ziemlich sicher das du bekommen wirst was du willst.“ „Black?“ Ihr ernster Ton ließ ihn aufhorchen. „Ja?“ “»Da habe ich extra daraufgeachtet das es niemand mitbekommt«?“ Zweifelnd legte sie den Kopf schief und fuhr sich mit der bürste über das seidige Haar. „Was sollte das denn bitte? Ich habe versucht jedem unter die Nase zu reiben das ich eine Beschwörerin bin und ich liebe es Komplimente zu bekommen, du hast meine gesamte Persönlichkeit auf den Kopf gestellt...“ Seufzend stand der Schwarzhaarige auf, wanderte um Tiara herum und nahm ihr die Bürste aus der Hand. „Ach was, erstens war das ja jetzt nur um einen positiven ersten Eindruck zu erzeugen und zweitens bin ich mir ziemlich sicher das er die kleinen Änderungen gar nicht bemerken wird.“ Langsam begann er ihr Haar zu kämmen wobei er immer wieder gedankenverloren nach einer Haarsträhne griff und sie durch seine Hand gleiten ließ. Es sah aus als würde goldenes Wasser über seine haut fließen, stellte er fasziniert fest und vergaß beinahe worüber sie gerade geredet hatten. „Kleine Änderungen? Also bitte...ich weiß gar nicht was ich sagen soll wenn wir uns Morgen wiedersehen.“ „So viel werdet ihr sowieso nicht reden, immerhin gibt es Morgen das Feuerwerk und außerdem...“ Plötzlich legte er einen Arm um ihre Taille, drehte sie herum sodass sie ihn ansehen musste und sah ihr Ernst in die Augen. „Außerdem bist du ein wundervoller Mensch, wenn er dich erst richtig kennen lernt wird er gar nicht anders können als sich in dich zu verlieben.“ Er schwieg und bemerkte erst kurze Zeit später den schockierten Blick mit dem das Mädchen ihn musterte. „Was ist?“ „Ich...hätte nie gedacht das du so über mich denkst. Ich dachte immer du findest mich nervig.“ Sogleich wollte er zustimmen und sagen das er sie sogar sehr nervig fände als ihm plötzlich klar wurde wie sehr er sie aber auch mochte und schätzte. Sicher hatte sie eine arrogante, überhebliche Seite an sich doch ihr großes Herz, ihr Mut und die niedliche Art mit der sie sich gab glichen das alles mehr als aus. Also schüttelte er schließlich langsam den Kopf und strich ihr mit einer Hand über die rechte Wange wobei seine Langgliedrigen, hellen Finger mit ihrer Elfenbeinhaut zu verschmelzen schienen. „Nein...wie ich schon sagte, du bist ein wunderbarer Mensch.“ Er verschwand zwar wenig später, spürte jedoch genau das sie in dieser Nacht beide schlaflos blieben würden. Sie vor Aufregung und er wegen einem leisen, schlechten Gewissen das ständig an ihm zu nagen schien. Irgendwo tief in seinem Herzen wusste er das es nicht richtig war was er tat, das Schicksal sollte entscheiden mit wem Tiara zusammenkommen würde und mit Sicherheit nicht irgendein dahergelaufener Geist. Am Ende stürzte sie vielleicht ins Unglück und das nur weil er sich eingemischt hatte... Der nächste Morgen verging schnell, die Frauen putzten sich den ganzen Tag heraus und die Männer waren völlig damit beschäftig das Dorf für das Fest herzurichten. Kaum war die Sonne untergegangen hatten sie es endlich geschafft. Überall leuchteten Fackeln, im Herbst getrocknetes Laub wurde auf den Wegen verteilt und alle liefen in ihren besten Kleidern zum Festplatz auf dem das Feuerwerk stattfinden würde. Black und tiara standen etwas abseits, wo sich nicht die Massen drängten. Von hier aus hatte man den besten Blick auf den Weg von dem aus auch John zum Fest kommen würde. Tia war vor Aufregung hochrot im Gesicht, knete ungeduldig ihre Hände und warf immer wieder einen scheuen Blick an sich herab. „Du siehst gut aus.“ Sagte der Phönix zum tausendsten Mal und betrachtete das Mädchen welches aus einem einzigen Kunstwerk zu bestehen schien. Ihre Locken waren hochgesteckt und wurden mit goldenen Nadeln zusammengehalten, das lange schwarze Kleid glitzerte dank der eingearbeiteten Perlen und auch ihre Augen funkelten als hätte jemand Smaragde in sie hineingesetzt. Trotzdem nahm ihr das nicht die Aufregung, abgesehen von den roten Flecken auf den Wangen wurde sie von Sekunde zu Sekunde bleicher, verkrallte sich in den Stoff ihres Kleides und starrte dumpf vor sich hin. „Tiara...“ Seufzend strich er ihr über den Rücken. „Was ist los mit dir?“ Endlich sah sie ihn an, mit einem so nervösen und ängstlichen Blick das ihm fast das Herz zersprang. „Sei ruhig! Wenn es dein erster Kuss wäre wärst du doch auch aufgeregt oder nicht?“ Diese Bemerkung brachte ihn nun doch ins straucheln und er fasste sich unwillkürlich an die Stirn. Er hatte gar keinen Gedanken daran verschwendet das es ja ihr erster Kuss war, kein Wunder das sie ständig so nervös vor sich hinstarrte. Aber selbst wenn, das unnachgiebige Gefühl der Eifersucht das langsam in ihm aufkeimte durfte er trotzdem nicht zulassen. Sie war schließlich noch ein Kind, zumindest im Gegensatz zu seinem wahren Alter. Aber selbst wenn man das außer Acht ließe wäre sie damals für ihn, mit seinen zweiundzwanzig Jahren, zu jung gewesen. Und trotzdem, dieses Gefühl nagte weiter an ihm und hätte ihn beinahe in den wahnsinn getrieben wenn sie nicht plötzlich völlig verstummt wäre und mit offenem Mund zu einem Fleck in der Menge geschaut hätte. „Jo..hn...“ Flüsterte sie verletzt und rieb sich die glitzernden Tränen aus den Augenwinkeln bevor sie eine Kehrtwendung machte und in den Tiefen des Waldes verschwand. Black hatte den Jungen nun auch endlich entdeckt und starrte nun fassungslos auf seine hübsche, rothaarige Begleiterin die gerade in einen liebevollen Kuss mit ihm versunken war. Allein wegen seiner Angst um seinen Schützling verzichtete er darauf diesem Idioten das Herz herauszureißen und folgte stattdessen Tia in den Wald bis sie endlich stehen blieb und sich völlig außer Atem gegen einen Baum lehnte. „Tiara...“ Das erste Mal in seinem Leben war er sprachlos, es war schwer Worte zu finden mit denen er sie trösten konnte und die sie nicht nur noch mehr verletzen würden. „Ist schon gut.“ „Was?“ Sie sah auf und ein Lächeln lag auf ihren Lippen. „Es ist gut, ich wird es verkraften. Wahrscheinlich war er gar nicht so toll wie ich dachte stimmts?“ Er wusste das sie ihm nur was vorspielte, er fühlte wie sie log als sie betont fröhlich lachte. „Naja, dann muss ich eben noch warten. Ich bin ja noch jung und das mit dem Kuss war mir eh nicht geheuer, ich meine, das wäre alles viel zu schnell gegangen. Es ist besser so.“ Als die nächste Träne über ihre Wange kullerte senkte sie schniefend den Blick. „Ich danke dir für alles Blacky, aber jetzt geh bitte.“ Es war so still das sie dachte er sei tatsächlich verschwunden. Vorsichtig hob sie den Kopf und genau in dem Moment als sie ihn erschrocken anfauchen wollte verschlossen seine weichen Lippen die ihren und raubten ihr für einen Moment den Atem. Kaum eine Sekunde später explodierte die erste Rakete am Himmel und bedeckte ihn mit bunten, funkelnden Sternen. Genau zu gleichen Zeit rasten auch durch Tiaras Körper siedend heiße Flammen, füllten sie vollkommen aus und gaben ihr das Gefühl innerlich völlig zu verbrennen. Erst als er wieder von ihr abließ ebbte ihr inneres Feuerwerk langsam ab und ließ ein kaltes Gefühl der Leere zurück. Ihre Knie wurden weich sodass Black einen Arm um sie schlingen musste damit sie nicht gefahr lief umzukippen. Er selbst konnte das Herzklopfen und die Flammen die auch in ihm tobten zwar genauso wenig bändigen wie sie aber immerhin wusste er das diese Gefühle größtenteils von seinen Phönix Genen stammte und nicht etwa von so etwas verkitschtem wie Liebe. Als sie ihn aber so mit glänzenden, völlig hingerissenen Augen betrachtete und das Feuerwerk über ihnen gar nicht mehr bemerkte, brachte er es einfach nicht über sich es ihr zu sagen. Warum auch? Immerhin war es nicht ihre Schuld das er sich nicht hatte beherrschen können. „Black...“ Ihre Stimme klang heiser und diesen lustvollen Unterton kannte er nur zu gut, normalerweise wollte er genau den nämlich mit Absicht bei Frauen hervorrufen aber wenn sie ihn bei seiner kleinen Tia hörte krampfte sich sein Herz zusammen. „Ja?“ Zu seiner Überraschung zitterte auch seine eigene Stimme als sich ihre Hände aufgeregt in sein Hemd krallten. „Mach das... noch mal.“ Sie hatte große mühe sich zu beherrschen, das sah er ihr an und jetzt konnte er sich ein freches Grinsen doch nicht verkneifen. „Ich nehme an das ist ein Befehl?“ Sie nickte schwach lächelnd und ließ sich widerstandslos von ihm gegen den Baum drücken der in ihrem Rücken kratzte. Dann spürte sie seinen Atem an ihrer Wange, die Arme mit denen er sie sanft umschlungen hielt und seinen völlig aufgeheizten Körper. Ja, es war vielleicht teilweise der Phönix in ihm der diese Gefühle hervorrief aber als Johns Stimme irgendwie in der Ferne durch das Dorf hallte wusste er das er dieses Mädchen niemals jemand anderem überlassen würde. „Black!“ „Hm...“ „Mensch, du schläfst ja schon wieder! Wenn du dich nicht langsam mal zusammenreißt verpasst du noch das Feuerwerk.“ „Feuerwerk? Ist es schon wieder soweit?“ Black gähnte gedehnt und sah sich einer wutentbrannten und völlig aufgekratzten Galleon gegenüber die ihm mit einer fließenden Bewegung eine Kopfnuss verpasste. „Ja du Schlafmütze und es ist fast Null Uhr.“ Sie trug ein hübsches, schwarzes Seidenkleid das ihre Figur perfekt zur Geltung brachte und ihr Blick war zum Himmel gereichtet. „Sag mal Blacky, habe ich dir schon mal erzählt das eine Liebe ewig halten soll wenn man sie am Silvester Abend mit einem Kuss besiegelt?“ „...“ Nachdenklich sah er sie an, legte die Arme um ihre Taille, zog sie zu sich und vergrub das Gesicht in ihrem weichen Haar. Es roch nach Erde und Wald. „Ja, das hast du.“ Nur Zwanzig Jahre später wurde Black Dranzer von Boris eingefangen und noch mal Fünf Jahre danach wurde ein junges Mädchen Namens Feliziti Crowd geboren die das Leben des schwarzen Phönix völlig auf den Kopf stellen sollte. Aber zu Silvester wandert sein Blick trotz allem zum Himmel und sucht nach den bunten Glühwürmchen die wie Sterne funkeln. Kapitel 26: Ohrfeigen und Blutergüsse ------------------------------------- Natürlich wartete er. Lieblich lächelnd wie immer stand Tala vor der Eingangstür des Gebäudes und schaukelte von den Fersen auf die Zehenspitzen. „Hey!“ Begrüßte er mich sichtlich erleichtert. „Hey...“ In seinen eisblauen Augen zuckte etwas. Es war Verständnislosigkeit über meine schlechte Laune, soweit ich es beurteilen konnte. Als er mir die Tür aufmachte um mich hineinzulassen murmelte er etwas das sich in meinen Ohren wie „Du bist schon wie Kai...“ anhörte, doch das ignorierte ich bewusst lässig und starrte stattdessen nochmals nach draußen. Die Tür, die das Ganze wie ein schwarzer Bilderrahmen umrahmte machte die Aussicht auch nich wirklich angenehmer. Der Himmel hatte von einem ruhigen dunklen Blau zu einem aufgewühlten schwarz gewechselt und ich konnte kaum noch die Hand vor Augen sehen. Im krassen Gegensatz dazu leuchtete der Schnee in hellen unschuldigen weiß. Kaum zu glauben eigentlich. Vorhin hatte es noch völlig ruhig ausgesehen, nicht einmal die Wetterberichte hatten Schnee angekündigt und jetzt so was. Langsam aber sehr sicher frischte auch der eisige Wind auf und ließ die Flocken völlig wild durcheinander fliegen. Es erinnerte mich an etwas. Nachdenklich lehnte ich mich gegen die Tür und trat nochmals einen Schritt in die unbarmherzige russische Nacht. Es erinnerte mich an die Nacht in der das alles hier begonnen hatte. Ich konnte nicht anders als selbst bei dieser traurigen Erinnerung zu lächeln. War es nicht ein pures Klischee? Sobald ein Mensch das Gefühl hat das es mit seinem Leben zuende geht denkt er wieder an den Anfang. Genau wie damals begann auch jetzt der Schnee damit sich erstickend über die Erde und alles andere zu legen was nicht die Chance hatte sich zu verkriechen. Weit in der Ferne sah ich ein Licht aufleuchten, es musste ein Flugzeug sein, oder ein Helikopter. Bei solch einem Wetter musste er bestimmt im Dorf notlanden... Wieder musste ich an das denken was vor so langer Zeit in einem Januar geschehen war. Ich erinnerte mich an jedes Detail. Die warme Hand mit der meine Mutter mir über den Kopf strich als ich nach dem Essen schielte, ich beruhigende Stimme mit der sie mir befahl den Tisch zu decken und schließlich das raue Gefühl auf der Zunge als ich allein am Küchentisch saß und mir den altmodischen Kinderholzlöffel in den Mund schob. „Fe? Es ist kalt, komm endlich rein.“ Ich zuckte zusammen, nickte dann aber und ging zurück in die dunkle Halle. Alles war bereits dunkel. Nur ein paar Fackeln zierten die ansonsten in dunkle Schatten getauchte Wände, doch sie wärmten einen nicht, im Gegenteil, sie gaben einem das Gefühl in einem Gespensterschloss zu sein. Ich glaube wir hatten das Thema schon mal bei Kais Schule. Wie damals schon gesagt, ich fürchte mich nicht vor Gespenstern aber ich hasse es wenn Häuser so gruselig aussehen... das macht mich ein bisschen nervös. Wie dem auch sei! Jetzt jedenfalls gingen Tala und ich auf den Gang zu der und zu unseren Zimmern bringen würde. Rechts und links neben ihm saßen, auf wackelig aussehenden Holzstühlen, zwei Wächter. Sie trugen diese bescheuerten Kutten die Boris ihnen vorschrieb und sahen mich mit starrem Blick an während sie völlig synchron aufstanden, sich knapp verbeugten und einer von ihnen schließlich meinte: „Da sind sie ja endlich Miss! Der Boss war schon mächtig sauer weil sie sich wieder den ganzen Tag rumgetrieben haben und er hat uns beauftragt sie zu ihrem Zimmer zu begleiten.“ Tala grinste aber ich fand das absolut nicht komisch. „Soweit ich weiß kenne ich den Weg zu meinem Zimmer.“ Mit diesen Worten wollte ich an ihm vorbei gehen doch der, der gesprochen hatte hielt mich am Arm fest, nicht grob zwar, denn Boris hatte ausdrücklich befohlen ein bisschen vorsichtiger mit mir umzugehen soweit das möglich war, aber trotzdem krallten sich seine Finger unangenehm in mein Fleisch. „Du wagst es...“ Meine Stimme zitterte. Nach all der Zeit die vergangen war hatte ich mir selbst geschworen stark zu sein, ich renne nicht mehr weg und ich lasse mich nicht mehr unterkriegen. Die süße kleine Cinderella ist tot. Mit einer ruckartigen Bewegung riss ich mich los und verpasste ihm eine Ohrfeige die in dem großen, leeren Raum wie in einer tiefen Höhle wiederhallten. „Fe!“ Ich sah Tala in die Augen, konnte sein Entsetzen über so wenig Respekt und seine Hilflosigkeit sehen. Natürlich. Was sollte er auch groß tun? Sich für mich entschuldigen, mich anbrüllen? Das würde er nie machen. „Ich lasse mich nicht anfassen...“ Knurrte ich ihm deshalb etwas weniger aggressiv entgegen und richtete meinen Blick wieder auf den Mann der sich mit der einen Hand die schmerzende Wange hielt und gleichzeitig versuchte nicht mit der Anderen zurückzuschlagen. „Wie ich schon sagte. Ich brauche keinen Aufpasser nur weil Boris der Meinung ist das er jeden Schritt von mir zu überwachen hat.“ Abschließend stemmte ich meine Hände in die Hüfte und starrte die beiden Wächter mit aller Autorität an die ich mir in den letzten Jahren angeeignet hatte. „Kapiert?“ Nach kurzem unwilligen Zögern nickten sie. „Ja Miss.“ Zufrieden schnaubend verschwand ich, mit Tala im Schlepptau, in den Gang. Wir schwiegen Anfangs während die Lichter der Fackeln an uns vorbeirauschten wie elektronische Lampen in einer U-Bahn. Schließlich wandte er mir doch den Kopf zu und öffnete kurz die Lippen. Trotzdem dauerte es eine Weile bis er auch zu sprechen begann, er war eindeutig unsicher wie er das jetzt ausdrücken sollte ohne mich zu verletzen. Wirklich liebenswürdig von ihm...wie immer. „Das war nicht nett von dir, sie führen nur Befehle aus.“ Ich schwieg also redete er etwas lauter weiter, dabei fiel ihm eine rote Haarsträhne ins Gesicht, er hatte wohl eine ganze Weile im aufkommenden Schnee gestanden und auf mich gewartet, er war völlig durchnässt. „Ich meine, seit wann bist du so...na ja, ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll.“ Er zögerte kurz, sah mir dann tief in die Augen, blieb stehen und nahm mein Gesicht in seine Hände. „So kalt.“ Ein merkwürdiges Gefühl. Er sagte mir mehr oder weniger das ich mich gefühllos verhielt und es störte mich gar nicht wirklich. Bedrückenderweise war das nur ein weiterer Beweis für seine Unterstellung und das wiederum verwirrte mich so das ich ihn einfach nur ansah und weiterhin keinen Ton hervorbrachte. Tala seufzte und ließ mein Gesicht los. „Mir ist das schon vor einer ganzen Weile aufgefallen, du bist sarkastisch, abweisend, kalt und einzelgängerisch. Außerdem hab ich das Gefühl dich gar nicht mehr durchschauen zu können. Du erzählst mir nicht was du denkst, was du für Probleme hast und wieso du dich so veränderst.“ Hilflos zuckte er mit den Schultern und sah zu Boden. Er wollte noch etwas sagen, das sah ich aber er ging langsam ein paar Schritte weiter. Himmel, was hatte er bloß? Sie änderte ihren Charakter ein wenig und schon ging er in die Luft, abgesehen davon war sie immer noch lustig, fröhlich und aufgeschlossen...nur eben nicht wenn sie hier war. Seufzend musste sie sich eingestehen das sie nur noch wirklich lachte wenn die Geister sie besuchten. „Es tut mir leid...“ Lächelnd drehte er sich um. „Also erzählst du mir was dich bedrückt?“ „Nein!“ Mist, das kam viel zu schnell und nachdrücklich. Seine Miene zuckte kurz als er sich wieder umdrehte. „So ist das also...“ „Tala bitte sei nicht sauer!“ „Nein, nein, ist schon gut. Ich bin mir sicher das dein ach so toller Kai dich ja sowieso viel besser versteht als ich.“ „Was?“ Von dem plötzlichen Richtungswechsel dieses Gesprächs hätte ich nun doch nicht gerechnet und es brachte mich milde gesagt etwas ins wanken. „Komm schon Fe! Ist dir bei meiner kleinen Aufzählung nicht irgendwas aufgefallen? Ich wiederhole es gern noch mal für dich, einzelgängerisch, kalt und abweisend, auf wen trifft das noch zu?“ Ich konnte einfach nicht glauben das er mich gerade wirklich mit Kai verglich... Gut, ich war im Umgang mit den Leuten in der Abtei etwas abgekühlt aber Kai war einfach zu jedem abweisend und verbreitete ganz nebenbei immer eine ziemlich miese Stimmung, wollte er mir das jetzt auch noch vorwerfen? Mühsam zwang ich mich zu einem zittrigen Lächeln und lachte nervös als hätte er einen Witz gemacht. „Beruhig dich mal, du redest wirklich totalen Scheiß. Gut, vielleicht hab ich Kai wirklich ein bisschen was erzählt aber wir haben ja auch viel Zeit miteinander verbracht und ja, ich bin etwas kälter geworden aber du weißt wie das hier in der Abtei ist, man muss eben klar stellen wer der Boss ist.“ Ein ganz klein wenig bissig fügte ich hinzu: „Und nur um dich zu erinnern mein Süßer, damals warst du genauso.“ Er schluckte, setzte zum sprechen an, schloss dann aber wieder den Mund und senkte den Blick. Ich hatte Recht und er wusste es. Trotzdem wollte ich ihn nicht so niedergeschlagen sehen und sammelte liebevoll die nassen Haarsträhnen aus seinem Gesicht, er sah ein bisschen aus wie ein trauriger Hund der von seinem Herrchen verlassen wurde... „Aber hey! Zu dir bin ich doch immer noch genauso wie damals oder?“ zur Bestätigung zeigte ich ihm mein zuckersüßes, Engelslächeln und kniff ihm spielerisch in die Seite. Er sah auf, grinste ebenfalls und zwickte mich in den Arm. „Wenn du rotzfrech und kindisch meinst, ja das bist du.“ „Hey!“ Entrüstet zog ich eine Grimasse und stampfte vorraus zu meinem Zimmer. „Hey Fe...“ Ich drehte mich noch mal um und sah fragend in Talas lächelndes Gesicht. „Ja?“ „Schlaf gut.“ Ich lächelte auch, egal was kam, ich war einfach zu lange mit Tala zusammengewesen als das mir seine Gefühle einfach am Arsch vorbei gehen könnten und ich war froh das er nicht unglücklich war. „Du auch.“ Noch immer breit grinsend betrat ich mein Zimmer, schloss die Tür ab, zog mir den Mantel aus und das langärmelige Shirt über den Kopf. „Gute Nacht Fe...“ Die plötzliche, spöttische Stimme ließ mich zusammenzucken und erschrocken herumfahren. Gleichzeitig hielt ich mir blitzschnell das schwarze, Shirt vor die Brust und quietschte wie eine 13 Jährige. „Dranzer!!! Was fällt du Spanner!“ Dranzer grinste und trat aus dem Schatten, quälend langsam sah er an mir hinab und zuckte schließlich mit den Schultern. „Damals hat dich das auch nicht gestört.“ „Damals war ich ein Kind...“ „Jetzt hab dich nicht so, wir sind immer noch verwandt.“ Ungewohnt lässig ließ er sich auf mein Bett fallen und schlug gelangweilt die Beine übereinander. Was war nur los mit dem, der Phönix hatte scheinbar total schlechte Laune und suchte jemanden an dem er die auslassen konnte. Nervös kaute ich auch meiner Unterlippe, kniff dann aber die Augen zusammen und war ihm mein Oberteil mit voller Kraft an den Kopf. Ich lass mit mir schließlich nicht alles machen und außerdem gehörte er doch jetzt Kai, sollte er ihn ärgern gehen! „Du verdammter Idiot!“ Mit Genugtuung betrachtete ich mit verschränkten Armen wie er das Kleidungsstück verdattert von seinem Gesicht herunterfischte. „Was sollte das denn jetzt?“ Kaum zu glauben das er das auch noch fragen muss. „Du kommst hier einfach rein, benimmst dich wie der letzte Oberarsch anstatt mir zu sagen was los ist und erschreckst mich auch noch zu Tode!“ Er sah mich einen Moment mit großen Augen an, seufzte dann und murmelte ein leises entschuldigung. Damit gab ich mich zufrieden und kramte in meinem Schrank nach etwas das ich anziehen konnte ohne das es mir peinlich war. Schließlich zog ich ein altes, knielanges, viel zu großes T-Shirt hervor, zog es an und drehte mich zu Dranzer herum der nun völlig abwesend aus dem Fenster starrte. „Mach mal Platz da.“ Er drehte den Kopf und warf einen kurzen amüsierten Blick auf das T-Shirt das mir sehr unelegant über die Schulter rutschte. Zur Seite rutschte er trotzdem und ich schlüpfte so schnell ich konnte unter die warme, kuschelige Decke. „So...“ Erwartungsvoll sah ich ihn an. „Wieso bist du hergekommen und warum zum Teufel bist du so mies drauf?“ Er fuhr sich durchs feuerrote Haar, fixierte mit seinem Blick die Decke und seufzte schwer. „Ich finde das alles nicht gut...“ Jetzt war ich doch herzlich überrascht. „Hä?“ Wenn er mir jetzt sagte das er es nicht gut fand das ich hier in der Abtei war würde ich anfangen zu schreien, so viel war sicher. Immerhin war es doch überhaupt nur seine Schuld das ich wieder hier war. Gut, er wollte mir nur das Leben retten weil er gehofft hat das ich hier fürs erste sicherer bin aber überzeugt hat mich diese Ansicht ja sowieso bis heute nicht. „Ich habe ihm gesagt das er zuhause bleiben soll weil ich ein ganz schlechtes Gefühl hab aber er wollte ja wie immer nicht hören. Er hat nur gemeint, wenn du dich unbedingt um den Dreck anderer kümmern willst kannst du ja die Fenster unserer Nachbarn wischen, und dann ist er abgedampft!“ Dem Wortlaut nach zu urteilen war ich mir ziemlich sicher um wen es hier ging aber sicherheitshalber fragte ich doch noch mal nach. „Wer ist abgedampft?“ Er knirschte mit den Zähnen. „Kai natürlich, dieser Idiot!“ Ich seufzte und fasste mir an die Stirn. „Du meine Güte, er ist also hier?“ „Ja...irgendwo im Dorf nehme ich an.“ „Was will er hier?“ Er schüttelte nur den Kopf. „Was weiß ich denn? Erst hat er stundenlang rumgesessen und gegen eine Wand gestarrt, dann ist er plötzlich wie so´n bekloppter aufgesprungen und durch die Wohnung getigert!“ Verwirrt hob ich eine Augenbraue, das klang allerdings merkwürdig. „Am Ende ist er auch noch zu Max gefahren nur um ihn zu einem Probe Match herauszufordern und er hat seinen armen Blade total geschrottet!“ Nachdenklich setzte ich mich wieder auf und sah fast ein wenig amüsiert auf den völlig fertigen Dranzer hinunter. „Wessen? Seinen eigenen oder den von Max?“ „Den von Max natürlich!“ Antwortete dieser auch gleich entrüstet und polierte somit sein angekratztes Ego wieder auf. „Hm...“ Kai war also wieder da. Er war hier in Russland aber was hatte er nur vor? Langsam schwang ich meine Beine aus dem Bett und sah aus dem Fenster. Ein Lichtzeichen wie bei Batman wäre nicht schlecht, raste es mir plötzlich durch den Kopf. Vielleicht eine Flamme oder zwei blaue Streifen, bei dem Gedanken musste ich haltlos Kichern und erntete dafür einen missbilligenden Blick von Dranzers Seite. „Das ist nicht lustig Fe, wenn Boris oder Voltaire ihn in die Finger kriegen hat er echt schlechte Karten. Nur weil er der Enkel vom Boss ist heißt das nicht das sie ihn besser behandeln, immerhin hat er für sie momentan keine besonders große Bedeutung.“ Ich verstummte Augenblicklich und begann wieder damit mir auf der Unterlippe herumzukauen. Dranzer sah das völlig richtig, vor allem Boris schien schon immer was gegen Kai gehabt zu haben, er fände es sicher lustig ihn mitten in einer Eiswüste auszusetzen und zuzusehen wie er erfror, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin das Kai sich nie so leicht unterkriegen lassen würde. Trotzdem konnte ich nicht leugnen das es eine dumme Idee war herzukommen. „Mach dir keine Sorgen Dranzer, ich regel das!“ Sagte ich plötzlich mit fester Stimme an den Phönix gewandt der inzwischen ebenfalls aufgestanden war. „Du?“ Er wirkte sichtlich überrascht und auch ein wenig besorgt. „Was ist? Glaubst du ich schaffe das nicht?“ Ich denke mal meine Stimme hat ziemlich beleidigt geklungen denn Dranzer schüttelte sofort heftig mit dem Kopf. „Wenn er wirklich herkommen sollte fang ich ihn am besten ab und versteck ihn hier und wenn die Wächter ihn entdecken sollen sie doch mal versuchen ihn in den Kerker zu sperren!“ Das darauf folgende überhebliche Lachen klang gar nicht wirklich wie von mir, eher wie von einer verwöhnten, zickigen Prinzessin die glaubt das alle Leute auf der Welt tun müssen was sie sagt, aber in dem Moment bemerkte ich das nicht. Dranzer sah auch jedenfall reichlich skeptisch aus, zuckte dann aber mit den Schultern und lächelte vorsichtig. „Gut...dann überlasse ich dir die Sache, ich muss morgen sowieso weg. Drigger wollte sich mit mir treffen.“ Ich nickte fröhlich und haute mich schwungvoll wieder ins Bett. Nach einem kurzen Moment des Schweigens beugte sich Dranzer über mich, sah mir in die Augen und runzelte besorgt die Stirn. „Sag mal...geht es dir eigentlich gut Fe?“ Was sollte die Frage? Natürlich ging es mir gut, das sah er doch. Und weitere nervende Fragen zu umgehen nickte ich nur und lächelte sanft. „Natürlich, mir geht es großartig.“ Noch immer betrachtete er mich mit diesem seltsamen, forschenden Blick, seufzte dann aber und zuckte mit den Schultern. „Also gut, ich wünsche euch viel Glück und du sterb mir ja nicht weg.“ Ich kicherte und nach einem letzten Kuss den er mir auf die Wange hauchte war er auch schon wieder verschwunden. Auch ich wurde von Müdigkeit überrollt und schlief schnell ein, allerdings hallte immer wieder eine Frage in meinem Hinterkopf. „Was haben die alle an meinem Benehmen auszusetzen?“ ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ich hatte verschlafen! Nein, wenn ich es mir recht überlege ist Kai einfach zu früh aufgekreuzt! Ganz genau, so war es! Wer rechnet denn schon damit das jemand 6 Uhr in der Früh aufsteht um in die Abtei einzubrechen? Also bitte... Wie dem auch sein, er hat es jedenfalls getan und ich wurde von dem Geschrei geweckt das daraufhin in der Haupthalle ausbrach. Natürlich hatten die zwei Wächter ihn bemerkt, dafür saßen sie da schließlich und Boris Untergebene waren niemals unaufmerksam. Die anderen Neugierigen Schüler waren schon wieder auf dem Rückzug, ich nehme an sie wollen sich nicht auch noch mit den Wächtern anlegen. In der Eile hatte ich es gerade mal geschafft mir einen Morgenmantel überzuziehen aber das bemerkten alle Anwesenden in der Halle sowieso nicht, die waren viel zu beschäftigt. Gott im Himmel, ich danke dir das Boris nicht da war. Fast im absoluten Zentrum der Halle rangen Kai und die beiden großen Männer miteinander, sie hatten ihn an beiden Armen gepackt und versuchten ihn wieder zum Ausgang zu schleifen doch er trat, schlug und machte es ihnen nicht gerade einfach. Ich musste ein wenig grinsen, das war so typisch Kai. Mit einem lauten Ächzen musste der eine Wächter von seinem Opfer ablassen, er hatte Kais Schuh ins Gesicht bekommen und hielt sich nun wutschnaubend die Nase. Im ersten Moment wollte ich Kai das fast allein machen lassen und stattdessen in lautes Gelächter ausbrechen aber dann sah ich zu meinem erschrecken Kais Gesicht und seine Arme. Er hatte ein blaues Auge, überall Kratzer und Schürfwunden, außerdem blutete er aus dem Mund, das konnte entweder heißen das ihm ein Zahn ausgeschlagen wurde oder es deutete auf innere Verletzungen hin. Mein Magen drehte sich mitsamt Inhalt um 180 Grad und ich stand blitzschnell neben dem raufenden Knäuel von Menschen. „Schluss jetzt!“ Zu meiner Zufriedenheit klang meine Stimme fest und durchschnitt die Schreie wie eine Schere. Mit kühlem Blick musterte ich die Am Boden liegenden und verschränkte finster drein blicken die Arme vor der Brust. „Was zum Teufel glaubt ihr was ihr hier tut?“ Zischte ich dann die Wächter an und zog den mit der nun blutenden Nase ungeduldig an seinem Mantel hoch. „Nichts Miss, er ist ein Eindringling und wir müssen ihn rauswerfen.“ „Er ist nicht irgendein Eindringling...er ist der Enkel vom Boss.“ „Von Boris?“ Die Männer waren verwirrt und ich sah wie Kai langsam das Bewusstsein verlor. „Von Voltaire natürlich ihr Dummköpfe!“ Endlich begriffen sie und stöhnten entsetzt. „Stimmt, wenn das so ist müssen wir ihn auch noch in den Kerker schaffen.“ Da blieb mir doch glatt die Spucke weg. Als ich mich wieder gefangen hatte schüttelte ich nur mit dem Kopf und schlug einen gebieterischen Ton an. „Nein, ich befehle euch ihn in mein Zimmer zu bringen, ich denke mal das er sowieso zu mir wollte.“ „Das geht nicht, wir haben Befehl Kai Hiwatari in den Kerker zu bringen.“ Ich verstand die Welt nicht mehr, sonst hatten sie immer getan was ich wollte, wieso stellten sie sich jetzt so quer? War es vielleicht weil... Nein! Schnell schüttelte ich den Kopf aber bei dem Gedanken den ich eben lieber nicht zuende geführt habe wurde mir schlecht. „Also gut...“ Meinte ich betont ruhig und ging auf den zu der den schlaffen Kai, der die Augen nur noch halb offen hatte, festhielt. „Wenn das so ist versucht doch ihn runter zu bringen!“ Mit diesen Worten beugte ich meinen Oberkörper blitzschnell nach unten und holte mit meinem Fuß so viel Schwung wie ich konnte bevor er in das sowieso schon geschundene Gesicht des Wächters traf. Ich spürte eindeutig das Knochen brachen, ob das allerdings meine oder seine waren konnte ich nicht sagen. In jedem Fall taumelte ich rückwärts, hörte den Mann husten und spürte im nächsten Augenblick wie mich der andere von hinten mit seinen muskelbepackten Armen umschlang. Fuchsteufelswild und unheimlich wütend wand ich mich in dem Griff. Genau wie Kai versuchte ich es mit schlagen, treten und manchmal sogar beißen, wenn das auch eine ziemlich mädchenhafte Attacke ist. Nützen tat es jedenfalls nichts und in mein Selbstbewusstsein schlich sich immer mehr die Angst. Plötzlich fühlte ich den widerlichen, heißen Atem des Mannes an meinem Ohr und spürte gerade zu wie dreckig er im Moment grinste. „Solang Boris nicht hier ist können wir alles mit dir machen, zumindest wenn wir dich dabei nicht allzu doll verletzen also würde ich an deiner Stelle mal lieber schnell die Fresse halten.“ Ich erschauderte und hielt verbissen die Luft an, wie ein kleines Kind das auf seine Bestrafung wartet. „Naja, aber wir wollen mal nett sein, wenn du unbedingt mit deinem kleinen Freund zusammensein willst könnt ihr ja mal für eine Nacht die Zelle teilen.“ Sie lachten wieder und schleppten uns hinunter in eine große Zelle, die schlossen sie ab und gingen sehr zufrieden mit sich selbst wieder auf ihre Posten. Ich für meinen Teil könnte heulen. Warum schlug ich hier unten nicht gleich meine Zelte auf? Anscheinen musste dieser Ort ja eine ganz große Anziehungskraft auf mich ausüben oder wieso landete ich ständig hier? Egal... Im Moment hatte ich ein weitaus größeres Problem und das lag direkt neben mir und war inzwischen vollkommen weggetreten. Vorsichtig robbte ich auf den Knien zu ihm hinüber, fuhr mit den Händen seine Arme und Beine entlang und stellte erleichtert fest das nichts gebrochen war, zumindest fühlte es sich nicht so an. Mehr würde ich erst sagen können wenn er aufwacht. Das Gesicht war dagegen versaut. Die blasse Haut färbte sich nun an mehreren Stellen lila, was in Kombination mit den blauen Streifen recht lustig aussah und von seinem Mund, mit den aufgeplatzten Lippen führte noch immer eine kleine Blutspur zu seinem Kinn. Ich biss die Zähne zusammen und öffnete seinen Mund, zum Glück schlief er selig weiter. „Bitte, bitte lass es von einem ausgeschlagenen Zahn kommen...“ Murmelte ich immer wieder und inspizierte die perfekten, geraden, durch das Blut leider nicht mehr ganz weißen Zähne. Alle noch da... Ich wurde nervös. Soweit ich das gelesen hatte schadete es nicht wenn jemand nur ein bisschen Blut spuckte aber was ist wenn sie nun doch irgendwelche wichtigen Organe verletzt hatten? „Kai?“ Ich schüttelte ihn doch er rührte sich nicht. Da blieb nur noch eine Möglichkeit. Ich holte aus und gab ihm mit aller kraft eine Ohrfeige. Er riss die Augen auf, holte aus reinem Reflex ebenfalls aus und ehe ich richtig schauen konnte hatte ich auch schon seine Faust im Gesicht. Völlig perplex ließ ich mich auf meinen Hintern fallen und starrten ihn mit offenem Mund an während sich meine Wange anfühlte als hätte ich gerade einen Stromschlag verpasst bekommen. Kai setzte sich ebenso verwirrt auf, sah sich um und streifte mit seinen violetten Augen schließlich wieder mich. „Hast du mir gerade eine geknallt?“ Fragte er dann ruhig und sah mich finster an. Ich nickte und senkte beleidigt den Blick, wie konnte er es wagen mich ins Gesicht zu schlagen? „Ich wollte nur nicht das du an irgendwelchen Schweren Verletzungen stirbst...“ Mein Geschniefe zeigte Wirkung, unsicher und auf wackeligen Beinen stand er auf und tätschelte mir den Kopf. „Nicht heulen Baby, mir geht es gut, siehst du?“ Das einzige was ich sah war das er totenbleich und schwanken vor mir stand, ich runzelte die Stirn. „Ok, gut ist übertrieben aber ich lebe noch.“ Erst jetzt bemerkte ich die Erleichterung die sich in mir breit machte. Kai war hier und er war unverletzt! Ich fiel ihm um den Hals und riss ihn prompt wieder mit mir zu Boden. Dort umarmte ich ihn und schniefte glücklich das ich ihn niemals wieder loslassen würde, Kai kommentierte das ganze mit einem wütenden Knurren und dem Hinweis das er doch bitte wieder aufstehen will. Irgendwann ließ ich ihn tatsächlich wieder frei und lehnte mich stattdessen gegen die Gitterstäbe der Zellentür während Kai bedächtig aufstand und ein paar runden in unserem kleinen Gefängnis ging um sicherzugehen das er wirklich einigermaßen Fit war. Dann setzte er sich an die andere Seite der Zelle, wandte den Blick von mir ab und starrte die Wand an, was ich mit einem amüsierten Lächeln quittierte. Kapitel 27: der Fluch erfüllt sich ---------------------------------- Ich weiß nicht wie lange wir hier unten hockten aber nach spätestens vier Stunden hatte ich meinen Platz bei den Gitterstäben aufgegeben und mich zu Kai an die gegenüberliegende Mauer gesellt. Da saßen wir nun, schweigend und gerade so nah beieinander das sich unsere Schultern ganz leicht berührten. Mir war kalt und ein seltsames Gefühl der Leere hatte begonnen sich in mir auszubreiten. Vielleicht war es auch schon die ganze Zeit da und ich hatte es nur bis jetzt nicht gemerkt. Auf jedenfall hatte ich irgendwann die Beine ganz nah an meinen Körper gezogen, die Arme um sie geschlungen und meinen Kopf auf die Knie gelegt wobei meine Haare mir so ins Gesicht vielen das sie mir die Sicht versperrten. Was Kai tat wusste ich nicht, schon seit einiger Zeit herrschte eine Stille. Vielleicht war er wieder bewusstlos! Ich sollte den Kopf heben und nachsehen, aber ich hatte keine Lust. Wenn man es genau betrachtete fühlte ich mich wie eine Depressive vor dem Sprung und genau so benahm ich mich auch, launisch und unberechenbar. Ich öffnete seufzend die Augen und warf nun doch einen Blick auf den neben mir sitzenden. Kai hatte die Augen geschlossen und atmete tief durch den leicht geöffneten Mund, er schlief also nur, ein Glück. Vorsichtig stand ich auf und ging zu der Tür mit den Gitterstäben. Ich wusste das sie uns erst herauslassen würden wenn Boris zurückkam, das heißt, nicht vor Morgen Abend. Auch wenn ich oft genug hier war würde ich das Schloss diesmal nicht so einfach knacken können, immerhin hatte ich ja auch nicht sonderlich viel dabei, von dem T-Shirt und dem dreckigen Morgenmantel mal abgesehen. Minutenlang starrte ich also auf das Schloss und hoffte vergeblich das es sich öffnen würde, dann kam mir eine Idee. Dranzer hatte es zwar verboten aber wenn ich meine Fähigkeiten einmal einsetze kann das ja nicht schaden. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf streckte ich die Hand nach dem Metall der Stäbe aus. Das Schloss war eingebaut, also nützte es nichts wenn ich das schmelze aber bei den Gitterstäben dürfte es in jedem Fall Wirkung zeigen. Konzentriert schloss ich die Augen, suchte in meinem inneren nach der Kraft und der Wärme die ich jetzt brauchte. Ich fand sie schneller als erwartet, wie ein Licht in der Dunkelheit war sie immer da und wartete darauf das ich sie rief. Wieso sollte ich sie eigentlich nicht öfters benutzen? Immerhin war es doch meine besondere Gabe, Dranzer übertrieb eindeutig. Ich lächelte zufrieden als das Metall unter meinen Fingern zu kleben begann, es funktionierte also. Plötzlich griff jemand nach meiner Hand, ich schrie erschocken auf, wurde mit dem Rücken auf den ziemlich unbequem, harten Boden geworfen und mit einer eisigen Stärke festgehalten. Als ich die Augen öffnete sah ich in Kais Gesicht, wütend funkelte er mich an und in seinen Augen schien ein Sturm loszubrechen als er anfing mich anzuschreien. „Was zum Teufel glaubst du was du da tust!“ Ein wenig zu perplex um zu antworten starrte ich in sein trotz der Verletzungen noch relativ hübsches Gesicht und blinzelte erstaunt, wieso regte er sich denn so auf? „Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen? Was du dir dabei gedacht hast will ich wissen!“ Seine Stimme wurde immer unwirscher und meine Laune sank mit jeden Wort das er mir entgegenschleuderte. „Ich hab mir gedacht das ich uns hier raushole aber wenn du unbedingt hier drin versauern möchtest kannst du natürlich auch gern bleiben.“ Knurrte ich leise und reckte Stolz das Kinn vor. „Von wegen! Du wolltest deine Kräfte einsetzen, man kann ja sogar deine Fingerabdrücke auf den Stäben sehen!“ „Ja und? Warum soll ich sie nicht nutzen wenn ich sie hab?“ „Weil es gefährlich ist! Am Ende bekommst du nur wieder einen Anfall!“ „Und wenn schon das ist mir so was von scheiß egal!“ Wir sahen uns an, schweigend und atemlos vom schreien. Nach ein paar Sekunden ließ er meine Hände, die er immer noch am Boden festgehalten hatte, los. Er seufzte, fuhr sich durchs Haar und ließ sich nach hinten fallen sodass er mit dem Rücken wieder an der Wand lehnte. Ich bewegte mich nicht. Warum kann ich gar nicht wirklich sagen, vielleicht war ich zu stur, zu erschöpft oder wollte einfach den Moment der ruhe genießen, ich weiß es nicht. „Warum?“ Seine Stimme war wie Watte in meinem Kopf, weich und einschläfernd, ich wollte so gern schlafen, einfach nur sicher sein und mich nicht mit irgendwelchen Problemen rumschlagen aber das ging nicht. Nicht jetzt. „Was warum?“ „Warum führst du dich so auf?“ Ich starrte weiter an die Decke als würde ich mit ihr reden und nicht mit Kai. „Ich weiß nicht was du meinst.“ „Gut, ein Beispiel...“ Er streckte die Beine soweit aus wie es in der Zelle ging und dachte kurz nach. „Die Wächter.“ „Ich wollte dich vor ihnen retten.“ „Kann ja sein aber du hättest sie damals nie rumkommandiert oder getreten und gebissen.“ „Ich wehre mich eben.“ „Kannst du ja aber ich hab auch mit Dranzer und Tala gesprochen...“ „Tala?“ Ich konnte es nicht glauben, wollten sich die beiden jetzt etwa gegen mich verbünden? Nach all den Jahren wo sie sich gehasst haben und ständig nur übereinander hergefallen sind? „Ja. Und die haben beide erzählst das du zu einer richtigen Tyrannin wirst. Du wechselst deine Launen schneller als man reagieren kann, du bist brutal, schlägst sogar Mitschülerinnen nur weil dir nicht passt was sie sagen und außerdem tust du so als hättest du die Kontrolle über die Abtei.“ Ich schwieg. Was sollte ich auch groß sagen, er hatte ja recht. „Tala meinte auch das du niemandem mehr etwas erzählst und dich den größten Teil des Tages allein im Wald herumtreibst, niemand weiß wo du bist oder was du machst.“ Jetzt drehte ich den Kopf, sah Kai ins Gesicht. Er sah nicht wirklich besorgt aus, auch nicht vorwurfsvoll oder genervt, er wollte einfach nur wissen warum. „Sag schon Fe, was ist los mit dir?“ Langsam setzte ich mich auf, mein Kopf war wie leergefegt. Die ganze Zeit über war ich mir sicher zu wissen was ich tat aber nun da er mir so genau vor Augen geführt hatte wie ich mich benahm kam es mir plötzlich nicht mehr so richtig vor. „Ich...ich weiß nicht...“ Murmelte ich leise und starrte auf den Boden. „Klar weißt du es, wenn nicht du, wer dann?“ Im ersten Moment wusste ich es wirklich nicht, doch es wurde mir ziemlich schnell klar und als ich es dann endlich wirklich wusste war ich so schockiert, so sauer auf mich selbst das ich mir aus Gewohnheit auf die Unterlippe biss, leider ein wenig zu doll. Erschrocken zuckte ich zusammen und schmeckte auch gleich Blut. Mist! Trotzdem starrte ich weiter die dunklen Bodenplatten an und meinte nach einer gefühlten Ewigkeit endlich: „Weil...ich solche Angst habe.“ Es war so leise wie eine Feder die zu Boden fällt, ich war mir nicht sicher ob er es mitbekommen hatte, doch natürlich hatte er das. Ich hörte wie er sich bewegte und sah auf. Er hatte mir eine Hand entgegengestreckt. „Komm her.“ Ich zögerte, unsicher ob ich in seiner Nähe nicht gleich anfangen würde zu heulen aber dann rutschte ich doch auf den Knien zu ihm herüber. Es war ein ziemlich ungewohntes Gefühl als der sonst so coole und perfekte Kai die Arme um mich legte und mir sanft über den Kopf strich, irgendwie ein verwirrendes Gefühl. „Warum hast du plötzlich solche Angst? Es war doch alles ok.“ Ich nickte und drückte meinen Kopf schniefend gegen seine Brust, verdammt, jetzt heulte ich doch. „Ja, alles war perfekt. Ich dachte ich komm vielleicht um den Fluch herum, mir ging es doch so gut. Aber dann tauchte Blacky auf und hat gesagt das er mich nicht mehr lange beschützen kann. Alle sagen das ich es schaffen kann aber was soll ich denn bitte gegen einen Fluch ausrichten? Der trifft entweder ein oder er wird zurückgenommen, das heißt wenn Black keine Kraft mehr hat wird er wie ein Blitz einschlagen und mich treffen, so einfach ist das.“ Kai sagte nichts dazu, entweder überlegte er was er darauf antworten soll oder er hielt es für unangemessen mich in meinem Geheule zu stören. „Aber...aber ich will nicht sterben, ich hab Angst davor und das macht mich total wahnsinnig und aggressiv.“ Er strich mir nochmals beruhigend durchs Haar, griff nach meinem Kinn und zwang mich ihm ins Gesicht zu sehen. „Jetzt hör mir mal zu. Du darfst dich verhalten wie du willst, meinetwegen prügel die Wächter zu Tode, geh Wölfe jagen oder färb dir die Haare Pink, das ist allein deine Sache und die Anderen müssen sich damit abfinden.“ Ich nickte und schaffte es sogar wieder ein bisschen zu grinsen. „Aber du darfst dich niemals von deiner Angst so sehr beherrschen lassen.“ „Und wenn ich das Gefühl hab das ich es nicht mehr aushalte? Wenn ich mich am liebsten im Wald verstecken und nie mehr zurückkommen will?“ Er lächelte finster und zuckte mit den Schultern. „Du meinst wenn du das Gefühl hast nur noch leer zu sein? Wenn einfach keine echten Gefühle mehr da sind?“ Ich nickte mit großen Augen, genau was er beschrieb fühlte ich.“ Langsam griff er nach meiner Hand, hob sie zu seiner Wange und ließ zu das ich mit den Fingerspitzen die blauen Streifen berührte. „Dann erinnerst du dich an denjenigen der daran Schuld ist das du soviel Ärger hast und klammerst dich mit allem was du hast an die Wut, alles andere ist unwichtig.“ Plötzlich verstand ich. Ich konnte endlich nachvollziehen warum Kai so war wie er eben war. Blaue Streifen, wie auf dem Familienwappen der Hiwataris, er erinnerte sich damit jeden Tag daran wie sehr er seinen Großvater hasste. Plötzlich fing Kai an zu grinsen und ließ meine hand los. „Was ist?“ “Sei ruhig. Ich hab eine Idee.“ Zu müde um zu wiedersprechen tat ich was er sagte und blieb stumm an meinem Platz sitzen während er anfing sich mit einem Finger über die Wanger zu reiben bis die Fingerspitze ganz blau war. „Stillhalten.“ Ich nickte verwirrt. Er malte mir genau so einen Streifen auf die Wange wie er selbst auch hatte, nur das er eher wie ein Blitz aussah, er ging erst schräg nach oben und fiel dann wieder nach unten ab, natürlich war es bei mir nur einer und man konnte ihn aufgrund des Farbmangels auch kaum erkennen. „So.“ Zufrieden betrachtete er sein Werk und wischte sich die dreckigen Finger an der Hose ab. „Immer wenn du nicht weiter weißt schaust du dir das an und erinnerst dich wer an allem Schuld ist.“ Schweigend fuhr ich mir mit den Fingerspitzen über die Wange, sah dann mit immer noch nassen Augen zu ihm auf und nickte. Nachdem Kai mich eine Weile gemustert hatte schüttelte er langsam den Kopf ohne den Blick von mir zu lassen. „Tala hat echt keine Ahnung wie er mit dir umgehen muss oder?“ Ich kicherte leise, es stimmte, Tala war wirklich ein wenig überfordert mit mir. „Ach, das musst du gerade sagen. Du warst ja den größten Teil meines Lebens gar nicht da.“ Als keine wütende Antwort kam machte ich mir doch etwas Sorgen, war das zu gemein gewesen? Doch anstatt irgendwie in der Ecke zu sitzen und zu schmollen starrte er nur auf meinen Mund, was mich nun doch ziemlich verwirrte. „Was...ist denn los?“ Ich wollte mir gerade mit den Fingern über die Lippen fahren als er meine Hand zurückhielt und mich schief grinsend ansah. „Nicht, du blutest.“ Ach ja, ich hatte mir ja auf die Lippe gebissen, aber das war doch kein Grund so ein Drama zu machen. „Ich wette dein kleines Wolfilein kann dich nicht mehr aus der Fassung bringen oder?“ Jetzt wurde ich doch ein bisschen misstrauisch, er wollte mich doch nicht in so einer Situation ärgern oder doch? „Nicht wirklich, wir sehen uns ja kaum noch.“ „So so... dann hat er dich bestimmt auch nicht in dem Ding gesehen oder?“ Belustigt sah er an mir hinunter und mir wurde schlagartig klar das ich ja halb nackt war. Knallrot machte ich einen Satz zurück, schlang mir den ziemlich dünnen Morgenmantel um den Körper und funkelte ihn wütend an. „Nein hat er nicht und er wird es auch nie zu sehen bekommen!“ Er lachte. „Ohhh, armes Talaleinchen, wenn ich ihm das erzähle platzt er bestimmt vor Eifersucht.“ So war das also... er wollte Tala eins auswischen. Ich seufzte. Mit diesen beiden Kleinkindern war es wirklich nicht einfach. „Wird er nicht, wir sind ja eigentlich gar nicht richtig zusammen.“ Jetzt hatte ich wieder seine volle Aufmerksamkeit. „Seid ihr nicht?“ „Naja...schon irgendwie. Wir gehen zusammen zum Training, gehen zusammen zu unseren Räumen, ab und zu gibt es auch mal einen Kuss, aber sonst machen wir ja gar nichts zusammen.“ Wenn ich richtig darüber nachdachte redeten wir nicht mal besonders viel miteinander und trotzdem bestand Boris darauf das wir alles zusammen taten und Tala selbst hing auch wie eine Klette an mir. „Hm...“ Kai sah plötzlich wieder sehr ernst aus und betrachtete mich während er nachdachte. Als er zu einem Schluss kam verdunkelten sich seine Augen und er verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist?“ Ohne es zu wollen rutschte meine Stimmlage ins ängstliche ab. „Nichts...“ Antwortete er dagegen völlig gleichgültig. Wie konnte er nur so schnell wieder zu diesem kalten, fiesen Etwas umschalten, ich verstand es nicht. „Komm schon Kai, du schaust als hättest du gerade herausgefunden das die Welt morgen untergeht...“ Er schüttelte nur den Kopf. Also gut, das Spiel konnte man auch zu zweit spielen. Ich stand auf, kniete mich vor ihm hin und lächelte ihn so liebreizend an wie ich es nur zustande brachte. „Komm schon, ich bin auch ganz brav wenn du mir sagst was du denkst.“ Etwas funkelte in seinem Blick, etwas dunkles, unberechenbares und im nächsten Moment fühlte ich seine hand im Nacken und seinen warmen Mund auf meinem. Blinzelnd versuchte ich die Fassung wiederzufinden was mir allerdings kaum gelang denn er fuhr genau in dem Moment zärtlich mit der Hand meine Wirbelsäule entlang. Dann spürte ich wie seine Zunge kurz über Stelle strich wo ich mich gebissen hatte und im nächsten Moment zog er sich auch schon wieder zurück. Tausend Dinge stürmten durch meinen Kopf, Tala, Black, der Fluch und eine Ohrfeige die ich Kai gerade sehr gern verpassen würde. Leider verging mir dieses Bedürfnis bei dem Blick mit dem er mich ansah, so ernst und traurig. Noch immer konnte ich die angenehme schwere seiner Hände auf meinem Rücken spüren und seufzte leise, unsere Gesichter waren so nah beieinander das ich die Wärme von seinem auf meinem spüren konnte und auch sein Atem streifte in regelmäßigen Abständen meine Wange. „Hast du schon jemals daran gedacht...“ Er zögerte, anscheinend unsicher ob er mir das was er dachte zumuten konnte. „ja?“ Krächzte ich aufgeregt und sah mit dunkelrot gefärbten Wangen zu ihm auf. Er seufzte zwar, sprach dann aber mit tiefer, rauer Stimme weiter. Vorher war mir das noch nie passiert aber wenn ich jetzt nur auf seine Stimme lauschte rasten mir tausend Schauer über den Körper und ich wurde ganz hibbelig. „Hast du jemals daran gedacht das Tala dich vielleicht überhaupt nicht so sehr liebt wie du denkst?“ Die Schauer waren verschwunden, ebenso wie die Glücksgefühle die eben noch meinen Magen völlig durcheinander gebracht hatten. „Wie...meinst du das?“ Und warum fragte ich eigentlich? Ich wollte es gar nicht wissen, am liebsten würde ich mir im Moment die Ohren zuhalten und ganz laut rufen das ich nichts höre. „Naja...ich finde es ziemlich seltsam das Boris eure Beziehung so gut heißt und davon mal abgesehen benehmt ihr euch nicht wirklich wie ein Paar.“ Schweigend starrte ich ihn an. Musste ich mir wirklich von einem sturen Einzelgänger wie Kai sagen lassen wie ich meine Beziehung zu führen habe? Und überhaupt! Wie konnte er mich im einen Moment küssen und im nächsten schon wieder so absolut... kaltschnäuzig sein? Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl das er das nur tut um mich zu ärgern. Trotzdem hatte er irgendwie Recht... wir waren anders und Boris schien sich wirklich darüber zu freuen das wir zusammen sind. Nachdenklich lehnte ich mich wieder gegen die kalte Wand und starrte auf die glänzenden Gitterstäbe vor mir. Kai erwartete auf seine Ausführungen ganz augenscheinlich sowieso keine Antwort denn er hatte sich ebenfalls wieder im Schneidersitz hingesetzt und beobachtete mich mit völlig gleichgültigem Blick. Stunden vergingen, ich schlief immer wieder ein, allerdings nur um im nächsten Moment wieder erschrocken hochzufahren und zu merken das ich noch immer wie eine Ratte im Käfig festsaß. Kai saß neben mir, die Augen hatte er fast die ganze Zeit über geschlossen. „Kai?“ Schwerfällig richtete ich mich auf und schüttelte ihn kurz an der Schulter. „Hm?“ Als wäre er die ganze Zeit hellwach gewesen öffnete er die Augen und sah mich fragend an. „Was ist?“ „Mir ist schlecht...“ Augenblicklich verspannte er sich und stand ebenfalls nervös auf. „Wie schlecht? Erkältungsschlecht oder Fluchschlecht?“ Auf ein unsichtbares Kommando hin drehte sich mir der Magen um und ich hielt mir würgend eine Hand vor den Mund. Schwarze Punkte tanzten mir in einem unendlichen Sturm vor den Augen. „Ich weiß nicht genau, es fühlt sich an wie damals in deinem Haus!“ Er fluchte und hielt mich besorgt an den Schultern fest damit ich nicht umfiel, gleichzeitig machte sich ein seltsames Pochen in meiner Schläfe breit und Hitze strömte durch meinen Körper. Irgendwas passierte mit mir, ich wusste nur nicht genau was es war. „Ok, ok, ganz ruhig.“ Er sprach mehr mit sich selbst als zu mir deshalb antwortete ich nicht sondern konzentrierte mich mehr darauf nicht zusammenzuklappen, irgendwie hatte ich das dumme Gefühl das der super coole, immer perfekte Kai sonst mit der Situation doch ein bisschen überfordert wäre. Er atmete tief durch, sah mich ernst an und bemühte sich um einen festen Befehlston. „Ich habs mir überlegt. Wenn das wirklich der Fluch ist zählt jetzt nur noch das du hier raus und zu Dranzer kommst. Er wird schon wissen was zu tun ist... hoffe ich zumindest.“ Mit diesen Worten zerrte er mich zu den Gitterstäben, legte meine Hände auf das kühle Metall und sah mich hilfesuchend an. „So, los jetzt! Setz deine Kräfte ein!“ Völlig apathisch starrte ich auf meine Hände, sie zitterten inzwischen heftig und ich konnte sehen wie die Fingerknöchel vor Anstrengung weiß hervortraten. Kühle Schweißtropfen bahnten sich ihren Weg von der Stirn an meinem Ohr vorbei bis sie sich an meinem Kinn sammelten und zu Boden tropften. Es war so heiß und trotzdem schmolz die Stange unter meinen glitschigen Fingern nicht. Immer wieder verschwamm mir die Sicht vor den Augen, ich schwankte und drohte zu fallen doch Kai hielt mich fest. „Was ist?“ Irgendwo in weiter Ferne hörte ich seine Stimme, samtig und besorgt sorgte sie dafür das ich mich fühlte als würde ich auf einer Wolke schweben. Wie konnte mich jemand den ich gerade so sehr hasste nur so glücklich machen? Ich seufzte und lauschte auf seine nervösen Atemzüge. Fast hätte ich gelacht, denn etwa genauso hilflos wie er wirkten die Männer in den kitschigen, amerikanischen Filmen immer wenn ihre schwangeren Frauen plötzlich die ersten Wehen bekamen. Ach Mama....du hattest gar keine Zeit mehr mir zu erzählen wie es war als ich geboren wurde, ich weiß nicht mal zu welcher Uhrzeit und an welchem Wochentag es war. Irgendwas zerrte in meinem Inneren an mir, versuchte mich wachzurütteln. Wann hatte ich eigentlich die Augen geschlossen? Dann ein Schmerz, es durchzuckte mich wie ein Blitz und ich hatte das Gefühl etwas wichtiges verloren zu haben. Ich fühlte mich mit einem mal so kalt, leer und verloren. „Das wird aber auch Zeit...“ Das war Kais Stimme, wieso klang er plötzlich so distanziert? „Ja, ja...wo ist denn dein dämlicher Phönix wenn man ihn mal braucht? Er sollte eigentlich auf meine Kleine aufpassen!“ „Erstens ist sie mit Sicherheit nicht deine kleine und zweitens ist das heute der erste Tag an dem er nicht da ist, wer kann denn bitteschön ahnen das es gerade heute passiert?“ Ich stöhnte, einmal vor Schmerz und dann weil ich es nicht ertragen konnte wenn sie sich stritten. Inzwischen konnte ich die zweite Stimme eindeutig Black zuordnen, das machte mich einerseits glücklich weil das hieß das ich meinen Lieblingsphönix wiederhatte, andererseits machte es mir aber auch Angst, immerhin bedeutete es auch das mein Ende näher rückte und ich hatte immer noch keine Ahnung wie ich es aufhalten sollte. Eine eiskalte Hand strich mir sanft über die Stirn, oder kam sie mir nur so kalt vor weil meine Körpertemperatur so sehr stieg? Ich wusste es nicht, eigentlich wusste ich in diesem Moment gar nichts mehr. Das einzige was ich spürte waren meine Arme und Beine, die ich allerdings nicht bewegen konnte, sie waren wie gelähmt, nur ab und zu verkrampften sie sich und ließen mich erschrocken zusammenzucken. „Was machen wir jetzt?“ Ich hörte die Verzweiflung in Kais Stimme, er war vollkommen hilflos und ich wusste nur zu gut wie sehr er das hasste. „Keine Sorge, ich erledige das!“ Etwas zischte, dann wurde ich hochgehoben und hinaus getragen. Ich spürte mein Herz das auf schmerzhafte Weise gegen meine Rippen pochte und mir die Luft zum atmen nahm, dann entglitt mir das Bewusstsein. Dieses Mal fiel ich nicht in die angenehme Schwärze sonder schwebte in einer Art Tunnel. Wie ein Baby hatte ich die Knie angezogen und den Kopf auf sie gelegt. Rechts von mir strahlte ein helles Licht und mitten in diesem Lichtkegel konnte ich meine Mutter sehen, sie lächelte und hatte die Arme ausgebreitet. Auf der anderen Seite war alles finster und trotzdem verspürte ich das Bedürfnis mich dorthin zu bewegen denn soweit ich das überblicken konnte waren alle meine Freunde dort. Black streckte gerade Dranzer die Zunge raus, der ihn mit soviel Würde wie möglich zu ignorieren versuchte. Auch Kai war dort, ich konnte sehen das er auf seinen Blade starrte der vor ihm seine Runden drehte und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er hoch konzentriert. Das störte Tala allerdings recht wenig. Er lachte und klopfte dem Grauhaarigen auf die Schulter der ihm daraufhin einen ziemlich finsteren Blick zuwarf. „Tu es nicht...“ Was für eine sanfte Stimme. Sie umschmeichelte alle meine Sinne, lenkte meine Aufmerksamkeit von dem bunten Treiben ab und ließ mich wieder zu meiner Mutter sehen. Sie war näher gekommen, bis an den Rand des Lichts und hatte eine blütenweiße Hand nach mir ausgestreckt. Sie wirkte so rein, wie ein Engel und ihre Haut schien fast durchsichtig zu sein. „Komm mit mir...“ Ich konnte nicht antworten, meine Zunge war gelähmt und ich fühlte mich wie ein kleines Kind das noch nicht dazu in der Lage war mehr als Geräusche von sich zu geben. So gern wollte ich mit ihr gehen, immerhin war sie meine Mutter. All die Jahre hatte ich sie vermisst und sie mir zurückgewünscht, jetzt stand sie stumm und wartend vor mir. Ich sollte ihr meine Hand geben, mich von ihr ins Licht ziehen lassen, aber ich konnte mich nicht rühren. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Alle die eben noch in der Dunkelheit gelacht und sich bewegt hatten starrten nun mit ernsten Gesichtsausdrücken zu mir herüber und neben mir stand Kai. Er sah von mir zu meiner Mutter, die mir so ähnlich sah. Wir hatten dasselbe goldblonde, glänzende Haar, dieselbe schlanke Figur und dieselbe helle Hautfarbe. Jetzt wandte Kai seinen durchdringenden Blick wieder mir zu. „Fe...wenn das wirklich deine Mutter ist, warum hat sie dann kein Gesicht?“ Verwirrt sah ich zu der vor mir stehenden Frau und riss erschrocken die Augen auf. Kai hatte Recht! Das Gesicht war wie ausradiert, stattdessen war da nur eine weiße Fläche, ohne ein Lächeln, ohne jede Gefühlsregung. „Aber...wieso?“ Ich schluckte schwer und dann erkannte ich es. Diese Frau konnte gar kein Gesicht haben, denn das hier war nur ein Traum und auch wenn ich mir noch so sehr wünschte meine Mutter zu sehen konnte ich nur auf das zurückgreifen was ich in meinen Erinnerungen fand. Ich zitterte und schlug schluchzend die Hände vor das Gesicht. Nach all den Jahren konnte ich mich nicht mal mehr an die sanften, weichen Züge meiner Mutter erinnern, sie war nur noch ein Geist, ein Schatten in meiner Seele und ich würde sie nie mehr wiedersehen. Hatte sie genauso volle Lippen wie ich gehabt? Dieselben grünen Augen und die kleine Stupsnase? Ich wusste es nicht und das machte mich fertig. Erst der sanfte Druck einer Umarmung zog mich aus der Verzweiflung zurück und ich sah auf. Kai hatte die Arme fest um meinen zitternden Körper geschlungen, seine Nase berührte ganz leicht meine Wange und sein Atem fühlte sich wunderbar arm auf meiner plötzlich eiskalten Haut an. Dieser ständige Wechsel von Hitze zu Kälte schwächte mich fast noch mehr als diese verdammte Übelkeit. „Du machst dir zu viele Sorgen.“ Gebannt lauschte ich seinen Worten, hing an seinen Lippen und fühlte mich gleich ein wenig besser als seine Stimme die Stille erfüllte. „Erst einmal musst du aufwachen und dann wirst du schon eine Lösung finden, wir werden dir alle helfen.“ Ich nickte und schloss die Augen. Es war so angenehm sich an seine Brust anlehnen zu können, sie hob und senkte sich so wunderbar regelmäßig wenn er ein und wieder aus atmete, ich liebte dieses Gefühl. Seine Hand strich mir sanft durchs Haar. „Du musst aufwachen!“ Seine Stimme war jetzt eindringlicher und irgendwie...realer. Langsam zwang ich mich die Augen zu öffnen. Mir war noch immer übel und ich hatte Seitenstechen aber es wurde langsam wieder erträglich. Kais Geruch stieg mir in die Nase und seine wohlige Wärme schlug mir entgegen wie ein Feuer an dem man sich wärmen konnte. Erst jetzt bemerkte ich das es gar kein Traum mehr war und setzte mich blitzschnell auf. „Kai! Wa...was machst du denn noch hier?“ Ein Traum war eine Sache aber in der Realität war mir das Ganze irgendwie unangenehm, vor allem weil Tala jederzeit durch die Tür kommen konnte. „Ich habe dich in dein Zimmer getragen...“ Schnell sah ich an mir herunter, ich trug mein Lieblings Nachthemd, es war weiß mit einer rosa Schleife auf Brusthöhe. „D...du hast mich...ähm...“ Hilflos deutete ich auf meinen Aufzug. „Woher wusstest du...“ Das, dass hier meine Lieblings Nachtwäsche war? Ich brachte es nicht fertig den Satz zu beenden denn ich wurde bei dem Gedanken daran das er mich ausgezogen hatte rot wie eine Tomate. Kai, kalt und cool wie immer, hob nur eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, Tala hat dich umgezogen.“ Erklärte er sachlich. „WAS?“ Irgendwie schockierte mich das nur noch mehr. „T...tala?“ „Was ist? Wäre es dir lieber ich hätte es gemacht?“ Er grinste überheblich während ich mir auf die Unterlippe biss und versuchte seinen unverschämten Kommentar zu ignorieren. Nach einer kurzen Pause hob Kai eine Hand und strich mir besorgt über die Wange. „Du bist sehr blass, wie geht es dir?“ Ich seufzte. „Ganz gut...glaube ich zumindest.“ Er nickte und stand auf. „Dranzer ist auch wieder hier, er hat gespürt das der Fluch überhand genommen hat und ist sofort hergekommen. Soll ich ihn zu dir schicken?“ Ich nickte nur und ließ den Kopf wieder in die weichen Kissen sinken. Es dauerte kaum eine Minute bis Dranzer am Fußende meines Bettes stand und mich besorgt musterte. „Es geht mir gut!“ Beteuerte ich nun schon zum wiederholten Male und versuchte fröhlich zu wirken, was mir allerdings nicht sonderlich gut gelang. „Fe...“ Ich seufzte und starrte an die Decke. „Also gut...mir geht es schrecklich und mir ist furchtbar schlecht, was meinst du wie viel Zeit ich noch habe?“ „Ich schätze bis heute Abend, bei deiner Mutter war es so.“ „Meinst du bei mir wird es genauso wie bei Mum?“ Die grausige Vorstellung machte mir mehr Angst als ich mir selbst eingestehen wollte. „Nein, nicht ganz, denke ich. Deine Mutter ist Jahrelang vor ihrem Schicksal geflohen und hat versucht euch so zu beschützen, du dagegen stellst dich ihm.“ Das stimmte allerdings. Nur muss ich zugeben das mir eine Flucht im Moment äußert verlockend erschien, vielleicht konnte ich so auch noch ein paar Jahre rausschlagen. Nein. Das würde keinen Sinn machen und ich wusste es genau. Früher oder später wird jeder von seinem Schicksal eingeholt, man kann es nicht austricksen. Ängstlich sah ich zu dem Dranzer auf. „Was schlägst du vor?“ „Nun ja...“ Er zögerte, fuhr sich dann durchs dunkelrote Haar und sprach langsam weiter. „Der Fluch wird denjenigen der dich am meisten liebt dazu bringen dich umzubringen, also schlage ich vor das wir ihn einsperren und irgendwie solange wie möglich festhalten. Wenn wir glück haben lässt der Fluch dann irgendwann nach.“ Ich wusste nicht recht ob ich über diesen Plan entsetzt oder erleichtert sein sollte. Er klang plausibel und vielleicht funktionierte er sogar, aber das sie den armen Tala einsperren und anscheinend sogar irgendwo anketten wollten machte mir doch etwas sorgen, immerhin konnte er doch nichts dafür. „Das ist der einzige Weg, richtig?“ Dranzer nickte und griff mitfühlend nach meiner Hand. „Es wird alles gut! Die Bit Beast haben sich schon versammelt und warten auf dich, sie alle stehen auf deiner Seite!“ Ja...solang ich nicht starb zumindest, dachte ich trocken. „Was ist mit Drakon?“ Der Phönix senkte betroffen den Blick. „Galeon hat mit ihm geredet aber er weigert sich zu kommen...“ Nicht das ich ihn wirklich kennen lernen wollte aber über ein wenig Unterstützung vom Anführer der Bit Beast hätte ich mich schon gefreut und sicherer würde ich mich dann bestimmt auch fühlen. Andererseits versuchte ich vielleicht auch nur eine Rechtfertigung dafür zu finden das ich solche Angst hatte, wie dumm von mir. Dranzer stand auf und ging zu dem Schreibtisch der in einer Ecke des Zimmers stand. „Hier, besser du nimmst das.“ Mit zwei schnellen Handgriffen hatte er mir die Kette mit dem Medaillon, auf dem er in Phönix und Menschengestalt abgebildet war, umgelegt. „Auch wenn sie alt ist kann sie dich noch immer schützen, im Ernstfall wird sie zwar auch nicht viel bringen aber...ein kleiner Schutz ist besser als gar nichts.“ Ich nickte lächelnd und strich über die Gravur. Sofort spürte ich die verschieden Mächte die dieses Schmuckstück beherbergte, es war unglaublich stark. „Ich danke dir, ich denke...ich kann es schaffen!“ Entschlossen sah ich auf. Wie hatte ich bloß so negativ denken können? Immerhin ging es hier um mein Leben und nicht irgendeine Unwichtigkeit! Jetzt war nicht die Zeit um den Kopf in den Sand zu stecken, alle kämpften und ich musste es auch tun, ich durfte einfach nicht aufgeben. Dranzer lächelte und war sichtlich erfreut über meinen aufflammenden Kampfgeist. „Ja! Natürlich schaffst du es.“ So schnell ich konnte schwang ich die Beine aus dem Bett, stand auf und zog mich um. Eine Jeans und ein Pullover mussten heute reichen. Dranzer drehte sich während meiner Umzieh Aktion taktvoll um und erst als ich mir den dicken Mantel überzog wandte er sich mir wieder zu. „Was soll ich jetzt machen?“ „Du gehst am besten nach draußen zu Black und Galeon, Kai bringt gerade Tala weg.“ Das erschreckte mich jetzt doch. „Doch nicht Kai! Er wird Tala bestimmt irgendwas gemeines antun, du weißt doch wie sehr sie sich hassen! Jede Gelegenheit Tala leiden zu sehen wird Kai genießen...“ Der Phönix lachte wissend und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. „Keine Sorge, ich glaube nicht das Kai im Moment auch nur einen Gedanken daran verschwendet deinen Freund zu ärgern.“ Er klang so sicher aber ich selbst hatte da so meine Zweifel. Die beiden hassten sich so sehr das es nur schwer vorstellbar war das sie so was wie einen Waffenstillstand haben sollten. Trotzdem stand ich einige Minuten später vor der Tür der Abtei. Dranzer hatte nicht übertrieben, alle Bit Beast waren gekommen. Ganz vorne erkannte ich Drigger, Dragoon und Daciel aber es dauerte nicht lang bis sich auch Galeon durch die Massen geschlagen hatte und auf mich zurannte. „FEEEEEEE!“ Sie fiel mir um den Hals und bedeckte mein Gesicht mit Küssen. Ich war so verwirrt das ich einen Schritt zurückmachte und beinahe von ihrem Gewicht umgeworfen wurde. „Ähm...hi Gal.“ “Meine Güte, es tut mir so leid! Dir geht es doch bestimmt ganz schrecklich oder? Aber mach dir keine Sorgen, wir alle sind gekommen um dich zu beschützen!“ Sie machte eine Ausgreifende Bewegung mit den Armen und erntete sofort zustimmendes Gemurmel. „Danke...“ Mehr brachte ich nicht hervor denn sie drückte mir mit ihrer festen Umarmung völlig die Luft ab. „Gal...eon!“ Würgte ich und versuchte mich von der schluchzenden Raubkatze in Menschenform zu befreien. „Galeon!“ „Huh?“ Augenblicklich ließ sie von mir ab und sah sich um. „Pass auf, du erdrückst sie sonst noch und dann war das alles völlig sinnlos.“ Galeon kicherte entschuldigend und bekam von Black augenblicklich eine Kopfnuss verpasst. „Aua! Hey Blacky, sei doch nicht immer so gemein! Du willst Fe ja bloß nicht teilen...“ „Red keinen Mist! Ich versuch nur sie vor deinen Würgeattacken zu beschützen.“ Gal schmollte und Black wuschelte mir mit einer Hand durchs Haar. „Na Prinesschen? Wie fühlt man sich wenn man die Unterstützung von fast allen Geistern dieser Erde hat?“ Ehrlich gesagt fühlte ich mich total unwohl und das ganze war mir ein bisschen peinlich, ich hatte so viel Aufmerksamkeit doch gar nicht verdient. „Gut...wie hast du es geschafft sie alle zusammenzutrommeln?“ Er lachte mit seiner tiefen Stimme und drehte sich zu den wartenden Geistern um. „Das musste ich gar nicht. Sie alle haben dich getroffen und festgestellt das du ihnen ans Herz gewachsen bist. Sie bewundern alle deine Stärke und dein großes Herz.“ Er drehte sich wieder zu mir. „Deswegen sind sie freiwillig hergekommen um dich zu unterstützen...egal wie das hier ausgeht.“ Ich sah mich ebenfalls um. Überall bemerkte ich bekannte Gesichter die ich in den letzten Wochen kennen und lieben gelernt hatte, trotzdem war es kaum zu glauben das sie extra wegen mir hier waren. „Erledigt. Tala ist außer Gefecht gesetzt.“ Kai war hinter mich getreten und sah mich ausdruckslos an. „Wie hast du ihn denn ... außer Gefecht gesetzt?“ Hakte ich misstrauisch nach und erntete dafür ein spöttisches Lächeln. „Ich hab ihn so lange zusammengeschlagen bis er sich nicht mehr bewegt hat, was denkst du denn.“ „WAS?“ Augenblicklich lachte er los und schüttelte den Kopf. „Wenn du dein Gesicht sehen könntest!“ Er hörte auch nicht auf zu lachen als ich wütend die Arme in die Hüfte stemmte und ihn anfunkelte. „Was hast du mit ihm gemacht Kai Hiwatari?“ Endlich wurde er wieder ernst und hob abwehrend die Hände. „Keine Panik, er lebt noch. Ich hab ihn an ein Wasserrohr angebunden.“ Sofort begann mein schlechtes Gewissen wieder zu protestieren, der arme Tala saß da unten allein im Dunkeln und war gefesselt, wie schrecklich. Wusste er überhaupt um was es ging? Ich seufzte. Darüber nachzudenken würde mir jetzt nicht weiterhelfen, ich würde das durchziehen und wenn alles gut ging konnte ich ihm danach erklären warum wir alle so einen Aufstand gemacht hatten. Wir warteten eine Stunde, dann zwei, ich spürte das die Bit Beast unruhig wurden. Hatten wir es geschafft den Fluch zu besiegen? Es schien so...und trotzdem ließ mich dieses seltsame Gefühl nicht los. Irgendetwas stimmte nicht. Schnell warf ich einen Blick in die Runde. Die meisten waren zu nervös um auf mich zu achten, sie redeten miteinander und versuchten sich abzulenken. Galeon stand nur ein kleines Stück von mir entfernt, war aber in ein Gespräch mit Black vertieft der ihr Anweisungen zu geben schien denen sie heftig nickend zustimmte. Dranzer starrte unruhig in die Ferne und versuchte sich wohl selbst zu beruhigen. Als ich an der Mauer der Abtei hochsah konnte ich an einem großen Fenster eine Silhouette erkennen. Es war Boris, das erkannte ich sofort, er war also zurück. Ich war mir ziemlich sicher das er wusste was hier geschah und nur darauf wartete die vielen Bit Beast einfangen zu können sobald ich tot war. Sein dreckiges Grinsen traf mich mitten ins Herz und ich spürte Hass in mir aufsteigen, wie ein sich stetig ausbreitendes Gift. Ich musste hier einfach weg. Unbemerkt von allen anderen schaffte ich es mich in den Wald davonzuschleichen. Es gab nur einen Ort an dem ich jetzt sein wollte, ein ort der mich schon immer beruhigt und gestärkt hatte. Ich brauchte zwar eine Weile aber dann lag der See ruhig und mit glatter, glänzender Oberfläche vor mir. Er war zugefroren und wurde von den dichten Schneemassen eingerahmt. Wirklich ein schönes Bild, ich fühlte mich sofort besser. Egal was auch mit mir geschah, hier änderte sich nie etwas, das hatte irgendwie etwas beruhigendes. Ich weiß nicht wie lang ich so am Rand des Sees stand und zum Himmel sah aber plötzlich knackte etwas hinter mir und ich drehte mich um. Kai stand vor mir. Seine violetten Augen waren kalt und seltsam leer aber das war bei ihm ja nicht ungewöhnlich. „Kai? Was machst du denn hier?“ Er schwieg, stand einfach nur da und starrte mich an. „Tut mir leid wenn du dir Sorgen gemacht hast aber diese ganze Aufregung hat mich so nervös gemacht das ich etwas Abstand brauchte. Ich komme aber gleich zurück, anscheinend bleibe ich ja vom Fluch verschont, oder was meinst du?“ Fröhlich ging ich auf ihn zu doch er schwieg noch immer. „Kai?“ Misstrauisch blieb ich stehen. Da stimmte doch etwas nicht. „Was ist los mit dir?“ Endlich regte er sich, kam auf mich zu und umarmte mich. Überrascht erwiderte ich die Umarmung und lachte nervös. „H...hey Kai, was soll denn das? Du wirst doch nicht plötzlich Gefühle zeigen oder?“ Da er noch immer nicht antwortete beschloss ich ebenfalls den Mund zu halten und es einfach zu genießen. Es wäre das perfekte Bild für eine Postkarte gewesen. Im Hintergrund konnte man die weiße Schneelandschaft und den glitzernden See sehen während wir uns im Vordergrund schweigend und im stillen Einverständnis einfach nur im Arm hielten. Sehr romantisch. Plötzlich spürte ich wie er sich bewegte, erhaschte einen weiteren Blick auf seine Augen. So kalt und leer. Mir wurde schwindelig, ich kannte diesen Blick. Ich hatte ihn schon einmal bei jemandem gesehen aber es war schon so lang her. Damals verstand ich es nicht. Ich konnte nicht verstehen wie meine Mutter jemanden der sie so anschaute noch liebevoll ins Gesicht sehen konnte, ich hatte es nicht verstanden, aber jetzt wusste ich es. „Kai?“ Er hörte mich nicht, wie denn auch, er stand unter dem Einfluss des Fluches. Ohne zu zögern zog er ein Messer hervor und holte aus. Kapitel 28: jeder Winter hat ein Ende ------------------------------------- Ich war tot. Wenn ich es mir recht überlegte war das alles Kais Schuld. Wenn er nicht zu stur gewesen wäre um zuzugeben wie sehr er mich wirklich liebte wäre das alles nicht passiert, aber nein, der Herr hat ja keine Gefühle. Genervt trat ich meinem auserkorenen Sündenbock in den Rücken doch mein Fuß glitt durch ihn hindurch als wäre ich Luft. Nun, wie schon gesagt, ich war tot, ein seltsames Gefühl. Seufzend ließ ich mich neben meinem toten Körper nieder. Das Messer steckte noch immer in meinem Brustkorb, an solch einer Körperstelle ist es eigentlich ziemlich wahrscheinlich das ein Messer nur einen Knochen trifft und da stecken bleibt, aber so viel Glück hatte ich natürlich nicht. Es hatte meine Lunge getroffen und mich so langsam aber sicher in den Tod befördert, jetzt war alles vorbei. Kai hatte bestimmt mindestens zehn Minuten einfach nur dagestanden und auf meine Leiche gestarrt, dann war er heulend zusammengebrochen und hat sich tausend Mal entschuldigt. So ein Idiot... als könnte eine Leiche ihn noch hören. Trotzdem war es irgendwie rührend wie er jetzt schon seit eine halben Ewigkeit neben meinem Körper hockte und mir über die Wange streichelte. Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte war er wieder still geworden und sein Blick wurde leer, fast apathisch starrte er mir ins Gesicht. Ich dagegen wusste nicht so recht was ich nun machen sollte. Eigentlich müssten die Bit Beast doch langsam bemerkt haben das etwas schief gegangen ist oder etwa nicht? Ich seufzte tief und stellte mich neben Kai. Wenn er die ganze Zeit derjenige gewesen ist der vom Fluch getroffen werden würde hieß das nicht nur das er mich mehr lieben musste als ich dachte sondern es bedeutete auch das Tala dort unten völlig verwirrt im Keller saß und sich bestimmt eine ziemlich schlimme Grippe holte. Komisch über was für banale Dinge man nachdenkt wenn man tot ist oder? Ich wunderte mich über mich selbst. Dann endlich sah ich sie kommen. Black flog als Phönix einmal eine Runde über die Lichtung und landete schließlich neben meinem Körper. Nachdem er sich zurückverwandelt hatte sah er sich suchend um, bemerkte mich schließlich und kam auf mich zu. „Fe...wie fühlst du dich?“ Ich fuhr mit der Hand durch Kais Kopf und sah dann stirnrunzelnd zu Black. „Ich weiß nicht, ich bin ein Geist...“ „Ja, sieht so aus.“ Auch die anderen Bit Beast waren inzwischen angekommen und machten sich über meinen Körper her. Ich verdrehte nur die Augen, so was nennt sich nun Freunde. „Hey Black, willst du mir nicht auch alle meine Kräfte aussaugen?“ Fragte ich bissig und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust während ich zusah wie mein Körper mehr und mehr von weißen Fäden umrahmt wurde. Kai saß noch immer daneben und starrte auf meine Leiche. „Nein...ich habe versprochen das ich dir nichts tue, auch wenn du stirbst und das halte ich.“ Er zögerte kurz und sah sehnsüchtig auf die anderen Geister die immer stärker zu werden schienen und nun in hellem Licht erstrahlten. „Auch wenn es verlockend ist.“ Er seufzte und ich starrte finster vor mich hin. „Was wird jetzt mit mir Black?“ Fragte ich schließlich und sah ängstlich zu ihm auf. „Ich weiß nicht, da du noch hier bist gehe ich davon aus das du die Chance bekommst auch ein Bit Beast zu werden...“ „Echt!?“ „Ja.“ Ernst betrachtete er mich und sagte schließlich leise. „Deine Mutter hat diese Chance ebenfalls bekommen.“ Augenblicklich war alle Trauer verschwunden, aufgeregt sprang ich auf und sah zum Himmel. „Heißt das meine Ma ist irgendwo bei euch und ich kann sie wieder sehen?“ Black schwieg eine Weile und schüttelte schließlich langsam den Kopf. „Nein...sie hat das Angebot abgelehnt und ist gestorben.“ Meine Begeisterung legte sich und ich nickte ernst. „Verstehe...“ „Davon abgesehen...muss das Ganze sowieso noch von Drakon abgesegnet werden und der ist nun nicht gerade ein Fan von dir.“ Das klang alles nicht sonderlich gut aber seltsamerweise hatte ich keine Angst mehr. Es war gar nicht so schlimm zu sterben, wenn man von den Schmerzen am Anfang absieht zumindest, da würde ich diese Hürde auch noch nehmen. Das Einzige was jetzt noch schmerzte war mein Herz. Es war seine Schuld, ich sollte ihn hassen aber ich konnte nicht. Völlig neben sich saß Kai auf dem Boden, starrte ins Leere und murmelte immer wieder zusammenhanglose Sätze die ich kaum verstand. Ihm ging es viel schlechter als mir, denn er würde mit dem schlechten Gewissen leben müssen mich umgebracht zu haben. Ich hätte ihm so gern gesagt das es ok ist und das es mir gut geht, aber das konnte ich im Moment wohl eher nicht. Nach einigen Sekunden in denen ich schweigend neben Kai stand und versuchte mein völlig unsinniges, schlechtes Gewissen zu beruhigen, zog mich Black von ihm fort. „Es wird Zeit, wir müssen jetzt gehen.“ Ich nickte nur und nahm seine Hand. Er lächelte, fuhr seine schwarzen Phönix Flügel aus und führte mich immer weiter dem Himmel entgegen bis wir durch eine unsichtbare Barriere glitten und uns an einem sagenhaften Ort wiederfanden. „Wow!“ Rief ich erstaunt aus und legte eine Hand auf die halb zerfallene, weiße Säule die mir am nächsten stand und nur eine aus einer langen Allee von Säulen war. „Hier lebt ihr?“ Black zuckte mit den Schultern. „Mehr oder weniger, die meisten von uns halten sich bei euch Menschen auf. Das ist interessanter und auch gemütlicher.“ Langsam ging er voraus und wartete alle paar Schritte auf mich damit ich mir auch alles ganz genau anschauen konnte. Im Endeffekt wirkte das ganze wie eine alte Filmkulisse. Irgendwie kalt, verlassen und unecht. Black erklärte das diese Stadt aus der Erinnerung des ersten Herrschers geschaffen worden war und er hatte die Welt in der lebte damals so gesehen. Ich für meinen Teil konnte mir nicht vorstellen das irgendjemand gern in einer Stadt wohnt die aussieht wie das alte Rom nach einem Hurrikane, aber gut, ich wollte mich ja nicht jetzt schon beschweren. Eine gefühlte Ewigkeit lang liefen wir an Ruinen, zerstörten Häusern und halben Mauern vorbei. Dann kamen wir an einer Art Palast an, dessen Dach zwar ebenfalls mehrere Löcher aufwies aber dennoch sah es wesentlich besser aus als der Rest dieser Geisterstadt. „Hier wohnt Drakon.“ Meinte der Phönix tonlos zu mir und schob mich durch die große Flügeltür mit den seltsamen Verzierungen. Ein paar leere Gänge später traten wir in einen großen Saal. Am anderen Ende stand ein Thron und um den hatte sich ein silbergrauer Drache geschlängelt. Er hatte die Augen geschlossen als würde er schlafen, doch ich spürte das er jeden meiner Schritte genau überwachte. Die anderen Bit Beast waren zu meinem Erstaunen ebenfalls anwesend und hatten allesamt den Kopf in tiefer Demut gesenkt. Ich und Black waren die einzigen die hoch erhobenen Hauptes auf das Oberhaupt der Geister zugingen und das schien ihm gar nicht zu gefallen. Langsam hob er den Kopf, der Thron knarrte bedenklich und zwei gefährlich, rot glühende Augen richteten sich auf mich. „So...eine neue, kleine Crowd.“ Hallte es tief durch den Raum und ich erschauderte. Dann richtete das Ungetüm seinen Blick auf Black und ein dreckiges Grinsen entblößte die gelblichen, spitzen Zähne. „Und unser kleiner Pechvogel.“ Blacky reagierte nicht, starr stand er da und starrte auf den Drachen aber ich konnte seine Wut deutlich spüren. Erst jetzt fiel mir auf das Galeon neben dem Thron lag. Müde rieb sie sich die Augen und warf Black ein schüchternes Lächeln zu. Drakon knurrte sofort in ihre Richtung woraufhin sie wie alle anderen den Blick in Richtung Boden senkte. „Was ist euer Anliegen?“ Brüllte er dann fast in unsere Richtung und ich verzog angewidert das Gesicht. Kaum zu glauben wie schnell ich beschlossen hatte diesen Drachen nicht zu mögen, oder lag meine Abneigung gegen ihn doch an meinen Phönix Genen? Wie auch immer, Black trat vor und begann das erste Mal seit wir eingetreten waren zu sprechen. „Wie ihr unschwer erkennen könnt ist mein Schützling vor kurzem gestorben und jetzt erbitten wir um die Erlaubnis ihre Seele zu verwandeln.“ Einen Moment lang wiegte der Drache seinen großen Kopf hin und her, gleichzeitig fixierte er mich und begann wieder zu lächeln. „Und warum...sollte ich dem zustimmen? Wir haben schon zwei Phönixe hier und die machen genug Ärger, warum sollte ich mir noch einen dritten anlachen?“ Black knirschte mit den Zähnen und auch ich wurde sichtlich wütender. Wie konnte dieser Möchtegern Herrscher sich erdreisten so mit mir zu reden wo doch einer seiner Artgenossen überhaupt Schuld daran ist das dieser schreckliche Fluch auf meiner Familie liegt. „Vielleicht...solltet ihr es tun um euch so für das zu entschuldigen was euer Vorgänger angerichtet hat.“ Zischte ich giftig und konnte das erschrockene Gemurmel in meinem Rücken deutlich hören. Der Drache erhob sich langsam zu voller Größe, was heißt das er etwa vier mal so groß ist wie ich und musterte mich mit kaltem Blick. „So weit ich weiß war es damals Dranzers eigene Schuld das es so gekommen war.“ Einen kurzen Moment schwieg er und fügte dann langgezogen hinzu: „Das alles ist nur geschehen weil er Stur war, genau wie du, kleines Phönixmädchen.“ Jetzt platzte mir wirklich der Kragen. Wütend ging ich auf ihn zu, baute mich vor dem großen Wesen auf und starrte angestrengt hinauf. „Gut, Dranzer hat vielleicht einen Fehler gemacht als er sich einem Menschen gezeigt hat. Aber wenn diese dämliche Eidechse von einem Drachen nicht eingegriffen hätte wäre doch gar nichts wirklich schlimmes passiert! Sie wäre eines natürlichen Todes gestorben, Dranzer wäre wahrscheinlich irgendwann hier her zurückgekehrt und das Phönixblut hätte sich mit den Generationen immer mehr verdünnt. Aber nein, er musste meine Familie ja unbedingt mit einem Fluch belegen! Das ist doch so was von kindisch!“ Inzwischen hatte ich mich ziemlich in Rage geredet und bemerkte gar nicht wie die anderen Untergebenen immer blasser und der Drache immer wütender wurde. „Hat er eigentlich jemals daran gedacht was so etwas für uns Kinder bedeutet? Wir können gar nicht richtig anfangen zu Leben, müssen ständig Angst haben bald zu sterben und wachsen außerdem ohne unsere Eltern auf! Ich weiß das ist für ein kaltherziges Wesen wie euch schwer nachzuvollziehen aber es tut wirklich weh wenn man mit ansehen muss wie die eigene Mutter erstochen wird! Nach all dem hätte man ja wohl wenigstens eine Entschuldigung erwarten können, aber wieder nein! Stattdessen darf man sich hier anhören das man anscheinend nicht gut genug ist um ein Bit Beast zu werden! Nicht das ich jemals ein Bit Beast werden wollen würde, ohhhh nein! Aber ohne euch Drachen wäre ich ja auch noch gar nicht tot, ich will verdammt noch mal leben und keine Angst mehr haben alles zu verlieren! Ich will nach Australien, Europa und Asien, aber das versteht ein Dummkopf wie ihr natürlich nicht, es ist wirklich zum Haare ausreißen!“ Nachdem ich endlich mit meiner Rede geendet hatte und völlig außer Atem zu dem mächtigen Geist hinaufsah wurde mir doch etwas mulmig, aber dann hörte ich ein leises Räuspern und drehte mich verwirrt um. Galeon war aufgestanden und sah ihrem Herrn nun direkt in die Augen. „Verzeihen sie Sir, aber ich bin ganz ihrer Meinung. Sie wissen doch genau das wir sie mit eurem Segen sogar wieder zum Leben erwecken könnten und den Fluch könntet ihr auch rückgängig machen.“ Auch die anderen traten vor und sprachen sich einer nach dem anderen für mich aus. Plötzlich schienen sich alle gegen ihren Herren zu stellen der nun ziemlich in die Enge getrieben wirkte. „Heißt das ihr wollt alle das ich sie wieder zum Leben erwecke?“ Die anderen nickten und Black legte schützend den Arm um meine Schultern. „Das seid ihr der Prinzessin schuldig...immerhin liegt es auch an euch das sie all diese Qualen über die Jahre hinweg erdulden musste.“ Drakon seufzte, musterte mich dann und verwandelte sich vor meinen Augen in einen Jungen mit silbernem Haar und Gold funkelnden Augen. Seine Haut war durchscheinend und alles zusammen genommen konnte er einem fast den Atem nehmen. Er schaute zwar finster, streckte dann aber seine perfekte Hand und die zarten Finger nach mir aus. „Lass mich mal dein Medaillon sehen...“ Immer wieder knallte der Blade gegen die Metalltür der alten, verlassenen Lagerhalle. Klong, klong, klong. Es war eine Endlosschleife. Dranzer saß auf einem der Kartons und seufzte als er Kai beobachtete. Vor knapp einem Monat war Fe gestorben und Dranzer hatte es nur mit Mühe geschafft Boris daran zu hindern die Bit Beast einzufangen. Letztendlich hatte er es geschafft, musste aber feststellen das sein Schützling zu nichts mehr zu gebrauchen wahr. Zuerst hatte sich der grau-blauhaarige nicht von der Leiche trennen wollen, dann hatte er sich tagelang ohne etwas zu essen in sein Zimmer eingeschlossen und nun saß er völlig apathisch in dieser beschissenen Lagerhalle und sah zu wie sein Blade langsam aber sicher zu nutzlosem Schrott verarbeitet wurde. „Hey Kai, willst du nicht langsam wieder nach Hause gehen?“ Fragte er ihn zum tausendsten Mal und hockte sich neben den Angesprochenen, der noch immer mit glasigem Blick in die Ferne sah und schließlich kaum merklich den Kopf schüttelte. „Verstehe...“ Der Phönix seufzte. Plötzlich zuckte er zusammen, trat ins Licht der aufgehenden Sonne und starrte erstaunt zum Himmel hinauf. Dann beschlich ihn ein Grinsen, er sah sich nochmals zu Kai um und verschwand dann plötzlich als wäre er nie da gewesen. Noch immer hallten die Aufprallgeräusche des Blades durch die Halle und Kai war schon so daran gewöhnt das er es kaum mehr beachtete. Als es jedoch plötzlich still war sah er doch verwirrt auf, als käme er gerade aus einer ganz anderen Welt. „Hey. Was machst du denn hier du Dummkopf! Bei der Kälte holst du dir noch den Tod!“ Noch immer zeigte er keine Reaktion. War das vielleicht ein Geist? Eine Halluzination? Langsam und stark taumelnd richtete Kai sich auf und stützte sich ächzend an der Wand ab, den Blick allerdings immer auf das Wesen gerichtet das seinen Blade in der Hand hielt. „Was ist? Hast du mich nicht vermisst?“ Frech grinsend trat Fe nun endgültig aus dem Schatten. Wie neu sah sie aus. Die Haut leuchtete, die Augen schimmerten in sanftem grün und ihr Haar wirkte im Sonnenlicht wie echtes Gold. „Fe?“ Seine Stimme klang rau und kratzig, was hauptsächlich daran liegen musste das er seit Stunden nichts getrunken hatte. Noch immer konnte er seine Ungläubigkeit kaum verbergen, was das Mädchen langsam ungeduldig machte. „Um Himmels Willen, ja! Ich bin es, Fe. Das sieht man ja wohl.“ Ein wenig beleidigt über diese kalte Begrüßung verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Aber wenn es dir nicht passt das ich hier bin kann ich auch wieder geh-...“ Weiter kam sie nicht denn Kai stand plötzlich vor ihr und umarmte sie so fest das es sie fast von den Füßen riss. „Nein! Bleib hier!“ Die Worte gingen fast unter in dem leisen Schluchzen als er sein Gesicht fest auf ihr weiches Haar presste. „Bleib...“ Sie nickte vorsichtig. „Keine Sorge, ich bin ja wieder da und du musst dir keine Vorwürfe mehr machen.“ Lächelnd strich sie mit den Händen beruhigend über seinen Rücken und schmiegte sich fest an ihn. Ein paar Minuten lang standen sie einfach so da, genossen die Wärme und das helle Licht. Licht... Es kam ihr vor als hätte sie es jahrelang nicht mehr gesehen und sie musste einige Male blinzeln um überhaupt irgendwas erkennen zu können. „Ich lass dich...“ Kai nahm ein wenig Abstand von ihr um mit beiden Händen ihr Gesicht zu umfassen und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu hauchen. „nie wieder...“ Ein weiterer folgte, dieses Mal allerdings schon ein wenig inniger und ungewohnt sanft, zumindest für seine Verhältnisse. „nie wieder gehen.“ Endete er dann und streichelte ihr zärtlich über die Wangen. Sie quittierte das mit einem Lächeln. „Ich habe eigentlich auch nicht vor noch einmal fort zu gehen. Dafür gefällt es mir bei dir viel zu gut.“ Grinsend zog sie seinen Kopf nochmals zu sich hinunter doch genau in dem Moment als sich ihre Lippen berührten hörten sie ein genervtes Stöhnen hinter sich. „Hilfe, ich kotz gleich! Könnt ihr nicht zu Hause vor euch hinturteln?“ „Sag bloß du bist eifersüchtig Blacky?“ Fe kicherte und Black Dranzer schwang sich von der Kiste auf der er gesessen hatte. „Von wegen, ich will euch nur nicht die ganze Nacht lang beim knutschen zusehen.“ Dann wandte er sich an Kai. „und nur damit das klar ist, solang meine Fe nicht alt genug ist wird mit ihr nichts unanständiges veranstaltet, klar?“ Augenblicklich errötete Feliziti und fuchtelte wütend mit der Hand vor Blacks Nase herum. „Hör auf Black! Vergiss nicht bei wem du in Zukunft wohnen wirst!“ Lässig lehnte sich der Schwarzhaarige gegen die Wand und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich will dich doch nur beschützen.“ Kai fand das nach all den schlechten Nachrichten und den Schrecken der vorhergegangenen Jahre anscheinend schrecklich amüsant und tätschelte Fe nur den Kopf. „Schon ok Fe, reg dich nicht auf. Wenn er zu sehr nervt schmeißen wir ihn einfach raus.“ Fe grinste jetzt ebenfalls und nickte begeistert. „Gute Idee! Oder wir bauen ihm eine Hundehütte vor dem Haus.“ Sie lachten und fühlten sie so befreit wie seit Jahren nicht mehr. Nichts konnte sie jetzt mehr aufhalten oder gar trennen, das würden sie nicht zulassen. „Komm, lass uns nach Hause gehen.“ Er griff nach Fe´s Hand und hielt sie fest. „Nach Hause...“ Wiederholte sie langsam und lächelte dann, es klang so wunderbar. Endlich hatte sie ein echtes Zuhause, eines wo sie tun und lassen konnte was sie wollte. Eines wo es keine Strafen, keine Gefängnisse und keine bösen Erinnerungen gab. Von jetzt an konnte es nur besser werden. Sie gingen zusammen nach draußen, immer der Sonne entgegen und Black sah ihnen lächelnd nach. „Was meinst du Bruder? Wird das gut gehen?“ Dranzer lehnte im Schatten und hatte den Blick gen Himmel gerichtet. „Woher soll ich das wissen? Der Fluch ist endlich gebrochen, das ist das wichtigste. Was die beiden daraus machen können wir nicht beeinflussen.“ Blacky schwieg, ging dann zu ihm und legte einen Arm um seine Schultern. „Ja, richtig. Der Fluch ist gebrochen. Das ist es doch was du immer wolltest oder? Was machst du jetzt?“ Der rote Phönix schloss grinsend die Augen. „Das was jedes Bit Beast macht wenn es einen passenden Blader gefunden hat nehme ich an.“ „Das heißt du bleibst bei uns?“ Er nickte. „Du bist nicht der Einzige der sich um unsere kleine Prinzessin sorgt, vergiss das nicht.“ Sie sahen sich an, lächelten und schwangen sich schließlich mit ihren großen Schwingen zum Himmel hinauf. Wie Engel folgten sie ihren Schützlingen und wachten über sie. Ein unglaublicher Frieden schien über der ganzen Welt zu liegen, überall konnte man die Geister sehen und spüren. Sie waren zufrieden mit der Wendung die diese Geschichte nahm. Endlich würde die Trauer ein Ende haben und auch das schlechte Gewissen das auf jedem von ihnen lastete war endlich von ihren Schultern genommen worden. Alle Augen schienen auf die Prinzessin gerichtet zu sein, die eigentlich gar keine mehr war. Von den Ägyptischen Mumien, bis hin zu den wilden Katzen Chinas und den Drachen Japans. Auch irgendwo tief in Russland war der Blick Richtung Sonnenaufgang gerichtet. „Sie haben es also tatsächlich geschafft?“ „Ja, es ist jetzt vorbei... Bist du traurig das sie fort ist?“ Tala rückte seinen Rucksack zurecht und stapfte weiter durch den Schnee. Nachdem Fe fort war hatte Boris einen plötzlichen Nervenzusammenbruch bekommen und fast alle Schüler hatten die Chance genutzt um zu verschwinden. Er war, wie die meisten anderen auch, auf dem Weg zu seinem Heimatdorf, wo er bereits sehnsüchtig erwartet wurde. Nun blieb er stehen und sah zu seinem Eiswolf auf, ein lächeln lag auf seinen Lippen. „Nicht wirklich. Tief in mir drin wusste ich die ganze Zeit das es so endet. Seit sie damals auf dieser Lichtung stand und mich mit diesem Blick angesehen hat für den ich alles getan hätte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Mir war klar das Kai ihr genauso wenig wiederstehen können würde wie ich. Auch wenn wir es nicht zugeben wollen sind wir uns ziemlich ähnlich.“ Der Schnee glitzerte und knirschte unter seinen Winterstiefeln als er seinen Weg fortsetzte. „Die Beiden gehören zusammen, da kann man wohl nichts machen.“ Der Wolf trabte brav neben ihm her, sah jedoch noch immer nicht völlig überzeugt aus. „Tala...dieses Gerücht mit dem Jungen der sich gegen Boris gestellt hatte und dem dafür ins Bein geschossen wurde...“ „Ja?“ „Warum hattest du dich so mit Boris gestritten?“ Tala sah in die Ferne. Bis zum Horizont sah man nichts als blütenweißen Schnee, was den Eindruck einer endlosen Weite vermittelte. Dann dachte er an Fe und das Lächeln das sie ihm damals so oft geschenkt hatte. Sie war jetzt glücklich und es war richtig so. Warum nur fühlte er sich dann so elend? „Tala?“ Er sah auf. „Nun, ich mochte die Art nicht mit der er Fe zum Tode verurteilt hat. Deshalb hatten wir eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ „Du musst echt verknallt gewesen sein.“ „Halt die Klappe und lass mich aufsteigen. So wird es ewig dauern.“ „Jawohl Boss.“ Er ließ sich in das weiche Fell gleiten, lehnte sich zurück und genoss die ersten Sonnenstrahlen des Jahres. Man konnte es fühlen, der Frühling rückte näher und verdrängte die Schrecken des Winters. Egal wie lang er auch war, irgendwann endete er und mit ihm ging auch eine Ära zuende. Die Ära von den Schülern der gefürchteten Abtei die unter der Leitung des mächtigen Voltaire stand. Es war endlich vorbei. Und irgendwann....irgendwann werden wir uns wiedersehen. Feliziti Crowd, Prinzessin der Bit Beast. ~The End~ Kapitel 29: ein kleiner Vorgeschmack ------------------------------------ Jahre vergingen, Schicksale änderten sich und Familien wurden gegründet. Mit jedem Jahr ließ die Beyblade Weltmeisterschaft Träumer und ehrgeizige Gewinner in die verschiedensten Städte pilgern, wo sie schließlich alle aufeinander trafen. Und ganz am Ende, auf dem Siegerpodest, wussten sie dann das sie etwas erreicht hatten, das ihr Training und all die Anstrengungen nicht umsonst waren. Sie lernten was es hieß ein Team zu sein und wie man neue Freunde fürs Leben finden. Genau auf diesem Platz, wo jeder gern sein würde standen sie beide vor nur wenigen Jahren. Zusammen, als Team, als untrennbare Einheit. „Kai?“ „Hm?“ „Ich werde aufhören...mit dem bladen meine ich.“ „Warum? Bist du mit einer gewonnen WM etwa schon zufrieden?“ Sie lachte und warf ihr blondes Haar zurück während ihr Blick über die begeistert jubelnden Zuschauer glitt. „Natürlich nicht! Aber...ich denke wenn das Kind erst da ist habe ich genug zu tun.“ Kai nickte noch als plötzlich der Sinn ihrer Worte zu ihm durchdrang. „...Kind?“ Dann sahen sie sich an, sehr lange und schweigend bis schließlich etwas wie Stolz in den Augen des Russen aufblitzte und er ihr sanft über den Kopf strich. „Wenn das so ist kann ich natürlich nicht erlauben das du durch die Welt reist, unheimlich viel Spaß hast und großartige Matches erlebst.“ „Ohhhh Kai, Hör auf damit! Du weißt genau wie sehr ich das alles vermissen werde!“ So weit scheint das alles nun zurückzuliegen. Fe ist jetzt eine der berühmtesten Trainerinnen der BBA, jedes Team das sie trainierte hat es mindestens in die Top 5 der WM geschafft. Kai übernahm die Firma seines Großvaters nachdem dieser gestorben war und ist zu Fe´s Leidwesen nur sehr selten zuhause. „Ich bin zurück.“ Die große Flügeltür fiel schwer ins Schloss. „Hey Schatz, du bist schon wieder fiel zu spät...“ „Ach ja? Und wieso habt ihr dann nicht schon angefangen zu essen?“ Augenblicklich verdüsterte sich die Miene der jungen Frau mit dem blonden, hochgesteckten Haar und sie wandte seufzend den Blick von ihrem Mann ab. „Na warum wohl? Weil der junge Herr ja unbedingt seinem ach so tollen Daddy nacheifern muss und lieber trainiert anstatt mit seiner armen, wartenden Mami zu Abend zu essen.“ „Ach Fe, jetzt sei doch nicht so. Er ist eben ein unverbesserlicher Sturkopf und will unbedingt besser werden.“ „...Ich sag ja, wie sein Vater. Nur das du im Gegensatz zu ihm keine 5 in Mathe nachhause gebracht hast.“ „Er wird schon nicht von der Schule fliegen...“ „Natürlich nicht! Weil wir Millionen im Jahr bezahlen damit sich diese armen Lehrer mit deinem Sohn rumschlagen!“ „Er ist auch dein Sohn, süße. Und wenn ich mich recht erinnere warst du mindestens genauso stur und siegbesessen wie ich.“ „...“ Die Blonde schwieg, nickte dann aber langsam und sah zu dem triumphierend grinsenden Kai auf. Er hatte ja recht, man konnte nicht erwarten das Gou bei solchen Eltern zu einem ruhigen, braven Musterschüler wurde, aber trotzdem hatte sie das dumme Gefühl das er sich mit diesen Eigenschaften nur Ärger holen würde. „Wo ist der Sturkopf eigentlich schon wieder?“ „Frag mich bloß nicht...“ „Dort hält sie sich also auf. Hm...bei Kai Hiwatari, diesem berühmten Weltmeister.“ „Ja Herr. Sie wohnen in einer großen Villa außerhalb der Stadt und haben einen Sohn namens Gou Hiwatari.“ „So so, ein Balg hat sie also auch, kaum zu glauben. Sie vögelt sich zu Ruhm und Reichtum und streicht mich dafür völlig aus ihrem Leben. Tse, wenn sie glaubt das sie damit ungestraft davon kommt, irrt sie sich gewaltig. Was ist mit Taya?“ „Wie ihr es befohlen habt, sie ist tot.“ „Sehr schön und was ist mit ihrem Kind und ihrem Mann?“ „Das Kind ist gestern in Japan angekommen und ihr Vater befindet sich in einer Klinik zur Behandlung von Depressionen und Nervenzusammenbrüchen.“ „Fantastisch, alles läuft nach Plan. Dieses Mal wirst du bluten Schwesterchen...“ ~Believe in Darkness ~ demnächst auf ff.de~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)