Eternity von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 16: Pläne ----------------- Die dritte Stunde... nervös knabberte Harry an seinen Fingernägeln und nur Fawkes Picken hielt ihn davon ab, sich blutig zu beißen. „Harry?“, Ron beobachtete seinen Freund schon seit einer halben Stunde besorgt. Er wackelte nervös mit beiden Knien, fraß seine Fingernägel ab und wurde immer bleicher. „Komm schon, das geht doch so nicht weiter! Geh zu ihm!“ Harry sah zu Ron und schüttelte stur den Kopf: „In einer halben Stunde haben wir eh Luc!“ Es war Draco, der einfach, zu McGonagalls Frust, aufstand, Harry auf die Füße zerrte und ihn vor die Tür setzte: „Dad hat eine Freistunde, das weißt du ganz genau! Und jetzt geh, bevor du eine Panikattacke bekommst!“ Harry wollte widersprechen, doch da saß er schon vor der Tür. Und wo er schon mal da war... er musste zugeben, dass es langsam wirklich heftig wurde. Drei Schulstunden. Die meisten Lehrer wussten Bescheid, weswegen McGonagall vermutlich auch nichts gesagt hatte. Sofort schlug er den Weg in das Klassenzimmer für dunkle Magie an. In die Kerker, ganz in der Nähe des Zaubertränkezimmers. Als er es fast erreicht hatte, hörte er aber etwas. Was ging denn hier ab? Das war nicht ein einzelner Professor, der schnell herumlief, das waren mehrere, eine kleine Gruppe. Er wusste nicht, warum, doch statt dem Drang nachzugeben, zu Lucs Büro zu flüchten, wartete er in seiner Nische hinter einer Ritterrüstung ab. Es dauerte nicht lange, bis die Gruppe in Sicht kam. Harry hatte Recht gehabt. Kein Professor. Im Gegenteil, vier Schüler und einen kannte er. Er war in Gryffindor ein Jahr über ihm, der Andere war in Ravenclaw und zwei Slytherins. Was ging hier vor? Das verhieß selten etwas Gutes... Fawkes wollte etwas sagen, Doch Harry hielt ihm den Schnabel zu und schüttelte den Kopf. „Schhh“, flüsterte er. „Ich weiß, was ich tue...“ Dann streichelte er den aufgebrachten, wenig begeisterten Vogel, beobachtete die Gruppe, die stehen blieb bis ein weiterer Slytherin auftauchte. Obwohl alles in ihm danach schrie, weiter zu laufen und sich zu Luc zu flüchten, zwang er sich, hier zu bleiben. „Und?“ Der, der gerade erst dazu gekommen war, nickte. „Nachricht vom Dunklen Lord.“ Oh Scheiße! So nannten den Irren nur seine Anhänger! Das war so was von gar nicht gut! „Was berichtet er?“ Der Slytherin wandte sich an den Gryffindor ein Jahr über Harry. „Er will, dass du Potter einen Portschlüssel unterjubelst und du“, er deutete auf den Ravenclaw, „machst dasselbe mit Malfoy. In drei Tagen sollen sie da sein, spätestens. Ich empfehle euch es morgen irgendwann zu machen, dann ist Freitag, mit etwas Glück fällt ihr Verschwinden vor Montag noch nicht mal auf.“ „Unwahrscheinlich, ich meine, Potter ist die Hure vom Direktor!“ Erneut war es nur Harrys schneller Reaktion zu verdanken, dass Fawkes nicht anfing, empört und aufgebracht zu trillern, und das, wo er am liebsten selbst aufgesprungen wäre, um dem Arsch die Augen auszukratzen. Aber die anderen waren in der Überzahl und er kaum in der Lage, sich im Moment auch nur gegen einen Angreifer zu wehren. Der Slytherin schien zu überlegen. „Kann einer von euch conscripto und kommt an irgendwas, was Potty geschrieben hat?“ Der Gryffindor grinste Höhnisch: „An was Schriftliches komm ich allemal, aber der Zauber sagt mir gar nichts.“ „Dann bring mir was, was Potty geschrieben hat, dann werde ich...“, er lachte kalt, „einen Abschiedsbrief schreiben. Magische Wesen verkraften so was nicht“, er lachte wieder unterkühlt. „Die werden durchdrehen und sich gegenseitig zerfleischen, weil sie sich die Schuld an dem geben werden, was Potty zu tun gedenkt – und nicht mal seine Leiche wird auftauchen...“ Die Gruppe redete weiter, wie toll doch die Welt werden würde, wenn Voldemort sie zu ihren engsten Vertrauten machen würde, wenn er denn die Regierung von England übernommen habe. Nun da Dumbo aus dem Weg war und der Junge der lebte in ihren Augen kein Hindernis mehr darstellte. Was war eine magische Kreatur auch groß wert? Kaum waren die Schüler weg, versuchte Harry aufzustehen. Doch er schaffte es nicht. Er zitterte und vor seinen Augen spielten sich schreckliche Bilder ab. Sev, wie er durchdrehte und getötet wurde. Luc, wie er... seinen Verstand verlor. Statt aufzustehen, rollte er sich in sich selbst zusammen und wiegte sich apathisch hin und her, zwei seiner Finger bluteten inzwischen so heftig hatte er in den letzten paar Minuten darauf herum gebissen. Fawkes kreischte auf und verschwand in einer schwarzen Flamme. Harry merkte nicht, wie seine Klassenkameraden nah an ihm vorbei gingen, in Richtung Klassenraum. Er war vollkommen in seiner Panik gefangen. Und das belauschte Gespräch hatte es nicht wirklich besser gemacht. „Natürlich...“, wollte Severus gerade ansetzen. Er hatte ein Mitglied des Schulausschusses hier, als eine Feuersäule auftauchte und Fawkes sich herausbildete, aufgeregt, fast schon panisch trillernd. Kurz überlegte der Tränkemeister, ob es klug wäre, seine Barrieren zu senken, denn das der Phönix so durchdrehte konnte nichts Gutes bedeuten. Dann sah er zu dem Politiker. Schlechte Idee. Sollte er die Schilde, die er sonst nie hoch hatte, senken, könnte er durchdrehen, was sich kaum gut machen würden. „Entschuldigen Sie mich bitte kurz“, bat er ruhig, stand auf, ging in die Privaträume, zum Kamin und warf eine Hand Flohpulver hinein, den aufgeregten Phönix noch immer im Schlepptau. Es dauerte nicht zu lange, bis Lucius’ Kopf in den Flammen auftauchte. „Was gibt es?“ „Ist Harry bei dir?“ „Nein, Draco hat gesagt, er hätte ihn schon vor etwas mehr als einer halben Stunde aus dem Klassenzimmer geworfen, weil er kurz davor war, sich selbst blutig zu beißen. Aber da er nicht bei mir ist, dachte ich, er ist zu dir... er ist nicht bei dir?!“ Oh toll! Was hatte Harry nun schon wieder geschafft?! „Luc, senk unter gar keinen Umständen deine Schilde, ich schicke dir Fawkes, ich denke, er kann dich zu ihm führen! Und ich komme, sobald ich kann!“ Kaum hatte Severus das gesagt, tauchte die Feuersäule auch schon vor dem Dunkelveela auf. „Mister Malfoy, Mister Weasley, übernehmen Sie die Klasse. Sorgen Sie für Ruhe, ich bin gleich wieder da!“ Und damit folgte er dem aufgebrachten Feuervogel. „Was sagt mir nur, dass Harry nicht bei Sev ist?“, fragte Draco leise an Ron gewandt. Beide waren vor gegangen und überwachten da, dass alle ihre Arbeit machten, die sie tun sollten. „Vielleicht die Tatsache, dass ausgerechnet dein Vater gerade panisch hinter Fawkes herstürmt?“, schlug Ron trocken vor, doch er sagte weiter nichts. Reine Verschwendung von Atem. Er machte sich Sorgen um Harry, doch er wusste inzwischen, dass es keinen Sinn hatte, sich verrückt zu machen. Obwohl es wirklich interessant wäre, herauszufinden, was er dieses Mal getan hatte. Lucius folgte Fawkes, der auf einmal begann, wie wild um eine Rüstung zu flattern. Er trat näher und sah zu seinem entsetzen, seinen Gefährten apathischen dasitzen, die Arme eng um die Beine geschlungen, sich hin und her wiegend. Wie hatte das geschehen können. Er wusste, Draco hatte Harry früh genug losgeschickt und offensichtlich hatte er nicht vorgehabt, zu Sev zu gehen, da der ihnen ja gesagt hatte, dass heute ein wichtiger ‚Gast’ kommen würde! Sanft holte er Harry hervor, drückte den kalten Körper an sich und sah sich um. Dann lief er schnell zurück zum Klassenzimmer, doch statt hinein zu gehen, öffnete er die Wand an sich, er wollte Harry nicht unter aller Augen in sein Büro tragen. Also nutzte er einen einfachen Trick, um so in Selbiges zu kommen, was das Schloss zum Glück zuließ. In seinem Büro legte er Harry vorsichtig auf das Sofa, wo der Jüngere sich sofort wieder zusammenrollte. „Harry“, sprach er leise, küsste den Anderen sanft und nahm dessen Hände in seine eigenen. Es schien endlos zu dauern, bis das Zittern etwas aufhörte und die grünen Augen sich wieder öffneten. „Hörst du mich?“, fragte er ruhig. Harry blinzelte, ihm wurde endlich wieder warm. „Luc!“ „Ich bin da“, bestätigte der Veela. „Was ist passiert? Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen? Warum hast du es denn so weit kommen lassen? Das war unnötig!“ „Ich... Dray!“ „Was ist mit ihm?“, fragte Lucius, nun wirklich aus dem Konzept gebracht. Vor allem, da Harry verzweifelt versuchte, sich aufzurichten, doch er drückte den Jüngeren zurück. „Ruhig. Er ist nebenan beim Unterricht, warum? Was ist denn los?!“ Als Harry das hörte, sackte er erleichtert in sich zusammen und zwang sich selbst, tief durchzuatmen, bevor er auf Lucius’ Schoß kletterte und sich an ihn klammerte. „Sie... sie wollen ihn entführen... sie wollen...!“ „Was? Harry, ruhig, erzähl bitte von Anfang an.“ Fawkes Trillern und die leichten Berührungen brachten Harry dazu, tatsächlich ruhiger zu werden und er erzählte, was er gehört hatte. Von dem Brief sagte er nichts, auch nicht davon, dass er ebenfalls entführt werden sollte. Nur die Sache mit Draco eben. Lucius hielt Harry fest an sich gedrückt. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. Harry hatte bewusst eine Panik in Kauf genommen, um zu schützen, was ihm wichtig war. Er hatte schon lange mit so etwas gerechnet. Doch dass dieser Irre nun auch noch Schüler mit in diese Sache zwang, war ihm wirklich zu viel. „Würdest du die Schüler wiedererkennen?“ Harry nickte. „Und Fawkes sicher auch“, gab er leise zurück. „Ich... bin so müde...“ Lucius sah auf die Uhr. Die Doppelstunde war gut bis zur Hälfte um und er wollte Harry nicht wirklich allein lassen, aber er musste sich um die Schüler kümmern. Er wusste nun schließlich, wo der Jüngere sich befand. „Dann schlaf“, schlug er leise vor. „Ich bin direkt nebenan. Schick einfach Fawkes, oder ruf, wenn du was brauchst. Sev kommt sicher auch gleich.“ Harry nickte und kuschelte sich zusammen. Es dauerte nicht lange, bis er schließlich einschlief, sichtlich am Ende mit seinen Kräften. Erst einige Minuten später erhob Lucius sich und übernahm den Unterricht wieder, gab den Schülern Hausaufgaben und entließ sie fünf Minuten vor dem Klingelzeichen. „Draco, Ronald, bleibt bitte zurück“, meldete er dann noch ruhig. Beide nickten und packten ihre Sachen merklich langsamer, bevor der Blonde schließlich genervt fragte: „Was hat er diesmal...?“ „Vermutlich dir deinen Hintern gerettet“, unterband Lucius den Rest des Satzes sofort. „Was?!“ Auch Ron sah verwirrt aus. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Harry noch in den Unterricht kommen würde, aber damit sicher nicht. „Draco, du solltest morgen mit einem Portschlüssel zum dunklen Lord gebracht werden, Harry hat im Gang eine Ansammlung Schüler gesehen, die ihn misstrauisch genug gemacht hat, zu bleiben, statt zu mir zu gehen. Er hat sie belauscht.“ „Warum mich und nicht ihn? Warum sollte der dunkle Lord mich wollen, wenn er ihn haben könnte?“ Lucius runzelte die Stirn, bevor ihm etwas aufging. „Vermutlich auch ihn“, gab er dann leise zurück. „Auch wenn er darüber nichts gesagt hat.“ „Und was jetzt?“, fragte Ron ruhig. „Draco und ich müssen...“ „Ron, bring bitte den Lehrern eine Entschuldigung“, er beugte sich über den Schreibtisch und schrieb einige Zeilen. „Eine Entschuldigung für Harry und Draco. Ich will kein Risiko eingehen und bitte, nimm selbst von niemandem etwas, dem du nicht hundertprozentig vertraust.“ Der Rotschopf nickte ernst und nahm den Zettel entgegen. „Wie geht’s Harry?“ „Er ist müde“, gab der Blonde ruhig zurück und wartete dann bis Ron gegangen war. „Dad?! Was soll ich bitte tun? Was soll das?!“ „Denkst du im Ernst, ich lasse dich jetzt raus?“, fragte Lucius ruhig und trat zu seinem Sohn, packte ihn an den Schultern und zwang ihn, ihn anzusehen. „Ich liebe dich, Draco. Du bist mein Sohn und Erbe und ich werde dein Leben nicht wegen deines Stolzes aufs Spiel setzen! Ich habe keine Lust, dass du entführt wirst!“ Der Jüngere schwieg betreten. Es war wirklich selten, dass der Andere so ... aufgeregt war. „Was soll ich denn jetzt tun?“, fragte er dann. „Rumsitzen und Däumchen drehen?“ „Du wirst in unsere Wohnung gehen“, meldete sich die Stimme von der Tür ruhig. „Ich bilde mir ein, genug Bücher zu besitzen, die dich beschäftigen dürften. Und dann würde ich gern wissen, was hier los ist. Luc?“ Der Langhaarige nickte: „Geh durch den Kamin“, befahl er seinem Sohn, der tatsächlich brav verschwand. Erst dann sah er zu Severus. „Das hat gedauert.“ „Weißt du, wie nervig diese Idioten vom Ausschuss sind? Ich musste ihnen das Chaos darlegen, was ich hier zu bewältigen habe, um mehr Mittel zu bekommen. Damit ich den Schaden beheben kann, den dieser Idiot vor mir heraufbeschworen hat! Was ist mit Harry? Und warum ist Draco in Gefahr?“ Lucius erklärte es dem aufgebrachten Vampir, brachte ihn dann in sein Büro, wo Harry lag, blass und unruhig schlafend. Selbst jetzt knabberte an seinen Fingernägeln, diese unselige Angewohnheit, die er nach Ginnys Auftritt angenommen hatte. Vorsichtig zog er Harrys Hand aus dem Mund und stellte entsetzt fest, dass er sich an mehreren Fingern blutig gebissen hatte. „Hast du noch Unterricht?“ „Ja, zwei Klassen.“ „Ich nehme ihn mit hoch und lege ihn ins Bett. Ich kann auch oben arbeiten. Und erst mal seine Finger wieder in Ordnung bringen.“ Er hob Harry hoch und wartete, bis Lucius nickte, bevor auch er im Kamin verschwand, wo er zu seiner Überraschung, sogar von Draco erwartet wurde. „Kann ich helfen?“ Severus sah zu Draco, bevor er Harry auf das Sofa legte. „Mein Tränkeschrank, die Tür auf der Harry steht“, gab er Anweisungen. „Ein einfacher Heiltrank und ein weiches Tuch.“ Er wartete, bis Draco weg war, bevor er schnell ins Büro ging, um sich einen Stapel Akten zu beschaffen, den er sich in Reichweite stellte, dann hob er Harrys Kopf und setzte sich so, dass der auf seinem Schoß liegen konnte. „Onkel Sev, die Sachen. Was hat er?“ „Nichts Schlimmes, nur angefressene Finger.“ „Dabei hat Ron ihm noch gesagt, er soll’s lassen“, stellte Draco trocken fest. Severus zuckte mit den Schultern. „Er stand unter wahnsinnigem Stress“, gab der Tränkemeister zu bedenken. „Du kannst in das Gästezimmer und lesen oder so“, schlug er vor. „Oder deine Hausaufgaben machen.“ Draco verdrehte die Augen, nickte und verschwand. Erst dann holte Severus den Lappen und träufelte etwas von dem Trank darauf, nahm seine linke Hand und begann, die blutig gekauten Nägel zu verarzten. Sie heilten schnell beim Zusehen, es war ja auch nichts Weltbewegendes, bestenfalls einfach nur unangenehm. Kurz verzog Harry sein Gesicht, dann kuschelte er sich einfach zurecht und schlief weiter, nun aber entschieden ruhiger, als auf Luc’s Sofa. Auch ihm war klar, dass die Drohung sicher nicht nur gegen Draco gerichtet worden war, sondern sicher auch gegen Harry. Aber das hatte er wohl nicht für wichtig gehalten, der Junge dachte immer noch entschieden zu wenig an sich selbst. Doch diese Nachricht bedeutete auch eines: Die Gefahr wurde uneinschätzbar. Sie mussten handeln. Der Krieg musste enden, jetzt, hier und vor allem schnell. Wenn Voldemort nun schon Minderjährige rekrutierte, wurde es zu heftig. Er würde diese Kinder als lebenden Schutzwall missbrauchen. Statt seine Akte zu nehmen, blickte er zu Harry, der eng an ihn gekuschelt schlief. Sie mussten es beenden. Harry hatte gelernt, Zauber zu reflektieren. Viel mehr würde er nicht brauchen. Aber damit würde es vermutlich nicht getan sein, denn auch wenn Voldemort besiegt sein würde, seine Leute würden auf Rache aus sein und Harry war so schon vollkommen am Ende. Er würde nicht noch mehr Aufmerksamkeit der Medien verkraften. Er hatte eine regelrechte Kameraallergie entwickelt. Hier zu bleiben war ohnehin für niemanden eine Option. Draco wollte Tränkemeister werden und studieren, von den Noten her würde er es auch auf die Universität von Salem schaffen. Die Schule konnten die beiden auch anders beenden. Sie konnten allein lernen und die Prüfungen im Ministerium ablegen. Das machten viele reinblütige Zauberer so. Sie ließen die Kinder zu Haus unterrichten und dann die Prüfungen ablegen. Auch Luc hatte es erst so machen wollen. Doch dann hatte er sich doch für eine Schule entschieden, um Draco die Möglichkeit zu geben, Freunde zu finden. Ob Harry die magische Schule überhaupt beenden wollte, stand auf einem ganz anderen Blatt. Der Junge lernte gut, doch er quälte sich oft durch den Unterricht. Er mochte einige Fächer, andere aber machten ihm große Schwierigkeiten. Harry war intelligent, aber er konnte sich kaum konzentrieren. Vielleicht war er einfach ausgebrannt. Das wäre eine gute Erklärung. Und kein Wunder, bedachte man, wie Harry von allen Seiten unter Druck gesetzt worden war. Ein Jahr Pause war sicher gut für ihn, dann konnte er entscheiden, ob er das Jahr nachholen wollte oder nicht. Aufgrund seines Berufswunsches war es nicht nötig. Sanft strich er durch die schwarzen Haare. Ganz ehrlich – auch er war froh, wenn er hier alles schmeißen konnte, das hatte er auch dem Schulratsmitglied verkündet, als der gefragt hatte, ob er wirklich einen Assistenten bräuchte. Der Mann hatte ihn angesehen, wie ein Thestral, wenn er im Regen stand. Und Lucius’ politische Karriere... nun, auch der Mann wirkte eigentlich ziemlich müde. Auch ihm würde ein Jahr nicht schlecht tun. Es würde für sie alle gut sein, eben weil sich dann ihr Bund beruhigen und sich festigen konnte. Und hatte Harry nicht gesagt, dass er die Welt sehen wollte? Es gab so viel, von dem er nichts wusste. Die magischen Stätten der Kelten und Germanen, die wahren Schätze der Pyramiden, die Drachenkolonien. Was ihn selbst anging, sein eigener Laden konnte auch noch gut und gern ein weiteres Jahr warten. Sein Name war gut genug, um das zu verkraften und wichtige Tränke konnte er immer noch brauen. Den Wolfsbann für den Werwolf oder sonst was. Apropos... der war auch noch nicht wieder aufgetaucht. Doch er war sich ziemlich sicher, wo sie ihn finden würden, so er noch am Leben war. Es war warm, als Harry aufwachte. Er fühlte sich ruhig und er war umgeben von dem Geruch nach Kräutern. Zufrieden kuschelte er sich tiefer in die Wärme und wollte weiter schlafen, doch eine Hand strich über seine Wange. „Komm, Harry. Mach die Augen auf, es ist schon fast zwei Uhr nachmittags. Du musst langsam mal was essen“, sprach Severus ruhig. Der Grünäugige hob den Blick und lächelte schüchtern. „Ich... hab keinen großen Hunger...“ Severus seufzte leise und strich durch die langen Haare. „Das kommt von der Panik“, gab er leise zurück. „Aber du musst was essen. Das weißt du.“ Der Jüngere seufzte und richtete sich unwillig auf. Er sah Severus an: „Hat... hat Luc Dray Bescheid gesagt?“ „Draco ist im Gästezimmer. Mach dir um ihn keine Sorgen. Und Ron hat einen Überwachungszauber und einen Notportschlüssel bei sich.“ „Dann ist gut...“ „Hat man auch mit deiner Entführung gedroht?“ Überrascht blinzelte Harry. „Wie...?“ Der Tränkemeister seufzte nur: „Das nennt sich logische Schlussfolgerung“, gab er nur zurück. Er brachte Harry dazu sich aufzusetzen und deutete auf das Tablett. Darauf war ein Teller mit Lasagne und eine Schale mit Eis und Schokosoße sowie ein Glas mit Blutorangensaft. Harry wusste, dass er nicht drum rum kommen würde. Also machte er sich daran, etwas in dem Essen rumzustochern. Auch seinen Nachtisch aß er nicht auf, bevor er sich wieder bequem neben dem Anderen zurechtkuschelte. Ja, Severus war sich jetzt ziemlich sicher. Er ließ das Tablett nebenbei verschwinden, aber er hatte seine Bestätigung gefunden. Harry war ausgebrannt und es war mehr als an der Zeit, das hier zu beenden. „Harry...“ Der Angesprochene sah überrascht auf. „Was ist?“ „Wärest du bereit, das hier zu beenden?“ Sofort klammerte der Jüngere sich an ihn. „Was... was meinst du?“ „Nicht die Beziehung, du Dummkopf“, gab der Tränkemeister sanft zurück und küsste ihn. „Den Krieg.“ „Den...? Aber wie denn?!“ Der Griff allerdings lockerte sich merklich. „Indem wir diesen Idioten die Portschlüssel abnehmen, uns zu ihm bringen und ihn herausfordern.“ „Aber... aber das ist doch gefährlich für euch!“ „Glaub mir“, gab der andere nur trocken zurück. „Ich habe schon Schlimmeres erlebt und Luc auch. Du gehst hier langsam aber sicher unter dem Druck ein und ich will nicht, dass das passiert.“ „Was muss ich tun?“, fragte Harry nur leise. Er wusste nicht, was Severus mit seinem letzten Satz meinte, aber er war der Angelegenheit schon lange müde. Er wollte nur noch in Ruhe gelassen werden. Severus strich dem Anderen weiter über die Haare. „Der Zauber, den wir mit dir geübt haben...“ „Ja?“ „Du bist stark genug, um seinen Avada Kedavra zu reflektieren.“ „Aber...!“ „Ehrlich“, lächelte der Tränkemeister. „Du bist weitaus stärker, als du es dir selbst zutraust. Du kannst ihn reflektieren. Du musst ihn nicht selbst sprechen. Und wenn es vorbei ist, kannst du hier weg.“ „Weg?“ „Auch wir haben keine Lust von Presseidioten umzingelt zu werden und hier wird nach Voldemorts Verschwinden die Hölle los sein. Nicht zu vergessen, dass es genug Irre geben wird, die versuchen werden, sich zu rächen. Also wäre es nur vernünftig, für eine Weile zu verschwinden.“ „Aber... die Schule?!“ „Du musst nicht in die Schule gehen, um sie zu beenden“, erklärte Severus ruhig. Hogwarts hat etwa siebzig Schüler, die nur zu Prüfungen ins Ministerium gehen und Unterlagen zugeschickt bekommen.“ Harry nahm diese Information einfach hin. „Kannst du mir sagen, wer die Schüler waren?“ „Marc Tammony aus dem Jahrgang über mir in Gryffindor. Theodore Nott aus Slytherin, ein Huffelpuff und ein Ravenclaw, aber Marc hat angeblich die beiden Portschlüssel.“ Severus nickte. „Ich werde mich um die Sache kümmern, sobald Luc hier ist. Dann sorge ich dafür, dass deine Freunde eingesammelt und mit Draco in eines von Lucs Anwesen nach Griechenland gebracht werden, wo wir uns nach der Geschichte treffen werden. Da sind sie sicher.“ Harry kuschelte sich an den Anderen: „Wenn es nur endlich vorbei ist...“ Griechenland hörte sich toll an. Er hatte Bilder von den Tempelruinen gesehen und er wusste, da war es meistens wesentlich wärmer als hier. Auch, wenn er nicht wirklich glaubte, dass das alles so einfach werden würde. Aber wenn die Anderen daran glaubten... Draco stellte seinen Koffer ab, so wie auch Ron, Neville, Susan und Luna. Sie standen in einer hohen, eleganten Halle, deren Decke auf goldgerandete, mit Stuck verzierten Säulen ruhte. Der Boden bestand aus einem Mosaik, die Wände waren mit mythischen Szenen geschmückt und deutlich spürte man die schützende Aura des Anwesens. Er sah zu seinem Vater, der ruhig da stand, einen zweiten Portschlüssel aus der Tasche ziehend. Von Onkel Sev und einem Harry, der mit den Nerven ziemlich am Ende war und so tat, als wäre alles in Ordnung, hatte er sich schon verabschiedet. Er hatte Angst um seinen Vater und seine Freunde, denn auch die beiden ältesten Weasleys würden mitkämpfen. Es war schon ein unglaubliches Kräftemessen gewesen, die Zwillinge mit hierher zu bekommen. Er wollte seine Familie nicht verlieren, nicht seinen Vater und genauso wenig seinen Patenonkel oder seinen neuen, guten Freund, der sich so schon mit allem so schwer tat. Sein Dad hatte Recht. Harry war sehr unsicher und überspannt. Und gerade das Wissen um den bevorstehenden Kampf hatten ihn zu einem nervösen Wrack gemacht. Die letzten beiden Tage hatten sie alle die Zeit damit verbracht, ihn abzuhalten, sich die Fingernägel selbst abzufressen. Er wartete, bis die Hauselfen die anderen weggebracht hatten, bevor er seinen Vater ansah: “Bitte, passt auf und kommt zurück“, flüsterte er. Draco fühlte sich so schon schuldig, weil er nicht seinen Teil dazu beitrug, aber da Harry selbst ihm den Kopf gewaschen und ihn regelrecht weggejagt hatte, zusammen mit Ron, hatte er klein beigegeben. Und ganz ehrlich – jetzt war er trotzdem froh in Sicherheit zu sein und Susan in selbiger zu wissen. Bis hierher würde der Krieg nicht vordringen. Selbst, wenn etwas schief gehen sollte, was er wirklich nicht hoffte. Lucius lächelte nur und zog seinen Sohn in seine Arme, drückte ihn an sich. „Keine Sorge“, versuchte er ihn zu beruhigen. „Wir haben nicht vor, uns umbringen zu lassen. Und mit etwas Glück frühstücken wir morgen zusammen im Garten.“ Draco zwang sich ebenfalls zu lächeln, obwohl er sehr wohl wusste, wie groß die Gefahr für seinen Vater war. Er erwiderte die Umarmung. „Ich will euch wieder sehen“, bekräftigte er noch mal: „Wenn nicht, ist Griechenland bald um eine Ruine reicher.“ Er wusste, wie sehr sein Vater gerade dieses Anwesen liebte. Lucius hob eine Augenbraue: „Wenn ein Stein nicht da liegt, wo er hingehört, wenn ich wieder da bin, lege ich dich übers Knie. Alter hin oder her!“ Draco lächelte. „Dann wirst du schon herkommen und es überprüfen müssen.“ „Das fürchte ich auch“, gab er trocken zurück, dann küsste er Draco noch mal auf die Stirn und im nächsten Moment war er weg. Draco blickte auf die Stelle, wo eben noch sein Vater gestanden hatte. Sein Magen zog sich zusammen und wieder kam das Schuldgefühl in ihm noch. Er musste sich zusammenreißen, um sich abwenden zu können, überrascht, ausgerechnet Neville an der Treppe zu sehen. „Gibt es Probleme?“, fragte er ruhig. Neville lächelte etwas. „Mach dir keine Sorgen. Harry und die anderen kommen zurück. Harry wird aussehen, als hätte er eine Beziehung mit einem Fleischwolf gehabt, aber sie werden alle hierher kommen. So war es immer. Und er ist viel stärker geworden, seit er... mit deinem Vater und Professor Snape zusammen ist. Er... er hat einen neuen Sinn in seinem Kampf gefunden. Und dann wird er wie ein Löwe kämpfen.“ Draco musste nun doch richtig lächeln. „Das denke ich auch und Dad und Sev sind ja auch... Kämpfer, die nie gezeigt haben, was sie wirklich können. Voldi hält sie immer noch für schwach.“ „Siehst du. Du musst nur an sie glauben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)