Penalty of Life von abgemeldet (wenn die Strafe zum Verlangen wird) ================================================================================ Kapitel 11: Zu nah ------------------ Oh man. Das war ja was. Ich steckte noch mitten im gestrigen Tag. Meine Gedanken drehten sich um nichts anderes. Doch wie ich es gesagt hatte kamen mir noch haufenweise Fragen in den Sinn. Da war zum Beispiel die Tatsache das er in meinem Bad aufgetaucht war. Er hatte keine Leiter benutzt, er war nicht durchs Haus gekommen. Er kam durchs Fenster. Genau so wie er wieder verschwunden war. Wie hatte er das gemacht? Ein normaler Mensch konnte das doch gar nicht schaffen. So hoch konnte niemand springen und wenn jemand aus dieser Höhe springen würde läge er am Boden und würde sich nicht bewegen können. Und was machte er? Er war einfach verschwunden. Das ergab doch keinen Sinn. Diese Gedanken hatte ich als ich mich gerade im Bad fertig machte. Ich war gerade mit Zähneputzen fertig als ich zum Fenster ging. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Schließlich öffnete ich das Fenster und sah nach unten. Es war sehr tief. Mindestens 10 Meter. Das würde man nicht unbeschadet überstehen. Ob ich es wohl aufprobieren sollte? Scheiße. War ich denn völlig übergeschnappt. Ich hatte doch nicht wirklich gerade daran gedacht aus dem Fenster zu springen. Aber warum bitte wurde ich denn rot? Mein Blick wanderte über das alte Haus und plötzlich wusste ich warum. Ich sah nicht viel, doch das was ich sah genügte mir. Ein Paar blutrote Augen. Er beobachtete mich also schon wieder. Na gut, es ging nur wenn ich im Bad war, denn in mein Zimmer konnte er von dort aus ja nicht gucken. Also wie sollte er bitte... Von dort aus. Das hieß nicht das es keinen Weg gab. Würde er vielleicht auf einem Baum sitzen und hinein sehen? Das war sicher das nächste was ich ihn fragen würde. Ich ging zurück zu meinem Waschbecken, kämmte mir die Haare und ging dann in mein Zimmer. Der Kleiderschrank war perfekt. Jahrelang hatte ich ihn gehasst, doch jetzt liebte ich ihn. Er stand gegenüber dem Fenster das ich immer verbarrikadierte wenn ich nicht da war. Dort war ein Tümpel, früher war es mal ein kleiner See doch jetzt war er zugewachsen. Dort standen keine Bäume und es gab keine Möglichkeit irgendwie hinein zu sehen. Man müsste schon Spiderman sein um das zu können. Und das zweite Fenster, welches sich an der rechten Wand befand war natürlich umgeben von Bäumen. Also gab es reichlich Möglichkeiten hinein zu sehen. Und jetzt kam mein Kleiderschrank ins Spiel. Die Türen waren groß genug das ich mich dahinter stellen konnte, von dem Fenster an der rechten Wand aus konnte man mich also nicht sehen. So konnte ich mich ungestört umziehen. Ich musste nicht befürchten das er mich beobachten würde. Ob ich ihm das überhaupt zutraute war gar nicht die Frage. Und ich würde ihn auch nicht Fragen soviel stand fest. Eigentlich konnte man erwarten das er es nicht tat, das würde zu ihm passen, doch nichts desto trotz war er ein Junge. Was natürlich bedeutete er wäre durchaus im Stande es zu tun. Ich hatte mich fertig umgezogen, schloss die Türen von meinem Kleiderschrank wieder und sah mich in meinem Zimmer um. Gefrühstückt hatte ich bereits. Es hatte nicht sehr lange gedauert da keiner da war. Mein Vater und meine Mutter waren Einkaufen und der Giftzwerg war bei seinen Freunden. Zum Glück, für mich, wohnten die nicht in unserem Ort. Ich war ihn also sehr oft los. Nicht oft genug aber besser als gar nichts. Schnell ging ich in die Küche, schrieb einen Zettel ich wäre draußen und hätte mein Handy mit wenn irgendetwas wäre und trank noch schnell etwas. Dann fiel mir ein das er ja keine Küche hatte. Würde er etwas zu trinken haben? Ich hatte nichts rumstehen sehen. Einen Kühlschrank, in dem er etwas aufbewahren konnte, gab es nicht und einen Kasten hatte ich auch nicht gesehen. Vermutlich hatte er also nichts. Ich ging aus der Küche geradewegs den Flur entlang und nahm mir eine Flasche Cola aus der Packung. Dann ging ich wieder hinter, steckte sie in meine Tasche, prüfte ob ich auch alles hatte und zog dann meine Schuhe an. Ein letztes Mal sah ich auf die Uhr. Er hatte ja sowieso gesehen das ich schon wach war, also warum noch länger warten. Es waren zwar nicht 9 Stunden, es waren 8 einhalb, aber was bitte wollte er tun? Mich zwingen noch eine halbe Stunde zu schlafen? Das würde ich sowieso nicht können. Gut, ich hatte alles, war fertig angezogen, ich konnte los. Und warum setzte ich mich nicht in Bewegung? Diese war wieder eine dieser Fragen die ich mir nicht erklären konnte. Angst hatte ich keine mehr. Ich wusste ja das er nicht die Absicht hatte mir etwas zu tun. Warum ich ihm da so blind vertraute wusste ich auch nicht. Ändern konnte ich es sowieso nicht, also zwang ich mich die Treppe hinunter zu gehen. Ich hatte gerade die Haustür hinter mir geschlossen als ich hörte wie ein Auto die Straße hochfuhr. Ich sah noch keins, aber ich konnte es hören. Das kleine Dorf in dem ich wohnte lag auf einem kleinen Berg. Man konnte sofort hören wenn ein Auto die Straße den Berg hinauf fuhr. Ich wusste zwar nicht wer es war, aber ich wusste aus irgend einem Grund das ich mich besser verstecken sollte. Ich sah mich um und fand einen Busch hinter dem ich mich sofort versteckte. Ich hatte recht gehabt als ich dachte ich müsste mich verstecken. Hätten meine Eltern mich jetzt gesehen hätten sie mich sicher nicht gehen lassen. Pech nur das sie mich nicht gesehen hatten und das ich schon weg war. So konnten sie mich nicht zurück holen. Sollten sie mich anrufen würde ich sagen ich könnte nicht weil ich gerade beschäftigt war und würde auflegen. So einfach war die Geschichte. Warum sollte ich beim Kochen helfen wenn der Giftzwerg sich so einfach verdrückt hatte. Gut ich war die ältere von beiden, ich war ein Mädchen und ich würde meiner Mutter ab und zu mal unter die Arme greifen müssen. Doch jetzt in diesem Moment sprachen einige Dinge dagegen. Ich würde garantiert meinen Tag mit Liam nicht gegen Kochen mit meiner Mutter tauschen. So viel stand schon mal fest. Ich wartete also bis sie alles ins Haus gebracht hatten und schlich mich dann über den Hof zur Tür des alten Hauses. Vorsichtig, ich wollte keinen Krach machen, drückte ich die Klinke nach unten und betrat das Haus. Hinter mir schloss ich dir Tür und drehte mich dann um. Nichts hatte sich verändert. Zumindest konnte ich nichts erkennen. Ich sah mich gar nicht weiter um, sofort ging ich auf die Treppe zu und nach oben. Verdammter Mist! Die Wand war repariert wurden. So schnell? Hatte er das etwa in der Nacht gemacht. Aber so etwas würde doch sicher seine Zeit brauchen. Vor allem da er eine Tür zu reparieren hatte, eine versteckte Tür. Verwundert sah ich mir die Wand an. Die Tapete war wieder vollkommen in Ordnung. Nicht der Ansatz einer Rille wo die Tür aufging. Ich sah mir die komplette Wand an, konnte aber nichts finden. Und dann hörte ich ein leichtes Lachen direkt hinter mir. Eigentlich hätte ich es mir doch denken müssen. Trotzdem erschrocken drehte ich mich um und sah ihn an. Er grinste. So langsam könnte es mir doch eigentlich egal sein. Ich hatte es schon so oft gesehen. Doch es ließ mich immer wieder erstarren. Also, wie nicht anders zu erwarten, stand ich da und starrte ihn an. Er lachte immer noch leise vor sich hin, wand dann aber den Blick von mir ab. „Wies aussieht hast du leichte Probleme mit der Tür.“ Wies aussieht hatte ich leichte Probleme mit der Tür? Wies aussieht war da keine Tür. Er konnte mir noch so viel erzählen, das was ich sah überzeugte mich mehr. Dort war keine Tür. Fast unmerklich trat er neben der rechten Treppe auf ein Stück Holz das etwas aus dem Boden ragte. Es war fast nicht zu sehen doch es war da. Und dann ging die Tür auf. Eigentlich drehte sich ein Teil der Wand einfach nur das man hindurchgehen konnte. Und als sich dieser Teil der Wand drehte schubste er mich an und drückte mich noch weiter an Liam heran. Und die Tür drehte sich immer weiter. Meine Hände lagen auf seiner Brust und ich wurde immer weiter zu ihm gedrückt. Als die Tür endlich komplett gedreht war stand ich so dicht an ihm das man denken konnte ich würde mich an ihn lehnen. Natürlich war er keinen Zentimeter nach hinten gewichen als die Tür sich gedreht hatte. Warum auch? Ja. Warum war er nicht zurück gewichen? Warum nicht? Ich versuchte von ihm weg zu gehen doch es ging nicht. Im Rücken hatte ich die Kante der Tür und vor mir stand er. Ich kam nicht weg. Es ging gar nicht. Zur Seite wäre noch eine Möglichkeit gewesen. Doch ich wurde von vorne und hinten so eingeengt das ich mich nicht mehr bewegen konnte. „Ähm ... könntest du ... ich mein würde es dir was ausmachen ...“ Warum zum Teufel brachte ich denn jetzt keinen vernünftigen Satz zu Stande? Es gab in letzter Zeit so viel was einfach nicht wahr sein durfte und das war sicher eines davon. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Aber natürlich war es wahr. An so etwas würde ich im Traum nicht denken. Gut, also ich meine nicht die Situation an sich, sondern eher die Umstände die mich in diese Situation gebracht hatten. Warum ging er nur nicht weg? Was sollte das? Ich nahm allen Mut zusammen den ich aufbringen konnte um einen vollständigen Satz zustande zu bekommen. „Könntest du mich bitte loslassen?“ Loslassen? Er hielt mich doch gar nicht fest. „Ich halte dich doch gar nicht fest.“ Das Grinsen das ich gerade gesehen hatte versuchte er zu unterdrücken doch ganz gelang es ihm nicht. „Gut, das nicht, aber ich komm hier nicht weg wenn du nicht zurück gehst. So hab ich das gemeint.“ Wow, ich hatte noch einen Satz zustande bekommen. „Ach so, wenn das so ist.“ Er ging ein stück zurück aber ich bewegte mich nicht wirklich. Ich hatte jetzt alle Bewegungsfreiheit die ich brauchte um mich von ihm zu lösen, doch ich tat es nicht. Verwundert und immer noch leicht grinsend sah er mich an. „Reicht das etwa noch nicht?“ „Ähm ... doch.“ Sofort löste ich meine Hände von seiner Brust und trat einen Schritt zur Seite. Ich wusste nicht was ich tun sollte, ich wusste nicht auf was ich meine Aufmerksamkeit lenken sollte damit er mich nicht mehr so ansah. Dann sah ich auf das kleine Stückchen Holz. „Also ... wenn ich da drauf trete dann geht die Tür auf?“ „Ja.“ „Und geht sie von alleine zu?“ „Nein, das musst du machen.“ Er ging hinein und wartete anscheinend auf mich. Schnell ging ich ihm hinterher und sah zu wie er die Tür schloss. An der Wand links neben der Tür war ein Knopf. Kein alter Kerzenhalter? Schade. Na ja, es war eben alles etwas moderner heut zu tage. „OK. Soweit hab ich das verstanden. Und auf geht sie auch wieder da und zu dann wieder so wie sie draußen auch auf geht?“ „Ja. Du lernst schnell.“ Sollte das jetzt etwa eine Andeutung sein? Ach, wer weiß. „Gut.“ Mittlerweile war die Tür zu und wir standen mehr oder weniger im Dunkeln. Warum war hier nie Licht? „Sag mal warum ist hier eigentlich kein Licht?“ „Ich mag elektrisches Licht nicht besonders.“ „Und warum sind dann oben die Fenster vernagelt?“ „Hast du das etwa schon vergessen?“ Leicht vorwurfsvoll sah er mich an. „Niemand darf erfahren das ich hier bin. Jeder würde wissen das ich hier bin wenn ich die Fenster ungeschützt lassen würde. Es wäre doch sicher auffällig wenn in einem alten, heruntergekommenen Haus neue Möbel und Computer und so was stehen oder?“ „Ja stimmt.“ Mit gesenktem Kopf ging ich die Treppe hoch. Warum ich nicht selber daran gedacht hatte. Vielleicht weil ich nicht klar denken konnte? Vielleicht weil er in meiner Nähe war? Das war wahrscheinlich auch der Grund warum ich nicht klar denken konnte. „Aber so wie ich gesehen habe weißt du wie man Türen Sinnvoll benutzt.“ Er schmunzelte und ich sah ihn schockiert an. Was sollte das bedeuten? Oh mein Gott. War er etwa doch auf einem der Bäume gewesen? „Hast du etwa in mein Zimmer geguckt?“ „Kurz, ja.“ „Spinnst du? Das kannst du doch nicht einfach machen. Was fällt dir ein?“ Wir waren mitten auf der Treppe stehen geblieben. „Ich dachte mir das du so reagieren würdest wenn dir in den Sinn kommt ich könnte vielleicht auch in dein Zimmer gucken. Ich wollte es einfach ausprobieren.“ „Heißt das jetzt etwa ich bin berechenbar?“ Empört sah ich ihn an. „Nein.“ Er bliebt natürlich ganz ruhig. „Ich hab dir doch gesagt ich würde deine Denkweise gerne verstehen. Was natürlich alles andere als einfach ist. Und das war eine gute Gelegenheit zu testen wie viel ich schon über dich weis.“ „Ah ja. Und hast du das schon öfter gemacht?“ „Nein. Zumindest nicht wenn du dich umgezogen hast.“ „Und was wäre gewesen wenn ich die Tür nicht aufgemacht und mich nicht dahinter gestellt hätte?“ Oh. Wollte ich das wirklich wissen? „Dann hätte ich natürlich nicht hingesehen. Das gehört sich schließlich nicht. Keine Sorge, es war das erste Mal und es wird das einzige Mal bleiben.“ Puh. Jetzt war ich erleichtert. „Gut.“ Mehr sagte ich dazu nicht und ging nach oben. Auch hier sah noch alles wie am Tag zuvor aus. Ich nahm meine Tasche ab, legte sie über die Lehne des Sofas und setzte mich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)