Kirika von -Leon- (Ein Schicksal zweier Lebewesen) ================================================================================ Kapitel 2: Ein aufgeweckter Jungdrache -------------------------------------- Erste Chronik: Drachenpfad Die Jahre kamen und gingen, doch ebensowenig wie Lemuria veränderte sich Kirika, welcher kein bisschen von seiner Entdeckungslust verlor. Schon lange bevor er sich überhaupt auf die Suche nach einem eigenen Hort machte, hatte er bereits fast die ganze Insel erkundet, kannte sie fast so gut wie seine Eltern – lediglich das Westrandgebirge, das Territorium der Farbdrachen, und den Krater verbaten ihm seine Eltern zu besuchen. Enttäuscht darüber, doch verstehend weswegen sie ihm dies nicht erlaubten, beugte er sich ihren Anweisungen und machte sich stattdessen daran die Insel immer und immer wieder aufs neue zu erkunden, immer wieder doch noch etwas zuvor Unbekanntes entdeckend. Doch mit den Jahren testete Kirika immer weiter die Grenzen aus, wann auch immer seine Eltern ihn nicht beobachteten. Er schlich sich in das Gebiet der Farbdrachen hinein, anfangs nur wenige Schritte, bald jedoch tiefer hinein, allzeit darauf bedacht weder von den Farbdrachen noch von seinen Eltern entdeckt zu werden – wenngleich er, hätte man ihn gefragt, nicht sagen hätte können ob er sich mehr Sorgen wegen einer Entdeckung der Farbdrachen oder seiner Eltern machte. Aber noch mehr als das Territorium der Farbdrachen war der junge Drache von dem Krater selbst angezogen. Im Prinzip wusste er, was ihn in dem Drachenterritorium erwartete und weswegen er nicht dorthin gehen sollte, doch alldies traf nicht auf den Krater zu. Ganz im Gegenteil, all die Erzählungen über diesen mystischen Ort hatten ihn nur noch neugieriger darauf gemacht, und so kam es wie es kommen musste, und eines Nachts schlich sich der damals immer noch für Drachen recht junge Kirika ohne wissen seiner Eltern auf den Berg ohne Spitze. Wie die Nächte zuvor war auch diese kristallklar, die Sterne auf dem Himmelsdach strahlend und die Insel der Drachen in ein wunderbares Licht einhüllend. Kirika hatte sich dazu entschlossen in seiner humanoiden Gestalt, welche der eines reinblütigem gestrandeten Menschenjungen glich, den er vor nicht allzulanger Zeit auf einer seiner Erkundungstouren getroffen hatte, auf den Berg zu klettern –fliegen würde unter Umständen zu offensichtlich sein. Der Aufstieg war definitiv nicht einfach, vor allem ohne jedes Hilfsmittel, doch Kirika hatte in den Wochen davor bereits im Hinblick auf sein diestägiges Vorhaben fleissig das Klettern in ebenjener Gestalt geübt, damit er den heutigen Aufstieg schaffen würde. Es dauerte fast die halbe Nacht, doch schlussendlich bezwang er den Berg und fand sich auf dem äußersten Rand des Kraters wieder. Sicherlich, er hatte den Krater schon des öfteren aus der Distanz gesehen, wenn er über die Insel geflogen war, doch dies war das erste Mal, dass er den Krater aus der Nähe betrachten konnte. Wenngleich es dort eigentlich nichts besonderes zu sehen gab, nur Bäume die über die Jahre hinweg wieder dort gewachsen waren, so war es für Kirika selbst doch ein atemberaubender Anblick. Ohne zu zögern stürmte er hinunter in den Krater, fest entschlossen selbst den letzten Winkel dieses ihm noch unbekannten Teil der Insel zu erkunden. Nichts besonderes war zu sehen und doch war es das größte Erlebnis der Welt für den jungen Kirika. Unermüdlich durchqueerte er den sich im Krater befindlichen Wald, erkundete die Flora und Fauna dort, die Schrammen und Erschöpfung, welche er vom Aufstieg mitgenommen hatte, vollends vergessend. Doch es sollte nicht bei einem solch simplen Ausflug bleiben, denn das Schicksal hatte etwas anderes geplant. Inmitten des Waldes nahm Kirika die Geräusche eines anderen Wesens wahr. Neugierig wie er nun einmal war ging er den Geräuschen nach, sich keine Gedanken darüber machend, dass es sich um ein Raubtier oder dergleichen handeln konnte. Doch wie sich bald herausstellte, handelte es sich nicht um ein Tier, zumindest nicht um eines der normalen Art – Kirika stand einer anderen humanoiden Gestalt gegenüber, einer humanoide Gestalt hinter welcher sich ohne jeden Zweifel ein wahrer Drache verbarg. Ein wahrer Farbdrache. Bisher kannte der Jungdrache diese Drachengattung nur aus den Erzählungen seiner Eltern, hatte sie erst wenige Male in weiter Distanz fliegen sehen. Doch hier stand er nun einem gegenüber, alleine, an dem unwahrscheinlichstem Ort den man sich für ein solches Treffen vorstellen konnte. Die Mahnung seiner Eltern schoss durch seinen Kopf, dass er, sollte er sich jemals alleine einem Farbdrachen gegenüber sehen, als schnell als möglich weglaufen sollte. Doch dies war nur einer von zwei vorherrschenden Gedanken, der Andere, Stärkere, war der der Kuriosität, was der andere Drache wohl an diesem verbotenem Ort machte. Neugierig sprach er diese Frage aus, und was an der Reaktion seines Gegenübers deutlich zu bemerken war, war, dass dieser ihm zwar ebenso feindlich gesinnt wie er diesem auch, doch es sich offensichtlich auch bei dem Farbdrachen um einen jungen unerfahrenen Drachen wie es Kirika selbst auch war handelte. Aus einer simplen Frage wurde ein hitziges Wortgefecht, in welchem für beide Seiten klar wurde, dass sich beide aus dem selben Grund unbefugt an diesem Ort befanden. Aber dieses Gespräch währte nicht lange, denn nur wenige Minuten nach dem Beginn ihrer Begegnung vernahmen beide Kampfeslärm über ihren Köpfen. Zeitgleich wanderten ihre Blicke gen Himmel, wo sie zwei Drachen einen erbitterten Kampf gegeneinander führen sahen – direkt über dem Krater. Selbst nach nur wenigen Momenten des beobachtens war offensichtlich, dass sich die beiden Drachen nicht im geringsten zurückhielten, sie unerbittert kämpften – was auch immer es war, um das sie kämpften. Er war spektakulär, doch nur von kurzer Dauer, denn alsbald Kirika seinen Blick wieder auf sein Gegenüber wandte, hatte dieser sich bereits in seine wahre Gestalt zurückverwandelt und erhob sich in den Himmel, hinauf zu den beiden Kämpfenden. Aprupt kam deren Kampf zu einem Ende, nur noch böse Blicke wurden gewechselt bevor der alte Farbdrache mit dem jungen Farbdrachen, welcher bis eben noch vor Kirika gestanden und mit diesem ein Wortgefecht ausgetragen hatte, sich zurück in das Westrandgebirge zog. Der Metalldrache sah diesen noch eine Weile nach, bevor er seinen Blick nach unten richtete, genau auf Kirika, wie der Jungdrache erschrocken feststellen musste. Elegant flog der alte Drache hinab in den Krater und landete direkt neben dem jungen Metalldrachen, forderte den Jungen auf ihm zu folgen –eine Aufforderung die keinen Widerspruch duldete. Nach einem wortlosem Flug erreichten die beiden schließlich den Hort des alten Metalldrachens, in welchem sie sich niederließen. Er war Kirika nicht böse dafür, dass er an diesem Ort gewesen war, wie der Jüngling befürchtet hatte, oder zumindest sprach er dieses Thema nicht an. Er belies es bei einer Erkundigung weswegen der Jungdrache dort gewesen war und ob er den anderen jungen Farbdrachen kannte, was dieser wahrheitsgemäß beantwortete – zu groß war sein Respekt als das er es gewagt hätte zu Lügen. Abgesehen von dieser Tatsache, log Kirika generell nur äußerst ungerne, er ließ höchstens das eine oder andere Detail aus. Der Drache selbst stellte sich als Karajix vor, ein majestätischer Golddrache, wie Kirika bereits anfangs bemerkt hatte. Der Kampf den er mit dem anderen Drachen ausgefochten hatte war von den beiden aus unterschiedlichen Gründen geführt worden. Der Golddrache hatte den Luftraum des Kraters schützen wollen, aufdas der rote Drache dort nicht was auch immer anstellen konnte. Der rote Drache jedoch hatte offensichtlich nur seinen Schützling, den jungen Farbdrachen dem Kirika begegnet war, gesucht. Hätte nicht bereits die Sonne begonnen  aufzugehen, so wäre das Gespräch vermutlich noch länger gegangen, doch so waren sich beide Drachen einig, dass Kirika besser zurück zum Hort seiner Eltern fliegen sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)