Novemberwind von abgemeldet (...auf der Suche nach der wahren Liebe) ================================================================================ Kapitel 3: Neue Freundschaft ---------------------------- „Und? Alles glatt gelaufen?“ fragte die Sportlehrerin, als Simon zurückkehrte. Er nickte nur und setzte sich an den Rand des Spielfeldes. Was Florians Mutter ihm erzählt hatte lies ihn keineswegs kalt. Er kannte die Geschichte aus eigener Erfahrung: alleinerziehende Mutter mit schwerem Job hat wenig Zeit sich um ihr Kind zu kümmern. Er hatte das selber eine Weile erleben müssen. Nur dass seine Ma schnell einen guten Job gefunden hatte und sich ihre Verhältnisse rasch besserten. Sogar verliebt hatte sie sich wieder... Simon fasste den Entschluss Florian zu helfen. „Wie geht es Fly jetzt?“ fragte ein Mädchen das ebenfalls auf der Ersatzbank neben Simon saß. „Hm? Ich hoffe besser. Ich habe ihn nach Hause gebracht,“ antwortete Simon mit einem Lächeln. „Was ist denn passiert?“ das Interesse des Mädchens verwunderte Simon. Doch er war gern bereit sie aufzuklären. Vielleicht konnte man ja so neue Attacken verhindern. „Ach, die anderen haben ihn geärgert, aufgezogen, ihm seine Sachen geklaut. Sie haben ihn ausgelacht und zum Schluss unter die laufenden Duschen gejagt.“ „Wirklich? Ich wusste gar nicht, dass Julian so fies sein kann,“ gestand sie ehrlich. Simon nickte. „Das hat den Armen so mitgenommen, dass er sich absichtlich verletzt hat.“ „Was??? Verletzt?“ „Ja, mit einem Kronenkorken hat er sich die Arme zerschnitten.“ „Oh Gott!“ „Wir haben Florian zur Ärztin gebracht und die hat ihn gleich verarztet. Jetzt schläft er hoffentlich und denkt nicht mehr daran...“ „Der Ärmste. Sag mal, warum hilfst du ihm denn? Du bist doch erst neu und kennst Fly gar nicht?“ blinzelte das Mädchen. Simon lachte leise. „Ich kann es nun mal nicht ausstehen, wenn andere Grundlos angegriffen und aus Intoleranz erniedrigt werden,“ sagte Simon. Das Mädchen wirkte beeindruckt. Auch auf dem Nachhauseweg musste Simon an den Kleinen denken. Sein hilfloser Blick war ihm wie eingebrannt. Fly erwachte am Abend mit brummendem Schädel und glühenden Armen. Mühsam stand er auf und ging ins Bad. Durch den Spiegel blickte ihn eine blasse Person an. Ihre Wangen wiesen rote Flecken auf und der schwarze Kajal um die Augen war verwischt und verlaufen. Seufzen drehte Fly den Wasserhahn auf und schöpfte sich das kühle Nass ins Gesicht. Ein wenig erfrischt ging er zurück in sein Zimmer. Die Mutter hatte ihn gehört und holte ihm etwas aus der Küche. „Wie fühlst du dich?“ fragte sie als sie das Zimmer betrat. Fly hob müde den Kopf. Er zog die Schultern hoch. „Mies...“ Die Mutter nickte. „Ich... habe dir etwas zur Stärkung gemacht...,“ meinte sie vorsichtig. Sie wusste wie leicht er überreagieren konnte, vor allem nach diesen Erlebnissen... Fly sah den Teller in ihrer Hand. ‚Wo hat sie die denn her?’ fragte er sich erstaunt, als der die Erdbeere entdeckte. Die Mutter wurde unsicher. „... wenn du nicht willst, dann...“ „Nein,“ sagte Fly schnell. „Ich würde gern etwas essen.“ Leider waren seine Arme noch zu schwach und er konnte nicht allein essen. Aber er ließ sich ohne zu murren von der Mutter füttern. In gewisser Weise genoss er diese Zuwendung auch. War es doch selten, dass sie sich so um ihn kümmerte. Schließlich arbeitete sie hart. Zufrieden leckte er sich über die Lippen, nachdem er die letzte Erdbeere gegessen hatte. „Wie bist du denn an die gekommen?“ fragte er nun doch laut. Die Mutter lächelte. „Ach, eine Kollegin hat mir gesagt wo es welche gibt. Ich dachte mir dass du vielleicht mal wieder welche möchtest. Da habe ich sie schnell geholt während du geschlafen hast,“ antwortete sie. Fly beugte sich vor und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Manchmal konnte sie sogar richtig lieb sein… „Danke.“ „Wenn... du noch irgendwas möchtest, sag mir bescheid, ja?“ sie stand auf und schaffte den Teller in die Küche. Dabei fiel ihr der Zettel auf dem Garderobenschrank ins Auge. Simons Nummer... „Florian?“ der Kleine wandte den Blick vom Fenster ab und seiner Mutter zu. Das Telefon stand in seinem Zimmer. „Simon hat mir hier seine Telefonnummer gegeben... und sagte, du sollt ihn anrufen, wenn du wach bist...“ sie legte den Zettel neben den Apparat. Fly nickte langsam. Simon... er hatte ihn hergebracht. Bei dem Gedanken wurde er wieder ein Stück weit rot. ‚Na gut’ dacht er, ‚bedanken sollte ich mich schon dafür.’ Seufzend stand er auf und ging zum Telefon. Er tippte die Nummer, stellte auf „Laut hören“ und wählte die Nummer. Tuuuuut........tuuuut....... „Petters?“ fragte eine äußerst tiefe Männerstimme. „Ähm... hier ist Florian Uhlig, kann ich bitte Simon sprechen?“ Fly war nervös. „Einen Moment...“ es wurde eine Weile still in der Leitung. „Ja? Simon Petters?“ „Hallo, hier ist Florian...“ „Hey! Na wie geht’s dir?“ fragte Simon freudig. „Ähm, besser,“ antwortete Fly. „Das klingt aber nicht überzeugend.“ „Nicht wirklich, is eben wie es is...“ „Tut’s denn noch weh?“ Simon wollte es genau wissen. „Geht schon...“ „Lügner,“ grinste Simon in den Hörer. Fly musste lächeln. „Stimmt, aber das bin ich gewöhnt. Das macht mir nichts aus.“ „Boah Florian! Dir vielleicht nicht, aber anderen schon. Deine Ma ist zum Beispiel nicht begeistert von dem was dir antust,“ Simon konnte nicht anders. „Ach echt? Was kümmerts dich?“ fragte Fly emotionslos. „Hm, ne ganze Menge. Sie hat mir erzählt, dass du das häufig tust. Und sie macht sich Sorgen um dich.“ „Warte, soll das jetzt ne Moralpredigt werden?!“ Fly wurde ungehalten. „Komm mal wieder runter, musst nicht gleich sauer werden.“ „Ja, was mischst du dich auch ein! Du hättest mich einfach in Ruhe lassen sollen!“ „Na klar, aufgeschlitzt und ohne Insulin.“ „...“ Fly fehlten die Worte. Woher wusste er das denn? „Ich hab deine Spritzen gefunden, oder vielmehr die Lehrerin, deren Name ich grade vergessen hab. Als ich die gesehen habe da hab ich vielleicht Panik gekriegt! Ehrlich mal! Nicht mal Julian hätte dich da liegen gelassen, wenn er das wüsste!“ Fly schwieg noch immer. „Mir geht das nun mal gegen den Strich, wenn es anderen mies geht. Vor allem wenn sie nichts dafür können...“ Simon dachte dabei an seinen besten Freund Lukas. Fly saß mit trüber Mine da. ‚Er hat ja Recht’ dacht er. Wie konnte er auch so blöd sein und vergessen sich zu spritzen? Auf Simon war er nicht mehr sauer, mehr auf sich selbst. „Hey, Fly? Bist du noch dran?“ Simons Stimme klang ernsthaft besorgt. „Hm...“ „Gut, ich dachte schon...“ „Tut mir leid, wollte nich so..., so“ „Zickig sein? Das kenn ich schon von Typen wie dir.“ half Simon schmunzelnd aus. Fly musste lächeln. „...genau, wollte nicht so zickig sein. Eigentlich wollte ich mich ja bedanken... dafür dass du mir ... geholfen hast.“ Fly war heilfroh, dass dies kein Bildtelefon war. „Kein Thema. Ich hätte nur gern schon eher was getan, aber Julian hat das verhindert.“ Fly schüttelte den Kopf. „Nich so schlimm, das passiert doch ständig. Vor jeder Sportstunde...“ „Sag jetzt nicht dass du daran gewöhnt bist, das glaub ich dir nämlich absolut nicht.“ „Nein, bin ich auch nicht. Ich versuch es zwar zu ignorieren, aber...“ „Hey, kein Problem. Wenn du willst rede ich mit Julian mal ein ernstes Wort. Aber du solltest dich jetzt noch ausruhen, ok?“ „Hm, is gut.“ „Schön, sehen wir uns morgen in der Schule?“ fragte Simon. „Hm, Frau Doktor stellt sonst was mit mir an, wenn ich nicht komme.“ „Das glaube ich. Also dann bis morgen!“ „Ja, und danke, … auch fürs Zuhören.“ „Gerne! Tschau!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)