Novemberwind von abgemeldet (...auf der Suche nach der wahren Liebe) ================================================================================ Kapitel 7: Die Chance --------------------- Fly ging wieder zur Schule. Auch wenn er Angst hatte. Angst vor den Blicken der Schüler, vor ihren Gedanken. Aber vor allem hatte Fly Angst vor sich selbst. Würde er mit der neuen Situation fertig werden? „Florian? Hey warte mal!“ Livia kam über den Gang gerannt, was ihr einige missbilligende Blick von Schülern und Lehrern einbrachte. „Hm? Livia?“ Sie verschnaufte kurz und redete dann fröhlich drauf los. „Schön dass du wieder kommst! Die anderen werden sich auch freuen.“ „Echt?“ Sie nickte energisch. „Klar, wir alle haben dich vermisst.“ Wie auf Kommando grinsten ihn einige vorbeigehende Schüler an. So was war Fly gar nicht gewohnt. „Was ich eigentlich wollte…“ holte Livia ihn aus den Gedanken. Frau Sentira will dich heute nach dem Unterricht in ihrem Büro sprechen.“ Fly rutschte das Herz n die Hose. Was wollte seine Klassenlehrerin von ihm? „Keine Panik,“ lächelte Livia. „Es geht um das Schulfest, soviel kann ich schon verraten.“ Mit einem Zwinkern ging sie vor ihm in den Klassenraum. „Hey, alles klar?“ Simon sah Fly skeptisch an. „Hm?!“ „Du siehst aus, als wärest du dem Teufel persönlich begegnet.“ „… nein, bin ich nicht. Ich soll nur nach dem Unterricht zu Frau Sentira,“ antwortete er. Simon grinste. „Du wirst doch wohl nichts aufgefressen haben?“ „Nein, sie will irgendetwas mit dem Schulfest…“ „Na wenn es weiter nichts ist. Keine Aufregung, wird schon nicht so wild!“ ermutigte Simon ihn. ~Nach der Schule im Büro der Klassenlehrerin…~ Frau Sentira sitzt über einem Stapel Dokumente und arbeitet, als Fly das Zimmer betritt. „Ah Florian! Gut dass du kommst, ich lese gerade etwas über das Schulfest. Setzt dich doch,“ sie lächelt. „Möchtest du etwas Tee?“ fragt sie und deutet auf die dampfende Kanne neben sich. Schüchtern nickt Fly. „Danke…“ sagt er und nimmt die warme Tasse entgegen. „Sie wollten mit mir über das Schulfest sprechen?“ „Ja, das wollte ich. Aber zuerst möchte ich dich fragen, wie es dir geht?“ Überrascht sieht Fly die Lehrerin an. Warum wollte sie das denn wissen? „Ähm… eigentlich gar nicht mal so schlecht…“ „Haben sie aufgehört dich zu ärgern?“ fragt sie konkreter nach. Fly schüttelt nur den Kopf und starrt in seine Tasse. „Nein, es ist zwar weniger geworden, aber aufgehört hat Julian nicht.“ Warum er diesen Namen nannte wusste Fly selber nicht. „Julian?“ Wieder nickt Fly. „Na dann werde ich wohl mal ein ernstes Gespräch mit ihm führen müssen.“ Sie schreibt kurz etwas in ihren Kalender. „Und sonst? Wie ich gesehen habe, scheinst du endlich Anschluss gefunden zu haben.“ Fly muss lächeln. „So könnte man es nennen.“ „Ich glaube Simon übt einen guten Einfluss auf dich aus. Deine Unterrichtsleistungen haben sich verbessert und ich habe dich sogar schon einmal richtig lachen gesehen. Das ist schön zu sehen.“ Fly blinzelt und bekommt durch das offene Lob sofort wieder seine roten Flecken. „Außerdem hat sich die Klasse dir gegenüber auch verändert,“ fährt sie fort. „Als du nach dieser Flugblattaktion, die im Übrigen auf das tiefste verurteile, nicht mehr zur Schule kamst, bekam ich viele Anfragen. Fast die Hälfte der Klasse wollte wissen was mit dir ist und warum du so oft fehlst. Diese Loyalität hat mich selbst ein wenig überrascht.“ „Ja, das hat mir Livia schon erzählt… hätte ich nie gedacht,“ gab Fly zu. Die Lehrerin lächelt ihn an. „So, nun aber mal zum Schulfest!“ tatkräftig sucht sie in ihren Aufzeichnungen. „Du weißt vielleicht, dass wir anlässlich des einhundertjährigen Jubiläums der Schule ein Fest veranstalten.“ Fly nickt. War ja auch schon oft genug an den Aushängen zu lesen gewesen. „Gut. Also wir haben ein umfangreiches Programm geplant. Aktionen für Schüler und Eltern, eine Ausstellung über die Geschichte des Hauses, ein kleines Theaterstück der AG dazu, Catering und so weiter. Zur Ausgestaltung des Ganzen haben wir die Schüler gebeten Vorschläge zum Programm einzureichen. Bisher haben wir einige sehr viel versprechende Beiträge bekommen. Tanz, Schauspiel, Akrobatik und sogar eine Lightshow.“ Staunend hört Fly zu und wärmt sich dabei an seiner Tasse. Aber was hatte das alles mit ihm zu tun? Die Frage schien ihm auf der Stirn zu stehen, denn die Lehrerin kam sogleich dazu. „Warum ich dich sprechen wollte, hat mit einem Vorschlag zu tun, der mir eingereicht wurde. Ich glaube kaum, dass du davon weißt, aber die Absenderin bekundete mir, dass es sich lohnen würde.“ Fly verstand nur Bahnhof. „Uns fehlt noch ein Beitrag in der Richtung Musik. Und ich habe gelesen, dass du ein sehr begabter Musiker sein sollst. Deshalb wollte ich fragen ob du uns auf dem Schulfest nicht vielleicht eine Kostprobe deines Könnens geben kannst?“ Fly war wie erschlagen. Woher…? Vor allem wer…? „Du musst mir deine Entscheidung nicht sofort kundtun. Überleg es dir und sag mir bescheid, wenn du dich entschieden hast. Ich würde mich freuen, wenn du dich bis Ende der Woche bei mir melden würdest.“ ~ „Das hat sie gesagt?!“ Simon blinzelte Fly an. Er hatte auf Fly gewartet und war nun mit ihm auf dem Weg zur Bibliothek. „Ja, sie will mich nicht zwingen, fände es aber schön, wenn ich spielen würde.“ Simon überlegte eine Weile. „Na dann mach es doch.“ Fly sah seinen Freund ungläubig an. „W-was?“ „Klar, warum nicht? Ich finde du solltest es machen. Du bist echt gut! Es gibt bestimmt viele an der Schule, die Musik machen. Vielleicht sogar noch mehr die Gitarre spielen und dazu singen. Aber nach meiner Meinung kann dir niemand das Wasser reichen.“ „Meinst… du wirklich?“ Fly war unsicher. „Sicher! Ich habe dich schon oft im Park gehört. Auch wenn du es manchmal nicht mitbekommen hast. Ich kann zwar nur von mir sprechen, aber ich sag ungelogen, dass mich deine Musik verzaubert. Für einige Zeit fühle ich mich wie in einer anderen Welt…“ „E-echt?“ Simon lächelte und nickte. „Das ist meine Meinung dazu. Aber denk noch mal in Ruhe nach bevor du dich entscheidest. Mich würde es freuen, wenn du es machst.“ Wieder herrschte eine Zeit lang schweigen in der Fly einige Dinge überdachte. Was hinderte ihn daran zu spielen? Lieder hatte er genug und er zweifelte auch nicht an seinen Fähigkeiten. Nur hatte er noch nie vor so vielen fremden Leuten gespielt. Aber vielleicht… vielleicht konnte er seiner Angst ja abhelfen… „Sag mal Simon…?“ „Hm?“ „…würdest… würdest du es dir… anhören?“ verlegen sah Fly zu Boden, denn er hatte einen Entschluss gefasst. „Was anhören?“ „Na, kommst du und hörst es dir an, wenn ich auf dem Fest spiele?“ Simon lachte und blieb stehen. „Was glaubst du denn? Ich würde keine Chance auslassen, um deine Lieder zu hören.“ „Sicher?“ „Ganz sicher, versprochen. Ich höre es mir hundertprozentig an.“ Dabei legte er Fly freundschaftlich den Arm um die Schultern. Glücklich lächelnd sah Fly zu ihm auf. „Gut, dann werde ich spielen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)