Samantha von Henry_Morgan (Mein neuer Vater - mein Lehrer) ================================================================================ Kapitel 1: Ein ganz normaler Schultag ------------------------------------- „Hey Sam…na wie geht’s dir?“, begrüßte mich Holly am Morgen, als ich sie aus dem Wagen meiner Mutter ausstieg. „Ganz gut, nur fuhr vor uns mal wieder so ein Sonntagsfahrer…man war der langsam! Immer wenn man es eilig hat, tuckern die vor einem her!“, stöhnte ich und ging zu ihr. „Sei doch froh, du wirst wenigstens jeden Morgen gefahren!“, entgegnete sie und wir gingen los, „Ich muss jeden Morgen mit dem Bus fahren…und der Busfahrer hat schon wieder so nen Mist gelabert! Kennst den ja…und dann seine Selbstgespräche!“, stöhnte Holly genervt und kramte ihr Handy raus. „Hast du ne SMS bekommen?“, erkundigte ich mich. „Nein, aber ich wollt mal gucken, wie viel Uhr wir haben!“, antwortete sie grinsend und steckte es wieder weg. „Warum fragst du mich dann nicht einfach, ich hab ne Armbanduhr an!“, erklärte ich und kickte einen Stein durch die Fußgängerzone. „Na ja, sonst haste sie ja nicht an!“, entgegnete sie und drehte sich um. „Was hast du denn jetzt schon wieder geguckt?“, fragte ich ein wenig angenervt. „Ach ich wollt nur gucken, ob Lars auch durch die Stadt geht…“, antwortete sie und ging weiter. „ Der fährt doch immer mim Zug zum Südbahnhof!!! Merk dir das doch mal!“, stöhnte ich und ging schneller. „Was bistn du wieder so gereizt heut morgen?“, erkundigte sie sich. „Ich bin nur davon angenervt, das du dich jeden Morgen umdrehst um zu gucken, ob Lars auch durch die Stadt geht, obwohl du genau weißt, dass er immer mit dem Zug fährt!“, antwortete ich genervt. „Entschuldigung…das sagt die Richtige!“, entgegnete Holly. „Was soll das denn bitte heißen? Ich dreh mich nicht jeden Tag um, um zu gucken ob was weiß ich wer auch durch die Stadt geht!“, zickte ich sauer. Warum konnte sie nicht einfach mal die Klappe halten? In letzter Zeit nervte sie mich total! „Wer kriegt denn immer en Kollaps, wenn Ben an einem vorbeigeht, ich ja wohl nit!“, warf sie mir vor. „Ja und? Ich mag ihn halt…außerdem gaff ich ihm nicht hinter her…ach egal! Lass mich in Ruhe!“, zickte ich sie stinksauer an und ging so schnell weiter, dass sie nicht mehr hinterher kam. Ja und? Ich liebte Ben, aber was konnte ich denn dafür. Außerdem glaubte ich, dass sie auch auf ihn stand. Sie gab es zwar nicht zu, aber ich sah es an ihren Augen, wenn er vorbei ging oder wie sie sich verhielt, wenn er da war! Wie konnte sie nur in Ben verliebt sein? Sie wusste genau, wie viel er mir bedeutete! So eine blöde Kuh! „Hey Sam, guten Morgen!“, riss mich eine bekannte Stimme aus meinen Gedanken. Ich schaute auf und entdeckte Kim, die einige Meter vor mir stand und auf mich wartete. „Hey. Morgen Kim!“, begrüßte ich sie. „Na, mal wieder angenervt?“, erkundigte sie sich, als ich zu ihr kam. „Ja, warum kann Holly nicht einfach zu geben, dass sie in Ben verliebt ist?! Hallo?! Das merkt doch sogar ein Blinder mit nem Krückstock!“, jammerte ich rum und wir beide gingen weiter. „Klar merkt man es. Sie schwärmt ja regelrecht die ganze Zeit von ihm…macht dir das denn nichts aus?“, fragte Kim und sah mich verwundert an. „Natürlich macht mir das was aus!!! Hallo?! Weißt du wie es ist, wenn deine Freundin die ganze Zeit von dem Typen redet, in den du verknallt bist?!“, entgegnete ich und kickte einen Stein über den Weg. „Dann sags ihr doch!“, schlug Kim vor und strich sich eine Strähne ihres dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht. „Dann zickt sie mich nur wieder an und sagt, dass sie natürlich nicht in ihn verknallt ist!“, wehrte ich ab und stöhnte leise. „Na dann mach doch das gleiche mit ihr. Schwärm ihr die ganze Zeit von Lars vor! Wie wärs? Hm…dann wüsste sie, wie du dich fühlst!“, erklärte Kim und wir bogen in die Hauptstraße ein. „Ja vielleicht…-pass auf ein Auto“, warnte ich sie und hielt sie fest, bevor sie über die Straße ging. Das Auto raste nur einige Zentimeter vor uns vorbei und ein kalter Wind fegte ihm hinter her. „Was war denn das für ein irrer Raser?“, fragte Kim sauer und richtete sich ihre Haare. „Unser Lehrer…“, antwortete ich und überquerte die Straße. „Was? Welcher denn?“, erkundigte sie sich und folgte mir. „Das war Herr Kießling…der hat es heut wohl wieder sehr eilig…“, antwortete ich und beobachtete ihn, als wir am Parkplatz vorbei gingen. „Wenn ich den sehe, dann sag ich dem mal die Meinung!“, verkündete Kim selbstsicher. „Na dann mach ma! Da is er!“, sagte ich und deutete auf Herrn Kießling, der gerade vom Parkplatz kam. „Em…das mach ich, wenn ich ihn das nächste Mal sehe!“, schob Kim es auf und lächelte unsicher. Ja, erst große Töne spucken und dann plötzlich klein, wie eine Maus sein. Typisch Kim!!! „Was steht denn auf dem Vertretungsplan?“, wollte Kim wissen, als wir im Vourye ankamen. „Nix für uns…“, antwortete ich, als ich nachgeschaut hatte. „ Wir könnten auch mal wieder frei haben oder? Unsre Lehrer müssten mal wieder krank werden“, stöhnte Kim und schleifte sich die Treppe hoch. „Dann bekommen wir doch eh nur wieder Vertretung!“, zerstörte ich ihre Träume. „Ja, da hast du wohl Recht!“, stöhnte sie, als wir die Treppe oben waren, „Warum müssen wir eigentlich unsern Klassenraum im ersten Stock haben?“ „Sag mal, was motzt du heute eigentlich an allem rum?“, wollte ich von ihr wissen, als wir den Flur zum Klassenraum entlang gingen. Einige Schüler saßen auf dem Boden und unterhielten sich. „Das kotzt mich einfach alles an! Ich hab nicht gut geschlafen und bin hundemüde, außerdem hab ich Mathe nicht gemacht!“, erklärte sie. „Das kannste doch in Erdkunde abschreiben, bleib doch mal locker und komm wieder runter!“, beruhigte ich sie, „Morgen!“ Ich lies mich auf meinen Platz sinken. „Hey, sag mal, hast du Englisch?“, fragte mich Stefan. „Ja, hier“, antwortete ich und drückte ihm meine Englischmappe in die Hand, „Machs wie Stefan schreib ab!“ „Ja ja…mach ich schon noch…ich bin so verdammt müde“, gähnte Kim und lehnte sich gegen ihre Stuhllehne. „Daran kann ich nix ändern, hättest du halt früher ins Bett gehen müssen, na ja…ich muss noch ins Sekretariat, was abgeben!“, entgegnete ich und stieg auf. „Dann geh, ich warte hier“, sagte sie müde und schloss die Augen. „Die schläft heut noch ein“, sagte ich leise zu mir selbst und ging zum Sekretariat. „Ja, herein“, wurde ich hereingebeten, nachdem ich geklopft hatte. „Guten Morgen, ich sollte das hier bei Ihnen abgeben“, sagte ich und hielt Frau Gustavs, der Sekretärin einen Zettel hin. „Ja gut, danke“, entgegnete sie und nahm den Zettel. „Okay…dann noch nen schönen Tag“, verabschiedete ich mich von ihr und ging. „Morgen Sam“, begrüßte mich Danny, die vor dem Lehrerzimmer stand. „Moin, was machst du denn hier?“, erkundigte ich mich überrascht. „Ach, ich muss doch noch meine Geschi-Mappe abgeben…“, antwortete sie. „ Ach stimmt ja…soll ich mit dir warten?“, fragte ich sie. „Ja, kannste machen!“, antwortete sie und ich lehnte mich gegen einen Tisch. „Ist der denn überhaupt schon da?“, erkundigte ich mich bei ihr, als ich die Tür zum Lehrerzimmer anschaute. „Keine Ahnung. Ich hab zwar nachgefragt, aber Herr Kaiser meinte er würde ihn rausholen…“, antwortete Danny, „aber das hat der vor 5 Minuten gesagt, seit dem hab ich den nit mehr gesehen.“ „Oh…na ja, dann frag halt nen andern Lehrer…“, schlug ich ihr vor und stellte mich auf, „ich geh mal wieder zurück in die Klasse.“ „Ja geh du mal“, meinte sie und ich ging zurück in die Klasse. Als ich mich auf meinen Platz setzte, sah ich zu Holly rüber, die gerade an ihrem MP3-Player rumfummelte. Wie mich das in letzter Zeit nervte. Ihre ganze Art! Immer musste sie im Mittelpunkt stehen und so laut reden, dass es jeder mitbekam! Sie war ja ganz nett und behielt alles für sich und versuchte mir auch immer zu helfen, aber es regte mich echt langsam auf! Aber vorallem nervte mich, dass sie ständig von Ben redete. Sie sagte mir doch, dass sie in Lars verknallt war! Also warum labberte sie dann ständig von Ben? Von meinem Ben! Außerdem starrte sie ihm immer hinter her, als ob er das siebte Weltwunder wäre! Wie konnte sie nur? Sie wusste doch genau, wie viel er mir bedeutete! „Sam? Hallo ich red mit dir!“, wurde ich von Ben aus meinen Gedanken gerissen. „Eh ja…was ist denn?“, fragte ich ihn und errötete ein wenig. „Ich wollte fragen, ob du Deutsch gemacht hast…“, antwortete er und schaute mir mit seinen dunkelblauen Augen in meine Augen. „Em…ja hab ich, willste abschreiben?“, erkundigte ich mich bei ihm und kramte mein Heft raus. „Ja, dass wär superlieb von dir“, entgegnete er lächelnd. „Mach ich doch gern, aber schreib ein wenig um, damit die das nit merkt“, bat ich ihn und gab ihm das Heft. „Danke“, bedankte er sich und setzte sich auf seinen Platz, wo er anfing abzuschreiben. „Hey Sam…was isn mit Holly los? Die guckt dich die ganze Zeit an, als will sie dich umbringen!“, fragte mich Natalie verwirrt. „Ach, wir haben uns nur gezofft!“, erklärte ich und holte meine Englischsachen raus. „Warum denn?“, wollte sie wissen und setzte sich auf ihren Tisch. „Ist doch egal!“, wehrte ich ab und schaute sie angenervt an. „Sorry…ich frag ja schon nicht mehr!“, entschuldigte sie sich und drehte sich zu Katrin um. Na toll, jetzt hatte ich sie angezickt. Warum überhaupt? Nur weil ich auf Holly sauer war, musste ich doch die anderen nicht anmotzen! Aber ich war so stinksauer. Man, sie war doch meine Freundin und dann…Dabei war ich mir ja noch nicht einmal sicher ob es wirklich so war! Ich schaute zu Ben. Er saß auf seinem Platz und schrieb eifrig die Hausaufgabe ab. Seine dunkelbraunen Haare fielen ihm ein wenig ins Gesicht. Es sah so süß aus, wie er so konzentriert auf mein Heft sah und abschrieb. Plötzlich kam Holly zu ihm. Was wollte sie von ihm? Was ging denn da ab? Hallo?! Sie redete kurz mit ihm und er sah verwundert zu mir rüber und dann wieder zu ihr. Was hatte sie ihm denn bitte gesagt? Wenn die ihm irgendwas darüber erzählt hatte, dass ich ihn sehr mochte, dann hätte ich ihr den Hals umgedreht. „Sam…wir haben heut die letzte frei, ich hab grad auf dem Vertretungsplan geguckt!“, riss mich Danny aus meinen Gedanken. „Ach…danke“, entgegnete ich und beobachtete Holly und Ben. Worüber redeten die Beiden nur? Was ging da nur ab? „Sag mal, was ist denn los?“, wollte Kim von mir wissen. „Holly redet mit Ben!“, antwortete ich sauer, ohne den Blick von den Beiden abzuwenden. „Oh…worüber reden die denn bitte?“, fragte Kim und schaute auch zu den Beiden rüber. „Keine Ahnung!“, entgegnete ich gereizt und war kurz davor los zu schreien, als Ben aufstand. Warum stand der denn jetzt auf? Kam der etwa zu mir? Wenn Holly dem irgendwas erzählt hätte, hätte ich sie umbracht! „Danke für Deutsch“, bedankte sich Ben und gab mir mein Heft zurück. „Gern geschehen“, antwortete ich und nahm mein Heft, „Ist noch was?“ Ben schaute mich mit einem durchdringenden Blick an. „Nein…was soll auch sein?“, entgegnete er und starrte mich weiter an. „Was ist denn? Warum schaust du mich so an? Hab ich was im Gesicht?“, wollte ich ein wenig angenervt wissen. „Nein…nur em…“, stammelte er und wippte ein wenig hin und her, während er sich eine Strähne seiner wunderschönen Haare aus dem Gesicht strich. „Herr Stein kommt!“, rief Mark und Ben lief auf seinen Platz. Was wollte er nur von mir? Das interessierte mich jetzt aber echt brennend! „Guten Morgen“, sagte er und holte seine Materialien heraus. „Guten Morgen Herr Stein“, begrüßte die Klasse ihn im Chor und wir setzten uns hin. „Also als erstes Mal bekommt ihr einen neuen Stundenplan, da wie ihr ja wisst, Frau Mohr wieder einmal Schwanger ist. Ihr habt zwei neue Lehrer bekommen, aber ich denke mal, das macht euch nichts aus!“, erklärte Herr Stein. Welche neuen Lehrer wir wohl bekommen hatten? Frau Mohr hatten wir ja in Deutsch, aber da brauchten wir doch keine zwei neuen Lehrer. Gut, es konnte natürlich auch sein, dass ein anderer Lehrer ne andere Klasse bekommen hatte…das war natürlich auch möglich. Nur, warum? „SamTy?“, wurde ich von Kim aus meinen Gedanken gerissen, „Willst du den Stundenplan nicht mitschreiben?“ „Eh…doch“, entgegnete ich und schrieb mit. Der neue Stundenplan war eigentlich ganz okay. Wir hatten anstatt Frau Mohr Herrn Richter bekommen und anstatt Herrn Kaiser Herrn Kießling. Herrn Richter hatten wir seit einem halben Jahr. Er war erst seit kurzem auf der Schule und Herr Kießling war im Grunde eigentlich ganz nett. Nur war er manchmal ziemlich zickig. Er war die Zicke unter unseren Lehrern, aber irgendwie war er doch irgendwie so ein Kumpel-Typ. Herr Kießling war noch einer unserer jüngeren Lehrer, erst 30. Herr Richter allerdings war noch jünger, wie alt genau wusste ich nicht. Ungefähr 27 oder so. Na ja, ehrlich gesagt, war es mir auch egal. Nachdem wir den neuen Stundenplan aufgeschrieben hatten, klärten wir noch einige Details für unsere Abschlussfahrt. Wir würden nachts um zwei Uhr von der Schule aus abfahren, damit wir nachmittags auf Borkum, wo wir hinfuhren waren. Da bräuchten wir ja gar nicht schlafen zu gehen, dachte ich. Ich freute mich schon riesig darauf, endlich mal eine Woche aus dem grauen Alltag raus! Ich hoffte nur, dass gutes Wetter war, wenn wir dort hinfuhren, ansonsten könnten wir nur drin hocken und das wäre ja nun wirklich sehr langweilig. Es klingelte zur Pause. „Hey Sam, kannst du mir 0,50€ leihen?“, fragte mich Kim. „Klar!“, antwortete ich und kramte das Geld aus meiner Tasche. „Danke“, entgegnete sie nur kurz, schnappte sich das Geld und lief in die Pause. Ich räumte meine Sachen ein und schob meinen Stuhl an den Tisch. „Hey Samantha, ist alles in Ordnung mit dir? Du warst heute so ruhig?“, fragte mich Herr Stein. „Alles in Ordnung…ich bin nur ein wenig müde…war ein langes Wochenende!“, log ich und lächelte leicht. „Na dann is ja gut. Du weißt ja, wenn es irgendwelche Probleme gibt, kannst du immer mit uns reden!“, entgegnete er und verlies den Klassenraum. Wen meinte er denn jetzt mit wir? Interessierte mich das denn überhaupt wirklich? Im Moment hatte ich wirklich andere Probleme! Zum Beispiel was Holly da mit Ben am Laufen hatte! Ich hatte ja schon länger gemerkt, dass Holly sich an ihn ran machte und sie flirteten auch ziemlich oft. Warum hatte ich denn nie was zu ihr gesagt? Klar, ich wollte keinen Stress mit ihr haben…aber wenn sie sich jetzt an ihn ran machte und sie zusammen kommen würden? „Was machst du denn noch hier? Es ist Pause!“, riss mich Herrn Richters Stimme aus meinen Gedanken. Er hatte wohl Aufsicht. „Em…ich…sorry, ich wollte grad runter gehen!“, verteidigte ich mich. „Die Pause hat vor fünf Minuten angefangen! Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?“, erkundigte er sich leicht genervt und zog eine Augenbraue hoch. „Ich hab meine Sachen eingeräumt, kurz mit Herrn Stein geredet und wollte jetzt grad runter in die Pause gehen!“, antwortete ich kleinlaut. „Herr Stein ist vor zwei Minuten ins Lehrerzimmer gekommen…dumme Ausrede! Hättest dir wenigstens eine Bessere einfallen lassen können! Geh dir ne Hausordnung zum Abschreiben im Sekretariat abholen und bis Morgen will ich die haben! So und jetzt runter in die Pause!“, befahl er sauer. Meine Güte welche Laus war dem denn über die Leber gelaufen? Ich war doch auf dem Weg runter und jetzt musste ich diese blöde Hausordnung abschreiben! Man was nervte mich das jetzt. Ich machte mich auf den Weg zum Sekretariat und holte mir eine Hausordnung. „Hey sorry wegen eben, wollte dich nicht so anzicken. Hab heut einfach nur nen schlechten Tag!“, entschuldigte sich Herr Richter, als er neben mir die Treppe runter ging. „Schon gut. Jeder hat ma nen schlechten Tag…is doch normal!“, entgegnete ich. „Aber die Hausordnung musst du trotzdem abschreiben!“, meinte er breit grinsend. „Na toll“, stöhnte ich deprimiert. „So viel is das auch nicht, ich musste die früher ständig abschreiben!“, erklärte er und lächelte aufbauend. „Ja, kann ich mit PC schreiben?“, fragte ich lächelnd. „Was glaubst du? Natürlich nicht! Und leserlich und mit 3cm Rand.“, antwortete er. Na wenn’s sonst nix is! „Ja, ich schreib immer leserlich!“, entgegnete ich und las mir den Vertretungsplan durch. „Den kannst du gleich lesen, jetzt geh doch endlich mal auf den Schulhof!“, drängte er mich. Der konnte sich ja unglaublich gut durchsetzen. Irgendwie verhielt er sich ja wie ein Kleinkind. Fehlte nur noch, dass er nach seiner Mami rief. „Is ja gut, ich geh ja schon!“, beruhigte ich ihn und ging auf den Pausenhof. Meine Güte, was war denn mit dem los? „Hey wo warst du denn so lange?“, fragte mich Kim. „Ach ich musste mir noch ne Hausordnung holen, weil Herr Richter will, dass ich sie abschreibe!“, stöhnte ich und lies mich auf eine Bank sinken. „Ach der Richter, der ist doch sowieso total doof!“, zickte Kim. Ach ich hatte ja vergessen, dass Kim ihn hasste. Er hat ihr mal nen Tadel gegeben, weil sie auf dem Schulgelände geraucht hatte. Gut, daran war sie ja auch selber schuld! „Ja, du hast ja recht, der Richter is so ein arrogantes, selbstverliebtes Arsch!“, lästerte ich über ihn ab, „der nutzt seinen Stand als Lehrer doch voll aus, um uns nieder zu machen!“ Das was ich sagte, stimmte zwar eigentlich gar nicht, aber ich wollte einfach irgendwas Schlechtes über ihn sagen. Kim zog komische Grimmasen, die ich allerdings nicht verstand. Dann deutete sie mit dem Finger hinter mich und ich drehte mich langsam um. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, denn Herr Richter stand mit verschränkten Armen und knallrotem Gesicht hinter mir. Er war stinksauer. Verständlich nachdem was ich gesagt hatte! Warum musste ich auch immer so ein Pech haben? „Junge Dame, ich glaube wir müssen mal ein Wörtchen miteinander wechseln!“, sagte er stinksauer. „Okay…“, stimmte ich kleinlaut ein. Er ging zur Treppe, die hoch ins Schulgebäude führte und ich folgte ihm. An der Treppe drehte er sich um und sah mich wütend an. Ich sah leicht eingeschüchtert zu Boden. „Ich bin also ein selbstverliebtes, arrogantes Arsch und nutze meinen Beruf nur aus?“, fragte er sauer nach und zog eine Augenbraue hoch. Er lehnte sich gegen das Geländer und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. „Em…nein, also…das war nicht so gemeint“, stammelte ich, „Ich denke, also…nein das stimmt nicht, ich wollt nur irgendwas sagen!“ „Klar und ich bin der Kaiser von China!“, entgegnete er sauer. „Oh echt? Hallo Ihre Majestät!“, meinte ich darauf und verkneifte mir ein Grinsen. „Hör auf mit dem Mist! Ich finde das nicht lustig!“, zickte er sauer und warf die Hände gegen das Geländer. „Tut mir Leid, ich habs nit so gemeint!“, entschuldigte ich mich kleinlaut. „Ja, nachher tuts einem immer Leid!“, entgegnete er und legte seine Hände in seine Hosentaschen. „Ja mehr als entschuldigen kann ich mich nicht! Ich werd vor Ihnen bestimmt nicht auf den Knien rumrutschen!“, sagte ich und verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper. „Hab ich ja auch gar nicht verlangt oder?! Aber da du ja, so wie es scheint, nicht viel Respekt, vor mir und meinem Beruf hast, kannst du einen Aufsatz über den Beruf des Lehrers schreiben. Eine Seite, DIN A-4, drei cm Rand und leserlich und nicht zu groß. Ach ja und mit Hand!“, erklärte er sauer und ging die Treppe hoch. Was warn das gewesen? Ich wollte keinen Aufsatz schreiben, aber ändern konnte ich es eh nicht. Außerdem wollte ich ihn mir nicht zum Feind machen. Irgendwie musste ich es wieder gut machen. Also brauchte ich einen ziemlich guten Aufsatz. „EySam, wir haben ne Freistunde…Herr Kießling is weg…“, erklärte mir Kai, als ich auf meinem Platz in der Klasse saß. Einige waren schon in die Stadt gegangen, aber ich wollte jetzt meine „Zusatzaufgabe“ hinter mich bringen. Als erstes schrieb ich die Hausordnung ab und dann fing ich mit dem Aufsatz an: Lehrer Der Beruf eines Lehrers ist, aus meiner Sicht, ein ganz besonderer Beruf. Die Polizei bekämpft das Verbrechen, aber der Lehrer bekämpft die Unwissenheit und Unwissenheit führt zu Hass und Armut. Für mich ist der Beruf eines Lehrers etwas besonderes, weil er einem Menschen hilft den richtigen Weg zu finden. Ein richtiger Lehrer ist, für mich nicht jemand, der vor einer Klasse steht und aus Büchern etwas vorliest. Ein Lehrer ist für mich jemand, der Bezug zu seinen Schülern aufnimmt, jemand der sich auf jeden Einzelnen einlässt, seine Schwächen und Stärken erkennt und ihm hilft im Leben weiterzukommen. Lehrer sind etwas sehr wichtiges, da sie uns den Weg für unser weiteres Leben erleichtern wollen. Sie helfen uns mit Problemen und zeigen uns den richtigen Weg. Ich weiß, dass ich nicht für diesen Beruf geeignet wäre, weil mir einige wichtige Fähigkeiten dafür fehlen: die Fähigkeit vor einer Klasse zu stehen und den Mut zu haben, ihr mein Wissen zu übermitteln. Die Fähigkeit Bezug zu jedem einzelnen Schüler aufzunehmen und ihm zu helfen. Die Fähigkeit meine Bedürfnisse hinter die der Andern zu stellen. Ein Lehrer opfert sich für andere auf um ihnen den rechten Weg zu weisen und wenn er nur einem Menschen in ein besseres Leben verhilft, so hilft er der ganzen Welt, da er einen Menschen auf den rechten Weg geführt hat. Wenn er es schafft nur einem einzigen Menschen auf diesen rechten Weg zu helfen, so hat er den Sinn seines Berufes erfüllt, so hat sich alles gelohnt, für das er so hart gearbeitet hat. Man muss mit ganzem Herzen dabei sein und diesen Beruf wirklich lieben, um ein guter Lehrer zu sein und durchzuhalten. Aus diesem Grund bewundere ich die Lehrer. Sie werden von vielen gehasst, aber sie lieben ihren Beruf und helfen so der Menschheit zu existieren. Sie sind so etwas wie die Polizei gegen die Unwissenheit, ein Wegweiser in der Finsternis, ein Seil, an das man sich in der Not klammern kann. Lehrer sind etwas Unersetzbares auf diesem Planeten und ihr Beruf wird oft nicht hoch genug geschätzt. Hmm…ob das wohl so gut war? Ich hoffte es zu mindest mal. „Seid mal leise!“, schrie eine Stimme und ich drehte mich zur Tür. Herr Richter stand stinksauer in der Tür. Gut, die andern waren echt nicht leise gewesen… „Und was machst du da?“ „Ich? Ich mach grad meine Zusatzaufgabe…bzw. hab sie fertig!“, antwortete ich. „Na dann gib mal her!“, forderte er mich auf, riss mir den Aufsatz aus der Hand und verlies das Klassenzimmer. Was war denn das jetzt gewesen? Ich starrte verwirrt die Klassentür an, durch die Herr Richter gerade verschwunden war. Irgendwie verwirrte er mich heute. Der Tag war irgendwie voll komisch. Erst das mit Holly und Ben und jetzt das mit Herrn Richter. Was war nur los? „Hey Sam, kann ich dich mal was fragen?“, erkundigte sich Kai und setzte sich neben mich. „Klar, was denn?“, antwortete ich und sah ihn fragend an. „Es ist wegen Holly. Du bist doch ihre Freundin…sag mal…will sie was von Ben?“, wollte er wissen und sah mich mit einem durchdringenden Blick an. Geschockt erwiderte ich seinen Blick. „Was? Wie kommst du denn darauf?“, fragte ich geschockt. „Na ja, sie und Ben…sie flirten doch immer miteinander und am Wochenende waren sie auch zusammen unterwegs!“, antwortete Kai und lehnte sich gegen die Stuhllehne „Hat sie dir das etwa nicht erzählt? Komisch…hm…immerhin haben sie sich ja für heute Abend noch mal verabredet.“ „Was?“, brach es aus mir heraus und ich sah ihn entgeistert an. „Na ja, als sie eben vor dem Unterricht miteinander gesprochen haben, haben sie sich für heute Abend verabredet. Ich glaube sie wollen sich im Club treffen. Is doch schon komisch, ich mein es is immerhin Montag…vielleicht gehen sie auch zu Ben…der hat ja auch nen kleinen Partyraum, den er immer Club nennt!“, erklärte er und sah zu Boden. „Wow Moment! Holly geht mit Ben nach Hause?“, fragte ich sauer nach. „Ja, ich glaub schon, aber was hast du denn?“, wollte er wissen und sah mich verwundert an. „Holly geht mit Ben nach Hause?“, fragte ich noch mal sauer nach. „Ja…was is denn?“, erkundigte er sich wieder. „Nix! Und nein sie hat es mir nicht gesagt!“, zickte ich sauer. „Hey, was hat du denn? Warum bist du auf einmal so sauer?“, wollte Kai wissen und schaute mich verwundert an. „Ich bin nicht sauer! Warum auch? Kann mir doch egal sein, was Ben und Holly treiben!!!!“, zickte ich wütend, stand auf und verlies die Klasse. Ich ging den Flur entlang. War Holly wirklich mit Ben am Wochenende zusammen gewesen? Würden sie sich wirklich heut Abend wieder treffen? Liebte sie ihn etwa? Oder machte sie das nur um mich zu ärgern? Und empfand Ben auch was für sie? Liebte er sie? Sie liebte doch Kai…das sagte sie zu mindest, aber ob es auch stimmte? Man kann ja viel sagen und vielleicht war es ja auch nur als Ablenkung, damit ich nicht merkte, dass sie Ben liebte! Was war denn heute nur los? Irgendwie ging heut so ziemlich alles schief. „Hey Sam“, rief mir eine Stimme entgegen und ich drehte mich um. „Hey Caro!“, entgegnete ich den Ruf. Wo kam sie denn her? „Hey, was machst du hier? Ich dacht du bist in München?“, fragte ich sie überrascht, als sie mir um den Hals fiel. „Ich wollt mal meine alte Klasse wieder besuchen kommen. Na wie geht’s dir denn so?“, erkundigte sie sich. „Ach ganz gut und dir? Erzähl mal, wie es in München so ist?“, entgegnete ich und lächelte glücklich. „Ach…ganz okay, aber ich vermisse euch schrecklich…hm…aber ich fahr ja gleich schon wieder heim! Schade! Wir waren nur heut früh hier, um noch ein paar Dinge zu klären, hab extra frei bekommen…aber wir müssen halt gleich schon wieder fahren!“, erklärte sie und schaute mich traurig an. „Ach Schade…wie doof…wann musst du denn genau wieder weg?“ fragte ich. „Gleich…ich wollt gerade gehen. Erst wollt ich noch mal zu euch kommen, aber dann war so viel Stress…na ja, aber jetzt muss ich halt wieder!“, antwortete sie und strich sich eine Strähn ihres langen schwarzen Haares aus dem Gesicht. „Ach so…schade, na ja, dann wünsch ich dir mal viel Spaß in München und melde dich mal wieder!“, verabschiedete ich sie. „Ja, mach ich. Sag den Andern nen schönen Gruß von mir…und vergesst mich nicht!“, sagte sie, umarmte mich kurz und verlies das Gebäude. Ich schaute auf die Treppe, die sie hinuntergegangen war. Caro war vor gut zwei Monaten mit ihren Eltern nach Berlin gezogen. Wir hatten nichts mehr von ihr gehört. Am Anfang haben wir oft telefoniert, aber nach der ersten Telefonrechnung, wurden die Anrufe weniger und irgendwie riefen wir so gut wie gar nicht mehr an. Ja, so verlor man sich langsam aber sicher aus den Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)