Hebi-Kamis Jagd Geschichten von FumaHebi (Was Geschieht denn nun so im Leben eines Jägers?) ================================================================================ Kapitel 2: Wäre es nicht schön... --------------------------------- Ich hatte bereits aufgehört mir Sorgen um ihn zu machen, die Verletzungen waren verbunden und soweit es ging abgeheilt. Wirklich kritisch war sein Zustand wohl nie gewesen, doch ich konnte einfach nicht anders als mich um ihn zu sorgen. Ich habe es nicht getan, weil sein Tod mich ebenfalls zurück in diesen finsteren Ort der Hölle mitgerissen hätte. Nein, nicht deswegen, solange ich es mir auch eingeredet habe. Ob er sich wohl noch an diesen Nachmittag erinnern kann? Es ist schon lange her und so wie ich ihn kenne hat er es bereits verdrängt. So wie alle Niederlagen... Ich hatte es mir gerade auf dem Sofa bequem gemacht, als schon diese Frau neben mir saß und mich an meinen Partner drängt. Es ist nicht unbedingt so, als ob Nanako geklopft hatte oder auch nur irgendjemand die Tür geöffnet hätte. Sie hatte sich selbst Zugang verschafft. "Hey Nanako" Die Begrüßung kam von mir und meinem fleischlichen Begleiter wie aus einem Munde, sie war eingeladen gewesen und auch sonst hätte es niemanden überrascht sie hier zu sehen. "Hey, Kotori! Kleiner!" Schmunzelte sie uns zurück... Ich hatte die menschliche Form angenommen, um mich um ihn zu kümmern und um bei ihm zu bleiben. So kniete ich momentan auch über ihn und betrachtete den Jungen vor mir. Mit seinen 17 Jahren war er doch noch sehr jung, und im Vergleich zu mir sowie so! Trotz allem war er sehr beeindruckend und bereits stark. Fuma Hebi war sein Name und Jäger war er seit genau 7 Tagen, seine ersten Probleme hatte er schnell. In dieser Woche ging er seinem Job sehr gründlich nach, gründlicher wohl als er es jemals danach tun würde. Die ersten 6 Tage verliefen ohne große Probleme. Er hatte 3 Ladendiebe gefasst, 5 Handtaschendiebe ergriffen, 1 Fahrrad gefunden und sogar eine (armselige) Geiselnahme verhindert. Alles keine große Sachen, doch er war stolz drauf, sehnte sich trotzdem mal nach einem wirklich großen Gegner. Den sollte er bekommen... "Nenn mich nicht klein!" Was hätte er auch sonst antworten sollen, er antwortete es jedes Mal seit diesem Tag. Nanako schmunzelte nur und versuchte, über mich hinweg, an seinem Zopf zu ziehen. "Was schauen wir denn?" "Wenn du deine Hand nicht sofort zurück ziehst wird das Einzige was du heute siehst das Krankenhauszimmer sein." Ob sie die Drohung ernst nahm wusste ich nicht, doch zog sie die Hand mit einem Lachen zurück. Es ist immer wieder seltsam die beiden so miteinander zu sehen. Wenn ich daran denke wie oft sie gegeneinander kämpfen, sich verletzen und ins Krankenhaus befördern, während sie vielleicht nur 2 Stunden später sich zusammen einen Film ansehen und miteinander lachen. Ich habe eigentlich nichts gegen sie, doch wohl fühle ich mich bei ihr nicht. "Also was wird's jetzt?", möchte sie wissen. Als sie sich zurück lehnt, klimpert schon wieder alles mögliche an ihrer Kleidung, und dank ihrer Eigenschaft nie wirklich still sitzen zu können, habe ich das Gefühl das wir den Film sowieso nur sehen werden. Den Ton wird sie wohl, dauerhaft, übertönen... Fuma war gerade dabei mit mir sich durch die Straßen zu schlängeln und nach irgendwelchen Verbrechen Ausschau zu halten. Das einfache „irgendwo hinsetzen und darauf warten das irgendwas passiert“ wäre ihm damals niemals in den Sinn gekommen. Ein Klingeln hinter uns erregte meine Aufmerksamkeit, ich hatte nicht mal die Zeit mich um zu drehen als Fuma auch schon zur Seite gestoßen wurde. "Sorry, Kleiner" War das Einzige was die Fremde mit den seltsamen Klamotten und den vielen Glocken dazu sagte. Heute würde das nicht mehr funktionieren, doch noch hatte Fuma seine Kräfte nicht wirklich unter Kontrolle. Ein schwerfälliger Mann blieb neben uns stehen, stützte seine Hände auf die Knie und schnaufte wütend vor sich hin. "Verfluchte Diebin" Murmelte er in seinen Bart und wollte sich gerade auf den Rückweg machen als auch mein Partner schon wieder aufsprang und rief: "Die schnapp ich mir!" Ich hatte ein ungutes Gefühl, folgte meinem Partner aber was hätte ich denn sonst auch tun sollen? Der Mann starrte uns nur verwirrt hinter her... Ich hatte mich geirrt, wir haben uns den Film nicht mal angesehen. Gut, er lief zwar nebenher aber keiner achtete mehr darauf. Nanako lag auf dem Boden, über ihr Kami und nagelte sie dort fest. "Nimm das zurück!“, zischte er ihr entgegen, es war nicht wirklich böse, nicht mal wirklich genervt, doch bedrohlich wirkte es schon... In einer Sackgasse hatten wir sie dann endlich gestellt. "Mein Name ist Fuma-Hebi, ich bin ein Jäger und fordere Sie hiermit auf das Diebesgut sofort zurück zu geben!" Das Mädchen sah uns nur belustigt an und klimperte weiter mit den vielen Glocken an ihrem Körper. "Komm Kleiner, mach dir keinen Ärger und geh mir aus dem Weg!" Ungeduldig tappte sie mit ihrem rechten Fuß auf und ab. "Nenn mich nicht klein!" Bedrohlich ging er einen Schritt auf sie zu und zückte das Messer mit dem er damals noch kämpfte... Jetzt war er genervt. Verschiedene Wunden an beider Körper, das Blut auf dem Boden und die zu wütenden Grimassen verzerrten Gesichter waren Beweis genug. Ich saß auf dem Sessel und sah zu, solange sie keine Fallen legte, solange würde er keine Blutmagie verwenden, so war es immer. Ein Messen der Kampfkunst. Nanako lag vorne. "Gib schon auf, Kleiner. Du weißt dass du keine Chance hast!" Ein wütender Schrei und ein Sprung nach vorne waren die Antwort. "NENN MICH NICHT KLEIN!" Der Kampf ging weiter. Ihre erste Begegnung war nicht sonderlich lange, und ein verletzter Jäger war die Folge daraus. So betrachtete ich nun also meinen verwundeten Schützling. Wie zerbrechlich er wirkte. Vorsichtig strich ich ihm die Haare aus dem Gesicht, als ich ihn betrachtete. Er war hübsch, hübscher als die Männer aus meiner Zeit. Er kannte sich mit so vielen Dingen aus, die ich nicht kannte, wusste aber ganz alltägliche Sachen nicht. Er war über den Tod mit mir verbunden. Er war und ist etwas ganz Besonderes, und das nicht nur auf Grund der eben genannten Sachen. Er war der erste Mann der Welt, der es schaffte mein- Der es schaffte mein He- Es ist noch immer schwer es zu sagen, vor allem mit diesem Wissen. Der Erste, der es schaffte mein Herz zu gewinnen. Doch das Herz einer Toten wiegt nicht viel. Ich beugte mich vor, hauchte ihm einen Kuss auf die reglosen Lippen. Er öffnete die Augen. Kami hatte es geschafft sie in die Enge zu treiben und sie mit seinem Dreizack an die Wand zu Nageln, würde er sie töten wollen, hätte sie wohl keine Chance mehr gehabt sich zu wehren. Doch sie lächelte wieder. "Entschuldige dich!", fauchte der Sieger des Kampfes. "Aber ich habe doch-" "ENTSCHULDIGE DICH!", brüllte er erneut. Es klang so als würde es Morgen früh wieder Ärger mit den Nachbarn geben. "Na gut... Es tut mir doch Leid, dass ich das gesagt habe." Nanako, die ihren Fuß selbst in dieser Situation nicht hatte Stillhalten können und damit den ganzen Raum dauerhaft mit einem zarten Klingen erfüllte, hatte sich nun also entschuldigt. "Tu das nie wieder!" Mit diesen Worten senkte der Jäger seine Waffe, stellte sie zurück und drehte sich um als wäre nichts gewesen. Er wollte den Film sehen. Er hörte das Klingen, spürte den Sprung direkt hinter sich, machte aber trotz allem keine Anstalten auszuweichen. Er wurde von Nanako, die sich ihm um den Hals geworfen hatte um geschmissen und nun selbst auf dem Boden festgenagelt. "Versprochen!", lachte sie ihm entgegen, und er schenkte ihr ein lächeln dafür. Dasselbe sanfte Lächeln dass er nach jedem Streit hatte der geklärt wurde. Sie lies ihn nicht nach oben, lehnte sich nach vorne, streckte ihm die Zunge heraus und flüsterte noch ein letztes Wort: "...Kleiner" Die Welt war wieder in Ordnung. Zumindest für die Beiden. Ich lies mich nur zurück auf das Sofa fallen, ignorierte die erneut entstehende Rangelei und versuchte so gut es ging den Film zu Verfolgen... Er hatte lange gebraucht um zu realisieren wo er war, wer ich war und was geschehen war. So hatte er meine missgünstige Lage gar nicht bemerkt. "Kotori, träumst du eigentlich?" Es war der erste Satz den er nach einem langen Schweigen zu mir gesagt hatte. Ich schüttelte nur schweigend den Kopf. Fühlte mich niedergeschlagen, hatte das seltsame Gefühl wie ich es Jahre später auf einem Sofa haben sollte, während mein Partner Besuch hatte. Mir war nicht nach Reden zumute. "Ich habe geträumt. Ich hatte eine Freundin!" Ich sah auf, betrachtete ihn mit meinen orange glühenden Augen. Das konnte nun gleich entweder sehr schön oder- Ich wollte damals gar nicht drüber nachdenken. "Sie hatte mich gepflegt! Mir die Haare aus dem Gesicht gestrichen und mich geküsst!" Er sprach von mir, er sprach wirklich von mir! "Was denkst du Kotori? Muss es nicht schön sein, jemanden bei sich zu haben? Jemand der einen liebt, pflegt und immer, egal was du auch tust bei dir ist!" Ich wollte etwas sagen, doch mir versagte die Stimme. Wie kann einem Geist die Stimme versagen?! "Wäre es denn nicht schön so Jemanden zu haben?" In diesem Moment ging mir vieles durch den Kopf. Ich wollte ihn anschreien, ihm sagen dass er all das doch in mir hat! Doch zu schnell wurde mir bewusst: Er brauchte einen Menschen. Eine Person aus Fleisch und Blut, die fühlte wie er. Eine Person, dessen wärme er spüren konnte! Keinen Geist wie mich. Erneut nickte ich nur. Er ist manchmal so ein Idiot! So ein verdammter Idiot! Doch glaube ich nicht, dass es seine Schuld ist, dass er es nicht spürt. Es weiß wie wir verbunden sind, er weiß nicht wieso, doch er weiß das! Wie soll man dann alle anderen Gefühle, welche so stark sind wie dieser Bann nur erkennen? Wie soll man Gefühle, die sich genauso an fühlen wie der Bann erkennen?! Wie soll man Gefühle, welche den Bann geschaffen haben denn erkennen? Es ist nicht seine Schuld, dass er es nicht erkennt. Dass Herz eines Geistes wiegt nun mal nicht viel. Ein Herz ohne Blut, ohne Sinn. Wäre es nicht schön ein Mensch zu sein? Wäre es nicht schön seine Wärme weitergeben zu können? Wäre es nicht schön in sein Leben zurück zu kehren und all das nach zu holen? "Ja", antwortete ich. "Es wäre schön ganz genau so jemanden zu haben. Jemand, der all das tut und noch viel mehr hat." Es waren meine letzten Worte für eine sehr lange Zeit... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)