Wunder[n] von Platzhalter (Hinter dem Wunderland ...) ================================================================================ Kapitel 3: Schwimm, schwamm, schwomm ------------------------------------ Seit vielen Jahren wurde beim abendlichen Essen der Familie Margren wieder miteinander gesprochen und gelacht. Doch wie es das Schicksal so wollte fanden sich am Abend des ersten Februar ein missmutiger Wasserkocher, ein kleines Mädchen, mit einem Kuscheltier in der Hand, eine schwarz/weiße junge Frau, ein graues Fräulein und Herr & Frau Margren in der winzigen Küche ihrer Wohnung ein. Hugo Margren versteckte sich wie immer hinter seiner Zeitung, wobei es nicht auffiel, dass er nie umblätterte, sondern hauptsächlich mit den Mädchen auf der letzten Seite flirtete, da Frau Albertine Margren geflissentliche jede unschöne oder abnormale Tatsache in ihrem Leben ignorierte, so auch die Tatsache, dass neben ihr ein sprechender Wasserkocher mit ihrer Tochter über Spinat, und ob man ihn essen könne, wenn er noch sprach, diskutierte. Alice hingegen fand diesen Umstand großartig. Nie sprachen ihre Eltern mit ihr und ihr Kater, der auf die schwachen Nerven ihrer Mutter Rücksicht nahm, verlor nie ein Wort, wenn die Familie beisammen war, was nun aber wirklich nicht oft vor kam. An jenem besagten Abend nahm ein schicksalhaftes Erlebnis seinen Lauf, auf dessen Ausgang viele Götter ihr Gold verwetteten und eine Masse an Leben beeinflusst wurden. Davon allerdings wusste aber zu dieser Zeit weder Ida, noch Charlette, noch Heinrich oder Alice etwas. Nur Ida spürte, dass sie langsam weiter musste, denn sie konnte an keinem Ort lange bleiben. Ein wenig schmerzte dieser Gedanke in ihrer Brust, denn sie hatte Alice in dieser kurzen Zeit recht lieb gewonnen und war sich sicher, dass die Trennung ein trauriges Ereignis werden würde. Alice hingegen dachte gar nicht daran Ida wieder zu verlassen. 9 Jahre lang hatte sie mit ihrem Vater, die nie zu Hause war und ihrer nervenschwachen Mutter, die ihre Umwelt kaum wahr nahm, zusammen gelebt und keinen einzigen Freund, bis auf eine 30 jährige Katze gehabt. Eben jede Katze kam in diesem Augenblick in die grün geflieste Küche gestürmt und miaute, entgegen seinen Gewohnheiten, entsetzt eine Warnung. Im nächsten Moment wurde das gelbe Hochhaus, in dem sie sich befanden durch den Aufprall eines riesigen Flummie-Schwarms, die normalerweise nur in der grauen Wüste vorkamen, erschüttert. Heinrichs Wasser schwappte über und Charlette konnte ihn gerade noch halte, ehe er zu Boden stürzte. Die Lampe an der Decke schwankte beängstigend. Ihr lautes Kreischen übertönte jedes andere Geräusch, was Albertine zu der Annahme brachte, dass irgendwo jemand im Sterben liegen musste, da es im Grunde ja völlig unmöglich war, das Lampen von alleine Geräusche von sich gaben. Von diesem Gedanken überzeugt stürzte die Frau aus der Küche und sah sich im Wohnzimmer um, bis ihr Blick aus dem Fenster schweifte. Draußen schwebte ein Walbaby neben einem gigantischen rosanen Flummie, der aufgeregt auf und ab hüpfte. Natürlich konnte Albertine nicht wissen, dass der Babywal ausgesetzt und von den Flummies der grauen Wüste aufgezogen wurde. Nicht, dass sie es wissen wollte. Denn dies war nun eindeutig zu viel für sie. Jahrelang hatte ihr Gehirn konsequent alle Seltsamkeiten ihrer Welt ausgeblendet zum Schutz ihres Lebens, doch in diesem Moment fiel es selbst ihrem geübten Schutzmechanismus schwer sich aufrechtzuerhalten, genauer gesagt, er versagte ganz. Albertine Margren war auf der Stelle tot. Diesen Schock überwand die schwach benervte Frau nicht, was Ida, Charlette und Heinrich als Schock und Hugo und Alice gleichgültig aufnahmen, jeder allerdings aus verschiedenen Gründen, denn Hugo, der sich zwei Sekunden später aufmachte, seine Sachen zu packen, wollte seine Frau schon lange loswerden und Alice, die einfach nur da stand und feststellte, dass sie gerade das erste Mal in ihrem Leben eine Leiche sah, hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter gehabt, was nicht zu letzt daran lag, dass diese das Geschehen um sich herum nie ganz wahr genommen hatte, aus Gründen, die Alice nicht verstand, denn sie kam wirklich überaus gut klar mit ihrem Kater, der ihr gute Nacht Geschichten erzählte, oder blauen Stimmen am anderen Endes des Telefons, auch wenn sie zugeben musste, dass das Monster im Keller, welches ihre Mutter ebenfalls ausgeblendet hatte, ihr nicht sonderlich behagte, was seinen Ursprung darin fand, dass es jedes mal versuchte sie zu fressen, wenn sie hinunter ging um etwas zu holen. Aber diese sollte kein Problem für sie dar stellen, denn was sie nicht wusste war, dass sie die nächste Nacht schon nicht mehr in ihrem gelben Hochhaus, das sie seit 9 Jahren bewohnte, verbringen sollte und zwar das erste Mal in ihrem Leben, auch wenn es ihr vor der grauen Wüste, die abgesehen von einem kleinen, blauen Supermarkt nebenan, das einzige war, was es weit und breit gab und einzig und allein von riesigen Flummie-Schwärmen, die ab und zu Walbabys bei sich aufnahmen, die sie am Strand des angrenzenden Flusses fanden, bewohnt wurde. Durch besagte Wüste trieb etwa 100 Kilometer östlich ein von Piraten bewohntes Holzschiff, mit einem großen, bunten, aus vielen Einzelteilen, wie Hosen, T-Shirts oder Putzlappen zusammen genähtes Segel, das von der hell lilanen, wild herum wirbelnden Musik einer Flöte, die ein kräftiger, brauner Mann mit einem weißen Hut ununterbrochen Spielte, durch die stillen Weiten der grauen Wüste getragen wurde, ohne dabei ein Geräusch zu verursachen. 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