Vampire's Life von abgemeldet (Chap 26 wird freigeschaltet :3) ================================================================================ Kapitel 19: ~+~+~+~+~+ Kapitel 19 --------------------------------- Blaise und Draco hatten sich während der Unterrichtsstunde in einen leeren Klassenraum zurückgezogen, um zu sprechen. Draco keuchte leise. „Hey, Dray. Dray, guck mich an, ja?“ Besorgt griff der Dunkelhäutige nach den zitternden Schultern seines besten Freundes und versuchte diesen dazu zu bringen, ihm ins Gesicht zu schauen. Seit sie zusammen aus dem Unterricht getürmt waren, hatte Draco immer wieder kleine Panikanfälle bekommen, war einmal sogar zusammengebrochen und es hatte ein paar Minuten gedauert, bis Blaise ihn wieder auf die Beine gewuchtet hatte. Und weil der Dunkelhäutige nicht einmal im Ansatz wusste, was seinen besten Freund quälte, fiel ihm nichts anderes ein, als die gleichen beruhigenden Worte zu flüstern, die ihm bisher immer geholfen hatten. „Hey, Dray! Hör mir zu, Dray, du bist nicht schuld! Du bist nicht schuld. Hörst du? Du bist NICHT schuld!“ Nun blickten die grauen Augen langsam auf. Blaise seufzte leise. „Hey…“ Draco schluchzte laut. Vollkommen fertig mit den Nerven klammerte der Blondschopf sich an Blaise’s Umhang fest und vergrub sein Gesicht an dessen Schulter. „Hey…Draco, du musst schon mit mir sprechen, sonst kann ich dir nicht helfen. Ach, komm her.“ Als langjährig bester Freund tat es Blaise natürlich weh, seinen Sandkastenfreund derart verzweifelt zu sehen. Irgendwie fühlte er sich in die Szene im Krankenflügel zurückversetzt, wo Draco Harry zu einem Vampir gemacht und danach die ultimative Panikattacke gehabt hatte. Etwas Nasses am Hals ließ ihn auf sehen. „Hey, Dray, guck mich doch bitte mal an, ja?“ Auch wenn Draco sich im ersten Moment wehrte, Blaise zwang ihn mit sanfter Gewalt, das Gesicht anzuheben. Der Dunkelhaarige stutze. „Hey, die Narbe. Sie blutet.“ Obwohl Draco wie jeden Abend vor dem Schlafengehen den Zauberspruch erneuert hatte, der die Narbe kosmetisch verdeckte, konnte man sie sehen. Und das Verrückte an der ganzen Sache war – sie blutete, und sie war garantiert einige Zentimeter größer geworden. Normalerweise ließen Fluchnarben sich nicht verdecken. Anfangs hatte es dennoch funktioniert, aber jetzt schien die Wirkung verflogen zu sein und die Narbe entwickelte sogar offensichtlich ein Eigenleben. „Ich…ich darf mich doch nicht mehr selbst als…na, du weißt schon…“ „Du darfst dich selbst nicht mehr Malfoy nennen?“, hakte Blaise leise nach, beobachtete dabei aufmerksam den langen Kratzer auf der eingefallenen Wange. Aber die Narbe veränderte sich nicht. Draco nickte zögernd. Und Blaise seufzte tief. „Na hervorragend. Das Rätsel haben wir jetzt zwar gelöst, aber wir haben keine Lösung dafür, nehme ich an? Wir sollten zu Mme. Pomfrey gehen, die weiß bestimmt, was zu tun ist.“ „Nicht zu Mme. Pomfrey!“, rief Draco sofort panisch. Aber Blaise ließ nicht locker. „Was sollen wir denn sonst machen? So kannst du doch nicht in den Unterricht zurück, ohne dass die dich mit Fragen überhäufen! Mme. Pomfrey kennt vielleicht einen Zauber, ums wenigstens zu überdecken.“ Er sah, dass sein Freund krampfhaft nachzudenken versuchte. Doch offensichtlich fiel dem auch nicht wirklich etwas Besseres ein, deswegen beschloss Blaise, seinen Plan umzusetzen. „Dann wird Dumbledore bestimmt auch benachrichtigt.“, flüsterte der Blonde plötzlich mit einer derart mitleid erweckenden Stimme, dass Blaise wirklich noch einmal darüber nachdachte, ob das wirklich so eine gute Idee sein konnte. Wenn Mme. Pomfrey erkannte, dass sie eine Fluchnarbe behandeln sollte, würde sie Dumbledore rufen, und das mit Sicherheit. Aber er wusste auch, dass Draco diesen noch nie hatte leiden können, schon allein wegen den Zwistigkeiten zwischen der Familie Malfoy und dem nicht-reinblütigen Schulleiter, der sich für eben diese auch noch übermäßig einsetzte, was wiederum die Malfoys ziemlich böse machte. Ein ewiger Teufelskreis. Und Malfoy war von Anfang an mitten drin gewesen, unter dem Druck seines Vaters dazu verdammt, sich wie ein arrogantes Arschloch aufzuführen. „Ich hab’s! Snape kennt sich bestimmt mit sowas aus, schließlich ist die schwarze Magie sein Fachgebiet!“, rief Blaise aus, als er plötzlich die Idee hatte. Draco nickte schwach. „Ja…okay. Er darf es wissen.“ Sie legten den Weg zu den privaten Gemächern des ältesten Vampirs der Schule in unbehaglichem Schweigen zurück. Blaise wusste nicht, was er sagen sollte um die Situation zu lockern und Draco wollte allgemein gerade nicht sprechen, deswegen schien der Weg ihnen viel länger vorzukommen als sonst. Als sie schließlich vor der alten Kerkertür stoppten, schien auch langsam wieder Leben in den Blonden zu kommen. Er blinzelte mehrmals unruhig und trat auf der Stelle, aber er machte keine Versuche, sich zurückzuziehen, was Blaise als gutes Zeichen auswertete. Also klopfte er schnell und hoffte, dass ihr Professor auch gerade da war. Und glücklicherweise mussten sie kaum warten, dann ging auch schon die Tür auf und der alte Vampir blickte böse auf die beiden Jungen herunter. „Was machen Sie hier, Sie haben Unterricht!“, fauchte er sie prompt an, aber Blaise reagierte darauf nicht. „Wir…haben ein Problem, Sir, mit dem wir nur zu Ihnen kommen können.“ Der Dunkelhäutige hatte schon früh festgestellt, dass er mit dem Zaubertränkeprofessor am besten zurecht kam, wenn er ihn siezte, und das möglichst respektvoll. Zwar durfte er den Älteren auch duzen, aber das tat er nur in besonderen Momenten. Jetzt war es seiner Meinung nach wohl am besten, erst mal ein wenig zu schleimen…jeder mochte es, wenn man ein wenig Honig ums Maul geschmiert bekam. Und Severus Snape war da nicht anders. „Kommen Sie rein. Und Mr. Malfoy, haben Sie ihre Stimme verloren?“ Aufmerksam betrachtete der Mann seine beiden Schüler. Blaise sah ihn direkt und aus bittenden Augen an, während Draco sich halb weggedreht hatte und sein Gesicht dem Boden zugewandt hatte. Irgendwie schlich sich ein seltsames Gefühl in seinen Bauch. Als er schließlich auch die beiden erneut direkt ansprach, sah er deutlich, dass Draco zusammenzuckte und eine Hand an die Wange legte. „Mr. Malfoy, zeigen Sie mir ihre Wange!“ Erneut ein Zusammenzucken, nun stöhnte der Junge schmerzhaft. Snape zog die Augenbrauen zusammen. „Schauen Sie mich an!“ Die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen, fasste der Vampir grob nach Dracos Kinn und hob es an, sodass er gut die Wange betrachten konnte, die nun fast zur Gänze von einer blutenden, frischen Narbe geziert wurde. „Rein mit euch. Und dann will ich wissen, wieso ihr mir das nicht gleich gesagt habt!“ Gehorsam traten die beiden Jungen an ihrem Hauslehrer vorbei in dessen private Gemächer. Harry, Neville und Terry waren mittlerweile schon im Krankenflügel gewesen, aber auch dort konnten sie ihre beiden Freunde nicht entdecken. Mme. Pomfrey wusste nichts davon, dass Draco und Blaise aus dem Unterricht gestürmt waren und auch in ihrem Schlafsaal waren sie nicht. „Ist ja seltsam…wo sind die denn nur?“, wunderte sich Neville leise. Terry nickte. „Ist jedenfalls nicht typisch für die beiden.“, stimmte er leise zu. Nur Harry blickte noch immer konzentriert drein. „Gehen wir nochmal zurück in den Schlafsaal. Es gibt noch eine Möglichkeit, sie aufzuspüren.“ Gehorsam folgten die beiden ihrem Anführer, der sie mit schnellen Schritten wieder zurück in den Bellcourdgarten brachte und dort in seinem Nachttisch herumzuwühlen begann. Schließlich beförderte er zusammengefaltetes, altes Pergament zutage und blickte die beiden Jungen ernst an. „Davon dürft ihr niemandem erzählen, klar? Bisher wissen nur Hermine und Ron von dieser Karte, aber ich will nicht, dass sie bald jeder kennt. Die gehörte nämlich mal meinem Vater.“ Terry nickte lächelnd. „Die Karte des Rumtreibers.“ Er beobachtete amüsiert, wie die Gesichtszüge des Schwarzhaarigen nahezu entgleisten. Trotzdem nickte dieser ernst und flüsterte ein „Ich schwöre, dass ich ein Tunichtgut bin.“ und die schwarzen Linien und Punkte offenbarten eine vollständige Karte des Schlosses und des Geländes. „Wow…“ Aufmerksam suchten die grünen Augen nach den Fußabdrücken, die er schließlich zusammen mit denen von Professor Snape in dessen Büro fand. „Sie sind bei Professor Snape.“, sagte er erleichtert und schloss die Karte wieder. Neville staunte. „Cool. Wo hast du die denn her?“, wollte der Junge neugierig wissen, aber eine zufriedenstellende Antwort bekam er nicht. Harry schnaufte. „Erzähl ich dir vielleicht ein anderes Mal. Der Unterricht geht gleich weiter.“ Die beiden Jungen nickten gedankenverloren. „Bin mal gespannt, wie Verwandlung mit dem neuen Professor wird.“, meinte Terry grinsend. Die Jungen lachten. „Bestimmt schmachtet selbst McGonagall ihn an, wetten?“ „Nee…die Alte ist doch viel zu alt für ihn.“, meinte Neville skeptisch. Harry guckte ihn dumm an. „Wow, solche Worte von dir…“, rief Terry fröhlich und der Grund seines Amüsements lief verschämt rot an. „Beeilen wir uns lieber, wir wollen doch nicht gleich einen schlechten Eindruck hinterlassen, oder?“, schlug Harry schließlich vor und sie beeilten sich, noch pünktlich zur nächsten Stunde zu kommen. Die Schüler waren allesamt bereits auf ihren Plätzen, als die drei Jungen leise hinein huschten und sich zusammen in die vorletzte Reihe setzten. Ihre beiden Professoren waren noch nicht da. Außerdem fiel ihnen auf, dass sie diese Stunde mit den Gryffindors zusammen hatten, weswegen auch wieder die typische Häusertrennung entstanden war. Einzig Hermine saß ohne jeglichen Skrupel ganz vorn am Tisch der Bellcourds, direkt neben Marylin, die beide die Köpfe zusammengesteckt hatten und aufgeregt tuschelten. Als die drei Jungen eintraten, drehte sich das Mädchen zwar kurz nach ihnen um, lächelte einmal kurz, dann widmete sie sich wieder ihrer Sitznachbarin. „Oh man, ausgerechnet mit denen haben wir wieder Unterricht…“, murmelte Terry angesäuert, aber Harry gab sich alle Mühe, die anderen zu ignorieren. Nur einen kurzen, hoffenden Blick herüber zu seinem rothaarigen Freund gestattete er sich, aber die braunen Augen des Rothaarigen blitzten ihn böse an. Harry seufzte leise. „Das ist doch die Hölle…“ Leise stöhnend vergrub Harry das Gesicht in den Händen. Er fühlte sich so verraten, so allein gelassen…und das nur, weil er sich ein wenig verändert hatte? Er war doch immer noch er selbst?! Ein drückendes Gefühl begann sich in dem Schwarzhaarigen breit zu machen, seine Augen begannen zu brennen. Ihm war einfach nur zum Heulen zumute. Am liebsten würde er sich sofort irgendwo verkriechen und zwar so lange, bis wieder alles in Ordnung war. Er hatte absolut keine Lust mehr auf dieses Theater. Das wurde ihm langsam einfach alles zu viel. //Verdammt, ich hab ihnen doch gar nichts getan…Jahrelang heucheln sie mir ihre Freundschaft vor, und ich, ich bin auch noch naiv genug und glaub das alles…und die, die ich nicht ausstehen konnte, stehen auf einmal auf meiner Seite…was soll das eigentlich?! Ist hier jetzt auf einmal verkehrte Welt, oder was?// Ganz allmählich wurde Harry sauer. Das war doch wohl alles nur ein böser Scherz! Draco und Blaise hatten eben doch recht. Ein wahrer Freund verließ seinen einen nicht einfach, nur weil man sich verändert hatte. Hermine und Neville waren wohl die besten Beispiele, und das, wo er mit Neville vorher eigentlich nicht wirklich viel zu tun gehabt hatte. Und Hermine stand wie immer an seiner Seite, machte sich nichts draus, dass er nun ein Vampir war. Auch, wenn er selbst manchmal nicht ganz sicher war, ob er wirklich ein Vampir war…müsste er nicht langsam mal Blut trinken? Vampire tranken doch Blut. Aber warum hatte er kein Verlangen danach? Seine Wut flaute langsam wieder ab, als er anfing, sich zum ersten Mal wirklich mit dem Thema Vampir auszueinander zu setzen. Gut, er hatte mittlerweile herausgefunden, dass er offenbar ein paar typische Eigenschaften der Vampire übernommen hatte. Unter anderem war es der coole Nebeneffekt, dass er mittlerweile keine Brille mehr brauchte. Seine Augen waren inzwischen schärfer, als sie es jemals in seinem Leben gewesen zu sein schienen und manchmal, wenn es laut war und er sich darauf konzentrierte, konnte er sogar einzelne Geräuschquellen aus der Masse herausfiltern und zuordnen. Außerdem hatte er dank Draco auch erfahren, dass er für hohe Sprünge keinen Besen mehr brauchte. Es war absolut kein Problem, sich bis zu fünf Meter in die Tiefe fallen zu lassen, er bekam davon nicht einen Kratzer, wo andere mit wenig Glück bereits halb tot wären. Und angemerkt hatte dieser auch noch, dass er superschnell rennen konnte und außerdem konnte er fliegen. Mit seinen eigenen Flügeln, auch wenn er das noch gar nicht so recht glauben konnte. Außerdem…hatte Malfoy nicht mal beiläufig gemeint, Vampire könnten auch individuelle Fähigkeiten entwickeln? Er war gespannt, was er für eine Fähigkeit hatte. Seine Gedanken begannen wieder abzuschweifen. Nur am Rande bekam er mit, dass Professor McGonagall und Professor Bullcroft den Raum betraten, aber er registrierte es nicht bei vollem Bewusstsein. Stattdessen zauberte sich ein entspanntes Lächeln auf sein Gesicht, als er sich vorstellte, wie er sich von einem Ort zum anderen teleportierte, nur mit der Kraft seiner Gedanken, ohne vorher überhaupt das Apparieren erlernt zu haben. Ja, das wäre lustig. Oder vielleicht wurde er bärenstark? Dann konnte er jeden, der ihm doof kam, einfach umhauen, indem er ihn nur leicht anstupste…okay, das wurde jetzt lächerlich. „Mister Potter! Herrje, Sie sind es wirklich!“ Erschrocken von dem plötzlichen Geschrei blickte der Schwarzhaarige sich um, wurde von Neville darauf hingewiesen, dass ihr Professor angekommen war. Und der – Harry sträubten sich alle Nackenhaare bei dem Gedanken an das Kommende – hatte sich direkt neben ihm aufgebaut und schaute auf ihn hinab, als hätte er einen uralten, wertvollen Schatz entdeckt. „Minerva hat mir ja schon erzählt, dass der zukünftige Retter der Zauberwelt in meiner Klasse sein würde, aber dass ich Sie nun leibhaftig zu Gesicht bekomme, ist das Höchste der Gefühle! Himmel, ich verehre Sie schon, seit Sie geboren wurden!“ Aufgeregt schüttelte der Zentaure ungefragt Harrys Hand und strahlte ihn mit ebenmäßigen, strahlend weißen Zähnen an, sodass der Junge glaubte, er würde geblendet. Seine Hand fühlte sich, als würde sie ihm gleich abfallen. „Äh…schön.“, stammelte Harry mit der ganzen Situation auf einmal überfordert. Am liebsten hätte er seine Hand zurückgezogen, aber das konnte er doch bei seinem Professor nicht machen, oder? Er warf einen hilfesuchenden Blick zu seiner ehemaligen Hauslehrerin, aber die sah ziemlich amüsiert aus und schien nicht daran zu denken, ihm zu helfen. „Mister Potter, hätten Sie vielleicht was dagegen, wenn ich eine Ihrer Hausaufgaben mal behalte? So als Nachweis, dass ich Sie wirklich kennen gelernt habe und Sie wirklich in meiner Klasse sind? Mein kleiner Sohn wird ganz aus dem Häuschen sein, wenn er das erfährt!“ Allmählich begann die ganze Klasse verhalten zu grinsen, einige lachten sogar. Auch Terry und Neville ignorierten die offensichtliche Notlage ihres Freundes und lachten sich ins Fäustchen. „Ähm, ja, klar?“ „Super! Ausgezeichnet, Sie haben was gut bei mir, Mister Potter. Aber denken Sie nicht, dass ich Sie dadurch bevorzugen werde, nein!“ Die plötzliche Euphorie war so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war und der Zentaure blickte ihn ernst an. Harry nickte ein wenig eingeschüchtert. „Entschuldigen Sie meinen kleinen Ausbruch. Ich habe den Posten des Professors noch nicht sehr lange inne, von daher muss ich erst noch lernen, mich unter Kontrolle zu halten…ich denke, es wäre am besten, wenn ich mich erst einmal vorstelle.“ Mit einem verlegenen Räusper schritt der überaus gut aussehende Professor nach vorn zu den beiden Lehrerpodesten und stellte sich dahinter auf, sodass er die Schüler gut im Blick hatte. Harry fiel auf, dass es doch sehr ungewohnt klang, wenn Hufen auf Stein erklangen…und er konnte weder die Geschwindigkeit, noch die Richtung einschätzen, wenn er die Augen geschlossen hatte. Daran würde er sich wohl erst noch gewöhnen müssen. „Mein Name ist Adrían Martínez und ich komme aus Minneapolis. Hat man euch schon etwas über Minneapolis erzählt?“ Professor McGonagall stand etwas weiter am Ausgang und beobachtete aus Argusaugen, wie sich ihr neuer Kollege bei seiner ersten offiziellen Unterrichtsstunde so machte. Und da die meisten Schüler die Geschichte über Silverwings bereits kannten, bekamen die Gryffindors noch schnell eine gekürzte Wiederholung, damit wenigstens alle auf dem gleichen Stand waren. Und schließlich war es so weit, dass sie endlich die erste offizielle Unterrichtsstunde mit ihrem Professor beginnen konnten. Hermine hatte zwar das Thema Minneapolis noch ein wenig in die Länge gezogen, aber der Zentaure hatte sie schließlich mit den Worten „Ich gebe Ihnen nach dem Unterricht mal ein gutes Buch dazu, da steht sicherlich alles drin, was Sie wissen möchten.“ abgespeist. Und die wissbegierige Löwin hatte sich zufrieden wieder gesetzt. „So…“ Mit neugieriger Miene blickte der gut aussehende Halbmensch in die Runde. Minerva hatte sich mittlerweile an ihr Pult zurückgezogen und schien ein paar ausstehende Tests zu kontrollieren, denn sie beachtete die Klasse nicht mehr großartig. Und Professor Martínez schien diese neue Freiheit sehr zu gefallen, denn das schmale Lächeln, das sich auf seine Lippen gelegt hatte, wollte einfach nicht schwinden. „Erzählen Sie mir doch mal, welche Art von Zaubern Sie bisher gelernt haben.“ Ein paar Sekunden lang war es still. Hermine war schließlich die erste, die wieder ihren Arm hob und aufmerksam durch den Raum spähte, aber wie immer war sie die auch die Einzige mit einer Lösung. „Ja, Miss…“ „Granger, Sir. Wir haben in den bisherigen Schuljahren gelernt, verschieden große Gegenstände, nicht größer als einen kleinen Hund, in meist gleich große Gegenstände zu verwandeln, also Blumensträuße, Hocker oder große Kissen. Außerdem haben wir auch die Verwandlung eines Tieres in ein anderes Tier geübt, aber wir sind jetzt gerade erst bei kleinen Vögeln angekommen, die wir schließlich in Mäuse und Spinnen oder Ähnliches verwandeln sollten.“, ratterte das klassenschlaueste Mädchen wie immer wie auswendig gelernt herunter. Professor Martínez nickte nachdenklich. „Danke, Miss Granger. Hm…das einzige, was ihr meiner Meinung bisher gelernt habt, ist reine weiße Magie. Langweilig!“ Prompt blitzten die blauen Augen der Professorin strafend, aber das schien den Zentauren nicht zu stören. Er grinste siegessicher, als er die fragenden Gesichter seiner Schüler betrachtete. „Wissen Sie…die unterschiedlichen Zauber, die in Silverwings gelehrt werden, werden in einzelne Bereiche eingeteilt, die sogenannten Magieschichten. Silverwings lehrt die Stufen weiß bis hellgrau. Mittelgraue Zauber werden nach dem Abschluss der achten Klasse gelernt, aber dafür benötigt man eine spezielle Erlaubnis vom Amt der Zauberei. Sie sehen also, nicht jeder darf Zauber lernen, die über die weiße Magie hinaus gehen und das Wissen der Gemeinschaft übersteigen. Schwierig wird es nachher beim Lernen und Ausüben der dunkelgrauen Zauber. Allein um diese lernen zu dürfen, muss man sich lebenslang dem Ministerium und der angehörigen Missionarsabteilung verpflichten. Das Ministerium bekommt beim Anmeldeverfahren das Recht, sollte der betreffende Zauberer seine Macht auszunutzen versuchen, ihn zu bestrafen, wegzusperren und im schlimmsten Falle auch zu töten.“ Ein nachdenkliches Schaudern ging durch die Klasse. Hermine und auch fast alle anderen Schüler hingen wie gebannt an den Lippen des Professors. Auch Professor McGonagall hörte aufmerksam zu, schien aber noch nicht der Ansicht zu sein, den Redefluss ihres Kollegen zu stoppen, weshalb sie ihn ungeschoren weiterreden ließ. „Die angemeldeten Hexen und Zauberer, auch magiebegabte Halbmenschen, werden, um genau zu wissen, ob die Macht missbraucht wird oder nicht, im Ministerium eingezeichnet und von da an praktisch auf Schritt und Tritt beobachtet. Sie haben keine wirkliche Privatsphäre mehr…aber in Amerika ist man allgemein ein ganzes Stück strenger, wenn es um Wesen geht, die das Wissen der Allgemeinheit sprengen können. Voldemort wäre bei uns wahrscheinlich…“ Aufmerksam spitzte Harry die Ohren. Was würde dort wohl aus Voldemort werden? Würde das ganze Ministerium dort den berüchtigten Zauberer verfolgen und zu töten versuchen? Allein wegen der Tatsache, dass er mehr wusste, als der Rest der Gesellschaft? Verwirrt schüttelte Harry den Kopf. Das war Schwachsinn! Voldemort war mächtig, sehr mächtig sogar. Das Ministerium von England konnte in diesem Fall absolut nichts machen, außer ab und an ein paar Auroren aussenden, um seinen momentanen Aufenthaltsort herauszufinden. Wie ein Pfeil schoss Hermines Arm in die Höhe und sie wippte bereits ungeduldig mit den Füßen, um bei der Nennung ihres Namens wie eine Feder in die Höhe schnellen zu können. Aber diesmal wurde sie nicht drangenommen. Professor Martínez schnaubte leise. „Nun…mal angenommen, Voldemort würde in Amerika leben…“ Die Schüler stöhnten angstvoll, als ihr Professor so unverfroren den Namen des mächtigsten Zauberers dieses Jahrhunderts aussprach. Professor Martínez blickte zwar kurz aufmerksam durch die Klasse, sprach dann aber weiter: „Er würde dort ganz schnell durch dank der zahlreichen Missionarsarmeen und den Sträflingsverfolgern das Zeitliche segnen. Ganz einfach deshalb, weil diese Gruppen des Ministeriums Zauber beherrschen, die dem Rest der Welt verschlossen bleiben.“ Bestürzt und wissbegierig zugleich blickten Neville, Terry und Harry sich an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)