Vampire's Life von abgemeldet (Chap 26 wird freigeschaltet :3) ================================================================================ Prolog: ~+~+~+ Prolog ~+~+~+ ---------------------------- Schnatternd gingen die Sechstklässler der Zauberschule Hogwarts durch die Gänge, die Umhänge wärmend über die Schultern gezogen und die Füße in dicke Drachenlederschuhe gehüllt, damit es schön warm blieb. „Jetzt auch noch Zaubertränke…Na los, Draco…hast es ja gleich geschafft!“ Ermutigend zog ein Slytherinschüler mit dunklen Haaren und dunkler Haut seinen gleichgroßen, blonden Freund an der Hand hinter sich her, der allerdings eher durch die Gänge taumelte, als dass er richtig ging. Die Schülerschar verschwand die Treppe zum Kerker hinunter, wo Zaubertränke stattfand. „Dray…kannst du noch?“ Besorgt sank der Dunkelhaarige mit dem Namen Blaise Zabini neben einem Kumpel in die Knie, der sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und gerade erschöpft zu Boden sank. Erschöpft schloss er die Augen. „Ich kann nicht mehr, Blaise…“, nuschelte der Blonde schwach und lehnte sich gegen die Mauer in seinem Rücken. Als Blaise ihn allerdings böse anfunkelte, schaute er weg. „Junge, lass dich nicht so hängen…Snape schickt dich doch bestimmt gleich in den Krankenflügel, dann kriegst du wieder deine Reserven…Du bist ein Malfoy, klar? Und Malfoys jammern nicht, sie ertragen! Also reiß dich gefälligst zusammen und steh auf! Weichei!“ Kraftvoll wurde der junge Malfoy wieder auf die Füße gezogen. Einen Moment lang schwankte er, aber Blaise’ Schuler gab ihm den nötigen Halt, um weiterzugehen. „Mach den Mund zu, Dray! Deine Beißer sind ja ganz hübsch, aber trotzdem!“ „Hmf…ja, Mama.“ „Pff…Schwachkopf!“ Schweigend betraten die beiden Schlangen den Kerker, wohlgemerkt als Letzte. Was aber in letzter Zeit schon zur Angewohnheit geworden war, sodass Snape schon ohne Aufzusehen wusste, wer da kam. „Mister Blaise und Mister Malfoy – Krankenflügel.“, lautete sein Kommentar. Jeden anderen Schüler, der dazu auch noch zu spät kam, hätte der Zaubertränkelehrer mit Nachsitzen und Strafarbeiten, nicht zu vergessen Punkteabzüge gestraft. Aber bei den Lieblingen des Professors wurden schon mal Ausnahmen gemacht – wenn von den Schülern dies auch niemand nachvollziehen konnte. Trotzdem wagte es wohl niemand, in dieser Angelegenheit gegen die Entscheidung des Lehrers Einspruch zu erheben. Selbst Harry Potter, Gryffindors Goldjunge, schwieg. Sogar ihm war mittlerweile aufgefallen, dass „Slytherins Prince“ Malfoy von Tag zu Tag miserabler aussah. Als sich der Blonde und sein Begleiter schließlich umwandten und hinausgingen – wobei selbst Malfoy seine letzte noch verbliebene Würde glanzvoll zur Schau stellte -, folgte ihnen ein nachdenklicher Blick aus glänzenden grünen Augen. Während Malfoy und Blaise also den Krankenflügel aufsuchten, begann Snape, von Harry innerlich immer ganz ‚lieb’ Schniefelus genannt, die Unterrichtsaufgabe üblich wortkarg und besonders kurz angebunden wie immer mit öliger Stimme zu erklären. Ein „Trank, der einige von Ihnen sicherlich überfordern dürfte, den bisherigen Leistungen nach zu urteilen“, sollte gebraut werden. Das Übliche eben. Harry schickte seinen Partner Neville los, die Zutaten zu holen, während er selbst schon den Kessel aufstellte. „Hey, Neville!“, raunte er seinem Banknachbarn zu und schielte aus den Augenwinkeln gleichzeitig rüber zum Professor, der soeben dabei war, Dean Thomas und Parvati Patil zusammenzustauchen, weil sie wohl bereits jetzt irgendetwas falsch gemacht hatten. „Heute gehen wir dem Geheimnis auf die Spur!“ „Welches Geheimnis, Harry?“, murmelte der Junge begriffsstutzig zurück und versuchte schon krampfhaft, die Schwarzwurzeln in exakt gleichgroße Würfel zu schneiden – natürlich komplett erfolglos bei den zitternden Händen. „Na, das Geheimnis, warum Malfoy in letzter Zeit so oft in den Krankenflügel muss. Ich will wissen, was er hat!“ Harry verstummte, denn Professor Snape war gerade auf direktem Wege zu ihnen. Ihrem –noch- vorschriftsmäßig gebrauten Trank schenkte er allerdings nur einen düsteren Blick. „Aber wie willst du das anstellen, Harry? Snape schickt uns wohl kaum freiwillig aus dem Unterricht und jetzt im Anschlusshaben wir Wahrsagen, da kann man nicht so einfach mal einen Abstecher in den Krankenflügel machen!“, raunte Neville skeptisch zurück, kaum dass der Professor wieder außer Hörweite war. „Schön, dass du mitmachst. Aber überlass das nur mir, ich deichsel’ das schon!“ Das hinterhältige Grinsen auf Harrys Lippen stimmte Neville etwas unwohl, aber er vertraute dem Freund. Auch bei solchen Sachen. Ein paar Minuten vergingen. Harry stopfte immer wieder Dinge in den Kessel, die dort laut Anweisung eindeutig anders bearbeitet hinein gehörten. Ganz schnell war das Gebräu schmutzig braun und nicht gelb wie er eigentlich sollte. Und ehe Harry und Neville sich versahen, machte es ‚Knall’ und die umstehenden Schüler begannen zu kreischen, denn der Trank spritzte zischend durch die Gegend, allerdings glücklicherweise, ohne jemanden zu treffen. //Yay! Na bitte!// Innerlich lobte Harry sich wie sonst nur selten. Auch der sonst s furchterregende Professor, der soeben mit wutverzerrtem Gesicht auf sie zustapfte, trübte seine Laune nicht. Es kostete dem Jungen-der-lebt alle Willenskraft, verdattert und möglichst erschrocken dreinzuschauen. „Was habt ihr beiden Nichtsnutze schon wieder angestellt?! Potter, Longbottom, raus! Für heute sind Sie vom Unterricht suspendiert! Und 20 Punkte Abzug für Gryffindor!“ Das ließen sich die Jungen nicht zweimal sagen. Wie der Blitz rauschten sie aus dem Kerker und blieben erst wieder stehen, nachdem sie diesen hinter sich gelassen hatten. Schnaufend stemmte Harry die Arme in die Hüften und grinste triumphierend. „Ha Hat doch super geklappt! Snape hat uns genau richtig bestraft, stimmt’s?“ Aber als Harry sich herumdrehte, erblickte er nur einen totenblassen, zitternden Neville, der anscheinend nicht fähig war, irgendetwas zu äußern. Harry zog belustigt die Augenbrauen hoch und drehte sich um. „Na los, gehen wir in den Krankenflügel. Spionieren wir mal Malfoy kräftig hinterher.“ Eiligst wurde Neville gepackt und in Richtung Krankenflügel geschliffen. So lange, bis er sich stumm losmachte und neben dem Klassenkameraden hertrottete. „Psst…wir luschern bl0ß, okay? Mach keine verräterischen Geräusche.“ Langsam und lautlos stemmte Harry die Tür einen Spaltbreit auf. Aus den Augenwinkeln sah er grad noch, wie Madam Pomfrey in ihr Büro wuselte, ehe Neville sich ungeduldig neben ihn zwängte. Insgeheim freute Harry sich, dass sein Freund so mutig geworden war in letzter Zeit. Suchend schwirrte sein Blick durch den kleinen Saal. Malfoy fand er allerdings recht schnell, obwohl der Slytherin, nur bekleidet mit einem Krankenhauspyjama, fast mit der weißen Farbe des Bettes zu verschmelzen schien, so blass war er mittlerweile. Neville wollte gerade etwas äußern, aber sein Versuch erstarb sofort, denn Blaise begann leise, aber eindringlich auf den Kranken einzureden. Unruhig spitzten die beiden die Ohren, um ja alles zu verstehen. „…Los Draco, bevor Madam Pomfrey wieder kommt!“, flüsterte der Dunkelhaarige atemlos und begann, an seinem Umhang herumzuwerkeln, das Hemd zu öffnen, bis sein Hals komplett freilag. „Keine Sorge, Severus hat mich heute morgen noch untersucht, er sagt, ich habe wieder genug Blut gebildet. Nimm endlich, du weißt, dann geht es dir wieder besser. Na komm schon!“ Ungeduldig zog Blaise den Freund an den Schultern in die Höhe. Draco legte seine Stirn gegen die Pulsschlagader von Blaise und seufzte leise. Langsam öffnete sich sein Mund. „Harry?“ Vorsichtig stupste Neville seinen Nachbarn an. Rüde wurde er mit einem giftigen Blick zum verstummen gebracht. Innerlich seufzte er zwar, aber er widmete seine Aufmerksamkeit wieder den beiden Beobachtungsobjekten aus Slytherin. Er hörte nur noch ein ganz leises „Entschuldige, wenn ich grob bin.’“, dann gruben sich die spitzen, überlangen Eckzähne des Blonden in Blaise’s Hals… Kapitel 1: ~+~+~ Kapitel 1 -------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 1 ~+~+~+~ Wie vom Donner gerührt rissen Harry und Neville die Augen auf, japsten atemlos. Und Draco Malfoy begann zu saugen; haltsuchend kammerte er sich an Blaise's zitternden Schultern fest, seine Zähne wühlten genießerisch durch die helle Haut. Ein dünnes Rinnsal roten Blutes floss über Dracos Kinn und tropfte auf die Decke. Harry glaubte, sogar die Schluckgeräusche des Blonden zu hören, aber er war sich nicht sicher, ob er sich das wirklich nur einbildete oder nicht. Ein leises, langgezogenes Stöhnen entwich Blaise's Lippen. Sofort presste er sie zusammen, kniff die Augen zu. Seine Stimme zitterte leicht, als er sich wieder zu Wort meldete. „Dray...trink langsam, bitte...mir wird sonst schwindlig...hrm...das reicht...stopp, das ist genug, Draco...ich will kein Vampir werden, bitte!“ Sanft schob er seinen Freund von sich weg, der nur sehr widerwillig seinen Biss löste und in die Kissen zurück sank. Sofort schlossen sich die leicht verschleierten grauen Augen. Blaise jedoch stand noch fast eine halbe Minute reglos da, mit geschlossenen Augen und kämpfte sichtbar darum, seinen Puls und Atem ruhig zu halten. „Du warst gierig heute, Dray...ich fühle mich so...schlapp!“, nuschelte der schwarzhaarige Slytherin. „Sorry...es war doch nicht zu viel, oder?“, antwortete der junge Malfoy sofort und stemmte sich wieder auf die Ellenbogen hoch. Das Kopfschütteln seines Freundes ließ ihn beruhigt lächeln. „Komm her, ich verschließ die Wunde.“ Ganz zärtlich, wie man es einem Malfoy gar nicht zutraute, leckte er über den Hals seines Gegenübers. Für einen Moment musste er sich sehr beherrschen, dem Drang nicht noch einmal nachzugeben, aber er beobachtete mit stetiger Kritik, wie der Biss sich unter seinem Speichel langsam schloss, bis nur noch ein Fleck rosaner Haut bezeugte, dass ein Vampir sich vor Kurzem noch an der makellosen Haut gelabt hatte. Aber Draco bemerkte ebenfalls und das mit einiger Verzweiflung, dass an Blaise's Hals bereits einige dieser Flecke vorzufinden waren, die nur langsam verblassten. Blaise seufzte erleichtert auf und säuberte beide mit einem kleinen Zauber. „Fühlst du dich jetzt wieder besser, Dray?“, flüsterte er müde. Liebevoll strich er dem Blonden durch die verschwitzten Haare, drückte ihn sanft zurück in die Kissen, welcher daraufhin ganz entspannt die Augen schloss und leise aufstöhnte. „Schlaf...morgen wirst du dich wieder kräftiger fühlen. Dann gehen wir auch wieder raus. Ich hole dich dann auch morgen früh wieder ab.“ Dray lächelte noch, dann fiel er augenblicklich in einen tiefen, heilenden Schlaf. Harry seufzte leise. Das Gesehene musste erst einmal verarbeitet werden, aber eben dieses war gar nicht so leicht. Aber bevor er selbst oder Neville noch auf dumme Gedanken kamen, drückte Harry die Tür ganz auf und trat in die Halle. Blaise fuhr wie von der Tarantel gestochen in die Höhe, als er das charakteristische Quietschen der Flügeltüren hörte. Einen Augenblick später hatte er das Gefühl, ihm versage der Kreislauf, als er Potter gegenüberstand. Welcher ihn mit einem Blick musterte, der eindeutiger nicht hätte sein können. Trotzdem vergewisserte Blaise sich mit zitternder Stimme: „Wie…wie viel hast du…“ „Alles, Blaise, alles!“, unterbrach Harry ihn mit bebender Stimme. Schweigen. Undurchdringliches, kaltes schweigen herrschte zwischen ihnen. Man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Bis Blaise sich anscheinend wieder fing und laut aufseufzte. Er warf noch einem kurzen, fast zärtlichen Blick zu seinem Freund Draco, dann winkte er den beiden, damit sie folgten. „Kommt mit, ihr wollt sicher ein paar Antworten. Aber hier können wir nicht reden.“, sagte er und verließ mit ruhigen Schritten den Saal. Da er wusste, die Gryffindors folgten ihm, verschwand er in das erstbeste leer stehende Klassenzimmer, das sowieso nie benutzt wurde. Und prompt tauchten auch schon Harry und Neville in der Tür auf und setzten sich auf eine leere Bank, auf der Blaise bereits platz genommen hatte. Aber bevor Blaise zu sprechen anfing, legte er noch einen schnellen Zauber über das Klassenzimmer, damit nicht noch jemand auf die Idee kam und lauschte. Harry und Neville warteten ungeduldig darauf, dass Blaise endlich anfing zu reden. Der dunkelhaarige Slytherin wirkte etwas blass und kränklich, aber Harry schob diese Tatsache auf den von Draco Malfoy verursachten Blutverlust. „Also...wie ihr wohl gesehen habt, Draco ist ein Vampir. Im Moment ist er nur etwas...sagen wir mal, kränklich. Und ja, es gibt wirklich Vampire. Ebenso, wie es schließlich auch Zauberer, Hexen und Werwölfe gibt.“, begann Blaise leise. Er spielte unruhig an seinem Umhang herum. „Das...“, meinte Harry gedehnt und in ziemlich ätzendem Tonfall, „war ja nur schwer zu übersehen!“ Von Neville kam daraufhin nur ein scheues, abwertendes Schnauben. „Das glaube ich!“ „Hnf! Erkläre uns lieber, was das alles soll! Seit wann ist Malfoy ein Vampir, bitte schön?!“, knurrte Harry nun doch sichtbar genervt. Sein wütender Blick hätte Flammen erfrieren lassen können, aber die Schlange ließen diese Blicke kalt. Blaise nickte nur widerwillig und begann zu erzählen. Die Zuhörer wurden ungewollt in den Bann seiner angenehmen Stimme gezogen; „Ihr müsst wissen, es gibt zwei Arten von Vampire. Einerseits die Vampire, die bereits als solche geboren werden. Diese sind wohl als die Eliteklasse dieser Rasse anzusehen, oder wenigstens als die Adelsschicht. Geborene Vampire stammen nämlich ausschließlich aus reinrassigen Familien.“ „Also ist die ganze Familie Malfoy-“, warf Harry ungläubig dazwischen. Sein Mund klappte ungläubig auf, als sein Gegenüber nur mit einem fetten Grinsen im Gesicht nickte. „Bingo. Die gesamte Familie Malfoy besteht ausnahmslos aus Vampiren. Reinblütern. Guck nicht so blöd, das ist einfach so. Nun, die reinblütigen Vampire sind auch für die Fortpflanzung der Vampire zuständig, wenn man es so sehen will. Denn sie sind in der Lage, durch ihren Biss gewöhnliche Menschen und andere Wesen in einen der Ihren zu verwandeln. Jemand, der von einem Reinblüter gebissen wird, wird selbst zum Vampir.“ „Das will mir nicht so recht gefallen. Dann bist du auch ein Vampir, Blaise?“, staunte nun auch Neville nicht schlecht. „Nein, ich bin kein Vampir, Longbottom. Aber das werde ich dir irgendwann mal später erklären. Fahren wir lieber fort mit den Vampiren.“ Wieder ein leises Lachen. Die Löwen zogen die Augenbrauen in die Höhe, einstimmiges Nicken erklärte jedoch die Zustimmung. Blaise setzte sich etwas entspannter hin, indem er einen Arm auf der Tischplatte posierte und sich mehr gegen diese lehnte. „Die normalen Vampire sind einfach gesagt die klassischen Bürger. Sie haben bei den Befehlen der Adeligen zu springen und diese zu bedienen, wenn sie es so wollen. Oft sind sie auch die „Nahrungslieferanten“, denn die normalen Vampire, die als Diener arbeiten, besorgen Blutreserven direkt aus der Umgebung oder aus den nahe stehenden „Leichenhäusern“, sogenannten Blutlagern, die extra in Gegenden aufgebaut sind, wo viele Vampire heimisch sind.“ Jetzt wurden sowohl Harry als auch Neville ein wenig blass. Blaise lachte, winkte ab. „Ich sagte doch, das sind nur Blutlager, keine richtigen Leichenhäuser. Also keine Panik. Aber kommen wir mal wieder zurück zu den reinrassigen Vampiren. Im Durchschnitt fangen diese Menschen an, sich zwischen dem vierzehnten und dem siebzehnten Lebensjahr zu entwickeln. Sprich, sie fangen an, sich körperlich langsamer zu entwickeln und bekommen stärkeren Blutdurst. Bis jetzt ist Draco gealtert wie jeder andere Mensch auch, aber vor zwei Monaten hat seine Entwicklung sichtbar begonnen. Dann werden die Vampire nämlich sowohl körperlich, als auch geistig größer. Den übersteigerten Blutdurst will man dabei mal nicht übersehen. Dumm ist nur, dass es manche Familien gibt, die meinen, dass die jungen Vampire erst eine Art „Prüfung“ ablegen sollen, um zu zeigen, dass sie wahrliche Reinblüter sind.“ „Was denn für eine Prüfung?“ „Nun...eigentlich bekommt jeder Vampir kurz nach seiner Geburt einen Blutstein. Das ist ein kleiner Anhänger, der den jeweiligen Vampir mit Blut versorgt, keine Ahnung wie das geht. Lucius Malfoy, erzkonservative Erziehung und ebensolche Einstellung, hat Draco diesen Stein direkt zu Beginn seiner Entwicklung weggenommen. Dray leidet sehr darunter, denn eigentlich ist der Blutstein die einzige Möglichkeit, die erste Metamorphose in einen vollwertigen Vampir ohne größere Schmerzen und Schwächeattacken zu überstehen. Stattdessen bin ich eingesprungen, um ihn wenigstens notdürftig mit Blut zu versorgen, so lange, wie er es noch verträgt. Wenn wir beide Glück haben, klappt das solange bis zum Ende der Metamorphose, denn dann lässt der Blutdurst erst einmal ein paar Wochen fast komplett wieder nach.“ Schweigen folgte auf diese erstaunliche Erzählung. Neville und Harry sahen sich betroffen an, aber Neville hatte noch eine Frage und räusperte sich, ehe er sich traute, sie zu stellen. „Aber wenn Malfoy tatsächlich so einen enormen Blutdurst hat, wie schaffst du es denn, ihn so zu versorgen? Solltest du nicht schon längst...“ „-leergesaugt sein, willst du sagen?“, beendete Blaise den Satz und schmunzelte leise. Ja, diese Frage hatte er erwartet. Und er wusste auch schon ganz genau, wie er das erklären sollte. „ Jap, eigentlich schon...aber es gibt durchaus Menschen, die haben besonderes Blut in ihren Adern. Ich bin einer von eben diesen. Erklären wir es mal so...wenn einem Menschen Blut abgenommen wird, egal wie, erinnert sich der Körper daran. Der menschliche Organismus fängt natürlich sofort an, neues Blut herzustellen. Daran ist ein überhöhter Salzgehalt im Körper schuld, den eben solche Menschen wie ich besitzen. Dieser Salzgehalt ist ein gutes Fördermittel für extrem schnelle neue Blutherstellung. Bereits in dem Moment, wo Draco sich über mich hermacht, fange ich an, neue Blutzellen zu produzieren und zwar nur so viel, wie mir abgenommen wird. Mein Blutspiegel ist immer konstant. Darum ist es für mich auch kein Problem, Draco notfalls mehrmals in der Woche zu „füttern“.“ Einen gewissen stolzen Unterton in der Stimme konnte der Schwarzhaarige sich bei der Erzählung nicht verkneifen. Doch nur zu schnell schwand die Freude und machte einer verzweifelt traurigen Miene platz. „Nur leider ist ein Vampir nicht dafür gemacht, sich über einen längeren Zeitraum hinweg von einer einzigen Person zu „ernähren“. Irgendwann wird er auch mein Blut abweisen und ich weiß nicht, wer ihm dann noch helfen kann, denn außer Professor Snape und Professor Dumbledore weiß niemand hier, dass er kein Mensch ist!“ Nach dieser Hiobsbotschaft des Schwarzhaarigen hatten sich ihre Wege wieder getrennt, als niemand mehr Fragen hatte. Neville und Harry machten sich auf zum Gryffindorturm, allerdings in eisigem Schweigen. In dem Moment fand Harry es sogar ganz gut, dass seine beiden besten Freunde Ron Weasley und Hermine Granger zusammen in Ägypten Urlaub machten, den sie vor kurzem geschenkt bekommen hatten. Was die beiden dazu gesagt hätten, wollte er lieber gar nicht wissen. „Was meinst du...wird Malfoy sich morgen wieder besser fühlen?“, unterbrach Neville schließlich das Schweigen zwischen ihnen und blickte scheu auf. Eine ganze Schar schnatternder, teilweise auch sehr erschöpft aussehende Schüler trottete an ihnen vorbei, verschwand aber sehr schnell um die nächste Ecke und sie waren wieder alleine. Sie sprachen leise weiter, bis sie den Gemeinschaftsraum erreichten und sich dort in eine ruhige Ecke setzten, wohlweislich so, dass niemand sie ungesehen belauschen konnte. „Wir werden darüber nur reden, wenn wir alleine sind, okay Neville? Das muss keiner wissen, ich denke, es reicht schon, dass wir bescheid wissen. Eigentlich sollte das wohl wirklich niemand wissen.“ „Ja...irgendwie kann ich das immer noch nicht so ganz glauben...Draco Malfoy, ein Vampir! Unglaublich...“ Hilflos blickte Neville zu dem Freund auf, der ebenso skeptisch dreinsah. „Naja, abstreiten kann man es nicht, wir waren schließlich live dabei. Ich wusste ja immer, dass er ein Arsch ist, aber jetzt ist er auch noch ein blutsaugender Arsch! Himmel! Zu schade, dass er anscheinend nicht einfach im Sonnenlicht zu Staub zerfällt...“, grummelte Harry sarkastisch. Neville grinste, wusste aber, dass dieser Spruch nur so dahergesagt worden war. „Aber weißt du, was ich äußerst erstaunlich finde?“, nuschelte Neville dann nach wenigen Minuten wieder. „Blaise scheint Malfoy sehr zu mögen. Er gibt ihm so viel Blut, damit es Malfoy gut geht...und er scheint auch immer sehr glücklich zu sein, wenn er sieht, dass seine Bemühungen sich lohnen. Die beiden sind wohl sehr gute Freunde.“ „Mit Malfoy kann man sich nicht anfreunden!“ Grummelnd verschränkte Harry die Arme vor der Brust und gab sich seiner plötzlich schlechten Laune hin. Neville schwieg, wusste er doch, dass die Launen seines Freundes sehr vergänglich waren. Trotzdem versuchte er noch, dagegen anzusprechen. „Aber du hast es doch gesehen im Krankenflügel! Wer hat Malfoy denn schon mal dermaßen freundlich und vorsichtig erlebt? Ich hatte jedenfalls den Eindruck, sie stehen voll und ganz füreinander ein!“ Harry schwieg sich darüber aus und für Neville war das Thema erst einmal gegessen. Den Rest des Tages sprachen sie nicht mehr über die Sache Malfoy. Beim Abendessen trafen sie noch einmal mit Blaise zusammen, der ihnen etwas scheu entgegen lächelte und dann mit einem Wink Richtung Krankenflügel verschwand, allerdings nicht, ohne seinem Freund ein paar ausgesuchte Speisen auf ein Tablett zu stapeln und mitzunehmen. Was Neville natürlich wieder ganz toll von der Schlange fand. Dafür stand Harrys Weltbild am nächsten Morgen Kopf. Malfoy war wieder da, putzmunter und so gut gelaunt, dass dieses schmale Grinsen fast gar nicht mehr aus seinem Gesicht wegzudenken war. Allerdings zog er trotzdem erbarmungslos wie immer über die Gryffindors her, wie man es von ihm gewohnt war. Jedenfalls über alle, außer Harry und Neville. Die ließ er in Ruhe, beachtete sie kaum, was die beiden ganz verwundert feststellten. In der zweiten Pause traten sie, zum Erstaunen aller, zu Draco Malfoy und Blaise Zabini, die etwas abseits standen und sich angeregt über irgendetwas, anscheinend wichtiges, unterhielten. „Malfoy, Blaise.“, begrüßte Harry die beiden etwas unterkühlt und nickte ihnen zu. Er bekam ein ebenso unterkühltes Nicken zurück, nur Blaise lächelte ihnen etwas müde zu. „Wie geht’s, Malfoy?“, traute sich Neville mutig zu fragen und blickte den Blonden besorgt an. Malfoy knurrte jedoch nur ein ziemlich widerwilliges „besser“ und wandte sich ab. „Dray, sei nicht so unhöflich! Neville hat sich Sorgen um dich gemacht. Also sei nicht so patzig, klar? Du bist doch sonst immer so gut erzogen!“ Das butterweiche Lächeln des Schwarzhaarigen zauberte Malfoy zur Überraschung der beiden Löwen eine sanfte Röte auf die blassen Wangen. Blaise kicherte leise. „Hör auf zu kichern, Zabini, du bist schließlich kein Mädchen! Und ihr, glotzt nicht so doof!“, fauchte er die beiden Gryffindors sofort wutentbrannt an. Nevilles anfänglicher Mut war sofort wieder wie weggeblasen. Harry starrte stattdessen gebannt auf die spitzen Eckzähne des Blonden, die er wohl unabsichtlich zur Einschüchterung ausgefahren hatte. „Dray, zieh die Beißer ein!“, grinste Blaise schon wieder und stupste den Freund in die Seite. „Du bist wirklich ein Vampir!“, zischte Neville ungläubig, als hätte er es noch immer nicht verstanden. Der Blondschopf funkelte ihn böse an und rollte mit den Augen, konnte sich aber nicht verkneifen, ihn noch zurechtzuweisen, doch ruhig noch lauter zu brüllen, damit es auch ja wirklich alle mitbekommen konnten. Harry war indessen erstaunt, dass er Neville nur leise angefahren hatte und nicht typisch Malfoy-like zusammen schnauzte, wie man es sonst von ihm kannte. Blaise unterbrach die kleine Szenerie schließlich indem er seinen Freund am Kragen packte, die Taschen schnappte und ihn hinter sich her zupfte, bis sie wieder im Gang verschwanden. „Malfoy ist ein...hn...ein witziger Arsch!“ „Und du Harry, bist ein sturer Bock!“ „Hä? Hey, Neville, warte!“ „Idiot, Schwachkopf, doofer Sankt Potter!“, zeterte Draco wütend auf dem weg zum Klassenzimmer für Zaubereigeschichte. Auf dieses Fach hatte er jetzt überhaupt keine Lust, aber wenigstens hatte er so die Möglichkeit, mal so richtig nachzudenken. Notizen konnte jetzt mal zur Abwechslung mal wieder Blaise machen. Aber eben da kamen ihm wieder Zweifel. //Scheiße...Blaise ist sicherlich zum Umfallen müde, er hat gestern wieder so viel abgegeben. Normalerweise schläft er ja danach immer mindestens einen Tag komplett durch, um die verlorenen Blutreserven wieder aufzustocken. Dann lass ich ihn eben diese Stunde schlafen, das ist ja kein Weltuntergang, wenn ich mal eine Stunde lang nicht aufpasse. Oder...naja, nachdenken kann ich eigentlich immer noch//, dachte er wehmütig und beobachtete, wie sein Freund neben ihm auf die Bank sank und sofort einschlief. „Schlafmütze...ruh dich bloß aus!“, murmelte der Blondschopf leise, mit einem Schlenker seines Zauberstabs ließ er eine weiche Wolldecke erscheinen, mit der er seinen Freund zudeckte. Ein kurzes, gezischtes „Seid ja leise“ zu Pansy und Theodore, die sich neben ihm einen Platz gesucht hatten, sorgte dafür, dass es den Rest der Stunde auch wirklich still blieb, bis auf das einschläfernde Geschwafel des lieben Professors mal abgesehen. Obwohl er in der Stunde versuchte, sich auf Professor Binns langweilige Geschichten zu konzentrieren und Notizen zu machen, wanderten seine Gedanken immer wieder zu Potter und Longbottom. Bei dem Gedanken, dass die beiden bescheid wussten, schauderte es ihm. //Verdammt, ich hätte es wissen müssen, dass Potter mir hinterher spionieren würde. Der war doch schon die ganze Woche so komisch drauf! Mit Longbottom hätte ich jetzt zwar nicht gerechnet, aber es gibt ja oft genug unangenehme Überraschungen. Oh man...ich hab keine Ahnung, wie ich den beiden jetzt gegenübertreten soll. Am besten gleich gar nicht! Das Blut hält sowieso nur noch etwa zwei Tage, ich sollte mal wieder Severus aufsuchen und nach Neuigkeiten ausquetschen!// Draco seufzte erleichtert auf, als die geradezu endlose Stunde endlich vorbei war. Sanft weckte er seinen Freund mit einem Seitenstupser, bedeutete ihm, dass sie als nächstes Arithmantik hätten. „Mist, hat Binns nicht letztens irgendwas gesagt, dass bald wieder eine Arbeit fällig ist?“, bemerkte Blaise ganz schlaftrunken und gähnte. Draco grinste. War ja klar, wer da wieder als Privatlehrer herhalten durfte. „Ich erklärs dir heute nochmal, keine Panik. Jetzt komm endlich aus dem Knick, ich will nicht schon wieder der letzte sein, der da ankommt.“ Ungeduldig schubste der Blondschopf seinen Klassenkameraden durch den Raum und hielt inne, als er die bohrenden Blicke der Löwen in seinem Nacken spürte. Er merkte, die beiden wollten mit ihm sprechen, aber dafür hatte er absolut keinen Nerv. Flucht war manchmal sinnvoller als ein direkter Angriff und in diesem Moment war diese Taktik mehr als nur erwünscht. Zumindest auf Seiten des Slytherins. Das einzige, was ihn ein klein wenig störte, war die Tatsache, dass Longbottom auch im Arithmantikkurs war. Und erstaunlicherweise kam er in diesem Fach auch ganz gut zurecht, was vor allem Malfoy am Anfang erstaunt hatte. Auch durchschnittliche Leistungen waren bei dem trotteligen Löwen in diesem Falle gute Leistungen! Aber ohne die schützende seines Freundes Potter traute sich der scheue Junge sowieso nicht, etwas zu sagen und Malfoy atmete erleichtert auf. „Dray?“, nuschelte Blaise, als sie schließlich wieder am Tisch sa0en und leise auspackten. Malfoy erwiderte nichts, aber wer ihn kannte, wusste, dass man nach einer Ansprache seine Aufmerksamkeit hatte, ob beschäftigt oder nicht. „Hätten wir nicht gestern nochmal zu Snape gehen sollen? Er wollte doch eigentlich, dass wir danach immer gleich zu ihm kommen.“ „Quatsch!“, entfuhr es Malfoy unwillkürlich lauter als beabsichtigt. Ein eisiger Blick genügte allerdings und die neugierigen Beobachter begannen sich mit etwas sehr wichtigem zu beschäftigen. „Es läuft doch alles glatt, was will er denn also? Er macht immer so viel Wind um gar nichts. Wir sind beide okay, oder nicht? Dass du müde bist, ist ganz normal. Der kann mich mal kreuzweise!“, fauchte Draco wütend zurück. Vor lauter Wut konnte er sich sogar so schlecht beherrschen, dass seine Hand recht laut auf die Tischplatte knallte. Blaise lächelte trotzdem noch sehr verständnisvoll. „Reg dich nicht so auf, Dray. Du weißt, je mehr du dich aufregst, desto schneller-“ „-ist das Blut verbraucht, ja, das weiß ich!“ Trotzig, mit verschränkten Armen ließ Malfoy sich wieder auf seinen Platz sinken. Ihm schwindelte. Aufregung machte müde und schlapp. Und ziemlich weich im Gehirn, so wie jetzt gerade. „Njee...“ Plötzlich ohne jegliche Farbe im Gesicht legte der Blondschopf die Hand auf Stirn und Augen. Er spürte, dass sein Freund zu ihm herüber schaute, aber er traute sich nicht, die Augen zu öffnen, aus Angst, umzukippen. „Mir...uwääh, ist schlecht! Bhuörg!“ Würgend kippte Draco Malfoy, ganz zur Angst einiger Anwesender zur Seite, krachte unbeholfen zu Boden und übergab sich gequält. Blaise bemerkte erschrocken das Blut, das an den Fingern seines Freundes klebte. „Professor Vektor, Draco muss in den Krankenflügel! Bitte holen Sie auch Professor Snape, ich bringe Draco hoch!“ Nach während Blaise eine Trage herbeizauberte, auf der Draco neben ihm herflog, erwachte Professor Vektor neben ihm und stürmte aus dem Klassenraum. Und die Kunde, dass Malfoy mitten im Unterricht zusammengebrochen war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Schule, bis es auch bei Harry ankam, und zwar bereits nach wenigen Minuten. Kapitel 2: ~+~+~+ Kapitel 2 --------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 2 ~+~+~+~ Gleich nach Ende der Stunde stürmten Neville und Harry aus entgegengesetzten Richtungen zum Krankenflügel. Neville hatte es gesehen. Harry hatte es geahnt und danach gehört; Malfoys Zusammenbruch hatte etwas mit seinem Vampirdasein zu tun, und dass er Blut gespuckt hatte, war der Beweis dafür, dass er Blaise' Gaben nicht mehr vertrug. //Verdammter Mist aber auch!//, schalt sich Harry in Gedanken selbst und hetzte durch die erste Etage Richtung Treppe. //Seit wann mache ich mir denn solche Sorgen um Malfoy?! Hätte nie gedacht, dass er mir mal so einen Schrecken einjagen könnte! Ich hoffe nur, er hält noch eine Weile durch...ich hab zwra keine Ahnung wie, aber ihm muss irgendwie geholfen werden, ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, wenn noch jemand tatenlos vor meiner Nase stirbt!// Keuchend kam der schwarzhaarige vor dem Krankenflügel zum Stehen und stemmte die Arme in die Hüften. „Harry! Hey, Harry!“ Schwer atmend kam nun auch Neville um die Ecke gestrauchelt und hielt neben ihm an. Er japste nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, fiel Harry beinahe unangenehm belustigt auf in dieser Situation. Es brauchte nur einen knappen Blick und beide waren sich einig; Augen zu und durch! Auch wenn keiner es so wirklich zugeben wollte, die Tatsache, dass sie so genau bescheid wussten über den blonden Slytherin, ließ doch irgendwie ein Gemeinschaftsgefühl aufkommen. Auch wenn Harry sich eher einen Arm abgehackt hätte, als das jemals zuzugeben. Gemeinsam stießen sie so leise wie möglich die Torflügel der Krankenstation af und wurden gleich in ein recht heikles Spektakel hineingezogen; Im Raum befanden sich Severus Snape, Draco Malfoy und Blaise Zabini, der jedoch in den Armen des Professors zappelte und keifte, schien allerdings jetzt schon etwas erschöpft zu sein, denn seine Wehr wurde immer schwächlicher. „Lassen Sie mich los, Severus, Draco braucht mich doch jetzt! Ich muss ihm doch Blut geben, sonst stirbt er! Bitte, Severus! Bitte!!“ „Mr. Zabini, jetzt reißen Sie sich bitte mal zusammen! Selbst wenn Sie bereits wieder genug Blut gebildet hätten, Mr. Malfoy ist doch bereits sichtbar dabei, Ihr Blut abzulehnen! Es hilft ihm nicht mehr!“, schnauzte Snape ziemlich genervt zurück, aber er hatte einen seltsam mitfühlenden Unterton in der Stimme, den man bei ihm noch nie gehört hatte. Zumindest hatten Harry und Neville wenigstens ein paar Sekunden Zeit sich darüber zu wundern, denn der hakennasige Professor bemerkte nur zu schnell ihre Anwesenheit und fuhr herum. Aber noch bevor er die beiden Eindringliche zusammenfalten konnte, machte Harry sich selbstständig und trat an Malfoys Bett. Seine Hand zitterte, als er sie dem Blonden auf die Stirn legte. Er erschrak. „Seine Stirn ist so heiß...und die Haut rau und trocken...er stirbt.“ Neville erbleichte sichtlich. Aus großen Augen blickte der Zauberschüler zu dem Kranken, dann zu Blaise, der mittlerweile auch wieder bei Malfoy am Bett saß und leise schniefte. Man sah deutlich die kleinen Tränen, die an seinen blassen Wangen hinabrannen und aufs Laken tropften. „Dray...halt durch, bitte! Du darfst nicht sterben, nein! Ich brauche dich doch!“, wimmerte der Slytherin herzerweichend. Flehentlich stupste er immer wieder Malfoys schlaffe Hand an, wie um ihn auf sich aufmerksam zu machen. „Mr. Potter, Mr. Longbottom! Was fällt Ihnen ein?! Raus hier, sofort!“, donnerte Snape plötzlich. Blaise zuckte zusammen, begann ganz verschreckt zu weinen. Neville stand nur stocksteif da und sah aus, als würde er auch gleich umfallen. Nur Harry erwiderte Snapes Blick stur und ebenso kalt, wie der Zaubertränkelehrer es tat. Aber Harry hatte sich ja noch nie von dem Gefrierbrandblick des Lehrers einschüchtern lassen. „Er braucht Blut, nicht wahr?“ Starr wie eine Salzsäule blickte Snape den Jungen an, unfähig etwas zu sagen. „Er braucht Blut, aber nicht von Blaise, das verträgt er ja anscheinend nicht mehr.“ Wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen, hätte Harry gelacht. Noch nie hatte er den sturen Schniefelus so außer sich erlebt. Snape sah nämlich aus, als hätte man ihm einen Einer kaltes Wasser in den Kragen gekippt. „Mr. Potter...was reden Sie da?“, wollte der Professor schließlich mit kratziger Stimme wissen, aber Harry beachtete ihn gar nicht mehr. „Severus...Sie müssen doch etwas tun können, Sie können Draco doch nicht einfach so sterben lassen!“, rief Blaise wieder, aus großen, verweinten Augen schaute er zu dem Professor auf, aber der verzog keine Miene. „Was soll ich denn tun können? Höchstens Dumbledore könnte was machen, aber der ist ja auch schon auf dem Weg!“ „Dann geben Sie Draco Ihren Blutstein solang!“ „Damit er den Rest seines Lebens an Blutvergiftungen leidet oder was?! Jetzt reicht es aber!“ Blaise war einer Ohnmacht nahe. Er sah schon aus wie ein wandelndes Stück Verzweiflung. Echt bemitleidenswert, wie nicht nur Harry feststellte, sondern auch Neville. Der Dunkelhaarige war so erschüttert, dass er glatt seine Angst vor dem Professor verlor und dem Slytherin einen Arm um die Schulter legte. Der kurze, bedeutsame Blick zwischen den beiden Löwen ließ Klarheit in das Dunkel bringen, dass sie durchaus den Wink in Professor Snapes, wahrscheinlich ungewollt ausgesprochenen Worten, verstanden hatten. Nachdenklich ließ Harry seinen Blick über den kranken Malfoy wandern, versuchte, seine Gedanken im Zaum zu halten, die ihm gerade ein wenig durchdrehte. //Malfoy hat hohes Fieber...sehr hohes sogar, aber seine Wangen sind kreideweiß, als würde kein Blut mehr durch seinen Körper fließen...verdammt! Ich kann ihn doch nicht einfach so sterben lassen! Ich habe schon viel zu viele Menschen sterben lassen, selbst in meinem Beisein...und obwohl ich mir vorstellen kann, dass Malfoy mich erst mal zusammenscheißen wird, wenn ich ihn retten kann...das ist es mir wert! Ich will nicht, dass noch jemand stirbt! Ich kann ihm Blut geben...laut Blaise ist das ja eigentlich Risikofrei, oder?// Wild entschlossen begann Harry seinen Umhang aufzuknöpfen und lockerte sein Hemd. Es war einen Versuch wert. Hauptsache Malfoy überlebte so lange, bis Dumbledore endlich kam, dann konnte dieser sich drum kümmern. Aber zurzeit sah es so aus, dass der Blonde die Ankunft des Schuldirektors nicht mehr erleben würde. „Scheiße!“, fluchte Harry ungeniert. Etwas widerwillig ließ er sich auf Malfoys Bettkante nieder und rüttelte den sterbenden Vampir an den Schultern. Es dauerte ein paar Sekunden, bis dieser reagierte. Wimmernd öffneten sich die trüben grauen Augen, fokussierten etwas an, das nur er zu sehen schien. //Er sieht bestimmt schon den Tot!//, dachte Harry schaudernd. Helfend winkte er vor Malfoys Augen herum, bis sein Blick endlich haften blieb. „Los Malfoy, wenn du nicht sterben willst, dann solltest du Blut trinken, oder? Ich gebe dir meines!“, flüsterte der Schwarzhaarige entschlossen. Im ersten Moment reagierte Malfoy nicht, sein Blick schweifte wieder ab. Man hörte deutlich hart und schnell seinen Atem rasseln. Als er langsam den Mund öffnete, konnte man die spitzen, verlängerten Eckzähne sehen, die dem Blonden so zu schaffen machten. „Neville, Blaise, haltet mir Snape vom Leib!“, flüsterte er den beiden Freunden zu, die dicht bei ihm standen. Blaise erschrak sichtlich, als er verstand, was der Löwe vor hatte, aber der entschlossene Blick und der harsche Befehl ließen ihn seinen Protest praktisch wieder hinunterschlucken. Also drehten er und Neville sich herum und funkelten den verwirrten Mann an, die Zauberstäbe bereit in den ruhigen Händen. „Eine Bewegung, Severus!“, drohte Blaise mit zitternder Stimme, langsam bedeutete er, den Zauberstab fallen zu lassen, was der Hakennasige auch widerwillig tat. Harry währenddessen hatte den Blonden an den Schultern zu sich herangezogen und redete beständig leise auf ihn ein. „Potter...Sie wissen aber, was Sie tun?“, hörte er Snapes schnarrende Stimme hinter sich, aber er achtete nicht darauf. Er wusste, was man ihm sagen wollte. Draco war ein Reinblüter – und dessen Blut er trank, der würde selbst zu einem blutsaugenden Monster werden! Aber das war unwichtig und Harry realisierte die Bedeutung dieser Worte im Moment nicht einmal wirklich. „Los Malfoy, ich gebe dir mein Blut, also trink endlich! Mach schon! Verdammt, willst du etwa sterben, du Idiot?! Denk gefälligst an Blaise!“ Grob drückte er Malfoys Kopf in seine Halsbeuge, um ihn zum Trinken zu animieren. Er hatte mal gehört, Vampire rochen in der Not auch Blut unter der Haut durch. Der Blonde war verzweifelt, wehrte sich aber ganz schwach noch dagegen. „Nicht..Pot...ter, bitte!“, murmelte er immer wieder, schwach drückte er gegen Harrys Brust, um Abstand zu gewinnen, aber er war eindeutig viel zu schwach. Sowohl körperlich als auch geistig, denn der nagende Hunger in seinem Inneren wurde so intensiv, dass er voller Schmerz aufgab, dagegen ankämpfen zu wollen. Wimmernd leckte er mit den Zunge über die warme Haut. Seine Hände begannen ziemlich unkontrolliert zu zucken, als er dann ohne zu zögern seine spitzen Zähne direkt in die Halsschlagader des Schwarzhaarigen stieß. Harry schrie auf, Snape reagierte sofort ganz instinktiv und wollte sich herumwerfen. Zu aller Überraschung war allerdings diesmal Neville schneller. Seine fast überschlagende Stimme und die daraus entstandenen Worte „Perfitticus Totalus!“ brachen augenblicklich den Bann der Stille, in dem sie für einen Moment gefangen schienen. Wie ein gefällter Baum krachte Snape auf die Seite, unfähig sich zu bewegen. Blaise japste auf. Neville staunte nicht schlecht über seinen plötzlichen Mut und Harry sackte stocksteif auf Malfoys Bett zusammen. Er wusste nicht, was um ihn herum passierte; einzig jeden einzelnen Liter Blut, den Draco ihm aussaugte, schien er zu realisieren. Sein ganzer Körper schmerzte, er merkte, dass ihm das Denken zunehmend schwerer fiel. //Hoffentlich werde ich jetzt kein Vampir...argh, warum tut das nur so weh?! Ich kann mich nicht mehr bewegen...// Unbewusst klappten Harry die Augen zu. Sein Körper schien in Flammen zu stehen und ihm schwindelte. Die grellen Punkte vor seinen Augen begann langsam zu erlöschen, kaum dass Draco keuchend von ihm abließ und ihn und etwas von sich stieß. Bewusstlos fielen beide zurück in die Laken, nur Harry fühlte noch ein warmes Paar Hände, das ihn sanft stützte, dann wurde auch er ohnmächtig. Direkt in dem Augenblick, wo Harry und Draco gleichzeitig zu Boden, bzw. auf das Bett sanken, ging die Tür des Krankenflügels erneut auf und Professor Dumbledore und Professor McGonagall kamen mit wehenden Umhängen hineingeschritten. Es dauerte keine halbe Sekunde und Dumbledore hatte die Situation erfasst. Aber bevor er etwas sagen konnte, meldete sich Snape zu Wort, dessen Ganzkörperklammer anscheinend langsam nachließ. „Longbottom, 200 Punkte Abzug für Gryffindor und 3 mal Strafarbeiten wegen tätlichen Angriffen gegen einen Lehrer! Verschwinden Sie bloß, sofort! Bevor ich mich vergesse!“, knurrte der Hakennasige rasend vor Wut, Neville wurde kreidebleich und versteckte sich hinter Blaise' Rücken. „Ganz ruhig, Severus. Bevor du die Schüler fertig machst, gib mir bitte erst einmal einen Überblick über die Situation, ja? Ich fürchte nämlich, ich habe das meiste verpasst!“ Scheinbar ganz gelassen lächelte Dumbledore der Meute zu, aber nur von Snape bekam er giftige Blicke zurück. „Draco ist im Arithmantikunterricht zusammengebrochen. Er verträgt Blaise' Blut nicht mehr, tja, Potter und Longbottom wissen von irgend woher auch bescheid und jetzt war Potter bekloppt genug, Draco sein Blut zu geben! Und ich konnte nicht einschreiten, weil dieser unfähige Longbottom mir die Ganzkörperklammer auf den Hals gehetzt hat!“ Snape schäumte sichtbar vor Wut, aber so richtig. Trotzdem konnte Dumbledore sich ein kurzes Kichern und den Kommtar „Ganz so unfähig war er dann doch nicht, wenn er dich in Knie zwingt, oder?“, nicht verkneifen. Während er sich aber noch das Kichern schwerst verkneifen musste, war Professor McGonagall bereits dabei, die beiden Bewusstlosen oberflächlich zu untersuchen, und ihr Ergebnis entlockte sogar dem sonst so fröhlichen alten Mann einen ernsten Blick. „ganz eindeutig, Albus. Wir werden wohl bei unserem nächsten Ministeriumsbesuch zwei neue Blutsteine anfordern müssen, wenn Mr. Malfoy seinen zu Hause nicht schnellstmöglich zurück bekommt. Obwohl sein Durst jetzt erst einmal gestillt sein dürfte!“ Besorgt strich die ältere Frau Harry über den Kopf und seufzte leise auf. „Ehm...Pro, Professor?“ Ängstlich durchbrach die quietschige, zitternde Stimme von Neville die entstehende Stille. Die Professorin, die den Jungen bereits im allgemeinen Durcheinander vergessen hatte, zuckte kurz unbeherrscht zusammen, entspannte sich aber wieder sichtlich, als sie erkannte, wer sie angesprochen hatte. „Soll...wollten Sie damit jetzt sagen...dass...Harry...“ „Dein Freund ist jetzt ein Vampir, genau das soll es heißen.“, kam auch schon die schonungslose, barsche Antwort. Und Neville wurde seinem Ruf nun doch endlich gerecht und er fiel mit einem letzten Seufzer in Ohnmacht. Damit Blaise Zabini nicht das gleiche Schicksal ereilte, der nun doch ebenfalls äußerst blass um die Nase wurde, bekam er noch einen Stärkungstrank für seinen Kreislauf. Nur den beiden Jungen in dem großen Bett konnte man nicht so einfach helfen. Die würden nämlich ganz andere Probleme bekommen in nächster Zeit! Es dauerte schon einige Stunden, bis Draco allmählich wieder zu sich kam. Das erste, was der Slytherin sah, als sich seine sturmgrauen Augen öffneten, war das müde Lächeln seines besten Freundes, der halb schlafend an seinem Bett saß und ihn unfokussiert anblinzelte, dabei allerdings das Lächeln nicht vergaß. „Na, Schlafmütze?“, begrüßte er seinen Freund, der auch prompt aus seinem Dämmerzustand aufrschak und nun seinerseits den Blonden ernst anguckte, um ihm dann doch einen schönen guten Morgen zu wünschen. Langsam versuchte Draco sich aufzusetzen, doch prompt fiel er wieder hintenüber, denn sein Kreislauf musste sich erst an die ungewohnte Blutmenge gewöhnen, sodass ihm doch ziemlich schwindelte. Aber mit Blaise's Hilfe saß er recht schnell wieder stabil und er blickte aus großen Augen in das benachbarte Bett hinüber. „Potter...dann war das also doch kein Traum?!“, keuchte er erschrocken, denn ihm fiel deutlich auf, dass der sonst immer gut gebräunte Harry nun eine etwas ungesunde, blasse Gesichtsfarbe hatte, obwohl er friedlich schlief. Blaise seufzte. „Das war kein Traum, Dray. Du hast Potter fast bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt, jetzt sieht er mittlerweile schon wieder aus wie das blühende Leben! Im Gegensatz zu dir, versteht sich.“ Draco schwieg. Nur ganz schwach erinnerte er sich wie im Traum an Harrys konsequente Stimme, die ihm unerschütterlich einredete, sein Blut zu trinken, um zu überleben. Zuerst wollte Draco die Worte ignorieren. Aber sein Drang nach Blut, sein unstillbarer Durst hatte ihn nach kurzem, aber erfolglosem Kampf dazu gebracht, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen und ans pure Überleben zu denken. „Scheiße!“ Plötzlich war Draco wieder blass wie eine Wand und seine Hände begannen panisch zu zittern. „Dray? Alles klar?“ , wisperte Blaise nervös, aber Anzeichen von körperlicher Schwäche hatte sein Freund keine. Also musste sein plötzlicher Anfall in der Psyche liegen, aber der Schwarzhaarige musste nicht wirklich angestrengt nachdenken, um zu wissen, was seinem Freund da gerade durch den Kopf ging. „Ich...ich hab...ICH HAB POTTER AUSGESAUGT!! Mein Gott...bitte...Blaise, ich hab Potter zu einem Vampir gemacht! Aber das wollte ich doch nicht!“ Vor lauter Panik begann der Blondschopf zu weinen. Er zitterte, denn sein Atem ging so unregelmäßig und hektisch, dass ihm der ganze Brustkorb wehtat, er sich zusammenkrümmte, um die Schmerzen zu lindern. Schluchzend vergrub er seine Hände in dem Bettlaken. „Dray, bitte, ruhig atmen! Schau mich an, Draco Malfoy, ja? Dray, ich bin's doch! Nicht wegschauen!“ Bittend legte Blaise seine Hände an Dracos Wangen und zog den Blondschopf bestimmt zu sich, um ihm so in die Augen schauen zu können. „Ganz ruhig atmen, Draco. Ruhig, hörst du? Es wird wieder gut...beruhige dich. Ich bin ja da.“ Schon seit ihrer frühesten Kindheit hatte Blaise diese Wirkung auf seinen besten Freund gehabt, wenn dieser etwas getan hatte, was er nicht durfte und nach seiner Bestrafung einer argen Panikattacke erlag. Er wusste, seine dunklen Augen fesselten die seines besten Freundes, zogen diesen in eine Art Hypnose, die eine äußerst beruhigende Wirkung hatte. Und tatsächlich, nach wenigen Minuten ging Dracos Atmung wieder regelmäßig und sanft, nur die Tränen rannen ihm unermüdlich über das blasse Gesicht. Dass er dabei die ganze Zeit unzählige Male Entschuldigungen wie ein Mantra vor sich hinstammelte, bemerkte der junge Malfoy gar nicht. Erst Blaise's scharfe Anfuhr ließ ihn aufsehen und schweigen. „Draco, hör auf, dich ständig zu entschuldigen! Wenn du dich bei jemandem entschuldigen solltest, dann wohl nur bei Harry Potter. Obwohl selbst das nicht wirklich stimmen könnte...“ Nachdenklich zog die Schlange die Stirn kraus, fuhr aber fort, als Draco leise schniefte und ihn fragend ansah. „Schließlich habe ich ihn beim letzten Male schon aufgeklärt, dass du durch deinen Biss jeden anderen außer mir zum Vampir machen würdest. Er wusste es im Endeffekt also. Und darum würde ich sagen, kann man auch nicht nur dir die Schuld zuschieben, denn letztendlich hätte er sich ja nicht entscheiden müssen, dir das Leben zu retten!“ Der arrogante Unterton in diesem Satz brachte Draco dann doch ungewollt zum schmunzeln. So kannte er seinen Freund. Ein wahrer Slytherin hatte nun einmal solche Gedankengänge, dagegen konnte man nichts machen. Und auch wenn Blaise sein bester Freund war, so war er in den nötigen Momenten eben doch unparteiisch und suchte sowohl Fehler, als auch Begünstigungen auf beiden Seiten. „Außerdem warst du gerade in dem Moment sehr stark mit dem Sterben beschäftigt...und ich kann mir nicht vorstellen, dass du dann noch überlegt hast, ob ihm die zukünftigen Beißer wohl stehen oder nicht! Ich weiß, dass das nicht deine Absicht war. Du bist ein netter Mensch, du würdest niemanden einfach so in sein Unglück stürzen, dazu kenne ich dich zu gut. Du bist herzensgut, Dray, auch wenn du das gerne verheimlichst.“ Draco nickte und lachte leise. Das war die Eigenschaft, die er an Blaise am meisten schätzte. Wenn es die Situation erforderte, konnte der Schwarzhaarige sowohl objektiv, als auch faktisch Meinungen und Entscheidungen treffen, ohne dabei außer Acht zu lassen, seine Freunde mit knapp geschilderten Sachlagen zu unterstützen. Das konnte nicht jeder. „Danke, Kumpel.“, murmelte Draco ehrlich. Einmal mehr war er sich sicher, den besten Freund der Welt an sich gebunden zu haben. „Ist okay. Legen wir uns noch ein wenig hin, in Ordnung? Es ist doch noch mitten in der Nacht...Ich hol morgen das Essen hoch, okay? Gute Nacht.“ Ohne große Widerworte kuschelte Blaise sich zu seinem besten Freund ins Bett und schnarchte augenblicklich los. Draco seufzte, konnte sich dann aber doch nicht mehr zurückhalten und schlief ebenfalls ein. Währenddessen war es im Büro de Schuldirektors ein wenig voll geworden. In dem großen Ohrensessel hinter dem Schreibtisch saß Dumbledore und lutschte genüsslich auf einem seiner Zitronendrops herum, während Professor McGonagall, Professor Snape und Remus Lupin um ihn herum saßen und ihn ebenfalls ernst anblickten. Unbehagliches Schweigen durchzog den vollgestellten, aber nichtsdestotrotz gemütlichen Raum, bis der alte Mann mit der Hakennase seine Stimme erhob und die Besucher über seiner Halbmondbrille hinweg aufmerksam anblickte. „Minerva, Severus und Remus...gut, dass ihr so schnell gekommen seid, trotz der unmöglichen Stunde. Nun...ihr wisst bescheid, warum ihr hier seid?“ Allgemeines Nicken antwortete auf seine Frage. Und Albus setzte auch gleich den nächsten Punkt, indem er eine genaue Abschätzung der Sachlage von jedem einzelnen zu hören wünschte. Der noch immer äußerst verstimmte Professor für Zaubertränke meldete sich dann als erster zu Wort. „Wenn ich auf dem aktuellen Stand bin, dürften jetzt fast 50 Schüler in Frage kommen. Also von der Anzahl her wäre es dann praktisch, die neue Regelung einzuführen...auch wenn ich den Anlass dafür noch immer äußerst unpassend finde!“ „Aber warum unpassend, Severus? Es könnte keinen besseren Zeitpunkt geben, um die Veränderungen voranzutreiben. Die ganze Welt befindet sich im Wandel, also wäre es nur gern gesehen, wenn auch wir uns von diesem Sog mitreißen lassen und uns wandeln.“, schaltete sich nun auch Minerva mit sanfter Stimme ein, was ihr grimmige Blicke des in schwarz gekleideten Lehrers einbrachte. Eine Antwort bekam sie jedoch nicht. „Ich bin auch der Meinung, dass wir diesen Schritt wagen sollten!“ Etwas zögerlich integrierte Remus sich nun in die kleine Diskussion. Sein Blick war vorfreudig, aber auch noch unsicher, was der Bärtige freudig zur Kenntnis nahm. Geduldig bedeutete er dem ehemaligen Professor, weiterzusprechen. „Einige Schüler hier leben ziemlich zurückgezogen, gerade weil sie sich nicht trauen, sich in der Öffentlichkeit auffällig zu machen. Ich weiß genau, wie das ist, wenn man hierher kommt. Man weiß, man ist anders, und die Menschen um einen herum spüren dies und meiden denjenigen dann oft sogar unwillkürlich. Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn man glaubt, jeder kleine Blick würde bereits hinter die dichtesten Mauern sehen und alles, aber auch absolut alles offenbaren. Unsicherheit, teilweise sogar echte Paranoia steht an der Tagesordnung. Darum wäre es für all die betroffenen eine große Erleichterung, wenn sie endlich die Möglichkeit hätten, ihr wahres Wesen nach außen tragen zu können, ohne befürchten zu müssen, dass sie sofort gelyncht werden. Klar, am Anfang wird es viele Probleme, Streitigkeiten und Ausgrenzungen geben, aber ich bin mir sicher, wenn sich das erst einmal gelegt hat und sich alle an die neue Situation gewöhnen, wird auch das fünfte Haus sich richtig integriert haben. Und dann werden auch andere Schüler keine Scheu mehr haben, sich hier anzumelden.“ Beeindruckt lächelten Minerva und Dumbledore den jungen Mann mit den teilweise bereits schon grauen Haaren an. Da sprach der unterdrückte, von Sorgen und Ängsten zerfressene Teil des Mannes aus ihm. „Gut, dann ist es also beschlossene Sache. Ich denke, ich kann es euch überlassen, dass morgen am Mittagstisch die große Überraschung platzen kann, oder?“, ließ Dumbledore freudig verlauten, aufgeregt klatschte er in die Hände und blickte seine Kollegen an. Remus und Minerva blickten äußerst zufrieden drein und schienen geradezu vor Feuereifer zu platzen, während Snape seinen Missmut nur schwer verhehlen konnte. Darum gab Dumbledore ihm auch die Aufgabe, nach den Jungen zu schauen, sobald sie wieder wach waren. „Minerva und ich werden gleich die ersten Vorbereitungen für das Fest und die Einweihung morgen treffen. Remus, du bist doch bestimmt so lieb und suchst nach einem geeigneten Zimmer für dich in der nähe des zukünftigen Bellcourdgartens? Es steht natürlich ganz außer Frage, dass du der neue Haushlehrer für Bellcourd werden wirst und dich außerdem als neuer Lehrer für das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste bereitzustellen hast!“ Sie hörten nur noch ein wutschnaubendes Krachen, als Snape rasend vor Zorn die Tür hinter sich zuknallte. „Natürlich kann man auch nicht bestreiten, dass Severus den Platz als zweiter Hauslehrer inne hat. Ich denke, einen solchen Fall von Doppelpositionierung gab es in der ganzen Geschichte dieses Hauses noch nicht! Zweifacher Hauslehrer! Typisch Severus!“ Mit einem lächeln verabschiedete sich der zukünftige neue Hauslehrer von dem Schulleiter und machte sich auf den Weg, sein neues Büro zu suchen. Draco und Blaise waren wenige Stunden später beim Frühstück am Krankenbett, als ihr Hauslehrer wutschnaubend hereingeplatzt kam und anscheinend die Invasion der Killerblicke generalprobte. „Hallo Professor“, begrüßte Blaise seinen Lehrer etwas kleinlaut, aber dieser schenkte ihm nicht einmal einen Funken Beachtung. Nur ein kurzer, giftiger Blick wurde ihm gegönnt, dann wandte er sich an Draco. „Wie fühlst du dich?“, wollte der Hakennasige trotz seiner schlechten Laune doch in einem recht netten Ton von seinem Patenjungen wissen. Sein undefinierbarer Blick taxierte den Blonden aufmerksam. „Naja...“ Ein wenig druckte der Blondschopf herum, um dann doch mit einem leisen Seufzen zu antworten. „Wenn ich meinen Zustand mit dem von Potter vergleiche, bin ich wohl das absolute, blühende Leben!“, nuschelte er dann schließlich lahm und blickte zu dem anderen herüber, der noch immer fest schlief. Der Gedanke, dass er seine jetzige Erfrischtheit und Lebendigkeit diesem Jungen da im Nebenbett verdankte, bereitete ihm Übelkeit. Harry ging es jetzt garantiert absolut scheiße und er saß hier und frühstückte in aller Ruhe! Einmal mehr hatte Draco das Gefühl, ein absoluter Arsch zu sein. „Gut...McGonagall wird morgen beim Ministerium zwei neue Blutsteine beantragen. Ich denke, es wird ein wenig Zeit vergehen, bis diese Idioten dort so weit sind, also versuchen Sie bitte, Potter so lange ruhig zu halten. Ich wünsche nicht noch mehr Blutsauger hier zu sehen! Gut, und nun warten Sie, bis Potter aufwacht und dann erklären Sie ihm, was er wissen muss!“ Und schon stapfte der Schwarzhaarige wieder aus dem Raum und ließ zwei verdutzte Jungen zurück. „Severus ist ja ganz schön angepisst...was der wohl wieder hat?“ Blaise lachte leise. Er glaubte, sich denken zu können, warum der Professor noch grimmiger war als sonst, aber dass er mit seiner Vermutung nur teilweise richtig lag, konnte er in dem Moment ja noch nicht wissen. „Hey, Blaise!“ Ein leises Stupsen in die Seite ließ den Schwarzhaarigen aufsehen. Als er nicht wirklich im Gesicht des Freundes ablesen konnte, worum es ging, folgte sein Blick stattdessen dem ausgestreckten Arm und blieb beim Nachbarbett hängen. Im ersten Moment sah er nichts, aber dann bemerkte er Harrys zuckende Augenlider. Der Gryffindor begann zu stöhnen, bewegte sich leicht. „Mist...ich hab gehofft, er wacht erst später auf.“, zischte Malfoy gepresst. Blaise seufzte und nickte. Er konnte sich vorstellen, dass es seinem Freund unangenehm war, alles erklären zu müssen. Beziehungsweise, sich erst mal mit Harrys Anschuldigungen auseinandersetzen zu müssen, die garantiert gleich kommen würden! Unbeweglich beobachteten sie, wie sich die noch etwas stumpfen grünen Augen öffneten. „Arrghh...scheiße, brummt mir-“ Augenblicklich hielt der junge Löwe in seinen Mitleidstiraden inne, denn er bemerkte etwas. Er konnte nicht sagen, was es war, aber etwas war anders. Unverständlich anders. „Aach, Mister Potter, Mister Malfoy! Sie sind wach, schön schön! Trinken Sie das hier! Dann fühlen Sie sich sofort besser.“ Erschrocken zuckten die drei Jugendlichen zusammen, als die plötzliche Stimme sie aus der Stille riss. Wie ein Kopf bewegten sich ihre Augen zu Madam Pomfrey, die auf einmal – von woher auch immer – angewuselt kam, in den Händen zwei große Phiolen mit einer unidentifierbaren Flüssigkeit. Und da niemand wirklich genug Courage hatte, sich der selbstbewussten Frau zu widersetzen, schluckten sie das Zeug. „Und von Ihnen, Mr. Malfoy bin ich maßlos enttäuscht! Wochenlang verschwiegen Sie mir, dass Sie ein Vampir sind! Sie hätten sich so viele leidvolle Stunden ersparen können, wenn ich bescheid gewusst hätte! Aber nein, lieber soll ich ja im Unwissen bleiben!“, zeterte sie sofort weiter, nachdem sie kritisch beäugt hatte, dass auch ja jeder seine Medizin nahm. Draco zuckte zwar unter ihren Worten ertappt zusammen, schwieg dazu aber. „Und, wie fühlen Sie sich, Harry? Der Trank wirkt doch, oder?“, wandte sie sich sofort schnaubend an den Schwarzhaarigen, der sie aus großen Augen anguckte und nicht wirklich in der Lage war, etwas zu sagen. Malfoy unterbrach dann schließlich die Stille. „Wo waren Sie denn eigentlich die ganze Zeit?“, fragte er kleinlaut, denn die kleine Standpauke war ihm doch nicht ganz unverarbeitet vorübergekommen. Poppy seufzte. „Ich war die ganze Zeit dabei, die Zutaten für einen Trank zusammen zu sammeln, den Professor Snape als den „Trank der Vampire“ bezeichnet. War eine Heldenarbeit, überhaupt erst mal die ganzen Materialien zu bekommen, das Ministerium hat sich nämlich anständig quer gestellt! Ohne Professor Dumbledore hätte ich das nicht so schnell geschafft!“, erklärte sie müde. Dray nickte. „Dann...dann habe ich ja eben...einen Trank für...Vampire getrunken?!“ Dünn wie die Stimme eines gebrechlichen alten Mannes klang Harrys Stimme, als er aus seiner Apathie erwachte. Er keuchte. Kapitel 3: ~+~+~+~ Kapitel 3 ---------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 3 ~+~+~+~ Wie eine Statue saß Harry plötzlich aufrecht im Bett. Jetzt wurde ihm auch siedendheiß klar, warum er sich so seltsam gefühlt hatte. Sein Hals hatte ihm wehgetan. Stärker noch als der gesamte Rest seines Körpers. Nachdem er aber -notgedrungen- Poppys Heiltrank zu sich genommen hatte, war auch die bleierne Schwere aus seinem Körper gewichen, jetzt war sein Geist wieder hellwach. Alle Beschwerden waren verschwunden. Und sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, während er sich zusammen reimte, warum es ihm auf einmal besser ging. Poppy hatte ihm einen Trank für Vampire gegeben. Verständlicherweise konnte dieser bei normalen Menschen nicht anschlagen, aber die Wirkung hatte sich bei ihm nicht verfehlt. „Tja...nun, Mr. Potter...“ Die benannte Heilerin wurde unter Harrys stechendem Blick sichtbar unruhig. Sie hatte von Minerva die ganze Geschichte hört, kaum dass sie ins Schloss zurückgekommen war. Umso schockierender war es, herauszufinden, dass ihr Lieblingspatient von nun auch noch mit ganz anderen Problemem zu kämpfen haben würde, wo er doch eh von jeder Art von Problemen wie magisch angezogen wurde. Der Durst nach etwas ungewöhnlichen Getränken war demnach also nur eine der vielen neuen Schwierigkeiten. „Ich...ich...ich bin ein...ein...“ Wie ein Fisch auf dem Trockenen begann Harry zu japsen, als er sich daran erinnerte, was vor mehreren Stunden passiert war. Malfoy hatte ihn ausgesaugt. Er hatte im Sterben gelegen und Harry war dumm genug gewesen, ihm sein Blut anzubieten, damit man ihm ja nicht vorwerfen könnte, er hätte die fiese blonde Schlange sterben lassen, obwohl er direkt daneben gestanden hatte. Und aus genau diesem Grunde hatte Malfoy ihn zu einem blutrünstigen Blutsauger gemacht. Um selbst überleben zu können. „Ein Vampir, so ist es wohl!“ Kalt und schneidend durchdrang Malfoys Stimme die unbehagliche Stille. Harry fuhr zusammen, er hatte die beiden Slyhterins nämlich nicht bemerkt, obwohl er doch das Gespräch zwischen der Schlange und der Ärztin genauestens verfolgt hatte. Aus großen Augen blickte er also zum Nachbarbett herüber und runzelte die Stirn. Malfoy saß mit angezogenen Knien auf seinem Bett, vor sich liegend ein gefülltes Tablett. Unter anderem erkannte Harry einen leckeren Kesselkuchen und Butterbier. Prompt fing auch sein Magen an, lautstark zu rebellieren. „Hier, Potter, kannst du haben. Vampire brauchen zwar regelmäßig Blut, aber noch regelmäßiger ausgewogene, gesunde Mahlzeiten, um den Kreislauf stabil zu halten.“ Ohne große weitere Worte ließ Malfoy das Frühstück zu seinem Bettnachbar herüberschweben, wandte sich dann gleich an seinen besten Freund und kuschelte sich tief in die Bettdecken. „Nacht, Blaise, holst du mich morgen früh ab?“, wollte er mit einem unterdrückten Gähnen wissen, was der zweite Slytherin natürlich mit einem süffisanten Zwinkern bewilligte. Ein letzter, stummer Wink auch zu Harry und Blaise verschwand. Zurück blieben nur Draco und Harry. Einen Moment lang begutachtete Madam Pomfrey noch ihre beiden „Sorgenschüler“, dann ging auch sie und ließ die beiden Jungen alleine zurück. Es wurde still. Nur das regelmäßige Atmen von Malfoy war ab und zu zu hören, aber sonst nichts. //Ich glaube, ich könnte auch allmählich schlafen gehen. Zwar war ich lange genug bewusstlos, aber ich bin trotzdem müde wie Sau! Und trotzdem ist es seltsam...ich bin jetzt ein Vampir, ja? Ich fühle mich überhaupt nicht wie einer! Komisch...ich fühle mich sogar ganz normal, wenn man es mal genau nehmen soll...Sind Vampire vielleicht doch gar nicht so anders?// Die ganze Grübelei hatte Harry gründlich den Appetit verdorben. So leise wie möglich stellte er sein Essen auf den Nachttisch und kuschelte sich ebenfalls wieder tiefer in die Daunen. //Vielleicht ist das auch so in etwa wie bei Remus? Werwölfe sind eigentlich nicht wirklich anders als normale Menschen, nur einmal im Monat verlieren sie die Kontrolle über sich und fangen an, ungeheuerliche Dinge zu tun, die sie nicht beeinflussen können! Sobald der Vollmond sich allerdings wieder verzogen hat, sind sie wieder wie vorher. Höchstens körperlich sehr geschwächt und in der ersten Zeit wohl auch etwas durch den Wind, aber so normal wie jeder andere. Vielleicht verändern Vampire sich ja auch nur in dem Moment, wo sie Blut brauchen? Möglich wär's!// Harry seufzte. Ihm kam das alles vor wie ein schlechter Traum. Er, ein Vampir? So richtig mit spitzen Vampirzähnen und dem stylischen Umhang und allem? Sein Gefühl trog ihn. Er wusste, es war so, auch wenn er davon noch nichts merkte. Vielleicht würden sie nach und nach kommen, die Gewissheit? Die Angst vor der Fremde, die Wut auf Malfoy, der ihn zu dem gemacht hatte, was er jetzt war. Diese Gefühle würden ihn garantiert noch oft genug heimsuchen! Aber im Moment fühlte er sich einfach nur leer und müde. //Jetzt reichts! Gute Nacht, du schnöde Welt! Du kannst mich mal!// Am nächsten Morgen wurde Harry durch zwei laute Stimmen geweckt, die sich wegen irgendetwas zu streiten schienen. Harry fühlte sich zwar nicht mehr so krank und schwächlich wie am Tag zuvor, aber die Tatsache, dass er in absoluter Dunkelheit durch so ein unverständliches Gelaber geweckt wurde, macht ihn wütend. Da fiel es ihm auch nicht schwer, die beiden Störenfriede anzukeifen, endlich ruhig zu sein. „Hey, er ist ja doch schon wach! Na los, Potter, raus aus den Federn! Gleich gibt’s Frühstück und dann müssen wir wieder zum Unterricht, schon vergessen?“, rief Blaise plötzlich ganz aufgekratzt und wachte wie ein treuer Weckhund an Harrys Bett, bis dieser endlich murrend unter der Bettdecke hervorkroch. „Arschlöcher!“, hörte man von ihm nur. Mühselig begann er sich unter der Decke hervorzuarbeiten und kickte sie missgelaunt weg. Ohne noch groß darüber nachzudenken griff er nach seiner Brille, die auf seiner linken Seite des Bettes lag und setzte sie auf. Und die Welt begann vor seinen Augen zu verschwimmen. „Häh?!“ Wie ein schielendes Huhn erkundete der Schwarzhaarige seine Umgebung. Jedenfalls so viel er davon erkennen konnte, und das war weiß Gott nicht viel! „Potter, du Genie...probiere doch mal, ob du ohne die dumme Brille besser zurecht kommst!“ Hätte Harry es nicht schon gewusst, dass dem so war, hätte er sich bei Malfoys Worten ziemlich verarscht gefühlt. Aber natürlich war diese Wirkung beabsichtigt, darum dachte er gar nicht erst darüber nach und seufzte laut auf. Aus einer Bewegung heraus, als wolle er die Brillengläser putzen, entfernte er die runden Gläser von ihrem angestammten Platz und blickte beinahe herausfordernd zu dem Blonden herüber. „Was zum-?!“ Harry brauchte eine Weile, um zu kapieren, dass die Brille ihm nicht mehr von Nutzen war. Auch ohne Brille sah er nun gut, und zwar gestochen scharf! „Na los, Potter, wir sollten allmählich los! Es sei denn, du willst heute ein Frühstück mehr haben...“ Aus funkelnden grauen Augen beobachtete Draco den Schwarzhaarigen, der ebenso stur zurück starrte. Niemand von beiden war allerdings gewillt, als erster aufzugeben. Schließlich beendete Blaise die stumme Auseinandersetzung und stellte sich genau in die Mitte ihrer Blicke. „Wie Draco gesagt hat, wir sollten runter gehen zum Frühstück. Also kommt, macht mal hin!“ Mit dem sicheren Wissen, dass die beiden Streithähne folgen würden, stapfte Blaise voraus zur großen Halle. Dort angekommen trennten sich ihre Wege vorerst. Neville fand die Sache mit der nutzlosen Brille ziemlich lustig, sodass er es sich zur Aufgabe machte, den anderen Gryffindors irgendeine Geschichte von wegen genetischer Veranlagung aufzutischen, damit diese wenigstens nicht gleich alles erfahren mussten. „Irgendwie ist heute ein seltsamer Tag, Harry. Ich merke es, irgendetwas braut sich zusammen...ich glaube, heute passiert noch was Wichtiges! Was sehr wichtiges!“, nuschelte der eigentlich eher ruhigere Neville verwundert, als ihm seine Flasche Butterbier umkippte, kaum dass er diese auf den Tisch gestellt hatte. Harry nickte nachdenklich und seufzte. „Sag mal, ist Malfoy schon den ganzen Tag so stinkig drauf?“, kam schon der nächste Kommentar von Neville. Harry blickte verwundert auf und folgte dem ausgestreckten Finger des Freundes, der zum entferntesten Tisch von allen zeigte. Draco Malfoy schien von seiner Banknachbarin Pansy Parkinson schwer genervt zu sein, denn seine Antworten waren immer ziemlich kurz und mit Killerblicken versetzt. Aber entweder war das Mädchen lebensmüde oder einfach nur strohdumm, denn sie plapperte trotz der offensichtlichen Warnung der anderen Kameraden munter weiter. Malfoy währenddessen gab es auf und zerbröselte seine Brötchen auf brutalste Art und Weise mit der Gabel. Ein plötzliches Raunen ging durch die Reihen der Schüler. Harry und Neville blickten zu den Lehrertischen herauf, wo sich soeben Professor McGonagall, Dumbledore und, zur Freude vieler Schüler, die schon einmal Unterricht mit dem dritten Professor gehabt hatten, auch Remus Lupin auf ihre Plätze begaben. Der Schulleiter blieb jedoch vor dem Podium stehen und blickte in die Runde. Seine Stimme war volltönend und klar, ohne dass er die magische Stimmverstärkung benutzen musste, damit ihn auch ja die letzten Schüler verstehen konnten. „Einen wundervollen Morgen wünsche ich euch, Kinder. Ich hoffe, ihr habt noch soviel Zeit, meinen Worten kurz zu lauschen, bevor ihr euch für die Schule fertig macht.“ Im ganzen Saal war es mucksmäuschenstill geworden. Nur vereinzelt hörte man den einen oder anderen Neuling tuscheln. Dumbledore lächelte und begann zu sprechen. „Der heutige Tag wird in die Geschichte Hogwarts eingehen. Ihr fragt euch jetzt sicher was ich damit meine, aber ich kann euch versichern, euch droht schon einmal keine Gefahr! Ganz im Gegenteil. Einige von euch bekommen endlich die Möglichkeit, die zu sein, die ihr seid, eure Schwingen der Seele zu entfalten und euren Lebensweg zu leben. Man sagt schließlich, das Herz kann sich wandeln, im Laufe der Zeit. Aber nicht nur das. Auch die Seelen verändern sich. Ob zum Guten oder Bösen, sei jetzt mal dahin gestellt.“ Bei den letzten Worten begannen allmählich die ersten Unruhen an den Tischen auszubrechen. Alle diskutierten, was diese Worte wohl zu bedeuten hatten, was noch geschehen würde. „Und nun hoffe ich, dass meine Worte nicht allzu sehr den Unterricht beeinflussen werden. Viel Spaß in der Schule, seid schön fleißig!“ Harry und Neville blickten sich erstaunt an. Keiner ahnte, was das sollte, aber eines war sicher. Wenn Dumbledore schon sagte, heute wäre ein besonderer Tag, dann würde er das auch noch werden! „Was glaubst du, passiert heute, Harry?“, flüsterte Neville unsicher. Harry schwieg. „Etwas Großes! Komm, wir müssen zum Unterricht!“ Die ganzen Vormittagsstunden lang waren die wildesten Gerüchte im Umlauf. Von überall hörten Harry und Neville die unterschiedlichsten Spekulationen, angefangen von der Auferstehung Voldemorts bis hin zur Begrüßungsfeier von Dumbledores neuem Haustieres. Das es natürlich nicht gab, soviel war sogar Harry klar. Aber nicht nur die Schüler waren äußerst unkonzentriert, auch die Lehrer waren an diesem Tag sehr nachlässig mit dem Unterricht. Bereits in der zweiten Stunde war Professor Sprout verschwunden, um bei den anderen Lehrern ein wenig herauszufinden. Die Schüler blieben sowohl erfreut, als auch nur noch verwirrter zurück. Und die Tatsache, dass sogar Professor McGonagall und Snape fehlten, gab den Gerüchten noch einmal zusätzlich Zunder. Die beiden strebsamen Lehrer hatten schließlich noch nie gefehlt! So verbrachten sie den Tag. Harry und Neville saßen die meiste Zeit über mit den Klassenkameraden zusammen im Gemeinschaftsraum und zerrissen sich die Münder über das noch kommende, riesige Ereignis. Was schließlich auf dem Weg zum Mittag endlich gelöst wurde. „Meine Güte, was ist denn hier los?!“, rief Neville überrascht, als sie vor den großen Toren zur großen Halle standen. Der wohl größte Stau überhaupt hatte sich dort gebildet und kaum einer schien in der Lage, die Halle zu betreten...so sah es im ersten Moment jedenfalls aus. Erst überlegte Harry angestrengt, ob ein Lehrer vielleicht eine Barriere vor den Eingang gelegt hatte, aber als er es schaffte, sich mit seinem Freund bis nach ganz vorn durchzukämpfen, erübrigte sich diese Überlegung. Der Grund für den Stau war stattdessen die Tatsache, dass die Schüler zu baff waren, um weiterzugehen! „Sag mal, Harry, guck ich da richtig? Ich zähle auf einmal fünf Tische!“, ließ Seamus kleinlaut vernehmen. Die Schüler schluckten. Außerdem entdecken sie ebenfalls noch über dem fünften Tisch, der dafür sorgte, dass nun alle Tische ein wenig enger nebeneinander standen als sonst, die berühmten Banner, die sonst nur am ersten und letzten Schultag üblich waren. Das noch unbekannte neue Haus hatte die Farben Schwarz und Weiß. Mittlerweile hatte sich am Eingang der Halle der Stau ein wenig gelichtet, denn die ersten Lehrer hatten wohl Einsicht gehabt und den Tumult beendet. Schließlich war es an Professor McGonagall, wieder Bewegung in die vorderen Reihen zu bringen, was nach einigem hin und her auch ganz gut gelang, sodass bald alle auf ihren Plätzen saßen. Der fünfte Tisch blieb allerdings leer. Und der Schulleiter erhob sich, sammelte die Blicke aller Schüler auf sich, bis er anfing zu sprechen. „Liebe Schüler, werte Lehrer...willkommen zurück.“, begann der alte Mann mit einem amüsierten Glänzen in den Augen. Nicht nur Harry spitzte gespannt die Lauscher. „Ihr alle habt sicherlich gemerkt, dass hier etwas um dekoriert wurde, nicht wahr? Wer es noch nicht gesehen hat, der darf jetzt noch einmal schnell gucken! Aber weiter im Text...heute ist ein ganz besonderer Tag in der Geschichte der Zauberei, aber ich denke, damit das auch alle verstehen, muss ich ein wenig ausschweifen in die Vergangenheit...“ Wieder entstand eine Pause. Harry glaubte allmählich zu begreifen, was hier los war. Für einen kurzen Moment blickte er zu Malfoy herüber, aber der Slytherin unterhielt sich recht angeregt mit seinem Freund Blaise. Rasch sah er also wieder nach vorn und wartete darauf, dass Dumbledore weiter sprach. „Ihr alle kennt sicherlich die vier ehrenvollen Gründer dieser Schule, nicht wahr? Für die Neuen unter euch; Hogwart's Geschichte begann vor etwa tausend Jahren. Vier Menschen hatten sich vorgenommen, eine Schule zu gründen. Godric Gryffindor-“ Er streckte seinen Arm aus zum Gryffindortisch, wo die Löwen prompt Freudenschreie ausstießen und fuhr fort. „Salazar Slyhterin-“ Auch die Schlangen waren nicht zimperlich. Sie übertönten die Lautstärke der Löwen sogar noch und warfen ihre Hüte in die Luft, wie am letzten Schultag. „Helga Hufflepuff und Rowena Rawenclaw“ Die letzten Tische brachen in Jubelrufe und Applaus aus, aber viel zurückhaltender als die beiden führenden Geschlechter der Schule. „Nun...wie ihr wisst, was regiert in Gryffindor!“ „Tapferkeit und Mut!“, kam es prompt vom Gryffindortisch im Chor zurück. „In Slyhterin weiß man noch List und Tücke zu verbinden-“ „Doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden!“ Dumbledore nickte lächelnd. Es freute ihn, dass fast alle Schüler den Spruch ihres Hauses noch auswendig konnten. „Wann macht man sich nach Rawenclaw auf die Reise?“ „Bist du geschwind im Denken, gelehrsam und auch weise, so machst du dich nach Rawenclaw, so wett ich, auf die Reise!“ Die intelligenten Rawenclaws zitierten gleich den kompletten Spruch auf. „Und in Hufflepuff dagegen-“ „-ist man gerecht und treu, man hilft dem anderen, wo man kann und hat vor Arbeit keine Scheu!“ Dumbledore nickte. Genau so stellte er es sich vor. „Nun...Rowena Rawenclaw und Helga Hufflepuff waren die ersten, die mit dem Gedanken spielten, eine Schule zu gründen. Eine Schule, in der sowohl Hexen und Zauberer, als auch junge, magische Muggel die Chance haben sollten, Magie zu studieren. Schnell waren auch Godric Gryffindor und Salazar Slytherin nach kurzer Überredung einverstanden und beteiligten sich an dem großen Projekt. Aber kaum waren die ersten Vorbereitungen getroffen, kam es zu Streitigkeiten.“ „Ist ja wohl nicht schwer zu erraten, wer da wieder gegen den Strom schwamm!“, flüsterte Harry verächtlich. Diejenigen am Tisch, die Harrys Worte gehört hatten, nickten mit finsteren Gesichtern. „Salazar Slytherin weigerte sich, Muggelstämmige in seine Reihen aufzunehmen. Er war der Meinung, dass nur reinblütige Hexen und Zauberer es wert waren, die einzigartige, unbeschmutzte Kunst der Magie zu erlernen!“ Mit den Worten warf Dumbledore einen vielsagenden Blick zu den Schlangen herüber, aber dort blieb es still. Die Slytherin schwiegen dazu. „So entstand die Idee mit den verschiedenen Häusern. Salazar Slytherin wollte die Reinblüter, die listig und täuschend waren. Godric Gryffindor allerdings prahlte lautstark nach Mut und Stärke, wohingegen Rowena Rawenclaw sich für die schlauesten und gelehrigsten einsetzte. Und die treue Helga Hufflepuff nahm ohne große Vorsätze all die auf, die übrig blieben. Und so entstand das Hogwarts, wie ihr es heute kennt. Heute, vor einem Jahrtausend und genau vier Jahren.“ Aufgeregtes Raunen glitt über die Häuser. Vielen war die Geschichte der Gründer bekannt, aber es war immer wieder etwas besonderes, es von Dumbledore persönlich zu hören. „Und doch gab es einen Vorfall, der in keinem Geschichtsbuch erwähnt wird. Einen Vorfall, den wohl niemand außer den vier Gründern und den Schulleitern kennt, die von Direktor zu Direktor weiter gegeben wird.“, fuhr er mit kräftiger Stimme fort. Es wurde wieder still. „Es gab noch eine weitere Person, die bei der Planung um Hogwarts eine wichtige Rolle spielte. Einen jungen Mann, er war noch eine Klassenstufe unter seinen Freunden, aber auch er hatte große Pläne. Sein Name war Bleynce Bellcourd. Er war ein enger Freund von Godric und Rowena. Er hatte mitgeholfen, die Grundmauern dieses Gebäudes zu errichten und war wohl derjenige, der sich am meisten über die Eröffnung freute. Denn er kämpfte mit allen Mitteln für die Kinder, die trotz des genauen Auswahlverfahrens noch immer übrig blieben, bzw. selbst für das Haus Hufflepuff ungeeignet waren. Kinder, die immer außen vor standen, die nicht für ihre Herkunft und noch weniger für ihr Wesen können. Kinder des Schicksals mag man sie bezeichnen. Eben die Menschen, die von der Öffentlichkeit unterdrückt werden, die nicht akzeptiert werden, sie können nun auf die schützende Umarmung Bellcourds vertrauen. Eigentlich war von Anfang an geplant, dass Bleynce Bellcourd das fünfte Haus gründete, aber dem war nicht so. Zwei Tage vor der Gründung, in einer klaren Vollmondnacht, starb er eines ungeklärten, aber unangenehmen Todes.“ Harry erschauderte. Das waren Neuigkeiten! Ob Hermine diese Geschichte wohl auch kannte? Zu schade, jetzt wussten alle mehr als sie! Neville blickte recht erschüttert drein und schniefte leise. Sein Freund strich ihm tröstend über den Rücken und deutete auf Dumbledore, der Ansätze machte, weiter zu sprechen. „Aus diesem Anlass heraus habe ich beschlossen, die alte Tradition noch einmal aufleben zu lassen und Bellcourd seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Darum, liebe Schüler, können wir heute die Gründung eines fünften Hauses in die Zaubereigeschichtsbücher auf aller Welt eintragen lassen und beglückwünschen!“ Zögernder Beifall ertönte. „Ich bitte euch nun, damit das Mittagessen möglichst bald serviert werden kann, dass die mutigen Gryffindors sich nun in einer Reihe aufstellen und wie an eurem ersten Tag einzeln nach vorn kommen. Ihr werdet den sprechenden Hut aufsetzen. Ich bin gespannt, welche Seelen sich wandelten!“ Mit einem Mal war auch der sprechende Hut da. Auf dem gleichen Hocker wie jedes Jahr, mit Professor McGonagall hinter ihm, die die Liste aller Schüler bei sich trug. Und noch während die Gryffindors langsam ihre Überraschung überwunden und sich aufstellten, begann der alte Hut zu singen; Ihr denkt, ich bin ein alter Hut, mein Aussehen ist auch gar nicht gut. Dafür bin ich der Schlaueste aller Hüte, und ist's nicht wahr, so fress ich mich, du meine Güte! Alle Zylinder und schicken Kappen sind gegen mich doch nur Jammerlappen! Ich weiß in Hogwarts am besten bescheid und ich bin für jeden Schädel bereit. Setzt mich nur auf, ich sag euch genau wohin ihr gehört – denn ich bin schlau. Vielleicht seid ihr Gryffindors, sagt euer alter Hut, denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut. In Hufflepuff dagegen ist man gerecht und treu, man hilft dem anderen wo man kann und hat vor Arbeit keine Scheu. Bist du geschwind im Denken, gelehrsam und und auch weise, dann machst du dich nach Rawenclaw, so wett ich, auf die Reise. In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden, doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden. Und bist du doch anders als die anderen, beseelt vom Guten und vom Bösen, dann sag ich dir, bist du ein Bellcourd, denn ich weiß noch alle Fragen zu lösen! Nun los, so setzt mich auf, nur Mut. Habt nur Vertrauen zum sprechenden Hut. Harry staunte. Der Hut sah aus wie immer und sang das gleiche Lied, das er bei seiner Einschulungsfeier gehört hatte, aber nun hatte es sich der neuen Situation angepasst und war demnach ein wenig umgedichtet worden. „Anders als die anderen, beseelt vom Guten und vom Bösen“, flüsterte der Schwarzhaarige nachdenklich vor sich hin, aber seine Grübeleien wurden schnell unterbrochen, denn die Professor begann die ersten Namen aufzurufen. „Ich fühle mich, als wäre ich wieder in der ersten Klasse!“, flüsterte Neville dem Freund ehrfürchtig zu und begann zu grinsen. Harry konnte nicht anders, als auch zu grinsen. Es war wie ein Déjà-Vu. Die ersten zwanzig Kinder blieben in ihrem Haus. Die erste Veränderung trieb Colin Creevy, denn der jetzige Drittklässler wechselte zu den Slytherins. Wo er auch lautstark empfangen wurde, aber für die ehemaligen Hauskameraden sah er nicht besonders glücklich aus. Und dann gab es doch die ersten „Wandlungen“, wie Dumbledore es auszudrücken pflegte. „Ronny Shephard“ Ein hagerer, weißhaariger Junge stapfte nach vorn und setzte sich den Hut auf. Relativ schnell ertönte das schicksalhafte Wort. Bellcourd! Die raunenden Löwen betrachteten den ersten Bellcourd skeptisch. Grinsend machte er sich auf dem Weg zu Professor Lupin, der ihn zu sich beorderte und fragte, weshalb er denn in Bellcourd sei. Die darauf folgende Antwort haute die meisten Schüler regelrecht aus den Latschen; „Naja, so weit ich weiß, war mein Opa ein Yeti. Sprich, irgendwo in mir fließt Yeti-Blut, darum hab ich auch diese dumme Haarfarbe. Geht aber zu meinem Leidwesen mit sämtlichen Färbezaubern nicht weg!“ Lupin lachte verhalten und schickte ihn zu seinem Tisch. Die nächsten Schüler wurden aufgerufen. Schnell kamen auch die nächsten Bellcourds dazu. Die Drillinge Samiel, Urliel und Gabriel aus der ersten Klasse, die allesamt von einem so genannten Erzengel abstammten und zur Verblüffung aller ihre weißen Flügel ausbreiteten, um so zu ihrem Tisch zu gelangen, bescherten die nächsten Herzinfarkte. „Was zum Teufel seid ihr für Freaks?!“, ließen die ersten Schüler vernehmen. Der kleine Tumult wurde durch einen strengen Blick des Hauslehrers sofort wieder im Keim erstickt, aber die ablehnenden Blicke blieben. „Harry, jetzt sind sie schon zu viert...“, flüsterte Neville wieder. Die Angst ließ seine Stimme leicht zittern. „Denkst du, du kommst auch zu ihnen? Eigentlich gehörst du jetzt in dieses Haus, wenn man es genau nehmen will...außerdem...würde ich es sehr schade finden, wenn du das Haus wechseln musst. Schließlich bist du doch sozusagen unser Vorzeige-Gryffindor und außerdem mein bester Freund...“ Ohne sich auch nur umzudrehen, wusste Harry, dass sein Freund die Worte ernst meinte. Neville war einfach nicht der Typ, der log, und schon gar nicht in einer Situation wie dieser. Plötzliches, schrilles Geschrei ließ den Gryffindor alarmiert aufsehen. Das, was er dann aber sah, überraschte ihn doch irgendwo, obwohl er doch geglaubt hatte, dass es schlimmer als bei den Drillingen nicht mehr kommen konnte. Da hatte er sich aber kräftig getäuscht. Der Viertklässler Torry Brest wechselte nach Bellcourd. Allerdings gab es diesmal auch allen Grund zum Schrecken; aus Torrys Rücken sprossen nämlich ein Paar lederartiger Schwingen mit einer Spannweite von wahrscheinlich zwei Metern, die er immer wieder abspreizte und anzog. Ein hämisches, aber auch deutlich erleichtertes Lächeln zierte seine schmalen Lippen. Die glänzenden goldenen Augen schienen von innen heraus zu leuchten. Die Drillinge und Ronny schienen jedoch nicht die geringste Angst vor dem Fledermaus-Mischling zu haben. Sie lachten mit ihm und unterhielten sich sehr angeregt. „Potter. Harry Potter!“, brüllte Professor McGonagall plötzlich. Harry fuhr erneut herum. Es war soweit. Mit trockener Kehle und bleiernen Knien stapfte er in Richtung des Podests, blickte fast panisch auf den Hut. Und er hörte auch schon den seltsam wohlklingenden Namen „Bellcourd“ in seinem Kopf, noch ehe er wirklich saß. Kapitel 4: ~+~+~+~+ Kapitel 4 ----------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 4 ~+~+~+~ Müde gähnend ließ Harry sich auf sein neues Bett fallen. Neville neben ihm grinste verheißungsvoll und hängte ein kleines Gryffindor-Banner in die Höhe. „Wollen wir den über unserem Bett aufhängen, Harry?“, wollte der etwas pummelige Junge fröhlich wissen, während er schon dabei war, seinen Koffer auszupacken, der bereits in ihrem neuen Zimmer gestanden hatte, als sie im Bellcourd-Garten angekommen waren. Von Harry kam nur ein erschöpftes Nicken. Seine Gedanken glitten zurück in die große Halle, während er sich zurücklehnte und die Augen schloss. ~ Flashback ~ Noch ehe der sprechende Hut seine Nachricht in die Öffentlichkeit entließ, begann bei den Gryffindors der reinste Aufstand auszubrechen. „Harry, warum bist du ein Bellcourd?!“, riefen Fred, George und Ginny wie aus einem Mund voller Entsetzen. Harry schwieg. „Harry, erklär und das!“, brüllte George. Noch bevor jemand etwas unternehmen konnte, war der Weasley mit seinem Zwilling heran und packte den Goldjungen am Kragen. Für gerade mal zwei Sekunden allerdings nur, denn schon wurden sie wie von unsichtbaren Händen gepackt und zurück gerissen und ein mehrstimmiges, schrilles Jaulen brachte Ruhe in den Saal. Mit ruhigen Schritten traten fünf Slytherins aus der kleinen Löwen-Gruppe hervor und stellten sich mit einem überlegenen Grinsen vor den Schwarzhaarigen. Aus den Augenwinkeln heraus erkannte Harry von hinten Millicent Bulstrode, Theodore Nott, Pansy Parkinson, Crabbe und Goyle, ehe er auch schon gepackt und wieder auf die Füße gezogen wurde. „Was wollt ihr, Slytherins?!“, fauchte George wütend. Erneut teilte sich die Kette und diesmal trat Draco Malfoy nach vorn, am Arm hielt er den recht verblüfften Harry fest, der vor lauter Erstaunen über die momentane Situation gar nicht in der Lage war, überhaupt etwas zu sagen. „Was ist denn los, Weasley? Wolltest du Potter verhauen, weil er euer dummes Rudel verlässt? Hn? Bist du jetzt etwa böse?“ Dracos Stimme troff geradezu vor Hohn. Trotzdem sah er recht unbeteiligt aus, nur seine sprühenden Augen verrieten seine innere Wut. „Was willst du, Malfoy?! Mach dich gefälligst vom Acker, ihr seid noch nicht dran!“ Böse funkelten sich die Kontrahenten an. Der ganze Saal war inzwischen mucksmäuschenstill. Severus und Remus standen zwar mit gezückten Zauberstäben nur wenige Meter neben ihnen, warteten aber offensichtlich gespannt ab, wie sich die Lage entwickeln würde. „Jetzt werd' mal nicht überheblich, Wiesel! Du kannst dir überhaupt nichts erlauben, damit das mal gleich klar gestellt wird! Und wen du jetzt denkst, Potter lässt euch im Stich, weil er das Haus wechselt, dann beiß' dich doch selbst sonst wo hin! Glaub mir, Potter hat es sich auch nicht wirklich ausgesucht, ob er ein Bellcourd werden will, und auch nicht, dass er die Voraussetzungen dafür erfüllt! Und eines sag ich dir, wer einen Bellcourd zur Schnecke macht, den treten wir platt!“ Nach Malfoys beeindruckender Rede war ausnahmslos alles still. Man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können, hätte jemand eine fallen gelassen. Fred und George hatten schon gar nicht mehr den Mut, noch etwas darauf zu erwidern. „Du, du...du bist doch...“, flüsterte jemand etwas weiter hinten in den Reihen der Rawenclaws. Ein Schnellchecker, ging es Harry unabsichtlich durch den Kopf. Malfoy grinste. Bleckte seine spitzen Zähne und lachte laut auf, denn die auch die Reihe hinter ihm entblößte scharfe Vampirzähne. Die Gesichter der anderen amüsierte ihn. „Lasst uns bloß in Ruhe, ihr Idioten!“ Mit den Worten zog der Blonde mit seinem Anhängsel wieder ab. Auf dem Weg zu seinem Tisch setzte er Harry bei den übrigen Bellcourds ab, der sich auch stumm setzte und das weitere Geschehen verfolgte. ~ Flashback End ~ Und nun war es bereits später Abend geworden. Die weitere Zeremonie war recht lang gewesen, sodass sie erst nach fast zwei Stunden endlich ihr Mittagessen einnehmen konnten. Die Bellcourds hatten des Rest des Unterrichts frei bekommen, zumal das neue Haus an sich noch gar keine Stundenpläne hatte. Sie durften sich in ihr neues Haus zurückziehen, mit der Begründung, gleich die Koffer auszupacken und das neue Zuhause zu erkunden, damit sie am nächsten Tag gleich wieder in den Schulalltag starten konnten. Bei Fragen und Problemen stand ihnen dazu natürlich ihr -allseits beliebter- neuer Hauslehrer Professor Snape zur Verfügung. Das allein war schon Grund genug für Harry, fast Selbstmord zu begehen, wäre da nicht noch Remus Lupin als ihr zweiter Hauslehrer gewesen, der allein durch seine reine Anwesenheit dieses Unglück zu verhindern wusste. Aber am meisten erstaunt war Harry über die neue Zusammensetzung. Insgesamt waren sie nämlich 49 Leute, 12 Mädchen und 37 Jungen, und zwar gemischt aus allen Häusern. Wenn er richtig aufgepasst hatte, dann waren es 7 Gryffindors, 12 Ravenclaws, 11 Hufflepuffs und letztendlich noch 19 Slyhterins. Und über vierzig Prozent von ihnen waren Erstklässler. Das war etwas, was Harry zutiefst beunruhigte. Vier Häuser, so dicht zusammen? Wo doch schon allein die ehemaligen Gryffindors und Slytherins sich beim ersten Mal beinahe an die Gurgel gegangen wären... Doch damit noch nicht genug, standen ein Mädchen und vier Jungen unter der Aufsicht von Professor Lupin, vor allem dann, wenn der Vollmond vor der Tür stand. „Harry...hast du dich sehr gewundert, als Malfoy auf einmal bei dir stand? Ich habe mich tierisch erschrocken...aber ich muss zugeben, er hat äußerst beeindruckend ausgesehen! Vor allem mit seinen Zähnen, die stehen ihm sogar irgendwie.“ Ohne es selbst wirklich zu merken, geriet Neville ins Schwärmen. „Aber dass er mich verteidigt hat, vor allen Leuten...“ „Du hast es dir ja auch nicht ausgesucht, wie er schon gesagt hat. Ich denke einfach mal, das war seine Art, sich irgendwie dafür zu entschuldigen, dass er dich zu einem Vampir gemacht hat!“ Die beiden Gryffindors schweigen schwer erstaunt, als ihnen bewusst wurde, dass Malfoy sich wohl zum ersten Mal öffentlich ganz menschlich gezeigt hatte. Zumindest so menschlich, wie ein Vampir eben sein konnte. „Aber ich finde es wenigstens toll, dass wir beiden zusammen geblieben sind! Auch wenn ich nicht ganz verstehe, warum ich überhaupt hier bin...ich meine, ich wüsste nichts von einem Vampir oder Yeti in meiner Blutlinie oder sowas...“ Neville seufzte gedankenversunken. Trotz der blöden Umstände war er froh, dass er wenigstens nicht allein war. „Sag mal, was glaubst du, wer ist noch in diesem Zimmer? Hier stehen noch drei weitere Koffer, aber ich wüsste schon gern, wem die wohl gehören.“ Harry nickte gehorsam und blickte genauer auf die beiden großen Koffer. Sie hatten beide ein Slyhterin-Logo auf ihrem Deckel und der dritte Koffer, der direkt neben dem vom Neville stand, wies ein Ravenclaw-Logo auf. „Pah...tolle Zusammensetzung, echt! Zwei Löwen, zwei Schlangen und ein Rabe. Passt ja wie die Faust aufs Auge! Aber solange es nicht Malfoys Koffer ist, geht’s.“ Doch Harrys Frage hatte sich noch nicht einmal wirklich gedanklich damit auseinandergesetzt, schon stürmten auch schon zwei ihrer Mitbewohner in den Raum. - Und Harry wollte einfach nur so schnell wie möglich sterben. „Blaise, wir haben uns im Raum geirrt!“, schnarrte Malfoy sofort genervt, aber als Harry nur ein „Ich glaub aber auch!“ zurückschnauzte, rollte er nur mit den Augen und schritt wortlos zu dem Bett, das direkt am anderen Ende des Raumes stand. „Draco, was haben wir morgen eigentlich?“, wollte Blaise dann wissen, während er seinen Umhang aufknöpfte. Seine beiden Mitbewohner ignorierte er völlig. „Blödmann, hör gefälligst auch mal zu, wenn man was gesagt bekommt! Morgen haben wir Kräuterkunde, Geschichte der Zauberei und zwei Stunden Zaubertränke.“ Und Draco grinste, während Harry sich ein deprimiertes Seufzen nicht verkneifen konnte. „Keine Panik, Potter...jetzt wo du unter Severus Schippe stehst, kann er dir schlecht dauernd Punkte abziehen. Also ruhig Blut. Und in zehn Minuten ist das Licht aus!“ „Was?! Es ist doch noch so früh!“ „Weil ich schlecht geschlafen hab heute, Blaise, also mach dich fertig! Keine Widerrede!“ Daraufhin war es still. Harry gab sich Mühe, nichts Patziges zu erwidern, Neville freute sich, Blaise fragte sich, wer der fünfte in der Runde wohl sein könnte und Malfoy löschte wie angekündigt das Licht. „Psst...Draco, was ist?“ Leise Stimmen schreckten Harry aus dem Schlaf. Kurz blinzelte der Schwarzhaarige in die Dunkelheit, glaubte, sich die Geräusche eingebildet zu haben, aber als diese sich wiederholten, wurde sein Geist wacher. Jetzt verstand er Blaise's und Dracos Stimmen, die angeregt über etwas diskkutierten, aber ihm fiel auch auf, dass Malfoys Stimme kaum zu verstehen war. „Draco, du musst hier bleiben!“, flüsterte Blaise gerade. So unauffällig wie möglich drehte Harry sich herum, um die beiden genauer zu beobachten. „Aber er ist hier...das rieche ich, Blaise!“ Draco schlüpfte in der Dunkelheit in seine Schuhe und den Umhang. „Draco...hier in den Schlafsaal kommt er ja nicht rein, also bleib hier! Hier kann er dir nichts tun!“ Ob Harry es nun sah oder nicht, aber er bildete es sich ein, dass er auf Dracos blassem Gesicht ein trauriges Lächeln entdeckte. Im Allgemeinen fiel ihm auf, dass er trotz der absoluten Dunkelheit ganz gut sehen konnte. Im nächsten Moment verschwand der Blonde und Blaise schnaufte, sprang ebenfalls aus dem Bett, schnappte seinen Zauberstab und stürmte dem Freund hinterher. Und Harry überlegte, was das Ganze zu bedeuten hatte. //Wen meint Malfoy mit „ER“? Doch nicht etwa Voldemort? Nein...selbst wenn er hier wäre, wäre schon längst Panik ausgebrochen. Außerdem kommt er hier doch eh nicht rein, dafür ist Hogwarts zu stark befestigt mit Schutzzaubern – und Flüchen. Am besten geh ich den beiden nach. Sicher ist sicher// Wie gedacht, so getan. Ganz fix war Harry bewaffnet und schlich unter seinem Tarnumhang durch die verlassenen Gänge. Bis er kurz vor der großen Halle in einem eher versteckten Winkel Draco fand – und bei ihm sein älteres Ebenbild, Lucius Malfoy. Sie schienen in eine kleine Debatte vertieft zu sein, denn Lucius Stimme schallte ein wenig, sodass Harry sich nicht einmal wirklich anstrengen brauchte, um zu verstehen, was der ältere Mann fauchte. Neugierig geworden schlich Harry so dicht wie möglich an seinen Hauskameraden heran und lugte aufmerksam um die Ecke, wo er dann auch Blaise sah, der ihm gegenüber stand, ihn aber nicht zu sehen schien. Schließlich war der ehemalige Löwe wie immer gut getarnt unter seinem Umhang versteckt. „Du bist eine Schande für unsere ganze Familie, Draco! Seit Anbeginn unserer Blutlinie sind die Malfoys Slytherins! Reinblütige Slytherins, wohlgemerkt! Und nicht nur, dass du bereits bei deiner Geburt sämtliche Familientraditionen gebrochen hast und bereits als Vampir geboren wurdest, jetzt ziehst du schon wieder dein eigenes Ding durch! Was fällt dir eigentlich in Salazars Namen ein, Potter zu beißen! Du hast diesem unfähigen Trottel nun unsere Kräfte verliehen, ist dir das überhaupt klar?! Wir haben dir von Kleinkind auf an Blaise an deine Seite gestellt, damit du in dieser Phase auf ihn zurückgreifen kannst! Und was ist? Du elendes Mistbald hast nichts besseres zu tun, als Potter zu einem der Unseren zu machen!“ Draco, der die ganze Zeit schweigend und mit gesenktem Kopf dagestanden und zugehört hatte, zuckte bei diesen Worten betroffen zusammen. Langsam hob er den Kopf und Harry, der jetzt fast direkt hinter Mr. Malfoy stand, blickte in ein graues Paar tränenüberströmter Augen. „Aber-“, wollte Draco ansetzen, kam jedoch nicht dazu den Satz zu vervollständigen, denn sein Vater packte ihn ohne weitere Worte am Kragen, hob ihn mehrere Zentimeter vom Boden hoch und schlug ihm ohne die geringste Regung im Gesicht mit dem Handrücken auf die Wangen. Draco keuchte auf vor Atemnot und Schmerz, denn der schwere Siegelring mit der gewundenen Schlange riss ihm die Haut auf. Diese Tat war ein Symbol, weshalb die Narbe nie wieder verschwinden würde. „Du bist nicht mehr mein Sohn, Draco. Du warst es nie! Du warst es nie wert, ein Malfoy zu sein! Das merkte ich schon am ersten Tag, aber ich hatte gehofft, ich würde mich irren. Ich verbanne dich, Draco. Deine Nachfahren werden unreinen Blutes sein, denn von nun an ist es dir verboten, dich jemals wieder mit einem Reinblüter zu verbinden. Erwarte ja nicht, dass du jemals von irgendjemandem den Segen bekommst! Und wenn du noch einmal in deinem Leben den Namen Malfoy in den Mund nimmst, dann weißt du, was dich erwarten wird!“ Ohne große Anstrengungen warf Lucius seinen Sohn gegen die nächstbeste Wand und blickte voller Verachtung an, ehe er sich umwandte und mit wehendem Umhang davonging. Harry war entsetzt. Er hatte schon einiges zu hören bekommen von seinen eigenen Verwandten, aber jetzt musste er seine Meinung ändern, dass diese grausam waren. Wenn etwas wirklich wehtat, dann waren es solche Worte, wie Draco sie eben zu hören bekommen hatte. //Oh Gott...das ist jetzt echt unmenschlich! Das hätte ich wirklich nicht erwartet...// Er schluckte. Das war wirklich heftig. Ob Malfoy Junior seinen Vater liebte oder nicht, aber direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, dass die Familienbande für immer gekappt waren, musste schrecklich sein. Schweigend wartete er ab, was noch passieren würde. Harry wusste, sein Verhalten war nicht in Ordnung, aber er war neugierig, wie der ehemalige Slytherin jetzt reagieren würde. Doch minutenlang hockte Draco einfach nur da, starrte mit unewegtem Gesicht zu Boden und schwieg. Bis Blaise sich endlich wieder gefasst hatte und aus seiner Ecke hervorkam, um sich zu seinem Freund zu gesellen und ihm tröstend einen Arm um die Schultern zu legen. „Draco...wir sprechen später darüber, ja? Lass uns erst mal von hier verschwinden, okay? Hier ist es ein wenig zu auffällig...komm, wir gehen in den Gemeinschaftsraum.“ Mit einem nebensächlichen, gewisperten Zauber sorgte er dafür, dass die Narbe im Gesicht seines Freundes erst einmal kaschiert wurde. Am nächsten Tag würde er sich in einem möglichst ungestörten Moment noch ausführlicher darum kümmern. Sanft half Blaise seinem Freund auf die Beine. Malfoy schwankte ein wenig und wischte sich ständig über die Augen, aber Harry glaubte, ihn etwas zu Blaise flüstern zu hören, was er geradezu fassungslos aufnahm. „Blaise...ich hab das Gefühl, es ist am besten, wenn ich einen Neuanfang mit Harry Potter versuche. Er lässt mich in Ruhe wenn ich bei ihm bin...außerdem habe ich ehrlich gesagt sowieso kaum noch die Kraft, weiter mit ihm zu streiten...schließlich verdanke ich es ihm, dass ich jetzt hier bin...auch wenn ich es im Moment eher bereue....“ „Aber wie ich dich kenne wirst du das morgen wieder überwunden haben, mein Freund. Komm.“ Harry glaubte, sich verhört zu haben. Solche Worte von Draco Malfoy, dem überheblichsten, arrogantesten, selbstverliebtesten und bestaussehendsten Arsch der Schule?! Das war ein Wunder! //Halt, stopp! Was denk ich denn da?! Malfoy und bestaussehendst in einem Gedankengang? Hnf...naja, abstreiten kann man es irgendwie nicht. Auch wenn er ein wandelnder Arsch ist, er ist attraktiv. Gerade für einen Jungen! Und angeben tut er mit seinem Aussehen ja sowieso schon...Eingebildetes Individuum! Sein gutes Aussehen ist aber wirklich das einzig Gute an ihm!// Harry seufzte lautlos. Er wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte, wenn Slytherins Prinz ihm wieder gegenüber stehen würde. Nachdem er sich also langsam auf den Rückweg zu seinem neuen Haus gemacht hatte – wobei er anfangs unabsichtlich die Richtung zum Gryffindorturm einschlagen wollte, bemerkte er auch, dass ihr letztes leeres Bett nun auch gefüllt war. Und ohne große Überraschungen erkannte er in den dicken Laken Terry Boot von den Rawenclaws. Im Moment konnte ihn eh nichts mehr überraschen. //Na, das wird bestimmt noch eine lustige Truppe in nächster Zeit! Zwei Schlangen, zwei Löwen und mittendrin ein einsamer Rabe! Vermischter kann es ja nun wirklich nicht mehr sein. Fragt sich nur, ob wir uns auch einigermaßen vertragen...wäre zumindest recht lästig, wenn es nicht klappt. Oh, Blaise und Malfoy kommen bestimmt auch gleich. Ich sollte lieber ins Bett gehen, um keinen Verdacht zu erregen!// Diesmal kam der nächste Morgen viel zu früh. Harry hatte das Gefühl, kaum eingeschlafen zu sein, schon schrillte sein magischer Wecker ohrenbetäubend durch die schummerigen Strahlen der Morgensonne. „Potter, Wecker aus!“, ertönte es vom anderen Ende des Zimmers, dann hörte er einen gemurmelten Fluch und der Wecker zersprang laut splitternd in seine Einzelteile. Harry starrte die Überreste seines armen Weckers aus großen Augen an. „Mann, Blaise, das war unnötig!“ „Ruhe! Hier schlafen noch welche! Ich zum Beispiel!“, ertönte es sofort von Blaise zurück. „Und, deswegen hättest du noch lange nicht meinen Wecker schrotten müssen!“ Durch das Geschrei der beiden Jungen wachten nun auch Neville und Terry auf. Desorientiert blinzelten sie durch die Gegend, bis sie sich wieder einfanden und böse die beiden Störenfriede anfunkelten. „Harry...“, warf Neville müde ein. „müsst ihr schon um diese Zeit so einen Radau machen?“ „Genau...macht das gefälligst später, wenn alle einigermaßen wach sind, wenn ihr es so dringend braucht!“, stimmte auch Terry gähnend zu. Noch vollkommen schlaftrunken tapste der Junge auf nackten Sohlen in Richtung Badezimmer. Oder eher gesagt Richtung Wand, als er jedoch direkt davor stand, sah er sich suchend um und tapste dann mit geschlossenen Augen weiter zum Bad. „Was ist der denn für einer?“, nuschelte Blaise sofort überwältigt. Harry und Blaise seufzten ergriffen. „Er ist wunderschön...hat jemals einer ein schöneres Wesen gesehen?“ Blaise grinste, als ihm einfiel, was Terry Boot für einer war. Wenn der mal kein typisches Beispiel für ein Elfenkind war! Spitz zulaufende Ohren, in allen Farben schillernde, schulterlange Haare, leicht zu Schlitzen verengte, an das tiefe Meer erinnernde blaue Augen und ein unter dem weiten Pyjama fast weiblich erscheinender, zierlicher Körper. Vorher hatte er ihn höchstens zweimal gesehen, aber er hatte mal gehört, dass Elfen sich auch andere Körper machen konnten. Nun hatte Terry endlich die Erlaubnis, sein wahres Äußeres zur Schau zu tragen. Der hübsche Junge würde schon sehr bald sehr viele Verehrer und Verehrerinnen haben! Nun endlich richtig wach geworden trottete Blaise zu seinem Nachbarbett, wo Draco noch tief und fest schlief. Leicht strich er dem schlafenden Vampir über den Kopf, während er sich auf die Bettkante setzte und seinen Zauberstab zückte. „Dray, werde mal langsam wach, ja? Du willst doch nicht das Frühstück verpassen, oder?“ Noch in der gleichen Bewegung heraus richtete er seinen Zauberstab auf seinen Koffer und rief mit dem Accio seine Schulsachen für den Tag zusammen, die prompt zu ihm flogen und sich in seiner Schultasche sammelten. Harry währenddessen grummelte noch einmal und bereitete sich auch allmählich geistig darauf vor, den Tag zu beginnen. Neville gähnte neben ihm laut. Ein leises Klopfen an der Tür ließ die Jungen verwundert aufsehen. Sie staunte nicht schlecht, als ihr zweiter Hauslehrer Remus Lupin den Raum betrat und sie herzlich anlächelte. „Einen schönen guten Morgen wünsche ich euch, Jungs. Habt ihr gut geschlafen?“, fragte er prompt gut gelaunt in die Runde. „Guten Morgen, Professor Lupin!“, riefen Harry und Neville sofort erfreut, Blaise schwieg. Seine Hand kraulte weiter durch den blonden Haarschopf des Freundes, der sich allmählich zu regen begann. Lupin, der das recht schnell bemerkte, sprach die ehemalige Schlange auch gleich darauf an. „Ist Mr. Malfoy etwa immer noch nicht wach? Langsam wird es aber Zeit.“ Skeptisch betrachtete der Werwolf den Blonden mit einem aufmerksamen Blick, der sich ganz gemütlich von seinem Freund in den Wachzustand kraulen ließ. „Der steht gleich auf, keine Sorge. Er braucht immer so lange mit dem Wachwerden, als Vampir tut man sich da verständlicherweise schwer.“ Das leise Brummeln von Malfoy ließ ihn grinsen, kaum dass er seine Hand aus dessen Haaren nahm. „Komm Dray, aufstehen. Gleich gibt’s Frühstück.“ Müde blinzelten die grauen Augen unter der Bettdecke hervor. “Morgen!“, kam es von der zweiten Schlange fast unhörbar. Blaise neben ihm kramte seine Sachen zusammen, wartete, bis auch der Blonde aus dem Bett kroch und begleitete ihn ins Bad. „Alte Schlafmütze...“, brummte Harry dazu nur. Rasch verschwanden er und Neville auch ins Bad, Lupin ließ die Jungen wieder alleine. Sofort nach dem Bad machten sich die Jugendlichen gemeinsam auf den Weg zur großen Halle. Terry ging ein wenig vor ihnen, um so dafür zu sorgen, dass sich möglichst kein Stau bildete – was letztendlich aber fast nicht mehr abzuwenden war, sodass Harry und Draco ihn fast schon entnervt nach hinten schoben und jeden, der einen schmachtenden Blick auf den Elfenjungen warf, böse entgegenfauchten, bis sie abhauten – und nach einer scheinbaren Unendlichkeit kamen sie auch noch einigermaßen pünktlich zum Frühstück. Auf ihrem Weg waren sie auch Pansy Parkinson und Theodore Nott begegnet, die sich ihnen sofort freundlich lächelnd angeschlossen hatten. Die Stimmung in der großen Halle war gedrückt. Als sie mit gestrafften Rücken zu ihrem Tisch schritten, spürten sie geradezu die vielen Blicke, die sie aufzuspießen versuchten. „Meine Güte, ist das hier ein Dampf drin...“, konnte Neville sich nicht verkneifen zu flüstern. Draco grinste. „Ich denke, daran werden wir uns gewöhnen müssen. Erstmal jedenfalls. Die werden schon noch begreifen, dass wir uns wahrscheinlich sogar recht gut verstehen können. Wenn sie uns halt nicht irgendwie blöd kommen.“, war dazu Theodores Kommentar. Pansy kicherte, Terry schmunzelte -unverständlicherweise, denn ihm kamen nur die schmachtenden Blicke hinterher- und Draco grinste weiter. So ruhig wie möglich und doch möglichst schnell brachten sie ihr Frühstück hinter sich, um sich ihre Taschen zu holen. Während sie also durch die fast menschenleeren Gänge schritten, begleitete sie ein regelmäßiges, an- und abschwellendes Flappen. Draco knurrte. „Der schon wieder! Will er es nicht kapieren, oder was?!“ Verständnislose Blicke richteten sich auf ihn. Nur Blaise redete mit und begann amüsiert zu lächeln. „Dann erkläre es ihm doch noch einmal, Draco. Für die ganz dummen.“, säuselte er geradezu lieblich. Draco lachte prompt leise und bleckte seine spitzen Zähne. In dem Moment kam auch Tony Brest um die Ecke, aber sehen tat man ihn erst knapp unter der Decke, sodass die restlichen Vampire ein wenig dumm aus der Wäsche schauten. „Tony Brest, vierte Klasse, komm mal bitte kurz runter, ja?“, grinste Malfoy schon fast beängstigend lieb. Eine magische Sperre verhinderte, dass der Fledermausjunge weiter fliegen konnte. „Malfoy, du Spaßbremse, lass mich durch, gleich ist Unterricht!“ „Von mir aus kannst du auch gleich weiter, aber bitte zu Fuß!“ „Lass mich doch! Nach 4 Jahren kann ich endlich mal wieder richtig fliegen, mir tun die Flügel weh!“ „Flattern kannst du meinetwegen auch so viel du willst, aber bitte draußen auf dem Hof, dafür ist er schließlich da! Außerdem will ich nur sagen, dass du spätestens nach der nächsten Kurve zu Fuß gegangen wärst, die alte Rüstung wandert nämlich in letzter Zeit wieder! Flügellahmes Brathühnchen! Treib es nicht zu weit, hörst du? Ich bin schließlich Vertrauensschüler, also verscherze es dir mit mir lieber nicht!“ Jetzt blickte Tony genau auf Malfoys gebleckte Eckzähne und schwieg. „Verstanden, Flattermann?“ „Ja doch...“ „Na geht doch. Und jetzt, flott zum Unterricht! Aber zu Fuß! Und sei dir versichert, ich höre es, wenn du wieder fliegst!“ Mit sich recht zufrieden grinste Malfoy dem Viertklässler hinterher. Und Pansy kringelte sich geradezu vor Lachen. „Typisch! Gerade aufgestanden und die erste Tasse Kaffee weg, schon lässt du wieder den arroganten Obermacker raushängen!“ „Quatsch...mir war nur gerade danach...lass mich doch!“ „Du bist echt doof, Dray!“ „Ich muss dich verbessern, Kleine! Du meintest wohl attraktiv!“ „Quacksalber!“, riefen Blaise und Nott gackernd dazwischen, Malfoy lachte. Währenddessen beobachteten Neville und Harry fasziniert die kleine Kabbelei zwischen den ehemaligen Schlangen und blickten sich an. //Die verstehen sich anscheinend total gut...hätte ich nicht gedacht, dass die so drauf sind!// „Potter, hey! Erde an Potter, noch was Lebendiges da in deinem Hirn?“ Verwundert blickte Harry auf, als er seinen Namen hörte und blickte direkt in ein Paar funkelnder grauer Augen. „Was, Malfoy?!“, fauchte er sofort aggressiv, registrierte fast beiläufig, wie der Blonde zusammenzuckte und seine Augen, die vorher noch glitzerten, wurden kalt und dunkel. „Zick nicht gleich rum, Potter! Dann kannst du ja allein zu Geschichte der Zauberei gehen!“ Etwas steif wandte sich Draco ab und er marschierte mit Blaise zurück zur großen Halle. Er hatte in der ganzen Hektik an diesem Morgen doch glatt vergessen, sich seine täglichen Brötchen zu schmieren, damit er bis zum Mittagessen nicht hungern musste. Die bösen Blicke in der großen Halle hatten sich jedoch nicht gelegt. Aber auf ein kurzes, böses Fauchen des Blonden hin wurde es augenblicklich ruhig und die meisten verzogen sich sogar. „Schwachkopf! Dämlicher St. Potter!“, fluchte Draco ungeniert vor sich hin, während er sich gleich 4 Brötchen auf den Teller lud und sie dick mit Schokolade und Wurstpasteten beschmierte. „Mann, Draco...jetzt komm' mal wieder runter...so leicht schließt man nun einmal keine Freundschaften, schon gar nicht, wenn ihr euch vorher doch nicht einmal riechen konntet. Du musst Geduld haben, das dauert noch eine Weile. Du solltest dir aber auch mal ein wenig Mühe geben und deine Launen im Zaum halten.“ Draco nickte gedankenversunken und schmierte sich sein nächstes Brötchen. Die Halle leerte sich allmählich. „Du hast aber in letzter Zeit wieder richtig Hunger, was? Fresssack...“ „Uwaah, wir kommen zu spät! Blaise, sag doch mal was!“ Noch mit dem letzten Brötchen in der Hand stürmte der Blonde los, rief noch im gleichen Atemzug mit einem stummen Accio seine Schultasche und lief los zur ersten Stunde, wo sie auch noch gerade rechtzeitig ankamen. „So Kinder, packt eure Pergamentrollen aus, wir schreiben einen Test...“, blubberte Professor Binns sofort, kaum dass er durch die Tafel geschwebt kam. Auf die Klasse achtete er offensichtlich nicht. „Ähm...Professor“, schnarrte Malfoy sofort ölig. „Schauen Sie sich einmal die Klasse an. Wir sind neu gemischt!“ War ja klar, dass der liebe Professor Binns wieder einmal nichts mitbekommen hatte. Kapitel 5: ~+~+~+~+~ Kapitel 5 ------------------------------ Hallöchen erstmal vorweg ^__^ Sorry dass es so lange gedauert hat... T.T ich komme einfach zu nichts mehr, im Moment ist alles stressig...ich versuche ab und zu weiterzuschreiben, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass mein Sinn für Fanfics momentan etwas arg nachlässt .___. Bitte killt mich nicht! T_T Aber um euch zu besänftigen kommt hier schon mal wieder ein neues Kapitel ^^ ich versuche das nächste so bald wie möglich on zu stellen, okay? Vielen lieben Dank für eure vielen Kommis ^^ ich hab euch alle lieb! *nick* Und jetzt Viel Spaß beim Lesen ^-^ ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 5 ~+~+~+~ Der Tag zog sich in die Länge wie Kaugummi. Blaise und Draco langweilten sich grausam, Neville litt anscheinend unter Konzentrationsstörungen und Harry war die ganze Zeit mit den Gedanken bei Malfoy. //Bis jetzt haben wir uns noch nicht einmal wirklich gestritten...das heute Morgen war wohl nur eine Art Kurzschlussreaktion, aber na ja. Ich bin mal gespannt, ob das, was er heute Nacht gesagt hat, ehrlich war...ich weiß nicht wirklich, ob ich mich vielleicht selbst ein wenig zurücknehmen sollte, immerhin hat er mich bis jetzt in Ruhe gelassen. Mist, ich weiß einfach nicht...argh, er bringt mich total durcheinander!// Seufzend wurden die grünen Augen geöffnet, die Pausenglocke brachte nach langen Stunden der Langeweile endlich die ersehnte Gnade. Erleichtert packten die Schüler ihre Sachen zusammen und beeilten sich, so schnell wie möglich die Klassenräume zu verlassen um zur nächsten Stunde zu gehen. Etwa nach dem Motto, je mehr man sich beeilt, desto schneller hat man es hinter sich. Harry und Neville jedoch machten sich als letzte gemeinsam auf den Weg zur Doppelstunde Kräuterkunde. Für Harry war es nicht sehr interessant, aber seinem besten Freund war anzusehen, dass er sich freute. Immerhin war Kräuterkunde Nevilles bestes Fach, auch wenn viele das nicht nachvollziehen konnten, wo er doch in vielen anderen Fächern eine absolute Niete war. „Man, warum ausgerechnet Kräuterkunde?! Vor diesem blöden Fach habe ich mich ein ganzes Jahr lang erfolgreich gedrückt...das ist unfair!“ Draco, der plötzlich neben den beiden ehemaligen Löwen erschienen war, begann lautstark Blaise die Ohren vollzujammern und blickte ihn so böse an, als wäre der Junge schuld an allem Übel. Harry grinste. Er hatte sich doch eigentlich vorgenommen, sich nicht mehr mit dem Blonden zu streiten, aber dessen kurzzeitige Schwäche war sofort wieder ein Grund zum Sticheln, den man nicht verpassen durfte. „Armer Malfoy, bist du in dem Fach etwa nicht so gut? Tja, das ist dann wohl recht blöd!“ „Quatsch! Wer sagt denn, dass ich schlecht bin, Potter?“ „Hm...meine Intuition, Blondchen!“ „Arsch...jetzt tu mal nicht so, als wenn du in allen Fächern perfekt wärst, Potter!“ „Perfekt vielleicht nicht unbedingt, aber was nicht ist, kann ja noch werden!“ „Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Potter! Du und gut in Zaubertränke? Himmel, eher geht die Welt unter als dass das jemals passieren würde! Lachhaft!“ Harry zog einen leichten Schmollmund, als sein Gegenüber zu lachen anfing. Neville und Blaise grinsten sich an, hörten aber schweigend und sichtbar neugierig zu, wie das 'Gespräch' wohl weitergehen würde. „Pah, Zaubertränke ist nun mal ein dummes Fach! Aber das liegt auch nur an Schniefelus, sonst würde ich es wahrscheinlich sogar kapieren!“ Zum ersten Mal während seiner Streits mit Malfoy gab Harry klein bei. Und Draco lachte erneut, aber diesmal etwas gezwungener. „Dann dürftest du ja jetzt wohl bessere Chancen haben. Er muss dich jetzt besser behandeln, ob er will oder nicht. Auch wenn Bellcourd etwas später gestartet ist, der Sieg auf den Hauspokal ist durchaus relevant. Und mit dir denke ich, werden wir schon einige Chancen haben, schließlich hatte Slytherin vor deiner Ankunft hier über Jahre hinweg den Hauspokal!“ Harry war nun doch positiv überrascht. Obwohl er es nie vermutet hätte, war er in der Lage, sich ganz normal mit dem eigentlich in seiner Erinnerung überaus arroganten Kerl zu unterhalten und wenn er richtig hingehört hatte, hatte er sogar noch ein Lob bekommen! Was was mit dem Draco Malfoy geschehen den er kannte?! Es war eine sehr befremdliche Situation, aber der ehemalige Gryffindor fand es nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil. Es war sehr sogar sehr angenehm. //Er hat eine angenehme Stimme, wenn er mal nicht brüllt//, fiel ihm fast beiläufig auf. Darüber war er im ersten Moment fast erstaunt, aber es war doch nicht sehr schwer, es zu akzeptieren. Keck grinste er sein Gegenüber an. „Wenn wir noch länger hier herumstehen, kommen wir zu spät zu Kräuterkunde, Dray!“, warf Blaise plötzlich ein und Draco grinste. Zwischendurch waren sie schon bis zum zweiten Stock heruntergegangen. Harry erschrak, als er auf die Uhr blickte. „Scheiße, wir kommen zu spät!“ „Quatsch...so Potter, jetzt bekommst du deine erste Unterrichtsstunde im Thema Vampir-sein. Lektion 1: Ein Vampir hat viel bessere Reflexe als ein normaler Mensch. Das heißt, ein Sprung aus 3 Metern, der allen mindestens eine Verstauchung oder gar Brüche beschert, ist für unsereiner völlig ungefährlich. Sowohl für geborene, als auch für „junge Vampire. Und auch ein Sprung bis zu zehn Metern ist kein Problem. Das kannst sogar du.“ Lachend blickte Malfoy in das entsetzte Gesicht des Schwarzhaarigen und er schnappte sich ohne großes Drumherum die Hand seines Schwarzhaarigen besten Freundes. Als hätte Blaise es geahnt, verlor sein Gesicht plötzlich sämtliche Farbe und er begann leise zu wimmern. Wie aus einem Reflex heraus brachte er nur noch ein kurzes Keuchen zustande, dann griff er panisch nach Nevilles Arm, der aus reiner Unpässlichkeit in diesem Moment neben den ehemaligen Schlange stand. Und Harry spürte nur noch einen kurzen Luftzug, er hörte einen erstickten Schrei von Neville und schon blickte er in das panische Gesicht seines Freundes, der von einem Moment auf den anderen auf der anderen Seite des Fensters schwebte – und fiel. „Uwahhh!“ „Neville!“ Erschrocken blickte Harry hinab und sah gerade noch, wie der Blonde elegant auf den Füßen landete und die Arme öffnete, um Blaise zu fangen. Was sogar klappte, nur mit Neville hatte er nicht gerechnet. Ein kurzer Rums und der Blonde lag zuunterst auf dem Boden, auf ihm drauf Blaise und Neville. „Longbottom, du Schwachkopf! Komm sofort runter von mir, was fällt dir eigentlich ein?!“, fauchte Draco sofort, Neville plärrte los und Harry lachte sich trotz der eigentlich ernsten Situation einen Ast ab. „Potter, hör auf zu Gackern da oben und komm runter! Sonst helfe ich nach!“ Noch immer leise lachend schwang Harry sich aus dem Fenster. Im ersten Moment wollte er dem Drang, den Feuerblitz zu rufen, um sicher zu landen, nachgeben, aber er landete doch sicher neben den Jungen und grinste sie an. Draco hatte sich mittlerweile auch unter seiner Last hervor gearbeitet und funkelte den Schwarzhaarigen an. „Los! Wir schaffen es gerade noch!“ Voller Elan spurteten sie los und sie erreichten gerade noch pünktlich das Gewächshaus 4. Harry grinste seine Lehrerin an, antwortete aber nicht auf ihre Rüde Zurechtfuhr sondern konzentrierte sich mehr oder weniger aufmerksam auf den Unterricht, allerdings nicht, ohne nebenbei über seine eventuell ebenfalls vorhandenen Fähigkeiten als Vampir nachzudenken. //Was kann ich denn wohl noch alles? Das mit den Reflexen ist schon mal übelst cool! Ich sollte demnächst mal ausprobieren, wie tief ich eigentlich fallen kann, ohne mir weh zu tun...wahrscheinlich klappt das sogar vom Astronomieturm? Das wäre klasse...hey, vielleicht kann ich sogar superschnell rennen? Oder fliegen? Das wär's ja erst recht...obwohl. Wäre dann doch irgendwie schade um den Feuerblitz. Aber Ron würde sich bestimmt freuen, wenn ich ihm den schenke// Harry gefiel die Vorstellung, ohne Hilfsmittel zu fliegen. Das konnte nicht jeder! „Po...Potter! Mr. Potter, verdammt nochmal!“ Verwundert blickte Harry auf. Er war nicht sicher, ob er sich die Stimme eingebildet hatte, aber als er seine Professorin ein wenig perplex ansah, bewahrheitete sich seine Vermutung. Die gute Madam Sprout musste schon eine ganze Weile nach ihm rufen, ihre Wangen waren zornig gerötet. „Mr. Potter! Was für eine Ehre, dass Sie mir jetzt endlich Ihre Aufmerksamkeit schenken!“ Harry schluckte. „V, verzeihung Professor! Könnten Sie ihre Frage noch einmal wiederholen?“ Ob sie eine Frage gestellt hatte, wusste er nicht genau. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass dem so gewesen sein musste war hoch, denn normalerweise pflegten die Lehrer ihre Schüler nicht derart zu nerven, wenn sie nichts wollten. Madam Sprout entrang ein leises Seufzen, aber sie riss sich zusammen und stellte ihre Frage ein weiteres Mal. Harry überlegte, ob Hermine die Frage wohl zu beantworten gewusst hätte. Sicherlich wurde das smarte Mädchen hier bei den Lehrern schon lang vermisst. Außer von Professor Snape wahrscheinlich. „MR. POTTER! Es reicht! 10 Punkte Abzug wegen mangelnder Aufmerksamkeit!“ Erschrocken zuckte der Schwarzhaarige zurück. Mist! Schon wieder nicht aufgepasst. Das war schlecht. Draco stöhnte entnervt auf. Die blöde Situation war ja nicht mit anzusehen! Als wenn das noch nicht schlimm genug wäre, brachte ihm der Schwachkopf von Klassen- und Zimmerkamerad auch noch Punkte Abzug für ihr neues Haus ein! Toller Anfang... Zögernd hob sich seine linke Hand, widerstrebend, aber sichtbar. Sofort wurde er von allen Seiten angesehen, Madam Sprouts Laune besserte sich prompt ein wenig, als sie ihn aufrief. „Ja, Mister Malfoy?“ Sie war erstaunt, denn während ihrer ganzen Schuljahre, die sie mit dem recht arroganten, aber in ihrem Unterricht sehr schweigsamen Jungen verbracht hatte, war es noch nie vorgekommen, dass er sich freiwillig gemeldet hätte. Nun musste sie natürlich nach haken! „Professor, bitte entschuldigen Sie diesen Trottel, die Antwort lautet Dictamnus-Staude. Aus der Dictamnus-Staude kann ein Öl entnommen werden, das zur Herstellung von Diptam-Tränken gebraucht wird. Diptam wird als Heilmittel für schwarzmagisch erzeugte Wunden und Verletzungen benutzt. Die Dictamnus-Staude ist zwar eine an sich total normale Pflanze, die aber in der Medizin äußerst begehrt wird.“ Der Blonde war durch seine ausführliche Erklärung ein wenig rot um die Nase geworden, da er plötzlich die ungeteilte Aufmerksamkeit der gesamten Schülerschar und ihrer Professorin auf seiner Seite hatte. Und die Frau war sichtbar positiv überrascht. „Wunderbar, Mister Malfoy! Wenn Sie mir noch sagen können, welche Pflanze wir dort hinten momentan züchten, bekommen Sie zwanzig Punkte!“ Grummelnd folgten die sturmgrauen Augen dem Fingerzeig der Frau. Seine Nase rümpfte sich angewidert. „Fangzähnige Geranie. Bissiges Vieh!“ „Hervorragend! Wenn Sie da sind, ist es ja völlig unnötig, Mrs. Granger herbei zu wünschen, damit sie den Unterricht etwas lebhafter gestaltet! 20 Punkte für...ähm...wie heißt das Haus noch einmal?“ „Bellcourd, Ma'm!“, kam es sofort unisono von den angesprochenen Schülern. „Ah! Genau! 20 Punkte für Bellcourd! Ich bin sehr erfreut!“ Draco schnaufte und gab sich Mühe, die restlichen Stunden über nicht mehr zu reden, selbst gegenüber Blaise schwieg er sich aus, als dieser ihn ganz verblüfft ansah. Und wie Draco es bereits erklärt hatte, durften sie die nächste Zeit nur noch das Dictamnus-Öl aus der dickblättrigen Pflanze pressen, die bei jedem Druck leicht stöhnte und bei zu grober Behandlung mit ihren dicken Blättern um sich schlug. Mehrmals in der Stunde funkelten Harrys grüne Augen aggressiv zu dem gelangweilt aussehenden Blonden herüber. Erst als er sich sicher war, dass die Professorin auch ja mit etwas anderem beschäftigt war, machte er auch seinem Ärger Luft und fauchte seinen Nebenmann böse an. „Danke für den Kommentar, Malfoy! War echt lieb von dir, jetzt hält mich jeder für einen Trottel!“ Draco grinste Harry an und zupfte vorsichtig eines der gelben Blätter vom Stängel, während er sofort sein Kontra gab. „Sorry, Potter. Aber ich bin, so wie immer eigentlich, mal wieder nicht deiner Meinung. Du denkst, ich hätte dich zum Deppen gemacht? So leid es mir tut, aber wie soll ich dich denn als einen solchen darstellen? Du bist doch bereits einer, mit Leib und Seele. Viel beschönigen kann man da nun wirklich nicht mehr.“ „Malfoy, du Arsch! War klar, dass das jetzt kommen musste!“ Die kleine Debatte begann sich um eine Oktave zu verlegen, mittlerweile blickten auch Neville und Blaise etwas schief drein, da sie jedes Wort verstanden. Der Dunkelhaarige seufzte, schwieg aber. „Klar, so belämmert, wie du die ganze Zeit in die Luft geglotzt hast, das war ja nun wirklich nicht mehr als intelligent einzustufen. Ich sage, es ist einfach nur noch blöd, wenn man auch nach dem vierten Male noch nicht reagiert.“ „Ich war mit den Gedanken etwas woanders, Malfoy!“ „Ja, das hat man gemerkt.“ „Mr. Potter, Mr. Malfoy, wenn Sie nicht sofort still sind, sehe ich mich gezwungen, Ihnen Punkte abzuziehen! Beruhigen Sie sich und erledigen Sie jetzt bitte ihre Aufgaben!“, unterbrach die nun eindeutig genervte Lehrerin die beiden Jungen. „Toll, gut gemacht, Malfoy! Jetzt werde ich auch wieder angeschissen, nur wegen dir!“ „Bitte?! Potter, wer von uns ist beiden ist denn so blöd und zieht erst mal die ganze Unstimmigkeit der Lehrer wegen Ignoranz auf sich? Ich ja wohl nicht!“ Und schon hatten die beiden Jungen sich wieder in den Haaren. Die ersten Flüche flogen, bevor auch bei anderen Schülern ankam, was eigentlich los war. „Expelliarmus!“, riefen beide Vampire gleichzeitig, beiden prallte der Zauberstab brutal aus der Hand, beide knurrten auf. Harry, der allerdings auch nach der Schule immer mit Hermine ab und zu an zauberstabloser Magie geübt hatte, machte es sich leicht und rief mit einem stummen „Accio Zauberstab“ seine Waffe in seine Hand zurück. Sturmgraue Augen ließen ihn bei seiner Handlung keine Sekunde aus den Augen. Draco knurrte. „Potter...versuche keine Spielchen!“ Mit einer Geschwindigkeit, die man nicht mehr mit den Augen verfolgen konnte, stieß er sich ab. Nur ein kurzes hörbares Flattern seines Umhangs verriet, dass der Blonde seinen Standort gewechselt hatte, denn nicht eine Sekunde später hatten sich die schmalen Hände mit den langen Krallen das Hemd des Schwarzhaarigen gepackt und aus dem Rachen des Reinblüters entfloh ein tiefes Grollen. Harry war gar nicht in der Lage, schnell genug zu reagieren. Er blickte fassungslos geradeaus auf die spitzen Eckzähne, schließlich war der Blonde etwa einen halben Kopf größer als er selbst. „Wie gesagt, versuche keine Spielchen, Potter. Die wirken bei mir nicht. Ich rate dir stattdessen, noch etwas zu üben, dann kannst du dich meinetwegen mit mir anlegen!“ „Pass auf, was du sagst, Malfoy! Ich halte mich an deine Worte, glaub mir. Ich mach dich fertig!“ Durch die harschen Worte des anderen war Harry wieder aus seiner Starre erwacht und sein Kampfgeist meldete sich wieder zu Wort. Sah er etwa aus, als würde er sich von diesem blonden Blutsauger einschüchtern lassen? Eher gefror das ewige Feuer der Hölle! „Hn...haha. Das dauert aber noch.“ Das selbstsichere Grinsen hätte Harry seinem Gegenüber am liebsten sofort aus dem Gesicht geschlagen, aber Draco wandte sich von ihm ab und widmete sich wieder seiner Arbeit, als wäre nie etwas gewesen. Harry tat es ihm prompt gleich und wartete mehr oder weniger gereizt auf das Ende der Stunde. Und Madam Sprout's Seufzen ließ verlauten, dass sie, wie der Rest der Klasse daran dachte, dass es noch einige solcher kleinen Streits geben würde, solange die beiden Erzfeinde zusammen in einer Klasse waren. War der Kräuterkunde-Unterricht aber nach Harrys Meinung schon nervig gewesen, so gestaltete sich die nächste Stunde, die sie zusammen mit den Gryffindors abhalten sollten, als eine ganz eigene Art von Hölle. Kaum dass Harry und Neville zusammen den Klassenraum für Zaubertränke betraten, fühlten sie die gereizte Stimmung in der Luft. Unter den mörderischen Blicken der Löwen, die sich noch einen Tag vorher als Harrys Klassenkameraden bezeichnet hatten, setzten sich die beiden Bellcourds auf ihre Plätze, offensichtlich ziemlich weit vom Rest der Klasse entfernt. Schon nach wenigen Minuten, als auch alle anderen angetrottet kamen, konnte man die offensichtliche Trennung der Häuser betrachten, denn kein Bellcourd wollte neben einem Gryffindor sitzen und umgekehrt. Draco ließ sich zu Harrys Unwillen sogar nur wenige Plätze neben ihm nieder, was ihm aber noch recht gelegen kommen sollte, wie er schnell feststellte. Die Gryffindors waren diesmal auch im Beisein des grimmigen Professors nicht kleinlich. Ihre Wut gegen Harry war fühlbar groß, der Schwarzhaarige bekam öfters kleine Papierkügelchen gegen den Kopf geworfen, die, mit einem kleinen, aber feinen Zauber belegt, rote Punkte auf seiner Haut zurückließen. Einige Zettel enthielten auch fiese Sprüche, die Harry als Abschaum, Monster und dergleichen bezeichneten. Äußerlich blieb Harry ganz ruhig. Innerlich allerdings wünschte er sich von ganzem Herzen, seine ehemaligen Freunde würden doch endlich akzeptieren, dass er nun einmal nicht mehr normal war. Mittlerweile fragte er sich sogar ernsthaft, wie er darauf gekommen war, dass die Löwen ehemals seine Freunde gewesen waren. „Potter, geh sterben!“ „Potter, du Kakerlake! Du stinkst!“ Erst ein wütendes Fauchen seitens Draco, der ebenfalls genervt war von dem unmöglichen Verhalten der anderen Tischhälfte, ließ diese schreckhaft zusammenzucken und sorgte dafür, dass auch einige ihre Aktivitäten einstellten. Diejenigen, die dann noch weiter machten, ärgerten sich dann aber über den plötzlich entstandenen Schutzschild, den Harry um sich herum errichtet hatte, damit ihn weder Flüche noch Papierkügelchen mehr erreichen konnten. Sein Maß war voll. Nach dem Unterricht würde er sich mit den Schwachköpfen erst einmal anständig unterhalten, das nahm er sich fest vor. Für ein paar Minuten war es ganz still. Die Schüler widmeten sich wieder ihren Kesseln, um die Aufgabe von Snape zu bearbeiten. Harry seufzte erleichtert, versuchte möglichst genau, die Wurzeln in eine einheitliche Größe zu schneiden, was er aber recht schnell aufgab, schließlich war sein Trank eh nicht mehr zu retten. Und das lag dieses Mal zu 90% an reiner Unkonzentriertheit, ausgelöst durch seine werten Kollegen. Die kleine Bewegung aus dem Augenwinkel nahm er kaum wahr. Erst der plötzliche Ruf von Bellcourds Hauslehrer ließ alle anwesenden aufschrecken. „Mr. Thomas! Wehe Ihnen und allen anderen Gryffindors, wenn jemand von Ihnen es wagen sollte, gegen einen meiner Schüler den Zauberstab zu erheben oder anderweitig zu versuchen, ihnen zu schaden! 40 Punkte Abzug für Gryffindor wegen Intoleranz und Arroganz!“, polterte der Professor wutentbrannt. Seine feurigen Augen durchbohrten jeden einzelnen der Löwen. Harry und alle anderen Bellcourds waren nun aber doch mehr als verblüfft. Das hätte niemand erwartet, auch Draco nicht, obwohl er seinen Patenonkel ja nun schon einige Jahre kannte. „Aber Professor!“, wollte Seamus einwenden, doch sein Widerstand wurde bereits im Keim erstickt. „Mr. Potter ist nun einer meiner Schüler, verstanden? Und ich toleriere es überhaupt nicht, wenn tätliche Angriffe stattfinden, egal auf wen aus dem Hause Bellcourd!“ „Aber Professor“ Seamus wollte nicht aufgeben. Er wusste, dass alle anderen um ihn herum aufgegeben hatten, er blieb ein Einzelkämpfer. „Noch einmal 20 Punkte Abzug, weil Sie mir immer noch widersprechen! Seien Sie jetzt endlich still, sonst kann sich die ganze Klasse heute Abend bei mir zum Nachsitzen melden!“ Und schon war es stil. Ob es nun an Snapes nie dagewesener, brutaler Drohung lag oder an der Tatsache, dass dem Lehrer vor Wut unbeabsichtigt die Zähne gewachsen waren, blieb dahingestellt. „Und jetzt macht weiter! Am Ende der Stunde wird abgegeben!“ Harry seufzte und machte sich wieder an seinen Trank. In Gedanken allerdings dankte er dem Mann, der ihn früher ohne Ende schikaniert hatte. Auch wenn Snape nach außen hin brutal sein mochte, für sein Haus setzte er sich ein. Das erkannte Harry jetzt. Und irgendwie machte ihm diese Tatsache den Lehrer sympathischer. Kapitel 6: ~+~+~+~+~+ Kapitel 6 ------------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 6 ~+~+~+~ „Whoah, das ist ja unglaublich! Ich glaub bisher hat man Professor Snape noch nie so böse erlebt, oder? Der war ja voll von der Rolle!“, rief Blaise beeindruckt, kaum dass sie den Klassenraum verlassen durften. Harry seufzte, Neville’s heiles Weltbild –in dem Snape das absoute Böse verkörperte- war sichtbar am Wanken, denn der Dunkelhaarige war weiß wie eine Wand und torkelte ziemlich schockiert durch die Gänge. Draco lachte. „Hey Blaise, hast du die Visage gesehen von diesen Gryffindor-Idioten, als Severus ihnen die Zähne gezeigt hat? Göttlich! Das hätte man festhalten müssen!“ „Jah…Sev schüchtert sogar die Löwen mit einem Blick ein. Da übertrifft ihn echt keiner!“ Harry hörte der Unterhaltung mit gemischten Gefühlen zu. Es war selten, dass er derart in Aufruhr war, aber irgendwie war ihm seltsam, nicht nur körperlich. Einerseits war er total überrascht wegen diesem untypischen Verhalten des Professors, andererseits dankbar. So ersparte es ihm die Tatsache, sich selbst noch einmal mit den Löwen aussprechen zu müssen. Ihre Wut würde nun nur noch mehr geschürt sein, aber das war dem Schwarzhaarigen egal. Momentan war es ihm eh schleierhaft, warum sie auf einmal so feindlich ihm gegenüber gestimmt waren. Er konnte es nicht nachvollziehen. „Hey, Harry…“ Leise drang Nevilles Stimme durch Harrys Gedanken. Verwundert schaute er in die dunklen, noch etwas unsicher dreinblickenden Augen des Klassenkameraden, der ein zögerliches Lächeln zustande brachte. „Mach dir nichts draus, wie die anderen reagieren…ich kann das zwar auch nicht so ganz nachvollziehen, aber…wir haben ja jetzt neue Freunde gefunden…oder?“ Plötzlich war es um die beiden ehemaligen Gryffindors herum still geworden. Aufmerksam blickte Harry zu Blaise und Draco herüber, die ihn schweigend ansahen. Niemand sagte etwas, bis Blaise das Schweigen offensichtlich zu unbehaglich wurde und er sich räusperte. „Naja…irgendwie schon, oder? Ich mein, was soll man mit solchen Arschlöchern, die einen verstoßen, sobald man das Haus gewechselt hat? Wahre Freunde tun sowas meiner Meinung nicht…Und ich glaub, mit uns als Team wird es die nächsten Jahre noch lustig!“ Die letzten Worte griente der Junge geradezu. Nun begannen auch Harry und Neville wieder zu lächeln. Nur Draco schwieg. Sein aufmerksamer Blick richtete sich auf den Himmels jenseits der Fensterscheiben, er hatte die Lippen zu schmalen Strichen zusammengepresst, wie Harry ziemlich schnell auffiel. „Malfoy?“ Keine Reaktion. Blaise schwieg, Harry und Neville sahen sich fragend an. Erst nach erneuten wenigen stillen Minuten, die aber diesmal nicht unbehaglich zu werden schienen, erhob der Blondschopf das Wort. Blaise sah sofort auf, als er angesprochen wurde. „Weißt du noch, wann der letzte Blutmond war? Ich kann mich nicht mehr so genau daran erinnern.“ „Hn…Warte mal…der letzte Blutmond war…vor genau zehn Jahren im Sommer, wenn ich mich nicht irre. Im…Juni. Heute ist der zehnte…also in…oi, in drei Tagen ist wieder Blutmond!“ Jetzt zogen nicht nur Harry und Neville die Augenbrauen zusammen, auch Blaise wurde still und nachdenklich. Draco knurrte. „Na toll! Und schon geht’s los, ich hasse das! Halt dich lieber von mir fern, Blaise!“ Ohne Grund schien der Blonde auf einmal gereizt. Harry seufzte, spürte aber auch ein leises Brodeln in sich, das eine starke aufkommende Wut ankündigte. Unruhig strich er sich über die Stirn. „Was ist denn dieser Blutmond überhaupt?“, fragte Neville scheu in die Runde hinein. Hätte er nicht machen sollen, denn sein Mut, den Blonden überhaupt angesprochen zu haben, verflog sofort, als er regelrecht grob von diesem angefaucht wurde. „Verpiss dich, Longbottom! Ich hab keinen Nerv auf dich!“ Entsetztes Schweigen. Neville wurde weiß wie eine Wand, Blaise legte die Stirn in bedrohliche Falten. Und Harry platzte bei dieser Unerhörtheit der Kragen. „Malfoy!“, brüllte er sofort zurück. Seine dunkelgrünen Augen sprühten vor Wut. „Fauch ihn gefälligst nicht so an!“ „Fauch du mich nicht so an, du Aas!“ „Bitte?! Du hast wohl nen kompletten Dachschaden, du Ratte! Furunculus!“ So schnell konnten die beiden anderen gar nicht wirklich schauen, da hatten die beiden Kontrahenten schon ihre Zauberstäbe in den Händen und die Fetzen flogen. Harrys Spruch hatte den ehemaligen Slytherin knapp verfehlt, aber Draco machte sich auch nicht Mühe, dem nächsten Spruch auszuweichen. Stattdessen errichtete er einen Schutzschild um sich herum und sprach ein „Perfitticus Totalus“, der Harry auch prompt erwischt hätte, wenn nicht plötzlich Neville und Blaise zwischen ihnen gestanden und per Schutzschild den Zauber abgewehrt hätten. „Blaise!“, keifte Draco sofort los, aber der Freund sah ihm nur ruhig in die Augen und schwieg. Draco seufzte. „Ich sag doch, ich hasse diese Tage vor dem Blutmond. Ich kann nichts dafür, dass ich so aggressiv reagiere. Und guck nicht so mitleidig, das macht mich rasend!“, versuchte er sich sofort zu rechtfertigen. Harry begann unruhig mit dem Fuß zu wippen. //Was ist los, warum bin ich auf einmal so nervös? Das hat doch eigentlich gar keinen Grund. Abgesehen davon, dass Malfoy auf einmal wieder so den Arsch raushängen lässt…argh! Da krieg ich schon wieder das Kochen allein bei dem Gedanken! Was zum Teufel ist hier nur schon wieder los?!// Fragend wollte Harry gerade seine Meinung äußern, aber diesmal kam ihm Blaise in die Quere. Seine Stimme war ruhig, nur unterschwellig konnte man auch bei ihm eine gewisse Gereiztheit erkennen, die jedoch ihren Grund zu haben schien. „Bitte hört auf, hier so herumzubrüllen, ja? Ihr könnt nichts dafür, dass ihr so gereizt seid, das versteh ich. Aber trotzdem seid ihr nicht die einzigen in diesem Schloss, also verhaltet euch wenigstens einigermaßen ruhig, einverstanden? Ich schlage vor, wir gehen gleich mal zu Professor Snape oder zu Dumbledore-„ Er kam nicht dazu, auszureden. Draco polterte ihm ziemlich unsanft inden Satz. „Das werden wir nicht! Der alte kann sich sonst wohin ficken, Blaise, und das weißt du!“ „Hör auf, hier so rumzuschreien, Malfoy! Erklär mir lieber einer, was hier los ist!“ „Hehe, ganz ruhig, Harry, ich erklär es dir ja, aber zieh deine Beißerchen ein, ja? Die sind ja ganz hübsch, aber…“ „Hör auf zu schwafeln, Zabini! Das geht mir auf den Keks!“ „Hör du auf zu meckern, Malfoy! Glaubst du etwa, mir geht das hier nicht auf den Keks?“, schnauzte Harry prompt auch schon wieder zurück. Blaise schüttelte resignierend den Kopf. „Und wie kriegen wir die jetzt wieder ruhig, hm, Neville? Mir will da nichts einfallen.“ Der Löwe war so geschockt, dass er keinen Ton mehr heraus brachte. „Potter, quatsch mich nicht so doof von der Seite an!“ „Wenn einer doof quatscht, bist du das ja wohl!“ „Du kleine Kanaille! Achte auf dein Mundwerk!“ „Pass du bloß auf, was du laberst, Malfoy-Arsch! Es könnte dir teuer zu stehen kommen!“ „Was du nicht sagst! Stupor!“ „Levicorpus!“ Neville und Blaise duckten sich unter den herumfliegenden Flüchen fort, um nicht getroffen zu werden. Unbeabsichtigt stieß Neville gegen ein vorher nicht da gewesenes Hindernis, das nun mit ruhiger Stimme einen Spruch murmelte, auf den hin es auf einen Schlag mucksmäuschenstill wurde. „Rinelectus Aedo.“ Verwundert blickten Blaise und Neville hoch. Sie erkannten ihren Hauslehrer Remus Lupin, an seiner Seite eine hübsche, türkishaarige Frau, die sanft lächelte. „Immer mit der Ruhe, Jungs. Man kann auch ganz diszipliniert miteinander diskutieren, oder nicht?“, sagte Remus gerade mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Tonks lachte leise, als Harry sie ganz verdattert anschaute. „Re…Remusch? Wasch is loschhh? Ich fühl misch so...weisch nich...schu viel Buddabier?“, nuschelte der Schwarzhaarige vollkommen neben der Spur. Torkelnd wollte er auf seinen Lehrer zugehen, wäre jedoch beinahe auf der Nase gelandet, hätte Neville nicht geistesgegenwärtig rechtzeitig zugegriffen. „Na, na, nicht so hastig, Harry. Remus hat dich mit dem Spruch nur schnell wieder beruhigt, keine Sorge. Das lässt gleich wieder nach.“, meinte Tonks grinsend. Sie bedeutete Blaise, sich denn vollkommen ruhig dastehenden Draco zu schnappen und ihr zu folgen, während Neville sich bemühte, mit Harry an der Schulter möglichst geradeaus zu gehen. „Professor, was ist das für ein Spruch?“, fragte Neville interessiert. Er beobachtete Draco. Der Blonde schien ganz gefasst, aber auch er torkelte ein klein wenig. Seine Augen allerdings flogen unstet durch die Gegend und schienen nichts mehr direkt fokussieren zu können. War wohl ebenfalls mehr oder weniger alkoholisiert, dachte Neville fröhlich. „Das ist ein einfacher Zauber, um wild gewordene Vampire und Werwölfe ruhig zustellen, aber der ist nicht von allzu langer Dauer. Das hält ein paar Minuten an und danach werden sich beide fühlen, als hätten sie eine ganze Zeit lang schön entspannend geschlafen.“ Eine Weile schwiegen sie während sie zu sechst nebeneinander durch die Gänge gingen. Neville erkannte, dass sie auf dem Weg zu Dumbledores Büro waren, er äußerte aber diesbezüglich nichts. Erst Harry meldete sich in die Stille hinein. „Remusch…waruhm isch Tonksch hia?“, lallte er plötzlich wieder und begann, der hübschen Frau betrunken zuzuzwinkern. Die grinste. „Ich bin mit Tonks, Moody und noch ein paar anderen aus dem Phönixorden hergekommen, weil Dumbledore uns heute morgen herbeordert hat.“, antwortete Remus schnell mit leicht gepresster Stimme. Tonks lachte. „Als Blutmondgarde, wie er es so schön ausgedrückt hat.“, fügte sie noch schmunzelnd hinzu. Sie waren vor dem Wasserspeier vor Dumbledores Büro angekommen, der ihnen auch sofort Zutritt gewährte. Kaum kamen sie vor der Tür des Schulleiters an, wurde diese auch schon geöffnet und der bärtige Alte lächelte sie mit seinem typischen Großvater-Lächeln an. „Ah, hallo Kinder, hallo Remus und Tonks. Harry, Draco, wie ich sehe, habt ihr schon mit meinem neuen, selbstentworfenen Zauber bekanntschaft gemacht. Es ist auch mal schön, euch so still zu sehen. Kommt rein.“, wandte er sich sofort an die Neuankömmlinge. Bei Draco und Harry wurde sein Lächeln schalkhaft. „Die beiden haben sich recht lautstark auf den Gängen angekeift…“, wollte Remus sich rechtfertigen, aber Dumbledore schien sich das schon gedacht zu haben, denn sein Blick sagte mehr als tausend Worte. „Nun denn, nehmt Platz. Ich denke, einige von euch haben so ihre Fragen, die sehr gern beantwortet haben würden, nehme ich an?“ Erneut glitt sein Blick durch die Runde. Neville schluckte leise, schwieg aber. Blaise jedoch sah man deutlich an, dass er sich in dem Büro des Schuldirektors alles andere als wohl fühlte, aber auch er äußerte nichts. Nur von Harry hörte man ab und an ein leises Schnauben, das aber keinen bestimmten Grund zu haben schien. Dumbledore lächelte weise. „Wenn niemand etwas sagen möchte…dann denke ich, breche ich mal die Stille. Zitronendrop?“ Einstimmiges Schweigen. Der alte Mann schob sich einen der kleinen gelben Bonbons in den Mund und begann zu sprechen. „Trotz eures aussagekräftigen Schweigens, wollt ihr wahrscheinlich wissen, was es mit dem Blutmond auf sich hat, nicht wahr? Harry, wenn du auch zuhören würdest, wäre ich dir sehr verbunden.“ Verwirrt blickte der Schwarzhaarige auf und begann, mehr oder weniger aufmerksam, zuzuhören. „Der Blutmond erscheint alle zehn Jahre und wird in innreren Kreisen auch bezeichnet als „der Mond der Vampire“. Warum? Nun…man kann es vielleicht als abartig ansehen, aber diesen Stand vertrete ich bei weitem nicht. In der Nacht des Blutmonds vermehren sich die Vampire, wie sonst kaum in den ganzen zehn Jahren. Vampire sind Mitglieder einer Rasse, die eigentlich sehr zurückgezogen lebt und sich nicht so sehr in den Vordergrund stellt. Liegt geschichtlich gesehen vielleicht in der Zeit der Vampirjagd unter den Muggeln, das war glaube ich irgendwann im Mittelalter…“ „Professor, Sie schweifen ab…“, warf Neville scheu ein. Dumbledore räusperte sich leise und nickte. „Wie gesagt, der Blutmond ist die Nacht der stärksten Vermehrung dieser Rasse. Er entfaltet unter anderem eine ungeheure physische und psychische Wirkung auf alle Vampire und Werwölfe, die wir eigentlich eher unterschwellig, bis meistens sogar gar nicht wahrnehmen. Eigentlich ist das nicht sehr wichtig…bei individuellen Charakteren allerdings…“ Ein vielsagender Augenaufschlag wurde an Draco und Harry gerichtet, „äußert sich die Ankunft dieser einen Nacht allerdings an nicht unbedingt nachvollziehbaren Stimmungsschwankungen.“ Draco blinzelte. „Aber…“, warf er leise ein, er blinzelte angestrengt und blickte unaufmerksam zu Blaise herüber, der aber ebenfalls etwas verwundert aussah. „Ja, Draco?“ „Also…damals…in…Nacht, Severus…“, stotterte der Junge schwerfällig. Solange er unter dem Fluch stand, viel Neville auf, schien er nicht wirklich in der Lage zu sein, auf seine sonst hervorragende sprachliche Technik zurückzugreifen. Aber Albus schien ihn sowieso, wie jeden anderen auch, selbst mit diesem Manko zu verstehen. „Nun, das ist eine gute Frage, Mr. Malfoy. Damals hatten wir mit Professor Snape zwar kaum Probleme, aber auch er brauchte Aufsicht und einen sicheren Ort, an dem er sich wenigstens einigermaßen abreagieren konnte. Aber zum ersten Mal wird auch er sich so richtig austoben können. Dank Ihnen.“ „Albus…wie viele Schüler sind dieses Jahr eigentlich betroffen?“, mischte sich nun auch wieder Remus in das Gespräch ein. Für einen Moment verfinsterte sich sein Gesicht, aber ein zartes Lächeln von Tonks ließ ihn aufsehen und leicht rot werden. Harry grinste. Der Schulleiter strahlte geradezu in die Runde, als er seine Antwort verkündete. Harry und Draco schwiegen nun, der Zauber schien langsam nachzulassen, denn beide wurden wieder etwas aufmerksamer und schienen genauer zu begreifen, worum es ging. Neville und Blaise dagegen erwarteten neugierig die kommende Antwort. „Lass mich so anfangen, Remus. Mad-Eye und Pomona werden unten in den Kerkern eingesetzt, um Remus und die Kinder zu überwachen. Aber keine Sorge, der Trank ist bereits verstärkt und abgefüllt, darum hat Severus sich aufopfernd gekümmert.“ Remus nickte traurig und sah wieder zurück zu Tonks, die ihm auch weiterhin ein aufmunterndes Lächeln schenkte. „Nun, dann wären da noch 32 Vampire aller Altersklassen, die am betroffenen Abend von den übrigen Lehrern überwaht werden und nach draußen auf den Hof gescheucht werden. Ich werde morgen ein sicheres Gebiet abgrenzen, damit uns auch ja niemand verloren geht. Weder Severus noch sonstwer. Und das bedeutet auch, dass alle Schüler aus Bellcourd spätestens morgen abend ihre Zauberstäbe an ihre Hauslehrer abgeben werden. Und die übrigen Schüler aus dem fünften Hause werden sich mit den freiwilligen anderen Kindern der übrigen Häuser in der großen Halle zusammenfinden und aus sicherer Entfernung das unvergleichliche Spekakel beobachten. Ich freue mich jetzt schon darauf!“ Mit den Worten zerbiss der alte Mann seinen Säuredrop, der ein leises Zischen als Echo hervorrief und nickte den Anwesenden zufrieden zu. Neville und Blaise nickten verstehend. Als die vier Schüler Stunden später in ihrem Gemeinschaftsraum saßen und auch die Nachwirkungen des Fluches abgeklungen waren, fand Neville endlich mal die Zeit, sich mit dem Blonden über eine Sache zu unterhalten, die ihn schon den ganzen Tag ein wenig störte. „Sag mal, Draco…“, nuschelte er leise, während er sein Arithmantikbuch zur Seite legte. Harry und Blaise blickten nun ebenfalls auf, denn der Schwarzhaarige hatte hatte dem anderen Fragen beantwortet zu dem Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste. Er war Spezialist und wusste noch alles zu beantworten. „Warum wusstest du eigentlich so gut bescheid in Kräuterkunde? Ich dachte, du magst dieses Fach überhaupt nicht.“ Draco schnaubte müde und packte jetzt ebenfalls seine Schreibfeder weg. Dass er eine keine Lust mehr auf die Hausaufgaben hatte, sah man ihm an. „Ganz zufälligerweise hatte ich diese bekloppten Pflanzen mal im Garten, als ich noch klein war. Mutter war damals von einer absolut blödsinnigen Pflanzen-Sammelwut besessen, darum hab ich die fangzähnige Geranie auch am eigenen Leib kennen dürfen. Eigentlich sollte ich nie ins Gewächshaus, aber egal. Das vermisst man so schnell jedenfalls nicht. Ich würde sagen, es war also einfach Glück, dass sie genau die richtigen Pflanzen abgefragt hat. Das sind nämlich die einzigen, die ich kenne.“ Neville lachte etwas pflichtschuldig und seufzte leise. Er war dem Blonden nicht wirklich böse wegen der gestohlenen Show. Schließlich war Kräuterkunde sein einziges Fach, in dem er wirklich stark war, aber er wusste trotzdem nicht, was er von den ehemaligen Schlangen halten sollte. Privat waren sie ganz okay, aber sie konnten auch ganz schön garstig werden, wenn sie wollten. Ob dies im Bezug auf ihn und Harry aber eine negative Eigenschaft war oder eine positive, konnte er noch nicht so ganz sagen. //Jetzt beschützt Draco Harry, wo sie sich vorher bei der kleinsten Begegnung sofort an die Gurgel gegangen sind. Was ein Hauswechsel so alles bezwecken kann…So an sich ist dieses Haus sogar gar nicht mal so übel, nur…halt eigenartig. Cho ist eine halbe Veela, Ronny stammt entfernt von einem Yeti ab und die meisten anderen hier sind Vampire oder zumindest eine Art Mischling davon. Oder aber die sind etwas was man gar nicht genau identifizieren kann. Schon verrückt. Ich wüsste nur zu gern, warum ich hier eigentlich bin. Ich versteh das einfach nicht, jedenfalls wüsste ich nichts von fremden Blut in mir oder sowas…Aber was soll’s. Ich bin bei Harry und das ist erst einmal das Wichtigste. Vielleicht finde ich die Antworten ja irgendwann noch// Ganz entspannt gingen die vier zum Wintergarten, der größtenteils nur als Bellcourdgarten bezeichnet wurde. Zwischendurch kamen sie immer mal wieder an kleinen Vampirgrüppchen vorbei, die sich auffällig verhielten, entweder weil sie jeden anfauchten, der ihnen zu nahe kam oder sie schlichen still vor sich hin und durchdrangen jeden mit großen Augen. „Dracooo~“ Quietschend vor Lachen kam Pansy Parkinson in Begleitung von Theodore Nott angerannt, während der Junge in ruhigem Tempo ihr nachkam. Draco bleckte prompt gestresst die Zähne, seine grauen Augen leuchteten. Blaise grinste, aber auch Harrys ursprünglich gute Laune purzelte bei der schrillen Stimme des Mädchens in den Keller zurück. Er fauchte ebenfalls. Pansy sprang vollkommen überdreht dem Blonden in die Arme, als dieser auch nur eine Sekunde den Blick abwandte und lachte gackernd. Recht amüsiert wanderten die dunklen Augen von Blaise zu dem Gefährten des Schwarzhaarigen, der ebenfalls ein wenig versteckt vor sich hingrinste. Sie begannen jedoch nur noch breiter zu grienen, als Harry und Draco gemeinsam das Mädchen anknurrten, was diese jedoch nicht zu bemerken schien. Sie war noch viel aufgekratzter als sonst, kein besonders schöner Moment, aber Nott packte sie prompt an ihrem Haarzopf und zog sie zu sich zurück, wo sie schon wieder begann, schrill zu kreischen. Ihre Versuche sich loszureißen, scheiterten. „Kreisch nicht so, du kleine Zicke! Das geht mir auf den Geist! Oder kreisch wenigstens leiser!“ Trotz der harschen Worte ließ Pansy sich von ihrer Quietscherei nicht abbringen und aufgedreht wie ein Flummi hopste wieder weiter, Nott im Schlepptau. „Die Vampis haben ja allesamt einen Knall im Moment…“, ließ Blaise unschuldig verlauten. „Hey!“ Kapitel 7: ~+~+~+~+~ Kapitel 7 ------------------------------ Die darauffolgenden Tage konnte man durchaus als ziemlich chaotisch betrachten. Professor Dumbledore kündigte bereits am nächsten Abend am Essenstisch an, dass es einige kleinere, aber „nicht den Unterricht beeinträchtigende“ Änderungen im Zeitplan des fünften Hauses geben würde. Was letztendlich bedeutete, dass die ohnehin schon kleinen Klassen, in denen sich auch Vampire befanden, erneut getrennt und neu zusammengestellt wurden. „Aufgrund gewisser Umstände, die einigen von euch sicherlich nicht entgangen sein mögen, wurde im Lehrerkollegium einstimmig beschlossen, für die Dauer von etwa einer Woche die Klassenzusammensetzungen erneut zu ändern.“, kam die Ansage von dem großen Pult, das die Bänke der Schüler von den Sesseln der Lehrer in dem Saal trennte. Dumbledore schwieg ein paar Sekunden, um seine Worte sacken zu lassen. „Sämtliche Schüler, die auch nur ansatzweise Vampirblut in sich haben, werden gebeten, sich in wenigen Minuten bei Professor Snape unten im Klassenraum für Zaubertränke einzufinden. Er wird Sie in neue Klassen einteilen und die neuen Pläne übergeben, an welche Sie sich ab heute zu halten haben. Die anderen Schüler des Hauses versammeln sich bitte bei Professor McGonagall im Raum für Verwandlung. Es ist notwendig, die vampirischen Schüler von der Umwelt fernzuhalten, wir wollen ja keine Verletzten, während die guten Kinder für die Dauer des Blutmonds um einiges aggressiver sind als sonst. Es darf dabei natürlich nicht verschwiegen werden, dass die vorläufige Trennung auch auf die Schlafsäle fortgesetzt wird. Alle Schüler, die bei Professor Snape untergebracht werden, bekommen vorläufig einen freien Schlafsaal unten im Kerker, alle anderen bleiben im Bellcourdgarten. Professor Snape und Professor Lupin werden euch hinbringen.“ Aufmerksam ließ der alte Mann seine blauen Augen durch die große Halle schweifen und taxierte einige Schüler. Es war schwer zu übersehen, dass bereits wieder ein paar Bellcourds sich leise, aber hörbar anfauchten. „Es wurde außerdem beschlossen, schon allein, um die Sicherheit untereinander nicht zu gefährden, dass die Zauberstäbe bei Professor Snape abgegeben werden. Wenn ihr euch wieder beruhigt habt, bekommt ihr eure Stäbe zurück. Und nun wünsche ich einen angenehmen Appetit.“ Harry seufzte. An manchen Tagen wünschte er sich wirklich, im Bett geblieben zu sein. Und es war deutlich, dass eben heute wieder einer jener Tage war. „Toll, danke, Malfoy!“, brummte er unwirsch, während er angenervt nach einer saftigen Geflügelkeule griff. Draco brummte, sagte dazu allerdings nichts, sondern biss aggressiv in sein Steak. „Wegen dir habe ich jetzt son Mist am Hals…wirklich, echt nett. Ist mein schönstes Geschenk überhaupt.“ Harrys Stimme troff geradezu vor Sarkasmus. Auch diesmal ließ Draco sich nicht ärgern, er verzehrte weiterhin sein Steak, griff nebenbei zu den Puddings und zog sich einen von diesen vor seinen Teller. „Hättest du nicht wen anders beißen können?“ „Harry, reiß dich zusammen!“, flüsterte Neville ängstlich. Draco schnaufte, schluckte schwer an seinem Steak. Seine sturmgrauen Augen glänzten dunkel vor Wut. „Halt du doch bloß die Schnauze, Potter! Wer bitte schön hat mir denn die Kehle angeboten?! Gib mir gefälligst nicht dafür die Schuld!“ „Natürlich nicht, Malfoy! Ist ja purer Zufall dass du ausgerechnet mich genommen hast!“ „POTTER! Mach ruhig weiter so, dann bring ich dich um!“ „Versuch es doch, du riesige Fledermaus!“ „Du lästige Kröte, kannst es nicht im Entferntesten mit mir aufnehmen, schon vergessen?“ „Das wollen wir doch mal sehen!“ Durch das plötzliche aggressive Gebaren der beiden Streithähne aufgepuscht, begannen nun auch die anderen Vampire, sich fauchend und kreischend anzufahren. „MISTER MALFOY UND MISTER POTTER!“ Volltönend durchbrach Dumbledores Stimme das Gebrüll am Bellcourd-Tisch. Draco brach mitten in seinen Beschimpfungen ab, funkelte Harry noch ein einziges Mal voller Wut an, dann setzte er sich verkrampft auf seinen Platz zurück und griff erneut nach seinem Pudding. Nur wenige Augenblicke vergingen, nach und nach wurde es wieder still. Neville und Blaise seufzten erleichtert auf. „Leute, bitte reißt euch zusammen, ja? Harry, ein für alle Mal, Draco ist nicht schuld, dass du jetzt einer von ihnen bist, - lass mich ausreden!“, ermahnte er gleich, als Harry wieder auffahren wollte. Draco hatte jetzt wieder so viel Selbstbeherrschung, sie einfach zu ignorieren. „Du warst der einzige im Raum, der Draco retten konnte und du hast es getan – freiwillig, vergiss das gefälligst nicht. Draco lag im Sterben, da kannst du doch nicht allen Ernstes erwarten, dass er noch überlegt, ob er dich beißen soll oder nicht! Wir stehen dir mit Rat und Tat zur Seite, also lass gefälligst diese Anschuldigungen!“ Harry schwieg. Natürlich war er genervt von allem, aber es stimmte schon, er hatte es freiwillig getan. Dumm nur, dass diese Entscheidung ihm so gehörig auf die Nerven ging! „Benehmt euch bitte, ja, Draco? Harry? Ich möchte morgen Abend nicht hören, dass ihr euch gegenseitig die Kehlen aufgeschlitzt habt. Wir sehen uns nach Blutmond.“ Ein letztes Mal umarmte Blaise seinen schweigenden, grollenden Freund. Auch Harry bekam einen kurzen Drücker, Neville umarmte Harry und brachte sogar den Mut auf, Draco einmal scheu auf die Schulter zu klopfen, ehe er rasch verschwand. ~ Bei Professor McGonagall ~ Die übrig gebliebenen Schüler des Hauses Bellcourd hatten sich nach dem Essen im Gruppenraum der Gryffindors versammelt und warteten, dass die Professorin ihnen Anweisungen gab, was weiter passieren würde. Doch die Frau sah nur gedankenverloren aus dem Fenster, ihre Hände spielten abwesend mit dem Saum ihres Umhangs. „Professor?“ Nach einigen Minuten der Stille wurde diese von der leisen Stimme Nevilles durchbrochen. „Ja, Mr. Longbottom? Oh, entschuldigen Sie. Ich war abgelenkt.“ Blaise lächelte. Müde wischte sich die ehemalige Schlange über die Augen, sein Blick glitt nun ebenfalls aus dem Fenster. „Ich hoffe, Harry und Draco können sich zusammenreißen.“, nuschelte er müde. Neville, der direkt neben ihm saß, nickte trüb. „Mr. Potter und Mr. Malfoy sind durchaus für ihre Unbeherrschtheit bekannt, aber machen Sie sich keine Sorgen. Solange Mr. Malfoy ruhig ist, sind es auch alle anderen. Und dafür kann Severus schon sorgen. Er hat zwar auch etwas schwerer mit seiner Selbstbeherrschung zu kämpfen, aber er wäre nicht Lehrer geworden, wenn er diese nicht kontrollieren könnte!“ Deutlicher Stolz schwang in der Stimme der bereits etwas älteren Frau einher. Neville schluckte leise, nickte aber. Dass der Professor Beherrschung hatte, konnte er zwar nicht allzu gut nachvollziehen, schließlich warf dieser mit eben jener um sich wie mit einer ganzen Horde Bumerangs, aber die Vorstellung, wie es aussehen sollte, verlöre er wirklich die Beherrschung, war zu schrecklich… „Mehr als abwarten können wir eh nicht tun, oder?“, gab Blaise dazu nur kund. „Stimmt. Hoffen wir nur, dass sich die beiden nicht an die Gurgel gehen.“ Ohne, dass sie es bemerkt hatten, was eigentlich mehr als unmöglich war, aber sie waren derart von ihren Gedanken abgelenkt gewesen, dass sie nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet hatten, war Terry zu ihnen gestoßen. „Ich glaube nicht. Zumindest nicht, wenn Harry sich beherrscht. Draco kann sich beherrschen, wenn es darauf ankommt. Darauf wurde er mehr als alle anderen trainiert.“ In Blaise’s Stimme schwang hörbarer Stolz mit. Neville lächelte schwach, als er das bemerkte. „Und was sollen wir jetzt solange machen?“ Fragend blickten die Jugendlichen die Professorin an, die ihrer Unterhaltung schweigend, aber aufmerksam gelauscht hatte. Ein dünnes Lächeln umspielte ihre schmalen Lippen, als sie den fragenden Blick auffing. „Ich bin erst einmal dafür zuständig, eure Fragen zu beantworten. Und dass ihr welche habt, wage ich nicht zu bezweifeln. Also immer heraus damit.“ ~ Zur gleichen Zeit bei Professor Snape ~ Mit lauter, herrischer Stimme verlangte der Professor um Ruhe. Eine ganze Horde von Schülern hatte sich, wie erwartet, in seinem kleinen Klassenzimmer eingefunden und es war alles andere als ruhig. Einige von ihnen tobten aufgeregt zwischen den Tischen herum, durchdringendes, stetiges Fauchen war begleitende Geräuschkulisse. „Seid endlich still, verdammt nochmal!“, wiederholte er, lauter als zuvor. Einerseits war er ja stolz darauf, dass Dumbledore ihm die Aufgabe anvertraut hatte, sich um die Schüler zu kümmern, bevor der Blutmond sich vollständig am Himmel zeigte. Aber nun wurde ihm auch klar, dass dieser Job ziemlich an seine eigene Nerven ging. „Mr. Malfoy! Reißen Sie sich bitte zusammen, sie machen die ganze Meute unruhig!“ Draco war einer der wenigen, der sich noch im Griff hatte. Mit unruhig geschlossenen Augen, verkrampft saß er auf der Bank und versuchte sichtlich, den Krach um sich herum auszublenden. Seine seelische Unruhe wirkte sich aufputschend auf die anderen Vampire aus. Harry war schon die ganze Zeit über gestresst am Herum tigern und auch einige andere waren alles andere als leise. „Ihr minderwertigen Missgeburten, haltet endlich eure verdammten Klappen!“ Es war selten, dass Professor Snape derart die Kontrolle verlor, aber wenn, dann richtig. Fauchend fletschte er die Zähne, starrte die anderen Schüler an, als sollten sie so schnell und leise wie möglich in Flammen aufgehen. Aber es herrschte plötzlich einträchtige Stille. Erst Dracos leises Schnauben durchbrach wieder die Ruhe. „Zügele deine Ausdrucksweise, Onkel Sev. Niemand hier ist eine Missgeburt. Ich verhalte mich ruhig, entschuldige. Ich hatte mich ebenfalls nicht ganz in der Gewalt.“ Ein dreckiges Grinsen überzog die blassen Lippen. Severus nickte. „Und jetzt her mit den Zauberstäben.“ Verlangend streckte der Mann mit den fettigen schwarzen Haaren die Hand aus. Draco machte den Anfang, indem er gehorsam seinen Stab aus dem Umhang holte und ihn überreichte. Es dauerte auch nur wenige Augenblicke, dann folgten die anderen dem Beispiel. „Mr. Potter, ihren Zauberstab bitte.“ Harry war selbstverständlich der einzige, der sich gegen den harschen Befehl sträubte. Die Zähne bleckend knurrte er seinen Lehrer an, die Hände trotzig um seinen Zauberstab geschlungen. „Mr. Potter…bitte.“ Man hörte, wie schwer es Severus fiel, dieses kleine Wort zu sagen. Harry schwieg, aber noch immer rührte er sich keinen Millimeter vom Fleck. Das leise Knarzen der Kellertür ließ alle Anwesenden aufschrecken. Harry blickte sich um und sah Remus Lupin die wenigen Schritte herunter kommen. „Harry, dann gib ihn wenigstens mir, ja? Bitte provozier keinen Streit. Ihr habt es doch schon schwer genug mit der Beherrschung.“, bat Remus sofort, der mit einem kurzen Blick die Lage einschätzte und sah seinen Schüler ernst an. Harry schnaubte. „Warum?“ „Weil ihr sonst mit den Zauberstäben einen ziemlichen Schaden anrichten könnt, Harry. Glaub mir, wenn es soweit ist, hast du keine Kontrolle mehr über dich. Hör auf mich. Ich spreche schließlich aus reiflicher Erfahrung.“ Nun wurde Harry ein wenig schuldbewusst. Mit leicht zerknittertem Gesicht hielt er dem anderen seinen Zauberstab entgegen und nickte. Wortlos. Mehr als ein dankbares Lächeln von Remus bekam er nicht als weitere Antwort, aber die brauchte er auch gar nicht. „Gut soweit. Es sind nur noch wenige Tage bis Blutmond, also hat Professor Dumbledore beschlossen, euch bis dahin zu isolieren. Ich bitte euch nun, dass jeweils ein Vertreter eurer Klassenstufen zu mir nach vorn kommt und sich den neuen Stundenplan holt. Dieser wird auch nach dem Blutmond noch wirken, also prägt ihn euch gut ein. Zuerst die erste Klasse. Nach vorn zu mir.“, verlangte Severus mit autoritärer Stimme, als endlich wieder Ruhe in den Klassenraum eingekehrt war. Wortlos standen ein paar Kinder aus der ersten auf, einigten sich dann aber darauf, dass eines der Mädchen von ihnen den Plan holen gehen sollte. Auch die anderen Klassenstufen bekamen ihre neuen Pläne, Draco war der letzte, der Aufstand. Harry, neugierig wie immer, schlich sich sofort zu dem Blonden und schielte auf das Blatt Pergament, welches Draco in den Händen hielt. „Hä? Was ist das denn für ein dämlicher Plan?“, murrte der Schwarzhaarige sofort los. Draco nickte, schwieg aber. „Ab morgen beginnt der Unterricht für euch zu der eingetragenen Zeit. Da sämtliche Kollegen beschlossen haben, auf die natürliche Nachtaktivität unsereins einzugehen, wurden die Zeiten geändert. Wenn die normalen Schüler Mittag essen gehen, beginnt für euch der Tag mit Frühstück. Ein weiteres Treffen findet zum Abendbrot statt, wo ihr euer Mittagessen zu euch nehmen werdet. In der Zeit zwischen dem Frühstück und auch nach dem Mittagessen wird euer Unterricht geführt. Und kommt nicht auf die Idee, über den Plan zu meckern, seid froh, dass man euch so lange ausschlafen lässt. Bei den anderen Schülern dieses Hauses wird der Plan nachträglich noch geändert, damit ihr euch nicht wundert.“ Snape schwieg, während er mit eiserner Miene die Gesichter seiner Schüler studierte. Einige blickten etwas missbilligend drein, andere wiederum schienen sich über die neuen Pläne zu freuen. Es war halt nicht immer leicht, den Geschmack aller zu treffen. Und dafür, dass Severus diesen Plan eigenhändig hatte fertigstellen dürfen, war er mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden. „Und, bis jetzt läuft es ja ganz gut, oder?“ Unbemerkt war Lupin an seinen Kollegen herangetreten und lächelte diesen sanft an. Severus nickte. „Sie halten sich besser als erwartet.“, sagte dieser dazu nur. Remus nickte nun ebenfalls. „Ich soll dir von Minerva ausrichten, dass ihre Schüler sich in ihre Schlafsäle zurückgezogen haben. Ich denke, es wäre allmählich an der Zeit, sie zu ihren neuen Unterkünften zu führen, oder?“, schlug der Werwolfmann leise vor, auch er machte sich sichtbare Gedanken um seine Schüler. Er beobachtete, dass Harry sich über Draco gebeugt hatte und ungeniert leise über den neuen Unterrichtsplan schimpfte. Auch Draco sah etwas geknickt drein, schwieg aber weiterhin. „Alle mal herhören. Da ihr nun erst einmal unten in den Kerkern übernachten werdet, wurde beschlossen, dass ihr alle in zwei Sälen schlaft. Jeweils getrennt, wie immer. Betten wurden bereitgestellt, aber auf den Luxus eines Gruppenraumes werdet ihr erst einmal verzichten müssen. Folgt mir.“, bellte Severus in die Runde, nachdem alle aufsahen. Forschen Schrittes rauschte er voran – die Kinder folgten mit missmutigen Gesichtern. „Boah…na was für ein Glück, dass dieser dumme Blutmond nur alle zehn Jahre auftaucht!“, hörte man Harry noch meckern. Dann verschwanden sie allmählich die Treppen zum Kerker hinunter. Kapitel 8: ~+~+~+~+ Kapitel 8 ----------------------------- Sie hatten sich noch am gleichen Abend geeinigt, dass sie so schlafen würden, wie sie in ihren neuen Klassen geordnet waren. So mischten sich die Häuser nicht unnötig – und so war auch derjenige, der den neuen Stundenplan bei sich hatte, nicht weit entfernt. Harry war einer derjenigen, die es recht schwer hatten, einzuschlafen. Die unmittelbare Wirkung des herannahenden Blutmonds ließ die Schüler über Nacht äußerst aktiv werden und bei kleinsten Streitereien schnell die Beherrschung verlieren, aber dank Draco, der sich ziemlich ins Zeug legte, seine Leute möglichst ruhig zu halten, war der Atmosphäre im Saal doch einigermaßen entspannt. //Morgen abend ist schon Blutmond…//, dachte Harry. Erneut begann sich in seinem Bauch ein seltsames Gefühl auszubreiten, es ließ ihm eine gesunde Gänsehaut über die nackten Arme laufen. Ob er es zugeben wollte oder nicht – aber er war ziemlich gespannt auf diese eine Nacht. //Ob Remus sich wohl auch immer so fühlt, kurz bevor er sich verwandelt? Naja, wohl eher nicht…aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass mir der Mond gut tun wird…warum auch immer. Ich kann es kaum noch abwarten…ein Glück ist es schon morgen!// Nachdenklich drehte Harry sich in seinem Bett auf die Seite. Da er die Vorhänge diesmal nicht heruntergelassen hatte, konnte er Malfoy beobachten, der noch etwas angespannt aufrecht neben ihm saß und taxierend den Blick durch den großen Saal schweifen ließ. „Hey, Malfoy…“ Draco blickte zu ihm herüber. „Du schläfst noch nicht? Was ist?“, wollte der Blondschopf leise wissen. Harry konnte beobachten, dass die hellen Augen seltsam strahlten. Er grinste. „Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass der Blutmond morgen eine sehr interessante Angelegenheit werden wird…was meinst du? Wie ist das so? Du hast es doch schon einmal erlebt.“ Draco bemerkte, dass Harry neugierig war. Er seufzte. Er war schuld daran, dass Harry zu einem der Ihren geworden war – somit war es wenigstens seine Pflicht, den Neuling aufzuklären. „Weißt du…du magst Recht haben, dass der Blutmond eine sehr interessante Erfahrung ist…“ Draco legte eine kurze Pause ein, denn er bemerkte zwei Schüler im hintersten Teil des Saales, die sich leise stritten. Harry hörte nun auch das gepresste Fauchen der Beiden. „Ruhe da hinten. Schlaft.“, ließ Draco mit halblauter Stimme vernehmen. Für einen Moment waren die beiden noch aufgekratzt, dann wurde es ruhig. Harry staunte. „Wow. Wie machst du das?“, wollte er dann auch noch wissen. Nun grinste Draco leise. „Als Reinblüter liegt mir das einfach. Aber weiter im Text…viel bekommst du von dieser rauschenden Erregung nicht mit…die Wahrnehmung eines Vampirs ist um Vieles schärfer und ausgeprägter als die des normalen Menschen, weißt du. In dem Moment drängt sich deine eigene Wahrnehmung stark in den Hintergrund, deswegen wirst du nicht wirklich viel denken selbst wenn du das noch könntest, dein menschliches Wahrnehmungsvermögen ist gar nicht in der Lage, diesen Ansturm an überreizten Gefühlen so schnell zu verarbeiten, deshalb wirst du dich hinterher an kaum etwas erinnern können…aber es wird dich mit allen Sinnen berauschen, soviel kann ich dir sagen. Der Blutmond ist wahrlich ein Fest der Sinne.“ Harry schwieg nachdenklich. Rauschende Erregung? Das klang in seinen Ohren nicht schlecht. Der Schwarzhaarige versuchte sich vorzustellen, wie es sich anfühlen musste, sich in der Aufregung zu verlieren, aber er konnte es nicht. „Wenige Stunden, bevor der Blutmond seinen höchsten Stand erreicht, werden unsere vampirischen Instinkte aus uns hervorbrechen. Das kann mitunter etwas schmerzhaft sein, aber sobald diese Metamorphose vollzogen ist, wirst du nicht mehr viel realisieren. Blaise hat mir damals jedenfalls erzählt, dass ich damals quer über den ganzen Hof geflogen bin und dass ich den halben Wald nach Kleintieren abgesucht habe…ich war ja selbst noch ein kleines Kind, daher konnte ich noch keine großen Tiere jagen.“, erzählte Draco weiter. Allmählich legte auch er sich in seinem Bett zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Soll heißen, wir gehen jagen? So richtig?“, wiederholte Harry ungläubig. Bei dem Gedanken begann sein Magen zu rebellieren. „Selbstverständlich, was denkst du denn? Vampire machen zwar auch gerne Jagd auf Menschen, aber da Dumbledore hier garantiert Vorkehrungen treffen wird deswegen, werden wir wahrscheinlich den verbotenen Wald leeren dürfen.“ Nachdenklich hob Harry seinen Blick auf den Baldachin über seinem Bett. Die Vorstellung, Tiere auszusaugen, widerstrebte ihm. Aber andererseits…irgendwann würde er ohnehin sein erstes Blut trinken müssen. Er hatte schließlich noch keinen Blutstein, der ihn nährte. „Und jetzt sei still, wir sollten allmählich schlafen.“ „Wann geht morgen die Schule noch mal los?“, wollte Harry noch leise wissen. Kurz hörte er ein genervtes Seufzen neben sich, aber Draco antwortete trotzdem. „Um 15:00. Um 13:00 gibt es allerdings Frühstück, also sollten wir kurz vor Eins aufstehen. Gute Nacht jetzt.“ „Ja…gute Nacht.“ Noch lange lag Harry wach und grübelte vor sich hin. Es dauerte noch einige Stunden, bis auch dem letzten aufgeregten Bellcourd die Augen zufielen. Beim Mittagessen, das für Harry und sein Gefolge von Vampiren neuerdings als Frühstück angesehen wurde, trafen sie auch wieder auf Blaise und Neville, die ihre beiden Freunde gut gelaunt, aber auch deutlich verwirrt begrüßten. „Hallo Harry. Warum kommt ihr denn erst jetzt?“, war Nevilles erste Frage, als sich die jungen Vampire an den langen Tisch setzten. Harry und Draco gähnten noch ausgiebig, der Blonde war jedoch derjenige, der die Frage des neuen Freundes beantwortete. „Wir haben einen neuen Stundenplan.“, war seine knappe Erklärung. „Aha?“ „Nichts aha. Ist so. Guten Appetit.“ „Und? Erzähl doch mal genaueres, Dray. Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“, forderte nun auch Blaise, der sein Brötchen erfolgreich beendet hatte und nun endlich wieder seine Neugier sprechen lassen konnte. „Wir müssen jetzt immer erst nachmittags zur Schule. Wegen unserer natürlichen Nachtaktivität, meinte Snape.“, meinte Harry. Nun waren die beiden anderen Bellcourds mehr als verblüfft. „Soll heißen, ihr habt einen zeitverschobenen Plan bekommen? Also so nach dem Motto, spät aufstehen, Frühstück essen, Schule, Mittag essen und dann nochmal Schule?“, rief Blaise erstaunt. Terry neben ihm reckte neugierig den Hals zu ihnen herüber. „Worum geht’s? Ihr seid ja ziemlich laut. Wenn ichs nicht hören darf, dann seid leiser.“, meinte der hübsche Junge lächelnd. Seine schillernden Augen flogen aufmerksam über die beiden Vampire und taxierten diese. Aber auf eine nicht wirklich unangenehme Art und Weise. Harry seufzte leise und begann, sich an seinem Brötchen gütlich zu tun. Draco, der nun deswegen der letzte war, der noch kein Brötchen im Mund hatte, seufzte leise und nickte etwas gestresst. „Der Unterricht beginnt jetzt um Drei Uhr nachmittags, vorher bekommen wir unser Frühstück, während ihr noch Mittag esst. Severus meinte, dass bei euch der Plan auch noch angepasst wird, wahrscheinlich also ab morgen, heute Nacht ist ja der Blutmond. Nach dem Frühstück müssen wir in die Schule bis um Sechs Uhr Abends, dann gibt es Mittagessen, für die anderen Abendbrot.“ „Und dann haben wir noch ein paar Stunden und um Mitternacht gibt es unser Abendessen.“, fügte Harry noch leise hinzu, kaute und schluckte das letzte Stück des Brötchens herunter. „Cool…“, erklang es ehrfürchtig von einigen anderen Leuten des Tisches. Harry grinste vielsagend und nickte. „Stimmt. Das ist ein äußerst nachtaktiver Unterrichtsplan, wenn man das so sagen darf. Unser Nachteil in dem Sinne ist allerdings, dass wir uns an eure Lebens-, und Schlafweise anpassen müssen.“, meinte Terry nachdenklich. Auch Neville und Blaise nickten, befanden dann aber, dass dieser Umstand nicht sehr schlimm war. „Wir müssen jetzt los. Neville, beeil dich. Wann habt ihr Schule? Um 3?“ Der Schwarzhaarige schüttelte etwas irritiert den Kopf. „Erst um Viertel vor 4. Die erste Stunde haben wir frei.“, erklärte Draco erneut. Neville und Blaise nickten, sammelten auch Terry auf und verabschiedeten sich etwas traurig. „Oh man…das wird doch ziemlich gewöhnungsbedürftig…“, seufzte Harry leise vor sich hin, während er ein neues Brötchen zu schmieren begann. Draco antwortete nicht, er war offenbar vollauf damit beschäftigt, das unterschiedlichste Angebot auf dem Tisch in sich hineinzuschaufeln. Sprachlos beobachtete der Schwarzhaarige, wie ein halbes Dutzend Brötchen, drei Schalen Müsli auf Zauberer-Art in seinem Rachen verschwanden, ebenso wie unzählige Gläser Milch. Erst nach einigen Augenblicken schien der Blonde sich seines ungebetenen Zuschauers bewusst zu werden, denn die hellgrauen Augen funkelten Harry bitterböse an. „Was ist, was glotzt du so?“, knurrte Draco unwirsch. Ohne seinen Blick von Harry zu lösen, schnappte er sich eine ganze Schale Nutella und begann diese, ebenfalls zu leeren. Aber Harry war viel zu sprachlos und auch ein wenig angewidert von dem unappetitlichen Verhalten seines Nachbars, um überhaupt antworten zu können. „Iss, Potter. Das wirst du brauchen, also iss so viel du kannst.“ Nun zogen sich Harrys Augenbrauen fragend in die Höhe. Draco wedelte vielsagend mit seinem Löffel zu einigen anderen Bellcourds, die ebenfalls schaufelten wie die Ausgehungerten. Wieder andere, größtenteils Erstklässler, schauten ihre Klassenkameraden ebenso ungläubig an wie Harry dies bei Draco tat. „Jeder, der den Blutmond schon einmal mitgemacht hat, weiß, dass die Metamorphose, auch wenn sie nur eine Nacht dauert, extrem auf den Organismus geht. Je mehr du jetzt isst, umso besser fühlst du dich hinterher, glaub mir. Also tu dir selbst den Gefallen und iss so viel du kannst, das hat jetzt jeder von uns bitter nötig.“ „Ja aber…“ Bei dem Gedanken, so viel in sich hineinzustopfen, wurde Harry beinahe übel. „So viel kann doch keiner essen!“, rief er dann plötzlich ungläubig aus. Draco lachte leise vor sich hin, versteckte dies hinter vorgehaltener Hand, aber die zuckenden Schultern bewiesen, dass er sich amüsierte. „Du hast ja keine Ahnung, wie viel du kurz vor Blutmond essen kannst, Potter…probier‘s einfach, ich sag‘s dir. Und ich geb dir nur noch einmal den Tipp, es besser zu tun. Du wirst mir hinterher danken. Mein erster Blutmond war zwar nicht schlecht, aber hinterher ging es mir so verdammt scheiße…da hab ich mich gefühlt, als hätte ich monatelang nichts mehr zum Essen bekommen…und glaub mir, so ein verdammt ausgehungertes Gefühl ist wirklich Mist. Iss was. Dir zuliebe.“ Eine Zeitlang blickte Harry den anderen noch zweifelnd an, versuchte, die Worte seines Nachbars zu ordnen. //Das soll dann also heißen…je weniger ich jetzt, kurz vor dem Blutmond esse, desto schlechter geht’s mir hinterher, wenn alles vorbei ist…aber, so viel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht auf einmal essen können! Da platzt mir ja schon der Magen beim hingucken! Das ist wirklich unglaublich…aber…naja, vielleicht sollte ich einfach mal anfangen…normal essen erst mal. Vielleicht kommt dann auch der Hunger durch, der offensichtlich auch Draco und die anderen plagt…// Tief durchatmend blickte Harry auf das sich stetig wie durch Geisterhand neu auffüllende Angebot an Speisen. Allmählich bekam er eine Ahnung davon, dass der Blondschopf doch um einiges erfahrener war als er selbst…und wenn dieser ihm riet – freundlich, wohlgemerkt, das musste man festhalten! – am besten alles zu essen, was ihm vor die Augen kam, dann sollte er es doch wenigstens probieren… Ohne groß weiter darüber nachzudenken, da das ja eh zu nichts führen würde, fing er nun an, richtig zu essen. In Rekordzeit verputzte er einen ganzen Teller Rühreier mit Speck, als nächstes vertilgte er einige Äpfel, Brötchen, Eier, Salate und alles mögliche andere. Bereits nach kurzer Zeit ließ ein vollkommen unbekannter Heißhunger ihn ebenso fleißig schaufeln wie die anderen Vampire und dieser plötzliche Hunger war erst nach einer weiteren halben Stunde ansatzweise gestillt. Trotz der Mengen, die Harry verputzte, fühlte er sich, als hätte er ein riesiges Loch im Magen, welches sich beim besten Willen nicht schließen ließ. „Harry…komm, ich glaube, wir müssen langsam mal los.“, machte Draco nach einer Weile dann auf sich aufmerksam. Fragend blickte Harry ihn an, sah auf seine Uhr und schluckte erschrocken den Rest hinunter. „Mist, warum sagst du denn nichts?“, rief der Schwarzhaarige tadelnd, bemerkte nun auch, dass er und Draco die letzten waren, die die große Halle bevölkerten. Rasch wischte er sich den Mund ab, arbeitete sich in die Höhe, schwankte kurz ob der ungewohnten Last im Bauch – wobei er sich dankbarerweise an Dracos Schulter abstützen durfte, der das Gefühl ja selbst bestens kannte – und rannte los zum Saal für Geschichte der Zauberei. Das erste, was den Schülern dort auffiel, war die Anwesenheit einer zusätzlichen Lehrkraft. Neben dem recht unbeteiligt aussehenden Professor Binns stand zur Verwunderung aller Remus Lupin, der den Kindern etwas zerknautscht entgegen lächelte. „Guten Morgen, Kinder.“ „Guten Morgen, Professor Lupin!“, antwortete die ganze Gesellschaft geschlossen. Remus lächelte verschmitzt und blickte zu Harry und seiner kleinen Truppe. „Falls ihr euch fragt, was ich jetzt hier mache…nun, das hat zwei Gründe, die ich euch sofort erläutern werde. Zum ersten…Professor Dumbledore hat beschlossen, dass es am sichersten wäre, ab jetzt in den Unterricht neben den Fachlehrer auch noch einen zweiten Lehrer zu stellen oder eine zweite erwachsene Person. Der Grund ist ganz simpel…heute Abend werdet ihr wissen, was ich damit meine. Es ist nur eine schützende Maßnahme für die Lehrer und eine Unterstützung, falls ihr euch mal absolut nicht zu benehmen wisst. Und zum Zweiten…soll ich dem lieben Professor Binns eine kleine Notiz überreichen, was die Führung des Unterrichts heute angeht…Albus wollte persönlich vorbeikommen, aber er hat keine passenden Socken zu dem neuen Umhang gefunden…“, wandte sich der junge Lehrer dann an den ihn wortlos anguckenden Geist, der nur gelangweilt mit den Schultern zuckte und nickte. „Also dann…“, begann der alte Geist mit eintöniger Stimme, während seine Augen kurz über den kleinen Zettel auf dem Lehrerpult huschten. „Heute nehmen wir uns im Schnelldurchlauf ein Thema vor, das zwar nicht viel mit dem zu tun hat, womit wir uns die letzten Stunden beschäftigt haben, aber für heute wird es wohl passen…unser Thema also: Vampire.“ Es war wohl das erste und einzige Mal, dass der langweilige Lehrer zu Beginn des Unterrichts und mit Verkündung des Themas die gesamte Aufmerksamkeit seiner Schüler vorzuweisen hatte. „Wer kann mir sagen, seit wann es Vampire gibt?“ Nur zögernd reckten sich die ersten Arme in die Luft. Harry beobachtete, dass es ausschließlich die reinblütigen Schüler waren, die sich meldeten, unter ihnen auch Draco und Pansy. „Ms. Parkinson?“ „Professor…ich weiß jetzt nicht, ob meine Antwort genau richtig ist, aber mir ist bekannt, dass unser Stammbaum, der selbstverständlich vollkommen rein ist, bis ins vierzehnte Jahrhundert zurückreicht.“, erklärte das Mädchen mit quietschiger, hoher Stimme. Während sie sprach, konnten die Schüler beobachten, dass sie versuchte, ihre Hände relativ zappelig hinter dem Rücken stillzuhalten, es jedoch wohl nicht wirklich konnte. Professor Binns dachte behäbig über die Antwort nach. „Nun…ihre Stammbäume lassen sich mit Sicherheit sehr weit zurückverfolgen, das mag durchaus richtig sein, Miss Parkinson…und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass es solche reinen Stammbäume gibt, wie Sie es zu sagen pflegen…fest steht jedenfalls, dass in unserer Geschichtsschreibung der erste Vampir öffentlich im Jahre 1672 in Kroatien bekannt geworden ist. Tatsächlich war der Bauer Jure Grando ein Vampir…in seinem Leben, das er unter den Menschen verbrachte, fiel er nie unangenehm auf, eben ein netter, fleißiger Bauer, der seine Arbeit erledigte. Nach seinem Tod fiel den Muggeln auf, dass er sein Grab verlassen hatte. Da zu dieser Zeit sowieso der Glaube herumging, dass es Wesen gab, die ihre Gräber verließen und über kranke und verletzte Menschen herfielen, um ihnen sämtliches Blut zu entnehmen, ging auch schnell das Gerücht der Vampire herum…Jure Grando ließ sich bereits wenige Jahre nach seinem Tod in Serbien nieder und lebte dort als wandernder Medizinmann einige Jahre, bis er dann auch dort unter einem anderen Namen starb und immer weiterzog. Nachdem sich solche Vorfälle häuften, denn es ist weitreichend bekannt, dass der gute Mann ein Reinblüter gewesen war, fingen die Muggel zu Anfang des 18en Jahrhunderts an, Vampire und Hexen zu jagen und zu verbrennen. Die Geschichte müssten sie alle kennen.“ Harry staunte nicht schlecht. Ja, das musste doch ein recht gemütliches Leben gewesen sein im sechzehnten Jahrhundert. In einem Dorf sesshaft werden, sterben, weiterziehen, sich dann woanders ansiedeln und wieder sterben und zwischendurch noch ein paar Gesellen herbeischaffen…ungewollt schlich sich eine ziemlich schwarze Ironie in seine Gedanken. Letztlich gehörte er zwar nicht zu denen, die umherzogen und dann irgendwo starben, nur im in der Nacht aus dem Grab auszubüchsen und weiterzuwandern, als wäre nie etwas geschehen. Aber letztendlich wurde er zu einem solchen Gesellen gemacht…ungewollt, aber er war jetzt auch einer der vampirischen Rasse. „Nächste Frage. Welche Eigenschaften besitzen Vampire?“ Allmählich begann Harry sich zu langweilen. Draco neben ihm saß still auf seinem Platz und spielte nervös mit seiner Feder herum, beachtete den Lehrer aber auch nicht weiter. „Mr. Potter?“ Bis dann eben der trutschige Professor Binns auf die Idee kam, doch seinen alten Lieblingsschüler zu fragen. Unsicher stand Harry auf und biss sich auf die Unterlippe. „Ähm…also…“ Unruhig stapfte der Schwarzhaarige von einem Fuß auf den anderen. Was sollte er dazu schon groß sagen? Viel hatte er sich nie für diese Fabelwesen interessiert, zu welchen er nun ebenfalls gehörte… „Also…Vampire haben gute Reflexe, sie hören und sehen besonders gut, können richtig schnell laufen…“ Und damit hatte Harry auch schon alles gesagt, was ihm ganz spontan einfiel. Verwundert beobachtete er, wie Draco sich neben ihm in die Höhe arbeitete und mit ruhiger, tiefer Stimme zu erzählen begann. „Im alten Volksglauben sind Vampire höhere, dämonische Wesen, die sich des Nachts aus ihren Gräbern erheben, sich in Fledermäuse verwandeln und anderen Menschen das Blut aussaugen. Angeblich können Vampire kein fließendes Wasser überqueren und sehen im Spiegel kein Spiegelbild. Man sagte, wir seien nachtaktiv, scheuen die Sonne und ließen uns mit silbernen Kreuzen und Knoblauch abschrecken. Unser einzig möglicher, echter Tod wäre ein Stoß mit einem Pflock mitten ins Herz…“ Mit einem langen Aufatmen läutete Draco eine kurze Pause ein, in welcher die Schüler untereinander anfingen zu tuscheln. Harrys Augen, so fiel dem Blondschopf aus dem Augenwinkel auf, waren Untertellergroß. „Die Wahrheit sieht jedoch anders aus. Wir sind nicht unbedingt nachtaktiv, vertragen die Sonne relativ gut, wie jeder andere Mensch auch, wir können in fließendem Wasser schwimmen, bzw. baden, wir haben ein Spiegelbild und lassen uns von irgendwelchen Kreuzen nicht im Geringsten abschrecken. Tatsächlich essen wir Knoblauch, von dem wir höchstens üblen Mundgeruch bekommen können, wir essen das selbe wie die Menschen, nur ab und an brauchen wir Blut…obwohl es da relativ egal ist, ob wir Menschenblut oder Tierblut zu uns nehmen, wobei das Menschenblut aber ungleich delikater ist…zudem haben wir, wie Harry bereits erwähnte, viel stärker ausgeprägte Reflexe. Wir können bis an die zehn Meter hoch springen, Geschwindigkeiten zu Fuß bis zu 230 km/h erreichen und wir können fliegen. Nicht alle können das sofort und perfekt, aber manche sind in der Lage, bei einem zufälligen Sturz aus dem Fenster sofort zu fliegen und munter durch die Gegend zu flattern. Aber das Wichtigste von allem…wir unterscheiden uns von den nichtmagischen Halbwesen, die unsere Brüder sind…wir haben die Magie in unseren Adern…sämtliche Vampire, die hier auf dieser Schule zu finden sind, gehören also zur absoluten Elite.“ Für einen ganz langen Moment herrschte Stille im Saal. Die Schüler mussten die Worte ihres Anführers erst einmal sacken lassen und die Lehrer waren sprachlos bei dieser Leidenschaft, mit welcher Draco sein Wesen zumindest ansatzweise beschrieb. Erstaunt beobachtete Remus, wie die Augen der Schüler zu glänzen begannen, einige fanden ihre Stimme wieder und begannen mit dem Nebenmann zu tuscheln und zu flüstern. Er lächelte. Ja, die Kinder konnten stolz darauf sein, dass sie Vampire waren. Vor allem wenn sie einen solch leidenschaftlichen Herrscher unter sich hatten. „Nun ja…also, damit wäre dann wohl alles geklärt. Wenn noch Nachfrage besteht, können wir das Thema in den nächsten Stunden genauer untersuchen…für heute wäre der Unterricht dann beendet.“ Und schon wich die Stille dem eifrigen Rascheln und Rumpeln der verschwindenden Schüler, die sich Besseres vorstellen konnten, als weiter bei dem langweiligen Lehrer verbleiben zu müssen. Obwohl diese Stunde doch gar nicht mal so schlecht gewesen war… Kapitel 9: ~+~+~+~ Kapitel 9 ---------------------------- Ihre nächste Stunde dagegen verlief nicht annähernd so glimpflich. Madam McGonagall war nicht zimperlich mit ihren Schülern und nahm sie trotz des mittlerweile stark zunehmenden Konzentrationsschwundes hart ran, auch wenn sie aufgrund ihrer bereits abgegebenen Zauberstäbe nichts mehr verwandeln konnten. Stattdessen bekamen sie die Aufgabe, mindestens drei Seiten im Buch zu lesen…das war ohnehin schon eine Höchstleistung, die im Zustand der absoluten Unausgeglichenheit eigentlich unmöglich zu schaffen war. Unruhig saßen die Schüler auf ihren Plätzen, aus ihren leicht geöffneten Mündern drangen Zisch-, und Knurrlaute, die jedes wilde Tier hätten blass aussehen lassen. Die Professorin und Kingsley Shacklebott waren kaum in der Lage, die Schüler ruhig zu halten. „Himmel, Albus war doch sicher bewusst, dass die Schüler heute schwer zu handhaben sind…der kleinste Fehler kann das Fass zum Überlaufen bringen!“ Aus misstrauisch zusammengekniffenen Augen studierte die ältere Dame ihre Schüler. Die ersten hielt es mittlerweile nicht mehr auf ihren Plätzen, sie begannen herumzuschleichen. Ihre strahlenden Augen taxierten immer öfter unbewusst die allmählich hereinbrechende Dämmerung hinter den Fenstern. Die Professorin hatte schon extra den Raum ein wenig abgedunkelt, da sie bemerkt hatte, dass einige Schüler bereits empfindlich reagierten, wenn ihre Umgebung zu hell war, aber selbst das schien der Unruhe der Kinder keinen Abbruch zu tun. Urplötzlich wurde aus der vorher unterschwellig brodelnden Unruhe das reinste Chaos. Einige Schüler schrieen ohrenbetäubend auf, begannen schrill zu kreischen und wetzten in einem irren Tempo durch den Klassenraum, so schnell, dass den beiden Aufsichtskräften bereits vom Zusehen übel wurde. Durch einen schnell errichteten Protego schafften es die Erwachsenen, sich vor eventuellen Übergriffen seitens der Schüler zu schützen. Mit angstvoll aufgerissenen Augen beobachtete Minerva, wie Draco Malfoy sich winselnd sich auf den Boden warf – knirschende und knackende Geräusche ertönten aus allen Ecken des Raumes. Verwirrt flogen die dunklen Augen durch den abgedunkelten Klassenraum, suchten den Ursprung der Töne. „Ihre Flügel wachsen.“, erklärte Shacklebott leise, der den fragenden Blick der Frau bemerkt hatte. Ungläubig stellte sie fest, dass der Mann die Wahrheit sagte - Draco rappelte sich soeben mühevoll wieder auf die Knie auf, dicke, ledrige Schwingen peitschten durch die Luft. Und den anderen Schülern erging es ebenso. Aus den Augenwinkeln sah sie Harry Potter, der sich wild fauchend an die Wand gekrallt hatte. Seine dunkelgrünen Augen strahlten wie Smaragde in die Dunkelheit. Schaudernd wandte die Frau sich ab. „Raus mit euch!“, schrie sie, ein kleiner Schlenker des Zauberstabs ließ die großen Fenster klirrend zerbrechen. Und als wäre dies das Stichwort gewesen, sauste Draco knapp über ihrem Kopf hinweg durch den Scherbenregen hinaus in die neue Freiheit, seine kreischenden und fauchenden Zöglinge im Schlepptau. Noch wenige Augenblicke war das leise Flappen der ledernen Schwingen zu hören, ab und an ein heiserer Schrei, dann wurde es ruhig. Erleichtert strich Minerva sich über die schweißbedeckte Stirn. „Puh…das muss ich in meinem Leben hoffentlich nie wieder mitmachen…Albus, ich streike!“ Kingsley Shacklebott kicherte. Währenddessen waren die restlichen Schüler von Hogwarts von Professor Dumbledore in der großen Halle zusammengerufen worden und wunderten sich, weshalb man sie ihrer Freizeit beraubte. „Es ist schon fast dunkel draußen.“, flüsterte Neville unbehaglich. Aufgeregt taxierten seine dunklen Augen die leicht spiegelnden Fenster an der Nordseite des großen Saales, Blaise und Terry neben ihm nickten. „Ich glaube, allmählich müsste auch die Transformation beginnen.“, fügte Blaise ebenso leise hinzu. Terry neben ihnen schwieg, aber sie wussten beide, dass der ruhige Junge seine Fragen lieber erst einmal für sich zu klären versuchte, ehe er andere fragte. Aber Neville war da doch eher der etwas denkfaule Typ und blickte seinen neuen Freund fragend an. „Wenn die Dämmerung hereinbricht, transformieren sich die Vampire. Dann wachsen ihnen die Flügel und die Sinne schärfen sich, und so weiter. Ist für uns relativ aufregend zu beobachten, aber für Harry und Dray in dem Moment erst mal tierisch unangenehm, bis sich die Sinne umgestellt haben.“ „Was meinst du mit, die Sinne umstellen?“, wollte Neville noch wissen, aber das unangekündigte Räuspern des unvorhergesehen wieder aufgetauchten Dumbledores unterbrach ihn. „Liebe Schüler“, begann der weißhaarige alte Mann mit freundlicher Stimme zu sprechen. Die Schüler schwiegen, warteten neugierig darauf, welche erstaunliche Nachricht dieses Mal wohl überbracht wurde. „Wie ihr euch sicherlich denken könnt, habe ich euch nicht ohne Grund hier zusammengetrommelt, obwohl ihr jetzt eigentlich Freizeit habt. Wer sich noch daran erinnern kann, wird wissen, welcher Abend heute ist.“ Irgendein vorlauter Ravenclaw brüllte auch gleich durch den ganzen Saal, dass Blutmond war. Hielt sich wohl für besonders wichtig, der Gute. Dumbledore erwiderte auf den reißerischen Einwurf auch nichts, sondern lächelte nur. „Ich bin mir doch relativ sicher, dass niemand von euch es sich entgehen lassen möchte, die in zehn Jahren nur einmal vorkommende Nacht des Blutmondes hautnah mitzuerleben, deswegen war ich so frei und habe euch jetzt noch einmal daran erinnert.“ Neville kicherte verhalten. Das war wirklich typisch für ihren schusseligen Schulleiter. Alle wussten, dass er ein einmaliges Genie war und eine Kraft beherrschte, die viele sich nur erträumen konnten, aber dennoch war er ein Mensch mit Macken, über die man teilweise nur lachen konnte. Und seine Sucht nach Zitronendrops war da noch die harmloseste Marotte. „Professor McGonagall teilte mir soeben mit, dass unsere vampirischen Schüler sich nun auf dem Gelände verteilt haben. Wer daran interessiert ist, sie zu beobachten, kann auf den großen Balkon gehen. Der Balkon ist mit sämtlichen mir bekannten Schutzzaubern belegt, ihr braucht euch also keine Sorgen machen, dass man euch dort schaden könnte, auch wenn es so aussieht, als würdet ihr im Freien stehen.“ Erstaunt beobachteten die Schüler wie Dumbledore mit einem nebensächlichen Handwischen den Weg zu einem mal eben herbeigezauberten riesigen Balkon freigab. Neville und Blaise gehörten zu den ersten, die den Weg nach draußen beschritten. Sofort fanden sich die Jungen in beinahe absoluter Dunkelheit wieder. Die plötzliche Stille war erfüllt von leisem Fauchen und Knurren aus der Ferne, ab und an hörten sie leises Flügelflappen oder einen spitzen Schrei. Selbst das Rascheln des Windes in den Baumkronen und andere Geräusche, die sie vorher nie wahrgenommen hatten und daher nicht einordnen konnten, schienen magisch verstärkt an ihr Ohr zu kommen. Staunend drehte Neville sich um seine eigene Achse. Das Schloss, in welchem er noch vor zwei Schritten gestanden hatte, war verschwunden. Stattdessen schien er direkt einige Meter über dem Boden inmitten des Hogwarts’schen Geländes zu schweben. Zu seiner Linken waren die Bäume des verbotenen Waldes, eine undurchdringliche Mauer des dunkelsten Schwarz, welches man sich vorstellen konnte. Einige hundert Meter entfernt glaubte er die ersten Ausläufer des Sees zu sehen und nachdem er begann, sich aufmerksam darauf zu konzentrieren, sah er auch die ersten Vampire, die nahezu mit der Dunkelheit ihrer Umgebung zu verschmelzen schienen. Erkennen tat er sie letztendlich an den leuchtenden Augen. „Neville? Hey, Neville, wo bist du?“ Leise drang die scheinbar panische Stimme von Blaise an Nevilles Ohr. Verwundert blickte der ehemalige Gryffindor sich um, konnte seinen Zimmerkameraden allerdings nicht entdecken. „Blaise, hey.“ Und urplötzlich wurde dessen Gestalt nur wenige Zentimeter neben ihm wieder sichtbar. Der Schwarzhaarige atmete sichtbar erleichtert auf und packte nach Nevilles Hand, suchte nun auch mit leicht zusammengekniffenen Augen nach den Vampiren. „Irgendwie ist es ein wenig unheimlich, findest du nicht?“ Blaise nickte. Und Neville schmunzelte zum wohl ersten Male überhaupt leise in sich hinein, als ihm auffiel, dass sein neuer Freund wohl um einiges weniger Mumm in den Knochen hatte als Feigling Neville selbst. „Da vorne sind Vampire.“, rief Blaise auf einmal. Seine ausgestreckte Hand deutete zu den Ausläufern des Sees hin, allerdings waren die strahlenden Augen nur unklar zu erkennen. „Glaubst du wir können dichter rangehen?“ Für einen kurzen Moment stockten die beiden Jungen noch etwas zweifelnd. Blaise war jedoch der erste, der versuchsweise einige Schritte in der luftigen Höhe überwand und sich somit dem See näherte. Neville folgte ihm rasch und sie benötigten nur wenige Schritte, um wenige hundert Meter zurückzulegen, damit sie die jungen Blutsauger ihres Hauses genauer unter die Lupe nehmen konnten. „Hey, das sind Pansy und Crabbe und Goyle.“, fiel es Blaise als erster auf. „Und guck dir das mal an…diese Flügel sind ja fast schon abartig!“ Nevilles Augen glichen Tennisbällen, so groß waren sie geworden, als er die ledrigen, dunkelbraunen Schwingen seiner drei Klassenkameraden entdeckte. Goyle hatte sich wie eine Fledermaus kopfüber an den breiten Ast einer großen Buche gehängt, sie sahen sogar, dass er sich nicht wie erst erwartet mit den Füßen dort festhielt, sondern mit einem unterschenkeldicken, gut ein meterlangen Schwanz festgewickelt hatte, sodass es aussah, als wären seine Fußballen mit dem Stamm verschmolzen. „Das ist aber normal. Geht morgen früh wieder weg. Hey, schau dir Pansy mal an. Wenn ich der morgen erzähle, was sie hier grad macht, die würd mir an den Hals springen!“, lachte Blaise belustigt. Seine Angst schien wie weggeblasen, während er die alte Freundin beobachtete, die quietschend und fauchend ihre Hände immer wieder in die offenen Aushöhlungen der Buche rammte, um eine kleine Horde panisch flüchtender Flugmäuse zu fangen, die sich in den kleinen Höhlen verschanzt hatten. Auch Neville wurde allmählich wieder etwas lockerer. Sein Blick taxierte für einen Moment auch Crabbe, der sich träge in das taunasse Gras geworfen hatte und vor sich hinzudösen schien, ehe ihm eine doch recht wichtige Sache auffiel. „Sag mal, Blaise…“ „Hm?“ Mit fragend erhobenen Augenbrauen wandte die Schlange sich von Pansys Alleinunterhaltung ab. „Weißt du wo Terry ist?“ ~ Währenddessen in den Tiefen der Kerker ~ Unbehaglich seufzend streunerte der besagte Veela-Halbmensch durch die weitläufigen Gänge des unterirdischen Kerkers in Hogwarts. Seine leisen Atemzüge und die schnellen Schritte hinterließen ein hallendes Echo, machten die Atmosphäre noch ein wenig ungemütlicher. „Oh verdammt…welcher Teufel hat mich geritten, hier langzulaufen? Und das nur, weil ich meine Feder im Zaubertränkesaal vergessen habe! Wenn ich die Hausaufgaben morgen nicht habe, killt Snape mich.“ Über die Tatsache, dass der Klassenraum nicht wie sonst strengstens magisch abgeriegelt worden war, wunderte Terry sich nicht wirklich. Der Junge brauchte ja nicht lange nachdenken, um zu der Überzeugung zu kommen, dass Professor Snape wohl einfach zu zerstreut war an diesem Abend, um noch an die magische Barriere zu denken. Wie gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen, stoppte der Sechstklässler. Horchend drehte er den Kopf und fluchte ungeniert in sich hinein, als er die Schritte hörte, die sich ihm unaufhörlich näherten. So schnell und leise wie möglich schlich Terry einige Meter zurück und verschwand hinter einem dicken Pfeiler. //Ey, warum verstecke ich mich überhaupt? Es ist erlaubt, hier langzugehen, also warum zur Hölle verstecke ich mich?!// Die Stimmen von Professor Dumbledore und Professor McGonagall ließen ihn dann doch neugierig aufhorchen. Zuerst drangen nur zusammenhanglose Fetzen an sein Ohr, aber als die beiden Lehrkräfte nur noch wenige Meter von ihm entfernt zu stehen kamen, konnte er jedes Wort genau verstehen. „Also wirklich, da hat er nun schon endlich die Möglichkeit, diese Nacht im Freien zu verbringen und er schließt sich trotzdem wieder ein!“, meckerte Professor McGonagall soeben. Dumbledore schmunzelte. „Ich denke wohl eher, er hat es einfach vergessen…Severus ist eben doch recht vergesslich, auch wenn das nur die wenigsten Leute bemerken.“ Als verlangten die warmen Worte nach einer Bestätigung, hallte plötzlich ein tiefes, stimmloses Grollen durch die Gänge. Terry holte erschrocken hastig Luft, presste sich aber sofort die Hand vor den Mund und blieb stocksteif stehen, hoffte, dass er nicht entdeckt worden war. Aber die beiden Lehrkräfte machten keine Anstalten, auf den ungebetenen Zuhörer zu reagieren, stattdessen klammerte die ältere Dame sich mit einem verängstigten Quieken an Dumbledores Arm. Der Mann schmunzelte weiter vor sich hin. „Ich denke mal, wenn er von selbst nicht beabsichtigt, sich etwas Gutes zu tun, dann werden wir da wohl ein wenig nachhelfen müssen. Schließlich ist diese Nacht einmalig, die sollte er nicht einsam in der alten Zelle verbringen.“ Mit einem leisen Schlenker seines Zauberstabs legte Dumbledore hinter der optisch nahtfreien Wand eine uralte Kerkertür frei. Terry staunte Bauklötze, als die beiden Erwachsenen hinter der Tür verschwanden und die Tür einen Spalt breit offen ließen. Für einen ganz winzigen Moment zögerte Terry. Aber seine Neugier siegte gegen die leichte Unbehaglichkeit, die er verspürte, wenn er daran dachte, was passieren könnte, sollte man ihn erwischen. Eiligst schlüpfte der Junge hinter dem Pfeiler hervor und kniete sich möglichst geräuschlos neben die geöffnete Tür, um neugierig durch den Schlitz zu lugen. Was er dort vor Gesicht bekam, schockierte ihn dann aber doch, denn mit einem solchen Bild hatte er nicht gerechnet. Hart keuchend, umgeben von sengend weißem Licht, dass es bereits in den Augen wehtat, lag der sich windende, verkrümmte Körper von Professor Snape auf dem kalten Steinboden. Die Augen des bereits voll transformierten Vampirs leuchteten dunkel, unablässig knurrte der Mann seine beiden Gäste mit weit ausgefahrenen Fangzähnen an. Immer wieder versuchte er, die Fesseln aus pulsierendem Licht, die sich fest um seinen Oberkörper schnürten und auch seine Flügel am Rücken festbanden, mit ruckenden Bewegungen zu sprengen, scheiterte aber jedes Mal. „Severus, ganz ruhig.“, flüsterte Dumbledore nun leise, der mit wenigen, langsamen Schritten und leeren, ausgestreckten Händen auf den wilden Vampir zuging. „Albus, pass auf!“, rief McGonagall schreckhaft, als Severus mit einem heiseren Kreischen den Kopf in ihre Richtung warf, aber der alte Mann ließ sich davon nicht beeindrucken. Da er so stand, dass Terry sein Profil gut erkennen konnte, bemerkte er, dass der alte Mann einen leicht wehmütigen Ausdruck auf sein Gesicht gelegt hatte. „Du dummer Junge…“ Eine solch samtene Stimme hatte der Junge noch nie von seinem Schulleiter gehört. Aufmerksam lauschte er. „Erinnerst du dich denn nicht mehr, woran wir die letzten Tage gearbeitet haben? Weißt du nicht mehr, welcher Tag heute ist?“ Mit einem ganz sanften Lächeln streckte Dumbledore die Hand zu dem noch immer bestialisch knurrenden Snape aus, aber ganz entgegen Minervas laut geflüsterten Befürchtungen rührte der Vampir keinen Muskel, als er die sanfte Hand an seiner Wange spürte. Unablässig taxierten die dunklen Augen den alten Mann mit einer scheinbaren Kaltblütigkeit, aber Terry sah, dass sie plötzlich einen warmen Stich bekommen hatten, den man nicht beschreiben konnte. „Na, Severus? Streng mal deinen Grips ein wenig an, mein Junge. Du weißt doch, was heute ist.“ Lächelnd streichelte Dumbledore durch das fettige Haar, über die schweißbedeckte Stirn. Severus stöhnte leise. „Blutmond…“, brachte er gequält hervor. Winselnd ließ der Professor seinen Kopf auf den kalten Boden knallen, aber Dumbledore verhinderte eventuelle Verletzungen einfach, indem er vorsichtig nach Snapes Schultern griff und ihn auf den Rücken drehte, sodass sein Gegenüber mit schweren Atemzügen um seine Beherrschung kämpfen konnte. „Ganz genau, mein Junge. Also, was willst du? Willst du dich hier drinnen weiter selbst quälen oder möchtest du lieber draußen über den Hof fliegen?“ Severus wimmerte und stöhnte, ein gequältes Keuchen entfloh seinen aufgesprungenen Lippen. Seine dunklen Augen füllten sich allmählich mit Tränen, welche Dumbledore gutmütig sofort wieder wegwischte. Nur ganz leise, schwer verständlich brachte Severus das Wort „Raus“ noch über die Lippen, aber der alte Schulleiter wusste auch ohne genau hinzuhören, was sein Sorgenkind von ihm wollte. „Dann musst du dich jetzt aber beherrschen, bis wir draußen sind, ja? Sobald wir auf dem Hof sind, kannst du dein vampirisches Ich übernehmen lassen, aber bis dahin musst du dich zusammenreißen. Du weißt, dass ich mich nicht schützen werde, Severus. Ich vertraue darauf, dass du es schaffst, dich deinen Trieben zu widersetzen.“ Der Vampir nickte geschlagen. Er hatte sich beruhigt, nur ab und an zitterte sein Körper ekstatisch auf, aber als Dumbledore mit leise gemurmelten Zaubersprüchen seine Fesseln verschwinden ließ, konnte er doch ein leises Kreischen und ein starkes Flappen seiner Flügel kaum zurückhalten. „Achtung, pass mit deinen Flügeln auf. Der Raum ist eng.“ Terry beobachtete voller Ehrfurcht, dass der alte Mann offensichtlich wirklich nicht den geringsten Selbstschutz in Anspruch nahm, um seinen Kollegen nach draußen zu geleiten. Lediglich einen leichten Blendzauber legte er auf sich selbst, damit Professor Snape ihn nicht direkt ansehen und eventuell die Kontrolle verlieren konnte. Umständlich packte Dumbledore den bemüht ruhigen Vampir an der Taille und schlang sich einen Arm um seine Schulter, animierte ihn so, die kleine Zelle zu verlassen und sich auf den Weg in die Freiheit zu machen. Kapitel 10: ~+~+~+ Kapitel 10 ----------------------------- Terry hatte sich so schnell wie möglich zurückgezogen, als Dumbledore begann, Professor Snape von seinen selbst auferlegten Fesseln zu befreien. Aus den Augenwinkeln beobachtete er noch, wie der alte Mann mit seiner Last durch die Gänge taumelte, bis sie aus seinem Sichtfeld verschwanden und es wieder still wurde. Mit einem schweren Seufzer ließ Terry sich an der Wand zu Boden sinken. //Unglaublich…man hätte ja so einiges erwarten können, aber sowas…die ganzen Jahre hat er bei Blutmond an einem so scheußlichen, engen Ort verbracht, gefesselt und gequält…// Bedrückt rieb der Elfenjunge sich über die Augen. Die Bilder wollten einfach nicht aus seinem Kopf gehen. Noch nie hatte er einen so gepeinigten Blick gesehen, einen Blick so voller Leid und Einsamkeit. //Es muss die absolute Folter sein, sein wahres Ich in einem solchen Moment wieder nach hinten zu drängen und die menschliche Seite in den Vordergrund zu schieben. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der eine derartige Beherrschung an den Tag legen kann…das ist Wahnsinn, echt! Professor, Sie tun mir wirklich leid…ich will wirklich nicht mit Ihnen tauschen…aber stolz bin ich auf Sie, Sie haben sich diese Nacht im Freien wirklich redlich verdient…// Mit einem verträumen Lächeln auf den Lippen ließ Terry das ganze Geschehen in seinem Kopf noch einmal Revue passieren. Nun wo er wusste, dass der sonst so arrogante, biestige Professor auf dem Weg nach draußen war und nur noch wenige Augenblicke des Leidens durchstehen musste, kam ihm das ganze Schauspiel nur noch halb so furchterregend vor. Erneut sah er nur diese unglaubliche Selbstbeherrschung und die unbändige Kraft, die sich hinter den strahlenden, dunklen Augen verbarg, die Kraft, weiterzumachen, trotz der sicherlich unmenschlichen Schmerzen, die die Fesseln verursachten. //Ich denke, ich werde mal versuchen, den grimmigen Professor ein wenig näher kennen zu lernen. Er fasziniert mich, er ist eine ganz einzigartige Person…mal schauen, ob ich es nicht schaffe, ihm Stück für Stück diese eisige Maske vom Gesicht zu lösen. Ja, ich denke, mit ein wenig Zeit lässt sich das machen// Mit einem selbstsicheren Grinsen auf den Lippen rappelte Terry Boot sich wieder auf die Beine und schob so leise wie möglich wieder die Tür auf. Nach einem letzten vergewissernden Blick lief er mit schnellen Schritten los. //Aber jetzt sollte ich erst mal wieder zu Neville und Blaise gehen, bevor die sich noch Sorgen machen// Kurze Zeit später fanden die drei Zimmergenossen draußen auf dem Hof wieder zusammen. Nach einigem Zögern hatte der hübsche Junge erkannt, dass man auch außerhalb des Balkons spazieren gehen konnte…und nicht lange Zeit später fand er seine beiden Kumpels in der Nähe des großen Sees bei Pansy, Crabbe und Goyle. „Terry, wo warst du denn?“, fragte Neville verwundert, aber mehr als ein samtenes Lächeln bekam er nicht als Antwort. Blaise war derjenige, der schließlich die seltsame Stimmung zwischen ihnen löste, indem er ein trockenes „Irgendwie sind alle heute ein wenig komisch hier…selbst ihr Veela-Mischlinge!“ vom Stapel ließ. Schweigend beobachteten die drei noch eine Weile die drei Vampirkumpels, ehe sie durch die dunkle Stimme von Professor Dumbledore, die plötzlich durch die Luft schallte, in ihren Gedanken unterbrochen wurden. „Liebe Schüler, bitte versammelt euch bitte möglichst nah am See, in wenigen Minuten könnt ihr dann die Vampirfütterung beobachten. Wer sich das nicht ansehen möchte, dem stehen die Schlafräume jederzeit offen.“ „Wow…ne Vampirfütterung?“, wiederholte Blaise ungläubig mit weit aufgerissenen Augen. Auch Neville und Terry waren für einen Moment nahezu sprachlos, aber der Veela-Junge fing sich als Erster wieder. „Nicht schlecht…das können wir uns doch nicht entgehen lassen, oder?“, fragte er sofort lächelnd. Eine Antwort erwartete er allerdings gar nicht, denn Blaise blitzte sie bereits von einigen Metern Entfernung aus an, doch endlich zu folgen. „Stimmt, das wäre klasse! Sowas hat die Welt noch nicht gesehen…was würde Hermine darum geben, jetzt hier sein zu können?“ Ein schmales Lächeln formte sich auf Nevilles Lippen. Jaja…Hermine würde sich einen Arm abhacken, nur um jetzt hier sein zu können…wenn sie denn wüsste, was hier vorging. Sie würde sich wahrscheinlich den Rest ihres Lebens grämen! Aufmerksam blickte Terry sich während ihres Weges um. Neville neben ihm ließ ebenfalls neugierig den Blick schweifen, aber er suchte eher nach anderen Klassen-, und Hauskameraden. Terry suchte allerdings nur nach einem. //Langsam müssten sie doch rauskommen…oder gab es zwischendurch Schwierigkeiten? Ich hoffe, nicht…der Professor hat ja schon Schmerzen genug im Moment, da kann er irgendwelche Zwischenfälle nicht gebrauchen…aber ich mache mir bestimmt unnötig Sorgen, sie kommen garantiert gleich!// Ein leises Seufzen entrang dem Jungen. Neville bemerkte es. „Was ist los, worüber denkst du nach?“, fragte der ehemalige Löwe leise. Terry öffnete schon den Mund, um zu beichten, dass er auf dem Weg Professor Snape über den Weg gelaufen war, aber er wurde direkt im Ansatz unterbrochen, als Blaise sich auf einmal zu ihnen herumdrehte und zum Haupteingang deutete. „Hey, ist das nicht Professor Snape, der da gerade rauskommt?“, rief er erstaunt. Neville und Terry liefen sofort zu ihm um das Schauspiel zu beobachten. In der Dämmerung der Nacht, die nur durch unzählige Fackeln an den Gemäuern der Schule für die Augen der normalen Schüler erkennbar war, traten drei Personen durch das Haupttor. „Das sind Professor Snape, Professor McGonagall und Professor Dumbledore.“, stellte Neville treffend fest. Schweigend beobachteten sie den Mann, der gebückt zwischen ihnen über den Rasen torkelte. Snape hatte seine Flügel eng an den Rücken gepresst und hielt den Kopf gesenkt, aber Terry glaubte sogar über die Meter hinweg seinen keuchenden, stoßenden Atem zu hören. Die drei Jungen waren kaum in der Lage, auch nur einen Ton hervorzubringen. Die Luft um sie herum schien förmlich zu vibrieren wegen der Anspannung, die zwischen ihnen herrschte. Terry schnalzte sich immer wieder nervös über die Lippen, konnte die Augen aber nicht einen Moment lang von dem beeindruckenden Vampir lösen, der soeben vor seinen Augen zittrig seine riesigen Schwingen entfaltete. „Wow…“, hörte er leise Nevilles Stimme neben sich. Der Dunkelhaarige schien es jedoch selbst nicht zu bemerken, denn er zuckte bei dem Klang der eigenen Stimme erschreckt zusammen und blickte sich einen Moment unruhig um, ehe er erkannte, dass er selbst der Verursacher des Lautes war. Terry jedoch ließ sein Objekt der Begierde nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Staunend beobachtete er Snape, welcher langsam in die Knie ging und seine sicherlich fünf Meter langen Schwingen abwechselnd einzog und wieder abspreizte, wie um zu prüfen, ob sie noch ordnungsgemäß funktionierten. Dann auf einmal zuckte ein gleißend heller Blitz aus Dumbledores Zauberstab und verweigerte für ein paar Sekunden die Sicht – als nächstes riss ihn ein heftiger Luftstoß von den Füßen. „Was zum-„, keuchte Blaise erstaunt. Suchend blickten die Jungen sich um, Neville war der erste, der mit einem „Ah, da!“ zum Himmel deutete. Elegant zog Professor Snape einige Meter über ihnen im dunkelroten Schein des Mondes lange Kreise. Neville stöhnte leise. „Wahnsinn…“, war sein einziger Kommentar. Blaise nickte nur vollkommen sprachlos und auch Terry war nicht mehr wirklich in der Lage, etwas zu erwidern. „Hey, da kommen die anderen.“, rief Blaise nach einigen Minuten des ungläubigen Schweigens und deutete mit ausgestreckter Hand in den Himmel. Und tatsächlich, da flogen die anderen Vampire auf ihren Ältesten zu, folgten seinen Kreisen und reihten sich spiralförmig unter seinem Flug ein. Ohrenbetäubende, helle Schreie durchbrachen die Stille der Nacht, als die jungen Vampire ihre Plätze gefunden hatten und nun ebenfalls ihre Kreise zogen. Als letzter setzte Professor Snape in das Gekreische mit ein – aber seine Stimme war ungleich schriller und höher als die seiner jüngeren Artgenossen, sodass den restlichen Menschen auf dem Schulgelände die Ohren zu schmerzen begannen. „Aua…verdammt…“, stöhnte Blaise gequält. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, dass er nicht der einzige war, der mit verzerrtem Gesicht die Hände auf die Ohren presste. Bildete er es sich nur ein, oder zitterten selbst die Fenster der großen Halle unter dem akustischen Druck? Aber so plötzlich wie der ohrenbetäubende Krach entstanden war, verebbte er auch wieder. Die folgende Stille war für einen Moment sogar noch schlimmer, aber nach wenigen Sekunden ließ die bohrende Taubheit in den Ohren der Kinder nach und der leichte Schwindel vor ihren Augen schwand ebenfalls. Professor Dumbledores Stimme war das nächste, was sie wieder hörten. Seine Stimme hallte klar und ruhig durch die Nacht, sorgte dafür, dass die innere Unruhe in den Herzen einiger Schüler langsam wieder nachließ. „Dieser spiralförmige Flug der Vampire, wie wir ihn gerade sehen können, ist ein genaues Abbild ihrer Hierarchie. Ganz oben an der Spitze fliegen die Ältesten und die Fürsten der Vampire Seite an Seite. Im Augenblick bilden Draco Malfoy, als angehender Fürst, und Professor Severus Snape als der Älteste in diesem Bunde, die Spitze. Der erste Kreis unter ihnen besteht aus den Adligen. Die Adligen stammen vorwiegend aus reinblütigen oder sehr wohlhabenden Familien, aber die Reinblüter überwiegen in der Regel. Sie sind direkt dem Fürsten unterstellt. Unter ihnen wiederrum befinden sich die einfachen Bürger, die mittelständischen Familien ohne großen Einfluss und Reichtum. Es gibt auch noch eine Schicht der Sklaven, aber im Moment haben wir keine vampirischen Sklaven an dieser Schule, sodass der Kreis aus drei untereinander angeordneten Ringen besteht. Wie ihr gleich sehen werdet, ist die Ordnung während einer „Fütterung“, wenn man sie so nennen möchte, allerdings ein wenig anders gestaltet.“ Wie aufs Kommando trabten arglos ein paar Dutzend Rehe aus dem verbotenen Wald und begannen friedlich auf der Wiese zu grasen. Die Schüler konnten mit offenen Mündern beobachten, wie die bürgerlichen Vampire zuerst ihren Platz verließen und wie Pfeile zu Boden sausten, um ihre Opfer mit dem puren Körpergewicht zu Boden zu werfen und ihnen sofort die Zähne in den Hals zu graben. Es war kein blutiges Spektakel. Im ersten Augenblick hatten die Jungen vermutet, dass es ein riesiges Massaker werden würde, aber bis auf die wenigen Blutstropfen, die den Schülern am Kinn herabliefen, blieb alles sauber. Sie brauchten nicht einmal mehrere Anläufe, um ihre Opfer zu erlegen – ein einziger Schlag auf die Wirbelsäule erledigte die Rehe, ohne dass sie überhaupt nur bemerkten, dass sie begehrtes Freiwild waren. Die nächsten Rehe kamen auf die Wiese, wie hypnotisiert, ohne von dem Tod ihrer Artgenossen abgeschreckt zu werden, und begannen an dem taufrischen Gras zu knabbern. Blaise fiel auf, dass diese Rehe ein gutes Stück größer waren und von anderem Körperbau, aber er konnte nicht einordnen, welcher Art sie wohl angehören mochten. Fest stand jedoch, dass auch sie nicht lange genug lebten, um zu erkennen, dass man ihnen auflauerte. Ganz zum Schluss, als sowohl die bürgerlichen als auch die adligen Vampire beschäftigt waren, bekamen auch die beiden letzten ihre verdiente Delikatesse. Mit stolz erhobenen Köpfen trabten zwei riesige, prächtige Hirsche aus dem Dickicht auf die freie Lichtung hinaus. Ihre dunklen Augen glänzten schlau, die Ohren zuckten misstrauisch, schienen aber keine Bedrohung zu registrieren. Severus war schließlich der erste, der seinen Platz verließ und mit einem schrillen Kreischen die Flügel einzog und so schnell zu Boden rauschte, dass man bis auf einen flirrenden Schatten von ihm nichts mehr sehen konnte. Der dumpfe Laut, als der Hirsch mit einem verendenden Blöken auf den Boden gerammt wurde, war das einzige Zeichen, das den Schülern bestätigte, dass auch Professor Snape sich nun an seinem stolzen Hirsch gütlich tun konnte. Nur vereinzelt drangen leise schmatzende Geräusche an ihre Ohren, während sie beobachteten, wie nun auch Draco zum Sturzflug ansetzte. Doch im Gegensatz zu den anderen erledigte er seinen Hirsch nicht auf die übliche Art und Weise durch den Aufprall seines Körpers, sondern er segelte beinahe gemächlich einige Meter über seiner Beute hinweg. Als der Hirsch plötzlich seinen Jäger bemerkte, setzte er mit kräftigen Sprüngen zur Flucht an. Einige Meter verfolgte Draco das Tier ganz gelassen, langte ab und an nach dem prächtigen Geweih, ließ es aber sofort wieder los. Es schien ein Jagdspiel zu werden. Und Draco als der Jäger wirkte, als würde er gemütlich über die Wiese spazieren, denn er bewegte die Flügel kaum, sondern segelte ruhig auf einem gleichmäßigen Luftstrom dahin. Doch recht schnell wurde ihm das Spiel zu bunt, auch wenn man den Wechsel aus Ruhe und Ungeduld praktisch nur daran erkennen konnte, dass er bei einem seiner vielen Streicheleien über das Geweih auf einmal nicht mehr losließ, sondern kräftig zupackte und den Hirsch mit einer unglaublichen Wucht zurückriss, dass dem armen Tier im Lauf auf der Stelle das Genick brach. Sofort segelte er zur Boden und suchte eine geeignete Stelle, um den Hirsch um etwas Blut zu erleichtern. Für einige Minuten herrschte eine angenehme Stille. Neville und Blaise seufzten ergriffen, auch Terry ließ ein kurzes Stöhnen hören. „Wow…“, murmelte Neville schließlich leise. „Das ist der absolute Wahnsinn…das werde ich garantiert nie wieder vergessen!“ „Oh ja…aber sagt mal, hat einer von euch Harry gesehen?“ Kurz blickten sie herum, suchten nach den bekannten schwarzen Haaren. „Da hinten ist er, auf dem dunklen Reh.“ Und tatsächlich, Harry hatte seine Mahlzeit beendet und blickte vollkommen entspannt von seinem Sitzplatz auf dem Bauch des Rehs aus durch die Gegend. Seine grünen Augen strahlten dunkel. Die ersten Vampire erhoben sich bereits wieder in die Lüfte, als die drei Schüler sich dazu entschlossen, sich doch lieber auf den durchsichtigen Boden zu setzen und einfach zu beobachten. Trotz der späten Stunde waren sie selbst noch überhaupt nicht müde, dazu war das alles einfach viel zu aufregend. „Ich hoffe nur, wir haben morgen nicht wieder so früh Schule…“, seufzte Terry leise und beobachtete mit dem Kopf in den Nacken gelegt die fliegenden Kameraden. „Hey, wir haben erst um 3 Schule, was wollt ihr denn? Selbst wenn wir erst um sechs oder sieben im Bett sind, kriegen wir noch viel Schlaf…“, nuschelte Blaise vor sich hin. Neville grinste. „Nicht jeder braucht so wenig Schlaf du, Blaise. Aber du hast schon irgendwie Recht…hey, guckt mal. Harry und Draco liefern sich ein Wettrennen!“ Aufgeregt standen die Schüler auf und schauten ihren beiden besten Freunden zu, die sich soeben im Affentempo quer über die ganze Wiese jagten. Zuerst waren sie die einzigen, die ihre überschüssigen Energien loszuwerden versuchten – bis auch einige andere Schüler auf dieselbe Idee kamen und ihnen nachjagten. Schon nach wenigen Minuten düsten sowohl Pansy, Crabbe und Goyle durch die Gegend, aber auch einige andere und selbst Professor Snape beteiligte sich schließlich an den Spielereien. Dummerweise nur konnten die jüngeren Vampire mit ihm nicht mithalten. Dank seiner überdimensionalen Schwingen erklomm der Professor in Windeseile den ersten Platz und führte seine Verfolger quer durch die Büsche, über den See und hinauf in schwindelerregende Höhen. „Geil…ich hätte nicht erwartet, dass Professor Snape so gut fliegen kann…“ „Stimmt.“ Sie wollten eigentlich ihre Zeit noch ein bisschen vertrödeln und weiter zuschauen, aber diesmal war es erneut die magisch verstärkte Stimme von Professor Dumbledore, die ihre entspannte Ruhe störte, indem sie verkündete, dass es nun Zeit sei für die Schüler ins Bett zu gehen – und das galt für alle Nicht-Vampire. Also trotteten die drei Kameraden gemächlich zurück in die Schule, bis sie vor dem Eingang zu ihrem Gruppenraum standen. Die Schüler der anderen Häuser hatten sie anfangs recht dumm angeschaut, wenn die Bellcourds vor einer vollkommen gewöhnlichen Mauer standen, aber nachdem die Allgemeinheit verstanden hatte, dass der Eingang zum Gruppenraum nicht etwa ein sprechender Adler war oder ein Porträt, sondern eine ganz gewöhnliche Mauer, die sich nur nach korrekter Nennung des Passworts wie eine Drehtür öffnete, hatten sich die anfänglichen Spötteleien gelegt. „Drachengruß“, ließ Blaise mit klarer Stimme vernehmen und knirschend und knackend bröckelte vor ihren Augen der Putz von der Mauer, bis sie aufschwang und ihnen Durchlass gewährte. Rasch traten sie in den warm geheizten Gruppenraum ein. Neville ließ sich sofort auf einen der vielen Sessel gleiten, die vor dem prasselnden Kamin standen, während Blaise sich auf das Fenstersims setzte und einen Moment lang nach seinen Kameraden suchte. Aber bis auf den klaren strahlenden Mond, der den Gruppenraum spärlich beleuchtete, konnte er nichts erkennen. „Mist…man sieht sie vor hier aus nicht.“ „Naja, war ja auch zu erwarten. Wäre aber trotzdem schön gewesen…“, meinte der ehemalige Rabe dazu leise. Neville neben ihm seufzte. „Irgendwie kann ich‘s immer noch nicht so ganz glauben…“ Im Schein der vielen Kerzen, die überall im Raum herumstanden und sanftes, flackerndes Licht spendeten, bekam sein blasses Gesicht einen unheimlichen Glanz. Seine grünen Augen reflektierten die vielen kleinen Flammen, sodass sie einen rötlichen Stich bekamen. „Stimmt…das war alles schon ganz schön fantastisch…ich mein, ich wusste ja dass es Veelas und Elfen gibt und Werwölfe, und dass Vampire existieren wusste ich auch, aber so etwas mal zu erleben…das ist der Gipfel von allem, was man sich vorstellen kann! Gott, meine Eltern werden toben…“ Leise lachte Terry in sich hinein. Und als wäre dies das Stichwort gewesen, ließen nun auch Neville und Blaise ein leises Glucksen hören, das sich schnell zu wahren Lachkrämpfen entwickelte. „Aber jetzt lasst uns endlich schlafen gehen. Ich muss das ganze erst mal verarbeiten.“ Auf dem Weg in ihren Schlafraum kamen sie noch an einigen anderen Bellcourds vorbei, aber die schienen nicht wirklich ansprechbar zu sein…ihre Blicke glänzten, als hätten sie Fieber, aber Neville, Blaise und Terry wollten jetzt sowieso nur schlafen und sich nicht mehr die Köpfe heiß reden…das würden sie morgen tun. „Ja…gute Nacht, Leute.“ Kapitel 11: ~+~+~ Kapitel 11 ---------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 11 ~+~+~+~ Am nächsten Morgen wurden die Schüler des Hauses Bellcourd relativ unsanft geweckt – das nervötende Kreischen des Weckers ließ die drei Schüler wie eine eins im Bett stehen, leicht keuchend von dem abrupten Abbruch des Traums. „Harry, mach den Wecker aus!“, rief Blaise schon fast automatisch – ehe ihm einfiel, dass Harry gar nicht da war. Erst nach dieser Erkenntnis überkam den Dunkelhaarigen ein gequältes Gähnen. „Gott, verdammt…“ Auch Neville und Terry blickten etwas desorientiert, aber ziemlich müde drein. „Jetzt kann ich mit Sicherheit nicht mehr einschlafen!“ Also trottete er schlaftrunken ins Badezimmer, hörte die Schritte von Terry hinter sich, der ihm ebenfalls gähnend folgte. Nur Neville schien sich wieder hinlegen zu wollen – für ein paar Augenblicke allerdings nur. Mit geschlossenen Augen, in den Ohren noch immer den Nachhall des Weckers, begann er nachzudenken. //Also ist das alles gestern doch passiert, das war kein Traum! Cool…Harry ist wirklich ein Vampir und gestern Nacht hat er sich richtig verwandelt…wirklich Wahnsinn…aber es ist schade, dass Ron und Hermine nicht dabei waren…wie sie wohl reagieren werden? Schließlich sind Harry und ich jetzt in Bellcourd…und Harry ist ein Vampir. Das ist ja nun nicht gerade ein Grund zum Feiern…aber andererseits…ich denke, die beiden werden es schon verstehen…bisher haben sie alles verstanden, sie sind doch schließlich Harrys beste Freunde! Und ich komme mit ihnen ja auch ganz gut klar…also wird es hoffentlich keine Probleme geben…aber andererseits…mich würde wirklich endlich mal interessieren, weshalb ich eigentlich hier bin…ich bin weder ein Vampir noch ein Veela-Mischling oder etwas derartiges…also warum bin ich eigentlich hier?// „Neville?“, ertönte es dumpf hinter der Badezimmertür. Der Gerufene blickte auf. „Was denn?“ „Könntest du bitte kurz ein Handtuch aus meinem Schrank holen? Ich hab vergessen es mitzunehmen!“, kam sofort die Antwort. Einen Augenblick grinste der ehemalige Löwe gehässig, aber dann siegte sein Helfersyndrom und er trottete brav zum Schrank und reichte das Handtuch seinem Freund durch die leicht geöffnete Tür. „Danke“, murmelte der Schwarzhaarige triefend und schnappte sich das flauschige Stück Stoff, um seine Haare zu trocknen. Neville nickte nur hilfsbereit und begann allmählich, sich anzuziehen. Er duschte lieber abends, wenn alles ruhig war oder nachmittags, aber morgens würde er in der Dusche sofort wieder einschlafen. Das musste er sich echt nicht antun. Wenige Minuten später standen die Jungs unschlüssig herum und wussten nicht ganz, was sie zu dieser frühen Stunde tun sollten. „Also ich bin dafür, dass wir frühstücken…ich bin sicher, wir kriegen trotzdem Frühstück, auch wenn wir eigentlich nicht angemeldet sind…“, schlug Terry leise vor. Er wirkte noch immer relativ schlaftrunken, gähnte immer wieder leise vor sich hin und hielt die meiste Zeit die Augen geschlossen, als würde er im stehen dösen. „Gut, man kann es versuchen. Ansonsten gehen wir eben runter in die Küche, da bewirten die Elfen uns bestimmt feierlich. Was zum Essen kriegen wir auf alle Fälle.“, stimmten die beiden anderen zu. Also marschierten sie in gemütlichem Tempo in die große Halle und setzten sich auf ihre Plätze. Auch wenn sie es nicht wirklich erwartet hatten, aber nur Sekunden später tauchten um sie herum die wunderbarsten Lebensmittel auf. Brötchen und Beilagen, Salate, Fleischspieße, Nudelgerichte, Reisgerichte, Rezepte mit Meeresfrüchten und sogar Sushi, ebenso wie jede erdenkliche Art von Getränken…nicht unbedingt das, was man zum Frühstück essen sollte, aber für jeden Geschmack war etwas dabei. „Guten Appetit“, prosteten sie sich noch schnell gegenseitig zu, dann begann das morgendliche Festmahl. Wenigstens eine ausreichende Entscheidung für das frühe Aufstehen. Doch ihre kleine Glückseligkeit wurde kurz darauf schon wieder unterbrochen, denn unbemerkt hatten sich Professor Dumbledore, Professor Flitwick und einige andere Lehrkräfte an sie herangeschlichen und grüßten mit einem sanften Lächeln. „Guten Morgen, Jungs. Habt ihr gut geschlafen?“, fragte der alte Schulleiter sie mit leiser Stimme und nickte ihnen einzeln leicht zu. „Guten Morgen, Professor Dumbledore.“, kam prompt die Antwort, nachdem die letzten Bissen heruntergeschluckt worden waren. Fragend wurde der alte Mann gemustert. „Hättet ihr vielleicht ein paar Minuten Zeit, um eure beiden Freunde Mr. Malfoy und Mr. Potter einzusammeln?“ Neville und Blaise nickten, ohne groß nachzudenken, nur Terry fragte leise, was damit denn gemeint sei. „Bevor die Sonne aufgeht, sollten die Vampire wenn möglich wieder in ihren Zimmern sein…wäre jedenfalls am besten für ihre körperliche Gesundheit…“, meinte Professor Flitwick leicht ironisch an Dumbledores Stelle. Die Jungen erbleichten. „Natürlich helfen wir, Professor. Wir kommen gleich mit.“, gab Blaise sofort stellvertretend für sich und seine beiden Zimmergenossen Auskunft und nahm noch ein letztes Brötchen, um es unterwegs zu essen. Neville und Terry taten es ihm nach und folgten mit aufgeregten Gedanken der kleinen Lehrerpolonäse, welcher sich auch mittlerweile ein paar andere Schüler aus den übrigen Häusern angeschlossen hatten. Wahrscheinlich sollten sie ebenfalls helfen, die jungen Blutsauger wieder in ihre Betten zu bekommen. „Eure beiden Freunde müssten vorn im verbotenen Wald sein, zusammen mit Professor Snape. Vorhin habe ich sie bei einem kleinen Spaziergang auf einem der Bäume entdeckt.“ Einen Moment lang geisterten den Jungen drei auf Bäumen hockende Vampire durch den Kopf, deren Augen sie in dem nur teilweise durchsichtigen Nebel der Morgendämmerung anblitzten…mit einem leisen Schaudern verdrängten sie den Gedanken wieder. „Sie wissen, wie Sie eine Trage und eine Decke beschwören können?“, richtete nach wenigen Minuten Professor McGonagall das Wort an die Schüler. Wer es nicht wusste, bekam es noch schnell erklärt, dann durften sie sich daran machen, ihre zugeteilten Aufgaben zu erledigen. „Sie brauchen sie dann ja eigentlich nur von den Bäumen holen und am besten ganz mit der Decke zudecken, damit die Sonne ihnen nichts anhaben kann. Es wäre nett, wenn Sie die Geheimtür zum Gruppenraum offen lassen, damit wir die Schüler von Professor Lupin auf ihre Zimmer bringen lassen können.“ „Wie geht es Professor Lupin denn, Professor McGonagall?“, fragte Neville leise, aber mehr als einen leicht zerknautschten Blick bekam er zur Antwort nicht. „Es geht ihm den Umständen entsprechend.“, gab der Schulleiter dafür aber Auskunft. Neville und Terry atmeten beide erleichtert etwas zittrig aus. „Ich würde mich freuen, wenn die jungen Herren mir auf meinem Weg zu Professor Snape Gesellschaft leisten würden.“ Urplötzlich stand der alte Schulleiter direkt hinter ihnen und fischte aus den Tiefen seines azurblauen Umhangs einen Zitronendrop zutage. Nur Blaise traute sich, einen der gelben Bonbons anzunehmen, steckte ihn jedoch sofort in die Tasche. Mit langsamen, gemütlichen Schritten machten sie sich zusammen mit dem Professor auf den Weg zu ihren beiden Freunden. Auf dem Weg dorthin konnten sie beobachten, wie zwei andere Schüler aus Slytherin Pansy, Crabbe und Goyle mit dem leichten Schlafzauber bedachten, den Professor McGonagall ihnen soeben noch schnell gezeigt hatte und sie auf die vorbereiteten Tragen legten. Mit einem einfachen Schwebezauber ließen sie die schlafenden Mitschüler neben sich herschweben, während sie den Weg zur Schule zurückgingen. Hätte ein Außenstehender diesen Auftritt beobachtet, hätte er sicher gemeint, auf den Tragen würden Tote in die Schule zurückgebracht. Hätte nur noch gefehlt, dass die beiden Jungen, die die Tragen mit ihren Zauberstäben in der Luft hielten, todtraurige Gesichter gemacht hätten, dann wäre das Schauspiel perfekt gewesen. „Und, hat euch gefallen, was ihr letzte Nacht gesehen habt?“ Unerwartet, in der angenehmen Stille Professor Dumbledores weiche Stimme zu hören, schraken die drei Jungen kurz zusammen. Schließlich nickten sie leicht. „Es war unbeschreiblich…aber trotzdem der absolute Wahnsinn!“, versuchte Terry seine Eindrücke in Worte zu fassen. Seine blauen Augen glänzten noch immer überwältigt von den Erinnerungen, aber Neville und Blaise konnten ebenso wenig ausdrücken, welche Empfindungen durch ihre Körper gejagt waren, während die großen Augen das Geschehen optisch verfolgten und das Gehirn die Sachlagen zu analysieren versucht hatte. Der alte Mann lachte leise. „Ja…wir können von Glück reden, dass die Eröffnung des Hauses noch vor dem zehnjährigen Blutmond stattgefunden hat. Sonst hätten wir ein solch aufregendes Spektakel mit viel Glück erst im nächsten Jahrzehnt sehen können.“ Daraufhin herrschte erst einmal ein angenehmes Schweigen. Die Jungen überdachten noch einmal ihre Erinnerungen der letzten Nacht und während sie gingen, bemerkten sie nicht wirklich, wie sie den Waldrand erreichten. Erst als Neville, der als direkt hinter Dumbledore herging, beinahe in eben diesen hineinlief, erwachten die Jungen aus ihren Gedanken. „Nun, wir sind da, Jungs.“, gluckste Dumbledore belustigt, stumm deutete er mit dem ausgestreckten Arm nach vorn. Auf einer großen Eiche direkt vor ihnen, waren Harry, Draco und Professor Snape. Die beiden ersten schliefen tief und fest – lang ausgestreckt auf dem dicksten Ast der alten Eiche, Harry ließ einen Arm in Richtung Boden hängen. Draco hatte sich eng an Harrys Seite gekuschelt und das Gesicht in dessen halb zerrissenen Pullover vergraben. Professor Snape dagegen war hellwach. Die dunklen Augen, wieder in ihrer alten Intensität, blitzten die scheinbar ungebetenen Besucher drohend an. Auch bei dem ältesten Vampir der Schule waren der Umhang und die Kleidung, welche er druntergezogen hatte, vollkommen zerfetzt und hingen nur noch teilweise über den breiten Schultern. Aber er bewegte sich keinen Millimeter, als Dumbledore, mit einer kleinen Aufforderung auch mit seinen Schülern im Anhang, näher an die Vampire heran ging. Das erste, was den Jungen auffiel, war ein durchdringender, salziger Geruch. Neville legte mit leicht gerümpfter Nase den Kopf schief und versuchte herauszufinden, was für ein Duft ihm da wohl in die Nase geflogen war. //Es riecht süßlich…ein bisschen, aber auch ganz schön salzig! Was ist denn das? Ich kenn den Geruch irgendwoher…// Suchend flogen die dunklen Augen durch die Gegend, versuchten die Quelle auszumachen. Bis es ihm siedend heiß auffiel – die Reste von Snapes Umhang waren vorne an der Brust blutverschmiert. Und offensichtlich noch recht frisch, denn im schwachen Licht der allmählich aufgehenden Sonne glänzte die Flüssigkeit blutrot auf dem dunklen Stoff. „Ich glaub, mir wird übel…“, keuchte Terry leise. Neville sah, wie der Elfenmischling sich zur Seite drehte und sicherheitshalber die Hand vor den Mund legte, falls er sich wirklich übergeben würde. Aber bevor es dazu kam, zückte Dumbledore seinen Zauberstab und die leichte Übelkeit schwand augenblicklich. Erst im Nachhinein fiel Neville auf, dass er einfach nur die Blutspritzer auf der Kleidung der Vampire gereinigt und durch einen sanften Rosenduft ersetzt hatte – aber in dem Augenblick war er dankbar für den neuen Duft. „Sorgen wir mal langsam dafür, dass die beiden ins Bett kommen…“ Ein besorgter Blick zum Waldrand, ein kleiner Schlenker des Zauberstabs und Harry schwebte ganz vorsichtig von seiner Schlafstatt herunter auf die herbeigezauberte Trage. Sobald der Schwarzhaarige einigermaßen bequem lag, breitete Blaise eine Decke über ihm aus und gab ihn in die Obhut seines besten Freundes. Auch Draco lag relativ schnell auf der Trage und wurde vor dem langsam heller werdenden Sonnenlicht geschützt. „Und was ist mit Professor Snape?“, flüsterte Neville scheu. Vorsichtig taxierte er den noch immer stumm im Schatten der Blätter hockenden Mann, dessen glühende Augen unablässig zurückstarrten. Dumbledore gluckste leise. Seine Stimme war leise, aber dennoch munter wie immer, als nun auch er den Blick hob und den unergründlichen Blick erwiderte. „Ich denke, der liebe Professor wird seinen Platz nicht eher verlassen, ehe er sich sicher sein kann, dass alle Schüler sicher in ihren Betten liegen.“ Nickend wandten Neville und Blaise sich ohne weitere Worte ab. Nur Terry zögerte ein paar Sekunden, aber das sanfte Lächeln des Schulleiters bewog ihn schließlich dazu, seinen beiden Freunden zu folgen und seine beiden Vampirfreunde heil ins Bett zu bringen, damit sie bald wieder auf dem Damm waren. Kapitel 12: ~+~+ Kapitel 12 --------------------------- Nicht ganz eine halbe Stunde später lagen Harry, Draco und alle anderen Blutsauger des Hauses Bellcourd in ihren Betten und schlummerten friedlich vor sich hin. Es war ein kleines Chaos gewesen, da Professor Lupin noch immer relativ angeschlagen war von der stressigen Nacht und nicht wirklich beantworten konnte, wer in welchem Zimmer schlief. Der Hauslehrer war schon beschäftigt genug damit gewesen, den Eingang offen zu halten und nicht im Stehen einzuschlafen. So hatten also Terry und Neville helfen müssen, alle ins richtige Bett zu bringen und die Räume möglichst abzudunkeln, was nach einer kleinen Ewigkeit schließlich auch geschafft war – nun wussten sie nicht, was sie mit ihrer Freizeit tun sollten, denn die Bellcourds hatten dank ihrer lieben, momentan außer Gefecht gesetzten vampirischen Klassengemeinschaft diesen Tag frei bekommen. Terry ließ sich auf einen der vielen Sessel fallen und legte die Hände in den Nacken, schloss verträumt die Augen. „Gut, sie schlafen tief und fest. Alles in Ordnung…“ Langsam kamen nun auch Blaise und Neville in den Gruppenraum zurück. Auch ein paar andere Schüler waren durch den Tumult aufgewacht und leisteten ihnen noch relativ verschlafen Gesellschaft. Eine Weile lang herrschte einträchtiges, nachdenkliches Schweigen. Terry hörte, dass seine beiden neuen Freunde sich direkt neben ihn in die Sessel pflanzten und sich geräuschvoll in das weiche Polster kuschelten. „Whoah…ich bin immer noch total platt…“ Einzelne Mitschüler reagierten auf diese leise Äußerung mit zustimmendem Brummen oder Gähnen. „Aber wie gut, dass wir wenigstens frei haben…die anderen müssen Unterricht machen.“, meinte Blaise dazu leise schadenfroh. Nun grinste auch Neville. „Ja, ein Glück, dass wir jetzt Bellcourds sind. Sieht so aus, als genießen wir ein paar Sonderbehandlungen…“ „Aber nur einmal alle zehn Jahre, Neville.“ Ohne es wirklich zu wollen, klang Terrys Stimme schroffer als beabsichtigt. Er wartete nicht wirklich auf eine Antwort, aber offensichtlich konnte seine trübe Stimmung Neville nicht die Laune verderben, denn er bekam trotzdem ein gemütliches „Naja, aber immerhin. Die anderen müssen jetzt Schule machen.“ zu hören. Mit einem lauten Knarren öffnete sich die Geheimtür. Im ersten Moment schreckten die Schüler zusammen – hatten sie sich doch in der kurzen Zeit noch lange nicht an das durchdringende Geräusch gewöhnt –, dann hörten sie ein leises Quietschen und das altbekannte Rascheln der Zeitung. Verwundert blickte Blaise auf. „Leute, der Tagesprophet ist da! Ihr werdet nicht glauben, was da drin steht!“ Mit lautem Gebrüll kam ein blondes, kleines Mädchen angelaufen, in ihren Krallenartigen Händen hielt sie den Tagespropheten, der wohl gerade von der Eule gebracht worden war. „Gib mal her!“, forderte Blaise auch sofort, neugierig, weshalb die Kleine so einen Aufstand machte. Auch die restlichen Bellcourds scharrten sich nun um ihn, als er die tägliche Zeitung an sich nahm. „Hogwarts eröffnet fünftes Haus“, las Blaise aufgeregt vor. Dick und fett prangte der Titel auf der ersten Seite, darunter ein Bild der Zaubereischule und eines, auf dem Dumbledore ihnen geduldig entgegen lächelte. „Am Dienstag eröffnete Die Zauberschule für Hexerei und Zauberei Hogwarts offiziell das fünfte Haus. Bellcourd, benannt nach dem ehemaligen Freund der vier Gründer von Hogwarts, Bleynce Bellcourd, welcher genau zwei Tage vor der Eröffnung der Schule verstarb, gab dem fünften Haus seinen Namen.“ „Jetzt kommt ein Interview“, rief Neville dazwischen. Ungefragt schnappte er sich die Zeitung und begann weiter vorzulesen. „Professor Dumbledore, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein fünftes Haus gründen zu wollen? Hogwarts lebte doch lange genug und sehr gut mit den vier Häusern.“, fragte Rita Kimmkorn an dieser Stelle, was Neville rasch vorlas. „Nun, ein kleiner aber feiner Zwischenfall brachte mich auf den Gedanken, dass die Anzahl der ungewöhnlich normalen Schüler sich allmählich vermehrt. Und mitten in der Nacht, als ich auf die Toilette musste, fiel mir die Geschichte mit Bleynce Bellcourd ein.“ Einige Schüler lachten verhalten in sich hinein und andere applaudierten leise, denn ein Neville bis dato unbekannter Drittklässler hatte ungefragt die Antwort von Dumbledore vorgelesen. Und der relativ unscheinbare, aber mit schuppiger Haut ausgestattete Junge, der erst vor zwei Tagen neu an die Schule gekommen war, schaffte es problemlos, Dumbledores ruhige, stets leicht amüsierte Stimme nachzuahmen. „Aber nur die Idee allein reicht doch nicht, um ein fünftes Haus einzuführen?“, fuhr Neville sofort fort, als er begriff, dass es ein nicht abgesprochenes Frage-Antwort-Spiel werden würde. „Oh…doch, eigentlich schon. Wissen Sie…Bleynce Bellcourd setzte sich schon immer für Wesen ein, die nicht immer einen für uns berechtigten Lebensgrund haben…schon als kleines Kind versuchte er immer, seine mit Heilkräften ausgestattete Mutter dazu zu bringen, verletzte Tiere wie Einhörner oder Wölfe zu heilen. Man munkelt, einmal wolle er sogar einen schwer verletzten Werwolf in die Klinik bringen. Und da mittlerweile einige Schüler diese Schule besuchen, die sich in der Öffentlichkeit nicht wirklich frei zeigen können, kam mir eben der Gedanke. Zitronendrops in der Nacht regen das Gehirn wirklich ganz erstaunlich an!“ Fragend tauschten die Jungen ein paar Blicke aus. Es kursierte ja das Gerücht, dass Dumbledore manchmal ein wenig seltsam sei, aber konnte man wirklich glauben, dass er auch wirklich der mächtigste Weißmagier der Welt war? Er war wirklich ein etwas zu ulkiger Typ dafür… „Sie meinen also, dass das fünfte Haus…ähm, also ganz besondere Schüler beherbergt?“ „Oh ja, so kann man es sagen. Ich persönliche bezeichne Vampire und Werwölfe, ebenso wie Veelas oder Engel durchaus als etwas ganz Besonderes. Und nun haben sie auch die Möglichkeit, so zu sein, wie sie auch wirklich sind. Sie müssen sich nicht mehr vor den anderen verstecken und können ihre wahre Natur ausleben.“ „Und was sagt das Ministerium dazu?“ „Es hat zugestimmt. Ganz einfach.“ Der unbekannte Junge legte einen leicht verschlagenen, hinterlistigen Ton in seine tiefe Stimme. Blaise prustete ungewollt laut los und verschluckte sich vor lachen, als er sich vorstellte, wie der Typ mit Dumbledores Bart, der Halbmondbrille und einem Zitronendrop in der Hand seine Rede schwang. Blaise wurde nicht weiter beachtet und die Jungen lasen sofort weiter vor, damit der Rest auch noch an die Mitbewohner gebracht werden konnte. „Bellcourd ist also ein Haus für Vampire, Werwölfe und derlei Ungetier?“ „Ungetier ist wirklich ein sehr schlimmes Wort. Ich persönlich bevorzuge ja die Ausdrücke Halbmenschen oder wundersame Geschöpfe. Sie können schließlich nichts dafür, dass sie so sind, niemand von ihnen hat es sich ausgesucht. Außerdem sind sie eine sehr lebhafte, lustige Truppe. Wenn sie wollen, können sie problemlos ein schönes Chaos in den anderen Häusern verursachen. Sie halten meine Lehrkräfte wirklich ganz schön auf Trab!“, gluckste der Dumbledore in dem Artikel belustigt. „Und welche Meinung vertreten die anderen Zaubereischulen in diesem Zusammenhang?“ „Nun ja…ich denke, sie sind nicht wirklich glücklich mit dieser Entscheidung. Aber Madame Maxime ist sehr erfreut über die verstärkte Integration. Sie ist ja selbst eine Halbriesin, von daher. Und vor wenigen Stunden erhielt ich die ersten Übergangszeugnisse vieler russischer und französischer Schüler, und einige Neuanmeldungen. Auch wenn Bellcourd vielleicht noch nicht sehr beliebt ist in der Allgemeinheit, die Schüler und deren Eltern, die nun die Möglichkeit haben, zur Schule gehen zu können, sind offensichtlich begeistert.“ „Aber was ist mit den Lehrkräften? Es kursieren Gerüchte, dass sie auch Vampire und Werwölfe als Lehrkräfte eingestellt haben! Denken Sie eigentlich auch an die Schüler, die nicht so absonderlich sind und bei diesen Lehrern Unterricht haben?“ Für ein paar Sekunden zögerte der beschuppte Junge mit der Antwort des Professors. Man konnte geradezu nachvollziehen, wie der alte Mann kurz schwieg, um seine Antwort gut zurechtzulegen. „Was spricht dagegen? Die Schüler aus Bellcourd haben jeweils mit ihrer Parallelklasse aus einem der anderen Häuser gemeinsamen Unterricht, weshalb sollte dann nicht auch ein vampirischer Lehrer die Klassen unterrichten? Ich habe vor kurzem einige Neuanmeldugen von Lehrkräften erhalten, die an keinen anderen Schulen aufgenommen wurden…ich gedenke, sie im Unterricht einer Lehrkraft einzusetzen, die im schlimmsten Falle einem Wüten der Bellcourds nichts entgegenzusetzen hätte – Sie sehen also, ich sorge schon dafür, dass die anderen Schüler im Notfall geschützt sind. Nur ein Lehrer mit besonderen Fähigkeiten wäre in der Lage, die Bellcourds zu beruhigen. Ich will damit natürlich nicht sagen, dass ich meinen Kollegen nicht vertraue, was die Pädagogik angeht, aber manchmal ist es besser, jemanden dabei zu haben, der da körperlich etwas mehr ausrichten kann. Und deswegen wird der Unterricht in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit von jeweils einem menschlichen und einem nicht-, oder nur teilmenschlichen Lehrer abgehalten. Um beide Seiten ausreichend zu unterstützen. In manchen Fächern wird dies wahrscheinlich nicht nötig sein, aber Vorsorge ist immer besser als Nachsorge, finden Sie nicht?“ „Hnf…nun gut, nächste Frage. In dieser Nacht erstrahlte der Mond in blutigem Rot und ein paar Leute aus Hogsmeade berichteten, sie hätten aus Richtung der Schule ungewöhnliche Geräusche gehört. Was hat es damit auf sich?“ „Nun…das ist wohl die interessanteste Frage des ganzen morgens…um genau zu sein, haben meine vampirischen Schüler ein wenig die angenehme Nacht genossen und sich ausgetobt.“ „Die…sind öffentlich durch die Nacht gegeistert?!“ „Natürlich. Der Blutmond ist der Mond der Vampire. Aber wir haben dafür gesorgt, dass sie kulinarisch versorgt waren und Beschäftigung hatten…war ein wirklich sehenswertes Spektakel, äußerst amüsant. Aber bevor Sie jetzt gleich losschreien – es sind genügend Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, das Ministerium hat ebenfalls ein paar Leute abgestellt, um ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Und ganz im Allgemeinen war es eine wirklich ruhige Nacht. Keinerlei Zwischenfälle. Für nähere Informationen, kaufen Sie sich doch unsere Omnigläser für nur 2 Silberstücke. Eine Nacht der Vampire erlebt man mit ganz viel Glück nur einmal alle zehn Jahre, daher empfehle ich die Omnigläser sehr. Das Ministerium hat uns leicht trotzig ein paar Budgets gekürzt, darum müssen wir ein wenig nachhelfen…“ Frech grinste Dumbledore in diesem Moment in dem Bild die Schüler an. „Und bevor ich noch hier in den Umhang mache…ich müsste mal dringend für kleine Schulleiter. Und ich denke, die Wichtigsten Fragen wären erst einmal geklärt. Die Einweisungen müssen erledigt werden, um die Kinder wieder in die Betten zu kriegen und den Unterricht vorzubereiten. Ich wünsche einen angenehmen Tag.“ Nun waren die Schüler erst recht sprachlos. „Wow…also das finde ich nun wirklich geil!“, rief eine Schülerin verzückt. Ihre dunklen Augen glänzten vorwitzig in dem schwachen Sonnenlicht. Terry nickte. „In Zukunft werden also neue Lehrer dabei sein…“ „Und jede Menge neue Schüler aus Beauxbatons und Durmstrang. Also ich schätze, das wird lustig.“, meinte Blaise erheitert. Die Vorstellung, dass bald einige hübsche Französinnen zwischen ihnen herumlaufen sollten, gefiel ihm. Das musste er sofort Draco erzählen, sobald der wieder wach war! „Ich finde es toll, dass Professor Dumbledore so sehr für uns einsteht und uns verteidigt…“, meldete sich eine schüchterne, piepsige Stimme aus der hintersten Reihe. Neville erspähte einen kleinen Jungen mit feuerroten Haaren und wässrigen hellblauen Augen. Seine Haut war regelrecht weiß, viel weißer als normal sein konnte, und schien teilweise leicht durchsichtig. An den dünnen Handgelenken glaubte Neville sogar die Adern durchschimmern zu sehen. Der Kleine saß leicht gekrümmt an die Wand gelehnt, er zitterte ganz leicht, als er Nevilles Blick bemerkte. Der Kleine war so unscheinbar, dass man ihn wirklich ganz leicht übersehen konnte – das einzig auffällige waren die feuerroten Haare, die einem regelrecht ins Auge stachen, wenn man sie erst einmal entdeckt hatte, und die sich arg mit der unnatürlichen Blässe bissen. „Ja, das stimmt. Professor Dumbledore ist ein toller Mensch.“, stimmte Neville leise zu. Jetzt fiel es ihm wirklich auf, was der Mann alles leistete. Er stampfte einfach mal so ein Haus für Vampire, Werwölfe und andere magische Wesen aus dem Boden, die nirgendwo anders ihre wahre Gestalt zeigen konnten und machte es auch noch öffentlich, stellte sie alle unter seinen persönlichen Schutz. Er schuf eine Zukunft für jene, die die schlechtesten Voraussetzungen überhaupt mitbrachten, später einen guten Job zu finden. Und er sorgte dafür, dass sie ihre Natur ausleben konnten und achtete auch noch auf ihre Bedürfnisse. Solche Menschen gab es wirklich viel zu wenige auf der Welt. „Hey Kleiner, wie heißt du überhaupt? Du bist mir, ehrlich gesagt, nie wirklich aufgefallen.“, fragte Terry leise herüber. Der Kleine druckste einen Moment, ehe er antwortete. „Louis Chanter. Erste Klasse.“, stellte er sich leise vor, den Blick scheu gesenkt. Terry lächelte. „Hallo, Louis. Schön, dich kennen zu lernen. Ich bin Terry, Terry Boot. Sechste Klasse.“ Ein zaghaftes Lächeln kam zurück. Und dem Elfenjungen ging das Herz auf. War das ein niedliches Kind! Aber er schien nicht der einzige zu sein, der von dem Kleinen ganz verzückt war. Auch Blaise, und ein paar andere Schüler schauten ihn äußerst interessiert an, ebenso wie einige jüngere Mädchen. Terry wurde das Gefühl nicht los, dass Louis den anderen wohl auch nie wirklich aufgefallen war – was sich nun ändern würde. „Mal was anderes – gibt es die Onmigläser eigentlich auch für uns zu kaufen?“, änderte der ehemalige Rabe abrupt das Thema und blickte die anderen fragend an. Jeder zuckte die Schultern. Auch die kleine Blondine, die die Zeitung angeschleppt hatte, wusste von nichts. „Ich würd mir gern eines kaufen, und es meinen Eltern zeigen. Die würden mir das doch sonst niemals glauben!“, rief ein Junge rein. Alle nickten. „Ja, meine Eltern glauben immer noch, das Vampire bösartige, dämonische Typen sind, die nur hinter Blut her sind und alles auf zwei oder mehr Beinen aussaugen…sie wollen mir absolut nicht glauben, dass nicht alle so sind!“, rief auch ein Mädchen. Nur Theodore, der sich ebenfalls weiter hinten verkrochen hatte und noch in eine dünne Decke eingekuschelt war, kicherte leise. „Naja…es gibt eben solche und solche Menschen. Zeig ihnen einen magischen Vampir – entweder sie halten dich für vollkommen bescheuert und sehen dich als Freak, oder aber sie glauben es…und von denen, die dich ablehnen, gibt es dummerweise mehr als genug. Ob da eine Omniglasaufnahme hilft, weiß wohl nur Gott.“, schmunzelte die alte Schlange amüsiert. Er kuschelte sich vollkommen unberührt ein wenig enger in seine Decke, als würde ihn das alles nichts angehen. „Naja…ich glaub, du kannst da eher weniger mitreden, als Spender zweiter Klasse…dein halber Stammbaum ist seit einigen Jahrhunderten eng mit Vampiren verbunden, von daher zählt das nicht.“, grummelte Blaise abfällig und wandte seinen Blick wieder zurück auf die Zeitung. Fragend blickte Neville ihn an. „Nott ist auch ein Spender. Wusstest du das nicht?“ Ungläubig schüttelte Neville den Kopf, dass die Haare nur so flogen. Woher hätte er das auch wissen sollen? Gerade von dem ruhigen, aber durchaus smarten Slytherin hätte er das nicht erwartet. Gut, er hing praktisch ständig an Pansy dran, aber das hätte er nun doch nicht vermutet. Eigentlich dachte er immer, die beiden wären zusammen. Abermals wurden die Schüler abgelenkt von dem schabenden Geräusch ihrer Geheimtür. Doch diesmal trat zur Überraschung aller Professor Dumbledore ein, im Anhang mit den vier jungen Werwölfen und Professor Lupin. „Hallo, Kinder.“, grüßte der alte Mann die Kinder fröhlich. Er bekam von einigen ein schüchternes „Hallo, Professor Dumbledore“ zurück, aber darauf ging der Mann nur mit einem breiten Lächeln ein, ehe er sie aufmerksam musterte. „Ich gehe recht in der Annahme, dass der Rest des Hauses brav im Bett liegt?“, fragte er schließlich zu seinen offensichtlich neu auserkorenen drei Lieblingsschülern herüber, welche auch brav nickten. Sie bemerkten im Hintergrund, wie auch Professor Lupin seine vier Schüler lahm auf ihre Zimmer geleitete. Der Mann sah auch ganz schön fertig aus von der harten Nacht – er hatte tiefe Ringe unter den Augen, in seinem eingefallenen, blassen Gesicht stachen ein paar neue Kratzer und deutlich frische blaue Flecke hervor, was ihm einen gespenstischen Touch verlieh. Neville zog besorgt die Stirn in Falten. Auch die Kinder wirkten schlapp, ein paar von ihnen hatten ebenfalls kleine, blasse Narben, aber noch nicht halb so deutlich wie bei dem zweiten Hauslehrer, der ja nun schon einige Jahre länger unter den regelmäßigen Verwandlungen zu leiden hatte. „Professor, wenn Sie möchten, können Sie in meinem Bett schlafen. Sie sehen aus, als würden Sie gleich umfallen.“, rief Blaise auf einmal. Neville zuckte verschreckt zusammen, blickte aber rasch über die Sessellehne, um zu sehen, was der erschöpfte Lehrer dazu sagen würde. „Nich doch…“, nuschelte dieser, während er sich möglichst versteckt mit einer Hand am Türrahmen abstützte, um seine Schwäche nicht allzu deutlich zu zeigen. Träge blinzelte er den Jungen an, aber Blaise lächelte warm. „Ich schlafe öfters mal bei Dray im Bett, das kennt er schon. Von daher ist mein Bett frei. Dann müssen Sie nicht den ganzen Weg in ihr Zimmer zurücklaufen. Und dann sind Sie auch nicht so alleine.“, meinte Blaise leise. Einen Moment zögerte Professor Lupin deutlich sichtbar, doch dann stahl sich ein ehrliches, dankbares Lächeln auf seine zerfurchten Lippen und er nickte wortlos. Rasch verschwand er in das Schlafzimmer der Jungen, um es sich im Bett neben Draco bequem zu machen und sich von der anstrengenden Nacht zu erholen. Dumbledore beobachtete diese kleine Szene mit deutlichem Vergnügen. Ja, er hatte genau gewusst, warum er ausgerechnet Draco, Blaise, Harry, Neville und Terry zusammen in ein Zimmer gesteckt hatte. Die fünf Jungen waren allesamt gesegnet mit starken sozialen Werten und wenn sie sich erst einmal den anderen geöffnet hatten, konnten sie einander vorbehaltlos vertrauen. Nur Draco musste das noch ein wenig üben, aber schon allein die Tatsache, dass er und Harry sich nicht mehr sofort gegenseitig die Köpfe einschlugen, deutete auf eine allmählich wachsende Freundschaft hin. „Ich finde es wirklich sehr nett von Ihnen, Mister Zabini, dass Sie sich so aufopfernd um Ihren Hauslehrer kümmern.“, sprach er mit seidener Stimme den Jungen an, der leicht beschämt lächelte. „Wie gesagt, das Bett ist eh frei…“, versuchte er sich nuschelnd zu rechtfertigen, aber Dumbledore ging darauf auch gar nicht weiter ein. Sein Blick fiel auf die Zeitung, welche noch immer auf Nevilles Schoß lag und sein Lächeln wurde eine Spur breiter. „Wie ich sehe, haben Sie bereits den aktuellen Tagespropheten entdeckt…und, ist der Artikel gut? Ich bin noch nicht dazu gekommen, ihn zu lesen…“ „Professor, wir bekommen in nächster Zeit neue Lehrer und Mitschüler?“, fragte ein Mädchen leise. Dumbledore nickte. „So ist es. Übermorgen wird die zweite Einschulungsfeier stattfinden…die insgesamt dritte in diesem Jahr, fällt mir auch gerade auf…“ Erstaunt lachte der alte Mann sich in den Bart und begann die Spitze seiner langen grauen Haare zwischen den Fingern zu zwirbeln. „Und es werden neue Lehrkräfte eingestellt, von denen Ihnen einige bestimmt gefallen dürften…aber das werden Sie wohl selbst herausfinden. Aber eigentlich bin ich nur hier, um mich zu vergewissern, dass es allen gut geht…und ich würde Ihnen empfehlen, möglichst noch ein paar Stunden Schlaf nachzuholen, morgen geht der Unterricht ausnahmsweise zwei Stunden früher los, aber dafür werden nur vier Stunden unterrichtet. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.“ Und schon war er wieder weg. Neville seufzte. „Naja…also ich hätte nichts dagegen, noch eine Runde schlafen zu gehen.“, meinte er gedehnt. Blaise und Terry nickten zustimmend. „Na dann…wir gehen schlafen. Tschau, Leute, bis später.“, verabschiedeten sie sich dann mal vom Rest der Anwesenden und verkrochen sich auf ihren Schlafraum, um den Rat ihres Schulleiters zu befolgen und sich noch etwas Erholung zu gönnen. Sie bemerkten sofort das verhaltene Schnarchen ihres Hauslehrers, der sich in Blaise’s Bett ganz klein zusammengerollt hatte und unter dem Deckenberg kaum noch zu erkennen war, würde nicht sein braun-grauer Haarschopf noch herauslugen. Aber davon ließen sie sich nicht stören und machten sich wieder bettfertig. Blaise krabbelte zu Draco unter die Bettdecke, der sofort reflexartig seine Arme um die bekannte menschliche Heizung schlang und sich näher an ihn kuschelte, dann wurde es still. Kapitel 13: ~+~ Kapitel 13 -------------------------- Kapitel 13 Nur wenige Minuten nach Beginn der Mittagsstunde öffneten sich Nevilles hellgrüne Augen. Für einen Moment versuchte er sich zu erinnern, was er geträumt hatte, aber so wirklich zusammenreimen konnte er es sich nicht mehr. Sicher war er sich nur, dass Vampire drin vorgekommen waren und vermummte Gestalten in schwarzen Kutten – Todesser wahrscheinlich. Aber er glaubte auch, Harry und Draco erkannt zu haben, sowie Snape, aber sicher war er sich nicht wirklich. //Komischer Traum…naja, egal. Ist sonst schon wer wach?// Suchend blickte er durch den Raum. Im ersten Moment konnte er absolut gar nichts sehen, da die Fenster noch immer magisch verdunkelt waren, sodass um ihn herum fast nur totale Schwärze herrschte, aber nach wenigen Sekunden gewöhnte er sich an die Dunkelheit und mit einem ganz stark gedimmten Lichtstrahl seines Zauberstabs konnte er nun auch einigermaßen gut sehen. Sein Blick stoppte für einen Moment an dem Bett neben sich, wo noch immer Professor Lupin schlief. Sein blasser Oberkörper, der durch die weggestrampelte Decke nun deutlich erkennbar war, war übersät mit alten, blassen Narben, aber auch einigen neuen, die teilweise leicht eiterten. Die blassen Wangen trugen ein starkes Rot, sein Atem ging hektisch. Neville keuchte erschrocken auf. „Professor.“ Eiligst rappelte er sich auf und versuchte möglichst unfallfrei das Nachbarbett zu erreichen, um noch einmal seinen Lehrer zu mustern. //Er ist ganz eindeutig krank…Mist! Ich könnte wetten, Professor Lupin hat Fieber. Am besten wäre es wohl, Madame Pomfrey herzuholen…Oh man! Bin ich froh, dass ich kein Werwolf bin…ich schätze, es wäre das Beste, wenn ich gleich mal nach den anderen Kleinen gucke…// Gedacht, getan. Nevilles Helfersyndrom meldete sich sofort, darum zog er sich schnell an und warf vorsichtig einen Blick in den Schlafsaal der vier jüngeren Werwölfe. Unter ihnen schlief auch das einzige Mädchen, aber da sie ebenso wie ihr Zwillingsbruder als Baby von einem Werwolf gebissen worden war, hatte offensichtlich niemand ein Problem damit. Und eine kurze, flüchtige Untersuchung ergab dasselbe Ergebnis wie beim Professor. //Oh je…denen geht’s genauso schlecht. Gut, Madame Pomfrey ist gefragt.// Ohne große Umschweife begab sich der ehemalige Gryffindor in den Krankenflügel, um ihre Schulärztin davon zu unterrichten, dass die Werwölfe offensichtlich Genesungsprobleme hatten. „Madame Pomfrey?“, rief er sofort, hörte auch prompt ein leises Scheppern aus dem Nebenraum. Fragend blinzelte die Schwester ihn an. „Was ist?“ „Ähm…Professor Lupin und die Werwölfe sehen schlecht aus. Ich glaube, sie haben Fieber.“ Sofort zog die Schwester zischend die Luft ein und nickte ernst. Sie war eben Ärztin, durch und durch. „Ich bin sofort da. Wie lautet das Passwort?“ „Drachengruß, Madame.“, antwortete Neville gehorsam, während er ohne Grund im Raum herumblickte. Ganz erstaunt bemerkte er Professor Snape, der ganz hinten auf dem letzten Bett saß, den freien Oberkörper nach vorn gebeugt, den Blick zu Boden gerichtet. „Gut. Haben Sie vielen Dank, Mister Longbottom.“ Und schon rauschte sie an ihm vorbei, ließ den Jungen mit dem Professor zurück, welcher ihn jedoch noch nicht bemerkt zu haben schien. Dazu war seine ganze Haltung zu abwesend. Sekundenlang überlegte Neville, ob er es wagen sollte, sich seinem Hauslehrer zu nähern. Auch wenn er in letzter Zeit etwas mutiger geworden war – Angst vor den dunklen Augen hatte er noch immer, und das nicht zu knapp. Aber andererseits…er hatte den miesgelaunten Lehrer noch nie derart…gebrochen gesehen. Der ganze Körper war ohne den kleinsten Funken Körperspannung, selbst die Hände lagen kraftlos auf dem Schoß. //Ich weiß nicht, warum, aber…er sieht einsam aus. Einsam und traurig. Wär schön, wenn ich ein bisschen mutiger wäre… aber ich kann doch nicht einfach zu ihm gehen und ihm sagen, dass alles gut wird, niemals! Der würde Hackfleisch aus mir machen, bevor ich ihn auch nur angucken kann! Hach…// Aber Neville war niemals ein wirklich mutiger Charakter gewesen. Mit einem eindeutigen Stechen im Bauch drehte er seinem Professor den Rücken zu und machte sich auf den Rückweg, um zu schauen, ob Blaise oder Terry schon aufgewacht waren. Oder der kleine Louis. Er musste sich ablenken. Und wie erwartet, waren durch Madame Pomfreys geschäftiges Gewusel auch Terry und Blaise wieder wach und saßen noch in ihren Schlafanzügen auf dem Sessel im Gruppenraum, die Bettdecke um sich geschlungen. Da Blaise allerdings bei Draco geschlafen hatte, hatte er sich einfach mal schnell bei Terry unter die Decke gekuschelt und saß auf der Lehne. „Guten Morgen.“, begrüßte Neville seine beiden Zimmergenossen, die ihm müde zunickten. „Harry und Dray pennen noch weiter in die Puppen…“, nuschelte Blaise schlaftrunken. Ein tiefes Gähnen entrang seinem Mund er kippte leicht zur Seite weg, sank auf Terrys Schulter nieder, der dagegen offensichtlich nichts einzuwenden hatte. „Professor Lupin hat Fieber.“, meinte er stattdessen. Neville nickte. „Ich hab Madame Pomfrey geholt. Die Kleinen sind auch krank.“, gestand er ein wenig schuldbewusst. Er hatte nicht bedacht, dass seine beiden Freunde wohl bei dem Heckmeck nicht mehr würden weiterschlafen können. Aber jetzt war es zu spät für derlei Überlegungen. „Was wollen wir jetzt noch machen? Mir ist langweilig.“ Nachdenklich blickte Neville aus dem Fenster. Zuerst war ihm die Idee gekommen, Zauberschach zu spielen, aber er selbst war ein mehr als lausiger Spieler…und draußen war ein Wetter wie der herrlichste Sommer auf Erden. „Wir können rausgehen. Zum See runter.“, schlug er deswegen vor. Noch etwas träge nickten die beiden anderen Jungen, machten sich aber ganz gemächlich daran, sich für den kleinen Spaziergang anzukleiden. Und kaum waren alle wieder einigermaßen wach, schnappten sie sich ihre Umhänge, stapften in ihre warmen Stiefel und ließen die Vampire ruhig in ihren Betten liegen. „Sagt mal, was glaubt ihr, wird werden, wenn wir so viele neue Leute kriegen?“, fragte Terry mit einem Mal nachdenklich in die Runde. Die Jungen schwiegen. „Also auf alle Fälle wird’s lebhafter im Haus, soviel steht fest.“ „Und der Unterricht wird vielleicht auch interessanter. Wär ja cool, wenn Professor Binns endlich in den Ruhestand treten würde…“ „Oh ja…ich mein, ich will mich ja nicht beschweren, weil man bei ihm so schön schlafen kann, aber ein neuer Lehrer wäre trotzdem cool…“ Lachend feixten die Jungen eine Runde über den stets geistig abwesenden, geisterhaften Professor, der noch nicht einmal seinen Tod mitbekommen hatte. „Der kriegt doch so einiges nicht mit, Blaise. Der hat ja nicht mal mitgekriegt, dass wir neu eingeteilt wurden…ich schätze mal, der würd’s noch nicht mal mitkriegen, wenn er ne Frau hätte, dass die mit ihm ins Bett will…“, lachte Terry abschätzig. Neville sah ihn skeptisch an. „Terry…das geht ein wenig zu weit, oder? Ich mein, seine Frau ist doch damals gestorben, wenn ich mich nicht irre…“, meinte der Junge zögernd. Terry schnaufte. „Naja, Herzanfall. Ich mag den Typen trotzdem nicht. Aber mal was anderes…wer sind die da hinten?“ In ihrer Diskussion war den Jungen gar nicht aufgefallen, dass sie ein Stück vom Weg abgekommen waren und nun kurz vor dem See standen. Und einige Meter weiter kam ihnen eine kleine Gruppe entgegen. „Whoah…sagt mal, hab ich was an den Augen, oder seh ich da `nen Zentauren?“, rief Blaise fassungslos. Auch Terry und Neville waren verblüfft. Sie beobachteten die Gruppe, bis sie nahe genug heran war, um gut beobachtet werden zu können. Rasch versteckten sie sich – warum, wussten sie selbst nicht so genau – hinter der großen Linde, linsten aber gespannt weiter die Besucher an. Wie Blaise richtig beobachtet hatte, ragte über den Köpfen der Leute der Oberkörper eines Zentauren empor. Und er war wahrlich kein Anblick, den man nicht täglich genoss – wahrscheinlich auch deshalb, weil man allgemein im Leben nicht sehr oft Zentauren zu Gesicht bekam. Der Zentaur war kräftig gebaut, hatte einen vollkommen schwarzen Pferdekörper, seine Mähne und der Schweif strahlten jedoch in einem kräftigen, satten weiß. Und der Mann an sich war auch relativ hübsch. Seine schulterlangen, schneeweißen Haare endeten knapp über den Schulterblättern, aber ein dünner Strich Haare im Nacken zog sich über den Rücken, bis das Weiß mit der Mähne verschmolz. Und passend dazu war er braun gebrannt, muskulös und hatte ein markantes Gesicht mit dominanten dunkelblauen Augen. Ein wahrer Blickfang. Neben ihm ging noch ein weiterer Zentaure, aber der war nicht halb so attraktiv wie sein Nebenmann, weswegen man ihm nicht wirklich Beachtung schenkte. „Whoah!“, staunte Neville noch immer verhalten. Noch nie hatte er einen solch anziehenden Mann gesehen…auch Blaise hörte er neben sich trocken schlucken. Nur Terry schien sich nicht wirklich zu regen. Seine blauen Augen checkten die Anderen ab. Ganz am Anfang der Schlange ging Professor Dumbledore. Er unterhielt sich sehr angeregt mit einem vielleicht knapp einen Meter großen, hageren Mann mit stoppeligen Haaren und grünen Augen. „Ich glaube, der Typ neben Dumbledore ist ein Teilkobold, so wie Professor Flitwick.“, meinte er leise. „Ach wirklich? Ich hab mir nie groß Gedanken darum gemacht, warum Flitwick so klein ist…ich dachte immer, der wäre einfach kleinwüchsig.“, antwortete Blaise verwundert. Neville nickte. „Und die Frau da hinten ist eine Halbriesin, so wie Hagrid.“, machte Neville weiter. Seine Augen deuteten auf eine seeeehr stattlich gebaute, gut zweieinhalb Meter große Frau mit lockigen blonden Haaren und einem hübschen Gesicht. Sie war sehr schlank, aber dennoch auch sehr groß… „Und der hinter Professor Dumbledore?“, fragte Neville leise. Sie wechselten ihren Standort um den Baum herum, als die Gruppe an ihnen vorbei zog. „Scheint ein Halbelf zu sein. Würde jedenfalls erklären, warum er Terry so ähnlich sieht…?“, meinte Blaise zögernd. Terry nickte schweigend. „Und die Frau hinter ihm, naja…keine Ahnung?“ „Wahrscheinlich eine normale Hexe“, vermuteten die Jungen schließlich. Noch wussten sie nicht, wie falsch sie mit ihrer Vermutung liegen sollten, aber das kümmerte die Jungen noch nicht. „Also stimmt es wirklich…was glaubt ihr, wer unterrichtet denn welches Fach? Das würde mich jetzt echt tierisch interessieren! Ich wette, der Zentaure unterrichtet Astronomie, oder?“ Neville nickte nachdenklich. „Ich denke schon. Zentauren sind ja dafür bekannt, dass sie gute Kenntnisse in der Astronomie besitzen, von daher wär das wohl sinnvoll.“, stimmte Terry fröhlich zu. „Und der andere? Zwei Lehrer für Astronomie brauchen wir ja eigentlich nicht.“ „Ich schätze, irgendwie Zaubereigeschichte oder sowas? Irgendwas Trockenes vielleicht?“, warf Blaise ein. Terry schüttelte den Kopf. „Kann ich mir nicht vorstellen…ich vermute mal eher etwas, was an der frischen Luft statt findet. Pflege magischer Geschöpfe? Als zweiter Professor?“ „Vielleicht. Und der kleine Kobold?“ „Verwandlung? Oder Alte Runen? Zauberkunst?“, zählte Terry fragend auf. „Wer weiß. Für ihn würde eigentlich so ziemlich alles in Frage kommen. Warten wir’s ab.“, wiegelte Neville schließlich ab und die Jungen nickten. „Auf alle Fälle steht fest, dass die Halbriesin nicht Kräuterkunde unterrichtet. Da leg ich meinen Arm ins Feuer.“ Nun lachten sie wieder. Sie spekulierten noch eine ganze Weile weiter, spazierten entspannt über das Gelände und beobachteten schließlich die restlichen Schüler in der großen Halle, die unterschiedlichsten Tätigkeiten nachgingen, unter anderem der Erledigung der Hausaufgaben, während die drei Bellcourds nun in Gesellschaft einiger anderer, mittlerweile wieder ausgeschlafener Hausgenossen ihr offizielles Frühstück einnahmen. Kapitel 14: ~+~+ Kapitel 14 --------------------------- Am nächsten Nachmittag wurden auch Harry, Draco und die anderen Vampire allmählich wieder munter. Die drei nicht-vampirischen Zimmerkollegen hatten sich bereits in den Gruppenraum gesetzt und spielten eine Runde Zauberschach, als das leise Knarzen der Tür die Jungen aufsehen ließ. Mit noch ganz kleinen Augen, die Stirn in tiefe Falten gelegt und eine Hand auf die Stirn gedrückt, lugte Harry in die ungewohnte Helligkeit hinaus und stöhnte verhalten. „Hallo Harry.“, flüsterte Blaise lächelnd. Eine wirkliche Antwort bekam er nicht, nur ein erneutes Stöhnen und die Tür ging wieder zu. „Nanu?“, wunderte Neville sich grinsend. „Hat der ´nen Kater, oder was?“ „So kann man’s sagen, Neville. Nicht gerade `nen typischen Kater, aber sowas in der Art.“, lachte Blaise amüsiert. Ihr Schachspiel ließen sie achtlos stehen, auf Zehenspitzen schlichen sie in ihren Schlafraum, wo sie Harry auch sofort wieder fanden. Der verkaterte Löwe hatte sich wieder ins Bett gelegt, einen Arm über die Augen und brummte unverständlich vor sich hin. „Hey, armer verkaterter Vampir.“, grinste Blaise lieb. Wieder bekam er keine Reaktion. „Hier, trink das, Harry. Ein Anti-Kater-Mittel von Madame Pomfrey. Danach geht’s dir besser.“ Erst jetzt schien Harry wirklich zu begreifen, dass man mit ihm sprach, denn er blickte seinen Kumpel grimmig an. „Trinken, Harry. Dann lassen auch die Kopfschmerzen nach. Versprochen.“ Gehorsam schnappte der Junge sich die kleine Phiole und kippte sie in einem Zug runter. Stöhnend sank er wieder auf das Bett nieder. „Whaah. Mir kratzt der Hals.“, klagte der Junge leise. Seine eigene Stimme schien ihm viel zu laut vorzukommen, darum bemühten sich auch die drei anderen Jungen, möglichst leise zu sprechen. Neville zauberte rasch ein Glas Wasser herbei und hielt es Harry unter die Nase. „Hier, Wasser.“, bot er sofort an, kaum dass der Vampir die Hand danach ausstreckte und dieses ebenfalls leerte. „Sobald deine Kopfschmerzen vergangen sind, bekommst du auch was zum Essen.“ „Warum ist Professor Lupin hier?“, wollte Harry stattdessen wissen. Neville lächelte. „Blaise hat ihm angeboten, hier zu schlafen, als er vorgestern halbtot die Kinder ins Bett gebracht hat. Seitdem schläft er hier. Blaise pennt bei Draco." So ganz schien die Nachricht bei Harry nicht angekommen zu sein, aber durch ihre leisen Stimmen schien nun auch Draco allmählich wieder zu den Lebenden zurückzukehren. Ein leises Knurren aus der hintersten Ecke des Raumes machte sie darauf aufmerksam. „Ah, Dray wacht auch endlich auf.“, rief Blaise erfreut, missachtete das brummige Zusammenzucken der beiden lärmempfindlichen Vampire und lief auf seinen besten Freund zu. „Morgen, du Schlafmütze. Na, hast du was Schönes geträumt?“ „Blaise, tu mir den Gefallen und halt die Klappe…“ Okay, Draco war vielleicht auch verkatert, aber er schien nicht halb so eingeschränkt zu sein wie Harry in diesem Moment. Stöhnend rappelte der Junge sich auf die Füße, atmete ein paar Mal tief durch und entdeckte schließlich auch seine beiden neuen Freunde. „Morn.“, begrüßte er sie leise. Die Jungen nickten zurück grüßend. „Potter, komm duschen. Dann geht’s deinem Kopf auch besser.“ Ohne Rücksicht auf das wimmernde Gequengel des ehemaligen Löwen packte er ihn am Arm und schliff ihn in die Duschräume. Neville grinste etwas verunglückt. „Naja, wenigstens ist Harry in guten Händen. Wir können ja schon mal was zum Essen holen.“ „Ich schätze, es wäre besser, wenn sie gleich in der großen Halle essen gehen. Die anderen dürften bestimmt auch langsam aufwachen, von daher wird die große Halle wohl alle Geschütze auffahren was das Essen betrifft.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte Blaise sich bereits auf den Weg zur Halle. Wo sie dann auch endlich wieder ihr halb volles Haus begrüßen durften. Auch Pansy, Crabbe und Goyle hatten sich zum Essen begeben, nickten ihnen einmal freundlich zu und spachtelten dann in irrsinniger Geschwindigkeit das Essen in sich hinein. Neville seufzte. „Meine Güte…wie kann man nur so viel verdrücken?!“, schnaufte er widerwillig, aber auch er nahm nun ein paar Hähnchenschenkel in die Hand und begann zu essen. Seine Kumpels taten es ihm nach. „Naja, wenigstens Professor Snape isst gesittet.“, kicherte Terry nach einigen Minuten und deutete zum Lehrertisch, wo der besagte Professor zwar soeben mit riesigen Bissen ein ebenso gigantisches Sandwich verdrückte, aber es nicht halb so sehr herunter schlang wie die restlichen Schüler. Auch Snape sah ein wenig verkatert aus – dunkle Augenringe, die Haare wie immer fettig, aber nun noch etwas zerzaust, auch er hatte ganz kleine Augen. Offensichtlich hatte auch der älteste Vampir der Schule mit den Nachwirkungen des Blutmonds zu kämpfen. Neben ihm saßen Professor Dumbledore und Professor Flitwick, die sich soeben angeregt über etwas unterhielten. Nur selten sah man Snape eine leise Antwort in die Unterhaltung hineinwerfen, aber zwischendurch schnappte er sich auch ein paar Kuchenstücke und Reisbällchen, die er prompt vertilgte. „Apropos, ich hab ihn gestern im Krankenflügel gesehen…“ Beim Anblick seines Hauslehrers fiel Neville noch ein, dass er seinen Freunden noch nichts von dem unerwarteten Treffen erzählt hatte. Rasch holte er dies nach. „Er sah wirklich schlecht aus, total deprimiert irgendwie…so hab ich ihn noch nie gesehen, wirklich. Er sah aus, als würde ihm etwas schwer auf der Seele liegen, aber ich hab mich nicht getraut, ihn zu fragen, was los ist.“ „Hm…“, machte Terry nur. Die Jungen achteten nicht auf ihn, aber sein blauer Blick glitt taxierend zu dem hungrigen Vampir, der sich durch das Gequatsche seiner beiden Kollegen nicht nerven ließ. //Deprimiert, hm? Das ist kein gutes Zeichen…// Aber er wurde abgelenkt, als Harry und Draco die große Halle betraten und zielstrebig auf sie zukamen. Beide sahen allmählich wieder etwas fitter aus – wenn man vielleicht mal von der leicht gebeugten Haltung, den verengten Augen und dem mürrischen Blick absah. „Guten Appetit, Leute.“, wünschte Blaise den beiden noch taktvoll, denn die schnappten sich noch im Hinsetzen das nächste, was ihnen vor der Hand lag und begannen zu (fr)essen. Was sie auch eine ganze Weile lang schweigend taten. Harry und Draco waren zu beschäftigt, um sich zu unterhalten und den anderen Jungen fielen nicht wirklich gute Themen ein, über die man sich unterhalten könnte. Jedenfalls nicht wirklich. Erst als über ihren Köpfen ein stetig lauter werdendes Rauschen ertönte, und man langsam einzelne Flügelschläge heraushören konnte, blickten sie auf. „Post? Am Nachmittag?“, wunderte Blaise sich still. „Hey Harry, da kommt Pig.“, rief Neville auf einmal und bedeutete dem Vampir, hochzuschauen. Und tatsächlich – da kam der kleine Pigwidgeon, schwer beladen mit einem großen Brief und dem halben Tagespropheten. Verwundert streckte der Junge der lebt die Hand aus und ließ die kleine Eule darauf platz nehmen. „Hey Pig, was hast du denn da für mich?“ „Sag mal, was ist denn mit den Eulen heute los?“, rief Blaise auf einmal verwundert. Nun fiel den Jungen auf, dass außer Pig keine der Eulen den vampirischen Schülern auch nur zu Nahe kam. Normalerweise landeten einige von ihnen auf den Tischen und ließen sich streicheln, aber diesmal blieben sie alle dicht unter der Hallendecke und warfen von dort ihre Ware ab, um sofort wieder weiterzufliegen. „Die spüren wohl, dass mit uns heute was nicht stimmt.“, war Dracos leiser Kommentar dazu. Im Gegensatz zu Harry hatte er immer noch nicht von seiner Mahlzeit abgelassen. Harry währenddessen entknotete den Brief von Pigs Bein und ließ die Minieule wieder ziehen. „Ein Brief von Hermine.“, stellte er erfreut fest, zuckte jedoch sofort zusammen, als er die Stimme etwas hob. „Immer noch Kopfschmerzen?“ Der Schwarzhaarige ignorierte seine Freunde und las sich rasch den Brief seiner besten Freundin durch. Als er die Zeilen entdeckte, in denen sie schrieb, dass sie noch heute Abend mit Ron zusammen direkt in die Schule apparieren würde, lachte der Gryffindor leise auf. „Ron und Hermine kommen heute Abend noch.“, verkündete er freudenstrahlend, das stetige Pochen in seinem Kopf ignorierend. „Und wahrscheinlich werden sie jede Menge Fragen stellen?“, vermutete Blaise trocken. Er hatte ja eigentlich nicht in den Brief schielen wollen, aber als ihm ein ausgerissener Teil aus dem Tagespropheten aufgefallen war, nämlich der Teil, in dem Dumbledore sein Interview gegeben hatte, wusste er sofort, was los war. Harry seufzte leise. „Mist, darüber habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht…was soll ich ihnen denn sagen? Sie vermuten garantiert, dass ich immer noch in Gryffindor bin.“ Erst jetzt fiel Harry allmählich auf, dass er sich die ganze Zeit lang kaum Gedanken über seine beiden besten Freunde gemacht hatte. Und demzufolge hatte er nun keine Ahnung, wie er ihnen das alles erklären sollte. Leichtes Unbehagen stieg in ihm auf. //Was ist, wenn sie mich jetzt auch alleine lassen? Die restlichen Gryffindors haben das doch auch gemacht…oh Gott…was soll ich ihnen nur sagen? Ich will Hermine und Ron doch nicht verlieren…aber anlügen kann ich sie auch schlecht, bei Hermine würde das sowieso nicht funktionieren…// Fiebernd dachte er über eine mögliche Lösung nach, aber ihm wollte partout nichts einfallen. Erst Neville löste seinen Freund wieder aus seinen Gedanken. „Harry, mach dir nicht so viele Gedanken…wir helfen dir heute Abend, okay? Wir kriegen das schon irgendwie hin…“, bot der sonst recht schüchterne Junge lächelnd an. Harry seufzte. „Hast Recht, Neville. Danke…“ „Wir erklären Miss-Ich-weiß-alles das schon, ohne dass sie einen Herzinfarkt kriegt!“, lachte Blaise dazu. „Wann kommen die denn?“, fragte Draco plötzlich in das Schweigen hinein. „Heute Abend. Aber da steht nicht, wann ungefähr. Nur abends.“ „Hm…“ Nachdenklich kaute Draco auf seinem Brötchen herum und blickte zum Gryffindortisch herüber. Aber er ging nicht weiter auf seine Gedanken ein, sondern deutete nun an, dass sein Heißhunger vergangen war und stand wortlos auf. „Was ist mit ihm los?“ „Hm…wahrscheinlich heckt er irgendwas aus. So guckt normalerweise immer, wenn er irgendwelche Streiche plant.“, vermutete Blaise mit gerunzelter Stirn. Im ersten Moment wollte er dem Impuls nachgehen, seinem Freund hinterher zu laufen und ihn zu fragen, was für Unsinn er jetzt wieder im Kopf habe, aber er entschied sich dann doch dagegen. Draco mochte es nicht, wenn man ihm zu nah auf der Pelle hockte. Und Blaise wusste das ja, also akzeptierte er diese Eigenheit auch. „Aber mal ehrlich, Hermine wird sich tierisch ärgern, wenn sie mitkriegt, was sie alles verpasst hat…“, rief Neville lachend. Der Gedanke an eine wutschnaubende, enttäuschte Hermine, die wütend mit einem Fuß auf den Boden stampfte, weil sie das wohl wichtigste Ereignis ihres Lebens verpasst hatte, ließ ihn lachen. So etwas würde sie bestimmt dazu bewegen, ja niemals wieder Urlaub zu machen. Man könnte ja etwas Ungeplantes verpassen… „Stimmt. Sie tut mir jetzt schon leid.“, stimmte auch Terry zu. „Aber mal ehrlich…wie wollen wir ihr das alles erklären? Im Interview steht ja nun nicht alles drin…“ Harry seufzte tief. „Ich hab keine Ahnung…ich will nicht, dass sie Angst vor mir haben…ach Mensch! Ich kann sie doch nicht belügen…“ Bedrückt versteckte der alte Löwe sein Gesicht in den geöffneten Handflächen und ließ ein langgezogenes, gedämpftes Stöhnen hören. Neville seufzte. „Hör mal auf, hier den Teufel an die Wand zu malen, Harry. Wir gehen jetzt mal zu Professor Dumbledore und fragen, ob wir die Omnigläser bekommen.“, rief Neville auf einmal mit autoritärer Stimme und zog den vor sich hin brütenden am Arm in die Höhe. „Und dann zeige ich dir das Interview mit Professor Dumbledore, das gestern im Tagespropheten stand.“, erklärte er noch schnell auf den fragenden Blick seines besten Freundes, ehe er auch Terry und Blaise mit einem Blick bedeutete, dass sie lieber gehen sollten. ~ Etwa gegen 18:00 auf dem Weg zur großen Halle~ So schnell ihre Beine sie trugen, sprinteten Hermine Granger, schlaueste Hexe ihres Jahrgangs und Ronald Weasley, relativ durchschnittlicher, aber lernfähiger Schüler und bester Freund von Harry Potter, durch die Korridore entlang zur großen Halle. Niemand war den beiden Schülern entgegen gekommen, daher waren sie ganz einfach – dank des Urlaubs war die Gewohnheit wohl allmählich abhanden gekommen – davon ausgegangen, dass ihre Mitschüler wohl schon beim Abendessen waren. „Oh man! Ich glaube, ich kriege die Krise! Warum war Harry denn nicht im Gryffindorturm? Ich dachte, er wartet auf uns!“, rief die Brünette genervt, noch immer relativ kraftvoll schritt sie schneller aus. Hinter sich hörte sie nur noch ein gejapstes „Hermine, warte doch auf mich!“, aber darauf achtete sie nicht. Erst als sie die große Halle fast erreicht hatten, gingen sie wieder ins Schritttempo über. Ron schnaufte wie ein sterbendes Walross, aber Hermine vergaß trotz ihrer Atemnot nicht, auch weiterhin mit wutrotem Kopf voran zu schreiten. „Ich glaube es einfach nicht, dass ich so viel verpasst habe, nur weil ich einmal Urlaub gemacht habe! Ron, daran bist nur du Schuld!“, meckerte sie noch immer lautstark vor sich hin. Ron seufzte. „Ah ja...pünktlich zum Essen, welch eine Freude. Hätte mir ja klar sein müssen, dass zumindest Weasley sich das nicht entgehen lässt.“ „Malfoy!“ Suchend blickten die blauen Augen des Rotschopfes herum, konnten aber den Verursacher der Stimme nicht ausmachen. Die markante Stimme des Slytherinprinzen schien aus allen Richtungen zu kommen. „Malfoy, du feige Ratte! Wo versteckst du dich? Zu feige, mir gegenüberzutreten?“, rief der Junge erbost, aber noch immer konnte er seinen Erzfeind nicht ausmachen. Ein leises, gehässiges Lachen ließ ihn knurren. „Ach Weasley…ich wollte dir eigentlich den Anblick ersparen, aber wenn du mich wirklich so lieb bittest…“ Allmählich schien sich der Zauber der verstärkten Stimme aufzulösen, denn Ron hatte das Gefühl, endlich ausmachen zu können, in welche Richtung er schauen musste. „Kyaaaaah!“ Panisch schlug das brünette Mädchen die Hand vor den Mund, als sie eher zufällig den Kopf in den Nacken legte und riss die Augen auf. Auch Ron entwich ein erschrockenes Keuchen, aber er hatte sich weitaus besser in der Gewalt und zog das Mädchen sofort an seine Seite, zog schützend den Zauberstab. An der Decke, kopfüber, die Hände und Füße fest an die Decke gekrallt, hockte doch glatt Draco Malfoy, gekleidet in die typische Schuluniform. An sich sah er ja aus wie immer – nur eben, dass die Fingernägel auf einmal übernatürlich lang und sogar schwarz waren, ebenso kam es Ron äußerst irritierend vor, dass sich direkt hinter ihm ein sicherlich einen Meter langer, schwarzer Schwanz, ähnlich dem einer Echse, um eine Säule gewickelt hatte und ihm somit zusätzlichen Halt bot. Aber der absolute Hammer waren die spitzen, verlängerten Eckzähne, als der junge Vampir ihn höhnisch angrinste. „Was zum-„, keuchte Ron alarmiert. In seinem sonst eher relativ ausdrucksarmen Gesicht konnte man nun deutlich verfolgen, dass Draco zwar durchaus sein Interesse weckte, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen, aber andererseits schien ihn dieses Fremde anzuwidern. Sein Blick war dementsprechend zwiespältig. „Also stimmt es wirklich…“, flüsterte Hermine neben ihm überwältigt. „Bellcourd ist wirklich ein Haus für Vampire.“ Prompt löste Draco seinen Griff und sprang elegant zu Boden, landete ohne Probleme wieder auf den Füßen. Ein missbilligendes Schnaufen entfuhr ihm. „Potter wünscht euch zu sehen. Die Herrschaften-„, erneut ein höhnischer Blick, aber diesmal ließ Ron sich davon nicht provozieren „werden ihn wohl nicht beim Abendessen finden.“ „Warum?“, rief Hermine sofort, aber entweder hielt der Blonde es nicht für nötig, ihr zu antworten oder er ignorierte sie geflissentlich, denn er drehte sich ohne weitere Kommentare um und schritt zügig voran. „Draco!“ Und prompt kam auch Blaise um die Ecke gelaufen. Die Wangen gerötet von seinem offensichtlich schnellen Lauf, die Augenbrauen gefährlich zusammengezogen. „Das hätte ich mir ja denken können, dass du ausgerechnet auf so einen Mist kommst! Dray, das gibt Ärger, das verspreche ich dir!“, rief der dunkelhäutige Junge erbost. Draco schnaufte. „Warum denn Mist, Zabini? Wer vorbereitet ist, verkraftet alle Neuigkeiten in der Regel am besten. Also habe ich ihnen so gesehen nur einen Gefallen getan.“ Nun, dazu fiel auch Blaise nicht wirklich etwas ein. Ein resignierendes Seufzen signalisierte, dass er dazu kein Paroli bieten konnte, deswegen wandte er sich nun an die beiden, die Harry im Augenblick so viele Kopfschmerzen bereiteten. Er wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, da kam ihm Pansy zuvor. „Draco!“, rief sie, noch während sie um die Ecke sprintete. Wie immer hing Nott wie eine Klette an ihr dran, aber er wurde nicht weiter beachtet. „Was ist?“ „Ich habe hier die Liste aller Schüler, für die die neuen Umhänge bestellt werden müssen. Hat ein wenig gedauert, ein paar Erstklässler wussten nicht genau, wo sie ihre Umhänge genäht bekommen haben.“ Aufgeregt hielt sie dem Blonden eine zusammengefaltete Rolle Pergament entgegen, die Draco auch seufzend annahm. „Gut. Ich fliege dann gleich rüber nach Hogsmeade und erledige das.“ „Schick doch eine Eule.“, meinte Blaise irritiert, aber Draco verneinte. „Ich mache das lieber selber. Außerdem muss ich ja noch erklären, wo die bestimmten Falten in den Oberteilen und dem Umhang eingenäht werden müssen, damit wir auch die Flügel ausfahren können, ohne alles zu zerreißen. Und das geht am besten persönlich.“ Pansy nickte und ließ Draco mit Blaise und den beiden Löwen alleine. Nun nutzte Blaise seine Gelegenheit aber, um sich mitzuteilen und wandte sich direkt an die beiden Gryffindors. „Tut mir leid für diese dummen Umstände, Leute. Harry ist nicht in der großen Halle. Ich bringe euch zu ihm, okay?“ Ron schien der Sache äußerst skeptisch gegenüber zu stehen, denn sein Blick verfinsterte sich zunehmend, während Blaise versuchte, möglichst ruhig auf seine beiden Feinde zuzugehen. Nur Hermine schien sich zurückhalten zu können und nickte. „Ich hoffe für dich, dass du uns nicht irgendwelchen Mist erzählst…“, drohte sie leise, aber dennoch folgte sie dem Bellcourd. Kapitel 15: ~+~+~+ Kapitel 15 ----------------------------- *freu* *mit roten wangen hereinspazier* Hallo alle miteinander ^.^ *mich vor euch verbeug* Ich wollte mich noch einmal persönlich bei allen Lesern -und Schwarzlesern, was wär man ohne euch? öÖ- bedanken, die mich immer wieder so anspornen..auch wenn sie nicht allzu häufig was gegen Schreibblockaden ausrichten können Q_Q Ich liebe eure Kommis, glaubt nicht ich lese sie nicht *lach* Ich bin nur manchmal ein wenig schreibfaul...und bei denen, die Fragen haben oder irgendwelche Anregungen, bei denen melde ich mich eig auch ^.^ Also nocheinmal: DANKE *konfetti streu* Wirklich wahnsinn...ich glaube das ist meine erste Story die derart gut ankommt, dabei ist sie noch nicht einmal zur Hälfte fertig! *.* Ich werde mir Mühe geben, immer schrittweise weiter zu schreiben....das bin ich euch ja schuldig ^____^ Also...ihr wisst jetzt bescheid und ich will euch mal nicht länger aufhalten ^o^ Viel Spaß mit dem fünfzehnten Kapitel ^^ Mine und Ronnie sind wieder da...und bringen das Chaos mit, wie üblich xD Happy Reading ^.- ------------------------------------------------------------------------------------------ ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 15 ~+~+~+~ Auf ihrem Weg zum Bellcourdgarten waren die beiden Löwen tief in ihren Gedanken versunken. //Warum ist Harry nicht in der großen Halle? Und Malfoy ist ein Vampir? Ein richtiger, echter Vampir? Aber Vampire sind doch eigentlich nichtmagische Teilmenschen…also wie bitte schön kann das angehen?! Wenn ich die Gelegenheit habe, werde ich versuchen, Malfoy zur Rede zu stellen... Ich verstehe das alles einfach nicht, und das geht mir gehörig gegen den Strich! Also Harry, ich hoffe für dich, dass du mir das alles ein wenig erklären kannst…sonst gibt es Ärger!// Ron dagegen machte sich ähnliche Gedanken, aber die liefen doch in eine andere Richtung. //Malfoy, dieses verdammte Arschloch…dass mir das nicht gleich aufgefallen ist! Der Typ ist wirklich der geborene Blutsauger…und ein Arsch war er schon immer, wenn das mal nicht wie die Faust aufs Auge passt! Aber wehe ihm, wenn er Harry in der letzten Zeit irgendwie unterdrückt hat…den mach ich fertig! Der kann dann was erleben!// Und Blaise überlegte unterdessen fieberhaft, wie er die Erklärungen wohl am besten strukturieren sollte. Sollte er sofort mit der schonungslosen Wahrheit rausrücken und die beiden damit derart schocken, dass sie die nächste volle Stunde nicht mehr wirklich ansprechbar waren, oder es doch lieber sanft angehen und zwischendurch immer mal wieder ein paar Tobsuchtanfälle riskieren? Beide Varianten gefielen ihm nicht sonderlich. //Hoffentlich bleibt das nicht alles an mir hängen…ehrlich, ich hab kein Bock auf die ganze Scheiße! Eigentlich ist das ja Harrys Aufgabe…aber andererseits…ach, ich bin einfach zu nett! Und das als Ex-Slytherin! Himmel hilf, ich bin eine Schande für die Slytherins…// Für einen Moment verzog sich das Gesicht des Dunkelhäutigen ein wenig gequält. Allerdings nur flüchtig, denn die Erinnerung an die Schlangen ließ ihn prompt wieder grinsen. //Aber was soll’s? Ich bin jetzt ein Bellcourd, von daher ist es doch eh egal…// „Zabini? Was genau hast du eigentlich mit Malfoy und Harry zu schaffen? Bist du auch ein Bellcourd?“, erschall mit einem Mal Hermines Stimme aus dem Hintergrund. Blaise nickte und lächelte verhalten. „Sowohl als auch, Granger.“ „Und wo bringst du uns jetzt hin?“, rief nun auch Ron großspurig, aber Blaise zog es nicht vor, ihm sofort zu antworten. Was sollte er auch groß sagen? Glücklicherweise wurde ihm die Antwort aber abgenommen, denn in just diesem Moment kam ein noch etwas zerzaust aussehender, aber wieder putzmunterer Professor Lupin um die Ecke. „Professor Lupin!“ Freudig begrüßten die beiden Löwen den alten Werwolf. „Hermine und Ron. Wie geht es euch, wie war der Urlaub?“, wollte dieser auch prompt wissen, aber diesmal hatte Hermine eine ihrer Phasen, die deutlich machten, dass sie erst Ruhe geben würde, wenn man ihr zufriedenstellend alle Antworten geben würde, die sie haben wollte. „Professor, wo ist Harry?“ „Im Gemeinschaftsraum.“, antwortete dieser leicht irritiert blinzelnd. Blaise seufzte. „Nein, da war er nicht.“, mischte sich nun auch Ron wieder ein. Etwas skeptisch. „Im Bellcourd-Gemeinschaftsraum meint er ja auch, ihr Pfeifen.“ Gut, eigentlich hatte Blaise sich vorgenommen, möglichst diplomatisch an diese Sache heranzugehen, aber manchmal war seine Zunge ein klein wenig schneller als sein Gehirn… „…“ Da brauchte sogar Hermine eine halbe Sekunde, um diese Informationen zu kombinieren. „Warum…?“, hauchte sie schließlich, Blaise seufzte tief, Remus stutzte. „Sie wissen noch nichts?“, wandte er sich an Blaise, aber das Kopfschütteln war Antwort genug. „Terry, Neville, Harry und ich wollten es ihnen eigentlich gleich irgendwie erklären…möglichst ohne irgendwelche Kreislaufschwächen, wohlgemerkt…“ Lupin nickte verstehend. „Gut, wenn das so ist…tut mir leid, ihr beiden, aber ich halte mich da vorerst lieber raus…wenn ihr später vielleicht noch Fragen habt, fragt Harry oder die anderen, wo ihr mich findet. Ach, und danke, Blaise, dass ich mich in deinem Bett auskurieren durfte. Übrigens, das Fieber ist normal…aber trotzdem danke, dass du Madame Pomfrey geholt hast. Das hat geholfen.“ „Keine Ursache, Professor.“, wehrte der Angesprochene nur schnell ab, dann war der Werwolf auch schon wieder verschwunden. „Okay…ich verlange eine Erklärung, aber sofort!“, rief die Brünette erbost. „Jetzt halt mal die Luft an, Granger…“ Ein im Gang leicht schallendes Flappen, ähnlich dem eines flügelschlagenden Vogels, ließ die beiden Löwen zusammenzucken. „Draco, wie war das noch, mit dem Fliegen auf den Gängen?“, wurde der Ankömmling angegrinst, fast gehorsam setzte er zum Landeanflug an und kam schließlich mit gemächlichen Schritten, die Flügel wieder in den Körper eingezogen, auf sie zu. „Du kannst fliegen?“, schrie Ron beinahe panisch. Sein Blick war derart hysterisch, dass Draco für einen Moment dachte, der Junge würde im nächsten Augenblick umkippen. Abfällig zog er eine Augenbraue in die Höhe und nickte. „Wie du wohl gesehen hast, Weasley…und was dich angeht, Granger, reiß mal nicht so die Klappe auf, klar? Blaise und Terry haben sich Potter freiwillig angeboten, bei den Erklärungen ein wenig zu helfen. Also stell gefälligst keine Anforderungen, sondern freu dich lieber, dass sich so viele deiner annehmen.“ Ohne sie weiter zu beachten, die fassungslose Sprachlosigkeit des Mädchens still genießend, schritt er an den drei Schülern vorbei zur Geheimtür und trat nach dem kurzen Murmeln des Passworts in den Gruppenraum, weg aus ihrem Blickfeld. „Seid froh, dass der Blutmond vorbei ist, sonst wärt ihr jetzt wahrscheinlich einen Kopf kürzer…muss schlecht gelaufen sein in Hogsmeade, so schlecht war er vorhin noch nicht drauf.“ Schulterzuckend wies Blaise die beiden an, ihm zu folgen, was diese auch schweigend, aber schwer nachdenkend taten. Und im Gruppenraum waren schließlich auch der Gesuchte und seine neuen Kumpels versammelt, in Begleitung von Louis und Sam, dem Echsenjungen. „Harry!“, schrie Hermine sofort erleichtert und fiel ihrem Freund ohne Vorwarnung in die Arme. Harry lachte leise auf. „Hermine, Ron. Schön, dass ihr wieder da seid. Wie war der Urlaub?“, wollte der Schwarzhaarige leise wissen. Hermine schnaubte deutlich auf. „Was interessiert mich der Urlaub, Harry? Ich werde nie wieder Urlaub machen! Ich hab so viel verpasst, ich glaube es noch immer nicht! Und wo zum Teufel ist deine Brille? Setz die gefälligst auf!“, wetterte sie aufgebracht, stampfte auch, wie Harry es schon regelrecht erwartet hatte, trotzig mit dem Fuß auf. „Außerdem wüssten wir schon ganz gern, warum du nicht im Gryffindorturm bist, Harry…“ Leise, zögerlich beteiligte sich nun auch Ron wieder am Gespräch. Ihm schien das Ganze nicht wirklich geheuer zu sein, sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Harry seufzte. „Ich schlage vor, wir kümmern uns um dieses Thema ausführlich, wenn wir gegessen haben, okay? Ich hab Hunger…“ Auf die leise Schmollmiene von Terry hin beschlossen die Schüler, sich langsam auch zur großen Halle auf zu machen. Draco trottete schweigend, das Gesicht mürrisch verzogen hinter ihnen her, während Harry sich Mühe gab, möglichst unverfänglich ein Gespräch zu Stande zu bringen, das möglichst wenig mit der Schule zu tun hatte. „Die Osterinseln sind furchtbar interessant, Harry! Wir sind bei einer freundlichen Muggelfamilie untergekommen, die uns alles erklärt und gezeigt haben…und die beiden Kleinen, Maggie und Johanna, die sind wirklich lieb! Ganz niedliche Kinder, ich glaube, du hättest dich mit ihnen auch gleich gut verstanden…“, quasselte das Mädchen den ganzen Weg lang ohne Punkt und Komma, doch niemand hörte ihr wirklich zu. Harry seufzte. //Verdammt, die Kopfschmerzen wollen einfach nicht aufhören…und schlecht ist mir auch irgendwie. Was soll das bloß? Brauche ich etwa…Blut?// Immer wieder versuchten sich Bilder von aufgerissenen Halsschlagadern, Blutlachen und Leichen in sein Bewusstsein zu drängen, aber es fiel dem Schwarzhaarigen zunehmend schwerer, sie zurückzudrängen. „Potter, was ist los?“ Beinahe hatte Harry das Bedürfnis, laut aufzulachen. Seit er von dem Blonden gebissen worden war, hatte er ständig das Gefühl, dieser wüsste es mehr oder weniger sofort, wenn es ihm irgendwie schlecht ging. Harry konnte nur vermuten, dass es wirklich so war, aber er wollte nicht wirklich genauer darüber nachdenken… „Nichts. Hab Kopfschmerzen.“, wehrte er schnell ab, in der Hoffnung, wieder in Ruhe gelassen zu werden. Doch genau das Gegenteil war der Fall. „Dann leg dich am besten nach dem Essen eine Weile hin, oder geh zu Madame Pomfrey und hol dir einen Trank, der die Kopfschmerzen lindert.“, schlug Hermine sofort vor. „Oder aber du setzt dich gleich hin und isst alles, was dir vor die Augen kommt. Dann lassen die Kopfschmerzen auch schnell wieder nach. Schwindelig oder übel ist dir aber nicht?“, mischte Draco sich mit ernster Stimme ein. „Übel ist mir schon. Und schwindelig…naja, ab und zu ein klein wenig.“ „Essen. So lange essen, bis der Magen voll ist, dann verschwinden die Beschwerden.“ Hermine schaute mit offensichtlicher Verwirrung zwischen den beiden ehemaligen Streithähnen hin und her und versuchte sichtbar zu verstehen, weshalb sie plötzlich so zivilisiert und vollkommen ruhig miteinander sprachen. Ohne sich sofort gegenseitig anzuzicken. Ohne Kampfflüche, ohne Beleidigungen, ohne Anspielungen. Eine Situation, die sie sich nicht einmal in ihren wildesten Vorstellungen hatte ausmalen können. Harry nickte folgsam und bog als erster in die große Halle ein. Ohne Irritationen schlug er mit schnellen Schritten den Weg zum Bellcourdtisch ein, während Hermine und Ron kurz im Schritt stockten und erst einmal zur Kenntnis nehmen mussten, dass zu dem neuen Haus auch ein neuer Tisch errichtet worden war. „Ronnie!“ Fragend blickte der Gerufene zum Tisch der Gryffindors herüber, von wo er die Stimme seiner beiden älteren Brüder erkannt hatte. Die Zwillinge liefen bereits freudig grinsend auf ihn zu, knuddelten ihn einmal kräftig durch und nahmen den jüngeren Weasley auch prompt zur Begrüßung in den Schwitzkasten. „Na Kleiner, wie war dein Urlaub? Oder sollte man eher sagen-„, rief George „Flitterwochen?“, grölte Fred schelmisch, Ron boxte ihm zur Strafe, weil der Ältere gerade so günstig stand, in den Oberarm. Aber kaum hatten die Jungen auch Harry und seine soeben dazu kommende Begleitung entdeckt, schlug ihre Laune ins Gegenteil um. George schlang prompt besitzergreifend den Arm um seinen kleinen Bruder, während Fred drohend den Zauberstab zog und gegen die Bellcourds erhob. „Bleib bloß von diesen Freaks weg, Ronnie!“ „Genau…alles Abtrünnige, Verräter!“, stimmte Fred grimmig zu. Draco schnaubte gereizt. Er wollte doch bloß seine Ruhe haben…aber von den Weasleys konnte man in der Regel ja nie erwarten, dass sie auf irgendeine Art und Weise auf die Wünsche anderer Rücksicht nahmen. Von den Zwillingen erst Recht nicht. „Habt ihr immer noch nicht genug, ihr Trottel? Wenn ihr der Meinung seid, euer jüngeres Balg beschützen zu müssen, dann nehmt ihn und zieht Leine…“ Blaise nickte nachdenklich. Ein schmales Lächeln zog sich auf seine Lippen, als er schelmisch hinzufügte: „Und wagt es lieber nicht, einen schlecht gelaunten Vampirfürst zu reizen…das könnte für euch nach hinten losgehen.“ Ron sah man in diesem Moment ganz eindeutig an, dass er mit der ganzen Situation überfordert war. Und Hermine schwieg, die Stirn nachdenklich gerunzelt, der Blick abschätzend. „Sei mal nicht so großschnäuzig, Malfoy! Du kannst es mit uns nicht aufnehmen!“, drohte Fred herausfordernd. Seine Augen blitzten wütend. Hinten am Gryffindortisch schien man mittlerweile auch den Tumult bemerkt zu haben, denn nun gesellten sich auch vereinzelte Schüler zu dem streitenden Grüppchen. „Fred, George, hört doch endlich mal auf mit dem Mist!“ Harry, der die ganze Zeit lang nur schweigend dagestanden und nachgedacht hatte, entschied, dass er sich allmählich auch mal einmischen sollte. Schließlich war er mehr oder weniger der Grund für diese plötzliche Feindseligkeit. Hermine und Ron sollten wegen ihm deswegen nicht darunter leiden. Aber er brauchte überhaupt nicht den Mund aufzumachen, schon wurde er von seinem rothaarigen Gegenüber angeschnauzt. „Verpiss dich, du mieses Arschloch!“ Betroffen zuckte der Schwarzhaarige zusammen und senkte den Blick. Hermine schnaubte. „Was soll denn das?“, rief sie, aber niemand schenkte ihr Beachtung. „Haltet endlich den Rand, ihr Idioten! Tut der Welt einen Gefallen und verschwindet wieder an euren Tisch, ihr hirnlosen Schwachköpfe!“, schrie Draco in dem Moment genervt. Und plötzlich stand er nicht mehr allein vor den Löwen, denn wie auf ein lautloses Kommando hin hatte sich der halbe Bellcourdtisch hinter dem Vampirfürsten versammelt. Ohrenbetäubendes Zischen und Knurren drang an Hermines Ohren. Mit weit aufgerissenen Augen, kaum in der Lage, sich zu bewegen, beobachtete sie, wie ein paar Vampire sich in Sekundenschnelle transformierten und unruhig mit ihren Flügeln zu schlagen begannen. Die Luft um sie herum war geschwängert mit einer unbändigen Energie, die ihr fast den Atem nahm. Aus dem Hintergrund vernahm sie vereinzelte erschrockene Schreie und die ganze Halle wurde plötzlich lebendig. Ein paar Schüler hasteten mit vor Angst verzerrten Gesichtern an ihnen vorbei aus der Halle heraus. „Mister Malfoy, regen Sie sich wieder ab.“ Eiskalt und emotionslos wie gewöhnlich durchbrach die Stimme von Professor Snape die plötzliche Spannung, erweckte Hermine und auch einige andere Gryffindors aus ihrer Starre. Und zum zweiten Mal an diesem Tage glaubte sie, das Herz bliebe ihr stehen. Professor Snape war ja jemand, der immer einen angsteinflößenden Eindruck machte, aber daran hatte man sich im Laufe der Zeit gewöhnt, sodass einem nicht mehr sofort die Knie weich wurden. Bei diesem stechenden, vollkommen schwarzen Blick allerdings und den drohend gebleckten Eckzähnen, gepaart mit dem unterschwelligen Knurren, als er erneut die Stimme erhob, blieb ihr fast das Herz stehen. „Welchen Grund haben die Gryffindors, hier einen solchen Radau zu machen? Die große Halle ist nicht dazu da, um irgendwelche Showkämpfe abzuhalten!“ Sein böser Blick schien die Gryffindors allesamt durchbohren zu wollen, obwohl er niemanden direkt ansah. Angstvoll wichen die Schüler ein Stück zurück, nur Fred und George wichen störrisch nicht von ihren Plätzen. Doch auf die Frage antworteten sie nicht. „Professor, offensichtlich sind sie der Meinung, man müsste Granger und Weasley von uns fern halten…Und Harry ist in ihren Augen wohl ein Verräter.“, erläuterte Blaise mit leiser, sachlicher Stimme, den Blick fest auf Draco gerichtet, welcher sich mit langsamen, aber leicht steifen Schritten entfernte. Auch die anderen Bellcourds waren mittlerweile wieder ruhig und nahmen ihre vorherigen Tätigkeiten wieder auf, als wäre nie etwas gewesen. „Das hätte ich mir ja denken können…Nun, da Sie ja offensichtlich ziemlich streitsüchtig sind, wird es wohl Zeit, dass Ihnen jemand beibringt, welche Konsequenzen es hat, einen Vampir zu reizen und hier einen solchen Tumult zu veranstalten…50 Punkte Abzug für Gryffindor. Wenn die Herren mir nun folgen würden.“ Mit geschmeidigen Schritten entfernte sich der Mann nun auch, im Schlepptau die Zwillinge und Ron, der offenbar der Meinung war, ihnen folgen zu müssen. Hermine seufzte laut auf. „Hermine, bitte entschuldige…“ Sie hatte überhaupt nicht bemerkt, dass Harry zu ihr getreten war, erst als er schuldbewusst den Arm um sie legte und das Mädchen an seine Brust zog, bemerkte sie den Freund. „Du hast dich sicher erschrocken, oder?“ „Das war ja wohl ein wirklich beschissener erster Eindruck…“, fügte auch Terry hinzu. Blaise grinste schief. „Ich schätze, wenn Professor Snape nicht gekommen wäre, wäre hier einiges schief gegangen…“ „Bitte, hab keine Angst vor uns, Hermine…“ Unsicher streichelte Harry seiner Freundin über die Haare. Hermine rührte sich in seinen Armen kaum, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, das alles zu begreifen. „Ich hab keine Angst vor euch…“, meinte sie schließlich leise und drehte sich vorsichtig aus Harrys Armen heraus. Der Blick des Schwarzhaarigen war unendlich schuldbewusst, aber auch ängstlich und einsam. Hermine lächelte. „Wirklich. Ich schätze, ich bin nur in einer relativ dummen, ungewöhnlichen Situation gekommen, oder?“ „Stimmt. Normalerweise geht es hier nicht so ab. Wir gehen uns eigentlich eher immer aus dem Weg, wenn wir können…aber offensichtlich hatten die beiden das Gefühl, ihren kleinen Bruder vor…schlechten Einflüssen schützen zu müssen.“ Abschätzig legte Blaise die Stirn in Falten. Und Hermine lächelte. „Gut…habt ihr was dagegen, wenn ich mich erst einmal zu euch setze? Da hinten ist es mir zu…“ Ein nachdenklicher Blick zum Tisch der Gryffindors bestätigte ihre Vermutung. Aber langsam kehrte wieder Ruhe in den Saal ein, auch wenn an jedem Tisch noch relativ laut getuschelt wurde. Aber das störte sonst keinen. „Unruhig.“, schloss sich der Satz. Harry nickte. „Ich gehe mal schauen, was Draco macht. Harry, bringst du uns was aufs Zimmer?“, rief Blaise auf einmal mitten in ihr kurzes Schweigen hinein. Harry nickte gedankenverloren. Auch Terry stimmte zu, mitzuhelfen und weg war der Dunkelhäutige. „So…ich schätze, wir gehen dann mal essen, oder? Das hatten wir ja eigentlich eben auch schon vorgehabt…“, schlug Terry vor. Ungefragt hakte er sich bei den beiden ein und zog sie bestimmend zum Tisch. „Hey, warum habt ihr mich nicht geweckt, verdammt nochmal?“ Und um die Ecke kam ein atemloser, entrüsteter Neville angelaufen, blickte seine Freunde plus das Mädchen böse an. Kapitel 16: ~+~+~+~ Kapitel 16 ------------------------------ ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 16 ~+~+~+~ Noch am gleichen Abend lag das Mädchen, zu einer ihrer Meinung nach unmöglichen Uhrzeit noch immer hellwach im Bett und grübelte vor sich hin. Hinter ihren geschlossenen Augen passierte das Geschehen des Abends noch einmal, als schaue sie sich eine aufgenommene Wiederholung an. Am Essenstisch der Bellcourds saß Hermine schließlich direkt zwischen Harry und Neville, neben ihnen Terry, Louis aus der Ersten und der Neuzugang Sam. Alles in allem waren sie eine lustige Truppe – Sam und Terry waren die ganze Zeit dabei, irgendwelche Scherze über den Tisch zu rufen, Harry hatte die meiste Zeit lang nur gegessen, und zwar, als wäre er vollkommen ausgehungert…aber Terry hatte ihr erklärt, dass dieses Verhalten nach dem Blutmond normal war, also hatte sie irgendwann aufgehört, angewidert die Nase zu rümpfen… Allgemein waren es meistens Neville und Terry gewesen, die ihr die meisten Fragen beantwortet hatten. Harry hatte am Anfang auch versucht, ihr aufmerksam zuzuhören, aber sie hatte schnell bemerkt, dass er dank seines tierischen Hungers nicht wirklich aufmerksam war, also hatte sie ihn freundlich, aber bestimmt aufgefordert, sich endlich den Magen vollzuschlagen - was der sich nicht hatte zweimal sagen lassen. Neville hatte ihr brühwarm jedes einzelne Detail berichtet. Von Anfang an, begonnen im Krankenflügel kurz nach Schulanfang, bis hin zum alles entscheidenden Biss. Nach diesen Informationen hatte die Brünette erst einmal eine kurze Auszeit gebraucht, um abzuwägen, ob Harrys Tat nun entweder glorreich und nachvollziehbar, oder aber einfach nur dumm war. Allerdings wog die Tatsache, dass Malfoy nur seinetwegen überhaupt noch am Leben war, schwer…von daher verzieh sie ihrem Freund diese Dummheit am besten und versuchte, nicht mehr darauf zu sprechen zu kommen. Und nachdem sie ihren Nachtisch verspeist hatten, waren sie wieder zurück in den Gemeinschaftsraum der Bellcourds gegangen, Louis und Sam hatten sich die Zeit mit einer Runde Zauberschach vertrieben, die der kleine Louis allerdings witzigerweise jedes Mal gewonnen hatte. Malfoy hatten sie dort auch wieder angetroffen, aber der war schweigsam wie ein Fisch gewesen. Der kurze Dank für das Essen war alles gewesen, was sie dann noch von ihm gehört hatte. Schließlich waren es Terry und Blaise gewesen, die ihr alles Weitere geschildert hatten. Und Hermine war einmal mehr sauer darauf, dass sie sich zu den verlängerten Ferien hatte überreden lassen… Sie hätte so gern noch mehr erfahren, aber der veränderte Zeitplan der Bellcourds erlaubte es ihr nicht, noch länger zu Besuch zu bleiben, schließlich war sie immer noch eine Gryffindor. Also war sie wie ein geprügelter Hund wieder in ihren Gruppenraum zurück geschlichen, hatte möglichst darauf geachtet, nicht Ron und den Zwillingen über den Weg zu laufen und war sofort ins Bett gekrochen. Und vor wenigen Stunden war es still geworden, im Schlafsaal. Nur die ruhigen Atemzüge ihrer Mitbewohnerinnen und ab und einen leichten Windzug, der am geöffneten Fenster vorbei strich, bildeten eine stetige Geräuschkulisse in dem kleinen Saal. Aber das größte Highlight des Abends, natürlich neben Harrys Geständnis, war der Schulleiter gewesen, der die Schüler während des Abendessens um Ruhe gebeten hatte, um etwas Wichtiges loszuwerden. ~ Flashback ~ Bei dem ganzen Tumult hatte Hermine überhaupt nicht mitbekommen, dass nach einer Weile auch Professor Dumbledore, in Begleitung von Professor McGonagall und den anderen Hauslehrern wieder in die große Halle gekommen war. Sie war in eine Diskussion mit Terry vertieft gewesen, die sich darum drehte, weshalb die Hogwarts’schen Vampire wohl trotz aller Überlieferungen und der Parallelen zu ihren reinblütigen, nichtmagischen Verwandten das Sonnenlicht so gut weg steckten, deswegen hatte sie im ersten Moment Dumledores Aufruf, ruhig zu sein, nicht mitbekommen. Erst als es um sie herum still wurde und auch Terry ihr bedeutete, kurz zu schweigen, war sie aufgeschreckt. Hoch erhoben, die Stimme kraftvoll, aber auch ohne die magische Verstärkung gut bis in den kleinsten Winkel der Halle hörbar, wandte der alte Mann sich an die Kinder. „Da nun hoffentlich eure Bäuche erst einmal gesättigt sind-„ Ein hellblauer Blick zu den Bellcourds ließ Hermine unwillkürlich leicht grinsen „möchte ich euch eine kleine Mitteilung machen. Jaja, ich weiß, das mache ich in letzter Zeit oft…aber es hat bald ein Ende, das verspreche ich euch. Dann könnt ihr wieder eurem geregelten Schulalltag nachgehen…“ Laut vernehmlich stöhnten die Schüler auf. Sam, Hermine, Neville und auch ein paar Schüler an den anderen Tischen begannen daraufhin zu lachen. Auch Professor Dumbledore grinste sichtbar vergnügt, doch er sprach schnell weiter, um die Aufmerksamkeit zu behalten. „Wie ihr ja bereits im Tagespropheten nachlesen konntet, werden einige neue Schüler und auch ein paar Lehrkräfte zu uns kommen. Nun…morgen Mittag, also um 13.00 Uhr wird wieder einmal eine außerplanmäßige Einschulung stattfinden. Ich bitte daher alle, möglichst pünktlich zu kommen und nicht zu verschlafen…gut, das war’s von meiner Seite her. Aber bevor ihr jetzt alle wieder geht, Professor Snape hat noch ein paar Worte an euch zu richten…“ Mit einer Miene, als ginge jeden Augenblick die Welt unter, trat der grimmige Professor ans Pult. Er brauchte überhaupt nicht, wie Dumbledore, erst um Ruhe bitten, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Allein die Tatsache, dass er dort oben stand und mit schwarzen Augen auf sie hinunter blickte, hielt jeden Blick der Schüler gebannt. „Bestimmt will er die anderen nun öffentlich zusammenscheißen…wird aber auch Zeit!“, raunte Terry neben ihr vorfreudig. Sie ignorierte ihn, nur Sam lachte leise zustimmend, sonst war es still. Zu still für ihren Geschmack. //Vampir…er ist ein Vampir. Mist, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin! Eigentlich ist er doch das Paradebeispiel für den klassischen Vampir…verschlagen, fies und gesegnet mit einer typisch dunklen Aura…oh ja, das beste Beispiel für den bösartigen Vampir! Obwohl, bei den Muggeln ist ein Vampir meist auch jung und verdammt sexy…naja, egal! Eben darum ist er wahrscheinlich auch der Hauslehrer von Bellcourd, als Vampir ist das nur logisch. Und zusätzlich immer noch der für Slytherin. Damit wäre er wohl der erste zweifache Hauslehrer seit der Gründung…Pff!// Resignierend schüttelte die Brünette den Kopf und blickte wieder nach vorn zu den etwas höher gelegten Plätzen der Lehrkräfte. Mit schnarrender Stimme eröffnete der Vampir nun sein Anliegen. „Wie ihr sicherlich eben mitbekommen habt, gab es ein paar kleine…Ungereimtheiten zwischen ein einigen Bellcourds und dem Hause Gryffindor. Seid gewarnt – ich dulde solch ein kindisches Verhalten nicht. Die Schüler aus dem fünften Haus haben nicht darum gebeten, drangsaliert zu werden…Sollte ich noch einmal Zeuge einer solchen Auseinandersetzung werden, werde ich kein Problem damit haben, meinen Schülern zu erlauben, sich zu wehren …“ Wieder erhob sich in dem großen Saal ein lautes, durchdringendes Gemurmel, das erst verstummte, als der düstere Mann sich leise, wirklich sehr leise, räusperte. „Wer ein spezielles Problem mit einem der Schüler oder mit mehreren von ihnen hat, kann jederzeit zu mir kommen oder das Problem persönlich beseitigen. Ich erlaube jedenfalls keine tätlichen Übergriffe auf meine Schüler, weder im Unterricht noch sonst wann. Sollte ich jedoch Wind davon bekommen…“ Die Drohung ließ er unausgesprochen, aber das Getuschel setzte nun wieder ein, lauter diesmal als vorher. Professor Dumbledore klatschte zwar amüsiert, aber alle Blicke folgten ihm, teils verängstigt, teils störrisch oder misstrauisch, als er mit rauschendem Umhang, stolz, als schreite er geradewegs zu einem Kampf fürs Vaterland, die große Halle verließ. Nur die Bellcourds und auch ein paar vereinzelte Slytherins waren von seiner Ansprache beeindruckt und zeigten dies auch öffentlich. „Mein Gott, schon wieder dieses Prozedere…ich hab langsam keine Lust mehr!“, brummte Terry missmutig vor sich hin. Er wartete, bis auch Harry und sein kleines Gefolge aufgestanden waren, dann trottete mit hängenden Schultern voran zurück zum Gemeinschaftsraum der Bellcourds. ~ Flashback End ~ Leise seufzend drehte sich das Mädchen auf die Seite und musterte das Omniglas, das sie neben sich auf dem Kissen abgelegt hatte. Harry hatte ihr vorerst seines ausgeliehen, sie sollte sich bei Professor McGonagall auch eines besorgen, aber wenigstens bekam sie so schon einmal die Gelegenheit, zu sehen, was das magische Fernrohr von der Nacht der Vampire aufgenommen hatte. //Ich weiß nicht, ob ich mir das wirklich anschauen soll…da sind bestimmt ein paar nicht so schöne Sachen drauf, aber andererseits…hach, seit wann bin ich denn derart unentschlossen?!// Beinahe schon trotzig stemmte sie sich in die Höhe und zog ihren Zauberstab. Schnell murmelte sie den Spruch, den Harry ihr verraten hatte, damit sich man in eine vier dimensionale Ansicht des Omniglases hineinversetzen konnte, und schon schwebte sie mitten in der Luft, wenige Meter über dem See auf dem Schulgelände. Der Mond über ihr strahlte in einem beängstigenden, blutigen Rot. „Wow…“ Und schon kam der erste Vampir angeflogen und fauchte sie unvermittelt an. Hermine starrte ihn mit großen Augen an. „Malfoy…?“, keuchte sie atemlos. Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper. Sie spürte die nächtliche Frische, doch die schien nichts gemeinsam zu haben mit dem Schauer, der ihr über den Rücken rann. Wild fauchte der vollkommen transformierte Malfoy mit den leuchtendenden grauen Augen etwas an, das sich hinter dem Mädchen zu befinden schien. Erstaunt drehte sie sich herum, aber dort war nichts. Gerade wollte sie anfangen, sich Gedanken darüber zu machen, warum der Vampir denn ausgerechnet sie anfauchte, wo sie doch eigentlich nur eine Aufnahme ansah, aber da schlug der Junge ein paar Mal kräftig mit seinen ledrigen Flügeln und sauste davon. ~ Etwa zur gleichen Zeit im Büro des Schulleiters ~ „Professor Dumbledore, sind wir nun vollzählig?“ Fragend blickte der kleine Halbkobold in die Runde, zählte sie durch, doch er konnte nicht wissen, ob noch jemand fehlte. Dumbledore lächelte. „Nun…Unser lieber Professor Snape fehlt noch. Ich teilte ihm unser Treffen mit, aber ich denke, er ist wieder dabei, einen äußerst komplizierten Trank zu brauen…“ „Wenn er nicht kommen will, dann soll er es doch einfach sagen! Immer müssen wir auf ihn warten!“, rief Minerva wütend. Es war spät, sie waren alle müde und die schlecht gelaunte Fledermaus ließ sie wie immer warten. Da wurde sogar sie schnell genervt. Und die vielen Kerzen, die den Raum nur notdürftig schwummerig erhellten, machten die Sache mit der Müdigkeit nicht wirklich besser, eher schlechter. Der Schulleiter erwiderte darauf nichts mehr, er trat nur mit wenigen Schritten an den Kamin und im nächsten Augenblick konnten die Lehrkräfte einen Blick in die privaten Gemächer des Zaubertränkemischers werfen. Wenige Meter entfernt vom Kamin stand er, hoch aufgerichtet, mit dem Profil zu ihnen stehend. Neben ihm brodelten vier Zaubertränke in unterschiedlich großen Kesseln vor sich hin. Für ein paar Sekunden konnten sie beobachten, wie der Vampir mit routinierten Bewegungen Affodilwurzeln in kleine Stücke zerhackte, diese in den größten Topf gab und in der gleichen Bewegung mit dem Zauberstab der Kelle die Anweisung gab, schneller und in größeren Kreisen das Gebräu umzurühren. „Albus, sehen Sie nicht, dass Sie stören?“ Kalt und scharf drang seine Stimme durch die Flammen. Er drehte sich nicht einmal herum, aber Albus lächelte nur und begann leise zu glucksen. „Ich sehe durchaus, dass du schwer beschäftigt bist, aber die anderen Professoren warten bereits auf dich…vergiss nicht, nicht alle sind so nachtaktiv wie du. Sie wollen schlafen.“ „Dann verlegen Sie das Treffen doch auf eine andere Zeit.“, kam prompt die aggressive Antwort. Aufmerksam schöpfte er die mintgrüne Flüssigkeit im dritten Kessel in eine kleine Phiole, löschte das Feuer unter dem Kessel. Es schien nicht, als würde er noch antworten. „Hm…aber Severus, dann müsstest du ja früher aufstehen. Nicht gerade deine Stärke, wenn ich mich recht erinnere. Was ist, kommst du nun?“ „…Geben Sie mir noch zehn Minuten.“, resignierte der Mann mit ruhigerer Stimme. Er drehte sich mit dem Rücken zu ihnen und Albus nickte und wandte sich wieder seinem Lehrpersonal zu. „Seht ihr? Ich sagte doch, er kommt…“, schmunzelte der Weißhaarige amüsiert, als er in die teils verwunderten, teils auch sehr ärgerlichen Gesichter blickte. Minerva schnaubte wortlos. „Das ist also Professor Snape?“, murmelte der Elf verwundert vor sich hin. Albus nickte. „Ja, das ist Severus. Er ist einer der fähigsten Tränkebrauer der ganzen Welt. Und ich bin sehr froh, dass ich ihn hier habe. Auch wenn er nicht immer einfach ist.“ Wieder schnaubten ein paar der älteren Professoren leise, aber davon ließ sich niemand ablenken. Sie setzten sich lieber schon einmal an die kleine Tafel, die der Schulleiter für ihr Treffen vorbereitet hatte und warteten, bis der Letzte ihrer Runde endlich kommen möge. „Oh man…müssen wir morgen wirklich noch Unterricht geben, Albus?“, quiekte Filius Flitwick müde. Dumbledore lächelte. „Nun…ich fürchte, es ist notwendig. Die Bellcourds müssen morgen schließlich auch wieder lernen, ebenso wie die Neuen…aber dann ist doch Wochenende, also ist das doch nicht so tragisch.“ Flitwick seufzte resignierend. Nach exakt zehn Minuten trat der äußerst genervt dreinschauende Vampir aus dem Kamin und steuerte ohne Umschweife auf den noch leeren Platz zu. Der Schulleiter bot ihm seinen Platz an, doch der Hakennasige zog es vor, zu stehen. Ihm entging nicht, dass einige der anderen Professoren leicht die Nase rümpften, als der penetrante, leicht beduselnde Geruch von Salbei und Blutblasenschoten, ausgehend von Severus Umhang, sich allmählich im Raum ausbreitete. Er verzog nicht einen Muskel, aber die Vorstellung, dass er seinen lieben Kollegen einen ausgewischt hatte, wenn sie denn schon die Dreistigkeit besaßen, in Gedanken über seine Person zu meckern, hob seine schlechte Stimmung ein klein wenig…Jetzt musste er nur noch das typische „Ich-bin-der-und-der-und-mache-das-und-das“-Geschwafel hinter sich bringen. „In zwanzig Minuten muss ich wieder los, Albus. Also entschuldigen Sie mich, wenn ich vorzeitig gehe.“ Mit einem Nicken begann der alte Mann ihr bereits vor einiger Zeit angeordnetes Treffen. „Nun, da morgen die offizielle Einweihung ist, dachte ich, wäre es das Angenehmste, wenn meine lieben Kollegen sich wenigstens schon ein klein wenig kennen…um einerseits die nervöse Atmosphäre zu lindern und andererseits, um niemanden in peinliche Lagen zu bringen, sollte er nach einem bestimmten Professor gefragt werden…“ Vereinzelt lachten ein paar der neuen Lehrkräfte auf und nickten. Albus lächelte. „Nun…meine Position dürfte Ihnen ja bereits bekannt sein. Gestatten, Albus Dumbledore, Schulleiter. Zitronentoffee?“ „NEIN!“, riefen die alten Lehrer einstimmig. Wieder begannen die Neuen zu lachen. „Mein Name ist Minerva McGonagall, ich bin die stellvertretende Schulleiterin und die Hauslehrerin von Gryffindor. Ich unterrichte Verwandlung. Bei Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung.“, stellte sich nun auch Professor McGonagall vor. Doch ihr etwas steifer Tonfall schien wohl nicht bei allen anzukommen, nur der kleine Teilkobold nickte grinsend. Und so ging die Vorstellung weiter. Professor Sprout, Professor Sinistra und auch Professor Vektor stellten sich und ihr Fach in Kurzform vor, bis dann der kleine Halbkobold an der Reihe war. Grinsend stand er auf – auf seinem Stuhl, wohlgemerkt – und verbeugte sich spöttisch. „Gestatten, Roman Kaine. Ich bin ein Teilkobold und komme aus Minneapolis, von der Partnerschule Silverwings. Und ich gedenke, Professor Lupin bei Verteidigung gegen die dunklen Künste ein wenig zur Hand zu gehen.“ Fröhlich grinste der kleine Mann seinem Kollegen zu, der auch ebenso fröhlich nickte und sich in seinem Stuhl ein wenig zurücklehnte. „Mein Name ist Alan Bullcroft, Zentaure. Ich wurde in Sheffield geboren und lebe dort allein und ich werde in Zukunft wohl mit Professor Sinistra zusammen Astronomie unterrichten.“, stellte sich nun der erste der beiden Zentauren, der, der nicht so ein Augenfang war wie sein Kollege, vor. Sinistra lächelte. „Ich bin sicher, dein Wissen wird den Unterricht sehr bereichern, Alan.“, meinte die Frau lächelnd, störte sich nicht daran, dass er bei dem plötzlichen DU ein wenig verwundert schaute. Er nickte erleichtert. „Nun…wie ihr seht, bin ich ebenfalls ein Zentaure…“, öffnete sich nun auch der zweite Zentaure der Runde. „Und mein Name ist Adrián Martínez, ich komme gebürtig aus Barcelona. Auch ich habe vorher in Silverwings unterrichtet, und ich gedenke auch hier, Verwandlung weiterzuführen. Zusammen mit meiner charmanten Kollegin Minerva.“ Prompt zog sich eine verräterische Röte auf die Wangen der sonst so strengen Frau. Albus lachte leise. Nur Professor Snape knurrte leise, aber er wurde überhaupt nicht weiter beachtet. Doch dummerweise war er der nächste in der Runde, deswegen brachte auch er diese kleine Vorstellungsrunde so schnell wie möglich hinter sich. „Severus Snape, Zaubertränke.“ Ende. Da niemand etwas dazu sagen wollte, war nun auch Professor Luce Harvard, der Halbelf und Professor für Geschichte der Zauberei an der Reihe, sich dem Rest mitzuteilen. Professor Binns zeigte sich zwar wie immer ein wenig schläfrig, aber durchaus begeistert, einen solch jungen Kollegen begrüßen zu dürfen. Ebenso wie die restlichen weiblichen Kolleginnen und wieder rollte Severus gestresst mit den Augen. Deutlich sichtbar diesmal jedoch. „Nun tun Sie schon nicht so arrogant, Snape!“ Leise vor sich hin knurrend war Professor Jolene McArrow aufgestanden, die sich noch nicht der Runde vorgestellt hatte. Ihre braunen Augen schienen den Dunkelhaarigen anzublitzen, als sie ihn böse anstarrte. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden, Professor-„ Vollkommen gelassen, die Ruhe selbst drehte Severus den Kopf, um seinen Streitpartner anzuschauen – und erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde. Doch wer nicht direkt hingesehen hatte, bekam nur noch mit, dass sich Severus’ Gesicht in eine Maske aus Stein verwandelte. Nur seine Augen sprühten so giftig und gefährlich, dass man sich am liebsten sofort unter dem Tisch verkrochen hätte. „McArrow, Verehrtester, Jolene McArrow! Und Gnade Ihnen Gott, Sie kennen mich nicht mehr!“ Verwundert blickten die restlichen Anwesenden zwischen den beiden hin und her. Sie konnten mit der Situation nichts anfangen, wussten nicht, ob sie einschreiten sollten. Und die Professoren, die bereits seit einiger Zeit mit dem ewig schlecht gelaunten Tränkebrauer zu tun hatten, waren sich nicht sicher, ob sie ihren Kollegen schon einmal derart wütend erlebt hatten. „Ich wüsste nicht, woher ich Sie kennen sollte!“, zischte Snape böse zurück. Seine Stimme war samtig, beinahe schon zu ruhig, deswegen wussten alle, dass nicht mehr viel fehlte, bis es zum ultimativen Ausbruch kommen würde. Doch einschreiten tat niemand. „Das meinen Sie doch nicht ernst…das können Sie nicht ernst meinen!“ Aber auch bei Jolene stand der Ausbruch kurz bevor. Vor lauter Wut war sie aufgesprungen, hatte den Stuhl mit einem Krachen hinter sich zu Boden gestoßen. Snape schnaufte gepresst. „Was ich ernst meine und was nicht, das haben Sie nicht zu beurteilen!“ Würdevoll schritt er wieder zurück zum Kamin. Es brauchte niemand auf die Uhr zu schauen, um zu wissen, dass die zwanzig Minuten herum waren. „Sie Mörder!“, schrie Jolene ihm böse hinterher. Für einen Sekundenbruchteil sah man den Mann zusammenzucken, dann war er wieder zurück in seinen privaten Räumen. „Jolene, setzen Sie sich. Und sollten Sie es noch einmal wagen, derart ausfällig zu werden, können Sie sofort den nächsten Zug zurück nehmen!“ So ernst hatte man den Schulleiter schon lange nicht mehr sprechen gehört. Nur sein böser Blick vermochte die Wut der jungen Frau zu zügeln, sodass sie noch einmal leise knurrte, dann setzte sie sich wieder zurück auf ihren Platz und sprach noch: „Ach ja, ich unterrichte Muggelkunde. Freut mich. Und nehmen Sie es mir bitte nicht übel, normalerweise bin ich ein friedliebender Mensch…“ Relativ stockend setzte sich die kleine Zeremonie wieder fort, als wäre nie etwas geschehen. Kapitel 17: ~+~+~+~+ Kapitel 17 ------------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 17 ~+~+~+~ Mit einer Wut im Bauch, dass er am liebsten irgendetwas zerstören würde, stapfte Severus zu dem dritten Kessel und fror ihn mit einem Zauberspruch ein. Er hatte jetzt einfach nicht den Nerv, sich entspannt um das Abfüllen der Flüssigkeit zu kümmern, ohne etwas zu verschütten, was er sonst garantiert tun würde. „Jolene McArrow! Gott…“ Aber so schnell, wie der anfängliche Schrecken sich in unbändige Wut gewandelt hatte, wurde er nun zur Resignation. Leise stöhnend fummelte er sich den Umhang von den Schultern und ließ sich auf den breiten Ohrensessel fallen. Sobald er die Augen schloss, flimmerten alte Gedanken, Eindrücke hinter den geschlossenen Augenlidern, ließen ihn erneut aufstöhnen. Doch diesmal gepeinigt. //Mist, verdammter…Warum, warum ausgerechnet sie? Es gibt so viele Menschen, warum also ausgerechnet sie? Ich dachte, ich könnte es endlich ein für alle Mal vergessen…// Einige Minuten lang saß er bewegungslos, schwer in sich zusammengesunken da und stützte den plötzlich viel zu schweren Kopf mit der offenen Handfläche. Immer wieder stöhnte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, keuchte einmal gepresst, als er aus einem reinen Reflex heraus die Hand auf die Tischplatte krachen ließ und beißender Schmerz seinen Unterarm hinauf bis in seine Schulter jagte. „Es bringt nichts. Ich muss schlafen.“ Eigentlich hatte er noch einiges vor gehabt, unter anderem die Fertigstellung der Tränke, aber seine Konzentration war dahin. Und er würde sie auch heute nicht mehr zurück erlangen, dessen war er sich sicher. Also riss er sich wenigstens noch so weit zusammen, dass er die Tränke bei ihrem Herstellungsprozess stoppen und entsprechend verzaubern konnte, dass er sie problemlos morgen fortführen konnte. Mit bleischweren Gliedern schleppte der Mann sich in sein Bett und löschte das Licht. Im Dunkeln tastete er noch über seinem Bett nach dem Regal, auf dem einige seiner Tränke standen und nahm ein paar Schlucke des Traumlosschlaftranks, ehe er die Augen schloss. Der nächste Morgen kam schneller, als es den Schülern lieb war. Obwohl, zumindest dachte der eine Teil das. Hermine und Ron konnten sich vor dem Unterricht nicht drücken – das Wissen, dass die Bellcourds noch bis zum Mittagessen tief und fest schlummern konnten, war da auch nicht wirklich hilfreich. Ron hatte sich alles von seinen Brüdern und dem restlichen Haus erklären lassen. Und Hermine war ebenfalls auf seinem Wissensstand, aber ihr Wissen war weitaus tiefer. So war es logisch, dass sich die beiden eigentlich sehr guten Freunde schon nach den ersten Worten kurz nach dem Aufstehen stritten. „Hermine, Harry hat uns verraten! Er hat uns nie was davon erzählt!“, war das erste, was sie von Ron hörte, als sie sich gemeinsam auf den Weg zur großen Halle machten. Verwundert blickte die junge Frau ihn an. „Guten Morgen, erstmal. Außerdem, was redest du denn da für einen Mist, Ron? Er hat uns nicht verraten! Er hat es doch selbst nicht gewollt!“, versuchte sie ihm sofort zu erklären, aber der Rothaarige blieb stur. „Ach, natürlich! Er ist also gerade erst zum Vampir geworden, ja?!“ „Genau! Ron, denk doch mal nach!“ „Die haben dich manipuliert, und du merkst es nicht mal! Harry war die ganzen Jahre lang ein Vampir und hat es uns ständig verheimlicht!“ „WAS?!“ „Du hast mich doch gehört! Du wurdest manipuliert! Wer weiß, was die für Kräfte haben? Wahrscheinlich haben sie dich irgendwie einer Gehirnwäsche unterzogen, ohne dass du das gemerkt hast!“ Empört japste sie nach Luft. Das bildete sie sich doch grad nur ein, oder? Gut, sie wusste ja, dass ihr bester Freund manchmal ein wenig beschränkt war, aber die Fähigkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden, hatte sie ihm eigentlich noch zugetraut. Doch offensichtlich war er so besessen von dem, was man ihm eingeredet hatte, dass er nicht mal mehr selbstständig denken wollte! „Ron, jetzt reiß dich mal zusammen! Glaubst du eigentlich, was du da redest?“, rief sie aufgebracht. Ron schnaufte böse und funkelte sie ernst an. „Natürlich! Ich glaube meinen Freunden!“ „Ron!“ „Harry hat uns verraten! Das er hat er verdient!“ „Verdammt, Ron! Geh erst mal darüber nachdenken und versuch mal, dir eine eigene Meinung zu bilden! Mein Gott, wie blöd bist du eigentlich?“ „HEY!“ „Ist doch wahr! Los, wir müssen gehen, der Unterricht fängt gleich an.“ „Hermine, ich bin NICHT blöd!“ „Hör jetzt auf damit, Ron! Ich hab keine Nerven, weiter mit dir zu diskutieren!“ Er wollte noch etwas sagen, aber das Mädchen rauschte mit fliegenden Schritten an ihm vorbei in die große Halle, direkt zum Tisch der Bellcourds, an dem sie trotz der eigentlich frühen Stunde bereits Draco, Blaise und Terry sitzen saßen. Noch vollkommen unfähig, irgendetwas zu sagen, was nicht beleidigend wäre, setzte sie sich auf die Bank und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Ein lautes, genervtes Stöhnen entwich ihr. „Ähm…morgen, Granger.“ Etwas verwundert wurde sie von den Dreien angeschaut. Auch die Blicke ihrer Hausmitbewohner spürte sie wie tausend Nadelstiche im Nacken, aber darum kümmerte sie sich nicht weiter. „Mein Gott, ist der Junge blöd!“ Fragend blickte Terry die beiden anderen an, aber die zuckten auch nur mit den Schultern. Draco war es, der sie schließlich ansprach. „Ähm…wer ist blöd, Granger?“ Er hatte zwar so eine Vermutung, aber es auch hören zu können, würde ihn mit einer tief sitzenden Befriedigung erfüllen. Bei dem gepressten „Ron!“ zog sich ein gehässiges Lächeln über seine schmalen Lippen. „Ach…und warum? Wenn ich fragen darf?“ Eigentlich waren die Jungen ja nicht so befangen. Ganz im Gegenteil, aber sie wussten von Harry, dass sie manchmal extrem energisch sein konnte, wenn ihr danach war. Und der Schwarzhaarige würde es ihnen allen dreien furchtbar übel nehmen, sollten sie seine kleine Freundin vergraulen…also ließen sie doch lieber ein wenig Vorsicht walten. Sicher war sicher. Harry als Feind war schließlich keineswegs angenehm - davon konnte Draco ja Geschichten erzählen. „Ich weiß ja nicht, was die ihm eingeredet haben, aber er ist fest davon überzeugt, dass Harry ein Verräter ist. Dass er diese Vampir-Geschichte all die Jahre vor uns geheim gehalten hat!“, rief das Mädchen aufgebracht und fuchtelte wild mit den Händen herum. Sie achtete nicht darauf, dass ihr Platz sich vor ihrer Nase mit Speisen füllte. „Alles klar…ich hab doch schon immer gesagt, die Löwen spinnen!“ Auf den giftigen Blick hin erwiderte Draco nichts mehr. Hermine seufzte. „Naja, egal. Warum seid ihr schon wach? Ihr könnt doch noch ein paar Stunden schlafen, oder nicht?“ Blaise zuckte gedankenverloren mit den Schultern. „Ich bin allgemein kein Langschläfer, und Terry konnte auch nicht mehr schlafen.“ „Und die beiden Chaoten haben mich irgendwann mit ihrem Gelaber geweckt.“, fügte Draco mürrisch hinzu, verpasste beiden einen leichten Seitenhieb. Blaise lachte. „Hey, sei froh! So hast du noch ein bisschen was vom Tag!“ „Ihr Dummbatzen, ich hätte noch eine ganze Weile schlafen können!“ „Du hast mehr als 24 Stunden geschlafen, also jaul hier nicht rum.“, meldete Terry sich nun auch. Daraufhin schwieg der Blonde eingeschnappt und biss in sein Brötchen. Hermine grinste. „Na dann…viel Spaß noch, ich muss los. Man sieht sich.“ „Jo, bis später.“ Eilig schnappte die Brünette sich schnell ein Brötchen mit Käsebelag und lief los, um pünktlich zu ihrer ersten Stunde zu kommen. „Oh je, ich schätze, die wird Stress kriegen mit den Löwen.“ „Hmhm…“ Der Unterricht gestaltete sich für die sonst eigentlich eher lernfreudige und unterhaltungsfreudige Hermine zu einer kleinen Folter. Niemand aus ihrem Haus wechselte noch ein Wort mit ihr – Ron hatte ziemlich schnell geplaudert. Trotzdem zog sie die Stunden, die auf einmal überhaupt nicht vorbei gehen wollte, irgendwie durch und ließ sich nicht von den spöttischen Bemerkungen verärgern, die die anderen ihr ab und zu mal zuwarfen. Sie merkten allerdings recht schnell, dass dem Mädchen das nicht zu schmerzen schien und so hatte sie spätestens nach der dritten Stunde ihre Ruhe. Glücklicherweise hatte McGonagall recht schnell verstanden, dass in ihrem Haus ein kleines internes Problem herrschte, deswegen hatte sie auch schnell und hart mit Punktabzügen durchgegriffen. Hermine war ihr in Gedanken sehr dankbar dafür. Und zum Glück war es auch endlich Zeit für das Mittagessen und die damit verbundene zusätzliche Einschulung und Vorstellung der neuen Kollegen. „Professor McGonagall?“ Fragend schaute die strenge Professorin auf. „Miss Granger, dürfte ich wissen, welches Problem zwischen Ihnen und dem Rest ihrer Klasse herrscht?“, fragte diese jedoch, bevor das Mädchen den Mund aufmachen konnte. Hermine seufzte. „Wir sind uns nicht ganz einer Meinung, was die Bellcourds angeht, Professor…aber ich denke, das bekomme ich noch in den Griff. Es gibt etwas anderes, was ich Sie fragen wollte.“ Aufmerksam blickten die blau-grünen Augen sie an. „Ich würde gern wissen, ob es in Ordnung ist, wenn ich beim Mittagessen bei den Bellcourds am Tisch sitze. Ich…fühle mich dort einfach wohler.“ Einen Moment lang herrschte nachdenkliches Schweigen zwischen den beiden Frauen. „In Ordnung, Miss Granger. Ich werde Professor Snape davon in Kenntnis setzen. Aber bereinigen Sie die Unklarheiten wenn möglich schnell.“ „Ja, Professor. Und…danke.“ „Schon gut. Und jetzt beeilen Sie sich, sonst kommen Sie zu spät.“ Eiligst machte das Mädchen sich auf den Weg. Harry und sein neues Gefolge hatten sich mittlerweile schon in der großen Halle an ihrem Tisch versammelt. Die Jungen hatten Harry und Neville bereits erzählt, wie sich ihr „Vorfrühstück“ ereignet hatte, ebenso das kleine Drama mit Hermine hatten sie nicht verschwiegen. Harry seufzte, als er seine Freundin noch immer nicht am Gryffindortisch fand. „Keine Sorge, sie kommt noch.“, wollte Neville ihn aufbauen, aber da kam das Mädchen schon um die Ecke gesprintet – und sie steuerte direkt den Bellcourdtisch an. „Entschuldigt die Verspätung, ich musste noch kurz mit McGonagall reden.“ Atemlos ließ sie sich auf Harrys freie Seiten plumpsen und strahlte die Jungs an. „Was machst du hier?“, wollte Draco sofort wissen. „McGonagall hat‘s mir erlaubt. Snape weiß auch bescheid.“ Harry und Neville wollten einstimmig noch etwas sagen, aber da verstummten sämtliche Geräusche in der Halle auf einen Schlag und sie richteten ihre Aufmerksamkeit auch schnellstmöglich wieder nach vorn. Fröhlich schaute Dumbledore auf seine versammelte Meute hinab und grinste alle verschmitzt an. „Nun…ich freue mich, zum ersten Mal eine offizielle Schülerübernahme veranstalten zu dürfen und noch mehr freue ich mich, neue Lehrkräfte in unseren Reihen zu begrüßen. Aber dazu erst später. Heißt die neuen Schüler willkommen.“ Tosender Applaus brach los, als die vielen Neulinge von Professor McGonagall in den Saal geführt wurden. Sie sahen allerdings alle ziemlich normal aus...und sie schienen in allen Altersstufen gemischt. „Das sind wohl die Übernahmeleute aus den anderen Schulen.“ Neugierig reckten die Schüler die Hälse und begutachteten die vielen Neuankömmlinge. „Hey Dray, die Kleine da hinten sieht süß aus!“, flüsterte der Dunkelhäutige prompt seinem Nebenmann ins Ohr, als er ein relativ attraktives, blondes junges Mädchen entdeckt hatte, das ziemlich weit am Ende der Schlange neben einer groß gewachsenen Brünetten herlief. Sie war etwa in ihrem Alter. Draco schnaufte. „Ich bitte dich! Wer sagt, dass ich auf Blondinen steh?“, raunte der zurück. Blaise grinste. „Hm…aber Lisa und Alice waren doch blond, oder nicht? Oder waren die gefärbt?“ Verwundert neigte Harry den Kopf ein wenig auf die Seite, um dem Geflüster besser lauschen zu können. Professor McGonagall rief soeben einen kleinen Jungen nach vorn, der vorher auf Durmstrang gewesen war. Mit doch teilweise verhaltenem Applaus der anderen Häuser wurde er den Bellcourds zugeteilt. „Blaise, halt die Klappe!“ „Ach, und was ist mit Joey? Der war blond, ganz sicher!“ „Halt gefälligst endlich die Klappe, sonst setzt es was!“ „Hm…Spielverderber.“ „Treib es nicht zu weit, Zabini!“, zischte der Vampir noch einmal verdeutlichend, dann blickte er stur wieder nach vorn zu den Lehrern. Harry runzelte erstaunt die Stirn. //Er hatte nen Freund? Also so richtig nen Freund, den er mit ins Bett…uuh!// Bei dem Gedanken rann dem Schwarzhaarigen ein eisiger Schauer über den Rücken. Komischer Gedanke…so schnell wie möglich versuchte er diese Gedanken zu verdrängen und konzentrierte sich wieder möglichst auf die Neuzugänge. Als der Schwarzhaarige auch beim zweiten Neuzugang für das fünfte Haus nicht klatschte, blickte die Brünette ihn entrüstet an. Sein gedankenverlorener Blick entging ihr nicht. „Harry, was ist los?“ „Nichts…Sorry.“ Rasch wandte er wieder den wichtigeren Dingen seine Aufmerksamkeit zu und beobachtete, wie die hübsche Blondine aufgerufen und zum sprechenden Hut geführt wurde. „Bellcourd!“ Tosender Applaus vom entsprechenden Tisch, leichtfüßig steuerte sie die lange Bank an. Aber sie setzte sich nicht, wie die anderen vor ihr, direkt vorn auf die freien Plätze, sondern lief weiter, bis sie bei der kleinen Gruppe ganz am Ende angekommen war und blinzelte Blaise verspielt zu, als dieser sie fragend anblickte. „Hi…ich in Marylin Ayers aus Beauxbatons. Ich bin eine halbe Veela. Freut mich.“ Ungefragt quetschte sie sich zwischen Terry und Blaise und lächelte diesen erneut verschmitzt an. „Ich hab gehört, du findest mich süß?“ Erstaunt blieb dem Dunkelhäutigen nahezu die Spucke im Hals stecken. Neben ihm begann Draco verhalten zu lachen, aber darauf achtete er nicht. Seine Augen taxierten ununterbrochen das wunderhübsche, blonde Mädchen, deren dunkelbraune Augen auch ihn zu mustern schienen. „Ähm…ja, hi. Ich bin Blaise Zabini. Freut mich auch“, stammelte er schüchtern. Marylin lächelte und blickte wieder nach vorn. Die anderen grinsten wie die Honigkuchenpferde. Auch Hermine konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen, aber sie versuchte es zu verstecken. „Haltet die Klappe!“, knurrte Blaise beschämt, als er merkte, dass die anderen ihn angrienten. „Glückwunsch, Alter!“ „Jaah, das nenn ich eine gelungene Jagd. Ohne überhaupt erst zu jagen!“, stimmte Terry neckisch zu. „Wann bekomm ich die Einladung zur Hochzeit?“, wollte Draco sofort frech wissen. Wäre Blaise nicht dunkelhäutig, wäre er jetzt rot wie eine Tomate. „Seid doch bitte mal ruhig, ja? Ihr könnt später ruhig weiter sticheln.“, mischte sich der Grund seiner Peinlichkeit leise ein. Prompt war es still, doch auch sie lächelte noch einmal neckisch, dann wurde es wieder ruhig am Tisch. Susi Random wurde soeben nach Hufflepuff eingeteilt, ebenso wie zwei weitere Schüler, der letzte war schließlich ein Gryffindor. Doch was auffällig war – kam ein neuer Bellcourd, blieben die Gryffindors still. Umgedreht war es genauso. Die Spannung zwischen den beiden Häusern war sogar über die Länge der großen Halle nahezu fühlbar. Als endlich die kleine Prozedur beendet war, trat erneut Dumbledore ans Pult und verkündete, dass nun die zweite Schülergruppe hereingelassen werden dürfe. Verwundert zog Harry die Augenbrauen in die Höhe. „Zweite Gruppe? Was soll das denn heißen?“, wunderte der sich laut, aber um ihn herum wurden nur die Schultern hochgezogen. „Das sind die neuen Bellcourds.“, antwortete Marylin ungefragt. „Neue Bellcourds?“ „Unter anderem Leute aus den anderen Schulen und Neulinge für die erste Klasse. Bei uns stand es nicht fest, in welches Haus wir eingeteilt werden, deswegen mussten wir mit dem Hut verteilt werden, aber die nächste Gruppe kommt hundert Prozentig nach Bellcourd.“, erklärte sie weiter. Die Jungen und auch Hermine nickten verstehend. Und wie sie gesagt hatte, sah man den Neuen auf den ersten Blick an, dass sie Bellcourds waren. An der Spitze der sicherlich zwanzig Mann starken Truppe schritt Professor Snape einher, wie immer eine eindrucksvolle Person, der so ziemlich alle Blicke gebannt folgten, bis die Schüler vorn am Pult angekommen waren. Diesmal lief die Prozedur ein wenig anders ab. Professor Snape rief jeden Schüler einzeln auf und übergab persönlich die Zauberstäbe, ehe er sie zum Tisch der Bellcourds schickte. Viele Erstklässler waren unter ihnen, aber Terry konnte auch ein paar Zentaurenkinder und Halbkobolde ausmachen, sogar einen bereits über die Menge herausragenden Halbriesen. Die übrigen waren entweder Vampire oder sie hatten bis auf ein paar kleine Ausnahmen, in etwa riesigen Flügeln oder seltsamen Schwänzen einen größtenteils menschlichen Körper. Plötzlich schrie Sam erfreut auf und sprang regelrecht vom Platz. Erschrocken zuckten die Freunde zusammen. „Hey, was ist?“ „Ich glaub‘s ja nicht, wenn das nicht Julie ist! Hey, Julie!“ Aufgeregt sprang Sam auf und ab und fuchtelte mit den Händen durch die Luft, aber sein Vorhaben erreichte die erwünschte Aufmerksamkeit. Auf seinen plötzlichen Aufruf hin drehte sich nun ein kleines, schwarzhaariges Mädchen zu ihnen herum – und plötzlich verstanden die anderen, was los war. Die Ähnlichkeit war kaum zu übersehen. Auch das kleine Mädchen hatte am ganzen Körper grünlich-silbern schimmernde Schuppen, aber sie hatte zusätzlich noch einen unterarmkurzen, ebenfalls beschuppten Schwanz und große, gelbe Augen mit schlitzartigen Pupillen. Auch sie lachte glücklich auf, als sie Sam erkannte. Sie wollte schon zu ihnen rüber laufen, aber die scharfe Stimme von Professor Snape ließ sie noch mitten in der Bewegung erstarren und zu Boden schauen. Auch Sam duckte sich unter der scharfen Aufforderung, kein Aufruhr zu machen und setzte sich still wieder. „Du kennst sie?“, fragte Neville sofort neugierig. Sam lächelte. „Meine kleine Schwester. Allerdings lebt sie mit unserem Vater in Nottingham, deswegen hab ich sie schon ewig nicht mehr gesehen!“ Jetzt verstanden sie auch die innige Freude, aber sie warteten trotzdem schweigend, bis auch ihr Tisch endlich voll besetzt war. Julie hatte sich sofort zu ihnen gesetzt, aber die Kleine war relativ schüchtern und brachte nicht wirklich ein Wort raus. Sie kuschelte sich nur bei ihrem Bruder in den Arm und beobachtete dann schweigend das weitere Treiben. Insgesamt drei Neue waren in die fünfte Klasse eingeteilt worden – ein Zentaure, der ein wenig überheblich dreinsah und zwei Mädchen, eine mit roten Flügeln und feuerroten Augen und die Zweite war eine Vampirin. „Uiuiui, wir werden immer mehr!“, murmelte Neville unwohl. Harry nickte. „Cool, ein Zentaure! Na das ist krass!“, freute sich auch Blaise, Terry nickte zustimmend. Nur Draco schwieg. „So, liebe Schülerinnen und Schüler, da nun alle erfolgreich eingeteilt wurden, möchte ich noch ein paar Ankündigungen los werden. Wie ihr alle wisst, ist der Wald auf dem Schulgelände verboten. Für jeden. Wenn ihr ihn betretet, braucht ihr die Erlaubnis von einem Lehrer, ohne diese Erlaubnis erwartet euch eine saftige Strafe. Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass nach dem Essen der Unterricht wie gewohnt weiter geht. Auch für die Neuen unter euch; Die Vertrauensschüler führen euch erst in eure Schlafsäle, dann werdet ihr von ihnen in eure momentane Klasse geschickt.“ Fragend blickte Terry in die Runde. „Sagt mal, Leute…haben wir eigentlich einen Vertrauensschüler?“ Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Schließlich stand Draco leise auf und hob zögerlich die Hand, wurde auch sofort zur Sprache gebeten. „Professor Dumbledore, unser Haus hat noch keinen offiziellen Vertrauensschüler.“ „Nun, dann sind Sie es, Mr. Malfoy.“ Erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen. „A, Aber Professor Dumbledore!“, wollte er einwerfen, aber er durfte nicht ausreden. „Ich bin sicher, Sie werden Ihre Aufgabe gut machen, Mr. Malfoy.“ Und damit war die Sache für den Schulleiter auch schon wieder erledigt. Draco schluckte. „Na dann, Glückwunsch, Vertrauensschüler.“ Etwas verkrampft ließ dieser sich wieder auf seinen Platz sinken und schwieg. //Ich, Vertrauensschüler? Das war nicht geplant…als wenn ich darauf Bock hätte! Aber was soll‘s…jetzt ist es zu spät. Gut, vielleicht ist es ja gar nicht so übel?// „Gut. Bevor wir fortfahren, möchte ich zuerst unsere geschätzten Professoren im Schnelldurchlauf vorstellen.“ Als wäre alles vorher abgesprochen worden, stand zuerst Professor McGonagall auf und verbeugte sich kurz. „Professor McGonagall ist die Hauslehrerin von Gryffindor und unterrichtet zusammen mit Professor Martínez Verwandlung.“ Bei der Nennung seines Namens trat der attraktive Zentaure ebenfalls einen Schritt nach vorn und neigte den Oberkörper. Die Schüler bekamen den Mund nicht mehr zu. „Der unterrichtet echt Verwandlung?“, flüsterte Terry fassungslos. Marylin quiekte vergnügt. „An meiner alten Schule hab ich das Fach gehasst, aber ich schätze, hier werde ich es lieben!“, kicherte sie aufgeregt. Hermine stimmte dem prompt zu. Zusammen kicherten die Mädchen weiter, die Jungen guckten sie schief an. „Okay…gut, wir lagen mit unserer Vermutung wohl weit daneben.“, gestand Neville, grinste nun aber. Als nächste erhoben sich Professor Sprout und eine ganz gewöhnlich aussehende Professorin McRae, die allerdings schnell als Werwolf enttarnt wurde – ihre Narben im Gesicht sprachen für sich. Aber auch sie hatte ein nettes, einnehmendes Lächeln, das sie sofort sympathisch machte. Nach den beiden wurden erst einmal ein paar von den altbekannten Lehrkräften vorgestellt, deswegen achtete Terry nicht weiter auf sie und ließ seinen Blick lieber an den unterschiedlichen Lehrern auf- und abschweifen. Eigentlich war die Stimmung da oben relativ locker. Die meisten schienen sich untereinander recht gut zu verstehen. Nur eine Person blickte relativ genervt drein – Professor Snape. Aber was anderes hätte Terry ja auch nicht erwartet, deswegen grinste er leicht, als er seine typische Vermutung bestätigt fühlte. Snape mochte solche Veranstaltungen eben überhaupt nicht. Aber noch etwas fiel ihm auf. Eine recht gewöhnlich aussehende Professorin mit langen, dunkelbraunen Haaren und ebenso braunen Augen schien ebenfalls genervt – obwohl genervt nicht das richtige Wort war, wie Terry fand. Sie wirkte eher…angespannt. Ja, das traf es. Und sie blickte immer wieder zu dem Tränkemischer herüber, der ihre Blicke aber entweder nicht mitzubekommen schien oder sie geflissentlich ignorierte. Skeptisch zog Terry die Augenbrauen zusammen. //Was geht da oben ab? Die guckt ja ziemlich oft zu Severus rüber…mich würde ja wirklich brennend interessieren, was die an ihm so interessant findet! Aber…wenn ich’s nicht besser wüsste, würd ich glatt sagen, so wie die ihn anguckt…boah, ich wär an seiner Stelle längst tot umgefallen! Hat er ihr was getan, oder was ist los? Hm…die muss ich im Auge behalten!// Aber Terry war nicht der einzige, der die zweiseitige Spannung bemerkt hatte. Vorsichtig stupste Harry ihn an und deutete ebenfalls zum Professor. „Sag mal, bilde ich mir das ein, oder ist da oben bei Snape schlechte Luft?“, murmelte er dem anderen zu, welcher auch prompt nickte. „Später.“ Soeben wurde auch die Frau aufgerufen, die Terry das Kopfzerbrechen bescherte – Professor McArrow, Lehrerin für Muggelkunde. Der Halbelf beschloss ganz spontan, dass sie dann wohl eine Muggel sein musste. Oder sie war eine Vampirin, aber irgendwie erschien ihm diese Vorstellung falsch. Er würde sich überraschen lassen müssen. „Und im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste werden Professor Lupin und Professor Kaine Ihnen die Ehre erweisen, ebenso wie Professor Binns und Professor Harvard in Geschichte der Zauberei.“ Erstmals bekamen auch der Halbkobold und der äußerst attraktiv aussehende, aber ausdruckslos schauende Halbelf ihre Namen. Terry nickte anerkennend. „Ja, Geschichte der Zauberei ist ein sehr gutes Fach für einen Halbelfen.“ „Jetzt ist wohl nichts mehr mit Schlafen.“, stimmten Draco und Blaise gespielt bedauernd zu. Neville grinste frech, ebenso wie der Rest der Schüler. Jaja, das beliebteste Fach bei allen war eben immer noch Geschichte der Zauberei – da konnte man so schön schlafen, weil Binns eh nicht darauf achtete, ob wer zuhörte. Aber bei einem derart attraktiven Lehrer würden zumindest die Mädchen Probleme haben, sich nicht auf ihn zu konzentrieren. Die nächsten Tage würden sicherlich lustig werden! „Dann wären dann da noch Professor Weiss und Professor Hagrid, die das Fach Pflege magischer Geschöpfe draußen auf dem Gelände vertreten.“ Professor Weiss war die Halbriesin, die direkt neben Hagrid saß. Sah lustig aus, wie die beiden, ungefähr gleich großen Halbriesen aufstanden und dabei fast den Tisch umwarfen. Die ständigen Blickwechsel zwischen den beiden waren Terry ebenfalls nicht entgangen – da schien sich was anzubahnen, aber das sprach er lieber nicht laut aus. Es war nicht immer positiv, voreilige Schlüsse zu ziehen. „Und schlussendlich werden Sie auch die Möglichkeit haben, Professor Snape, den Hauslehrer von Slytherin und Bellcourd, in Zaubertränke zu bewundern…“ Es blieb mucksmäuschenstill auf der rechten Seite des Saals. Nur die Bellcourds und die Slytherins lachten schallend los, bei der Vorstellung, die muffelige Fledermaus zu bewundern. Als die Lachkrämpfe einigermaßen abgeklungen waren, sprach Dumbledore amüsiert weiter. „Und Professor Sinistra und Professor Bullcroft werden Sie in die Kunst der Astronomie einführen. So, damit wären dann wohl alle Professoren vorgestellt.“ Erleichtert atmete der Weißhaarige tief aus und erntete dafür verhaltenes Schmunzeln. „Nun kommen wir zu den letzten aktuellen Punkten. Im Kollegium wurde einstimmig beschlossen, dass der Unterricht in den genannten Fächern mit jeweils zwei Lehrkräften abgehalten wird. Ob nun im Wechsel oder zusammen, werden Sie sicherlich noch gesagt bekommen. Zudem besteht für die neuen Schüler und noch relativ neugeborenen Jungvampiren unter Ihnen die Möglichkeit, an einem freiwilligen Kurs teilzunehmen, in dem man Ihnen alles Wissenswerte über Vampire beibringen wird. Unter anderem das praktische Fliegen, ebenso wie einige andere praktische Übungen, die Ihnen dann aber an Ort und Stelle von Professor Snape näher erläutert werden.“ Aufgeregtes Tuscheln ging über den langen Tisch. Harry zog die Augenbrauen in die Höhe. „Na also, da hast du deinen Crashkurs.“, meinte Malfoy gedehnt. Neville nickte aufgeregt. „Genau. Er wird dir alles beibringen, was du wissen musst, bestimmt.“ Für einen Moment war Harry sich noch unschlüssig, ob er zusätzliche Zeit mit der Fledermaus verbringen sollte, aber dann entschied, dass es wohl das Beste für ihn wäre. Er nickte langsam. „Und ganz zum Schluss noch eine Bitte an die Bellcourds – die Schüler, denen man vor dem Blutmond die Zauberstäbe abgenommen hat, kommen bitte nach vorn und holen ihre Stäbe ab.“ Eilig standen diese auf und traten nach vorn, nahmen von Professor Lupin und Professor Snape endlich wieder ihre Zauberstäbe entgegen. „Und nun – ich wünsche Ihnen einen angenehmen Schultag.“ Zu Ende war die zusätzliche Einschulung, zu Ende auch die Mittagspause. Draco stand eiligst auf, um die Neuen bei sich zu versammeln, während der Rest sich langsam wieder zum Unterricht aufmachte. Kapitel 18: ~+~+~+~+~ Kapitel 18 -------------------------------- Hallo und willkommen zurück zu Vampire's Life, dem etwas anderen Hogwarts ;D Das neue Kapitel ist hoffentlich endlich da...und wieder neues Lesefutter für euch <.< Sorry dass es so spät kommt, ich hab Anfang des Monats versehentlich ein Massenupload mit diesem Kapitel gemacht, deswegen wurde es zurückesetzt und die gesamte Story auf einen Monat Ruhezeit -.- Shit Happens...aber es war ohnehin die Uhrzeit gewesen, wo mein Hirn nicht mehr besonders klar war, von daher XDD naja... ich hoffe ihr habt Spaß mit dem neuen Kapitel und seid wegen der langen Wartezeit nicht böse auf mich...*duck* Njo... <.< Dann wünsch ich euch viel Spaß und hoffe auf viele anregende Reviews ^.^~ Lg Manni ---------------------------------- ~+~+~+~+~ Kapitel 18 Seufzend saßen die Jungen und Mädchen aus Ravenclaw und Bellcourd zusammen auf ihren Plätzen und warteten nun schon seit geschlagenen zehn Minuten auf ihren neuen Professor. „Ich wette, der hat sich verlaufen.“, meinte Draco müde. Ungeniert gähnte er mit offenem Mund in den Raum und schloss die Augen. Neville nickte. „Ich glaube, ich schau mal, wo er ist…“, wollte Neville gerade vorgeschlagen, aber da öffnete sich die Tür und der verspätete Professor betrat mit einem verlegenen Grinsen den Raum. „Entschuldigt die Verspätung, ich hab mich verlaufen…“, entschuldigte er sich sofort, das Grinsen schien sich gar nicht von den Lippen lösen zu wollen. Dass sämtliche Blicke auf ihn gerichtet waren, schien den Teilkobold auch nicht wirklich zu stören. Als er vorne am Podium angekommen war, sah er im ersten Moment etwas irritiert aus, aber ein kleines Fingerschnippen sorgte dafür, dass das Podium auf einmal wie ein Klappstuhl zusammensank, er auf die oberste Stufe trat und dann wieder empor getragen wurde, bis er auf der gleichen Augenhöhe war, wie normal große Lehrer. „Sie benutzen keinen Zauberstab, Professor?“, rief ein Mädchen aus Ravenclaw verwundert in den Raum. „Nein, Miss…“ „Turpin, Sir. Lisa Turpin“, kam die Antwort sofort gehorsam. Der Professor nickte. „Sie haben es richtig erkannt, Miss Turpin. Ich nutze keinen Zauberstab, der ist bei mir witzigerweise irgendwie…nutzlos. Ich kann ebenso wie andere Kobolde meine Magie in meinen Fingerspitzen bündeln und sie auch von dort aus steuern. Aber bevor noch mehr Fragen kommen…“ Der Professor hatte eine helle, aber nicht halb so quietschige Stimme wie Professor Flitwick. Und er schien viel und gerne lächeln, denn die Schüler in den ersten Reihen erkannten deutlich die vielen Lachfalten um seine großen Augen, die sie warm anstrahlten. „Nun, da der liebe Professor Lupin meinte, ich könnte ruhig eine Stunde darauf verwenden, euch kennen zu lernen, vertrete ich ihn heute mal. Und diese Gelegenheit möchte ich gleich nutzen, um euch und mir selbst die Möglichkeit zu geben, den eigenen Horizont ein wenig zu erweitern.“ Lächelnd blickte der Mann sich im Raum um und studierte unauffällig die Gesichter seiner Schüler. Bei Harry blieb er für einen Augenblick hängen, nickte ihm kurz anerkennend zu, dann sprach er weiter. „Mein Name ist Roman Kaine, ich bin Amerikaner und habe mich hier beworben, um mal ein wenig von der Welt zu sehen…und natürlich, um zu schauen, ob ich dieser Schule ein wenig bei ihrer neuen Entwicklung unterstützen kann.“ Einige Schüler blickten relativ fragend, aber es blieb still. Der Teilkobold schmunzelte. „Nun…Sie sollten wissen, in den USA gibt es einen Stadtteil, der heißt Minneapolis. Und aus diesem Stadtteil komme ich. Professor, ähm…Dum…Dumbel…“ „Dumbledore?“, kam es hilfreich von Pansy. Professor Kaine nickte dankend. „Professor Dumbledore meinte, dass seine Schüler häufig nicht so wirklich viel von der Welt außerhalb Englands wissen. Darum hab ich mir gedacht, ich erzähle mal ein wenig über den Ort, wo ich herkomme. War schon einmal jemand von Ihnen in Amerika?“ Vereinzelt hoben sich zögerlich ein paar Hände. „Nun, Minneapolis liegt in Amerika und ist ein sehr…ich würde mal sagen, revolutionärer Stadtteil der USA. Ich komme aus der Partnerschule Silverwings, einer Schule, in welcher sowohl muggelstämmige Hexen und Zauberer, als auch Reinblüter und sogar Halbmenschen die Magie erlenen können.“ Nun hob Draco doch recht interessiert seine Hand. „Das soll bedeuten, dort lernen auch Halbmenschen, also Leute, die ein menschenähnliches Elternteil haben?“, erläuterte der junge Vampir mit kräftiger Stimme. Professor Kaine nickte anerkennend. „Sehr genau, Mr.?“ „Malfoy.“ Nun hob sich auch die Augenbraue des Lehrers. Draco konnte ein überhebliches Grinsen nun doch nicht verkneifen – bis ihm siedend heiß einfiel, dass er verbannt worden war. Von einer Sekunde auf die nächste wich ihm das ganze Blut aus dem Gesicht, er japste atemlos. //Verdammt, das hab ich ja vollkommen verdrängt…ich, ich bin doch…gar kein Malfoy mehr! Ich bin…namenlos…Mist, verdammter…Der Fluch!// Verstört schlug er die Hand vor den Mund und begann trocken zu schluchzen. Blaise und Harry, die direkt neben ihm saßen, sahen ihn erschrocken an. „Hey, was ist los?“, fragte Harry leise, aber Blaise reagierte noch im selben Augenblick. „Professor, würden Sie uns bitte für diese Stunde entschuldigen? Draco geht es nicht gut.“, rief er prompt, noch während er seinen Freund am Arm in die Höhe wuchtete und sich ungeduldig durch die Sitzreihen drängelte. Nur ein fragendes Nicken des Lehrers wartete er noch ab, ehe er Draco hinter sich aus dem Raum schleifte. „Ähm…was war das denn?“, fragte Neville sich leise. Auch Harry und die anderen blickten erstaunt drein, wagten es aber nicht, irgendwie über das seltsame Verhalten herzuziehen. Trotzdem begannen die Ravenclaws und auch einige Bellcourds miteinander zu tuscheln. „Ähm…gut, hoffen wir, dass Mr. Malfoy sich schnell wieder erholt…wo waren wir? Äh…ach ja, Silverwings.“, versuchte der Lehrer die angespannte Situation irgendwie wieder zu beruhigen. Nach wenigen Minuten war wieder Ruhe in die Meute eingekehrt und er sah sich imstande, den Unterricht weiterzuführen. „Nun, in Silverwings kann jeder lernen, wie Mr. Malfoy es schon treffend festgestellt hat. Auch Halbmenschen, also Menschen, die einen als Menschenähnlich eingestuften Vorfahren oder Elternteil haben, und haben sie auch nur einen Funken Magie im Blut, bekommen die Erlaubnis, in Silverwings zu studieren. Dort ist es durchaus üblich, dass Zentauren, Wassermenschen oder Veelas unterrichten. Allerdings ist die Schule nicht in Häuser aufgeteilt wie hier, das hat mich im ersten Moment schon irritiert. Kann mir einer von Ihnen vielleicht noch einmal erklären, wie das mit den Häusern ist? Gestern ging alles so schnell, ich glaube, ich hab die Hälfte schon wieder vergessen.“ Diesmal war es Harry, der sich meldete. Im ersten Moment wollte Professor Kaine einen der Ravenclaws nehmen, aber als Harrys Hand sich zögerlich in die Höhe arbeitete, entschied er sich freudig um. „Mr. Potter, bitte.“ Zögernd blickte Harry auf sein Buch und begann nervös zu erklären. „Vor eintausend und vier Jahren entschlossen sich die vier Gründer, Godric Gryffindor, Salazar Slytherin, Rowena Ravenclaw und Helga Hufflepuff, eine Schule zu gründen. Sie zusammen entschlossen, allen die Möglichkeit zu geben, die Magie zu erlernen, aber sie hatten unterschiedliche Ansichten, wer dafür geeignet war…“, fing der Junge mit leiser Stimme an. Nott setzte seine Rede unaufgefordert fort, ersetzte den Teil, den Harry selbst nicht so genau wusste. „In der ersten Klasse, direkt zu Anfang jedes Schuljahres entscheidet der sprechende Hut, den man sich bei der Einschulungsfeier aufsetzen muss, in welches Haus man kommt. Der Hut entscheidet dabei nach Gesinnung und Charakter, vielleicht auch noch nach anderen Eigenschaften, aber er sagt, welches Haus für jemanden am besten geeignet ist.“ Und Harry sprach weiter. Professor Kaine bemerkte, dass sich die Schüler Bellcourds doch relativ gut zu ergänzen schienen, denn jeder mischte mit, ohne dass sie sich in die Quere zu kommen schienen. Beeindruckt von dieser Zusammenarbeit hörte er aufmerksam zu. „Nach Ravenclaw kommen die Leute, die gerne und viel lernen, weil Rowena Ravenclaw besonders die fleißigen und wissbegierigen Schüler unterstützen wollte. Und in Slytherin sind welche, die gern…naja…“ „Die vielleicht nicht ganz so sauber sind wie brave Leutchen, Potter. Wenn wir was anpacken, dann auch richtig. Und wenn uns jemand nicht in den Kram passt – nun, die schwarze Magie ist in Slytherin durchaus verbreitet, die weiße zwar auch, aber die schwarze Magie wird von typischen Slytherinfamilien gern genutzt…So wie es Salazar Slytherin schon immer wollte. Außerdem sind die Slytherins mehr als alle anderen stolz auf ihren reinblütigen Stammbaum. Das ist wohl das offensichtlichste Merkmal.“, antwortete Pansy auf das zögernde Stocken des ehemaligen Löwen hin. Ihre Augen funkelten gefährlich. Und wieder rutschten Kaine’s Augenbrauen in die Höhe. „Und, also in Gryffindor sind die Mutigen. Gryffindors sind-“ „-Chronisch neugierig, ne, Potter?“, warf Nott grinsend ein. „Wie gesagt, mutig, sehr neugierig und haben ein gewisses…nun ja…Beschützergen. Genauso wie Godric Gryffindor seinerzeit. Er hat offensichtlich immer mit Mut und Tapferkeit herumgeprahlt, deswegen hat Gryffindor eben dieses Auswahlverfahren übernommen.“ „Das trifft aber eher auf dich zu, Harry.“, meinte Neville etwas kleinlaut. Harry lachte leise. „Stimmt. Auf alle Fälle sind in Gryffindor die Leute, die in der Lage sind, sich ihren Ängsten entgegen zu stellen, egal wie groß die Gefahr ist. Sie helfen ihren Freunden immer, egal welche Probleme das machen könnte. Das zeichnet die Gryffindors aus.“ „Und in Hufflepuff sind alle, die anderen gern helfen und allgemein fleißig sind. Zudem…sind die Hufflepuffs glaub ich auch sehr gerecht untereinander und mit anderen. Und eigentlich stimmt die Entscheidung des sprechenden Hutes auch immer.“, führte Terry lächelnd weiter. „Und jetzt ist Bellcourd dazugekommen. In Bellcourd sind alle Halbmenschen, aber auch welche, die…naja, ich weiß nicht ganz, wie man es zuordnen soll. Welche mit besonderen Eigenschaften. Ich persönlich bin ein Spender. So gesehen falle ich also in eine andere Sparte, aber ob es überhaupt eine Passende gibt, weiß ich nicht.“, meinte nun auch Nott dazu. Kaine nickte. „Nun, danke für die Erklärung. Ich glaube, ich werde das jetzt einigermaßen zuordnen können…Und wie ich sehe, sind in Bellcourd nun alle möglichen Häuser gemischt, nicht wahr?“ Einstimmiges Nicken antwortete auf die Frage. „Ich war eine Hufflepuff.“, meinte ein Mädchen aus der ersten Reihe schüchtern. Und dann sagte jeder, aus welchem Haus er kam. Kaine lachte, als Harry feixend „Gryffindor“ rief, aber bei Pansys überheblichen „Slytherin“ zog er dagegen die Augenbrauen zusammen. Offensichtlich hatte der Mann keinen besonders guten Eindruck von dem Haus der Schlangen. „Aber kommen wir mal wieder zurück zu Minneapolis. Ich denke, über Silverwings wissen Sie nun ein wenig. Falls noch Fragen sind, können Sie gern zum Ende der Stunde zu mir kommen, damit habe ich kein Problem. Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn etwas ist…Schulisches, Privates, oder wenn einfach nur ein Gesprächspartner gesucht wird…auch meine privaten Räume stehen Ihnen offen.“, bot er lächelnd an. „War das in Silverwings auch so?“, wollte ein Ravenclaw wissen. „Ja, in Silverwings ist es Gang und Gäbe, dass die Lehrer rund um die Uhr für ihre Schüler da sind. Ganz besonders beliebte Lehrkräfte bereuen diese Entscheidung zwar manchmal, aber im Allgemeinen kommen die Kinder von ganz allein, wenn sie Gesprächsbedarf haben. Und darauf möchte ich hier auch aufbauen.“ Die Schüler nickten zum Beweis, dass sie es zur Kenntnis genommen hatten und Kaine fuhr fort. „Aber nun möchte ich Ihnen ein wenig mehr über Minneapolis erzählen. Minneapolis ist, im Gegensatz zum restlichen vereinigten Amerika, ein multinationaler Staat, in dem sowohl magische Menschen, als auch Halbmenschen und sogar ein paar Handvoll gewöhnliche Muggel leben. „Wie funktioniert das denn?“, rief ein vorwitziger Ravenclaw erstaunt. „Wissen Sie, es läuft so: wenn meinetwegen ein Zentaure in Amerika entschließt, in eine Stadt umzuziehen, meldet er sich erst beim Amt für „magische Halbwesen“ und besorgt sich dort einen Pass mit der Erlaubnis, nach Minneapolis zu ziehen. Dort kann er dann auch gleich das Büro für „Integration in Minneapolis“ aufsuchen und dort mit einem Makler sprechen, der speziell dafür zuständig ist, die unterschiedlichsten Leute in Minneapolis heimisch zu machen. Er entscheidet: Zentauren benötigen große Räume mit spezieller Ausstattung und wenn möglich in einem Stadtteil, in dem auch mehrere Zentauren leben. Dann werden die ersten Verfahren eingeleitet, er sucht ein passendes Haus und durch unterschiedliche Fördermittel vom Staat bekommt der Kunde dann die ersten paar Monate alles bezahlt, was zum Leben notwendig ist, bis eine einigermaßen ertragreiche Arbeit gefunden ist. Gibt es auch in dem Bereich Probleme, kann ein spezieller Berufsberater helfen, geeignete Jobs zu vermitteln. Die Kinder werden, je nach Entscheidung der Eltern und des Staats, zur entsprechenden Schule oder zum passenden Kindergarten geschickt. Selbst dort sind bereits alle gemischt.“ „Aber fällt es dem Rest der Welt denn nicht auf, wenn in einer Stadt Zentauren und Vampire leben?“, fragte Neville leise in die Klasse hinein. Kaine nickte im ersten Moment und lächelte. „Ja und nein. Man kann sagen, es ist in etwa wie hier in Hogwarts. Gewöhnliche Muggel sehen statt dem Schloss nur eine verfallene Ruine, wenn sie das Gelände versehentlich betreten. Und spätestens nach ein paar Sekunden verlieren sie jegliches Interesse und vergessen wieder, dass sie eine Ruine gesehen haben. In Minneapolis ist es ähnlich. In Minneapolis wohnen wirklich nur Muggel, die magische Kinder oder Eltern haben, ebenso wie Squibs. Alle kommen mehr oder weniger gut mit den Magiern und Halbmenschen aus, aber wer Ärger macht, wird ohne viel Federlesens rausgeworfen, ebenso, wenn der Wunsch besteht, wird für einen Umzug gesorgt. Minneapolis ist sozusagen eine geschlossene Stadt. Sie ist auch durch einen besonderen Zauber geschützt, der sie für die Augen Unwissender wie einen riesigen Krater erscheinen lässt. Laut der geänderten Muggelgeschichte fiel vor neun Jahren in Minneapolis ein riesiger Meteorit in die Stadt und zerstörte sie vollkommen. Die Gedächtnisse hunderttausender Menschen wurden manipuliert, um die Stadt so zu machen, wie sie heute ist. Und bisher gab es keine Probleme, weder mit den Muggeln oder mit den Halbmenschen. Und deswegen ist Minneapolis eine relativ friedliche Stadt. Und ich habe mich entschlossen, trotz meiner sicheren Stelle in Silverwings, hierher zu kommen, um dieser Schule auf ihrem Weg der Multinationalität zu unterstützen, da ich schon viel Wissen darüber mitbringe.“ Neville war sprachlos. Dass diese Schule magisch geschützt war, wusste jeder. Aber hier wohnte auch im Umkreis einiger hundert Kilometer kein einziger Muggel, von daher war es nicht das Problem. Aber eine ganze Stadt mit so mächtigen Zaubern zu belegen, das konnte er sich einfach nicht vorstellen. „Aber Professor, wer ist denn so mächtig, dass man eine ganze Stadt mit einem Unsichtbarkeits- und Täuschungszauber belegen könnte?“, fragte Terry erstaunt. „Nun…die Bannzauber wurden natürlich nicht von einem einzigen Zauberer erstellt, das wissen Sie sicherlich alle. Das wäre ziemlich unmöglich, so viel magische Energie besitzt einfach niemand. Darum wurde der Schutzschild vor neun Jahren von den fünfundfünfzig besten Magiern und Hexen errichtet, die jedes Jahr von ausgesuchten Leuten abgelöst werden. Und ich darf mit Stolz behaupten, dass ich zu einem der diesjährigen Magier gehöre, der für die Erhaltung der Banne zuständig sind. Aber ich sage Ihnen…Kobolde sind für ihren großen inneren Vorrat an Magie bekannt, aber ich war danach eine ganze Woche lang derart ausgelaugt, dass ich grad noch so selbst aufs Klo konnte…den Rest der Zeit habe ich eigentlich nur noch geschlafen. Also einen solchen Bannkreis zu errichten, selbst mit Hilfe von 54 anderen, ist ein wahnsinniger Kraftakt. Empfehle ich keinem!“ Für einen Moment verzog der Professor das Gesicht, aber seine gute Laune schien schnell wieder Überhand zu gewinnen, denn sein einnehmendes Grinsen kehrte prompt wieder zurück. „Haben Sie sonst noch Fragen?“ Zögernd meldete Neville sich. Eine scheue Röte überzog seine Wangen, als er schüchtern fragte, ob der Professor denn eine Familie habe. Und sofort begann der Mann verträumt zu strahlen. „Oh ja…ich habe eine wundervolle Frau, eine Hexe übrigens, und sechs reizende Töchter und einen tollen Sohn!“ Erstaunt lachten einige Schüler auf. Und Professor Kaine lachte mit. „Vier meiner Töchter sind ebenfalls Teilkobolde, zwei ohne magische Begabung, der Rest ist magisch begabt. Und mein Sohn Luke ist sogar ein ausgesprochen wilder Magier…schon mit zwei Jahren hat er angefangen, irgendwelche Teppiche in Brand zu setzen. Meine Frau Alice sagt ständig, das hat er wohl von mir.“ Ein paar spöttische Lacher gingen auf sein Konto, aber das juckte Kaine offensichtlich nicht. Grinsend sprach er weiter. „Und meine älteste Tochter arbeitet jetzt im Ministerium für magische Strafverfolgung, Melissa und Olivia, meine beiden zweitältesten Zwillinge sind Sängerinnen in einer kleinen Band. Der Rest geht noch zur Schule, Mariah, meine Jüngste, ist jetzt grade in den Kindergarten gekommen.“ „Sechs Geschwister würden mir glaub ich gar nicht liegen!“, lachte Terry vergnügt bei dem Gedanken, sechs andere Terrys würden um ihn herumwuseln. Auch Neville nickte mit einem dicken Kloß im Hals. „Gott bewahre…niemals!“, lachte Nott aufgedreht. „Na, Kobolde sind nun einmal sehr fruchtbar. Aber die können pro Schlag sogar locker 10 Kiddys kriegen. Dagegen hab ich es ja noch relativ gut getroffen.“, schmunzelte Professor Kaine zwinkernd und nun lachten wirklich alle schallend los. Und das Läuten der Schulglocke sagte ihnen, dass es nun Zeit wurde für die nächste Stunde. Noch immer erheitert machten sich die Schüler auf den Weg, nur die drei Freunde beschlossen, mal nach ihren beiden Zimmergenossen zu sehen. Kapitel 19: ~+~+~+~+~+ Kapitel 19 --------------------------------- Blaise und Draco hatten sich während der Unterrichtsstunde in einen leeren Klassenraum zurückgezogen, um zu sprechen. Draco keuchte leise. „Hey, Dray. Dray, guck mich an, ja?“ Besorgt griff der Dunkelhäutige nach den zitternden Schultern seines besten Freundes und versuchte diesen dazu zu bringen, ihm ins Gesicht zu schauen. Seit sie zusammen aus dem Unterricht getürmt waren, hatte Draco immer wieder kleine Panikanfälle bekommen, war einmal sogar zusammengebrochen und es hatte ein paar Minuten gedauert, bis Blaise ihn wieder auf die Beine gewuchtet hatte. Und weil der Dunkelhäutige nicht einmal im Ansatz wusste, was seinen besten Freund quälte, fiel ihm nichts anderes ein, als die gleichen beruhigenden Worte zu flüstern, die ihm bisher immer geholfen hatten. „Hey, Dray! Hör mir zu, Dray, du bist nicht schuld! Du bist nicht schuld. Hörst du? Du bist NICHT schuld!“ Nun blickten die grauen Augen langsam auf. Blaise seufzte leise. „Hey…“ Draco schluchzte laut. Vollkommen fertig mit den Nerven klammerte der Blondschopf sich an Blaise’s Umhang fest und vergrub sein Gesicht an dessen Schulter. „Hey…Draco, du musst schon mit mir sprechen, sonst kann ich dir nicht helfen. Ach, komm her.“ Als langjährig bester Freund tat es Blaise natürlich weh, seinen Sandkastenfreund derart verzweifelt zu sehen. Irgendwie fühlte er sich in die Szene im Krankenflügel zurückversetzt, wo Draco Harry zu einem Vampir gemacht und danach die ultimative Panikattacke gehabt hatte. Etwas Nasses am Hals ließ ihn auf sehen. „Hey, Dray, guck mich doch bitte mal an, ja?“ Auch wenn Draco sich im ersten Moment wehrte, Blaise zwang ihn mit sanfter Gewalt, das Gesicht anzuheben. Der Dunkelhaarige stutze. „Hey, die Narbe. Sie blutet.“ Obwohl Draco wie jeden Abend vor dem Schlafengehen den Zauberspruch erneuert hatte, der die Narbe kosmetisch verdeckte, konnte man sie sehen. Und das Verrückte an der ganzen Sache war – sie blutete, und sie war garantiert einige Zentimeter größer geworden. Normalerweise ließen Fluchnarben sich nicht verdecken. Anfangs hatte es dennoch funktioniert, aber jetzt schien die Wirkung verflogen zu sein und die Narbe entwickelte sogar offensichtlich ein Eigenleben. „Ich…ich darf mich doch nicht mehr selbst als…na, du weißt schon…“ „Du darfst dich selbst nicht mehr Malfoy nennen?“, hakte Blaise leise nach, beobachtete dabei aufmerksam den langen Kratzer auf der eingefallenen Wange. Aber die Narbe veränderte sich nicht. Draco nickte zögernd. Und Blaise seufzte tief. „Na hervorragend. Das Rätsel haben wir jetzt zwar gelöst, aber wir haben keine Lösung dafür, nehme ich an? Wir sollten zu Mme. Pomfrey gehen, die weiß bestimmt, was zu tun ist.“ „Nicht zu Mme. Pomfrey!“, rief Draco sofort panisch. Aber Blaise ließ nicht locker. „Was sollen wir denn sonst machen? So kannst du doch nicht in den Unterricht zurück, ohne dass die dich mit Fragen überhäufen! Mme. Pomfrey kennt vielleicht einen Zauber, ums wenigstens zu überdecken.“ Er sah, dass sein Freund krampfhaft nachzudenken versuchte. Doch offensichtlich fiel dem auch nicht wirklich etwas Besseres ein, deswegen beschloss Blaise, seinen Plan umzusetzen. „Dann wird Dumbledore bestimmt auch benachrichtigt.“, flüsterte der Blonde plötzlich mit einer derart mitleid erweckenden Stimme, dass Blaise wirklich noch einmal darüber nachdachte, ob das wirklich so eine gute Idee sein konnte. Wenn Mme. Pomfrey erkannte, dass sie eine Fluchnarbe behandeln sollte, würde sie Dumbledore rufen, und das mit Sicherheit. Aber er wusste auch, dass Draco diesen noch nie hatte leiden können, schon allein wegen den Zwistigkeiten zwischen der Familie Malfoy und dem nicht-reinblütigen Schulleiter, der sich für eben diese auch noch übermäßig einsetzte, was wiederum die Malfoys ziemlich böse machte. Ein ewiger Teufelskreis. Und Malfoy war von Anfang an mitten drin gewesen, unter dem Druck seines Vaters dazu verdammt, sich wie ein arrogantes Arschloch aufzuführen. „Ich hab’s! Snape kennt sich bestimmt mit sowas aus, schließlich ist die schwarze Magie sein Fachgebiet!“, rief Blaise aus, als er plötzlich die Idee hatte. Draco nickte schwach. „Ja…okay. Er darf es wissen.“ Sie legten den Weg zu den privaten Gemächern des ältesten Vampirs der Schule in unbehaglichem Schweigen zurück. Blaise wusste nicht, was er sagen sollte um die Situation zu lockern und Draco wollte allgemein gerade nicht sprechen, deswegen schien der Weg ihnen viel länger vorzukommen als sonst. Als sie schließlich vor der alten Kerkertür stoppten, schien auch langsam wieder Leben in den Blonden zu kommen. Er blinzelte mehrmals unruhig und trat auf der Stelle, aber er machte keine Versuche, sich zurückzuziehen, was Blaise als gutes Zeichen auswertete. Also klopfte er schnell und hoffte, dass ihr Professor auch gerade da war. Und glücklicherweise mussten sie kaum warten, dann ging auch schon die Tür auf und der alte Vampir blickte böse auf die beiden Jungen herunter. „Was machen Sie hier, Sie haben Unterricht!“, fauchte er sie prompt an, aber Blaise reagierte darauf nicht. „Wir…haben ein Problem, Sir, mit dem wir nur zu Ihnen kommen können.“ Der Dunkelhäutige hatte schon früh festgestellt, dass er mit dem Zaubertränkeprofessor am besten zurecht kam, wenn er ihn siezte, und das möglichst respektvoll. Zwar durfte er den Älteren auch duzen, aber das tat er nur in besonderen Momenten. Jetzt war es seiner Meinung nach wohl am besten, erst mal ein wenig zu schleimen…jeder mochte es, wenn man ein wenig Honig ums Maul geschmiert bekam. Und Severus Snape war da nicht anders. „Kommen Sie rein. Und Mr. Malfoy, haben Sie ihre Stimme verloren?“ Aufmerksam betrachtete der Mann seine beiden Schüler. Blaise sah ihn direkt und aus bittenden Augen an, während Draco sich halb weggedreht hatte und sein Gesicht dem Boden zugewandt hatte. Irgendwie schlich sich ein seltsames Gefühl in seinen Bauch. Als er schließlich auch die beiden erneut direkt ansprach, sah er deutlich, dass Draco zusammenzuckte und eine Hand an die Wange legte. „Mr. Malfoy, zeigen Sie mir ihre Wange!“ Erneut ein Zusammenzucken, nun stöhnte der Junge schmerzhaft. Snape zog die Augenbrauen zusammen. „Schauen Sie mich an!“ Die Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen, fasste der Vampir grob nach Dracos Kinn und hob es an, sodass er gut die Wange betrachten konnte, die nun fast zur Gänze von einer blutenden, frischen Narbe geziert wurde. „Rein mit euch. Und dann will ich wissen, wieso ihr mir das nicht gleich gesagt habt!“ Gehorsam traten die beiden Jungen an ihrem Hauslehrer vorbei in dessen private Gemächer. Harry, Neville und Terry waren mittlerweile schon im Krankenflügel gewesen, aber auch dort konnten sie ihre beiden Freunde nicht entdecken. Mme. Pomfrey wusste nichts davon, dass Draco und Blaise aus dem Unterricht gestürmt waren und auch in ihrem Schlafsaal waren sie nicht. „Ist ja seltsam…wo sind die denn nur?“, wunderte sich Neville leise. Terry nickte. „Ist jedenfalls nicht typisch für die beiden.“, stimmte er leise zu. Nur Harry blickte noch immer konzentriert drein. „Gehen wir nochmal zurück in den Schlafsaal. Es gibt noch eine Möglichkeit, sie aufzuspüren.“ Gehorsam folgten die beiden ihrem Anführer, der sie mit schnellen Schritten wieder zurück in den Bellcourdgarten brachte und dort in seinem Nachttisch herumzuwühlen begann. Schließlich beförderte er zusammengefaltetes, altes Pergament zutage und blickte die beiden Jungen ernst an. „Davon dürft ihr niemandem erzählen, klar? Bisher wissen nur Hermine und Ron von dieser Karte, aber ich will nicht, dass sie bald jeder kennt. Die gehörte nämlich mal meinem Vater.“ Terry nickte lächelnd. „Die Karte des Rumtreibers.“ Er beobachtete amüsiert, wie die Gesichtszüge des Schwarzhaarigen nahezu entgleisten. Trotzdem nickte dieser ernst und flüsterte ein „Ich schwöre, dass ich ein Tunichtgut bin.“ und die schwarzen Linien und Punkte offenbarten eine vollständige Karte des Schlosses und des Geländes. „Wow…“ Aufmerksam suchten die grünen Augen nach den Fußabdrücken, die er schließlich zusammen mit denen von Professor Snape in dessen Büro fand. „Sie sind bei Professor Snape.“, sagte er erleichtert und schloss die Karte wieder. Neville staunte. „Cool. Wo hast du die denn her?“, wollte der Junge neugierig wissen, aber eine zufriedenstellende Antwort bekam er nicht. Harry schnaufte. „Erzähl ich dir vielleicht ein anderes Mal. Der Unterricht geht gleich weiter.“ Die beiden Jungen nickten gedankenverloren. „Bin mal gespannt, wie Verwandlung mit dem neuen Professor wird.“, meinte Terry grinsend. Die Jungen lachten. „Bestimmt schmachtet selbst McGonagall ihn an, wetten?“ „Nee…die Alte ist doch viel zu alt für ihn.“, meinte Neville skeptisch. Harry guckte ihn dumm an. „Wow, solche Worte von dir…“, rief Terry fröhlich und der Grund seines Amüsements lief verschämt rot an. „Beeilen wir uns lieber, wir wollen doch nicht gleich einen schlechten Eindruck hinterlassen, oder?“, schlug Harry schließlich vor und sie beeilten sich, noch pünktlich zur nächsten Stunde zu kommen. Die Schüler waren allesamt bereits auf ihren Plätzen, als die drei Jungen leise hinein huschten und sich zusammen in die vorletzte Reihe setzten. Ihre beiden Professoren waren noch nicht da. Außerdem fiel ihnen auf, dass sie diese Stunde mit den Gryffindors zusammen hatten, weswegen auch wieder die typische Häusertrennung entstanden war. Einzig Hermine saß ohne jeglichen Skrupel ganz vorn am Tisch der Bellcourds, direkt neben Marylin, die beide die Köpfe zusammengesteckt hatten und aufgeregt tuschelten. Als die drei Jungen eintraten, drehte sich das Mädchen zwar kurz nach ihnen um, lächelte einmal kurz, dann widmete sie sich wieder ihrer Sitznachbarin. „Oh man, ausgerechnet mit denen haben wir wieder Unterricht…“, murmelte Terry angesäuert, aber Harry gab sich alle Mühe, die anderen zu ignorieren. Nur einen kurzen, hoffenden Blick herüber zu seinem rothaarigen Freund gestattete er sich, aber die braunen Augen des Rothaarigen blitzten ihn böse an. Harry seufzte leise. „Das ist doch die Hölle…“ Leise stöhnend vergrub Harry das Gesicht in den Händen. Er fühlte sich so verraten, so allein gelassen…und das nur, weil er sich ein wenig verändert hatte? Er war doch immer noch er selbst?! Ein drückendes Gefühl begann sich in dem Schwarzhaarigen breit zu machen, seine Augen begannen zu brennen. Ihm war einfach nur zum Heulen zumute. Am liebsten würde er sich sofort irgendwo verkriechen und zwar so lange, bis wieder alles in Ordnung war. Er hatte absolut keine Lust mehr auf dieses Theater. Das wurde ihm langsam einfach alles zu viel. //Verdammt, ich hab ihnen doch gar nichts getan…Jahrelang heucheln sie mir ihre Freundschaft vor, und ich, ich bin auch noch naiv genug und glaub das alles…und die, die ich nicht ausstehen konnte, stehen auf einmal auf meiner Seite…was soll das eigentlich?! Ist hier jetzt auf einmal verkehrte Welt, oder was?// Ganz allmählich wurde Harry sauer. Das war doch wohl alles nur ein böser Scherz! Draco und Blaise hatten eben doch recht. Ein wahrer Freund verließ seinen einen nicht einfach, nur weil man sich verändert hatte. Hermine und Neville waren wohl die besten Beispiele, und das, wo er mit Neville vorher eigentlich nicht wirklich viel zu tun gehabt hatte. Und Hermine stand wie immer an seiner Seite, machte sich nichts draus, dass er nun ein Vampir war. Auch, wenn er selbst manchmal nicht ganz sicher war, ob er wirklich ein Vampir war…müsste er nicht langsam mal Blut trinken? Vampire tranken doch Blut. Aber warum hatte er kein Verlangen danach? Seine Wut flaute langsam wieder ab, als er anfing, sich zum ersten Mal wirklich mit dem Thema Vampir auszueinander zu setzen. Gut, er hatte mittlerweile herausgefunden, dass er offenbar ein paar typische Eigenschaften der Vampire übernommen hatte. Unter anderem war es der coole Nebeneffekt, dass er mittlerweile keine Brille mehr brauchte. Seine Augen waren inzwischen schärfer, als sie es jemals in seinem Leben gewesen zu sein schienen und manchmal, wenn es laut war und er sich darauf konzentrierte, konnte er sogar einzelne Geräuschquellen aus der Masse herausfiltern und zuordnen. Außerdem hatte er dank Draco auch erfahren, dass er für hohe Sprünge keinen Besen mehr brauchte. Es war absolut kein Problem, sich bis zu fünf Meter in die Tiefe fallen zu lassen, er bekam davon nicht einen Kratzer, wo andere mit wenig Glück bereits halb tot wären. Und angemerkt hatte dieser auch noch, dass er superschnell rennen konnte und außerdem konnte er fliegen. Mit seinen eigenen Flügeln, auch wenn er das noch gar nicht so recht glauben konnte. Außerdem…hatte Malfoy nicht mal beiläufig gemeint, Vampire könnten auch individuelle Fähigkeiten entwickeln? Er war gespannt, was er für eine Fähigkeit hatte. Seine Gedanken begannen wieder abzuschweifen. Nur am Rande bekam er mit, dass Professor McGonagall und Professor Bullcroft den Raum betraten, aber er registrierte es nicht bei vollem Bewusstsein. Stattdessen zauberte sich ein entspanntes Lächeln auf sein Gesicht, als er sich vorstellte, wie er sich von einem Ort zum anderen teleportierte, nur mit der Kraft seiner Gedanken, ohne vorher überhaupt das Apparieren erlernt zu haben. Ja, das wäre lustig. Oder vielleicht wurde er bärenstark? Dann konnte er jeden, der ihm doof kam, einfach umhauen, indem er ihn nur leicht anstupste…okay, das wurde jetzt lächerlich. „Mister Potter! Herrje, Sie sind es wirklich!“ Erschrocken von dem plötzlichen Geschrei blickte der Schwarzhaarige sich um, wurde von Neville darauf hingewiesen, dass ihr Professor angekommen war. Und der – Harry sträubten sich alle Nackenhaare bei dem Gedanken an das Kommende – hatte sich direkt neben ihm aufgebaut und schaute auf ihn hinab, als hätte er einen uralten, wertvollen Schatz entdeckt. „Minerva hat mir ja schon erzählt, dass der zukünftige Retter der Zauberwelt in meiner Klasse sein würde, aber dass ich Sie nun leibhaftig zu Gesicht bekomme, ist das Höchste der Gefühle! Himmel, ich verehre Sie schon, seit Sie geboren wurden!“ Aufgeregt schüttelte der Zentaure ungefragt Harrys Hand und strahlte ihn mit ebenmäßigen, strahlend weißen Zähnen an, sodass der Junge glaubte, er würde geblendet. Seine Hand fühlte sich, als würde sie ihm gleich abfallen. „Äh…schön.“, stammelte Harry mit der ganzen Situation auf einmal überfordert. Am liebsten hätte er seine Hand zurückgezogen, aber das konnte er doch bei seinem Professor nicht machen, oder? Er warf einen hilfesuchenden Blick zu seiner ehemaligen Hauslehrerin, aber die sah ziemlich amüsiert aus und schien nicht daran zu denken, ihm zu helfen. „Mister Potter, hätten Sie vielleicht was dagegen, wenn ich eine Ihrer Hausaufgaben mal behalte? So als Nachweis, dass ich Sie wirklich kennen gelernt habe und Sie wirklich in meiner Klasse sind? Mein kleiner Sohn wird ganz aus dem Häuschen sein, wenn er das erfährt!“ Allmählich begann die ganze Klasse verhalten zu grinsen, einige lachten sogar. Auch Terry und Neville ignorierten die offensichtliche Notlage ihres Freundes und lachten sich ins Fäustchen. „Ähm, ja, klar?“ „Super! Ausgezeichnet, Sie haben was gut bei mir, Mister Potter. Aber denken Sie nicht, dass ich Sie dadurch bevorzugen werde, nein!“ Die plötzliche Euphorie war so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war und der Zentaure blickte ihn ernst an. Harry nickte ein wenig eingeschüchtert. „Entschuldigen Sie meinen kleinen Ausbruch. Ich habe den Posten des Professors noch nicht sehr lange inne, von daher muss ich erst noch lernen, mich unter Kontrolle zu halten…ich denke, es wäre am besten, wenn ich mich erst einmal vorstelle.“ Mit einem verlegenen Räusper schritt der überaus gut aussehende Professor nach vorn zu den beiden Lehrerpodesten und stellte sich dahinter auf, sodass er die Schüler gut im Blick hatte. Harry fiel auf, dass es doch sehr ungewohnt klang, wenn Hufen auf Stein erklangen…und er konnte weder die Geschwindigkeit, noch die Richtung einschätzen, wenn er die Augen geschlossen hatte. Daran würde er sich wohl erst noch gewöhnen müssen. „Mein Name ist Adrían Martínez und ich komme aus Minneapolis. Hat man euch schon etwas über Minneapolis erzählt?“ Professor McGonagall stand etwas weiter am Ausgang und beobachtete aus Argusaugen, wie sich ihr neuer Kollege bei seiner ersten offiziellen Unterrichtsstunde so machte. Und da die meisten Schüler die Geschichte über Silverwings bereits kannten, bekamen die Gryffindors noch schnell eine gekürzte Wiederholung, damit wenigstens alle auf dem gleichen Stand waren. Und schließlich war es so weit, dass sie endlich die erste offizielle Unterrichtsstunde mit ihrem Professor beginnen konnten. Hermine hatte zwar das Thema Minneapolis noch ein wenig in die Länge gezogen, aber der Zentaure hatte sie schließlich mit den Worten „Ich gebe Ihnen nach dem Unterricht mal ein gutes Buch dazu, da steht sicherlich alles drin, was Sie wissen möchten.“ abgespeist. Und die wissbegierige Löwin hatte sich zufrieden wieder gesetzt. „So…“ Mit neugieriger Miene blickte der gut aussehende Halbmensch in die Runde. Minerva hatte sich mittlerweile an ihr Pult zurückgezogen und schien ein paar ausstehende Tests zu kontrollieren, denn sie beachtete die Klasse nicht mehr großartig. Und Professor Martínez schien diese neue Freiheit sehr zu gefallen, denn das schmale Lächeln, das sich auf seine Lippen gelegt hatte, wollte einfach nicht schwinden. „Erzählen Sie mir doch mal, welche Art von Zaubern Sie bisher gelernt haben.“ Ein paar Sekunden lang war es still. Hermine war schließlich die erste, die wieder ihren Arm hob und aufmerksam durch den Raum spähte, aber wie immer war sie die auch die Einzige mit einer Lösung. „Ja, Miss…“ „Granger, Sir. Wir haben in den bisherigen Schuljahren gelernt, verschieden große Gegenstände, nicht größer als einen kleinen Hund, in meist gleich große Gegenstände zu verwandeln, also Blumensträuße, Hocker oder große Kissen. Außerdem haben wir auch die Verwandlung eines Tieres in ein anderes Tier geübt, aber wir sind jetzt gerade erst bei kleinen Vögeln angekommen, die wir schließlich in Mäuse und Spinnen oder Ähnliches verwandeln sollten.“, ratterte das klassenschlaueste Mädchen wie immer wie auswendig gelernt herunter. Professor Martínez nickte nachdenklich. „Danke, Miss Granger. Hm…das einzige, was ihr meiner Meinung bisher gelernt habt, ist reine weiße Magie. Langweilig!“ Prompt blitzten die blauen Augen der Professorin strafend, aber das schien den Zentauren nicht zu stören. Er grinste siegessicher, als er die fragenden Gesichter seiner Schüler betrachtete. „Wissen Sie…die unterschiedlichen Zauber, die in Silverwings gelehrt werden, werden in einzelne Bereiche eingeteilt, die sogenannten Magieschichten. Silverwings lehrt die Stufen weiß bis hellgrau. Mittelgraue Zauber werden nach dem Abschluss der achten Klasse gelernt, aber dafür benötigt man eine spezielle Erlaubnis vom Amt der Zauberei. Sie sehen also, nicht jeder darf Zauber lernen, die über die weiße Magie hinaus gehen und das Wissen der Gemeinschaft übersteigen. Schwierig wird es nachher beim Lernen und Ausüben der dunkelgrauen Zauber. Allein um diese lernen zu dürfen, muss man sich lebenslang dem Ministerium und der angehörigen Missionarsabteilung verpflichten. Das Ministerium bekommt beim Anmeldeverfahren das Recht, sollte der betreffende Zauberer seine Macht auszunutzen versuchen, ihn zu bestrafen, wegzusperren und im schlimmsten Falle auch zu töten.“ Ein nachdenkliches Schaudern ging durch die Klasse. Hermine und auch fast alle anderen Schüler hingen wie gebannt an den Lippen des Professors. Auch Professor McGonagall hörte aufmerksam zu, schien aber noch nicht der Ansicht zu sein, den Redefluss ihres Kollegen zu stoppen, weshalb sie ihn ungeschoren weiterreden ließ. „Die angemeldeten Hexen und Zauberer, auch magiebegabte Halbmenschen, werden, um genau zu wissen, ob die Macht missbraucht wird oder nicht, im Ministerium eingezeichnet und von da an praktisch auf Schritt und Tritt beobachtet. Sie haben keine wirkliche Privatsphäre mehr…aber in Amerika ist man allgemein ein ganzes Stück strenger, wenn es um Wesen geht, die das Wissen der Allgemeinheit sprengen können. Voldemort wäre bei uns wahrscheinlich…“ Aufmerksam spitzte Harry die Ohren. Was würde dort wohl aus Voldemort werden? Würde das ganze Ministerium dort den berüchtigten Zauberer verfolgen und zu töten versuchen? Allein wegen der Tatsache, dass er mehr wusste, als der Rest der Gesellschaft? Verwirrt schüttelte Harry den Kopf. Das war Schwachsinn! Voldemort war mächtig, sehr mächtig sogar. Das Ministerium von England konnte in diesem Fall absolut nichts machen, außer ab und an ein paar Auroren aussenden, um seinen momentanen Aufenthaltsort herauszufinden. Wie ein Pfeil schoss Hermines Arm in die Höhe und sie wippte bereits ungeduldig mit den Füßen, um bei der Nennung ihres Namens wie eine Feder in die Höhe schnellen zu können. Aber diesmal wurde sie nicht drangenommen. Professor Martínez schnaubte leise. „Nun…mal angenommen, Voldemort würde in Amerika leben…“ Die Schüler stöhnten angstvoll, als ihr Professor so unverfroren den Namen des mächtigsten Zauberers dieses Jahrhunderts aussprach. Professor Martínez blickte zwar kurz aufmerksam durch die Klasse, sprach dann aber weiter: „Er würde dort ganz schnell durch dank der zahlreichen Missionarsarmeen und den Sträflingsverfolgern das Zeitliche segnen. Ganz einfach deshalb, weil diese Gruppen des Ministeriums Zauber beherrschen, die dem Rest der Welt verschlossen bleiben.“ Bestürzt und wissbegierig zugleich blickten Neville, Terry und Harry sich an. Kapitel 20: ~+~+~+~+~+~ Kapitel 20 ---------------------------------- Hermine war natürlich die erste, die diese neuen Informationen aufs Gründlichste überprüfen wollte. Sofort nach Ende der Stunde, nach der sie eine halbe Stunde Zeit hatten, um zum nächsten Klassenraum zu kommen, ließ sie sich von Professor Martínez einen Stapel Bücher über die Entstehungsgeschichten von Minneapolis und Silverwings geben, danach schnappte sie sich ihre beiden Freunde voller Eifer und schleifte sie erbarmungslos in die Bibliothek. Obwohl man diesmal anmerken musste, dass sie dem vollkommen überrumpelten, armen Neville überhaupt keine andere Wahl ließ. Terry folgte dem Trio schließlich aus freien Stücken und setzte sich schweigend dazu, als die junge Hexe wie ein Wirbelwind zwischen den Regalen herumzulaufen begann, um die richtigen Bücher zu finden, die ihr die Antworten geben könnten, die sie suchte. „Was genau hat er damit gemeint, Voldemort wäre schon längst Geschichte, wenn er nicht hier, sondern in Amerika leben würde?“, überlegte Harry laut vor sich hin, als er die Worte der letzten Unterrichtsstunde Revue passieren ließ. Neville zuckte ratlos mit den Schultern, nur Hermine rief hinter den Regalen hervor: „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, das ist eine Anspielung auf die in der dortigen Gesellschaft häufig angewandten schwarzen Magie, Harry.“ Vorwurfsvoll kam das Mädchen angerauscht, die Arme schwer beladen mit drei dicken, alten Wälzern. Krachend ließ sie diese vor den Jungen auf den Tisch fallen und setzte sich schwungvoll zwischen ihre Freunde. „Du meinst, weil in Amerika viel mehr schwarze Magie praktiziert wird als hier. Und vor allem, sogar noch teilweise legal.“, stimmte Terry nachdenklich zu. Hermine nickte eifrig. „Professor Martínez hat es doch so ausgedrückt, dass die Hexen und Zauberer dort viel mehr schwarzmagische, und offenbar auch kriegstaugliche Zauber kennen als wir hier in England.“, meinte das Mädchen energisch. Nachdenklich runzelte sich ihre glatte Stirn, sie blickte auf, als Harry sie auf einmal aufgeregt anstarrte. „Aber das heißt dann ja eigentlich…“ „Dass du bloß ein paar dieser Sprüche lernen musst, dann kannst du Voldemort problemlos besiegen!“, beendete Neville sofort. Harry nickte begeistert und auch Terry nickte leicht. Nur Hermine blickte noch immer ernst drein. „Aber mal angenommen, wir wüssten, welche Sprüche dort kriegstauglich sind, Harry…da gibt es noch ein paar Probleme, die uns auf dem Weg begegnen würden, findest du nicht?“ Nun war die vorherige Euphorie auch schon wieder verflogen und die Jungen grübelten angestrengt. Harry seufzte leise. „Du hast mal wieder Recht, Miene… erstmal müssten wir wissen, welche Zauber man verwenden kann, aber an die ranzukommen, wird schwierig. Schließlich dürfen ja auch nur ausgewählte Hexen und Zauberer in Amerika überhaupt die Lehre beginnen. Und das nur unter der Leitung des Ministeriums, also dürfte es für uns wohl unmöglich sein, da ranzukommen.“, stimmte er leise zu. Bedrücktes Schweigen trat ein. „Und selbst wenn wir das ausreichende Wissen hätten…keiner kann sich selbst Kriegszauber beibringen, auch eine Hermine Granger nicht. Das bezweifle ich stark.“, überlegte Terry leise weiter. Er spürte zwar den giftigen Blick der jungen Hexe auf sich ruhen, den er aber geflissentlich ignorierte. Selbst sie wusste, wo ihre Grenzen waren. Und eine Sechstklässlerin würde es höchstens mit viel Glück schaffen, sich selbst einen derart schweren Zauber beizubringen, egal wie schlau sie war. „Und was wäre…wenn wir jemanden fragen, der in den schwarzen Künsten bewandert ist?“, meinte Terry nach einigen Minuten des Schweigens leise. Harry lachte humorlos, er hatte sofort verstanden. „Snape?! Klar, er ist dafür wohl gut geeignet. Aber du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass die alte Fledermaus mir Kriegszauber beibringt, oder? Niemals…eher würd ich mich Voldemort persönlich stellen, als von dem unterrichtet zu werden! Ich schätze, meine Überlebenschancen in dem Unterricht sind gleich Null…“ Terry grinste hinterhältig, während sowohl Neville als auch Hermine leise lachen mussten. Ja, irgendwie hatte Harry da schon recht. Snape war bekannt als unerbittlicher und sogar unfairer Lehrer…und Harry als einziger Schüler würde bei ihm die Hölle durchleben. „Leute, wir müssen wieder los. Sorry Miene, wir sehen uns später.“, fiel Harry da gerade auf. Hastig ließen die drei Jungen ihre Freundin stehen und machten sich wieder auf den Weg zum Fach Geschichte der Zauberei mit Professor Binns und Professor Harvard, dem Halbelfen. Wobei Hermine ihre Freunde beneidete, dass sie jetzt schon den Halbelfen kennen lernen durften. Wie gerne würde sie an dem Unterricht teilnehmen…aber sie war eben doch eine Gryffindor. Seufzend legte sie die Hände auf die Tischplatte und blickte den dicken Bücherstapel vor sich an. Sie fasste einen Entschluss. //Wenn ich schon nicht mehr so viel tun kann wie sonst, dann werde ich meine Zeit wenigstens nicht ungenutzt verstreichen lassen! Das wäre ja gelacht, wenn ich nicht dahinter komme!// Voller neuem Tatendrang schlug sie den dicksten der drei Wälzer auf und begann ihn aufmerksam zu studieren. Die Unterrichtsstunde mit Professor Harvard war, wie die Jungen bereits vorher vermutet hatten, nicht die Aufregendste, aber schlafen durften sie jetzt auch nicht mehr. Der schon fast verboten gut aussehende Halbelf war streng, aufmerksam und erwartete offensichtlich eine möglichst rege Mitarbeit von seinen Schülern. Die Mädchen beugten sich seinen Wünschen – sofern sie nicht gerade vollauf damit beschäftigt waren, ihn mit großen Augen anzustarren und gedanklich wegzuschmelzen. Die Jungen dagegen taten sich noch etwas schwer, sich so plötzlich umzustellen. Harry nickte mehrmals ein, trotz seiner Versuche, wach zu bleiben. Und Neville und Terry blickten eher gedankenversunken vor sich hin, als dass sie wirklich verstanden, was der Mann mit seiner samtenen Stimme ihnen erzählte. Die einzig wirkliche Ablenkung, die ihnen diese Stunde brachte, war die Rückkehr ihrer beider vorher vermissten Freunde. Mit einer Miene, als würde die Welt in ein paar Sekunden in Flammen aufgehen, betrat Professor Snape den Raum, im Schlepptau die beiden ehemaligen Schlangen. „Entschuldigen Sie die Störung, Professor Harvard, aber ich bringe die beiden Schüler zurück, die in der letzten Stunde den Unterricht wegen Unwohlseins verlassen mussten. Lassen Sie sich nicht weiter stören.“ Draco und Blaise setzten sich schnell und ohne sich umzuschauen, neben ihre neuen Freunde und packten ihre Bücher aus. „Willkommen zurück.“, meinte Terry nur grinsend, aber außer einem ebenso breiten Grinsen von Blaise bekam er keine Antwort. Harry beobachtete aus dem Augenwinkel neugierig den Blondschopf, aber der war vollauf damit beschäftigt, die Schulsachen auszupacken und lautlos hinter vorgehaltener Hand zu gähnen. Professor Snape war auch schon wieder von dannen gezogen, wahrscheinlich in der Hoffnung, jetzt endlich seiner Freizeit nachgehen zu können. „Haben wir viel verpasst?“, wollte Blaise prompt wissen, aber außer einem Kopfschütteln von Harry, einem unterdrückten Lachen von Terry und dem breitesten Grinsen der welt von Neville antwortete zuerst keiner. „Professor Martínez, der Zentaure…er hat Harry in der Stunde um ein Autogramm gebeten!“, klärte Neville die beiden schließlich doch auf, als diese sich fragend ansahen. „Jaa, und der kleine Kobold in Verteidigung gegen die dunklen Künste ist auch son schräger Vogel, sag ich euch! Grinst die ganze Zeit wie ein…“, führte Terry sofort weiter, stockte aber nachdenklich. „Ja, wie grinst der eigentlich?“ „Irgendwie als wär ihm das festgewachsen…mal ehrlich, wer kann schon die ganze Stunde durch grinsen?“ „Aber er ist lustig. Hat uns einiges über Silverwings und Minneapolis erzählt.“ Mit der Zusammenfassung von Harry schließlich gaben sich die beiden Schlangen dann doch zufrieden. Draco seufzte leise und holte seine Rolle Pergament heraus, begann schweigend sich Notizen zu machen, während der Halbelf weiter mit monotoner, aber samtener Stimme erzählte, wie es zur in der Geschichte nie erwähnten, aber dennoch wirklich wissenswerten Elbenverfolgung gekommen war, die die Elben im dreizehnten Jahrhundert beinahe ausgerottet hätte. Heute gab es zwar auch noch ein paar Elben, aber die meisten von ihnen waren mittlerweile Mischlinge, entstanden aus Paarungen zwischen Veelas und Halbelben. Die daraus entstandene, neue Rasse hatte auch einen eigenen Namen erhalten: Halbelf. „Es gab ne Elbenverfolgung?“, brummte Terry nachdenklich, aber seine Freunde zuckten nur nachdenklich mit den Schultern. „Man merkt wirklich, dass Hermine nicht da ist…“, meinte Harry einige Minuten später leise in die Stille hinein, die in den hinteren Reihen entstanden war. Neville nickte. „Sie hätte uns jetzt erstmal wieder nen ellenlangen Vortrag darüber gehalten, was sie in welchem Buch schon mal gelesen hätte…“ „Und dass die werten Jungen, wenn sie schon nicht meinem Unterricht folgen wollen, bitte die Klappe zu halten haben. Danke!“ Ohne, dass einer von ihnen es gemerkt hatte, war Professor Harvard hinter sie getreten und blickte aus strengen, eisblauen Augen auf seine Schüler hinab. „T’schuldigung.“, nuschelte Harry sofort peinlich berührt und hielt nun die Klappe. Ebenso wie der Rest der Truppe, die nun sehnsüchtig darauf warteten, dass die Minuten schneller über das Zifferblatt der Uhr krochen. Letztendlich war die Erzählung über die Elbenverfolgung aber doch noch ganz interessant geworden, als der Professor kleine Ratespielchen in den Unterricht mit einbaute – Terry schmollte zwar die ersten Minuten ein wenig, weil er über das Wissen der Elben, Halfelfen und Veelas natürlich einiges mehr in petto hatte, aber er ließ es sich nicht nehmen, bei allgemeiner Unwissenheit auch mal den einen oder anderen Tipp in den Raum zu werfen. Schließlich fand Terry auch etwas Neues heraus: viele Veela und Halbelfen hatten ein geborenes Talent für jegliche Art von Heilungsmagie. Und dank ihrer Vorfahren waren sie auch um einiges sensibler und sicherer im Umgang mit der Magie. Nun hatte Terry endlich seine Antwort, warum er absolut keine Probleme damit gehabt hatte, Zauber zu lernen, die andere Gleichaltrige und sogar einige Professoren um den Verstand gebracht hatten. Er hatte eben einfach ein natürliches Gespür dafür. Gegen Ende der Stunde schließlich waren ausnahmslos alle Schüler von ihrem neuen Professor begeistert. Professor Harvard war streng, aber er war auch sehr nett, wenn man das tat, was er wollte. Und er war sogar so gnädig, keine Hausaufgabe für die erste „Kennenlern-Stunde“, wie er es nannte, zu geben. Zufrieden verließen die Schüler den Unterricht. „Boah, endlich geschafft! Mein Gott…“, brummte Terry müde, als sie sich auf den Weg in ihren Gemeinschaftsraum machten. Draco nickte und gähnte ausgiebig. „Jetzt haben wir wenigstens Freizeit. Aber wenigstens gibt’s keine Hausaufgaben, das ist doch schon mal was.“, stimmte der Blonde ihm zu. Zusammen schritten sie im gemütlichen Tempo durch die Gänge, störten sich nicht an den lautstark tuschelnden Gryffindors, wenn sich ihre Wege kreuzten. „Was ist denn da los?“, meinte Neville schließlich, als sie an der großen Halle vorbei kamen. Wenige Meter vor der Erhöhten Plattform der Lehrer hatte sich eine ganze Traube an Schülern versammelt, die irgendetwas furchtbar interessant zu finden schienen. „Keine Ahnung. Nachgucken?“ Auf den Vorschlag hin änderten sie ihren geplanten Kurs und steuerten auf die Meute zu. Der kleine Louis aus der ersten Klasse kam ihnen aufgeregt entgegen. „Harry, Harry!“ „Hey Louis, was gibt’s?“ „Da ist ein Aushang über den Vampirkurs, hast du‘s schon gesehen?“ „Vampirkurs?“, wiederholte der Bellcourd verblüfft und im ersten Moment ahnungslos. Erst als sie sich durch die vielen Schüler gekämpft hatten, konnten sie auch einen Blick auf den Zettel werfen, der an einer typischen schwarzen Wand hing, die es in so vielen Schulen schon gab. „Der Vampirkurs, von dem Dumbledore gesprochen hat. Und schau mal, was Professor Snape so alles geplant hat für seine Mitglieder.“, stimmte nun auch Marylin mit ein, die ebenfalls schon den Aushang gesehen hatte. „Ah ja…“ „Erste Stunde am Freitag um 17pm, Treffpunkt in der großen Halle vor dem schwarzen Brett. Teilnehmen dürfen nur Jungvampire der ersten Klasse und neugeborene Vampire.“, las Neville vor und zog die Augenbrauen zusammen. „Das ist in einer halben Stunde. Und was heißt, neugeboren?“ „Du bist ein Neugeborener, Potter. Frisch gebissen und noch vollkommen ahnungslos.“, erklärte Draco dem anderen mit einem leisen Knurren in der Stimme. Nun war es Harry, der skeptisch dreinsah. „Oh toll…“, murrte er begeistert, widmete sich aber wieder dem kleinen Zettel. „In der ersten Stunde wird das praktische Fliegen geübt. Ausgangspunkt: Der Ostturm. Professor Snape.“ „Cool. Na also, Harry. Wenn das mal nicht genau das ist, was du haben wolltest.“, grinste Terry schadenfroh. Draco nickte ebenfalls, grinste diesmal aber nicht. „Ich geh mal zu Severus und frag ihn, ob er noch Unterstützung gebrauchen kann.“ Und weg war der Blonde. Neville und Blaise sahen sich verwundert an. „Irgendwas hat der doch schon wieder.“ „Hat wohl seine Tage.“, tat Terry den kleinen Vorwurf keck ab und wandte sich wieder an den Schwarzhaarigen. Die kleine Meute löste sich allmählich auf, nur vereinzelt blieben ein paar Schüler und setzten sich einfach an den Gryffindortisch, weil ihr Tisch am anderen Ende der Halle war. „Und, machst du mit? So eine Gelegenheit bekommst du so schnell nicht wieder.“ Unschlüssig blickte der Schwarzhaarige zu Boden. Nun, recht hatte sein Freund da schon. So eine Chance bekam man nicht oft. Aber andererseits…die Vorstellung, dass er fliegen sollte, ließ ihn nun doch etwas mulmig zumute werden. „Naja, also…“ „Erzähl es ruhig, Harry. Wenn dich was bedrückt, nur raus damit.“ Der schwarzhaarige seufzte leise und nickte. Auch er setzte sich an den Tisch, wartete, bis seine kleine Gruppe sich zu ihm gesetzt hatte. „Hey, fangt nicht ohne mich an!“, schallte plötzlich eine helle, angenehm bekannte Stimme durch den Saal und Harry erblickte seine beste Freundin, die gerade mit langen Schritten auf ihn zulief. „Wo kommst du denn her?“ „Bibliothek. Ich glaube, ich hab was gefunden, aber das erzähl ich euch später.“ Mit einem Winken tat sie die Sache ab, als sie auch Louis und Marylin entdeckt hatte und setzte sich unaufgefordert dazu. „Also Harry, was hast du zu sagen?“ Zärtlich schlang das Mädchen einen Arm um Harrys Schultern und lächelte ihm ins Gesicht. Der ehemalige Löwe lächelte zaghaft zurück und versuchte, seine Gedanken in Worte zu fassen. „Weißt du…bisher hatte ich trotz allem immer noch das Gefühl, ich selbst zu sein. Ich mein, klar, Draco hat mich gebissen und ich hab jetzt viel schärfere Augen als vorher, aber…“ Er stockte und suchte nach den richtigen Worten. Er wollte ja schließlich niemandem auf den Schlips treten, trotzdem so gut es ging, seine Gedanken äußern. Und zwar ohne, dass man sich dafür von ihm abwandte, so wie es die meisten seiner alten Freunde getan hatten. „Ich glaube, ich versteh was du meinst.“, lächelte Terry den anderen an und nickte nachdenklich. „Du hast im Moment noch nicht so ganz das Gefühl, dass du wirklich ein Vampir bist, stimmt‘s? Klar, du brauchst keine Brille mehr, aber mehr merkt man davon noch nicht. Du hast offensichtlich keinen Blutdurst und außer der schärferen Sehstärke hat sich bei dir noch nichts verändert.“, zählte der Halbelf auf und bestätigte das, was Harry bereits in den Sinn gekommen war. Der Junge-der-lebt nickte zaghaft. „Ja, genau. Ich bin immer noch ich selbst, nur eben…ohne Brille.“ „Aber, ich hab auch schon einiges über Vampire gelesen. Als ich den Tagespropheten gesehen hab, hab ich mich sofort in alle möglichen Bücher gestürzt. Und dabei auch einiges entdeckt.“ „Komm, teil uns deine Weisheiten mit, Hermine.“, meldete sich nun auch Marylin neugierig zu Wort. Die Jungen und Mädchen beugten sich über den Tisch, um der leisen Stimme ihrer Freundin lauschen zu können. „Viele neugeborene Vampire spüren am Anfang keinen Blutdurst und merken nicht von der Veränderung, die in ihrem Körper stattfindet. Es ist je nach Person unterschiedlich, wie lange diese Transformation dauert, aber in der Regel beginnt man so zwischen der zweiten und fünften Woche die ersten Erfahrungen zu sammeln. Manche Vampire haben einen unnatürlich starken Blutdurst und andere wiederrum kaum, aber die physischen Wandlungen bemerkt letztendlich jeder. Dein Gehör wird sich um ein vielfaches verschärfen, beginnend mit dem Augenblick, wo du zum ersten Mal fremdes Blut zu dir nehmen wirst. Auch deine Sehstärke wird bestimmt noch ein Stück besser, genauso wie der Geschmacks- und Geruchsinn. Am Anfang wird dich das wahrscheinlich belasten, weil du dann ja erst noch lernen musst, die Eindrücke, die dann viel viel stärker auf dich einwirken, voneinander zu trennen und das Unwichtige auszublenden. Aber solange das die negative Seite ist, wird sich auch einiges anderes bei dir noch verändern. Du wirst wahrscheinlich wachsen.“ Nun riss der Dunkelhaarige erstaunt die Augen auf. „Echt?!“ „Ja. Die meisten Vampire sind im Schnitt zwischen 1,70 und 2 Metern groß, aber das hängt davon ab, wie groß sie vor der Transformation waren. Du bist 1,65, dann wirst du bestimmt an die 1,80 oder mehr.“ Nun grinste der Goldjunge wie ein Honigkuchenpferd. Er würde wachsen, bis an die 1,80! Ganze zehn Zentimeter, wenn nicht noch mehr! Ja, darauf freute er sich wirklich. „Und was ist dann mit Draco? Er ist als Vampir zur Welt gekommen.“, wollte nun auch Blaise neugierig wissen, aber dazu konnte das Mädchen ihm nicht viel sagen. „Ich hab praktisch nichts gefunden über geborene Vampire. Wer weiß, vielleicht wächst er noch, vielleicht auch nicht. Keine Ahnung.“ „Egal, was ändert sich sonst noch?“ Allmählich wurde Harry neugierig. Die Zukunftsaussichten gefielen ihm so langsam. Vielleicht konnte er sich ja doch damit anfreunden, ein echter Vampir zu werden! „Also, ähm…und du wirst natürlich auch anatomisch belastbarer, deine Muskeln und Sehnen werden elastischer und straffer, was natürlich dazu führt, dass du auch im Sport um einiges leistungsstärker wirst. Nicht wenige Vampire, die versteckt unter den Muggeln leben, sind Leistungssportler auf Olympianiveau.“ „Cool!“ „Das ist ja beschiss!“, grinste Harry nun wirklich gut gelaunt. „Tja…ähm…warte, sonst noch was? Ich glaube, das wars erstmal…Quatsch, der Blutdurst fehlt noch.“ Nun war die ganze ausgelassene Stimmung am Tisch wieder dahin. Marylin seufzte leise, Terry bewunderte noch immer seine Fingernägel, nur Blaise war noch relativ gut gelaunt. „Jeder Vampir bekommt früher oder später Blutdurst. Das ist das gleiche wie der normale Hunger, den jeder Mensch hat. Man muss essen, um zu überleben, genauso musst du eben Blut trinken.“ „Und zwar immer ne bestimmte Menge, je nachdem wieviel du brauchst. Das ist aber auch von Vampir zu Vampir unterschiedlich.“, klinkte sich der dunkelhäutige Spender ein. Hermine nickte bestätigend. „In der Regel ist der allererste Blutdurst der stärkste. Du wirst eine wesentlich größere Menge benötigen als sonst, bis der erste Durst geschwächt ist, aber danach dann ist es nicht mehr so schlimm.“ Blaise nickte nachdenklich. „Ich weiß noch genau, wie es bei Draco war, als er den ersten Anfall gekriegt hat. War keine schöne Sache.“ „Super, du machst mir gerade echt Mut, Zabini!“ „Sorry, aber es ist wirklich so. Aber ich denke, bei dir wird es nicht ganz so schlimm, du hast dann bestimmt schon deinen Blutstein. Draco hatte keinen. Und es ist wirklich grausam, einen Jungvampir bei seinem ersten Blutdurst ohne den Stein auskommen zu lassen. Er hätte mich damals beinahe getötet, weil er sich nicht beherrschen konnte und selbst danach hatte er noch tagelang Schmerzen. Er beschrieb es als ein…Brennen, als wenn Gift durch seine Adern fließen würde.“ Schaudernd blickten die anderen Anwesenden am Tisch sich an. Blaise hatte den Blick gesenkt und schien tief in seine alten Erinnerungen versunken zu sein, aber er erzählte leise weiter. „Es war wirklich keine schöne Zeit, aber nachdem der erste große Anfall vorüber war, ist es besser geworden. Jetzt ist es nur noch ein unangenehmes Kribbeln oder Ziehen, wenn der Durst zu groß wird.“ „Na super…darauf freu ich mich schon total!“ „Aber wie gesagt, bei dir wird es wahrscheinlich besser, du hast dann schon den Blutstein und der ist eine große Unterstützung. Er filtert das Blut desjenigen, den du das letzte Mal angezapft hast mehrere Male und kann so, falls du gerade wieder Durst bekommst, für neue Energie sorgen. Ist wirklich praktisch, dieser Blutstein.“ Harry wollte gerade noch eine Frage stellen, aber Hermine leise Warnung „Snape kommt“ ließ ihn wieder verstummen. „Gut, ich mach mit. Ich bin ja wohl ein Vampir…und mit dem Blutdurst setze ich mich auseinander, wenn es soweit ist. Bis dahin lerne ich so viel, wie es möglich ist.“ Sie beobachteten ihren Hauslehrer, der mit langen Schritten, das Haupt königlich erhoben, in ihre Richtung schritt. Sein Blick glitt einmal durch die große Halle und zählte anscheinend schon die Anzahl seiner Schüler, aber auf seinem Gesicht war wie immer nicht die kleinste Regung zu erkennen. „Potter?“ „Ich mache auch mit, Sir.“, antwortete der Junge höflich. Sein Gegenüber nickte. Ein paar Sekunden lang herrschte ein seltsames Schweigen, als Schüler und Lehrer sich eindringlich in die Augen blickten und offenbar niemand vorhatte, das Blickduell zu beenden. „Also wären wir dann vollzählig?“, fragte Terry leise und blickte sich um. Viele Erstklässler hatten sich nun zu ihnen gesellt, aber auch ein paar Vampire aus Beauxbatons und Durmstrang. Harry war also nicht der einzige, der über die Köpfe der Erstklässler hinaus ragte. „Gut, wir gehen zum Ostturm.“ Kapitel 21: ~+~+~+~+~+~+ Kapitel 21 ----------------------------------- Terry, Neville und Hermine bekamen nach einer kleinen Diskussion mit dem Professor schließlich die Erlaubnis, das Spektakel vom Boden aus beobachten zu dürfen. So fanden sich die drei auf dem Hof ein, wo bereits ein paar andere Schüler warteten, unter anderem Fred, George und Ron, die sich aber weit im Hintergrund hielten, worüber Hermine mehr als froh war. Und die Fledermäuse machten sich zu Fuß auf den Weg zum Ostturm, um ihre erste Flugstunde zu kriegen. Oben angekommen keuchten einige von ihnen zwar anständig, aber alle wussten, dass die erste Lektion noch nicht einmal begonnen hatte. Das Treppensteigen war der Anfang, zum Warm werden, sozusagen. Denn jeder wusste es ganz genau, der für seine harten Unterrichtsstunden berühmt-berüchtigte Professor würde ihnen jetzt eine Leistung abverlangen, die mit dem harten Drill in der Armee gut zu vergleichen war. Harry schauderte, als ihm dies in den Sinn kam. Jaja, so liebte man eben die alte Fledermaus, sie war wahrlich ein Unikat! Oben angekommen, sammelten sich die Jungen und Mädchen erst einmal in zwei Reihen, die Kleinen nach vorn, die Größeren hinten, damit auch alle den Professor gut sehen und hören konnten. Gleich als allererstes war ihnen aufgefallen, dass der Turm praktisch halbiert worden war: Sie standen mit dem Rücken zur Wand, aber dennoch blickten sie nach draußen in den nur leicht bewölkten Himmel, weil die Wand einfach verschwunden war. „In dieser ersten Stunde werden Sie lernen, selbstständig zu fliegen. Das Fliegen ist für jeden Vampir, der noch keine Erfahrung hat, zuerst eine heikle Sache, aber mit etwas Übung sind sicherlich einige gut genug, um auch ohne Besen im Quidditch-Team mitspielen zu können.“ Bei dieser Bemerkung wurde Harry hellhörig. Er hatte bei dem ganzen Trubel der letzten Tage nicht einmal an Quidditch gedacht, dazu war einfach zu viel passiert. Sein Besen lag friedlich im Koffer auf dem Schrank, obwohl Harry ihn normalerweise immer neben seinem Bett stehen hatte. Aber weiter darüber nachdenken konnte er nicht, denn ein leises Flappen kündigte den Blondschopf an, der wie eine Rakete herangeschossen kam und schließlich ganz sanft neben dem Professor landete. „Mister Malfoy wird Ihnen vormachen, wie man seine Flügel öffnet und schließlich benutzt. Danach darf jeder eine Runde springen.“ Erschrockenes Keuchen und Japsen ging durch die Runde. Harry schnaubte. „Sie wollen uns doch nicht ernsthaft da runterschubsen, oder?“, fragte er zweifelnd. Aber das schmale Lächeln des Professors sagte schon alles. Draco zog schließlich die Aufmerksamkeit wieder auf sich, indem er den anderen den Rücken zuwandte und seine Flügel einzog. „Ihr habt ja nun alle die Umhänge bekommen, die an die einzelnen Vampire verteilt wurden. Für diejenigen, die den jetzt nicht anhaben, wird’s schwierig, aber entweder ihr zieht den Umhang dann aus oder ihr nehmt in Kauf, dass er zerreißt. Die Flügel zu öffnen ist eigentlich ganz einfach, wenn man erst mal verstanden hat, wie es geht. Im Augenblick kann es noch ein wenig wehtun, aber das ist normal.“, erklärte der ehemalige Slytherin mit ruhiger Stimme. Mit einem leichten Winken holte er einen der Erstklässler zu sich heran und strich ihm über den Rücken. „Der Trick ist einfach, dass du dir zuerst bildlich vorstellen musst, dass du Flügel hast. Das ist genauso wie wenn ihr in den Spiegel guckt und euch vorstellt, eure Pickel wären vielleicht gar nicht sooo groß.“ Auf dieses Beispiel hin begannen ein paar Schüler zu lachen. Der kleine Junge schloss widerstrebend die Augen und atmete mehrmals tief ein. „Genauso. Stell dir ganz genau die Flügel vor. Schwarz, ledrig und durchsetzt mit Knochen. Stell sie dir ganz genau vor, jedes einzelne Detail wenn möglich. Und wenn dein Rücken anfängt zu spannen und zu ziehen, hör trotzdem nicht auf. Ich helf dir ein bisschen, aber das meiste musst du machen.“ Und es war genauso wie bei dem Blonden, nur um einiges langsamer. Mit einem ekligen Knacken drangen die ersten ledrigen Stümpfe zwischen den Falten des Umhangs hervor und wuchsen allmählich. Der Kleine keuchte angestrengt und krümmte den Rücken ein wenig, aber Draco flüsterte ihm weiterhin beruhigende Worte zu und half mit einem sanften Stupsen des Zauberstabs, bis die Flügel schließlich voll entfaltet ausgefahren waren. „Gute Arbeit, Mister Drenton.“ Der kleine Bellcourd lachte begeistert und versuchte immer wieder, auf seinen Rücken zu schauen, um die Schwingen genauer betrachten zu können. Die anderen Schüler applaudierten begeistert, dass der erste es auch gleich ohne Probleme geschafft hatte. Auch Snape nickte anerkennend mit einem ganz schmalen Lächeln. „So, und jetzt streck sie mal ein wenig.“ Gehorsam flatterten die Flügel, noch etwas ungelenk und nicht sehr gerade, sodass sie beinahe Professor Snape eine rübergehauen hätten, aber nach ein paar Streckungen waren sie gut beherrschbar. „Und jetzt - Guten Flug.“ Ein Klaps auf den Hintern und der Kleine fiel – schreiend und total überrascht in die Tiefe. „Hey!“, rief Harry erschrocken und rannte mit den anderen zusammen direkt an den Ort des ‚Verbrechens‘. Aber zu seiner Erleichterung flogen nur wenige Meter über dem Boden auch Pansy, Crabbe und Goyle, um diejenigen, die es nicht rechtzeitig schafften, abzufangen. Und wie er es sich gedacht hatte, so problemlos das Entfalten der Flügel vielleicht war, das Fliegen an sich war um einiges schwerer. Galant wurde der Junge von Crabbe aufgefangen und auf dem Boden wieder abgesetzt. Und anscheinend machte dieser sich daran, eine Erklärung abzugeben, wie man die Flügel wohl am besten positionieren sollte, denn sie standen eine Weile nebeneinander und schienen sich zu unterhalten. „Gut, der nächste. Freiwillige vor, alle anderen kommen sowieso noch dran.“ Eine Mitschülerin aus der dritten wagte mutig den Schritt an Dracos Seite, während Professor Snape sich nun auch einen Schüler heranholte. Zu zweit standen sie nun an der Klippe und versuchten, ihre Flügel wachsen zu lassen. Harry schluckte unbehaglich. ~ Weiter unten bei Neville & Co ~ „Das sieht gefährlich aus.“, stellte Neville ängstlich fest, als der erste Schüler wie ein Stein in die Tiefe fiel und sich die Kehle aus dem Hals schrie. „Was für eine Lehrmethode…Man könnte glatt meinen, das ist eine Parodie vom Potsdamer Fenstersturz.“,  stimmte Hermine stirnrunzelnd zu. Sie brauchte niemandem zu erklären, dass sie diese Art des Unterrichts als unangebracht brachial betrachtete, das konnte man schon an ihrem finsteren Gesichtsausdruck ablesen. Gemeinsam beobachteten sie aus großen Augen, wie Pansy einen halben Salto hinlegte und auf den Fallenden zustob, ihn mit Leichtigkeit auffing und wieder auf dem Boden absetzte. Der kleine Blonde war schweißnass und hyperventillierte beinahe, aber scheinbar ging es ihm soweit gut. „Typisch Snape sag ich da nur.“ „Mein Gott, Terry…man könnte glatt meinen, du magst diese Fledermaus! Du ergreifst wirklich überraschend oft für ihn Partei, kann das sein?“, knurrte die Brünette ihn sofort an und verengte die Augen. Nun blickten auch alle anderen Anwesenden den Halbelfen an, der überrascht errötete. „Ähm, nein! Wie kommst du darauf?“ „Kam mir irgendwie so vor. Wie gesagt, du bestätigst irgendwie immer wieder seine Art und Weise, auch in den Momenten, wo man ihm am liebsten einfach nur eine überbraten würde.“ „Auf was du so alles achtest.“, grinste Neville daraufhin einfach nur und das Thema war gegessen. Nur Terry schien seine roten Wangen nicht so wirklich loszuwerden. //Bestätige ich ihn wirklich so oft, wie sie sagt? Seltsam…vielleicht merke ich es gar nicht? Wirklich seltsam…aber die ist wirklich unheimlich scharfsinnig! Was man alles merkt, wenn man auf einmal mehr miteinander zu tun hat…ich muss vorsichtiger sein! Aber hey, Severus ist einfach jemand, den man einfach nicht verurteilen kann, für das was er tut…dazu ist er einfach zu toll!// Niemand achtete auf das schmale Grinsen, welches sich über seine Lippen schlich, denn in diesem Moment sauste eine etwas ältere Schülerin den Turm hinunter. Zwar flog sie nicht richtig, aber sie schaffte es immerhin, sich so weit abzubremsen, dass sie stolpernd das Gras erreichte. Und der nächste landete auch etwas unsanft im Gras, aber immerhin war niemand mehr verletzungsgefährdet. „Wo bleibt Harry?“ „Er hat wahrscheinlich schiss. Hätte ich auch!“, murmelte Neville mit einem leichten Zittern in der Stimme. Blaise grinste. „Sei froh, dass du nicht da oben stehst. Aber ich glaube, Harry wird sich ganz gut machen. Hey, er war der jüngste Quidditch-Spieler dieses Jahrhunderts und hat‘s gleich in der ersten Klasse ins Team geschafft, da dürfte er das hier ja wohl auch schaffen.“ Jetzt nickten alle und hofften auf das Beste. Normalerweise dürfte Harry wirklich keine großen Probleme haben, aber man konnte ja nie wissen. „Ich hoffe nur, die können ihn auch wirklich fangen, falls was schief laufen sollte.“, bemerkte Hermine sofort sorgenvoll, als der nächste nur knapp von Pansy geangelt werde konnte. „Mach dir mal nicht zu viele unnötige Sorgen, Hermine. Die haben schließlich noch ihre Zauberstäbe, im Notfall können sie also noch den Wingardium Leviosa ausführen, schon vergessen?“ „Hoffentlich hast du Recht.“ Einige weitere Schüler segelten mehr oder weniger stilvoll zu Boden, dann kam endlich der, auf den irgendwie alle warteten. Selbst die Weasleys wagten sich näher an das Geschehen ran, mit gezückten Zauberstäben zwar, aber auch sie waren neugierig, wie sich der Held der Zauberwelt wohl mit eigenen Flügeln schlagen mochte. Unsicher stand Harry neben seinem Professor und wischte sich die schweißnassen Hände fahrig an der Hose ab. „Sie haben gesehen wie es geht, Potter.“ Er spürte den nachdenklichen Blick seines blonden Freundes, aber er versuchte panisch alles um sich herum zu ignorieren, während er die Augen schloss und seiner Fantasie freien Lauf ließ. Er sah sich selbst, umgeben von einer alles verschlingenden, undurchdringlichen Schwärze. Er war groß – um einiges größer, als er eigentlich sein sollte und statt der grasgrünen Augen blitzten nun schwarze, pupillenlose Augenhöhlen, die in der allgemeinen Dunkelheit von innen heraus zu glühen schienen wie schwarze Kohlen. Er spürte die sehnigen Muskeln in seinen Oberarmen, spürte sie entlang bis zu den Schulterblättern, wo sie sich verknoteten und steinhart wurden. Kraftvoll streckte er die Schultern, bis er die harten Knoten in seinem Inneren mehr oder weniger gelockert hatte, dann erst stieß er ein tiefes, grollendes Knurren aus, das in seinen eigenen Ohren nicht mehr ansatzweise menschlich klang. Dennoch – er hatte keine Angst vor den Veränderungen, die in ihm stattfanden. Er genoss das wilde Pulsieren seines heißen Blutes, das ihm das Gefühl gab, seinen Körper mit einer Wärme zu durchströmen, als würde er mitten in einer angenehm warmen Wüste stehen und er fand auch das leichte Kribbeln in seinen Armen und Beinen und dem Kopf nicht unangenehm. Er wusste nicht genau, was es war, aber es war ihm nicht fremd. „Potter?“ Unsanft wurde Harry aus seiner Trance gerissen und blickte seinen Professor groß an. Die alte Fledermaus starrte ihn aus wütend zusammengekniffenen Augen an, was dem Schwarzhaarigen sagte, dass er ihn anscheinend mal wieder verärgert hatte. Aber auch Draco und die meisten anderen Schüler guckten ziemlich offensichtlich. „Was?“ Der Blonde strich sich verwundert über den Haarschopf, ehe er grinste und seinem Kumpel auf die Schulter klopfte. „Wollen wir?“ Fragend blinzelte Harry seinen Freund an. Irgendwie war er gerade verwirrt, wusste nicht so genau, was eigentlich los war. Was machte er hier oben auf dem Turm? Und warum sprach Malfoy auf einmal so laut? Sonst war er nicht der Typ, der so laut den Mund aufmachte, aber heute… „Hey, alles klar bei dir?“ Allmählich wurde Draco unruhig. Harrys verwirrter Blick wollte irgendwie nicht weichen und auch an sich machte der ehemalige Gryffindor keine Anstalten, irgendetwas tun zu wollen. Stattdessen blickte er weiter drein, als wäre er mitten im Tiefschlaf – ohne jegliche Orientierung für die Realität und mit offenen Augen. „Mister Potter, schauen Sie mich mal an.“ Auch Professor Snape hatte inzwischen erkannt, dass etwas nicht stimmte und wandte sich direkt seinem neuen Schüler zu. Zwar blickte der Schwarzhaarige ihn gehorsam an, aber sein vorher recht abwesender Blick wurde langsam stechend. Der Vampir konnte praktisch dabei zusehen, wie sich die Pupillen des Jungen immer weiter verengten, bis sie nur noch ein schmaler schwarzer Strich in den grünen Kohlen waren. „Mister Malfoy, wir bringen ihn auf dem schnellsten Weg zum Schulleiter!“ Der Blondschopf widersprach der Anweisung nicht, fuhr gehorsam seine Flügel aus und packte den mittlerweile unterschwellig brummenden Schwarzhaarigen an den Schultern. „Sie bleiben hier oben, bis wir wieder zurück sind und wehe, auch nur irgendeiner kommt auf die Idee, freiwillig und ohne Lehrkraft da runterzuspringen!“ Ohne weiter auf seine Schüler zu achten, stieß der Mann den vollkommen abwesenden Jungen in die Tiefe und ließ sich daraufhin sofort selbst fallen, Draco direkt neben ihm. „Harry!“ Erschrocken warf Hermine die Hände vor den Mund, als der Goldjunge wie ein Stein in die Tiefe sauste. Seine schwarzen Schwingen flatterten hilf- und kraftlos hinter ihm her und scheinbar machte er keinerlei Anstalten, seinen Fall zu bremsen. „Was ist da los? Da stimmt doch was nicht!“ Erstaunlicherweise war Ron derjenige, der plötzlich besorgt neben der Brünetten stand und fassungslos das Spektakel betrachtete. Aber Hermine war viel zu abgelenkt, als dass sie darauf achten konnte.   „Keine Angst, Professor Snape hat alles unter Kontrolle.“ Terry war wie so oft derjenige, der weiter blickte als die anderen und hatte natürlich auch sofort gesehen, dass der Lehrer den ehemaligen Löwen von sich raus über die Kante gestoßen hatte, nur um sofort selbst hinterherzuspringen. Auch Draco schwebte im freien Fall direkt neben seinem schwarzhaarigen Freund, aber warum er nicht zupackte oder Harry etwas zurief, konnte Terry nicht sagen. „Was wird das? Harry schlägt gleich auf!“ Die Brünette wurde langsam wirklich kirre. Ein paar Meter waren es noch bis zum Erdboden und Harry fiel noch immer wie ein Stein! Was war da los? Und warum taten Malfoy und Snape nichts? Er würde elendig zermatscht werden bei dem Aufprall, aber irgendwie schien das außer ihr keiner so richtig zu begreifen. „Verdammt!“ Flink zückte die junge Frau ihren Zauberstab und schwang ihn in die Richtung ihres Freundes. Sie wollte gerade den Wingardium Leviosa sprechen, aber da passierte endlich das, worauf alle gewartet hatten – Harry bremste seinen Fall abrupt, indem er die Flügel ausbreitete und wie Fallschirme über sich aufbauschte. Mit einem schon sichtbar schmerzhaften Ruck blieb er nahezu in der Luft stehen, während seine beiden Begleiter erst noch 1-2 Meter weiter in die Tiefe sausten, ehe sie sein Handeln bemerkten und auf die gleiche Weise abbremsten. „Siehst du, Hermine. Alles in Ordnung.“ Einstimmiges Aufatmen ließ das Mädchen sich ebenfalls langsam beruhigen. Es war nochmal alles gut gegangen…und jetzt bemerkte sie auch den Rotschopf, der noch immer leicht angespannt, aber ebenfalls deutlich beruhigt neben ihr stand, als wäre nie was gewesen. „Verzisch dich!“, fauchte sie prompt aggressiv und schubste den Rothaarigen unsanft von sich weg. „Hermine?“ „Ich sagte, hau ab! Ich bin immer noch sauer auf dich, du Idiot! “ Aber Ron wäre nicht Ron, hätte er sofort verstanden, was die Freundin wollte. „Hä? Aber warum, Hermine?“ „Verpiss dich!“ „Aber-„ „Sie hat gesagt, du sollst dich vom Acker machen, Weasley. Also mach!“ Als auch Blaise den jüngsten der Rotschöpfe böse anblickte, zog dieser auch brav den Schwanz ein und schlich wieder zurück zu seinen beiden Brüdern, die sich bisher nicht vom Fleck gerührt hatten. „Idiot!“ Harry hatte in der Zeit nichts von dem kleinen Disput seiner beiden alten Freunde mitbekommen. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, die Eindrücke zu verarbeiten, die wie Maschinengewehrfeuer auf ihn einprasselten, als stünde er mitten in einem Fadenkreuz von ungewohnt heftigen Empfindungen. Er glaubte die Schultern rissen ihm ab, als er spontan die Schwingen so öffnete, dass sie seinen Fall ohne Probleme abfangen und bremsen konnten, aber das war ihm egal. Nur von weit her bemerkte er, dass sein Fall gestoppt hatte, aber die vielen Gerüche und Geräusche wurden inzwischen noch intensiver. Ein tiefes Grollen entwich seiner Kehle, als seine Nase einen Geruch wahrnahm, der um ein vielfaches Intensiver und besser roch, als alles, was ihm jemals begegnet war. Ruckartig drehte der junge Vampir den Kopf, auf der Suche nach der Duftquelle, die ihm so verführerisch in der Nase kitzelte und erblickte in einigen Metern Entfernung inmitten des grauen Dunstes einen dunkelbraunen Schimmer, der von einem leuchtend roten, pulsierenden Nebel umgeben war. Dort war der Duft am stärksten. „Attacke!“ Ohne auch nur darüber nachzudenken, spannten sich die schwarzen Flügel an und beförderten ihn innerhalb von Sekundenbruchteilen einige Meter seinem Ziel entgegen. Hinter sich hörte er einen verblüfften Ruf, aber darauf achtete er nicht. Viel wichtiger war das, was sich direkt vor seiner Nase befand. Der Geruch wurde immer stärker, er explodierte beinahe in seinem Körper, als er sein Ziel endlich erreicht hatte. Nur von fern her drangen erschrockene Schreie an sein Ohr, zweimal glaubte er sogar seinen Namen zu hören, dann kreischte er siegessicher und im nächsten Moment schon spürte er den heißen, brennenden Saft auf seiner Zunge, der seinen ganzen Körper begierig zum Beben brachte. Kapitel 22: ~+~+~+~+~+~+ Kapitel 22 ----------------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 22 ~+~+~+~ Hermine wusste nicht wie ihr geschah, als der Schwarzhaarige wie ein Torpedo auf sie zuschoss, die Augen faustgroß aufgerissen, in seinem weit geöffneten Mund blitzten die weißen Eckzähne wie bedrohliche Dolche. Sie schrie erschrocken auf, als Blaise hinter ihr ein „Hermine, pass auf!“ rief und sie am Oberarm grob zurück riss, sodass sie unsanft zu Boden fiel und in dem Augenblick nicht mehr mitbekam, was geschah. Erst als Neville auf einmal erschrocken aufkeuchte, dann schrie Harry in einer ohrenbetäubenden Lautstärke und daraufhin war es schrecklich still. Nur die gierigen, schnellen Schluckgeräusche rissen sie aus ihrer Starre. „Oh mein Gott, Neville! Harry!“ Sie glaubte verrückt zu werden bei dem Anblick. Ihr bester Freund, mit dem sie schon so viele Jahre unzählige Abenteuer bestritten hatte und den sie so gut zu kennen geglaubt hatte wie sich selbst, hatte Neville grob mit beiden Händen am Kopf und Oberarm gepackt und die dolchartigen Eckzähne in die weiche Halspartie des Freundes geschlagen. Neville schien geistig nicht wirklich anwesend, aber sein Blick war so voller Angst und Schmerz, dass ihr beinahe schlecht wurde. „Harry, hör doch bitte auf!“ Sie war wie gelähmt vor Schreck, traute sich nicht, auch nur einen Finger zu rühren, aus Angst, ihr bester Freund könnte sonst etwas tun, was sie nicht stoppen konnte. Nur am Rande bemerkte sie, dass auch Blaise und Terry unfähig waren, sich zu bewegen, so sehr erschreckte sie diese ganze Szenerie. Damit hatte ja schließlich beim besten Willen niemand gerechnet. Terry schnaufte gepresst, aber obwohl er mit langsamen Bewegungen seinen Zauberstab ziehen wollte, waren seine Bewegungen träge und seine Finger zitterten mehr als nur heftig. Er hatte ja schon einiges erlebt, aber das warf selbst ihn jetzt aus der Fassung. Zähneknirschend ruckten seine schillernden Augen über das abstoßende, aber dennoch seltsam natürliche Bild hinweg, suchten nach Hilfe. Die er gottseidank auch sehr schnell fand, denn in einem Affentempo, dass Terry es beinahe übersehen hätte, kam nun auch der Professor angeprescht, mit einem Ausdruck der Wut im Gesicht, wie der Halbelf es noch nie bei dem Vampir vorher gesehen hatte. Und dann geschah alles in kurzen Sekundenbruchteilen, so unverhofft, wie das Drama auch begonnen hatte. Mit einem gezischten „Potter“ krallte der Professor noch mitten im Flug, nur wenige Zentimeter über die Köpfe der Kinder hinweg, die schwarzen Klauen in die Haare des Goldjungen und riss ihn mit einem derart brutalen Ruck von seinem Opfer los, dass Terry sich nicht gewundert hätte, hätte der Halswirbel seines Freundes laut geknackt. Sofort sprang er vor und fing Neville auf, der keuchend ebenfalls kurz zur Seite gerissen wurde, aber noch immer nicht wirklich geistig anwesend war und wie ein Schwein zu bluten begann, während der Schwarzhaarige wie ein Sack Mehl in einiger Entfernung zu Boden geworfen wurde. Er ignorierte, was zwischen dem Professor und seinem Schüler ablief, viel mehr machte ihm sein neuer Freund in diesem Moment Sorgen. „Draco! Hilfe!“, schrie Blaise in diesem Moment vollkommen verstört, sofort ließ er sich mit Hermine zusammen an der Seite des blutenden Neville nieder, versuchte, den eigenen Kopf wieder zu klären. Auch Draco kam endlich angelaufen, ebenfalls total bestürzt dreinblickend und keuchte ungläubig. „Hilf ihm, mach irgendwas!“ „Was denn?!“ „Schließ die Wunde, sonst verblutet er uns hier!“, rief Terry mit klarer Stimme in den kleinen Wortwechsel der beiden Freunde hinein. Einen kurzen Augenblick glaubte er, auch Draco wär so durch den Wind, dass er diese Anweisung nicht verstanden hatte, aber der Blonde fing sich glücklicherweise schnell wieder und nickte ernst. Rasch sank er neben dem Verletzten in die Knie und legte sanft eine Hand auf die Schulter Neville’s, aber dieser zuckte unter dieser Berührung zusammen wie unter einem Stromschlag. „Neville, hey. Erkennst du mich? Neville?“ Aus panisch aufgerissenen Augen starrte der brünette seinen Kumpel an, atmete aber so hektisch, dass Terry schon Angst bekam, er würde im nächsten Moment hyperventillieren und an seinem eigenen rasenden Herzschlag verbluten. „Ich tu dir nichts, Neville. Aber ich muss einmal über den Biss lecken, damit die Haut sich wieder schließt, okay?“ Ängstlich schüttelte der Junge den Kopf, aber seine Bewegung war so kraftlos, dass man sie beinahe nicht bemerkt hatte. Langsam verblassten seine Wangen und die Augen drohten ihm zuzufallen, während der gesamte Umhang sich langsam aber sicher blutrot färbte und durchdringend nach warmem Blut zu riechen begann. Draco zögerte nicht länger und als er sich dem anderen näherte, hatte er keine Probleme damit, Nevilles Hand festzuhalten, die ihn eigentlich wegdrücken wollte. Er versuchte, so flach wie möglich zu atmen, denn der kupferige Geruch des fremden Blutes machte ihn beinahe irre und sorgte problemlos dafür, dass er bereits am ganzen Körper zitterte vor Verlangen, seine Zähne ebenfalls in die weiche Haut zu schlagen und sich besinnungslos zu trinken. Gequält kniff er die Augen zusammen und wischte mit der linken Hand über die noch immer pulsierende Wunde, suchte nach den Einstichwunden. Er wollte gerade einmal rasch drüber lecken, um sie zu verschließen, als sich ein weiterer Arm in sein Geruchsfeld drängte, ein Arm, der ebenfalls den süßen, verlockenden Blutgeruch verströmte. „Warte, selbst wenn du ihn jetzt rettest, verblutet er. Ich muss ihm erstmal was von meinem Blut geben. Nur noch ein paar Sekunden, Dray. Bitte!“ Noch während Blaise erklärte, was er vorhatte, hatte er sich selbst mit einem spitzen Ast eine kleine Wunde geschlagen, aus welcher nun stetig ein kleiner Blutstrom herausquoll. Ohne sich an dem Schmerz zu stören, presste er sein Handgelenk auf die aufgerissene Halsschlagader des anderen, atmete schwer und versuchte bewusst, sein Herz zum Rasen zu bringen, damit das Blut schneller quoll. Fast eine Minute lang tauschte er so sein eigenes Blut mit dem seines Freundes, aber schließlich war es wieder Draco, der nun die Hand wegriss und entschlossen einmal über die Halswunde des Freundes leckte, ehe er dies auch bei seinem langjährigen Gefährten tat. Blaise keuchte schwer, als die Wunden sich endlich schlossen und wischte sich über die schweißbedeckte Stirn. Auch Hermine, die die ganze Zeit nur schweigend dagesessen und ziemlich hilflos zugesehen hatte, stellte fest, dass ihr alter Hauskamerad langsam wieder normal zu atmen begann, auch wenn er momentan ohnmächtig zu sein schien. Auch die vorher vollkommen blutleeren Wangen wurden allmählich wieder etwas rosiger. „Gott sei Dank.“, murmelte sie erleichtert und schloss den Freund fest in ihre zitternden Arme, nicht darauf achtend, dass sie sich nun ebenfalls von oben bis unten einsaute. „Es scheint zu helfen. Himmel!“ „Das war knapp. Gute Arbeit, Leute. Und du hast auch gut reagiert, Hermine.“ Das Mädchen schien allerdings das Lob ihres Freundes nicht mitzubekommen. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, wie verrückt zu schluchzen und Neville immer wieder über die Haare zu streichen. „Mister Malfoy!“ Mit wehenden Umhängen kamen die Professoren Dumbledore und Lupin angerannt, letzterer mit einem Ausdruck im Gesicht, der pure Angst ausdrückte, während der alte Mann hinter seiner Halbmondbrille ziemlich böse dreinsah. Terry runzelte die Stirn, als ihm auffiel, dass der alte Mann in letzter Zeit immer in den gefährlichsten Momenten viel zu spät kam, aber er dachte nicht daran, diese Gedanken auch auszusprechen. „Draco, ist mit Neville alles in Ordnung?“, rief Professor Lupin sofort, als er in Hörweite war und analysierte mit einem kurzen Blick den Ernst der Lage. Draco nickte ernst und schnaufte. „Alles in Ordnung. Wir konnten ihn retten. Oder eher gesagt, Blaise konnte ihn retten.“ Der Werwolf nickte erleichtert und zog seinen Zauberstab. Er brauchte nicht lange durch die Gegend schauen, er fand Severus Snape und Harry Potter nicht weit entfernt nahe den ersten Ausläufern des verbotenen Waldes, kämpfend und sich lautstark ankreischend. Und wo nun das schlimmste Chaos wieder beruhigt war, bemerkten die Kinder auch, dass die Auseinandersetzung der beiden Vampire mehr als nur laut und ziemlich wild ablief. Immer wieder schossen die beiden aufeinander zu, schienen mit ihren schwarzen Klauen einander schlagen zu wollen, während um sie herum bunte Funken stieben und die Luft zu vibrieren schien. „Was passiert da?“, flüsterte Draco verblüfft. Er wusste ja einiges über die Fähigkeiten der Vampire, aber was da vor sich ging, konnte er sich selbst nicht wirklich erklären. Sie konnten beobachten, dass der alte Vampir sein jüngeres Rassenmitglied immer wieder durch die Gegend warf, als würde er Baseball spielen, aber Harry fing sich immer wieder in der Luft, manchmal schliff er auch erst einige Meter über den Boden und riss tiefe Furchen ins Gras, und stob dann vollkommen unbeeindruckt wieder zu seinem Lehrer zurück, die Arme ausgestreckt, anscheinend in der Hoffnung, ihn zu treffen und gefährlich zu verwunden. Aber man sah auch deutlich, dass der Professor sich zurück hielt. Er hieb zwar ebenfalls nach dem Jüngeren und rupfte ihm auch schon mal ganze Haarbüschel vom Kopf, einmal traf seine Klaue die Wange des Schülers, sodass blutige, rote Striemen im Gesicht zurück blieben, aber er wehrte sich sonst nur gegen die Angriffe und griff nicht wirklich von sich aus an. Aber Harry lief zu wahren Hochtouren auf. Er probierte es immer wieder, versuchte mit der Sonne im Rücken auf den Älteren zuzurasen, griff ihn vom Boden aus an und versuchte immer wieder, hinter ihn zu kommen, aber alles schien nicht so wirklich zu funktionieren. Nur einmal gelang ihm wirklich ein richtiger Angriff – aber das war dann auch endgültig sein letzter. Die Zuschauer hatten anscheinend im falschen Augenblick hektisch geblinzelt, denn als sie ihre Augen wieder öffneten, kniete Professor Snape auf dem Boden, mit Funken sprühenden Augen und einer ziemlich fiesen Platzwunde mitten auf der Stirn. Harry, direkt vor ihm stehend, keuchte schwer. Und dann passierte alles so schnell, dass sie es fast nicht mehr mitbekommen hätten; Der Professor federte sich mit einer mit einer Geschmeidigkeit in die Höhe, um die ihn unzählige Olympiasportler beneidet hätten und mit einem Satz schwebte er in ungefähr zwanzig Metern Höhe über dem Kopf des Schülers. Harry fauchte böse und gesellte sich sofort zu ihm, aber genau das hatte der Tränkebrauer auch geplant. Während Harry sich also abstieß und wie eine Pistole in die Höhe schoss, breitete der Ältere die Arme aus und knurrte tief. Er schlug mehrmals mit den Flügeln, aber die Zuschauer konnten nicht genau sehen, was er tat, denn Harry schrie in dem Moment schmerzerfüllt auf und strauchelte zu Boden, umschloss dort wimmernd und keuchend sein Gesicht. Und im zeitgleich selben Moment, die anderen waren noch ganz baff und wussten nicht wirklich, was sie denken sollten, schlug die herrische Stimme von Professor Dumbledore ein wie ein Bombenschlag. „Severus Snape!“, brüllte der sonst so ruhige, nette Professor auf einmal mit aller Kraft und einer Strenge in der Stimme, die die Schüler sonst noch nie zu hören gekriegt hatten. Im ersten Moment schien es, als hätte ihn niemand gehört – Snape rührte sich keinen Zentimeter von seinem Platz und sein mörderischer Blick lag noch immer auf dem sich windenden Jungen unter ihm, aber sein ganzes Verhalten schien langsam ruhiger zu werden, während er nach Minuten, so schien es, wieder zu Boden glitt und seine Schwingen einfuhr. Mit langen, ruhigen Schritten löste Professor Dumbledore sich aus der kleinen Gruppe und näherte sich seinem Angestellten und dem jungen Bellcourd-Schüler. Diese beobachteten neugierig aus großen Augen, was jetzt geschehen würde. Aber dummerweise blieb die Show aus – Blaise hatte mit einem Anschiss für den Vampir gerechnet und Terry wollte aus reiner Überraschung gern noch einmal die laute Stimme des Schulleiters hören, aber dieser flüsterte seinem Angestellten nur kurz etwas zu und Snape nickte mit unbewegter Miene. „Ich glaube, die bringen Harry jetzt zum Schulleiter ins Büro…“, murmelte Draco und kniete sich erneut neben Hermine und Neville nieder, um der noch immer aufgelösten Brünetten die Hand auf die Schulter zu legen. Was er aber anscheinend besser nicht getan hätte, denn offenbar gab es da noch jemanden, der eine Art „Besitzanspruch“ für Hermine zu hegen schien. „Malfoy, nimm deine Griffel von Hermine!“ Ohne dass sie es gemerkt hatten, war der Rotschopf wieder an die Seite seiner alten Teamkameradin getreten und blickte Malfoy giftig an. Dieser zog schweigend, aber deutlich missbilligend, eine Augenbraue in die Höhe. „Was willst du denn, Weasley?“ Langsam stand der Blonde auf und blickte zu seiner vollen Größe aufgerichtet dem Rothaarigen in die Augen. Dieser knurrte böse und öffnete schon den Mund, um irgendetwas blödes von sich zu geben, aber so weit kam er nicht – Hermine stand auf einmal vor ihm, die Wangen feuerrot angelaufen vor Wut. „Du gottverdammter Schwachkopf!“, schrie sie aufgebracht und hob die Hand zum Schlag. Ron sah sie schweigend, aber deutlich fragend an. „Hermine…“ „Verschwinde endlich von hier, hast du gehört?! Ich will nichts mit jemandem wie dir zu tun haben, der nicht mal in der Lage ist, sein eigenes Gehirn zu benutzen!“ Die blauen Augen des Rotschopfes weiteten sich, als er die Tragweite der Worte begriff, die ihm da soeben an den Kopf geschleudert wurden. Er keuchte leise. „Verschwinde, Ron! Komm erst wieder, wenn du nochmal über alles nachgedacht und dir eine eigene Meinung gebildet hast! Harry ist mein Freund und ich stehe zu ihm, egal wie er gerade ist! Egal ob er ein Vampir ist, oder Werwolf oder was weiß ich! Er ist mein Freund!“ Langsam kamen der Brünetten die Tränen. Sie schluchzte erstickt auf und bemühte sich, ihre zitternde Stimme nicht brechen zu lassen, während sie weitersprach. „Und ich dachte immer, er wäre auch dein Freund…ich hätte dich jedenfalls nicht so abserviert wie du es jetzt mit Harry tust, selbst wenn du dich in ein Ungeheuer verwandelt hättest…“ Entgegen ihrer Vorsätze erstarb ihre Stimme jetzt aber doch. Hermine wimmerte leise und legte die Hände auf die Augen, um den Jungen, der ihr so viel Kummer bereitete, nicht länger ansehen zu müssen. „Aber Hermine…“ Bestürzt wich Ron einen Schritt zurück, die Worte seiner Freundin begannen unaufhaltsam durch seinen Kopf zu wirbeln. Im Hintergrund hörte er bereits die Schritte seiner älteren Brüder, aber irgendwie konnte er gerade nicht so ganz auf sie achten. „Weasley…hör ein einziges mal auf das, was sie dir sagt, ja? Wenn sie schon sowas sagt, dann hat es seinen Grund.“ Auch Blaise, der die Zeit neben Neville auf dem Boden gehockt hatte, um den Schwindel auszukurieren, der ihn kurz nach der Blutabgabe heimgesucht hatte, stand nun neben der Brünetten und blickte den Gryffindor ernst an. Es war ja nicht so, dass er Ron nicht mochte, aber momentan wollte er am liebsten seine neue Freundin beschützen, die ja sichtbar mit den Nerven am Ende war. Auch er wollte, dass das alte Gryffindor-Trio wieder so wurde, wie es mal war – egal was Draco dazu sagen würde. „Mister Malfoy“ Der Gerufene blickte auf, als er seinen Namen hörte und brauchte nicht einmal darauf warten, die Anweisungen von Professor Dumbledore zu erhalten. Er nickte und klopfte seinem Kumpel einmal kurz auf die Schulter, entschuldigte sich leise. „Ich geh mit ins Büro des Schulleiters. Schaffst du das mit Hermine und Longbottom?“ Der Schwarzhaarige nickte und zog die Brünette sanft an seine Brust, die sich auch sofort vertrauensvoll an ihn klammerte und hysterisch zu weinen begann. Terry seufzte leise. „Wir kriegen das schon hin. Geh, wir passen hier auf. Wir treffen uns dann wohl im Gruppenraum.“ Nun nickte auch der Blonde und verließ schweigend die kleine Gruppe, gesellte sich zu den beiden Professoren, die bereits am Haupttor der Schule auf ihn warteten. Professor Snape hatte Harry auf den Rücken genommen, blickte aber wie immer drein, als wäre nichts geschehen. Kaum dass sich der Blonde von der Gruppe entfernt hatte, seufzte Terry schwer auf und strich sich den zerzausten Pony aus der Stirn. „Oh man…so viel Aufregung gab‘s schon lange nicht mehr, was?“, murmelte er leise vor sich hin, keine Antwort erwartend, während er seinen Blick von dem schlafenden Neville zu seinen beiden anderen Freunden gleiten ließ, die noch immer eng umschlungen dastanden und gemeinsam versuchten, die Situation zu verarbeiten. „Wir sollten reingehen…Neville muss zu Madame Pomfrey, nur zur Sicherheit. Und Hermine könnte auch was gebrauchen für die Nerven…“ „Ich brauche keine Beruhigungsmittel!“, schluchzte die Brünette sofort, aber auf sie reagieren taten die Jungen nicht. „Gut…ich nehme Neville. Hermine, komm mit rein, ja? Es ist besser so…bitte.“ Der brünette Haarschopf zuckte einmal sichtbar, was man gut als ein Nicken erkennen konnte, also machten sich die drei Freunde im langsamen Tempo wieder auf den Rückweg ins Schloss. Kapitel 23: ~+~+~+~+~+~ Kapitel 23 ---------------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 23 ~+~+~+~ Das Büro des Schulleiters war ein wenig abgedunkelt, als die drei Vampire mit dem Besitzer des Büros im Schlepptau in den Raum traten. Professor Snape setzte den noch vollkommen neben sich stehenden Harry auf einem der Stühle vor dem protzigen Schreibtisch ab, Draco und Snape selber zogen es vor, zu stehen. „Herrje…wenn das mal kein Spektakel war…“ Mit dem Zeigefinger schob sich der alte Mann die Brille höher auf die Nase, um Harry und die beiden anderen ernst aus seinen blauen Augen ansehen zu können. „Gut, dass du noch so schnell reagiert hast, Severus. Du hast Schlimmes verhindert…“ Der Schwarzhaarige schnaubte einmal herablassend, nickte aber langsam und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Spannung in dem großen Raum war gedrückt. Draco, der nur sehr selten das Büro des Schulleiters von innen hatte bestaunen dürfen, fühlte sich zurecht ziemlich unwohl und wusste die innere Angst kaum zu kompensieren, sodass er permanent auf seine Füße schaute und sich den Kopf darüber zerbrach, ob er bei seiner allerersten Blutdurst-Attacke auch derart am Rad gedreht hatte. Er hörte die leisen Stimmen der beiden Erwachsenen um sich herum, achtete aber nicht wirklich auf sie, zu sehr war er in Gedanken versunken. //Laut Blaise war ich damals auch sehr aggressiv…aber ich kann mich nicht mehr wirklich dran erinnern…schon komisch, als wäre da ein Stück in meiner Erinnerung, das fehlt…liegt bestimmt daran, dass der menschliche Teil in dem Moment ins Unterbewusstsein zurückgedrängt wird, aber ich wüsste trotzdem gern, ob ich auch einfach so um mich gebissen hab. Harry war jedenfalls ziemlich erschreckend…zum Glück war Severus da! Wer weiß, wie es sonst ausgegangen wäre? Himmel…ich hoffe, das war jetzt erstmal genug Aufregung für die nächste Zeit, das bin ich einfach nicht gewohnt…Wie es Harry wohl geht? Er wird sich später garantiert Vorwürfe machen, wenn er mitkriegt, was passiert ist…// Nachdenklich schielte der junge Vampir zu seinem Zimmermitbewohner, der noch etwas schlapp auf dem Stuhl hing. Harrys Augen waren geschlossen und er atmete gleichmäßig und ruhig, aber Draco hatte trotzdem das Gefühl, dass die Sinne des anderen trotzdem noch voll aktiv waren. Einmal mehr ging ihm die Frage durch den Kopf, was Severus wohl gemacht haben musste, dass Harry jetzt so weggetreten war… „Mister Malfoy?“ //Wird Zeit, dass er den Blutstein bekommt…noch so eine Attacke halten wir alle nervlich nicht aus, dazu war es einfach zu überraschend und zu unvorhergesehen…und ich hätte meine Stein auch gern wieder…ich will nicht auch so einen Ausraster kriegen wie Harry, weil mir die Blutzufuhr fehlt!// „Mister Malfoy…“ Mit leicht gerunzelter Stirn fiel der Blick des Schulleiters auf den Jungen, den er nun schon zum zweiten Mal ansprach. Aber wie vorher erhielt er keine Reaktion, der Blonde stand einfach ruhig da und blickte zu Boden. Dumbledore lächelte und wandte sich wieder an seinen Kollegen. „Da hat wohl jemand ziemlich viel Klärungsbedarf, nicht wahr, Severus?“ Der Professor schnaubte erneut leise. Sein dunkler Blick richtete sich auch kurz gen Boden, wanderte aber sofort weiter zu dem Schwarzhaarigen, der ganz leise zu lallen begonnen hatte. Sofort war der alte Vampir bei seinem Artgenossen und legte ihm die Hand an die Stirn. „Der Zauber lässt nach…wir sollten zusehen, dass er in einen isolierten Raum kommt, sonst geht das Massaker von vorne los.“ Harry zog unter der Berührung kurz den Kopf ein, war aber sonst noch nicht klar genug, um zu verstehen, weshalb man seine Stirn gefühlt hatte. Severus schnaubte. „Der Raum im Keller ist noch frei…“ „Aber diese Zelle hast du dir selbst aufgebürdet, Severus. Wir bringen Harry dort nicht rein, bis er nicht sein Einverständnis gegeben hat.“, warnte der Schulleiter seinen Kollegen sofort mit leiser Stimme. Der Vampir knurrte. „Gott verdammt, lieber lassen Sie weitere Schüler in potenzieller Gefahr, nur weil Potter sich nicht zusammennehmen will, bis die Phase überstanden ist?! Dumbledore, in dem Zustand ist er gemeingefährlich!“ Draco zuckte leicht zusammen, als die Stimmen um ihn herum lauter wurden und blickte erstaunt zu seinem Hauslehrer herüber. Die alte Fledermaus hatte aggressiv die Zähne gebleckt und funkelte den alten Mann an, aber dieser war wie immer die Ruhe selbst. Draco blinzelte verwundert, hatte nicht mitbekommen, um welches Thema es überhaupt ging. „Du weißt natürlich am besten, welche Gefahr Harry für den Rest unserer Schule darstellt, dessen entsinne ich mich ganz genau, Severus. Allerdings…die Lage ist heute etwas anders. Wir haben genügend geschultes Personal, das in derartigen Situationen passend reagieren kann und dementsprechend tut es auch eine weniger gesicherte Zelle.“ Der Schwarzhaarige stand kurz vor einem absoluten Wutausbruch, aber Dumbledore war selbstbewusst und ewiglich gelassen genug, um diese kleine Tatsache einfach zu ignorieren. Sein Grinsen, als er frei heraus mit einem sanften Schmunzeln seine hervorragende Idee eröffnete, wuchs immer weiter, je mehr der Zaubertränkeprofessor erbleichte. Und Draco dachte, er höre nicht richtig. „Nun…ich dachte da eigentlich, dass du dich doch um Harry kümmern könntest…du hast alle Qualitäten, die man braucht, um einen Jungvampir im Blutrausch zu überwachen. Du weißt ganz genau, wann du den Rückzug antreten solltest und schwere Verletzungen kannst du mit deinem Vorwissen auch gut vermeiden. Wer eignet sich für diese Aufgabe besser?“ Auch der alte Vampir war sprachlos vor Entsetzen. Und Grauen. Einen kurzen Moment knirschte er hörbar mit den Zähnen, dann atmete er mehrmals tief ein und schließlich setzte er mit öliger, gepresster Stimme an zu sprechen, lehnte sich dabei herausfordernd schwer auf den Schreibtisch. Dumbledore schmunzelte leise. „Ich wäre ja wohl der letzte, den Potter als Aufsichtsperson würde haben wollen, alter Mann! Mal davon abgesehen, habe ich auch noch Aufgaben! Wissen Sie, Hauslehrer für zwei Häuser zu sein und nebenbei noch Unterrichten zu müssen ist ein zeitraubendes Vergnügen, da kann ich nicht auch noch Potter alle zwei Stunden die Windeln wechseln!“ Man hätte meinen können, die heftig pulsierende Ader an der Schläfe des Altvampires würde platzen, so angepisst war er. Draco konnte sich allerdings schwer zurückhalten, zu schmunzeln, als er begriff, worum es ging. Und ja, Severus hatte Recht…Harry würde sich die Haare raufen und selbstständig versuchen, Selbstmord zu begehen, wüsste er, dass ausgerechnet Snape seine Aufsichtsperson war. Gut nur, dass er davon momentan nicht allzu viel mitbekam… „Nun…Professor Lupin ist doch auch noch Hauslehrer für Bellcourd, nicht wahr? Er wird nichts dagegen haben, ein paar Tage lang deine Aufgaben zu übernehmen. Ich bin sicher, er ist dieser Aufgabe gewachsen.“ Und genauso stur wie Dumbledore war, wusste Snape, dass er nicht gewinnen konnte. Er knurrte resigniert und nickte, ließ es sich aber nicht nehmen, den Alten weiterhin trotzig anzustarren. Ein paar Minuten lang war es still, Dumbledore badete sichtbar zufrieden in seinem Erfolg und Snape wünschte sich anscheinend irgendwohin, nur weg, sein Knurren war Grund genug für diese Annahme. Nur Draco überlegte fieberhaft, was man wohl machen musste, um einen Vampir im Blutrausch ruhig zu halten. Ein Vampir an sich war verträglich, auch wenn er durstig war. Aber im Blutrausch durfte man sie nicht unterschätzen…da wurde jeder noch so freundliche und zurückhaltende Vampir zu einem blutdürstenden Monster. „Professor Snape?“ Leise stellte der Blonde die Frage, was denn nun mit Harry passieren würde. Eigentlich müsste er jetzt einen Blutstein erhalten, dann wäre das Problem mit dem Blutrausch wenigstens gelindert. Aber da dies momentan nicht der Fall war, mussten ja andere Vorkehrungen getroffen werden. „Mister Potter wird die nächsten Tage erst einmal in einem gesicherten Raum verbringen, den ICH bestimmen werde, da ich schließlich auf ihn aufpassen soll.“ Ein klarer, giftiger Seitenblick zum Schreibtisch, der eindeutig besagte, dass Harry wohl doch den Raum im Keller von innen kennen lernen durfte. Dumbledore seufzte leise, nickte aber schließlich. „Es gibt gewisse Möglichkeiten, dass er nicht weiter Amok läuft, daher wünsche ich keine Einmischungen. Mister Potter wird solange vom Unterricht befreit, bis die Anfälle sich lindern und Besuche sind in der Zeit auch nicht erwünscht.“ Draco nickte besorgt, blickte kurz zu dem Schulleiter, in der Hoffnung, dass dieser –warum auch immer- protestieren möge. Leider blieb es still. „Da das nun geklärt ist – ich habe noch Pflichten. Die Unterrichtsstunde ist abgebrochen, die Schüler haben jetzt Freizeit. Mister Potter, Sie kommen mit mir.“ Ungeduldig zog die alte Fledermaus den anderen Schwarzhaarigen an der Schulter in der Höhe und Harry, der überhaupt nicht begriff, was eigentlich los war, blickte ihn mit wackeligem Blick an. „Potter, bleiben Sie gefälligst auf ihren Beinen stehen! Ich bin nicht ihre Krankenschwester!“, wurde er prompt angefaucht, als ihm die Beine wegzuknicken drohten. Aber trotz der Worte wurde er halb weggeschleift, während Draco etwas ratlos im Raum herumstand und nicht genau wusste, ob er den beiden nun folgen sollte oder nicht. „Mister Malfoy…“ Fragend richtete der Blondschopf seinen Blick auf den Schulleiter. Er schluckte verhalten. Der alte Mann blickte seinen Schüler ernst, aber mit einem sanften Lächeln auf den Lippen an und winkte ihn geduldig näher zu sich heran. Es dauerte ein paar Sekunden, bis dieser den Mut gesammelt hatte, um dieser Bitte nachzukommen, unsicher setzte er sich auf den nun frei gewordenen Stuhl und hob, gut erzogen wie er war, arrogant den Kopf ein wenig an. „Im Moment ist ziemlich viel los, nicht wahr? Erst der Häuserwechsel, danach dieser kleine Familienzwist, dann Harry…“ Bei dem Wort Familienzwist zuckte Draco zusammen wie unter einem Schlag. //Woher weiß er davon?! Hat Severus es ihm erzählt? Oh bitte…das sollte niemand wissen, niemand!// Dumbledore schmunzelte leise, als er das entgleisende Gesicht seines Schülers bemerkte. Sein vorher noch liebenswertes Lächeln breitete sich aus zu einem schelmischen Grinsen. „Nun, der Häuserwechsel war sicherlich anstrengend…aber längst nicht so verwirrend und entwaffnend wie vom eigenen Vater verstoßen zu werden, nicht wahr…nun, eigentlich ist das eine private Angelegenheit, aber ich kann schlecht wegsehen, wenn jemand mit einem solch eindeutigen Fluchmal in meinem Büro steht. Auch wenn Professor Snape es sehr gut versteckt hat, ich erkenne es sofort.“, erklärte sich der alte Mann sofort, kaum dass Draco den Mund aufgemacht hatte und empört wissen wollte, wie er auf eine solch dämliche Idee käme. Leise knurrend wandte der Junge den Blick ab. „Und wie der geschätzte Professor Ihnen sicherlich bereits erzählt hat, gibt es keine Möglichkeit, diesen Fluch rückgängig zu machen…deswegen sollten wir Vorkehrungen treffen. Die bisherige Lösung ist keine Lösung auf Dauer, denn bei jeder Anrede mit ihrem Nachnamen wird das Siegel bröckeln.“ Dumbledore zog nachdenklich die Nase kraus, während er dem Jungen seine Gedanken mitteilte und nach einer Lösung suchte. Draco schnaubte leise. „Wie soll das gehen? Jeder wird eine Erklärung verlangen wollen, wenn man mich nur noch mit dem Vornamen anspricht, also wird das von vornherein nicht funktionieren.“ „Hm…es sei denn natürlich, man ändert Ihren Namen einfach. Dann kann man schwer dagegen protestieren.“ Fragend zog sich eine blonde Augenbraue in die Höhe, aber trotz dass Dracos Hirn ratterte wie eine Windmühle, auf ein passables Ergebnis zu dieser kryptischen Erklärung kam er nicht. Nicht wirklich. Das einzige, was ihm einfach, war einfach nur bescheuert. „Also soll ich nicht mehr Draco Malfoy heißen, sondern irgendwie anders?“ Und Dumbledore nickte so feierlich, als würde er soeben die lang ersehnte Hochzeit seines Kindes beglaubigen. Draco erbleichte. „Das können Sie doch nicht machen, Schulleiter!“, rief er ungläubig, aber der alte Mann grinste weiterhin wie ein Honigkuchenpferd. So lange, bis Draco leise seufzend den Kopf schüttelte und zu Boden blickte. Während sich im Raum also eine nachdenkliche Stille verbreitete, in der Draco fiebrig nach einer Lösung für sein privates Problem suchte, stand der alte Mann langsam auf und trat an Fawkes Käfig. Streichelte sanft über das feuerrote Gefieder seines Vogels, lauschte dem zufriedenen Gurren. „Wissen Sie, Mister Malfoy…ich denke schon seit einiger Zeit darüber nach, dass diese Schule ein…Maskottchen gebrauchen könnte. So etwas in der Art jedenfalls.“ Der Blonde glaubte, er höre nicht recht. Maskottchen?! „Wie meinen Sie das?“, fragte er lahm, ahnte aber schon die Antwort. Und einmal mehr bekam der Schulleiter Albus Dumbledore, Orden des Phönix 1er Klasse, in seinem Kopf die abwertende Bezeichnung ‚seniler Spinner‘. Er hatte es doch in seinem Innern immer gewusst, dass der Alte einfach nur irre im Kopf war… „Wenn ich Sie zu unserem Schulmaskottchen mache, dann können Sie problemlos einen neuen Namen tragen…Die Wahrscheinlichkeit, dass man Sie noch mit ihrem eigentlichen Namen ansprechen wird, ist also gering. Und Sie steigern somit auch das Ansehen unserer Schule enorm!“ Am liebsten hätte er den Kopf auf das massive Holz des protzigen Schreibtisches geknallt, aber Draco hielt sich mit seiner größten Willenskraft zurück. Er schloss nur die Augen und knirschte, sich verarscht fühlend, mit den Zähnen. Aber Dumbledore schien, als würde er von dem inneren Konflikt seines Schülers überhaupt nichts mitbekommen. Er lachte leise und strich sich selbstgefällig durch seinen langen weißen Bart. Er nickte selbstzufrieden und fuhr fort. „Sie sind schließlich der Fürst der Vampire, also hätte ich gesagt, Prinz oder Lord…oder vielleicht auch Fürst? Wären gute Spitznamen. Nicht wahr?“ „Das meinen Sie nicht wirklich ernst?!“ „Ich werde gleich morgen früh eine Rundmeldung beim Frühstück bekannt geben…dann wäre dieses Problem schon mal aus der Welt geschafft.“ Draco starb innerlich tausend Tode beim Gedanken an den nächsten Morgen. ~ zur Gleichen Zeit in den Kerkern des Schlosses ~ Unsanft warf Professor Snape den knurrenden, aber mit unsichtbaren Fesseln bewegungsfähig gemachten Jugendlichen in die karge Zelle. Harry fauchte angepisst, als er unsanft mit dem Kopf auf den harten Stein prallte, wälzte sich herum und versuchte, seinen Lehrer zu beißen. „Sie bleiben vorerst hier drinnen, bis sich die Attacke wieder gelindert hat, Mister Potter. Ich bringe Ihnen dreimal täglich etwas zum Essen und zum Trinken, zwischendurch bekommen Sie auch die eine oder andere Blutkonserve, damit Sie mir nicht eingehen. Bis dahin, benehmen Sie sich.“ Mit einem letzten, kalten Blick drehte sich der Vampir herum, legte noch wortlos ein, zwei Schutzzauber über die kleine Zelle und schloss die Steinmauer hinter sich. Und in genau dem Moment erloschen Harrys Fesseln und man hörte nur noch ganz dumpf, wie der Jungvampir im Blutrausch wie ein Verrückter die Wände hochrannte und kreischte, was seine Kehle hergab. Mit einem schweren, aber erleichterten Seufzen machte sich der Prinz der Bellcourds zurück auf den Weg zu seinem Gruppenraum. Langsam legte er seine Hand auf die Brust, fühlte den harten, aber warm pulsierenden Stein unter dem groben Stoff des Pullunders. //Na wenigstens hab ich meinen Blutstein wieder zurück…jetzt merke ich erst, wie schwer die Zeit ohne den Stein war. Naja, Dumbledore ist vielleicht ein seniler alter Spinner, aber…er weiß, was die Leute um ihn herum brauchen, das kann man ihm nicht absprechen…// Draco stand sicherlich einige Minuten vor dem Eingang des Gruppenraumes herum, schwer in Gedanken versunken und bemerkte nicht die Person, die sich ihm leise näherte. Erst ein leises: „Mister Malfoy?“ ließ ihn aus seiner Starre erwachen. „Hm? Louis…“ Der kleine Erstklässler mit dem scheuen Lächeln trat unbehaglich von einem Bein aufs andere, während er den Älteren neugierig musterte. Draco zwang sich ein möglichst sanftes Lächeln ab, während er rasch niederkniete und den Jüngeren fragend anblickte. „Ich soll Ihnen von Terry sagen, dass Sie in den Krankenflügel kommen sollen, wenn Sie wieder da sind…“, murmelte der blasse Junge schüchtern. Draco grinste. „Nenn mich gefälligst Draco, ich bin kein alter Mann. Danke, ich geh dann gleich zu den anderen.“ Eh ihm noch eine derbe Beleidigung rausrutschte, von wegen er solle sich seine Arschkriecherei sonstwohin stecken, selbst wenn sie nur nett gemeint war, drehte er sich um und ging schnellen Schrittes den Weg zurück zur großenTreppe. Er konnte nicht mit kleinen Kindern, von Anfang an nicht. Deswegen sollte Terry auch nicht erwarten, dass, nur weil der elfische Schönling mit dem Erstklässler so gut zurechtkam, er das auch konnte. Im schlimmsten Falle stauchte er alle, die klein und schwach vor ihm waren, so derart zusammen, dass sie nur noch heulend vor ihm wegliefen…da hatte er sich eben wirklich gut in der Gewalt gehabt! Der Weg zum Krankenflügel war rasch zu Ende und schon stand Draco vor dem großen Tor, hinter dem er vereinzelt die Stimmen seiner neuen Freunde hören konnte. Er brauchte sich nicht einmal bemerkbar zu machen, als er eingetreten war, es war als würde Blaise seine Präsenz spüren, kaum dass sein kleiner Zeh in Reichweite war. „Draco…willkommen zurück.“, begrüßte ihn der schwarze Junge sofort mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Und der Blonde konnte ein schüchternes, aber ebenso strahlendes Lächeln kaum zurückhalten. Er brauchte nur einen kurzen Blick, um festzustellen, dass Neville und Hermine im Bett lagen…das Mädchen hatte wahrscheinlich ein Beruhigungsmittel bekommen, aber Neville sah mittlerweile wieder richtig gut aus. Zumindest besser als vorher, fiel dem Blonden auf. „Wo ist Harry?“ Kaum dass er registriert hatte, wer alles anwesend war, wurde er auch schon mit der alles entscheidenden Frage konfrontiert. Er schwieg, setzte sich aber zu Neville aufs Bett und blickte ein paar Sekunden lang zu Boden, um sich die Worte zurechtzulegen. „Sag nicht…er fliegt von der Schule, oder sowas?“, fürchtete Terry leise, aber der Kopf des Blonden schüttelte sich so heftig, dass die beiden anderen Jungen sofort erleichtert aufatmeten. „Terry, mal gefälligst nicht gleich den Teufel an die Wand! Quatsch, er fliegt nicht…“ Grummelnd überschlug der Prinz der Bellcourds die Beine und lehnte sich provokant nach hinten, aber anders als sonst wirkte diese Geste nicht überheblich oder machomäßig, sondern eher…unruhig. Blaise hatte schon immer gewusst, wie es um die inneren Stimmungen seines besten Freundes stand und er erkannte sofort, dass Draco nicht halb so ruhig war, wie er sich gab. Er wusste dies nur gut zu kaschieren. „Na dann, erzähl.“ Auch Terry setzte sich, am Fußende auf Hermines Bett hatte er genügend Platz dafür, sodass sich auch Blaise dazu gesellte, ohne das Mädchen beim Schlafen zu stören. Neugierig hafteten sich die Blicke der beiden Jungen auf den Vampir. „Er…ist für die nächsten Tage unter der Kontrolle von Professor Snape. Snape hat gesagt, Harry wird so lange vom Unterricht frei gestellt, bis der Anfall vorüber ist und er sich wieder vollständig unter Kontrolle hat. Dumbledore hat das so angeordnet.“ Nachdenklich legte Blaise die Stirn in Falten, während Terry mit den Schultern zuckte. „Harry ist garantiert nicht begeistert über diese Entscheidung, oder?“ Der Blonde grinste jetzt doch. „Naja, er merkt davon nicht viel. Er…tobt noch ganz schön herum, ich glaub, er versteht das alles noch gar nicht. Aber wenn er wieder zur Besinnung kommt, wird er sich richtig schön ärgern, garantiert!“ Terry kicherte leise und auch Blaise hatte Schwierigkeiten, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Mehr als ein „Du bist aber heut wirklich wieder richtig nett zu Harry!“, sagte er dazu nicht. Und weiter wollte Draco darauf auch nicht eingehen, sein Blick wanderte zu dem schlafenden Neville und verharrte dort. „Wie geht’s ihm?“, fragte er stattdessen. Blaise lächelte beruhigend. „Madame Pomfrey sagt, er ist nicht in Lebensgefahr. Ich sei zwar ziemlich bescheuert, dass ich mich selbst opfern wollte, aber es hat gewirkt. Er soll noch die nächsten zwei Tage hier bleiben, aber wenn sich sein Zustand weiter so schnell verbessert, ist er bald wieder gesund.“ „Er hat ne ziemliche Standpauke gekriegt, das hättest du hören müssen.“, fügte auch Terry schelmisch hinzu, als er sich daran erinnerte, wie die Krankenschwester den ‚Lebensretter ihres Patienten‘ zusammengestaucht hatte. Und sie war wirklich nicht zimperlich gewesen! „Naja, dass du bescheuert bist, hörst du ja nicht zum ersten Mal, von daher dürfte es dich ja nicht sonderlich gejuckt haben.“ Blaise unterdrückte den Drang, aufzuspringen und seinen besten Freund in den Schwitzkasten zu nehmen, aber ein kampflustiges Grummeln entrang ihm trotzdem. Terry kicherte. „Leute, ich glaub wir sollten woanders weiter albern…sonst wecken wir die beiden noch.“, schlug er, noch immer leise kichernd, vor. Die beiden ehemaligen Schlangen stellten sich wieder auf die Füße und waren schon fast aus dem Raum verschwunden, da hörten sie nur noch ein ganz leises: „Auch wenn das in der aktuellen Lage sicherlich nicht angebracht ist…“ von dem Elfenmischling. „Komm endlich.“, rief Blaise ihm zu, die sicherlich nicht für fremde Ohren bestimmten Worte ignorierend. Und es war, als hätten sie sich eingebildet, dass der immer fröhliche Halbelf so etwas überhaupt gesagt haben konnte, denn schon kam er mit einem sanften Lächeln angelaufen und gesellte sich zu seinen Zimmerkameraden. „Ich glaub, ne Runde Schlaf tut uns ganz gut. Und Terry…schick nie wieder dieses nervige Kleinkind als Boten zu mir, klar? Ich kann kleine Kinder nicht ausstehen!“ „Ah…okay, gut zu wissen. Beim nächsten Mal darfst du uns dann erstmal ne halbe Stunde suchen.“ Kapitel 24: ~+~+~+~+~+ Kapitel 24 --------------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 24 ~+~+~+~ Die Stille um ihn herum war unerträglich. Sein eigener rasender Herzschlag und die Schmerzen, die durch seine Venen pulsierten, machten ihn fast irre, aber er hatte schon lange nicht mehr die Kraft, zu kämpfen. Noch vor Stunden hatte er sich wie ein Wahnsinniger immer wieder gegen die unsichtbare Barriere geworfen, die ihn von der rettenden Geheimtür trennte, aber dabei hatte er nicht nur unnötig Energie verschwendet, er sah jetzt auch noch aus, als hätte er sich stundenlang geprügelt. Zumindest kam es ihm so vor, einen Spiegel gab es in diesem kargen Gefängnis ja nicht. Jetzt war er so erschöpft, dass er nicht einen einzigen Muskel in seinem lädierten Körper mehr bewegen konnte. Er lag auf dem harten Steinboden, spürte, dass sein Speichel sich unter der Wange sammelte und sich mit dem Blut vermischte, das aus unzähligen Wunden an seinem Körper strömte. Keuchend schloss er die Augen. //Ich sterbe…// Sein Atem rasselte bei jedem Atemzug, die Augen brannten vom stundenlangen Starren, er fühlte sich fiebrig und sein Magen machte einen solchen Terror, dass er sich schon mehrmals übergeben hatte. Und obwohl er absolut nichts zu tun hatte, kam sein Geist nicht zur Ruhe, seit Stunden schon versuchte er einzuschlafen, was ihm aber absolut nicht gelingen wollte. Sobald er in einem Dämmerzustand war, in dem sein Körper jegliche Spannung verlor, tauchten vor seinem inneren Auge Bilder auf, die ihn an den Rand des Wahnsinns zerrten und sofort wieder hellwach werden ließen. Dann bäumte er sich mit letzter Kraft noch einmal auf, schrie seinen ganzen Frust heraus, seine Schmerzen und seine Wut. Und dann – Leere. Leere und Schmerzen. //Ich verhungere…ich werde hier elendig verrecken!// Er wusste nicht, wie lange er hier schon gefangen war. Es konnten Stunden sein, Minuten oder sogar ganze Tage – sein Zeitgefühl war vollkommen verschwunden. Er wusste nur, dass es ihm dreckig ging, und zwar richtig. Zwar könnte er wegen seines furchtbar grummelnden Magens darauf schließen, dass er mindestens schon einen halben Tag hier war, aber sicher war er sich da nicht. Er wollte einfach nur schlafen. Schlafen und nie wieder aufwachen. Oder wenigstens so lange schlafen, bis diese grässlichen Schmerzen verblassten. Sowohl die Schmerzen des Körpers, der eindeutig seine Grundbedürfnisse forderte, aber nicht bekam, als auch die Schmerzen, die seine Brust bei jedem Atemzug fühlbar bersten ließen. Mit letzter Kraft wuchtete sich der Jungvampir auf den Rücken und öffnete die Augen einen Spaltbreit, so weit, dass er die schlecht verputzte Decke begutachten konnte. //Mir ist schlecht…// Ein ekliges Brennen stieg in seinem Hals empor, aber sein Magen war so leer, dass nichts mehr nach draußen kam. Nur die Magensäure, die seine Speiseröhre malträtierte schaffte es, aber diese Schmerzen waren so schwach im Gegensatz zu den anderen, dass er sie kaum wahrnahm. Der vorherrschende Schmerz befand sich in der Gegend des Brustkorbs. Er hatte das Gefühl, als flösse ihm brennend heiße Lava durch die Venen, und das auch noch in die falsche Richtung, sodass jeder einzelne Atemzug, und wenn er nur ganz flach war, begleitet war mit einer Flut aus Schmerzen. Und der Durst, der ganz tief in seinem Inneren brannte, irgendwo direkt hinter dem Herzen, brachte ihn zusätzlich schier um. Er wollte Blut – ganz viel warmes, rotes, zähes Blut. Blut, so wohl riechend und prickelnd köstlich wie ein 5-Sterne-Menü, dass es seine Sinne vernebelte und Gier machte auf mehr. //Ich werde verhungern…// Aber er konnte nicht. Professor Snape hatte eingegriffen, gerade als er sich im siebten Himmel gefühlt hatte. Er hatte das Blut geschmeckt, das saftige rote Blut, das schon beim ersten Tropfen seine Lebensgeister geweckt hatte wie vorher nichts anderes. Er hatte gespürt, dass es richtig war. Und doch war Professor Snape derjenige gewesen, der ihn von seinem Menü fortgerissen und damit eine Wut in ihm geweckt hatte, die er noch nie zuvor gespürt hatte. Man verbot ihm sein Lebensdasein – was war ein Vampir, der kein Blut trinken durfte?! Die Wut darüber hatte ihn so rasend gemacht, dass er ohne Rücksicht auf Verluste zugeschlagen hatte. Und die Tatsache, dass er den alten Vampir nicht ein einziges Mal wirklich hatte treffen können, hatte zusätzlich noch mal seinen Geist vernebelt, sodass er schließlich ungeahnte Kräfte entwickelt hatte. Und mit denen hatte er zumindest einen Treffer gelandet. Fatal. Zumindest für ihn. Er konnte sich nicht denken, was der alte Vampir getan hatte, aber die letzten Stunden, bevor man ihn in dieses Verließ geworfen hatte, waren wie aus seinem Geist gestrichen. Er konnte sich an nichts erinnern, nur an flüchtige Eindrücke, eine warme Hand auf seiner Stirn, einen tiefen Laut, der in der fast kompletten Schwärze an sein Gehör gedrungen war. Dennoch, der Zustand war nicht wirklich angenehm gewesen. Und es war nicht sonderlich schön, wenn man nicht wusste, was in dieser Zeit mit ihm gemacht worden war. Beziehungsweise, was man hätte mit ihm machen können, schließlich war er wehrlos gewesen wie ein Neugeborenes. Die grünen Augen schlossen sich langsam, die Welt um ihn herum verblasste, er versank wieder in der schmerzdurchtränkten Dunkelheit. Wieder verging die Zeit, ohne dass er es bemerkte. Seine innere Uhr hatte längst aufgehört zu ticken, er konnte nur erahnen, dass eine längere Zeitspanne vergangen war, da er immer wieder kurz eingenickt und sofort wieder aufgewacht war. Die Dunkelheit um ihn herum war allumfassend. Er zuckte zusammen, als vor seinen geschlossenen Augen ein heller Blitz erschien, der innerhalb von einer einzigen Nanosekunde sein gesamtes Sehvermögen auslöschte. Er keuchte. „Mister Potter…“ Harry, vollkommen blind, obwohl er die Augen weit aufgerissen hatte, schluckte angstvoll. Er konnte nichts sehen! Er war blind! „Verfallen Sie bitte nicht in unnötige Panik, Mister Potter. Ich habe ihr Augenlicht geblendet, der Zauber hält nur ein paar Minuten. Aber mehr werden wir auch nicht brauchen, ich bin nur hier, um nach Ihnen zu sehen.“ Die kalte Stimme von Professor Snape drang an Harrys plötzlich immer schärfer werdendes Gehör. Instinktiv drehte er den Kopf in die Richtung, aus der er die Stimme vernahm, konnte sich aber nicht so bewegen, wie er es gern gehabt hätte, deswegen blieb er in einer seltsam gekrümmt wirkenden Haltung auf dem Boden liegen und reckte das Kinn, um besser lauschen zu können. Er bemühte sich, trotz der Angst, die immer wieder versuchte, seinen Verstand einzunebeln, ruhig zu bleiben, atmete mehrmals hintereinander tief ein und aus. „H…Hunger…“, brachte er nach einigen Minuten zustande. Er hustete. Sein Hals war staubtrocken und kratzte fürchterlich bei jedem einzelnen Atemzug. „Sie sind auf Diät, Potter. Das ist die Strafe für ihr schändliches Vergehen gestern.“ Harry lauschte aufmerksam den ernsten Worten, aber äußern tat er sich dazu nicht. Er spürte instinktiv, dass Snape schlechte Laune hatte – weshalb, konnte er nicht sagen. Aber er glaubte an dem gut versteckten Unterton in der Stimme des Erwachsenen erkennen zu können, dass es etwas gab, womit er sich auseiandersetzte – und das schlug auch eindeutig auf die Laune. Der alte Vampir hockte sich geräuschvoll neben seinem Schüler hin und legte seine kühle Hand auf die Stirn des Jungen. Harry keuchte genussvoll, war die Kälte doch das erste wirkliche Gefühl außer Schmerz, was er fühlen konnte, seit er diese Zelle betreten hatte. „Hm…Sie haben wirklich eine gute Kondition, Potter, damit hab ich nicht gerechnet. Hm…aber andererseits, was erwartet man sonst auch…von einem Potter.“ So schnell wie die erfrischende Kühle aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder und ließ den fiebrigen Harry enttäuscht zurück. Er seufzte leise, schaffte es jetzt aber, sich wenigstens auf den Bauch zu drehen und die Beine auszustrecken, wobei er den eisigen Blick seines Lehrers im Nacken fühlte, wie tausend Nadelstiche. Oh ja, da war er wieder, der alte Hass, der in der Fledermaus brannte, seit sie sich das erste Mal begegnet waren. Was hatte er eigentlich falsch gemacht, dass Professor Snape ihn so hasste? Er konnte sich keinen einzigen Grund vorstellen, aber die einzige Erklärung wäre, dass es etwas mit seinen Eltern zu tun gehabt haben musste. Schließlich war er der alten Fledermaus, bevor er nach Hogwarts gekommen war, nicht ein einziges Mal begegnet. „Sie sollten wissen, das, was Sie gerade durchmachen, nennt sich Blutrausch, Mister Potter. Ich will schließlich nicht, dass sie dumm ins Gras beißen.“ Der pure Sarkasmus war aus Snapes Stimme herauszuhören. Harry schnaubte, konnte sich aber ein verhaltenes Schmunzeln verkneifen. Er hätte gern sarkastisch gelacht, aber Snape war sozusagen seine Krankenschwester, wie es momentan schien – und da war es nicht sonderlich förderlich für sein Wohlergehen, wenn er seinen Wohltäter verärgerte? „Der Blutrausch setzt bei jungen Vampiren meist im Alter von 12 bis 15 Jahren ein, manchmal auch schon früher. Oder auch später, je nachdem. Mister Malfoy bekam seinen ersten Blutrausch bereits als kleiner Junge, aber er ist die Ausnahme, schließlich kam er bereits als reinblütiger Vampir zur Welt. Auch bei Ihnen kommt dieser Zustand viel früher als erwartet, ich hätte Ihnen noch in etwa einen Monat gegeben.“ Während seines lehrenden Monologs lehnte Severus sich mit dem Rücken gegen die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust. Harry konnte jeden einzelnen seiner Atemzüge genauestens hören, auch das Rascheln der schwarzen Robe erschien ihm lauter und deutlicher als je zuvor. „Vampire im Blutrausch verlieren die Kontrolle über ihren Verstand und ihren Körper. Die Instinkte, die innersten Triebe eines jeden Vampires kommen in diesem Zustand an die Oberfläche und übernehmen den Körper, den sie besetzen. Sie erinnern sich eventuell noch daran, dass Sie sich an NICHTS erinnern können, während Sie draußen wie ein Wahnsinniger rumgewütet haben. Ich konnte Ihnen Einhalt gebieten, aber jetzt werden Sie die Konsequenzen für Ihr unüberlegtes Handeln tragen.“ „Ich kann aber doch nichts…dafür“, quälte der junge Vampir heraus, sich durch die gemeinen Worte angegriffen fühlend. Snape schnaufte belustigt, seine öligen Haare verursachten ein leicht zischendes Geräusch, als er langsam den Kopf schüttelte. „Der Blutrausch ist eine Sache der psychischen Stärke, egal was Sie sagen, Mister Potter. Wenn man erst einmal den ersten Kampf verloren hat, wird man ihn immer wieder verlieren. Es kommt nicht darauf an, sich vor der Schuld zu drücken, mit der Ausrede, man hätte keine Kontrolle. Wenn man die nötige Stärke besitzt, kann man selbst seine ureigensten Triebe beherrschen. Heute bin ich noch gütig gestimmt und werde Sie soweit durchfüttern, dass Sie bis morgen genügend Kraft haben, am Leben zu bleiben.“ Den Worten des alten Vampirs folgte ein mehrschichtiges Rascheln, Harry konnte sich nahezu bildlich vorstellen, wie die schwarze Robe bis auf Höhe des Ellbogens hochgeschoben wurde. Es ertönte ein leises Zischen, ein noch viel leiseres Reißen - und dann roch er es. Kupfrig, warm und gemischt mit einer leicht süßlichen Duftnote – Blut! Sämtliche Muskeln schienen sich zu verselbstständigen, als die Gewissheit, dass Blut in unmittelbarer Nähe war, in seinem Gehirn wirklich angekommen war. Harry rappelte sich mühsam auf die Unterarme, zog die Beine an und knurrte kehlig. Es war ganz nah, nur wenige Zentimeter trennten ihn von seinem Lebenselixier! „Potter, reißen Sie sich zusammen! Lassen Sie sich nicht von Ihren Trieben beherrschen, hören Sie? Die Blutgier ist vollkommen ungefährlich, wenn man sie unter Kontrolle hat, also kämpfen Sie! Sie kämpfen doch sonst auch immer so gut, wie man es von Ihnen überhaupt nicht erwartet!“ Nur einzelne Wortfetzen drangen an Harrys Ohren, während sein langsam wiederkehrendes Sehvermögen den blassen Arm vor seiner Nase fixierte, den hellroten Blutstrom verfolgte, jeden einzelnen Tropfen anstarrte, als wäre er von göttlicher Schönheit. Unfähig, den Blick abzuwenden. „Potter!“ Keine Reaktion. Harry bemerkte nicht, dass er langsam aber sicher das Gesicht zu einer gierigen Fratze verzog, die Zunge weit ausgestreckt, die Zähne wild und hungrig gebleckt. Aus den Tiefen seines Körpers kam ein tiefes, bassartiges Knurren, als wäre er ein tollwütiger Hund. Er hörte Snape seufzen, reagierte aber in keinster Weise darauf. Erst als sich der Arm ihm soweit näherte, dass er mit letzter Kraft die Hand ausstrecken und seine zitternden Finger drum schließen konnte, kam wieder genug Leben in seinem Körper. Er fauchte leise auf, verfolgte jeden noch so winzigen Zentimeter, mit dem sich sein Lebenselixier sich ihm näherte. Als er schließlich seine spröden Lippen auf den roten Saft legen konnte, tobte in ihm ein Feuerwerk der Gefühle, er begann gierig zu saugen. Snape atmete tief ein, als er die rissigen Lippen seines Schülers auf der Innenseite seines Unterarms spürte. Im ersten Moment wollte er fast der Versuchung erliegen, seinen Arm wieder zurückzuziehen, aber die Vernunft siegte. Potter brauchte das Blut. Es war nicht viel, was er ihm geben konnte -und wollte-, aber wenn Harry nicht wenigstens einmal am Tag Blut zu sich nahm, würde er nicht lange überleben. Im schlimmsten Falle konnte es sogar dazu kommen, dass sich die Blutgier so sehr staute, dass sie irgendwann ausbrach und dann würde Harry ein Massaker veranstalten, um sein inneres Brennen zu besänftigen. Darauf durfte es auf keinem Fall hinauslaufen! Ein plötzliches schmerzhaftes Stechen ließ den sonst so beherrschten Mann dann doch leicht zusammenzucken und mit verkniffenen Lippen zischen. Potter hatte es doch tatsächlich gewagt, seine Zähne in sein Fleisch zu stechen! Ein paar Sekunden ließ er den jungen Vampir noch gierig sein Blut aufsaugen, dann reichte es ihm wirklich. Er wollte schließlich nur helfen, aber er wusste, wann man aufzuhören hatte. Und Gryffindors Goldjunge hatte schon viel mehr genommen, als ihm eigentlich zustand. Er fauchte tief und beherrschend, registrierte zufrieden das ängstliche Zusammenzucken des Jungen. „Es reicht, Potter!“ Harry knurrte abwehrend, grub seine Zähne nur noch tiefer in das warme Fleisch, das unter seinen Lippen begehrlich süß schmeckte. Snape bewegte den Arm zögerlich, aber Harry klammerte sich nur noch stärker fest, von neuer Kraft beseelt, die das Blut ihm schenkte. Je mehr Blut ein Vampir zu sich nahm, desto stärker wurde er. „Potter, jetzt reicht es wirklich!“ Aber er konnte so viel Blut trinken, wie er wollte. Gegen jemanden wie Severus Snape kam er nicht einmal ansatzweise heran, das begriff er frühestens in dem Augenblick, wo der Schwarzhaarige ihn packte und seinen Kiefer mit Gewalt von seinem Arm löste. Harry keuchte vor Schmerzen, als Snape ihn sich unter die Achsel klemmte, sodass er dingfest im Schwitzkasten saß und seinen Kiefer so weit aufgerissen wurde, dass der schmale weiße Finger problemlos den Weg in seinen Rachen fand. Harry würgte, versuchte sich aus dem brutalen Griff zu befreien, aber es gab kein Entkommen. Snape steckte erneut seinen Finger in Harrys Hals und diesmal würgte der Jungvampir so heftig, dass ein ganzer Schwall Blut aus seinem Mund kam. „Lerne, wo deine Grenzen sind, Potter! Es ist nicht meine Aufgabe, dich durchzufüttern, aber Tote hab ich auch nicht so gern, also lerne dich zu beherrschen! Nächstes Mal bin ich nicht mehr so gütig…von nun an gibt es nur noch Mahlzeiten, wenn ich Fortschritte sehe, ist das klar?!“ Grob packte Snape seinen Schüler an den Haaren und stieß ihn von sich, sodass Harry grob mit dem Kopf auf dem harten Steinboden aufschlug. Er stöhnte. „Ich komm heut Abend wieder, bis dahin will ich sehen, dass Sie sich besser unter Kontrolle haben, Potter. Verdauen Sie gut.“ Mit einem hämischen Grinsen drehte die alte Fledermaus sich herum und ließ Harry wieder in der absoluten Dunkelheit der Zelle zurück. Harry wimmerte. „Nein, bitte…“ Aber es brachte ihm nichts, die steinerne Wand schloss sich vor seinen Augen und dann wurde es wieder schwarz. Kapitel 25: ~+~+~+~+~ Kapitel 25 -------------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 25 ~+~+~+~ Harrys Freunde hatten den Tag mehr oder weniger gut überstanden. Hermine und Neville hatten im Krankenflügel übernachtet, obwohl mit dem Mädchen soweit alles in Ordnung war, war sie nur noch etwas durch den Wind. Neville war bis dato noch nicht wieder aufgewacht, aber Mme. Pomfrey meinte, körperlich ginge es ihm gut. Wahrscheinlich brauchte nur sein Geist noch etwas Ruhe. „Hey, Draco…“ Leise durchdrang Blaise‘ Stimme das herrschende Halbdunkel. Die drei Jungen lagen bereits in ihren Betten, schließlich war es schon längst nach Mitternacht. Niemandem war nach Schlafen zumute, aber sie hatten am nächsten Tag wieder Schule. Und auch Hermine würde wieder teilnehmen müssen, ob sie wollte oder nicht. Es sei denn es ging ihr psychisch so schlecht, dass die Schulkrankenschwester ein Wörtchen mitzureden hatte. „Was glaubst du, passiert jetzt mit Harry?“ Der Angesprochene schnaubte leise, man konnte hören, dass er sich auf die Seite drehte. „Er ist bei Severus untergebracht, das hab ich doch schon gesagt.“, antwortete er ein wenig genervt, aber Blaise schmunzelte trotz des harschen Tons leise. „Ja, das sagtest du bereits. Aber…was macht er mit Harry? Ich hoffe, er nimmt Harry nicht zu hart dran…bei was auch immer.“ Jetzt gab auch Terry ein zustimmendes Geräusch von sich. Er seufzte leise. „Ich weiß natürlich nicht, wie das mit der Blutlust im Allgemeinen ist, aber ich stelle es mir unangenehm vor, wenn man kein Blut mehr bekommt. Und Harry ist ja wirklich ausgerastet…ich kann mir gut vorstellen, dass Professor Snape ihn deswegen bestraft.“ „Quatsch. Ich schätze eher, er spannt ihn auf die Folter, damit er lernt, sich zu beherrschen. Die Blutgier ist nämlich eine reine Kopfsache.“ Draco spürte förmlich, wie seine beiden Freunde ihn fragend ansahen. Er grummelte leise, so zeigend, dass er trotz all des Stresses der letzten Tage dennoch recht müde war, aber er ergab sich dem Schicksal. Er war hier wohl der einzige, der diesen armen dummen Gestalten etwas Weisheit zukommen lassen konnte, zumindest in diesem Thema. Da war er schließlich sowas wie ein direkter Ansprechpartner. „Als ich als kleines Kind meinen ersten Blutrauschanfall bekommen hab, hat Severus mich hinterher beiseite genommen und mir zu erklären versucht, dass ich für eventuelle Verletzte nicht die Schuld auf meinen Anfall schieben soll. Ich hab das damals nicht verstanden, aber in den letzten Wochen, wo ich keinen Blutstein mehr hatte, verstand ich doch, was er damit meinte. Man kann seinen Trieb nach Blut beherrschen. Es ist Schwerstarbeit und laugt einen richtig aus, aber unsere Körper kommen mit weit weniger Blut aus, als viele von uns denken. Wenn man durch seinen Blutstein eine relativ geregelte Blutzufuhr erhält, gewöhnt man sich an diese ganz bestimmte Menge. Wird diese Menge irgendwann nicht mehr erreicht, spielt natürlich der Körper verrückt. So wie…hm…“ „Bei einem Drogenentzug in etwa?“, versuchte Terry ihm zu helfen, unwissend, ob der magische Adlige überhaupt wusste, was Drogen denn eigentlich waren. Aber überraschenderweise stimmte Draco ihm zu. „Naja, nicht ganz so schlimm, aber ansatzweise schon, ja. Also ich kann mich erinnern, dass ich in den ersten Wochen regelrechte Aussetzer und öfters auch Krampfanfälle hatte und Severus musste mich schon mehrmals in einem speziellen Raum unten im Keller einsperren, damit ich nicht über den nächstbesten herfalle, der mir vor die Augen kam. Es war die Hölle…aber ich lernte, mich meinen Trieben zu wiedersetzen. Klar, es ist auch eine Sache der Gewohnheit, aber irgendwann schafft man es, seinem Körper zu befehlen, mit auch nur wenigen Reserven auszukommen. Und ich schätze, genau das hat Harry jetzt auch vor sich.“, erklärte er mit leisen Worten, ab und an immer mal kleine Pausen machend, damit die beiden anderen das gut verdauen konnten. Terry nickte nachdenklich. „Armer Harry. Das ist garantiert hart, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, wenn mein Körper irgendetwas dringend braucht und dennoch nicht bekommen kann…aber hey, jetzt weiß ich wenigstens, wo du in den ersten zwei Wochen direkt nach Schulanfang warst. Laut den Lehrern warst du ja zu Hause bei deinen Eltern wegen familiären Problemen.“ „Naja, irgendwas musste man doch sagen.“, wich der Blonde unbehaglich aus. Er kuschelte sich hörbar tiefer in die Decke. „Ich hoffe nur, dass Harry nicht auch so lange wie du da unten drin bleiben muss. Du sahst schrecklich aus, als ich dich endlich da rausholen durfte…“, murmelte Blaise nach einigen Minuten der Stille leise vor sich hin, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Aber Draco antwortete trotzdem. „Ich weiß nicht, wie lange er brauchen wird. Ob er es überhaupt jemals richtig unter Kontrolle bekommt. Ich kann es zwar mittlerweile beherrschen, aber auch nicht immer. Ein einziger unachtsamer Moment und die ganze Beherrschung ist im Eimer und man macht statt einem Schritt vorwärts wieder fünf zurück. Sich beherrschen lernen ist hart. Härter als alles, was ich sonst je lernen musste.“ „Und selbst wenn es Harry hinterher schlecht gehen wird…wir päppeln ihn dann schon wieder auf, Jungs. Oder?“ Alle drei nickten einstimmig. „Und außerdem hat der alte senile Spinner auch noch einen Blutstein für Harry in Auftrag gegeben, den kriegt er dann auch, wenn er mit seiner Lerneinheit fertig ist. Also wird er schon wieder werden.“ „Na dann…gute Nacht, Leute.“ „Gute Nacht“ Hermine wurde am nächsten Morgen von einem fürsorglich lächelnden Terry geweckt. Sie blinzelte verschlafen, grummelte kurz und öffnete dann erst ihre Augen, um zu sehen, wer denn so dreist war, ihren Schönheitsschlaf zu unterbrechen. „Hermine, komm, aufstehen. Wir müssen gleich los zur Schule.“, flüsterte der Halbelf mit säuselnder Stimme, während er ihr sanft über die heiße Wange strich. Das Mädchen schloss genießerisch die Augen und gab sich der sanften Streicheleinheit hin. Sie spürte seine filigranen Finger zuerst auf ihrer Wange, dann wanderten sie weiter, fuhren über ihren Nasenrücken rüber zur anderen Wange, strichen dort zärtlich an ihrem Kiefer entlang und liebkosten sie unter dem Kinn. Sie seufzte wohlig. „Hm, an solche Weckaktionen könnte ich mich glatt gewöhnen.“, schnurrte das Mädchen entspannt. Der hübsche Junge lächelte verstehend, zog aber seine Hand zurück und setzte sich auf. Hermine seufzte fast schon enttäuscht. „Wenn du möchtest, kann ich das öfters machen.“, bot er leise an. „Aber nur wenn ich auch brav bin und dann mich dann gleich fertig mache, stimmt’s?“ „Exakt. Deine Schulsachen sind schon gepackt, du brauchst dich nur noch anziehen.“ Hermine fühlte sich wie im siebten Himmel. Es war noch ein wenig schwummerig im Raum, da die Sonne gerade erst im Begriff war aufzugehen, aber die Atmosphäre war angenehm. Langsam streckte sie sich, gähnte wohlig und wollte Terry gerade fragen, wie er denn eigentlich in ihr Zimmer gekommen war, aber er war schon gar nicht mehr da. „Hm…naja, auch gut. Ich muss mich beeilen, wenn ich pünktlich zum Frühstück komm will!“ Rasch schwang sie sich aus dem Bett, sammelte ihre Klamotten zusammen und machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg ins Badezimmer. „Hermine?“ Fragend drehte sie sich der dunklen Stimme entgegen, aber außer ihr war niemand im Raum. Verwundert zog das Mädchen die Stirn in Falten. „Ich glaub, ich bin noch nicht so ganz wach…“ Leise vor sich hinmurmelnd trottete sie zurück zum Schrank, merkend, dass sie das Elementarste vergessen hatte – die Unterwäsche. Gut, vergessen konnte man ja immer mal was. Aber das?! Das war peinlich. „Harry, nein!“ Ein lauter Schrei ließ sie jetzt doch herumfahren und aufkeuchen. Die Landschaft um sie hatte sich verändert, sie war auf einmal nicht mehr in ihrem Zimmer, sondern draußen auf dem Hof der Schule. In der Ferne konnte sie den Ostturm ausmachen, aber es war so dunkel, dass sie nur die Silhouette erahnte. Der Wind peitschte ihr um die Ohren, dass die wilde braune Haarmähne nur so flog, sie wimmerte leise. „Oh mein Gott, Neville! Harry!“ Wieder wirbelte sie herum, als sie den panischen Schrei vernahm, der ihr so bekannt vorkam. Harry flog direkt über ihrem Kopf hinweg durch die Dunkelheit, seine schwarzen, ledernen Schwingen peitschten geräuschvoll durch die Luft. Hermine keuchte, sie beobachtete direkt, wie der schwarzhaarige mit einem spitzen Schrei die Arme ausstreckte und zum Sturzflug ansetzte, um sie anzugreifen. „Kyaaaaaah!“ Panisch schlug das Mädchen die Hände über den Kopf zusammen und fiel zu Boden, als sie die heißen Hände ihres Freundes an ihrem Scheitel spürte. Sie dachte nicht nach, sie reagierte instinktiv. Harry kreischte enttäuscht, segelte noch ein paar Meter weiter, ehe er die Möglichkeit fand, eine scharfe Kurve zu fliegen und einen erneuten Versuch zu starten. „Hermine, pass auf!“ Und schon war Neville vor ihr, den Zauberstab mutig ausgestreckt. „Neville, nicht! Lauf!“, rief sie ihm ungläubig zu, sah aus dem Augenwinkel, dass Harry bereits wieder in irrwitziger Geschwindigkeit angerauscht kam, den Mund verheißungsvoll weit geöffnet, die Zähne gebleckt. Seine Fratze brannte sich in ihr Gedächtnis, wie nie etwas anderes je zuvor. Sie erstarrte. Aus weit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie ihr Freund Neville packte und zu Boden riss. Die beiden Freunde schlitterten gut einen ganzen Meter über den Boden und überschlugen sich ein paar Male, ehe sie zum Stillstand kamen. Es gab ein kurzes Handgemenge, aber es dauerte kaum ein paar Herzschläge lang – Neville hatte Harrys Kraft absolut nichts entgegenzusetzen. Als der erste schale Geruch von Blut in die Luft stieg, schien auch die Natur zu erbeben – plötzlich wehte kein Wind mehr, die Dunkelheit wurde allumfassend. Und rot. Der Geruch von Blut stieg ihr in die Nase, schien sie vollkommen auszufüllen. Hermine würgte angeekelt. Und begann zu schreien. Blitzschnell öffneten sich die schokoladenbraunen Augen, starrten benommen die weiße Decke an. Wie ein Pfeil schoss Hermine in die Höhe, keuchend, beide Hände vor der Brust gefaltet, zitternd. „Miss Granger! Miss Granger, ist alles in Ordnung?“ Mit schnellen Schritten kam Madame Pomfrey angewackelt, eingewickelt in einen dünnen Bademantel, der wenigstens ihren seltsamen rosanen Fummel von einem Nachthemd verbergen sollte. Hermine blickte sie panisch an. „Miss Granger, Sie haben schlecht geträumt…es ist alles wieder gut.“, sprach die füllige Frau sanft auf ihre Patientin ein, als sie begriff, was vorgefallen sein musste. Hermine begann leise zu wimmern. „Wo…wo ist…?“, stsammelte sie atemlos, noch nicht ganz fähig, logische Sätze zu bilden. „Mister Potter geht es gut, Miss Granger.“ „Nein…nein…“ Wild schüttelte sich die braune Mähne. Hermine schloss die Augen, konzentrierte ihren Atem und erst als sie sich einigermaßen wieder gefasst hatte, schwang sie die Beine vom Bett, um das Bett ihres Nebenmannes sehen zu können. Und schon waren sämtliche Dämme, die sie soeben noch aufgebaut hatte, wieder eingerissen. „Neville!“ Herzzerreißend schluchzend wankte das junge Mädchen von ihrem Bett, achtete nicht drauf, dass sie im ersten Moment beinahe zusammenbrach, weil ihre Knie zitterten und sich wie Wackelpudding anfühlten. Erst die stützenden Hände der Krankenschwester halfen ihr, heil Nevilles Bett zu erreichen. „Oh Gott…Neville…Neville!!“ Die Tränen flossen wie Sturzbäche, ungeniert heulend umklammerte sie die schmale Hand ihres Freundes, grub das Gesicht in seine Bettdecke. Sie hörte Madame Pomfrey im Hintergrund leise seufzen, aber das spielte in diesem Moment keine Rolle. Sie weinte darum, dass ihr bester Freund sie gerettet hatte – und jetzt war er derjenige, der verletzt worden war. Eigentlich hätte sie an seiner Stelle dort liegen sollen, schlafend, körperlich vollkommen in Ordnung, aber im Geiste unstet und verwirrt. „Miss Granger, Mister Longbottom ist körperlich in bester Verfassung, machen Sie sich bitte keine Sorgen. Er wird schon wieder auf die Beine kommen.“ Die Worte schienen bei dem Mädchen jedoch überhaupt nicht anzukommen. Die tröstende Hand auf ihrer Schulter war angenehm, ja, aber nicht hilfreich. Sie hickste. „Ich…ich…“ In ihrem Kopf begann es zu rattern. Sie brauchte Hilfe. Und zwar dringend! Aber die konnte die Schulkrankenschwester ihr nicht geben, das wusste sie. Also wer blieb noch übrig? Harry und Draco fielen aus. In den Jungenschlafsaal kam man nicht einfach so, dafür gab es Schutzzauber, die auch über Nacht wirksam waren. Und Harry wäre jetzt der allerletzte, zu dem sie gehen wollte. Blieb also nur noch einer – Professor Snape. „Ich muss-„ Rasch wischte sie sich über das verheulte Gesicht und straffte die Schultern, streifte die Hand auf ihrer Schulter ab. „Ich muss zu Professor Snape.“ Ehe die Krankenschwester wirklich reagieren konnte, war Hermine schon wieder auf den Beinen und spurtete so schnell wie möglich zur Tür. Nur noch das rasche: „Aber rufen Sie mich, wenn Sie Hilfe brauchen!“ hörte sie noch, dann war sie bereits wieder draußen auf den Gängen. In ihrem Kopf arbeitete es auf Hochtouren, während sie, so schnell ihre Beine sie trugen, durch die Gänge rannte. Zweimal landete sie im falschen Stockwerk, weil sie einfach vollkommen kopflos loslief, aber das merkte sie nicht einmal. Sie wusste nicht mehr, was falsch und richtig war. Gut und böse. Sie war an ihrer psychischen Grenze angekommen. Und niemand anderes konnte ihr bei der Verarbeitung der ganzen Informationen helfen als Professor Snape. Er wusste, was gut und richtig war. Auch wenn sie ihn nicht leiden konnte, aber er war intelligent. Schon immer gewesen. Und sie schätzte Leute, die so waren wie sie. Nach einer schieren Unendlichkeit tauchte die schwarze, schmucklose, deckenhohe Tür zu den privaten Gemächern des Professors vor ihr auf. Hermine verlangsamte ihren Schritt, keuchte und stemmte sich auf ihren Knien ab, um irgendwie wieder zu Atem zu kommen. //Okay…ganz ruhig, Hermine, nicht verzweifeln. Snape wird dir helfen, er wird es müssen! Einfach ganz locker und ruhig, er soll nicht sehen, wie verzweifelt du bist…ach verdammt…tief durchatmen, dann geht’s!// Mit zusammengekniffenen Augen rappelte sie sich auf, streckte die Schultern, aber sie brauchte nicht einmal klopfen. Mit sauertöpfischer Miene, einen schwarzen Bademantel über seinem Schlafanzug tragend und in der rechten Hand kampfbereit den Zauberstab haltend, blickte der alte Vampir zu seiner Schülerin herab, mit einer Miene, als wäre sie das ekligste und verabscheuungswürdigste Etwas, was ihm je unter die Nase gekommen war. Er schnaubte genervt. „Miss Granger…“ Seine Stimme war ölig wie eh und je, wenn ihm etwas überhaupt nicht passte, aber Hermine knickte schon lange nicht mehr unter dem eiskalten Blick seiner schwarzen Onyxe ein. Dazu hatte sie sich zu oft schon mit ihm angelegt. Und Snape wusste das. „Sie wissen aber schon, dass es gerade mal drei Uhr morgens ist, ja? Welchen Grund haben Sie, mich zu einer solch unmöglichen Zeit zu stören?!“ Das Mädchen schluckte lautlos und blickte kurz unsicher zu Boden, aber ihr Entschluss stand fest. Jetzt würde sie keinen Rückzieher mehr machen, dazu war sie schon viel zu weit gekommen! „Professor Snape“, begann sie mit fester Stimme, den Blick stolz erhoben. Auch wenn der Mann vor ihr in dem schwarzen Schein der Kerze garantiert sehen konnte, dass sie geheult hatte. Sein Blick bestätigte diese Vermutung, aber sie sprach eilig weiter, um nicht den Faden zu verlieren. „Entschuldigen Sie die frühe Störung, aber ich habe ein dringendes Problem, mit dem ich nur zu Ihnen kommen kann…“ Jetzt schwand ihr Gryffindormut doch ganz allmählich. Hermine rang mit sich, wusste nicht genau, wie sie weitersprechen sollte. Und wie der Vampir reagieren würde, davor hatte sie am meisten Angst. Er durfte sie nicht wegschicken…an wen sollte sie sich denn sonst wenden?! „Nun sprechen Sie schon. Die Nacht sollte zum Schlafen genutzt werde, ich hab gleich in der ersten Stunde eine Klasse.“, schnarrte der Schwarzhaarige grollend. Hermine zuckte zusammen. „Professor, bitte sagen Sie mir, was mit Harry ist. Wie geht es ihm? Und warum hat er das getan? Bitte, ich brauche Antworten!“ Ein paar Augenblicke lang war es still. Severus schnarrte unwillig, nicht ganz glauben könnend, dass dieses Mädchen doch wirklich die Dreistigkeit besaß, mit solch lächerlichen Fragen seine Nachtruhe zu stören. „Mit den Fragen hätten Sie auch bis morgen früh warten können, Miss Granger. Gehen Sie ins Bett, nicht nur Sie brauchen den Schlaf. Eine angenehme Nachtruhe wünsche ich.“ Mit den Worten wollte er ihr glatt die Tür vor der Nase zuschlagen, aber wieder hatte er nicht mit dem Starrsinn des Mädchens gerechnet. Hermine hatte das schon geahnt und war einen Schritt vorgetreten, hatte den Fuß zwischen die Tür geklemmt. Sie quietschte zwar leise auf, als ihr Fuß unsanft eingeklemmt wurde, aber Snape war kein Sadist – grummelnd blickte er sie an, abwartend und sichtbar genervt zugleich. „Bitte…“ Händeringend krümmte sich der schmale Rücken des Mädchens, während sie mit aller Kraft um ihre Beherrschung kämpfte. Er wollte sie abweisen…er begriff doch gar nicht, wie es ihr ging! „Bitte, ich…ich hab das Gefühl, ich dreh noch durch…“ Wieder kamen ihr die Tränen. Sie schluchzte, wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, um irgendwie ihre Schwäche zu verbergen. Trotzdem sprach sie weiter, konnte nicht aufhalten, dass alles aus ihr herausbrach. „Ich versteh überhaupt nichts mehr…ich hab Angst vor Harry, bitte, ich muss wissen, was vor sich geht…Professor, ich glaube, ich werde verrückt! Ich möchte so gern verstehen, was los ist, aber ich habe so viele Informationen und zum ersten Mal überhaupt kann ich sie nicht verarbeiten! Ich fühl mich so überrollt…“ Wimmernd quetschte Hermine diese Worte heraus, immer wieder unterbrochen von ungebremsten Heulkrämpfen, die ihr die Stimme nahmen und beinahe ihre Beine nachgeben ließ. Sie fühlte sich so hilflos, so verloren. Sie brauchte Halt. Und Snape konnte doch gar nicht so ein großes Arschloch sein, dass er ein weinendes, verwirrtes Mädchen abwies, welches schon von sich aus seine Hilfe suchte! …oder? Es war still, Hermine versuchte so gut wie möglich, ihre Hickser und Schluchzer zu unterdrücken, Snape atmete gleichmäßig und flach, aber hörbar. Schließlich schnaufte er leise und öffnete die Tür. „Kommen Sie rein, Miss Granger und setzen Sie sich. Wir reden.“ Schniefend nickte das brünette Mädchen und setzte leicht zitternd einen Fuß vor den anderen, bis sie mitten im Wohnzimmer des Hauslehrers stand. „Ich ziehe mich schnell um, setzten Sie sich. Und fassen Sie ja nichts an.“ Mit schnellen Schritten verschwand er durch eine Tür zu ihrer Linken, die zwischen zwei großen Bücherregalen sehr versteckt war. Sie seufzte erleichtert. //Gott sei Dank…ich glaube, schon allein dass ich es ausgesprochen hab, ist eine Hilfe…jetzt hätte ich nur noch gern ein paar Antworten// Mittlerweile wieder etwas lebhafter geworden, blickte sie sich um. Sie stand in einem großen ovalen Raum mit hohen Decken, der größtenteils sehr dunkel wirkte, da nicht ein einziges Fenster vorhanden war, aber trotzdem war es nicht ungemütlich hier drin. Seltsam vollgestopft durch viele, bunt durcheinander gewürfelte Möbel, aber trotzdem konnte man sich hier durchaus wohl fühlen, wenn man sich erst mal an die ungewohnte Enge gewöhnt hatte. Zögerlich setzte sie sich auf einen breiten, mit Samt bezogenen, roten Sessel und lehnte sich zurück. Direkt vor ihr stand ein kleiner Kaffeetisch, auf dem drei Bücher nebeneinander aufgeschlagen lagen und ihr gegenüber stand der zweite Sessel, nur dass dieser nicht rot war, sondern schwarz. Auch gut. Ihre angeborene Neugierde sorgte dafür, dass sie sich leicht vorlehnte und auf die Titel der Bücher linste. „Verteidigungsflüche und ihre Anwendungsgebiete“, „Angriffsmagie im Vergleich – schwarz und weiß“ und „Tränke zur Fluchabwehr“ fielen ihr deutlich ins Auge. Sie zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe, kam aber nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn schon stand der alte Vampir wieder vor ihr, mit einer weißen Tasse in der Hand, die er ihr schweigend reichte. „Trinken Sie, Miss Granger. Madame Pomfrey sollte Ihnen zwar bereits ein Beruhigungsmittel gegeben haben, aber wie es aussieht, benötigen Sie eine etwas stärkere Dosis.“ Hermine nickte, dachte aber gar nicht dran, den Tee zu nehmen, bevor sie ihre Antworten erhalten hatte. Nicht, dass Sie dem Professor nicht traute, aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Wer weiß, vielleicht war die Wirkung so stark, dass sie danach einfach einschlief? Darauf konnte sie getrost verzichten. Aus großen braunen Augen beobachtete sie, wie Snape sich ebenfalls eine Tasse Tee herbeizauberte und die Bücher auf dem kleinen Tisch zusammengeklappte und mit einem weiteren gedachten Spruch verschwinden ließ, ehe er dort seine Tasse abstellte und es sich in seinem schwarzen Sessel bequem machte. Sie lächelte zögerlich. „Kommen Sie ja nicht noch einmal auf die Idee, vor meiner Tür in gespielte Panikattacken auszubrechen, Miss Granger. Ich höre Ihnen durchaus zu, wenn Sie ihr Anliegen nur gut genug begründen können. Lassen Sie das nicht zur Gewohnheit werden, verstanden?“ Seine schwarzen Augen taxierten sie, aber nicht so kalt wie sonst. Hermine lächelte gequält und nickte. „Entschuldigen Sie, aber ich wusste sonst nicht, wie ich Ihnen klar machen konnte, dass ich wirklich Ihre Hilfe brauche…was ich sagte, stimmt. Ich komm bei dem allen nicht mehr mit. Ich habe recherchiert über Vampire und alles, aber ich kann die ganzen Informationen nicht wirklich verarbeiten…und dann ist Harry auch noch so ausgerastet und jetzt ist Neville verletzt…dabei sollte ich diejenige sein, die an seiner Stelle in dem Bett liegt!“ Ihre eiskalten Hände umklammerten wärmesuchend die warme Tasse, genussvoll sog sie den sanften Duft nach Vanille ein. Snape trank Vanille-Tee? Erstaunlich…oder hatte er diese Sorte etwa nur für Sie herbeigezaubert, in der Annahme, dass sie es mochte? Falls ja, hatte er richtig getippt, das musste sie schon sagen. „Miss Granger…ich bin nicht ihr Hauslehrer, aber Sie hatten Recht mit Ihrem Wunsch, mit diesem Problem zu mir zu kommen. Ich kann Ihnen wohl die meisten Fragen beantworten, was Vampire angeht…aber das heißt nicht, dass ich jederzeit für Existenzfragen zur Verfügung stehe, klar? Schon gar nicht um diese Uhrzeit!“ Hermine lächelte jetzt doch recht amüsiert, als sie den leicht nörgelnden Unterton in seiner Stimme wahrnahm. Sie nickte brav. „In Ordnung…entschuldigen Sie nochmals, Professor. Gestatten Sie mir eine Frage?“ „Hn“ „Warum hat Harry das getan?“ Schwarze Augen griffen nach dem Blick der braunen Seelenspiegel, hielten sie fest, studierten sie. Erst nach einer scheinbaren Ewigkeit nahm der Professor seine Tasse in die Hand, pustete ein paar Mal und begann dann langsam zu sprechen. ~ Zur gleichen Zeit im Gruppenraum der Bellcourds ~ Die große Wanduhr neben ihm zeigte mittlerweile fast drei Uhr morgens. Terry gähnte und wischte sich über die Augen. Seine Hand, in der er schon seit einigen Minuten die Feder festhielt, tippte immer wieder unruhig auf das Blatt Pergament, das vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lag, aber obwohl er schon seit einiger Zeit den Platz besetzt hielt, stand noch nicht ein einziges Wort drauf. //Ach verdammt…// Wieder wurde die magisch verstummte, fleißig vor sich hintickende Standuhr betrachtet, aber der Zeiger ärgerte ihn. Er war immer noch nicht weiter. „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll…“ Einige Minuten saß der Junge schweigend da, die Augen geschlossen, den Oberkörper leicht vornüber gebeugt. Er entspannte sich, versuchte, seinen Geist zu klären. In seinem Kopf lief so vieles gleichzeitig, aber ihm fiel einfach nichts Passendes ein. Er brauchte Ideen, aber er wollte ja eigentlich auch keine Romane schreiben. Schließlich er wollte nicht zu viel schreiben…er brauchte kurze, klare Sätze. Die ihn wenn möglich auch nicht verrieten, schließlich wollte er anonym bleiben. Und die nicht zu privat waren. Anmaßend sein durften sie auch nicht. Schwierig. Er setzte die Feder an, tunkte sie kurz in das kleine Tintenfässchen und versuchte einen neuen Anlauf. Heute ist eine schöne Nacht, nicht wahr? Schule ist anstrengend…die vielen Hausaufgaben sind ätzend. Haben Lehrer eigentlich eine Freude daran, uns armen Schülern ständig die Nachmittage zu versauen? Nein, wahrscheinlich nicht…sie tun, was sie tun müssen. Auch wenn’s ätzend ist. Terry schüttelte ärgerlich den Kopf. Nein, viel zu sorglos…viel zu niveaulos. Es war zum Verrücktwerden! Ihm fiel einfach nichts ein, sein Kopf war wie leer gefegt. Er wollte etwas schreiben…aber ihm fiel einfach nichts ein! Übers Wetter reden war vollkommen schwachsinnig. Ebenso wie die Erwähnung der Schule, da könnte er dann ja auch gleich schreiben: „Hallo, ich bin Terry Boot, Schüler aus Bellcourd, sechste Klasse, und ich ärgere mich über diesen Riesenstapel an Hausaufgaben…“ Bei so viel Dummheit bekam er schon fast Kopfschmerzen. So viel dazu, dass ein kleiner Brief wohl kaum schwer sein konnte… Ein erneuter kurzer Blick auf die Standuhr zeigte ihm, dass er schon wieder zehn Minuten mit Grübeln und dem Schreiben sinnlosem Zeugs vergeudet hatte. „Verdammt…wenn das so weitergeht, sitz ich morgen früh noch hier.“ Ein kleiner Schlenker seines Zauberstabs wischte die Tinte von dem Pergament und ließ es aussehen wie neu. Er gähnte verhalten und streckte sich, zwang sich dazu, die Gedanken einfach mal wieder vom Thema abschweifen zu lassen. Vielleicht würde er mehr Kreativität entwickeln, wenn er sich einfach mal kurz ablenkte? Gedankenlos glitt seine Feder erneut über das Papier. Er zeichnete einfach drauf los, nicht darüber nachdenkend, was seine Hand da überhaupt tat. Und nach und nach konnte er beobachten, wie sich vor seinen Augen ein kleines Stillleben entwickelte. Eine abstrakte, windschiefe Vase mit einem dunklen Streifenmuster, neben ihr lag eine bereits ältere, halb ausgestrocknete Rose. Die Blätter welkten bereits, der Stängel wirkte grob zerrupft. Im Hintergrund erblickte Terry eine weite Wiese mit ausgedehnten Rosenbüschen und riesigen Zypressen. Ein trauriges Bild. Er seufzte. Ja, dieses Bild entsprach seinem aktuellen Gemütszustand wohl am besten. Auch wenn nur er selbst verstand, was dieses Bild überhaupt auszudrücken vermochte. „Okay…“ Innerhalb eines einzigen Augenschlags war das Papier wieder leer, das Stillleben weggefegt. Als hätte es niemals existiert, als wäre es eine pure Einbildung gewesen. Er hatte bessere Dinge zu tun als sein Seelenleben auf Papier zu bringen. Wieder schweiften seine Gedanken ab und diesmal dachte er daran, was an diesem Tag alles passiert war. Neville und Hermine waren verletzt worden, Harry war vorläufig von ihnen getrennt…und doch erschien ihm das alles nicht halb so tragisch, wie es hätte sein sollen. Stumpfte er etwa schon ab? //So wird das nichts…ich hab keine Zeit für Selbstreflexion…mal gucken…// Erneut setzte er an. Mal sehen, was diesmal aus seiner Feder entstehen würde, wenn er sie mit dem weißen Pergament in Berührung brachte. Terry seufzte zufrieden und setzte den Stift wieder ab. Zwei kurze, knackige Sätze, aber mit sehr viel Inhalt. Genauso musste es sein. Allein deswegen würde man ihn noch lange nicht erkennen, er hatte auch seine übliche Handschrift ein wenig verändert, sodass man schwer erkennen würde, dass diese Sätze von ihm stammten. Sie waren nicht anmaßend, aber auch nicht zu zurückhaltend. Er war zufrieden. Langsam stand Terry auf und rollte das Papier zusammen, um es schließlich mit einem Band zusammenzubinden. „Na also, und damit hab ich mich so schwer getan…“ Er lächelte leicht, während er zum Fenster hinüberging und es leise öffnete. Ein paar Minuten lang ließ er seinen Blick durch die schwarze Nacht streifen, registrierte das leise Fauchen des Windes, wenn es an den unzähligen Türmen und Ecken des Schlosses brach und hörte vereinzelt auch die Geräusche des verbotenen Waldes. Er hörte viel mehr als alle anderen, selbst mehr als gewöhnliche Vampire, aber das musste ja niemand wissen. Er ging mit dieser Fähigkeit mit Sicherheit nicht hausieren. Er wusste, wohin so etwas führte. Ein schriller Pfiff entkam seiner Kehle, nur leise zwar, aber deutlich hörbar in der Nacht. Er wartete kurz, suchte mit seinen Augen die Umgebung ab und nur wenige Minuten später erklangen auch schon leise Flügelschläge an seinen Ohren. Kurz darauf erschien auch der schneeweiße Umriss im Licht des Zimmers und eine gerademal zwanzig Zentimeter große, schneeweiße Eule flatterte mit einem leisen Gurren herein. „Hallo, Engelchen.“ Ein bezauberndes Lächeln schlich sich auf Terrys Lippen, während er der weißen Taube bedeutete, auf seinen Unterarm zu springen. Das Tier ließ sich genüsslich von ihm kraulen und gurrte leise. „Entschuldige, dass ich dich so spät noch stören muss…aber könntest du das hier für mich an den Mann bringen?“ Gehorsam und ohne zu zögern streckte das Federvieh die Kralle aus und Terry band sein Schreiben rasch daran fest. Er grinste leicht. „Alle sagen, dass Eulen viel besser sind, aber sie vergessen, dass Tauben um einiges treuer sind…nicht wahr, mein Engelchen? Du kannst meine Post immer überall hinbringen, davon bin ich fest überzeugt. Du bist um ein Vielfaches besser als es eine Eule je sein kann…“ Verliebt schnuffelte der Halbelf das weiche Gefieder seiner kleinen Freundin, die sofort wieder begeistert gurrte und an seinem Haar herumzuknabbern begann. Er lachte leise und trug sie wieder zurück zum Fenster. „Danke, Engelchen. Gehab dich wohl.“ Und schon war die weiße Taube wieder fort. Ein paar Minuten lauschte er noch den langsam verklingenden Flügelschlägen, dann wurde es wieder still. Er nickte und schloss wieder die Fenster. Diesmal konnte er allerdings ein lang anhaltendes, lautes Gähnen nicht mehr zurückhalten. Er seufzte leise, brauchte nicht auf die Uhr zu sehen, um zu wissen, dass er eigentlich schon längst im Land der Träume sein sollte. Mit langsamen Schritten machte auch er sich nun auf, endlich seine Nachtruhe genießen zu können. Ich mache mir Sorgen Ist alles in Ordnung? Kapitel 26: ~+~+~+~+ Kapitel 26 ------------------------------- Bevor es losgeht, erstmal ein kleines Hallo an alle meine treuen Leser ^.^ *verbeug* Wie ihr wahrscheinlich schon bemerkt habt, geht es seit einer ganzen Weile eher schleppend voran mit dieser Geschichte. Dafür möchte ich mich entschuldigen, aber irgendwie...läuft es nicht mehr so gut wie am Anfang. Mir gehen die Ideen aus, und ich finde wenn überhaupt nur noch selten die Zeit zum Schreiben. Trotzdem bin ich immer noch dabei, mache immer mal wieder ein bisschen weiter und hoffe, dass nicht irgendwann komplett den roten Faden verliere. Die treuen Leser, die trotz der langen Wartezeiten immer noch dabei sind und mich nicht aufgeben, sind mein ganzer Stolz ^.^ Ihr zeigt mir, dass ich weitermachen muss, schließlich schreibe ich ja nicht nur für mich selbst, sondern euch für euch ^^ Ich gebe mir weiterhin Mühe und hoffe, dass ihr weiter am Ball bleibt...genauso wie ich ^^ Mehr wollte ich eigentlich auch gar nicht loswerden ^^ Hier kommt Kapitel 26 und diesmal ist es wieder Xtra-Large :D Viel Spaß damit ^^ ----------------------------------------------------- ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Kapitel 26 ~+~+~+~ Nachdenklich starrte Hermine an die Decke. Sie seufzte leise, wälzte sich einmal auf die Seite und verschränkte einen Arm unter dem Kopf, um bequem zu liegen. Ihre braunen Augen glitten zum Nachbarbett hinüber und blieben an dem schlafenden Neville hängen. Ihre Gedanken kreisten. Kreisten um einen der letzten Sätze, die sie von Professor Snape zu hören bekommen hatte, eh er sie rüde zurück auf die Krankenstation befohlen hatte. Sie hatten eine lange, teilweise hitzige Diskussion geführt, die wirklich mehrere Stunden in Anspruch genommen hatte. Hermine hatte jede einzelne Antwort des älteren Mannes in sich aufgesogen wie ein Schwamm, aber auch ihre Fragen hatte sie geäußert. Und sobald ihr eine Antwort nicht so ganz klar gewesen war, war es auf eine thematische Diskussion hinausgelaufen. Sie diskutierte gerne. Nur Professor Snape war niemand, der sich gern reinreden ließ, das hatte sie sehr schnell gemerkt. Was sie aber trotzdem nicht davon abgehalten hatte, weiter zu fragen. Noch einmal ging sie im Kopf das Gespräch über die Blutgier durch und seufzte leise. Genau dieser Abschnitt hatte sie am meisten verängstigt – und im Nachhinein war es der unbefriedigendste Diskussionsabschnitt überhaupt gewesen. ~Flashback~ Hermine saß mit unterschlagenen Beinen, ihre kleine Tasse umklammernd, auf dem mit rotem Samt bezogenen Sessel und schluckte schwer. Sie waren auf das Thema gekommen, was ihr die meiste Angst bereitete, schließlich verstand sie es überhaupt nicht. Aber Professor Snape zeigte sich einfach nicht einsichtig, seine Erklärungen klangen in ihren Ohren viel zu hart. Und zu weit hergeholt. Unverständlich. „Miss Granger, was haben Sie bereits über die Blutgier herausgefunden?“, hatte der alte Mann sie irgendwann gefragt. Automatisch hatte das Mädchen angefangen, ihr Wissen herunterzuspulen. Von wegen dass Vampire ab einem bestimmten Alter die Blutlust bekämen, die sie dazu zwang, menschliches Blut zu trinken, was für sie überlebenswichtig war. Und dass eine bestimmte Menge reiche, sie müssten nicht ganze Menschen leer trinken. Und damit hatte ihr Wissen auch schon wieder aufgehört. Beinahe hatte sie sich für diese wenigen Informationen geschämt. Severus hatte schweigend zugehört, dann und wann genickt, einmal auch spöttisch das Gesicht verzogen. „Miss Granger“, meinte er mit einem öligen Unterton in der Stimme, als sie mit ihrem kurzen Monolog geendet hatte, „diese mangelnden Informationen sind traurig. Sie glauben etwas zu wissen und begründen das mit diesen lächerlichen Punkten? Sie wissen nichts, überhaupt nichts.“ Nur schwer konnte Hermine die Tränen zurückhalten. Sie hasste Demütigungen – vor allem solche. Und Snape machte keinen Hehl daraus, dass ihn ihre Unwissenheit belustigte. Trotzdem versuchte sie, Ruhe zu bewahren und einen klaren Kopf zu behalten. Heulen konnte sie hinterher. Wenn sie dann schlauer war. Jetzt hieß es, weitere Informationen sammeln. „Professor…dann teilen Sie ihr Wissen mit mir, bitte. Ich möchte es verstehen…aber das geht nicht, wenn ich keine Informationen habe.“ Der Schwarzhaarige erbleichte sichtbar ob dieser plötzlichen Demut. Er runzelte die Stirn, blickte sie skeptisch an. Und diesmal konnte sie es ihm nicht einmal verübeln, schließlich war sie sonst nie so ungewöhnlich fügsam. Naja…solange ihr das dabei half, an die Antworten zu kommen, die sie suchte, war es ihr recht. „Nun gut…ich schätze, zuerst sollte man mal den allgemeinen Begriff ‚Blutlust‘, beziehungsweise ‚Blutgier‘ näher erläutern. Zwischen der normalen Blutlust und der Blutgier besteht nämlich ein ganz eindeutiger Unterschied, den sollten Sie nicht übersehen. Jeder Vampir trägt die übliche Blutlust mit sich herum, schließlich ist menschliches Blut, wie Sie bereits sagten, für uns überlebenswichtig. Wir brauchen Blut, Sie brauchen Wasser. Und von allem jeweils eine bestimmte Menge. Die Blutlust kommt allerdings erst dann zutage, wenn die Blutgier überstanden ist. Die Blutgier ist ein bestimmter Zeitabschnitt im Leben eines jeden Vampirs, in dem das Verlangen nach Blut übermächtig wird. Häufig tritt die Blutgier auch bei starkem psychischen Stress auf, aber sicher ist, dass sie der Beginn der vampirischen Pubertät ist. Die vampirischen Instinkte übernehmen die Kontrolle über den Körper und den Geist, häufig begehen Jungvampire, die nicht unter der Leitung eines älteren, erfahrenen Vampirs stehen, in diesem Zustand Morde.“ Hermine zuckte bei diesen Worten erschrocken zusammen, erschauerte. Sie begannen Morde in diesem Zustand…das bedeutete, Harry hätte Neville wahrscheinlich auch umgebracht, hätte Snape ihn nicht aufgehalten? Snape schnaufte leise in sich hinein und ließ sich gemütlich in seinen Sessel zurücksinken, während er überlegte, wie er weitersprechen sollte. Der letzte Satz hatte seine Schülerin sichtlich schockiert, und das hatte er auch beabsichtigt. Wenn sie alles begreifen wollte, musste sie einsehen, dass mit der Blutgier absolut nicht zu spaßen war. Und Hermine merkte auch allmählich, dass alles ganz anders hätte kommen können. Er war also sowas wie der Retter der Stunde gewesen…wenn auch ungewollt, aber das spielte ja keine Rolle. Und sie begriff, dass er wirklich Schlimmes verhindert hatte. „Professor…wenn Sie nicht da gewesen wäre, hätte Harry…“ „Sie wahrscheinlich alle umgebracht, ja.“ Eiskalt und direkt. Hermine begann panisch zu zittern. „Aber es ist ja nichts Schreckliches passiert, also müssen wir darüber auch nicht weiter sprechen, oder?“ Unerwarteter weise war Snape gnädig und beendete diesen unangenehmen Teilabschnitt. Hermine nickte zitternd. Erst nach der dritten Aufforderung, wenigstens einen kleinen Schluck des Tees zu nehmen, reagierte sie und folgte skeptisch der Anweisung. Sie brauchte einen klaren Kopf – und das ging wirklich nicht, wenn sie panisch wurde. Snape sprach erst weiter, als er bemerkte, dass das Zittern bei seiner Schülerin langsam abebbte. Sie wirkte noch immer sehr aufgewühlt und manchmal zitterten ihre Lippen ein klein wenig, aber lieber erzählte er weiter, dann hatten sie es bald hinter sich. „Wie ich bereits gesagt habe, ist die Blutgier keinesfalls zu unterschätzen. Mister Potter ist ihr vollkommen erlegen und benötigt von nun an für eine bestimmte Zeit, die meist zwischen einer und zwei Wochen pendelt, täglich eine gewisse Menge an Blut.“ „Und wer…?“ „Ich.“ Die großen braunen Augen von Hermine verengten sich skeptisch, dennoch bekam sie noch nicht den Mund auf. Hinter ihrer Stirn ratterte es wie in einem Uhrwerk, das sah man deutlich. Sie wog all ihr Wissen über Vampire und Blut ab – und kam zu einem Ergebnis. „Aber Vampire brauchen Menschenblut. Sie sind…ebenfalls ein Vampir.“ Minutenlang war es still. Hermine blickte ihr Gegenüber an wie ein Frosch und Snape knurrte unterdrückt vor sich hin. Schließlich schüttelte er langsam, fast schon im Zeitlupentempo, den Kopf. „Ich bedaure, Ihre Antwort als nicht gänzlich richtig einstufen zu müssen, Miss Granger. Sie mögen damit Recht haben, dass Vampire Menschenblut brauchen, aber das ist nicht die ganze Wahrheit.“ Fragend lauschte das Mädchen den Worten. Snapes Stimme hatte auf einmal einen vollkommen anderen Ton angenommen, fiel ihr sofort auf. Sonst war seine Stimme tief und leicht schnarrend, jetzt war sie dunkel. Fast schon...bedrückt? „Vampire benötigen ungefiltertes, reines Blut. Das Blut von Vampiren mischt sich mit der Zeit mit dem Blut desjenigen, von dem sie trinken, deswegen ist es ungeeignet. Allerdings unterscheidet sich unser Blut vom physischen Aufbau nicht wirklich von gewöhnlichem menschlichen Blut, deswegen ist es dennoch durchaus möglich, dass wir untereinander das Blut tauschen können.“ „Aber Professor, Sie trinken doch auch regelmäßig Blut, oder nicht?“ Es war nicht schwer zu bemerken, dass die Geduld des Professors allmählich ihre Grenze fand. Langsam, sich an den Sessellehnen abstützend wie ein alter Mann, stand der Vampir auf, ließ ein leises Grollen vernehmen. Seine schwarzen Augen blitzten genervt. „Nun, auch da besteht wieder ein eindeutiger Logikfehler, Miss Granger. Wie gesagt, die Beherrschung der Blutlust und der Blutgier ist eine Sache der Psyche. Je stärker der Wille, desto widerstandsfähiger ist man. Und desto länger kann man die Beherrschung aufrecht erhalten.“ Ausladende, langsame Schritte bewegten den Vampir dichter an seine Schülerin heran. Hermine schluckte, spürte sie doch plötzliche eine schwarze Front auf sich zukommen – ohne dass sie auch nur auf den Gedanken kam, zu flüchten, aber mulmig wurde ihr doch in der Magengegend. Als er nur noch wenige Zentimeter von ihrem Platz entfernt war, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht schauen zu können. „Ich trage meinen Blutstein seit der Nacht des Blutmondes nicht mehr, Miss Granger, was bedeutet, dass mein Blut inzwischen wieder vollkommen rein ist. Ich habe bis heute keinen einzigen Tropfen Blut mehr zu mir genommen. Sie sehen also, die Beherrschung ist alles. Also geben Sie Mister Potter ruhig die Schuld für den Schlamassel, den er mit seiner mangelnden Selbstkontrolle angerichtet hat, denn schuldig ist er wirklich.“ Um seine Worte zu bestätigen, zog der Professor seinen schwarzen Mantel zur Seite und legte somit den oberen Teil seines Brustkorbes frei. Hermine konnte gar nicht anders, als auf die feine, elfenbeinfarbene Haut zu starren. Tatsächlich – kein Blutstein. Er war clean, so clean wie man es als Vampir nur sein konnte. „Und jetzt gehen Sie gefälligst ins Bett. Trinken Sie ihren Tee und dann schlafen Sie.“ ~ Flashback End ~ Hermine hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, obwohl der Tee sie wirklich schläfrig gemacht hatte. Ihre Augen waren ihr immer wieder zugefallen und mehrmals war sie einfach zur Seite weggekippt und für kurze Zeit eingeschlafen, aber ihr Gehirn stand partout nicht still. Bis in den Morgengrauen hinein saß sie auf ihrem Bett, mit den schwärzesten Augenringen ihres Lebens und einer Laune wie ein genervter Löwe. „Guten Morgen, Miss Granger.“, wurde sie schließlich kurz nach Sonnenaufgang von der Krankenschwester begrüßt, die sie sanft anlächelte. Aber das Mädchen hatte dafür nicht weiter als ein kurzes Kopfnicken übrig. „Konnten Sie gut schlafen?“ Keine Antwort. Hermine brummte leise vor sich hin. „Miss Granger…Sie sehen furchtbar aus, wenn ich das so sagen darf. Fühlen Sie sich soweit in Ordnung?“ „Seh ich so aus?!“ Die Schwester seufzte vernehmlich und schüttelte den Kopf. „Ich seh schon…sie werden für heute vom Unterricht befreit, Miss Granger.“ Schnellen Schrittes wuselte die geschäftige Dame durch den Saal, überall konnte man ihre kleinen trippelnden Schritte hören. Allein das Geräusch machte Hermine fast wahnsinnig. „Hier, trinken Sie…dann werden Sie schlafen. Professor Snape hat Ihnen wahrscheinlich ebenfalls ein Beruhigungsmittel gegeben, aber wenn selbst das nicht ausreicht…Sie brauchen Schlaf, und das Zeug hier legt sogar einen Ochsen lahm. Trinken Sie.“ Einen Augenblick starrte Hermine das seltsame Gesöff vor ihrer Nase angewidert an – schließlich siegte aber doch die Vernunft. Ihr ganzer Körper schrie nach Schlaf, ihre Augen brannten und im Mund begann sich allmählich ein schlechter Geschmack auszubreiten, der ihr überhaupt nicht gefiel. Vielleicht schaffte ja dieses Zeug es, sie wenigstens ein paar Stunden traumlos schlafen zu lassen. Sie hatte die halbe Nacht damit zugebracht, über alles nachzudenken. Jetzt brauchte sie eine Pause. „Danke.“ Brav würgte sie die Flüssigkeit herunter, schnaubte einmal angewidert – und weg war sie. Madame Pomfrey musste ihre Patientin auffangen, da sie sonst vom Bett gefallen wäre. Vorsichtig legte sie das Mädchen zurück in die Laken und deckte sie zu. „Gut…dann sollte ich wohl Minerva bescheid sagen, dass ihre Schülerin heute entschuldigt wird…und danach kümmere ich mich um Mister Longbottom.“ Ein langer, nachdenklicher Blick zum zweiten Bett, in dem noch immer der tief schlafende Neville lag, dann seufzte sie erneut und schritt hinüber zum Kamin, um die Hauslehrerin von Gryffindor von Angesicht zu Angesicht über die aktuellen Umstände zu informieren. Als Terry, Blaise und Draco wenige Stunden später pünktlich zum Frühstück vor den Toren des Krankenflügels standen, standen sie auch schon vor verschlossener Tür und blickten sich fragend an. „Und was ist jetzt mit Hermine? Und Neville?“ Der Blonde hatte die Nacht mehr als nur schlecht geschlafen, was ihm auch deutlich an der Nasenspitze abzulesen war, dementsprechend schlecht gelaunt war er auch. Er grummelte. „Wenn keiner da ist, kommen wir eh nicht rein. Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich geh jetzt erstmal was essen!“ Ohne auf eine eventuelle Antwort zu warten, drehte sich der junge Vampir herum und stiefelte knurrig die vielen Treppen wieder zur großen Halle hinab, wo sein geliebtes Frühstück bereits auf ihn wartete. Terry runzelte die Stirn und verfolgte mit eisigem Blick den Blonden, bis er aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Einzig der Dunkelhäutige schien kein Problem mit dieser Knurrigkeit zu haben und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. „Nimm‘s ihm nicht übel, Terry…aber wenn Draco schlecht geschlafen UND Hunger hat, dann ist er unausstehlich. Ist also nichts Persönliches.“ Der Halbelf brummte noch einen kurzen Moment verstimmt, aber nach einem zögerlichen freundlichen Lächeln seines Kameraden ließ er sich überreden und nahm’s dem Blonden nicht mehr übel. Er nickte. „Außerdem hat Dray Recht, vielleicht sind sie ja schon wieder aufgewacht und futtern jetzt ne Runde Frühstück. Wär ja auch eine Erklärung dafür, warum der Krankenflügel geschlossen ist…wenn keiner da ist, kann ja auch mal kurzzeitig zu gemacht werden, oder?“ Unsicher versuchte Blaise, die Stimmung wieder etwas zu lockern, aber das ging nach hinten los. Terry zögerte, die Augenbrauen misstrauisch zusammengezogen . „In der ganzen Zeit wo ich hier bin, war der Krankenflügel noch nicht ein einziges Mal geschlossen. Das beunruhigt mich irgendwie.“ „Ach egal…wird schon alles seine Richtigkeit haben. Komm, sonst kriegen wir kein Frühstück mehr.“ Die Jungen gingen schweigend nebeneinander her, beide in ihre Gedanken versunken. Terry machte sich Gedanken um seine Freunde – Blaise dachte darüber nach, wie er die schlechte Laune seines neuen Kumpels irgendwie wieder vertreiben könnte. Er seufzte leise. „Hey, sei Draco wirklich nicht böse…er hat wirklich schlecht geschlafen diese Nacht. Und er hat Schmerzen. Von daher…es ist normal, dass er ein wenig überreagiert manchmal.“ Jetzt blickten zwei fragende, in vielen unterschiedlichen Farbtönen schimmernde Augen die ehemalige Schlange an, sodass Blaise ganz kurz ein eisiger, aber nicht unangenehmer Schauer über den Rücken lief. Diese Augen waren der Wahnsinn…wie konnte man nur solche Augen haben?! Es war echt nicht möglich, eine direkte Augenfarbe zu definieren, dazu enthielt die Iris scheinbar zu viele Schichten. „Warum hat Malfoy Schmerzen? Hab ich was verpasst? Wurde er etwa gestern irgendwo verletzt?“ Rasch schüttelte Blaise den Kopf, als ihm gewahr wurde, dass er anscheinend die ganze Zeit wie hypnotisiert die Augen des Halbelfen bewundert hatte. Er hatte wahrscheinlich geglotzt wie ein Fisch, aber Terry war viel zu nett, ihn darauf anzusprechen… „Naja, also…verletzt nicht, ganz im Gegenteil. Er ist putzmunter.“ Den verwirrten Blick auf sich konnte er förmlich spüren, auch ohne dass eine dementsprechende Frage gestellt werden musste, daher suchte er nach passenden Worten, um weiterzusprechen. „Also weißt du…er hat ja gestern Abend erst seinen Blutstein wieder zurückbekommen…und…naja, es ist sehr schwer zu erklären. Ich hab‘s ja selbst nicht richtig verstanden…also…“ „Er hat mal versucht, es mir zu erklären…also er sagt, dass er das Gefühl hat, der Blutstein sei in ihm drin. Also nicht außen als Kette am Körper, sondern direkt in ihm drin…“ Die Jungs waren stehen geblieben, und Blaise gestikulierte mit Händen und Füßen, um seine Worte irgendwie verständlich zu machen. Er begann zu stammeln. „Es ist wie…schwer zu erklären. Wie…wie ein zusätzliches Organ, könnte man sagen.“ Ein verwundertes „Hä?!“ erklärte eindeutig den aktuellen Standpunkt des Halbelfes. Blaise grinste schwach, erklärte aber sofort weiter. „Also…du musst es dir vorstellen wie ein ausgetrocknetes Organ, dessen einzelne Blutbahnen wie stark verschmutzte und staubtrockene Flussbetten sind. Wenn das Blut anfängt, dieses neue Organ zu durchbluten, setzt es an, weil es nicht gleich aufgesogen werden kann und dadurch wird es im normalen Rhythmus abgebremst. Es kommt zum Rückstau. Das Blut muss sich seinen Weg erst erkämpfen und nach und nach den Blutstein durchbluten und genau das ist es, was Draco wehtut. Das Herz muss auf einmal viel stärker und schneller pumpen, um den Blutstrom trotzdem in Bewegung zu halten. Draco meint, es ist wie ein andauernder, ziehender Schmerz in der Brust. Jedenfalls hat er es mir mit diesen Worte so erklärt, aber so richtig verstanden, hab ich es selbst nicht, glaub ich.“ Selbst nicht ganz sicher, zuckte der Schwarzhaarige mit den Schultern und schritt langsam weiter. Terry folgte ihm nachdenklich. „Aha…deswegen war er also wach, als ich wieder rein gekommen bin…“ „Hn? Du warst nochmal weg?“ Wie vom Blitz getroffen zuckte Terry zusammen, zwar nur ein wenig, aber nicht ganz unbemerkt. Er lächelte ertappt. „Naja, also…ich hab Hunger gekriegt und war nochmal in der Küche…naja…und als ich wiederkam, hat Draco mich erwischt.“, murmelte er schließlich, die Ausrede benutzend, die er auch bei dem Blonden angewandt hatte, als er in der letzten Nacht unvorhergesehen erwischt wurde. Glücklicherweise fand auch Blaise sich schnell mit dieser Ausrede ab und grummelte leise. „Du musst mir unbedingt nochmal erklären, wie man in die Küche reinkommt…ich hab‘s nur einmal geschafft, aber das war purer Zufall. Ich weiß nicht mehr, wie ich diesen blöden Eingang aufgemacht hab…“ Terry lachte leise und schritt zügiger aus. „Einfach die Banane kitzeln.“ „Wiee? Banane? Hn…das wäre möglich. Ach verdammt, es ist mal wieder viel zu einfach, als ich dass ich darauf gekommen wäre!“ „Jaja, du bist einfach zu schlau für diese Welt!“ Lachend erreichten die beiden Bellcourds die große Halle und traten ein. Der riesige Saal war erfüllt mit allerlei Geräuschen – dem Klappern des Bestecks und der Teller, Hunderten verschiedenen Stimmen, Lachen…es war alles andere als leise. Die meisten Schüler labten sich fleißig an ihrem Mittagessen, dementsprechend munter waren sie auch. Nur an einem Tisch war es still, der äußerste Tisch auf der linken Saalseite war relativ leise, die Nachtaktiven waren schließlich gerade erst ihren Betten entstiegen und begnügten sich  jetzt damit, in dem Lärm bei einem nahrhaften Frühstück allmählich wach zu werden. „Und?“ „Nichts…bei den Gryffindors sitzt Hermine jedenfalls nicht.“, antwortete Terry sofort, der die Frage gleich verstanden und dementsprechend den Tisch der Löwen inspiziert hatte. Aber anders als erhofft fand er dort keine zottelige braune Mähne… „Hn. Vielleicht sitzt sie auch bei uns. Wäre ja auch nichts Neues.“ Hektisch liefen sie zu dem äußersten Tisch der Halle und suchten auch dort sofort mit schnellen Blicken die Bänke ab. Aber wieder Fehlanzeige. „Ach, kommt ihr auch schon? Glück gehabt, gleich ist alles weg.“, wurden sie sofort von ihrem blonden Freund angemuffelt, aber diesmal ignorierten ihn beide. „Hat einer Longbottom oder Granger gesehen? Waren sie schon hier?“, wurde sofort in die Runde gefragt. Pansy, die Draco direkt gegenüber saß, schüttelte angewidert den Kopf. „Gott bewahre, ich war die Erste hier, ich hätte es gesehen, wenn Granger gekommen wäre…nein, sie war nicht hier. Und Longbottom auch nicht.“, antwortete das Mädchen sofort pikiert und stach extra deutlich mit ihrer Gabel in ihr Würstchen. Blaise verdrehte ungläubig die Augen. „Mit denen wird schon alles in Ordnung sein…also los, setzt euch hin und esst endlich. Ich hab kein Bock, euch Lunchpakete machen zu müssen, weil ihr nicht aus’m Pott kommt.“, nuschelte der blonde Prinz angesäuert darüber, dass man ihn einfach so ignorierte. Ein einstimmiges Seufzen und seine beiden Freunde setzten sich rechts und links zu ihm und luden sich ihre Teller voll. „Guten Morgen, Blaise!“ Wie Aphrodite höchstpersönlich schwebte Marylin Ayers an seinem Platz vorbei und setzte sich neben den Halbelfen, der sie mit einem höflichen Lächeln begrüßte. Der Dunkelhäutige starrte sie mit offenem Mund an, nicht fähig, seinen Müsli weiter zu essen. Sie kicherte, er kicherte blöd zurück und winkte ungelenk. Draco neben ihm verdrehte angewidert die Augen. „Was für ein Kindergarten…“, nuschelte er nur, aber außer der dazu kichernden Pansy nahm niemand von ihm Notiz. „Apropos, Dray…weißt du eigentlich, wo Potter steckt? Nicht, dass ich neugierig bin oder so…“ Unvermutet hatte sich Dracos ehemalige Hauskameradin ein wenig vorgelehnt und blickte ihn ernst an. Der Blonde schluckte rasch sein Reisbällchen herunter und legte fragend den Kopf schief. „Ganz im Gegenteil, es kann mir sogar total egal sein, was Potter macht…“ Sie knurrte leise. Und der Vampir lächelte verständnisvoll. „Er ist bei Professor Snape…dem geht’s gut. Keine Panik also.“ „Pah, als wenn ich mir Sorgen machen würde!“ „Natürlich…ich vergaß, jeder andere Mensch ist unwichtig…wichtig bist ja allein du.“ „Pah…“ An den umliegenden Plätzen war es still geworden, alle lauschten gebannt dem kleinen Freundschafts-Zwist der beiden ehemaligen Schlangen. Als Draco erwähnte, Harry wäre in Snape’s Obhut, begann einige aufgeregt zu tuscheln. Und mit einem Schlag war die gesamte Halle still. Als wäre man in einer Sakristei, senkte sich eine allumfassende Ruhe über die Schüler, die nichts durchbrechen konnte. Zumindest kam es Draco so vor, er hatte das Gefühl, als hätte sein Gehör von einer Sekunde auf die nächste den Geist aufgegeben, sodass sich ein absolutes Taubheitsgefühl in ihm breit machte. „Was-„, wollte er fragen, aber ehe er auch nur den Mund aufmachte, deutete Blaise mit vollen Mund nickend zu den Lehrertischen hinauf. Der Schulleiter hatte sich vor dem Podest aufgebaut und lächelte die Schüler mit seinem ewig gutmütigen Lächeln an, wissend, dass alle gespannt darauf warteten, seine Ankündigungen zu hören. Mit volltönender Stimme begann er seine Rede. „Einen guten Appetit wünsche ich euch allen…und dem Rest, einen angenehmen guten Morgen.“ Der alte Mann ließ erneut seinen Blick durch die Runde schweifen und sprach schließlich weiter. „Heute habe ich gleich mehrere Ankündigungen, die ich gern loswerden möchte, bevor ihr in die nächsten Unterrichtsstunden startet.“ Wie vom Blitz getroffen zuckte Draco zusammen. Als seine Hand die Gabel losließ, schepperte es beinahe überdeutlich in seinen Ohren und er hatte das Gefühl, alle Köpfe in der gesamten Halle würden sich zu ihm umdrehen. Er räusperte sich leise und sammelte schnell wieder seine Gabel auf, senkte den Blick. //Scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße!//, war der einzige Gedanke, der ihm durch den Kopf ging. Dumbledore hatte da ja mal was geplant…und verdammt, wenn ihm rechtzeitig eingefallen wäre, dass heute DER Tag war, wäre er einfach im Bett liegen geblieben und hätte weiter geschlafen. Blaise und Terry zum Trotz. „Die erste und wahrscheinlich für euch aufregendste Ankündigung ist Folgende: seit wir das fünfte Haus haben, interessiert sich der Tagesprophet sehr für unsere Schule…und wir haben die Ehre, heute eine Horde informationsgieriger Reporter begrüßen zu dürfen.“ Mit einer ausladenden Geste deutete der alte Mann hinter sich und begann zu klatschen. Niemand hatte die Horde Erwachsener bisher bemerkt, aber sieben Männer und Frauen standen nur wenige Meter hinter den Lehrertischen und ließen wie die Adler ihre Blicke über die Gesichter der Schüler streifen, bereits auf der Suche nach guten Informationen. Die Lehrer klatschten, verhalten, aber von den Schülern kam nur ein mäßiger Applaus. „Sie werden einige von euch Schülern interviewen, wenn Sie damit einverstanden sind und sich wahrscheinlich auch den einen oder anderen Lehrer vorknöpfen…macht euch schon mal auf einen sehr unsteten Unterricht gefasst, wenn die Lehrer mal kurzzeitig verschwinden oder einzelne Schüler vom Lernen abgehalten werden. Wer möchte, kann sich natürlich auch freiwillig als Star bereit stellen, wenn er bestimmte Sachen loswerden möchte. Lob, Kritik, tobt euch aus. Heute wird nichts zensiert.“ Wie aufs Stichwurt wurde tosendes Getuschel laut, einige Schüler begannen lautstark zu stöhnen, andere knurrten oder jubilierten hörbar. Nur die Bellcourds wusste nicht so ganz, was sie davon halten sollten. „Invasion der Reporter? Na super, das hört sich ja lustig an…“, nuschelte Blaise nicht wirklich begeistert. Draco nickte mit zusammengepresstem Kiefer. „Na das ist doch gut, so können wir unser neues Haus in den Himmel loben, oder nicht?“, schlug Marylin neckisch vor und erntete von Pansy ein bejahendes Grinsen. Draco grummelte noch immer leise vor sich hin. „Was ist los, Dray?“, wollte Blaise jetzt doch mal langsam neugierig wissen. Sein Freund verhielt sich ungewöhnlich merkwürdig, dafür, dass er angeblich nur schlecht geschlafen habe. Aber der schüttelte nur stumm den Kopf und presste die Kiefer aufeinander. Pansy und Marylin tuschelten derweil aufgeregt miteinander, Terry gähnte missmutig und auch Sam und Julie wirkten nicht allzu begeistert. Trotzdem wurde Draco das Gefühl nicht los, dass gerade am Tisch der Gryffindors die ersten heimlichen Buhrufe in ihre Richtung abgefeuert wurden. Die würden sich doch niemals die Gelegenheit entgehen lassen, ihre Feinde – und somit natürlich auch Harry, den Verräter – anzuschwärzen und der ganzen Welt zu erzählen, was für gottlose Wesen sie seien. Warum kam ihm bei der Vorstellung nur rotes Haar in den Sinn…? Dumbledore unterbrach seine Gedankengänge, denn er hatte die kleine Pause beendet und sprach weiter. „Dies war die erste Neuigkeit, die ich heute loswerden möchte. Letzte Nacht habe ich mit dem Kollegium außerdem abgesprochen, dass eine weitere, große Neuerung stattfinden wird – die Wahl des Hausmaskottchens.“ Draco wäre am liebsten im Erdboden versunken und erst in Askaban wieder aufgetaucht. Er spürte, wie seine Wangen feuerrot wurden. Ein tiefes Grollen bildete sich in seinem Brustkorb, das er kaum zurückhalten konnte. „Dray…was hat der da grad gesagt?“ „Hausmaskottchen?!“ Die Bellcourds blickten sich quer über den Tisch hinüber verwundert an. Und Draco fühlte, wie sich einige Blicke auf ihn legten. „Das klingt bescheuert“, murrte Terry leise. Er schien damit genau die Gedanken seiner Hauskameraden zu treffen, denn aus mehr als nur ein paar Kehlen ertönte zustimmendes Gemurmel. „Ja, wer ist denn auf so eine dumme Idee gekommen? Voll peinlich das Ganze.“ Man hörte selten die Stimme von Sam selten, aber sein dunkler Bariton machte deutlich, wie viel er von dieser Idee hielt. Draco spürte, wie das Rot seiner Wangen sich langsam wieder zurückzog. Dafür wich ihm so langsam das ganze Blut aus dem Kopf. „In Absprache mit den Kollegen wurde beschlossen, eine jährliche Maskottchen-Wahl einzuberufen. Unsere Schule ist auf dem besten Weg, sich im Thema Individualität und Organisation einen großen Namen zu machen und daher kamen wir auf die Idee, dass ein Maskottchen für jedes Haus doch eine lustige Angelegenheit wäre.“ Dumbledore’s Grinsen blitzte durch den ganzen Saal, aber es schien keine wirkliche Begeisterung unter den Schülern auszubrechen. Er räusperte sich kurz, noch immer breit grinsend, und erläuterte seine Überlegungen. Die Schüler hörten aufmerksam zu. „Mit fünf Häusern gäbe es jedes Jahr fünf Maskottchen an dieser Schule. Ein Maskottchen zu sein, bedeutet vor allem, während der schulischen Veranstaltungen präsent zu sein.“ Dumbledore hob eine seiner schmalen Hände und streckte einen Finger aus. Seine klaren, blauen Augen durchstreiften aufmerksam die Reihen der Schüler, registrierten, dass sich einige bereits gelangweilt oder abweisend wieder hinterrücks mit ihrem Essen beschäftigten. Er fuhr fort. „Bei den Quidditch-Spielen geben die beiden Maskottchen der gegeneinander antretenden Teams eine kleine Ansage zum Besten, mit der sie ihr Team vertreten. Zudem besteht die Pflicht, den Vertrauensschüler des Hauses bei seinen Aufgaben zu unterstützen. Gemeinsame Rundgänge vor der Sperrstunde oder das Einweisen der Neulinge am Schuljahresanfang wären deswegen Aufgaben, die man sich teilen kann und somit hat man auch mehr Zeit für eigene Interessen.“ Ein schelmisches Lächeln glitt über die Züge des ergrauten Schulleiters. „Wer also schon immer Vertrauensschüler werden wollte, hätte hier nun die einmalige Möglichkeit, denn das Schulmaskottchen hat ebenso viel Einfluss und Respekt wie die Vertrauensschüler inne.“ Schon jetzt begannen die ersten Schüler und Schülerinnen zu tuscheln, aber Dumbledore war mit seinem Vortrag noch nicht am Ende. Erneut setzte er zum Sprechen an. „Ebenso wichtig wie diese Pflichten ist allerdings auch die Tatsache, dass das Maskottchen der Repräsentant, oder aber eben auch die Repräsentantin des Hauses ist. Gutes Benehmen und eine gepflegte Erscheinung trägt daher einen hohen Stellenwert. Aber natürlich kommt es auch auf den Charakter an, schließlich wählt das ganze Haus ein Maskottchen, das sie vertreten soll. Diese glückliche Person hat ihr Amt dann für ein ganzes Jahr inne und kann dabei folgende Vorzüge genießen:“ Diesmal senkte sich die Hand, die vorher ausgestreckt worden war und die andere wurde in die Höhe gehalten. Wieder streckte sich der obligatorische Zeigefinger. „Das Schulmaskottchen erhält die einmalige Ehre, im Unterricht mit einem selbsternannten Pseudonym angesprochen zu werden. Wer also keine Lust mehr hat, ständig mit seinem Nachnamen aufgerufen zu werden, der kann sich vielleicht mit einem Decknamen Abwechslung schaffen. Wie wäre es mit ‚Prinz‘ oder ‚Goldener Krieger des Lichts‘?“ Aus dutzenden von Kehlen erklangen laute Lacher. Auch Pansy und Blaise lachten sich beinahe scheckig bei dieser Vorstellung, nur Draco war nicht so recht wohl. Er schluckte mehrmals hintereinander schwer, versuchte, den leichten Schwindel zu verdrängen, der langsam aber sicher sein Sichtfeld verschwimmen ließ. Er reagierte nicht, als Blaise ihn lachend antippte und ihm laut lachend ein albernes Wortspiel erklären wollte. Erst Terry erregte seine Aufmerksamkeit, denn der Halbelf war von einer Sekunde auf die nächste direkt in seinem Sichtfeld und blickte ihn, halb über den Tisch gelehnt, ernst an. „Geht’s dir nicht gut?“ Der Blonde schluckte erneut, schloss leicht zitternd die Augen. Schüttelte den Kopf. „Geht schon.“ „Sicher?“ Auch Blaise hatte inzwischen gemerkt, dass etwas nicht stimmte und blickte seinen Freund ganz genau an. Wieder nickte Draco abgehackt. „Ich brauch…“ „Wir gehen nach dem Essen zusammen in den Krankenflügel, okay? Stimmt mit dem Stein etwas nicht?“ „Weiß nicht…“ „Ist schon okay. Sag, wenn du’s nicht mehr aushältst. Dann gehen wir, ja?“ „Hmhm…“ Im Hintergrund erläuterte Dumbledore soeben die weiteren Vorzüge des Maskottchen-Daseins, nicht auf die drei Schüler achtend, die ihm nicht wirklich zuhörten. „Auch zum Bad der Vertrauensschüler gibt es nun freien Zugang. Gemeinsame Badeabende mit der Elite dieser Schule sind ein Privileg, das nicht jeder genießen kann. Auf Wunsch besteht auch die Möglichkeit, ein Einzelzimmer zu bekommen. Zu viel Stress im Gemeinschaftsraum? Kein Platz zum ruhigen Lernen? Abhilfe schafft das einmalige Einzelzimmer.“ Jetzt wurde es im ganzen Saal laut. Dumbledore hatte es geschafft, die vollste Aufmerksamkeit seiner Schüler zu wecken, und das mit nur wenigen Worten. Terry und Blaise staunten wortlos in sich hinein. „Hm…also so abwegig wäre der Posten des Schulmaskottchens doch gar nicht, oder? Was meinst du, Blaise?“ Nachdenklich beugte sich der junge Halbelf zu seinem Kumpel herüber, um ihm diese Worte ins Ohr zu flüstern. Der dunkelhäutige Junge nickte grinsend. „Also gegen ein Einzelzimmer hätte ich absolut nichts einzuwenden.“ „Aber das mit dem Vertrauensschülerbad ist eigentlich ein zweischneidiges Schwert…jeder halbwegs Gescheite kommt da rein, wenn er seinen Grips benutzt.“ Prompt lagen die Augen des halben Tisches auf Terry. Er räusperte sich, peinlich berührt ob seiner Worte. „Sag bloß, du weißt, wie man da rein kommt?“ „Verrat’s uns, Terry“ „Ja, spuck’s aus“ Der Halbelf wünschte sich fast, nichts gesagt zu haben. Er schwieg, richtete seinen Blick stur auf den Schulleiter, tat so, als würde er seine Aufmerksamkeit allein diesem Mann widmen. Und nach und nach verstummten auch die neugierigen Fragen. „Aber euch dürfte bestimmt am meisten der alljährliche Maskottchen-Contest gefallen. Dort werden die gewählten Maskottchen gegeneinander antreten und um die Beliebtheit der ganzen Schule kämpfen. Der Gewinner erhält 100 Hauspunkte und ein zusätzliches Hogsmeade-Wochenende, das er mit bis zu 5 Freunden verbringen kann.“ Tosender Applaus erklang von allen Seiten der Halle. Auch einige der Bellcourds applaudierten, begeistert von dieser Idee, andere wussten nicht so recht, ob sie lachen oder weinen sollten. „Ich glaub’s ja nicht…Hogwarts sucht das Super-Maskottchen, oder was?!“ Robert Erics, der Zentaure, schnaubte aufbrausend und scharrte unwillig mit den Hufen. Terry nickte peinlich berührt. „Das wird ja immer schlimmer hier…wo bin ich nur gelandet?“ Auch Draco rollte mit den Augen, nur leicht, aber deutlich genervt. Blaise und Terry grinsten sich an. Schweigend folgten sie noch den letzten Worten des Schulleiters, der sie nun wieder in aller Ruhe weiter frühstücken ließ, aber noch darauf verwies, dass an der schwarzen Wand zum Ende dieses Tages ein Aushang hängen würde, wo noch einmal alles Weitere erklärt wurde, dann standen auch schon beide synchron auf und halfen ihrem blassen Freund, selbst auf die Füße zu kommen. „Geht’s einigermaßen?“ Besorgt hakte Blaise sich bei seinem Kindheitsfreund unter und zog ihn langsam mit sich. Der Blonde antwortete nicht, nickte aber schwach mit den Augen. Terry ging sicherheitshalber direkt neben Draco her, einen Arm bereits ausgestreckt, für den Fall dass dem anderen die Beine wegzuknicken drohten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)