Loser-chan von Kuchenschabe ================================================================================ Prolog: Einleitung ------------------ Zigaretten gegen Stressabbau, ja, schön und gut. Aber was lindert bitte den Schmerz meiner Brieftasche? Mittlerweile war sie genau so leer wie mein Magen. Ich frage mich langsam, wieso ich überhaupt noch rauche, wenn ich mir nicht einmal etwas richtiges zum Essen kaufen kann. Vielleicht sollte ich aufhören - aber nur vielleicht. Die bessere Lösung wäre ja, die Hersteller von West zu verklagen. Dumm nur, dass ich kein Geld für einen Anwalt habe. Um ehrlich zu sein, würde mein Pseudoerspartes nicht einmal für den Briefumschlag reichen. Mein Magen protestiert im Minutentakt. Es scheint als würde er zu mir sprechen: 'Bei einem Dritte Welt Kind ginge es mir ja besser!' 'Schnauze, sonst transplantiere ich dich!' Anscheinend vernebelt mir der Hunger das Hirn. Möglicherweise wäre es besser gewesen, nicht von zu Hause auszuziehen? Ach, was rede ich den da! Das war die beste Entscheidung meines Lebens! Aber wenn ich nicht bald etwas zwischen die Zähne bekomme, verhungere ich... Ich heiße übrigens Kyo. Nein, mein richtiger Name ist das nicht, aber da meine Mutter mir nur dumme Spitznamen gibt, mein Vater nicht mehr mit mir redet und meine Freunde mich bloß Loser-chan nennen, ist meine gebürtige Bezeichnung eine Nebensächlichkeit. Wenn ihr nicht den IQ von reduziertem Plus-Brot habt und selbst Bernd, das Brot hätte es schon längst begriffen (aber der ist ja aus Rewe), ist euch bestimmt schon aufgefallen, dass ich arbeitslos, hungrig und kurz vorm Verrecken bin. Natürlich trage ich die Hauptschuld daran, immerhin habe ich mich von meinem Vater provozieren lassen. Er sagte, J-rock sei etwas für talentlose Schwuchteln, die es lieben, sich gegenseitig die Haare zu frisieren, während sie die nächste Homo-Sexorgie/Kokspary fürs Wochenende planen... Gut, es gehörte sich nicht, so etwas zu jemandem – vor allem nicht seinem eigenen Sohn - zu sagen, der kurz vorher verkündet hatte, ein J-rocker zu werden. Aber hey, ich trage trotzdem die meiste Schuld. Wieso? Weil ich in einem Tobsuchtsanfall alle seine Sakai Noriko-CD's verbrannt habe...und ich habe seine Pornosammlung geklaut, aber das hat nichts mit dem Thema zu tun, also wieso erwähne ich es überhaupt? Na ja, und dann bin ich ohne jeden Plan ausgezogen... Jetzt ist meine Wenigkeit offiziell ein blondierter, düster dreinblickender 19-jähriger Japaner, ohne Perspektiven und ohne Hoffnungen, auf der verzweifelten Suche, nach einem Leben. Fortsetzung folgt Kapitel 1: Kaoru Niikura, Hentai und Voodoo ------------------------------------------- Anmerkung: Schlechtes Wetter + Withering to death = * Darf ich vorstellen? Kaoru Niikura, ein Kumpel von mir, der mir großzügigerweise seine Couch zur Verfügung stellt, bis ich etwas eigenes gefunden habe. Netter Typ, 21 Jahre alt, mag romantische Spaziergänge am Strand, Sonnenuntergänge, Candelight Dinner, ist gebildet und nicht gleich auf Sex in der ersten Nacht aus. Gott sei Dank ist der nicht wirklich so! Das erzählt er den Weibern nur, um sie ins Bett zu kriegen. In Wirklichkeit steht er auf Hentai und anderweitige Pornoscheiße. Die Erotikdarstellerin Aoi Sora, die 'heiße Schickse des Rotlichtmilieus', hat es ihm besonders angetan. Ich hasse sie. Ich hasse japanische Fickfilme im Allgemeinen, da die Tussen mit ihren heliumschwangeren Stimmen um ihr Leben stöhnen und so tun, als würde ein Orgasmus den nächsten jagen, während sich die Männer unnahbar cool geben. Bei allem Respekt, ihr lieben sexuell frustrierten Billigregisseure da draußen, aber das entspricht in keinster Weise der Realität. Und wenn doch, dann würde ich so eine Person nicht nageln wollen. Im Gegensatz zu mir hätte Kaoru wohl keine Probleme damit, sonst würde er sich ja so etwas nicht ansehen. Sein Standardargument ist: „Ein Videothekar muss immer auf dem neusten Stand sein!“ Ja, ja, im Gegensatz zu mir hatte er einen Job, also sollte ich mir meine Kommentare verkneifen... „Ey, Kao, bringst du mir einen Splatter mit?“, frage ich ihn an diesem Morgen, während des Kaffeaufsetzens. Mein Einzug liegt schon 3 Tage zurück und bereut habe ich es kein Stück weit. Kein Vater, der sich über die schlechten Noten beschwert, keine Mutter, die über das schlechte Benehmen meckert, keine Belehrungssätz oder Diskussionen über meinen Kleidungsstil. Es ist das Paradies auf Erden! Gut, der stinkende Müll zeigt erste Anzeichen von Leben, wie z. B. einen Haarwuchs, während sich der Berg dreckiger Klamotten in alle Richtungen ausbreitet. Aber hey, wenigstens kann man hier so laut Musik hören, wie man will, da der Typ im Stock über uns vor ein paar Wochen Selbstmord begangen hatte. (Zitat von Dieter Nuhr: „Wie viele Menschen sich doch vom Tod bessere Lebensumstände erhoffen...“) Kaoru, der rauchend am Küchentisch sitzt, blickt von seiner Fernsehzeitschrift auf. Die hereinscheinende Sonne lässt seine langen, schwarzen Haare bei jeder Bewegung violett aufschimmern. Sein Grinsen fordert Gegenleistung. „Wenn du uns etwas richtiges zum Essen besorgst, gerne. Langsam habe ich die Nase voll von Instant Nudeln.“ Mit meiner sofortigen Einwilligung ist die Sache auch schnell geklärt. Ein bisschen Hausfrau spielen würde wahrscheinlich auch nicht schaden. Am besten noch bevor der muffige Geruch des oberen Stockwerkes mir die Sinne vernebelt und die Mülltonne anfängt, sich mit mir zu unterhalten... Was sie wohl sagen würde? „Kauf mir einen Rasierer!“ „Gillette Venus Passion oder Wilkinson Sword?“ „Natürlich Wilkinson. Seh' ich etwa aus wie eine Tussi?“ „Sorry, ich kann männliche Mülltonnen nicht von weiblichen unterscheiden.“ Cool, ich könnte ihm Tricks beibringen und dann in einer Freakshow auftreten. Mir ist gerade aufgefallen, dass der muffige Geruch mir schon längst das Hirn vernebelt hat. Kaoru, der sich auf dem Weg nach draußen noch seine Jacke überzieht, wünscht mir noch einen schönen Tag, in dem er mir mit dem Tod droht, sollte ich es noch einmal wagen, seine geliebte x-Japan-Sammlung anzufassen. „Schade“, rufe ich ihm aus der Küche zu, „dein Hide-Plüschi hätte sich hervorragend als Voodoopuppe gemacht.“ „Wenn ich an Hide-sama auch nur einen einzigen Einstich sehe, steche ich dich ab.“ „Hau endlich ab und vergiss den Film nicht.“ „Ja, ja.“ Die Tür fällt ins Schloß und es ist wieder leise. Ich lehne mich an die Kochplatte, um aus dem Fenster zu blicken, dabei sehe ich wie mein Mitbewohner, der übrigens auch Vorsitzender des Aoi Sora-Fanclubs ist, gerade in sein Auto steigt. Er ist kaum außer Sichtweite, da krame ich auch schon sein Hide-Plüschi aus meiner Hosentasche. Eigentlich hat Kaoru Recht, das ist Aberglaube...Spaß machen wird es aber trotzdem, zumal er es mir verboten hat. Zur selben Zeit in Tokyo „Au, verdammt!“ „Was ist Hide?“ „Ach nichts, mich hat bloß irgendetwas gestochen.“ Fortsetzung folgt Kapitel 2: Miss Hirnlos ----------------------- Es gibt Tage, die sind schlecht. Und es gibt Tage, die sind scheiße. Was lehrt uns das? Richtig – man sollte erst gar nicht aufstehen oder sein Leben gleich an Patchinkoautomaten verspielen, wie es eh 90 % der japanischen Bevölkerung tut. Manchmal aber sind es gar nicht die Tage selbst, die mich deprimieren, sondern die Leute, die mir in diesem Zeitraum begegnen. „Wie findest du mein neues Kleid?“ „Reizend...“ „Du siehst mich ja nicht einmal richtig an!“ „Solltest du jetzt nicht in der Schule sein und gute Noten für schlechte Leistungen von pädophilen Lehrern bekommen?“ Hoffentlich ist sie beleidigt und geht endlich. Immerhin war einer der Gründe, warum ich von der Schule abgegangen bin, die Erlösung von komprimierter Blödheit in rosa Kleidchen. Plus die Liebesbriefe, gegen die mich meine Lesefaulheit allergisch machte. Diese Noriko – die mich damals immer in der Pause belästigt hatte – erinnert stark an Harajukuschlampe, Fashion Victim und negative Auswirkung auf das menschliche Gehirn nach unkontrolliertem Drogenmissbrauch in einem. Und das mit unschuldigen 17 Jahren. Schockierend, aber mein Mitleid nicht wert. Wie ein Goldfisch, der nach 3 Sekunden jegliche Erinnerung an alles und jeden verliert, starrt sie gedankenverloren an sich herunter. „Macht mich das Kleid nicht irgendwie dick?“ Weiber... Nicht einmal mein Seufzen deutet sie als Vorzeichen eines Nervenzusammenbruches. „Was machst du eigentlich so?“ Huch, sie wechselt schneller die Themen als Kaoru seine Haarfarbe - und das wird schon etwas heißen. „Einkaufen. Das macht man in Supermärkten üblicherweise,“ antworte ich wahrheitsgetreu. Danach fragt sie mich, womit ich denn zurzeit mein Geld verdiene. Darauf gibt es keine gute Antwort und wie meine Mutter schon damals zu sagen pflegte: „Kind, halt den Mund, wenn nur Scheiße raus kommt.“ „Ich komm' mit!“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch! Ich habe eh nichts besseres zu tun.“ Bevor ich erwidern konnte, dass _ich_ aber etwas besseres zu tun hätte, hackt sie sich schon bei mir ein und zieht mich durch die Gänge. Natürlich, es wäre ein Leichtes gewesen, sie so lange zu beleidigen, bis sie vollkommen aufgelöst aus dem Laden rennen würde. Aber da gibt es drei Dinge, die mich daran hindern: 1. Mein ausgeprägter Beschützerkomplex (wahrscheinlich ist daran meine kleine Schwester schuld). 2. Tränen machen mich schwach. 3. Ich bin nicht das gefühllose Arschloch, dass ich gerne wäre. Also was bleibt mir anderes übrig, als mich dem schlimmsten meiner wahrgewordenen Alpträume hinzugeben: Mit einem Mädchen einkaufen. Hin und wieder versuche ich mich von ihrem Griff zu lösen, aber sie lässt mich einfach nicht los. Es ist irgendwie peinlich, wir wirken ja fast wie ein Paar. Hätte dieser Liebesbriefjunkie wohl gerne... Schon in der Grundschule hat es meine Mitschülerinnen zu mir gezogen, obwohl ich nie versucht habe nett zu sein. Was Frauen wohl an mir haben? Es ist ja nicht so, als wäre ich ein alleinstehender, reicher, alter Knacker mit millionenhoher Lebensversicherung. Eher das Gegenteil. Vorsichtig luge ich zur Seite. Mariko ist wirklich hübscher geworden. Damals war sie fett, hässlich, eine Zahnspangenträgerin und ein kompletter Freak. Da sie aber einen Bruder, der Zahnarzt, einen Cousin, der Personal Diet Assistant und einen schwulen Kumpel, der Friseur ist hat, hat sich ihr Aussehen von „Oh Gott, ich bin erblindet!“ zu „Kann ich mit ihnen ein Foto machen?“ verbessert. Nervig ist und bleibt sie trotzdem, denn jetzt fängt sie auch noch an, auf diese ganz spezielle weibliche Art zu reden, bei der ich immer so ein leises Rauschen höre. Woah, ich glaube ich stürze mich gleich auf sie und spiele eine Mordsequenz aus Texas Chainsaw Massacre nach! Das Mädchen hat Glück, dass das hier eine kettensägenfreie Zone ist und kein Baumarkt mit 20 % Dauerrabatt. Tiernahrung natürlich ausgeschlossen. „Und mein anderer Bruder hat jetzt irgendein Studium angefangen. Ich glaube irgendwas mit Neuro-...ähm Neuro-...ach, ich weiß nicht mehr. Und seine Freundin hat er ja auch an der Uni kennengelernt. Sie ist total nett, irgendwie, aber auch launisch-“ Seit ich mich nicht mehr wehre, ist das Rauschen ganz angenehm... Langsam gehen wir zusammen einen Gang des Supermarktes entlang. „Das Coole an der Sache ist ja, dass ich dann auch die Namen der Kinder bestimmen kann. Ist das nicht toll! Ich schwanke zwischen-“ Was läuft heute nochmal im Fernsehen? War da nicht etwas um 20:15 Uhr? Oh, Wrigley's gibt’s jetzt auch im Vorratspack. Ab in den Einkaufswagen! „Wobei das ja eigentlich total schwul ist. Andererseits ist es ja nichts Schlimmes. Als Baby merken die ja nicht, ob sie jetzt rosa oder blau tragen. Oder was meinst du?“ Steht Kaoru auf zwei- oder dreilagiges Klopapier? Hmm... „Kyo?“ „Oh, hast du etwas gesagt?“ „Ich fragte, ob es schlimm ist, wenn ein Baby rosa trägt, obwohl es ein Junge ist.“ „Klar ist es gut, sonst wäre Hide nicht so, wie wir ihn kennen.“ „Wer?“ „Oh man. Kennst du wenigstens Kuroyume?“ „Nein, aber ich kenne Madonna.“ „Ach, vergiss es.“ Meine Antipathie gegenüber diesem geistigen Knäckebrot nimmt mit jedem Wort aus ihrem Mund zu und das einzige, was mir jetzt noch zu der Klette einfällt ist zensurwürdig. Ich meine, wie kann man Kuroyume nicht kennen?! Und wer zum Teufel ist Madonna? Mein sehnlichster Wunsch ist es weg zu sein. Weit, weit weg, an einem Ort an dem es nur Ruhe, Frieden und Kabelfernsehn gibt... „Hey, da ist ein Hello-Kitty Stand!“, höre ich noch, bevor ich in die unendlichen weiten meiner persönlichen Hölle gezogen werde. Gott, ich will ein Arschloch sein... Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)