Meeresrauschen von bells-mannequin ([bitte bei NEWS nachschauen] - es ist alles einfacher, als ihr denkt. -) ================================================================================ Kapitel 6: Über Wolken-, Scherben- und perfekte Freundschaften -------------------------------------------------------------- Achter Monat - März Und ihr seid jetzt wirklich zusammen?“ „Ja.“ „So richtig?“ „Ja.“ „Also so richtig richtig?“ Naruto gab einfach keine Ruhe. Selbst nach drei Wochen schien er nicht zu begreifen, dass Sakura und Sasuke jetzt zusammen waren. Die anderen im Dorf hatten sich nach einigen Tagen wieder eingekriegt. Das größte Spektakel war noch das Ohnmächtigwerden Kakashis gewesen, das er später als Kreislaufkollaps bezeichnet hatte – „Wer’s glaubt, wird selig! Du bist einfach aus den Latschen gekippt, Sensei, echt jetzt!“ – und Inos Gekreische, das Sakura zumindest davor bewahrt hatte, irgendeinen der anderen zu informieren. Selbst Neji hatte sich ein Lächeln abgerungen. „Wenn du mal Hilfe brauchst, meine Fäuste stehen dir immer zur Verfügung“, hatte er bloß sarkastisch lächelnd gemeint. Sarkastisch und traurig. Denn der Kleber war getrocknet, bevor Neji die Teile hatte zusammensetzen können. TenTens Mutter wusste nicht, wo sie war. Aber sie machte sich auch keine Sorgen. „Ich habe mein Mädchen selbstständig erzogen. Und wenn sie wegwill, darf sie das. Sie hat ihren Ausweis, sie hat ihre Kreditkarte, sie hat meine Handynummer. Ich vertraue ihr.“ Sakura versuchte, das Pochen unter ihrer Stirn verschwinden zu lassen. „So richtig richtig richtig?“ „Ja. Und jetzt halt’s Maul, Dobe“, mischte sich nun auch Sasuke genervt ein. Es war spät nach Mitternacht, sie saßen am Brunnen und der Winter, der dieses Jahr eher spät eingezogen war, war irgendwie rasch verflogen. Die Luft roch nach Meer und Frische, Sakura hatte erst gestern die ersten Triebe eines Strauches gesehen. Sie balancierte wieder, Naruto hatte schließlich doch aufgegeben und die Augen geschlossen, Sasuke starrte in den dunklen Sternenhimmel. „Es ändert doch nichts… oder?“ Naruto klang zaghaft, verunsichert – und Sakura, irritiert von seinem Ton, sprang vom Brunnen und setzte sich zwischen die beiden Jungs… ihre Jungs. Und das einzige, was sie fühlte, war Liebe, bedingungslose Liebe für beide, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und ihre Liebe konnte auch nicht unterschiedlicher aussehen. Aber es war Liebe. Sie spürte es. „Was denn, Naruto?“ „Na ja… also, zwischen uns. Wir… wir sind doch immer noch Freunde, oder?“ Es war Sasuke, der antwortete, den Blick immer noch starr auf die hellen Punkte in der Dunkelheit gerichtet, seine Stimme kühl, obwohl Sakura und Naruto – seine beiden besten Freunde – diesen anderen Ton, der bei jedem Wort mitschwang, heraushörten: „Natürlich sind wir noch Freunde, Dobe. Als ob du Sakura jemals loswerden könntest.“ Sakura lächelte über die freundschaftliche Spitze. „Erinnerst du dich noch, Naruto? Letztes Jahr?“ Haha. „N-Naruto-baka! Du dämlicher Vollidiot! Du… du-… unbeschreiblich dummer Kaktus!“ Sakura war wütend, oh ja, sehr wütend. Wenn sie mit Kakteen-Beleidigungen um sich warf, war man verloren. Und das, obwohl er doch wohl schon genügend gestraft war, oder? War sie es, oder war er es, der mit seinem Hintern am Naruto-und-Sakura-Brunnen festklebte? Oh. Jahh. Das war sie. „Ehehe… ich liebe dich?“ Naruto verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf und grinste entschuldigend. „Ach JA? Und – kannst du durch deine unglaubliche Liebe das Eis flüssig machen, damit ich endlich meinen Arsch aufwärmen kann???“ Sakura sah aus wie eine wunderschöne, sexy (böse) Meeresnixe, wie sie da mit ihrem Abschlussballkleid – schwarz, lang, wunderschön (und gruselig…) auf dem Brunnen saß, Strähnen ihres kirschblütenfarbenen Haares aus ihrer Hochsteckfrisur entwischt, loderndes Feuer in ihren Augen (oh ja, sie war wütend…). „Na ja – du kannst zumindest froh sein, dass… ähä…“ „Naaa? Worüber kann ich FROH SEIN, DU VERDAMMTER, BESCHISSENER ARKTOS-IMITATOR???????!!!!!!!!!“ „Äh…“ „JETZT HOL SCHON HILFE!!!!!“ Naruto fragte sich, warum sie überhaupt noch am Eis festklebte, wo sie doch so sehr glühte und Feuer spuckte, dass er sich wie eine Packung Instant-Ramen in kochendem Wasser fühlte. Sakura pustete sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, das zu einer wutverzerrten Grimasse verzogen war. Urplötzlich entspannte sie sich. „Naruto-kun“, ein süßes Lächeln, „falls du es nicht schaffen solltest, mich innerhalb der nächsten fünf Minuten von diesem Brunnen zu lösen, ohne dass dieses wunderschöne, teure, bezaubernde, seidene Kleid in Mitleidenschaft gezogen wird oder ich auch nur einmal wütend auf dich werde, WERDE ICH DICH SO WAS VON KALTSTELLEN. Hast du das Verstanden, mein Lieber?“ Naruto nahm seine Beine in die Hände. Und noch einmal, weil’s so schön war: Haha. „Na ja“, Sakura zuckte mit den Schultern, „wer so’n Typen wie dich so lange aushält, wie ich es getan habe, der kann dich nur mögen, oder? Du wirst uns nicht mehr los, nie mehr!“ Naruto sah auf, seine Augen waren voller Zuneigung. „Danke.“ Sakura strahlte, umarmte ihn innig und seufzte. „Familie – sogar, wenn sie notorisch nervig ist – kann man nicht loswerden, Brüderchen.“ „Dann ist das, was ihr da treibt, also Inzest?“ „Wir sind alle eine große Familie – Inzest erlaubt“, zitierte Sakura. „Hat irgendein schlauer Mensch zumindest mal gesagt. Und jetzt komm her und guck nicht so, Sasuke-baka.“ Sie löste einen Arm von Narutos Hals und drückte nun auch Sasuke an sich. „Ich liebe euch, Jungs.“ Die Stille war absolut kristallin, absolut perfekt. Sie war das, was sich jeder wünschte. Freundschaft in seiner reinsten Form. „So, und jetzt, nachdem wir den Kitsch-Kram hinter uns gebracht haben, können wir uns endlich wieder wie Sakura, Sasuke und Naruto verhalten, ja?“ „Es ist nicht besonders nett, sich als erstes zu nennen, Haruno“, merkte Sasuke spöttisch an. „Klappe, Uchiha“, gab Sakura lapidar zurück. Seit sie zusammen waren – war es anders. Nicht so, wie Naruto es befürchtet hatte. Er hatte gedacht, dass seine beiden besten Freunde jetzt tatsächlich so enden würden, wie jedes normale – gut, er musste zugeben, dass weder Teme, noch Cherrs wirklich normal waren – frisch verliebte Pärchen. Naruto hatte sich Sorgen gemacht, dass die Freundschaft an ihrer Beziehung zerbröckeln würde. Er verstand jetzt, warum Sakura so komisch gewesen war, als sie bemerkt hatte, was sich mit Hinata und ihm tat. Hinata war auch Sakuras Freundin und sie hatte sich sehr wie das dritte Rad am Wagen fühlen müssen. Sakura war schon immer eine gute Schauspielerin gewesen und hatte ihre Gefühle mit Gleichmut verdeckt, ihre Enttäuschung darüber, vergessen zu werden, mit Fröhlichkeit übertönt. Sie war gut gewesen, vermutlich gut genug, um sich selbst davon zu überzeugen – aber Naruto kannte sie besser als sie sich selbst. Und dann, tja, dann war Sasuke gekommen… Er hatte sich anfangs gefragt, ob die beiden ihm und den anderen nur etwas vorspielten. Dass, wenn sie allein waren, sie das ätzende Liebespaar waren, das jeder sich vorstellte. Aber wenn es etwas geändert hatte, dann war es die Art, wie Sasuke mit Sakura umging. Vorher war er distanziert gewesen – Sasuke hatte sich weder groß mit ihr gestritten wie mit ihm selbst, noch war er besonders liebevoll gewesen. Jetzt war er freier. Er lächelte öfter und wurde öfter laut – zumindest im Ramen- äh… Rahmen eines Uchiha Sasuke. Er war wie ein lebender Mensch. Naruto grinste bei dieser Wortwahl, aber anders konnte er es einfach nicht ausdrücken – außerdem war er eh noch nie ein Mann großer Worte gewesen. „Pah! Du und Mann?“ Sakuras liebevoll neckende Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. „Wahhh!“ Hatte er etwa seine Gedanken ausgesprochen? „Ja, hast du, Usuratonkachi.“ Nun, das war wohl irgendwie peinlich. „Du bist die Inkarnation von Peinlichkeit, Naruto!“ „Hörst du jetzt mal auf, meine Gedanken zu lesen, Kura?“ „Seit wann das denn?“ „Huh?“ „Das ‚Kura’!“ Sakura war aufgestanden und blickte ihn jetzt – wortwörtlich – von oben herab an. Er starrte sie an. „Naruto, was ist denn los? Bist du krank?“ Sie beugte sich vor und fasste mit ihrer Hand nach seiner Stirn. Naruto konnte gar nicht anders, als ihr noch mehr in den Ausschnitt zu glotzen. Wirklich. Tja – das allerdings änderte nichts daran, dass er nun auf dem Boden lag, vor ihm Sakura mit Mörderblick, der obligatorischen Wutfalte und erhobener Faust. „BAKA!“ Sasuke hatte das ganze mit oberflächlich gesehen unberührter Meine beobachtet. „Sakura?“, fragte er dann irgendwann, während einer durch dringend benötigte Atemluft zustanden gekommene Unterbrechung Sakuras Schimpftirade. „Ja?“ „Halt den Rand. Und du, Dobe: Hör auf Sakura zu begaffen.“ Naruto, der nun ebenfalls stand, nölte bloß: „Ach Mann! Wenn sie einen Ausschnitt wie Tsunade trägt, kann ich ja nix für, oder? Findest du nicht auch, dass sie Tsunade immer ähnlicher wird? Ich mein-… du bist ihr Freund und…“ Naruto hob hilflos die Hände, ein trauriger Versuch, sich vor Haruno (und ihren Fäusten) zu rechtfertigen. Auf Sakuras Gesicht konnte man wieder diese beeindruckend beängstigende Naruto-Wut-Grimasse sehen, sie holte tief Luft… „Sakura…“ … und plusterte nur ihre Wangen auf. Es sah süß aus. Und da diese Nacht wohl die Nacht der freien Gedanken war, kippte Naruto bühnengerecht um, während Sakuras Stirn sich glättete und das Blut ihr in die Wangen schoss. Aber nicht aus Befangenheit. „Das ist… das ist ja wohl das allerletzte, Sasuke!“, erklärte sie, ihre Hände in die Hüften gestemmt. „Ich bin nicht süß. Hinata ist süß, Akamaru als Welpe war süß – ich bin nicht süß.“ „Echt jetzt“, war Narutos einziger Kommentar. „Oh Mann.“ Uchiha Sasuke fuhr sich durch seine Haare. „Gott des verbrannten Froschschenkels, rette mich.“ °°° Naruto hatte nicht Unrecht gehabt, als er geglaubt hatte, dass Sakura und Sasuke alleine anders waren. Dennoch waren sie vermutlich nicht das, was in der Lehrbuchbeschreibung als ‚Beziehung’ galt. Sasuke kaufte ihr keine Rosen, Sakura schwebte nicht auf Wolken und plante nicht ihre Kinder, Enkel-, Urenkel- und Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkelkinder. Und in den Tag hineinzuleben war eine ausgesprochen angenehme Verbindung von sich verflechtenden Gefühlen, wenn sie beieinander waren. „Warum eigentlich nicht? Warum schenkst du mir keine Rosen?“, fragte Sakura am nächsten Morgen, während sie auf Sasukes Bett gegen die Wand gelehnt zu ihm sah. Sasuke drehte sich vom offenen Fenster weg, ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Weil du Rosen hasst, Sakura. Du sagst, dass Rosen hässlich sind und sie, wenn sie Menschen wären, eingebildete Scheißbonzen wären. Und Tulpen machen sich einfach nicht so schön im Strauß… aber wenn du willst, besorg ich dir ein paar Tulpenzwiebeln im Topf. Was meinst du, Sakura?“ Sie küsste ihn, einfach, weil sie es konnte. Und als sie „Ich liebe Tulpen“ sagte, schien es, als würde etwas durch diesen Satz hindurchschimmern, als wäre es ein Labyrinth aus Lichtfällen, dessen Ausgang niemand jemals gefunden hatte, gefangen in etwas, das niemand jemals hatte verlassen wollen. „Strand oder Darcy-See?“, fragte er, nachdem sie mit Kakashi und Jiraiya gefrühstückt hatten – und Kakashi beäugte ihn immer noch argwöhnisch, obwohl sie sich jetzt schon über ein halbes Jahr kannten und Sakura und er auch schon fast einen Monat zusammen waren. Ihm waren glatt die Stäbchen aus den Fingern gerutscht, als Sasuke Sakura das Salz gereicht und dabei kurz ihre Hand berührt hatte. „So zittrig, Kakashi-sensei?“, hatte Sakura anzüglich gefragt und gegrinst. „Wo willst du denn hin, Sasuke?“ Er zuckte bloß mit den Schultern. „Na dann – wie wär’s, wenn wir zu Shikamaru gehen? Ino ist da ja eh 4/6 ihres Tages…“ „Ino?“, entwich es Sasuke. „Jahh, genau: Ino. Meine Güte, Sasuke, sie ist ein ganz normales Mädchen, keine schwule Anakonda.“ Sasuke grummelte unverständliches Zeug und zog sie vom Bett, indem er sie am Arm packte und mit Schwung hochruckte. „Aber, Sasuke-kun…“, hauchte sie, als er sie mit seinem unendlichen Blick besah. „Hast du etwa… Angst?“ Sasuke rollte mit den Augen. Er kannte diese Spielchen schon. „Hör auf zu schwafeln“, gab er von sich, dann küsste er sie. Und er konnte genau sehen, wie ihre Augen belustigt funkelten. „Chrm“, machte ein angepisster Kakashi und klopfte nachträglich an die Tür. „Wolltet ihr nicht heute weg?“, horchte er aus, aber er hätte genauso gut ‚Lass die Finger von Kitten’ sagen können. „Klaro, wir sind gleich weg“, erwiderte sie. „Muss nur noch meine Tasche holen. Ich bin in zehn Minuten wieder da, ja?“, fügte sie an Sasuke gewandt hinzu. Sie warf Kakashi einen frechen Blick zu – und drückte Sasuke einen Kuss auf die Lippen. Er spürte für einen Moment ihre vorwitzige Zunge, dann war sie aus dem Zimmer gerauscht. „Habt nicht zu viel Spaß ohne mich, klar?“, tönte es von unten. Die Tür fiel ins Schloss. Sie waren allein. Er und Kakashi und viele, viele Mordwaffen… „Ich kann alles erklären?“, machte Sasuke provisorisch. Kakashi sah Sasuke todesverheißend an – jetzt wusste er zumindest, woher Sakura diese mörderische Ader hatte… – und seufzte: „Gut… dich trifft eh keine Schuld.“ Hää?, war das, was Sasuke in diesem Moment dachte, aber dieses Wort war nun wirklich nicht eines Uchihas würdig. „Ich mein ja nur: Wenn ich nicht biologisch gesehen so ihr Onkel wäre und ein paar Jahre jünger – ach was, Quatsch, auch wenn ich nicht ein paar Jahre jünger wäre… ich würde dermaßen auf sie fliegen. Sie ist klug, schön und fröhlich. Außerdem hat sie’s faustdick hinter den Ohren… Und wie sie uns gerade vortrefflich vorgeführt hat, ist sie auch nicht dein kleines Betthäschen. Sondern du ihres.“ „Also“, setzte Sasuke an. „Ist schon okay, Sasuke. Ich denke, ich bin an dem Punkt angekommen, an dem ich checke, dass Sakura aus dem Wickelalter raus ist. Und du bist ein anständiger Junge.“ „Heißt das, du wirst nicht mehr in die Luft gehen, wenn wir keinen Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten?“ Er konnte nicht anders. Kakashi war gerade so gut zu reizen. „Ich denke, ihr könnt es auf einen Meter reduzieren, Uchiha.“ „Du hast mich gerade Sasuke genannt.“ „Tja – damit bist du wohl in den elitären Kreis meiner Freunde aufgestiegen, huh?“ Sasukes Mundwinkel hob sich. „Damit kann ich leben, Kakashi.“ „Worüber habt ihr geredet?“ „Unwichtig.“ „Warum willst du’s mir dann nicht einfach sagen?“ „Wieso willst du es denn wissen, verdammt?“ „Weil du mein Freund bist? Ich möchte jetzt von dir mitgeteilt bekommen, was für Konversation du zum Teufel mit Kakashi betrieben hast.“ Die hochgestochenen Wörter kamen einfach, wenn sie mit Sasuke redete. Als würde sie ihm immer noch zeigen wollen, dass sie klug genug, hübsch genug war, um mit ihm zusammen zu sein. Dass sie gut genug war. Aber das war sie. Sie war so viel besser als er. Es war wie der Unterschied zwischen einem für immer strahlenden Stern und einer untergehenden Sternschnuppe. „Na, na, na, Sakura – Blasphemie wird hier bestimmt nicht gut geheißen“, raunte Sasuke ihr zu und spannte seinen Arm um ihre Hüfte. „Das war gar nichts, Sasuke! … Und sowieso: Hör auf vom Thema abzu-“ Es war beinahe schon Routine geworden. Eine sehr nette Routine, zugegeben, obwohl sie es eigentlich hasste, wenn ihr jemand über den Mund fuhr und sie unterbrach. Außer wenn es Sasukes Lippen waren. Gott, sie wurde sentimental. Böse, böse. Beleidigt löste Sakura sich aus Sasukes Griff: „Es macht dir Spaß, stimmt’s? Hör auf damit!“ Sasuke grinste: „Es ist immer wieder schön zu wissen, dass man dich doch irgendwie zum Schweigen bringen kann.“ „Ino kann man damit auch stoppen“, meinte sie fies lächelnd. „Ja, das kann schon sein, aber ich will lieber nicht wissen, was dann los ist.“ Sie lachte. „Sakura!“ „Ino!“ „Sakura!“ „Ino!“ „Sakura!“ „Ino!“ „Wie nervig.“ „Hn.“ „Shikamaru!“ „Sasuke!“ „Shikamaru!“ „Sasuke!“ „Shikamaru!“ „Sasuke!“ „SHIKAMARU!!“ „SASUKE!!“ „SHIKAMARU!!!!!“ „SASUKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ „Ino.“ „Kyaa! Ich hab gewonnen! Gewonnen, siehst du? Ha, Stirni, ich bin immer noch so gut wie früher!“ „Seit wann machen die das eigentlich?“, machte Sasuke, während die beiden schnatternden Damen der Schöpfung vorangingen und ins Wohnzimmer marschierten, als wäre Ino die Hausherrin und Sakura die gönnerhafte… Schwiegermutter. „Seit sie sich wieder vertragen haben.“ Shikamaru ging mit halbgeschlossenen Augen und schlurfenden Schritten durch das Haus. „Vorher war Ino ein nervliches Wrack, von Sakura hab ich damals ja nicht so viel mitbekommen… vielleicht besser so… mendokuse.“ Ich bin schwach. Ich habe Angst. So große Angst… Sie gingen spazieren, schweigend. Wieder einmal. Aber sie mieden den Brunnen heute. Es wäre nicht fair, wenn zwei von ihnen ohne den dritten dorthin gehen würden, das hatten sie stumm abgeschlossen. „Sasuke, setzen wir uns da auf die Bank?“ Sie war nicht schüchtern, wozu auch? Es gab keinen Grund dazu. Sie war nicht schüchtern. Nicht mehr. Obwohl sie erst einige Stunden offiziell zusammen waren, fühlte es sich nicht besonders anders an – da war nur diese eine Kleinigkeit, die Sakuras Herz leichter pochen ließ. Sasuke liebt dich. Es war, als wären mit dieser einen Stunde, die sie am Strand verbracht hatten, all die Mauern und Barrieren, die zwischen ihnen gestanden hatten, angeschlagen, aber eigentlich unversehrt, nun endlich zusammengefallen, ohne weitere größere Bemühungen, als wäre all die Verwirrung in ihrem Herzen nicht nötig gewesen, wie ein schrecklicher Scherz, ein herzklopfender Traum, aus dem sie jederzeit wieder aufwachen könnte. „Warum heißt es Darcy-See?“, fragte Sasuke irgendwann. Der Himmel war bewölkt und die blasse, unscharfe Silhouette des Mondes spiegelte sich auf dem sich kräuselnden Wasser. „Ach… nur eine kleine Kinderei von Ino und mir damals.“ Sakura lächelte. Sie dachte gern an diese Zeit zurück. Damals, als sie noch beste Freundinnen gewesen waren. „Was ist mit euch beiden?“ Sasuke schien heute fest darauf aus zu sein, mehr über sie herauszufinden. „Ich weiß nicht. Es ist kompliziert.“ „Das sagen die Leute immer, wenn es eine einfache, kurze Geschichte war, die einem nur zu peinlich ist.“ Sakura starrte ihn verdutzt an. „Hast du mit Tsunade-ba-san geredet? Außerdem stimmt es diesmal sogar. Es ist kompliziert. Ausnahmsweise.“ Er lächelte. „Wenn du dir darum Sorgen machst: Ich werde schweigen wie eine Tiefkühltruhe.“ „Oh… danke.“ Sie lächelte zurück, ein Windhauch von Ironie spiegelte sich auf ihrem Gesicht, aber die Zuneigung zu ihm war dennoch deutlich zu sehen. „Also, es war so, dass ich, nachdem ich bei Kakashi aufgenommen worden war, in die Grundschule gegangen bin, ganz normal halt, und da war Ino. Ino war gut in der Schule, hübsch, sie hatte Respekt und sie hatte Eltern, eine kleine Zuckerprinzessin.“ Sakura zuckte die Schultern. „Ich war neidisch. Meine Eltern hatten mich nicht gewollt, ich war zu schüchtern und weil ich zu sehr darauf geachtet habe, schüchtern zu sein und niemanden an mich ranzulassen, hab ich nicht aufgepasst. Das erste Schuljahr flog an mir vorbei als wär’s eine Woche gewesen. Außerdem habe ich eine zu große Stirn. Gegen Inos Schönheit konnte ich natürlich gar nichts machen. Trotzdem konnte sie mich nicht leiden.“ Sasuke betrachtete sie und sagte: „Du hast ’ne hohe Stirn. Aber sie passt zu dir. Intelligent… äußergewöhnlich.“ Sie lächelte scheu: „Du wirst jetzt nicht zu ’nem Blümchen verteilenden Weichkeks-Minnesänger, oder?“ So überspielte Sakura ihre Verlegenheit – weil, nun, in den Tiefen ihres Herzens war sie doch nur ein verliebtes Mädchen und es war in Ordnung, wenn sie sich auch dementsprechend verhielt. Kurz streifte sie sein Blick. „Wenn du nicht ausdrücklich darum bittest – nein.“ Sasuke zog sie näher an sich, nachdem er sie kurz auf ihre Stirn geküsst hatte. Sakura errötete und weil sie errötete, errötete sie noch mehr. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte leise. Wie hatte sie bloß so lange ohne ihn leben können? Wie hatte sie das bloß überleben können? „Weil ich nämlich trotzdem Verehrer hatte. Blümchen verteilende Minnesänger, um genau zu sein. Rock Lee… Ino war wütend, hat mich hier und da gehänselt, und so weiter. Um es kurz zu machen: Ich, die arme, kleine Waise, die trotz allem noch an das Leben glaubt, trifft auf die verzogene, perfekte Vorzeigetochter. Wir haben uns gestritten, noch mehr gestritten, geschlagen und wurden beste Freunde. Ohne groß zu reden, weißt du? Weil sie für mich da war und ich für sie. Es war einfach. Schön einfach. Aber dann, in der fünften Klasse, kam Shikamaru hier her. Seine Eltern sind irgendwelche hohen Tiere und da war es ganz gut, in der Nähe von Sapporo zu wohnen. Die beiden mögen das einfache und vor allem unnervige Leben, deshalb bleiben sie immer in irgendwelchen ruhigeren Gegenden. Und du weißt ja, wie sehr neue Leute die Blicke auf sich ziehen. Shikamaru war wie immer gelangweilt, auch, als Ino in angegraben hat und das hat natürlich in ihr den Kampfgeist geweckt. Er hat mich nicht besonders interessiert und da ich gerade in einer Null-Bock-Phase war, waren wir beide perfekte Partner. Wir saßen nebeneinander, haben kein Wort miteinander gewechselt und einfach nur die Wolken angestarrt. Es war entspannend – und weißt du… es war gar nicht meine Absicht! Ich mein, ich war zu der Zeit eh ein bisschen genervt von Ino, aber ich hatte ja nicht vor, mich neben Shikamaru zu setzen, damit die Genervtheit schlimmer würde und Ino sich verletzt fühlte. Ich hab nie mitbekommen, wie ernst die Sache von ihrer Seite aus war. Schließlich stand sie jede Woche eigentlich auf ’nen anderen. Nur bei ihm nicht und dabei kannte sie ihn nicht mal. Ich kannte ihn ja auch nicht, aber wir hatten so was wie ne Wolkenfreundschaft aufgebaut und deswegen habe ich sie ignoriert. Es war meine Schuld, ich weiß. Ich war unsensibel und gemein und keine so gute Freundin, wie Ino es verdient hatte. Irgendwann war sie dann so wütend, weil Shikamaru sie abgewiesen hat und ich in seiner Nähe war – dass sie die Freundschaft gekündigt hat. Du weißt schon, dieses ‚Ich-bin-nicht-mehr-deine-Freundin’-Zeugs. Und ich hab es nicht ernst genommen und mich nicht entschuldigt. Ich weiß ganz genau, dass es meine Schuld war, aber ich fand, es war unnötig. Unnötig, irgendetwas zu sagen, weil es schließlich alles normal war. Ino sauer, ich nicht bereit, mich zu entschuldigen. Und das war dann das Ende unsrer Freundschaft. Shikamaru war dann plötzlich bei Ino und sie wurden Freunde. Ich hab mich beleidigt zurückgezogen und war wütend auf die ganze Welt. Mit den beiden hab ich kein Wort mehr gesprochen, jahrelang. Und weißt du, ich war zufrieden damit! Mit Hinata war ich ja schon immer befreundet gewesen und eigentlich haben wir uns immer besser verstanden als ich mit Ino. Nur war da Ino gewesen und die nimmt einen ein. Wenn du dich auf Ino konzentrierst, dann nur auf Ino. Hinata wurde meine beste Freundin. Und TenTen und die anderen, Miako, Ai und so waren ja auch noch da! Ich dachte, es würde Ino nicht verletzen, dass wir nicht mehr befreundet waren, schließlich hatte sie jetzt Shikamaru, wenn auch nur als Kumpel, sie hatte die ganzen anderen, und ich war zufrieden, ich geb es zu. Ich hab Ino nicht so sehr vermisst, wie ich gedacht hätte. Wir haben uns nie ausgesprochen. Irgendwann habe ich Blumen in dem Laden ihrer Eltern gekauft und wir haben wieder miteinander geredet. Seitdem ist das so was wieder wie Freundschaft zwischen uns, aber so sehr wie damals war es nie. Ich weiß eh nicht, wie ich es beschreiben soll. Es war einfach so – wir waren befreundet. Ohne Grund. Wir waren es einfach. Es hat gepasst. Und jetzt passt es halt nicht mehr so sehr wie früher. Wir sind Freunde, aber es ist nicht mehr so wie damals. Es ist kompliziert, weil es so einfach ist – verstehst du, Sasuke? Und ich habe das Gefühl, ein falsches Wort in ihrer Gegenwart könnte alles wieder kaputt machen. Ich habe Angst davor. Ino ist mir immer noch wichtig.“ Und plötzlich waren da die Tränen, die Sakura nie geweint hatte, um die verlorene Verbundenheit mit Ino, um die erste beste Freundin und um die Gewissheit, dass sie daran Schuld war. Sie war Schuld. Die Tränen, die Sakura nie für möglich gehalten hatte, die Sakura für unnötig gehalten hatte. Warum sollte sie um etwas weinen, was wieder da war? Warum sollte sie um etwas nicht weinen, das jetzt so anders war, so falsch, so richtig, weil es ehrlich war, so verletzlich? Sie weinte und drückte sich näher an Sasuke und er hielt sie einfach nur fest, war da und strich über ihr Haar. Er war da. Jeder hat Angst, vergessen? Angst ist nicht schlimm. Und ich bin da – ich bin da… „Ino, willst du eigentlich irgendwann mal ausziehen? Ich mein, nicht dass es schlimm ist, noch bei den Eltern zu wohnen, tun ja die meisten hier, aber…“ Das ‚Aber’ schwebte über ihnen, kreiste sie ein und würde irgendwann auf sie niedersausen wie die Klinge eine Guillotine; es war ein unausgesprochener Fakt. Sakura saß auf dem weichen Sofa, die Beine dicht an ihren Körper gezogen, ihren Kopf auf die Knie platziert. „Ich… ich weiß nicht…“ Ino warf einen unsicheren Seitenblick zu Shikamaru, der allerdings gelangweilt wie immer auf den Fernseher starrte, in dem gerade irgendeine amerikanische Sitcom lief. „Es… kommt drauf an, wie sich gewisse Dinge entwickeln.“ Ino fragte nicht ‚Und du?’ – und Sakura war dankbar darüber. Sie wollte nicht mehr über die Zukunft nachdenken und hatte jede Grübelei, die weiter als bis zum nächsten Gedanken ging, verbannt, in die dunkle, verlassene Ecke ihres Kopfes. Sie war schon immer gut im Verdrängen gewesen. Dass Ino nicht fragte, zeigte aber auch, dass sie sich kannten. Ihre Freundschaft war einfach gewesen, und diese Einfachheit prägte auch jetzt noch ihre Gefühle füreinander. Manchmal wusste die andere einfach, was sie sagen musste, sie wusste, was das Richtige war. In solchen Momenten fühlte Sakura dann, dass es gut war, so einfach, so schlicht und gerade deswegen so überwältigend kompliziert und sie war dankbar dafür. Es war ihr Leben. Aber es gab auch die anderen Momente, die, in denen Sakura sich fragte, was sie von einer Person wie Ino wollte, die Momente, in denen Sakura Kopfschmerzen von Inos Stimme und Hysterie und ihrem unsagbaren Drang, alles neben sich in den Schatten zu stellen, bekam – bis sie sich erinnerte, wie sehr Ino und sie selbst sich ähnelten… Zu Shikamaru hatte sie ein ähnliches – gestörtes – Verhalten. Sie hatten nicht die Zeit gefunden, einander kennen zu lernen und das Ende der Freundschaft zwischen Ino und Sakura hatte auch jeden Sympathiefunken zwischen den beiden erkalten lassen. Erst seit einem Jahr, seit sie wussten, dass sie gemeinsam studieren würden, gemeinsam weggehen würden, tasteten sie sich aneinander an. Sie würden nie Freunde werden, aber zu guten Bekannten und Studentenfreunden würden sie sicherlich noch werden. Ein neues Ziel verband einen, ob man es anstrebte oder nicht. Sakura wollte vermutlich gar nicht mit ihm befreundet sein – er hatte einfach zu viele Charakterzüge, die sie nervig fand – aber sie fand es schade, dass sie nie selbst die Entscheidung gefällt hatte. Sie hatte nie entschieden, dass sie nicht mit ihm befreundet sein wollte – es war ihr aus der Hand geglitten wie ein wertvolles Porzellanstück, das zerbrach. Scherben. Wenn Sakura und Shikamaru Wolkenfreunde waren, dann war die Freundschaft zwischen Ino und Sakura eine Scherbenfreundschaft. Zerbrochen. Und jetzt mussten sie auf Zehenspitzen wanken, damit sich niemand verletzte. Damit alte Wunden nicht wieder öffnen würden. Es war kompliziert. Aber Scherben glitzerten. Sakura mochte Glitzer-Zeug. ~~~ Ich kann nicht zählen, deswegen sage ich nicht, was das für ein Streich war. Der sechste, der siebte? Dass Ding hat momentan übrigens geplante 13-14 Pitel + Epilog, wird allerdings wahrscheinlich noch erweitert... Ich hoffe, ihr habt viel Spaß mit dem Kapitel! Liebe Grüße, bells Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)