Meeresrauschen von bells-mannequin ([bitte bei NEWS nachschauen] - es ist alles einfacher, als ihr denkt. -) ================================================================================ Kapitel 9: Auftürmende Gewässer ------------------------------- Zwölfter Monat - Juli Sasuke, was tust du hier?“ Sasuke sah das erste Mal seit Stunden auf, als er Sakuras Stimme hörte. Sakura. Sakura, die er liebte. Gott, er liebte sie so sehr. Sie kam näher, ihre Schritte flüssig und geschmeidig in der Dunkelheit, ihre Augen besorgt, vom Mondlicht bestrahlte Jade. „Was ist los, Sasuke?“, flüsterte sie. Sie hatte sich vor ihn gekniet, ihre Hände lagen auf seinen Oberschenkeln. Er starrte sie an, konnte seinen Blick nicht von ihr lösen. Sie tat ihm weh. Ihre Schönheit, ihre Perfektion. „Sakura“, murmelte er, in seiner Stimme schwang die Sehnsucht des Mutlosen. Und dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie voller Inbrunst, legte seine Verzweiflung, seine Liebe in diese eine Berührung. Sein Herz lebte. Schmerzhaft. „Sasuke…“ Sie? Ihre Stimme bebte. „Sasuke, was hast du?“ Es klang so viel Liebe in dieser einfachen Frage, dass er erzitterte. Sakura erhob sich und setzte sich dicht neben ihn auf die Bank. Als wäre er nur mit halbem Bewusstsein da, bemerkte er, dass er sie noch näher an sich zog und ihren wunderbaren Geruch inhalierte, wie er seine Nase in ihren Haaren vergrub. Sie erwiderte die Umarmung sanft und strich über seinen Rücken. Und dann begann er zu erzählen: „Mein Bruder, Itachi, war immer besser als ich, überall. Er hatte bessere Noten, er hatte bessere Freunde, er hatte bessere Kontakte. Er war der ganze Stolz meines Vaters und das hat er mir immer wieder deutlich gemacht. Das war das einzige. Itachi ist besser als du, sei mehr wie Itachi. Ich… war immer Luft für ihn, egal, wie sehr ich mich bemüht habe. Ich habe Itachi dafür gehasst. Dass er besser war als ich, und ich habe ihn geliebt und bewundert – als meinen Bruder, als mein Vorbild. Es war klar, dass Itachi irgendwann der Geschäftsführer der Firma der Uchihas werden würde. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden. Und hab mich immer wieder gefragt, was ich falsch gemacht habe. Itachi hat Klassen übersprungen, natürlich ist er klüger als ich, er ist ein Genie. Und trotzdem, als ich fertig mit Schule war, sollte ich studieren. Betriebswirtschaftslehre. Was habe ich auch anderes erwartet? Ich gehöre Uchiha an, ob ich will oder nicht. Ich soll mich gefälligst an die Regeln halten. Und ich habe es auch getan, ich wollte tou-san alles recht machen. Er hat nie gezeigt, dass er mich geliebt hat und dennoch hat er verlangt, dass ich ins Familiengeschäft einsteige. Er hat mir keine Wahl gelassen.“ Sasuke lächelte bitter. „Es wäre der größte Skandal gewesen, wenn ich nicht diesem ganzen beschissenen Clan nachgeeifert hätte. Itachi ist größenwahnsinnig. Er wollte nicht nur der Beste sein, er wollte das nonplusultra darstellen. Er wollte aus unserer Firma etwas machen, was sie nicht ist. Sie haben sich immer öfter gestritten. Am nächsten Abend war Vater tot. Herzinfarkt. Als kaa-san ihn am nächsten Morgen gefunden hatte, konnte man nichts mehr für ihn tun.“ Dann, zusammenhangslos: „Itachi hat ihn umgebracht.“ Sakura sah ihn an. Schockierte Augen, der Mund in Schrecken geöffnet. Ihre Fingernägel gruben sich in die Hand, die sie hielt. Sie saßen nebeneinander, starr den Blick auf den See gesetzt, roter Mond und blutende Herzen. Sasuke sagte: „Niemand weiß, was sich damals abgespielt hat. Es ist auch unwichtig.“ „Aber Itachi hat sein Herz erst schwach gemacht“, erwiderte Sakura. Es waren seine Gedanken. Ihr Herz. Beides zusammen. „Sie haben sich gestritten und dann-…“ Sie zog tief die Luft ein, als würde sie ersticken und die Unsicherheit hing in silbernen Fäden am blausanften Himmel. „Es ist nie etwas bewiesen worden und… niemand wollte… weiter darüber nachdenken. Er hat zu viel gearbeitet, zu viel getrunken, hat ungesund gelebt und war gehasst von der ganzen Welt. Man-… hat es akzeptiert. Man hat ihn… in Ruhe gelassen.“ „Deswegen hasst du deinen Bruder?“ Sie war perfekt. Für ihn. „Ja.“ „Kommst du damit klar?“ Es war eine komische Frage aus ihrem Mund. „Vermutlich nicht“, gab er zu. „Kann… kann ich dir irgendwie helfen?“ Bleib, für immer und ewig… Er schüttelte den Kopf. Sakura bemühte sich, seinen Blick einzufangen, aber seine starren Augen… seine Augen waren ganz weit weg… Ein schimmerndes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, der weiche Blick aus ihren grünen Augen. So viel Liebe. Er hatte nicht beabsichtigt, ihr heute und hier davon zu erzählen, ihr das zu erzählen, was ihm seit Monaten auf der Seele brannte. Sakura beugte sich zu ihm, strich mit ihrer Hand über seine Wange. Sasuke lehnte sich in diese in kostbare Zuneigung getauchte Geste und realisierte erst jetzt, wie sehr er sich auf ihr abstützte und es wurde ihm bewusst, dass sie es gerne tat. Sakura küsste ihn. Voller Gefühle. „Ich bin immer für dich da, Sasuke. Ich liebe dich.“ Sie flüsterte es wie ein sanftes Geschenk, wie das Ende eines Wartens, wie ein Herz aus Wasser. Wie sollte er es festhalten? Wie konnte er es wagen? Zu halten. Sie. Die selbstsichere Zerbrechlichkeit. Die Veränderbarkeit. Sakura. Ich liebe dich. Es war das erste Mal, dass sie es gesagt hatte und es war wie ein Fakt, der einfach zu ihrem Leben dazugehörte, genauso wie Hinatas Schüchternheit oder Jiraiyas Perversionen. Es war ein überwältigend grausames Gefühl, zu hören, dass sie ihn auch liebte. So sehr, wie er es tat, wie er sie liebte, wie er das unglaubliche Rauschen hörte, wenn sie bei ihm war. Dass sie genauso fühlte wie er, wenn sie ihn umarmte, und dass sie sich bei ihm fallen ließ wie in den Ozean und dass sie es liebte, wie ihre Seelen zueinander gehörten, dass sie es liebte, ihn zu lieben. Der Beschluss zurrte an ihm, doch sein Verstand hielt eisern dagegen. „Wir sollten nach Hause gehen.“ Mit diesen Worten zog er sie auf die Beine, ließ ihre Hand los. Weil er sich verbrannt hatte. An ihrer Echtheit und an seiner Lüge. Und er ging schnell voran, weg von der Stimme, die ihm sagte, dass es falsch war. Weg von Sakura, die den Entschluss unmöglich machte. Sasuke schüttelte den Kopf. Auch wenn es für immer und ewig richtig sein würde, wusste er nicht, wie. Er wusste nicht, ob. Wie hatte er jemals diese Schwäche zulassen dürfen? Sakura folgte ihm rasch, doch nach diesem Gespräch lastete ein Druck auf ihrem Brustkorb, den sie nicht verstand. Sie wusste, dass sie ihn liebte, letztendlich hatte sie es ihm sogar gesagt. Und sie wusste auch, dass er sie liebte. Was war daran so falsch? Die raubkatzenartigen Schritte, die ihn weg von ihr trugen. Die neue Kälte in seinen Augen. Die Wahrheit in seiner Stimme. Oder war es das Wissen, das sie selbst in sich trug? Der Fehler im System. Sie. Und das niemals endende Bewusstsein darum. Such den Fehler, Sakura-chan… such so lange du noch kannst… die Zeit verrinnt… °°° „Naruto, was ist los?“ Hinata sah besorgt zu ihrem Freund, während dieser betrübt aus dem Fenster starrte. Die Dunkelheit war schon eingebrochen und Hinata wusste, dass es eigentlich die Zeit für SakuraNarutoSasuke war. Sie akzeptierte, dass es einen Bereich nur für die drei gab. Selbst dann, als Sasuke und Sakura zusammengekommen waren, waren sie in diesen Stunden der Nacht doch kein Paar, sondern nur Freunde gewesen. Aber heute… saß Naruto hier, bei ihr. Es verwirrte sie. Naruto zuckte mit den Schultern, der Blick aus seinen sonst so fröhlichen Augen war – besorgt. „Ach, Hinata-chan – ich weiß nicht. Es ist nur so ein komisches Gefühl. Als… als würde… ich spüren, dass Tsunade-o-baa-chan heute was ganz Ekliges kochen wird. Nur schlimmer.“ Hinata lächelte sanft. Es war seine Art, Sorgen und Gefühle in Worte zu drücken. Einfach er. „Warum bist du heute nicht bei Sakura-chan und Sasuke-kun?“ Naruto fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, wodurch seine eh schon zerzauste Mähne noch mehr an allen Seiten abstanden. „Sakura übernachtet heute bei Ino, hat sie gesagt. Und – weißt du, das finde ich komisch. Weil, na ja, Freitage sind nun mal unsere Tage! Es ist… als wäre irgendwas falsch, weil wir heute nicht zusammen sind. Und Sasuke ist auch wieder so komisch drauf. Total abweisend. Selbst zu Sakura ist er nicht wie sonst.“ Hinata war hellhörig geworden. Sie hatte Sasuke wirklich in ihr Herz geschlossen. Seit sie sich nicht mehr so eingeschüchtert von ihm fühlte, zugegebenermaßen. Sie mussten nicht unbedingt reden, es war eher dieses Mundwinkelanheben, wenn Sakura und Naruto wiederum zankten. Sein Ausdruck, wenn er mit Sakura redete. Wie er mit Naruto Wortgefechte ausliefern konnte. Handgefechte. Prügeleien. Dennoch wusste sie auch, dass er eine miese Allerwertestenöffnung sein konnte, er hatte es anfangs schließlich deutlich genug zum Ausdruck gebracht. „Meinst du vielleicht… dass-… also, dass er… Sakura vielleicht ausnutzt?“ „Hör auf so einen Quatsch zu reden, verdammt!“ Hinata zuckte zusammen, als er sie so anfuhr. Sie war nicht gewohnt, dass er einen so harten Ton bei ihr anschlug und es trieb ihr die Tränen in die Augen. Naruto, der bemerkt hatte, wie laut er geworden war, seufzte und hob entschuldigend die Arme: „Es… es tut mir leid, Hinata-chan. Ich bin-… einfach mit den Nerven am Ende.“ Er lächelte um Verzeihung bittend und Hinata nickte nur, bevor Naruto sie umarmte und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte. „Du weißt, dass ich dich liebe, ja? Wir sind jetzt schon fast zwei Jahr zusammen und es hat sich nichts an meinen Gefühlen für dich verändert, das musst du mir glauben. Teme macht mich nur so wütend!“ Sie lächelte verständnisvoll. „Ich weiß ganz sicher, dass Sasuke Sakura liebt. Er liebt sie mehr als irgendetwas anderes auf der Welt und ich verstehe nicht, wieso er sich jetzt wieder wie so ein Idiot verhält. Er ist ja nicht mal irgendwie gemein zu ihr! Nur irgendwie… abwesend. Er ist wieder total oft allein. Und Sakura-chan nimmt sich das ganze so sehr zu Herzen.“ Hinata seufzte. „Ich glaube dir, dass er Sakura-chan liebt. Ich sehe es schließlich tagtäglich. Aber es muss immer noch einen Grund für sein komisches Verhalten geben und eher beschuldige ich ihn als Sakura.“ Der Blick aus ihren blassen Augen war plötzlich hart, undurchdringbar, und Naruto fühlte sich unwillkürlich an Neji erinnert. Kühle Seide, harter Marmor. Naruto vergaß allzu oft, dass auch Hinata mir Sakura befreundet war. Manchmal war er sehr dumm. „Tut mir leid, Hinata-chan.“ „Es ist kein Grund vorhanden, sich zu entschuldigen, Naruto.“ Das Ausbleiben des Suffixes und der klare, kühle Blick aus ihren Augen sagten das Gegenteil. Es waren solche Momente, in denen Naruto bewusst wurde, dass die kleine Hinata-chan nicht mehr existierte. Manche Leute dachten vielleicht, dass es an ihm selbst lag, dass Hinata so viel an Selbstbewusstsein zugelegt hatte – aber das waren die oberflächlichen Bekanntschaften, die dachten, sie hätten die Menschenkenntnis mit Sieben gelöffelt. Hinata hatte es allein geschafft. Manchmal fragte er sich, ob er sie sonst bemerkt hätte. Natürlich, Hinata war ganz eindeutig Sakuras beste Freundin, aber das hatte nichts daran geändert, dass sie für ihn jahrelang nur die anonyme Freundin Sakuras gewesen war. Er hatte ‚Hallo’ und ‚Tschüss’ gesagt, er hatte dann und wann mit ihr geredet – aber mehr auch nicht. Flüchtigkeitsbekannte. Damals war ihm Sakura wichtiger gewesen und in einem bestimmten Licht gesehen war sie das auch immer noch. Er hoffte, dass Hinata es verstand. Sie hatte gelernt, so aufzutreten, dass sie bemerkt wurde. Zu dieser Zeit hatten sie sich angefreundet, nur angefreundet. Dass sie auf ihn stand, das hatte er erst nach dem Abschluss erkannt. Heiliger Hosenstall, jetzt im Nachhinein fragte er sich, was er hatte, dass sie ihn nicht aufgegeben hatte. Er war so froh darüber, dass sie so verbissen gewesen war. Hin und wieder hatte er aber das Gefühl, dass sie das nicht wusste. Dass er sie noch viel mehr verehrte und liebte, als er es zeigte. „Dennoch entschuldige ich mich“, sagte Naruto dann, „Ich bin manchmal ein Idiot. Und ich vergesse, dass du die beiden genauso kennst wie ich… es tut mir leid.“ Hinata lächelte schwach. „Ich habe das nicht nur so gesagt, Naruto. Ich liebe dich, dich ganz allein und alles an dir. Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen.“ Sein Strahlen in der Antwort beruhigte ihre sturmblassen Augen und ebneten sie. Für diesen Moment. °°° Sabakuno Temari, im neunten Monat schwanger, war gestresst. Und nein, das lag nicht an den Hormonen, wie jeder auf dieser beschissenen Welt zu wissen pflegte. Die hatte sie vollkommen im Griff gehabt, nachdem ihr klargeworden war, dass sie schwanger war. Gut, danach hatte sie vielleicht tagelang nur geheult und war ein nervliches Wrack gewesen, aber später hatte sich das eingerenkt. Temari war nur gestresst, weil mal wieder nichts klappen wollte. Die Präsentation des neuen Projektes war die letzte Hoffnung für das Uchiha-Unternehmen – wenn das hier nicht geschmiert klappen würde, konnten sie getrost Konkurs melden. Und somit hätten Sabakuno-Industries ihren wichtigsten Partner verloren. Du musst das Gleichgewicht halten, Temari. Ein anderer kann dieses Chaos doch nicht mehr bändigen. Mikotos Stimme aus alten Kindertagen hallte in ihrem Kopf. Aber das war damals gewesen, ein Früher, das abgelaufen war, um nie wiederzukehren. Sie wusste, eine Sabakuno-Frau würde niemals unter einem Haufen voller trotteliger Kerle mit Mus im Kopf zugrunde gehen, die lieber Bier-und-Glotzeproll spielen wollten anstatt beim Geschirreinräumen zu helfen. Aber das hier – war etwas anderes. Hiervon. Hing ihr gesamter weiterer Lebensverlauf ab. Und Mann, hatte sie Schiss. Itachi ließ sich ja mal wieder nicht ins Blatt gucken und Kankuro strotze wie üblich vor Selbstbewusstsein, der Vollidiot. Wenn Gaara hier wäre, würde sie sich sicherer fühlen, ganz einfach, weil sie wusste, er würde niemals den Kopf verlieren. Normalerweise. Aber normalerweise wäre Gaara auch hier und normalerweise stünde nicht ihrer aller Existenz auf dem Spiel. Da sah man mal wieder, was für ein Kerl ihr ach-so-toller Bruder war. Nerven aus Sandseilen, einfach viel zu leicht zu zerbröckeln. Und natürlich Sasuke. Klein-Uchiha fehlte an allen Ecken, überall und nirgendwo, selbst am Frühstückstisch, wenn er alle nervte, weil er als einziger in einem fortgeschrittenen Tokio auf ein traditionelles Frühstück bestand und das auch irgendwie immer wieder durchsetzte. Sasuke mit seinem unsinnigen Ehrgeiz, obwohl Temari vermutlich die war, die ihn in diesem Punkt noch am ehesten verstand. Sie war die älteste der Sabakuno-Geschwister und dennoch – dadurch, dass sie ein Mädchen war, hatte niemand viel von ihr erwartet. Gut in der Schule sein, Cheerleader werden, was Schickes wie Japanische Geschichte oder Kunst studieren und dann als ‚Chefin’ einer kleinen Abteilung der Uchiha-Sabakuno-Verbindung einsteigen. Hätte alles auch toll funktioniert, wenn da nicht die Tatsache gewesen wäre, dass Temari wirklich nicht das Mädchen war, was jeder sich gewünscht hatte. Es war Kankuro, der den Kaffee perfekt wie eine Sekretärin brühen konnte, es war Itachi, der mit einem charmanten Lächeln ein italienisches Drei-Gänge-Menü vorbereiten konnte, es war Deidara, der durchgeknallte – und das war ein Wortspiel – Kumpel von Itachi, der die Wäsche in bunt, weiß und dunkel teilte und wusste, was Weichspüler war. Und wie man ein achtstöckiges Haus binnen vierzehn Sekunden in die Luft jagen konnte. Sasuke hatte es ebenfalls schwer gehabt, aber sie hatte immer gedacht, dass sie trotz dessen Freunde waren, selbst Itachi und Sasuke. Aber seit dem überraschenden Tod Fugakus gab es keine Familie Uchiha mehr. Nur noch Itachi, Sasuke und Mikoto. Bald nur noch Itachi und Sasuke. Temari musste immer wieder das Gefühl unterdrücken, loszuheulen wie ein verdammter hässlicher fetter schwangerer Schlosshund, wenn sie sich den Gedanken daran erlaubte, wie es ohne die innige, sanftmütige, liebreizende Mikoto sein würde. Mikoto war der einzige Teil, der Sasuke und Itachi verband und wenn sie jetzt sterben würde… „Temari-san, wir brauchen Hilfe im Raum 3. Uchiha-sama ist-… uhm – nicht da und weil Sie sich auskennen…“ Temari stöhnte auf, nickte dann aber und meinte resignierend: „Ich komme in fünf Minuten“ und starrte dann weiter auf den zähfließenden Verkehr. Selbst zu dieser frühen Stunde sah man kaum ein Stück von der Straße. Tokio war einfach nicht groß genug für all die Menschen, die es beherbergte. Temari legte eine Hand auf den Bauch, wie um sich zu beruhigen. Das tat sie momentan häufiger, als würde sie sich bewusst machen wollen, dass sie einerseits noch den Kopf für andere bewahren musste und sie andererseits nicht allein war. Sie seufzte. Lehnte ihre Stirn gegen die Fensterscheibe. Der Stress bekam ihr nicht gut. Itachi hatte sich also auch aus dem Staub gemacht. Temari hätte beinahe geweint, aber wenn hier niemand sonst die Arbeit machte – dann musste sie halt doppelt und dreifach ranklotzen. Der heutige Tag war einfach zu wichtig, um wie ein nervliches, mit einer fetten Wampe beladenes Wrack, durch die Gegend zu wanken. Mit diesen Gedanken und einem angsteinflößenden Blick, der jeden ein paar Meter wegrücken ließ, stampfte sie zu Raum 3, sich glücklich schätzend, dass sie nicht fett genug war, um weniger gebieterisch als sonst und unseriös zu wirken. Meine Güte, sie konnte schließlich nichts dafür, dass sie anscheinend monströs große Fünflinge bekam! °°° Sakura sah aus dem Fenster. Es war bewölkt und heiß und schwül, zumindest für Hokkaido-Verhältnisse. Sie verstand es nicht. Sie verstand nicht, was mit Sasuke vorgefallen war, dass er so verdammt komisch war in letzter Zeit. Sie wusste, dass sie keine gute Schauspielerin war, dass die Versuche, ganz normal mit ihm umzugehen, ab-so-tal fehlschlugen, und dass jeder ihrer Freunde und Bekannte – selbst Shikamaru hatte es mitbekommen, der lustlose Baka – sie mit irritierten und zum Teil auch mitleidigen Blicken bedrängten. Natürlich, alles deutete darauf hin, dass er keinen Bock mehr auf sie hatte, und sie wie ein schon benutztes Taschentuch wegwerfen würde. Natürlich sah alles so aus, als würde er mit ihr Schluss machen wollen. Natürlich sagten Leute wie Ino, dass sie ihm zuvorkommen sollte und mit ihm Schluss machen sollte, wenn er sie eh abschießen würde, und natürlich gab der ängstliche Teil ihres Herzens den Personen wie Ino recht. Sie seufzte und rieb sich die Stirn. Es war ein sehr großer Teil. Andererseits… sollte sie Sasuke besser kennen. Vielleicht war er so, er würde immer so bleiben. Aber sie kannte ihn. Nicht wahr? Sie liebte Sasuke. Mit jedem Atemzug zurrte Sakuras Herz, damit sie auch ja Bescheid wusste, dass sie ihn so sehr liebte, dass sie nicht mehr ohne ihn leben könnte. Würde er bleiben? Das war die andere Frage. Liebst du mich noch? Bleibst du bei mir? Sie kam sich so schrecklich dumm vor, dass sie ihn nicht fragte, um sicher zu sein; aber sie hatte auch Angst, dumm zu sein, wenn sie es wüsste. Hinatas Blicke. Da. Manchmal. Immer. Was sie sagte, war Sakura klar. Von Anfang an klar. Hinata war Realistin, offensichtlich. Sasuke liebte sie, sicherlich. Liebte er sie genug? Gefühle kamen und gingen, das konnte sie nicht verhindern und das wollte sie auch nicht verhindern. Scheiße, bin ich eine schlechte Lügnerin. Natürlich wollte sie es verhindern. Sie würde ihn am liebsten mit einem sehr schweren Gegenstand sehr fest anbinden, dass er niemals gehen würde. Es war so surreal, was Gefühle mit einem rationalen Verstand machen konnten. Er schaltete sich gerade wieder ein, als ein kurzer Gedanke mit dem nächsten viel zu weit entfernten Gewittergrollen auftrat. Fernbeziehung. Donner. Fernbeziehung? Albern und unvorstellbar. Sie waren noch jung, ihr Leben lag vor ihnen. Nur, dass Sakura sich kein Leben ohne Sasuke mehr vorstellen konnte. Das war problematisch. Und eine Beziehung auf Distanz… würde nicht funktionieren. Sie wusste es doch jetzt schon – wie konnte sie sich überhaupt ausmalen, sich vorstellen zu können, so etwas durchzuführen? Und all die Leute, die sich irgendwie an Sasuke gewöhnt hatten – hatte Sasuke sich auch an sie gewöhnt? Kakashi, Jiraiya, Hinata. Naruto. Wollte sie ehrlich zu sich sein? Ja. Nein. Sasuke würde niemals bleiben, wenn er gehen wollte. Egal für was oder für wen. Sie kannte ihn eben doch. Im Guten wie im Schlechten. Sie hatte sich darauf vorbereitet, auf Schmerzen, als sie sich auf die Beziehung mit ihm eingelassen hatte, aber Sakura hatte niemals gedacht, dass es so sein würde. So sehr… Sasuke liebt dich nicht mehr und Aber du liebst ihn dafür umso mehr. Sasuke sah gut aus, er war reich, er war sexy. Sie hätte sich damit abgefunden, wenn er sie einfach nicht mehr interessant finden würde, klar. Verliebtsein kam und ging, wie es wollte; sie konnte niemanden zwingen. Aber wie er sie ansah, mit diesem bestimmten Blick, wie er mit ihr sprach, mit diesem bestimmten Unterton, wie er vollkommen im Reinen mit sich und der Welt schien, wenn sie bei ihm war. Er liebte sie. Sakura glaubte nicht, dass das alles Selbstüberschätzung war, aber sie glaubt auch nicht daran, dass sie sich sein merkwürdiges Verhalten einbildete – außer, wenn sich der Rest des Dorfes sein merkwürdiges Verhalten auch einbildete, was möglich war, durchaus. Wakkanai hatte einen starken Zusammenhalt, da wurden auch mal alle gleichzeitig aus Solidarität vollkommen Banane im Kopf. „Ich gehe.“ Sasuke war vom Sofa aufgestanden – es wunderte Sakura nicht; nach zwei Stunden des sich Anschweigens konnte sie es ihm nicht übel nehmen – und warf ihr einen undeutbar ewigen Blick zu. Des Rätsels Lösung. Hinter seinen Augen. Mit sieben Siegeln. Egal, wie sehr sie versuchte, irgendetwas, nur ein kleines Gefühl, nur einen Hauch von Zuneigung zu erhaschen… es blieb immerzu die unendliche Dunkelheit in seinen Augen. Die verführerische Dunkelheit, obwohl sie nach fast einem Jahr genau wusste. Was wusste? Unergründlich. Nichts. Gar nichts. Wie hatte sie jemals denken können, dass sie ihn verstand? Wie hatte sie jemals so übermütig werden können? „Tschüss, Sasuke.“ Sie starrte auf ihre im Schoß gefalteten Hände und seufzte lautlos, als er sich zu ihr herunterkniete. Sie hatte trotz der feucht-geladenen Hitze eine Gänsehaut und rieb sich leicht die Arme. In seinen Augen schwirrte etwas, das sie nicht klar definieren konnte, aber man könnte es wohl als so etwas wie Zärtlichkeit auffassen. Zumindest war der Zug um seinen Mund nicht mehr so hart und sein Blick auf sie gerichtet, nicht durch sie hindurch. „Was hast du?“ Seine Stimme war rau, schmirgelte die Angst von ihrem Herzen, bis sie nur noch die Liebe zu ihm fühlte. Es war verblüffend, wie weh dieses Liebe ihr tat. So sehr. „Wusstest du, dass ich mir geschworen habe, niemals zu weinen, wegen einer Person, die ich liebe?“, flüsterte Sakura. „Weil ich niemals jemanden lieben wollte, der mich nicht liebt.“ „Wer könnte dich nicht lieben, Sakura?“ Sasuke lächelte nicht, und obwohl das kein seltener Fall war, wusste sie doch, dass es heute ernst war. Dies war das Stück, keine Generalprobe, keine Rückspultaste. Er berührte sie nicht. Ihr Mundwinkel zuckte. „Du?“ „Ich habe dich nicht verdient, Sakura. Das ist alles.“ Da war es gewesen. Sie hatte genau gespürt, wie seine Hand ihre Wange gestrichen hatte. Sie hatte es genau gespürt. Er liebte sie. Die Tür fiel ins Schloss und mit ihr die erste Träne auf Sakuras Schoß. Aber er hatte es nicht gesagt. °°° T___________________________________T Ich habe ehrlich keine Entschuldigung, dass ich mich um mehr als einen Monat verspätet habe. Und es tut mir wahnsinnbig leid! Zuerst war ich zwei Wochen groggy von meiner Zahn-OP, die merkwürdige Probleme aufgewiesen hat (irgendeine Entzündung links unten; und ich muss jetzt immer noch zwei Mal die Woche um halb sieben los zum Arzt, damit er mir einen Scheiß-Jodstreifen reintut.), und jetzt, wo es mir halbwegs gut geht, ist meine arme Betali krank und kann nicht betalesen. Zudem kommen wir doch alle in die heiße Phase und können uns über Prüfungen und Arbeiten und Lehrer beschweren, die es nicht schaffen, Arbeiten logisch und schülerfreundlich zu verteilen x_X Wie auch immer, hier ist das nächste Kapitel und es tut mir wirklich, wirklich leid. Ich hoffe, es gefällt euch, bells PS: Es wird immer dramatischer. Na, was denkt ihr? EDIT: GEBETATE VERSION Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)