One-Way Ticket - Wirst du fliegen? von Kayumi ================================================================================ Kapitel 4: Durchblick --------------------- ~ Aois Pov ~ Wie lange er nun schon so dasaß, wusste er nicht. Es konnte nicht all zu lange gewesen sein, aber es kam ihm trotzdem vor wie eine halbe Ewigkeit. Er hatte mittlerweile aufgehört zu weinen, vermutlich hatte er in den letzten Tagen einfach so viel geweint, dass er nun keinerlei Tränenflüssigkeit mehr in sich hatte und gar nicht mehr weinen KONNTE, obwohl ihm wirklich danach zumute war. Stattdessen saß er nun stumm, noch immer in Rukis Wohnzimmer, auf dem Boden und dachte nach. Über sich. Über Ruki. Über sein einfach nur beschissen laufendes Liebesleben. Was hatte er denn verbrochen, dass es ihm nicht erlaubt war glücklich zu werden? Er verlangte ja nicht viel vom Leben, Ruhm und Reichtum waren ihm egal, auf Luxus konnte r verzichten. Aber es gab zwei Dinge, die ihm wirklich wichtig waren: seine Band und Ruki. Nur Ruki konnte er anscheinend leider nicht haben. Er bedeutete Ruki auch nicht mehr als Reita, Kai oder Uruha. Sie waren gute Kollegen und … Freunde. Waren sie das noch? Oder hatte Aoi mit seinem Geständnis nun alles kaputt gemacht? Er konnte Ruki nicht fragen, aber vermutlich hätte er sowieso keine Antwort von ihm bekommen. Auf die wirklich wichtigen Fragen, die Aoi so beschäftigten, hatte er nie eine Antwort bekommen. Er musste sie selbst finden, sie aus Rukis noch so kleinen Gesten herauslesen. Das hatte Uruha ihm geraten, als er mit ihm darüber gesprochen hatte, aber es war nun einmal so verdammt schwer nachzuvollziehen, was in Ruki vorging und warum er wie handelte. Dass Ruki für ihn so undurchschaubar war und selten Gefühle zeigte, hatte damals seine Neugier geweckt, doch im Augenblick wünschte er sich Ruki hätte wenigstens irgendeine Reaktion gezeigt, als Aoi ihm seine Liebe gestanden hatte. Aber Ruki war einfach gegangen. War das vielleicht seine Art Aoi zu zeigen, dass er ihn nicht wollte? Aoi wusste es nicht, er kam einfach auf keinen grünen Zweig. Aber es half ja nichts, sich darüber weiter den Kopf zu zerbrechen, wenn er sowieso zu keinem Ergebnis kam. Vielleicht sollte er einfach mit jemandem darüber reden. Uruha hatte ihm ja angeboten, dass er jederzeit anrufen könne, allerdings wollte er ihm sein erstes Weihnachten mit Hiroto auch nicht verderben. Wenn er aber nicht mit Uruha darüber reden würde, wäre dieser sicher sauer auf ihn. Aoi seufzte, stand dann endlich vom Boden auf und kramte sein Handy aus der Hosentasche, als die Tür mit einem lauten Knall aufflog und ein ziemlich abgehetzt aussehender Kai vor ihm stand. Als dieser ihn erblickte, schaute er reichlich verwirrt drein. „Was machst du denn hier?“, fragten sie beide nahezu gleichzeitig. „Ich will mit Ruki reden, wo ist er?“, erkundigte sich Kai nach einer kurzen Pause. „Weg.“, war das Einzige, was ihm dazu einfiel. Er brachte den Mut nicht auf auszusprechen, wohin Ruki verschwunden war und dass er wahrscheinlich sogar nie wieder kommen würde. Wenn er es ausgesprochen hätte, wäre es endgültig. Und Aoi hatte immer noch ein klein bisschen Hoffnung, dass Ruki vielleicht doch zurückkommen würde. Kai seufzte auf, lief dann zielstrebig auf das Sofa zu und ließ sich darauf fallen, bevor er Aoi einen Moment musterte und dann neben sich auf die Couch klopfte. Er hatte Aois verschmiertes Make-Up und seine geröteten Augen sofort bemerkt und machte sich Sorgen. Was hatte Ruki diesmal wieder angestellt? In letzter Zeit war es mit den beiden wirklich schlimm. „Was ist passiert? Du siehst furchtbar aus.“, sagte er deshalb. Aoi fing an zu erzählen. Er gab zu schon lange in Ruki verliebt zu sein, erzählte von seinen Versuchen Ruki wegen seines Verhaltens zur Rede zu stellen, wie er zufällig von dessen Plänen erfahren hatte und wie er ihm seine Liebe gestanden und ihn geküsst hatte. Er vertraute Kai schlichtweg alles an, was ihn so belastete. Ob es nun ein oder zwei Menschen wussten war ja jetzt auch schon egal. „Und dann hat er dich einfach stehen lassen?“ Ein Nicken meinerseits. „Das sieht ihm ähnlich, diesem elenden Feigling. Läuft lieber davon, anstatt sich seinen Gefühlen zu stellen.“ „Welche Gefühle?“ Nun war ich schon verwirrt. Die einzigen Gefühle, die Ruki momentan ihm gegenüber hegen konnte, waren vermutlich Wut und Abneigung, wenn nicht sogar Hass… Kai stöhnte genervt auf. „Gott, Aoi, du kriegst auch gar nichts mehr mit, weil du lieber in deinem Selbstmitleid ertrinkst! Ruki ist doch bis über beide Ohren in dich verknallt! Deswegen hat er ja auch deinen Kuss erwidert. Der Idiot kann sich nur nicht eingestehen, dass er sich in einen Mann verguckt hat und als ihm das aufgefallen ist, hat er die Flucht ergriffen, so sieht’s aus!“ Okay, damit hatte er definitiv nicht gerechnet. Überhaupt klang das vollkommen absurd. Ruki sollte in ihn verliebt sein? Das wäre einfach zu schön, um wahr zu sein! Es wäre vielleicht, ganz vielleicht, eine plausible Erklärung für sein Verhalten vorhin, aber Aoi wollte sich lieber keine Hoffnungen machen. Am Ende wurden sie doch nur wieder zerstört. Außerdem nützte diese Erkenntnis sowieso nichts, Ruki war immerhin schon auf dem Weg nach Frankreich und er hatte nicht vor wieder zu kommen. „Ich weiß, du glaubst mir nicht. Du willst nicht enttäuscht werden, also tust du es als vollkommen unmöglich ab. Du denkst viel zu pessimistisch, Aoi! Wenn du Ruki für dich gewinnen willst, musst du um ihn kämpfen und ihn nicht einfach davon kommen lassen.“ Kai war gruselig. Woher hatte er gewusst, was er gerade gedacht hatte? War er etwa so leicht zu durchschauen? „Ja, Aoi, das bist du.“ „Was?“ „Na leicht zu durchschauen.“ Aoi stockte. Das wurde ja immer unheimlicher. Konnte der Kerl etwa wirklich Gedanken lesen? „Kai?“ „Ja?“ „Du bist gruselig.“ Kai lachte. Und zum ersten Mal an diesem Tag, musste auch Aoi leicht lächeln. „Ich behalte nur den Überblick. Irgendjemand muss ja auf euch aufpassen. Also hör auf meinen Rat und schnapp ihn dir, wenn er wieder kommt.“ „Aber er kommt doch gar nicht mehr wieder…“ Nun war es an Kai verwirrt zu schauen. „Wie kommst du denn darauf?“ „Er hat keinen Rückflug in seinen Planer eingetragen.“ „Aber das hat er doch nur gemacht, weil er noch kein Rückflugticket hat. Der Idiot wollte nur eine Auszeit nehmen, hat aber selbst keine Ahnung wie lange, deswegen hat er noch keins gekauft. Ich bin mir sicher, dass er wieder kommen wird.“ „Nur eine Auszeit?“ Kai nickte. „Das heißt ich werde ihn wieder sehen?“ Wieder ein Nicken. Und dann umarmte Aoi Kai. „Danke!“, sagte er glücklich, „Du hast mir gerade den Tag gerettet.“ Er ließ Kai wieder los und strahlte ihn glücklich an. „Lass uns was essen gehen, ich hab einen Mordshunger! Wegen Ruki hab ich mein Frühstück ausfallen lassen.“, meinte Kai daraufhin. Aoi lachte. Er war wirklich froh, dass Kai hier war und ihn aufmunterte. So würde er Weihnachten mit der Freude auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen mit Ruki gut überstehen. Sie standen auf und verließen gemeinsam Rukis Wohnung. „Du, Kai?“ „Was denn?“ „Wie bist du vorhin eigentlich in die Wohnung gekommen?“ „Ruki hat den Schlüssel verloren, als er es so eilig hatte. Er lag direkt vor der Haustür. Was für ein Zufall, dass er immer die wichtigen Dinge zurücklässt.“, sagte Kai und schmunzelte, während er Aoi heimlich beobachtete. «Ja,», dachte er sich, «die wirklich wichtigen Dinge lässt er tatsächlich immer zurück.» ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, ich habs tatsächlich mal früher geschafft!! *glücklich* Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, es wird wahrscheinlch das letzte aus Aois sicht gewesen sein. Über jegliche Art von Kritik freu ich mich!! Natürlich bedanke ich mich wieder bei allen Lesern! Schade, dass es das letzte Mal keine Kommis gab. Für alle Kommischreiber gibt es deshalb diesmal etwas von meinem selbstgemachten Mousse au Chocolat! ;-) ~Kayumi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)