Was sich liebt, dass neckt sich von Lesemaus (Beziehungsstress (endlich geht es weiter nach der langen Pause!!!)) ================================================================================ Prolog: -------- Was sich liebt, dass neckt sich Prolog Es hatte sich verändert. Die Jahre vergingen im nu. Nun waren wir groß, schon fast erwachsen. Wir verstanden uns besser denn je. Es machte Spaß. Wir lernten zusammen in der Schule, verbrachten unsere Freizeit miteinander. Es wurde nie langweilig. Immer gab es etwas spannendes zu erleben. Wir unternahmen zusammen die verschiedensten Sachen, stellten aber auch jede Menge Unfug an, was dann nicht immer gut ausging. Im großen und ganzen vertrugen wir uns auch mit unseren Peinigern, den Lehrern. Wir vereinbarten Abmachungen, an die sich jeder hielt. So vermieden wir Streit und Krieg. Jedes letzte Wochenende im Monat feierte unser ganzes Wohnhaus eine riesen Party, wo jedermann hinkam. Aber unsere absoluten Lieblingsfeste waren immer noch das Sport-, Kultur- und Winterfestival. Zu diesen Zeiten verstrahlten alle gute Laune, die für jeden anderen ansteckend war. Die Anti-Alice-Organisation ließ sich nur selten blicken und wenn auch nur, um Informationen zu sammeln. So weit, wie in der Grundschule, würde es nie mehr kommen. Jedes Jahr das verging fühlte sich großartig an. Aber unsere wahre Zeit sollte erst anbrechen mit Beginn der Mittelstufe. Ab dem zweiten Jahr der Mittelschule brach unter uns Schülern das Chaos aus. Denn jeder wurde sich bewusst, dass er für eine ganz bestimmte Person Gefühle hegte, die dieser vorher gar nicht kannte. Unser Schuljahr war also nicht langweilig. Kommt und überzeugt euch selbst. Kapitel 1: Festivalsvorbereitungen ---------------------------------- Unbekannte Gefühle Wie jedes Jahr stand zur Sommerzeit das Kulturfestival bevor. Drei Tage standen uns noch bevor, bis das einwöchige Fest begann. In unserer Schule während des Unterrichts planten wir die Attraktionen. Mit unseren Gruppen verwirklichten wir diese Pläne. Wie jedes Jahr durfte die Gefahrengruppe leider nicht dran teilnehmen. So standen nur die Technik-, die Psycho-, die Physio- und die Sondergruppe im Wettbewerb. Im Wettkampf ging es darum am meisten Besucher zu haben. Die Rollen waren in der Sondergruppe bereits verteilt. Dieses Mal sollte es etwas ganz besonderes werden. Die Attraktion der Gruppe beinhaltete Tanz und Musik. Gute Sänger und Sängerinnen wurden ausgesucht sowie die Textschreiber. Der Rest kümmerte sich um die Kostüme und das Bühnenmaterial. Die Spieler sollten versuchen die verschiedenen Stationen ab zu suchen und die Lieder zu erraten, die die Sänger sangen. Erriet man es, gelangte man weiter, wenn nicht musste man gehen. Ich, Mikan Sakura, wurde zur Sängerin eingeteielt, da ich eine angenehme Stimme habe. Ich übte fleißig, sodass ich recht sicher bei den Proben war. Meine Outfits beschränkten sich auf einen Hosenanzug und ein Kleid. Von dem Kleid war ich nicht besonders begeistert, da ich nie gern solche Teile trug. Mein Wecker weckte mich pünktlich um sechs Uhr morgens. Das schrille Läuten nervte, sodass ich mich beeilte ihn auszustellen. Seufzend warf ich die Decke von mir und stand auf. Mit geübten Handgriffen ordnete ich mein Bett, ehe ich mir meine Schuluniform schnappte und im angrenzenden Badezimmer verschwand. Ich duschte mich ausgiebig, bevor ich in meine Uniform schlüpfte. Da ich jetzt in der Mittelstufe war bestand diese aus einem blauen, karierten Rock, einem weißen T-Shirt mit blauer Schleife und einer schwarzen Überziehjacke. Passend zu meinen Klamotten gab es noch die glänzenden, schwarz polierten Stiefel. Meine langen Haare, die mir mittlerweile über die Brust gingen, kämmte ich ausgiebig. Die Pferdeschwänze ließ ich weg, seit geraumer Zeit trug ich diese schon nicht mehr. Fertig herausgeputzt packte ich in meinem Zimmer meine Schultasche. Heute hatten wir Englisch, Japanisch und Mathe. Vor Mathe grauselte es mir wieder. Hoffentlich pickte sich Jinno sensei nicht schon wieder mich heraus. Meine Zimmertür schloss ich ab, bevor ich nach unten in die Cafeteria eilte. Ich hatte noch genug Zeit ausgiebig zu frühstücken. In der Cafeteria war ein reges Treiben. Einige Schüler saßen bereits an den Tischen, einige befanden sich bei der Essensausgabe. Ich holte mir eine Schüssel Müsli kombiniert mit einem warmen Kakao. Ich trank als einzige Kakao. Die Anderen begnügten sich mit Kaffee oder Capuccino, was ich absolut nicht verstand. Ich hasste Kaffee. Genüßlich aß ich mein Frühstück. Ab und an nippte ich an meinem heißen Getränk. Von meinen Freunden fehlte noch jede Spur, anscheinend kamen sie dieses Mal nicht aus dem Bett. So beschloss ich alleine vor zu gehen. Da wir in der ersten Blickstunde Jinno haben, würden sie es sowieso nicht wagen, zu spät zu kommen. Außer vielleicht Natsume. Ihm war es egal ob die Lehrer ihn ausschimpften. Es interessierte ihn nicht. Von unserem Wohnheim benötigte ich fünf Minuten zur Schule. Das Wohnheim und die Schule waren voneinander mehrere fünfzig Meter entfernt. Wer zu spät kam, hatte nichts zu lachen. In meinem Klassenzimmer empfing mich Leere, als ich die Tür öffnete. Da ich dies irgendwie schon erwartet hatte, setzte ich mich stumm auf meinem Platz. Wenn der Raum so ruhig lag, musste man innerlich schmunzeln, da ansonsten immer ein heiden Lärm herrschte. Mein Blick richtete sich aus dem Fenster. Auf dem Schulhof befand sich niemand. Die grünen Bäume am Rande des Geländes fingen bereits an zu blühen. Die Apfelbäume waren schon reif. Jede Pause mopsten wir welche. Die Sakurabäume, auch Kirschblütenbäume, brauchten noch ihre Zeit. Erst Ende des Sommers entfalteten sie ihre Pracht. In Gedanken vertieft bemerkte ich nicht, dass die Klassentür aufgemacht wurde und sich jemand zu mir setzte. Erst als dieser an meinen Haaren herumspielte wurde ich aus meinen Tagträumen gerissen. Verwirrt fuhr ich zu der Person herum, die gleichzeitig meine Haare losließ. Ich sah direkt mit meinen haselnussbraunen Augen in zwei rubinrote. Innerlich seufzte ich erleichtert auf. Es war nur Natsume, aber eins wunderte mich schon. Sonst kam er immer als einer der letzten, aber heute war er überpünktlich. Er schien meine Erschrockenheit wahrgenommen zu haben, da er anfing zu grinsen. "Du bist ziemlich schreckhaft. Ich war nun nicht gerade leise." , wies er mich belustigt an. "Sehr witzig Natsume. Ich war in Gedanken, da merk ich so was halt nicht. Und du hast natürlich nichts anderes zu tun, als mich zu erschrecken." Meine Laune verschlechterte sich sofort. Wäre ich doch nur im Bett geblieben. Er amüsierte sich über meine pampige Art, ich war schon immer leicht auf die Palme zu kriegen, bei ihm ganz besonders. Wir stritten uns genau wie früher, nurmit einem Unterschied, wir prügelten uns nicht mehr. In der Grundschule hatten wir keinen Augenblick gezögert aufeinander los zu gehen. Aber da er jetzt älter war, würde ich hoffnungslos unterliegen, darauf hatte ich absolut keine Lust. "Bist du heute aus dem Bett gefallen? Du bist doch sonst nicht so früh dran?", fragte ich ihn. "Ich bin früher aufgewacht, also hab ich beschlossen auch früher zu kommen.", erwiderte er. Skeptisch betrachtete ich ihn. Er stand nie früher auf, als unbedingt notwendig. Warum also heute? "Glaub ich dir nicht. Du kommst doch sonst nie früher in die Schule als notwendig." "Ja und? Ich kann machen was ich will." "Schon gut, brauchst nicht gleich beleidigt zu sein." Natsume war schnell zu reizen. Aus einem gemütlichen Gespräch konnte bei ihm schnell ein Kampf werden. Unbeeindruckt wendete ich mich von ihm ab nach vorne zur Tafel. Zusammen warteten wir über eine halbe Stunde, bis die nächsten eintrudelten. Meine beste Freundin Hotaru erschien mit den Anderen unseres Freundeskreises schließlich auch noch. Als unser Lehrer Jinno die Klasse betrat verstummten die Anwesenden, um nicht seine Aufmerksamkeit zu erregen. Innerlich verdrehte ich die Augen. Ein ganz normaler Schultag begann. Pünktlich schellte die Schulglocke um zwei Uhr. Für den Rest des Tages bekamen wir frei, um mit unseren Talentgruppen an unseren Attraktionen fürs Kulturfestival zu arbeiten. Alle Anwesenden packte eiligst ihre Schulsachen zusammen, um anschließend wie der Blitz aus der Klasse zu sausen. Eine Staubwolke blieb zurück. Ruhig verstaute ich meine Unterlagen in meiner Tasche. Da wir uns erst in einer Viertelstunde trafen, besaß ich noch genug Zeit, um gemütlich zum Treffpunkt zu gehen. Der Lehrer war ebenfalls bereits verschwunden, nur Natsume war noch da. An der Tür stand er und schien auf mich zu erwarten. Ich nahm meine Schultasche und stellte mich neben ihn, um mich zu überzeugen, dass er wirklich auf mich wartete. Mit meiner Vermutung hatte ich Recht. Er setzte sich in Bewegung, als ich neben ihn herging. Meine Verwirrtheit ließ ich mir nicht anmerken. Er war so anders, als sonst. Schweigend gingen wir nebeneinander, bis sich unsere Wege trennten. Ich wollte gerade in einen anderen Gang einbiegen, als er mich am Ellbogen festhielt und zurückzog. Ich wandte mich ihm zu, da ich ihm gehörig die Meinung galgen wollte, was diese Aktion sollte. Aber er schaute mich nur an. Kein Wort kam über seine Lippen. Von seiner Art mit gerissen, vergaß ich meine Kampfrede, die ich ihm vorher noch an den Schädel hämmern wollte. Er beugte sich zu mir runter, bis sein Mund sich nahe an meinem Ohr befand. Über seine Tat total überrumpelt stand ich nur da. Die unbekannte Nähe von ihm trieb mir eine leichte Röte ins Gesicht. Warum wurde ich bei diesem Kerl rot? Sonst war ich doch auch nicht so leicht aus der Bahn zu werfen. Ein angenehmer Schauer jagte mir über den Rücken, als er kurz mit seinen Lippen meine Ohrmuschel berührte. Seine dunkle Stimme ließ mich erzittern. Sie hörte sich so berauschend angenehm an. "Die Frisur steht dir." Seine flüsternden Worte brachten mich komplett aus dem Konzept. Er schenkte mir sonst nie warme Worte. Diese Seite kannte ich an ihm nicht. Mein Mund war trocken. Es fühlte sich so an als hätte sich ein Kloß in meinem Hals gebildet, da ich kein Wort herausbrachte. Sein angenehmer Duft stieg mir in die Nase. Innerlich rief ich mich zur Ruhe. Wer weiß wie lange dieser Verirrtrieb bei ihm andauerte, im nächsten Moment konnte er wieder unausstehlich sein. Einen Moment lang hielt er mich noch fest, ehe er sich zurückzog und mich los ließ. Benommen trat ich einen Schritt zurück. Auf seinem Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus. Natsume hatte meine Röte bemerkt. Ohne ein weiteres Wort zu ihm zu sagen, drehte ich mich eiligst um und verschwand hinter der nächsten Ecke. Er blieb schmunzelnd zurück. Ich möchte mich ganz herzlich dür die netten Kommis bedanken^^ Ich bin noch neu hier und das rührt mich wirklich sehr. Ich hoffe ich werde euch mit dem Kapitel gerecht Kapitel 2: Verwirrung --------------------- Verwirrung Total überrumpelt irrte ich durch die Gänge der Schule. Wie konnte er mich nur so aus dem Konzept bringen? Ich war doch sonst nicht so leicht zu verunsichern. Ich verstand meinen eigenen Körper nicht mehr. Wahrscheinlich war ich auch noch knallrot, so warm war mir. Eisern klatschte ich mir die Hände auf die Wangen und schüttelte den Kopf. Komm wieder zur Besinnung Mädchen. Es war nur Natsume. Der Natsume, der dich von Anfang an geärgert hat. Der Natsume, mit dem du dich gerne geprügelt hast. Aber auch die Zeiten ändern sich, seufzte ich in Gedanken. Da ich mit meinen Gedanken völlig wo anders war, achtete ich nicht auf die Zeit. Als ich aber nur noch eine Minute hatte, um zum Treffpunkt zu kommen, nahm ich die Beine in die Hand. Pünktlich auf die letzte Sekunde stand ich schnaufend in der Tür. Meine Haare fielen über meine Schulter, da ich den Kopf gesenkt hatte. Schnell hob und senkte sich meine Brust. Ich schreckte auf, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Alarmiert sah ich auf, beruhigte mich aber schnell, da ich Ando erkannte. "Gerade noch rechtzeitig, Mikan." Beschwichtigend lächelte ich. "Entschuldigt, ich hatte noch...eine Begegnung mit jemandem, die etwas länger gedauert hat. Wissend lächelte mein Sempei. "Schon klar. Komm rein. Wir stecken schon mitten in den Vorbereitungen und können einen weiteren Helfer gut gebrauchen." Zusammen gingen wir in den hinteren Teil der Halle. Viele Bühnenbauer richteten die leblose Halle in eine fröhliche Kollage. Überall wurde geputzt und dekoriert. Unser Sondergruppenlehrer, Nodachi, befand sich momentan auf einer unkontrollierten Zeitreise. Wir konnten nur hoffen, dass er zum Kulturfest rechtzeitig kam. Das konnte man bei ihm leider nicht genau sagen, entweder war er nur Stunden oder sogar ganze Tage weg. Das bereitete manchen Sorgen, da wir alles ohne ihn regeln mussten. Ando führte mich in den Teil der Halle, wo die Kostüme für die Show angefertigt wurden. Von weitem sah ich schon Misaki und winkte ihr fröhlich zu. Sie bemerkte uns und bedeutete uns, zu ihr zu kommen. "Guten Morgen Mikan", begrüßte sie mich freundlich. "Guten Morgen Misaki. Wie laufen die Vorbereitungen?", fragte ich. "Sehr gut. Sie laufen auf vollen Turen. Hilfst du mir bei den Kostümen?", fragte sie hoffnungsvoll. "Ja, gerne." Da Ando bereits bemerkte, dass er überflüssig war, verabschiedete er sich von uns und schmückte mit den Anderen Raumdesigner die Halle weiter. Ich setzte mich neben Misaki an einen der Nähtische und griff nach einem unfertigen Kleid. Das Kleid bestand aus einem samtenen, roten Stoff. Dieser erstreckte sich bis zum Boden. Um es zu befestigen band man die zwei Bänder im Nacken zusammen, die als Träger dienten. Ein schmaler roter Streifen, der unter der Brust einmal um das gesamte Kleid ging, wurde in einem helleren Ton gehalten. Seufzend fuhr ich durch mein Haar. Das Kleid war gut so, ich brauchte nichts mehr daran verändern. Ich schaute mich um. Ansonsten gab es nichts zum nähen. Irritiert blickte ich Misaki an. Diese bemerkte meinen Blick und legte ihr Nähzeug beiseite,. Ich ahnte nichts Gutes. "Ich hab mit dir etwas zu besprechen." Stumm nickte ich. "Du benimmst dich in letzter Zeit anders als sonst. Fehlt dir irgendetwas?" Überrascht hörte ich ihr zu. Benahm ich mich wirklich so seltsam? "Also, mir geht es gut. Zu mindestens glaub ich das." "Hast du Probleme mit deinen Klassenkammeraden?" Ob sie wohl auf Natsume hinaus wollte? Klar, seit ein paar Tagen war ich öfters abgelenkt, aber das lag nur an ihm! "Ich habe keine Probleme mit meinen Klassenkammeraden. Wir verstehen uns gut...ich bin momentan nur etwas von der Rolle. Natsume benimmt sich anders, als vor einigen Wochen. Das gibt mir zu denken." Ganz besonders die Situation von vor ein paar Minuten, fügte ich in Gedanken hinzu. "Natsume also...", sagte Misaki leise. "Vielleicht benimmt er sich ja nur anders, weil er dir etwas sagen will?" Hilflos zuckte ich mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung, was in ihm vor geht." "Wenn er dir etwas zu sagen hat, wird er früher oder später auf dich zurückkommen. Aber Mal ne andere Sache. Du hast schon bemerkt, dass ich keine Kleider zum nähen habe oder?", fragte sie mit einem hinterhältigen Lächeln. Vorsichtig antwortete ich mit einem ja. Begeistert klatschte sie in die Hände. "Du dienst mir heute als Probemaus. Du bist die einzige Mittelschülerin und musst daher mehr Kleider präsentieren als die Anderen. Deshalb habe ich die Anzahl von zwei auf vier hochgestockt. Darum darf ich jetzt alles ausprobieren, was ich will." "Hab ich da auch noch ein Wörtchen mit zu reden?", fragte ich sarkastisch. "Nein, haste nicht." "Merk ich schon." Mit einem Funkeln in den Augen griff sie nach meiner Hand und zog mich hoch. "Du bist die Einzige, die noch nicht alles fertig hat. Also komm, sonst werden wir wirklich nicht mehr bis zum Festival fertig." "Was für Kleider muss ich denn präsentieren?", fragte ich interessiert. "Du hast ja schon den schwarzen Hosenanzug und das rote Kleid, was so ähnlich gebaut ist wie das, das du gerade in der Hand hattest. Ansonsten hab ich beschlossen das du ein Hochzeitskleid präsentierst und ein Partyoutfit.", sagte sie unbeschwert. Einen Moment brauchte ich, um ihre Worte zu verstehen, dann sah ich sie entsetzt an. "Bitte was? Ich zieh doch nicht vor versammelter Mannschaft ein Hochzeitskleid an, soweit kommt das noch!", empörte ich mich. "Ach was, stell dich nicht so an. Jedes Mädchen in deinem Alter würde vor Neid platzen!" "Genau da liegt der Punkt, jedes ANDERE Mädchen. Ich aber nicht." "Ich habe bereits das Grundgestell entworfen und genäht, nur die Kleinteile müssen noch fertig gestellt werden. Ich wäre enttäuscht, wenn du es nicht anziehen würdest." Bettelnd blickte sie mich mit ihrem berühmten Dackelblick an. Riesige Kulleraugen und ein Schmollmund. Theatralisch seufzte ich. "Schon gut, ich gebe mich geschlagen, aber bitte, lass diesen Blick." Ich ertrug diesen Blick nicht, da er mir ein gewaltiges Schuldgefühl verpasste, obwohl das Unsinn war. Zusammen mit ihr probierte ich meine halbfertigen Kleider an. Sie passten mir, waren bis jetzt schlicht gehalten. Wir stellten den Schmuck zusammen sowie die Änderungen an den Kleidern. Am meisten Arbeit musste meine Freundin ins Hochzeitskleid stecken, da gab es noch sehr viel zu ändern. Als wir dann nach zwei ganzen Stunden uns endlich entschieden hatten, rief man bereits zum Abzug. Feierabend für heute. Misaki nahm das Hochzeitskleid mit auf ihr Zimmer und arbeitete die Nacht daran, da nicht mehr viel Gelegenheit dazu da war. Ich trennte mich von meiner Gruppe und ging noch ein bisschen durch die Gegend. Ich hatte mir ein Buch besorgt, was ich momentan las. Ich setzte mich auf einer der Bänke, die verstreut auf dem Schulhof errichtet waren. Stumm las ich in dem Buch. Meine Augen folgten Wort für Wort. Ich sog diese in mich auf. In meinem Kopf bildeten sich die Bilder des Buches. Es war ähnlich, als würde ein Film abgespielt werden. Ich saß bereits einige Minuten auf der Bank, als sich eine mir bekannte Person näherte. Lächelnd blieb er vor mir stehen und sah mir zu, wie ich eine Seite las, ohne dass ich ihn bemerkte. Überrascht richtete ich mich auf, als ein Schatten auf mein Buch huschte. Ich sah auf und blickte direkt in Natsume´s Gesicht, der mich interessiert musterte. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch. Was suchte er denn hier? "Gib´s irgendwas bestimmtes Natsume?" Gelangweilt schüttelte er den Kopf. "Nein, ich war nur ein wenig spazieren." "Dann will ich dich dabei mal nicht stören.", versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen. Ich klappte mein Buch zu und erhob mich. Ich wünschte ihm noch einen schönen Tag, dann ging ich. Zu mindestens hatte ich das vor, doch er hatte seine Hand um mein Handgelenk gelegt, sodass ich stehen bleiben musste. Ich drehte mich zu ihm und schaute ihn verwirrt an. Was war mit Natsume los? "Bleib.", war seine schlichte Antwort. Meine Alarmglocken meldeten sich. Sein Blick ging mir durch den Kopf. Ich konnte in seine rubinfarbenen Augen sehen, die....lüstern aber auch Zurückhaltung ausdrückten. Total benommen ließ ich mein Buch fallen, mit einem dumpfen Geräusch landete es auf dem Boden. Kurz besah sich Natsume das, ehe er mich ein wenig näher zu sich zog. Ein paar Zentimeter vor meinem Gesicht hielt er inne. Seine sonst so laute Stimme wich einem Flüstern. "Du hast dein Buch fallen lassen." Ich schluckte angestrengt, vergaß beinahe das Atmen. "Ich weiß.", flüsterte ich. "Dann ist ja gut.", bestätigte er meine Aussage, ehe er seine Lippen auf meine legte. Kapitel 3: Einsehen ------------------- Einsehen Erst registrierte ich nicht, was hier geschah. Meine Gedanken überschlugen sich, ich war total verwirrt. Seit wann ließ ich mich so leicht küssen? Ich verstand mich nicht. Seine Berührung an meinen Lippen fühlte sich wie eine leichte Feder an. Er drängte mich zu gar nichts. Mein Herzschlag verschnellerte sich automatisch, ich glaubte sogar Röte in meinem Gesicht zu spüren. Ich rührte mich nicht, als er seine andere Hand um meine Taille schlang. Erst seine neckende Zunge an meinen Lippen brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Geschockt weiteten sich meine Augen. Ich versuchte mich aus seiner Umarmung zu winden, was gar nicht Mal so leicht war. Er hielt mein Handgelenk weiter fest, sodass es meine Flucht erschwerte. Mit meiner ganzen Kraft in der linken Hand stieß ich ihn von mir. Er ging zwei kurze unkoordinierte Schritte zurück, ehe er sein Gleichgewicht fand. Ich merkte deutlich, wie mir die Röte ins Gesicht kroch. Vor Schreck hielt ich mir eine Hand auf meinen Mund. Natsume sah mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck ein. Ich glaubte keine Wut in seinen Augen zu sehen, aber irgendetwas anderes, was mir Angst machte. Ohne weiter mit ihm Blickkontakt zu halten drehte ich mich um und rannte weg. So schnell mich meine Beine trugen, verschwand ich hinter einer Ecke des Schulgebäudes. Mein Buch vergaß ich in der ganzen Aufregung. Er kniete sich hinunter und hob es auf. Mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht ging er mir nach, im gemächlichem Tempo. Er hatte alle Zeit der Welt. Ich rannte im Eieltempo zum Wohnheim. Meine Lungen schmerzten, aber ich beachtete es nicht. Mit keuchendem Atem kam ich am Wohnheim an. Ich ging hinein und suchte mein Zimmer. Dort angekommen verschloss ich es sofort. Erschöpft und fürs erste fertig mit den Nerven, ließ ich mich an einer Zimmerwand zu Boden sinken. Ich strich mir eine verirrte Strähne meines Haares beseite. Was war da gerade passiert? Ich verstand mich selbst nicht mehr. Warum hatte ich ihm keine geknallt? Früher hätte ich ihm ohne mit der Wimper zu zucken eine reingehauen. Aber du bist kein kleines Mädchen mehr, schoss es mir durch den Kopf. Du bist reifer geworden, genau wie er. Ich führte einen innerlichen Konflikt mit mir selbst, der mich in Bedrängnis brachte. Eine Frage tauchte immer wieder in meinen Gedanken auf, zu der ich keine Antwort fand. Liebst du ihn oder liebst du ihn nicht? Ich bekam schon richtige Kopfschmerzen davon. Stirnrunzelnd sah ich auf meinen Wecker. Schon sechs Uhr, seufzte ich innerlich. In einer halben Stunde gab es Abendbrot, dazu musste ich in die Cafeteria. Dort würde ich Natsume auf jeden Fall begegnen, es sei denn ich wollte heute auf Abendbrot verzichten. Das Knurren meines Magens sprach eindeutig dagegen. Ich stand vom Boden auf und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Seit wann empfand ich so für ihn? Ja, ich gab zu, zwar nur ungern, dass ich früher für eine Zeit lang, von ihm geschwärmt habe. Das war zu der Zeit gewesen, als er mich am Weinachtsball geküsst hat. Das war jetzt schon drei ganze Jahre her. Und genau wie damals, weiß er, wie man mich rot bekommte. Ich lief sonst nie rot an, komischer Weise nur bei ihm. In Gedanken versunken starrte ich auf unser Klassenfoto des vierten Jahrgangs. Ja, ja, dass waren schon Zeiten gewesen. Ich hing noch ein wenig meinen Gedanken nach, bis es Abendbrot gab. Ich traf mich mit Hotaru vor der Cafeteria. Sie wartete bereits, als ich zum vereinbarten Treffpunkt kam. "Guten Abend Hotaru.", begrüßte ich sie freundlich. Mit einem leichten Lächeln erwiderte sie die Begrüßung. Zusammen gingen wir in die Cafeteria und nahmen es unser Abendbrot. Das Abendbrot bestand aus Pizzasuppe und Armen Ritter. In der Akademie war es üblich, dass erst abends warm gegessen wurde, da tagsüber gelernt oder gearbeitet wurde. Ich setzte mich mit meiner besten Freundin in den hinteren Teil der Cafeteria. Wir erwischten gerade noch den letzten Tisch, dass neben uns beiden noch zwei Plätze frei waren, störte uns nicht. Zum Trinken hatte ich mir ein einfaches Wasser geholt. Hotaru nuckelte an dem Strohhalm ihres Fruchtgetränkes. Momentan war sie total vernarrt in dieses. Wir sprachen über den Schultag, wie wir den Unterricht fanden und die anschließenden Talentstunden, wo alle Gruppen an ihren Atraktionen für das Kulturfestival gearbeitet hatten. Als sie hörte, dass ich in einem Brautkleid rum laufen sollte, beschloss sie sogleich ihre Videokamera mit zu nehmen, wenn sie sich meine Vorstellung ansah. Ich tat ein auf beleidigt, ich hasste es, wenn man mich filmte. Aber das war nun Mal ein Hobby von ihr. Wir waren gerade mit dem Essen fertig, als Luca und Natsume die Cafeteria betraten. Als ich Natsume sah, stockte ich. Innerlich hatte ich mich schon gefreut ihn am Abend nicht sehen zu müssen. Dieser Hoffnung wurde ich leider beraubt. Irgendjemand scheint mich da oben nicht zu mögen, überlegte ich. Da nirgends mehr ein Platz frei war, außer neben Hotaru und mir, kamen sie zu uns rübergeschlendert. Desinteressiert wandte ich den Kopf in eine andere Richtung. Das plötzliche Gewicht neben mir bestästigte meine Vermutung. Sie hatten sich zu uns gesetzt, na danke auch. Luca und Hotaru fingen ein Gespräch an, während bei Natsume und mir Funkstille herrschte. Er aß in Ruhe sein Abendbrot. Da es schon Recht spät war, 19:15 Uhr, wollte ich zurück auf mein Zimmer. Wenn Mr. Hyuga nicht wäre. Als ich auf stand hielt er mit dem Essen inne. Ich beachtete ihn nicht weiter und ging, bis ich Mal wieder an meinem Handgelenk zurückgehalten wurde. Mit einem genervten Blick wandte ich mich zu ihm um. Mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen reichte er mir mein Buch. "Du hast dein Buch bei deinem überstürzten Aufbruch vergessen.", wies er mich an. Er beobachtete genau meine Reaktion. Sein prüfender Blick trieb mir die Röte ins Gesicht. Wie ich es doch hasste. Schnell entwand ich ihm das Buch. "Das hat nichts mit überstürzt zu tun.", zischte ich ihm gereizt zu. "Jedes andere Mädchen hätte genauso reagiert." Sein Lächeln wurde breiter. "Glaubst du? Ich glaube eher, dass jedes andere Mädchen glücklich darüber gewesen wäre." "Jedes andere Mädchen, nur ich nicht!" Da ich lauter als beabsichtigt gesprochen hatte, wandten sich einige Köpfe in unsere Richtung. Luca und Hotaru sahen uns ebenfalls verwirrt an. "Willst du noch einen?" Mistkerl!, schoss es mir durch den Kopf. Ich wusste nur zu genau, wo er drauf hinaus wollte. "Nie im Leben!" Ohne weiter mit ihm zu diskutieren drehte ich mich um. So schnell es ging, verschwand ich aus der Cafeteria und ließ verwirrte Freunde und Bekannte zurück. Bei meiner Freundin Hotaru machte es allerdings Klick. Sie wusste sofort was gemeint war und sah Luca durchdringend an. Luca verstand ihre stumme Geste. Sie entschuldigten bei Natsume und verließen ebenfalls des Esssaal mit der Aussage, dass Hotaru Luca noch eine ihrer neuen Erfindungen zeigen wollte. Das überraschte niemanden. Hotaru und Luca waren die besten Freunde geworden, sogar mehr als das. Ihre Beziehung hielt schon mehrere Monate an und niemand hatte es bis jetzt rausgefunden. Wofür die Beiden auch dankbar waren. Sie marschierten in Hotaru´s Zimmer und stellten ihren Plan auf. Sie hatten schon ewig für Blindfisch 1 und Blindfisch 2 alias Mikan und Natsume zu verkuppen, da sie genau wussten, dass die Beiden etwas für einander empfanden und jetzt bot sich ihnen die perfekte Gelegenheit. Zusammen entwarfen und verwarfen sie Plänen, solange, bis sie einen vernünftigen ausgetüftelt hatten. Währendem lag ich auf dem Bett, dass hochrote Gesicht im Kissen vergraben und versuchte die Ereignisse und Eindrücke von heute zu verarbeiten, was gar nicht Mal so leicht war. Vielen Dank für die schönen Kommis^^ Ich habe mich wahnsinnig doll darüber gefreut Meine FF scheint Anklang zu finden Ich werde mich weiter mit dem Schreiben anstrengen Kapitel 4: Skrupel ------------------ Skrupel Am nächsten Tag stand ich wie gewohnt auf, jedoch total verschlafen. Ich hatte die ganze Nacht über Natsume gegrübelt. Da es nur noch zwei Tage bis zum Festival waren, gab man uns frei, damit wir intensiv an unseren Attraktionen arbeiten konnten. So musste ich ihn heute zu mindestens nicht sehen, da er bestimmt auf irgendeiner Wiese vor sich hin dösen würde. Ich stieg unter die Dusche und duschte ausgiebig. Anschließend trocknete ich mich ab und fönte meine Haare, die ich offen ließ. Leider war kein Wochenende, so musste ich unsere Schuluniform anziehen. Als ich nach einer halben Stunde endlich start bereit war, ging ich auf direktem Weg in die Cafeteria. Jedoch nahm ich mir nur etwas zu essen mit, um meinen Freunden und damit auch Natsume aus dem Weg zu gehen. Ich wartete an der Sondergruppen-Halle auf Ando und Misaki, die immer eine der Ersten waren. Zusammen schlossen wir die Halle auf und gingen rein. Misaki hatte unter ihren Arm einen riesigen Beutel geklemmt, da war wahrscheinlich zu meinem Leidwesen mein Kleid drinnen. Wir richteten zusammen die Halle so her, dass man vernünftig arbeiten konnte. Nach und nach trudelten auch die anderen Sondergruppenmitglieder ein und wir konnten uns an die Arbeit machen. Für Misaki und mich ging es direkt nach hinten, da sie mir unbedingt die Kleider zeigen wollte. Sie nahm sich gar nicht die Zeit mich zu fragen, sondern zog mich an meinem Handgelenk direkt in eine Umkleide. Kurz drückte sie mir das Hochzeitskleid in die Hand, ehe sie aus der Umkleide ging und den Vorhang vor zog. Während ich versuchte in das Brautkleid zu steigen, erzählte sie munter drauf los. "Ich habe bis spät in die Nacht an dem Kleid gesessen und die Kleinigkeiten fertig gestellt. Wenn du Probleme beim Anziehen hast, musst du es nur sagen, ich komm dann rein und helf dir." "Keine Sorge, mach ich schon." Ich schlüpfte aus meiner Schuluniform und stülpte mir das Kleid über. Der Rock bestand aus drei Schichten, einem lockeren Untergewand, das fast durchsichtig war, einem Untergewand aus Seide und das eigentliche Rockgewand. Der Oberkörper war in Form einer Korsage, aber mit Ärmeln wie ein T-Shirt. Da es hinten geschnürt werden musste, bat ich Misaki um Hilfe. "Kannst du mir Mal helfen? Hinten muss es geschnürt werden, aber da komm ich nicht so ohne weiteres ran. Mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen kam das ältere Mädchen zu mir rein. Mit flinken Fingern schnürte sie mir das Kleid zu. Manchmal dachte ich, sie wollte mir die Luft abdrücken. Die Damen von heute mussten gelernt haben nicht zu atmen, erwiderte ich in Gedanken sarkastisch. Fertig angezogen schuppste sie mich aus der Umkleide und um rundete mich, damit sie sich ihr Werk besser anschauen konnte. "Perfekt.", murmelte sie. "Fehlt nur noch das Make-up, der Schleier, der Haarschmuck, die Schuhe und Kette, Ohrringe, Armband." Auffordernd sah sie mich an. Ich konnte ihre Gedanken beinahe schon erraten, so eindringlich begutachtete sie mich. Abwehrend hob ich die Hände. "Oh nein! Vergiss es, da spiel ich nicht mit. Es war davon die Rede das Kleid anzuprobieren, nicht mich heiratstauglich zu machen." "Heiratstauglich bist du auch so schon. Wir bräuchten wenn nur noch den Bräutigam.", erwiderte sie schelmisch grinsend. "Misaki!", empörte ich mich. Sie setzte ihren altbekannten Dackelblick auf. Oh nein!, seufzte ich in Gedanken. Diesen Blick konnte ich bei ihr absolut nicht ab. "Na gut.", gab ich schließlich kleinlaut nach. Jubelnd warf sie die Hände in die Luft. "Ich wusste, du würdest mich nicht hängen lassen." Eiligst suchte sie die anderen Sachen zusammen. Ich setzte mich währendem auf einen Stuhl, damit sie an meinen Haaren rumfummeln konnte. Neben mir, auf einen kleinen Tisch, stellte sie einen Schminkkoffer mit dazu gehörendem Frisierset. Stumm ließ ich die Folter über mich ergehen mich zu schminken und mir eine anständige Frisur zu verpassen, die einer Braut würdig war. Zur Krönung des ganzen setzte sie mir den Schleier auf, der an einem Haarreif befestigt war. Der Haarreif wies Blumenornamente und Perlen auf. Als letzten Schliff gab es noch Perlenkette, Ohrringe und Armband. Als sie mir weiße Handschuhe reichte wurde ich zuerst stutzig, zog sie dann trotzdem über. Die Schuhe waren, genau wie alles andere, auch in einem weiß gehalten. Sie passten mir wie angegossen. Ich zermaterte mir den Kopf darüber. Passte denn hier alles wie angegossen? Ist ja schon beinahe gruselig. Stolz sah mich Misaki an. Gerade wollte sie zu einem Satz ansetzen, als Ando hereingeplatzt kam. Vor Schreck und Verblüffung blieb er wie angewurzelt stehen. War das da seine Mikan, die er seit der Grundschule kannte? Er erkannte sie kaum wieder. In dem Brautkleid sah sie um gut ein oder zwei Jahre älter aus. Und hübsch, bemerkte er noch nebenbei. Misaki, die seine Reaktion beobachtete, ging grinsend zu ihm. "Was ist denn Ando, dass du uns jetzt störst?" Er musste sich erst fassen, bevor er einen logischen Satz aussprechen konnte. "Ein Freund ist von Mikan hier. Du weißt schon, unser kleiner Feuerspucker." Misakis Grinsen vergrößerte sich, falls das überhaupt noch ging. Ich dagegen erbleichte. Stumm sah ich auf den Boden und biss mir in meine Unterlippe. Kam heute eigentlich alles zusammen? Hatte ich so viel Unfug angestellt, dass Gott mich jetzt auf der Schippe hatte? Perfekte Gelegenheit!, dachte sich Misaki. Sie wandte sich wieder Mikan zu, die schweigend da stand. Sie ging die wenigen Schritte zu ihr hin und nahm sie an der Hand. Verwirrt sah ich hoch, als ich den Griff um mein Handgelenk spürte. Auffordernd blickte meine Freundin mich an. "Nun komm schon. Er wartet bestimmt nicht den ganzen Tag!, forderte sie mich auf. "Aber ich muss mich doch erst umziehen.", gab ich zurück und hoffte noch die Situation zu entschärfen. Da Ando Misakis Vorhaben langsam erkannte, fiel er mir in den Rücken. "Ach was. Wenn du zu lange wartest, kommt er noch nach hinten. Ich glaube das wäre dir noch unangenehmer!, machte er mich mundtaub. Ich wollte zu einem "Aber" ansetzen, doch wurde ich bereits mitgezogen. Ich versuchte mich aus dem unnachgiebigen Griff zu winden, aber es klappte einfach nicht. Und ehe ich mich versah, wurde ich um die Ecke gezogen und stand auch schon Natsume gegenüber. Natsume betrachtete mich kurz verdattert, ehe er ein anzügliches Lächeln auf setzte. Okay, irgendwie war heute jeder gegen mich. Misaki entließ meine Hand und verschwand sofort mit Ando, da sie genau wusste, dass ich sie, wenn ich sie zu fassen bekam, bei der nächsten Gelegenheit umlegte. Mir stieg Hitze ins Gesicht, als ich merkte, wie er mich musterte. Er ließ seinen Blick über jeden Millimeter meines Körpers wandern. Beschämt, dass ich rot wurde, senkte ich meinen Blick. "Was willst du hier?", fragte ich leise, auch wenn ich keine Antwort erwartete. Lässig steckte er seine Hände in die Hosentasche. "Ich wollte sehen, was ihr so macht.", gab er zurück. Innerlich fragte ich mich, ob er wirklich "uns" meinte oder einfach nur "mich". "Da du das jetzt weißt, kannst du ja wieder gehen.", gab ich schnippisch zurück. Mir war es sichtlich unangenehm, dass er hier war. Gespielt geknickt setzte er sich in Bewegung und um kreiste mich langsam. Was sollte das hier werden? Wollte er Jäger und Beute mit mir spielen? Denn so kam ich mir vor. Hilflos. "Bist du immer noch zickig wegen gestern?", fragte er belustigt. Ich hob meinen Kopf und funkelte ihn wütend an. Tausend Beleidigungen schossen mir in den Kopf, die ich ihm am liebsten an den Kopf werfen würde. "Ja, bin ich!", zischte ich ihm zu. Mittlerweile stand er wieder hinter mir, hielt aber in seinen Schritten inne. Plötzlich spürte ich seine Hand an meinem Rücken. Behutsam strich er über die Schnürung der Korsage. Er jagte mir einen Schauer damit über den Rücken. Ich ballte eine Hand zur Faust. Wütend fuhr ich herum und schlug seine Hand beiseite. Er hob eine Augenbraue, blieb ansonsten jedoch ruhig. Ich wich ein paar Schritte zurück, da er, wie ich fand, zu nah war. Viel zu nah. Das war gefährlich. "Fürchtest du dich vor mir?" "Nicht mehr als die Anderen.", erwiderte ich. Wieder kam er näher und ließ mich automatisch zurückgehen, bis ich an einer Bühnenwand anlangte. Gerade sah ich mich nach einem Fluchtweg um, als er auch schon vor mir stand. Natsume stützte seine linke Hand neben meinem Kopf ab und nahm mir somit jede Fluchtmöglichkeit. Wäre ich nach rechts ausgewichen, hätte er mich zurückgezogen. Mit geweiteten Augen blickte ich in seine. Ich hatte ein wenig Angst, dass sah man mir deutlich an. Als er seine rechte Hand erhob, zuckte ich kurz zusammen. Leicht strich er mit seinen Fingern über meine geschminkte Wange, hinunter zu meinem Hals und über die Schulter. Ich schluckte, da mir solch eine Berührung unbekannt war. Ich hielt weiterhin mit ihm Blickkontakt, als er sich zu mir runter beugte. Sanft strich er mit seiner Nase über meine. Ich schloss die Augen, da ich den Blickkontakt länger einfach nicht halten konnte. "Was willst du Mikan?", flüsterte er mir zu. "Das du mich in Ruhe lässt.", gab ich mit gesprochener Stimme wider. "Lügnerin.", hauchte er, kurz bevor sich unser Lippen berührten. Ich gab es nur ungern zu, aber ja, ich hatte mich in ihn verliebt. Kaum vor zu stellen, da wir uns andauernd stritten. Früher war es noch extremer gewesen. Ich wusste nicht, ob er in mich verliebt ist. Schließlich konnte ich schlecht in sein Gehirn gucken, innerlich wünschte ich es mir natürlich. Wenn er nur mit mir rum machte, um seinen Spaß zu haben, würde ich ihm das nie verzeihen, aber ich glaubte, dass er das sehr genau wusste. Er küsste unbeschreiblich gut. Von mir konnte ich das nicht behaupten, da ich noch nicht viele Gelegenheiten hatte, um ehrlich zu sein, gar keine. Seine rechte Hand umfasste meine Schulter, die er vorher noch herunter gestrichen hatte. Er lehnte sich an mich und drückte dabei meinen Körper gegen die Wand. Ich schlang meine Arme um seinen Hals, dass er mit einem kleinen Lächeln zur Kenntnis nahm. Probeweise fuhr ich durch sein Haar, als mich ein räuspern in die Wirklichkeit zurückholte. Verlegen wollte ich mich von Natsume trennen, doch der schien die ungebetenen Besucher nicht bemerkt zu haben, denn er machte weiter. Erst als ich es schaffte meine Lippen von seinen zu lösen, wandte er sich um, da er meinen verlegenen Blick registrierte. Ando und Misaki standen mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht vor uns. "Wir wollten nicht stören, aber Mikan muss sich langsam umziehen, wenn sie noch rechtzeitig zu ihrer Verabredung will." Verwirrt sah ich Misaki an. Welche Verabredung. Da sie meinen fragenden Blick sah, erklärte sie mir die Situation genau. "Da deine restlichen Kleider sowieso noch nicht fertig sind und du deine Aufgaben alle schon längst fertig hast, geben wir dir für den Nachmittag frei. Du kannst ja etwas mit Natsume unternehmen.", schlug sie mir vor. "Genau.", stimmte Ando mit ein. "Und während du dich jetzt brav umziehen gehst, wartet Natsume so lange hier." Ich wollte zu einem "Aber" ansetzen, da ich das alles viel zu schnell fand, als Natsume mich am Kinn zu sich zog und mir einen kurzen Kuss aufdrückte, wodurch ich meine Röte zurück gewann. "Ich warte hier.", sagte er zu mir. Doch bevor ich gehen konnte, flüsterte er mir noch eine kleine Drohung zu. "Ich an deiner Stelle würde mich beeilen. Für jede Minute, die du mich hier warten lässt, gibt es eine Bestrafung." Er sagte das so leise, dass nur ich es vernahm. Ich war ein bisschen geschockt, aber irgendwie machte es auch Spaß. Es stellte eine Herausforderung da, wenn ich wirklich mit ihm eine Beziehung anfing. Da Misaki bereits auf mich wartete, eilte ich ihr schnell nach. Das Umziehen, Abschminken und was sonst noch so folgte, dauerte 10 Minuten. Ein Rekord, wie ich fand. Aber im Stillen fragte ich mich, was er mit den Bestrafungen meinte. Ich kam in normaler Schuluniform und Misaki im Schlepptau zu den Beiden, die bereits ziemlich gelangweilt aussahen. Misaki und Ando suchten auch gleich mit einem "Man sieht sich." das Weite. Ich blieb mit Natsume zurück. Ich wusste nicht, wie ich mit ihm reden sollte, deswegen zog ich es vor den Mund zu halten. Er legte einen Arm um meine Taille und zusammen gingen wir aus der Halle. Im Stillen fragte ich mich, worauf ich mich da eingelassen hatte. Kapitel 5: Bestrafung --------------------- Bestrafung Natsume und ich gingen den Weg zum Alice See entlang. Zu dieser Tageszeit begegneten wir niemandem. Ich fand es ein bisschen gruselig. Sein Arm ruhte um meiner Taille und hätte mich wahrscheinlich nicht losgelassen, wenn ich ihn darum bat. Die Sonne schien, was meine Laune etwas steigerte. Vögel zwitscherten im Chor. Der Wald, an dem wir vorbei gingen, war belebt. Tiere huschten durchs Unterholz auf Nahrungssuche oder einfach nur, um die Besucher neugierig zu inspizieren. Wir ließen die letzten Bäume hinter uns und betraten die Lichtung, auf der sich der See befand. Der See lag ruhig da, das Wasser schlug keine Wellen. Natsume führte mich durch die Wiese, die mit Blumen in den verschiedensten Farben bedeckt war. Wenige Meter vor dem See ließ er mich los und setzte sich auf den Boden. Ich sah verunsichert zu ihm runter, ließ mich dann aber auch nieder. Ich setzte mich so hin, dass er mir nicht unter den Rock schielen konnte. Meinen Blick richtete ich auf das schimmernde Wasser. Im Stillen wartete ich ab, was er tat. Eine längere Zeit geschah überhaupt nichts, bis er sich zu mir umwandte. Da ich eine Bewegung neben mir aus den Augenwinkeln bemerkte, drehte ich meinen Kopf zu ihm. Er sah mich mit seinen rubinroten Augen mysteriös an. Bestimmt überlegte er sich gerade welche Bestrafung er mir verpassen sollte. Immerhin standen ihm zehn zur Verfügung. Innerlich schlug ich mir gegen den Kopf. Wie konnte ich auch so idiotisch sein und einstimmen? Ich war zwar kein Feigling aber in manchen Situationen Recht unerfahren, was er für sich gut ausnutzen konnte. Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Amüsiert sah er meinem Mienenspiel zu, als ich nachdachte. „Komm her.“, sagte er mit ruhiger Stimme. Ich schluckte, rückte aber näher an ihn heran. Er schmunzelte noch immer über meine zurückhaltende Art. „Setz dich auf meinen Schoß.“, wies er mich an. Ich stockte und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Das ging mir etwas zu schnell. Er beugte sich zu meinem Ohr und flüsterte mir neue Worte zu. „Mach es.“, raunte er. Ich sprang über meinen Schatten. Ich stand auf und ließ mich wenig später auf seinem Schoß nieder, mit knallrotem Gesicht. Natsume strich mir mit einem Lächeln auf den Lippen eine störende Strähne meines Haares aus dem Gesicht. Ich war verdammt angespannt. Ich glaubte jeden Muskel in meinem Körper zu spüren. Mein Herz schlug schnell in meiner Brust. Scheu sah ich in seine Seelenspiegel, die mich lieb ansahen. „Entspann dich.“, hauchte er mir in mein Ohr, ehe er kurz darüber leckte. Ein warmer Schauer jagte mir über den Rücken und ich musste mich zusammenreißen, nicht zu seufzen. Die Anspannung ließ ein bisschen bei mir nach. Irgendwie schaffte er es mich zu beruhigen. Er registrierte meine Entspannung mit einem kleinen Lächeln. Er strich mir sanft über meinen Rücken, während er mir seine nächste Bestrafung mitteilte. Ich war etwas irritiert als er mir sagte, ich solle mich gegen ihn lehnen. Zuerst wusste ich nicht genau, was er meinte, als ich es allmählich begriff lehnte ich mich zu ihm vor drückte ihn nach hinten, sodass ich mit meinem Kopf auf seiner Schulter lag und er mit dem Rücken im Gras. Ich fühlte seinen Herzschlag an meiner Brust, er ging mindestens so schnell wie meiner. Wir verharrten einige Minuten so. Er streichelte weiter über meinen Rücken und spielte ab und an mit einer langen Strähne meines Haares. Ich traute mich eine Hand in sein Haar fahren zu lassen und darüber zu streichen. Er hatte wirklich angenehmes Haar. Es war schön weich. Ich schaute ihn stumm an, als er seinen Kopf zu meinem drehte. Über seinen Augen lag ein komischer Schleier, den ich auf Anhieb sah. Was hatte er?, fragte ich mich. Er schloss seine Augen und strich mir mit seiner Nase über meine Wange. „Küss mich.“, hauchte er leise, fast so, dass ich es nicht vernahm. Ich blickte ihn ungläubig und mit geweiteten Augen an. Unsicherheit breitete sich in mir aus. Ich hatte noch nie jemanden geküsst, ich wurde nur geküsst. Und der einzige Mann der das war lag gerade unter mir im Gras. Äußerst zögerlich kam ich seiner Bitte nach. Kurz strich ich über seine Lippen, bevor ich ihn zögerlich küsste. Erst erwiderte er meinen Kuss nicht, ich hatte keine Ahnung warum. Als ich überlegte, ob ich mich von ihm lösen sollte, muss er meine Gedanken gelesen habe. Er erwiderte den noch scheuen Kuss und rollte sich mit mir rum, sodass ich unter ihm lag. Sein Gewicht drückte mich auf den Boden, von allein hätte ich ihn nicht mehr von mir runter bekommen. Seine Hände wanderten über meine Arme bis sie an meinen Handgelenken stehen blieben und diese neben meinem Kopf ins Gras drückten. Genießerisch schloss ich die Augen. Es gefiel mir auf eine merkwürdige Art und Weise. Ein seltsames Kribbeln breitete sich in meiner Magengegend aus, es fühlte sich wie tausend Schmetterlinge an. Vorsichtig strich er mit seiner Zunge über meine Lippen. Mein Kopf war bereits so doll abgeschaltet, dass ich es zuließ, dass er mit seiner Zunge meine Lippen öffnete und in meinen Mund eindrang. Spielerisch fuhr er über meine Zunge und zettelte einen kleinen Kampf an. Wir neckten uns gegenseitig, aber er gewann die Auseinandersetzung. Da die Luft langsam wenig wurde, mussten wir voneinander ablassen. Schwer atmend sah ich ihn an. Er blickte mir ebenfalls im Gesicht und ich konnte in seinen Augen Lust und Gier lesen. Anscheinend hatte ich ihn etwas zu viel angestachelt. Er senkte seinen Kopf zu meinem Hals und verteilte kleine Küsse auf ihn, die ein wenig kitzelten. Ich konnte meinen Körper nicht stoppen. Ich legte meinen Kopf zur Seite, damit er besser an meinen Hals kam. Ich bekam alles nur noch in Blitzausschnitten mit. Er wanderte von meinem Hals zum Schlüsselbein und verpasste mir einen Knutschfleck. Er ließ meine Hände los. Besitz ergreifend presste er sich an mich. Mein Atem beschleunigte sich, als er eine seiner großen Hände unter mein T-Shirt schob. In mir regte sich ein mir unbekanntes Gefühl. Es wuchs unerträglich stark an, bis ich zu platzen drohte. Natsume knöpfte mir mit flinken Fingern mein T-Shirt auf. Als er seine Lippen wieder mit meinen verschloss und ich seine Hände auf meiner Brust spürte wusste ich, dass ich das noch nicht wollte. Ich versuchte ihn von mir runter zu schieben, aber es gelang mir nicht. Panik machte sich in mir breit. Ich unterbrach den Kuss und sah mich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Er störte sich nicht daran und bearbeitete meinen Hals weiter. Dann fiel mir der See auf. Es waren vielleicht drei Meter zu ihm hin. Ich musste nur zu ihm gelangen, dann wäre ich gerettet. Natsume befand sich in einem Rausch, das kalte Wasser würde ihn wieder zur Besinnung bringen. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und versuchte mich genug vom Boden zu drücken, um mit ihm runter zu rollen. Er nahm es anscheinend als Einladung an, dass ich mich gegen ihn drückte, denn er fummelte an meinem BH rum, um ihn ab zu streifen. Mit meiner letzten Kraft rollte ich mich mit ihm herum und wir purzelten die seichte Abfahrt zum See hinunter. Mit einem lauten Platsch landeten wir im kühlen Wasser. Da wir uns am Ufer befanden war das Wasser nicht sonderlich tief, man konnte sich hinsetzen. Ich klammerte mich Unterwasser an ihm fest, bis er zur Besinnung kam. Ich hatte die Augen geöffnet, sodass ich ihm direkt in die Augen sehen konnte. Er sah mich wütend und missbilligend an, ich konnte nur einen entschuldigenden Blick werfen. Gemeinsam tauchten wir auf. Ich strich mir meine mittlerweile nassen Haare aus dem Gesicht und sah zu, wie Natsume sich auf den Seeboden setzte. Ich hockte mehr, als das ich saß. Mit einem verärgerten Blick betrachtete ich mir meine Kleidung. Klar, ich hatte mich vor ihm gerettet, aber meine Kleidung war jetzt total durchweicht. Mein T-Shirt war total durchnässt und klebte an mir, wie eine zweite Haut, dass fühlte sich nicht sonderlich toll an. Da es weiß war konnte man wunderbar meinen BH sehen, sowie einen Teil meiner Haut. Ich warf einen verärgerten Blick zu Natsume, aber er tat es mit einem Schulterzucken ab. „Selbst Schuld, wenn du dich mit mir zum See rollst. Da musst du drauf gefasst sein, dass deine Klamotten nass werden.“, gab er mir mit einem verstimmten Tonfall zu verstehen. „Wer konnte denn nicht von mir ablassen?!“, zischte ich zurück. Wortlos erhob er sich und stieg aus dem See. Ich stand ebenfalls auf und verzog das Gesicht, als meine Klamotten noch mehr an mir klebten. Kalt war das Wasser auch noch, bestimmt holte ich mir die nächsten Tage noch eine Erkältung weg, bei meinem Glück. Ich wrang das gröbste aus, vor Natsume zog ich mich garantiert nicht aus. Einigermaßen trocken wollte ich mich auf den Weg ins Wohnheim machen, um mich umzuziehen. Mein neuer „Liebhaber“ funkte mir jedoch dazwischen. Provokant stellte er sich vor mich, als ich die Lichtung verlassen wollte. „Was soll das?“, motzte ich ihn an. „Du gehst nicht so zum Wohnheim.“, gab er stur von sich. „Ach nein? Wie dann Mister Feuerspucker?“, warf ich ihm an den Kopf. Ich war nicht wegen dem Wasser auf ihn wütend, ich war auf ihn wütend, da er nicht von mir abgelassen hatte, als ich ihn von mir schob. Überrascht erstarrte ich, als ich seine schwarze Jacke über meine Schultern bekam. Was sollte das denn jetzt? Verwirrt schaute ich zu ihm hoch. „Wenn das gehst du mit Jacke los. Du bist komplett nass, da kann dir jeder sonst was abgucken, außerdem,..“ Er unterbrach sich selber und beugte sich zu meinem Ohr, sodass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte. „..darf nur ich dich so sehen.“, bemerkte er. Ich spürte, dass ich wieder rot wurde. Verlegen sah ich zur Seite. Das er das auch immer mit mir abziehen konnte! Es war zum Hühner melken. Ich blieb noch einen kurzen Moment stehen, ehe ich mich davon stahl. Auf dem Weg zum Wohnheim dachte ich über meinen Partner nach. Er konnte ja süß sein, wenn er wollte, aber diese lüsterne Seite an ihm fand ich beängstigend. Beim nächsten Mal fiel mir bestimmt nicht so schnell eine Lösung ein. Seufzend ging ich weiter, um endlich aus diesen nassen Sachen raus zu kommen. Apropo, viel mir gerade auf. Er hat, wenn ich richtig gezählt hatte, erst fünf Bestrafungen genannt. Auf die anderen konnte ich mich bestimmt noch freuen!, schaltete ich mich in Gedanken. Ein herzliches Danke schön für die schönen Kommentare^^ Ich habe mich sehr darüber gefreut Ich bemühe mich auch weiterhin regelmäßig zu schreiben Kapitel 6: Erkältung -------------------- Erkältung Na, was hatte ich gesagt? Bereits am darauf folgenden Tag nach dem Besuch am See ging es mir dreckig. Ich hatte höllische Kopfschmerzen, ich dachte mir würde der Schädel platzen, dazu kam dann noch dieses miese Schwindelgefühl. Ich dachte immer ich würde direkt umkippen, wenn ich irgendwo aufstand. Und das kurz vor dem Kulturfestival! Das erste, was ich an diesem Tag tat, war zur Krankenschwester zu gehen und mir Aspirin Komplex verschreiben zu lassen. Was anderes als dopen konnte ich nicht machen, dass würde auffallen. Da heute der letzte Tag vor dem Festival war, hatten wir Schulfrei, um uns auf den morgigen Tag vor zu bereiten, dass hieß auch für mich, dass ich unter Umständen Natsume gar nicht erst über den Weg lief. Allerdings schleppte ich die ganze Zeit seine schwarze Jacke mit mir herum, die ich gestern am See von ihm bekommen hatte, damit man nicht so viel von mir so, da meine Schuluniform durchsichtig geworden war, auf der Hoffnung er würde meiner Talentgruppe doch noch einen Besuch abstatten. Trotzdessen, dass ich eigentlich nichts mehr zu tun hatte, machte ich mich bei den anderen Attraktionen nützlich, die noch von meiner Gruppe veranstaltet wurden. Meine Gruppenmitglieder beäugten mich mit schmalen Augen, anscheinend merkten sie, dass es mir nicht so blendend ging, da ich zu dem auch ziemlich ruhig war, was für mich eigentlich total untypisch ist. Die Kleider waren alle fertig, sowie die Sitzgelegenheiten und Deko. Am späten Nachmittag setzten wir uns alle zusammen, nach getaner Arbeit und plauderten die restliche Zeit, diskutierten Abläufe, damit auch ja nichts schief ging. Ich fühlte mich immer elender, meine Medikamente ließen nach und offenbarten mein wahres Befinden. Ich hielt mir meine Stirn, ich glaubte, sie glühte ein bisschen. Wenn ich Morgen nicht fit war, fiel ein Teil der Show aus, dass durfte ich nicht zu lassen. Um mich etwas aus zu ruhen verabschiedete ich mich von meiner Talentgruppe mit einem müden Lächeln und ging zurück in mein Zimmer, wo ich mich schlafen legen konnte. Ich hatte mir noch schnell Natsumes Jacke gegriffen, bevor ich mich entfernte. In dem Gang, auf dem mein Zimmer sich befand, war auch Natsumes. Da er eigentlich sowieso nichts zu erledigen hatte, müsste er theoretisch in seiner Wohnung sein, deswegen stellte ich mich vor seine Tür und klopfte zaghaft an. Kurz blieb es innen drin still, bevor ein Klicken ertönte und sich die Wohnungstür öffnete. Natsume blickte mir etwas überrascht ins Gesicht, stand er doch nur in einer einfachen Jeanshose und einem blauen T-Shirt vor mir. Ich brachte ein leises „Hallo“ heraus, auffordernd hielt ich ihm seine Jacke hin, die ich gestern Abend noch getrocknet sowie gebügelt hatte. Mein Gegenüber zog eine Augenbraue hoch, nahm mir dann aber endlich sein rechtmäßiges Eigentum ab. „Möchtest du kurz reinkommen?“, fragte er mich anschließend auffordernd. Ich wollte zuerst abwehren, doch ich wusste genau, er würde mich nicht eher gehen lassen. „Na gut.“, gab ich nach und trat ein, ehe sich die Tür hinter mir schloss. Natsume legte eine Hand an meinen Rücken und führte mich zu einer Couchgarnitur, die im Kreis aufgestellt war. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte er mich gastfreundlich, doch ich schüttelte nur den Kopf, mir war heute nicht zum Reden zu mute. Mein Klassenkamerad wirkte skeptisch, weil ich so wortkarg war, sagte dazu aber erstmal weiter nichts. Wir setzten uns zusammen nebeneinander auf eine zweier Couch. Ich blieb stumm, wartete darauf, dass er irgendein Thema ansprach, zudem ich etwas beitragen konnte. Jedoch war mir schrecklich schwindlig, ich glaubte bald die Besinnung zu verlieren, deshalb schloss ich meine Augen, um den drehenden Bildern zu entkommen, die mittlerweile um mein Augenfeld tanzten. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, hörte ich Natsumes tiefe Stimme, nahe an meinem Ohr. Normalerweise wäre ich zusammengezuckt oder hätte eine andere Reaktion gezeigt, doch ich blieb vollkommen ruhig, was ihn doch stutzig machte. „Mikan? He, sie mich mal an.“, forderte er mich auf. Seine große Hand legte sich an meine Wange und drückte mein Gesicht leicht zu sich, um mir in die Augen sehen zu können. Nun gab ich mir Mühe meine Augen zu öffnen, ohne doppelt zu sehen. „Was ist?“, fragte ich leise, mit brüchiger Stimme. Ich war kurz davor wieder ein zu schlafen. Probeweise ließ er seine Hand über mein Gesicht bleiben und fühlte meine Stirn, die glühend heiß war. Das muss von gestern kommen, überlegte sich Natsume und hob mich auf seine Arme. Wo wollte er mit mir hin? Ich wollte nicht in den Krankenflügel, deshalb fing ich an zu zappeln, um mich aus seiner Umarmung zu winden. „Hör auf rum zu zappeln!“, fuhr mich mein Klassenkamerad an. „Ich bin okay, lass mich runter! Ich kann allein laufen!“, entgegnete ich ihm scharf und funkelte ihn böse an. Was mischte er sich da überhaupt ein? Es war doch schließlich meine Sache. Ich kannte meinen Körper am besten und konnte daher besser beurteilen, was ich aushielt und was nicht. „Klar sieht man, du schläfst ja schon halb auf dem Sofa ein.“, entgegnete er mir darauf nur und trug mich unbeirrt weiter. Er verfrachtete mich doch tatsächlich auf die Krankenstation! Wäre ich etwas besser bei meiner Gesundheit, hätte ich ihm schon längst die Meinung gegeigt. Die Schüler auf den Gängen starrten uns mit geweiteten Augen an, ganz besonders die Mädchen. Obwohl die eher ihre Blicke auf mich gerichtet hatten und mich damit versuchten zu erdolchten, wünschten sie sich doch in meiner Position zu sein. Unbewusst klammerte ich mich an Natsumes Shirt und versteckte seinen Kopf an meiner Brust, er tat es mit einem leichten Lächeln ab, konnte er sich doch gut vorstellen, wie unangenehm es mir war, was hier geschah. Nach einigen Minuten erreichten wir endlich den Krankenflügel, indem sich Natsume sofort eine Krankenschwester schnappte, die mich dann in einem Zimmer ablud, um einem Arzt Bescheid zu sagen, mich zu untersuchen. Er ließ mich sanft auf ein Krankenbett nieder, entfernte sich aber nicht, blieb stattdessen direkt neben mir stehen. Eine leichte Röte zierte mein Gesicht, da es mir immer noch peinlich war, aber auch weil ich Fieber hatte. Er strich mir meine langen Haare aus dem Gesicht und hob meinen Kopf leicht an, damit er mir in die Augen sehen konnte. „He, das wird schon wieder.“, versuchte er mich aufzumuntern. Ich versuchte zu lächeln, doch das misslang mir. Ich verlor meinen Halt auf dem Bett, saß ich doch nur am Rand und kippte dabei nach vorne. Natsume trat eiligst vor, fing mich noch ab, bevor ich auf dem Boden aufkam. Mit einem Seufzen hob er mich wieder hoch, wie als wenn er ein Baby tragen würde und wartete so auf den Arzt. Fürs erste traute er mir nichts mehr zu. Während ich in einem Dämmerschlaf gefangen war, strich Natsume mir immer wieder beruhigend über den Rücken, aber mehr auch nicht. Er nutzte die Situation nicht aus, wie es andere tun würden. Nach wenigen Minuten trat bereits der Arzt in den Behandlungsraum und betrachtete kurz das ihm gegebene Bild skeptisch, ehe er Natsume dazu anwies, dass junge Mädchen auf das Bett zu legen. Der junge Mann folgte den Anweisungen des Arztes und blieb die gesamte Untersuchung im Raum. Ab und an forderte der Arzt Natsume auf sich um zu drehen, aber sonst war gar nichts los. „Ich habe das junge Fräulein soweit untersucht. Sie hat eine Erkältung mit Schwindelanfällen, Fieber und Kopfschmerzen, aber ansonsten fehlt ihr nichts. Ich empfehle heute strengste Bettruhe, wenn sie Morgen wieder auf den Beinen sein will.“ Der junge Mann neben ihm nickte zustimmend, dass er alles verstanden hatte. „Soll sie hier bleiben?“, fragte Natsume noch, da er nicht wusste, wohin mit seiner Klassenkameradin und heimlichen Liebe. „Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie sich um sie kümmern würden. Momentan ist unser Krankenhaus ziemlich überlastet, da der Herbst vor der Tür steht.“ Natsume überlegte etwas unbeholfen. Schließlich gab er nach, nahm das Mädchen noch Huckepack und verschwand dann leise aus dem Krankenflügel, darauf achtend, dass sie nicht aufwachte. Ich spürte einen kühlen Lappen auf meiner Stirn, es fühlte sich angenehm an. Mit Mühe versuchte ich meine Augen zu öffnen, nach einem erneuten Versuch gelang es mir auch und ich blickte an eine weiße Wohnungsdecke, die den Decken der Zimmer der Academy Schüler glich. Eine weiche Decke war über mir ausgebreitet, die mich warm hielt. Murrend lehnte ich mich auf die andere Seite, starrte dabei direkt in zwei rote Rubine, die mich immer wieder aufs Neue faszinierten. Ich wandte meinen Blick nicht ab, auch nicht, als Natsumes Gesicht näher zu meinem kam. Zaghaft berührte er meine Stirn mit seiner, nachdem er den Lappen entfernt hatte, der mir vom Gesicht gerutscht war. „Ein bisschen warm bist du noch.“, bemerkte er, ehe er sich ein wenig zurücklehnte, um meinen Blick zu suchen. „Geht schon.“, murmelte ich leise. „Du machst wieder Sachen.“, seufzte mein Gegenüber theatralisch, begegnete mir mit einem belustigten, aber auch besorgten Ausdruck in den Augen. „He!“, beschwerte ich mich. „Ich stell nicht weniger an, als du es sonst auch tust.“ „So schlecht kann es dir gar nicht gehen, du kannst immer noch kontern.“, gab Natsume mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen zurück. „Wo bin ich?“, fragte ich leise, da ich überhaupt keinen Peil hatte, wo ich mich genau befand und warum Natsume hier war. „Du bist bei mir in meiner Wohnung und in meinem Bett. Das Krankenhaus war überfüllt, deswegen hab ich dich hierher mitgenommen, da die anderen noch bei ihren Talentgruppen sind.“, informierte er mich ausführlich. Ich war also in seinem Zimmer, sogar in seinem Bett. Schon ein merkwürdiges Gefühl, welches ich allerdings sofort verbannte, es gehörte nicht hierher, nicht an diesen Ort. Ich richtete mich leicht auf, auf meine Ellbogen, damit ich den Raum überblicken konnte, um Herr der Lage zu werden. „Du solltest nicht aufstehen.“, riet mir mein Klassenkamerad. „Ich will gar nicht aufstehen.“, sagte ich in einem müden Ton, sah dabei aber in eine andere Richtung. „Wie spät ist es?“, es fragte ich interessiert, da ich mich nur noch an den Nachmittag erinnerte. „Früher Abend. Du hast nicht lange geschlafen. Möchtest du was trinken? Du siehst ein wenig blass im Gesicht aus.“, fragte er mich fürsorglich. Mit einem leichten Kopfschütteln wehrte ich ab, aber gerade so, dass mir nicht wieder schwindlig oder schlecht wurde. Meine Sinne waren noch nicht zur Gänze geschärft, aber innerlich verspürte ich einen Drang, der an die Oberfläche zu brechen drohte. Wäre ich nicht krank, würde ich dieses Gefühl nie zulassen. Die Sehnsucht quälte mich. Jeden Tag sah ich aufs Neue meine große Liebe, die ich aber nie erreichen würde. Dafür hatte ich viel zu viel Angst enttäuscht zu werden und bei Natsume konnte ich mir nicht sicher sein. Wir hatten uns bereits geküsst, ja, aber war da noch mehr bei ihm? War ich nicht nur eins seiner Betthäschen, die er nach Strich und Faden ausnutzte? Natsume wandte sich zum Gehen um, doch ich hielt ihn an seiner Jacke fest. Verwundert drehte er sich zu mir um, brachte kein Wort heraus, als er meinen Blick bemerkte. Im Moment wusste ich selbst nicht welches Gefühl ich durch meine Seelenspiegel preisgab, ich hoffte innerlich kein zu deutliches, was ihm auf die Sprünge helfen könnte, dass ich Gefühle für ihn hegte. „Irgendwie bist du heute komisch.“, brachte er doch noch heraus und wuschelte mir durch meine lange Haarmähne, die sich über mein Kopfkissen erstreckte. „Schwätzer.“, entgegnete ich schelmisch und zog ihn mit meiner gesamten Kraft, die ich in meinem geschwächten Zustand aufbringen konnte, zu mir. Natsume war zu überrascht, als dass er noch sein Gleichgewicht halten konnte. Sein Gewicht auf mir schmerzte etwas, doch es störte mich recht wenig. „Mikan? Was machst du da?“ Hatte ich Natsume gerade wirklich stottern hören? Das war ja richtig niedlich. „Ich kuschel.“, nuschelte ich, wieder vom Fieber übermahnt und schmiegte mich an meine heimliche Liebe, der sich von mir runter zur Seite gerollt hatte, neben mich. Natsume schien meinen Zustand zu bemerken, seufzte leise und zog mich zu sich. „Na dann komm kuscheln, aber dass das nicht zur Tagesordnung wird.“, warnte er mich noch, ehe ich einschlief und mich näher an ihm schmiegte, die wohlige Wärme in mich aufnehmend, die er ausstrahlte. Sanft strich er mir über den Rücken und drückte mich leicht an sich. Die Decke fand wie von selbst den Weg über unsere Körper. Meine heimliche Liebe wachte über mich, während ich mit meiner Erkältung zu kämpfen hatte, die mich auslaugte. Sein Blick wanderte zu seinem Nachttisch, auf dem die Tabletten für das Mädchen in seinen Armen lag. Das konnte auch noch ein Spaß für sich werden, da er genau wusste, wie Mikan Tabletten und andere medizinische Medikamente verabscheute. Da würde er sich wohl oder übel noch etwas einfallen lassen müssen, sie zwingen konnte er ja schlecht. Nun ja, konnte schon, aber angenehm wäre es nicht, weder für ihn, noch für sie, aber am meisten für sie. Aber bis zu diesem Moment hatte er noch massig Zeit. Viel zu sehr gefiel es ihm, dass er mit seiner Liebe aneinander gekuschelt schlafen durfte, dass sogar in seinem Zimmer. Mit einem leichten Lächeln schloss er seine Augen und zog Mikan weiter zu sich heran, sodass sie dicht beieinander lagen. Gute Neuigkeiten^^ Ich habe endlich meine Plokade in dieser FF überwunden und werde wieder regelmäßig an ihr schreiben, sofern mir nicht schon wieder die Ideen ausgehen. Ich hoffe ihr bleibt mir weiterhin treu, auch wenn ich einige Monate bei dieser FF pausiert habe. Vielen Dank weiterhin für eure Treue^^ Lesemaus Kapitel 7: Tabletten -------------------- Tabletten Es ist so angenehm warm um mich herum. Etwas Weiches schmiegt sich an mich, ein wunderbares Gefühl, ein Gefühl der Geborgenheit. Ich kann nicht anders und muss leicht lächeln, so vertraut ist dieses Gefühl. Das letzte Mal habe ich mich so wohl gefühlt, als ich noch bei meinem Großvater lebte, bevor ich dann zur Alice Academy ging, um meine beste Freundin Hotaru nicht zu verlieren. Ein Duft steigt mir in die Nase, weder beißt er noch ist er schwach. Was ist das?, frage ich mich. Ich fühle mich so frei, so schwerelos, wie schon lange nicht mehr, als könnte ich jeden Moment davonfliegen, bis zu den Sternen. Müde schlug ich die Augen auf, ich konnte doch nicht den ganzen Tag in meinem Zimmer verschlafen. Moment….Zurückspulen….Wo war ich hier? Ich sah geradewegs in ein Hemd oder so etwas in der Art. Es war dunkelblau, schien ein Schlafshirt oder so zu sein. Vorsichtig wanderte mein Blick nach oben und blieb an dem makelosen Gesicht meines Partners hängen. Erst jetzt kam mir wieder einigermaßen alles in den Sinn. Natsume hatte mich hierher gebracht und mich ins Bett verfrachtet und ich hatte ihn denn sozusagen zum Kuscheln gezwungen. Oh mein Gott, war das peinlich! Jetzt musste er ja sonst was von mir denken! Aber wenn ich so sein schlafendes Gesicht sah, konnte ich glatt wieder darin versinken. Er sah so niedlich aus, wenn er schlief! Richtig entspannt, als würde nichts auf seinen Schultern lasten. Natsume hatte einen Arm um meine Taille gelegt, durch den ich nahe an ihm lag, dass sich schon unsere Beine berührten. Viel Freiraum blieb mir nicht, aber es störte mich nicht im geringsten, schließlich empfand ich doch schon lange etwas für diesen Chaoten, ich stritt es nur immer ab! Leicht lächelnd hob ich eine Hand und strich ihm sanft über seine weiche Wange, die, genau wie sein restlicher Körper, schön warm war. Ich hoffte er bemerkte es im Schlaf nicht, hätte ich doch seine Reaktion nicht einschätzen können, da ich das schließlich noch nie gemacht hatte. Leise seufzte ich. Er war mir so nah, aber doch so fern. Meine große Liebe, die ich jeden Tag sah, aber nie berühren durfte. Diese kleinen Berührungen jagten mir bereits einen Schauer über den Rücken, der sich so intensiv anfühlte, als hätte Natsume meine Hand genommen. Die weiche Decke, die über uns lag, strich ich bedacht von meinem Körper, um aufzustehen, was sich jedoch schwieriger gestaltete, da ich Natsumes Arm um meine Hüfte einfach nicht los bekam. Mir war noch schwummrig, hatte ich doch noch Fieber, war also noch zusätzlich geschwächt. Das war aber auch ein hartnäckiger Klammeraffe! Mit Anstrengung schaffte ich es trotzdem mich aus seiner Umarmung zuwinden. Ich deckte ihn wieder zu, damit er nicht fror. Ich dagegen musste erst einmal ins Badezimmer. Jeder Alice Schüler hatte in seinem Notfallkasten im Badezimmer ein Fieberthermometer, das ich jetzt wirklich gut gebrauchen konnte. Ich tapste ins Bad, musste mich dabei aber immer wieder an Möbeln oder der Wand abstützen, da mir schwarz vor Augen wurde. So schwer konnten diese paar Schritte doch nicht sein! Doch sie verlangten meine ganze Kraft und Konzentration, um nicht unerwartet Streichholz zu spielen. Meine zittrigen Finger suchten das Thermometer, fanden es und ich maß Fieber. 40.5 Grad. Na danke auch, genauso fühlte ich mich momentan auch. So leise wie möglich ging ich zurück ins Schlafzimmer, stellte aber verwundert fest, dass Natsume nicht mehr im Bett lag. Mit wackligen Beinen fand ich meinen Weg ans Bett und tastete nach der Stelle, auf der mein Partner gelegen hatte. Sie war noch warm, er konnte also noch nicht lange weg sein, doch wo war er? Ich erriet es selbst in Gedanken, als sich plötzlich zwei Arme um meinen Bauch schlangen. Durch den Schwung meines Angreifers wurden wir nach vorne befördert, fanden aber schnell das Gleichgewicht wieder. Eine Strähne meines langen Haares hing mir wirr im Gesicht, die ich energisch weg strich. Was zum Teufel sollte das? Ich wollte denjenigen gehörig anmotzen, der mich einfach so überrascht hatte, wurde aber stark an den Körper hinter mir gedrückt, sodass mir das gänzlich misslang. Ich fluchte ungehalten, waren meine Gedanken doch so verklärt, dass ich nur das Nötigste um mich herum wahr nahm, auf solche Spielchen konnte ich gut und gerne verzichten! „Lass mich los!“, fauchte ich mit schwacher Stimme, ging es mir doch mies genug. „Das ist aber ein schwacher Protest.“, hörte ich eine mehr als bekannte Stimme schelmisch erwidern. Natsume Hyuuga, irgendwann bring ich ihn noch einmal um! Ein Kichern ertönte von meinem ehemaligen Erzfeind, ehe er mich freigab. Okay, ich hatte meine Erkältung eindeutig überschätzt, denn meine Beine gaben unter mir nach, kurz nachdem Natsume mich losgelassen hatte. Ich wäre wohl auf den Boden geknallt, hätte er nicht doch noch einen Arm um meine Taille und eine um meinen Arm legen können. Mit verklärtem Blick sah ich zu ihm auf, als er mich so im Arm hielt, als wäre ich seine Freundin, ein schöner Gedanke, den ich allerdings schnell verbannte. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. „Erschreck mich nicht so!“, tadelte er mich mit besorgtem Unterton in seiner Stimme. Besorgnis? Seit wann machte er sich einen Hehl darauß, wenn ich krank war? „Sei nicht so freundlich zu mir, wenn du es nicht so meinst.“, erwiderte ich mit zickigem Unterton, riss mich dabei von ihm los, taumelte zwar zwei Schritte, blieb aber weiterhin auf den Beinen, die schwarzen Punkte, die vor meinen Augen tanzten, dabei ignorierend. Ein verwirrter Ausdruck lag auf Natsumes Gesicht, ehe er meine Worte völlig verstand und sich sein Gesicht verzog, missbilligend, dass ich so etwas dachte. Um vom Thema ab zu lenken ging der junge Mann an mir vorbei und wühlte auf dem Nachttischchen herum, welches direkt neben dem Tisch lag. Ich wich bereits einen riesigen Schritt zurück, als ich eine Tablettenpackung in seiner Hand aufblitzen sah. Tabletten? Medikamente?! Wusste er nicht, wie sehr ich diese Teile hasste? Sie vergifteten doch sowieso nur unseren Körper, nie und nimmer würde ich die nehmen, da musste er mich schon zu zwingen! Als Natsume sich zu mir umwandte hatte ich Gewissheit, die Tabletten wollte er wirklich MIR geben! „Wag es ja nicht!“, sprach ich warnend aus, ging dabei so viele Schritte wie nur möglich zurück, bis die Wand meine Flucht stoppte. Ich hasste Tabletten jeglicher Art, deswegen lag ich ja auch meistens länger flach, als die anderen, weil ich auf genau diese verzichtete. Ein kurzes Augenrollen von Natsume, ehe er weiter unbeirrt auf mich zu ging und ich deswegen zur Seite ausweichen musste. „Es sind nur Tabletten Mikan.“, versuchte er mich zu besänftigen, doch bei solchen Dingen stieß er bei mir auf Granit. „Ich werde sie nicht schlucken!“, zischte ich ihm zu, um meiner Aussage mehr Kraft zu verleihen, aber ich wusste genau er würde mich nicht eher in Ruhe lassen, bis ich diese Mistdinger geschluckt hatte. Seine Augenbraue zuckte gefährlich, als ich abermals auswich. Er mochte es nicht kompliziert und ich war nun Mal das genaue Gegenteil davon. „Jetzt stell dich nicht so an!“, fuhr er mir dazwischen, als ich mich hinter einem Tisch vor ihm versteckte. Ich stützte mich leicht an ihm ab, da sich schon wieder alles um mich herum drehen wollte. Verdammtes Fieber! Das war Natsumes Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Er nutzte meine Schwäche aus und stand schon wenige Sekunden später neben mir, packte mich dabei am Arm, nur um mich wieder zum Bett zu ziehen. Egal wie doll ich versuchte ihm zu entkommen, in meinem jetzigen Zustand gelang es mir aufs derbste nicht. Etwas ungehalten schubste er mich auf die Hälfte des großen Doppelbettes, auf der ich geschlafen hatte. Damit ich nicht wegkrabbeln konnte, setzte Natsume sich direkt auf meine Hüfte. Ich sah ihn mehr als nur verrückt an: Hatte der Typ sie noch alle?! Aber alles Rumzettern und mit dem Händefuchteln brachte nichts, so kam ich hier nicht weg. Nur wenn ich….die Tabletten schluckte. Ich funkelte meinen Partner aus meinen haselnussbraunen Augen vernichtend an. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Was ging es ihn überhaupt an? Seine roten Rubine waren ruhig wie eh und je, als würden wir eine ganz normale Situation haben. So undurchdringlich sahen sie auf mich herab, dass es mir peinlich war. Es schien als könnten sie alles an mir analysieren, jedes noch so kleine Makel. Unheimlich, fiel mir dazu passend ein. Ich musste den Blick abwenden. So ging das nicht, nicht wenn er mich mit so einem Blick ansah, dass mir die Röte dabei ins Gesicht schoss. Konnte er mich nicht hasserfüllt oder irgend so etwas in der Art ansehen? Mein Gegenüber beobachtete mich ganz genau bei meinem Mienenspiel, dass fühlte ich einfach. Etwas knisterte, doch ich traute mich nicht auf zu sehen, nicht wieder diesem Blick von ihm ausgesetzt zu sein. Ich verspannte mich sichtlich, als plötzlich etwas Weiches über meinen Hals fuhr. Natsume hatte sich zu mir runtergebeugt und strich einfühlsam mit seiner Nase über meinen Hals, wo er nur zu deutlich meinen schnellen Herzschlag spüren konnte. Verdammter Mist!, fluchte ich ungehalten in Gedanken. Zart wanderte Natsume mit seinem Gesicht weiter zu meinem, das noch immer zur Seite gedreht war. „Shh…“, beschwichtigte er mich, da er genau das Beben meines Körpers an seinem fühlen konnte, war es doch kaum zu übersehen. Als sich seine Lippen auf die meinen legten, zuckte ich erschrocken zusammen, hatte ich damit doch am wenigsten gerechnet, überhaupt mit so einer Aktion. Was sollte das? Ich kniff meine Augen zu. Ich wusste genau, ich war rot wie eine Tomate im Gesicht. Wieder stieg dieses kribbelnde Gefühl in mir auf, sagte mir, dass diese Berührungen gut waren, doch ich verdrängte sie so gut es ging. Sie gehörten jetzt nicht hierher, nicht in diesem Moment. Bestimmend drängte Natsume seine Zunge zwischen meine Lippen, ohne mein Einverständnis. Ich dachte sein Hormonspiegel wäre schon wieder zu hoch und er müsste sich unbedingt an mir abreagieren, obwohl ich es ja genoss, was ich aber nie zugeben würde, als ich etwas Kapselförmiges mit meiner Zunge ertastete. Dieser….!! Irgendwann kill ich ihn noch mal. Da hatte er doch tatsächlich die Tablette in seinen Mund verfrachtet, nur um sie mir wieder auf zu drücken. Geduldig wartete Natsume, bis ich die Tablette auch wirklich geschluckt hatte, bis er sich von mir mit einem schelmischen Grinsen löste, woraufhin ich ihn nur erborst mit Blicken taxierte. Er war ja so unfair! „Das war gemein.“, nuschelte ich, richtete dabei meinen Blick auf seine Brust. „Wenn du willst kannst du noch einen haben.“, schlug Natsume vor und war schon dabei sich wieder zu mir herunter zu beugen, meine Nähe suchend. Perplex schaute ich ihn an. Das hatte ich doch gar nicht gemeint! Natürlich hatte Natsume das auch erkannt, blickte er mich doch mit diesem verführerischen Lächeln auf den Lippen an, dass er genau meinte, was ich verstanden hatte. Und so machten wir weiter wie vorhin. Wir waren mehr füreinander, als nur Partner und Partnerin. Das wussten wir beide, aber wir hielten es trotzdem geheim, dass wir nun ja, mehr füreinander empfanden. Ich vor ihm und er vor mir, so gab es keine Probleme für uns, außer das manchmal die Gefühle mit uns Achterbahn fuhren und wir uns schmerzlich zusammenreißen mussten, dem anderen nicht irgendetwas zu sagen, was uns nachher nur schwer im Magen liegen würde. Ich durfte diese Nacht auch noch bei ihm übernachten, weil er mich in seiner Nähe haben wollte, mit der Erkältung. Das fand ich wirklich kawai von ihm! Er konnte richtig fürsorglich sein, wenn er es denn wollte. Die Tablette musste ich noch einmal nachts nehmen, doch dieses Mal tat ich es lieber freiwillig, als diese mühselige Prozedur. Und ich glaube auch so gut habe ich noch nie geschlafen. Dieses Mal hatten wir uns nicht gegenseitig im Arm, aber alleine schon zu wissen, dass jemand neben mir lag, dem ich vertrauen konnte, gab mir ein Gefühle der Sicherheit und bereitete mir ein angenehmes Kribbeln in der Magengegend, was ich mit einem fröhlichen Lächeln abtat. Mein Fieber sank in der Nacht erheblich. Ich würde am nächsten Tag zwar noch ein wenig Temperatur haben, aber ich freute mich, dass ich trotz allem noch am Festival teilnehmen konnte, auch wenn Natsume es nur mit Unbehagen hinnahm. Er machte mir die ganze Zeit Vorwürfe, dass ich lieber im Bett bleiben sollte und mich auskurieren sollte, sonst würde ich später noch umkippen. Aber was sollte ich machen? Ich war die einzige Mittelschülerin in meiner Talentgruppe und konnte sie doch nicht einfach alle im Stich lassen, da würde ich mich querstellen, ob er wollte oder nicht! Zu meinem Leidwesen musste ich ihm aber versprechen vorsichtig zu sein. Er würde ein Auge auf mich haben und ich wusste genau, auf sein Wort war immer Verlass. Also konnte ich mich schon mal daran gewöhnen immer irgendwelche Blicke im Nacken zu haben, während ich mit meinen Kollegen arbeitete. Aber man konnte bekanntlich nicht alles haben. So ging die Nacht schneller rum als gedacht und das Kulturfestival wartete nur darauf, eröffnet zu werden! So, dass wars mal wieder von meiner Seite^^ Ich hoffe das Kapi hat euch gefallen, ich werde mich weiter bemühen regelmäßig zu schreiben und hoffe weiterhin auf eure Besuche^^ Viel Spaß weiterhin bei Mexx, Lesemaus Kapitel 8: Besorgnis -------------------- Besorgnis „Natsume!“, polterte ich durch seine Wohnung. „Es reicht jetzt wirklich! Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen!“ Das stimmte sogar, auch wenn ich noch leicht erhöhte Temperatur hatte, brauchte er mir nicht auf Schritt wie ein Bodyguard folgen, der dazu abkommandiert war, dass mir nichts passierte. Seit er mich morgens sanft geweckt hatte, ich war selbst von ihm überrascht, wich er mir nicht mehr von der Seite, wie ein anhängliches Haustier. Dieses Verhalten passte überhaupt nicht zu ihm! Und es nervte mich unendlich. Ich schaffte es gerade so, ihn zu mindestens aus dem Bad zu sperren, damit ich mich in Ruhe frisch machen konnte, aber ansonsten klebte er an mir wie eine Klette. Irgendetwas stimmte doch nicht mit ihm. So benahm er sich doch sonst auch nicht! Eine gute Nachricht gab es aber: Heute begann endlich das lang erwartete Kulturfestival, auf dem wir wieder möglichst viele Schüler mit unseren Attraktionen anlocken sollten. Ich nur wenig Zeit zum Frühstücken, musste ich doch rechtzeitig kommen, um mich fertig zu machen, außerdem bekam ich sowieso nichts durch meine Erkältung herunter. Fast alle waren schon in der großen Halle versammelt, als Natsume und ich eintrudelten. Misaki und Ando kamen direkt zu uns herüber, innerlich wünschte ich mir sie würden keine Fragen stellen, warum Natsume denn hier wäre und ich hatte Glück. Misaki zog mich direkt zur Seite Richtung Umkleide, doch musste sie kurz stoppen, da Natsume nach meinem Handgelenk gegriffen hatte. Fragend wandte ich mich zu ihm um. „Pass auf dich auf.“, sagte mein Klassenkammerad leise zu mir, doch meine beiden Senseis hörten es trotzdem, mussten innerlich dabei lächeln. Ich konnte nicht anders als auch ein leichtes Lächeln zu zeigen. „Keine Sorge. Ich habe meine beiden Senseis und wie ich dich kenne, und ich kenne dich gut, wirst du auch nicht zu weit weg sein. Was soll mir also da noch passieren?“, fragte ich schelmisch, ehe ich meinen Weg mit Misaki fortsetzte, die fast losgelacht hätte bei meiner Aussage. Ich hätte mich zu gerne noch einmal umgedreht, um zu sehen, ob er rot wurde, aber ich widerstand dem Drang und konzentrierte meine Gedanken nur auf das Festival. Wir hatten uns dieses Mal vorgenommen unter die ersten zwei Platzierungen zu kommen, was wirklich für unseren Status nicht leicht war, aber irgendwie würden wir es schon hinbekommen. In der Umkleide war sprichwörtlich die Hölle los. Zahllose Mädchen drängelten sich aneinander, um sich zu schminken und sich in ihre Kostüme zu zwängen, die bereits fertig an Bügeln an einem Ständer hingen. Misaki lotzte mich zu meinem Platz, auf dem sie mich anschließend schminkte. Die Prozedur dauerte längst nicht so lange, wie bei der Probe, aber es steckte genau so viel Mühe drin wie sonst auch. Mit meinen Haaren musste Misaki noch nicht wirklich viel anstellen, da mein erstes Kostüm der schwarze Hosenanzug war. Ich zog mich eiligst um, da in wenigen Minuten der Startschuss gegeben wurde und die Schüler schon brennend auf die verschiedenen Attraktionen warteten. Fertig angezogen kam ich aus der Umkleide, der Hosenanzug stand mir gut und betonte ein wenig meine Rundungen, aber so, dass es nicht unsittlich wirkte. Zum Schluss legte mir meine Sensei eine schwarze Kette in Form von Tropfen um, ehe sie alle Mädchen rausscheuchte, damit wir uns schon einmal daran gewöhnen konnten, so vor uns fremden Schülern herum zu laufen. Ich fand, dass ich nicht auffiel, okay, alle anderen Mädchen trugen Röcke oder Kleider und ich war die Einzige in Hosen. Der Schüleransturm ließ auf sich warten, doch wir bezogen trotzdem schon unsere Posten, nur für den Fall der Fälle. Da ich heut Morgen eine Schmerztablette genommen hatte, ging es mir erstaunlich gut, jetzt zu mindestens noch. Dieses Jahr war unser System Recht einfach gehalten. Es gab ein großes Spiegelkabinett, indem verschiedene Stationen aufgebaut waren, wo Rätsel abgefragt wurden. Wer das Rätsel löste, durfte weiter. Dahinter gab es einen Irrgarten mit Schlingpflanzen, die man mit Hilfe seines Alice von sich fern halten konnte. Wer das alles überwand, durfte sich am Schluss ein Blumengesteck aussuchen, welches einem von der Veranstaltergruppe gehörte. Mit demjenigen durfte der Teilnehmer dann tanzen, der einzige Nachteil war, dass man nicht wusste, welches Gesteck zu den Mädchen und welches zu den Jungen gehörte, man konnte also auch das Pech haben und man gewann einen Tanz mit dem gleichgeschlechtlichen Partner. Nebenbei wurde in einem Cafe für die Verpflegung gesorgt, irgendwann bekam ja jeder Mal Hunger. Ich stand mit Misaki vor einer anderen Gruppe von Mädchen, die dabei war, ins Labyrinth zu gehen. Ich musste noch nicht, erst wenn Bescheid gegeben wurde, dass Teilnehmer in das Labyrinth der Schlingpflanzen gelangten und da wir momentan noch keinen einzigen Besucher hatten, würde das wohl noch auf sich warten lassen. Ich blickte überrascht auf, als sich ein Arm um meine Hüfte legte und mich leicht stützte. Natsume war mit Ando zu uns herüber geschlendert. Ich sah ihn etwas irritiert an, so schwach war ich doch gar nicht auf den Beinen. Deutlich erkannte ich, wie sich in seinem sonst so reglosen Gesicht Besorgnis widerspiegelte. Da ich nicht genau wusste, was ich dagegen tun konnte, legte ich beruhigend meine Hand auf seine, die meine Hüfte hielt. Mit einem warmen Ausdruck in den Augen lächelte ich ihn leicht an, irgendwie fand ich es richtig niedlich von ihm, dass er sich so um mich sorgte. Es half anscheinend, wenigstens nahm die Verbissenheit von ihm ab und er wandte sich etwas ruhiger meinen Senpais zu, die die nächsten Schritte beratschlagten. Sie sprachen nur leise miteinander, doch hörte ich deutliche Nervosität heraus. Das waren meine Senpais. Vorher so entspannt bei den Vorbereitungen wirken und jetzt, wo es erst richtig losgeht, werden sie unsicher wie kleine Kinder. Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken, die beiden hörten es und drehten sich mit entgleisten Gesichtszügen zu mir um. Beruhigend klopfte ich ihnen auf die Schultern. „Jetzt macht euch mal keine Gedanken. Wir haben alles geplant und gepropt, da wird nichts schief gehen.“, munterte ich sie auf. Meine Laune, obwohl sie nicht ganz auf den Höhepunkt war, steckte an und die beiden seufzten hörbar auf, nickten mir darauf bestätigend zu. „Kann ich mich kurz alleine mit Natsume unterhalten?“, fragte ich die beiden, die mir sofort ein Grinsen zuwarfen und mich regelrecht mit ihm wegscheuchten. Warum benahmen sie sich immer so, wenn es um meinen Partner ging? War ja peinlich! Wir schlenderten in den hinteren Teil der Halle, wo kaum etwas los war, damit wir ungestört sein konnten. „Worüber wolltest du mit mir reden?“, fragte Natsume interessiert, der sich, als wir stehen geblieben waren, zu mir umdrehte, damit er mir in die Augen sehen konnte. „Ich wollte aus diesem Getümmel aus.“, gestand ich ihm ehrlich. Es waren mir zu viele Leute, überall wuselte irgendjemand rum. Eigentlich war ich Menschenmassen gewöhnt, lebten wir doch schließlich in einem Internat mit sonst wie vielen Schülern, aber heute ging es mir gehörig auf den Senkel. Ich atmete hörbar aus und lehnte mich an die kühle Wand, die Kälte fand ich angenehm. „Alles okay mit dir?“, fragte mich mein Partner, doch ich schloss meine Augen und nickte nur, ihm zu antworten, zerschlug seine Besorgnis trotzdem nicht. „Momentan fühl ich mich noch gut.“, sagte ich mit leiser Stimme. Sehr gut sogar, gab ich innerlich zu, sonst war ich nur selten mit Natsume alleine und ich genoss diese Momente aus tiefstem Herzen. Er war derjenige, den ich auserwählt hatte, aber nie bekommen würde. Ich war seiner nicht Wert, er hatte ein anderes, besseres Mädchen als mich verdient. Außerdem, wer sagte mir, dass er nicht nur mit mir spielte? Die letzten Tage spugte mir diese Frage schon im Kopf herum, doch ich fand keine passende Antwort für sie. Zum Schluss gestand ich mir schließlich selbst ein, dass nur ich allein mit meinem Herzen entscheiden konnte. Ob Natsume vielleicht mal Lust hatte etwas mit mir zu unternehmen? Nur wir beide, ohne unsere Freunde und dem Zwang, einen Ruf nach zu kommen. Ich schluckte angestrengt. Über so was durfte ich mir keine Gedanken machen, nicht jetzt und auch nicht Morgen, irgendwann vielleicht einmal. Ich musste mich jetzt voll und ganz aufs Kulturfestival konzentrieren und nicht in kindliche Schwärmereien verfallen. „Was ist mit dir?“, fragte mich plötzlich eine Stimme nah an meinem Ohr, die mich schrecklich zusammenzucken ließ, dass ich beinahe umgefallen wäre, doch Natsume, der freche Übeltäter, hielt mich davon ab, indem er schnell einen Arm seitlich um meine Taille schlang, während er immer noch schräg vor mir stand. „Du brauchst doch nicht gleich umfallen.“, tadelte er mich mit schmunzelndem Unterton. Wie konnte man bei einer so verführerischen Stimme nicht umfallen? „Schuldige, aber du hast mich erschreckt.“, brachte ich mühsam heraus, die ganze Zeit beschäftigt meine Fassade Aufrecht zu erhalten, die schon wahnsinnig am Bröckeln war. Nun traute ich mich endlich zu ihm auf zu sehen und seine rubinroten Augen auf meinem Körper zu dulden. „Du und erschrecken?“, fragte er beinahe gespielt ungläubig. Innerlich seufzte ich. Natsume wusste doch ganz genau, dass ich leicht zu erschrecken war, besonders, wenn es um angebliche Gespenster galt. Unbemerkt versuchte ich seinen Arm von meiner Taille zu entfernen. Er bemerkte es mit Missbilligung und drängte sich so nur noch näher an mich, dass ich schon halbwegs an die Wand hinter mir gepresst wurde. Um allen Umständen wollte er anscheinend vermeiden, mich los zu lassen. Doch warum? Prüfend musterte ich sein Gesicht, wo seine Wangenknochen deutlich hervortraten. Warum biss er die Zähne so stark aufeinander? Irgendetwas stimmte mit meinem Partner heute definitiv nicht. Dieser alles durchdringende Blick, der mir bis aufs Mark ging, gefiel mir überhaupt nicht. Auch seine Stimme, mit der er mich darauf dann ansprach, war alle andere als beruhigend. Seit wann war er so…? Naja, ich konnte es nicht wirklich mit Worten beschreiben. „Mikan…“, flüsterte Natsume mir leise zu und machte eine kurze Pause, um die Tonlage meines Namens wirken zu lassen. Und wie es wirkte. Es fühlte sich an, als würde eine Welle durch mich toben, die mich mit zu reißen drohte, so samten sprach er meinen Namen aus, ohne meinen Kosenamen in Erwägung zu ziehen. Mein Mund fühlte sich ungewöhnlich trocken an, als mein Herzschlag sich durch dieses leise Wort beschleunigte. Da ich meiner Stimme nicht traute, sah ich ihn stattdessen an, um aus seiner Mimik zu lesen und mein Einverständnis zu geben, weiter zu sprechen. Natsumes rubinrote Augen strahlten ein Verlangen aus, dass mir die Beine wacklig werden ließ. Noch nie, wirklich noch nie hatte er mich so offensichtlich Besitz ergreifend angesehen und ich gestand es mir ungern ein, es gefiel mir. Ich wollte ihm gehören. Jede Faser meines Körpers schrie nach ihm, doch ich durfte nicht. Mein Stolz gebot es mir und meine Vernunft, die ich angestrengt versuchte Aufrecht zu erhalten, bevor alle Dämme der Zurückhaltung in mir brachen. Gespannt lauschte ich seinen Worten, als er den Mut fand, weiter zu reden. „Sei bitte vorsichtig. Ich will nicht, dass du da draußen zusammenklappst.“, warnte er mich besorgt. Ein mir unbekannter Unterton schwang in seiner melodischen Stimme mit, welchen ich nicht identifizieren vermochte. War das der Natsume, den ich noch von früher kannte? Dieser unausstehliche, arrogante, hinterhältige Mistkerl aus der Grundschule, der mir immer versucht hatte die Haare zu versengen und mich auf Abstand zu halten, damit mir nichts geschah? Der mich beschützte, wenn Gefahr drohte? Im ersten Moment bekam ich keinen Ton heraus, so doll schnürte mir diese Besorgnis die Kehle zu, die aus seiner Stimme und seinen Augen sprach. Er sah mich so intensiv an, als hätte er Angst, ich würde mich lebensgefährlich verletzen „Keine Sorge, mir passiert schon nichts.“, versuchte ich ihn auf zu muntern, versagte dabei aber, weil meine Stimme sich ein bisschen krächzend anhörte. Um meiner Antwort trotzdem die richtige Überzeugung zu verleihen, wanderte meine Hand zu Natsumes, die noch auf meiner Hüfte lag und drückte diese, um ihn ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, damit er nicht später noch wenigen mir an einem Herzkasper starb. Es schien zu helfen, da er auf einmal viel gefasster wirkte. Eine Stimme schallte zu uns rüber, die sich verdammt nach Misaki anhörte. „Mikan, die ersten Gäste kommen, beeil dich bitte!“, rief sie laut zu uns herüber, damit ich es auch ja hörte. „Ich komme gleich!“, entgegnete ich ihr ebenfalls mit lauter Stimme, der Knoten im Hals ließ allmählich nach. Ich weiß ich musste los, doch ich wollte mich nicht irgendwie von ihm losreißen. Natsume momentan allein zu lassen, brachte Angst mit sich. Beruhigend strich mir eben genannter über die Wange, der meinen schockierten Ausdruck in den Augen durchaus bemerkt hatte. „Nicht auf mich muss aufgepasst werden, Dummchen, sondern auf dich.“, beteuerte er mir immer wieder, damit ich es auch ja nicht vergaß. „Bleibst du noch bei uns?“, fragte ich ihn zur Sicherheit. Wenn…Wenn wirklich etwas passieren sollte, wollte ich, dass er da war. Ich fühlte mich sicherer bei ihm, als bei irgendjemand anderem. „Natürlich bleib ich hier. Luca und Hotaru haben doch auch noch viel zu tun, also habe ich Zeit und kann mich völlig auf dich konzentrieren.“, sprach er so liebevoll zu mir, dass es mir beinahe die Tränen in die Augen trieb. Unfähig etwas in Worte zu erwidern, blickte ich ihm lieber in seine so tief dringenden Augen. „Darf ich noch etwas machen bevor du gehst?“, fragte Natsume mich leise, unterbrach aber seltsamer Weise den Blickkontakt zwischen uns und starrte auf einen Punkt an meinem Hals. Wie ein Vampir, der es nach meinem Blut dürstet!, schoss es mir total unpassend und lächerlich in den Kopf. „Wenn du willst. Ich halte auch still.“, gab ich ihm ebenso leise mein Einverständnis auf das Kommende, was auch immer es sein sollte. „Willst du es wirklich?“, fragte mein Partner noch einmal nach, doch ich bejahte einfach nur und schloss entspannt die Augen, um nicht zu wissen, was um mich herum geschah. Es blieb still zwischen uns und ich konnte das Zittern meiner Hand nicht ganz abstellen. Ich fürchtete mich nicht, im Gegenteil, ich brannte vor Neugierde. Natsume machte so ein Geheimnis darauß, als wäre es etwas Weltbewegendes. Im nächsten Moment spürte ich einen Druck auf meinen Lippen, der mich inne hielten ließ. Etwas weiches, was ich nicht definieren konnte, verschloss meinen Mund und hinderte mich am Sprechen. Jedoch hielt ich meine Augen geschlossen, wollte ich doch nicht diesen schönen Moment zerstören, der so ein belebendes Kribbeln in meiner Magengegend auslöste, als würden in ihm tausend Schmetterlinge wüten. Zwischen mir und Natsume zerbrach so eben etwas: Unsere lange Freundschaft. Und machte dafür etwas anderem, verschlungenerem Platz. Eine Liebe, die jetzt noch klein war, aber stetig wuchs. Soooooooooooooooooo^^ Habe mir dieses Mal echt Mühe gegeben, alles zu beschreiben!!! Hoffe, ich habe euch nicht zu lange warten lassen, aber wir hatten die letzten Prüfungen vor den Zeugnissen und jeder, der schon einmal zur Schule gegangen ist, weiß, was das für eine persönliche Hölle ist^^ Hoffe ihr bleibt mir treu und ich werde versuchen regelmäßig weiter zu schreiben, doch versprechen kann ich nichts, da ich in knapp 3 ½ Monaten meine Abschlussprüfung habe und dafür büffeln muss >-< Zudem bereitet mir momentan die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz Bauchschmerzen, da ich nicht wirklich weiß, als was ich mich bewerben soll. Einen Beruf finde ich toll, indem ich bereits Praktikum gemacht habe, aber in dem anderen Beruf ist mein Hobby enthalten, was ich auch total klasse finde, nur das ich da noch kein Praktikum gemacht habe, aber jetzt in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen muss!!!! >-< Aber na ja, ich hoffe ich werde mich entscheiden können und endlich aus dieser Krise rauskommen, ich kann nachts schon nicht mehr schlafen deswegen -_- Hoffe ihr habt dafür Verständnis^^ Viel Spaß beim Lesen und wir sehen uns dann beim nächsten mal in alter Frische wieder^^ Lesemaus Kapitel 9: Es beginnt --------------------- Es beginnt! Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich andere Mädchen verstehen, die für einen Jungen schwärmten. Früher kam es mir immer so lächerlich vor, von einem Jungen derart besessen zu sein. Wie gesagt, früher. Natsume war so vorsichtig, als könnte ich zerbrechen, obwohl ich mich in seiner Gegenwart einfach nur wohl fühlen konnte, es sei denn, er hatte einen schlechten Tag, was aber auch seltener wurde. Vorsichtig drückte er mich näher an die Wand hinter mir, damit ich Halt hatte. Das hätte aber nicht mehr viel genützt, so wacklig fühlten sich meine Beine an. Seine Lippen auf meinen waren neu, aber doch irgendwie vertraut. Wie von selbst schlang ich meine Arme langsam um seinen Hals, um wenigstens noch etwas diese Nähe zu spüren, da ich an seiner Körperhaltung merkte, dass er bald wieder loslassen wollte. Natsume spannte sie merklich an, ehe er sich wieder in dieses Gefühl fallen ließ und mich noch energischer an die Wand drückte. Ich streckte mich ihm sachte entgegen, doch er entwand mir seine Lippen, stattdessen drückte er sie auf meinen Hals, der sowieso schon empfindlich war. Ich musste ein Kichern unterdrücken, so leicht küsste er meinen Hals entlang. Seine beiden Hände umfassten mit einem festen Griff meine Taille, die er verlangend an sich drückte. Ich weiß es war ein unpassender Moment, doch ich wollte dieses angenehme kribbelnde Gefühl in der Magengegend nicht verlieren. Erst als Natsume eine seiner Hände leicht unter meinen Blazer schob, dass nur die Fingerspitzen meine erhitzte Haut berührten, wurde ich in die Wirklichkeit zurückgeholt und fragte mich ernsthaft, ob ich wirklich so benebelt war, dass ich mich ihm auf einem Silbertablett servierte. Ich versuchte ihn sachte aber bestimmend wegzudrücken, was er nach anscheinend endlosen Sekunden auch zuließ. Ich lehnte mich schwer atmend an die Wand. Sein undurchdringlicher Blick traf mich, als er sich ebenfalls aufrichtete, und ich konnte dieselbe Fassungslosigkeit in seinen wunderschönen Augen aufblitzen sehen, die mich festhielt. Einen Moment blieb es still zwischen uns, bis eine laute Glocke ertönte. Ich erkannte den Ton sofort, der zu uns rüberschallte. Die ersten Gäste würden gleich kommen. Verlegen strich ich mir eine Strähne meines offenen langen Haares hinters Ohr, ehe ich mich zur selben Zeit räusperte wie mein Partner. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Ich zögerte nur kurz, bevor ich mich von der Wand abstieß und an ihm vorbei ging. Im Vorbeigehen packte Natsume noch einmal mein Handgelenk, um mich vom Gehen abzuhalten. Ich dachte schon die Situation würde wieder ausarten, aber er sah mich mit einer Ruhe in den Seelenspiegeln an, dass sich mein Herzschlag normalisierte. Wusste er eigentlich, welche Wirkung seine Augen auf andere hatten? Wie eine gewaltige Sturmflut, die er immer wieder auf mich losließ. „Ich werde da sein, wenn du mich brauchst.“, sagte er leise zu mir. Ich musste schlucken, wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich einfach bei ihm geblieben. Da ich meiner Stimme nicht traute, nickte ich nur, ich wusste er würde auch so verstehen. Doch bevor ich mich endgültig von seinem Anblick losreißen konnte, streckte er seine Hand hoch und zeigte mir seine fünf Finger. Verwirrt, was er nun wieder meinte, sah ich zu, wie zwei Finger weggesteckt wurden. Da fiel mir wieder die Sache vor rund drei Tagen ein. Natsume hatte es natürlich nicht vergessen und wollte mich anscheinend damit necken, dass er noch genau wusste, wie viele Wünsche er frei hatte von seinen zehn Bestrafungen. Ich konnte einfach nur lächelnd den Kopf schütteln. Er war zwar ein Junge, aber um seine Logik zu verstehen, müsste man ein ganzes Buch darüber schreiben. „Nachher.“, antwortete ich ihm darauf und ging, da er seinen Griff um mein Handgelenk gelockert hatte. Es stach mir in der Lunge einen Schritt nach dem anderen zu tun. Am liebsten hätte ich dem verlangenden Kribbeln in den Fingern nachgegeben und wäre wieder umgedreht, wenn sich mein Moralgefühl nicht gemeldet hätte. Ich konnte die anderen jetzt nicht im Stich lassen, wir hatten so lange auf diesen Tag hingearbeitet, dass ich einfach nicht gehen konnte. Jeder verließ sich jetzt auf jeden und ich würde nicht das reißende Glied in der Kette sein, nur weil ich soeben erkannt hatte, dass Natsume mich auch mehr mochte, als er ursprünglich zugab, und meine Hormone deswegen mit mir durchgingen. Ich sah Misaki die anderen Mädels unserer Talentgruppe rumscheuchen, damit sie auf ihre Plätze gingen. Als sie mich sah, hellte sich ihr Gesicht sofort auf und sie steuerte ohne Unterlass auf mich zu, bis sie direkt vor mir stand. Hätte ich dieses Mädchen nicht schon Jahre gekannt, würde mir ihre große impulsive Gestalt immer noch Angst einjagen, aber zum Glück wusste ich es besser als einige andere Mädchen. „Und wie war es?“, fragte sie mich direkt. Direkt war bei ihr das passende Wort. Sie machte keinen Hehl darauß etwas vorher schon zu wissen, um sich danach die Bestätigung ihrer Vermutung zu holen. „Gut.“, sagte ich deshalb eintönig, um meine Stimme nicht zu verraten, doch meine aufkommende Röte sprach ihre eigenen Bände. „Hervorragend!“, strahlte mich meine Sempai an. „Irgendwann musste es ja endlich soweit sein.“, seufzte sie, als hätte sie es mit Natsume und mir schon Jahre gewusst. Um sie von ihrem hohen Ross runterzuholen, ärgerte ich sie mit etwas völlig anderem. „Zu mindest bin ich jetzt einen Schritt weiter, aber du hängst ja mit Ando immer noch auf einer Stufe, hab ich Recht?“, fragte ich sie zuckersüß mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht. Wenn man meine Sempai zum Kochen bringen konnte, dann mit so einer für meine Art recht fiese Aussage. Kurz starrte sie mich verdattert an, ehe sie meine Worte richtig erreichten. Die gewünschte Reaktion fiel mit einem empörten Schnauben und tiefroten Wangen aus. „Husch auf deinen Platz du freches Mädchen, sonst mach ich dir Beine.“, stieß sie mich mit der Hand an und verpasste mit damit einen kleinen Schubs. „Ich werde sie nicht enttäuschen, Mem.“, entgegnete ich ihr mit fester Stimme, ehe ich einen spöttischen Knicks vor ihr machte und dann das Weite suchte, ehe sie wirklich auf die Idee kam, mir eine Strafe zu verpassen, die für mich weniger angenehm ausfiel. Zu meinem Unglück hatte ich den Job in dem Spiegellabyrinth erwischt. Das hieß, ich durfte als Lockvogel dienen. Die Spielregeln in diesem Abschnitt des Spiels waren ganz einfach: Der Lockvogel musste gefangen werden. Geschah dies, durfte sich der Gewinner eine Urne aussuchen, in der sich ein Name befand und mit der- oder demjenigen, es gab dafür extra Urnen die zwischen Jungen und Mädchen je nach Kandidat unterschieden, tanzen durften. Zum Glück hatte ich Nischen im Spiegelkabinett, die man nur sehr angestrengt sah. So schnell würde mich, trotz meines angeschlagenen Zustands, keiner erwischen, außer vielleicht Natsume, aber er würde nicht an diesem Spiel teilnehmen, dass wusste ich irgendwie genau. Solche Arten von Spiele hatten ihn noch nie wirklich gereizt, insbesondere da er früher mit mir noch auf einen Kriegsfuß stand und nicht gut auf mich zu sprechen war, außer wenn sein bester Freund Luca ihn mit hierher schleppte. Damit man uns Mädchen und Jungen, die im Labyrinth und in den anderen Abteilungen arbeiteten, nicht so leicht erkannte, erhielten wir jeder eine Maske, wie auf der Weihnachtsfeier letztes Jahr. Ich setzte sie erst auf, als Misaki mir unseren ersten Gast vorstellte, der mit einem leichten Lächeln auf mich zugetreten war. Die Maske erachtete ich als Schutzsymbol. Durch sie konnte ich meinen Gegner sehen, doch er mein Gesicht nicht, dass gab mir eine gewisse Sicherheit, um meine Rolle Herr zu werden, da es an mir lag, den Kandidaten, zu mindest fürs erste, zu umwerben, damit er nachher nicht mehr wusste wo ihm der Kopf stand. Eine leichte Taktik, die ich aber nur ungerne anwandte, da ich noch nie wirklich auf die Rolle der Verführerin scharf war, aber was tat man nicht bekanntlicher Weise für seine Talentgruppe? „Die Regeln habe ich ihm bereits erklärt.“, sagte Misaki mit freundlicher Stimme zu mir, die einen leichten Ton der Verzückung inne hielt. Wieso Verzückung? Sie tat gerade so, als würde mir etwas Lustiges passieren. Innerlich den Kopf schüttelnd, sah ich mir meinen Gegner, der mich in den nächsten paar Minuten quer durchs Labyrinth jagen würde entgegen. Ich kannte ihn nicht, doch seine Haare, die ihm übers Kinn reichten erinnerten mich an eine Person, die ich vor wenigen Minuten erst hinter mir gelassen hatte. Nein, dachte ich mir. So fies Natsume mit einem Illusionszauber zu belegen und mich damit wahnsinnig zu machen, würde Misaki nicht sein. Ich warf ihr einen schrägen mahnenden Blick zu. Oder doch? Wenn ja verbarg sie ihre Absichten hinter ihrem warmen Lächeln sehr gut. Sie konnte lügen ohne rot zu werden. Eine der wenigen Glücklichen, die diesem Phänomen nicht erlagen. „Ich habe dreißig Sekunden Vorsprung.“, erklärte ich dem Jungen, der unbewegt vor mir stand. „Du darfst dein Alice benutzen, aber ohne mich oder die Einrichtung zu beschädigen, im Gegenzug darf ich mein Alice natürlich auch einsetzen. Du hast fünf Minuten um mich in dem Spiegelkabinett zu finden, wenn du mich nicht vor dem Ausgang erwischst, ist das Spiel vorbei und du hast verloren. Solltest du allerdings gewinnen, darfst du dir eine Urne aussuchen. Alles klar soweit?“ Ich war aufgeregt, weswegen meine Stimme auch am Satzende etwas zitterte, doch mein Gegenüber nahm es mit Gelassenheit hin und nickte nur, dass er verstanden hatte. Na gut, möge das Spiel beginnen. Misaki gab das Startzeichen und ich beeilte mich schnell herum zu fahren und hinter dem Vorhang zu verschwinden, der den Eingang des Labyrinths verbarg und ihm damit eine geheimnisvolle Note gab. Der Raum hinter dem Vorhang war in ein dämmriges Licht getaucht. An allen Seiten ragten meterhohe Spiegel empor, die sich gegenseitig widerspiegelten. Ich hörte meine Schritte, als würden sie durch die ganze Halle hallen. Sie dröhnten zusammen mit meinem Pulsschlag im Ohr. An den Seiten rechts und links von mir erkannte ich eine schemenhafte Gestalt, die mit gehetzten Schritten ihren Weg durch die Gänge suchte, die für einen Außenstehenden, der das Labyrinth zum ersten Mal betrat, mehr als verwirrend waren. Ich schaute mir selbst entgegen. Doch war ich diesen Anblick gewohnt. Eiligst suchte ich nach meiner kleinen Nische, in der ich mich fürs erste verstecken würde, bis mein Kandidat weit genug von mir entfernt war, sodass ich ohne Probleme das Ziel erreichen konnte. In den wenigen Sekunden erreichte ich nur dieses Versteck. Ich sah die dunkle Nische in einer kleinen Ecke, die von zwei Spiegeln verdeckt wurde, die schräg zueinander standen. Ohne weiter darüber nach zu denken schlüpfte ich hinein. Während ich mich so dünn wie möglich versuchte zu machen, schloss ich die Augen. Ich musste gegen meinen schnellen Atem und Herzschlag ankämpfen, um die Schritte des Jungens zu hören, der unweigerlich in den nächsten Sekunden anrauschen würde. Mit Verlaub ich konnte es mir nicht leisten jetzt unkonzentriert zu sein. Die letzten Jahre hatte niemand unsere Attraktion gepackt, außgenommen war natürlich ein gewisser übellauniger Feuerspucker, der sich momentan komisch verhielt. Mir blieb keine Zeit weiter über Natsume nach zu denken, da ich bereits die tappenden Schritte hörte, die durch die Gänge hallten. Der Kerl machte noch nicht einmal Anstalten zu hetzen! Als wäre er die Ruhe in Person! Sein Verhalten erinnerte mich wieder an eine gewisse Person, die mich mehr als einmal mit dem Spruch >In der Ruhe liegt die Kraft< in den Wahnsinn getrieben hatte. Aber Natsume, okay mein FREUND, so konnte ich ihn ja mittlerweile schon nennen, war im Vorderbereich der Halle zurückgeblieben. Ich hatte ihn gebeten zu warten. Vielleicht war ihm das Warten wirklich zu langweilig gewesen und er wollte sich mit meiner Talentgruppe gegen mich verschwören. Meine Gedankengänge wurden unterbrochen, als ich die Schritte inne hallten hörte. Vorsichtig lugte ich um die Ecke und stellte mit Erschrecken fest, dass der Junge nur ein paar Schritte von mir entfernt stand und anscheinend auf irgendetwas wartete oder lauschte. Ich unterdrückte jeden Laut, während ich mit leisen Schritten nach hinten wich, um in den nächsten Gang zu biegen, der nicht weit vom Ziel entfernt war. Ich konnte es mit einem Sprint schaffen, doch der Junge sah sportlich aus, sodass ich befürchtete, er würde mich einholen, bevor ich auch nur drei Meter gelaufen war. Seit wann waren Jungs so gut? Und gleich der erste Kandidat machte mir das Leben schon schwer. Das war alles andere als normal! Ich schluckte angestrengt und verfluchte mich im nächsten Moment dafür, denn plötzlich glitt der Blick des Jungen zu mir, als würde er mir direkt in die Augen sehen, obwohl das bei dem dämmrigen Licht unmöglich war. Verdammter Mist! Ich zischte irgendetwas, ehe ich mich umdrehte und rannte. Ich vernahm meine Schritte und die meines Verfolgers überdeutlich, als würden sie wie Hammerschläge von den Wänden hallen. Die wenigen Meter zum Ziel, dass sich am Ende des langen Spiegelweges offenbarte, kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Meine Beine trugen mich so schnell sie konnte und doch konnte ich nicht verhindern, dass mir mein Verfolger mit jedem Schritt näher kam, als mir lieb war. Energisch griff ich nach dem Vorhang, um mich durch den entstandenen Spalt zu drängeln, der meine Erlösung war, als sich völlig unerwartet zwei Arme um meinen Bauch schlangen und mit aller Kraft zurückzogen. Ich keuchte erschrocken auf, als ich nach hinten fiel, auf den warmen Körper, der seine eigene Schwungkraft mit meinem Gewicht überschätzt hatte und zuerst zu Boden gegangen war. Die ersten Momente war ich einfach zu geschockt, um wirklich zu begreifen was genau hier geschah, nur der vor Anstrengung triefende Atem des Jungen und mir war in der eisigen Stille zu vernehmen. Nachdem Augenblick des Schocks kam Bewegung in meinen Körper. Mit hartnäckiger Verbissenheit versuchte ich die starken Arme von meinem Rumpf zu entfernen, doch der Junge unter mir stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Mit einem Ruck richtete er sich in eine sitzende Position auf und klemmte mich dabei zwischen seine Beine, damit ich ihm nicht entkam. Mein Herz raste vor Aufregung. Wer war dieser Junge? Der Atem, der beinahe sanft über meinen Hals strich, fühlte sich so vertraut an, ebenso die Körperstatur des Jungen. Sollte mich mein Gefühl bei meiner Sempai doch nicht getäuscht haben? Egal, ich konnte mich gerade jetzt nicht auf mein Gefühl verlassen! „Lass mich sofort los!“, zischte ich den Jungen mit unterdrücktem Groll an. Ich erwarte keine Antwort, aber eine Entschuldigung oder irgendetwas was mir sagt, dass er meine Warnung verstanden hat. Panik, ja es war eindeutig Panik, ergriff mich, als sich plötzlich ein Arm von meinem Bauch löste und wenig später die Maske, die mein Gesicht so gut verborgen hielt, streifte. Meine Beherrschung bröckelt. Ich stehe kurz davor meine Nerven zu verlieren und die Person an zu schreien, was ihr den überhaupt einfiele. Der Körper hinter mir ist auf irrationaler Weise angenehm warm. Meine Nackenhaare stellten sich auch weiterhin auf, als sein Atem mich am Ohr streift. Ich spürte, wie er eine Ecke der Maske anrührte, sie anscheinend abnehmen will. Automatisch hob ich meine Hand und umfasste das andere Handgelenk, welches daraufhin inne hielt. „Bitte nicht.“, flüsterte ich nur noch, da sich Angst in mir ausbreitete. Ich war alleine mit einem Jungen, kein Sempai in der Nähe oder ein andere Alice-Anwärter aus meiner Talentgruppe oder sogar Natsume. Beruhigend strich der Junge mir über den Bauch. „Du bist ziemlich leicht zu erschrecken.“, wird mir leise ins Ohr geflüstert, in der Stimme strömte mir die Belustigung entgegen. Als ich die Stimme schließlich erkannte, sackte ich zusammen. Die Anspannung fiel von mir ab, als würde ein Gegenstand zu Boden gehen. Neckisch wanderte Natsumes Mund zu meinem Hals, küsste mich kurz, ehe er mir die Maske vollständig vom Gesicht zog. „Idiot.“, knurrte ich ihn an, ohne ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Er wusste ganz genau wie leicht ich zu erschrecken war. „Darfst dich bei Misaki bedanken, sie hatte den Einfall.“ „Was du nicht sagst.“, gab ich unwirsch von mir. Beruhigt, dass es sich um meinen Freund handelte, versuchte ich auf die Beine zu kommen, was allerdings nicht ganz so leicht war, da Natsume mich immer noch von hinten umschlungen hielt. „Bleib noch ein paar Minuten hier. Die anderen haben die Zeit ein bisschen verlängert, weil der Ansturm noch nicht so groß ist.“, versicherte er mir. >Oder einfach damit du Zeit hast.<, entgegnete ich ihm in Gedanken. Mit einem theatralischen Seufzer ließ ich mit dem Rücken zurück an seine Brust sinken. Ein paar Minuten Ruhe nach diesem Schrecken waren bestimmt nicht falsch. So, habe ein bisschen gebraucht, doch hier ist endlich mein neues Kapi^^ Es wird endlich spannend zwischen der Beziehung von Mikan und Natsume, da sie jetzt erst richtig ins Rollen kommt^^ Mehr werde ich noch nicht verraten^^ Lesemaus Kapitel 10: Weihnahtsspecial: When the Coca Cola Trucks come... --------------------------------------------------------------- When the Coca Cola Truck come… Es war der Wintermorgen an Heilig Abend. Jeder lief aufgeregt umher, denn uns, der Alice Academy, wurde eine ganz besondere Ehre anerkannt: Die berühmten Coca Cola Trucks kamen uns mit ihren hell erleuchteten Wägen besuchen. An sich an freudiges Ereignis, doch nicht für mich. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie ich diese monströsen, alt amerikanischen, soliden Trucks das erste Mal erblickt hatte. Es war mein fünftes Weihnachten auf Erden gewesen und mein Opa hatte sich extra einen Wagen gemietet, um in die nächst größere Stadt zu fahren, damit ich diese altbekannten, jedes Weihnachten beliebt gesehen Trucks bewundern konnte. Seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen und mir wurde das Herz schwer darum, denn es bedeutete auch, dass ich dieses Weihnachten wieder von meinem einzigen lebenden Verwandten getrennt war. Opa würde diesen wunderschönen Anblick nicht sehen können, aber ich nahm mir fest vor ein paar Fotos zu machen, mit einer schönen Weihnachtskarte, die ihm hoffentlich genügen würde. Jedoch wusste ich sehr genau, dass es das nicht tun würde, zu sehr vermisste er mich und zu sehr vermisste ich ihn. Es war schrecklich von seinen Angehörigen getrennt zu sein, dass sah man nicht nur mir an, sondern in den Leuten in der ganzen Academy. Hotaru z.B. wurde zu dieser Zeit noch stiller und verzog sich die meiste Zeit des Tages in ihr Labor, Luca verbrachte die meiste Zeit in den Tierställen, um sich wenigstens ein bisschen abzulenken und Natsume? Ja, Natsume war ein Fall für sich. Ich war es durchaus gewöhnt von ihm beschimpft und getriezt zu werden, aber an Weihnachten nahm das dermaßen überhand, dass selbst ich ihm aus dem Weg ging, dabei verstanden wir uns doch endlich so gut, wie es normale Freunde taten. Das erfüllte mich mit Trauer, waren wir doch endlich von dem Kindergarten mit dem ganzen Streiten weg, aber wenn er es so wollte, würde ich ihn daran nicht hindern. Wieder rief ich mir ein Bild in des Trucks ins Gedächtnis: Leuchtend rote Wände, ein darauf gedruckter, fröhlich lächelnder Weihnachtsmann mit einer Coca Cola Flasche, die er gerade trank. Überall säumten Lichterketten den Wagen, wie tausend kleine Glühwürmchen, dass er selbst noch in mehreren hundert Metern der Ferne zu erkennen war. Grelle, hell ertönende Hupen würden ihn ankündigen, bis er am Central-Town Platz halten würde, damit jeder, sowohl Schüler als auch Lehrer, ihn betrachten und Fotos machen konnten. Leicht träumerisch bei diesen Gedanken sah ich aus meinem Zimmerfenster. Zu meinem Bedauern würden wir wohl keine weiße Weihnacht bekommen, es hatte noch immer nicht geschneit, obwohl die Temperaturen geradezu dafür geeignet schienen. Anscheinend weigerte sich der Schnee zu kommen, solange noch dicke Luft bei uns herrschte, aber die würde erst verschwinden, wenn die Feiertage um waren. Ich verstand sie alle sehr gut, auch mir gingen diese Feiertage nahe, aber die ganze Zeit einen Trauerkloß zu spielen, gefiel selbst mir nicht. Das musste doch irgendwann ein Ende haben! Ein dezentes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Jetzt würde es also losgehen. Seufzend stand ich auf und ging zur Tür, um diese zu öffnen. Wie zu erwarten schaute ich direkt in die Gesichter meiner Freunde: Hotaru, Luca, Sumire, Tsubasa, Misaki und Tobita. Meine Enttäuschung, die ich so gut wie möglich versuchte hinter meiner aufgeweckten Maske zu verstecken, war bestimmt trotzdem spürbar, als ich nicht das Gesicht meines Partners Natsume sah. Hatte sich dieser verdammte Starrkopf immer noch nicht beruhigt?! Allmählich wurde ich sauer, eigentlich war ich die Ruhe in Person, was solche Dinge anging, da es mir mit meiner Familie nicht anders erging, aber das er darüber so ein Theater machen musste, war für mich einfach unverständlich! Jeder vermisste seine Familie, Angehörige und Freunde, die auch ohne uns auskommen mussten, aber musste man deswegen wirklich jedem dem man begegnete das Weihnachtsfest verderben? Dem würde ich Beine machen! Mit einem Nicken ließ ich die anderen kurz stehen, um meinen dicken Mantel umzulegen und Handschuhe anzuziehen, die von innen schön gefüttert waren, ansonsten würde ich es draußen keine zehn Minuten bei der Kälte aushalten. „Wo bleibt Natsume?“, fragte ich ohne Umschweife, während ich nebenbei meine Zimmertür abschloss, damit ich, wenn ich nachher zurückkam, keine ungebetenen Gäste vorfand. Seufzend wandte sich Luca mir zu, anscheinend hatte er schon mit dieser Frage gerechnet. „Du kennst ihn doch, er wird in seinem Zimmer sein und die Zeit damit totschlagen, die Wand mit Blicken zu erdolchen, mit dem hoffnungslosen Versuch, sie doch noch irgendwie zu Fall zu bringen. Ich habe vorhin schon versucht mit ihm zu reden, dass kannst du knicken, also lass ihn am Besten einfach in Ruhe. Er wird schon nachkommen, wenn er doch noch Interesse hat.“, sagte er mir zu und ich konnte genau sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Wahrscheinlich versuchte er mich wieder von dem Trip herunter zu kriegen Wie-hole-ich-Natsume-gegen-seinen-Willen-aus-seinem-Zimmer. Aber wann hatte ich schon mal auf ihn gehört? Genau, gar nicht und ich würde dieses mal auch nicht kampflos aufgeben. „Danke für den Rat. Ich hol dann mal den Muffelpot, ihr könnt schon vorgehen, wir treffen uns dann an der Bushalte, okay?“, fragte ich, spießte dabei jeden einzelnen mit einem warnenden Blick auf, mir jetzt ja nicht zu widersprechen. Kleinlaut gaben sie bei und ich klopfte mir innerlich selbst auf die Schulter. Manchmal war es richtig schwer diese Bande loszuwerden, besonders wenn ich mit meinem Möchtegern Ich-brauche-niemanden-an-meiner-Seite-Schützling reden wollte. Apropo: Der würde jetzt etwas von mir zu hören bekommen! Wütend und geladen marschierte ich auf den kürzesten Weg zu seinem Zimmer, hob die Hand und ließ sie auf das Holz sausen, dass das Klopfen noch weit bis in den Korridor zu hören war. Angestrengt lauschte ich auf das Innere im Zimmer. Wenn Natsume nicht öffnen sollte, würde ein Donnerwetter einsetzen, was er noch nie zu hören bekommen hatte, da er das wusste hoffte ich, dass er wusste was gut für ihn war, noch einmal wiederholen würde ich mich nicht. Als ich schon kurz vor einem Tobsuchtsanfall stand, vernahm ich Schritte auf der anderen Seite der Tür, verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, als selbige geöffnet wurde. Ich kannte meinen Partner, wenn er eine seiner berühmten üblen Tage hatte, aber das hier stellte alles in den Schatten, was ich bis dahin gesehen hatte. Tiefe, dunkle Augenringe, blasse Gesichtsfarbe, Haare standen in allen Richtungen ab. Er sah scheußlich aus, um es noch harmlos auszudrücken. Ein stechender Blick aus seinen rubinfarbenen Augen erfasste mich, aber ich ließ mich nicht von meinem Vorhaben abbringen. Schließlich konnte er mir nicht viel anhaben, sein Alice konnte ich deaktivieren, wann immer es mir passte. „Was willst du?“, knirschte er durch zusammengepresste Zähne, seine Stimme hörte sich beinahe an wie ein Knurren. Ich zauberte ein warmes Lächeln auf meinen Lippen. In dieser Situation würde ich mit roher Gewalt nichts ausrichten, hier brauchte man Mitgefühl und davon hatte ich bekanntlich mehr als genug. „Die Parade beginnt in ein paar Minuten. Alle sind schon unten an den Bushaltestellen versammelt und ich wollte dich fragen, ob du mich vielleicht begleiten möchtest?“ Wann hatte ich ihn das letzte Mal so freundlich angesprochen? Das letzte Mal war mir noch sehr gut in Erinnerung geblieben, wir hatten uns lautstark angekeift, sodass unsere Freunde uns schon beinahe auseinander reißen mussten, damit wir nicht aufeinander losgingen. „Kein Interesse!“, war die einzige Antwort, die ich zu hören bekam, ehe mir die Nase vor der Tür zugeschlagen wurde. Doch nicht mit mir. Er würde mitkommen, selbst wenn ich ihn zwingen musste! Geschwind blockierte ich die Tür mit dem Fuß, ehe er sie zuschlagen konnte, doch anstatt das der Rahmen die Geschwindigkeit abfing, tat dies nun mein Knöchel und hätte ich mir nicht auf die Lippen gebissen, da ich wusste, dass das passieren würde, hätte ich wohl laut aufgeschrieen, als es ein hässliches Knirschen gab, dass wohl sagte, dass mit meinem Fuß nicht mehr alles in Ordnung war. Ich bohrte schmerzlich meine Finger in meinen Unterarm, um mich von den Schmerzen abzulenken, aber es nützte nichts. Heißer Schmerz durchflutete meinen Knöchel, ich fühlte mich, als hätte man mir den ganzen Fuß amputiert. Natsume bemerkte seinen Fehler, doch zu spät, da war es schon geschehen und ich sah in seinen Augen, dass er sich selbst am liebsten in den Hintern gebissen hätte für seine Dämlichkeit. Eigentlich war er ein ganz netter Kerl, wenn man ihn erst einmal näher kennenlernte. Seufzend fuhr er sich durchs Haar, öffnete seine Zimmertür erneut und zog mich ohne Widerstand auf meiner Seite hinein. Damit ich meinen Fuß nicht weiter belasten musste, nahm er mich Huckepack, damit er nebenbei noch eine Hand entbehren konnte, um die Tür zuzuschließen. „Du bist eine dumme, hartnäckige, kleine Besserwisserin!“, fuhr er mich an, bevor er mich etwas unsanfter auf einem Stuhl niederließ, um ins Bad zu gehen. Mit dem Verbandskasten kam er wieder. „Kannst du nicht einmal in deinem Leben eine Abweisung akzeptieren? Ich wusste genau, warum ich nicht mitwollte. Da wo du bist, gibt es nur Ärger und jetzt haben wir den Schlamassel!“, zeterte er ungehindert weiter und ich ließ die Predigt über mich ergehen, wie ich es jedes Mal tat, wenn er mich wegen irgendetwas zurechtwies. Mit der Zeit stumpfte man ab, so wie ich gerade im Moment. Es ging in das eine Ohr rein, durchs andere Ohr raus. Mit der flachen Hand klatschte er auf den Holztisch, der direkt an meine Sitzgruppe ragte, sodass es einen polternden Laut ergab und ich erschrocken zu ihm aufsah. Das er derart aus der Fassung geriet, kam auch selten vor. Sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfährt und das machte mich, wenn auch ungewollt, nervös, deshalb lehnte ich mich soweit nach hinten, wie es möglich war. „Ich wusste genau, dass du nicht mit wolltest.“, gab ich leise zu, sah überall hin, nur nicht in seine Richtung. Ich konnte mir seinen Blick so schon gut vorstellen. „Es ist Weihnachten, dass Fest der Liebe, auch wenn du das momentan nicht hören willst. Glaub mir, ich weiß genau wie du dich fühlst, auch mir fehlt meine Familie, aber es bringt nichts, diese Angelegenheit in seinem Zimmer auszusitzen. So machst du es für dich und für uns anderen nur noch schlimmer.“, sagte ich fest, traute mich am Ende direkt in seine Augen zu sehen. Er sollte wissen, dass er nicht mit seinen Gefühlen alleine war! Er sah mich zerknirscht an, pickte provokant mit seinem Zeigefinger gegen meine Nasenspitze, als er sich zurücklehnte, um Abstand zwischen uns zu bringen. „Das nächste Mal reicht ein einfaches Bitte, verstanden?!“ Manchmal fühlte ich mich unter seiner Floskel wie ein kleines Kind, welches von seinem Papa ausgeschimpft wurde, weil es dabei erwischt worden war, die Süßigkeiten im Naschschrank zu plündern. Trotz des ganzen Hin und Hers musste ich lächeln und nickte brav, dass ich ihn verstanden hatte, wenn es das nächste Mal wieder darauf ankam, konnte ich behaupten, ich hätte es wieder vergessen. Eine Augenbraue hochziehend, als hätte er meine letzten Gedanken gehört, stellte er mir eine andere Frage, die ich schon hatte kommen sehen. Eine alt eingesessene Tradition, wenn wir unter uns waren. „Möchtest du einen Kakao?“ Und da wusste ich, dass der Tag doch noch besser werden konnte, sah man einmal von meinem verstauchten Knöchel ab, mit dem ich garantiert noch zur Krankenstation gescheucht wurde. Natsume war da unentbittlich. Wie von selbst wanderte mein Blick in dem Moment nach draußen und ich stellte erfreulich fest, dass es, nach all der langen Zeit des Hoffens, zu schneien angefangen hatte. Vielleicht, wenn ich Glück genug hatte, konnten Natsume und ich doch noch die Trucks sehen, wenn sie an der Hauptstraße vorbeifuhren. Es war nur eine kleine Hoffnung, aber solange sie da war, würde ich an ihr festhalten! Kapitel Ende Bitte nicht schlagen!!! *Hinterm Tisch versteck* Ich weiß, ich habe diese FF irrelange nicht mehr geschrieben, weil ich einfach Ideenlos war, ich wusste nicht worauf diese Geschichte hinauslaufen sollte, aber endlich hat es bei mir Pling gemacht *Glühbirne aufleucht* Da das Kapi aber nicht vor Ende des Jahres on gestellt wird, weil es noch in Bearbeitung ist, habe ich einen Weihnachts-One-Shot geschrieben, der für euch hoffentlich die Wartezeit auf mehr etwas verkürzt>-< Falls man sich nicht mehr schreibt, wünsche ich euch ein schönes Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins neue Jahr 2010^^ Lesemaus Kapitel 11: Weihnachtsspecial 2: Der Weihnachtsball --------------------------------------------------- Der Weihnachtsball Die sanften Klänge der Musik lullten mich ein, als mein Tanzpartner mich unauffällig an den Rand der Tanzfläche führte, während wir uns zusammen im Rhythmus der spielenden Noten, die die Instrumente von sich gaben, tanzten. Der Arm um meine Taille drängte mich sanft aber bestimmend an den Körper des Jungen in meinem Alter, den ich nicht erkannte, da er eine weiße Maske auf seinem Gesicht trug, die sein Gesicht vor mir verbarg, obwohl mir seine Augen spitzbübisch entgegen funkelten. Meine Hand lag ruhig in seiner, mit der er unsere Tanzhaltung perfektionierte. Ich war nervös, mein Herz pochte aufgeregt in meiner Brust, aber ich versuchte mir diese Nervosität nicht anmerken zu lassen, was wohl gründlich in die Hose ging, da er mich mit einem wissenden Blick betrachtete, der mich zu durchleuchten schien, als könne er mir jedes Geheimnis entlocken, wenn er mich nur ansah. Konzentriert starrte ich auf seine Brust, damit ich diesen alles dahin schmelzenden Blick nicht ausgesetzt war, der meine unsicheren Schritte noch wackliger werden ließ, als sie es schon waren. Er war ein klasse Tänzer, dass musste ich ihm lassen. Ich hatte mir zwar extra die Mühe gemacht das Tanzen zu erlernen, aber diese Aktion war dann doch eher bei einem halbherzigen Versuch untergegangen seitens meiner besten Freundin Hotaru, obwohl sie sich wirklich bemüht hatte aus mir eine Cinderella zu zaubern. Zu der Zeit war ich aber schon viel zu sehr von der Tatsache abgelenkt, dass mich ein geheimnisvoller junger Mann auf den Ball eingeladen hatte, von dem ich überhaupt noch nicht gehört hatte, denn geschweige ihn denn kannte, glaubte ich zumindest. Geschickt wurde ich in einer letzten Drehung vom Parkett geführt, wofür ich meinem Partner innerlich auf die Schulter klopfte, da ich so den mörderischen Tanzschritten der anderen Pärchen entkam, deren Schritte man manchmal durch eine unerwartete Drehung ausweichen musste, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, einen verstauchten Fuß von diesem Abend zu tragen. Einen Arm weiterhin um meine Hüfte legend, führte mich mein geheimnisvoller Tanzpartner aus der Halle hinaus. Je weiter wir kamen, desto leiser wurde die Musik, die Luft frischte auf, die unerträgliche Wärme wich einer angenehmen Kälte, die über meine erhitzte Haut strich. Bevor wir den Saal verließen, fing ich den leicht besorgten Augenschlag meiner besten Freundin auf, die zusammen mit Luca an der Getränke Bar stand, aber ich winkte mit einer leichten Geste ab, was sie wenigstens etwas zu beruhigen schien. Sie hatte dieser Einladung und dem ganzen drum und dran nur skeptisch gegenüber gewirkt, da sie sich einfach Sorgen um mich machte, manchmal kam sie mir dabei vor wie eine Glucke. Mir ging es ja selbst am Anfang auch nicht anders, aber ich hatte von der ersten Berührung seiner Hand an meiner gewusst, dass er mir nichts tun würde und so genoss ich einfach diesen einen Abend, der mir mit ihm blieb. Das Einzige, was mich an dieser ganzen Situation stutzig machte war, dass ich Natsume, mein Teamkollege und Lernpartner, noch kein einziges Mal auf diesem Fest gesehen hatte, obwohl er, da er aus der Gefahrenstufe der Academy stammt und aus der Mittelstufe den höchsten Alice-Rang besaß, nämlich der Special-Stern, eigentlich erwartet wurde. Die ganze Zeit hielt ich schon nach ihm Ausschau, leider erfolglos. Jedoch bekam ich allmählich den Verdacht, aber nur ein klein wenig, dass mein maskierter Partner der verschollene, dickköpfige, Obermacho Natsume war, der sich nur verkleidet hielt, damit er wenigstens etwas Ruhe vor anderen Persönlichkeiten der Academy auf diesem Fest hatte. Leider spiegelte sich das Licht in seinen Augen wider, sodass ich seine genaue Augenfarbe nicht auszumachen vermochte, obwohl ich manchmal ein lebhaftes Funkeln zugeworfen aus roten Rubinen zu bekommen glaubte. Aber wie gesagt: Es war nur eine Vermutung, die ich hoffentlich noch im Laufe des Abends bestätigen konnte. Der Gedanke passte mir zwar nicht, aber auf eine merkwürdige Art und Weise vermisste ich meinen sturen Partner, der keine Gelegenheit ausließ mich in irgendeiner Weise zu ärgern. Ich konnte noch immer nicht glauben, wie das Ganze angefangen hatte. Eigentlich war es ein ganz normaler Morgen in der Alice Academy gewesen… Wenn man denn einen Morgen in der Alice Academy als normal bezeichnen konnte… Flashback Der Weihnachtsmorgen brach an. Genüsslich streckte ich mich in meinem Bett, gerade erst zurückgekehrt aus dem erholsamen Land der Träume, dass mich gestern Abend früher als beabsichtigt gefangen hatte. Es war gerade so mollig warm, die Sonne schien putzmunter durch mein Zimmerfenster direkt auf mein Bett und wärmte mich zusätzlich. Der Wintertag versprach schön zu werden. Noch mit halb geschlossenen Augen tastete ich nach dem Zipfel meiner Bettdecke, nachdem ich durch mein langes Haar gefahren war, damit wenigstens etwas Ordnung darein kam, um diese von mir zu streifen, damit ich aufstehen konnte, würde ich es jetzt nicht tun, würde ich mich einfach faul zurück in die Kissen sinken lassen, so wie ich mich kannte, doch anstatt eine Baumwolldecke in Händen zu halten, prallte meine Hand auf etwas Hartes. Verwirrt machte ich die vom Schlaf noch geröteten Augen auf und besah mir das seltsame Ding, was den Weg in mein Zimmer gefunden hatte. Mit gerunzelter Stirn bemühte ich mich, nach kurzem hin und her, in den Schneidersitz und betrachtete den großen, farblosen Karton, der direkt vor meiner Nase auf meinem Bett abgelegt wurde. Brauchte ich in irgendeiner Weise eine Brille oder was sollte der Mist? Den Karton hätte nicht einmal übersehen können, hätte er auf meinem Schreibtisch gelegen. Auf den ersten Blick schien es ein ganz normaler Karton zu sein, aber weder hatten wir schon Weihnachten, dass war erst heute Abend, noch hatte ich irgendetwas bestellt, weder bei meiner superschlauen Freundin Hotaru, noch etwas aus Central-Town, die Stadt, in der es wirklich alles gab. Es war auch kein Name oder ein Schild zu sehen, dass den Karton auszeichnete. Ich hätte gelogen, wäre ich nicht neugierig, also gab ich meiner Neugier nach, einen Ruck gegen den inneren Schweinehund, da dieser mich deswegen schallt, da gerade diese Neugierde mir immer wieder Schwierigkeiten einheimste, und öffnete behutsam das Packet, schließlich wusste ich ja nicht, ob vielleicht doch irgendetwas Zerbrechliches darin lag und bei meiner Schusseligkeit, die ich manchmal an den Tag legte, konnte man gar nicht vorsichtig genug mit Sachen in meiner Umgebung umgehen. Wenn jemand ein Pechvogel war, dann ich. Leider. Als ich den Deckel auf meine Bettdecke sinken ließ, blieb mir beinahe die Luft weg bei dem Anblick, der sich mir bot. Fein säuberlich verpackt in einer Folie, damit kein Schmutz herankam, lag ein rotes, trägerloses Kleid in dem schlichten Karton, was ganz sicher bis zum Boden reichte, würde ich es ausbreiten. Es war eng geschnitten, würde also meine Figur sehr betonen. Zum Saum hin waren Rüschen in den Stoff eingearbeitet, der den Eindruck erweckte, als würde es sich wellen. Um den Halt dieses Traumes, denn das war das Kleid ungelogen, zu gewährleisten, hatte man in der Rückenpartie einen Reißverschluss eingenäht. Vorsichtig hob ich es aus dem Karton, trat damit vor dem einzigen Spiegel in meinem Zimmer und hielt es vor meinen Körper, um zu sehen ob es mir stand. Zu meinen Haaren passte es allemal, aber ich riss mich von dem Anblick los, schließlich kannte ich den Absender gar nicht. Vielleicht hatte mich dieser ja mit einem anderen Mädchen, welches hier auf dem Gang wohnte, vertauscht, schließlich passierten Irrtümer jeden Tag. Widerwillig verstaute ich es zurück in die Schachtel, in der mir erst jetzt auffiel, dass sich noch zwei andere, kleinere Verpackungen darin befanden. Der Versuchung erfolgreich widerstehend suchte ich nach einem Zettel, der bestimmt irgendwo unter den ganzen Stofflagen verschüttet war. Zufrieden jauchzte ich auf, als ich nach einigem hin und her ein Kärtchen fand. Es war bedruckt, also konnte ich den Versender des Paketes schon mal nicht durch seine Handschrift erkennen, was die Situation ungemein schwieriger gestaltete. Wie sollte ich denjenigen finden, wenn ich nicht den leisesten Anhaltspunkt hatte? In solchen Momenten zog ich meine beste Freundin Hotaru dazu, sie würde einen Rat für mich wissen. Das schrille Klingeln meines Weckers riss mich aus meinen Gedanken und ich machte mich schnell daran mich auf mein Bett zu werfen, über den Nachttisch zu greifen, um einmal kräftig auf den Aus-Knopf zu hauen, bevor noch wegen mir das ganze Haus aufwachte. Seufzend streckte ich mich ein letztes Mal, ehe ich ins Bad huschte, um mich für den Tag fertig zu machen. Eine halbe Stunde später saß ich gemütlich auf meinem Schreibtischstuhl und föhnte meine Haare, die mir wellenartig über die Mitte meines Rückens fielen. Die absenderlose Karte lag auf meinem Schoss und ich grübelte erfolglos über ihren Inhalt, der in schwarzer Tinte verfasst war. „Hier unterm Turme hier wehet kein Wind, hier betet die Mutter und wieget ihr Kind, und hat von der Wiege, zur Krippe ein Band, von Glaube und Hoffnung und Liebe gespannt. Weit über die Meere, die Sehnsucht sie spinnt, dort sitzet Maria und wieget ihr Kind, die Engel, die Hirten, drei König und Stern und Öchslein und Eslein erkennen den Herrn. Wohl über dem Monde und Wolken und Wind, mit Zepter und Krone, steht Jungfrau und Kind. Hier unten ward's Kindlein, am Kreuz ausgespannt, dort oben wiegt's Himmel und Erd auf der Hand. Komm mit, lass uns fliegen, zu Maria geschwind, kommt mit! Und lern biegen dein Knie vor dem Kind, komm mit! Schnür dein Bündlein, schon führet die Hand, Maria dem Kindlein, es segnet das Land.“ Wirklich viel Sinn ergab dieser Fers für mich nicht, aber der Deckname, den derjenige benutzte, fand ich interessant. Oreon. Wie bei einer Katze. Woher er wohl diesen Namen hatte? Aber der Satz auf der Rückseite, der eine Aufforderung nahe kam, verunsicherte mich auf eine Art und Weise, die ich bis dahin noch nicht kannte. Als jüngeres Mädchen hatte ich mich immer gefreut zu irgendwelchen Veranstaltungen eingeladen zu werden, da ich damals von anderen Mitschülern gemieden wurde, als sie herausfanden, keine Ahnung wie sie es mitbekommen hatten, selbst die Lehrer hielten stillschweigen, dass ich neben meinem Selbstschutz-Alice auch noch ein Alice Stehler-Alice besaß, mütterlicherseits vererbt. Ich wurde von allen verstoßen, nur auf meine besten Freunde konnte ich mich verlassen, selbst auf Natsume, auch wenn wir nicht immer mit unseren Meinungen übereinstimmten. Mir wurde Warum ums Herz. Ich hatte ihn völlig falsch eingeschätzt, noch heute tat es mir Leid, dass ich ihn so falsch behandelt hatte, obwohl er es wirklich darauf angelegt hatte, mit seinen ständigen Sticheleien. „Ich erwarte dich.“, murmelte ich vor mich hin, die Zeit völlig vergessend. Also hatte ich in Prinzip keine andere Wahl. „Wer erwartet dich?“, wurde ich angesprochen. Erschrocken fiepte ich auf, riss den Kopf hoch, nur um in das Gesicht von Hotaru zu schauen, die mich neugierig betrachtete mit einem Lächeln auf den Lippen, welches man nur äußerst selten bei ihr zu sehen bekam. „Ho…Hotaru.“, stotterte ich perplex. Ich hatte nicht einmal gehört, wie sie die Zimmertür aufgemacht hatte, wo sie ansonsten doch gar keinen Wert auf Lautlosigkeit legte. Ein leises Glucksen kam über ihre Lippen. „Ich hab dich ja völlig aus der Bahn gebracht.“, schmunzelte sie, wobei ich das vertraute Gefühl der Röte in meinen Wangen spürte. Ich hasste es überrumpelt zu werden, da spielte ich immer gleich ein Glühwürmchen. „Was warst du denn gerade in Gedanken?“, fragte sie mich interessiert, aber ich wunderte mich über den leichten Ton der Hinterhältigkeit in ihrer Stimme, die war fast nie zu hören, es sei denn sie wusste etwas, wovon ich noch nicht mal etwas ahnte. Die Stirn runzelnd sah ich wieder auf die Karte in meinem Schoss. „Ich hab nur über etwas nachgedacht.“, murmelte ich leise, versteckte schnell die Karte hinter meinem Rücken, damit sie sie nicht sah. Ich teilte zwar viele Sachen und Interessen mit meiner Freundin, aber alles musste sie auch nicht wissen, sie selbst verheimlichte ja Dinge vor mir. Das Beste Beispiel war, als sie mir endlich von der Beziehung mit Luca erzählt hatte. Natürlich hatte ich schon vorher gewusst, dass etwas in der Luft bei den beiden lag, aber sie hatte mir erst einen geschlagenen Monaten nach ihrem Zusammenkommen davon erzählt! Und das obwohl ich ihr alles eigentlich sofort erzählte. „Was versteckst du denn da?“ Naja, im Endeffekt war es nicht zu vermeiden, dass sie die Karte gesehen hatte, aber ich versuchte mich trotzdem geschickt aus der Sache zu winden. Momentan widerstrebte es mir einfach ihr davon zu erzählen, dass hatte auch noch Zeit bis heute Nachmittag. „Wolltest du mich zum Frühstück abholen?“, lenkte ich vom Thema ab, erhob mich dabei von meinem Stuhl, um die Karte in meiner Schmuckschatulle zu verstecken, die selbst für sie, tabu war und sie akzeptierte es. Ein weicher Blick traf mich. Vor stolz plusterte sie sich auf. „Natürlich!“, erscholl ihre angenehme Stimme im Raum, die ein wenig von den Wänden widerhallte. „Ohne mich würdest du das Frühstück glatt ausfallen lassen, so lustlos bist du morgens. Also Abmarsch!“, scheuchte sie mich mit einer knappen Handbewegung auf meine Zimmertür. Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Allerdings schnappte ich mir vorher noch ein Haargummi, band meine widerspenstigen Haare zu einem strengen Pferdeschwanz, ehe ich mit ihr mein Zimmer verließ. Da heute Weihnachten war, fiel der Unterricht sehr zum Frust der Lehrer aus. Am Nachmittag würde ein wahres Fest in unserer Schulhalle losgehen: der berühmte Weihnachtsball, der jeden Winter eingeführt wird. Jedes Jahr spektakulärer als der vorherige und ich war schon sehr gespannt, besonders da Hotaru mitgeholfen hatte, das Ganze zu organisieren. Ich hatte mich da strickt raus gehalten, zudem ich auch nicht gefragt wurde. Zur Weihnachtszeit machte sich bei mir immer eine Melancholische Stimmung breit wenn ich daran dachte, dass mein Großvater Zuhause alleine feiern musste, aber mittlerweile hatte ich meinen Willen im Schulrat durchsetzen können, ihm wenigstens regelmäßig Briefe schreiben zu können, die eifrig von ihm beantwortet wurden. Auf dem Gang Richtung Cafeteria herrschte ein Betrieb, der schlimmer war als der Trubel im Einkaufszentrum in Central Town. Überall standen kleine Grüppchen zusammen, die aufgeregt miteinander tuschelten und Hotaru und mir es schwer machten durch die Menge an Schülern zukommen, die die Gänge verstopften. Der Ball war zwar DAS Event des Jahres, aber ich konnte nicht nachvollziehen, warum alle so aufgeregt waren. Es getanzt, gelacht und gegessen werden, mehr nicht. Aber die meisten Mädels machten sich momentan mehr Sorgen darüber, wer ihr Tanzpartner werden sollte, als alles andere, okay, vielleicht noch über ihre Kleider. Es ging mir tierisch auf die Nerven, selbst meine Begleiterin hatte die Nase gerümpft bei deren Gesprächsthemen. War ich froh, wenn das Ganze vorbei war, dann hatten uns die Ferien und anschließend der normale Schulalltag wieder. Meine beste Freundin und ich fielen schon immer aus dem normalen Rahmen, wenn es um irgendwelche Festivitäten oder Veranstaltungen ging. Wir machten nicht so einen Aufstand über unsere Klamotten oder welchen Jungen wir fragen sollten, ob er für den Abend unser Tanzpartner wäre. Das Mädchen typische fehlte bei uns. Bereits als die Cafeteria in Sicht kam, hätte ich innerlich bei dem Gedrängel davor aufstöhnen können. Hatten die ganzen Leute nichts anderes zu tun, als jetzt die Cafeteria zu stürmen, wenn wir in Ruhe frühstücken wollten? Und dabei war es gerade mal halb neun, jeder normale Schüler würde um diese Zeit sonst im Bett liegen. Von weitem sah ich hinter der durchsichtigen Glastür an einem Tisch mir vertraute Gestalten sitzen, die es anscheinend geschafft hatten noch Plätze zu erwischen und sich nun angetan unterhielten und diskutierten. Hotarus Freund Luca, mein Teampartner Natsume, der kleine Yoichi, Klassensprecher Tobita, Lockenkopf Sumire und meine beiden Senseis aus der Sondergruppe Tsubasa sowie Misaki, die auf den ersten Blick abgedreht wirkten, saßen zusammen, friedlich wohl gemerkt. Hätte man mir das noch vor zwei Jahren jemand gesagt, hätte ich denjenigen zur Schulkrankenschwester begleitet, damit sie mal durchcheckte, ob dessen Gehirn noch richtig funktionierte. Tsubasa, der direkt Richtung Eingang schaute, entdeckte uns, winkte uns zu, als Aufforderung uns dazu zu gesellen. Leider leichter gesagt als getan. Ich musste meine Ellbogen benutzen, um mich vorwärts kämpfen zu könne, was nicht selten mit empörtem Aufschrei quittiert wurde, ab und an beschimpfte man mich, aber so etwas übersah ich schon, seit ich auf diese Schule gekommen war. Viele mochten mich nicht, ein Grund davon war, dass ich Natsumes Partnerin war. Die Mädchen waren eifersüchtig, die Jungs wegen Natsumes Stärkegrad abgeschreckt, also hatte ich meine Ruhe, obwohl ich mir manchmal schon eine Person an meiner Seite wünschte, die mehr als nur ein Freund für mich war, aber die gab es nicht. Noch nicht. Es kam mir wie Minuten vor, bis wir endlich in die unmittelbare Nähe unserer Freunde gekommen waren. Ich wollte zu einer fröhlichen, gut aufgelegten Begrüßung ansetzen, den Schein wahren, obwohl tausende Gedanken durch meinen Kopf schossen, mich hoffnungslos in ein Gefühlschaos stürzten, dass ich schon lange nicht mehr verspürt hatte, als ich plötzlich unvermittelt von einem größeren Jungen hart angerempelt wurde, der sich unbedingt an mir vorbei zwängen musste. Ich spürte deutlich den Halt unter meinen Füßen wegrutschen, mein Gleichgewicht verließ mich und fiel Richtung Boden, der mir für meinen Geschmack zu schnell entgegenkam, aber ich konnte ihm auch nicht mehr ausweichen, es wäre ein Wunder gewesen hätte ich bei diesem Stoß noch das Gleichgewicht wieder gefunden. Als ich schon dachte, das Aufkommen auf dem Boden würde verdammt hart werden, wurde ich unerwartet am Oberarm gepackt und mit einer immensen Kraft zurückgezogen, die mich selbst in staunen versetzte, da es höchstens Tsubasa sein konnte, der so viel Kraft aufwenden konnte, zumindest glaubte ich das. Da ich von einer Ecke in die andere manifriert wurde, wusste dabei ganz genau, dass ich mich nicht rechtzeitig fangen würde, vertraute ich darauf, dass derjenige, dessen feingliedrige Hand mich umfasst hielt auch auffangen würde, ansonsten würde ich wohl schmerzhaft auf meinen vier Buchstaben sitzen. Schließlich landete ich an einer breiten, muskulösen Brust, die nichts dem Träumen überließ, halbwegs auf einen Schoss gezehrt mit dem Arm um meinen Bauch, der mich sicher hielt, damit ich nicht runter rutschte, der zuvor noch meinen Oberarm erfasst hatte. Ich spürte die verdächtige Röte in meine Wangen steigen, die Hitze war kaum zu ignorieren, mein Herz wummerte wie ein Presslufthammer in meinem Brustkorb, als ich mit leichtem Entsetzen im Gesicht feststellen musste, dass Tsubasa-sempai direkt vor mir saß, auf der anderen Seite des Tisches, den unsere Freunde in Beschlag genommen hatte. Ursprünglich lag meine Vermutung bei ihm. Ich dachte, er hätte mir aufgeholfen, aber Fehlanzeige. Nur stellte sich jetzt die Frage, wenn er entspannt mir gegenüber saß, den Kopf süffisant grinsend auf seinem Arm abstützte, mir einen vielseitigen Blick zu warf, wer mich denn gerade hier im Arm hielt. Mein Mund wurde ganz trocken, als ich suchend die Reihe meiner Freunde nachging, die einen kurzen Moment zu mir gesehen hatten, bevor sie sich wieder ihren Gesprächen zuwandten, die nach Lauschen meinerseits von den anstehenden Prüfungen nach den Weihnachtsferien quatschten, wenigstens sie machten keinen Wirbel um den Weihnachtsball. Luca…nein. Tobita…nein. Sumire…nein. Yoichi…nein. Misaki…nein. Tsubasa hatte sich schon bestätigt und Hotaru stand noch am Tisch, da sie ja direkt hinter mir hergegangen war. Blieb also nur noch… Ich hielt den Atem an, als ich wie in Zeitlupe meinen Kopf nach hinten über meine Schulter drehte, um meine Vermutung zu bestätigen. Warme rubinrot farbene Augen schauten mir entgegen, die ihren Blick mit meinem zu verschmelzen schienen. Ich konnte ihn nicht lösen, nicht einmal abwenden, als würde mich etwas an diesen Augen fesseln, die mir mit einer Ruhe entgegen sahen, für die ich sie beneidete. Ich war unendlich angespannt, saß wie ein Stock auf seinem Schoss, obwohl ich diese Momente schon öfter mit ihm hatte, wenn auch nur unfreiwillig. Durch die komischsten Aktionen meiner Freunde geriet ich immer in seine Gegenwart, die ich mir in dem Fall nicht ausgesucht hatte, auch wenn ich zugeben musste, dass mir die Nähe nicht unangenehm war. Seit wir uns richtig ausgesprochen hatten, waren wir so etwas, was man wohl als Freunde bezeichnen konnte. Er respektierte mich. Ich respektierte ihn. Aber zuvor war da nur Kleinkrieg gewesen, warum also spielte mein Körper derart verrückt? Ich hatte das Bedürfnis mich gegen ihn zu lehnen, seine Gegenwart zu genießen, den Kopf auszuschalten und mich auf einer Gefühlswelle davon tragen zu lassen. Verbal gab ich mir eine satte Ohrfeige, um wieder in die Realität zurückzukehren. Warum ließ ich mich so leicht einlullen? Sonst bewahrte ich doch auch die Ruhe. Den Kopf über mich selbst schüttelnd, brachte ich Natsume gegenüber ein gepresstes „Danke“ heraus, dann richtete ich meine gesamte Aufmerksamkeit auf die anderen. Ich konnte es mir nicht leisten, dass er jetzt irgendeinen Verdacht schöpfte, nachdem ich solange gegenüber ihm genug Abstand gehalten hatte, dass wir uns nicht zu nahe kamen. Der Arm um meinen Bauch presste mich näher an den Körper hinter mir, als Natsume nach seinem Glas Orangensaft auf den Tisch griff, um einen Schluck zu trinken. Absichtlich, zumindest vermutete ich das scharf, lehnte er sich an mein Ohr vor, um mir etwas zuzuflüstern. „Entspann dich, ich tu dir schon nichts.“, hauchte er in mein empfindliches Ohr, was mich kurz zusammenzucken ließ. Ich wollte ihm etwas entgegnen, mein Selbstbewusstsein zeigen, aber meine Zunge schien verknotet zu sein, sodass sie keinen Satz formen konnte. Verlegen spielte ich mit meinen Haaren, die ich über meine Schulter gelegt hatte. Eine sehr bekannte Reaktion von mir, wenn ich vor Nervosität aus den Nähten platzte. Das Gute: Nur Hotaru kannte diese Reaktion von mir, auch wenn mir Natsumes bohrender Blick im Nacken hartnäckig das Gegenteil behaupten wollte. Ich fing Gesprächsfetzen von den anderen auf, die mich aber nicht reizten, mich in ihre Diskussionen mit einzumischen. Lustlos schenkte ich mir eine heiße Tasse Kakao ein, die, genauso wie die Kanne, mit mehreren Tassen auf dem Tisch in regelmäßigen Abständen verteilt war. Der heiße Dampf stieg in Form von kleinen Wölkchen in die Luft, bevor sie sich auflösten. Vorsichtig pustete ich an dem Getränk, um mir nicht die Zunge zu verbrennen. Der Kakao schmeckte wunderbar schokoladig auf meiner Zunge, wärmte angenehm meinen Magen, bis die Wärme in jede Zelle zu dringen schien. Das anfängliche Kältegefühl, welches meinen Körper erfasst hatte, als ich aus meinem warmen Zimmer hinaus musste, verflüchtigte sich mit jedem Schluck. Meine angespannte Körperhaltung nahm ab. Mit Kakao konnte man bei mir wirklich alles erreichen, zu meinem eigenen Leidwesen, da es immer wieder Freunde von mir gab, die dies gerne ausnutzen, um mich um irgendeinen Gefallen zu bitten. Wäre ich allein, würde ich jetzt wahrscheinlich anfangen vor Behaglichkeit zu Schnurren wie eine Katze. Aber die Realität war oftmals anders und härter, als wir es uns vorstellen konnten. Während des Frühstücks beschäftigte ich mich hauptsächlich mit mir selbst. Hotaru hatte sich auf Lucas Schoss gesetzt, alle Plätze am Tisch waren schon besetzt gewesen, kein Wunder, bei der gefüllten Cafeteria. Lustlos knabberte ich an einem Croissant herum, mir war der Appetit vergangen, wenn ich an den heutigen Nachmittag dachte, der Beginn des Balles behagte mir einfach nicht, zudem ich nicht wusste, ob ich auf die doch sehr dubiose Einladung des Fremden eingehen sollte. Verlangen tat er es von mir, ob ich es im Endeffekt auch tat, blieb bei mir, dass hoffte ich wenigstens. Das Laute Gemurmel in der Halle brachte mich noch um, es verursachte regelrecht pochende Kopfschmerzen, die mich meine Schläfen mit den Fingerspitzen massieren ließen. Erbost, dass lange genug ausgehalten zu haben, stand ich von Natsumes Schoss auf, um die Cafeteria direkt durch den Eingang wieder zu verlassen, jedoch wurde ich von einer packenden Hand, die mein Handgelenk umfasst hielt, daran erfolgreich gehindert. Schweigend zugleich fragend sah ich zu meinem Teampartner, der einen merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht hatte, irgendetwas schien in seinen Augen regelrecht aufzublitzen. Der Moment gehörte uns, niemand schien uns zu beobachten, als würden wir gar nicht existieren. Er erhob sich ebenfalls und da es immer noch relativ eng im Gang war, stand er direkt vor mir, sein Körper nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können. Irritiert blinzelte ich. Irgendwie war er heute mehr als komisch zu mir, so….Ich wusste auch nicht, welchen Ausdruck ich diesem Verhalten geben sollte. Den Kopf leicht zur Seite geneigt schaute ich ihn neugierig blinzelnd an, was ein leichtes, seltenes Lächeln auf seine schmalen, bestimmt weichen, Lippen zauberte. Unsere Nasenspitzen berührten sich leicht, als er sich zu mir hinunter beugte. Sein warmer Atem strich über meine rosigen Wangen, ließen mich trocken schlucken. Wusste der Kerl eigentlich, was er mit seiner Nähe bei mir auslöste? Ich hoffte nicht. Einerseits hätte ich dann ein Problem, da er mich immer wieder aufs Neue aus der Reserve locken würde, andererseits hätte ich die Hälfte der Mädchen der gesamten Academy gegen mich. Und Zweiteres würde mich durchaus mehr Probleme bereiten als Natsume, den konnte ich ja noch einigermaßen im Griff halten. Diese Gedanken ganz weit in den hintersten Teil meines Kopfes verbannend, konzentrierte ich mich auf den Jungen vor mir, der heute erstaunlich viele Gefühle außer Gleichgültigkeit und Kühle an den Tag legte. Eindringlich wurde ich gemustert, was mir doch unbehaglich war. Ich fühlte mich beinahe wie ein angebotenes Obst, dass von einem Käufer erst untersucht wird, bevor es gekauft wird. „Was?“, fragte ich grummelnd. Ich war ein Mensch und kein Anschauungsobjekt! Außerdem konnte ich besser mit ihm umgehen, wenn er sich gegenüber mir fies benahm. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, was seinem Aussehen keinen Abbruch tat. Spaßeshalber stupste er meine Nase mit seiner an, ehe er mir federleicht einmal mit seinen Lippen über meine fuhr. Vor Schreck wollte ich zurückweichen, aber ich war mitten in der Bewegung erstarrt. Ich konnte mich nicht bewegen, selbst wenn ich es gewollt hätte. „Viel Spaß heute Nachmittag.“, raunte Natsume mir zu, ehe er sich abrupt abwandte und die Cafeteria mit großen Schritten, die Hände in den Taschen vergraben, verließ. Hilflos starrte ich ihm hinterher, presste meine Hand gegen meine Brust, da es sich anfühlte, als würde mir eine unsichtbare Hand dieses zusammendrücken. Woher wusste er von meiner Verabredung? Weder hatte ich es jemanden weiter erzählt, noch konnte Hotaru die Karte gesehen haben, hatte ich sie doch ganz schnell aus ihrer Reichweite gebracht. Hatte er vielleicht…? Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte Aufgelöst fuhr ich mir durch die Haare, löste behutsam das Gummiband, welches sie geordnet zusammenhielt. Er benahm sich heute wirklich äußerst merkwürdig. Der Ton in seiner Stimme war…Ich vermochte es nicht zu beschreiben. Verheißungsvoll? Mein Blick klebte förmlich an seinem Rücken, ich löste ihn erst, als er um die nächste Kurve des Ganges bog, dann drangen die ganzen Geräusch der Cafeteria wieder auf mich ein, wie eine Welle, die gerade über einen Ertrinkenden zusammenschwappte. Trotzig ballte ich meine Hand zur Faust, als sich ein felsenfester Entschluss in mir breit machte. Ich würde hingehen, ich würde auf jeden Fall hingehen, allein schon um zu erfahren, wer mir diese Einladung mit dem Kleid geschickt hatte. Selbst wenn es sich um Natsume handelte. Die letzten Stunden bis zum großen Fest hatte ich allein in meinem Zimmer verbracht, um Vor- und Nachteile meiner Entscheidung abzuwägen. Meine Freunde hatten es akzeptiert und mir meine Ruhe gelassen, wir hatten uns später verabredet, um gemeinsam auf dem Ball Weihnachtsgeschenke auszutauschen, auch wenn das erst spät abends war. Natsume hatte ich nicht mehr gesehen, anscheinend wollte er, genau wie ich, seine Ruhe haben. Auf dem Ball würden ihn noch genug Mädchen zu einem Tanz belagern, wobei ich wohl erwähnen sollte, dass er mir in dieser Hinsicht wirklich Leid tat, da es sohl jüngere wie auch ältere Mädchen waren, sozusagen aus allen Klassenstufen vertreten. Mit einem Blick auf die Uhr, die meinen lauten Wecker auf meinem kleinen Nachttisch in der Ecke meines Bettes darstellte, steckte ich die letzte lose Strähne meines Haares mit einer mit Perlen besetzten Haarnadel in meine Hochsteckfrisur, an der ich schon eine geschlagene halbe Stunde herumhantierte, damit sie vernünftig saß. Ich musste los, ansonsten würde ich zu spät zu meiner geheimnisvollen Verabredung kommen, die nach meinen Nachforschungen an dem aufgebauten Krippenspiel waren würde, wenn ich die Karte denn richtig entschlüsselt hatte. Die zwei anderen Schachteln in dem Karton entpuppten sich als ein Paar passender roter Schuhe, die sowohl vorne als auch hinten auf waren und mit Riemen gehalten wurden sowie einer Maske, die mit fein geschliffenen Steinen verziert war, die dafür sorgten, dass sie sehr edel wirkte und sich darüber hinaus, in den Deckenlampen wie Regenbogenfarben widerspiegelten. Mit einem Seidenband band ich sie mir um, versteckte dabei durch vereinzelte Strähnen das Band. Mit einem aufmunternden Lächeln bedachte ich mein Spiegelbild, mir selbst Mut zu sprechend, dass schon alles gut wurde, damit ich die Magenschmerzen vertrieb, welche sich schon vor einiger Zeit eingestellt hatten. Es würde schon nicht so schlimm werden, am Ende hatte ich mir völlig umsonst Sorgen gemacht, passen würde es zu mir. Die Zimmertür schloss ich sorgsam hinter mir, bevor noch irgendein Idiot auf die Idee kam, in meinem Zimmer herumschnüffeln zu wollen, dann suchte ich meinen Weg durch die weit verzweigten Gänge der Mittelschule, in die wir umgezogen waren, nachdem wir die Unterstufe beendet hatten. Das Kleid schmiegte sich beinahe perfekt an meine Figur, der Stoff raschelte bei jedem Schritt und das Klackern der Schuhabsätze hallte leise von den Wänden wieder. Ich benutzte extra Gänge, die weniger oft benutzt wurden, ich wollte nicht die Blicke auf mir ertragen, du unweigerlich folgen würden. Selbst nach sechs Jahren akzeptierte man mich nur notgedrungen in der Alice Academy, aber ich hatte mir immerhin durch meine Talente einen Namen gemacht, der dafür sorgte, dass man mich weitestgehend in Ruhe ließ. Die Anderen hatten Angst vor mir, dass ich ihnen ihre Talente stehlen könnte, obwohl ich niemals auf diese beknackte Idee kommen würde, es sei denn, man würde mich reizen oder einen meiner Freunde zu Leibe rücken, dann konnte auch ich unangenehm werden. Von weitem vernahm ich schon die sanft spielende Musik des Balles, die lange in Marmor gehaltene Treppe, kam in Sicht, an deren Ende das Krippenspiel aufgebaut war, indem die drei heiligen Könige Maria und Josef besuchten, um ihnen zur Geburt des Gottes Sohnes Jesus zu gratulieren. Mein Großvater hatte mir diese Geschichte erzählt, als ich noch ganz klein war, gerade einmal vier Jahre alt und hatte es jedes Weihnachten wiederholt. Da ich nun seit sechs Jahren auf der Academy war, erzählte er mir sie über unsere Briefe, die ich jedes Mal aufs Neue mit Begeisterung las, brachten sie mich doch meinem letzten noch lebenden Verwandten nahe, den ich außer meiner Mutter, die weiterhin nach ihrer Flucht aus der Anti-Alice-Organisation verschollen blieb. Natürlich wartete ich auf Neuigkeiten ihrerseits oder dass sie mir mal schrieb, aber bis jetzt blieb mein Warten ohne Erfolg, aber ich gab die Hoffnung nicht auf. Irgendwann würde ich sie wieder sehen! Und da stand er. Ein junger Mann, soweit ich einschätzen konnte, in meinem Alter, lehnte mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen am Treppengeländer, beobachtete anscheinend desinteressiert den zweiten Eingang, der in die große Halle führte, durch den sich mehrere Pärchen schlängelten. Am Treppenansatz blieb ich stehen, nahm mir die Zeit, um meinen heutigen Partner für den Abend zu mustern. Ein elegant geschnittener, perlweißer Anzug schmiegte sich an seine große Gestalt mit passenden Schuhen und, wie ich verblüfft erkennen musste, einer gleichfarbigen Maske, die die Hälfte seines Gesichtes verdeckte. Er war gut einen Kopf größer als ich, kinnlange dunkle Haare umrahmten sein Gesicht, gaben ihm etwas verruchtes, einen guten Kontrast zu seinem Anzug. Er sah unbeschreiblich gut aus, gegenüber ihm fühlte ich mich beinahe wie ein Mauerblümchen. Noch einmal tief einatmend, legte ich meine rechte Hand auf das Treppengeländer, um einen zusätzlichen Halt zu haben, falls ich durch das lange Kleid in irgendeiner Weise stolpern sollte. Bedacht und vorsichtig, dass Kleid mit der anderen Hand hochhaltend, um der Stolpergefahr etwas vorzubeugen, schritt ich die Stufen hinunter. Erst bei der vorletzten traute ich mich meinen Blick zu haben, da ich nicht mehr Gefahr lief durch einen Fehltritt die halbe Treppe hinunter zu fallen. Angenehm überrascht schaute ich auf eine dargebotene Hand, die meiner Begleitung gehörte. Mein Bauch flatterte aufgeregt wie ein kleiner Schwarm Schmetterlinge, die ihre Flügel ausbreiteten. Zögern legte ich meine Hand in seine dargebotene, die meine warm umschloss, allerdings war ich mehr als irritiert, als mein Handrücken an seine Lippen geführt wurde. Küssend hauchte er mir einen Schmetterlingskuss auf eben diesen, wodurch meine Haut an der Stelle aufregend prickelte. Seine schönen Augen, dessen Farbe ich durch die Lichtreflexionen nicht genau bestimmen konnte, funkelten mich an, ließen nicht zu, dass ich meine Seelenspiegel von seinen abwandte. Im Gegenteil: Sie schienen mich zu fesseln, sich mit meinen zu umschlingen und nie wieder zuzulassen, dass ich mich von ihm befreite. Dieser Moment gehörte uns allein, ich wusste, dass er irgendwann vorbei sein würde, aber ich würde trotzdem nicht zulassen, dass er mir vermiest wurde. Ich hielt meinen Mund, wartete darauf, dass er irgendetwas sagen oder tun würde, konnte es dabei nicht lassen, meiner Hand, die er eben noch verwöhnt hatte, mit seiner zu verschränken wie einer Art Reflex oder zwang, als müsste ich das tun, als würde mich etwas in meinem Inneren dazu zwingen, auf ihn zu reagieren. Ich würde hilflos in diesem Mann versinken und alleine nie mehr an die Oberfläche tauchen. „Guten Abend die Dame.“, ertönte eine Stimme, die ich so noch nie zuvor gehört hatte. Ein heißer Schauer ran mir über den teilweise freien Rücken, der dafür sorgte, dass sich die feinen Härchen aufstellten. Die Stimme schien wie flüssiges Gold. Sie vereinte Charme, Amüsement, Anmut und Perfektion in ihr, was ich nie für möglich gehalten hatte. Ich vergaß beinahe das Atmen, so sprachlos war ich. Mehr als ein sanftes, schmales Lächeln brachte ich nicht hervor, so um den Finger gewickelt war ich, was mir bis dahin noch nie passiert war, überhaupt nicht! Es wurde erwidert. „Danke schön, dass Ihr meiner Einladung nachgekommen seit. Wenn ich bemerken darf: Ihr seht wundervoll in dem Kleid aus und die Maske betont hervorragend Euren einzigartigen Charme. Dezent, aber doch exotisch auf seine ganz spezielle Art.“ Angestrengt versuchte ich meine Gesichtszüge zu kontrollieren. Mein Gott!, stöhnte ich gedanklich. Dieser Mann konnte vielleicht Komplimente machen und dabei klang er weder gekünstelt noch einstudiert. Das ich Ampel spielte musste ich wohl nicht betonen. Um nicht unhöflich zu erscheinen, drängte ich die Verblüffung in den hintersten Teil meines Gedächtnisses, um das Gespräch zu erwidern, auch wenn ich mich dabei wie ein Bauerntrampel fühlte, der vor einem Prinzen stand, der wiederum sich dazu herabließ, dem Trampel ein paar Worte zu entgegnen. „Vielen Dank für Ihre Einladung und das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“, schmunzelte ich leicht. Eine Erwiderung traf mich, ehe mir auffordernd ein Arm, in angewinkelter Haltung, entgegen gestreckt wurde. Diese Aufforderung wahrnehmend hakte ich mich bei ihm ein, achtete jedoch darauf genügend Abstand zu ihm zu halten, damit sich unsere Körper nicht berührten, ich wollte keinen falschen Eindruck erwecken, zudem ich nicht einmal kannte, obwohl ich das Gefühl hatte ihn zu kennen, nur woher wusste ich nicht. Dann führte er mich in die Halle, die in den verschiedensten Farben prachtvoll erstrahlte, besonders in traditionellen Grün- und Rottönen. Girlanden in Kombination mit Lichterketten zierten die Wände und Steinsäulen. Weihnachtssterne hingen von der Decke, repräsentierten Wünsche der Schüler der Academy. Das Buffet war auf der linken Seite aufgebaut, gedeckt mit den herrlichsten Gerichten, die ich bis dahin gesehen hatte, Weihnachtsessen fehlte da nicht. In der Mitte sah ich mehrere Pärchen miteinander tanzen, eine größere Menge von Schülern und Lehrern drum herum, also die Tanzfläche. Im ganzen Saal standen kleinere Gruppen zusammen, die sich angetan miteinander unterhielten, manche einzelne Person schlenderte von Grüppchen zu Grüppchen, um wie es aussah den neuesten Tratsch auszutauschen. Der gigantische Weihnachtsbaum schmückte eine Ecke der Halle, verbreitete mit seinen tausend Lichtern eine ruhige, besinnliche Atmosphäre. Selbst der große Alice-Baum hatte seinen Stammplatz mittig, an dem traditionell die Wünsche der Schüler in Form von Wunschkarten abends aufgehängt wurden. Vereinzelt erkannte ich in den Massen der Leute bekannte Gesichter aus meiner Klasse, der Sonderklasse und dem Lehrerkollegium, von denen uns die meisten unterrichteten, allerdings war ich verwundert, dass es kaum jemand außer meiner Begleitung und mir Masken trugen, also hatte dies meine Begleitung extra eingefädelt. Aber wieso? Noch niemand hatte mich zu so einem Anlass eingeladen, ich war immer allein gekommen. Es war eine neue Erfahrung auf die ich mich jetzt schon freute. Der junge Mann an meiner Seite führte mich zur Getränkebar, wo mir ein Glas Bowle gereicht wurde, die genau nach meinem Geschmack war: Erdeerbowle. Beiläufig, um Zeit zu schinden, strich ich eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht, die sich schon aus meiner Hochsteckfrisur gelöst hatte. Das Spiel konnte beginnen! Flashback Ende Der Abend war kühl, aber nicht so, dass man bitterlich fror, im Gegenteil: Es war angenehm. Meine Haut war vom Tanz noch so erhitzt, dass mir ein paar Minuten frische Luft gut tun würden, ich überließ die Entscheidung da ganz meinem Partner. Auf dem Balkon inklusiver Terrasse waren wir alleine. Die fröhliche Musik drang durch die offenen Terrassentüren, die weit geöffnet waren und Glas bekleideten, welches keinen einzigen Makel aufzuweisen schien. Ein feiner Schweißfilm lag auf meiner Haut, kam zu bemerken, bei der Konfrontation mit der Außentemperatur stellten sich die feinen Härchen auf ihr auf, hauptsächlich auf meinen Armen. Ich stützte mich mit beiden Händen auf dem Geländer ab, sah über den großen Garten, der momentan nur durch schemenhafte dunkle Schatten zu erkennen war, da es Nacht war, besser gesagt später Abend und nichts ließ darauf schließen, dass das Fest in nächster Zeit zu Ende sein würde. Wahrscheinlich würde es die ganze Nacht gehen und ich würde mich Morgen früh bestimmt köstlich über die nicht ausgeschlafenen Gesichter meiner Freunde amüsieren, denn für mich stand vorher schon fest, dass ich nicht länger als Mitternacht bleiben würde. Die Präsens hinter mir bestätigte mein Gefühl, dass Oreon, so hatte er sich zumindest mir gegenüber vorgestellt, anstatt neben mir hinter mir stehen geblieben war. Ich spürte seine Blicke im Nacken, die mir im Gegensatz zum Anfang des Abends kaum noch unangenehm waren. Auch hatten wir viele Gemeinsamkeiten: z.B. schwiegen wir gerne, beobachteten die Menge um uns herum oder scannten einander ab wie Röntgenstrahlen. Noch immer hatte ich das Gefühl Oreon zu kennen, aber mir wollte partout nicht einfallen woher. Erst hatte ich geglaubt es wäre Natsume, da er dem ganzen Abend schon fern blieb, aber das war Unsinn. Warum sollte er gerade mich zum Ball einladen, wenn er jedes Mädchen der Schule haben konnte? Den kleinen, aber fiesen Stich in meinem Inneren ignorierte ich gewissentlich. Der Mond schien am wolkenlosen Himmel. Wann wir wohl den ersten Schnee des Jahres bekommen würden? Momentan sah es eher so aus, als würde uns das noch eine Weile verwehrt bleiben. Eigentlich wäre diese Situation perfekt!, dachte ich melancholisch, wenn nicht mein Herz schon einer anderen Person gehören würde. Ein Mädchen und ein Junge allein auf einer mondbeschienenen Terrasse, eng aneinander geschmiegt. Lautlos seufzte ich. Es hatte ja doch keinen Sinn, obwohl ich Oreon dankbar dafür war. Der Tag war wunderschön gewesen, der erste seit langem in meinem Leben. Meinen ganzen Mut zusammennehmend ihm das auch zu sagen, drehte ich mich ihm zu, lehnte jedoch als kleine Stütze an dem Geländer, da mir die Beine schon wacklig wurden, wenn ich den jungen Mann vor mir nur ansehen musste. Kurz haderte ich mit mir, befeuchtete meine spröden Lippen mit der Zungenspitze. Ich verfluchte mich dafür, bei jeder Kleinigkeit nervös zu werden, wobei es mir schon öfter aufgefallen war, dass es die Leute vom männlichen Geschlecht waren, die Freunde von mir waren. Luca könnte ich mir niemals als meinen Freund vorstellen, ich liebte ihn wie einen Bruder. Narumi-Sensei war wie ein Vater für mich, den ich nie gehabt hatte. Nur einer tanzte wie üblich aus der Reihe: Natsume Hyuga. In der Grundschule hatte ich ihn als guten Freund gewonnen, mehr ließ er nicht zu, aber seit Anfang der Mittelschule hatte sich etwas in mir verändert und ich hatte Angst davor. Angst, dass sich etwas an unserer Beziehung ändern könnte. Angst, DASS sich etwas zwischen uns änderte. Ich wollte ihn nicht verlieren. Schon komisch, wenn man bedachte, dass wir uns in der Grundschule nicht ausstehen konnten, hatten wir doch mittlerweile ein ganz normales Verhältnis, wenn man die ständigen Neckereien außen vor ließ. Aber zurück in die Realität, schließlich musste ich mich noch bedanken, dass gehörte sich einfach so. „Danke.“, brachte ich zittrig über die Lippen, schalt mich selbst einen Dummkopf, dass ich vor Nervosität beinahe kein Wort herausbrachte. „Es war ein schöner Abend. Ich hatte schon lange keinen solchen Spaß mehr, aber bevor wir heute Nacht auseinander gehen möchte ich dir eine Frage stellen. Erlaubst du?“, fragte ich tief Luft holend. Ein zustimmendes Nicken wurde mir entgegnet. „Natürlich kann es sein das ich mich irre, aber ich habe schon den ganzen Abend das Gefühl, dass ich dich irgendwoher kenne. Ich habe eine Vermutung und sei mir bitte nicht böse, wenn es doch nicht so sein sollte. Bist du…Natsume?“ Mein Gegenüber fixierte mich, ich tat es ihm gleich. Sah ihm ruhig, soweit ich dies denn sein konnte, ins Gesicht, versuchte zu definieren, ob er sauer auf mich war, da ich ihm nach einen anderen Jungen fragte oder andere Regungen da waren. Undurchdringlich wie der Mond war seine Gesichtsmimik, hätte ich es nicht selbst gesehen, hätte ich vermutet, dass er sie perfekt unter Kontrolle hätte, so als würde er das öfters müssen. Wieder ein Markenzeichen von Natsume. „Wärst du enttäuscht, wenn ich verneinen würde?“ Ich musste Lächeln, natürlich nicht, warum sollte ich auch? „Nein, aber die Vermutung liegt nahe, dass du er bist.“, belehrte ich ihn. Er legte den Kopf schräg, also erwartete er eine Antwort. Etwas hilflos zuckte ich mit den Schultern. „Du hast viel gemeinsam mit ihm. Er ist auch eher der stille Typ, achtet auf seine Umgebung, macht um alles ein Geheimnis, um seine Freunde zu beschützen, sagt nichts, wenn er einmal Hilfe braucht und…“, ich musste unterbrechen um meine Gedanken zu ordnen. Was sollte ich jetzt sagen? Es gab so vieles zu besprechen. So vieles was endlich raus musste, was schon längst einmal hätte gesagt werden müssen. „Was und?“, fragte Oreon hartnäckig weiter, beugte sich zu mir herunter, sodass ich fast versuchte mit dem steinernen Geländer hinter mir zu verschmelzen. Diese ungeahnte Nähe brachte mich aus dem Ruder, da ich so selbstverständlich auf sie reagierte, dass selbst ich vor mir selbst Angst bekam. Mein Herz fing genau wie vorhin an in meinem Brustkorb zu wummern, hörte das jemals auf? „Und ich…“, mein angefangener Satz wurde von zwei weichen, rosanen Lippen unterbrochen, die sich wie geschaffen an meine drückten und so meinen angefangenen Satz verhinderten, der mir schon auf der Zunge lag. Ich verharrte in meiner Position, vollkommen zu einer Statue erstarrt, weil ich damit am wenigsten gerechnet hatte. Warum küsste Oreon mich, wenn ich noch nicht einmal dazu gekommen war den Satz, der schwer auf meiner Seele lastete, auszusprechen? Mein Verstand zischte mich an, mich nicht so gehen zu lassen, aber mein Herz beschwor mich, mich nicht von ihm zu lösen, dass es jetzt das Falscheste war, was ich machen konnte. Meine Augen waren weit aufgerissen, ich sah direkt in seine, die einen neckenden Ausdruck inne hatten, der mich noch mehr verwirrte, als ich es ohnehin schon war. Gespannt hielt ich die Luft an, befürchtete beim Einatmen, dass Oreon verschwinden könnte, sich wie Nebel in der Luft auflöste. Dieser zugegeben schöner Moment schien Ewigkeiten anzudauern, aber wie alles verging leider auch dieser. Meine Lippen fühlten sich betäubt an, nachdem er sich von mir gelöst hatte. Ich hatte den Anstand rot zu werden, während Oreon sich an mich drängte, die Hände zu beiden Seiten neben mir auf das Terrassengeländer stützte. Ich war zwischen ihm und dem Geländer gefangen und hatte keine Kraft auszubrechen. In meinem Kopf drehte sich alles, der wenige Alkohol stieg mir verdächtig warm in die Schläfen. Das nächste Mal sollte ich auf jeden Fall weniger Bowle trinken, obwohl ich mich im gesunden Rahmen hielt, ich vertrug einfach nichts. Oreon hatte wesentlich mehr intus, aber er schwankte kein bisschen! Nicht ein einziges Zeichen sprach von irgendwelchen Nebenwirkungen, selbst seine Stimme lallte nicht. „Was wolltest du sagen, bevor ich dich unterbrochen habe?“, fragte er mich frontal mit seiner charmantesten Art, die mich leidend seufzen ließ, wenn er so weiter machte, verlor ich noch meinen Verstand, der in seiner Gegenwart sowieso schon auf Durchzug geschaltet hatte. „Du weißt wovon ich rede.“, beschwor ich ihn. Er sollte dieses verdammte Katz-und-Maus-Spiel endlich lassen, ich hatte ihn enttarnt. „Lass die Spielchen oder ich zieh dir die Maske vom Gesicht.“, warnte ich grummelnd, griff zur Bestätigung an das Band, welches die Maske an seinem Hinterkopf fixierte. Er würde es nicht riskieren, dass ich ihm diese vom Gesicht riss. Sollte das eines der aufgetakelten Mädchen, die den ganzen Abend schon nach ihm suchten, durch die Fensterfront auffallen und ihn dann erkennen, würde es sich innerhalb von Minuten verbreiten und er würde den Rest des Abends von ihnen belagert werden. Natürlich gefiel mir der Gedanke nicht sonderlich, aber er sollte nicht denken ich wäre zu feige diese Sache durchzuziehen, dafür war ich Manns oder besser gesagt Frau genug und es befriedigte mich zu wissen, dass er dies auch wusste. Im Gegenzug griff er mir in die hochgesteckten Haare, durch denen sich das Band wandt, welches meine eigene Maske hielt und ich musste mich ihm beugen, als er sie schmerzhaft nach hinten in den Nacken zog. Sein stechender Blick durchbohrte mich förmlich, als wenn er sagen wollte: Versuch es gar nicht erst, du kannst nicht gewinnen! „Das würdest du nicht wagen!“, knurrte er mich leise an, dass ich schon Probleme hatte ihn zu verstehen. Trotzig presste ich die Lippen zusammen und warf ihm einen herausfordernden Blick zu Er müsste eigentlich wissen, DASS ich zu so etwas fähig war. „Würde ich.“, entgegnete ich selbstbewusst. „Genau wie du es wagen würdest dich als eine andere Person auszugeben, um mit mir auszugehen. Natsume!“, seinen Namen spie ich ihm wütend entgegen. Ich fühlte mich ausgenutzt, schmutzig. Ich war nur das Mittel zum Zweck gewesen, damit er einen Abend seinem Rang entgehen konnte, in den er gezwungen worden war. Das er sich den nicht ausgesucht hatte, dass hatte er mir schon vor Jahren erzählt, auch wenn die Special-Class viele Vorteile bot, war sie dafür doch umso gefährlicher, wie ich schon im jungen Alter erfahren musste, als ich in viele Abenteuer in der Grundschule geraten war. Ein verärgertes Funkeln trat in seine Rubine, automatisch schienen sie sich zu verdunkeln, was sie nur noch faszinierender wirken ließ. Was genau war sein Problem? Schämte er sich jetzt in der Öffentlichkeit für mich, weil ich seine Partnerin war, die er damals nicht ganz freiwillig an seine Seite gestellt bekommen hatte? Dieser Gedanke, wenn er sich denn bewahrheiten sollte, machte mich rasend, insbesondere weil wir uns doch mittlerweile gut verstanden, so wie Freunde halt, obwohl ich mir selbst eingestehen musste, was mir innerlich doch nicht behagte, mich in diesen sturen, egoistischen Idioten verliebt zu haben, obwohl er ein Gefühlsspektrum eines Gefrierschrankes aufwies, aber na ja. Ich konnte seine Wut förmlich spüren, ich konnte wohl von Glück sprechen, dass er nicht beschloss wie eine Fackel Feuer zu fangen, dann hätte ich eindeutig ein Problem, wenn ich nicht mein Selbstschutz-Alice einsetzte. Ich wollte Antworten, und zwar jetzt! „Warum die Verkleidung?“, fragte ich leise gereizt, die Antwort würde mir bestimmt alles andere als gefallen. Leicht rückte er von mir ab, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er nun wieder mit sich reden ließ, auch wenn er dies nur widerwillig tat. Ganz ehrlich: Mit der Meinung stand er nicht alleine da, wirklich nicht. Seine Stirn zog sich kraus, er war wirklich am nachdenken. Die Lippen schürzend, hielten meine Augen seine gefangen, damit er gar nicht erst auf die Idee kam, irgendeiner Ausrede zu erfinden mit der er sich aus der Affäre zog. „Ich wollte einen ruhigen Abend mit dir verbringen, ohne einer Meute aufdringlicher Mädchen. Das konnte ich nur, wenn ich mich als jemand anderen ausgab, ansonsten hätten wir keine einzige ruhige Minute gehabt.“, gab er zu und ich wusste wie schwer es für ihn war, mit Gefühlen hatte er es immer schwer. „Und warum wolltest du gerade mit mir ausgehen?“, diese Frage konnte ich mir nicht verkneifen, aber ich wollte zu gerne den Grund erfahren, er hatte jedes andere Mädchen haben können, warum gerade mich? Er zögerte merklich, er war nie ein Mann großer Worte gewesen, aber sonst machte er auch keinen Hehl darauß den Leuten die Meinung zu geigen. Ein abwesender Ausdruck trat in seine starken Augen und ich musste der Versuchung widerstehen, seine Wange mit meiner Hand zu berühren, damit er aus seiner Gedankenwelt wieder in die Realität kam. „Ich habe etwas für dich übrig.“, ertönte seine leise Stimme, die ich kaum verstanden hätte, hätte ich nicht genau hingehört, dicht an meinem Ohr. Es war eine Anspielung auf etwas, was ich tief in meinem herzen ersehnte, aber bis jetzt nicht geglaubt hatte, dass sich dies irgendwann als die Realität entpuppen würde. „Was hast du für mich übrig?“, entgegnete ich ihm genauso leise, wie er zuvor. Ich hielt den Atem an, wartete gespannt, aber mit finsterer Angst in meinem Herzen, die es wie eine kalte Hand zuzudrücken schien, sodass mir das Atmen erschwert wurde, auf seine Antwort. Mir bedeutete er viel, sehr viel, aber was bedeutete ich ihm? Nur weil er etwas für mich übrig hatte, heiß das noch lange nicht, dass es das war, was ich mir sehnlichst wünschte. Ich schluckte angestrengt, Natsume lehnte sich soweit vor, dass sich unsere Nasenspitzen berührten, was mir einen Gänsehaut verursachenden Schauer über den Rücken jagte, der wie ein Echo in meinem Körper widerhallte. „Willst du das wirklich wissen?“ Paralysiert nickte ich, entließ das Maskenband aus meiner Haut, welches ich schon völlig aus meinem Gedächtnis verbannt hatte, es zählte nur noch er und als er den letzten Abstand wiederholend überbrückte, um mich in einen Kuss zu verwickeln, hatte ich meine Antwort und sie war schöner, als ich sie mir je hätte vorstellen können. Ende So^^ Das war es auch schon wieder von meiner Seite, hoffe euch hat auch das zweite Weihnachtsspecial gefallen, welches ich für meine besten Freundinnen geschrieben habe^^ Da ich momentan trotz Ferien mächtig viel um die Ohren habe, wird das nächste Kapi noch etwas auf sich warten lassen, ich muss noch einiges Regeln und wieder ins Lot bringen^^ Ich wünsche euch nachträglich ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2010!!!^^ Lesemaus Kapitel 12: Der Gewinner bekommt den Preis ------------------------------------------ Kapitel 12 Der Gewinner bekommt den Preis „Idiot!“, grummelte ich mürrisch. Musste er mich so erschrecken?! Das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen, Spaß hin oder her. Seine Brust vibrierte an meinem Rücken, als sein leises Lachen erklang, welches mir deutlich sagte, dass er sich köstlich amüsierte. Schön für ihn, ich tat es nicht und ich hätte ihm sogar sehr wahrscheinlich eine mega Predigt darüber gehalten, hätte er mich nicht in diese alles Widerstandbrechende Umarmung gezogen, die jedes Mädchen hätte erweichen lassen. „Damit kommst du nicht jedes Mal durch.“, murmelte ich, wohl um mich selbst zu belügen, da ich in meinem Inneren genau wusste, dass es eine Lüge war. Ich würde mich, wie jedes Mal, am Anfang gegen ihn stellen und dann abwarten, was passieren würde. Den Widerstand immer aufrecht zu erhalten, wurde auf Dauer zu anstrengend werden und außerdem gegen meine Gefühle handeln, denen man sowieso nicht entkommen konnte. Ich war verliebt und würde es für die nächste Zeit auch bleiben, Punkt, Schluss! „Ich weiß, aber ich werde es immer wieder aufs neue versuchen, dass weißt du.“, flüsterte Natsume in mein Ohr, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. „Und ich werde dir wie immer Widerstand leisten, sonst würde unser Schulalltag doch langweilig werden. Aber jetzt…“, und damit umfasste ich seine Arme, die um meinen Bauch geschlungen waren und befreite mich von ihm. „…müssen wir los. Ich möchte nicht unbedingt für neuen Gesprächsstoff unter meinen Mädels sorgen.“ „Warum das denn nicht?“, fragte Natsume mit zynischem, sarkastischem Grinsen im Gesicht. Er wusste genau warum ich nicht wollte, dass die anderen von uns beiden erfuhren, wie immer wollte er mich aufs Glatteis führen. „Ich habe im Gegensatz zu dir kein Interesse daran, dass mir die halbe Schule hinterher rennt, mich schikaniert oder mich anhimmelt“ Darauf kann ich wirklich verzichten.“, sagte ich mit fester Stimme und verschrenkte die Arme vor der Brust. „Und dafür liebe ich dich, dass du an deiner Meinung festhältst.“, und küsste mich kurz, aber liebevoll auf die Lippen. Meine Maske rutschte merklich, er hatte eine unglaublich überzeugende Art an sich, wenn er wollte. Da wir momentan in einer dämmerlichen Dunkelheit hockten, war ich überrascht, dass er meine Lippen überhaupt fand, aber damit war ich mir zumindest sehr sicher, dass er meine geröteten Wangen nicht sah. „Können wir jetzt endlich aus dem Labyrinth gehen?“, fragte ich schmollend. Zum einen war die Situation zwischen uns noch so neu, dass sie mir Angst einjagte und zum anderen wollte ich, dass etwas zwischen uns passierte. Lange, starke Finger verflochten sich mit meinen, zogen mich mit durch den samtenen Vorhang, der das Licht der Halle dämpfte. Man sah zwar den Vorhang schimmern, aber es gelangten keine Lichtstrahlen durch den dicken Stoff. Schnell wurde meine kalte Hand von seiner gewärmt. Das war einer der vielen Nachteile einer Frau: Wir speicherten Wärme längst nicht so gut wie die Männer, die manchmal wirklich wie die reinsten Wärmflaschen Rumliefen und geradezu dazu einluden mit ihnen zu kuscheln und sich in ihre Umarmung zu flüchten. Kurz musste ich meine Augen schließen, da die plötzliche Helligkeit sie mit Speeren zu durchbohren schienen, aber das legte sich rasch, doch hätte ich auf den folgenden Anblick auch gut verzichten können. Misaki stand, die Hände in die Hüften gestemmt, am Siegertreppchen und schien nur darauf gewartet zu haben, dass wir hinaus kamen. Anscheinend hatte sie von Anfang an nicht daran geglaubt, dass ich gewinnen könnte. Wenn man länger darüber nachdachte, war diese Tatsache frustrierend, aber ich wusste ja, dass sie es nicht böse gemeint hätte, dafür machte sie mochte sie mich viel zu gern. „Ihr habt aber lange gebraucht!“, beschwerte sie sich gespielt schmollend und Natsume nahm diesen indirekten Kampf natürlich sofort auf. „Du hast mir die Zeit eingeräumt, also nutze ich sie auch.“, stichelte er zurück, legte dabei, wie zu einer Bestätigung, den Arm um meine Schulter, um mich näher an sich heranzuziehen, wenn dann noch einer nicht checkte, was zwischen uns los war, war derjenige entweder doof oder einfach nur unterbelichtet! Ich schaute dabei zu, wie meine Sempai einen Schritt zur Seite trat, den Blick auf einen Tisch frei gebend, der mit mehreren kleinen Eiern bestückt war, die ein sanftes, stetiges Leuchten von sich gaben. In einem dieser Eier war mein Name drin eingeschlossen in Form eines Schmetterlings. Natsume hatte nun die Möglichkeit eines dieser Eier auszuwählen und mit der Person, dessen Name auf dem Zettel stand, den Tag zu verbringen. Es waren genau fünfzehn Eier, die Wahrscheinlichkeit gerade meines zu ziehen war so gering, dass sie eigentlich schon nicht mehr erwähnenswert war. Natsumes Augenbrauen zogen sich grübelnd zusammen, er überlegte über die Möglichkeiten, die er hatte, um mich aus dem ganzen Haufen herauszupicken. Ein warmes Gefühl durchströmte mich, als ich feststellen musste, dass ich ihm wirklich etwas bedeutete, sonst versuchte ich meine Gedanken über dieses Thema in den hintersten Winkel meines Kopfes zu drängen. Ich hielt angespannt die Luft an, als er seine Hand ausstreckte. Zart ergriffen seine Finger ein rubinrotes Ei, seine Augenfarbe, die ihn meines Erachtens noch nie im Stich gelassen hatte, zudem repräsentierte sie sein Element: das Feuer, dass ihn gleichzeitig immer mehr seines Lebens auffraß, bis er starb. Mich warf es jedes Mal ins kalte Wasser, wenn ich über sein Talent nachdachte. Unberechenbar, unkontrollierbar. Aber vielleicht hatte mein Sensei der Sondergruppe Recht. -Irgendwer braucht dein Alice und vielleicht kann er durch dich wieder glücklich werden.- Diese Worte hatten damals keinen Sinn für mich ergeben, aber jetzt verstand ich allmählich ir ganzes Ausmaß. Die Eierschale platzte auf und aus dem Ei befreite sich ein schimmernder Schmetterling, der sich mit ausgebreiteten Flügeln in die Luft erhob. Mir sackte das Herz in die Hose vor Anspannung, als er sich dickfreßig auf meiner Nasenspitze platzierte, dass ich schielen musste, um ihn zu erkennen. Begeistert klatschte Misaki in die Hände, während Natsume mir einen fragenden Seitenblick zu warf. Ein scheues Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Das ist mein Schmetterling.“, sagte ich leise. „Genau und ihr zwei Süßen macht euch jetzt einen schönen Tag. Und Mikan?“, fragend schaute ich Misaki an. Drohend zeigte sie mir ihren Zeigefinger. „Wage es ja nicht vor Morgen früh hier wieder aufzutauchen!“, Protestierend wollte ich den Mund aufmachen, schließlich brauchten sie bei dem Ansturm von Schülern jede Menge Hilfe, diese in Schach zu halten, bekam aber nur einen gedämpften Laut heraus, da die Hand meines Partners mir erfolgreich den Mund zu hielt. „Keine Sorge, ich werde sie schon davon abhalten das Weite zu suchen.“, sagte er selbstgefällig mit so einer Arroganz in der Stimme, dass man nur darüber lachen konnte, weil jeder der ihn näher kannte sofort gemerkt hätte, dass das nur gespielt war. Er meinte es gar nicht so, doch es zu spielen bereitete im größtes Vergnügen. Jeder Außenstehende, der ihn nicht annährend gut kannte, hätte diese Aussage als pure Wahrheit abgetan, wie gut, dass ich es besser wusste. Zufrieden nickte Misaki. „Mikan, du darfst aussuchen, was ihr macht. Wenn doch etwas sein sollte, meine Handynummer hast du ja eingespeichert. Ich rücke wenn mit der Kavallerie an. Dann seht mal zu, dass ihr zwei Turteltäubchen hier rauskommt.“, wie um sich selbst zu bestätigen, schob sie uns vor sich her, bis sie uns förmlich vor die Tür setzte, die anschließend mit einem lauten Rums zu fiel. Empört starrte ich die geschlossene Eingangstür an. „Hat sie uns jetzt einfach vor die Tür gesetzt?“ „Ja, anscheinend hat sie das.“, antwortete Natsume neben mir unaufgefordert, da ich eigentlich mit mir selbst gesprochen hatte. „Wollen wir dann?“, wurde ich gefragt und ich bejahte, indem ich einfach nur nickte. Wortlos machten wir uns auf den Weg zum Wohnheim, als hätten wir uns geistig still abgesprochen. Je näher wir dem Gebäude und somit seiner Wohnung kamen, schlug mein Herz aufgeregt in meiner Brust. Wir waren noch nie oft alleine gewesen, es machte mich jedes mal kirre, ich fühlte mich wie ein kleines, verschüchtertes Schulmädchen, obwohl ich schon die ein oder andere Erfahrung gesammelt hatte. „Weißt du schon, was du machen möchtest? Abendessen gibt es erst um sechs Uhr abends in der Cafeteria und die anderen sind mit ihren eigenen Gruppen mit dem Festival beschäftigt.“, sprach er mich so unerwartet an, dass ich leicht zusammenzuckte. Natsumes Reaktion auf mein Erschrecken war das Heben seiner elegant geformten Augenbraue. „Wie wäre es mit einer Tasse heißen Kakao oder einem Glas Orangensaft und einem Film?“, fragte ich ein wenig verunsichert, weil ich keine Ahnung hatte, wie er auf so einen Vorschlag reagierte, da er eigentlich alles andere als ein Kuscheltier war, obwohl ich mir gut vorstellen konnte, dass sogar er manchmal einfach eine kleine Pause brauchte. Ich für meinen Teil hätte mich jetzt gerne bei einem schönen Film entspannt, um mal von dem stressigen Schulleben Ruhe zu haben. „Wenn du möchtest machen wir das.“ „Danke.“, murmelte ich leise vor mich hin. Als wir in das Gebäude traten, das eigentlich nie still war, weil immer irgendwo ein Schüler herumlungerte, empfing uns eine unnatürliche Stille, die einem kalt im Nacken saß. Sie war nicht nur unangenehm, sie drückte beinahe aggressiv mulmig auf die Stimmung, die daraufhin hilflos in den Keller sackte. Wir waren nicht nur die Einzigen, die momentan nicht am Festival teilnahmen, nein, anscheinend waren wir auch noch die Einigen, die sich im Wohnheim befanden, wenn man vielleicht einmal von dem Pinguin-Roboter absah, der sich um die jüngeren Schüler kümmerte, aber der war eine Blechmaschine. „Wow, ist das ruhig hier.“, flüsterte ich und obwohl ich sehr leise redete, hörte man meine Stimme quer durch den ganzen Korridor hallen. „Naja, zumindest braucht man sich so keinen Ort mehr suchen, wo sie das nächste Gruselhaus herbekommen. Ein Stromausfall und dieses Gebäude wird zum nächsten Friedhof von Jake the Ripper.“ Stirnrunzelnd schaute ich zu meinem Partner, ich wusste ja schon von früher, dass er manchmal ziemlich grusleig sein konnte, aber allmählich bekam sogar ich Angst vor ihm und wenn ich ehrlich war, hatte ich das als kleines naives Mädchen nicht. „Du weißt, dass du manchmal wirklich gruselig sein kannst?“, dabei beäugte ich ihn skeptisch von der Seite. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er mir in die Augen blickte. „Sonst würde es doch langweilig mit mir werden.“ Selbstverliebter Idiot!, spottete ich innerlich lieb. Gemeinsam durchquerten wir dann die leeren Korridore, die noch nicht einmal von irgendwelchem Ungeziefer heimgesucht wurden. Igendwie lief es einem dabei schon kalt den Rücken runter, aber ich hatte immerhin noch Natsume bei mir. Gegen sein Alice konnten wir uns schon zur Wehr setzen. Ich mit meinem Selbstschutz-Alice und Natsume mit seinem Feuer-Alice, obwohl ich es bei ihm nur ungern sah, wenn er es einsetzte. Seitdem mir mein Sensei offenbart hatte, welche Alice-Arten es gab, hatte ich die böse Vorahnung, dass Natsume den schlimmsten Part abbekommen hatte. Ein Alice, welches an seiner Lebensenergie zerrte. In einsamen Momenten, in denn ich alleine in meinem Zimmer hockte, fragte ich mich, welche Alice-Typen ich besaß. In meinem Jugendalter war es nicht verschwunden, aber vielleicht würde ich es im Erwachsenemalter verlieren. Einerseits wollte ich es, dann konnte ich zu meinem Großvater zurück, bei ihm leben, ohne wieder fort zu müssen, aber andererseits würde ich dann meine neu gewonnenen Freunde zurücklassen müssen sowie meine große Liebe, aber das wollte ich nicht, nicht einmal daran denken. Wir benötigten keine fünf Minuten in die obere Etage bis zu seinen Räumlichkeiten. Er schloss auf und dirigierte mich hinein, die Tür fiel dabei mit einem sanften Klicken ins Schloss. Da es Sommer war, später Sommer, der bald den Herbst ankündigte, zog ich meinen Blazer aus, hing ihn dabei an die Garderobe. Da ich ebenfalls nicht die passensten Schuhe trug, streifte ich diese ab und stelle sie unter den Jackenständer auf den Boden. Mit Hackenschuhen konnte man auf Dauer einfach nicht laufen. Natsume trug bequeme kurze Sachen, aber im Gegensatz zu ihm war mir unglaublich war. Gott sei Dank herrschte in seiner Wohnung eine angenehm kühle Temperatur, bei der ich aber schon prophezeien konnte, dass ich gegen Abend wieder frieren würde, dass war meistens so. Im Vorbeigehen schlüpfte ich in die Gästehausschuhe und folgte meinem Freund in die Küche, in die er verschwunden war, während ich mich ausgezogen hatte. Obwohl seine Wohnung ein wahrer Traum sein konnte, so luxuriös wie sie eingerichtet war, verspürte ich jedes Mal wenn ich sie betrat ein bedrückendes Gefühl in mir. Hell gestrichen erweckte sie zwar auf den ersten Blick einen freundlichen Eindruck, aber bei einem genauen Hingucken sah man, wie unpersönlich sie eingerichtet war und das Natsume überall mehr Zeit verbrachte, als an diesem Ort. Versteckt erspähte man einzelne Erinnerungsstücke, wie z.B. Bilder, eine Sanduhr von einem früheren Geburtstag, eine Alice-Kette und andere Habseligkeiten. Am Türrahmen gelehnt schaute ich dabei zu, wie Natsume zwei Kakaos sowie zwei Orangensaftgläser zubereitete und alles auf den Esstisch stellte, dazu eine Schüssel mit Obst. Wenn man ihn so sah, erschien er richtig fürsorglich, dass kannte ich sonst gar nicht von ihm, es sei denn ich war mal arg krank, erkältet ect. Oder in echter, wirklicher Gefahr, aus der ich mich nicht selbst zu befreien vermochte. „Setz dich.“, bat er mir im freundlichen Ton an, als ich mich noch immer nicht von der Stelle bewegt hatte, selbst als er schon Platz genommen hatte. Aber nach dieser Aufforderung setzte ich mich zielstrebig gegenüber ihm hin. Er ließ mich dabei keine einzige Sekunde aus den Augen, verfolgte mich förmlich mit seinem Röntgenblick. Ich musste über diese Geste schmunzeln, da ich sie irgendwie niedlich fand, als wenn er Rund um die Uhr auf mich aufpassen wollte, was bei seinem eigentlichen Charaktertyp für Außenstehende völlig untypisch war. „Wie geht es dir mit deiner Erkältung? Du bist ein bisschen blass um die Nase.“, merkte er an, musterte mich verstohlen. Ich horchte in mich hinein. Ein leichtes Schwindelgefühl war noch da, die draußen herrschende Hitze machte mir zu schaffen, aber nichts ernsthaftes, beinahe schon belanglos. Am vorherigem Tag hatte ich mich tausend mal schlechter gefühlt, zusätzlich hielten mich noch die Tabletten gut auf den Beinen, wahrscheinlich würde ich meine körperlichen Beschwerden erst später stärker spüren, da dann ihre Wirkung nachlassen würden. Ein ruhiger Nachmittag würde mir gut tun und ich hatte das Gefühl, dass Natsume das extra so eingefädelt hatte. Manchmal war er wirklich zu leicht zu durchschauen. „Das schwüle Wetter drückt ein bisschen auf den Kopf, aber ansonsten geht es mir gut, danke.“, lächelte ich ihn leicht an. Auch wenn ich gestern Nacht ziemlich gezickt hatte, als ich die Tabletten nehmen sollte, hatte es im Endeffekt geklappt mich bis heute auf die Beine zu bekommen. Vorsichtig nippte ich an meinem heißen Kakao, ohne mich zu verbrühen. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus und schien sich in sanften Wellen in meine Knochen zu ergießen, keineswegs unangenehm im Gegensatz zu der Hitze, die das Klima negativ beeinflusste, beinahe so las wollte es mich einschläfern. Anscheinend war meine Gesichtsmimik zu einfach zu deuten, denn der andere Junge im Raum bestätigte meine Vermutung beinahe aufs Wort, als hätte er diese Frage erwartet. „Du wirst müde. Wenn du den Kakao ausgetrunken hast, können wir ins Wohnzimmer wechseln, dort kannst du auch schlafen.“, schlug er mir zärtlich vor und ich nickte zu diesem Vorschlag. Diese Idee klang wirklich verlockend und wir konnten, selbst wenn ich bei dem Film einschlafen sollte, trotzdem noch kuscheln. Schweigen setzte ein, welches ab und an von leisen Schlürfgeräuschen beiderseits unterbrochen wurde. Ich konnte der Versuchung allerdings nicht widerstehen ihm Blicke zuzuwerfen, natürlich nur wenn er selbst gerade nicht aufsah, dasselbe machte er bei mir. Unser Verhalten war lächerlich. Wir tanzten um einander herum, wie zum Sprung bereite Raubtiere. Wir bedachten unsere Aussagen, gaben nur so viel Preis, wie wir wollten und achteten auf Fehler von der anderen Seite, um unseren Vorteil auszubauen. Momentan hatte Natsume die Zügel in der Hand, ich befolgte sie und fügte mich, denn für mich gab es keinen Grund „nein“ zu seinen Vorschlägen zu sagen. Er wollte mir Ruhe gönnen, die ich gut gebrauchen konnte. Völlig unerwartet wurde ich aus meinen schwärmerischen Gedanken gerissen, als es mir plötzlich kalt den Rücken runter lief, so als würde mich jemand mit Blicken aufspießen. Natsume konnte es nicht sein, bei ihm fühlte ich mich wohl und geborgen, auch sonst konnte es niemand meiner Freunde mehr sein. Mittlerweile verstand ich mich mit allen gut, Klassenkameraden, Lehrern, Parallelschüler, Gruppenmitglieder, sie schloss es mit ein. Suchend wanderte mein Blick durch die Küche, blieb dabei am Küchenfenster hängen, welches durch die Sonne angestrahlt wurde, sodass ich fast nicht durchsehen konnte. Ich erspähte gerade noch eine schemenhafte Gestalt hinter einem Busch verschwinden, die uns zuvor ausspioniert hatte. Doch wozu sollte das dienen? „Alles in Ordnung Mikan?“, fragte mich Natsume verwundert, dem mein derzeitiges Verhalten wohl ein Rätsel war, dabei riss er mich aus meinen Gedanken, was aber nicht so schlimm war, da sie zu diesem Zeitpunkt sowieso keinen Sinn mehr ergaben. Verneinend schüttelte ich den Kopf, wahrscheinlich hatte ich mich einfach geirrt. Eine Halluzination hervor gerufen durch die Sonne und meinem Gesundheitszustandes. Es konnte aber auch gut die Wirkung meiner Medikamente sein. „Es ist nichts, aber ich denke, ich sollte mich wirklich hinlegen.“, gestand ich leise. Ich bekomme schon Hallos!, fügte ich in Gedanken zynisch hinzu. Das Wetter musste mir zu Kopf gestiegen sein, dass musste es sein! Als ich mich erhob, folgte er mir. Das angrenzende Wohnzimmer war genauso hell eingerichtet, aber für die Einrichtung hatte ich zu dem Zeitpunkt keine Augen. Zielstrebig ging ich auf das Sofa zu und ließ mich rücklings darauf fallen. Die Müdigkeit stürzte auf mich ein, dass ich schon beinahe im Stehen einschlafen konnte, hätten meine Beine mich nicht noch getragen. Komisch war nur, dass ich eben noch hell wach gewesen war, selbst den Kakao hatte ich nicht zu Ende trinken können, ohne befürchten zu müssen, jede Sekunde einzuschlafen. Den Kopf in das nächst beste Kissen vergrabend, spürte ich wie eine Decke über mich gelegt wurde. Eine Hand fuhr durch meine Haare, löste geschickt die Spangen und Nadeln, die meine Hochsteckfrisur zusammenhielten, bis sie sich in fließenden Wellen über meine Schultern ergossen. „Hast du irgendetwas in den Kakao getan?“, nuschelte ich, war schon viel zu müde, um noch vernünftig zu sprechen. „Vielleicht.“, wurde mir entgegnet, ich konnte deutlich das amüsierte Grinsen heraushören. „Du weißt, dass so etwas verboten ist.“, brachte ich mühsam heraus, die Kraft die Augen offen zu halten, hatte ich schon nicht mehr. Meine Glieder waren unendlich schwer, beinahe taub, als würden sie mir gar nicht gehören. „Natürlich, aber wer soll es ihnen denn sagen? Du schläfst gleich für ein paar Stunden, danach wirst du dich gar nicht mehr daran erinnern. Also schlaf. Du hast es mehr als nötig.“, vernahm ich noch schemenhaft, ehe es komplett um mich herum dunkel wurde und ich ins Land der Träume sank. „Wann kann die Aktion beginnen?“, fragte eine große Gestalt, die durch einen langen Kapuzenumhang verdeckt wurde. „Morgen Abend, wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind. Wir nutzen den Wachwechsel, um die Schule zu überfallen.“ „Gut, aber sorgt dafür, dass die Kinder nicht verletzt werden. Betäubungsmittel sind erlaubt, in geringen Mengen, aber keine Gewalt! Wer sich nicht daran hält bekommt es mit mir zu tun, verstanden?!“ Ein eintöniges „Ja“ ertönte, dann war die Versammlung beendet. Sehnsüchtig schaute die junge Frau, die ihre tief ins Gesicht gezogene Kapuze abgenommen hatte, aus dem Fenster, wo die Sonne sich schon gen Abend senkte und bald vom Mond abgelöst wurde. Wenn alles gut ging, hatte sie demnächst nach all den langen Jahren des Wartens ihr kleines Kind endlich wieder im Arm. Kapitel Ende So, ich melde mich auch endlich mal zurück von meiner langen Pause, die ich hier bei Mexx eingelegt habe, was das Schreibtechnische angeht^^ Ich weiß, ich habe irre lange mit dem neuen Kapitel gebraucht, aber nun ist es endlich da und ich hoffe es hat euch gefallen>-< Ich hatte mit einer kleinen Schreibblockade bei dieser FF, die es erstmal zu überwinden galt, bis endlich eine Idee zu diesem Kapitel bekam, wobei ich anmerken dürfte, dass mir dieses Kapi selbst nicht gefällt, ich hoffe ihr seit anderer Meinung und ich habe euren Geschmack getroffen^^ Naja, dann will ich euch mal nicht weiter belästigen^^ Dann wünsche ich euch noch viel Spaß bei Mexx und weiterhin viel Spaß am Lesen und Schreiben^^ Lesemaus PS:Ich werde mich an das neue Kapitel bald setzen und hoffe es wird dieses Mal nicht so lange dauern, aber leider kann ich für nichts garantieren>-< Kapitel 13: Der Überfall Teil 1 ------------------------------- Der Überfall Teil 1 Als ich das nächste Mal erwachte, blieb ich benommen ruhig liegen. Alles schien sich um mich herum zu drehen und ich musste mich erst einmal an dieses Gefühl gewöhnen, bis mein Körper sich überhaupt dazu überreden ließ, sich auch nur einen Millimeter von der Stelle zu rühren, ohne Gefahr zu gehen, im nächsten Moment zusammen zu brechen. Verschwommen erinnerte ich mich, warum ich überhaupt geschlafen hatte und ich würde Natsume noch eine gehörige Predigt halten, wenn er mir das nächste Mal unter die Augen treten würde, was voraussichtlich morgen früh sein würde, wenn man bedachte, dass es im Moment stock finster in der Wohnung war, obwohl die Vorhänge nicht vor die Fenster gezogen waren. Ich strampelte die Decke von mir, um mich langsam aufzurichten, damit ich auf den Digitalwecker schauen konnte, den Natsume immer auf seinem Wohnzimmertisch stehen ließ. Es war kurz nach Mitternacht stellte ich seufzend fest, ich hatte den gesamten Tag verschlafen! Von meinen Klamotten wollte ich gar nicht erst anfangen. Ich hatte in kompletter Montur geschlafen, nun war meine Hose samt Blazer mehr als nur zerknautscht. Das einzige, was einigermaßen von meinen Wühlattacken verschont wurde, war mein Haar, anscheinend hatte mein Partner mir die Haarnadeln und Perlen heraus gezupft, damit ich besser schlafen konnte. Müde fuhr ich mir durch mein Haar und stand auf, als ich einen bereit gelegten Schlafanzug auf dem Tisch entdeckte. Sanftes Mondlicht schien durch ein paar Fenster, sodass ich ohne Probleme durch den dämmrigen Schein die einzelnen Möbelstücke erkennen konnte. Behutsam faltete ich den Schlafanzug auseinander und stellte angenehm überrascht fest, dass es sich um meinen Schlafanzug handelte, der frisch aus meinem Kleiderschrank kam. Natsume musste vor ein paar Stunden noch mit Hotaru geredet haben und wahrscheinlich gebeten ihm von mir etwas zum Anziehen zu geben. Momentan fragte ich nicht nach dem Warum, ich zog die Kleidungsstücke, jeweils Hose und T-Shirt, glücklich über, froh etwas Bequemeres als den Anzug zu tragen, denn gemütlich zum Schlafen war der jedenfalls nicht. Bevor ich mich jedoch zur Nachtruhe begeben wollte, musste ich unbedingt meinen trockenen Hals beseitigen und das am besten mit einem schönen Glas kühlem Leitungswasser. Mit diesem Gedanken tapste ich so leise wie möglich, da ich nicht wusste, wo sich Natsume schlafen gelegt hatte, schließlich wollte ich ihn nicht wecken, in die Küche, die wie ich zugeben musste, in dem spärlichen Mondlicht ein wenig bedrohlich wirkte. Obwohl ich erst ein paar Mal hier gewesen war, wusste ich genau wo es Gläser gab. Ich nahm mir eins und schenkte mir von der Spüle Leitungswasser ein. Meine trockenen Lippen dankten mir für den Durstlöscher genau wie meine Kehle. Nachdem ich die letzten Tage krank war, wovon ich Gott sei Dank endlich befreit war, musste ich dringend meinen Wasservorrat im Körper auffüllen, genauso mit dem Thema Essen musste ich zusehen, bevor ich noch mehr an Gewicht verlor, wenn ich es nicht tat, würden spätestens Hotaru und Natsume dafür sorgen, dass wollte ich um jeden Preis verhindern. Gedanken verloren schaute ich aus dem Fenster, welches hinaus zum Eingang zeigte, hinauf in den Himmel, wo die Sterne, die entfernte Planteten bildeten, wie kleine Diamanten funkelten. Durch die wolkenlose Nacht wurde dieser Effekt nur noch verstärkt. Eigentlich wollte ich meinen Blick schon abwenden, es wurde höchste Zeit wieder ins Bett zu gehen, aber dann sah ich es aus dem Augenwinkel. Im Lichtschein der Straßenlaterne hatte sich etwas bewegt, da war ich mir zu hundert Prozent sicher! Mit zusammen gekniffenen Augen spähte ich noch einmal zu der Laterne, versuchte nicht zu blinzeln, damit mir kein Detail entging. Ein Lichtblitz erhellte die Gegend, als hätte jemand plötzlich und unerwartet einen Scheinwerfer angemacht. Was lief da unten bloß ab? Zudem verstand ich nicht, warum die Wachen der Academy nicht am Tor standen, wo sie immer standen. Plötzlich wurde das Tor aufgerissen, als hätte man es geschlagen und noch mehr Leute wurden sichtbar, die aus dem nichts aufzutauchen schienen! Ihre Gesichter konnte ich nicht erkennen, sie waren gut mit schwarzen Skimasken verhüllt, die nur Platz für Augen und Nase hielten. Aber die viel schlimmere, gravierende Tatsache war jedoch, dass diese wildfremden Leute in die Schule eindrangen, in die Schlafsälen! Jetzt war höchste Eisenbahn geboten, wenn ich noch rechtzeitig Alarm schlagen wollte. Ich war dabei mich vom Fenster abzuwenden, um Natsume aus dem Bett zu holen, als eine der Gestalten geradewegs zu mir hinauf sah, als würde er mich angucken! Der Schock über diese Tatsache fuhr mir kalt durch die Glieder, dass Glas glitt mir aus den Fingern und fiel ins Spülbecken, wo es mit einem lauten Klirren in seine Einzelteile zerbrach. Ich schreckte selbst zusammen, ich hatte mich verraten! Ich sprang vom Fenster zurück, fuhr herum, um ins angrenzende Zimmer zu flüchten, aber soweit kam ich schon nicht mehr. Hart schlang sich ein Arm um meinen Hals, drückte mir die Luft ab. Entsetzt keuchte ich auf, krallte mich mit meinen Händen in den Arm des Mannes, es musste einer sein, so viel größer und muskulöser war er, versuchte mich gegen ihn zu stemmen, seinen Arm irgendwie von mir weg zu bekommen, aber es war hoffnungslos. Ich war nun einmal ein Mädchen und hatte einfach nicht die Kraft ihn abzuwehren. „Lass sie los!“, erklang eine drohende Stimme vom anderen Ende des Raumes, allerdings war ich so in meine Panik vertieft, dass mein Bild vor Augen verschwamm, ich vermochte nicht mich zu konzentrieren. Eine Flamme loderte auf, knapp oberhalb einer bleichen Hand, die wie ein Oval in der Luft zu schweben schien, da der Schein der Flamme nicht an den restlichen Körper reichte. Die Stimme, egal wie benebelt ich war, hätte ich unter tausend anderen wieder erkannt. Natsume musste vom Krach des zerberstenden Glases wach geworden sein und sich gedacht haben, dass etwas nicht stimmen konnte. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte ich eigentlich seit meiner gesamten Laufbahn hier in der Alice-Academy noch nie etwas zerbrochen, dafür ging ich viel zu vorsichtig mit den Sachen um. „Ich wiederhole mich nur ungern!“, zischte er knurrend, trat einen Schritt bedrohlich auf uns zu, ließ zur Einschüchterung weitere Flammen auflodern. Ich durchschaute sein Spiel. Er war nervös, wenn er es sich auch nicht anmerken ließ, nur enge Freunde, Vertraute, hätten dieses Gefühl an ihm erkannt, wie gut, dass ich da zugehörte. Ich bemerkte es an seinen Kräften. Nur geübte Augen hätten das merkwürdige Schlackern, Flackern in den Flammen gesehen. Dann fasste ich einen Entschluss und handelte. Im nächsten Moment heulte der Mann hinter mir vor Schmerz auf, mit allem was meine Zähne hergaben, hatte ich ihn mit aller Kraft meines Kiefers in den Arm gebissen, der sich daraufhin sofort um meinen Hals lockerte. Ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht nach hinten, der Mann knallte an die Kante des Spülbeckens, die sich schmerzhaft in seinen rücken bohrte. Der Griff um meinen Hals lockerte sich vollends, ich schlüpfte gerade so unter ihm hindurch und flitzte davon. Natsume schnappte nach meiner Hand, als ich einigermaßen in seine Nähe hechtete, umschloss sie fest und im nächsten Moment schossen wir herum und sprinteten davon, von der Küche ins Wohnzimmer, durch die Haustür auf den Gang, dass wütende Heulen des Mannes ignorierten wir. „Was sind das für Leute?“, fragte ich keuchend, während wir weiter durch die Gänge hasteten, die merkwürdiger Weise unmenschlich still waren. Waren wir zwei etwa die Einzigen, die bemerkt hatten, dass hier etwas völlig schief ging? Wir mussten zu Hotaru, zu Luca, zu allen, um sie unbedingt zu warnen! „Ich habe keine Ahnung!“, sprach Natsume ebenso hitzig aus, schwer mit seinem Atem zu kämpfen. „Aber wir müssen unbedingt zu den anderen, um sie zu warnen, bevor noch etwas schlimmes passiert!“ Da hatte er verdammt Recht und ich würde mir selbst in den Arsch beißen, wenn etwas schief gehen sollte! Die Gänge, auch wenn wir sie schnell entlang rannten, kamen mir wie weite, ewig lange, Korridore vor, die einfach nicht enden wollten, egal wie viel wir davon hinter uns ließen. Aber Natsumes warme Hand, die meine fest umschloss, schenkte mir neuen Mut und Hoffnung, wenn wir es wirklich wollten, konnten wir diese Schule retten, auch wenn sie uns schon viel Leid aber auch Freude beigebracht hatte. Sie war es Wert gerettet zu werden! Doch tief in meinem Inneren wusste ich, wenn Natsume, mein Partner, nicht bei mir gewesen wäre, wäre ich vor Angst in mich selbst zusammen gesunken, hätte den Mut verloren und aufgegeben, restlos aufgegeben. Ich wusste selbst nicht wie er das machte, aber er gab mir die Kraft das zu schaffen, was ich alleine niemals geschafft hätte, schon immer, auch als wir noch klein waren, hatte er mich unterstützt, ohne zu murren oder das ich ihn hätte auffordern müssen. Es war merkwürdig, aber ein angenehmes warmes Gefühl, welches in meiner Brust förmlich anschwoll. Wenn es das war, was alle als verliebt bezeichneten, richtig unsterblich verliebt, dann wollte ich es niemals missen und ich hoffte, still und heimlich, dass es Natsume nicht anders erging. Aber still und heimlich musste ich mich doch schollten. Wenn wir schon so lange für den jeweils anderen diese Gefühle hegten, warum bitte hatte es denn Jahre gedauert, bis wir es uns endlich eingestanden hatten? Wie verquert man doch manchmal war, überraschte mich immer wieder aufs Neue, obwohl es mir in diesem Moment eher einen bitteren Beigeschmack hinzufügte, für so viel Dummheit. Unsere Schritte hallten von den Wänden wieder, verhinderten dabei, dass ich mich auf irgendetwas anderes konzentrieren konnte, als auf die unmittelbare Gefahr, die Natsume und mir und der ganzen Schule gefährlich im Nacken saß, mit dem Unterschied, dass uns beiden schon einem dieser Typen über den Weg gelaufen war. Wenn es in der Schule noch so still war, war genau diese Tatsache den anderen noch nicht passiert, zum Glück. Doch dann gesellte sich zu meinem Entsetzen ein anderes schnelles Schuhpaar dazu, welches in nicht allzu großer Entfernung immens an Tempo zu legte. Verdammt! Eiskalt lief mir ein Schauer der Angst über den Rücken, der sich wie ein elektrisierendes Kribbeln in meinem ganzen Körper ausbreitete. Ich kannte das bekannte Kribbeln, wenn man erregt war, dies hier war vollkommen anderer Natur und ließ mich zu einem kleinen Mädchen werden, das Angst in der Dunkelheit hatte. Wie ein gescheuchtes Tier saß mir diese Angst im Nacken. Der Händedruck meines Partners erhöhte sich noch einmal, auch er hatte unseren Verfolger bemerkt. Doch wenn sich mein Angreifer vorhin in Natsumes Wohnung hatte teleportieren können, warum tat er es dann nicht jetzt genauso?, fragte ich mich. Ich war zwar noch nie die beste Beobachterin gewesen, aber das machte selbst mich stutzig. Dann passierte alles ganz schnell ohne, dass ich die Möglichkeit hatte in irgendeiner Weise einzugreifen oder zu reagieren. Das vertraute Vibrieren der Teleportation erklang, wie das Summen einer nervigen Mücke. Gewaltsam wurde ich am Oberarm gepackt, zurückgerissen mit einer solchen Kraft, als wäre ich nicht mehr als eine Puppe. Ich verlor den Halt von Natsumes Hand und musste sie gezwungener Maßen loslassen. Mein Name ertönte, schrill, er wurde geschrien, aber nicht von meinem Partner, seine Stimme klang anders. Zwei verschwommene Schatten tauchten in meinem Sichtfeld auf, die um die nächste Ecke geschossen kamen. Durch den entstandenen Ruck an meinem Arm. Verlor ich den Halt sowie mein Gleichgewicht und stolperte ungelenk nach hinten an die breite Brust meines Angreifers. Ich bin verloren!, schallte es in mir wieder, ergeben schloss ich die Augen. Ich wusste Natsume würde es schaffen die anderen zu warnen, auch ohne mich. So lange meine Freunde, die mir wichtig waren, sich in Sicherheit befanden, war es mir egal, was mit mir geschah, Hauptsache sie würden lebend hier rauskommen. Ich schnappte zischend vor Schmerz nach Luft, als der Mann hinter mir mir schmerzhaft den anderen Arm um den Bauch schlang, damit ich ihm endgültig nicht mehr entkommen konnte und bog mein Handgelenk in einer komischen Drehung, in der meine Nerven förmlich zu zerreißen schienen, nach hinten. Rühren konnte ich mich in dieser Position definitiv nicht mehr. Ängstlich kniff ich die Augen zusammen, wollte meinen eigenen Untergang nicht mit ansehen, bis ich die warmen Schwingungen in jeder einzelnen meiner Zellen fühlte, die mich zu einem Alice machten. Auf meiner Haut breitete sich ein heller Schimmer aus, der mich wie eine zweite Haut umgab, ein Strahlen von sich warf, als würde der New Yorker Times Square seine Lichter anknipsen. In dem Moment vermochte ich nicht meine Stärke unter Kontrolle zu halten, deswegen setzte ich gleich alle im Umkreis des Korridors außer Gefecht. „Duck dich Mikan!“, schrie mir Natsume zu. Ich schaffte es gerade noch mich unter dem Griff des Mannes durchzuwinden und mich zur Seite fallen zu lassen, als sich mein Partner mit voller Kraft gegen unseren gemeinsamen Feind warf, ihn aus dem Gleichgewicht brachte, mit ihm rangelte und versuchte zu Fall zu bringen. Ein Rütteln erschütterte das Gebäude, drang durch jede Mauer, jeden Stein und warf uns derart aus der Bahn, dass wir den Halt verloren. Hilflos musste ich mit ansehen, wie Natsume und der Mann zu Boden gingen, direkt neben mir. Erst jetzt erkannte ich, dass es sich bei den zwei schattenhaften Schemen um Hotaru und Luca handelten, die ebenso hilflos abseits von mir standen, sich einzugreifen nicht trauten oder konnten, da sie die gegebene Situation nur noch schlimmer gemacht hätten und selbst gut damit zu tun hatten, nicht der Länge nach hinzuschlagen. Staub rieselte von der Decke, ließ mich blinzeln, über meine Augen reiben, die anfingen davon zu tränen. Leises Husten drang an meine Ohren, was von meiner besten Freundin kam, die sich als Schutz vor dem Staub die Hand vor den Mund hielt. Das Beben nahm immer mehr stärkere Züge an, selbst ich hatte Mühe mich mit meinen Armen auf dem Boden abgestützt zu halten, Hotaru und Luca waren schon längst in einer kauernden Position auf den Knien gesunken, da das Stehen keinen Sinn machte, da wir uns überhaupt nicht aufrecht halten konnten. Kleine Risse, große Risse bildeten sich in den Wänden, fuhren in alle Ecken, bis sie sich sogar in den Boden fraßen. Mit starrem Blick folgte ich dem größten von ihnen, spürte wie der Boden allmählich nachgab, wie Gummi auseinander gezogen wurde. Ich wollte Aufstehen, mich bewegen, irgendwie hier weg kommen, aber da war es schon zu spät. Der Boden kippte in die vertikale, wurde schräg und rutschig. Verzweifelt suchte ich nach irgendeinem Gegenstand, an dem ich mich festhalten konnte, aber vergebens, schon rutschte ich ab, verlor den Boden unter dem Körper und fiel mit einem stummen aufschnappen meiner Stimme in die bodenlose Schwärze, die über mir zusammenfiel, wie Wellen die aufeinander zu schwappten. Ich hörte die Schreie und Rufe meiner Freunde, bis alles um mich herum verstummte. Kapitel Ende So^^ Das war es auch schon wieder von mir, entschuldigt, dass ich schon wieder so lange für das Kapitel gebraucht habe>-< Demnächst wird es schneller vorangehen, aber je schneller ich schreibe, desto schneller wird auch das Ende dieser FF in greifbare Nähe rücken und das sie bald zu Ende sein wird, ist leider sonnenklar>-< Ich hoffe euch gefällt trotzdem was ihr gelesen habt und wir sehen uns beim nächsten Mal, bleibt gesund und fröhlich, haltet die Ohren steif und lasst euch nicht unterkriegen^^ Lesemaus Kapitel 14: Der Überfall Teil 2 ------------------------------- Der Überfall Teil 2 Es war ein komisches Gefühl zu fallen und zu fallen und zu fallen, beinahe so als würde man schweben, schwerelos sein, wäre da nicht der kräftige Sog von der Luft, die einem am ganzen Körper zu erfassen und nicht mehr loszulassen schien, die Kleider flattern ließ, die Haut abkühlte. Zuerst war die Spalte, durch die ich gefallen war, noch riesig. Ich konnte Natsumes entsetztes Gesicht sehen, der flehend seine Hand noch im Fall nach mir ausgestreckt hatte, die ich aber nicht mehr hatte erreichen können, weil ich schon zu tief gefallen war, und meinen Namen rief. Er schrie. Er schrie ohrenbetäubend laut, dass es den anderen dort oben garantiert in den Ohren klingeln musste. Es war schon merkwürdig, wenn man so näher darüber nachdachte, was man alles in den letzten Sekunden seines Lebens dachte. Nicht einmal die Kraft zum Schreien besaß ich und je näher ich dem Boden kam, denn unausweichlich war das auf jeden Fall, denn schließlich hatte ich zwar ein außergewöhnliches Alice, aber damit konnte selbst ich mich noch lange nicht gegen die Schwerkraft wehren, desto ruhiger wurde es in mir. Denn ich wusste, was auf mich zu kam. Alles geschah wie in Zeitlupe, als würde mir der Tod extra noch einmal vor Augen führen wollen, was ich in der Hölle alles vermissen würde und das Objekt meiner Begierde befand sich unerreichbar über mir. Natsumes Gesicht wurde kleiner, die Erdspalte kleiner, bis ich oben nur noch Schwärze sah, egal wie stark ich meine Augen anstrengte. Und dann kam der Aufprall und alle Lichter, die mich zuvor erleuchtet hatten, verstummten in einem merkwürdig guten Gefühl der Zufriedenheit, als hätte ich alles erreicht, was ich bis zu diesem Zeitpunkt hatte erreichen wollen. Ich musste hart mit dem Kopf aufgeschlagen sein, verdammt hart, wenn ich bei meinem ersten Erwachen, ich wusste nicht einmal nach wie viel Zeit, waren es Stunden, Minuten oder gar nur Sekunden, ich wusste es nicht, mich orientieren musste, bei den schemenhaften Gestalten, die mich umgaben, mir nichts sagten, weil ich sie noch nie gesehen hatte. Mein Fall war definitiv von etwas weichem gepolstert worden, sonst hätte ich wohl noch im Flug meinen Löffel an jemand anderen abgegeben. Trotzdem tat mir mein Körper weh! Schmerzimpulse rasten durch meine Nerven, als hätte ich zu viele von ihnen, und verwandelten sie in alles zerfressende, heiße Lava, die nicht aufhören wolle zu fließen. Ich hatte mir nichts gebrochen, stellte ich wenigstens dies zufrieden fest, als ich allmählich mit sehr viel Vorsicht und Zeit versuchte mich zu rühren. Aber von diesem Aufprall würde ich nichts desto trotz eine ganze Weile gut haben. Wie ich feststellen musste lag ich auf etwas weichem, es war definitiv keine Matratze, eher etwas verschlungenes, wachsendes, lebendiges, was sich stetig vorwärts bewegte. Wäre ich nicht so benommen gewesen, hätte ich vermutlich die nackte Panik bekommen, aber gerade meine Verwirrtheit sorgte dafür, dass ich einen kühlen Kopf bewahrte, um meine Situation genau zu analysieren und einen Ausweg zu finden, um zu den anderen zurückzukehren und besonders zu meiner großen Liebe, die ich bis dahin nicht als diese anerkannt hatte. Aber ich musste zugeben, dass ich komplett in Natsume vernarrt war. Wenn es mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar gewesen war, spürte ich es jetzt in jeder Phase meines ganzen Körpers. Die Sehnsucht nach ihm fraß mich jetzt schon wieder auf, obwohl wir erst kurz getrennt waren. Liebe überwindet jedes Hindernis, hatte mir mal mein Großvater gesagt, als ich noch ein ganz kleines Mädchen war und das Küssen zwischen Jungs und Mädchen total eklig fand, nun wünschte ich mir, dass das hoffentlich stimmen würde. Ich wollte Natsume nachher in den Arm nehmen können, ohne irgendeiner Gefahr ausgesetzt sein zu müssen. Nach mehrmaligem Blinzeln, indem sich meine Augen endlich scharf stellten und ich meine Umgebung endlich zu erkennen vermochte, besah ich mir das Schlamassel, in das ich unweigerlich hineingeraten war. Ranken, eine Schlingpflanze oder was auch immer es war, füllte den Raum aus, indem ich mich befand und es war ein Raum. Vier Ecken zierten die Wände, farblose Fläche aus grob behauenem Stein. Seit wann gab es hier einen unterirdischen Raum? Der Keller war es jedenfalls nicht, den kannte ich zu meinem eigenen Bedauern schon zu genüge. Vorsichtig rührte ich mich, um mich in eine sitzende Position zu begeben. Ein Fehler, wie ich eine Sekunde später registrierte! Die Ranken der Pflanze schossen blitzschnell auf mich zu, ließen mir keine Zeit entsprechend zu reagieren. Hilflos schnappte ich nach lebensnotwendiger Luft, als sie sich um meine Handgelenke schlangen, sie straff zusammenband, sich um meine Hüfte sowie Rumpf wand, dass ich mich nicht mehr zu rühren vermochte. „Hilfe!“, brachte ich leise heraus, meine Augen schnellten in alle Ecken und Winkel, um mich irgendwie aus dieser Teufelsschlinge zu befreien. Ich hatte mich mal wieder in die Scheiße geritten, dass sich die Balken bogen, wenn ich bemerken dürfte, dieses eine Mal unbeabsichtigt. „Hilfe brauchst du so schnell nicht zu erwarten, Kleines.“, erklang plötzlich eine trügerisch sanfte Stimme von der gegenüberliegenden Wand von mir, in der sich so etwas wie ein Fenster geöffnet hatte, in welches eine Person trat, welche dann von einem hellen Licht angestrahlt wurde, sodass ich sie erkennen konnte. Oder besser gesagt dem Jugendlichen, der mir entgegen blickte. Er war kaum älter als ich, weder in meiner Sondergruppe noch in einer anderen, aber ich wusste genau, woher ich ihn kannte. Er war damals der Direktor der Grundschüler gewesen, als ich an die Alice Academy kam. Schon damals war er mir ein Mysterium auf zwei Beinen gewesen, genau wie Persona, nur war es uns bis jetzt gelungen einen der beiden unschädlich zu machen, damit er nicht noch weiter meinen Mitschülern schadete oder gar Natsume, obwohl ich in den letzten Wochen erfreut feststellen musste, dass sich die Anti-Alice-Organisation mit ihren Angriffen extrem zurückhielt, als würden sie extra wollen, dass unseren Schülern, die die Aufträge bekamen sie unschädlich zu machen, nichts passierte. Ausnahmsweise ein Pluspunkt für sie, wenn sie sonst schon nichts für uns taten und wenn wahrscheinlich nur etwas, dass wir so selbst nicht mitbekamen, weil es unseren Alltag nicht veränderte. Ein fein geschnittenes Gesicht, scharfe Gesichtszüge, tiefdunkle Augen, die einem einen Schauer über den Rücken jagen konnte, das ebenso dunkle Haar sanft zurück gestrichen, der Pony in die Stirn fallend, blickte mir entgegen. Fein geschwungene Lippen luden zum Küssen ein, hätte ich nicht einen Freund gehabt, den ich für nichts in der Welt hergeben würde. Das einzige, was mir daran sehr wahrscheinlich nicht gefiel, war die andere Person hinter ihm, die ich erst erkannte, als sie näher ins Licht trat. Persona. Zu voller Größe hochgewachsen, finster wie eh und je, unheilverkündend ragte er hinter ihm auf, berührte beinahe den zarten Rücken des Jugendlichen, dessen Gesichtszüge versteinerten, wo zuvor noch eine Bitterkeit in ihnen lag, als hätte er einen Schalter in ihm umgelegt. Ein zynisches Lächeln bildete sich auf den Lippen dieses Scheusals, entblößte nur noch mehr Wahnsinn, die in diesem Wesen wohnten. Ein kalter Angstschauer ran meinem Rücken hinab, fröstelnder Schweiß klebte an meinem Körper, mein Herzschlag beschleunigte sich, mein Herz pochte hart in meinem Brustkorb, als würde es gleich jeden Moment aus eben diesem Springen, zusammen mit meinem restlichen Mut, der mich zu verlassen drohte. Wie oft hatte ich diesen Kerl dafür gehasst, was er Natsume antat und vielen anderen meiner Kammeraden auch? Was er mir in der Vergangenheit schon angetan hatte? Um Beherrschung ringend ballte ich meine Hände zu Fäusten, wobei die Knöchel weiß hervortraten und kurz gefährlich knackten. Mein mürrischer Gesichtsausdruck sagte mehr als tausend Worte, den ich ihm zuwarf, was bei ihm nur ein noch breiteres Grinsen auslöste, dass es fast die gesamte Gesichtshälfte ausfüllte. „So unwillkommen bin ich dir also Mikan?“, fragte er sarkastisch, dass es förmlich nur triefte. „Arschloch!“, zischte ich ungehalten, wurde vulgär, was der Mistkerl nicht anders verdient hatte! Konnte ein Mensch abgrundtief böse sein? Dieser auf jeden Fall, so mordlustig, wie seine Augen anfingen zu funkeln, als ich auf seine Provokation einging. Ich wusste es war ein Fehler, ich sollte es besser wissen, als ihn in seinen dunklen Gedanken noch zu unterstützen, aber es war so verdammt schwer ihm nicht die Fresse zu polieren, dass ich mir schon mit den Zähnen auf die Unterlippe biss, die bei dieser groben Behandlung bestimmt irgendwann anfangen würde zu bluten, um nicht aufspringen zu wollen, um ihm das Gegenteil des kleinen Mädchens zu beweisen, dass er vor seinem inneren Auge sah. Vernichten würde ich es, um ihm das neue Bild der selbstbewussten jungen Frau zu zeigen, die ich geworden war. Mich würde er nicht in die Knie zwingen! Sein dunkles Lachen scholl zu mir herüber, verstärkte meine Gänsehaut. „Was für ein böses Wort, meine Kleine.“, spöttelte er. „Wie schade, dass es hier unten niemand hören kann außer Damian und mir und das wird leider auch so bleiben.“ Damian also. Mein Blick schwang zurück zu dem Jugendlichen, der bei unserem kleinen Wortgefecht keine Miene verzogen hatte. Hatte er überhaupt einen eigenen Willen? Momentan erschien mir das das abwegigste auf der ganzen Welt. Wie konnte man nur so kalt sein? Obwohl….wenn ich mir Persona so ansah, wusste ich, man konnte kalt werden. Was musste in diesem Mann vorgehen, dass er uns Schüler so sehr hasste, geradezu verabscheute? Es musste irgendetwas als Kind vorgefallen sein, ansonsten würde er uns gegenüber doch nicht so extrem handeln. Wenn sich diese Vermutung bestätigen sollte, würde das einfach nur traurig sein, unendlich traurig! Aber wenn er von uns Schülern früher verraten worden war, warum tat er dann das, was ihm früher widerfahren war, uns an? Sonst verhinderte ein Misshandelter doch steht’s, was ihm widerfallen war und schützte im Gegenteil die anderen. „Wieso hassen Sie uns Schüler so sehr?“, hauchte ich leise in den Raum hinein, obwohl ich fast nur geflüstert hatte, scholl meine Stimme quer durch den ganzen Raum, als hätte ich ein Megaphon in der Hand, durch welches ich sprechen würde. Falls sein Gesichtsausdruck vorher schon eine kühle Miene nach außen hin zeigte, verschloss sie sich jetzt zu einer harten Maske, die vor unbeherrschter Wut nur so zu brodeln schien. Mit wenigen Schritten schritt er die Treppe hinunter, die sich an der Seite der Wand entlang schlängelte und auf den Boden führte. Die restliche Distanz überwindend, packte er grob mein Kinn und zwang mich mit festem Griff in seine Augen zu sehen. Wenn er gewollt hätte, hätte er mich jetzt mit seinem Alice verletzen können, denn ich war zu schockiert auf der Stelle festgefroren, als das ich auf einen näheren Angriff hätte reagieren können. „Ich hasse euch SCHÜLER für das, was ihr MIR angetan habt! Ihr seid an eurer jetzigen Situation selbst Schuld!“, zischte er mir gefährlich nah ins Gesicht, unsere Nasenspitzen berührten uns beinahe, was mir einen unangenehmen Schauder nach dem anderen über den Rücken jagte. Ich musste hier weg und zwar schnellstens! „Ich bin keine der Schüler, die Ihnen das angetan haben, was Sie zu diesem Menschen gemacht hat. Es ist grausam, aber geben Sie sich selbst und uns eine neue Chance. Wir jetzigen Schüler sind vollkommen anders als die, die Sie als Kind kennengelernt haben.“, beschwor ich ihn, musste beim Sprechen durch seinen harten Griff um mein Kinn aufpassen, dass ich mir nicht versehentlich meine Mundhöhlenwände an meinen Zähnen aufscheuerte. Ich appellierte an seinen gesunden Menschenverstand, der hoffentlich noch unter dieser harten Schale verborgen war und nur darauf wartete, angesprochen zu werden. Kurz glaubte ich tatsächlich so etwas wie einen Funken Hoffnung in den dunklen, fast schwarzen Augen aufleuchten zu sehen, doch das Glimmen verschwand so schnell wie es gekommen war. Hatte ich mich getäuscht was es anging? War dieser Mann schon so verbohrt, dass seine Seele nicht mehr zu retten war? Ich betete, dass dieser Fall nicht eintreten würde. Ich hatte schon viele Menschen in meinem Leben verloren, noch einmal wollte ich das nicht, selbst wenn es sich im ersten Moment um so einen Wiederling wie er drehte. Mit einer Portion Liebe und Verständnis würde man sicherlich sogar diesen Typen wieder in einen normalen Menschen verwandeln können, aber dazu brauchte es Zeit und Geduld und eine medizinische Sicherheitsanstalt, wo sicher gestellt wurde, dass er sich nicht selbst etwas antat. „Dafür ist es schon lange zu spät!“, knurrte er gekränkt, barsch hob er mich am Kragen in die Luft. Hilflos musste ich zusehen, wie ich einige Zentimeter über dem Boden baumelte, nach lebensnotdürftiger Luft schnappte, um nicht zu ersticken. „Wenn Sie alle Schüler hassen, wozu brauchen Sie dann mich?“, presste ich angestrengt hervor. Böse glitzernd bohrten sich seine Augen in meine, schienen durch mich durch zu sehen, als wäre ich ein Individuum, was es nicht Wert war zu existieren, zu unsichtbar, um es zu beachten. „Du bist meine Rückversicherung, dass deine Eltern keine Dummheiten machen!“ Meine Gesichtszüge erstarrten vor Schreck. Meine Eltern… Er wollte meine Eltern mit mir erpressen! Sichtwechsel zu Yuka Eingehüllt in einem schwarzen Ledermantel mit hohem Kragen, der sogar das Sonnenlicht verschluckt hätte, wenn es Tag gewesen wäre, den Kragen hochgezogen, dass er sogar den Mund verdeckte. Äußerlich komplett ruhig, innerlich pochte mir das Herz so heftig in der Brust, dass ich glaubte es würde mir aus eben dieser springen und auf ewig davonlaufen. Jetzt ahnte ich einigermaßen, wie sich meine beste Freundin fühlen musste, die dazu verdonnert worden war unseren Fluchtweg abzusichern, sprich: Sie war bei dem ganzen Geschehen nicht dabei, sondern musste warten, bis wir uns meldeten, um den organisierten Rückzug anzutreten. Je näher ich der Schule kam, desto mehr wünschte ich mir an einem ganz anderen Ort zu sein oder mit Izumi in irgendeinem Strandhaus zu sitzen, weit, weit weg, um das elendige Ende dieser Schule nicht mitzuerleben. Denn das war ein Trauerspiel. Ich setzte war Schritt für Schritt vorwärts, aber ich fühlte mich leer und musste die aufkeimende Panik unterdrücken, die in mir hoch zu brodeln drohte, als das mir schrecklich bekannte Gebäude sich immer weiter näherte. Ich wollte nur noch mein geliebtes Kind, meine geliebte Mikan, dort rausholen, dann würde mich diese verhasste Schule und ihre bescheuerte Regierung nie wiedersehen. Nie wieder! Plötzlich wurde ich hart am Arm gepackt und in den Schatten gezogen, der die weite, unüberwindbare Mauer noch finsterer gestaltete, noch mehr als brutales Gefängnis darstellte, die sie schon war. Mit dem Rücken zur Mauer, die sich hart in meinen Rücken bohrte, fand ich mich an einen warmen, beinahe heißen Körper gepresst, der mir schier den Atem raubte, als wäre ich noch die Jugendliche von damals, als ich das erste Mal auf diesen herrlichen, lustigen, verrückten Lehrer getroffen war, der sich heimlich in mein Herz geschlichen hatte. Damals, als ich die Konsequenzen für dieses Vergehen genau wusste, hatte es mich nicht interessiert und heute würde es mich auch nicht. Mit flinken Fingern wurde mir der Kragen des Ledermantels heruntergeklappt, der Reißverschluss leicht aufgezogen, dass ich den Wind an meinem Hals vorbeiziehen spürte. Mein Kinn wurde ergriffen, damit ich die Person ansehen musste, die mich einfach aus unserer kleinen Gruppe gezogen hatte, was natürlich keine Panik ausgelöst hatte, denn jeder kannte diesen Mann, der mir den Verstand raubte, egal in welchen Situationen. Schöne, tiefe, saphirblaue Augen starrten mir entgegen, versanken in meinen, ein Zauber webte sich um uns, den ich schon so oft erlebt hatte und der mir jedes Mal ein Gefühl der absoluten Sicherheit vermittelte. Ein sanftes Lächeln zierten die verführerisch geschwungenen Lippen, die geradezu zum Küssen einluden, aber ich wollte in diesem Moment nicht schwach werden, sonst hätte ich meine Nerven vollends verloren, welche momentan an einem seidenen Faden hingen. Zärtlich wurde mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen. „Beruhig dich, Schatz. Es wird alles wieder gut.“, wisperte mir mein Ehemann und ehemaliger Sensei von früher entgegen, bevor er mir einen beruhigenden Kuss auf meine Lippen drückte. Mein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer, als mein Körper von Wärme durchflutet wurde. Und ich glaubte ihm und seinen Worten. Nach so vielen Jahren des harten Kampfes würde alles bald ein Ende haben. Ein gutes Ende. Sichtwechsel Yuka Ende So^^ Das war es auch schon wieder mit einem neuen Kapitel von mir, ich weiß, ich bin (mal wieder) spät dran, deswegen schreibe ich die Kapitel auch immer länger, damit ihr trotz langer Wartezeit noch ordentlich etwas zum Lesen habt, ich weiß, ein schwacher Trost, aber immerhin überhaupt einer^^ Naja, wie ihr selbst lesen konntet, geht es bei meiner Geschichte nun in die heiße letzte Phase, wo noch einmal Geheimnisse gelüftet werden, die einen den Boden unter den Füßen wegreißen und von denen niemand etwas geahnt hatte. Mikan wird feststellen, dass die Welt doch nicht so schwarz ist, wie es erscheint, selbst der unausstehliche Persona wird sein Glück noch, mehr oder weniger, finden^^ Mehr will ich allerdings nicht verraten, sonst habt ihr ja keinen Spaß mehr am Lesen, weil ich zu viel gequaselt habe, wozu ich leider immer neige^^ Ich werde mich bemühen das nächste Kapitel nicht so lange auf sich warten zu lassen, was hoffentlich dieses Mal auch klappen wird, ansonsten dürft ihr mir gerne auf die Finger hauen und wünsche euch bis dahin alles Gute, viel Spaß bei Mexx, bleibt gesund, lasst euch nicht unterkriegen, haltet die Ohren steif und habt Spaß am Leben^^ Liebe Grüße Lesemaus Kapitel 15: ***Weihnachtsspecial 3*** ------------------------------------- „Der Weihnachtsmarkt“ (MikanxNatsume) Der Weihnachtsmarkt der Alice Academy war einfach toll, was anderes konnte man gar nicht sagen! Die verschiedensten Düfte wanderten über den Markt und versprachen köstliche Backware, die man am liebsten in Tonnen in sich hinein geschaufelt hätte, doch noch besser war es zu beobachten, wie unsere Tochter Namiko fröhlich mit ihrem besten Freund Yannik herumtollte, sich gegenseitig zu Fall brachten, nur um sich eine Schneewäsche zu verpassen, die es in sich hatte, und zwar gewaltig! Jetzt nachdem die Alice Academy endlich ihr starrsinniges Denken eingestellt hatte, um sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern, nämlich die Schüler, erstrahlte sie im alten Glanz wieder, den ich nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Die Zeit des Krieges der Talente war vorbei, es wurden zwar immer noch die alten Wunden geleckt, aber wir konnten nun mit ruhigem Gewissen zuversichtlich in die Zukunft schauen! Alle hatten sich von den Strapazen der vergangenen Jahre so gut es ging erholt und führten nun ihr bescheidenes Leben außerhalb der Academy, zudem wurden die Schulregeln der Academy völlig über den Haufen geworfen, seitdem Narumi-sensei sie zusammen mit dem verbliebenden Lehrerkollegium leitete. Die Schule war zwar noch immer ein Internat, aber nun durften die Schüler und Schülerinnen am Wochenende und in den Ferien zu ihren Familien, zudem gab es auch Besuchszeiten in der Academy für die Eltern, falls ihre Kinder das Wochenende doch nicht Zuhause verbringen wollten, um für Arbeiten zu lernen oder etwas mit den Freunden zu unternehmen. Glücklich seufzte ich. Es hatte sich so viel zum Positiven verändert und das lag nicht nur an meiner kleinen Tochter Namiko, die sowohl mich als auch Natsume direkt nach ihrer Geburt sprichwörtlich um ihren kleinen Finger gewickelt hatte, aber es trug einen entschiedenen Teil dazu bei. Hotarus und Lucas Sohn Yannik wohnten, wie es sich Luca schon als kleines Kind gewünscht hatte, auf einem großen Anwesen auf einer weiten Wiese, keine einhundert Meter von dem Wohnhaus von Natsume, seiner Schwester und mir entfernt. Meine Mutter hatte ich auch wieder gefunden, wenn der Tod meines Vaters, den ich nie kennengelernt hatte, immer noch schmerzte, aber ich hatte gute Freunde, die mich von meinen trübseligen Gedanken erfolgreich ablenkten und ich wäre nicht Mikan gewesen, würde ich mich so leicht unterbuttern lassen! Ein fester Griff um meine Taille schreckte mich aus meinen Gedanken und ich wurde an den warmen Körper meines Ehemannes, Natsumes, gezogen, welcher mir liebevoll durch mein langes Haar fuhr. Seine rubinfarbenen Augen hatten ein belustigtes Funkeln inne, welches ich nie geglaubt hatte zu Gesicht zu bekommen. „Worüber denkst du schon wieder nach?“, fragte er mich belustigt, doch anstatt auf eine Antwort meinerseits zu warten, drückte er mir einen Kuss auf die Lippen, der mich zum Schweigen brachte. Wärme durchflutete mich, aufgeregt machte mein Herz einen Hüpfer. Damit er sich nicht so schnell von mir löste, er ärgerte mich gerne, schlang ich meine Arme um seinen Nacken. Erst als und das Atmen schwerer fiel, lösten wir uns voneinander und ich kicherte mädchenhaft, als Natsume rot im Gesicht wurde, was definitiv nicht nur die Kälte hervorrief. Obwohl wir bereits eine Tochter zusammen hatten und an einem zweiten Kind arbeiteten, war Natsume manchmal noch schüchtern wie ein junges Reh, besonders wenn es um die Liebe zu mir ging. Anstatt es mir jeden Tag zu sagen, zeigte er es mir durch besondere Gesten wie z.B. Blumen, ein gemachtes Frühstück oder eine gemeinsame Kuschelstunde nach einem schönen Spaziergang. „Ich liebe dich.“, flüsterte ich leise, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Seine Mundwinkel zuckten leicht und gaben das lausbubenhafte Grinsen frei, dass ich so sehr liebte. „Ich liebe dich auch.“, entgegnete er zärtlich, zog mich aber an der Hüfte bestimmender weiter, damit wir unsere Tochter und ihren besten Freund nicht aus den Augen verloren. „Wie findest du es, nun da alles ein kitschiges Happy End genommen hat?“, fragte Natsume belustigt, aber trotzdem erkannte ich den ersten Unterton in seiner Stimme, der mich lieber zweimal überlegen ließ, was ich ihm antworten sollte, als einmal zu wenig. „Ich finde es schön, so wie es ist.“, sagte ich ehrlich. „Aber ich verlange trotzdem von dir, dass du mich zum Weihnachtsball begleitest!“, begehrte ich, da ich wusste, dass er große Veranstaltungen nicht leiden konnte, aber dort hatte es mit uns beiden seinen Anfang genommen, dort hatten wir uns das erste Mal geküsst und dies war die einzige Tatsache, warum Natsume nicht aufmurrte. Zufrieden kuschelte ich mich an seine Seite. Ja, so konnte es definitiv auf der Alice Academy bleiben! Ende Hallo ihr lieben^^ Ich melde mich nach einer langen Pause auch wieder zurück und werde diese FF endlich beenden, die ich schon so lange auf die Warteschleife geschoben habe^^ Diese Geschichte ist einer meiner besten Freundinnen, LostGeisha, gewidmet, die mir stehts eine gute Freundin und Ratgeberin ist^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)