Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 25: Jedem das Seine --------------------------- Kapitel 25 – Jedem das Seine Sean's PoV „Picco, hör auf!“ Mein Atem raste, als ich die Finger in das Shirt des Italieners krallte. Sie zitterten. Ich hätte es gar nicht so weit kommen lassen sollen. Aber trotzdem war es passiert. Rein aus dem Vertrauen heraus, dass ich gegenüber Piccolos hatte. Er hatte aber auch so schön angefangen mich zu streicheln und war nicht so ruppig an mich ran, wie Felix oder Steve. Aber zumindest hatte ich recht mit meiner Annahme, was er mit 'mehr als nur mögen' meinte. „Er ist doch schon steif, also bring ich es auch zu Ende.“ Dass ich nur ein Stöhnen zur Erwiderung gab, interessierte den Schwarzhaarigen gar nicht. Er küsste nur zärtlich meinen Hals. „Entspann dich doch zumindest ein bisschen“, hauchte er mir ins Ohr. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich verkrampfte. Aber ich konnte mich einfach nicht entspannen. Es ging nicht. Ich hatte Angst. Die Angst verletzt zu werden. Nicht physisch. Das würde mir nichts ausmachen. Schläge. Tritte. Das konnte ich alles überstehen. Aber psychisch ertrug ich nichts. Alles was meine Seele an kratzte, ließ mich brechen. Immer wieder. Und gerade so etwas konnte mein Innerstes bersten. Es gab doch eigentlich auch gar keine schlimmeren Qualen. Jede Wunde, jeder Kratzer würden irgendwann wieder verheilen. Nur nicht die, die der Seele zugefügt wurden. Bis zu seinem Lebensende konnte man die mit sich herumschleppen. Nur die wenigsten fanden auch das Balsam für solche Verletzungen. Und ich hatte das meinige noch längst nicht gefunden. Vielleicht war es mir aber auch näher, als ich dachte. „Sean. Ich werd' dir nicht wehtun!“ Ich blicke nur zu Piccolo auf. Besorgnis lag in seinem Blick. Ich versuchte mühsam ein Lächeln aufzulegen. „Mach doch einfach weiter.“ Eigentlich war es mir gar nicht aufgefallen, dass er schon längst von mir abgelassen hatte. Seine Arme lagen nur noch locker um meine Schultern. „Willst du denn, dass ich dir wehtue?“, fragte er irritiert. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich und schüttelte dann nur den Kopf, den ich im nächsten Moment aber auch schon an Piccolos Brust drückte. Der seufzte nur überdeutlich. „Ich wollte gar nicht so über dich herfallen“, flüsterte er. „Bist du doch gar nicht“, erwiderte ich gleich in einem eben so leisen Ton. Viel zu sanft war er doch zu mir gewesen, als das er 'über mich hergefallen wäre'. Er hatte doch weder Felix noch Steve erlebt. Die hatten sich auf mich gestürzt und wollten mich zu etwas zwingen, was ich nicht wollte. Aber war es mir denn recht, was er tun wollte? Wieso war ich denn so versteift? Sicher nicht, weil ich es wollte. Dann wäre ich locker geblieben und hätte es geschehen lassen. Und trotzdem. Er hatte es tun sollen. Einmal war es mit meinem Kopf und meinem Körper anderes herum. Sonst ließ der Körper immer alles zu und der Kopf wollte es nicht. Das erste Mal genau umgekehrt. Ich rieb die Wange am Oberkörper des Italieners. Suchte etwas Geborgenheit. Die, die ich so selten von meinen Eltern erfahren hatte, aber dafür um so öfters von meinem Bruder. Nur viel zu kurz. Wie konnte er denn einfach so sterben? Mich einfach allein lassen? Ich hatte ihn doch geliebt. Über alles. „Hey, Sean.“ - Piccolo strich mir übers Haar, als ich mich etwas mehr an ihn schmiegte. - „Soll ich vielleicht doch weiter machen?“ Ich sah an mir herunter. Eine deutliche Beule war immer noch unter dem Stoff meiner Jeans zu erkennen. Und doch schüttelte ich den Kopf. „Du bist aber immer noch ganz schön ... spitz.“ Langsam sah ich auf. Piccolo grinste doch wirklich übers ganze Gesicht. „Geht schon“, erwiderte ich und setzte wieder so ein mühevolles Lächeln auf. „Willst du denn nicht lieber dieses geile Gefühl eines Orgasmus erleben, als mit diesem Druck zwischen den Beinen zu leben?“ Leicht hob er eine Augenbraue und blickte mich prüfend an. „Das geht doch auch von alleine weg“, murmelte ich und kuschelte mich erneut an ihn. Doch er schob mich etwas von sich weg. „Das ist keine gute Lösung!“ Er zog die Augenbrauen zusammen. Sollte das autoritär wirken. Wahrscheinlich eher nicht, denn ich konnte nur kichern. „Findest du das so lustig?“ Ich konnte gar nicht antworten, denn da küsste er mich schon zärtlich. Da wollte ich danach schon erst recht nichts mehr erwidern. „Sean? Bist du eingeschnappt?“ Ich schüttelte langsam den Kopf. „Könntest du aufhören mich zu küssen?“, fragte ich kaum hörbar. Dabei wagte ich es nicht Piccolo in die Augen zu sehen. „Oh, stimmt ja, du liebst ja schon jemanden. Tut mir leid.“ Darauf wollte ich eigentlich gar nicht hinaus. Ich wollte nur einfach nicht, dass er mich küsste. Dabei fühlte ich mich so unwohl. Nicht dass ich jemanden betrügen würde damit – ging ohnehin nicht – aber irgendwie kam ich mir so schmutzig danach vor. „Wir waren gar nicht beim Abendessen“, seufzte auf einmal der Italiener. Das hatte ich aber auch vollkommen vergessen. Ich wollte auch eigentlich Jamie etwas mitbringen, doch jetzt würde es zu spät sein noch zu gehen. „Ist doch egal. Weder Jamie noch Felix werden verhungern, wenn sie einmal nichts bekommen und wir wohl auch nicht.“ Ich vernahm ein Knurren von Picco, als ich das gesagt hatte. „Felix hätte ich ohnehin nichts mitgebracht!“, zischte er. Hätte ich mir eigentlich auch denken können. Immerhin hätte ich das auch nicht getan. „Ich sollte lieber gehen. Ist schon spät.“ Der Schwarzhaarige wollte aufstehen, doch ich hielt ihn fest. „Bleib doch zumindest noch so lange, bis Jamie da ist“, flehte ich und Piccolo ließ sich sogar wieder zurück in die Kissen sinken. „Da ich es versprochen habe auf dich aufzupassen, sollte ich das wohl tun. Obwohl ich wohl so bald nicht mehr auf die Gänge sollte.“ Er seufzte und ich hob etwas verwirrt eine Augenbraue. „Die Gänge überprüfen die Lehrer schon jede Nacht ein paar Mal. Nur die Zimmer nicht“, erklärte er mir. So würde es auch mir einleuchten, wieso ich hier drinnen erst zwei Mal überhaupt einen Pädagogen gesehen hatte. „Dann fällt es wohl auch nicht auf, wenn ich die Nacht über hier bleibe.“ Ein zuckersüßes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Ich nickte nur und kuschelte mich auch schon bald wieder an ihn. Hoffentlich würde aber auch Jamie bald kommen. Jamie's PoV Ich konnte nicht schlafen. Nicht jetzt. Nicht nach dieser Aktion. Mit dem Kopf lag ich auf Daves Brust und lauschte dem stetig wiederkehrenden Geräusch seines Herzens, das ruhig vor sich hin schlug, während der Physiklehrer schlief. Das sollte ich eigentlich auch schon längst tun. Eigentlich müsste ich völlig erschöpft sein. Aber ich konnte einfach nicht einschlafen. Ein Zwiespalt tat sich schon die ganze Zeit auf. Es war doch richtig gewesen, dass ich etwas tat, damit ich mich vor diesem verdammten Nachsitzen drücken konnte. Aber es war einfach nur falsch, dass ich dafür mit einem Lehrer vögelte. Nicht das es mir keinen Spaß gemacht hätte. Doch jetzt – danach – fühlte ich mich einfach nur noch dreckig. So elendig versaut. „Schläfst du noch immer nicht?“ Ich zuckte zusammen, als Dave mir übers Haar strich. Ein besorgter Unterton hatte in seiner Stimme gelegen. So etwas hörte man wirklich nicht sehr oft von ihm. Er war doch sonst immer so eiskalt. Der könnte jeden fertig machen. Ich schüttelte langsam den Kopf. Lieber wollte ich nichts sagen. Irgendwie kam ich mir ohnehin heiser vor. Mein Hals war so trocken. Eigentlich müsste ich nur noch krächzen können, wie so eine Krähe. „Komm, du musst ein bisschen schlafen.“ Er streichelte mir über den Hals. Jetzt packte mich ein gewisser Würgreiz. „Sie müssen nicht so nett tun, nur weil wir miteinander geschlafen haben.“ Meine Stimme klang fester, als ich gedacht hatte. „Haben wir uns nicht auf ein Du geeinigt?“, fragte der Lehrer nur, als ob er meinen gereizten Tonfall völlig überhört hätte. „Oh, Entschuldigung. ... Du musst nicht so nett tun, nur weil wir miteinander geschlafen haben“, zischte ich. Hatte er mich denn nicht im Grunde nur ausgenommen? Der hätte doch ohnehin jeden genommen. Ich war eben gerade da gewesen. „Was bist du denn so sauer, Jamie? Hat es dir etwa nicht gefallen?“ Ich blickte auf und sah dann aber nur in zwei etwas traurige blaue Augen. Jetzt konnte ich ihn einfach nicht mehr anschnauzen. So konnte ich nur wegsehen. Ich war nicht im Stande so einen Blick lange auszuhalten. Minuten des Schweigens. Und keiner wollte sie brechen. Ich zumindest ganz bestimmt nicht. Lieber blieb ich für den Rest der Nacht ruhig. Vielleicht könnte ich dann auch endlich schlafen. Zwar wusste ich nicht, wie spät es war, aber es war sicherlich nicht mehr sieben oder acht Uhr. „Willst du die Nacht über hier bleiben?“, fragte da auf einmal Dave. Ich wollte schon fast nicken, doch dann kam mir nur wieder, dass wohl Sean alleine war. Wenn nicht Picco bei ihm geblieben war. Aber dafür würde der wohl auch nicht gerade große Lust gehabt haben. „Ich geh lieber auf mein Zimmer“, antwortete ich schließlich und wollte mich schon hoch raffen, aber da hielt mich Mr. Miller auf einmal am Handgelenk fest. Ich wendete mich noch einmal zu ihm und blickte ihn fragend an. „Eigentlich dachte ich, dass du hier bleiben würdest“, meinte er und versuchte etwas mühsam leicht zu lächeln. Doch da löste ich mich schon aus dem Griff des Lehrers und stand endgültig aus. „Sean wird sich Sorgen machen“, murmelte ich nur und sammelte meine Sachen auf, die auf dem Boden verteilt lagen. „Du hast einen hübschen Arsch“, hörte ich da auf einmal Miller sagen, als ich mir gerade das Shirt über den Kopf zog. „Und sie … äh … du siehst mit der Brille süß aus.“ Ein Grinsen umspielte meine Lippen, als ich mich noch einmal zu ihm drehte. Sein Blick lag auf der Brille, die auf dem Tisch lag. „Dabei sind mir doch nur die Kontaktlinsen ausgegangen.“ Ich lachte nur kurz auf, bevor ich mich knapp verabschiedete. Von seinem Gesichtsausdruck her hatte Mr. Miller wohl etwas anderes erwartet. Aber jetzt war mir das gänzlich egal. Als ich an der Tür stand, fiel mir erst wieder ein, dass die abgeschlossen war. Ich wendete mich noch einmal zu Miller um. Da warf mir der aber auch schon den Schlüssel zu. Ich stapfte die dunklen Gänge entlang. Bei jedem kleinsten Geräusch zuckte ich zusammen und konnte mich erst wieder entspannen, wenn nicht in den nächsten paar Minuten ein Lehrer vor mir stand. Aber jetzt wollte ich nur zu Sean. Der Kleine würde sich doch alleine nur zu Tode fürchten. Aber vielleicht war auch Piccolo lange genug bei ihm. Irgendwie hatten die beiden einen guten Draht zu einander. Sie waren wohl genau auf einer Wellenlänge. Das wäre ich wohl auch zu gerne mit ein paar meiner anderen Zimmergenossen gewesen. Aber mehr als zum Vögeln hatte ich sie oft nicht ausgenutzt. Da bestand keine wirklich innige Beziehung zwischen einander. Es war mehr oder weniger nur einen Zweckgemeinschaft, bei der ich die meisten Vorteile hatte. Jemand anderes war mir aber auch so lange egal. Für mich hatte sich aber früher auch so selten jemand gekümmert. Meine Mutter verließ meine Familie schon früh.. Da war ich kaum sechs Jahre alt und mein Vater war ab dann nicht mehr gerade nett zu mir. Für ihn war ich dafür verantwortlich, dass meine Mam abgehauen war. Zumindest am Anfang. Und zu Gleichaltrigen hatte ich auch nie wirklich eine gute Beziehung. Da konnte ich nicht wirklich etwas aufbauen. Zumindest, als ich noch klein war. Später wurde es etwas besser. Nur hier ging dann die Sache wieder ganz schön bergab. Ich hatte keine Lust mich irgendwo richtig ein- oder unterzuordnen. Picco, Tyler und Max. Das waren die einzigen richtigen Freunde. Mit allen anderen verstand ich mich recht gut, solange ich sie nicht unbedingt schon durchgenommen hatte oder irgendeinen festen Freund von jemanden. Das machte einem eben ganz schön oft eher Feinde, als etwas anderes. Einen gewissen Trotz zeigte ich dann auch noch gegenüber von Lehrern. Ärger wollte gerade hier niemand mehr. So war ich dann für ein paar schon eher lästig. Nur hatte mich das irgendwie so gar nicht interessiert. Es dauerte gar nicht lang, da stand ich schon vor der Tür meines Zimmers. Leise drückte ich die Klinke hinunter. Sean wollte ich nicht wecken, falls er schon schlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)