Terra illunis von abgemeldet ================================================================================ Prolog: lux et sombra --------------------- Was macht einen Menschen zu einem Menschen? Gibt es gute und schlechte Menschen oder gibt es in jedem Licht und Schatten, so wie zwei Seiten eines Medaillons. Und ist es Zufall oder Schicksal, auf welche Seite es fällt? Werden Menschen von dem geprägt, was sie erleben oder besitzen sie die Kraft, die Schatten ihrer Vergangenheit zu überwinden und aus eigener Kraft ins Licht zu gelangen? Ich besitze Macht, die unendliche Macht, denjenigen, der mich besitzt zu Gott oder dem Teufel zu machen. Ihm alle seine Wüsche zu erfülle, sei es die Welt zu retten oder sie untergehen zu lassen. Ich besitze die Macht, Menschen zu töten oder sie zu brechen, genauso wie die Macht sie zu retten. Ich bin kein Gott, denn ich habe keinen Willen, nur Macht die benutzt werden kann von dem, der bestimmt ist, mich zu besitzen. Kapitel 1: pater ---------------- „Steh da nicht rum, geh weiter!! Los, mach schon!!“ Die Peitsche knallte neben ihm auf den Boden, immer und immer wieder. Aber das Mädchen, das zitternd auf dem Hochseil stand und dem sein ganzer Zorn galt, bewegte sich nicht. Ihr Gesicht war errötet, sie hatte Fieber. Wieder knallte die Peitsche, wieder schrie er sie an..... Sie setzte langsam einen Fuß nach vorne, dann den anderen. „Na endlich“, erklang die wütende Stimme des Mannes. Sie tastete sich weiter nach vorne, Zentimeter um Zentimeter.... Das Seil wankte, sie schwebte gut acht Meter über dem Boden. Noch ein Schritt, noch einer... Doch auf einmal verschwamm alles, sie vernahm nichts als Dunkelheit. Spüren tat sie nichts mehr, nicht dass sie fiel, nicht dass sie auf dem Boden aufschlug, durch nichts abgefedert außer einigen dünnen Matten auf dem Manegenboden. Alles um sie herum war völlige Finsternis. Sie schreckte hoch, schweißgebadet. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie geschrien hatte. „Nicht schon wieder, bitte nicht....“. Jede Nacht sah sie diese Bilder. Jede Nacht durchlebte sie alles, was sie immer hatte vergessen wollen. Jede Nacht, jede Nacht seit jenem Tag. Seit diesem Tag war sie gerannt, auf der Flucht vor etwas, vor dem man nicht fliehen konnte. Etwas, was man nicht sehen konnte. Vor dem es kein Entkommen gab. Es war genauso, wie er gesagt hatte. Sie würde die Hölle auf Erden erleben, vollkommen allein, in totaler Finsternis. Solange, bis sie tat was er von ihr verlangte. Warum starben Menschen so schnell, so einfach? Menschen, die sich an ihr Leben klammerten, egal wie hart, wie aussichtslos es zu sein schien. Und warum gab es andere Menschen, die nicht starben, egal was passierte, egal wie viele um sie herum getötet werden? Obwohl es nichts gab, was sie sich mehr wünschten. Nichts, wirklich nichts... An jenem Tag hatte sie alles verloren, was ihr Leben erleuchtet hatte. Es war so schnell gegangen, sie waren umgefallen wie Puppen, als hätten sie nie gelebt, als hätte sie jemand die ganze Zeit an Fäden gehalten und jetzt plötzlich losgelassen. Nur sie, sie hatte überlebt. Genau wie damals in Indien. In dieser Nacht sah sie es wieder. Die Panzer, die Soldaten, die alles niederschossen, alles zerstörten was ihnen begegnete. Männer, Frauen, Kinder. Alles war voller Rauch und Staub. Tagelang. Und dann war es still. Still wie in einer Geisterstadt, in der es kein Leben mehr gibt. Kein Leben bis auf eines. Ein Mädchen, kaum 3 oder 4 Jahre alt, dass zusammengekauert und wimmernd in den Ruinen eines Hauses saß. Sie zitterte, weinte aber nicht. In ihren Augen war nichts, kein Funke Leben, nur Leere. Wohin soll man gehen, wenn man auf der Flucht vor sich selbst, seiner eigenen Vergangenheit ist? Sie erinnerte sich an eine Inschrift, eine Inschrift über Blue Water die sie damals in Tartessos gesehen hatte. Damals hatte sie nicht verstanden. Doch jetzt tat sie es. „Der Besitzer von Blue Water kann entweder Gott oder der Teufel sein.“ Für sie hatte der Stein immer Schutz bedeutet, obwohl sie seinetwegen gejagt worden war. Er hatte ihr den Weg zu ihrer Vergangenheit gewiesen, ihr Tartessos gezeigt. Und schließlich hatte er ihr die Macht gegeben, Jean zurückzuholen. Doch jetzt erkannte sie, dass er auch die Macht hatte, Leben zu nehmen, auch die, die er selbst zuvor zurückgegeben hatte. Und die Kraft, Menschen zu zerstören, auch ohne sie zu töten. Ihnen alles zu zeigen, an dem sie fast zerbrochen wären. Immer und immer wieder. Solange, bis ihr Wille stirbt und nichts als eine leere Hülle bleibt, die alles tut, was man von ihr verlangt. Sie hatte all diese Jahre, die gefüllt waren mit Leid und Tod, nie ganz vergessen können. Aber sie hatte Menschen gehabt, die sie trösten würden, die der Dunkelheit in ihr Licht entgegensetzten. Sie hatte nie gemerkt, wie sehr sie ihr geholfen hatten, erst jetzt, wo sie nicht mehr da waren, merkte sie, wie sehr sie ihr fehlten. Sie waren tot, und sie war Schuld. Hätten sie sich nie getroffen, wären sie jetzt noch am Leben. Warum war sie die einzige, die wieder überlebt hatte? WARUM?? Er hatte gesagt, er würde sie das gleiche wie ihr Vater durchleiden lassen. Alle Menschen, die ihr etwas bedeuteten würden sterben, alle bis auf sie. Und sie würde es immer und immer wieder sehen, nachts wenn sie schlief. Sie würden sie immer wieder fragen: „Warum du? Warum bist du noch am Leben?“ Solange, bis es sie zerbrach. Und genauso wie sie erst jetzt begriff, was ihr Jean, Grandis und all die anderen bedeutet hatten, begriff sie erst jetzt, was ihren Vater zu dem hatte werden lassen, was er war. Sie hatte ihn gehasst, weil sie ihm immer egal zu sein schien, weil er tötete, ohne etwas dabei zu spüren, weil er nur noch für seinen Hass lebte. Und weil er sich umgebracht hatte. Obwohl sie ihn endlich gefunden hatte. War Hass der einzige Weg, nicht zu seiner Puppe zu werden? Hatte er sich ihr nie genähert, aus Angst, sie dadurch zu töten? Warum sah sie die Wahrheit immer erst, wenn es schon zu spät war? Sie hätte ihm diese Fragen stellen können, wenn sie nur früher verstanden hätte, was er durchleben musste. Wie hatte er den Willen aufgebracht, gegen Gargoyle zu kämpfen, gegen seine Puppe? Wie hatte er noch hoffen können auf eine bessere Welt? Nadia verstand es nicht. Hätte sie ihn doch noch fragen können. Kapitel 2: familia ------------------ Sie kamen näher. Sie rannte, immer weiter in die Nacht. Die Schüsse hinter ihr durchbrachen das eisige Schweigen der Dunkelheit. Sie rannte so schnell sie konnte, doch es gab kein Entkommen. Wohin rannte sie eigentlich? Warum rannte sie? Sie blieb abrupt stehen und drehte sich um, sah den Männern direkt in die Augen. Die schwarzgekleideten Männer holten sie ein, formten einen Kreis um sie herum. Der schwarze Mond, eingerahmt vom Schimmer einer rotleuchtenden Sonne, das Wappen der Familie la Algol, war trotz der Finsternis auf ihren Uniformen zu erkennen. Ihr Anführer, ein großer, schwarzhaariger Mann, kam auf sie zu. Er verneigte sich vor ihr, dann umarmte er sie. Nadia war zu erschrocken um sich wehren zu können. „Warum fliehst du vor uns, Prinzessin? Warum hast du Angst vor uns, vor mir? Großvater war sehr enttäuscht, dass du sein Angebot nicht angenommen hast. Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu bringen.“ Seine Stimme, kälter noch als die Augen, die sie ansahen, ließen sie vor Angst erstarren. Sie konnte sich nicht wehren, war wie erstarrt. Sie versuchte nicht, sich aus seiner Umarmung zu befreien und wehrte sich nicht, als er sie küsste. Alles Leben schien aus ihr zu weichen und sie sank bewusstlos in seine Arme. Er lächelte eiskalt, als er sie hochhob und mit ihr auf dem Arm das Schiff betrat, was sie zurück in ihre Heimat nach Nebula bringen sollte. Sie wachte auf. Es war kalt. Und dunkel. Stockdunkel. Sie lag in einem Himmelbett, von den Vorhängen funkelten Edelsteine. Wie die Sterne, die sie durch die Fenster im schwarzen All funkeln sehen konnte. Nur die Erde sah sie nicht. Nicht mehr. „Gefallen sie dir? Die Sterne?“ Erst jetzt merkte sie, dass sie nicht allein war. Er setzte sich neben ihr auf das Bett und sah sie an. Nadia hatte sofort wieder das Gefühl, von innen zu erfrieren. Sie drehte sich von ihm weg und sah wieder aus dem Fenster. „Warum bist du so kalt zu mir?“ Er streckte seine Hand nach ihrem Gesicht aus, sie drehte sich wieder weg. Er zögerte einen Moment, dann schlug er ihr mit seiner anderen Hand in den Magen. Sie fiel mit schmerzverzerrtem Gesicht rücklings zurück aufs Bett, aber schrie nicht. Er beugte sich über sie. „Ich mag es nicht, abgewiesen zu werden. Besonders nicht von jemandem, nach dem ich mich so sehr sehne.“ Weder seine Stimme noch der Blick in seinen Augen verloren etwas von ihrer Kälte. Auch nicht, als er sie anlächelte. Ihr Herz raste. Vor Angst. „Warum?“ „Ich weiß nicht. Ich mag das Gefühl, dich bei mir zu haben. Ich will dich. Und alles was ich mir wünsche, bekomme ich auch. Egal, was es kostet.“ „Und wenn ich nicht will?“ „Glaub mir, du wirst wollen. Weil ich es will. Du wirst mich lieben, weil ich es will. Und du wirst bei mir bleiben, weil ich es will. Und wenn ich will, dass du stirbst, wirst du es.“ „Niemals.“ Er schlug sie abermals. Sie blieb still liegen. „Glaub mir, du wirst tun, was ich will. Dafür wird Großvater sorgen. „Großvater?“ „Ja, er ist mein Großvater, genauso wie deiner. Du bist meine Cousine, und bald bist du meine Frau.“ Nadia erstarrte. „Großvater möchte es so, deshalb hat er mich geschickt, um dich abzuholen.“ „Nein, ich werde Sie niemals...“ Er hielt ihren Mund zu und flüsterte ihr ins Ohr „Nenn mich bei meinem Namen. Naoris.“ Er küsste sie wieder. Sie versuchte, ihn wegzustoßen, aber er hielt ihre Arme über ihrem Kopf fest. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich alles bekomme, was es will. Hör auf, dich zu wehren. Es ist sinnlos.“ Er sprach in kaum mehr als einem Flüstern. Er begann, mit seiner anderen Hand den Gürtel ihres Kleides zu lösen und dann, es ihr auszuziehen. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und schloss die Augen. Ihr tat alles weh, die Handgelenke, die er immer noch brutal festhielt, ihr Bauch, einfach alles. Sie hatte keine Kraft, um sich zu wehren. Und auch keine Tränen, um zu weinen. Trotz ihrer Wehrlosigkeit ließ er ihre Arme nicht los. Im Gegenteil, sein Griff wurde stärker. Und er lächelte. Kalt. Er zog sie vollständig aus, dann sich selbst. „Du wirst sehen, es wird dir gefallen.“ Er flüsterte ihr wieder ins er. Sie zitterte, hielt ihre Augen geschlossen. Der Schmerz, als er in sie eindrang, war schrecklich, aber sie wollte nicht schreien. Nicht vor ihm. Er hielt ihre Arme noch immer fest, mit der anderen Hand strich er ihr über die Lippen. „Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe, schöner als jede Puppe.“ Er küsste sie, diesmal wehrte sie sich nicht. Ihre Augen starrten an ihm vorbei, in den endlosen Sternenhimmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)