Shinras Dreamteam von Niela_DeAhrel (Rude und Reno) ================================================================================ Kapitel 1: 01 - Overcoming Prejudices ------------------------------------- Shinras Dreamteam Kapitel 1: Overcoming Prejudices Wir alle verachten Vorurteile, aber wir sind alle voreingenommen. (Herbert Spencer, 1820-1903) Sieben Tage waren vergangen und Reno hatte noch nicht ein einziges Mal sein neues Zuhause betreten. Stattdessen verbrachte er seine Nächte in seiner Stammkneipe, kippte sich einen Whiskey nach dem anderen und rollte sich anschließend auf einer der schäbigen Couchen zusammen, um seinen Rausch auszuschlafen. Er hatte sich die Akte seines neuen Partners angesehen und bislang kein großes Interesse daran gehabt, ihm über den Weg zu laufen. Rude war als Einzelgänger unter den Turks bekannt. Er galt als still, abweisend und antisozial allen Menschen gegenüber. Außerdem hatte er sich einen Namen als stärkster der Turks gemacht, wahrscheinlich ein weiterer Grund, warum man ihn zu seinem Partner machen wollte. Schnelligkeit und Stärke vereint würden ein unschlagbares Duo ergeben. Es gab nur einen Knackpunkt an der ganzen Sache: Beide Turks konnten sich beim Besten Willen nicht ausstehen. Zumindest empfand Reno das so. Der Glatzkopf hatte es ihm schließlich nicht direkt gesagt – er sagte ja generell nicht gerade viel – aber er hatte es mit seinen Blicken und seinem Verhalten ihm gegenüber angedeutet, als sie sich das erste Mal gegenüber gestanden hatten. „Hey yo Rude, sieht so aus als wär’n wir zwei Partner, huh?“ Reno hatte dem Glatzkopf die Hand hingestreckt, doch der hatte diese kameradschaftliche Geste geflissentlich ignoriert und war wortlos um die nächste Ecke verschwunden. „Eisklotz!“, hatte der Rotschopf ihm lautstark hinterher gebrüllt und hatte anschließend einen unschuldigen Fikus samt Topf, der sich unglücklicherweise in seiner Nähe befunden hatte, quer durch den Gang getreten. Reno rollte sich auf den Rücken und starrte an die schäbig gestrichene Decke, während immer noch ein Gemisch von ohrenbetäubender Musik und besoffenem Gequatsche der Anwesenden in sein Ohr drang. Tiefe, dunkle Augenringe hatten sich in sein Gesicht gegraben. Kein Wunder, er hatte seit sieben Tagen nicht wirklich gut geschlafen. Gähnend setzte er sich aufrecht hin und massierte sich geistesabwesend die Schläfen. Vielleicht war es jetzt endlich an der Zeit, sich seinem Schicksal zu fügen, auch wenn er es noch lange nicht akzeptierte. Die Aussicht in einem Bett zu schlafen, war im Moment sehr verlockend… und warum sollte dieser schweigsame Stinkstiefel von neuem Partner eigentlich allein in dem ganzen Shinra-Luxus schwelgen? „Oi Füchschen, wir haben erst knapp 3 Uhr morgens. Kannst noch was schlafen, bevor du zur Arbeit musst!“ Reno blickte in das grinsende Gesicht des Barkeepers, der lieblos mit einem verdreckten Lappen über die Tische wischte. „Sei mir nicht böse Kinta, aber ich kann auf deinem verlausten Dreckssofa nicht schlafen. Ich mach mich vom Acker.“ Mit diesen sorgsam gewählten Worten erhob sich der Rotschopf und schmiss dem Barkeeper einen Sack voll Gil auf den klebrigen Tisch. „Das sollte für die Gastfreundschaft reichen. Schaff dir bei Gelegenheit ein paar ordentliche Sitzgelegenheiten und vielleicht auch nen neuen Lappen an! Ach, und noch was: Wenn du mich noch ein Mal Füchschen nennst, dann reiß ich dir die Eier ab und serviere sie dir zum Frühstück! Ist das klar, Dude?“ „Jawohl, Sir!“ erwiderte der Barkeeper und salutierte dem Rotschopf mit gespielter Ernsthaftigkeit hinterher, als dieser die Bar grinsend und kopfschüttelnd verließ. Torkelnd begab sich Reno auf den Weg durch Sektor 8 hinüber zum Hauptquartier, kaum drei Häuserblock entfernt. Es erwies sich aber als durchaus schwierig für ihn, die Richtung zu halten. Wenn man gut eineinhalb Flaschen Whiskey intus hatte, war das aber auch nicht wirklich verwunderlich. Vor seinen Augen erschien der Weg doppelt. Bei dem vergeblichen Versuch auf beiden Zwillingsasphaltflächen gleichzeitig zu laufen, schwankte er hin und her, anstatt auf einer geraden Linie zu laufen. Schließlich, nach einer guten halben Stunde Fußweg, den er normalerweise in der Hälfte der Zeit hinter sich legte, stand er vor dem Haupteingang und versuchte mit einigen Schwierigkeiten seine ID-Karte in den unpraktisch kleinen Schlitz zu stecken, um die Tür zu entriegeln. Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelang ihm jedoch das Wunderwerk und er konnte die ausladende Eingangshalle des Shinra-Gebäudes betreten. Mindestens so laut und zerstörerisch wie eine Chocobo-Stampede stolperte er hinüber zum Fahrstuhl. Dort versuchte er den Knopf für seine Etage zu finden, doch wenn man alles doppelt sah, war das eine schier unlösbare Aufgabe. Scheiße! Warum mussten die Nummern auch so klein sein? Er beugte sich vor und kniff konzentriert die Augen zusammen, um wenigsten den Hauch einer Chance zu haben, den richtigen Knopf zu erwischen und – bingo! – er hatte ihn gefunden! Schnell drückte er die 49, bevor sie auf die Idee kam, im Kreis zu rotieren, wie alles andere in seinem Blickfeld auch. Die Fahrt im Aufzug zog sich eine halbe Ewigkeit hin, zumindest kam es Reno so vor. Das lag sicher auch daran, dass die stickige Luft und das ständige Geruckel ihm Übelkeitsgefühle bescherten. Er war jedenfalls sehr dankbar, als die Digitalanzeige auf 49 sprang und sich die Türen, begleitet von einem leisen Ping, öffneten. Er folgte intuitiv dem linken Gang und kramte zeitgleich in seiner Jackentasche nach der vermaledeiten Schlüsselkarte, um seine Zimmernummer in Erfahrung zu bringen. Als er sie endlich zwischen seiner Zigarettenschachtel, dem Feuerzeug und ein paar zerknüllten Papiertaschentüchern ausfindig machte, stöhnte er: 49-13. Scheiße! Das lag in entgegen gesetzter Richtung. Mosernd machte er kehrt und wäre dabei beinahe mit einer Topfpflanze kollidiert, die die Unverschämtheit besaß, sich in seinem Weg zu befinden. Welcher Idiot stellte eigentlich diese ganzen, verdammten Pflanzen überall in den Gängen auf? Er stolperte noch über diverse Teppiche und Fußmatten und knallte in regelmäßigen Abständen mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wände – der Gang war einfach zu schmal konstruiert. Doch letztendlich schaffte er es, ohne größere Blessuren, bis zur Wohnungstür vorzustoßen. Mit einem Blick, bei dem die Hölle vereist wäre, wenn er dabei nicht so stark geschielt hätte, fokussierte Reno das Kartenschloss. Schon wieder musste er sich mit nervigen kleinen Schlitzen auseinandersetzen! Dieses Gebäude hätte durchaus Alkoholikerfreundlicher gestaltet werden können! Mit einem theatralischen Seufzen machte er sich an die Aufgabe. Irgendwann zwischen dem 10-15ten Anlauf, entdeckte der Rotschopf plötzlich oberhalb der Klingel ein kleines Verweisschild aus Plexiglas, auf dem die Namen Reno und Rude zu lesen waren. Seine Augen überflogen noch einmal den kurzen Text und er musste zwangsläufig grinsen. Irgendwie hörte sich das sehr cool an: Reno und Rude. Es klang nach gepflegten Arschtritten und spektakulären Explosionen. PIEP, machte der Kartenleser. Ohne Hingucken hatte Reno es anscheinend endlich geschafft die Tür zu entriegeln. Erleichtert öffnete er diese und betrat zum ersten Mal sein neues Heim. Es war dunkel und er konnte abgesehen von Schatten und Schemen nicht viel erkennen. Suchend wanderten seine Finger über den rauen Putz der Wand, um den Lichtschalter zu finden. Doch noch bevor er irgendwelche Erfolge in der Richtung verbuchen konnte, fühlte er sich schmerzhafte mit dem Gesicht gegen eben diese Wand gedrückt. Schlagartig pumpte das Adrenalin durch seine Adern und vertrieb den schwerfälligen Alkohol. Reflexartig fischte er nach seinem EMR. Doch bevor er ihn zu fassen bekam, wurde ihm sein Arm von dem unbekannten Angreifer brutal auf den Rücken gedreht, ja fast schon ausgekugelt. „Uff… Scheiße verdammt!“, entfuhr es dem Rotschopf. „Reno?“ fragte eine tiefe Stimme. „Wer will das wissen?! Moment, bist du das Rude?“ Der Druck auf seinen Körper und insbesondere auf seinen Arm lockerte sich schlagartig. Anschließend ging flackernd das Licht im Raum an. Reno drehte sich mit dem Rücken zur Wand und spürte, dass sich seine Anspannung löste, als er den Glatzkopf erblickte. Ok, etwas beunruhigend war, dass der Kerl nichts weiter als Boxershorts am Leib trug, aber das lag sicherlich daran, dass er wahrscheinlich sofort alarmiert aus dem Bett gesprungen war, als er Reno die Wohnung betreten gehört hatte. Rude bedachte ihn mit einem intensiven Blick und schüttelte dann den Kopf, bevor er sich umdrehte und wortlos hinter einer der angrenzenden Türen verschwand. „Komischer Kauz.“, knurrte der Rotschopf, während er sich geistesabwesend das linke Handgelenk rieb. Seufzend schlüpfte er aus seinen Schuhen und setzte sich in Bewegung, um sich auf die Suche nach seinem eigenen Schlafraum zu begeben. Dummerweise musste er recht schnell feststellen, dass diese Wohnung nicht über zwei getrennte Schlafzimmer verfügte, sondern über ein Einziges. Genervt betrat Reno den abgedunkelten Raum. Er konnte Rude in dem Bett an der Fensterseite des Zimmers ausmachen, also ließ er sich auf das Bett am anderen Ende des Zimmers fallen – wenigstens gab es zwei Getrennte von der Sorte und kein einzelnes, großes Ehebett! Man wusste ja nie wie lustig die Herrn von der Konzernleitung drauf waren! Missmutig rollte er sich auf die Seite und durchbohrte eine Weile feindselig die unschuldige Wand mit seinen Blicken, bevor ihn schließlich ein tiefer, traumloser Schlaf übermannte. *+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+* Reno erwachte durch einen plötzlichen Anfall von akuter Übelkeit und einem penetranten Pochen in seinem Schädel; ein Kater, ganz eindeutig. Der einzige Grund, warum er nicht sofort die Toilette stürmte oder sich nicht gar sofort auf dem Bettvorleger übergab, war eiserne Disziplin, die er sich in all den Jahren als Katerpatient schwer erarbeitet hatte. Vorsichtig, um ja nicht sein sich drehendes Umfeld durch ruckartige Bewegungen zu irritieren, erhob er sich in eine sitzende Position und schwang seine Beine aus dem Bett. Ebenso bedacht erhob er sich in die Aufrechte, plumpste aber sofort wieder rückwärts auf die weiche Matratze… Scheiße... jetzt war ihm richtig schlecht! Und jede Sekunde, die er an die vermaledeite, rotierende Decke starrte machte es nur noch schlimmer. „Uhhh… ich sterbe…“ wimmerte er und fasste sich an die schweißnasse Stirn. So schlimm hatte es ihn seit Jahren nicht mehr erwischt. Er fühlte sich wie ein Alkohol-Rookie! „Du bist ja immer noch besoffen.“, knurrte Rude von der Tür aus. „Ich wünsche dir auch einen wunderschönen Guten Morgen, Rude!“, gab Reno giftig zurück. „Ich bin nicht besoffen, nur verkatert! Damit das hier mal klargestellt ist! Der Zustand geht aber bald wieder weg, also verpiss dich und lass mich ein wenig theatralisch vor mich hin jammern; das unterstützt den Akt des Ausnüchterns!“ „Wie kann ein einzelner Mensch soviel Müll reden? Hier trink das, dann geht’s besser.“ „Oh! Mein! Gott! Es spricht in ganzen Sätzen mit mir! Ich bin schwer beeindruckt… und geehrt! Bedeute ich dir schon so viel?“ Renos Worte troffen vor Sarkasmus. „Trink einfach.“ Wie auch die vorangegangene Aussage, klangen diese Worte vollkommen emotionslos. Reno war ein wenig überrascht. Er hatte Rude für einen aufbrausenderen Typen gehalten, so wie er aussah: Breites Kreuz, Glatze und Sonnenbrille. Er hatte durchaus die Tendenz einschüchternd auf Leute zu wirken. Reno aber zählte sich nicht zum Sammelbegriff „Leute“. Er war viel zu individuell, um sich mit Anderen in einen Topf schmeißen zu lassen. Ergo fühlte er sich kein bisschen eingeschüchtert. „Was ist das? Glaubst du ich trink den Scheiß, nur weil du mir das sagst?! Ich bin doch kein Mitläufer! Außerdem, was soll das bitte für ne Farbe sein? Kotzbrockengrün oder Abflussschleimbraun? Ich trink doch nichts, was so widerlich aussieht… vom Geruch will ich ja mal gar nicht erst anfangen!“ „Du bist verkatert.“ „Das hab ich doch eben gesagt, Mann! Hörst du mir etwa nicht zu, oder was?“ „Das hilft dagegen.“ Rude hielt ihm das Glas mit der widerlich gefärbten Flüssigkeit unter die Nase. Der Geruch war erbärmlich: eine Mischung aus fauligen Schattenmorellen in ranziger Milch schwimmend mit Harzerrollerkäse bestreut. „Und wie das hilft! Mir ist jetzt schon so schlecht davon, dass ich dir gleich quer über den Anzug reiher. Danach geht’s mir sicherlich besser.“, erwiderte der Rotschopf sarkastisch. Als der Glatzkopf aber stoischer Weise das Glas in Renos Hand drückte, gab der Rotschopf endlich klein bei. „Du bist ganz schön penetrant, Mann.“, keifte er und kippte den Inhalt in einem runter. Der Geschmack war mindestens genauso widerlich wie der Geruch, aber schon nach kürzester Zeit verflogen die Übelkeit und die stechenden Kopfschmerzen komplett. „Das… das Zeug ist echt erstaunlich. Danke.“ „Du gibst es zu. Das hätte ich nicht erwartet. Laut Akte…“ Reno unterbrach seinen neuen Partner barsch. „Was soll’n das heißen?! Glaubst du, du kennst mich schon, weil du ein paar Dinge über mich in meiner Akte gelesen hast?! Das is’ ne Akte, Alter, keine Gebrauchsanweisung.“ „Anscheinend nicht, aber…“ „Aber was?“ „Das gleiche gilt für mich. Meine Akte ist auch nicht allumfassend.“ Die Worte trafen Reno wie ein Schlag ins Gesicht und nüchterten ihn endgültig aus. Er sah Rude eine Weile lang perplex an und fühlte sich plötzlich fürchterlich ertappt. Ja, diese unterschwellige Unterstellung hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Reno hatte sich auch von dem Aktenwissen beeinflussen lassen. Dort hatte gestanden Rude war ein antisozialer, schweigsamer Einzelgänger. Er hatte das Wort für Wort geglaubt, in sich aufgesogen und sich durch das erste Aufeinandertreffen mit ihm darin bestätigt gefühlt. Und dennoch hatte Rude ihm gerade eben erst mit seinem Kater geholfen, obwohl es keinen besonderen Anlass dafür gab, warum er das hätte tun sollen. In diesem Moment wurde Reno klar, dass auch er den Vorurteilen erlegen gewesen war und er fragte sich zum ersten Mal, ob Rude wirklich absichtlich antisozial war oder ob es einen anderen Grund für sein distanziertes Verhalten gab. Der Rotschopf spielte mit dem Gedanken sich zu entschuldigen, aber bevor er sich dazu durchringen konnte, klingelte sein PHS. Die Nummer, die in seinem Display aufblinkte, war ihm wohl bekannt. „Reno hier. Morgen Tseng.“, sagte er grinsend. „Es ist noch so früh am Morgen und du hast schon gute Laune? Den Tag streiche ich mir rot im Kalender an.“ „Scherzkeks. Sagen wir so, ich hatte heute Morgen ein wenig Starthilfe.“, er zwinkerte Rude zu und erntete eine Andeutung von einem Lächeln. Sieh an, seine Theorie war also nicht ganz aus dem Himmel gegriffen. „Was gibt’s denn?“ „Verd hat mich beauftragt, Rude und dich mit einer Mission zu betrauen. Kommt beide sofort in mein Büro.“ „Kein Problem, wir sind gleich da.“ Der Rotschopf legte auf und sprang voller Tatendrang aus dem Bett. „Sieht so aus, als werden wir zwei gebraucht, Partner.“ Mit Genugtuung sah er, dass sich der Hauch von einem Lächeln ein wenig verbreiterte. Nein, Rude war wirklich nicht absichtlich antisozial. Da steckte mehr dahinter. Extreme Schüchternheit vielleicht? Reno war jedenfalls fest entschlossen es herauszufinden. *+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+* ~*~ TBC ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)