Hoffnung zu Asche von matvo (Schatten und Licht, Band 2) ================================================================================ Kapitel 5: Weg in die Krise --------------------------- Van öffnete Hitomi und Merle die Tür zum gesicherten Konferenz Raum der Villa De Farnel und ließ die beiden beiden Damen vor ihm eintreten. Seit der Verhaftung Allens waren ein paar Stunden vergangen, in denen Merle und Hitomi gebadet und gegessen hatten. Beiden hatte die Verteidigung der Stadt viel abverlangt. Merle wurde von Hitomi vorgelassen, da das Katzenmädchen momentan die wichtigste Frau Farnelias war. Außerdem bereitete Hitomi der Gedanke den Herren im Raum zu begegnen Unbehagen und riss sich daher nicht sonderlich darum die erste zu sein. Sobald alle drei drinnen waren und die Tür hinter ihnen geschlossen war, nahm Van und Merle schützend Hitomi in ihre Mitte. Die drei alten Herren, die bereits am Tisch saßen, erhoben sich zum Gruß. Während die Begrüßung- und Vorstellungsfloskeln kurz und knapp ausgetauscht wurden, zählte Hitomi in Gedanken auf, was Van ihr über Fiston, dem Vertreter der Bürger Farnelias, Josua, dem Vertreter der Tagelöhner, und Sagos, dem Vertreter der Bauern in den Dörfern, erzählt hatte. Der König hatte die Ernennung dieser Männer zulassen und ihnen ein Anhörungsrecht gewähren müssen, um sein Volk wieder zu vereinen. Für ihn war dieser Rat der Volksvertreter wenn überhaupt nur ein Barometer für die Stimmung der Bevölkerung, für Hitomi war der Rat erste Anzeichen von Demokratie im Land. Nachdem sich alle sechs Anwesenden gesetzt hatten, kam Josua gleich zur Sache. „Was ist bei der Übergabe des Weibes schief gegangen, euer Majestät?“, verlangte er zu wissen. „Sie werden meine zukünftige Frau mit Respekt behandeln, Herr Josua.“, mahnte Van verstimmt. „Was eure Frage betrifft, eigentlich war die Übergabe selbst ohne Probleme verlaufen. Der Crusador war bereits mit Fräulein Kanzaki in der Luft, als der Unterhändler Astorias darauf bestand, dass ich die Landung des Trägers gestatte und ihm die Regierungshoheit über Farnelia übertrage.“ „Mit welcher Begründung?“, fragte Fiston. Er schien als einzige der Vertreter nicht überrascht zu sein. „Angeblich habe ich dem Fräulein über die vergangenen Monate Zuflucht in Farnelia gewährt. Da ich gegen die Verträge der Allianz verstoßen hätte, hätte Astoria im Namen der Allianz das Recht, dies zu verlangen.“ „Stimmt das?“, erkundigte sich Sagos. „Nein.“, dementierte Van ohne jeglichen Zweifel. „Wo war sie dann die ganze Zeit über.“ „An einem geheimen Ort.“, warf Hitomi ein. „Es tut mir aufrichtig Leid, meine Herren, aber ich kann nichts weiter mitteilen, als dass König Van weder weiß, wo ich war, noch meine Gastgeber in irgendeiner Form unterstützte.“ „Könnt ihr es beweisen?“, meldete sich Fiston zu Wort. „Nein, Astoria kann aber auch nicht seine Position belegen. Sie werden verstehen, meine Herren, dass ich ihnen Farnelia nicht auf Grund ungerechtfertigter Anschuldigungen überlassen möchte.“, begründete Van den Widerstand gegen die Kräfte Astorias. „Was passierte, nachdem ihr die Forderungen zurückgewiesen habt?“ „Der Unterhändler befahl den sechs Guymelefs das Feuer auf die Stadt zu eröffnen. Währenddessen befreite sich das Fräulein Kanzaki aus dem Crusador und zerstörte mit ihren Fähigkeiten fünf der sechs Angreifer. Der letzte konnte Schüsse abfeuern, doch sie schützte die Stadt durch eine Barriere.“ „Ich nehme an, das war das Feuerwerk, das ganz Farnelia beobachten konnte. Wie habt ihr das geschafft?“, platzte Josua dazwischen. „Ich kann mit meinen Gedanken abgeschlossene Räume erschaffen. Am einfachsten kann ich mir eine Kugel vorstellen, aber ich kann auch Form und Größe verändern und die Barrieren bewegen.“ „Mit euren Gedanken?“, amüsierte sich Josua . „Warum kann außer euch das niemand?“ „Wenn ihr daran glauben würdet, dass ihr es könnt, dann könntet ihr es auch.“, belehrte Hitomi ihn ernst. „Prinzessin Merle besiegte daraufhin den letzten Guymelef, der von dem Himmelsritter Allen Shezar gesteuert wurde. Ich habe den Träger gestattet die Überreste der Guymelefs aufzusammeln und beiden Schiffen Astoria die Heimreise erlaubt. Die sechs Piloten und der Unterhändler sind in Gewahrsam. Drei der Piloten sind leicht verletzt, die anderen trugen keine Schäden davon.“, beendete Van seinen Bericht, um die Diskussion zu unterbinden. „Meinen Glückwunsch.“, lobte Fiston die Prinzessin. „Euer Sieg ist eine beachtliche Leistung.“ Merle bedankte sich. „Die Entwicklung dieser Übergabe jedoch ist eine einzige Katastrophe. Farnelia liegt an der Grenze zum verseuchten Gebiet und ihr widersetzt euch dem einzigen Verbündeten, der uns jetzt noch helfen könnte. Die Evakuierungspläne im Falle der Invasion, die wir mit Astoria über die vergangenen Monate ausgearbeitet haben, sind hinfällig geworden. Wir sind den Gezeichneten schutzlos ausgeliefert.“ „Ich nehme an, dass der Herr der Gezeichneten genau darauf gewartet hat.“, stimmte Van zu. „Aber wir haben noch eine andere Quelle von Schiffen. Draiden, der Vorsitzende der Händlerallianz, hat uns Unterstützung zugesichert.“ „Warum haben wir uns Astoria überhaupt an den Hals geworfen, wenn wir doch Schiffe haben.“, wunderte sich Sagos. „Weil die Händlerallianz und deren Kommunikationsnetz noch immer ein Mythos ist und Draiden möchte, dass es so bleibt. Wir sind eine von drei Regierungen, die überhaupt einen Zugang zu diesem Netz haben.“, sagte Merle. „Der Rest der Monarchen Gaias hat keine Ahnung und so können die Händler und Volk sich bei der Entwicklung der Wirtschaft gegenseitig helfen, ohne dass politische Interessen sie stören. Draidens Schiffe sind für den absoluten Notfall, weil deren Einsatz eine fortgeschrittene Koordination unter den Händlern offensichtlich machen würde. Jetzt, da wir Astorias Unterstützung verloren haben, sollten wir uns auf Chuzario konzentrieren. Sie haben zwar ihre eigenen Probleme, dennoch hätten wir dort am ehesten eine Chance für Unterstützung bei der Verteidigung und der Evakuierung unseres Landes.“ „Es gäbe da noch einen dritten Weg.“, verkündete Hitomi. „Überlassen sie mir die Katzenpranke mitsamt den Gefangen. Ich werde mich der Allianz in Pallas stellen und ihnen ihre Leute wiedergeben.“ „Ich fürchte, ein solches Opfer würde nicht reichen.“, gab Fiston zu bedenken. „Es ist zu einem Kampf zwischen Prinzessin Merle und dem Ritter Allen Shezar gekommen. Außerdem hat sich Farnelia der Allianz widersetzt. Lassen Astoria und Vasram dies auf sich sitzen, werden weitere kleine Staaten unserem Beispiel folgen. Sie müssen uns also den Gezeichneten ausliefern, damit jedes Mitglied der Allianz weiß, was passiert, wenn man sich den großen Zwei in den Weg stellt.“ „Wir sollten das Fräulein und die Gefangenen dennoch übergeben, wenn auch nur zur Schadensbegrenzung.“, meinte Sagos. „Diese Geste wird nichts bringen, wenn wir Chuzario um ihre Flotte bitten und im Gegenzug unser ganzes Getreide anbieten.“, widersprach Fiston. „Ich nehme an, ihr habt eine bessere Idee.“, forderte Sagos seinen Kollegen heraus. „Wir würfeln.“, schlug Merle vor. Alle Anwesenden wandten sich ihr zu. Das Mädchen biss sich verlegen auf die Lippen. Nicht einmal Van und Hitomi hatte sie die Idee unterbreitet, die sie jetzt vortragen wird. Aber...wer nicht wagt, der nicht gewinnt. „Einige Händler haben zweifellos die Ereignisse hier beobachtet. Gerüchte werden sich über das Händlernetz verbreiten, ohne dass wir etwas dafür tun müssen. Vor allem die kleineren Länder der Allianz werden wissen wollen, ob an dem Gerede der Straße etwas dran ist. Wir bestätigen und korrigieren die Gerüchte bei den Monarchen persönlich und stoßen so eine Initiative an, die verlangt, dass der Willkür von Astoria und Vasram Schranken gesetzt werden. Zusammen haben die kleinen Staaten genug Gewicht um so eine Änderung der Verträge zu erzwingen. Wir müssten nicht einmal die Führung der Initiative übernehmen. Mit Sicherheit nimmt ein anderer Monarch uns diese Aufgabe ab, um selbst mehr Einfluss zu bekommen.“ „Und so sind wir nur ein Land unter vielen, mit denen es sich der Rat der Allianz nicht verscherzen kann. Sie haben nicht einmal einen Grund auf uns persönlich sauer zu sein.“,stimmte Josua zu. „Und wenn sie es wären, würde es wieder als Willkür ausgelegt werden.“ „Nur, wie sollen wir die Gerüchte persönlich bestätigen. Kaum jemand der hohen Herren wird uns einladen um uns anzuhören, und hier her kommen werden sie ganz gewiss nicht.“, wandte Sagos ein. „König Van und das Fräulein Hitomi werden in einem Monat heiraten. Zu diesem Zweck wird die zukünftige Königin von Farnelia binnen der nächsten zwei Wochen in jedes Land reisen, um die wichtigsten Einladungen zu persönlich überbringen und sich vorzustellen. Als Beweis deiner Zeugenaussage können wir dir die Aufnahmen des Funkverkehrs mitgeben. Dein erstes Ziel wird Pallas sein, wo du die Gefangen abgibst. Die letzten zwei Wochen wirst du dich dem Volk von Farnelia bekannt machen. Die Etikette kennst du ja bereits.“ „Aber ich muss die Vorwürfe gegen mich aus der Welt schaffen, Merle.“ „Das kannst du auch, aber nach der Hochzeit. Du hast als Königin eine Chance auf ein faires Urteil, als standeslose Frau wird es nicht einmal eine Verhandlung geben. Aston würde dich sofort irgendwo hin schaffen wollen, wo du ihm als Lustsklavin dienen kannst.“, prophezeite Merle. „Nur über meine Leiche.“, sagte Hitomi entschlossen. „Du würdest natürlich fliehen und alles ist so wie vorher. Der einzige Unterschied wird dann sein, dass es Farnelia nicht mehr lange geben wird.“ „Kaum ein Monarch wird bei dieser kurzen Frist zur Hochzeit zusagen können.“, brachte Fiston das nächste Gegenargument zur Sprache. „Egal was passiert, für Farnelia wird eine harte Zeit kommen. Die Hochzeit ist daher für das Volk und nicht für den Adel. Sie werden eine letzte Gelegenheit zum Feiern bekommen, ehe der Sturm über uns herein bricht.“, hielt Merle dagegen. „Ich hab dich nicht adoptiert, um mir meine Zukunft zu diktieren.“, äußerte sich Van verdrossen. „Tu nicht so, als würde ich dich zu etwas zwingen, was du nicht schon vorhast.“ „Und was, wenn ich trotz allem für den Ausbruch der Zaibacher Kriege verantwortlich gemacht werde?“, sorgte sich Hitomi. „Farnelia wird wohl kaum nichts tun können, wenn dessen Königin gefangen genommen wird.“ „In dem Fall führe ich einen Staatsstreich durch, der König Van entmachtet.“, lächelte Merle spitzbübisch. „Was auch immer er dann tut, ist nicht mehr Sache des Staates Farnelia. Selbst wenn die ganze Sache mit der Initiative schief geht, wäre die Situation nach der Hochzeit nicht schlimmer als davor. Wir können uns immer noch an Chuzario halten und binnen zwei Monate schaffen es die Gezeichneten nicht vor unsere Stadt, da ihnen die Transportmittel fehlen.“ „Ich bin einverstanden.“, verkündete Van. „Ich auch.“, seufzte Hitomi. Unter dem Tisch griff sie nach Vans Hand und lächelte fast unsichtbar. Eine seltsame Zufriedenheit breitete sich ihr aus, die sich langsam zu Freude steigerte. Wenigstens das Ja-Wort würde sie ihrem Liebsten noch geben können, egal was die Zukunft brachte. „Wir können euch nicht davon abringen, Majestät. In dem Punkt versagten schon mächtigere Leute bei eurem Vater. Aber bitte sorgt dafür, dass das Volk eure Liebe überleben wird.“, bat Fiston nachgebend. „Das wird es.“, versicherte Van. „Ich garantiere mit meinem Leben dafür.“ „Ich ebenfalls.“, schloss Merle sich an. „Dann sollten wir jetzt die Details klären.“, bestimmte der König und schaute jedem der Runde in die Augen. „Hat jemand bezüglich der Hochzeit Wünsche?“ Hosted by Animexx e.V. 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