Hoffnung zu Asche von matvo (Schatten und Licht, Band 2) ================================================================================ Kapitel 40: Sturm auf Farnellia ------------------------------- König Aston von Astoria schob seinen beleibten Körper behäbig in dem Sessel hin und her, auf der Suche nach einer bequemeren Sitzposition. Er saß in mitten eines großen Raums, vollgestopft mit Bildschirmen und technischen Gerät, von dem manches piepte, manches nicht. Die Wände des Raums waren ebenso grau, wie das Interieur selbst. Hier, in der primären Kommandozentrale des Stützpunktes Orio in der Nähe der Grenze zu Farnellia, einer größten Ansammlungen Zaibacher Technologie auf Ganz Gaia.. Von diesem Raum aus überwachte er die Maßnahmen zur Rettung der Stadt, deren Dankbarkeit ihm auf ewig sicher sein sollte. Noch wenige Augenblicke und seine Soldaten würden Feuer vom Himmel regnen lassen, während die kleine Armee Farnellias auf der Stadtmauer in der ersten Reihe saßen. „Wie lange dauert es noch, bis die Schiffe ankommen?“, fragte der König ungeduldig in die Runde. Von den vielen Uniformen, die teils still an ihren Stationen saßen und teils emsig umher huschten, blieb die höchst dekorierte stehen. „Die Geschwader sind noch etwa 15 Minuten vom Ziel entfernt, euer Majestät.“, antwortete Orios Kommandant Sander pflichtbewusst. Seinen Frust hinunter schluckend, griff er auf dem Tisch vor dem König nach den Figuren, die für die Luftschiffe Astorias standen und setzte sie auf der Karte in die Nähe Farnellias. „Es dauert nicht mehr lang und ihr habt euren Triumph.“ „Und die Sklaven der Gezeichneten?“ „Sie bewegen sich mit konstanter Geschwindigkeit voran. Sie werden zeitgleich mit unseren Verband im Tal eintreffen.“ „Es darf absolut nichts schief gehen.“, erinnerte der König den Offizier. „Es soll ein Herzschlagfinale der ganz besonderen Art werden, darf aber nicht inszeniert wirken.“ Also wird das Sklavenheer genau dann vernichtet, wenn es sich ins Tal ergießt und alle soll an einen Zufall glauben?, zweifelte der Soldat, behielt seine Gedanken aber für sich. Solange der König schwafelte, störte er seine Untergebenen nicht mit fragen. Völlig unvermittelt schaltete sich einer der beiden jungen Männer ein die seine Fettleibigkeit ohne eine Erklärung mitgebracht hatte. „Herr, König Van hat von der Ankunft eurer Schiffe erfahren.“, berichtete der Fremde aus heiteren Himmel. „Er hat was?“, brauste der König auf. „Woher? Die Geschwader sind nicht einmal in Sichtweite.“ „Mein Gefährte vor Ort glaubt das Schiff über der Mauer hat sie irgendwie ausgemacht. Wahrscheinlich auch so, wie eure Männer den Luftraum überwachen.“ „Unmöglich!“, schoss der Offizier dazwischen. „Die Technik ist geheim.“ „Dryden.“, schloss der König. „Er hat das Schiff gestellt. Er ist noch nie sehr zurückhaltend mit den Geheimnissen anderer umgegangen.“ „Ein Händler? Wie soll ein Händler...“ „Er ist nicht umsonst mein Schwiegersohn.“, unterbrach der König den Kommandanten. „Wie reagiert der König?“ „Er hat einem unbekannten Mädchen den Guymelef der Prinzessin anvertraut und ist dann Richtung Villa davongeflogen.“, berichtete der zweite der Unbekannten. „Er ist geflogen?“ „Ja, Herr.“ Der Fremde sparte es sich, den König auf den Umstand hinzuweisen, dass Van wie er selbst ein Abkömmling des Drachenvolks war, wenn auch nur zur Hälfte. „Eure Gefährten haben doch ein Auge auf ihn.“, versicherte sich Aston. „Sie sind noch immer auf der Mauer. Die Männer sind zu verlockenderes Ziel für Trias Gezeichnete. Sie verfolgen den König aber weiterhin über seine Aura.“ „Gut“, stimmte Aston zu, wobei er weit weniger verwirrt war, als Orios Kommandant. Im Normalfall hätte er von Lebensenergien und telepathischen Zeug ebenso wenig geglaubt, wie der Offizier, doch Hitomi gebot nach eigener Aussage ebenfalls über solcher Kräfte und ihr glaubte er. Zufrieden für den Augenblick lehnte sich Aston zurück und begann zu träumen. Zweifellos würde der unerwartete Unterstützung für die bedrohte Stadt der alleinigen Zugriff auf Farnellias Getreideexporte folgen und das Königshaus Farnellias würde eng seiner eigenen Familie verbunden sein. Vielleicht würde Van sogar einer Verlobung zwischen einen seiner Nachkommen und Astons Enkeln zustimmen, die ihm Millerna hoffentlich in absehbarer Zeit schenken würde. Die Kräfte dieser wunderbaren Frau gepaart mit der Macht seines Throns. Aston würde damit seinem Land das zweifellos bedeutendste Königspaar bescheren, deren Kinder und Kindeskinder das Land und damit seinen Namen in eine glorreiche Zukunft führen würden. Aston mochte Hitomi aufgegeben haben, ihre legendären Kräfte aber noch lange nicht! „Majestät!“, sprach einer der Männer vom Drachenvolk ihn gepresst an. „Was ist?!“, erkundigte sich Aston ungehalten. „Wir haben den Kontakt zu König Van verloren.“ „Verloren? Wie?“ „Er war von einer Sekunde zu anderen auf einmal weg.“ „Ist er tot?“, fuhr Aston ihn panisch an. „Nein, nun...wir wissen es nicht. Es fühlte sich wohl nicht so an, als wäre König Van getötet worden.“ „Bin ich der einzige...“, fragte der Kommandant dazwischen, doch Aston unterbrach ihn. „Und sie sind sicher, dass sonst niemand in der Stadt ist?“ „Unsere Kameraden haben niemanden ausmachen können. Das ganze Tal sollte bis auf die Streitmacht auf dem Tor verweist sein.“, antwortete der Fremde, doch er klang alles andere als sicher. „Ist doch gut, wenn der König tot ist. Könntet ihr dann Farnellia nicht...“ „Schwachkopf!“, schallte der König ihn aufgebracht. „Mit wem sollte ich sonst verhandeln, wenn nicht mit Farnellias Herrscher?“ Aston sank in seinem Sitz zusammen. „Van ist schon sehr auf die Unabhängigkeit seines Landes fixiert, aber er ist vernünftig. Seine 'Schwester' hingegen ist noch schlimmer. Sie wird Farnellia erst brennen sehen müssen, bevor sie meine Hilfe annimmt.“ Mit dem festen Vorsatz das schlimmste zu verhindern, richtete sich Aston auf. „Kommandant, sagen sie den Schiffen, sie sollen so schnell wie möglich fliegen. Nachdem sie die Ladung abgeworfen haben, muss ein Geschwader die Mauer sichern. Sie sollen auch den Soldaten die Waffen abnehmen und sie zusammentreiben für den Fall, dass sich doch ein Gezeichneter auf der Mauer befindet. Das zweite Geschwader fliegt zum Grab der königlichen Familie und sichert es. Sie sollen sich auf Gegenwehr gefasst machen!“ Der Kommandant jedoch widersprach: „Unsere Schiffe fliegen jetzt schon so schnell sie können! Der Auftritt sollte perfekt sein. Sie erinnern sich?“ „Es geht immer ein bisschen mehr!“, verlangte der König und wandte sich dann an die Männer des Drachenvolkes. „Sie übermitteln ihren Kollegen die Freigabe für die Attentate und die Anweisung nach König Van zu suchen. Überlassen sie die Männer auf der Mauer meinen Leuten.“ „Und wenn sie nicht rechtzeitig ankommen? Die Stadt wäre verloren!“, gab auch einer der Vertreter des Drachenvolks zu bedenken. „Das hier ist meine Operation mit meinen Ressourcen!“, mahnte Aston weiß glühend. „Ihre Leute sind nur solange dabei, wie sie meinen Anweisung folgen!“ „Majestät, was ist mit dem Guymelef, der vom Schiff über Farnellia starten soll.“, warf der Kommandant sich ein weiteres Mal dazwischen. „Ihre Leute sollen sich augenblicklich identifizieren und sich als Freunde zu erkennen geben.“, explodierte Aston schließlich. „Muss ich denn alles sagen, bevor sie mal nachdenken!“ Plötzlich fing er an zu schwer zu atmen und fiel auf den Sessel zurück. Eine Dienerin, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, stürzte auf ihn zu und versorgte ihn. „Ja, euer Majestät.“, bestätigte der Kommandant zufrieden und beachtete damit den alten Mann nicht weiter. Jetzt hatte er nun wahrlich die Befehlsgewalt. „Lasst die Geschwader mit Vollgas fliegen!“, rief er in die Runde rein. „Und geben sie Sturmadler grünes Licht! Sie können rein.“ „Sturmadler hat verstanden. Wir gehen rein.“, flüsterte der Mann mit dieser Kennung bedächtig in sein Mikro. Nun galt es! „Wir gehen rein, Männer.“, wiederholte er leise den Befehl für seine Soldaten. Sie alle trugen wie er eine schwere, mattgraue Panzerung, die den ganzen Körper bedeckte und nur an den nötigsten Stellen das schwarze, synthetische Material unter den schweren Platten zeigte. In der finsteren Gasse, wo Sturmfalke und ein Teil seiner Einheit ausharrte, waren sie fast unsichtbar. In der Rüstung fühlte sich der Ritter alles andere als wohl, doch besonders die mit Masken versehenden, Schädel-förmigen Helme waren ihm ein Graus. Das Sichtfeld war eingeschränkt und bestand nur noch aus zwei Gucklöchern, die mit einer Art dunklen Glas abgedeckt waren, auf dem sich je nach Bedarf zusätzlich Informationen, wie das Bild der Wärmekamera im Helm, projizieren ließen. Komplettiert wurde das Gewicht jeder Rüstung durch einen schmalen Tank auf dem Rücken der Soldaten, der vielseitiges Flüssigmetall enthielt, wie es auch von den Zaibachern Guymelefs verwendet wurde. Konventionelle Klingen waren nicht Teil der Ausrüstung. Sturmfalke konnte dennoch nicht auf sein Langschwert verzichten und trug es daher am Gürtel. Noch nie im Leben hatte er sich so behangen gefühlt. Er musterte das schlummernde Anwesen von Baron Trias gegenüber der Gasse. Wie von selbst erfüllte ihn das Wissen über die Anzahl und Position der Ziele. Sie alle waren Gezeichnete, durch einen Virus mutierte Supermenschen die an der Willen des trügerischen Barons gefesselt waren. Da es keine Heilung für solche bedauernswerten und zudem gefährlichen Individuen gab, mussten sie vernichtet werden. Sturmfalke hatte mit eigenen Augen gesehen, was selbst eine kleine Gruppe Gezeichneter anrichten konnte und war daher auch nicht abgeneigt Befehle zur deren Liquidierung zu befolgen. „Im Keller befinden sich sechs Ziele.“, berichtete er seinen Männern mit der wagen Hoffnung, dass niemand von denen sich fragte, woher er das wusste. „Ein Ziel schläft im Zentrum des Untergeschosses, zwei weitere befinden sich etwas weiter außerhalb in nördlicher Richtung. Gruppe zwei wird sich um diese drei kümmern. Ihr dringt unauffällig über den Lieferanteneingang in das Gebäude ein.“ Dann sprach er seine Untergebenen direkt vor Ort. „Wir stürmen durch den Haupteingang und machen dabei so viel Krach wie möglich. Die restlichen drei Gezeichnete befinden sich dort in der Nähe und werden uns wahrscheinlich direkt angreifen. Setzt die Granaten ein, bevor einen Raum betretet, und gebt euch gegenseitig Deckung. So erledigen wir sie ganz sicher.“ Über Funk bestätigten die Spezialkräfte zackig seine Befehle. Sturmfalke schlich im zügigen Tempo über die Straße und presste sich neben die massive Eingangstür. Die insgesamt zehn Männer seiner Gruppe postieren sich hinter ihm oder auf der anderen Seite. Dann ließ er das Mikro einmal klicken und gab so das Signal zum Angriff. Einer seiner Leute hockte sich neben ihn und streckte beide Fäuste geballt zur Tür, während ein anderer vortrat und seine Faust nur wenige Zentimeter entfernt direkt auf das Schloss des Eingangs richtete. Wie von einer gewaltigen Kraft getroffen, splitterte das Holz um den Riegel und die Tür schwang auf. Der Mann neben Sturmfalke nickte, woraufhin die Soldaten in das Gebäude hinein stürmten. Zwei Männer bezogen in der Eingangshalle Stellung, für den Fall, dass die Bediensteten nach dem Rechten sahen. Die anderen folgten den auswendig gelernten Lageplänen des Hauses zur Kellertreppe. An deren Anfang stoppte Sturmfalke die Gruppe. Er konnte die Gezeichneten hinter der linken Abzweigung der T-Kreuzung hinter dem Treppenausgang beinahe sehen, so sicher war, dass sie dort waren. Sie kamen durch die beleuchteten Räume auf die Treppe zugelaufen, hatten sie jedoch noch nicht erreicht. Nun war es Zeit die Überraschung auszupacken, die Wissenschaftler aus dem ehemaligen Zaibacher Reich den Gezeichneten bereitet hatten. Er löste eine Granate aus der Halterung unter dem Rückentornister und warf sie die Treppe runter. Dann duckte er und seine Männer sich weg. Er hörte den Knall selbst durch den Helm hindurch und er hätte er hingesehen, hätten lediglich die Gläser vor seinen Augen ein temporäres Erblinden durch den Lichtblitz verhindert. Sturmfalke gab das Zeichen und die Männer rückten vor. Bei der T-Kreuzung angekommen, strecke einer der Männer seine Faust. Aus den drei Röhrchen über seinem Handrücken schossen kleine Projektile aus flüssigen Metall mit einem solchen Druck, dass die Körper von zwei der verwirrten Gegner durchlöcherte wurden. Der dritte kam hinter seinen gefallenen Kameraden hervor, preschte jedoch in eine Wand aus eilig erschaffenden Schilden aus Flüssigmetall, welche ebenfalls aus den Faustöffnungen gespeist wurden. Einer der beiden Soldaten, die die Barriere errichtet hatten, ließ aus der selben Vorrichtung seiner anderen Hand drei spitze Stangen fahren, langte über die Schilde hinweg und rammte diese in den Hals des Gezeichneten. Leblos fiel dessen Hülle zu Boden. Die Gruppe teilte sich und drang weiter vorwärts durch den Keller. Sturmfalke hielt jedoch inne. Um sicher zu gehen, dass jeder von den Gezeichneten auch wirklich tot war und sich nicht gerade regenerierte, schoss er jeden von ihnen ein Projektil durch den Kopf. Plötzlich entstand jedoch Unruhe in der Einheit, die den rechten Weg genommen hatte. Sturmfalke registrierte den Gezeichneten, der seine Leute aufmischte, und rannte so schnell, wie die Rüstung es zuließ, in den Raum hinter dem Gang. Dort sah er einen Mann gerade gegen die Wand fliegen und die anderen auf den Boden liegen. Der Gezeichnete stürzte sich auf ihn, doch statt der Kraft seines Gegners Widerstand entgegen zu bringen, lies sich Sturmfalke rückwärts auf den Boden rollen. Während ein Arm den Gezeichneten von ihm wegdrückte und ihn beschäftigte, fuhren drei Spieße aus seiner Faust in den Magen seines Gegners. Trias Marionette schrie auf, verstummte jedoch, als Sturmfalke dann noch das Handgelenk drehte und somit seine Klingen aus Flüssigmetall durch die Eingeweide des Gezeichneten pflügte. Der sank neben dem Ritter zusammen, woraufhin dieser ihm ein Projektil in sein Gesicht schoss. Angewidert von der Schweinerei rappelte Sturmfalke sich auf und verlangte per Funk nach einem Statusbericht. „1-4 ist in Ordnung, Kommandant.“, meldete einer der Soldaten am Boden, während er sich aufrichtete. „Scheiße! Was war das? Der Typ war so schnell.“ Nacheinander trudelten die Meldungen aller weiteren Untergebenen ein, zusammen mit der Bestätigung, dass auch die letzten zwei Gezeichneten tot waren. „Sichert den Keller und meldet dem Hauptquartier unseren Erfolg!“, befahl Sturmfalke hörbar erleichtert. Die Rüstungen mochten stören, aber sie hatten seinen Leuten das Leben gerettet. „Dann findet euch in Paaren zusammen und untersucht einander auf offene Wunden. Wir dürfen kein Risiko eingehen“ Dann nahm er aus einem Anflug aus Leichtsinn den Helm ab und löste die Klammern aus seinem hochgesteckten, blonden Haar. Aus Dankbarkeit wieder frische Luft atmen zu können, tat Allen Shezar einen tiefen Atemzug. Na ja...frisch war schon immer ein relativer Begriff gewesen. Daraufhin kam eine Nachricht von der unsterblichen Seele, die in seinem Schwert gefangen war und es ihm ermöglichte die Gezeichneten aufzuspüren. Erst war er fassungslos, doch nur einen Augenblick später drosch er voller Zorn seine gepanzerte Faust gegen die Wand. Er musste alles an Selbstbeherrschung aufbringen, die er zu bieten hatte, um nicht loszuschreien. Stattdessen knirschten seine Zähne, so fest presste er sie zusammen. Einer seiner engsten Freunde und besten Kameraden war tot, ermordet von dem Mann, dessen Anwesen er gerade gestürmt hatte. Trias hatte sich bereits alle Mühe gegeben, um die Sache zwischen ihm und Allen persönlich werden zu lassen, doch jetzt hatte er den Zenit überschritten. Der Himmelsritter schwor sich, er würde nicht eher Ruhen, ehe dieses Geschwür von Gaias Oberfläche getilgt worden war. Für wenige Minuten stieg die Mordrate in Gaia auf ein ungewöhnliches Maß an. Beinahe zur gleichen Zeit, aber zur unterschiedlichsten Stunde wurden verteilt über den ganzen Globus herum Menschen im Schlaf getötet, auf offener Straße unauffällig zur Seite geschleppt und erstochen. Selbst als einige der Opfer bei ihren Familien saßen, waren sie im nächsten Moment tot, ohne dass die restliche Familie sich erinnern konnte, was geschehen war. Es starben Junge und Alte, Männer und Frauen quer durch alle Schichten. Sogar Kinder waren unter ihnen. Nur eines hatten alle Mordopfer dieser ungewöhnlichen Serie gemeinsam: Die seltsam langen Fangzähne in ihrem Mündern. Zufrieden betrachtete Trias Vans Leiche mitsamt den abgetrennten Kopf. Dieser Tag war schon längst überfällig gewesen. Zugegeben, es war ein kluger Schachzug von der Frau aus seinem Volk gewesen sich mit einem Menschen zu paaren, einem König noch dazu, und somit Nachkommen in die Welt zu setzen, die sich zu einer Gefahr für seine Pläne und vielleicht sogar seinem Leben entwickelten konnten, doch diesem Vorhaben hatte Trias nun endgültig einen Riegel vorgeschoben. Van, der letzte Nachkomme von König Goou und Varie, der Frau vom Drachenvolk, war tot. Da sich sein Volk in Zukunft wie auch die Jahrtausende zuvor auf ihrem Luftschiff verkriechen würden, stand seinen Plänen nichts mehr im Wege. Heute würde Farnelia fallen, dann ein weiterer Staat nach dem anderen. Und die Menschen würden keinen Finger rühren um ihren Nachbarn zu helfen. Dafür wollte er in seiner Rolle als Baron Trias aus Astoria, der nur knapp der nahenden Invasion in Astoria entkommen würde, höchstpersönlich sorgen. Und so spielte Trias wieder einmal seine Pläne für die Zukunft Gaias durch, die den Planeten seiner Bewohner beraubten und ihn damit in seiner Form als gedankliches Konstrukt völlig vernichten würde. Er sonnte sich im Gedanken seine Frau, eine zwangsrekrutierte Wächterin, die Ruhe zu verschaffen, die der Planet selbst ihr verweigerte. Plötzlich stach ein scharfer Schmerz durch seine Brust und Trias sank stöhnend auf seine Knie. Seine Augen starrten aufgerissen durch die Erde. Aus seinem Mund tropfte Speichel, während er ihn wegen eines lautlosen Schreis weit aufgerissen hatte. Die Erkenntnis, was seine Schmerzen verursachte, war so unerträglich wie die sich ständig wiederholenden Stiche in sein Fleisch. Seine Untergebenen, die Gezeichneten starben. Nicht nur einer, sondern viele, vielleicht sogar alle. Sie wurden zielgerichtet ermordet und Trias begriff, dass selbst ein Volk, dass er seit Jahrtausende kannte, ihn überrascht hatte. Das Drachenvolk brachte seine Schläfer um. Der Gedanke, sie konnten sich tatsächlich dazu herablassen, ihre fliegenden Stadt in so großer Anzahl zu verlassen, um den Menschen wirklich helfen zu können, war dermaßen abwegig, dass Trias selbst jetzt es kaum glauben konnte. Es musste jedoch so sein. Die Menschen konnten seine verstreuten Schläfer unmöglich selbst enttarnt haben, geschweige denn sie umbringen. Trias biss die Zähne zusammen und schleppte sich trotz der wiederkehrenden Schmerzen durch den Wald. Er hatte noch immer Farnellia und Chuzario. Die beiden Länder gehörten praktisch ihm, zusammen mit zehntausenden versklavten Menschen, von denen jeder eine Waffe war. Wenn Gaias Bewohner Krieg wollten, statt schnell und unvorhersehbar ausgelöscht zu werden, sollten sie ihren Krieg bekommen. Bei der Herrschervilla auf dem majestätischen Plateau über der Stadt hielt er inne und betrachtete den Horizont. Seine scharfe Augen erfassten die Masse an versklavten Menschen vor der Stadt. Der beste Augenblick um die Verteidiger auf der Mauer zu überraschen, war während des bevorstehenden Ansturms seines Heeres. Er musste einfach nur heimlich die Tore öffnen, während die Soldaten nur auf seine Sklaven achteten. Sie sollten von innen kaum gesichert sein. Wenigstens konnte er sich auf den gierigen Aston verlassen. Kaum hatte er ihn eine schöne Frau vor die Nase gehalten, sah der tatenlos zu, wie an seiner Grenze ein Staat ausradiert wurde. Doch Trias wurde ein weiteres Mal überrascht. Zwischen ihn und der Mauer sah er zwei paar weiße Schwingen, die rasch näher kamen. Er erkannte diese als die Art von Flügel, wie nur Nachkommen des Drachenvolkes sie hatten. Trias betrachtete verbissen das Tal vor ihm. Mit der an Anwesenheit des Drachenvolks fiel eine Einmischung seinerseits in die Schlacht von Farnellia flach. Mit den menschlichen Soldaten wäre er zurecht gekommen, seine unsterblichen Artgenossen hingegen standen auf einem ganzen anderen Blatt. Die Schmerzen waren abgeklungen und noch immer spürte er die Lebensgeister von einigen Gezeichneten, wenn auch nur noch in den bereits eroberten Gebieten in Chuzario. Begleitet von der befriedigenden Kenntnis, dass er zwar geschwächt, aber nicht geschlagen war, flüchtete Trias durch den Wald. Sein Heer von zweitausend Sklaven vor der Stadt würde Farnellia auch ohne seine Hilfe überrennen. Sechs große, schnittige Luftschiffe, die dank ihrer dunkelgrauen Lackierung an diesem Regentag kaum auszumachen waren, stürzten sich wie Raubvögel auf das Heer der Gezeichneten. Unter ihren kurzen, mit Rotoren versehenden Flügeln öffnete sich die seitlichen Wände der mehr als drei Mann hohen Flugkörper. Kurz bevor sie den Raum über den Sklaven erreichten, lösten sich erste, zylinderförmige Behälter, die über das gesamte Heer in der weißen Schlucht verstreut wurden. Als der erste Behälter einschlug, breitete sich ein Teppich aus Feuer inmitten der willenlosen Menschen aus. Dicke Rauchschwaden vernebelten von einem Augenblick auf den anderen die Schlucht und der Teppich wuchs mit jedem herunterfallenden Zylinder. Den Schiffen folgte eine Spur aus flüssigen Feuer. Der Krach der Explosionen in der Schlucht war über der ganze Stadt zu hören und versetzte deren Verteidiger auf der Mauer in Angst und Schrecken. Zu deren Entsetzen der völlig überraschten Verteidiger Farnellias setzten die Luftschiffe ihren Anfllug auf die Stadt fort. Die Hälfte der Schiffe hielten über der Mauer in der Luft, während die anderen, begleitet von Merles Guymelef, die Stadt überflog. Aus den seitlichen Öffnungen der still stehenden Schiffe fielen insgesamt anderthalb dutzend Seilenden um die Soldaten herum zu Boden, an deren Anhängen jeweils eine gepanzerte, humanoide Gestalt bis zum Boden glitt. Die Neuankömmlinge umstellten die Verteidiger Farnellias, die in Panik verharrten, zogen jedoch keine Waffen. Einer der Unbekannten nahm seinen Helm ab, woraufhin ein menschliches Gesicht mit ein paar alten Kampfspuren zum Vorschein kam. Der Mann verlangte lauthals nach dem kommandierenden Offizier, woraufhin Gesgan, ein alter, aber stattliche Krieger, hervor trat und den Gepanzerten empfing. Farnellia war gerettet und alle Beschützer der Stadt hatten den Sturm überlebt. Alle? Einer hatte sein Leben für seine Heimat gegeben. Und wurde somit unsterblich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)