Unendlich von Nullstelle ([Reita-Uruha]) ================================================================================ Kapitel 1: Unendlich -------------------- Story Title: Unendlich Chaptor: 1/1 Author: Nullstelle/ Fandom: The GazettE / ガゼット Genre: Drama Rating: PG13 Warning: Iam crazy. Head desk all the day Devotement: Dem Menschen, der weiß, wer ich wirklich bin Idea: Januar 2008 Erected: Montag, ‎30. ‎Juni ‎2008, ‏‎19:50:36 Completed: Freitag, 4. Juli 2008, 04:06:16 Disclaimer: No slavery. Musik Silbermond – Unendlich Wolfsheim – Kein zurück Bon Jovi – You had me from hello Comment Eine so gut wie wahre Geschichte, oder eine, die alsbald noch passieren könnte. Die Sprüche stammen von mir, besser, aus meinem ‚Tagebuch‘. Der Songtext zu ‚Unendlich‘ von ‚Silbermond‘ trifft auf diese Geschichte zu, trug aber nicht zur Idee bei. Manchmal frage ich mich, ob ich denn wirklich so viel verlange. Ist es denn wirklich zu viel verlangt, wenn man sich Jemanden wünscht, der DICH kennt, nicht etwas, was er sich von dir wünscht, oder von dir erwartet, sondern Jemanden, der auch das sieht, was er nicht sehen will? Wenn dem so ist, dann kann man in diesem Leben nicht viel erwarten. Denn irgendwo sind wir alle Schauspieler und denken nur an uns selbst. Das kann leider niemand leugnen. - (“For all they can´t believe.”) [-Unendlich-] ‚Ich mache den Mund auf, für einen lautlosen Schrei. Bitte höre ihn.‘ Langsam ließ er das Papier wieder sinken, faltete es sorgsam und steckte es zurück in seine hintere Hosentasche. Routiniert zog seine Hand die Schachtel, die sich ebenfalls darin befand, heraus, holte eine der restlichen Zigaretten heraus, steckte sie sich zwischen die Lippen, ließ sein Zippo aufschnappen und zündete sie an. Sein Kopf dankte es ihm; sein Körper nicht. Ein Seufzen verließ seine Lippen, zusammen mit einem Rauchschwall, bevor er den Kopf in den Nacken kippen ließ und für einen Moment die Augen schloss. Zwei Wochen also… Vielleicht sollte er sich eine Liste mit den Dingen machen, die er bis dahin erledigen sollte? Er stockte. Sollte? Sobald er weg war, würde es doch sowieso niemanden mehr interessieren. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen, bei dem Gedanken. Aber leider hatte er Recht mit dem, was er gerade festgestellt hatte. Irgendwann wurden sie alle vergessen. Wahrscheinlich war es auch der einzige Weg, damit einem nicht der Kopf platzte. Denn wenn man alle Informationen, die man so aufnahm, behalten würde… Er schüttelte den Kopf und damit den Gedanken ab. Es war unsinnig über so etwas nachzudenken. „Reita? Was machst du denn schon hier?“ Verdammt. Scheinbar war es soweit. Langsam hob er den Kopf wieder und blinzelte seinen besten Freund aus Kindertagen müde an. Dieser stand mit seinem Wohnungsschlüssel vor ihm, musterte ihn fragend, bevor er langsam nickte, ihm klar zu werden schien was passiert war. Kai war nicht dumm und wusste was kommen würde. „Wollen wir hoch, oder ein wenig spazieren gehen?“, wollte er nur wissen, und Reita war ihm dankbar für die Auswahl die ihm gestellt wurde. „Frische Luft hört sich gar nicht so schlecht an“, murmelte unter seinem Schal hindurch, den er sich nun, nachdem er seine Zigarette fortgeschnipst hatte, wieder bis über seine Nase gezogen hatte. Kai blickte auf die Zigarette vor Reitas Füßen und verzog seinen Mund kurz, bevor er nur nickte und auf seine Tasche deutete. „Ich bring das nur kurz nach oben, einen Moment, ja?“ Schon schloss er die Haustür auf, vor dessen Mauerwerk Reita lehnte, und lief eilig die Treppen hoch. Erneut seufzte Reita auf und strich sich durch sein blond geblichenes Haar. Jahrelang hatte er Zeit gehabt sich auf diese Nachricht vorzubereiten, denn er hatte gewusst, dass er eines Tages würde gehen müssen, dennoch war ihm noch immer keine Lösung für all seine Probleme eingefallen. Im Gegenteil. Je näher der Zeitpunkt seines Abschieds rückte, umso unklarer wurde alles. Er hatte keine Angst, im Gegenteil, er blickte seinem Weg sehr gefasst entgegen, aber es verwirrte ihn. Vielleicht verwirrte es ihn sogar gerade, dass es ihm eigentlich egal war. „So“, hörte er Kai neben sich etwas atemlos sagen und blickte zu ihm hinunter. Heute entdeckte er kein Lächeln auf Kais Zügen, er wirkte angespannt und nervös, aber er hatte sich trotz allem ganz gut unter Kontrolle. „So“, wiederholte Kai etwas lauter, zog seine Strickjacke zu und atmete einmal tief durch. „Wo wollen wir hin? Lust auf eine kleine Runde Basketball? Ein paar Körbe werfen?“ Kurz stolperte Reita über das eingebaute „kleine“ in Kais Satz, doch dann nickte er leicht. „Warum nicht“, nuschelte er und marschierte neben Kai die Fußgängerpassage, an der Kai direkt wohnte, entlang, die Hände tief in den Taschen seines langen Mantels vergraben. Die Blicke, die ihm die Leute, denen sie begegneten, zuwarfen, bemerkte er nicht einmal mehr. Kai allerdings fielen sie sehr wohl auf. „Reita, warum trägst du deinen Mantel wieder? Ist dir kalt?“, wollte er vorsichtig wissen und blickte zweifelnd zu dem bewölkten Himmel auf. Es war nicht warm, es hatte geregnet, aber nicht kalt genug um eine Jacke anzuziehen. Der Blonde zuckte nur mit den Schultern und ließ ein Nicken vernehmen. Es war ihm egal was die Anderen dachten. Und Kai akzeptierte das. Erst am Sportplatz, welcher sich direkt neben der Passage befand, blieben sie stehen und blickten auf das nasse Feld. Kai holte schließlich sein Schlüsselbund heraus und schloss das Tor auf, ließ Reita herein, bevor er hinter ihm wieder abschloss, nur um zu einem Gitterkorb zu gehen, auch dessen Schloss aufzuschließen und einen Ball heraus zu holen, den er Reita direkt zuwarf. Reita drehte den Ball in seinen Händen, wartete bis Kai zu ihm kam, hob die Arme und ließ den Ball mit viel Schwung in den Korb fliegen. Kai trat ein paar Schritte nach vorn und fing ihn gekonnt wieder auf, warf Reita ein Lächeln zu. „Rebound“, meinte er nur und dribbelte den Ball bis zur dritten Linie, von wo aus er sein Glück versuchte und versagte. Der Blonde ließ den Ball auf sich zurollen, hob ihn dann auf und schob seinen Schal von seinem Gesicht. „Okay“, meinte er nur, bevor er ein kurzes Streetballmatch einleitete. Schließlich ließen sie sich etwas außer Atem im Mittelkreis nieder und stritten sich um ihre Punkte. „Okay, okay, ich geb auf“, jammerte Kai schließlich und zog einen Schmollmund, was Reita schmunzeln ließ. „Der Tag, an dem du mich in Basketball schlägst, wird nicht mehr kommen“, verkündete er, bevor er leise seufzte und den Kopf etwas senkte. Es herrschte angespannte Stille zwischen den Beiden, denn Kai hatte den Übergang sehr wohl verstanden. „Wie viel Zeit noch…?“, wollte er schließlich leise wissen, als er die Stille nicht mehr aushielt, und blickte Reita bittend an. Es dauerte bis es dem Blonden gelang etwas zu sagen. Kai konnte ihm nicht helfen, das wussten sie Beide. Und dennoch gab es Zeiten, an denen er dies geglaubt hatte. „Zwei Wochen.“ Mehr sagte er nicht, denn damit war das Thema beendet. ‚Ich habe vergessen, was ich bedeute.‘ „Bist du dir sicher, dass du das tun willst?“ Zweifelnd blickte Kai seinen besten Freund an, der nur stumm nickte und den Zettel in seinen Händen zerriss. „So nicht“, murmelte er nur, bevor er den Blick hob und Kai entschlossen ansah. „Ich lasse mir von niemandem vorschreiben wo ich hinzugehen habe.“ „Aber, Reita, du-“ „Kapier doch“, schnitt er ihm das Wort ab und schüttelte langsam den Kopf. „Dreizehn Tage. Da habe ich doch wirklich etwas Besseres zu tun, als dies, oder nicht?“ „Es ist schön, dass die Herren den Unterricht nicht zu brauchen scheinen, dann liege ich richtig in der Annahme, dass Sie die Aufgabe auch ohne Hilfe lösen können?“ Reita verdrehte nur die Augen und blickte genervt zu seinem Lehrer auf, der nun vor ihnen stand und sie mahnend anblickte. Kai nickte eilig und schob seinem Lehrer die Rechnungen in seinem Heft vor, doch dieser beachtete ihn gar nicht. „Reita, ich fürchte, du wirst das nächste Schuljahr nicht mehr miterleben, wenn du so weiter machst. Möchtest du unbedingt sitzen bleiben?“, informierte sein Lehrer ihn ernst, aber Reita lachte nur leise auf, während Kai sich auf die Unterlippe biss. „Das kann ich nur bestätigen… Aber glauben Sie mir, ich werde weniger Probleme machen, als sie sich vorstellen können…“ „Der scheiß Punk rasselt durch die Prüfungen!“ Seufzend blieb Reita stehen und rieb sich über die Stirn. Kai neben ihm blickte zu ihm auf und blickte ihn, wie in den letzten Monaten schon so oft, bittend an. „Ich nehme nicht einmal teil, du Pfosten. Dann kann ich auch nicht durchfallen, man“, brummte er, holte seine Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche und steckte sich eine an. Das auf dem Schulhof das rauchen grundsätzlich verboten war, interessierte ihn nicht. Von mehr als nur einer Seite wurde er pöbelnd darauf hingewiesen. Es war ein ewiges Spiel. Reita hatte sich die Haare blond geblichen- Tusse. Nur Mädchen blichen sich die Haare. Als er anfing in Alltagsklamotten zur Schule zu kommen, war er komplett unten durch gewesen. Er war ein Sonderling, hatte nie an den Festen der Schule teilgenommen, sich geweigert den Schwimmunterricht mitzumachen, war nie besonders gut in der Schule gewesen und musste ziemlich oft nachsitzen. Als ihn Jemand mit Alkohol in einem Club entdeckt hatte, war er automatisch zum Alkoholiker erklärt worden, und als er in Biologie ein wenig mehr über die Hanfpflanze gewusst hatte, wurde er sofort als Kiffer abgestempelt. Es war ein ewiges Spiel von Verachtung und Bewunderung, mal so, mal so, wie die Leute gerade drauf waren. „Mein Gott, bist du dumm! Nicht mal zur Prüfung zugelassen zu werden, ist echt peinlich!“ Genervt drehte Reita sich um und blickte seinem Klassenkameraden ins Gesicht. Er machte des Öfteren Stress, hatte von Reita sogar schon so einige Schläge kassiert, doch überraschenderweise schien Aoi einfach nicht zu kapieren wann er unterlegen war, und wann nicht. Wie immer stand Uruha neben dem Jungen, blickte, wie so manch andere Interessierte, Reita an, musterte ihn kurz, bevor er sich seinem Handy zuwandte und daran herumfummelte. Uruha und Aoi hingen immer aufeinander, genau wie Kai und Reita, und auch nur die brünette Schönheit war daran schuld, dass Reita Aoi nicht schon längst ins Krankenhaus geprügelt hatte. Jedes Mal, wenn dieser nämlich die Faust erhoben hatte, war der Jüngere ohne zu zögern dazwischen gegangen und hatte gedroht ihn umzubringen, wenn er Aoi noch mal anfasste. Sicherlich war es nicht mehr als eine leere Drohung, und wahrscheinlich hätte Reita das zierliche Püppchen einfach so um pusten können, aber etwas hielt ihn jedes Mal wieder zurück. Reita war kein Schläger, zumindest nicht, wenn man ihn nicht bis aufs Blut reizte, und Uruha konnte nichts für die Aufmüpfigkeit seines Freundes. Er tat nichts weiter, als Aoi ein Freund zu sein. Und das respektierte Reita. „Lass gut sein, Aoi. Das Thema hatten wir schon so oft und ich bin es wirklich Leid…“, seufzte Reita und massierte sich den Nasenflügel. „In zwei Wochen bin ich weg, dann müsst ihr meine Fratze nicht mehr ertragen, keine Angst. Aber die Zeit über habe ich kein Bock auf Pseudostreß, also halt die Luft an und lass mich in Ruhe mit Kai sprechen, ey.“ Überraschte Blicke seiner Klassenkameraden lagen nach diesen Worten auf ihm und einer nach dem Anderen wiederholte die für ihn völlig unwichtige Frage. „Wo gehst du hin?“ „Weg“, brummte er nur und zündete sich sofort eine neue Zigarette an. Es passte ihm nicht, dass er wieder einmal der Mittelpunkt überhaupt war. Er wollte nur seine Ruhe haben und seine restliche Zeit mit Kai verbringen. „Weg von hier, weg aus dieser Stadt und einfach nur weg. Und NEIN, ich komme nicht wieder. Freut euch doch. Ihr seid mich los.“ Bei seinen Worten hatte Kai den Kopf nach unten gerissen, so, dass Reita in seinem Gesicht nicht lesen konnte, was dieser gerade dachte, doch andererseits zeigte er es dadurch schon sehr deutlich. Es entsetzte Kai, wie leichtfertig Reita mit dem Thema umging. Mild verwundert blickte Reita auf, als er Uruha überrascht tief Luft holen hörte, und beinahe sein Handy fallen ließ. Er musterte den schlanken Jungen nichtssagend, beobachtete wie dieser seinen Mund auf und wieder zuklappte, an seinem Handy herum näselte, während er Reita mit großen Augen anstarrte. „Du gehst weg?“, wollte er mit leicht heiserer Stimme wissen und schluckte sichtbar. „Hab ich doch gesagt“, bestätigte Reita noch einmal und hob seine Brauen ein Stück an. „Was geht denn mit dir ab, Kleiner?“ Auch Aoi blickte Uruha fragend an, doch der schüttelte nur langsam den Kopf. „Nichts. Also…“, meinte er nur noch, dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand zwischen seinen Mitschülern. Verwirrt blickten Reita und Kai sich an, ersterer zuckte schließlich allerdings nur mit den Schultern. „Ist ja auch egal.“ „Findest du also, ja?“ Immer verwirrter drehte Reita sich wieder zu Aoi und hob die Hände. „Was? Sag mal, was ist denn mit euch los, Alter? Dreht ihr jetzt völlig durch, oder wie?“ „Wo gehst du hin?“, wollte Aoi wissen, ohne auf Reitas Frage zu achten. „Gehst du in die Klinik?“ Seine Worte ließen den Blonden erstarren. „Wirst du also endlich eingebuchtet, hä?“, vermutete Aoi weiter und fing an zu grinsen. „Wurde auch Zeit. Kriegen wir zu sehen wie die weißen Männer mit den ‚Hab-dich-lieb-Jacken‘ kommen um dich abzuholen?“ Genervt stöhnte Reita auf und schloss kurz seine Augen, legte sich seine Hand an die Stirn. „Ja, natürlich, Aoi. Bei der Gelegenheit bringen sie dir auch gleich dein Hirn mit, oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist, das hast du nämlich bei deinem letzten Aufenthalt dort vergessen!“ Und wieder einmal war es der Startschuss für Aoi auf Reita los zu gehen. Der Blonde konnte sich nicht erklären, warum Aoi es immer und immer wieder tat, aber er könnte schwören, dass der Ältere es mit Absicht machte. Er suchte nach Streit, provozierte ihn und mittlerweile reichten schon kleine Kindereien aus um ihm den Grund zu geben, Reita zu schlagen. Wie immer entstand schnell ein Kreis aus anfeuernden Schaulustigen- wahrscheinlich dieselben wie jedes Mal. Kai stand daneben, das Gesicht in seine Handflächen vergraben. Er machte sich keine Sorgen, er wusste sowieso wie es ausgehen würde. So wie jedes Mal. Es war ihm nicht einmal mehr peinlich, wie sooft zu anfang, nein, er war es einfach nur müde. Reita schlug nicht einmal mehr in Aois Gesicht, wie ganz zu Anfang, da hatte es ihm jedes Mal eine ganz besondere Schadenfreude bereitet, wenn der Schulschönling ein geschwollenes Auge, oder geschwollene Lippen hatte, mittlerweile trat er ihm nur noch gegen die Beine oder versuchte ihn an den Kniekehlen zu Boden zu ziehen. Es endete wie immer. Aoi schrie hysterisch Flüche vor sich hin, mit einem Bein schon am Boden, als sich auch schon Uruha durch die Menge gedrängelt und vor seinen besten Freund gesprungen war. Reita wollte sich gerade schon umdrehen, als ihm etwas auffiel, was heute anders war. Uruha kam weiter auf ihn zu, hob seinen Arm, die Hand zur Faust geballt, und bevor Reita aus seinem Erstaunen über diese Veränderung wieder heraus kam, spürte er einen heftigen Schmerz an seiner Schläfe und machte Bekanntschaft mit dem Boden unter ihm. „Du beschissener Idiot!“, fauchte der Brünette und stellte sich über ihn, mit an den Seiten geballten Händen, blitzte ihn mit seinen ungewöhnlich hübschen Augen angriffslustig an. Benommen setzte Reita sich wieder auf, brauchte eine ganze Weile um wieder zu sich zu kommen und fasste sich ungläubig an seine Schläfe, betrachtete die paar Bluttropfen auf seinen Fingern, bevor er fassungslos zu der brünetten Schönheit aufblickte. „Was zum Teufel- Ich hab doch überhaupt nichts gemacht, man! Was soll der scheiß?!“ „Du gehst jedes Mal auf seine Provokationen ein! Das ist kindisch!“ Wütend strich Uruha sich den Pony aus der Stirn und trat einen Schritt zurück, Reita allerdings nicht aus den Augen lassend. „Das ist mir doch Latte! Dann soll er sein breites Froschmaul eben nicht soweit aufreißen! Dann muss ich es auch nicht dauernd stopfen!“, empörte Reita sich und rappelte sich langsam wieder auf. „Und außerdem haust du einfach ab! Was glaubst du, wer du bist, dass du einfach so weggehen kannst ohne mir zu sagen, wohin? Kapierst du eigentlich überhaupt nicht, was hier los ist!?“, ereiferte Uruha sich währenddessen und hob drohend den Zeigefinger, was Reita respektvoll einen Schritt zurückgehen ließ. Er hatte dem zierlichen Jungen niemals soviel Kraft zugemutet. Verwirrt wechselte er stattdessen mit Kai einen Blick, während es in seinem Kopf angestrengt ratterte, doch das einzige, was er herausbekam war ein lautes: „HÄ?!“ Kopfschüttelnd blickte Reita zu Aoi, dann wieder zu dem wütenden Uruha. „Red doch mal Klartext, man, was willst du von mir, ey?!“ „Was ich will?“, wiederholte Uruha, während seine Stimme immer höher wurde, als könnte er diese Frage nicht fassen. „Ich will dich, verdammt noch mal! Aoi hat dich doch nur provoziert, weil du-“ Und plötzlich schien ihm klar zu werden, was genau er gerade tat, denn plötzlich erstarrte er, drehte sich um und zog Aoi hinter sich her zurück ins Schulgebäude. Fassungslos starrte Reita den Beiden nach, deutete auf sie und starrte schließlich Kai mit großen Augen an. „Kai?“, stammelte er und suchte in dessen Gesicht nach einer Antwort. „Kai, bitte sag mir nicht, dass ich womöglich die schärfste Schnecke an dieser Schule hätte knallen können, hätte ich das früher gewusst?!“ ‚‚Wieso vermisse ich etwas, von dem ich nicht einmal weiß, wie es ist?‘ Nachdenklich glitt Reitas Blick über das Wasser. Seufzend schob er seine Arme unter seinen Kopf und auf seine Knie, während er den beruhigenden Klängen der Wellen lauschte, die immer wieder gegen den Felsvorsprung klatschten, auf dem er saß. Es gab nicht viel was es schaffte ihn zu entspannen, doch das Meer gehörte dazu. Er war froh, direkt am Hafen zu wohnen, so war sein Weg zu seiner Kraftquelle nicht besonders lang. Schon oft war er abends einfach hier eingeschlafen und erst beim ersten Nebelhorn wieder aufgewacht. Wieder einmal lungerten ein paar Klassenkameraden von ihm am Steg herum, unter ihnen auch Uruha. Es war ihr Treffpunkt, doch es war weit genug von ihm weg, um ihn nicht wirklich zu stören. Dennoch kam es ihm heute komisch vor zu wissen, dass Uruha ebenfalls da war. Und während er so darüber nachdachte, warum dies so war, konnte er kaum glauben, als genau dieser Uruha vom Steg herunter sprang und die Klippen entlang balancierte- auf ihn zu. Reita wusste nicht wieso, aber ihm wurde unwohl, und er rutschte nervös auf seinem Platz hin und her, hielt jedes Mal, wenn der Brünette auf einem der Steine abrutschte den Atem an und war schon fast froh, als er ‚endlich‘ heil bei ihm angekommen war. „Hey“, meinte er grinsend und ließ sich neben Reita auf dem breiten Stein nieder und seufzte zufrieden mit sich und seiner Tat auf. Es dauerte bis Reita seine Begrüßung erwiderte. Er war merkwürdig verkrampft und wusste nicht, wie er auf den Anderen reagieren sollte. Sie hatten eigentlich nie etwas miteinander zu tun gehabt. Nicht mal wirklich miteinander gesprochen, vielleicht nur mal ein, zwei unwichtige Sätze gewechselt, oder sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf geworfen. Es gab keine Situation, an die sich Reita erinnern konnte, dass er irgendwelche Andeutungen auf Uruhas Gefühle verpasst haben könnte. So einen Augenblick hatte es schlichtweg nie gegeben. „Ich versteh schon“, lächelte Uruha und musterte den Blonden, der ihn wie ein verblüfftes Tier anblickte. „Ich wäre wohl auch verwirrt.“ Der Brünette zuckte mit den Schultern. „Eine Erklärung habe ich nicht. Irgendwas hast du an dir, was mich einfach anzieht. Ich mag dich. Aber weißt du, ich konnte es Aoi nicht antun dich früher anzusprechen.“ „Aoi?“, wollte Reita wissen und blickte scheinbar an teilnahmslos wieder aufs Meer hinaus. „Er liebt mich. Zumindest denkt er das. Was meinst du, warum er dich so chronisch hasst? Er ist mein bester Freund, und ich wollte warten bis er sich beruhigt, bevor ich dich anspreche. Aber irgendwie wollte er sich nicht beruhigen, im Gegenteil. Je mehr er die Gefühle für mich verliert, umso mehr hasst er dich. Und jetzt höre ich, du willst weggehen. Das war meine letzte Chance, verstehst du jetzt, warum so plötzlich?“ Irritiert blinzelte Reita und versuchte sich die Informationsgewalt zu recht zu rücken und ging jede einzelne Situation ihrer Zusammentreffen noch einmal durch. „Vielleicht?“, murmelte er und rieb sich die Nase. „Aber sag mal an jetzt, woher willst du überhaupt wissen, dass ich auf Kerle stehen könnte, hä? Bist ja ziemlich selbstbewusst, einfach so auf mich zuzugehen.“ Interessiert musterte er den lächelnden Brünetten, der zu seinen Freunden auf dem Steg blickte. „Du erinnerst dich doch sicherlich noch daran, dass du im Club ziemlich dicht warst, oder?“ Er wartete auf ein verspätetes Nicken von seinem Gesprächspartner, bevor er fortfuhr. „Das mit dem Alkoholiker kam von mir, und habe ich nur gesagt, weil ich sauer war, da du dich nicht mehr daran erinnert hast, dass du mit mir rumgemacht hast. Deshalb war ich mir eigentlich ziemlich sicher.“ Fassungslos weiteten sich Reitas Augen und er blickte wieder zur Seite und dem Brünetten direkt ins Gesicht. Der grinste nur und zuckte mit den Schultern. Es dauerte wieder bis die Stille unterbrochen wurde. „Hör zu. Was du bei mir suchst, gibt es nicht. Ich bin kein Mensch der Gefühle. Ich habe nichts mehr zu verbergen, denn ich werde gehen, hörst du? Ich kann nicht lieben. Konnte ich noch nie. Das Einzige, was ich tun würde, ist dich flach legen. Mehr gibt es einfach nicht. Glaub mir. Es ist besser wenn du dir Jemanden suchst, der sowas wie Gefühle entwickeln kann. Wir kennen uns nicht. Du kennst mich doch gar nicht. Das alles ist…“, versuchte Reita zu erklären und seufzte schließlich, stand auf. „Wie auch immer…“ Er wollte sich schon zum gehen wenden, als Uruha seine Hand packte und ihn festhielt, ihn von unten heraus ernst anblickte. „Zwei Wochen hast du gesagt. Gib mir die Chance dich kennen zu lernen und du mich. Nur diese zwei Wochen. Vielleicht sehen wir uns danach nie wieder, also kann es dir doch eigentlich egal sein, oder nicht?“ ‚‚Warum musst du mich mit deiner Sehnsucht quälen?‘ „Du bist also ein Kaffeetyp“, stellte Uruha fest und blickte kritisch auf das bittere Getränk in Reitas Händen, der irritiert auf seinen Becher hinunter sah und schließlich nickte. „Alles was mich wach hält“, meinte er nur und nippte an seinem Kaffee. „Na ja“, meinte Uruha nur. „Leute die viel Kaffee trinken sind meist ernste, verbitterte Menschen. Siehst du? Ich trinke viel Cola und bin ein zuckersüßes Bürschchen!“ Grinsend deutete er mit seiner Hand auf sein Vorzeigelächeln und musste dann über Reitas ungläubigen Blick lachen. Sie schlenderten durch die bunt beleuchtete Hauptstraße der Stadt und hatten sich nach Uruhas Nörgeleien schließlich etwas zu trinken besorgt. Es war schon fast Mitternacht und normalerweise hätte Reita sich schon längst in sein Bett verkrochen. Doch stattdessen hatte er dem Bitten und Betteln Uruhas nachgegeben, als dieser vor zwei Stunden bei ihm angerufen hatte, und sich noch mit ihm getroffen. Als der Brünette ihn vor vier Tagen darum gebeten hatte, ihm die zwei Wochen lang noch eine Chance zu geben, hätte er nie gedacht, dass es ihm sogar Spaß machen würde mit dem hübschen Jungen durch die Gegend zu ziehen. Sie hatten nie etwas Besonderes gemacht, waren spazieren gewesen oder hatten irgendwo gesessen um sich zu unterhalten. Keiner von ihnen hatte versucht sich dem anderen körperlich zu nähern, sondern sie hatten wirklich einfach nur geredet. Uruha redete viel, doch das störte Reita nicht. Wenn er mit ihm zusammen war, fühlte er sich nicht so komplett einsam und irgendwie gebraucht. „Wie geht es dir?“, wollte der Brünette schließlich wissen und löste bei Reita, wie bereits in den letzten Tagen, leichte Nervosität aus. Er mochte diese Frage nicht. Er würde lügen müssen, und das wollte er eigentlich nicht. Doch Uruha fragte ihn jeden Tag aufs Neue. Nicht am Anfang, sondern wenn sie schon eine Weile lang unterwegs waren. „Heute sogar ganz gut“, brummte Reita schließlich und schniefte auf, zog seinen Schal wieder bis unter seine Nase hoch, blickte auf seinen Kaffee herunter und stutzte kurz, bis ihm auffiel, wie sinnlos seine Aktion gerade war, bevor er augenverdrehend den Schal wieder hinunter zog. Uruha kicherte leise und warf seinen leeren Colabecher in einen Ascheimer den sie passierten. „Jaah, du siehst tatsächlich besser aus als gestern. Scheinbar geht deine Blässe nie weg, aber heute sind deine Augenringe sogar nur dunkel, und nicht schwarz“, stellte er fest und Reita verdrehte die Augen. „Man, man, man, du hast eine Art und Weise Sachen auszudrücken, das ist echt unglaublich. Ich glaube nicht, dass sie je schwarz waren…“ „Lass mich doch“, schmollte der daraufhin sofort und streckte dem ein Stück Kleinerem die Zunge entgegen. Dabei verlor er ein wenig die Konzentration seines Weges und stolperte über einen erhöhten Stein. Bevor er allerdings fallen konnte, hatte Reita ihn schon an den Hüften gepackt und zog ihn auf halbem Wege wieder hoch. „Alles klar?“, wollte er ungewöhnlich besorgt wissen und es überraschte Reita selbst mindestens genauso sehr wie Uruha. „Pass doch auf“, setzte er eilig hinten dran, doch das Lächeln auf Uruhas Lippen blieb. „Warte mal kurz, ich bin umgeknickt“, murmelte der Brünette dann allerdings leise und setzte sich auf die Treppenstufen eines Hauseinganges und zog sein Hosenbein hoch, öffnete die Schnürsenkel seines Chucks und zog ihn von seinem Fuß, tastete vorsichtig sein Fußgelenk ab und seufzte schließlich theatralisch. „Natürlich sofort angeschwollen… Ouh man, ich glaube, damit endet unser Spaziergang…“ Ein Anflug von Traurigkeit war in seinen Augen zu lesen, was Reita für einen Moment irritierte. „Kannst du auftreten?“, wollte er wissen und der Brünette sah auf, zog seinen Schuh wieder an, die Hose wieder runter und stand auf, verzog leidvoll das Gesicht als er sein Gewicht verlagerte. „Geht so…“ Seufzend trat Reita auf den Jüngeren zu und legte distanziert seinen Arm um seine Hüfte und wartete bis dieser sich bei ihm untergehakt hatte. „Ich bringe dich nach Hause, dann kühlst du dein Gelenk und morgen ist es bestimmt besser.“ „Danke“, lächelte Uruha und lehnte sich etwas an ihn, während er ihm den Weg zu ihm nach Hause wies. Sie brauchten für den Weg fast zwanzig Minuten, aber überraschenderweise machte es Reita nicht viel aus. So würde er zwar viel länger bis zu sich nach Hause brauchen, doch gegen diesen Nachtspaziergang hatte er auf einmal nichts mehr. „Hier“, wies Uruha ihn an und deutete auf eine ihnen nahe Tür. „Hier wohne ich.“ Er löste sich langsam von Reita und betrachtete ihn liebevoll. Reita wusste nicht, was er tun, sagen oder denken sollte. Er hatte noch nie in solch einer Situation gesteckt, war noch nie solch einem Blick begegnet. Es tat gut, doch irgendetwas in ihm sagte deutlich, dass es falsch war. Dennoch ließ er es zu, dass Uruha sich zu ihm lehnte, sein Gesicht in beide Hände nahm und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte. „Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast“, flüsterte er nahe seinem Ohr und es ließ Reitas Herz flackern. „Ich rufe dich an. Komm gut nach Hause und schlaf schön“, verabschiedete er sich, schloss die Haustür auf und verschwand nach drinnen. Kurzfristig hatte Reita ihn zurück halten wollen, aber sich dann eines besseren belehrt. Er verstand nicht, was plötzlich in ihn gefahren war. Sein Herz raste, doch er verstand die Bedeutung nicht, im Gegenteil. Er befürchtete einen Anfall und machte sich so schnell auf den Weg nach Hause, wie er nur konnte. ‚‚Ich versuche aufzugeben, aber mein Herz lässt es nicht zu.‘ „Hast du mit ihm geredet?“, wollte Kai wissen und blickte Reita fragend an, doch der schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht.“ Er beobachtete wie Uruha auch den Rest der Brotkrumen aus seiner Tüte kratzte und den Enten zuwarf, von denen einige, so zutraulich wie sie mittlerweile schon waren, das Brot auch direkt aus Uruhas Hand geklaut hatten. Es machte ihn merkwürdig zufrieden Uruha bei etwas zu beobachten, was ihm offensichtlich Freude bereitete, denn das Strahlen auf seinem Gesicht sagte alles. Kai seufzte und blickte müde zum Himmel auf. „Eine Woche, Reita… Und wer weiß, wie lange du tatsächlich noch durch hältst… Hast du deine Medikamente genommen? Du siehst nicht gut aus… Und du weißt, was das heißt, denn du siehst NIE gut aus…“ Das ließ Reita schmunzeln und er blickte Kai spöttisch an. „Ob ich meine Medikamente genommen habe? Ist das ein Witz? Ohne die Millionen Pillen und Spritzen würde ich mich nicht einmal bewegen können. Jede einzelne Bewegung tut so weh, als würde jemand an meinen einzelnen Nervensträngen herum säbeln, und das trotz der stärksten Schmerzmittel die ich kenne. Bitte frag so etwas nie wieder.“ „Tut mir Leid“, beeilte sich Kai und blickte ihn mitleidend an, obwohl er froh war, dass Reita somit wenigstens etwas über sich verraten hatte. Seit Monaten sprach er nicht mehr über seine Beschwerden, und erst durch diesen Satz wusste Kai, dass sein bester Freund furchtbare Schmerzen hatte. Mit Sicherheit hatte er sich dies schon gedacht, aber denken und es zu wissen, machte dennoch einen sehr großen Unterschied aus. Sie blickten auf, als Uruha auf sie zukam und sich lächelnd zu Reita setzte, sich an ihm anlehnte. „Was hast du heute noch vor?“, wollte er wissen und blickte Reita fragend an, der seinerseits fragend zurückblickte. „Nichts. Ausruhen vielleicht. Warum willst du das wissen?“ Der Brünette zuckte mit den Schultern. „Ich habe überlegt, ich könnte doch heute mit zu dir kommen, oder nicht? Ich will sehen wo du wohnst.“ Etwas überrumpelt stockte der Blonde und warf Kai einen hilfesuchenden Blick zu, doch dieser schien in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein. „Ich weiß nicht…“, meinte er langsam, doch konnte dem bettelnden Blick von Uruha nicht standhalten. „Okay, dann komm mit. Aber erwarte nicht zu viel. Es ist nichts Besonderes.“ „Macht doch nichts. Ich will doch keinen Luxus, sondern ich gehe wegen dir dahin, hm?“, lächelte Uruha und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, stand dann wieder auf und streckte sich. „Wollen wir noch rüber zu McDonalds und was essen gehen?“, fragte er und deutete auf seinen Magen. „Da muss langsam was rein.“ Doch Reita schüttelte sofort den Kopf. „Nein, ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich es heute noch dahin schaffe. Ich bin müde und möchte mich hinlegen.“ Er spürte den irritierten Blick von Uruha, und den traurigen Kais auf sich, doch er stand nur schwermütig auf und rieb sich die Augen. Die Müdigkeit übermannte ihn mit einem Mal und sein Kopf wurde schwer. „Bitte…“, wisperte er und fasste sich an die Stirn. „Lass uns gehen… Du kannst bei mir etwas essen.“ Er verabschiedete sich nicht von Kai, als sie gingen. Das tat er nie. „Reita? Bitte wach auf!“ Es raschelte und etwas fiel neben ihm zu Boden. Seine Augen schmerzten als er sie öffnete und Reita stieß einen lautlosen Schmerzenslaut aus. Sein Kopf dröhnte und seine Glieder schmerzten so sehr, als hätte er sich jeden einzelnen Knochen gebrochen. „Reita!“ Sein gläserner Blick blieb an Uruha hängen und es dauerte bis er verstand, was der Brünette hier machte. Sie waren zu ihm nach Hause gegangen und er hatte sich hingelegt. Nur ein- zwei Stunden hatte er schlafen wollen. Daraus waren fast Fünf geworden, wie er mit einem Blick auf seine Uhr feststellen musste. Aber deshalb schien Uruha ihn nicht geweckt zu haben. „Bist du wach?“, wollte der Brünette wissen und blickte ihn prüfend an. Er schaffte gerade so ein Nicken, dann fiel sein Kopf zurück auf sein Kopfkissen. Warum er so müde war, konnte er nicht sagen. Vielleicht waren die letzten Tage einfach zu viel für ihn gewesen. Diesen Gedanken fand er absurd. „Reita, was ist das alles?“ Misstrauen, aber auch Sorge schwang in Uruhas Stimme mit und ließ Reita stutzen. Er drehte den Kopf ein Stück auf die Seite und stieß ein tiefes Seufzen aus. Es war klar gewesen, dass Uruha sie finden würde, sie waren ja nicht gerade versteckt gewesen. „Keine Drogen“, nuschelte er und zum ersten Mal, seit Uruha Reita kannte, sah er ihn lächeln. Es war ein trauriges Lächeln und es ließ ihm den Atem gefrieren. „Gib mir das…“ Reitas Hände zitternden, als er die verschiedenen Packungen, die vor Uruha auf dem Boden lagen, ergriff und aus jeder einzelnen mindestens vier Tabletten heraus nahm und schluckte. Er wartete bis seine Hände wieder still ruhten, dann nahm er zwei Spritzen, bereitete sie sich vor und gab sich den Inhalt selber. Uruha schwieg, beobachtete ihn nur verzweifelt und fing schließlich an zu weinen. „Ich wusste, dass es nicht normal ist“, schluchzte er schließlich und wischte sich die Augen. „Deine ewige Müdigkeit, deine so gut wie weiße Haut, dass dir immer kalt ist und deine abwertenden Worte der Welt gegenüber! Ich habe Kai gefragt, aber er wollte es mir nicht sagen. Reita, sag mir die Wahrheit! Wo gehst du hin, wenn unsere zwei Wochen vorbei sind?“ ‚‚Defekt. Mein Herz ist defekt.‘ „Reita…“ Kai ließ sich vorsichtig neben ihm nieder und nahm seine Hand in seine eigene, drückte sie leicht. Es machte ihm angst, wie kalt seine Haut war, doch das hatte es schon immer. Er hatte Reitas Schicksal nie akzeptieren können, doch letztendlich hatte er sich ihm fügen müssen. Er hätte sich allerdings mehr Zeit gewünscht. Viel mehr Zeit. Früher hatte er davon geträumt Arzt zu werden und Reitas Herz zu heilen, doch auf seinem Weg zur Medizin war ihm schnell klar geworden: Um ein guter Arzt zu werden brauchte man Geld. Sehr viel Geld. Und Reita hatte bereits aufgegeben. Seit Monaten hatte er sich geweigert sich untersuchen zu lassen, hatte sich bei einem Medizinstudenten nur allmögliche Schmerztabletten besorgt und als er vor Schmerzen irgendwann nicht einmal mehr schlafen konnte, hatte er sogar mit Schlaftabletten angefangen. Kai hatte immer Angst gehabt, Reita würde irgendwann eine Überdosis nehmen, doch als er diesen Gedanken geäußert hatte, lachte Reita nur. „Warum? Was für eine Verschwendung. Mein Herz sorgt schon dafür, dass ich sehr bald weg bin. Die paar Tage früher ändert nun auch nichts mehr.“ „Ich kann nicht mehr, Kai. Bitte geh, ich will nicht, dass du mich so siehst…“ Reitas Stimme war leise und klang brüchig, doch seine Worte waren umsonst. Kai würde nicht gehen. Und Reita wusste das. „Wie lange hast du nichts mehr gegessen? Du bist so unheimlich dünn…“, wollte Kai wissen und musterte den freien Oberkörper seines besten Freundes und schluckte, als ihm der Gedanke kam, dass er Reitas Rippen nachzählen würde können, wenn er wollte. „Ich weiß nicht. Ein paar Wochen schon nicht… Es geht nicht. Wo ist Uruha?“ Kai schluckte hart und fasste sich ohnmächtig an die Stirn. „Er ist in der Küche und kocht Suppe. Ich war ehrlich gesagt überrascht, als ich hörte, dass er hier geblieben ist, obwohl er weiß, worauf er sich gerade einlässt…“ Es ließ ihn trotz allem lächeln, und es machte ihn fast glücklich, als er auch Reita lächeln sah. Das Reita mal lächelte war tatsächlich ein sehr seltenes Phänomen und in letzter Zeit so gut wie nie zu genießen gewesen. „Glaub mir… Ich auch… Er ist wirklich toll, weißt du?“, nuschelte Reita und versuchte sich aufzusetzen, wobei ihm Kai half. Früher hatte der Blonde einen Ausraster bekommen, wenn Kai ihm half, denn dann fühlte er sich bevormundet. Doch mittlerweile sah er ein, dass er tatsächlich Hilfe brauchte. „Ich wünschte wirklich, ich hätte ihn bloß früher kennen gelernt…“ Seine mittlerweile recht knochigen Finger legten sich auf sein blasses Gesicht und auch Kai fühlte sich plötzlich wieder sehr verzweifelt. Erneut wisperte er den Namen seines besten Freundes und blinzelte sich die Tränen aus den Augen. „Ich glaube nicht, dass ich mein Versprechen halten kann, weißt du?“, sprach er seine Vermutung aus und lachte leise auf, allerdings war es ein freudloses Lachen. Reita ließ seine Hände wieder sinken und blickte Kai ausdruckslos an. „Ein Versprechen bleibt ein Versprechen, Kai.“ „Das weiß ich doch… Aber-“ Hilflos schüttelte der Jüngere den Kopf. „Ich wollte dir wirklich nie weh tun, hörst du? Als ich damals gegangen bin, da habe ich wirklich nur an meine eigenen Gefühle gedacht und nicht an dich, aber als ich sagte, dass ich immer für dich da sein würde, egal was du von mir verlangst, war das nicht gelogen!“ Reita schwieg eine Weile lang und dachte über das nach, was vor einem halben Jahr passiert war. Als er Kai von seiner Krankheit erzählt hatte, konnte dieser nicht damit umgehen und war gegangen. Es war bitter für ihn gewesen, als sein bester Freund ihn im Stich ließ, aber er vermutete, dass er dasselbe getan hätte. „Du hast mir nie weh getan“, flüsterte er schließlich und rang sich ein Lächeln ab, welches Kai schlucken ließ. „Du bist wieder zurück gekommen und hast bisher immer Wort gehalten, und das ist mehr, als ich mir gewünscht habe.“ „Okay“, nuschelte der Jüngere und spielte nervös an seiner Kette herum. „Hast du deine Mutter angerufen?“ Eigentlich wusste er die Antwort schon, und es ließ ihn dafür nur um so lauter seufzen, als Reita tatsächlich den Kopf schüttelte. Vor zwei Jahren war der Blonde von zu Hause abgehauen und hatte sich ein eigenes Leben aufgebaut. Kontakt zu seiner Familie hatte er nur noch an Geburtstagen per Telefon. „Ich bin fertig!“ Die Stimme von Uruha brach ihr kurzzeitig eingetretenes Schweigen und Kai blickte auf, als der Brünette mit zwei Schüsseln und dampfenden Inhalt das abgedunkelte Zimmer betrat. „Oh, Kai, möchtest du auch was?“, wollte er wissen und stellte die Schüsseln auf dem freien Platz neben Reita auf dem Bett ab. Uruha bekam den leidenden Blick Reitas zur Suppe nicht mit, aber Kai sah ihn sehr wohl. Überraschenderweise ließ dieser ihn allerdings nur seicht lächeln, bevor er auf Uruhas Frage hin den Kopf schüttelte. „Danke, aber ich habe schon gegessen.“ Er beobachtete, wie Uruha sich neben Reita nieder ließ, eine der Schüsseln zur Hand nahm, den Löffel füllte und auf Reita einzureden begann, damit dieser den Mund öffnete und etwas zu sich nahm. Der Brünette hatte viel Geduld, wie Kai feststellte, auch wenn er immer wieder vor sich hin knurrte, wenn es ihm zu lange dauerte. Sein Zwicken in Reitas Nase schien sehr wirkungsvoll zu sein, denn spätestens danach ließ dieser sich dazu überreden seine Lippen zu teilen. Er jammerte über die Hitze(„Man kocht nun mal nicht mit kaltem Wasser.“), dass er sich die Zunge verbrannt hatte („Jammerlappen!“), über die Gewürze(„Da sind nicht mal welche drin! Die hab ich vergessen…!“), über den Geschmack („Das nächste Mal kannst du selbst kochen!“) und über Uruhas penetrantes Antreiben („Tja, ich bin eben ne Domina, ne?“ „WHAT THE FUCK?!“). Kai betrachtete das zankende Pärchen belustigt und hob sein Handy hoch, fasste das Bild zu einem Foto zusammen, von dem die Beiden nicht einmal etwas mitbekamen. Bevor Kai ging, blickten er und Reita sich tief in die Augen. „Wieso kannst du dein Versprechen nicht halten?“, wollte Reita noch wissen, als sein bester Freund schon im Türrahmen stand. Der Jüngere zögerte und seine Hand wanderte an die Wand neben sich, strich langsam darüber. „Hast du einen Menschen in deinem Leben, der dir so wichtig ist, dass du dir dein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen kannst?“ Kai holte tief Luft und senkte den Kopf. „Ich meine nicht diese typische Aussage „Ohne dich kann ich nicht leben“, die ein Mensch sagt, um Jemanden an sich zu binden, zu erpressen oder vielleicht mit seinen Worten zu erfreuen. Es ist jede Kleinigkeit, die mich an diesen Menschen erinnern wird. Es fängt mit dem „Gute Morgen“ an, geht mit dem Tagesablauf weiter und endet mit „Gute Nacht und schlaf schön“.“ Reita schwieg Erneut atmete Kai tief durch. „Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich dir antworte, wenn du tatsächlich fragen solltest.“ Er lachte leise auf. „Vielleicht hört es sich deswegen so geschwollen an. Aber…“ Endlich drehte er sich um und offenbarte Reita die Tränen in seinen Augenwinkeln. „Wir waren ein Leben lang zusammen. Wir haben die gleichen Lieblingsfernsehserien, die gleichen Lieblingslieder, den gleichen Sportgeschmack, das gleiche Lieblingsessen und wir haben zusammen Musik gemacht. Wir waren in einer Klasse, mochten die gleichen Leute, haben die gleichen Leute gehasst. Wir waren zusammen shoppen, und du hast mir immer wieder gesagt, wie ätzend mein Kleidungsstil ist und hast mir etwas ausgesucht. Meinen Schmuck hast du mir gebastelt, wenn ich anderen besorgen wollte, hast du mich in den Boden gestampft. Verstehst du? Ich kann nie wieder Schlagzeug spielen ohne dass mir dein Bassspiel fehlt. Oder die Art und Weise wie du dich aufgeregt hast, wenn deine Saite wieder einmal gerissen ist; wenn du dich verspielt hast. Nie wieder etwas anziehen, ohne daran zu denken, was du dazu sagen würdest. Nie wieder Schmuck kaufen ohne daran zu denken, was du mir wohl gemacht hättest.“ Er wischte sich über die Augen und schüttelte den Kopf. „Es sind Kleinigkeiten. Der Klang deiner Stimme wenn ich dir morgens schon zu gut gelaunt bin, wie du immer vor dich hin grummelst und dafür sorgst, dass ich nicht völlig abhebe. Deine Kommentare zu ‚Family Guy‘, oder zu allem was sich kommentieren lässt. Ich kann gar nicht alles aufzählen was mir fehlen wird, weil mir einfach alles fehlen wird. Dein Blick, wenn ich mich über irgendetwas freue, oder etwas sage, was dir nicht passt- so viel!“ Eilig drehte Kai sich wieder um und blickte Uruha etwas beschämt an, der von der Toilette wieder kam und ihn verwundert anblickte, denn immerhin hatte er den Grund nicht mitbekommen, warum er weinte. „Ich habe beschlossen hier weg zu gehen wenn das alles vorbei ist… Hier wird mich alles an uns erinnern. Erinnerungen sind nicht schlecht, aber ich glaube nicht, dass ich es schaffe mein Versprechen einzulösen, wenn ich hier bleibe. Und ich kann dir nicht versprechen, dass ich wirklich nicht weinen werde.“ Wieder lachte er leise auf. „Du siehst es ja selbst. Ich tu es jetzt schon.“ Es herrschte wieder eine ganze Weile Stille, in der Uruha versuchte zu konstruieren, was zwischen den Beiden wohl vorgefallen war. „Kai?“ „…Ja?“ „Bitte brech dein Versprechen nicht, mit der Musik weiter zu machen.“ „Okay…“ „Aber was das andere angeht… Es macht mich so etwas wie glücklich, wenn ich weiß, dass wenigstens einer um mich weint und mich wirklich als das vermissen wird, was ich tatsächlich bin. Dafür bin ich dir unglaublich dankbar.“ Ein letztes Mal, bevor Kai ging, drehte er sich um und die Beiden lächelten sich an. „Auf wiedersehen, Kai.“ Er verabschiedete sich von Kai, als er ging. Das tat er nie. ‚‚Ich lege mein Lächeln in deine Hand, denn ich weiß, du wirst deine Finger darum schließen.‘ „Vorsichtig!“ Ängstlich krallte Uruha seine Hände um Reitas Schultern, was diesem mehr als nur lästig war. „Uruha, bitte lass mich endlich los! Deswegen bin ich nicht hier!“, fluchte er leise und mit heiserer Stimme auf, keuchte laut, als er das kühle Wasser an seinen Füßen spürte. Sobald Uruha ihn dann tatsächlich losließ, wenn auch nur zögernd, machte er einen Satz nach vorn und versank gänzlich in dem kühlen Nass, Uruhas Aufschrei gekonnt ignorierend. Ebenso ignorierte er die Schmerzen in seinen steifen, müden Gliedern und das heftige Schwindelgefühl in seinem Kopf. Tief sog er die Luft in seine Lungen, sobald sein Kopf wieder an der Oberfläche war, und watete zurück an den Strand, setzte sich hin, so, dass sein Körper bis zur Brust noch im Wasser war, und er dann und wann eine Welle bis hoch ins Gesicht geklatscht bekam. Langsam ließ Uruha sich neben ihm nieder und bibberte kurz auf, sobald ihn das kalte Wasser erfasste, doch er versucht sich nichts anmerken zu lassen. Er folgte Reitas Blick zum dunklen Himmel hinauf und betrachtete leicht erstaunt die vielen Sterne, welche zwischen den Wolken hervor blitzten. Und während sie so da saßen, begriff er plötzlich warum Reita unbedingt hier her gewollt hatte. Es war völlig ruhig, nur das leise Wellenschlagen füllte sie aus, die Sterne am Himmel und das Wasser in dem sie sich befanden. Es war alles klar. „Kennst du die Sternenbilder?“, durchbrach Reita schließlich die Stille und der Brünette blickte ihn von der Seite heraus fragend an. „Du etwa?“ Leise auflachend nickte der Blonde und nahm Uruha bei der Hand, dirigierte ihn ein wenig höher und ließ sich schließlich ins liegen gleiten, seufzte entspannt auf, als das Wasser kontinuierlich um seinen Kopf spülte. Er fing an zu erzählen, schließlich hatte jedes einzelne Sternenbild eine Bedeutung, während Uruha dem Klang seiner Stimme lauschte und sich so gelöst fühlte, wie selten in seinem Leben. Er war dagegen gewesen, als Reita ihn darum bat, ihn an den Strand zu bringen. Es ging Reita nicht gut, er hatte sich den gesamten Tag kaum bewegen können, scheinbar schlugen die Tabletten nicht mehr an. Auch hatte er Krämpfe gehabt, nichts gegessen und sein Körper hatte den gesamten Tag über gezittert, während Reita kaum noch ansprechbar gewesen war. Uruha hatte sein Versprechen gehalten und keinen Arzt gerufen. Das war die Bedingung gewesen, damit er bei ihm bleiben durfte- so schwer es ihm auch gefallen war. Seine Angst um seinen Geliebten war groß, doch letztendlich hatte er sich Reitas Willen gebeugt und ihn hier her gebracht. Und er war nun froh darüber. Es ging dem Blonden nicht besser, das sah der Brünette ihm an, aber aus irgendeinem Grund wusste er, dass er das Richtige getan hatte. Und nur das zählte. Fast zehn Minuten schwiegen sie, und wieder war es Reita der die Stille brach. „Uruha… Ich bin sehr froh, dass du trotz allem noch zu mir gekommen bist. Die letzten Tage waren die wohl schönsten die ich je mit einer anderen Person erleben durfte.“ Fast erschrocken setzte Uruha sich auf und starrte auf die im Mondlicht aschweiße Gestalt neben sich hinunter. „Sag doch jetzt sowas nicht!“ „Leg dich bitte wieder hin…“, bat ihn Reita leise, aber dieser Bitte ging der Andere nur zögernd nach. „Ich muss es aber jetzt sagen. Und ich meine es ernst. Sich das zu wünschen ist sinnlos, aber ich wünschte wirklich, wir hätten uns früher kennen gelernt.“ Uruha wusste nicht was er sagen sollte, ergriff nur Reitas Hand und hielt sie fest, als dieser nach seiner tastete. „Küss mich, Uruha.“ Es war kein Befehl, sondern eher eine weinerliche Bitte, welcher der Brünette nachkam, als er sich langsam über ihn beugte und einen der bisher intimsten Momente mit ihm teilte, die sie bisher gehabt hatten. Alles, was sie verband, war in den letzten zwei Wochen extrem schnell verflochten und war recht oberflächlich, aber manchmal reichte Zuneigung eben doch völlig aus, um einem Menschen beiseite zu stehen. Und Uruha wusste, dass er diesen Moment im Wasser, Haut an Haut, bei Mondlicht und nur von den Sternen beobachtet, in dieser Stille und der kompletten Ruhe niemals würde vergessen können. „Bitte leg dich wieder hin“, verlangte Reita schließlich, seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch, den Uruha nur erahnen konnte. Die Wellen schlugen mittlerweile etwas kräftiger, ließen das Wasser höher an ihre Körper wandern. „Ruf Kai an und sag ihm, dass er herkommen soll. Und er soll bei meiner Mutter anrufen und sie um Vergebung bitten.“ „Reita, du-“ „Bleib liegen! Schau nach oben und bitte mach was ich sage…“ Es trieb Uruha die Tränen in die Augen, als Reita seine Hand umfasste und seine Finger kraftlos mit seinen verschränkte. Dennoch griff er nach seinem Handy und rief, wie befohlen bei Kai an. Der Anruf dauerte nicht lange. Die Zeit, die Reita und Uruha zusammen verbracht hatten, auch nicht. „Uruha…?“ Der Brünette schluchzte nur unterdrückt auf und krallte seine Finger fester um die eiskalten seines Freundes. „Das ist mein letztes Lächeln. Es ist deins.“ Und nach einem letzten, gehauchten „Danke…“, öffnete Reita seine Augen nie wieder. ‚‚Für jede Sekunde, die ich so glücklich mit dir verbrachte, vergieße ich zwei Tränen, und erschaffe meinen Ozean.‘ Es waren nicht viele Personen, die es auf das Schiff verirrt hatte. Die Stimmung war nicht so bedrückt, wie Kai es erwartet hatte. Obwohl ohne Unterlass die Tränen über seine Wangen rannen, während er fest Uruhas Hand drückte, blickte er mit festem Blick ihrem Weg entgegen. Reita hatte drei Pfade miteinander verbunden und dafür gesorgt, dass diese in einen über gegangen waren. Kai würde Uruha und Aoi mit sich nehmen, wo immer der Wind sie nun hintragen würde. Sie wünschten der Asche, die der Wind im Moment mit sich trug, alles gute auf seiner Reise, während er sich in der untergehenden Sonne schimmernd, vom Wasser und dem Licht reflektiert, wie ein seichter Regenschauer auf das Meer ergoss. Der Ruhepol, um den sich Reitas Leben gedreht hatte, und zu dem er nun ein Teil wurde. ‚‚Der Wind haucht meinen Namen und wird immer stärkend in deinem Rücken sein, um dich sanft zu schubsen, falls du dir deines Pfades unsicher geworden bist. Denke an mich, mein Freund, denn meine Gedanken werden immer um dich sein.‘ Am Ende blieb ihnen auf ihrem Pfad nur ein Bild, jenseits deren, die in ihrem Herzen ruhten. Ein blasser Junge, dessen Haare zerstubbelt zu allen Seiten winkten, eine halbvolle Suppenschüssel, der mit strahlenden Augen den Menschen im Arm hielt, der für ihn die Zeit angehalten hatte. ‚‚Unendlich- denn die Zeit schien still zu stehen.‘ “Thank you, for loving me.” v.A. - Ende Nachtrag der zweite Versuch: Für alle, die das Lied hören wollen: http://www.youtube.com/watch?v=v7WHBPpG2aA (Im Übrigen habe ich das Video erst gesehen, als ich es einer Kommischreiberin geschickt habe, und war selbst erstaunt, was für Parallelen entstanden sind.) Nachwort Alles was ich zu sagen habe, behalte ich in meinem Kopf. Der Zeitpunkt wird kommen, an dem es angebracht ist, es auszusprechen. Aber eines im Voraus: Nur der Gedanke, dass du bald fehlen könntest, schmerzt tief. („I don´t believe in jesus. I don´t believe in poem, and I don´t believe in heaven. I don´t believe in god. I need something to surviving. This all give me nothing. I need something to believe in.“) Manchmal fällt es extrem schwer die Realität so zu akzeptieren, wie sie ist. Vor allem ich habe ein Problem damit, dessen bin ich mir allerdings durchaus bewusst. Es gibt Sachen, die gehen nicht spurlos an mir vorüber. Aber es tröstet mich, zu wissen, dass ich nicht die Einzige bin, die diesen Stich erlebt. Vielleicht kann ich nicht allzu gut schreiben oder mich ausdrücken, aber ich hoffe dennoch, dass ich mit dieser Geschichte irgendwie zeigen konnte, was ich fühle. (“Bitte schließ mich in dein Herz und lass mich nicht im Stich. Ich weiß, ich bin nicht ganz einfach. Aber alles was ich bin, liebt dich.“) Es sind einfache Worte („I can´t live this life- without you by my side- I need you to survive“), dessen Bedeutung tatsächlich aber viel tiefer geht. Ich habe mich lange mit ihnen beschäftigt und denke letztendlich, dass es verdammt selbstsüchtig ist, sie auszusprechen. Ich glaube nicht an die wahre Liebe, oder daran, dass Liebe ewig hält. Aber ich versuche daran zu glauben, dass Liebe etwas bewegen kann. („Liebe ist eine schlecht gelungene Erfindung.“) Dennoch sage ich D a n k e für alles, was ich bekomme, aber nicht zurück geben kann. Die Texte, die kursiv und fett geschrieben sind, außer der Vorletzte, sind von MIR. J.G. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)