Neuneinhalb von CocaBeliLight ================================================================================ Kapitel 3: Drei --------------- Es war kurz vor Null Uhr und alle im Park zählten die Minuten bis zum neuen Jahr. Axel und Roxana standen gemeinsam in der Menge und erwarteten das Jahr 1993 in grausamer Spannung. Es waren nur noch 20 Sekunden, 10 Sekunden, 5 Sekunden, 1 Sekunde. Das neue Jahr begann für Beide mit einem tosenden Applaus der Menge und einem Kuss, der so innig war, wie Axel ihn noch nie hatte. Beide sahen sich nach diesem Kuss an und waren nun rot geworden. Als der Park nach dem 10 Minuten langem Feuerwerk leerer wurde, gingen die Beiden schweigend in ein kleines Café. Sie setzten sich und tranken einen Kaffee. Endlich brach Roxana das Schweigen. „Es war ein schönes Feuerwerk.“ „Ja.“, sagte Axel. „War dir der Kuss unangenehm?“, fragte sie. „Nein und das ist nicht gut.“, sagte Axel. „Wieso ist das nicht gut?“, entgegnete Roxana etwas aufgebracht. „Weil ich eigentlich nichts für Frauen übrig habe.“ Roxana sah ihn mit großen Augen an. Was er eben gesagt hatte konnte – nein, wollte – sie nicht begreifen. Sie stand auf und verließ das Café. Seit einer Woche versuchte Axel sie nun zu erreichen. Doch sie ging nicht an ihr Telefon. Der Briefasten verhungerte schon fast. Bis endlich ein Brief darin lag. 05.01.1993 Axel, entschuldige, dass ich mich solange nicht gemeldet habe. Aber wir hatten in der Schule Prüfungsstress. Ich bin kaum mit dem lernen hinterher gekommen, dann mussten wir noch in den Herbstferien eine große Arbeit schreiben um unseren Durchschnitt zu verbessern. Wenigstens habe ich alles bestanden und kann nun ins zweite Halbjahr starten! (jubel) Ach ja! Frohes neues Jahr wünsche ich Dir! Ich hoffe Du bist gut hineingerutscht! Du hast also jemanden kennengelernt? Blond und blauäugig? Magst das wohl? Und? Wie ist sie sonst so? Erzähl mir alles! Ich will Einzelheiten! Aber bitte keine Schmutzigen Details, ich bin noch nicht 18... aber bald~ (grinst) Denkst Du, Du magst sie? Wie oft habt Ihr euch schon getroffen? Weiß sie, dass du... nicht an Frauen interessiert bist? Eine Freundin von mir hat mir letzten ihre Liebe gestanden... jetzt bin ich verwirrt. Einerseits mag ich sie ja, weiß aber nicht ob es mit uns klappen würde, weil sie... nun ja... nicht mein Typ ist. Sie ist eben nicht... egal... Ich muss leider wieder an die Arbeit. Seit den Ferien Arbeite ich in einem Café als Kellner. Es ist wirklich stressig. Hab Dir mal ein Foto von mir in dem Kellneroutfit beigelegt. Pass auf Dich auf und schreib mir bitte, Roxas Da Axel nun Roxana nicht erreichte, schrieb er noch nicht zurück. Er ging nach draußen und begab sich zu Roxanas Wohnung. Er klingelte und die Tür ging auf. Oben angekommen klopfte er an ihrer Tür. Sie stand, die Arme in die Seite gestemmt vor ihm. Sie sah ihn wütend an. „Ich habe gesagt, ich würde mich EIGENTLICH nicht für Frauen interessieren.“, sagte er. „Und?“, meinte sie säuerlich. „Und bei dir ist es anders. Und das verwirrt mich. Ich hatte noch nie zuvor solche Gefühle für eine Frau. Und was das schlimmste ist, ich bin in meinen besten Freund verliebt und der will allem Anschein nach nichts von mir! Roxana. Es ist schwierig für mich jetzt meine Gefühle zu ordnen, noch dazu sollte ich eigentlich keine Gefühle haben!“, sagte er, nahm ihre Hand und führte sie zu seiner Brust. „Ich bin ein Niemand, ich habe eigentlich keine Gefühle, kein Herz.“, meinte er ruhig. Roxana verstand die Welt nicht mehr. Wie könnte jemand ohne Herz leben? Wie sollte das gehen? Sie sah ihn verwirrt an und zog ihre Hand zurück. „Wie...“, stammelte sie. „Ich weiß es nicht! Ich weiß nicht wie es geht, dass ich hier bin, dass ich etwas fühle, dass es mich zerreißt, wenn ich dich oder ihn nicht sehen kann! Ich weiß es nicht!“, sagte er. Sie nahm ihn in die Arme und schmiegte sich an ihn. Sie strich sanft über seinen Rücken und sagte die Worte, vor denen sich Axel so sehr fürchtete: „Ich liebe dich, Axel.“ Sie zog ihn zu sich in die Wohnung. ~ Roxas ging nun jeden Abend kellnern. So verdiente er eine ganze Menge Geld. Er war tagsüber mit seinen Freunden unterwegs und lachte mit ihnen. Nachts aber lag er in seinem Bett und weinte. Irgendetwas fehlte ihm. Sehr sogar. Nur wusste er nicht ganz, was es war. ~ Axel wachte am nächsten Morgen auf. Neben ihm lag Roxana. Er war nicht in seinem sondern in ihrem Zimmer. Verwundert und verzweifelt zugleich fasste er sich an den Kopf. Roxana wachte langsam auf. Sie stand auf, sah Axel an, ging in die Küche und kochte Kaffee. Axel stand auf und wollte nur noch gehen. Er wollte nicht mehr hier sein, sie nicht mehr ansehen. Was sie die Nacht getan hatten, wollte er nur mit einer einzigen Person tun. Mit Roxas. Mit niemandem sonst. Er zog sich an und verließ ihre Wohnung. Roxana war wieder alleine. ~ 09.01.1993 Roxas, ich habe etwas getan, worauf ich nicht stolz bin. Ich habe es nicht verdient von Dir Glückwünsche entgegenzunehmen. In das neue Jahr habe ich mit Roxana gefeiert. Ich habe sie um punkt Null Uhr geküsst. Das hätte ich nicht tun sollen. Sie weiß, dass ich nicht an Frauen interessiert bin, aber sie will nicht aufgeben. Nachdem sie eine Woche nicht mit mir geredet hatte, bin ich zu ihr gegangen. Ich stand da. Ich habe Dinge gesagt, die ich bestimmt nicht so gemeint habe, wie sie es verstanden hat. Sie hat mir gesagt, sie liebt mich. Ich habe ihr aber vorher erklärt, dass ich eigentlich keine Gefühle habe. Dann hat sie mich in ihre Wohnung gezogen. Ich habe etwas furchtbaren getan. Ich wollte DAS nicht mit ihr tun. Sondern mit DIR!!! Es war mein sehnlichster Wunsch. Sie hat sich vor meinen Augen die Haare abgeschnitten. Ich habe mit ihr geschlafen, aber habe nicht eine Sekunde an sie gedacht. Ich... ich bin furchtbar. Ich fühle mich schmutzig. Nein – ich bin schmutzig! Roxas, was habe ich getan? Es ist grausam. Je länger ich Dich nicht sehe, desto mehr habe ich das Gefühl, ich würde jeden Moment wieder so etwas tun. Ich denke immerzu an Dich! Es tut mir leid! Ich habe einen Fehler begangen. Ich liebe sie nicht einmal. Ich liebe doch Dich! Bitte verzeih mir, Axel Roxas hatte Tränen in den Augen. Warum? Warum musste er weinen? Er wusste es nicht. Roxas war am Ende seiner Kräfte. Auf dem Dach des Schulgebäudes ging er unter Tränen auf die Knie. Eine ganze Weile saß er so da. Still und weinend. Und mit einem mal brach es aus ihm heraus. Er schrie sich die Seele vom leib. Er schrie, als ob er Axel fragen wollte, warum er das getan hatte. Seine Freunde fanden ihn auf dem Dach, weinend und völlig verzweifelt. Warum war er so wütend auf Axel? Sie waren doch nicht zusammen. Roxas verstand sich selbst nicht mehr. Letztendlich brach er in den Armen eines Freundes zusammen. ~ Axel hatte nun seit über einem Monat nichts mehr von Roxas gehört. Im Park saß er – im tiefsten Winter – allein auf der kalten Bank. Roxana brachte ihm einen Becher heißen Kaffee. Er trank einen Schluck. Sie erkannte ihn kaum wieder. Er hatte in nur einem Monat knapp 10 Kilo abgenommen. Er war blass und seine Augen waren leer. Er war dünner geworden. Fast zu dünn, wie sie fand. Roxana wusste genau, dass sie ihn nicht hätte verführen dürfen. Axel sah sie nicht mehr an. Er starrte ins leere. Sie war froh, dass er überhaupt wieder mit ihr rauskam. Vor einer Woche hatte sie ihn endlich erreicht und ihn überzeugen können, dass etwas frische Luft ihm gut täte. Axel aß kaum noch etwas. Seine Kraft wurde immer weniger und Roxana machte sich sorgen. ~ 14.02.1993 Roxas, mein Name ist Roxana, ich denke Axel hat Dir schon von mir erzählt. Es geht ihm nicht gut. Ich habe große Angst um ihn. Vielleicht sollte ich Dir nicht schreiben, aber bitte melde Dich bei ihm. Er hat in den letzten vier Wochen gut 10 Kilo abgenommen, ist sehr blass und sein Blick... er ist nicht mehr er selbst. Ich flehe Dich an, schreib ihm! Roxas, ich kenne Dich nicht, aber ich kenne Axel und er ist völlig anders. Bitte melde dich bei Axel, Roxana Roxas zerknüllte den Brief und warf ihn in den Mülleimer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)