Schwarze Witwe von feuerregen (Leben nach dem Tod) ================================================================================ Kapitel 2: Requiem ------------------ So, das zweite Kappi! Es spielt vor dem ersten Kapitel, nciht dass jemand sich wundert. ^^" Geschrieben wurde es in einem nächtlichen Inspirationsflash, es ist jetzt 02:41h am Donnerstagmorgen und eigentlcih sollte ich im Bett liegen, da ich krank bin. Nunja, nichts zu ändern. *eg* Ich hoffe es trifft auf Gefallen. Das Lied ist übrigens Requiem von ASP! ^^ LG, feuerregen ________________________________________________________________________________ Wieder saß ich an der Bar der Disco, wie jeden Freitagabend, und wieder folgten meine Augen nur einer einzigen Person. Er tanzte, zog alle Blicke auf sich, verführte durch deine Bewegung, die leicht geöffneten Lippen, die halb geschlossenen Augen, während seine Hüfte im Takt der Musik schwang. Das etwas zu kurze, enge schwarze Latexoberteil betonte die schlanke Figur eher als dass es sie verdeckte, und immer wieder tanzten ihn Männer und Frauen gleichermaßen an. Und er nahm es als etwas ganz natürliches hin, ließ sich, ohne auch sie auch nur einmal näher anzusehen, auf die Bewegung ein, zwei Körper verschmolzen für einen kurzen Moment zu einem und jedesmal, wenn die groben Hände irgendeines Kerls über seine Beine glitten, seinen Oberkörper hinauf, über die ebenmäßige Brust, musste ich den Drang unterdrücken, aufzuspringen und ihn von Joey wegzureißen. Schon zwei Stunden lang beobachtete ich den Blonden und ebenso lange tanzte er ohne Unterbrechung. Vor zwei Wochen war Joey mir hier das erste Mal aufgefallen und seitdem beobachtete ich ihn jeden Abend und jeden Abend sah ich das gleiche. Er erschien um zehn, tanzte bis zwölf oder eins ohne Unterbrechung, dann verschwand er mit einem oder mehreren Männern aus der Bar. Und bei dem Grinsen, das diese Typen jedes Mal aufgesetzt hatten, wusste ich auch genau, wohin es ging und was Joey mit ihnen vorhatte. Doch heute sollte es nicht so enden. Entschlossen trank ich den Rest meines Cocktails, stand auf und mischte mich unter die Tanzenden, zu Joey. Fasziniert bewunderte ich die schmale, wie immer vollkommen in schwarz gehüllte Gestalt, ehe ich mich ihm näherte, mich von seinem schwingenden Körper mitreißen ließ. ~+~ Es ist egal, was du auch tust Ganz gleich, ob du mich siehst Egal, was dich verfolgt Wohin, wovor du fliehst Ganz gleich, wie sehr du lügst Und welchen Schwur du brichst Es ist mir einerlei Solang du eins versprichst Nimm mich! ~+~ „Ich will dich.“, flüsterte ich über seine Schulter hinweg, während ich meine Hände auf seine Hüften legte und auf seine Oberschenkel hinabgleiten ließ, und, indem ich ihn gegen mich drückte, keinen Zweifel daran ließ, in welcher Weise ich ihn ‚wollte‘. Halb war ich erfreut, halb schreckte es mich ab, als seine Arme sich hoben und seine schmalen, kühlen Hände in meinen Nacken fuhren, ohne dass er mir auch nur einen Blick schenkte. Ihn interessierte meine Identität nicht, entscheidend war nur, dass ich männlich war und ihm das gab, wonach es ihm verlangte. Nicht lange tanzten wir so. Schon nachdem das zweite Lied geendet hatte, zog der Blonde mich aus der Menge, auf die Straße, wo er mich in einer Seitenstraße gegen die Wand drückte, seine Hände in meinen Kragen gekrallt. Der zu Highschool-Zeiten noch genauso große Junge blickte nun, nach einem ersten gierigen Kuss, von unten zu mir auf und das erste Mal seit langem sah ich ihm wieder von nahem in die Augen. Was ich allerdings sah, ließ mich unweigerlich nach Luft schnappen. Diese kalten, emotionslosen Augen bohrten sich wie Speere in mein Herz, während sein seit Setos Beerdigung noch schmalerer Körper sich heiß gegen meinen drückten und mein für einige Schläge ausgesetztes Herz umso schneller wieder zum Schlagen brachte. Ich spürte seine Lippen erneut auf meinen, spürte das Brennen, das sie hinterließen, wenn er sich wieder entfernte. Warum tat er das? Warum machte ich das hier mit? Wer hatte mir überhaupt diese blöde Idee in den Kopf gesetzt? Überrascht keuchte ich auf, als sich Joeys Hand in meinen Schritt legte. Dumme Frage! Ich selbst war es gewesen, der nicht mehr an sich halten konnte und es nicht mehr ertrug, Joey zu teilen. Immer wieder holte ich tief Luft, wenn seine gierigen Lippen sich für Sekundenbruchteile von den meinen lösten und seine Hände weiter über meinen Körper, unter meine Kleidung, strichen. Als ich jedoch meine Hände um seine Taille legen wollte, um ihn an mich zu ziehen, riss er sich los und starrte mich hasserfüllt – ohne dass seine Augen dadurch jedoch irgendeine Art von Leben beinhalteten - an. „Fass mich nicht an!“, zischte er leise, kalt und abweisend. Schwer schluckte ich. Das erste Mal seit langem, dass ich seine Stimme hörte und dann wurde mir so etwas entgegengeschleudert. Ich hob die Hände zu beiden Seiten meines Kopfes, die Handflächen flach nach Vorne gerichtet. „Schon gut, ich bin brav.“, versuchte ich ihn zu beruhigen, „Ich werde nichts mehr machen.“ Demonstrativ ließ ich meine Hände zu meinen Seiten herabfallen. „Aber wollen wir nicht woanders hingehen?“, erkundigte ich mich am Rande. Ich fand diese kleine, schmuddelige Gasse nicht gerade einladend, sich länger darin aufzuhalten. Joeys Antwort bestand nur aus einem Nicken, bevor er sich umdrehte und, die Hüften – wie ich zu bemerken nicht umhin kam – sanft im Takt seiner Schritte wiegend. Ohne nachzudenken folgte ich ihm, weiter und weiter. ~+~ Und ist der Weg auch noch so weit Und du des Horizonts beraubst Gehst du ein kurzes Stück zu zweit Solang es dein Herz erlaubt Gehst du gebeugt von einer Last Wenn schweres Schicksal dich ereilt Brauchst irgend jemanden dafür Einen, der es mit dir teilt Dann suche nicht Die Antwort ist: Nimm mich dafür ~+~ Aufrecht saß ich in dem großen Bett, das Joey sein Eigen nannte, und rieb mir die Handgelenke. Er hatte mir zu Anfang gesagt, ich sollte ihn nicht anfassen, doch als ich mich nicht hatte beherrschen können und nach ihm griff, war er mir ausgewichen und hatte meine Handgelenke – schneller als dass ich hätte reagieren können – am Bettgestell festgebunden. Nun hatte er sich schlafen gelegt, den Rücken mir zugewandt, die Decke eng um sich gezogen. „Warum tust du dir das nur an?“, murmelte ich leise, als ich mich zu ihm hinab beugte und ihm eine Haarsträhne hinters Ohr strich. Als der junge Körper jedoch plötzlich zuckte und verschlafenes Kichern gefolgt von einem liebevollen „Seto, lass das.“, ertönte, zuckte ich zurück und meine Augen weiteten sich. Was spielte dieser Junge? Er trieb sich in Bars rum, fickte jeden Tag einen anderen und schien keine Gefühle mehr zu haben. Aber hatte er mir die Antwort nicht vorhin selbst gegeben? Als er auf mir saß und unser beider Atem schneller wurde, als er mich langsam - den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen - in sich aufnahm. Als dies geschehen war und ich darauf wartete, mich danach verzehrte, das er sich endlich bewegen sollte, hatte er sich zu mir vorgebeugt, mir den Pony aus der Stirn gestrichen und dann mein Gesicht mit beiden Händen umfasste. „Liebster“, war seine Stimme leise und abgrundtief traurig und verletzt zu mir durchgedrungen, „Warum hast du mir verboten, dir zu folgen?“, während stumme Tränen seine Wangen hinabrannen und schwer auf die meinen tropften. ~+~ Was immer du auch tust mit ihr Was immer du auch mit ihr machst Wenn du sie nicht behüten willst Und ihren Weg nicht mehr bewachst Sagst du, durch ihre Lebensuhr Rinnt das letzte Körnchen Sand Hältst nur noch Schmerz für sie bereit Ist ihre Kerze abgebrannt Dann gilt der Pakt Dann nimm nicht sie Nimm mich dafür I'm your sacrifice" ~+~ Nun, da sein von Schweiß glänzender Leib neben mir lag und ich mir seine Worte noch einmal mit eingeschaltetem Verstand durch den Kopf gehen lassen konnte, wurde mir so einiges klar. Fragen, die ich mir gestellt hatte, doch keine Antwort hatte finden können, waren auf einmal mit Leichtigkeit zu beantworten. Auf Setos Beerdigung etwas mehr als einen Monat zuvor, auf der auch ich eingeladen gewesen war, war Mokuba nicht von Joeys Seite gewichen, während dieser, ganz in schwarz – in Setos Lieblingsschwarz, das Joey oft trug, wenn er und der Firmenchef ausgegangen waren – stumme Tränen geweint hatte. Seine Tränen schienen schon eine ganze Weile ungetrocknet gewesen zu sein, dunkle Makeup-Spuren – Seto mochte ihn geschminkt - zogen sich über deine Wangen und die Augen waren rot von den vielen Tränen. Er schien sie nicht einmal mehr selbst zu bemerken, wie sie sich an seinen Lippen und seinem Kinn sammelten, um sich dann zu lösen und mit dem niederprasselnden Regen zu vermischen. An diesem Tag war Joey zweimal zusammengebrochen. Einmal an Setos Sarg und das zweite Mal, als dieser ins Grab hinabgelassen wurde und er Schaufel für Schaufel von Erde bedeckt worden war. Schluchzend hatte er vor dem Grab gelegen, seine Hände in die matschige Erde gekrallt und nach seinem Geliebten geschrien, den prasselnden Regen, die Kälte und die um ihn herumstehenden Leute nicht wahrnehmend. Und jedes Mal war der inzwischen Zweiundzwanzigjährige da gewesen, um ihm aufzuhelfen und ihn an sich zu drücken, ihm Stärke zu vermitteln. Ich erinnerte mich nur zu gut an den Neid, den ich auf den Jüngeren empfunden hatte. Es hatte fast an Hass herangereicht. ~+~ Wir sind die zwei Seiten Einer Sache, schauen uns an Durch den kalten Spiegel Wie aus schwarzem Obsidian Sanctus, Benedictus Sanctus, Sanctus, Sanctus, Benedictus ~+~ Doch auch jetzt, wo ich so nahe bei ihm war, hatte ich doch das Gefühl, ihn nicht erreichen zu können. Er hatte sich selbst von der Welt entfremdet, da sie ihm nichts mehr bieten konnte. Ihn umgab eine gleichzeitig höllische wie auch himmlisches Aura. Ein Engel, der sich die Flügel hatte rauben lassen und nun auf der Suche nach Erlösung durch das Dunkel der Menschenwelt streifte. Nach der Beerdigung, in den Stunden in der Disco waren mir viele Fragen gekommen. War Joey froh, dass Seto gestorben war? War der andere ihm eine Last gewesen? War seine Trauer nur gespielt? Hatte er ihn gar in den Tod getrieben? Doch all diese Fragen entpuppten sich nun als nichtig. Joey litt. Seine Seele litt ebenso wie sein Körper. Was hatte Seto ihm nur angetan? Dieser Junge liebte ihn mit allem, was er hatte und doch hatte er ihn einfach im Stich gelassen und war gestorben. Beim Gedanken an den Brünetten ballten sich meine Fäuste. Warum konnte er Joey nicht einmal jetzt gehen lassen? Warum hielt er ihn immer noch fest? Seto war tot, verdammt! Er sollte Joey endlich freigeben. Denn solange dieser Seto nicht vergaß, würde nie wieder jemand ihn berühren können. ~+~ Du bist die Antwort Du warst schon immer hier Du bist die Antwort Du lebtest in mir Nun sterbe ich in dir Auf des Messers Schneide Fochten wir im Schattentanz Während Staub mich kleidet Leuchtest du in neuem Glanz ~+~ Doch ich musste mir eingestehen, so beängstigend und hässlich Joeys neuer Lebenswandel war, so faszinierend und wunderschön war er selbst. Ich hatte viel mehr den Eindruck, dass seine Faszination seit Setos Tod gewachsen war. Dieses blonde Wesen zog mich an und stieß mich ab zugleich. Mein Herz war in einer Tour hin und her gerissen zwischen Liebe und Ekel. Wie lange liebte ich ihn jetzt schon? Seit acht Jahren gehörte ihm mein Herz, doch er hat es nie wahrgenommen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt immer den kühlen, hochgewachsenen Braunhaarigen, der ihn mit einer ebenso kühlen, ihm durch die Haare wuschelnden Hand und einer Neckerei auf den Lippen begrüßte. Wie sehr ich ihn doch hasste! Vorsichtig legten sich meine Lippen auf ein freies Stück Haut im Nacken Joeys, während ich nachdachte. Warme Haut. Warme, weiche Haut mit einer letzten Spur Schweiß auf ihr. Ich liebte ihn. Ich spürte es mit jeder Sekunde, jedem Blick, jeder Berührung stärker. ~+~ Sanctus, Benedictus Sanctus, Sanctus, Sanctus, Benedictus Du bist die Antwort Du warst schon immer hier Du bist die Antwort Du lebtest in mir Nun sterbe ich in dir ~+~ Doch zu wissen, dass ich ihn niemals besitzen würde, sondern höchstens seinen Schmerz würde mildern können, indem ich mich wie ein Spielzeug benutzen ließ, als Ersatz für die Liebe – körperliche Liebe – die Seto ihm gab, zeriss mich beinahe. Es tat weh, jemandem nahe zu sein wie nie zuvor und ihm doch kein Stück helfen zu können. Es fühlte sich an, als habe mir Joey mit seinen nahezu filigranen Händen mit dieser Nacht ein Stück meines Herzens geraubt. Und ich wusste: er würde es auch in jeder weiteren tun. Ohne Reue, ohne Mitleid. Mit seinen kalten Augen würde er dabei zu sehen, wie ich langsam an meiner Hilflosigkeit zerbrach. ...und endlich sehe ich das Licht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)