An untraveled Road von Gayagrod ================================================================================ Kapitel 2: Das Licht eines neuen Anfangs ---------------------------------------- Kapitel 2: Das Licht eines neuen Anfangs "Es liegt in der menschlichen Natur, in die Vergangenheit zu schauen. Auf die Straße, die wir gegangen sind. Auf das, was uns bis jetzt geformt hat. Aber nur, wenn wir unsere Vergangenheit zurück lassen, können wir vorwärts gehen. In ein unbekanntes Morgen. In die Dämmerung einer neuen Zukunft. In das Licht eines neuen Anfangs ..." – Mohinder Suresh (Teaser Trailer der zweiten Staffel) Gabriel Gray. 72 Stunden nach der Explosion. Ort: unbekannt. Das Erste, was Gabriel wahrnahm als er dieses Mal aufwachte, war, dass er sich wesentlich besser als beim letzten Mal fühlte. Zwar war er immer noch schwach, aber das Taubheitsgefühl war aus seinen Gliedern gewichen. Er setzte sich auf, um sich im Raum umzuschauen, in dem er sich befand. Es war ein anderes Zimmer als bei seinem letzten Erwachen. Dieser Raum erinnerte ihn an die Zelle der Firma, in der er eingesperrt gewesen war: Eine quadratische Form, hellgrau getünchte Wände, keine Fenster. Dafür befanden sich aber ein Schrank, ein Schreibtisch mit einem Stuhl und ein niedriger Tisch mit einem Sofa davor im Raum. Außerdem saß Gabriel auf einem richtigen Bett und nicht auf einer unbequemen Laborliege. Die Ausstattung seines letzten Gefängnisses war spärlicher gewesen. Seinem Bett gegenüber befand sich eine schwere Eisentür, die wahrscheinlich mit einem komplizierten Sicherheitssystem verschlossen war. Anscheinend hielten ihn auch diese Leute für gefährlich oder fluchtgefährdet. In der rechten Ecke über der Tür war eine kleine Überwachungskamera angebracht, die auf den Raum ausgerichtet war. Neben dem Bett führte eine weitere, offen stehende Tür in einen weiß gefliesten Raum. Gabriel vermutete, dass sich dort ein Badezimmer befand. Wer auch immer ihn hierher gebracht hatte, schien ein humaneres Verständnis von einem Gefängnis zu haben als die Leute der Firma. Gabriel lies sich wieder auf dem sein Bett sinken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Seine Glieder schmerzten. Merkwürdig. Hatte er etwa einen Muskelkater? Er konnte sich nicht daran erinnern, seine Muskeln in den letzten Tagen besonders belastet oder überstrapaziert zu haben. Aber seine Erinnerungen waren sowieso ziemlich verschwommen ... Vielleicht war das eine Nachwirkung seiner Schwertwunde, die auf so mysteriöse Weise geheilt worden war. Oder er war einfach noch müde. Hatte der Fremde nicht gesagt, er solle sich ausruhen? Dann würde er das auch noch ein Weilchen tun, solange sich in seinem Zimmer nichts ereignete. Er schloss die Augen und war wenig später wieder in Schlaf versunken. Peter und Nathan Petrelli. New York City. "Peter, hör auf damit." Diesen Satz hatte Nathan Petrelli nun schon zum dritten Mal innerhalb einer halbe Stunde ausgesprochen, während der er in der Wohnung seines jüngeren Bruders gestanden und diesem dabei zugesehen hatte, wie er wahllos durch die Räume lief und Dinge in einer Reisetasche verstaute. Doch Peter hörte ihm nicht zu. "Ich kann hier nicht bleiben. Zu gefährlich", murmelte er nur. "Im Moment bist du nur für dich selbst gefährlich", erwiderte Nathan. Peter rauschte an ihm vorbei und stellte einige Dinge auf den Tisch im Wohnzimmer, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, und Nathan fuhr fort: "New York steht noch. Die große Katastrophe ist abgewendet. Es ist alles so gekommen, wie du es dir gewünscht hast, oder etwa nicht? Meinst du nicht, dass es jetzt angebracht wäre, wieder zu einem halbwegs normalen Leben zurückzukehren?" "Ja – ja, New York steht noch, aber ich habe es immer noch in mir – diese Kraft, die Radioaktivität ... Ich kann nicht hier bleiben und Menschen gefährden." Peter schüttelte den Kopf und wandte sich Nathan zu. "Du musst auch gehen. Die Leute von dieser Firma, sie werden auch hinter dir her sein." Er ging auf seinen Bruder zu und legte ihm beschwörend die Hände auf die Schultern. "Bitte, Nathan. Wir haben ihre Pläne zerstört und ich denke nicht, dass sie aufgeben werden." Nathan seufzte schwer. "Du vergisst, dass unsere Mutter eine von denen war, die die Ereignisse um die Explosion geplant haben. Willst du vor deiner eigenen Mutter davonlaufen? Außerdem ist es für mich nicht so einfach, wie du dir das vorstellst. Ich bin in den Kongress gewählt worden und habe Pflichten. Nicht nur politische, sondern auch die meiner Familie gegenüber. Heidi kann wieder gehen und hält ihre Heilung für ein Wunder, soll ich es ihr da wirklich zumuten, in diesen ganzen Irrsinn hineingezogen zu werden?" Nathan schüttelte abwehrend den Kopf. "Nein, Peter, tut mir leid, aber das kann ich nicht." "Nathan-", setzte Peter erneut an, doch sein Bruder unterbrach ihn. "Nein, Peter, jetzt hörst du mir mal zu. Du hast von mir erwartet, dass ich dir glaube und dir vertraue. Am Anfang habe ich diese ganze "Rette-die-Welt"-Sache für verrückt gehalten, aber jetzt glaube ich dir. Und jetzt höre bitte auch mir einmal zu. Nur ein einziges Mal, okay?" Sanft streifte Nathan Peters Hände von seinen Schultern ab und legte ihm selbst die linke Hand auf die Schulter. "Es ist ein Wunder, dass du noch lebst, ein Wunder, dass wir alle noch leben. Nach allem was passiert ist, denkst du da wirklich, dass ich dich ohne Widerspruch gehen lassen würde? Du musst verstehen, dass es im Moment wichtig ist, den Schein zu wahren. Linderman hat meine Wahl nicht dem Zufall überlassen. Es passte in die Pläne der Firma, dass ich jetzt im Kongress sitze, und wer weiß, ob sie ihre Pläne nicht weiterverfolgen werden. Daraus muss ich – müssen wir – jetzt das Beste machen. Vielleicht können wir ihre Pläne ein weiteres Mal verhindern, das würde dir doch gefallen, nicht wahr?" Peter sah zu Boden. Sein Bruder hatte Recht. "Und wenn es wieder passiert? Wenn ich meine Kräfte wieder ... nicht kontrollieren kann?" "Dann werde ich dir wieder helfen – ein Grund mehr für dich, in meiner Nähe zu bleiben." "Du musst nicht auf mich aufpassen", betonte Peter. "Du bist mein kleiner Bruder. Das gehört auch zu meinen Pflichten." Über Nathans Züge huschte ein warmes Lächeln, das Peter aber nur halbherzig erwiderte. "Wir werden schon einen Weg finden, damit so etwas nicht wieder passiert. Dieser Doktor Suresh wird dir bestimmt helfen können. Er meinte, dass deine DNA der Schlüssel zur Heilung von uns allen sein könnte." "Meine DNA? Und wenn ich gar nicht geheilt werden möchte?", fragte Peter skeptisch. Er wischte sich eine Strähne seines braunen Haares aus dem Gesicht. "Jedenfalls nicht vollständig. Ich kann mit meinen Kräften Menschen helfen." "Du hast schon genug Menschen geholfen", erwiderte Nathan. "Jetzt solltest du dich mal wieder um dich selbst kümmern. Im Moment hast du die Kontrolle über deine Kräfte, das genügt mir im Moment. Genauso, wie es dir genügen sollte." Peters Antwort war ein trauriger Seufzer, als ob alle Last der Welt auf seinen Schultern ruhen würde. "Wir stehen das gemeinsam durch", betonte Nathan noch einmal. "Und der erste Schritt dazu sollte wohl ein Gespräch mit Mom sein." "Du willst Mom Rede und Antwort stehen lassen?" Peter war überrascht. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie etwas mit der ganzen Sachen zu tun gehabt haben soll." Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Aber du hast Recht. Vielleicht kann sie uns weiterhelfen." "Na bitte." Nathans Miene hellte sich auf. "Ich bin gespannt, was bei der ganzen Angelegenheit herauskommen wird." "Da bist du nicht der Einzige", erwiderte Peter so leise, dass sein Bruder es kaum hören konnte. Gabriel Gray. 74 Stunden nach der Explosion. Ort: unbekannt. Als die Tür des Zimmers geöffnet wurde, saß Gabriel bereits lässig auf dem Bett und erwartete seinen Besucher. Er trug ein schwarzes T-Shirt und eine graue Hose, die er in dem Schrank neben der Tür gefunden und gegen die weiße Krankenhauskleidung getauscht hatte, in die er vorher gekleidet gewesen war. Sein Besucher war derselbe Mann, der ihn schon bei seinem ersten Erwachen begrüßt hatte. Er war groß, trug einen teuren Anzug und hatte einen schwarzen Aktenkoffer in der Hand. Seine kurzen braunen Haare unterstrichen sein junges Aussehen. Der Mann seinerseits sah Gabriel mit aufmerksamem Interesse an. "Hallo, Mr. Sylar." Er setzte sich Gabriel gegenüber auf das Sofa und legte seinen Aktenkoffer auf den Tisch. "Sie bevorzugen es doch, Sylar genannt zu werden? Allerdings würde ich es vorziehen, Sie bei Ihrem richtigen Namen zu nennen", fügte er hinzu. Gabriel verschränkte die Arme vor seiner Brust. "Es ist mir egal, wie Sie mich nennen. Tun Sie, was ihnen gefällt." Der Fremde lächelte und nickte, als ob er sich selbst etwas bestätigte. "Und wie ist Ihr Name?" Nicht, dass es Gabriel wirklich interessierte, aber es war einfacher, die Dinge bei ihren Namen zu nennen. Er hatte es immer schon vorgezogen zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. "Benjamin Foster", antwortete der Andere. "Aber ich denke nicht, dass mein Name Ihnen etwas sagt." Er sah sein Gegenüber fragend. Als Gabriel keine Reaktion zeigte, fuhr Benjamin in geschäftsmäßigem Ton fort: "Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Ihnen gerne ein paar Fragen stellen." "Oh, ist das etwa eine neue Methode?" Gabriel beugte sich vor und fixierte Benjamin mit seinem Blick. "Ihr versucht es jetzt erst mit einfachen Fragen-Antwort-Spielchen, bevor ihr eure Gefangenen foltert und seziert?" "Wenn Sie auf Ihre Gefangenschaft in der Firma anspielen, dann sollte ich Ihnen wohl besser mitteilen, dass ich nicht für diese Leute arbeite. Wir haben nicht das geringste mit der Firma zu tun, sondern sind eine vollkommen unabhängige Organisation. ... Außerdem haben wir nicht vor, Sie zu untersuchen", fuhr er nach einem kurzen Zögern fort. "Wir wissen im Moment genug über Sie und Ihre Fähigkeiten." "Ach, wirklich? Und was wollen Sie dann von mir? Mich einfach nur einsperren und ausfragen?", fragte er misstrauisch. "Oh, Sie sind kein Gefangener, wenn Sie das meinen, Gabriel. Sie können gehen, wann immer Sie möchten." Benjamin lächelte. "Die Sicherheitsvorkehrungen dieses Zimmers würden für Sie wahrscheinlich kaum ein Hindernis darstellen." "Dann verraten Sie mir doch bitte, was mich hier halten soll?" Gabriel beugte sich vor, in seiner Stimme schwang die Spur einer Drohung mit. "Wir wollen Ihnen helfen, das ist alles. Wie ich schon sagte, wir haben nichts mit der Firma zu tun, sondern verfolgen unsere eigenen Ziele. Auf unsere Art. Um genau zu sein sind sie ein Überbleibsel eines Problems, dem wir nachgegangen sind." "Wie bitte?" Gabriel hätte fast gelacht, so absurd hatte sich Benjamins letzter Satz angehört. "Im Moment kann ich Ihnen leider nicht mehr darüber sagen. Es gibt weitaus wichtigere Dinge zu besprechen", sagte Benjamin ernst und öffnete den Verschluss seines Aktenkoffers. "Ach, wirklich? Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, dass ich mit Ihnen besprechen möchte." Gabriel entschied im Bruchteil einer Sekunde, dass es an der Zeit war, zu gehen. Dieser Benjamin musste lebensmüde sein, sich ohne Schutz in einen Raum mit ihm zu wagen. Danach geschah alles sehr schnell. Gabriel stand in einer schnellen, fließenden Bewegung vom Bett auf und hob die Hand, um Benjamin mit seiner Telekinese an die Wand zu schleudern. Benjamin bemerkte Gabriels Bewegung und seine Augen verengten sich, als er Gabriels Hand gegen sich gerichtet sah. Und dann – geschah nichts. Gabriel versuchte es erneut und konzentrierte sich auf seine Telekinese, doch seine Kräfte reagierten nicht. Er versuchte es noch ein weites Mal. Fehlanzeige. Auch auf seine anderen erworbenen Fähigkeiten konnte er nicht zugreifen. Er war vollkommen machtlos. "Was haben Sie mit mir gemacht?", knurrte er und sah Benjamin wütend an. Benjamins Antwort war nur ein selbstgefälliges Lächeln, als er Gabriel beobachtete. ~ To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)