Götter, Engel, Dämonen und das Meer von Diracdet (Teil 5 des Detektiv Conan-Noir Crossovoers) ================================================================================ Kapitel 2: Zwei Telefonate -------------------------- Hallo an alle Lesenden, erneut das Kapitel am Montag Abend, da Dienstag früh ich nicht mehr durchkomme in letzter Zeit und dann erst Abends wieder zuhause bin. Erstmal wieder vielen vielen Dank für die Kommentare!^^ Ich geb zu, Kogoro ist noch recht human weggekommen, verdankt hat er es Yoko. Und eine gewisse Inspiration am Fall aus Band 1 ist auch nicht zu verleugnen. Anmerkung an dieser Stelle, das ist auch der Original-Manager von Yoko Okino aus besagtem Fall, den ich hier ins Spiel gebracht habe.^^ So... zur Fahrt geht es erst in zwei Kapiteln, bis dahin müsst ihr euch noch gedulden, jetzt werden erstmal die Protagonisten ihre Pläne schmieden... Anmerkung2: ich habe bis jetzt trotz eigentlicher Sinnigkeit keine Bilder von Ran und Conan reingestellt. Das Problem ist welche zu finden, insbesondere wird es von Ran mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein passendes geben (der Sinn dieser Aussage wird am Ende der FF klar. Dennoch suche ich noch einmal, werde aber zum nächsten Mal ein paar hochladen. So, genug Vorerzählung, jetzt gehts weiter. Viel Spaß, bis zum nächsten Mal. lG, Diracdet ________________________________________________ Kapitel 2: Zwei Telefonate Yokos Aufenthalt in der Detektei währte nicht mehr lange, sie verabschiedete sich, wirkte kaum weniger kurz angebunden als bei ihrer Ankunft. Leichte Zuversicht, Hoffnung, schimmerte in ihren Augen. Man müsste sie lesen können, dann sah man es. Für den ungeübten Betrachter jedoch waren sie nie von irgendwelchen Zweifeln beseelt, noch änderten sie sich je, wenn sie im Rampenlicht stand. Eine Schauspielerin eben, eine Figur, mehr als der Mensch dahinter. Eine Fassade, hinter die nun mal niemand blicken durfte, so verlangte es das Showbusiness. Kogoro schien trotz der Ernsthaftigkeit der Lage danach zu sein, den Rest des Tages seiner Sammlung der Filme seines Superstars zu widmen. Dieser Rest war jedoch gar nicht so lang, die Sonne ging schon wieder deutlich kürzere Bahnen um die Nordhalbkugel der Erde, so mochte es bis vor 500 Jahren interpretiert worden sein, dass die Tage kürzer wurden. Und so versammelten sich noch einmal alle drei um den Abendbrotstisch. Still, sehr still verging das Mahl, allen war der Ernst anzumerken, irgendetwas lag in der Luft, und doch konnte es niemand genau sagen. Oder wollte... Kogoro kaute zusehends ungenießend auf seinem Essen herum. Sicher, Bedrohungen, das war einer der klassischen Fälle, wegen denen ein Detektiv gerufen wurde, und er kannte sich damit intensiv aus. Aber... Yoko, die eine, die einzige, wie konnte man nur? Er musste sich selbst etwas zur Raison treiben, es brachte nichts, sich speziell darüber zu ärgern. Er musste den Autor, oder die Autoren hinter diesem Schreiben ausfindig machen, und er würde es auch. Basta. Conans Blick war fast leer, zeigte immer konstant schräg nach vorne, mitten auf den Tisch. Es entging seiner Freundin nicht, sie kannte es so genau, dieses gedankenverlorene Dahinstarren. Mamoru hatte es ja auch mal erwähnt. Und Shinichi... er war auch oft so in sich gekehrt, wenn ein Fall es bedurfte. So wie dieser. Ihr Blick ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Yokos Augen. Hatte er es damals, als er sie, Yoko Okino kennen lernte, nicht bemerkt? Auch damals hatte sie eine unangenehme Zeit durchgemacht und viel an ihren Gefühlen preisgegeben. Dennoch spielte sie nach außen ihre Rolle weiter. 'Aber trotzdem, schon damals... waren ihre Augen so traurig wie heute. Augen sind der Spiegel der Seele, sie lügen nicht, weil die Seele nicht lügt. Sonst zeigen ihre Augen nie diese Traurigkeit. Hingegen... ihre... immer. Trauer... und Wut. Wie konnte ich das nur übersehen?' Unwillkürlich, oder doch sehr gewollt, glitten seine Gedanken von Yoko zu Sharon Vineyard. Vermouth. Und dieser Gedanke wiederum entfachte mittlerweile ein Feuerwerk in seinem Verstand. Jedes mal, wenn er in letzter Zeit daran dachte, ging er alle seine Gedanken im Kopf erneut durch, fahndete nach Fehlern und Unwägbarkeiten, Schwächen, Lücken. Natürlich gab es sie, aber nichts... nichts unüberbrückbares. Nein, es musste so sein, wie er vermutete, nur fehlte noch der Beweis... 'Nun, den kriege ich wahrscheinlich nur auf eine Weise... Aber sollte ich schon so weit gehen? Vielleicht kriege ich keine zweite Gelegenheit so bald. Verdammt!' Er biss heftiger auf das letzte Stück, seine Eckzähne trafen unsanft zusammen und das resultierende Geräusch kam in der stillen Runde deutlich zu Tage. Unwillkürlich stand Ran auf. „Es nützt nichts!“, gab sie wie den Auftakt einer großen Rede als erste These ans kleine Publikum vor sich ab. Ihre ernsthafte Miene und ihre geschlossenen Augen rundeten das Bild der überzeugten jungen Frau ab. „Was... nützt nichts, Mausebein?“ Ihr Vater übernahm die Frage, die genauso Conan sich aufdrängte, woraufhin beide aber nur einen bösen Blick von Ran ernteten. „Was... habe ich... was falsches... gesagt?“ „Ich habe nichts anzuziehen für die Schifffahrt!“ „Wie bitte??“, schrien sie beide gleichermaßen verwundert wie vorwurfsvoll an. „Ich habe nun mal kein Kleid für so einen Anlass, ich muss morgen nochmal in die Stadt was einkaufen.“ Man meinte, eine kaum merkliche Träne unter ihrem Auge zu sehen. 'Frauen können Probleme haben...' „Am besten, ich rufe nachher nochmal Mama an, sie kann mich da vielleicht am besten beraten.“ „Warum denn nicht deine reiche Freundin?“, entgegnete ihr Vater, als er sich wieder gefasst hatte, scheinbar uninteressiert. „Die Tochter des Suzuki-Konzernchefs wird doch an Gala-Dinners gewöhnt sein.“ „Sonoko meinte am Freitag, dass sie wohl die nächsten Tage keine Zeit hätte. Irgendein offizieller Termin oder so.“ 'Zumindest... diese eine Aussage ist wahr...', fügte sie in Gedanken hinzu. Mühsam behielt sie ihre Miene aufrecht. Ihre Gedanken hatten nun selbst Fahrt aufgenommen. 'Wie macht das Conan nur, sich immer wie ein unwissender zu verhalten?' Mit der offiziellen Entscheidung beendete Ran für sich die Mahlzeit und da sie sich stets um das aufräumen und abwaschen kümmerte, konnten auch Kogoro und Conan ihr es nicht ausreden, den Tisch abzuräumen. Sie drängte dieser Anruf, oder die Gedanken an die bevorstehende Reise offenbar. Dennoch keimte in keinem der beiden anderen das Misstrauen auf, welches eigentlich von Nöten wäre. Kogoro zog sich ins Wohnzimmer zurück zu seiner Video und DVD-Sammlung. Conan beobachtete ihn. Sein Blick. Er war ein Stück weit leer, als er die Mattscheibe betrachtete, leer und dann wieder... vollkommen konzentriert, fixiert auf ihr Gesicht. 'Oh man, wenn man nicht wüsste, dass er Detektiv ist, könnte er auch einen tollen Stalker abgeben!' Ein Stalker... Auch dieser Gedanke stand zur Debatte. Natürlich, ein Stalker, der Yoko lediglich verunsichern wollte, aber dennoch... 'Der ganze Brief ergibt irgendwie keinen Sinn...' Mit diesem Gedanken wandte er sich ab, und suchte wie Ran ihres, seinerseits sein Zimmer auf. Ran schloss die Tür hinter sich, schloss dann sogar leise ab, setzte sich an ihren Schreibtisch und starrte auf den dunklen Computerbildschirm. Schwach zeichneten sich die Konturen ihres Gesichts darauf ab. Ein Spiegelbild war es definitiv nicht, nein. Und dennoch, was sie sah, war sie, daran bestand kein Zweifel. 'Das Bild im Computer ist eigentlich nur ein Schatten meiner selbst...' Ein Trugbild. Es verhüllte, soviel war klar, es zeigte weniger, als man im direkten Blick sah, nur... war das weniger damit auch falsch, oder war doch das Trugbild wahr? Sie musste ironisch lachen, auch wenn es ihr im Halse stecken blieb, worüber dachte sie gerade eigentlich nach? Über Conan? Bei dem das Trugbild symbolisch durch eine Brille gegeben war. Bei ihm konnte man alles sehen, es war keine Maske, die er trug, nur eine Brille, also war die Wahrheit... weniger, und das Trugbild mehr. Über Yoko Okino? Die Schauspielerin, die alle Schicksalsschläge zwar ebenso hart treffen wie jeden anderen Menschen, die aber dennoch wie ein Stehaufmännchen immer wieder auf die Bühne kam und ihr freundlichstes Lächeln darbot. Über Chris Vineyard? Die Tochter ihres Idols Sharon Vineyard, die angeblich so 'verzogene Göre', so wie ihre Mutter sie beschrieb. Die wie ihre Mutter das Verkleiden beherrschte, wie sonst nur Kaito Kid. Die damit also jeden Menschen täuschen konnte. Conans Blicke, als er diesen Namen hörte, das war eindeutig. Sie hatte etwas mit ihnen zu tun. Mit den Leuten, die er suchte... die womöglich auch ihn suchten. Also täuschte sie die ganze Menschheit... mit einer unsichtbaren Maske. Oder über sich selbst? Die auch alle täuschen wollte... mit mehr als der Wahrheit... Sie griff mit der rechten Hand nach einem Fach am Schreibtisch, das mit einem Schloss gesichert war. Den Schlüssel hatte sie mit der linken Hand aus einer Tasche ihres Hemdes geholt. Sie schloss auf, holte ein paar Zettel heraus, ging kurz darüber und holte dann das Telefon an sich heran. Conan schaute sich auch noch einmal um, vernahm aber nur laute Filmmusik aus dem Wohnzimmer bevor er die Tür seines Zimmers schloss und sich seinem Handy zuwandte. „Hier bei Agasa. Guten Abend.“, vernahm er eine wie immer gähnende Mädchenstimme, die ihm selbst ein kleines Grinsen abringen konnte. „Man kann bei dir wirklich kaum glauben, dass du den Abend jemals als gut empfindest, Ai.“ „Ich empfinde ihn wie jeden anderen Zeitpunkt des Tages, ich habe da keine bewusste Zuordnung, weißt du, Conan?“ Mit einem erneuten Grinsen führte er sich vor Augen, wie wohl gerade die nächste Kanne Kaffee hinter ihr gekocht wurde... „Äh... guten Abend, Ai.“ „Oha... haben wir also doch noch Manieren? Also, bevor das noch länger dauert, willst du was von mir oder vom Professor?“ „Kisaki, ja bitte?“ Obwohl es zuhause war, wirkte die Stimme von Rans Mutter so ernst, als hätte sie gerade ihr Arbeitstelefon in der Kanzlei benutzt. Das flößte Ran immer etwas Respekt ein, zumal sie ja auch Leute kannte, die selbst im Büro so wirkten, als wären sie gerade zuhause und feierten eine Party... „Hallo, Mama.“ „Oh, hallo Ran. Dich hätte ich jetzt nicht erwartet, du rufst selten Sonntag Abends an. Wie war die Verleihungszeremonie? Ich sehe gerade Bilder in den Nachrichten.“ „Och eigentlich ganz nett. Ein bisschen unheimlich finde ich das schon, wie Paps jetzt überall als Star gefeiert wird.“ „Glaub mir, da bist du nicht die einzige... pass nur auf, dass ihm das nicht zu Kopf steigt... falls es dafür nicht schon zu spät ist.“ Ein Seufzer ging von beiden Seiten des Telefons aus. „Ich gebe mein bes...“ Ran schoss auf einmal der Gedanken von vorhin durch den Kopf, was Conan über ihren Vater gesagt hatte. Sie musste es einfach fragen. „Du Mama... glaubst du... dass Paps seine Mordfälle... danach, also nach der Aufklärung... vergisst?“ „WAS??“ Ai konnte eine merkliche Erhöhung ihrer Stimme nicht unterdrücken, auch der Professor war aufmerksam geworden und näher getreten. Sie scheuchte ihn aber mit einem Blick wieder weg, bevor sie sich wieder Conan zuwandte. „Auf dem Schiff ist auch Chris Vineyard? Ist das ganz sicher?“ „Ja, offenbar hat sie der Eigentümer des Schiffs überreden können, ihre Kunstpause, die sie sich seit einiger Zeit nimmt, zu unterbrechen.“ „Kudo, hör mir zu! Niemals, niemals würde Vermouth etwas gegen ihren eigenen Willen machen. Selbst der Bossder Organisation hatte immer Schwierigkeiten, ihr seinen Willen aufzuzwängen. Sie handelt nur nach ihrem Gutdünken, dafür ist sie berühmt. Lediglich der Erfolg hat ihr stets Recht gegeben. Sie ließ sich nicht überreden, wenn sie keinen Grund hatte.“ „Was wenn der Grund... schlicht und einfach ihr Image war? Sie muss nach außen immerhin eine Reputation wahren.“ Ai musste an sich halten, um ein sarkastisches Lachen zu unterdrücken. „Ja... klar.“ „Es ist nicht mehr zu ändern, ich werde offiziell da sein und sie wird offiziell da sein. Nur habe ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite.“, konterte er überlegen ihre Einwände. „Und du hast einen Fall zu lösen, oder habe ich dich da falsch verstanden? Neptunia beschützen.“ Er verharrte einen Moment, sah auf seinen Notizzettel, auf dem er den Spruch notiert hatte. „Ai... findest du... ihn nicht auch irgendwie komisch? Neptunia?“ „Inwiefern? Weil es keine Neptunia in diesem Sinne gibt?“ „Das auch... aber... sind Götter per Definition nicht unsterblich? Wieso ist dann das Ende nah? Oder ist damit nicht Neptnia gemeint? 'Ihr Ende' heißt es doch.“ Ein längliches Gähnen kam ihm als Antwort entgegen. „Du bist der Detektiv, Kudo, das ist dein Revier. Du findest aber auf dem Schiff vielleicht auch einen guten Altertumsforscher, der dich über die Mythologien aufklären könnte.“ Sie war fast so weit wieder aufzulegen, als Conan sie noch einmal abhielt. „Ai... das ist kein Zufall, ich sehe es jetzt auch endlich ein...“ „Was ist kein Zufall?“ Sie ahnte die Antwort, aber wollte es unbedingt noch einmal hören. „Dass sie und ich zusammen treffen werden. Das ist gewollt. Von jemandem.“ „... Les Soldats!“ Eri musste unwillkürlich aufhorchen und dann innehalten. Die Frage kam ihr in diesem Moment mehr als komisch vor, auch wenn sie sich denken konnte, wie es dazu kam. Die Stille schien für ihre Tochter unerträglich. „Mama... du musst nicht...“, fing sie nach einer Weile an zu stottern, wurde dann aber barsch unterbrochen. „Ran...“, begann sie, und unterdrückte dabei jedwedes Gefühl. „Dein Vater... hat einige mir nicht ganz liebsame Eigenschaften, aber... wenn er die Mordfälle, die er untersuchte, ob als Polizist oder nun als Detektiv, vergessen hätte, dann hätte ich ihn niemals geheiratet!“ Erneut trat Stille ein. Sie ließ es auf ihre Tochter wirken, wusste, dass sie sicher noch weiter fragen würde. „Aber... seine... seine ganze Eigenart. Er löst einen grausamen Mordfall, und wenige Minuten später ist es, als könnte er ohne weiteres... naja...“ „Das Leben genießen? Wenn du mir gegenüber nicht aussprechen willst, dass er trinkt, raucht und sich an jede hübsche Frau ran macht, die nicht bei drei auf den Bäumen ist, dann sag es so.“ „Mama, bitte!“, versuchte sie zu kontern, aber sie wusste genau, dass sie recht hatte. „Hm...“ ein hörbares Lächeln glitt Eri über die Lippen. „Du bist die Tochter eines Detektivs und einer Rechtsanwältin. Und, so weit ich das verstehe, ist dein Freund doch auch Detektiv, oder?“ „Äh... nein, Shinichi doch...“ Sie konnte den Satz nicht fortsetzen, das Ziel dieses Gesprächs würde ihren Widerspruch aufdecken. Also musste sie anders ansetzen. „Warum ist das von Bedeutung? Muss ich das als Tochter von Detektiv und Anwältin verstehen?“ „Ja... eigentlich schon, Ran. Siehst du... Millionen Menschen sehen sich täglich Mord und Gewalt im Fernsehen an und finden daran Gefallen. Doch sicher 99% von ihnen würden beim Anblick einer verstümmelten Leiche in real kreidebleich werden. Genauso wie die Hälfte aller angehenden Medizinstudenten nach der ersten Autopsie fluchtartig das Weite sucht. Wie du selber sagtest, ein Mord ist eigentlich immer grausam. Und unseres gleichen hat damit wesentlich öfter zu tun als die meisten anderen Menschen. Du siehst sie, die... schwarze Seite der Menschheit, sehr oft sogar. Sag mir Ran, warum bist du immer so fröhlich?“ Die Frage war rhetorisch, das hörte man und dennoch musste Ran den Gedanken etwas im Kopf verarbeiten. So antwortete ihre Mutter für sie. „Weil es eben nur eine Seite ist. Du hast auch vieles schöne auf der Welt gesehen, siehst es jeden Tag. Du hast Freunde, zwei dich liebende Eltern, du siehst jeden Morgen mit Freuden die Sonne aufgehen... und du hast Hoffnung.“ Unweigerlich musste sie an Mamoru denken. Auch er sprach von Hoffnung, Hoffnung in die Menschen, dass sie besser wären, als es zu oft erschien. Und davon, dass Fudo sie verloren hatte. Fudo... hatte sie verloren... und war aus den Reihen der Menschen gestürzt in die Abgründe jener, für sie immer noch unbenennbaren, dunklen Leute, diese schwarz gekleideten Männer und Frauen, denen Conan nachjagte. „Die Hoffnung, Ran, ist es, die die Menschen von gut und böse trennt. Aber um hoffen zu können, muss man das gute dieser Welt erlebt haben. Glauben an Dinge, die man nicht bewusst erfahren kann ist schwer, da kannst du die Vertreter aller Weltreligionen fragen. Dein Vater war Polizist, ist Detektiv, er hat wohl schon alle Grausamkeiten gesehen und sein Beruf zwingt ihn dazu, sich ihnen hinzugeben. Er braucht den Blick für das Gute, für das Schöne, wie er es empfindet auf dieser Welt. Sonst würde er an seinem beruflichen Leben zugrunde gehen. Ich dachte, das wüsstest du, Ran. Er vergisst nicht, er verdrängt nicht. Er sucht lediglich... das Licht in der Dunkelheit. Du solltest es wissen... besonders, wenn... du mal mit einem Detektiv zusammen leben willst.“ Ein Lächeln konnte Eri sich nicht verkneifen, als sie die Versuche ihrer Tochter, einen Satz zusammen zu stottern hörte, und dabei sich ihr errötetes Gesicht vorstellte. 'Du bist noch so jung, Ran!' „Äh... Mama?“, begann sie nachdem sie vergeblich sich bemühte von vorne. „Ich brauche für diese Schifffahrt unbedingt noch ein neues Kleid! Und ich wollte fragen, ob wir beide nicht morgen zusammen eins kaufen können?“ „Was? Aber das Kleid, das du heute beim Auftritt deines Vaters getragen hast, sieht doch toll aus. Warum nimmst du nicht das?“ Stille. „Ran?“ Es dauerte eine Weile, bis Ran die Antwort ausformulierte. Mit jedem Satz wurden nun Eris Augen immer größer. „Ja, vermutlich sind es die Soldats.“, bestätigte Conan leicht resigniert. Ais Müdigkeit war wie weggeblasen. „Was wollen denn Les Soldats von dir... und von ihr?“ „Weiß ich doch nicht, aber anscheinend geben sie mir eine Option, die ich sonst wohl auf lange Sicht nicht hätte.“ „Eine Option? Kudo, werd jetzt nicht größenwahnsinnig!“ „Ai... es wird die ganze Fahrt von Kameras gefilmt und von der Polizei begleitet. Sicher werden sie nicht alles beobachten, aber wenn Vermouth irgendeinen Auftrag hat, dann müsste es möglich sein, einen weniger beobachteten Ort dafür zu wählen. Sie ist auf eigene Verantwortung da.“ „Schön... und, was bringt dir das für eine Option?“ „Ich habe... noch ein Versprechen ihr gegenüber einzulösen...“ Es war in seiner Stimme eindeutig zu vernehmen, dass er es nicht weiter ausführen würde. „Du hast doch bereits einen Auftrag, hör auf, dir noch mehr aufzuhalsen! Verstehst du nicht, dass du dich damit nur noch verdächtiger machst, ihr gegenüber?“ „Du meinst Ran.“, stellte er nüchtern fest. „Ja, wen sonst? Du weißt doch wohl, worum es hierbei geht, was passieren kann, wenn sie dich wirklich enttarnt! Kudo! ...“ Erneut war eine beißende Stille zu hören. Schließlich ergriff Ai wieder das Wort. „'Some secrets are worth keeping.' Manche Geheimnisse sind es wert, dass sie geheim bleiben. Das solltest du als Detektiv wissen.“ „Wieso? Stammt das von einem amerikanischen Detektiv?“ „Könnte man so sagen. Von Batman.“ Es dauerte eine Weile, bis sich Conan wieder aufrappelte von dieser unerwarteten Antwort und wieder den Griff des Telefons fand. „Interessant... Ich werde es mir zu Herzen nehmen.“ Der Sarkasmus triefte durch das Telefon durch. „Du weißt doch wohl, auf welches Geheimnis er sich bezog, oder? Auf seine geheime Identität unter der Maske eines harmlosen, fast naiven Menschen. Das passt mehr als auffällig zu dir.“ Ein Lächeln entglitt Conan, das sich auch hörbar zeigte. „Besser als du denkst, Ai. Und nicht nur zu mir...“ „Hm?“ „Ich wollte dich um etwas bitten. Nur deswegen habe ich eigentlich angerufen...“ „Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt, Ran? Was zur Hölle...“ Eri musste sich zur Ruhe aufrufen. Sie konnte sich kaum beherrschen. Damit hatte es begonnen. Der schier endlose Teil des Gesprächs, des ewigen Kampfes zwischen Mutter und Tochter um das richtige Verhalten. Schließlich – es waren in real nur 10 Minuten vergangen – kapitulierte die Mutter. Resigniert lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück. „Ran... bist du dir ganz sicher?“ „Mama! Ja, bin ich. Vertrau mir doch!“ 'So wie du deinem Freund?', hörte Eri sich in ihrem Kopf schalen und sie wusste, dass diese Worte auch im Kopf ihrer Tochter spukten. „Ich... tue es. Aber... wehe du machst es kaputt!“ Ein verkrampftes Lachen floh aus ihrer Kehle und fast steril wirkte diese doch von so viel Emotionen begleitete Verabschiedung danach. „Bis Morgen, Mama. Schlaf gut...“ „Vergiss es! Niemals!“ „Ai...“, versuchte er sie noch zu beruhigen, wohl wissend, dass er wohl den falschen Ansatz dafür gewählt hatte. Als sie ihn endlich lange genug beschimpft hatte, was er sich denn einbildete, wurde es wieder ganz ruhig. Sie musste heftig ein und ausatmen, ihr blieb offenbar die Luft weg in ihrer Rede. „Ai?“ „...“ „Ai??“ „Was noch?“, grantelte sie schließlich in den Hörer. „Eine Frage nur noch. Könnte es so gewesen sein, dass...“ In den folgenden Minuten konnte das kleine Mädchen, die große Forscherin, nur zwei Dinge mit ihren Ohren wahrnehmen. Ihren eigenen Herzschlag... und seine Stimme, die diesen Schlag bestimmte, ihn nach eigenem Gutdünken in die Höhe trieb und fallen ließ. Hinter ihr hätte es nun eine Schießerei geben können, sie hätte es nicht bemerkt. Erst ein salziger Geschmack an ihrer Zunge erweiterte ihren Sinnesbereich. Ihr offen stehender Mund war Einlass von Tränen geworden, die sich angesammelt hatten. Ein Schluchzen stoppte seine Worte. 'Bin ich zu weit gegangen? Ach, Vollidiot, natürlich bist du das!', hörte er es in seinen Gedanken als Antwort. „Ai... es tut mir Leid... ich...“ „Woher?“, unterbrach sie ihn verkrampft. „Was?“ „Woher verdammt weißt du das? Das ist doch wohl nicht die naheliegendste Variante oder irgendeine schnelle Schlussfolgerung!“ Sie schrie jetzt durchs Telefon. „Nein.. nein das war es wirklich nicht...“ Er versuchte beruhigend auf sie einzuwirken, ging selbst im Kopf die schlaflosen Nächte der letzten Wochen durch. „Ich kann es dir nicht alles erklären, aber letztlich... habe ich mich immer gefragt, warum du damals zum Hafen gekommen bist und Vermouth dieses Angebot gemacht hast.“ Sie zuckte hoch. 'Das hat mich also verraten....' „Du hast mir bestimmt hundert mal gesagt, dass du überzeugt wärst, die Organisation würde dir niemals eine zweite Chance geben, egal wie bedeutsam das Gift für sie wäre. Du warst überzeugt, sie würden ein entsprechendes Angebot ablehnen und dich sowie alle um dich rum töten. Dennoch hast du ihr damals genau ein solches Angebot unterbreitet. Du kämst mit ihr, wenn sie uns in Ruhe ließe. Und sie hat sich drauf eingelassen. Ich bezweifle irgendwie eine völlige Fehleinschätzung der Organisation deinerseits und ebenso, dass du von meiner früheren Begegnung mit ihr damals genau genug Bescheid wusstest, also wieso warst du von der Möglichkeit dieses Deals damals so überzeugt?“ Ein ironisches Lächeln mischte sich unter den traurigen Blick des Mädchens. „Die Antwort darauf... wirst du bald erfahren.“ „Warte... gib mir doch nochmal den Professor, Ai... Ai?“ Sie antwortete ihm nicht. Sie hielt dem Professor, der gerade den Kaffee aus der Küche brachte, den Hörer hin, und ging dann wortlos in Richtung Labor. 'Manchmal bist du unglaublich, Shinichi.' „Äh... Shinichi?“ „Professor?“ Conan musste erneut an sich halten. 'Diese Ai!' Ran schaltete die Verbindung ab und legte den Hörer zur Seite. Vor ihr lag nun nur noch dieser Zettelstapel. Ganz oben einer, kaum beschrieben. Nur ein paar ganz kurze Sätze. „Nein, Conan. Da irrst du dich. Der Käfig selbst wird dein Untergang sein. Nicht das Schicksal des Vogels... sondern deines!“ Mamorus Worte, so weit sie sie von diesem Abend noch zusammenbringen konnte. Die Raben vom Tower von England. Gefangene. Und doch nur... von ihren Wärtern beschützte Tiere. Beschützt... und verletzt. Die Assoziation schien klar. Ran war der Vogel und Conan der Wärter. Er schützte sie vor den Leuten, die hinter ihm her sind. Auch wenn er sie dafür verletzte. So sehr ihr diese Vorstellung auch gefiel, es war... 'Nichts neues... in diesem Sinne. Shinichi will immer die Menschen in seiner Umgebung schützen. Auch wenn er nicht merkt... dass wir nicht unbedingt beschützt werden wollen... wenn er dadurch leidet.' Sie seufzte. 'Und dass Shinichi in diesem Sinne einen undurchdringlichen Käfig aus Lügen gebaut hat, auch das hast du mir doch schon klar gemacht. Was bleibt also noch? Warum soll dieser Käfig die Lösung des Problems sein? Sollte sich Conan in seinen eigenen Lügen fangen?' Nein, das war unrealistisch, dafür ist er zu weit gegangen bereits. Er log ja nicht nur, er verleugnete. Und Verleugnung kann man praktisch nicht widerlegen. Nein der Käfig schien perfekt und das musste auch er so sehen. 'Aber Perfektion ist ein Makel an sich, heißt es... Nur kenne ich den Makel daran nicht. Noch nicht!' Mit festem Blick packte sie die Zettel zurück ins Fach und schloss dieses sorgsam ab. „Ah... Professor, gut, dass ich Sie noch erwische, ich brauche Ihre Hilfe. Sie sollen mal für etwas in den Archiven meines Vaters suchen.“ „Was denn, so plötzlich? Du warst gestern erst hier und...“ „Sie sollen nachforschen, ohne das sie etwas davon mitbekommt.“ „Sie... Ai? Was ist denn auf einmal mit ihr?“ „Nicht so wichtig, Professor. Aber jetzt zur Sache. Können Sie herasfinden, ob mein Vater irgendwelche Informationen zu den 'Jungfrauen mit den schwarzen Händen' hat?“ „Die... Jungfrauen mit den... schwarzen Händen? Wer soll das sein?“ „Das sollen Sie ja gerade herausfinden. Ich meine, ich hätte den Namen schon mal irgendwo gehört, aber hab es nun vergessen. Und informieren Sie mich möglichst bis Übermorgen Abend über ein Ergebnis.“ „Was hast du eigentlich vor, Shinichi? Könntest du mich mal aufklären?“ „Nein... Nein kann ich leider nicht. Ich weiß es nämlich selbst nicht ganz genau.“ Erneut musste er ironisch lächeln. „Zurzeit bin ich in einer etwas ungewohnten Situation. Ich bin nicht Herr meiner eigenen Handlungen. Im Moment... kontrolliert jemand anderes das Szenario und wir sind alle nur seine Schachfiguren. Aber keine Sorge, Professor. Ich denke, das wird sich sehr bald klären. Gute Nacht.“ „Shinichi, warte!“ Aber es war bereits zu spät. 'Keine Sorge, Professor. Vorläufig wollen die Soldats uns offenbar nicht umbringen. Mehr noch, der Tod Fudos kann eigentlich nur bedeuten, dass irgendwer da noch ein besonderes Interesse an uns hat. Und wenn ich richtig liege, dann werde ich an Bord der Ocean Goddess auch erfahren, wer diese Person ist. Ich spiele euer Spiel mit. Vorläufig. Bis sich eine Gelegenheit bietet, die Regeln neu zu formulieren...' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)