Regenlieder von Shani ================================================================================ Kapitel 3: Nejis "Fair play" ---------------------------- Gähnend öffnete Sakura ihre Augen und wuschelte sich durch das lange, rosafarbene Haar. Warum musste es um sechs Uhr morgens denn schon so hell sein? Das war doch wirklich niemandem zuzumuten. Noch ein weiteres Mal gähnte das Mädchen und streckte die Arme dabei so weit in die Höhe, als wollte sie versuchen, die Zimmerdecke mit den Fingerspitzen zu erreichen. Dazu fehlte aber noch ein gewaltiges Stück. Bestimmt mehr als ein Meter. Sakura zupfte noch immer verschlafen ihr weißes Top zurecht, dann schlurfte sie, wie eine alte Großmutter, zu dem Schrank, den Hinata großzügigerweise mit ihr teilte und überlegte, was sie heute anziehen könnte. Sport hatten sie heute nicht. Das war nur Dienstags und Donnerstags angesagt. Vier Stunden Sportunterricht in der Woche. Mit einem Lehrer, von dem man munkelte, er wäre Rock Lees Vater. Weil die beiden sich so ähnlich sähen. Sakura konnte das natürlich nicht beurteilen, sie war dem Sportlehrer in den wenigen Stunden, die sie auf dem Campus verbracht hatte, noch nicht begegnet. Ob der Mann auch so ein grünes Froschkostüm trug? Aber ein erwachsener Mann würde sich doch nicht so zum Vollidioten machen. Schon gar nicht, wenn er als Pädagoge tätig war. Vor den ganzen pubertierenden Teenagern, die nur Klamotten, Disco und Pickelcreme im Kopf hatten. Wie überaus freundlich und anspruchsvoll Sakura doch von ihrer Generation dachte. Sie hörte sich an wie ihre eigene Mutter. Während sich das Mädchen nun endlich für eine weiß-grau karierte Hose entschied, die kurz über den Knien endete und ein passendes graues T-Shirt herauszog, auf dem in pinkfarbenen Buchstaben "I dreamed of you - it was a nightmare" stand, fragte sie sich, wie es ihren Eltern wohl in Europa ging. Ob die Wohnung, die sie dort gefunden hatten, schön aussah? Wahrscheinlich fehlte ihr der "Sakuranische Wirbelwind", wie ihr Vater es in ihrem alten Haus in Tokio genannt hatte. Damit hatte er Sakuras Sehnsucht nach vielen, bunten Farben gemeint und die Tatsache, dass sie für die Dekoration ihres eigenen Zimmers fast doppelt so lange gebraucht hatte, wie für den eigentlichen Einzug. Ein Freak war sie nicht. Ein ansprechendes Zuhause war ihr nur wichtig und deshalb durfte dieses Wohnzimmer nicht so bleiben, wie es momentan aussah. So unendlich langweilig. Mit dem Gedanken an die viele Arbeit, die sie da erwartete, versuchte die Fünfzehnjährige, sich von ihren Eltern abzulenken. Denn sie vermisste die beiden ganz schrecklich. Auch wenn sie gerade einmal drei Tage getrennt waren, durch die weite Entfernung waren es für Sakura gefühlte Monate. Sie wusste, wie kindisch das klang und für wie verhätschelt man sie dadurch halten konnte, aber sie liebte ihre Familie nun mal. Zugegeben, nicht alle. Ihren Cousin Noto mochte sie überhaupt nicht und vor ihrer Tante Kizumi hatte sie Angst, aber ansonsten hätte sie für jeden ein nettes Wort übrig gehabt. Als Sakura sich von dem Schrank abwandte, bemerkte sie, dass die anderen Mädchen noch schliefen. Hinata wälzte sich gerade murrend auf die andere Seite, damit das Sonnenlicht ihr nicht ins Gesicht schien. Sakura mochte es nicht, wenn nachts der Mond ins Zimmer schien. Die vollkommene Dunkelheit war ihr lieber, denn wenn sie die Andeutung von Licht sah, bildete sie sich überall die Schatten von Monstern, Mördern und sonstigen Schaurigkeiten ein, dass sie meist gar nicht mehr schlafen konnte. Weil die Angst dann ihre Lider offen zu halten schien oder ihr Herz dazu anspornte, einen Endspurt hinzulegen. Sakura hatte früher oft Angst, wenn die Nacht hereinbrach und ihre Mutter vergaß, den Rollladen zu schließen. Sobald sie es bemerkt hatte, hatte sie aus Leibeskräften geschrien. Und ein kleines Kind besitzt wahrlich viel Kraft zum Schreien. Die Nachbarn hatten sich manchmal beschwert. Als auch Ino irgendein Gemurmel von sich gab, huschte Sakura mit frischer Unterwäsche und den bereitgelegten Kleidern ins Bad. Schnell stellte sie sich unter die Dusche und unterdrückte einen Aufschrei. Es war doch jeden Morgen dasselbe. Seit Sakura in die sechste Klasse gekommen war, duschte sie jeden Morgen kalt. Und jedes Mal wollte sie sich die Seele aus dem Leib kreischen, wenn das eisige Wasser ihre Haut benetzte. Bibbernd griff das Mädchen knappe zehn Minuten später nach einem Handtuch und stieg auf die vor Reinheit strotzenden Fliesen. Eins musste man den Mädchen hier lassen, ordentlich waren sie. Jedenfalls im Badezimmer. Einen gewaltigen Vorteil hatte dieses Kaltduschen aber auch. Das Mädchen grinste mit leicht blauen Lippen, was sich natürlich furchtbar mit ihren Haaren und ihren grünen Augen biss. Sie brauchte nicht halb so lange wie früher. Wenn das Wasser nicht warm ist und man das Gefühl hat, statt wohltuender Tropfen kleine Eisspitzen auf sich prasseln zu spüren, dann genoss man das Duschen nicht und beeilte sich. Und das Handtuch erschien einem immer herrlich warm. Sakura schüttelte den Kopf. Das war doch dämlich. Kaum ein normaler Mensch duschte freiwillig mit kaltem Wasser, wenn er warmes haben konnte. Die armen Kinder in Afrika würden sie alle steinigen. Ohne zu überlegen schaltete das Mädchen den Föhn an und fuhr dabei immer wieder mit einem Kamm durch ihr Haar. Erst als ihre Haare trocken waren und sie den Föhn schon wieder sicher im Badezimmerschrank verstaut hatte, fielen ihr die anderen Mädchen ein. Sie betete, dass man es ihr in der ersten Zeit noch verzeihen würde, wenn sie mal nicht daran dachte, dass sie nicht alleine wohnte. Nachdem Sakura sich angezogen und geschminkt hatte, öffnete sie noch schnell das kleine Fenster, um den nicht vorhandenen Duschdampf abzulassen. Sie tat es einfach aus Gewohnheit. Und sie könnte sich jedes Mal, wenn sie bemerkte, dass sie diese Routine nicht loswurde, eigenhändig einen Finger abhacken. Sie hatte ja schon mal festgestellt, wie wenig ihr diese monströsen Dinger bedeuteten. War wohl doch keine so gute Strafe, wenn sie sogar freiwillig darauf verzichten würde. Warum zum Teufel wollte sie auf ihre Finger verzichten?! Hallo? Die brauchte sie doch noch! Da war doch gar kein Nebel im Bad, der sich in ihrem Gehirn ausbreiten konnte. Vielleicht lag es daran, dass sie noch nichts gegessen hatte. Seufzend machte Sakura sich daran, ein einigermaßen bekömmliches Frühstück herzurichten. Marmelade, Butter und Honig suchte sie zusammen und stellte sie auf den Tisch, Teller und Messer fanden ihren Weg auf die giftgrüne Tischdecke. Insgeheim fragte sich die Fünfzehnjährige, ob Ino für die Einrichtung der Küche verantwortlich war. Quietschbunt war alles hierin, von den knallrot gestrichenen Schränken bis zu dem neongelben Lampenschirm. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, wenigstens waren Tisch und Stühle noch in ihrem normalen, hölzernen Zustand anzutreffen. Und die weißen Fliesen natürlich. Aber konnte sie Ino wirklich verrückt nennen? Die Blondine brauchte angeblich ewig um ihre Kleidung auszusuchen und sie mochte auffallende Farben, aber das machte sie noch lange nicht verrückt. Das aufgeweckte Mädchen hatte eben seinen eigenen Stil und das Selbstbewusstsein, diesen auch zu zeigen. Mit einem erschreckend hohen Ton sprang der Toast aus dem Toaster hervor und Sakura legte die Scheiben mit spitzen Fingern in den Brotkorb. Aus himmelblau angemalten, ineinander verflochtenen Bändern bestand er und ein weißes Tuch in Wolkenform lag darin. Sakura verkniff sich ein Grinsen. Blödsinnig. "Morgen", nuschelte eine Stimme aus Richtung Türrahmen und Sakura erschrak erst einmal fast zu Tode. Es sollte ja wirklich schon passiert sein, dass Menschen aus Schreck das Zeitliche gesegnet hatten! Die Haruno ignorierte ihre eigenartigen Gedanken. Sie war gut darin derartiges zu ignorieren. Sie war es gewohnt. Jetzt wandte sie sich der verschlafen dreinblickenden Tenten zu. "Morgen!", sagte sie freundlich, "Gut geschlafen?" "Wenn Shikamaru früher gegangen wäre, hätte ich bestimmt besser gepennt." "Oh." "Wie lange waren die Jungs denn noch da?" Eigentlich wollte Sakura nicht über den gestrigen Abend reden, sie wollte ja noch nicht einmal daran denken. Die Jungen mussten sie für eine furchtbare Spaßbremse halten, für eine verwöhnte Möchtegernprinzessin, die immer pünktlich ins Bettchen geht oder für eine psychisch vollkommen instabile Irre. War man nicht sowieso irre, wenn man psychisch instabil war? Nein, eigentlich nicht. "Keine Ahnung, vielleicht bis halb zehn. Shikamaru ist aber erst um zwölf oder so endlich ab." Die Rosahaarige war froh, dass Tenten sie von ihren wirren Überlegungen über ihren eigenen Geisteszustand abhielt. Irgendwie hatte das braunhaarige Mädchen, das sich jetzt gähnend mit der Hand über ihr viel zu großes T-Shirt fuhr, etwas an sich. Etwas, das es für Sakura unmöglich machte, sie nicht sympathisch zu finden. Oder ihr zu vertrauen. "Was war eigentlich gestern los mit dir?", fragte Tenten. Die haselnussbraunen Augen betrachteten jetzt das fertige Frühstück, bei dem nur noch Tee, Kakao oder Kaffee fehlte. "War eine blöde Situation für mich. Ich war ziemlich durcheinander.", meinte Sakura nur leise und schaute ebenfalls auf das Essen. "Wenn du irgendwas hast, also, wenn du etwas reden willst. Ich…ich bin da.", murmelte die Braunhaarige verlegen, ihre Wangen nahmen einen zarten Rotton an. "D-danke", atemlos kam die Antwort aus Sakuras Mund, auch ihr Gesicht glühte ein wenig und sie musterte peinlich berührt den Fußboden. Wenn man sich kaum kennt, sind normale Freundschaftsdienste etwas rührseliges, von dem man sich eigentlich lieber fernhalten würde. Aber es tat gut. "Darf ich dich was fragen?", brachte Sakura dann schüchtern hervor und linste zu dem Mädchen. Das sah sie an, ihr Blick war jetzt wach und strahlte eine Entschlossenheit aus, die zeigte, wie wichtig ihr ihre Freunde waren. Zu denen Sakura ja auch schon irgendwie zählte. "Ist das immer so? Also, ich meine, dass…äh…" "So wie gestern?" "Ja." "Nein, eigentlich nicht. Nicht so wirklich." "Oh", war alles, was Sakura geistreich zurückgab. "Wieso nicht? Wie ist es sonst?" "Normalerweise grölt Naruto die ganze Zeit rum, dann fängt er an, Sasuke mit irgendwas zu nerven. Dann streiten sich die beiden und einer von ihnen, meistens Naruto, kriegt dann vor irgendeinem eine Reihe von Schimpfwörtern an den Kopf. Kommt eben drauf an, wer von beiden Schuld am Streit ist. Das ist das Einzige, worüber die meisten von uns wirklich regelmäßig lachen." "Die meisten?", Sakura legte den Kopf schief, sie verstand nicht so ganz. Tentens Augen schienen dunkler zu werden, nur einen Hauch und sie begann gedankenverloren unsichtbare Kreise auf die Tischdecke zu malen. Dann atmete sie tief durch. "Neji lacht sehr selten.", sagte sie tonlos, ohne den Blick zu heben. Die Rosahaarige legte ungläubig die Stirn in Falten: "Wirklich?" "Ja, normalerweise schon." "Davon habe ich bisher irgendwie sehr wenig mitbekommen." "Das ist es ja.", flüsterte Tenten, ihre Stimme klang ein wenig heiser. "Du bist gerade mal drei Tage da und hast aus ihm schon einen komplett anderen Menschen gemacht!" Die Braunhaarige begann zu zittern und Sakura glaubte, ein Schluchzen zu vernehmen, was das Mädchen krampfhaft unterdrücken wollte. Hilflos starrte die Haruno eine Weile auf ihre Hände. Dann ging sie langsam zu ihrer neuen Freundin hinüber und zog sie in eine sanfte Umarmung. "Du magst Neji sehr, oder?" "Nein…", jetzt weinte Tenten heftiger und gerade das verhinderte, dass irgendjemand ihr dieses Wort geglaubt hätte. Die Finger des Mädchens krallten sich in Sakuras Oberteil, wie kleine Greifzangen. Beruhigend strich ihr die Rosahaarige über den Rücken. "Scht…", murmelte sie immer wieder. "Scht…" Doch auch endlose Minuten später versiegten die Tränen nicht. Sakura bemerkte, wie ein lautes Gähnen und ein gedämpfter Fluch Inos Gang ins Bad ankündigte. Sie ließ sich nichts anmerken. Mit einem schiefen Lächeln schob sie ihre schluchzende Freundin ein Stück von sich weg, um ihr in die Augen sehen zu können. "Dass Neji in meiner Gegenwart viel lacht, heißt doch nur, dass ich eine absolute Lachnummer und der größte Tollpatsch auf Erden bin, Tenten." "Aber manche Jungs stehen auf ungeschickte Mädchen, weil sie denen helfen können." "Neji bestimmt nicht. Er fand es nur furchtbar amüsant, als mir diese Kurenai die Tür gegen die Stirn gepfeffert hat. Noch nicht mal aufhelfen wollte er mir! Stell dir mal vor, ich hätte eine Gehirnerschütterung gehabt! Oder schlimmeres! Er ist kein Gentleman. Und ich will lieber einen Gentleman." "Aber…als ihr…Cafeteria-" Sakura ließ das Mädchen nicht ausreden. "Das war wirklich nicht geplant. Und peinlich ist es auch." Wieder spürte sie die Hitze, die sich auf ihren Wangen ausbreitete, wie ein Lauffeuer. Aber wörtlich. Überall brannte es. "Hör bitte auf zu weinen, du hast keinen Grund dazu.", fest schaute die Haruno in diese verweinten Augen und versuchte die Tränen daraus zu verbannen. Als wäre ihr Blick ein Filter. "Hol deinen Sachen, sonst ist Ino vor dir im Bad." Tenten schniefte noch ein letztes Mal, fuhr sich mit dem weiten T-Shirt-Ärmel über die nassen Augen und schaute Sakura verlegen an. "Eigentlich wollte ich doch für dich da sein.", meinte sie grinsend. "Du kriegst bestimmt noch Gelegenheit dazu. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch.", antwortete die Rosahaarige. Sie zwinkerte, dann verschwand Tenten aus der Küche und so aus ihrem Sichtfeld. Und Sakura fiel auf, dass sie keine Ahnung hatte, wer was zum Frühstück trank, was da war und vor allem wo es war. Schöne Scheiße, wie sollte sie das jetzt herausfinden, ohne die arme Hinata aufzuwecken? Normalerweise war es die Melodie von "Behind blue eyes", die Sasuke aus seinen Träumen weckte. Heute war es etwas anderes. Jemand anderes. Eine schlecht gezeichnete Ausgabe seiner selbst. Psst! Sasuke! Pst! Bist du wach? Nein. Echt nicht? Schade. Mistvieh, halt die Fresse! Du bist ja doch wach! Nein! Natürlich bist du wach! Und? Süße Träume gehabt? Nein. Kannst du auch noch was anderes als "nein" sagen? Nein. Arschloch. Hast du geträumt, dass Sakura lesbisch ist, oder warum bist du so schlecht drauf? Nein. Oh Gott! Du hast es ganz bestimmt geträumt! Oh, Mann! Und es hat dir gefallen! Es hat dich angeturnt! [iNein. Könntest du dich aufregen? Bitte? Nicht vor sieben. Oh, Sasuke! Nenn mich Gott, wenn's dir Spaß macht, aber lass mich schlafen! Ich nenne dich jetzt "Pupsbärchen". Wag es nicht. Doch, Pupsbärchen! Du hast es nicht anders gewollt. Oh, Frau! Wieso "Frau"? Sowas wie du kann kein Mann sein. Dann wärst du auch kein Mann. Die Diskussion hatten wir schon mal. Ich will schlafen. Pff. Na gut. Dann schlaf gut, Pupsbärchen. Sasuke seufzte. Wenn er irgendjemandem von diesem Ding erzählen würde, würde dieser Jemand ihn sofort in die Irrenanstalt bringen. In eine schöne, gemütliche Gummizelle, während irgendwelche superintelligenten Hirnforscher nach dem Fehler in seinem Kopf suchen. Gruseliger Gedanke. Außer Sakura. Ach halt, nein, die war ohnmächtig geworden, als er es ihr erzählt hatte. Ob sie sich noch daran erinnerte? Vielleicht hatte sie auch eine Amnesie. Wäre auf jeden Fall besser. Für sie beide. Und an Schlaf war jetzt natürlich nicht mehr zu denken. Grässlich, diese Kritzelei! Wäre vielleicht ein guter Spitzname für das Ding. "Grässlich". Sasuke war selbst zu müde, um seine Mundwinkel amüsiert nach oben wandern zu lassen. Viel zu anstrengend. Er hörte sich an, wie Shikamaru. Der Sechzehnjährige öffnete jetzt schwerfällig ein Auge, um einen Blick auf sein Handy zu werfen und so natürlich die Uhrzeit rauszufinden. Wo war das dumme Teil? Und verdammt, es wurde schon hell. Brummend, wie ein alter Grizzlybär wühlte Sasuke mit einer Hand neben und unter seinem Kissen und unter der Bettdecke. Bescheuertes Handy! Der Tag fing ja gut an. Stöhnend setzte der Schwarzhaarige sich auf, zerzauste einmal seine Haare, weil sie momentan eh nicht schlimmer aussehen konnten und starrte dann mit unterkühltem Blick auf das Mobiltelefon, dass seelenruhig und unberührt auf der anderen Seite seines Kissens lag. Er hätte jetzt schon schreien können. Möge Gott dem ersten, dem Sasuke heute begegnete, unendliche Geduld mit ihm schenken. Seine Laune war jetzt natürlich noch weit mehr, als im Keller. Sie war bestimmt noch etliche Etagen darunter. Erdkern schätzte er. Alles voller brodelnder, böser, tödlicher Lava. Nein, nannte man ja Magma, solange es noch unter der Erde war. Anscheinend war Orochimaru doch kein so schlechter Lehrer. Sasuke schaute sich in seinem Zimmer um. Weil ja sowohl er, als auch Neji aus wohlhabenden Familien stammten, hatten ihre Eltern dem Internat ein wenig Extrageld gespendet, um die größtmögliche Wohnung für ihre Söhne zu beanspruchen. Deshalb hatte jeder der Jungen ein eigenes Zimmer, wofür sie alle insgeheim dankbar waren, da Naruto manchmal schnarchte und Shikamaru häufiger erst mitten in der Nacht von Ino zurückkam. Oder Ino gehen ließ. Je nachdem. Außerdem gab es in der Wohnung sogar zwei Badezimmer, die Küche und das Wohnzimmer, in welches das Esszimmer integriert war. Hier war deutlich mehr Platz, als bei den Mädchen. Aber Hinata, Ino, Tenten und seit neustem auch Sakura bewohnten ja auch nicht das größte Appartement. Das beherbergte momentan die Schulsprecherin, deren beste Freundin und ihre kleine Schwester. Woher Sasuke das wusste? Bei seiner letzten Jagd war die kleine Schwester dran gewesen. Suki hieß sie. Aber er war sich nicht sicher. Vielleicht hieß sie auch Yuki. Oder ganz anders. Sie war nicht die Letzte gewesen. Der Uchiha erinnerte sich generell nur an die Letzte, die das Schlusslicht seines Raubzugs gewesen war. Zur Zeit war dieser Titel noch an Tomoko vergeben, eine Freundin von Amy. Aber an Amy selbst hatte er sich noch nicht herangewagt. Sasuke würde es zwar nie wirklich zugeben, aber Amy? Die machte ihm irgendwie Angst. Er wusste auch nicht warum, doch sie war ihm einfach unheimlich. Punkt. Ende des Themas. Er dachte nicht gern an Amy. Oder Tomoko. Oder sonst ein Fangirl. Die waren nervig. Und billig waren sie auch. Wenn auch nicht für jeden zu haben, so waren sie doch irgendwie billig, weil sie keinen Stolz besaßen und sich ihm so schamlos an den Hals schmissen. Neji war da der selben Meinung, jedenfalls hatte er das bei ihrem letzten Gespräch gesagt, als dieses Thema noch aktuell gewesen war. Allerdings wurde der Braunhaarige nicht zeitweise so zum Tier, wie Sasuke selber. Neji hatte selten eine Freundin. Und wenn er eine hatte, dann dauerte die Beziehung etwa zwei bis drei Wochen. Weil Neji merkte, dass sie doch nichts für ihn war. Außerdem achtete der Hyuuga peinlich genau darauf, kein Fangirl auszuwählen. "Nur wenn das Schicksal es so will.", hatte er einmal gesagt und dann mit verzweifeltem Gesichtsausdruck "Aber ich hoffe, dass es das niemals will." hinzugefügt. Am Anfang konnte Sasuke Neji kein bisschen ausstehen. Sein neuer Mitbewohner hatte die ganze Zeit irgendeinen mysteriösen Zukunftsscheiß von sich gegeben und einmal hatte er Räucherstäbchen im Mülleimer gefunden. Er hatte ernsthaft überlegt, ob der Braunhaarige ein Sektenanhänger war. Weil er sich stundenlang in seinem Zimmer einschloss und meditierte. Dann hatte Naruto irgendwann die Räucherstäbchen, Tarotkarten und den chinesischen Tierkreiszeichenkalender in den Müll geschmissen und das war das erste Mal, dass Neji Hyuuga furchtbar ausflippte und Naruto allen Ernstes mit einer gerade benutzten Bratpfanne durch die gesamte Wohnung jagte. Ab da kam Sasuke eindeutig besser mit Neji aus. Er lernte ihn kennen und sie wurden Freunde. Richtig gute Freunde. Und in manchen Dingen verstand der Hyuuga Sasuke besser als Naruto. Worüber keiner von ihnen redete, war die eigene Vergangenheit. Sasuke verlor kein Wort darüber, warum seine Eltern ihn nie besuchten oder zu Beginn der Ferien abholten, Neji sprach manchmal nach einem Anruf seines Vaters tagelang gar nicht. Naruto wusste noch nicht einmal, wer seine leiblichen Eltern waren, doch er versuchte es auch nicht herauszufinden. Nach dem Wissen der anderen. Und Shikamaru? Der stritt sich jedes Mal, wenn er seinen Eltern begegnete, so heftig mit seiner Mutter, dass er dann stundenlang einfach nicht auffindbar war. Doch es störte sie nicht. Es beeinträchtige ihre Freundschaft nicht. Vielleicht würden sie irgendwann einmal darüber reden, irgendwann, wenn ihnen allen und nicht nur Naruto, der Sinn nach tiefgründigen Männergesprächen stand. Sasuke grinste spöttisch. Die Existenz von Alien-Schafen war wahrscheinlicher. Armer Naruto. Sein Problem. Siedend heiß fiel Sasuke wieder ein, warum er überhaupt die Augen geöffnet hatte an diesem Morgen. Die Uhrzeit. Er beugte sich über sein Bett und schnappte sich sein Handy. Zwei Minuten vor sieben. Nejis Wecker ging um sieben. Shikamarus um viertel nach, aber der würde danach noch zwanzig Minuten brauchen, um sich überhaupt aus dem Bett zu quälen. Und Naruto? Der würde dann aufstehen, wenn einer seiner Mitbewohner in sein Zimmer kam und seine Bettdecke mitnahm. Der Blondschopf konnte seinen Wecker anscheinend aus Prinzip überhören. Oder die Batterien im Schlaf rausnehmen. Blödsinn, er benutzte doch ein Handy, genau wie die anderen. Sasuke schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit und ging zu seinem Schrank. Er zog ein schwarzes T-Shirt heraus, auf dem in neongelber Schrift "I dreamed of you - it was a nightmare" aufgedruckt war und machte sich auf die Suche nach einer sauberen Hose. Die einzige, die noch vollkommen sauber war, war weiß. Schwarze Linien durchzogen den Stoff und ließen Karos entstehen. Nur bis zu den Knien. Skaterhose. Was soll's. Stand ihm ja. Der Schwarzhaarige steckte den Kopf aus der Tür und lauschte, doch auf dem Flur war es still. So still, wie es eben war, wenn man der einzige war, der sich schon aus dem Bett bequemt hatte. Mit seinen Kleidern in der Hand ging Sasuke dann ins Bad und duschte. Spätestens das Rauschen des Wassers musste Neji geweckt haben. Normalerweise war Sasuke nur ein paar Minuten vor Naruto im Bad. War praktisch, mal der Erste zu sein. Könnte er öfters machen. Aber die Uhrzeit. Scheiß Kritzelei! Als der Junge wieder aus der Dusche stieg, sich abgetrocknet hatte und in seine Klamotten schlüpfte, hörte er draußen Schritte. "Sasuke?", Neji klopfte an die Tür. "Was?", fragte der Sechzehnjährige zurück und streifte sich das T-Shirt über. "Kannst du Frühstück machen? Ich hab verpennt." "Was?", Sasuke klang jetzt ungläubig und es schien beinahe sicher, dass Neji derjenige sein würde, dem Gott die unendliche Geduld hätte schenken sollen, doch der Uchiha schluckte seinen Ärger hinunter. "Seit wann verschläfst du?", meinte er stattdessen, wobei er die Lippen zusammenkniff. Frühstückmachen war scheiße. Er würde in Zukunft nicht früher aufstehen. War schlecht für die Gesundheit. "Handy ist Schrott.", tönte Nejis Stimme von der anderen Seite. Ob Sasuke den Hyuuga darüber aufklären sollte, dass Naruto das Mobiltelefon gestern versehentlich in die Spüle gefallen war, als er es vor dem Spülschaum in Sicherheit bringen wollte? Lieber nicht. Konnte Naruto Neji ja selber sagen. "Machst du Frühstück?", fragte der Hyuuga noch mal. "Ja, Mann. Hetz nicht." Er hörte, wie sich Schritte entfernten und wie dann eine Tür zufiel. Neji war jetzt duschen. Und jetzt wurde Sasuke auch klar, dass er sich verdammt noch mal beeilen musste. Das Frühstück machte sich ja leider nicht von allein und darum wurde das mit dem Haarstyling auch nicht so wirklich was. Egal, wie oft er sich durch die schwarzen Haare fuhr, ein paar Strähnen lagen immer noch falsch. Bei Gott, er klang wie ein Mädchen. Doch Sasuke vergaß diesen Gedanken sofort wieder, er schien durch sein Gedächtnis zu rieseln, wie feiner Sand. Denn Shikamarus Handy spielte bestimmt schon zum zehnten Mal "You can leave your hat on". Also hetzte Sasuke aus dem Bad in die Küche und schmiss die Kaffeemaschine an. Dann holte er Butter, Nutella und Käse und suchte danach hektisch den Brotkorb. Als er das hässliche Ding gefunden hatte, dass Shikamarus Mutter ihnen irgendwann mal da gelassen hatte, um ihre Wohnung zu "verschönern", warf er die Brötchen, die vom gestrigen Tag übrig waren, hinein und stellte das Geflecht aus Kunststoff und Stoffbändern auf den Tisch im Esszimmer. Er rannte zurück in die Küche, sah dabei aus wie ein aufgescheuchtes Huhn, doch es kümmerte ihn nicht. War ja wohl klar, warum er nie Frühstück machte. Das war ein verdammter Stress. Und das viel zu früh. Als der Kaffee endlich fertig war, brachte er die Kanne nach drüben, holte noch Teller, Besteck und Tassen dazu. Zufrieden sah er auf sein Werk, den Frühstückstisch. Und wusste, dass irgendwas fehlte. Am liebsten würde er seinen Kopf jetzt gegen den schweren Eichentisch hämmern, sodass man in den unteren Stockwerken denken würde, das Haus würde gerade zusammenkrachen. Stattdessen schritt der Uchiha gemächlich in die Küche, packte in einer einzigen, fließenden Handbewegung das Nutellaglas, die Butter und seinen Käse und kehrte dann ins Esszimmer zurück. Dort saß zu seiner Überraschung ein putzmunterer und aufbruchsbereiter Naruto, der gierig die Nuss-Nougat-Creme in seiner Rechten fixierte. Alle, wirklich alle, schlangen sie morgens Brot oder Brötchen mit diesem Schokoladenzeug runter. Sasuke verstand sie nicht. Er mochte es nicht. Ja, von wegen Extrawurst. Bei ihm bekam dieses Wort eine ganz andere Bedeutung. Man konnte es wörtlich nehmen. Er brauchte extra Wurst. Oder Käse. Was gerade da war. "Hey, Teme! Warum hast du Frühstück gemacht?", fragte Naruto, während Sasuke sich ihm gegenüber auf einen Stuhl fallen ließ. "Neji hat verpennt.", meinte er kühl, dann legte sich ein schadenfrohes Grinsen auf seine Lippen. "Weil sein Handy im Arsch ist." Naruto starrte ihn an, die Augen so groß wie die Brötchen, die mitten auf dem Tisch auf ihrem hässlichen Brotkorb-Thron lagen. "Du-du hast ihm aber nicht gesagt, dass ich-", der Blonde schluckte, Verzweiflung machte sich auf seinem Gesicht breit, als Sasuke sich nur grinsend Kaffee einschenkte und sich dann ein Brötchen nahm. "Du hast es ihm erzählt. Scheiße. Neji tötet mich. Er tötet mich!", rief Naruto, wobei er wild mit den Händen rumfuchtelte. Er erinnerte den Uchiha an einen Jongleur. "Und so was nennt sich mein bester Freund!", schnaubte der Blonde eingeschnappt und starrte seinen Teller so böse an, als würde er ihn am liebsten gegen die Wand schleudern. "Weißt du was? Ich werde Sakura erzählen, dass du voll auf sie abfährst." Naruto und Sasuke schienen die Rollen zu tauschen. Eine unsichtbare Hand nahm die Wut aus Narutos und die Schadenfreude aus Sasukes Bauch und legte sie einfach in den jeweils anderen. Zusätzlich dazu, konnte man jetzt beobachten, wie die Augen des Uchiha noch eine Spur kälter wurden, als wollten sie kleine Eispfeile auf dessen besten Freunden abfeuern. Sasuke starrte den Uzumaki eine Weile so an, es schien ein stummes Versprechen für einen langsamen und qualvollen Tod zu sein. "Du musst dich beeilen, wenn du mich vor Neji umbringen willst!", meinte Naruto und grinste sein Gegenüber breit an. "Ich hab Neji nichts gesagt.", gab der Schwarzhaarige von sich, seine Worte klangen ausdruckslos und unendlich monoton. Als würde man durch einen dunklen Tunnel fahren, der einfach kein Ende nimmt. "Weiß ich doch.", feixte der Blonde und zwinkerte Sasuke zu. "Aber irgendwann sag ich es Sakura, glaub mir. Wenn du es nicht tust." Mit diesen Worten erklärte der Uzumaki das Gespräch für beendet und schnappte sich ein Brötchen. Danach beschlagnahmte er das Nutellaglas für sich. Als sich Shikamaru und Neji nur wenige Minuten später zu ihnen setzten, schien es ihnen ein ziemlich gewöhnlicher Mittwochmorgen zu sein. Sasuke aß schweigend sein Käsebrötchen, während Naruto irgendwas von der Party redete, die er noch als Geschenk von Sasuke erwartete. Ein feines, fast unkenntliches Lächeln kräuselte sich auf Sasukes Lippen. Typisch. Und die Kritzelei hatte sich seit fast neunzig Minuten nicht gemeldet! Vielleicht war der Tag doch nicht so schlecht. "Ich weiß nicht so recht.", meinte Sakura leise, als sie gemeinsam mit Tenten, Ino und Hinata die Treppen zum Kunstsaal hinaufstieg. "Die Jungs würden sich freuen, du hast doch gestern gemerkt, wie gerne sie dich dabei hätten." Ino hatte gute Laune, man merkte es an dem Dauergrinsen, das sie durch die Gegend trug und der Art, wie sie die silberne, große Tasche in ihrer Hand hin und her baumeln ließ. Die Blondine zwinkerte Sakura zu. Und die fühlte sich gerade, als würden ihre neuen Freundinnen sie mit Fesseln jede einzelne Stufe hinaufzerren. Sie wollte nicht. "Sakura-chan, du musst dir keine Sorgen machen. Iruka-Sensei ist wirklich nett und der Kunstsaal war bisher noch geschlossen. Wegen der Renovierung und so.", Hinata legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Die hellen Augen verbargen einen Hauch von Lavendel, was Sakura gerade auffiel. "Und das heißt?", fragte die Haruno mit gerunzelter Stirn. "Ganz einfach. Iruka gehört zu den Lehrern die Sitzordnungen gern selber festlegen." Das Gesicht der Rosahaarigen wurde bleich, ihre Augen weiteten sich ein wenig. Dieser Kunstlehrer musste wirklich sehr nett sein, wenn die Schüler ihn trotz dieses Faibles noch mochten. Ausgesprochen nett. "Ach, Ino, was haben du und Shikamaru eigentlich noch so lange im Wohnzimmer gemacht?", Tenten grinste verschmitzt und warf der Blonden einen Blick zu, der dem Mädchen die Röte ins Gesicht trieb. "Nichts besonderes. Gekuschelt, geredet, was man halt so macht.", Inos Stimme klang seltsam piepsig und Sakura verkniff sich ein Kichern, sogar das Lächeln. Dann entdeckte sie eine breite, weit geöffnete Tür. "Oh, Iruka-Sensei scheint schon da zu sein!", gab Tenten überrascht von sich. Fast automatisch gingen die Mädchen etwas schneller. Zu spät waren sie laut Inos Armbanduhr noch nicht und die anderen Klassen standen noch auf den Gängen vor geschlossenen Türen. Eilig verschwanden die vier im Kunstsaal und schauten sich neugierig um. Die Wände waren über und über mit Abbildungen berühmter Gemälde und Künstler versehen, deren Zeichnung sehr aufwändig gewesen sein musste. Der Boden war grau und weiße Zweimanntische waren in langen Reihen aufgestellt. Die erste Reihe war bereits voll besetzt und ein Mann, Anfang dreißig, lächelte ihnen vom Lehrerpult aus zu. "Guten Morgen, die Damen.", meinte er. "Auch schon da?" "Wir haben es noch geschafft, uns von unserem Frühstück zu trennen.", antwortete Tenten grinsend. "Haben Sie die Sitzordnung schon festgelegt?" Der Lehrer nickte nur. Er zwinkerte ihnen noch einmal zu, bevor er sich nun Rock Lee zuwandte, der gerade durch die Tür stürmte. Der Junge keuchte etwas von "verschlafen" und "Wecker", dann gesellte er sich zu den Mädchen, die noch immer abwartend vor dem Lehrerpult standen. "So. Also, du bist Sakura, nicht wahr?", der Mann schaute die Fünfzehnjährige an und fügte, nach ihrem Nicken, "Dann setzen wir dich neben Hinata in die zweite Reihe." hinzu. Er hielt den Mädchen einen Sitzplan vor die Nase und zeigte auf einen Tisch etwa in der Mitte, auf dem Sakuras und Hinatas Namen standen. Neben Hinata sollten Tomoko und Amy sitzen, neben Sakura Naruto und Neji. Die Haruno schluckte. Iruka-Sensei schien ja wirklich freundlich zu sein und sie mochte Kunst, aber es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis sie sich in dieser Klasse, dieser Schule wohlfühlen würde. Mit diesem Gedanken folgte sie Hinata in die zweite Reihe und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. "Was ziehst du denn so ein Gesicht, Sakura-chan?", fragte die Dunkelhaarige lächelnd, während sie ihren Notizblock herauskramte. "Es ist alles noch ziemlich neu für mich hier.", gab die Angesprochene mit einem kleinen Seufzen zurück. Hinata warf ihr einen verständnisvollen Blick zu und sagte dann: "Du wirst dich schnell eingewöhnen. Bald wirst du gar nicht mehr wissen, wovor du solche Angst hattest." "Hoffentlich hast du Recht, Hinata-chan." Sakura seufzte noch einmal, dann zog sie ebenfalls ihr Mäppchen und den Block aus der Tasche. Ino saß weiter hinten am Fenster und Tenten wurde von Iruka neben Rock Lee platziert. Obwohl der Junge ihr ein wenig seltsam erschien, mochte sie Rock eigentlich. Er war ein netter und hilfsbereiter Kerl. Die Fünfzehnjährige schaute auf und sah, wie Naruto, Sasuke, Shikamaru und Neji den Raum betraten, einen Blick auf den Sitzplan warfen und dann zu ihren Plätzen gingen. Naruto machte kurz bei seiner Freundin halt, um ihr einen Begrüßungskuss auf die Wange zu hauchen, dann setzte er sich neben Sakura. "Morgen!", grüßte er sie und gähnte. Die Rosahaarige lächelte. "Hallo, Naruto. Nicht gut geschlafen?" "Doch, doch. Alles bestens. Ich bin nur nicht so der Morgenmensch.", grinste der Blonde. Sakura nickte verstehend, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit Iruka zu, der gerade die Tür schloss und fröhlich in die Klasse blickte. Es wurde eine angenehme Stunde. Es wurde ein angenehmer Schultag. Die Lehrer waren meist freundlich, wenn auch etwas streng und als Naruto während des Gangs zur Cafeteria über die Schwierigkeit der Mathehausaufgaben klagte, musste Sakura sich ein Kichern verkneifen. Sie mochte Mathematik eigentlich. Das war kein Fach, das man lernen musste, sondern eins, bei dem es ums Verständnis ging. Nicht so wie Erdkunde oder Politik. Das waren Fächer, die sie hasste. Sehr hasste. "Naruto, tu nicht so, als ob Mathe ein unlösbares Mysterium wäre.", meinte die Rosahaarige feixend zu dem Blonden. Die Blicke der anderen richteten sich auf sie. Sakura schluckte. "Ich-… ich mag Mathe.", sagte sie leise und machte vorsichtig einen Schritt zurück. War sie jetzt etwa an eine Anti-Mathe-Front geraten? Diese Blicke schienen wie schussbereite Pfeile zu sein. "Willkommen im Club", meinte Shikamaru dann, dabei zuckte er die Schultern. "Euer Club besteht nur aus zweieinhalb Leuten.", Narutos Ton war aggressiver. Ob die es tatsächlich fertig brachten, sich wegen der Einstellung zu Mathematik in die Haare zu kriegen? Sakura kam sich ein wenig blöd vor. "Wie…zweieinhalb?" Es gab doch keine halben Menschen. Das war ja absolut schwachsinnig. Abwegig. Eigentlich total unwichtig, warum dachte sie darüber nach? "Sasuke und Shikamaru sind gut in Mathe und ich auch manchmal.", klärte Neji sie auf. "Achso. Und du bist dann die halbe Portion, oder?", Sakura hätte sich für ihre Formulierung ins Gesicht schlagen können. Mit etwas spitzem, das gleichzeitig sehr hart und mit einer ätzenden Flüssigkeit bestrichen war. Sie war nicht masochistisch. Nein, sie doch nicht! "Wenn du es so nennen willst", gab Neji nur zurück und stieß dann die Tür zur Cafeteria auf. Ino, die händchenhaltend mit Shikamaru neben Sakura herlief, verwickelte die Rosahaarige in ein Gespräch über ihre momentane Lieblingsband. Und während die anderen schon zur Essensausgabe gingen, machten Ino, Shikamaru und Sakura sich zur Mitte des großen Raumes auf, um die Plätze freizuhalten. "Und du hast echt keine Lieblingsband? Auch keinen Lieblingssänger?", Inos Gesichtsausdruck war ungläubig. Aber es war nun mal so. Die Haruno legte sich nicht fest. "Nein. Ich kann mich ja auch für keine Musikrichtung entscheiden. Auf meinem MP3-Player findest du von "Last Train" über "Leave out all the rest" bis hin zu "Ghetto Gospel" so ziemlich alles.", ein Lächeln zierte dabei ihre Lippen. Der Blick der Blondine blieb skeptisch und wanderte zur Decke, als würde dort die Antwort auf eine Frage stehen, die sich die Yamanaka tief in ihrem Herzen stellte. Es herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis die anderen sich mit vollgeladenen Tabletts zu ihnen setzten. Shikamaru zog Ino von ihrem Stuhl und Sakura bahnte sich mit den beiden einen Weg zur Essensausgabe. Die rundliche Frau, die hinter dem Tresen stand und Reis in kleine Schüsseln füllte, machte ein mürrisches Gesicht. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie ihren Beruf nicht aus Leidenschaft, sondern des Geldes wegen verrichtete. Wer würde schon mit Feuereifer Essen auf Teller häufen und an freche Jugendliche verteilen wollen? Sakura schüttelte den Kopf und nahm ihre Portion entgegen. Eilig folgte sie dem Pärchen, dass den Tisch der Freunde schon fast wieder erreicht hatte. Als die Rosahaarige ihr Tablett abstellte und sich ihren auf dem Plastikgestell niederließ, waren die anderen in eine Diskussion über ihr "Casting" vertieft. Sakura hörte nur mit halbem Ohr zu. Es ging nur um darum, wo sie den Tisch und die Stühle für die Jury, sprich also sich selbst, platzieren sollten oder ob sie sich wohl Proviant mitnehmen mussten. Naruto versuchte gerade die anderen von einem kompletten Drei-Gänge-Menü überzeugen, als Sakura ihn unterbrach: "Wann findet das Ganze eigentlich statt?" "Keine Ahnung. Ich geh' gleich noch zu Tsunade und frag' sie, wann wir es jetzt veranstalten dürfen, ohne irgendwelche Clubs zu stören.", meinte Shikamaru darauf. Danach versanken sie alle in Gespräche über den heutigen Tag, Sport oder, in Inos Fall, ob die Band beim Casting nicht einheitliche Kleidung tragen sollte, um professioneller zu wirken. Sakura musste sich ein Kichern verkneifen. Am Nachmittag stand Sakura mit einer gewaltigen Menge anderer Mädchen um Punkt halb fünf vor Musiksaal vier und biss nervös auf ihrer Unterlippe herum. Immer wieder zupfte sie das weiße Top zurecht, das einfach nicht so fallen wollte, wie sie das wollte. Es war eins ihrer Lieblingsstücke. Die Umrisse einer Gitarre waren in schwarzen, geschwungenen Linien über die gesamte Vorderseite gezeichnet und an einem Träger hielt ein schwarzer Plastikring den Stoff über ihrer Schulter zusammen. Wenn sie sich manche andere Mädchen hier ansah, die aufgestylt auf hohen Absätzen herumstolzierten, als müssten sie gleich erstmal auf einem Catwalk entlanggehen, kam Sakura sich doch ein wenig ärmlich vor. Sie trug kein teures Markenkleid, keine Netzstrumpfhose und war nicht geschminkt wie eine Waldfee. Stattdessen hatte sie eine einfache Röhrenjeans angezogen, ein paar schwarzer Turnschuhe dazu und ein dezentes Make-up aufgelegt. Das Mädchen entdeckte sogar Amy, die mit einer aufwändigen Hochsteckfrisur erschienen war und ihren Körper in ein extrem kurzes, schwarz-grünes Kleidchen gehüllt hatte, dass ihre Beine wunderschön lang und schlank aussehen ließ. Sakuras Hände wurden schwitzig, sie konnte es genau spüren. Ihre Angst ließ sie sogar ganze Wasserströme von ihrer Haut ausströmen fühlen. Hätte man ihr gesagt, dass sie in diesem Moment eine eiskalte Stirn hatte, sie hätte es nicht geglaubt. Sie konnte sich eher vorstellen, jetzt Fieber zu haben. Und die Tatsache, dass die vier Jungs gerade hinter der großen Tür aus hellem Holz saßen, die obendrein noch fest verschlossen war, beruhigte die Rosahaarige kein bisschen. Dass es ihre neuen Freunde waren, machte alles nur noch viel schlimmer. Wenn sie gewinnen würde, würde man ihr ewig nachsagen, dass es nicht wegen ihrem Talent, sondern wegen ihrer Beziehungen gewesen wäre. Ansonsten würden alle denken, dass sie gar nicht gewinnen wollte. Oder etwas in der Art. Aber eigentlich konnte ihr das ziemlich egal sein… Als Sakura Temari entdeckte, die in einem lila T-Shirt mit passendem Minirock den Gang entlangkam, stieg erneut Panik in ihr hoch. Das Gefühl flutete ihre Venen, bis sie glaubte, es in jeder Fingerspitze spüren zu können. Verdammt, hatte sie eine Angst! Als würde eine Stimme unaufhörlich in ihr Ohr flüstern, dass sie sich bloß nicht beruhigen dürfe. Und Temari sah verdammt hübsch aus. Sakura konnte nicht verhindern, dass sie einen Moment ernsthaft neidisch auf das blonde Mädchen war. Einen Augenblick später, war ihr Kopf wie leergefegt. Die Tür zum Musiksaal war geöffnet worden und Shikamaru war, mit einer Liste in der Hand, auf den Gang getreten. "Atami Miu!", rief er in die plötzlich aufgekommene Stille hinein und ein Mädchen mit langen, schwarzbraunen Haaren folgte dem Nara in den Raum. Einige Zeit verging, in der Sakura, wie die anderen Teilnehmerinnen auch, zunehmend nervöser wurde. Immer wieder knetete sie ihre Finger und biss auf ihrer Unterlippe herum, um sich irgendwie abzulenken. Irgendwann, als sie es kaum noch aushielt, ging die Tür wieder auf und eine strahlende Miu ging, sie hüpfte schon beinahe, hinaus. Shikamaru rief das nächste Mädchen auf, diesmal war es eine Bunsendo Teiko. Mit ihren engen schwarzen Hotpants und der figurbetonenden, orangenen Bluse hätte sie wahrhaft als Model durchgehen können. Doch sie kam bereits nach wenigen Minuten mit unglücklichem Gesicht wieder heraus. Mit jedem Mädchen, das durch die Türe ging, verschärfte Sakuras Nervosität noch ein wenig mehr. Als würde jemand mit einer geschärften, blitzenden Säge an ihrer Beherrschung herumsäbeln. Die Ungeduld drohte sie von innen zu zerfressen, da rief Shikamaru ihren Namen aus und winkte sie zu sich. Kaum, dass sie den bohrenden Blicken der anderen Teilnehmerinnen entgangen war, sah sie sich wieder damit konfrontiert. Die Jungs wirkten schon ziemlich gestresst und Nejis genervte Haltung ließ Sakura noch einen Tick unruhiger werden. "Also, Sakura. Wir hätten gerne mal, dass du die Band präsentierst.", Neji klang, als würde er einen auswendig gelernten Text herunterrattern. Diese Worte hatten mindestens genauso so viel Elan, wie Naruto, der sich gerade genüsslich streckte. Unsicher schaute Sakura die Jungen an. "Wie präsentieren? Soll ich euch ankündigen, oder was?", sie war nicht sicher, ob nachfragen in dieser Situation angebracht war, aber bevor sie etwas falsches tat, riskierte sie das lieber. "Ähm…Nein.", sagte Naruto jetzt und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab. "Mal überlegen. Stell dir doch einfach vor, Tsunade-sama würde versuchen, unsere Band aufzulösen. Wie würdest du ihr das ausreden? Äh…Shikamaru, du stehst gerade so gut da. Also, Shikamaru ist jetzt die Direktorin, ich meine natürlich Direktor." Direktorin. Klar. Shikamaru im Kleid, oder wie? Sakura unterdrückte ein leises Lachen und sah dann mit ernstem Gesicht zu dem Nara. Gelangweilt stand er ihr nun gegenüber und steckte die Hände in die Hosentaschen. Das Mädchen nahm eine aufrechte Haltung an, strich sich das Haar hinter die Ohren und holte tief Luft. "Nara-sama, es ist wirklich vollkommen inakzeptabel, dass wir die Band auflösen sollen. Wir verstehen den Grund nicht. Würden Sie das bitte noch einmal erklären?", Sakura sprach mit einer lauten, klaren Stimme, die Respekt und gleichzeitig Ärger mitschwingen ließ. Shikamaru verzog die Lippen für einen Moment zu einem amüsierten Grinsen, dann wurde antwortete er sachlich: "Nun, ihre schulischen Leistungen werden immer schwächer. Ihrer aller, meine ich damit. Es ist nahezu unmöglich für mich zu tolerieren, dass ihre Köpfe nur noch mit Musiknoten gefüllt sind, Haruno-san." Im Kopf der Fünfzehnjährigen überschlugen sich die Gedanken. Warum musste Shikamaru nur ausgerechnet so ein schlagkräftiges Argument auf Lager haben? Da kam ihr eine kleine Idee. "Entschuldigen Sie, Nara-sama, aber der Abfall unserer Leistungen hat keineswegs mit der Band zu tun. Viel mehr liegt es daran, dass sich die momentan schwierige, persönliche Verfassung unserer Mitglieder leider nicht im angemessenen Zustand befindet und wir deshalb alle nicht wirklich imstande sind, vollkommen effizient zu handeln. Ich verspreche Ihnen, das wird sich in naher Zukunft ändern. Lassen Sie uns doch einen Kompromiss schließen. Sie hören sich an, mit welchen wohltuenden Melodien wir Ihren Ohren schmeicheln können und anschließend können Sie entscheiden, wie viel Zeit Sie uns geben, unseren Notendurchschnitt wieder in die Höhe schnellen zu lassen.", nach dieser langen Rede ging Sakuras Atem noch schneller, als sowieso schon. Darauf musste Shikamaru sich einfach einlassen! "Ich sehe keinerlei Notwenigkeit darin, mich von ihrem neumodischen Krach umschwirren zu lassen, Haruno-san. Die einzige Lösung ist und bleibt die Trennung ihrer Band. Einen schönen Tag noch." Das Mädchen fühlte sich, als hätte man ihr ein Schwert in den Bauch gerammt. Das konnte doch jetzt nicht Shikamarus Ernst sein! Das war doch absolut unfair! Die Haruno starrte den Jungen vor sich nur sprachlos an. Sie war nicht weit davon entfernt, in Tränen auszubrechen. Da begann Naruto lachend zu klatschen. Auch Neji und Sasuke schienen aus ihrer Langeweile gerissen und beobachteten Sakura und Shikamaru. "Also, so hart hättest du Sakura jetzt auch nicht rannehmen müssen.", meinte Naruto noch immer grinsend und erhob sich. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei der Haruno und legte ihr kumpelhaft einen Arm um die Schulter. "Hast dich gut geschlagen", fügte er an sie gewandt hinzu und grinste sie lieb an. "Deine Wörter haben mich zwar teilweise verwirrt, aber es war gut." Sakura lächelte erleichtert und es war, als hätte jemand ein ganzes Gebirge von ihrem Herzen gehoben. "Wir sehen uns in der nächsten Runde", rief Neji ihr noch zu, als Shikamaru sie schon auf den Flur hinausschob. Sie konnte ihr Glück eigentlich kaum fassen. Sie war eine Runde weiter! Gerade als sich ein Grinsen von der Größe Amerikas auf ihrem Gesicht ausbreiten wollte, kroch eine Erkenntnis in ihren Gedankengang. Wie viele Runden sollte es hier eigentlich geben? War sie hier bei irgendeiner bekloppten Castingshow aus dem Fernsehen? Ärgerlich rutschte Sakura an der Wand hinab und verschränkte, auf dem Boden angekommen, die Arme. Fehlte nur noch, dass sie die Wangen aufplusterte, wie ein Kleinkind. "Sabaku Temari!" Die Haruno zuckte kurz zusammen, als Shikamaru diesen Namen ausrief. Ob Ino vielleicht doch Recht hatte und Shikamaru für das Mädchen mehr als nur Freundschaft empfand? Es war bestimmt alles nur Gerede. Temari sah nicht gerade bösartig aus, geschweige denn in irgendeiner Weise hinterlistig. Allerdings knabberte es ein wenig an Sakuras Ego, dass dieses Mädchen nun in den Raum ging und dabei eine Spur aus Selbstbewusstsein zu hinterlassen schien, von der Sakura selbst nur träumen konnte. Etliche Mädchen hatten den Flur inzwischen geräumt, einige waren mit tränenüberströmten Gesichtern davongerannt, andere mit Enttäuschung, aber Würde gegangen. Die Haruno zählte noch zwanzig andere Teilnehmerinnen und drei von diesen, hatten noch nicht einmal die erste Tortur hinter sich. In Gedanken wünschte Sakura den Bangenden viel Glück, dann schloss sie die Augen und lehnte den Kopf hinter sich an die Wand. Ein paar Minuten später merkte sie, wie sich jemand neben sie setzte und dann seufzte. Langsam öffnete sie ihre Augen wieder, ihre Iren schimmerten in einem sanften, blassen Grün und betrachtete die grinsende Temari neben sich. "Alles in Ordnung?", fragte Sakura und zog ihre Knie an ihren Körper. "Keine Ahnung. Ich bin immer noch ziemlich angespannt, und du?", die Blonde schaute Sakura geradewegs in die Augen. In Temaris eigenen schien ein wärmendes Feuer zu brennen. "Ich bin eigentlich ständig nervös. Nur momentan etwas genervt.", die Haruno zwinkerte und legte ihren Kopf auf ihre Knie. "Du bist doch die Neue, oder? Shikamaru hat von dir erzählt." "Hat er das?", die Rosahaarige lächelte, aber es war ein gequältes Lächeln. "Was sagt er denn so über mich?" "Dass du eine tolle Stimme hast und ein angenehmer Charakter bist." Sakuras Lächeln wurde breiter. Das war doch mal eine positive Aussage und irgendwie machte es die Haruno stolz, dass ausgerechnet der leicht genervte Nara sie als angenehm empfand. "Haben sie dir auch so eine blöde Aufgabe gestellt?", fragte Sakura jetzt neugierig. Das blonde Mädchen lächelte. "Sie haben gesagt, ich soll die Band präsentieren. Also hab ich mich benommen, wie ein Moderator bei MTV und die Vorzüge der Band angepriesen. Keine Ahnung, ob sie die überhaupt haben, aber ich bin weiter." Temari war wirklich ein netter Mensch. Offen und anscheinend sehr spontan. "Auf so eine Idee wäre ich nicht einmal im Traum gekommen. Ich hab' erstmal gefragt, was ich denn bitte machen soll und dann musste ich Shikamaru, alias "die Direktorin", davon überzeugen, dass sie die Band nicht auflösen darf." Temari lachte. Es war ein warmes Lachen und Sakura fiel ein feines Blitzen in ihren Augen auf, dass der Blonden etwas freches gab. "Auf wessen Mist ist die Idee denn gewachsen?", fragte Temari immer noch kichernd. Die Haruno zuckte die Schultern. "Naruto, wer soll's sonst gewesen sein?" Ihre Stimme klang wirklich, als würde sie eine einfache Tatsache aussprechen. Wasser ist nass. Naruto hat blöde Ideen. "Das hätte ich mir jetzt auch denken können.", gab Temari mit einem schiefen Grinsen zurück. "Und egal, wie das hier ausgeht, wir können ja mal was miteinander unternehmen, oder?" Sakura sah ihre Mitschülerin kurz überrascht an, dann nickte sie fast automatisch. Was war denn schon dabei? Temari war freundlich und sie verstanden sich. Gerade als die beiden Mädchen weiterreden wollten, stand plötzlich Shikamaru auf dem Gang. "So.", verkündete er mit müder Stimme. "Jetzt hätte ich gerne noch mal Atami Miu. Ihr anderen könnt euch schon mal auf euern Gesang vorbereiten." Temari und Sakura sahen sich an. "Was für ein Lied hast du dir ausgesucht?", fragte die Rosahaarige mit einem neugierigen Funkeln in den Augen. Die Blonde blickte verlegen zu Boden, dann meinte sie: "Von Nelly Furtado "Try", und du?" Sakuras Gesicht bekam erstmal einen staunenden Ausdruck. "Try" war nicht unbedingt das Lied, das sie bei Temari erwartet hätte. "Ich werde wahrscheinlich "My December" singen. Aber das kann sich noch ändern.", antwortete die Haruno dann schmunzelnd. Das andere Mädchen warf ihr einen verwunderten Blick zu. "Du meinst, dass du dich kurz davor noch mal umentscheidest?" "Ja. Nein. Ich weiß nicht. Ich werde wahrscheinlich das singen, wonach mir in dem Moment ist." "Okay." "Du findest es seltsam, oder?" Temari schien erst den Kopf schütteln zu wollen, doch dann nickte sie zögerlich. "Ich hätte einfach zu viel Angst, mich bei irgendeinem Lied, das ich nicht intensiv geprobt habe, zu versingen.", fügte sie hinzu. Sakura lächelte. Ja, sie kannte diese Angst. Aber wenn sie stur ein Lied singen würde, das absolut nicht zu dem passte, was sie sich vorstellte, dann würde sie später sauer auf sich selber sein. Als Shikamaru erneut hinaustrat und Sakuras Namen aussprach, flüsterte Temari ihr noch "Viel Glück!" zu und die Haruno konnte sehen, wie die Blonde ihr die Daumen drückte. Und die Nervosität war wie auf Knopfdruck wieder da. Die stechenden Blicke der Jungen fühlten sich an wie zehntausende Nadelstiche auf ihrer Haut und als Shikamaru sich auch noch neben Naruto setzte, wurde es noch schlimmer. Sie hatte plötzlich das dringende Bedürfnis mit Schallgeschwindigkeit aus diesem Raum zu verschwinden und sich in irgendeiner Ecke zu verkriechen. "Also", Shikamaru schien eindeutig der Redner zu sein. Vielleicht war er auch so was wie der Manager. "Was singst du uns vor?" Ihre Lippen öffneten sich und Sakura wollte schon "My December" sagen, da streifte ihr Blick den von Sasuke und sie hatte ein gänzlich anderes Lied im Kopf. Sie atmete noch einmal durch, dann meinte sie: "Ich singe "You are not alone" von Michael Jackson." Die Augenbraue des Uchihaspross hob sich fragend, doch Sakura wusste, dass sie das Richtige tat. Dieses Lied schwirrte jetzt in ihren Gedanken herum und machte sich in ihrem Herzen breit. Auf ein Nicken Shikamarus hin begann sie leise zu singen: Another day has gone I'm still all alone. How could this be You're not here with me? You never said goodbye Someone tell me why. Did you have to go And leave my world so cold? Während sie sang, schlossen sich ihre Augen fast von selbst. In ihrem Herzen und ihrem Kopf spielten die Instrumente die passende Begleitung zu der Melodie, die sie sang und so erkannte sie nicht, wie der Ausdruck in den Augen der Jungen weicher wurde. Besonders Sasukes Züge verloren deutlich an Härte, als würden von einer Maske winzige Stücke abbröckeln. Sakura wurde lauter. Everyday I sit and ask myself How did love slip away? Something whispers in my ear and says That you are not alone. For I am here with you, Though you're far away I am here to stay. Es war ein berauschendes Gefühl dieses Lied in diesem Raum zu singen, wo die Töne von den Wellen widerhallten. But you are not alone. For I am here with you. Though we're far apart You're always in my heart. But you are not alone. Sakuras Körper bog sich bei den nächsten Tönen ein wenig, so viel Leidenschaft steckte sie in diese Worte hinein, die doch keine Worte waren. 'Lone, 'lone, Why 'lone? Sie fuhr mit der zweiten Strophe fort und ihre Stimme verlor wieder an Kraft. Dieser leise, feine Gesang schien wie ein Regen aus Melancholie nieder zu gehen. Eine Gänsehaut jagte über die Arme der Jungen. Just the other night I thought I heard you cry Asking me to come And you hold in my arms. I can your prayers, Your burdens I will bear. But first I need you hand, Then forever can begin. Als Sakura gerade Luft holte, hielt Shikamarus Stimme sie mit einem "Stop!" zurück. Erschrocken riss sie die Augen auf. "Keine Panik, Sakura. Du bist weiter.", der Nara lächelte sie an und sie glaubte einen Funken Selbstverständlichkeit in seinen Worten zu hören. Wurde sie auf ihre jungen Tage etwa eingebildet? Selbst wenn, im Moment war ihr das herzlich egal. Sie war glücklich. Als sie wieder auf dem Gang stand und Shikamaru ein Mädchen namens Iwai Chiyo aufrief, kam auch schon Temari auf sie zu und fragte, wie es gewesen wäre. Sakura strahlte übers ihr ganzes Gesicht. "Du hast es geschafft!", quietschte Temari und die Haruno nickte begeistert. Die Blonde zog die Rosahaarige mit sich und blieb wieder an der Stelle stehen, wo die beiden Mädchen zusammen gesessen hatten. "Bist du bei "My December" geblieben?", fragte die Blonde nun mit einem verschmitzten Lächeln. Sakura schüttelte den Kopf. "Wie ich's mir gedacht habe. Sie haben gefragt, was ich singen will und ich hab mich für "You are not alone" entschieden." Temari schaute sie an, als hätte man ihr gerade eine überaus komplizierte und unverständliche Stoffverbindung erklärt. Ein paar Sekunden später fiel der Groschen bei Sakura. Bestimmt hätte man das "Klick" in ihrem Kopf auch in vier Kilometern Entfernung hören können. "Das ist ein Lied von Michael Jackson.", erklärte sie ihrer Mitschülerin lächelnd. "Achso. Na, das ist nicht so mein Gebiet. Ich mag neuere Sachen lieber, weißt du?", erwiderte Temari und warf der Haruno einen entschuldigenden Blick zu. "MJ ist zeitlos.", stellte Sakura mit einem gespielt überheblichen Grinsen fest. "Wenn du meinst.", die Sabaku ließ sich von dem Spiel anstecken und hob ihre Nase auch ein wenig höher. "Sehe ich jetzt auch schön hochnäsig aus?" Die Rosahaarige lachte leise. "Aber natürlich, jetzt braucht Ihr nur noch einen Hofstaat, euer Hoheit." "Aber den habe ich doch schon. Oder was denkst du, wer du bist, Haruno-san?", brachte Temari mit einem erstickten Lachen hervor und zupfte an ihrem Rock herum. Sakura betrachtete ihre Mitschülerin eingehend, dann sagte sie: "Du bist wirklich sehr hübsch, Temari." Überrascht hob die Angesprochene den Kopf und schaute ihr Gegenüber an. "Danke." "Es ist ja auch so." "Und noch einmal danke, Sakura-chan.", Temari zuckte kurz zusammen. "Darf ich dich überhaupt so nennen?" "Tu dir keinen Zwang an, die anderen Mädels haben mich nicht mal gefragt.", gab die Haruno schulterzuckend zurück. Im nächsten Moment ging die Tür des Saals wieder auf und diese Chiyo rannte weinend davon. Sakura empfand Mitleid für das arme Mädchen, das beim Rennen aufpassen musste, auf seinen hohen Schuhen nicht umzuknicken. Auch wenn sie normalerweise nichts von solchen aufgebrezelten Mädchen hielt, so taten ihr manche von ihnen trotzdem leid, wenn Tränen die viel zu dick aufgetragene Schminke um ihre Augen verwischten. Als hätte jemand ein Bild der Trauer schaffen wollen… Shikamaru rief Temari in den Saal und Sakura tat es der Blonden gleich und drückte dem Mädchen die Daumen. Auch wenn die Sabaku es nicht ausgesprochen hatte, so war Sakura sich sicher, dass Temari furchtbar gern gewinnen würde. Den Grund dafür wollte sie eigentlich gar nicht so genau wissen. Endlose Minuten später, in denen Sakura dreißig Mal zu ihrer Wohnung und wieder zurück hätte rennen können, kam Temari wieder heraus. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von perplex zu fröhlich und als sie mit schnellen Schritten auf die sitzende Sakura zulief, schien sie einen Schleier aus Zufriedenheit mit sich zu tragen. "Sag nichts, du bist weiter.", die Blonde war noch nicht einmal richtig bei der Haruno angekommen, da rief die Rosahaarige dies schon. Temari ließ sich nur glücklich neben ihr nieder. Und dann berichtete sie Sakura genau, was wenige Minuten vorher im Musiksaal geschehen war. "Es sind nur noch fünf Mädchen übrig. Wie machen wir jetzt weiter?", Neji klang genervt und irgendwie auch ziemlich verzweifelt. Sie hatten nicht gedacht, dass sie tatsächlich mehr als eine geeignete Sängerin vor sich haben würden. "Wir könnten auslosen.", schlug Naruto lustlos vor, doch Shikamaru unterband diese Idee sofort mit den Worten: "Dann könnte es durchaus sein, dass wir nicht die Beste auswählen." Neji und Sasuke stimmten dem Nara zu. Die Müdigkeit war ihnen in leuchtenden Lettern auf die Stirn geschrieben und der Uchiha konnte es kaum glauben, dass ein paar Stunden rumsitzen ihn wirklich so einschläfern konnte. "Aber was dann?", fragte der Blonde. Um seine Ratlosigkeit zu unterstreichen, warf er hilflos die Arme in die Luft. Aus einem, ihm unerklärlich Grund, stellte Sasuke sich seinen besten Freunde gerade als Albatros vor. Warum es ausgerechnet ein Albatros war, verstand er auch nicht. "Wir könnten testen, ob sie vor Publikum singen können.", meinte Neji. Seine Stimme verriet, dass er angespannt war und dass seine Ungeduld stetig wuchs. "Du meinst, wir sollen sie alle hier rein holen und dann veranstalten sie ein Battle?", Sasuke klang misstrauisch, mit anderen Worten: definitiv nicht begeistert. "Nein. Wir holen sie alle rein und jede singt vor. Fertig. Sie wissen, dass WIR sie gut finden. Jetzt müssen sie vor jemandem singen, der nicht gerade gut auf sie zu sprechen ist." "Aber die Mädchen haben jeder nur ein Lied rausgesucht.", warf Shikamaru ein. Sein Argument wurde von Sasuke im Keim erstickt: "Na und? Dann können wir gleich testen, ob sie improvisieren können." Ich fass es nicht, der perfektionistische Planer redet von Improvisation. Sasuke ignorierte diesen Einwurf der Kritzelei und betrachtete wieder die Namensliste, die vor ihm lag. Atami Miu, Haruno Sakura, Kintoku Kiriko, Miwa Noriku und Sabaku Temari standen noch darauf, die restlichen Namen waren allesamt durchgestrichen. Besonders Amy hatte er solange verkritzelt, bis man die Buchstaben absolut nicht mehr erkennen konnte. Vielleicht war das kindisch, aber das war ihm egal. "Ich finde, das könnten wir Temari ersparen. Ich weiß, dass sie-", sagte Shikamaru, doch Neji fuhr ihm dazwischen. "Fair play.", Neji sprach dies mit so viel Härte, dass es sich anhörte, wie ein Befehl. Wahrscheinlich war es das auch irgendwie… Die Türe öffnete sich erneut und die leisen Gespräche auf dem Flur verstummten fast im selben Augenblick. Sakura und Temari verfolgten beide, wie Shikamaru in den Gang trat, diesmal ohne ein Blatt Papier in der Hand und den Blick über die übriggebliebenen Teilnehmerinnen schweifen ließ. Dann winkte er sie alle in den Raum. Ob die Entscheidung wohl gefallen war? Wer mochte die neue Sängerin jetzt sein? Sakura hatte natürlich keine Ahnung, wie gut die anderen Mädchen gewesen waren, woher denn auch? Doch lange ließ man sie nicht im Dunkeln tappen. Sasuke räusperte sich einmal, während er sich von seinem Platz erhob und sicherte sich so die Aufmerksamkeit der Mädchen. "Als ob er die nicht so schon hätte", huschte ein Gedanke durch Sakuras Kopf. Diese Schule regte zum Sarkasmus an. "Jetzt hört mir mal zu. Ihr wart alle ziemlich gut, aber um uns endgültig zu entscheiden, haben wir beschlossen, euch jetzt mal vor euren Konkurrentinnen singen zu lassen. Und zwar ein anderes Lied, als eben.", verkündete der Uchihaspross dann mit fester Stimme. Anschließend ließ er sich wieder auf seinen Plastikstuhl sinken. Sakura spürte, wie Temari neben ihr zu zittern begann. Aber davon hatte die Blonde vorhin schon gesprochen. Improvisation war das, wovor sie sich fürchtete. Arme Temari. "Miu, würdest du bitte anfangen?", meinte Neji höflich und schaute das Mädchen mit den langen, dunklen Haaren an. Sie machte ein paar vorsichtige Schritte in die Mitte des Saales, aus dem die Stühle und Schreibpulte entfernt worden waren und saugte an ihrer Unterlippe. Sakura betrachtete das Mädchen eingehend, von den schwarzen Römersandalen, bis zu dem glitzernden Silberkettchen um ihren Hals. Würde die auch bald mal anfangen? Geschlagene fünf Minuten stand sie nun schon stumm auf dem hellen Parkett und starrte auf ihre Zehen. Neji schüttelte bedauernd den Kopf. "Geh bitte.", sagte Shikamaru und machte ein unauffällige Handbewegung Richtung Tür. Miu nickte traurig und trottete langsam hinaus. Und wieder tat eines dieser aufgetakelten Mädchen Sakura leid. Langsam häuften sich diese Mitleidsanfälle bei ihr. Ob das schlecht war? "Temari, du bist die Nächste.", die Blonde zuckte erschrocken zusammen, als Sasuke ihren Namen aussprach. Mit zittrigen Beinen stellte sie sich vor die Jungs und versuchte tief durchzuatmen. Dann erfüllte ihre Stimme, die ein wenig zu dunkel für ein Mädchen klang, den Raum: Sitting here wasted and wounded at this old piano Trying hard to capture the moment this morning I don't know 'Cause a bottle of vodka is still lodged in my head And some blonde gave me nightma- An dieser Stelle brach sie ab, weil die Töne viel zu schwer, viel zu unsicher aus ihrem Mund drangen. Sie warf den Jungen einen entschuldigenden Blick zu, dann sagte sie leise: "Kann ich mir noch die anderen anhören?" Die Jungen nickten verständnisvoll und das kratzende Geräusch eines Kugelschreibers erfüllte die Stille. Sakura sah, wie Sasuke einen Strich auf sein Blatt machte. Er strich Temari von der Liste, wie er Miu und viele andere gestrichen hatte. "Nicht den Mut verlieren, Mädels. Niroku, dich hätte ich gern als nächstes gehört.", rief Naruto unpassend gut gelaunt, während Sakura die traurig lächelnde Temari in den Arm nahm. Wieder stieg Mitleid in der Haruno hoch, aber diesmal ärgerte sie sich nicht darüber. Die Sabaku hatte so gerne gewinnen wollen und jetzt versuchte sie tapfer zu lächeln, um nicht weinen zu müssen. Niroku, ein Mädchen mit wirklich extrem hohen Absatzstiefeln und ellenlangen Beinen, die in einer hautengen Jeans steckten, trat mit einem zufriedenen Lächeln auf den knallroten Lippen nach vorne. "Nothing compares to you" sang sie und starrte dabei unentwegt Sasuke an. Ihre Stimme war rauchig und wollte so gar nicht zu dem Lied passen, dessen Original so wundervoll helle, klare Töne sang. Als sie gerade den Refrain vollendet hatte, unterbrach Shikamaru sie und sagte ihr, sie solle sich wieder zu den anderen Mädchen stellen. Nirokus schokoladenbraune Augen warfen Sakura einen Blick zu, der aus purer Arroganz und Verachtung zu bestehen schien. Die Haruno ignorierte ihn. "Sakura.", mehr sagte Sasuke nicht, doch das war auch nicht von Nöten. Die Rosahaarige war mit ein, zwei eiligen Schritten in der Mitte des Saals angekommen und sah jedem der Jungen einmal ins Gesicht, um ein passendes Lied zu finden. Doch es wollte einfach keins in ihrem Kopf auftauchen. Das durfte doch jetzt wohl nicht wahr sein! Immer, wirklich immer hatte sie irgendeine Melodie, irgendeinen Textfetzen in ihren Gedanken herumwuseln, nur jetzt, wo sie es einmal brauchte, herrschte gähnende Leere. Sakura wollte jetzt nicht gehen. Nicht jetzt, wo sie so kurz davor war. Und deshalb versuchte sie nicht, krampfhaft irgendein Lied zu finden. Sie überlegte nicht, sondern sie schaute einfach aus dem Fenster, wo schon die ersten roten Schlieren am Himmel zu sehen waren. Auch wenn es noch Stunden dauern könnte, bis die Sonne endlich verschwunden und die samtige Dunkelheit das Land einhüllen würde. Es war wie eine Eingebung. Und dann öffnete sie ihre Lippen: What is love but the strangest of feelings? A sin you swallow for the rest of your life? You've been looking for someone to believe in To love you, until your eyes run dry. Ihre Stimme war so viel heller als die der anderen beiden Mädchen. Doch sie wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht sein sollte. Allein dieses Gefühl, dass sie immer bekam, wenn sie das Video zu diesem Lied sah, empfand sie jetzt. Das Gefühl völliger Dunkelheit, die nur von einem kleinen Streichholz durchbrochen wird. Wie wenig Licht doch ausreicht, um Menschen in Sicherheit zu wiegen. She lives on disillusion's glow. We go where the wild blood flows, On our bodies we share the same scar. Love me, wherever you are. Sakura warf einen Blick auf die anderen Mädchen und wurde rot, als sie sah, wie Temari sie bewundernd anstarrte. Die anderen beiden schauten nicht so freundlich. How do you love with a fate full of rust? How do you- Sasuke war es, der ihr das Wort abschnitt. Sie hätte ihn dafür schlagen können, weil es eines ihrer Lieblingslieder war und die unterbrach man ihr nicht. Aber sie begnügte sich mit einem funkelnden Blick, der wie ein kleines Lauffeuer auf Sasuke zuschoss. Es kümmerte den Uchiha nicht. Mist. "Danke, Sakura-chan. Geh zurück zu den anderen." Naruto grinste sie an, mal wieder mit seinem breiten, fröhlichen Grinsen, das ihr so an ihm gefiel. Es war jedes Mal wie ein Sonnenaufgang. Während nun Kiriko von Shikamaru nach vorn gebeten wurde, rettete Sakura sich zu Temari, die sie mit einem lobversprechenden Blick empfing. "Shikamaru hat ja gesagt, dass du gut bist, aber so gut, hab' ich jetzt auch wieder nicht gedacht. Verdammt, hätte ich gewusst, was für eine Konkurrenz ich zu erwarten habe, wäre ich gar nicht erst aufgetaucht.", unglaublich schnell flüsterte Temari dies der Haruno ins Ohr und die Rosahaarige fragte sich augenblicklich, wie die Blonde das schaffte, ohne sich zu verhaspeln. Kiriko stimmte nun das Lied "Better in time" von Leona Lewis an. Sicher, es klang nicht schlecht, doch Sakura stellte bedauernd fest, dass das Mädchen leider keinerlei Soul in der Stimme hatte. Bei vielen anderen Liedern hätte sie sicher glänzen können, aber mit ihren wenig flüssigen Tonübergängen, war es bei diesem Song nahezu unmöglich. Auch die Jungen schüttelten bedauernd den Kopf. Und Kiriko verschwand wie ein Windhauch, leise und unauffällig aus der Tür. "So. Was machen wir jetzt?", fragte Shikamaru ein wenig ratlos in die Stille hinein. Und als Antwort bekam er eine fertige, als Entscheidung rübergebrachte Aussage von Naruto. "Jetzt singt ihr beiden mal ein Duett." Niroku funkelte den Blonden ungläubig an. "Bitte, was?", gab sie verärgert von sich und Sakura musste sich beherrschen, sich nicht die Hand gegen die Stirn zu schlagen. Wie gesagt, ihre Stirn war schon genug geschändet worden. Kein Wunder, dass sie so breit war… "Ihr habt richtig gehört, singt ein Duett.", Naruto betonte das "Duett" extra und zog das "u" so richtig schön lang. Diesmal musste Sakura sich ein Kichern verkneifen. "Ich werde mit der da", Niroku zeigte demonstrativ auf Sakura. "bestimmt KEIN Duett singen." "Dann wirst du wohl gehen müssen.", erwiderte Neji todernst. Niroku gab nur ein eingeschnapptes "Ts!" von sich und rauschte mit klackernden Absätzen aus der Tür. Und Sakura begriff erst, dass sie es geschafft hatte, als Temari es ihr in einer gewaltigen Lautstärke ins Ohr schrie. Ein seliges Lächeln erschien auf den Lippen der Haruno, als hätte man ihr gerade jedes Geschenk gemacht, dass sie sich je gewünscht hatte. Naruto kam mit seinem Sonnen-Lächeln auf sie zu und umarmte sie stürmisch, Neji rief Tenten an, damit die anderen Mädchen der Band ihren Stammtisch bei Lola reservierten und Temari warf Shikamaru einen Blick zu, der wohl so viel wie "Das war wohl nichts!" bedeuten sollte. Sasuke beobachtete das alles. Und er konnte das zufriedene Lächeln, das sein Gesicht heimsuchen wollte, nur schwer verbergen. Gib's doch zu, es ist alles so gelaufen, wie du das wolltest. Er antwortete darauf nicht. Er wollte schließlich nicht lügen. Das war es dann erstmal. Bis zum nächsten Kapitel. Liebe Grüße ♥ Shani Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)