Regenlieder von Shani ================================================================================ Kapitel 9: Tenten steht Kopf ---------------------------- Die Herbstferien waren schneller da, als irgendeiner von ihnen es erwartet hatte. Denn die Klausuren schienen die Tage und Stunden zu verschlingen und irgendwo in einem dunklen Hinterzimmer einzusperren und die Bandproben fielen immer öfter aus, damit sie lernen konnten. Doch nachdem sie fast ihre gesamte Energie darauf verwendet hatten, sich Stilmittel und Formeln und Vokabeln in die Köpfe zu hämmern und zahllose Tests zu schreiben, war es endlich soweit. Der letzte Schultag. Die Herbstsonne strahlte ausgesprochen fröhlich in das Schlafzimmer der Mädchen, wo Tenten gerade Ino beim Packen zusah. Sakura war sofort nach Unterrichtsschluss aufgebrochen um ihren Flieger zu erwischen und Hinata würde genau wie Tenten selbst hier im Internat bleiben. Ino würde erst nach Hause und dann weiter in ein Wellnesshotel fahren, zu dem sie ihren Vater mit vielen Tränen und wütenden Telefongesprächen überredet hatte. Bis auf Neji fuhren die Jungs alle nach Hause. Tenten war ganz froh darüber, dass sie nicht ganz alleine hierbleiben musste. Hinata hatte gar nicht das Bedürfnis zu ihren Eltern zu fahren, genauso wenig wie Neji; richtige Entspannung würden sie doch nur im Internat finden können. „Hilfst du mir mal? Ich krieg diesen verdammten Koffer nicht zu.“, Ino starrte ihren roten, übergroßen Trolley böse an und fuhr sich durch die zerwühlten Haare. „Klar doch.“, murmelte Tenten vor sich hin, während sie zu ihrer Freundin hinüber ging und sich demonstrativ auf den Koffer setzte. „Versuch‘s jetzt mal.“ Ino hängte sich mit ihrem ganzen Gewicht an den Reißverschluss und wäre beinahe umgefallen, als er sich plötzlich ruckartig in Bewegung setzte. Ihre Wangen waren vor Anstrengung rot geworden und hatten fast dieselbe Farbe wie ihr Lippenstift. „Danke.“, sagte sie zu Tenten, ihre Stimme atemlos, und hob den Koffer vom Bett. „Ich wünsch dir viel Spaß.“, antwortete Tenten grinsend und umarmte Ino so fest, als wollte sie sie nie mehr loslassen. „Werd‘ ich haben. Und du pass auf, dass Hinata nicht die ganzen Ferien hinter irgendwelchen Schundromanen verbringt.“, Ino grinste, kniff ihre Freundin in die Wange und schleppte dann ihren Koffer hinaus. Verabschiedete sich im Wohnzimmer von Hinata, die in einem der besagten Schundromane versunken war, und dann war sie weg. Tenten ließ sich neben Hinata aufs Sofa fallen und seufzte. „Alles in Ordnung?“ Tenten nickte und streckte sich ausgiebig, wie eine alte Katze. Eine Weile saßen die beiden einfach nur stumm nebeneinander, dann verschwand Tenten aus der Wohnung und sagte nur, dass sie bald wieder zurück wäre. Das schwarze Brett befand sich direkt in der großen Eingangshalle des Internats, im Hauptgebäude, wo auch die Büros und das Sekretariat untergebracht waren. Tenten las sich die Anzeigen durch; Schüler die Nachhilfe suchten, Nachhilfe gaben, ein Aushang für einen Klassenausflug, der Plan für die Klausuren und die Freistundenaushänge, die man noch nicht entfernt hatte. Eher beiläufig wippte Tenten auf den Füßen vor und zurück, die Sohlen ihrer Turnschuhe quietschten ein wenig auf dem Fliesenboden. Da stach ihr ein Aushang ins Auge. Es war ein orangefarbenes Blatt Papier, bedruckt mit dicken schwarzen Buchstaben, aber nicht besonders groß. „Aula-Projekt“ stand da. „Wir verschönern unsere Aula - Interessierte melden sich im Sekretariat.“ Ein unheimliches Funkeln bildete sich in Tentens Augen, wurde intensiver und feuriger, bis es wie eine Art Feuerwerk aussah. Innerhalb von fünf Minuten war sie zurück in die Wohnung gerannt und hatte Hinata dazu überredet, bei diesem Projekt mitzumachen. Die nächste Tür, vor der sie stand, war die der Jungs. Beziehungsweise für die nächsten beiden Wochen: Nejis Tür. Tenten klopfte, ein deutliches Klopfen, nicht zu kurz, nicht zu lang, nicht zu schnell, auch nicht zögerlich. Selbstbewusst klang es, geschäftig, entschlossen. Neji öffnete ihr einen Augenblick später, in einem schwarzen Pullover und hellen Jeans, die Haare zu einem Zopf zusammen gebunden. „Hi“, sagte er. „Was gibt‘s denn?“ Er trat zur Seite und Tenten schlüpfte an ihm vorbei. Sie legte ihre Jacke über einen Sessel im Wohnzimmer und lief weiter in die Küche, wo sie sich ein Glas aus dem Schrank nahm und mit Wasser füllte. „Komm doch rein.“, meinte Neji brummig und eindeutig sarkastisch, als er ihr folgte. „Möchtest du was trinken?“ Tenten grinste ihn an, trank einen Schluck und lehnte sich an die Kühlschranktür. „Ich wollte dich was fragen.“ Neji sah sie wartend an, seine hellen Augen bohrten sich durch sie hindurch, dass sie sich regelrecht aufgespießt fühlte. So vollkommen anders als Hinatas. „Also.“, sie stellte das Glas ab, das Wasser schwappte hin und her. „Es gibt da dieses Projekt, zur Verschönerung unserer Aula. Es ist jetzt in den Ferien und es kann jeder mitmachen, der will. Hinata und ich wollten uns anmelden und ich dachte, nun ja, ich dachte-“, jetzt geriet sie doch ins Stocken, obwohl sie sich doch so fest vorgenommen hatte, sich nicht von seinem Blick verunsichern zu lassen. Nicht von dem Geruch nach herbem Jasmin und Nadelwald, der ihr jedes Mal aufs Neue den Atem raubte. Dass er sie nicht einschüchtern würde, mit seinen breiten Schultern und den großen Händen, die er in seinen Hosentaschen vergraben hatte. Tenten verwünschte seine Züge, die sie immer wieder an weiße, antike Statuen denken ließen, in ihrer Perfektion. Neji machte sie schwächer als sie sein wollte. Und das hier war doch nur eine einfache Frage. Ein unbedeutendes Angebot. „Ich würde gern behilflich sein.“, sagte Neji übertrieben höflich. Sein Blick war weniger stechend, fast schon gutmütig geworden und ein kleines Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Tenten lächelte ihn erleichtert an. Auch wenn es ihr gar nicht passte, dass er sie nicht hatte ausreden lassen. Aber sonst wäre die Stille zwischen ihnen vermutlich noch peinlicher geworden und dafür war sie ihm dankbar. Was auch nicht so recht mit ihrem Stolz vereinbar war. Tenten staunte über sich selbst, wie kompliziert sie war. „Ein Widerspruch in sich, Tenten.“, dachte sie. „Dann sag ich im Sekretariat Bescheid, dass wir drei uns der armen Aula annehmen.“, sie schenkte ihm noch einmal ein Lächeln, das diesmal sogar ihre Zähne entblößte und trank ihr Glas leer. Mit einem leichten Windzug war sie auch schon wieder zur Tür hinaus und wusste nicht, dass sie gerade Nejis Ferien von unendlicher Trostlosigkeit befreit hatte. Die Truppe, die da vor ihr stand, tuschelnd und kichernd, war weitaus größer, als Tenten es erwartet hatte. Sechzehn Schüler waren es, sechs Jungen und zehn Mädchen, die meisten aus der Mittelstufe. Und Tsunade hatte ausgerechnet ihr das Kommando übertragen. Nicht, dass es Tenten nicht gefallen würde, die Kontrolle zu haben. Schließlich wusste sie dann immerhin, dass auch alles richtig lief. “Also Leute”, begann sie laut - doch ihre Worte wurden übergangen, als wäre sie stumm. “Also Leute”, probierte sie es noch einmal, noch lauter, fast bellend wie ein Offizier. “Hier liegt einiges an Arbeit vor uns und ich hoffe, euch ist klar, dass ihr jetzt nicht mehr jeden Tag nur Freizeit habt.” Sie klang wirklich wie die Befehlshaberin in einem Kriegsfilm. Und sie gefiel sich ungemein in dieser Rolle. Langsam und mit einem Beigeschmack von Gefahr schritt sie vor den Schülern auf und ab, die jetzt keinen Mucks mehr von sich gaben. Ein letztes Mal schweifte ihr Blick durch den Raum, von der Bühne mit dem zerschlissenen Vorhang über den großen, leeren Bereich, der je nach Anlass mit Stühlen voll gestellt war, bis nach hinten zur Theke aus Holz, wo bei Festen Buffet und Getränke aufgebaut waren. An den Seiten führten vier Doppeltüren hinaus - und die verzierten Rahmen um diese hatten auch schon bessere Tage gesehen. “Zuerst teilen wir uns in Gruppen auf. Neji, du und ihr drei”, sie zeigte auf drei Jungen, die sie auf etwa fünfzehn schätzte, “Ihr helft dem Technikteam auf der Bühne. Scheinwerfer putzen, den ganzen Kram hinter der Bühne sortieren und so was.” Tentens Finger wies in Richtung der Bühne, auf der ein paar Jungen unterschiedlichen Alters standen und sich beinahe anschrien. Es kümmerte Tenten kein bisschen. Das Technikteam war immer so drauf, doch eigentlich mochten sie sich. Bis auf Neji folgten die Jungen ihrer Anweisung nur unter Murren. “Ihr vier”, sie wandte sich an ein paar Mädchen aus der Stufe unter ihnen. “Die Theke muss gestrichen werden. Dafür zieht ihr euch am besten um. Wenn ihr wiederkommt, meldet euch bei mir, dann holen wir bei Toni die Farbe.” Die Mädchen verschwanden schwatzend aus der Aula und schienen sich rein gar nicht an ihrer Aufgabe zu stören. Was auch gut so war, sonst hätte Tenten ihnen aber Beine gemacht. Hinata lächelte ihr zu, ein feines, schelmisches Glitzern in den fliederfarbenen Augen, als würde sie sich über die Anweisungen ihrer Freundin lustig machen. Tenten zog spöttisch die Augenbrauen zusammen und kam vor den zwei übrigen Jungen zum Stehen. Tenten erkannte einen von ihnen als Yuusei, der elfjährige Sohn ihrer Biologielehrerin. Sie beschloss - großherzig wie sie war - nett zu ihm zu sein. “Yuusei, du und dein Freund hier arbeitet zusammen mit den drei großen Mädels an Ideen, wie wir die Eingänge verschönern können.” Die großen Mädels waren Hinata, Temari und ein Mädchen, das Tenten nie zuvor gesehen hatte. Aber sie überragte Hinata um fast einen ganzen Kopf. Nachdem auch diese Gruppe sich verzogen hatte, an die frische Luft um Kreativität zu tanken, kniff Tenten ein Auge zu und ging in Gedanken alle Arbeiten durch, die es zu verrichten galt. Der Vorhang. Die alten Girlanden und verstaubten Bilder an den Wänden. Die defekten Glühbirnen. Die schokoladenbraunen Augen fixierten die übrigen Freiwilligen, fünf Mädchen um die vierzehn, allesamt mit blond gefärbtem Haar und zu tiefem Ausschnitt, wie Tenten fand. “Ihr hängt die Stofffetzen ab, die die arme Wand massakrieren und macht eine Liste von den Bildern, die ihr ganz furchtbar findet.”, sie drückte dem Mädchen, das ihr am nächsten stand einen Kugelschreiber und einen Notizblock in die Hand. “Neben der Bühne steht ein Karton, in den ihr die Girlanden reintun könnt.” Damit entließ sie ihre letzte Truppe, ging selbst zu ihrer Tasche und zog ein Klemmbrett heraus. Wie professionell sie damit aussah! Ein kleines, stolzes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Sie setzte einen schönen, sauberen Haken hinter “Arbeitsverteilung”. Auf dem nächsten Blatt war eine Tabelle. Dort trug Tenten, so leserlich es ihr gelang, die Gruppen ein und setzte in die zweite Spalte die jeweiligen Aufgaben. Unter dem Gruppennamen war Platz für die Namen. Falls etwas schief ging, wollte sie schließlich wissen, wen sie anzupflaumen hatte. Ein-, zweimal tippte sie sich mit dem Kuli gegen die Lippe, als würde es ihr bei der Konzentration helfen, dann nahm sie sich ein Stück Tesafilm und klebte die Tabelle an die meistbenutzte Tür. Als sie jeder Gruppe mitgeteilt hatte, sich doch in spätestens zwei Stunden dort eingetragen zu haben, und die Malerinnen mit ihren Farbtöpfen an der Theke herumpinselten, erbarmte sich Toni dazu, mit ihr den weinroten Vorhang zur Schneiderei zu bringen. Sie war ihm so unendlich dankbar dafür, denn den ganzen Stoff hätte sie nie im Leben alleine dorthin bringen können. Ein muffiger Geruch ging von dem Vorhang aus und während sie auf dem Beifahrersitz von Tonis Auto saß, erzählte dieser Geruch ihr Geschichten von unzähligen Theateraufführungen, von Lampenfieber und Tränen, die er einem stetig wechselnden Publikum präsentiert hatte. “Alles in Ordnung?”, Tonis Stimme war gutmütig wie eh und je, sein Lächeln zeichnete tiefe Furchen in sein liebes Gesicht. “Ja.”, Tenten lächelte zurück, sie konnte gar nicht anders. “Es ist nur noch so viel zu tun.” “Ihr habt ja noch Zeit.” “Ich hoffe nur, dass es ausreicht.”, Tenten beobachtete die Häuser, an denen sie vorbeifuhren. Das Internat lag ein wenig außerhalb, man konnte die Stadt aber bequem mit der Straßenbahn, die jede halbe Stunde fuhr, erreichen. Nach circa fünfzehn Minuten war man dann auch am Marktplatz. Diese Haltestelle hatten sie aber schon hinter sich gelassen und bogen jetzt in eine unscheinbare, recht enge Straße ein, in der eine kleine Schneiderei lag. Toni half ihr, den gewaltigen Vorhang aus dem Kofferraum zu wuchten und in das Geschäft zu schleppen. Ein fröhliches Glockenspiel kündigte ihren Besuch an, die rundliche Besitzerin kam aus einem Hinterzimmer gewuselt und empfing sie mit einem breiten Lächeln. “Hallo, hallo, ihr beiden hübschen!”, zwitscherte sie ihnen entgegen. Ihre Augen wirkten durch die altmodische Brille so groß wie die einer Eule. “Was kann ich denn für euch tun?” “Wir hätten hier etwas zum Ausbessern.”, meinte Tenten und versuchte ein entschuldigendes Lächeln. Es fiel ein wenig schief aus, weil ihr fast ein Teil des Vorhangstoffes aus den Fingern glitt. “Oh - was ist denn das für ein Ungetüm?” Toni verfrachtete seinen Teil des Stoffes auf den Tresen und Tenten beeilte sich, es ihm gleich zu tun. “Das ist der Vorhang unserer Bühne in der Aula.”, antwortete er. “Sie bekommen das doch sicher hin, nicht wahr?” Bildete Tenten sich das gerade nur ein oder flirtete Toni gerade mit dieser Schneiderin? Sie verkniff sich ein Kichern und sah die Frau freundlich an. “Es ist viel Arbeit, aber er muss dringend überholt werden.”, sie hielt eine Ecke des Vorhangs in die Höhe, offenbarte damit eine Reihe von fingernagelgroßen Löchern und seufzte. “Wie Sie sehen können.” “Ja, Kindchen. Aber ich frage mich, ob ihr nicht vielleicht einfach einen neuen kaufen solltet.” Tenten stöhnte frustriert auf. “Wie teuer wird es?” “Das kann ich dir noch nicht genau sagen. Meine Tochter Ai regelt die Finanzen. Ai? Kommst du mal bitte?”, den letzten Teil brüllte die Schneiderin in das Hinterzimmer, dass Toni fast die Baskenmütze vom Kopf fiel. “Ich komm ja schon, Mutter. Brüll doch nicht immer so.”, die Stimme brüllte nicht weniger laut zurück - nur klang sie um einiges mürrischer als die der Schneiderin. Zu der Stimme gehörte eine etwa 30jährige Frau mit schwarzem Haar und einem strengen Mund, der nicht oft zum Lächeln gebraucht wurde, wie es aussah. “Was glaubst du, wie viel es kosten wird, diesen Vorhang auszubessern?”, die Schneiderin nahm nacheinander verschiedene Partien des Stoffes in die Finger und zeigte sie ihrer Tochter. Na schön. Tenten hatte sich geirrt. Die Tochter konnte lächeln, aber es war ein boshaftes, gieriges Lächeln, bei dem Tenten sich zusammen reißen musste, um nicht lauthals zu verkünden, dass sie ihren Vorhang woanders ausbessern lassen würden. “Also als Anzahlung würde ich mal von 60.000 Yen ausgehen. Und nach getaner Arbeit werden wir den Rest des Preises festlegen.”, die Augen der Tochter begannen zu blitzen, wie eine nagelneue Yenmünze im Sonnenlicht. “Was habt ihr denn als Budget?”, fragte Toni mit einem Hauch Sorge in seinen Worten. Tenten stöhnte noch einmal laut auf. “Genug”, sagte sie und massierte sich die Schläfen. “Ich kläre das mit der Direktorin ab.” Dann nahm sie den Umschlag heraus, in dem sie das Geld für das Aulaprojekt verstaut hatte und zählte 60.000 Yen ab. Das Geld war schneller in der Kasse verschwunden, als Tenten den Briefumschlag wieder hatte verschließen können. “Ich werde mich so schnell wie möglich darum kümmern.”, meinte die Schneiderin mit einem gutmütigen Lächeln. “Schaut doch noch mal in einer Woche vorbei, dann könnt ihr sicher schon erste Fortschritte sehen.” Tenten lächelte die Schneiderin an, breiter als es notwendig gewesen wäre, und wünschte ihr noch einen wunderschönen Tag, während sie zur Tür hinausging. Als sie eine halbe Stunde später endlich wieder in die Aula stolperte, brach sie fast in Tränen aus. Das Technikteam und die Jungen, die ihnen helfen sollten, brüllten sich gegenseitig an, die Mädchen, die die Theke streichen sollten, hatten sich zum gemütlichen Tratsch auf den Treppen niedergelassen und die anderen Freiwilligen konnte sie noch nicht einmal irgendwo entdecken. Sie war so wütend, dass sie wie ein beleidigtes Kind zu ihrer Tasche stapfte, damit ihre Schritte auch ja laut nachhallten. Das Papier auf dem Klemmbrett knitterte unter ihren Fingern, so grob hatte sie es aus ihrer Tasche gezogen. Auch bei dem Haken hinter “Vorhang zur Schneiderei” drückte sie den Kugelschreiber fester aufs Papier, als es nötig gewesen wäre. Anschließend tappte sie zu der Tabelle mit den Namen ihrer Helfer. In die sich noch niemand eingetragen hatte. Tenten atmete heftig ein und aus, riss das Blatt ruckartig von der Tür ab und zog sich das Haargummi aus den wirren Haaren. Der Dutt, den sie sich heute Morgen gemacht hatte, war sowieso kaum noch vorhanden. Sie holte noch einmal tief Luft, dann rauschte sie zu der ersten Gruppe. Das Kaffeekränzchen auf der Treppe. “Wieso arbeitet ihr nicht?”, herrschte sie die Mädchen an. Erschrocken drehten sich die Köpfe zu ihr und schrumpften sichtbar in sich zusammen. Tenten stand wie eine Furie vor ihnen, mit vor Zorn geröteten Wangen und einer Unberechenbarkeit in der Stimme, die einem die unheimlichste Gänsehaut über die Arme jagte. “Ihr habt noch nicht mal eine Schicht Farbe fertig und macht schon Pause oder wie?!”, Tentens Schultern hoben und senkten sich zitternd und schnell. “Das darf doch wohl nicht wahr sein!” Wie aus der Pistole geschossen stammelten die Mädchen alle gleichzeitig irgendwelche Entschuldigungen daher. Tenten ignorierte, was sie sagten und hielt ihnen nur die Tabelle hin. “Tragt eure Namen ein.”, zischte sie und warf jeder einzelnen einen stechenden, strengen Blick zu. Vielleicht sollte sie es wirklich mit einer Karriere beim Militär versuchen. Autorität schien ihr ja in die Wiege gelegt worden zu sein. Nachdem die vier sich eingetragen hatten, schnappte Tenten ihnen die Liste weg und stolzierte weiter zur Bühne. Erst als sie zehn Meter zurückgelegt hatte, wagten die Mädchen es wieder, sich zu bewegen und zu reden. Tenten konnte einen kleinen Anflug von Stolz in ihrem Herzen nicht verhindern. “Du Idiot weißt doch noch nicht mal wie man ein Fenster putzt!” Tenten seufzte genervt auf. Der Typ, der sich vor Neji aufgebaut hatte und ihn anpflaumte, hieß Tsuyoshi und ging in ihre Stufe. Er war der Inbegriff eines Technikfreaks, mit einer großen Hornbrille und ein paar Pfund zu viel auf den Rippen. Aber er war groß, einen guten Kopf größer als Neji und er hasste Neji von ganzem Herzen. Auch wenn Tenten bisher noch nicht herausgefunden hatte, warum. “Gibt es hier ein Problem?”, mischte sie sich nonchalant in das Gebrülle der Jungen ein. “Wieso hast du diesen Amateur auch nur in die Nähe eines Scheinwerfers gelassen? Der ist doch schon mit einer Fernbedienung überfordert!”, normalerweise hätte Tenten darüber gelacht, wie Tsuyoshi über Neji sprach. Nicht heute. Gerade im Augenblick war sie ungemein schlecht gelaunt und einfach nur genervt von dem, was er von sich gab. “Wenn du ihm richtig erklären würdest, wie er was zu tun hat, wäre das wohl kein Problem!”, fauchte sie zurück. Obwohl sie neben ihm recht winzig aussah, zuckte Tsuyoshi zurück und seine Augen beherbergten plötzlich einen verschreckten Ausdruck. Um Nejis Lippen spielte ein kleines Lächeln. “Und du!”, fuhr Tenten fort. Ihre Fingerspitze bohrte sich in Nejis Brust. “Versuch zumindest nicht zu dämlich zu sein!” Das seltsame an diesem Ausbruch war, dass sie eigentlich nicht wirklich sauer auf Neji war. Auch glaubte sie keineswegs, dass er irgendwie dumm war, sich dumm benahm oder Tsuyoshi mit Absicht verärgerte. Sie wollte sich nur nicht nachsagen lassen, dass sie ihn verteidigte. Am Ende bevorzugte sie ihn noch. Das sollte bloß niemand von ihr denken. Seine Augen schauten sie forschend und verwundert an. Sie fühlte ihre Wangen heiß werden, also wandte sie sich rasch ab und drückte einem anderen Jungen die Tabelle in die Hand. “Tragt eure Namen ein. Der Weg zur Tür scheint ja zu lange zu sein. Faulpelze.”, das letzte Wort murmelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart. Nejis Blick folgte ihr durch die gesamte Aula, egal ob sie sich von Hinata die Vorschläge für die Türrahmen unterbreiten ließ oder mit den Girlandenmädchen über neue Bilder für die Gänge sprach. Er schien sich auf ihr festgesetzt zu haben und je mehr Zeit verging, desto unwohler fühlte Tenten sich damit. Begleitet von ihrem fliederfarbenen Schatten inspizierte sie die Farbschicht auf der Theke - ein schlichtes Weiß, das in den kommenden Tagen mit beige und einer hellen, holzähnlichen Farbe überstrichen werden würde. Um 19 Uhr erklärte sie den Arbeitstag für beendet. Allgemeines erleichtertes Seufzen war die Antwort. Sie machten aus, am nächsten Tag um 16 Uhr weiter zu machen, damit die Mädchen ihren geplanten Shoppingmorgen nicht verschieben mussten und jeder ausschlafen konnte. Tenten hatte jetzt schon keine Lust mehr auf den nächsten Tag. Das Schokoladeneis schmeckte furchtbar. Es war pampig und so unschokoladig, dass Tenten es fast wieder ausgespuckt hätte. “Hinata! Iss das bloß nicht!”, versuchte sie ihre Freundin zu warnen, doch es war bereits zu spät. Hinata verzog das Gesicht zu einer angeekelten Grimasse und betrachtete den nun leeren Löffel angewidert. “Was zum Teufel ist das?!”, fragte sie ungläubig. Tenten eilte in die Küche, ihre gefüllte Eisschale in der Hand. Sie stellte das Glasschüsselchen ab und betrachtete stattdessen die Eispackung näher. “Das ist abgelaufen!”, rief sie ins Wohnzimmer. Ein Klirren war zu hören, als Hinata ihren Löffel in ihre Schüssel fallen ließ. “Iiiih!”, Hinatas schrille Stimme hätte ihre Nachbarn, die zum Glück nach Hause gefahren waren, bestimmt vom Sofa katapultiert. “Ich hatte mich so auf mein Schokoeis gefreut.”, murmelte Hinata, während sie in die Küche trottete und die Eisschalen abwusch. “Ich mich auch. Das sollte die Belohnung für die letzten paar Tage sein.”, Tenten lehnte sich an den Küchentisch und strich sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. Das Projekt Aula hatte in den letzten Tagen einige Fortschritte gemacht. Die Theke war fertig gestrichen - und sah aus wie neu. Alle möglichen Dekorationen, die nie richtig entfernt worden waren, waren jetzt im Müll gelandet und ein paar der grässlichsten Kunstwerke waren ebenfalls von den Wänden verschwunden. Ein Großteil des Kabelwirrwarrs hinter der Bühne war entwirrt und die Türrahmen mit weißer Farbe überstrichen worden. Momentan arbeiteten alle daran, die Schablonen für die neuen Muster auszuschneiden. Dafür wollten sie sich heute noch einmal treffen. Außerdem wollten sie die Discokugel, die mitten in der Aula hing, abstauben und bevor diese Arbeit begann, hatten Tenten und Hinata sich ein paar ruhige Minuten vor dem Fernseher gönnen wollen. Mit Schokoladeneis. So ein Mist. “Naja. So was nennt man Pech. Lass uns gehen, Tenten.”, Hinatas Hand lag federleicht auf Tentens Schulter und zog sie genauso sanft mit sich wie eine Sommerbrise. Tentens Lippen entschlüpfte ein leises Seufzen, das mehr Bedauern als Frustration verriet. Sie hätte sich niemals für dieses Projekt melden sollen. In der Aula hatten sich bereits alle ihre Helfer versammelt. Die neun Tage mit Tenten als Oberbefehlshaber (denn so wurde sie hinter ihrem Rücken genannt) hatten ihnen allen Pünktlichkeit eingeschärft. Tomomi, ihr Ausschnitt ließ jetzt eindeutig weniger tiefe Einblicke zu, hatte sogar bereits die Schablonen, Scheren und Cuttermesser aus dem Sekretariat geholt. Tenten war stolz auf sich und ihre kleine Truppe. Auch wenn sie jedem von ihnen gerne an die Kehle gesprungen wäre. Sogar Neji. “Gut, dann mal weiter im Programm. Neji, Yuto, ihr helft mir bei der Discokugel.” Wie ein fleißiges Bienenvölkchen machten sich alle sofort an ihre Arbeit, Hände griffen nach Scheren, hielten Pappe an ihrem Platz und sprühten Farbe auf weißbemalte Türrahmen. Die beiden Jungen folgten Tenten erst zu Toni, denn nur in seiner Begleitung durften sie nach oben auf die Gitter, um an Discokugeln, Balken oder Scheinwerfer heranzukommen. Tenten starrte unentwegt an ihren Füßen vorbei nach unten. Das waren mindestens acht Meter Luft zwischen ihr und dem Boden. Und ein Gitter aus Metall. Ihr wurde ein wenig schwindelig. “Höhenangst?”, flüsterte Neji so nah an ihrem Ohr, dass sie zusammenzuckte. Sein Atem strich warm und rau über die Haut, die über ihrer Hauptschlagader spannte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich fast von selbst, Röte breitete sich auf ihren Wangen und ihrem Dekolleté aus. “So ein Blödsinn.”, kam es piepsig und wenig überzeugend aus ihrem Mund. Neji lächelte amüsiert, sie konnte es förmlich in ihrem Nacken spüren. “Vorsicht”, rief er mit einem Lachen in der Stimme und verpasste ihr einen Stoß nach vorne. Tenten konnte einen mädchenhaften, schrillen und vor allem lauten Schrei nicht unterdrücken, obwohl sie nur gegen das Geländer des Gitters stolperte. Feuerrot wurde ihr Gesicht vor Scham. Neji und Yuto begannen zu lachen, die anderen am Boden sahen neugierig zu ihnen hinauf. “Du bist so ein-ein-”, ihr fiel kein geeignetes Wort ein. Mal abgesehen davon, dass sein Lachen sie verzauberte und jeden halbwegs wütenden Gedanken in ihrem Kopf auf der Stelle auslöschte. Tenten ging mit wackeligen Schritten weiter, ihre Züge mit einem verlegenen Lächeln versehen, und überhörte das Gelächter hinter sich großzügig. So gut es eben ging. Seit wann machte Neji solche Scherze mit ihr? Das war schon beinahe unheimlich. Aber vor allem war es peinlich. “Dieses Seil hier hält die Discokugel.”, erklärte Toni und zwinkerte ihr zu. Tenten konnte sich nicht auf das konzentrieren, was er noch sagte. Sie sah nur, dass neben der Discokugel ein circa halber Meter Gitter war, der kein Geländer hatte. Sie schluckte, versuchte dabei ihre Angst herunterzuschlucken und scheiterte kläglich. Fast hätte sie sogar gewimmert. “Hey. Das war doch nur ein Scherz.”, Nejis Stimme war zärtlich. So zärtlich wie seine Finger, die federleicht über ihren Arm glitten. “Als ob ich mir Sorgen mache, dass du mich hier runterstößt.”, gab Tenten halbherzig zurück. Sie klang bei weitem nicht so selbstsicher, wie sie klingen wollte. “Traust du mir wohl nicht zu, hm?”, es war fast ein Glucksen, was da von Neji kam. Er boxte ihr kaum merklich in die Schulter, ein Grinsen zupfte an seinem linken Mundwinkel. Es sollte sie wohl beruhigen. Es funktionierte nicht. Tenten starrte noch immer wie ein paralysiertes Kaninchen auf den Abschnitt ohne Geländer. “Wir könnten die Reinigung ein wenig spannender gestalten.”, Tenten hatte Toni noch nie so schadenfroh und hinterhältig grinsen sehen. Wovon sprach er? “Hier sind ein paar Haltegurte und so was. Wir könnten einen von euch einschnallen und hier”, er wies auf die geländerlose Stelle. “herunterlassen. Dann wird die Discokugel geputzt und anschließend lassen wir denjenigen ganz vorsichtig zu Boden.” Tentens Puls schnellte in die Höhe und ihre Atemfrequenz folgte ihm in erschreckendem Tempo. “Eine wundervolle Idee.”, meinte Neji und das Grinsen wuchs weiter, bis es sich auf seinem gesamten Gesicht breit gemacht hatte. “Wie wär’s mit dir, Tenten?” Sie wollte ihm das blöde, unglaubliche Lächeln vom Gesicht prügeln. Sie wollte ihn an seinen seidigen Haaren an das Gitter hängen und warten, bis er mit einem hässlichen Knacken auf dem Boden der Aula landete. Sie wollte nicht hilflos acht Meter über dem Boden hängen. “Das ist doch-”, sie wollte das ‘Angebot’ gerade ablehnen, als Yuto sich einmischte. “Sie ist ein Mädchen, Neji. Außerdem hast du doch gerade gemerkt, dass sie Höhenangst hat. Tu ihr das nicht an.” Das klang ja fast so, als wäre sie feige! Tenten rümpfte empört die Nase. “Ich habe keine Höhenangst! Und ich würde nur zu gerne diese Haltegurte ausprobieren!”, auch wenn man es ihr nicht ansah, Tenten schlug sich in Gedanken windelweich. Konnte sie es nicht einmal ausnutzen, dass sie zum ‘schwachen’ Geschlecht gehörte? Warum musste sie denn immer die Starke nach außen kehren? Die Gurte würden reißen, sie würde fallen und die Discokugel würde auf ihren zermatschten Gliedmaßen zersplittern. Grandiose Zukunftsaussichten hatte sie da. “Wunderbar!”, flötete Toni. In Windeseile hatte er ihr gefühlte Millionen von Haltegurten umgelegt, sie festgezurrt und Tenten an den Rand des Gitters gesetzt, sodass ihre Beine über in der Luft baumelten. Sie hatte sich selten so unwohl gefühlt. Neji beobachtete sie mit besorgtem Blick, denn er konnte den harten Zug um ihren Mund sehen, der ihre Angst im Zaum halten sollte. Er kniff die Lippen feste zusammen. “Tenten, du musst nicht-” “Ich will aber!”, schnitt sie ihm unwirsch das Wort ab. “Bereit wenn du es bist, Toni.” Toni reckte seinen linken Daumen nach oben. Tenten stieß sich vom Rand ab und verkniff sich mit aller Gewalt einen panischen Aufschrei. Als sie die Augen wieder öffnete, schwebte sie in der Luft, leicht von links nach rechts schwankend. Die Gurte schnitten ihr in die Oberschenkel und die Achseln. Nejis Augen klebten förmlich an ihr - und sie meinte, ehrliche Sorge darin aufblitzen zu sehen. “Alles in Ordnung?”, formten seine Lippen lautlos. Sie nickte kaum merklich und streckte die Hände nach der Discokugel aus. “Schmeiß mir mal einer einen feuchten Lappen runter!”, rief sie nach oben. Sie bemühte sich um eine feste Stimme und einen unbeschwerten Klang. Also sie fand sich sehr überzeugend. “Und wehe ihr trefft meinen Kopf, ihr Hornochsen!” Ihre Helfertruppe begann zu lachen, überall in der Aula schallte es von den Wänden. Und schon war es, als wären viel mehr Menschen in dem großen, hohen Raum. Etwa zwanzig Minuten verbrachte Tenten damit die Discokugel, die sie auf gar keinen Fall mit beiden Armen hätte umfassen können, von Staub und Flecken zu befreien, bei denen sie sich fragte, wo sie überhaupt herkamen. “Fertig!”, rief sie Toni zu. Er war der einzige, der noch auf diesem Gitter herumstand. Neji und Yuto lungerten unten bei Hinata herum und waren ganz offensichtlich keine große Hilfe bei gar nichts. Tenten seufzte leise. Toni zog sie Stück für Stück nach oben, jedes Mal schnitten die verdammten Gurte ihr erneut ins Fleisch. An die Höhe hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Hinata hatte Tsuyoshi dazu überredet, dass sie ihren iPod anschließen durfte. Deshalb hallte gerade “Fall for you” von Secondhand Serenade von den Wänden wieder und Hinata sang mit. Tenten mochte das Lied dadurch noch viel mehr. Während sie Hinata so beobachtete und sich auch nur auf sie konzentrierte, merkte sie nicht, wie Toni “Vorsicht!” schrie. Keine Sekunde später ließ der Druck auf ihre Schenkel und ihre Arme nach und sie fiel schreiend nach unten. Etwa einen Meter über dem Boden blieb sie hängen, seltsam verdreht in all ihren Halterungen. Ihre Füße zeigten nach oben, ihr Kopf Richtung Boden. Ihr Zopf hatte sich auf dem Weg nach unten gelöst und ihre Haare standen nun so wirr in alle Richtungen, als hätte sie ein Sturm zerzaust. Tentens Brust hob und senkte sich rasend schnell und panisch, ihr Herz pumpte wie das eines kleinen Vogels. So fühlte sie sich gerade auch. Die anderen waren sofort zu ihr gerannt, standen fassungslos im Kreis um sie herum, die Augen weit aufgerissen und entsetzt. “Tenten!”, Hinatas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, vor Schock brachte sie kaum einen Ton heraus. “Oh mein Gott, Tenten. Ist dir was passiert? Alles in Ordnung?” Tenten konnte zunächst nicht antworten. Es ging ihr gut. Bis auf die Tatsache, dass sie gerade eben sicher gewesen war, sich alle Knochen zu brechen und einen jämmerlichen Tod zu sterben. Endlose Sekunden später hatte sich ihre Atmung ein bisschen beruhigt und sie konnte auch ihre Gedanken wieder ordnen. “Mir geht’s gut.” Nur das Blut schoss ihr langsam aber sicher in den Kopf und das war nicht besonders angenehm. Als würde sie zu lange an einer Stange auf dem Spielplatz hängen. “Ich weiß, dass das gerade sehr gefährlich war…”, kam es zögerlich von Neji. “Aber irgendwie ist das schon komisch.” Und mit komisch meinte er nicht seltsam. Er meinte lustig. Tenten schickte ihm einen todbringenden Blick nach dem anderen, doch es schien ihn nicht zu interessieren. Stattdessen brach Neji in ein lautstarkes Gelächter aus, in das nach und nach alle anderen einstimmten. Außer Tenten. Die schoss weiterhin mit bitterbösen, haselnussbraunen Blicken um sich und wünschte jedem einzelnen von ihnen die Pest an den Hals. “Moment, Moment. Du hingst kopfüber von der Decke?” Tenten setzte zum dritten Versuch an, der frisch eingetroffenen Sakura zu erklären, wie unmöglich sie Nejis Benehmen fand, doch ihre Freundin ließ sich nicht von der unglücklichen Sache mit der Ausrichtung ihres Körpers abbringen. “Ja doch. Aber Sakura, hör doch mal, Neji hat-” “Oh mein Gott! Stell dir mal vor, du hättest einen Rock angehabt! Das wäre ja megapeinlich!” Tenten seufzte und beschloss, ihre Schimpftirade auf Neji auf ein anderes Mal zu verschieben. Das ganze war zwar schon vier Tage her, aber der Schreck saß ihr immer noch in den Knochen. “Ich meine, Tsuyoshi hätte deine Unterwäsche gesehen! Das wäre doch furchtbar!” Sakura war wirklich unmöglich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)