The Devil Went Down On George von Ashela92 ================================================================================ Kapitel 3: Heterosexuelle Beziehungen sind was für Schwuchteln! --------------------------------------------------------------- „…Wie kann er mir das nur antun? Denkt er wirklich, er kann so mit mir umspringen?!“ Das ging jetzt schon den ganzen Tag lang so. Bereits, als wir uns heute Morgen auf dem Vorplatz der Kirche getroffen hatten, hatte es angefangen. In einer Mischung aus vollkommener Perplexität und ungeheurer Wut erzählte sie mir in einer solchen Geschwindigkeit und Ausdauer von den Ereignissen des Vortages, dass ich schon begonnen hatte, mich zu fragen, wann sie beginnen würde, blau anzulaufen. Auch im Gottesdienst hatte sie nicht aufgehört. Erst als sie zum dritten Mal von Pfarrer Maxi ermahnt wurde, senkte sich ihre Stimme ein wenig. Als sie dann schließlich später mit zu mir nach Hause kam, hatten wir das gemacht, was ansonsten eigentlich immer half, um sie zu beruhigen: Eine Beauty-Session. Wendy Testaburger war vielleicht ein Mädchen, das beteuerte, sich nicht von Äußerlichkeiten beeinflussen zu lassen und womöglich war das auch ihre tatsächliche Überzeugung. Dennoch änderte das nichts daran, dass eine Maniküre und ein wenig Makeup für gewöhnlich Wunder bei ihr bewirkten. Doch diesmal hatte es nicht geholfen. Es war bereits Nachmittag, ihre Fingernägel lackiert und ihre Haare gelockt und trotzdem hatte sie noch immer schlechte Laune. Gerade in diesem Moment saßen wir zu zweit auf meinem Bett und sahen uns meine DVD der zweiten Staffel von ‚Sex and the City‘ an. „Ich meine, was habe ich denn bitte falsch gemacht?!“, fragte sie recht unbeeindruckt von der Tatsache, dass Miranda gerade mit Charlottes Freund anbandelte. Ich konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen. Zum Glück schien sie allerdings nichts bemerkt zu haben, da sie noch immer wütend auf den Fernsehbildschirm starrte. „Wir gehören zusammen, das weiß ich einfach! Wir sind ein Paar, das kann er doch nicht von einem Tag auf den nächsten einfach so wegwerfen!“ „Wendy…“, stöhnte ich, „Ist Dir schon mal in den Sinn gekommen, dass Du vielleicht ein bisschen… obsessiv sein könntest?“ Sie wandte sich vom Bildschirm ab und warf mir stattdessen einen bösen Blick zu. „Obsessiv? Sei nicht albern, Bebe!“ Ich hob eine Augenbraue. „Wie oft hast Du jetzt schon mit Stan Schluss gemacht?“ Sie sah mich forschend an, als würde sie nicht ganz verstehen, worauf ich hinauswollte, schien dann aber im Geiste zu zählen zu beginnen. Als sie nach einigen Sekunden nicht antwortete, sprach ich weiter. „Seit der dritten Klasse waren es sieben Mal, Wendy!“ „Und was willst Du damit sagen?“, fragte sie, obwohl in ihrer Stimme jetzt ein Hauch von Schuldbewusstsein zu hören war und ich ihr ansehen konnte, dass sie die Antwort bereits wusste. Ich verzog das Gesicht. „Nur weil er jetzt ein einziges Mal mit Dir Schluss macht, drehst Du gleich durch!“ Sie hätte es wahrscheinlich beinahe eingesehen, hätte ich wiederstehen können, etwas zu tun, von dem ich damals noch nicht wusste, was für Kreise es später noch einmal ziehen würde. „Also stell Dich nicht so an, Wendy…!“, fügte ich hinzu. Für einen Augenblick hatte ich beinahe die Angst, ich könnte zu Eis erstarren, so kalt war der Blick, den sie mir in diesem Moment zuwarf. „Was soll das heißen, ‚stell Dich nicht so an‘?!“ Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Ich habe ein Recht darauf, mich anzustellen! Wenn Stanley glaubt, er könnte mich einfach wegwerfen wie eine alte Puppe, dann hat er sich aber geschnitten!“ „Nach ein paar Tagen kommt er doch sowieso wieder zu Dir zurückgekrochen! Das war bisher immer so…“, versuchte ich sie wieder zu beruhigen. „Das mag ja sein“, ihre Stimme schien beim Gedanken daran einen befriedigten Klang anzunehmen, „Aber bisher war es ja auch noch nie er der Schluss gemacht hat!“ Die Unterhaltung drehte sich im Kreis und so seufzte ich genervt. Doch da kam mir plötzlich ein Einfall. „Na schön“, meinte ich schließlich, nachdem ich kurz überlegt hatte, „wenn Du Dich unbedingt an ihm rächen willst, dann tu’s!“ Sie sah mich verblüfft an. Wahrscheinlich weil sie überrascht war, wie schnell ich meine Meinung über die ganze Sache geändert hatte. „Wie meinst Du das…?“, fragte sie nach einem Moment ein wenig skeptisch. „Naja, wenn Du nicht willst, dass ein Kind etwas tut, bestrafst Du es wenn es die Sache getan hat, nicht wahr?“ Sie nickte langsam. „Mach’s mit Stan einfach genauso! Erteil ihm eine Lektion und ihm wird klar werden, was er an Dir hat!“ Ich bemerkte, dass meine Worte nicht viel Sinn machten, Wendy schien von der Idee allerdings trotzdem begeistert zu sein. „Und wie soll ich das machen?“, fragte sie und lehnte sich auf dem Bett erwartungsvoll nach vorne. Wieder überlegte ich kurz. Das könnte noch wirklich lustig werden… „Also!“, schoss es, als ich schließlich eine Idee hatte, so laut aus mir heraus, dass sie vor Schreck leicht zusammenzuckte. „Alles, was Du tun musst, ist, ihn eifersüchtig zu machen! Dann wird er schon merken, wie sehr Du ihm fehlst. Das klappt bei Jungs immer!“ „Ja, aber wie mach ich das?“ Diese Frage überraschte mich aus dem Munde eines Mädchens - besonders, wenn dieses Mädchen Wendy Testaburger war! „Nun“, begann ich langsam, „wen aus unserer Schule hasst Stan am aller meisten?“ „Äääähm….“ Sie dachte nach. „ Mr. Garisson…?“ „Neeeiin!“, stöhnte ich, „Welchen Jungen?“ „Achso… Eric Cartman.“ Ich nickte elanvoll. „Und wie genau soll mir das jetzt-“ Wendy brach ab und starrte mich entsetzt an. „Nein…“, sagte sie mit einer Stimme, die beinahe einem Flüstern glich. „Das kann unmöglich Dein Ernst sein!“ Sie schien jetzt aufgebracht. Ich blinzelte zweimal. „Willst Du, dass Stan Dir für immer und ewig auf der Nase rumtanzt?“, fragte ich und klang dabei vielleicht eine Spur zu kokett. „Nein, aber- Cartman ist außerdem der Junge, den ICH am meisten hasse!! Und außerdem… Das… Das hatten wir schon mal! Und schon damals hat’s nicht funktioniert!!“ „Naja… Wenn du meinst.“ Desinteresse heuchelnd, streckte ich mich bäuchlings übers Bett aus und begann lustlos eine Modezeitschrift durchzublättern. Sie rührte sich nicht. „Du kannst ja auch einfach aufgeben…!“, meinte ich und tat, als würde ich einen Artikel über die Saisonfarbe von Gipsbeinen überfliegen. Einen Moment lang herrschte noch Stille, nur unterbrochen vom regelmäßigen Geräusch umgeblätterter Seiten. „Verdammt!“, hörte ich sie schließlich fluchen und merkte dann, wie sie vom Bett aufstand. Auf meinem Gesicht breitete sich ein triumphierendes Lächeln aus. „Na geht doch…“, murmelte ich leise und beobachtete, wie sie ihr violettes Barett, das sie zum Haare waschen abgenommen hatte, aufsetzte und sich die Jacke überzog. „Wo willst Du denn hin…?“, fragte ich mit übertriebener Unwissenheit, wobei ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen konnte. Sie schenkte mir zur Antwort einen bösen Blick und ich legte die Zeitschrift beiseite und erhob mich nun auch langsam von der Matratze. Meine eigene Jacke überziehend, musste ich mich ein wenig beeilen, um sie noch einzuholen, ehe sie die Treppe hinuntergelaufen war. Bereits kurze Zeit später befanden wir uns auf dem Weg durch das mittägliche South Park, die Hände in den Taschen und mein Blick siegesreich auf das schwarzhaarige Mädchen neben mir gerichtet, welches, ein wenig beschämt, zu Boden sah. Es dauerte nicht lange, bis wir das Haus erreicht hatten. In einer so kleinen Stadt wie dieser lag nichts allzu weit voneinander entfernt. Wir standen jetzt unten an der Straße, direkt neben dem Briefkasten der Cartmans und ich konnte sehen, wie meine Freundin unentschlossen zu der olivgrünen Hausfassade aufsah. Ihre Hände sich in den Taschen windend, richtete sie ihren Blick schließlich flehend auf mich. Ich zog stumm eine Augenbraue hoch und versetzte ihr mit dem Ellbogen einen leichten Stoß. Ihre Stirn in Falten legend, sah sie mich noch ein letztes Mal an, bevor sie in einer Geste überzogen wirkender Eleganz ihre Haare zurückwarf und sich widerwillig auf den Weg zur Haustür machte. Nicht sicher, ob ich besser unten warten, oder ihr folgen sollte, zögerte ich noch einen Moment, bevor ich mich für letzteres entschied und ihr schnellen Schrittes nachkam. Als ich neben ihr an der Haustür stand, schwebte Wendys Zeigefinger noch immer unentschlossen über der Türklingel. Warum stellte sie sich nur so an?! Als sich nach einem Moment noch immer nichts an ihrer Position verändert hatte, stieß ich sie sanft zur Seite und drückte selbst auf den Knopf zu Betätigung der Türklingel. „Muuu~m!! Da ist jemand an der Tüüü~r!!“, war es fast augenblicklich von drinnen zu vernehmen. Danach herrschte einen Augenblick lang Stille und ein „Verdammter Mist!!“ und ein sofort darauf folgendes Knarren der Couch. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Wendy erneut die Stirn runzelte. Endlich öffnete sich die Tür und ein noch immer leise fluchender Eric Cartman stand uns gegenüber, in einer Hand eine Fernbedienung haltend. „Was wollt ihr Schlampen denn hier?!“, fragte er überrascht, als er erkannte, wer vor ihm stand. Nun, da die Tür geöffnet war, konnte man von drinnen eine seltsame Mischung aus gekochtem Mittagessen und etwas, das an süßlichen Zigarettenrauch erinnerte, riechen. Ich sah zu Wendy hinüber und als die keine Anstalten machte, zu antworten, tat ich es stattdessen. „Wendy hier“, wieder versetzte ich ihr einen kleinen Stoß, wenn auch diesmal, um sie zum sprechen zu bewegen, „wollte dir einen Vorschlag machen…!“ Ich ließ die letzten Worte drängend verklingen, woraufhin sie schließlich kleinbeigab und begann, dem übergewichtigen Jungen ihren Plan (der eigentlich ja meiner war) zu schildern. „Hör zu, Cartman, du kannst Stan doch nicht leiden, nicht wahr?“, fragte sie mit einer Stimme, die noch ein wenig höher klang, als gewöhnlich. Er nickte, leicht mit den Schultern zuckend, und schien jetzt seltsam interessiert, denn er fiel ihr nicht, wie ich es eigentlich erwartet hätte, sofort ins Wort. „Weißt du, er… er hat gestern mit mir Schluss gemacht…“ Ihre Stimme klang jetzt wieder niedergeschlagener und ihr Blick wanderte langsam auf den Boden. Für eine Sekunde hatte ich den spontanen Drang, sie in den Arm zu nehmen, so traurig sah sie aus. Stattdessen tat ich das Nächstbeste, was mir einfiel. Nämlich, für sie einzuspringen und statt ihrer weiterzusprechen. „Naja“, meinte ich, in einem Versuch, den vor mir stehenden Jungen zu begeistern, etwas lauter, als es notwendig gewesen wäre, „ihr habt jetzt einen gemeinsamen Feind…“ Gleich darauf bereute ich es, das Wort ‚Feind‘ verwendet zu haben. Die ganze Sache schien Wendy wirklich näher zu gehen, als sie es sich selbst eingestehen wollte. Sie mochte sich zwar die meiste Zeit über wie eine egoistische Ziege verhalten, aber ich, als ihre beste Freundin, wusste, dass sie nicht wirklich so war. „Cartman, wir wollen dir einen Vorschlag machen.“ Er sah mich undurchsichtig an. „Du weißt doch, wie sehr Stan an Wendy hängt, nicht wahr?“, sagte ich, um das Mädchen aufzuheitern. „Jaaah…“ Cartman verdrehte die Augen, „Dieser Junge ist so eine Pussy!“ „Äh, ja, sicher… Auf jeden Fall aber: Was hältst du davon, wenn du uns hilfst, Stan eins auszuwischen?“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen und biss von einem Schokoriegel (Gott weiß, wo er den plötzlich herhatte…) ab. „Und wie genau habt ihr das vor?“ „Du musst nur mit Wendy zusammenkommen!“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Auf der Stelle brach der brünette Junge in lautes Gelächter aus. „Ich soll WAS?!!“ Wendy war in einer Mischung aus Verlegenheit und Wut rot angelaufen. „Du sollst nur so tun als ob!“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und warf mir einen bösen Blick zu. Er lachte noch immer. „M-Moment…!“, schnappte Cartman, der ernsthafte Probleme zu haben schien, sich wieder unter Kontrolle zu bringen, „Du bittest mich darum, so zu tun, als würde ich mich auf so eine schwule kleine Romanze mit dir einlassen?!“ „Nun…“, sie schien sich nicht sicher zu sein, wo sie hinsehen sollte, „Ja…!“ Wieder brach er in Gelächter aus. „Bist du fertig?!“, fragte sie nach einigen Sekunden und war augenscheinlich kurz davor, die Geduld zu verlieren. „Und was hab ich davon, mich mit ‘ner Ökotussi wie dir sehen zu lassen?“, sagte er schließlich, noch immer recht atemlos. „Ich hab einen Ruf zu verlieren!“ Auf seinen Lippen spielte ein überhebliches Grinsen. Sie wirkte betont unbeeindruckt. „Zwanzig Dollar.“ Ich starrte sie erschrocken an. Sie würde tatsächlich ihr Taschengeld für einen Monat dafür geben, damit Eric Cartman so tat, als wären die beiden ein Paar?! „Vierzig.“ Er ließ sich die Zahl regelrecht auf der Zunge zergehen. Der Junge schien die Situation immens zu genießen. „Dreißig.“ Es war schon eine groteske Szene, wie die beiden neben mir da um den Preis einer gemeinsamen Beziehung feilschten. Cartman hob eine Augenbraue und sah mit leicht angehobenem Kopf von oben auf Wendy hinab, das berechnende Grinsen noch immer auf seinem Gesicht. „Willst du dich an deinem kleinen Freund rächen, oder nicht?“ Sie starrte ihn kurz und ohne zu blinzeln an. Langsam begann ich, mich wie das fünfte Rad am Wagen zu fühlen. „Na schön. Vierzig. Aber keine miesen Tricks!“ Sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter und er biss selbstzufrieden ein weiteres Stück seines Schokoriegels ab und kaute eine Weile darauf herum, bis er es schließlich hinunterschluckte. „Abgemacht.“, sagte er und strich sich eine kastanienbraune Haarsträhne aus dem Gesicht. „Dann sind wirt ab sofort ein Paar…!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)