Der stärkste Zauber... von abgemeldet (Alles auf der Welt hat seinen Preis...) ================================================================================ Prolog: "Die Mühle, nun mahlt sie wieder!" ------------------------------------------ Es war Spätsommer, der Mond stand kalt und silbern am Himmel und beleuchtete sperrlich den schmalen Weg zur Mühle im Koselbruch hin. Ein Junge, von cirka 15 Jahren, mit wallenden Strohblonden Haaren watete sich mühsam den Weg zur Türe. Noch wusste der Knabe nicht, was ihn in dieser Teufelsmühle erwarten würde. Wie auch die Burschen vor ihm, wurde der junge Lyschko von der Stimme des Meisters im Schlafe gerufen. Immer wieder widerhallten die Worte in seinem Kopf: „Lyschko, komm zur Schwarzen Mühle; es wird nicht zu deinem Schaden sein! Gehorche der Stimme des Meisters…“ Jedoch im Gegensatz zu den Burschen vor ihm, dachte Lyschko nicht darüber nach was ihn erwarten könnte. Der Ruf des Meisters kam ihm wie ein Befreiungsschrei, er hatte sich seiner Familie entrissen und zog voll Hoffnung hin zur Schwarzen Mühle, dem Ruf des Meisters entgegen. Mit lautem Knarren öffnete sich nun Spaltbreit die Holztüre zur Stummen Mühle. Dunkelheit empfing den Jungen. Nur ein schmaler Lichtschein brach am Ende eines Flures durch eine weitere Tür hindurch. Ohne zu zögern schritt er ein, sich seinen Weg zur Türe bahnend, als ihn jemand von hinten Packte. „Da bist du ja endlich!“ Es war die Stimme des Meisters, die Lyschko so vertraut war. „Du kannst bei mir in die Lehre gehen, ich brauche wieder einen…Du magst doch?“ Eine Art Echo erschien in Lyschko’s Gedanken, kaum das er aus eigenem Sinne sprach, antwortete er schon wie gelenkt: „Ja.“ „Und was soll ich dich lehren, das Müllern, oder auch alles andere?“ Wieder das Echo. „Das andere auch!“ Fast schon Mechanisch streckte der Knabe dem Meister seine Linke hingegen, der seine Hand schon erwartete und mit ihm Einschlug. Kaum das der Pakt geschlossen war, ging ein Ohrenbetäubendes Getöse in Gange, der Meister lachte. „Die Mühle, nun Mahlt sie wieder!“ Lyschko arbeitete sich schnell und fleißig ein, was dem Meister nicht gerade Missfiel. Er war eher Schweigsam bei den Burschen, aber tat wie man ihm auftrug und Fragte nicht. Dem Jungen lag nicht viel daran Freundschaft mit den Burschen zu schließen, er lernte lediglich ihre Namen um sie im Notfalle rufen zu können, doch mehr wollte er nicht. Nur ein Bursche, um die Zwei Jahre älter als er, hakte immer wieder nach und auch Lyschko taute bald bei dem sanften Gemüt seines Mitgesellen auf. Tonda hieß er, ein Junge von 17 Jahren, mit welligem Braunen Haar. Er war der einzige, an den er sich wandte wenn er Fragen hatte. So kam es, das Tonda und Lyschko in der Osternacht zusammen die Nacht verbringen sollten, an Bäumels Tod. Lyschko war nicht gerade unzufrieden darüber, so konnte er doch die Nacht allein mit Tonda verbringen, ohne den dummen Juro, den seltsamen Andrusch oder die Vetter Merten und Misha. Die zwei zogen also ihres Weges, im Dunkeln durch den Wald in Richtung Schwarzkollm, schlugen ihr Lager an Bäumels Tod und redeten etwas miteinander, über unwichtiges und auch lustiges, bis Tonda plötzlich ernster wurde. „Wie gefällt es dir auf der Mühle?“ „Wie soll es mir Gefallen, ich habe Quartier und Brot, einen Freund und lästige Mitgesellen! Mit dem Meister kann man umgehen, und…“ „Du hast also nie daran Gedacht, zu gehen?“ „Sei nicht Albern…Wieso fragst du mich so etwas, Tonda?“, Lyschko’s Miene zog sich zu einem fragenden Gesicht. „…Nicht so wichtig…Es mag dir jetzt noch gefallen, doch kaum in einem Jahr, da wird es dir leid tun beim Meister in die Lehre gegangen zu sein…“ Lyschko verstand gar nichts mehr. „Warum sollte ich denn gehen wollen Tonda, ich habe niemanden außer dir! So lang ich denken kann warst du der einzige Freund, der mich akzeptierte, ganz so wie ich bin…“ Verbittert viel Lyschko Tonda um den Hals und drückte ihn an sich, aus Angst er würde vielleicht versuchen wegzulaufen. Eine Träne rann an seiner Wange entlang und sein Atem wurde warm. „Du bist doch der Grund, warum ich überhaupt so fleißig Arbeite, Tonda! Ich möchte genau so gut sein wie du!“ Tonda lächelte sanft. Auch ihm war Lyschko ein sehr wichtiger Freund, und auch der einzige dem er alles Anvertrauen konnte. Er erwiderte den Druck und auch er legte seine Arme um den Freund. „Ist das wirklich wahr, Lyschko?“, fragte er leise, fast wispernd und wischte dem Jungen die Träne von der Wange. „Es ist wahr was ich sage Tonda…wenn du gehst, dann weiß ich nicht was ich tun soll. Bitte bleib, geh nicht fort…“ Das schluchzen seines Freundes ließ Tonda schwach werden. Er ertrug es nicht, seinen kleinen Lyschko dort weinen zu sehen. „Wenn du es so willst, dann bleibe ich bei dir…“, entgegnete er kurzerhand und fuhr dem Blonden durchs Haar. Seit dieser Nacht wurde auch Lyschko unterrichtet in der Schwarzen Kunst. Auch das Verhältnis zwischen Tonda und ihm schien sich verändert zu haben, sein Freund und er verbrachten von nun an mehr Zeit als jemals zuvor miteinander, Tonda setzte sich oftmals zu ihm ans Bett, oder legte sich zu ihm, wenn er wieder einmal von der langen Arbeit nicht schlafen konnte. Der sanfte Atem und der Klang von Tonda’s Herzschlag beruhigte ihn. Die anderen Burschen zerrissen sich bald die Mäuler über Lyschko und Tonda, bis ihn eines Tages der Geselle Janko zur Seite zog. „Lyschko; verbrüdere dich nicht zu sehr mit deinen Gesellen, glaube mir, es wird dir nicht gut ergehen!“, sagte Janko ihm ernst ins Gesicht. „Halt’s Maul Janko! Du weißt ja nicht was du da redest!“, wütend riss Lyschko sich los. „Ich will dir nur eines sagen Lyschko, eine Freundschaft ist gefährlich auf der Mühle! Das solltest du eigentlich selbst wissen, Misstrauisch wie du bist!“ „He da, ihr Lausebengel! An die Arbeit!“ Der Meister trat aus dem Flur hervor und hieß ihnen mit den Armen drohend zurück an die Arbeit zu gehen. Janko wand sich schon wortlos und bitter hinfort, da wollte Lyschko ihm folgen, doch der Meister hielt ihm die Schulter fest. „Komm mal mit Junge…“ Ängstlich folgte Lyschko der Anweisung, was würde ihn jetzt erwarten? Sicher würde der Meister in nun für seine Taten schelten, doch der Meister führte ihn hingegen seiner Befürchtung in die Schwarze Kammer und schloss die Tür. „Lass dir von dem Kerl nichts einreden, Lyschko!“, legte der Meister herrschend los, kaum das der Junge sich setzte. „Janko weiß nicht was er redet, du bist ein schlauer Junge, hör nicht auf die Worte eines niederen Burschen.“ Lyschko war überrascht und erfreut zugleich. Der Meister, sonst grob und kalt, lobte ihn und machte seine Mitgenossen nieder. „Noch eines bevor du gehst Junge…“ „Ja Meister?“ „Solltest du etwas über Janko wissen, oder herausfinden das er mir verheimlicht, so komm und Berichte mir davon.“ Das Pflaster, das sonst das blinde Auge des Meisters verbarg fehlte. Es starrte den Knaben unerbittlich an, und Lyschko hatte das Gefühl, als würde ihn ein Eiszapfen das Herz zerreißen. Fröstelnd saß er auf seinem kleinen Schemel. „Du weißt doch etwas, oder Lyschko? Sag es mir…“ Es wurde dem Jungen immer kälter. „…ja Meister…“, presste er aus seinen zitternden Lippen heraus. „…der Janko hat ein Mädchen, Wieslawa, ich glaube so ruft er sie immerzu…“ Die Kälte zog sich langsam aus seiner Brust zurück, er konnte wieder frei atmen. Es war ihm, als wäre etwas in ihn gefahren und hätte alle Informationen aus ihm heraus gepresst. „Braver Junge, Lyschko…Geh nun wieder an deine Arbeit zurück!“ In dieser Nacht konnte Lyschko wieder unruhig schlafen, und wieder legte sich Tonda zu seinem Schützling und drückte ihn an sich. „Was beunruhigt dich so?“, Tonda’s Stimme klang angenehm in seinen Ohren, viel angenehmer als die des Meisters. „Ich habe den Janko beim Meister verraten Tonda…ich habe ihm gesagt, dass er die Wieslawa hat…“ Seinem Freund das zu sagen empfand er deutlich unangenehmer als die Sprache mit dem Meister die er diesen Mittag mit ihm geführt hatte, wenn auch Unfreiwillig, so wie er sich gefühlt hatte. Tonda schwieg. Er fand keine passenden Worte die er Lyschko zuflüstern konnte, damit er schlief. Tonda lag einfach da, ihm wurde klar, was Janko und seinem Mädchen nun blühen würde, das sie sich schon bald von ihm verabschieden müssten…Schon sehr bald. Lyschko begann zu wimmern, doch Tonda blieb weiterhin still. Langsam stand er aus der Pritsche auf, legte sich auf seine eigene und blieb auch noch stumm liegen, als Lyschko zu weinen begann. Am nächsten Morgen war Janko Spurlos verschwunden gewesen, niemand vermag ihn auf dem Gelände der Mühle zu finden. Den Meister schien das wenig zu kümmern, er hatte sich nach dem Frühstück in seine Kammer eingeschlossen und kam auch zum Abend nicht heraus. Erst am Nachmittag des nächsten Tages, als die Burschen ausgesandt wurden um Holz für den Winter zu hacken, fanden sie Janko. Er und sein Mädchen, die Wieslawa, lagen bleich und steif wie mit Kalk bestrichen unter einer Umgestürzten Tanne. Keiner der Burschen verlor ein Wort darüber, doch alle wussten wer für den Tod der beiden verantwortlich war. Sie entfernten die Tanne, Juro lud die beiden behutsam auf den Karren zu den Holzscheiten, dann pritschten die Burschen zum Wüsten Plan und hoben die Gräber aus. Die Beerdigung war kurz, ohne Pfarrer, ohne Kreuz. Sie legten sie bei und verschwanden dergleich, nur einer blieb stehen und trauerte. Lyschko. Seit diesem Ereignis wussten die Burschen, das es besser war den Kontakt mit Lyschko zu vermeiden. Einzig Hanzo und Andrusch wechselten noch das Wort mit ihm, doch die restlichen Burschen, so auch Tonda, wandten sich aus Angst und Abscheu von ihm ab. Lyschko gewöhnte sich bald daran, dem Meister von Sachen zu berichten, die er hie und da Aufschnappen konnte auf der Mühle, und bekam dafür ein jedes Mal seine Belohnung dafür. Doch an eines konnte er sich nie gewöhnen, an den gewonnenen Abstand zu seinem früheren Freund Tonda… Kapitel 1: "Ich bin der Altgeselle..." -------------------------------------- Kapitel 1 „Ich bin der Altgeselle…“ Es verstrich ein weiteres Jahr auf der Mühle, und wieder brauchte der Meister ein neues Leben… Durch Janko’s Tod gewann der Meister ein weiteres Jahr dazu, doch nun musste jemand seinen Platz einnehmen. So wie jedes Jahr, so kam auch am Abend des Spätsommers eine schlaksige Silhouette zur Mühle gewankt. Der Knabe Krabat, ein Junger Bursche von 14 Jahren, der eigentlich mit seinen Freunden auf Bettelzug war, wankte wie einst Lyschko den matschigen weg entlang. Auch ihn hatte der Meister des Nachts im Traume zur Mühle bestellt, und geführt von den 11 Raben war er ihnen zur Mühle im Koselbruch gefolgt… Und auch Krabat betrat die Mühle zur späten Stunde, angezogen vom Licht am Ende des finsteren Flures zog es ihn immer tiefer hinein, bis der Meister ihn aufhielt. „Da bist du ja endlich!“ Der Meister vollzog auch mit Krabat den alten Brauch, auch diese Nacht begann der Höllenlärm aufs Neue und der Meister konnte erneut lachend sagen: „Die Mühle, nun mahlt sie wieder!“ Nachdem der Meister Krabat seine Schlafpritsche in der Gesellenkammer zeigte, seine Kleider und auch von allem anderen Berichtet hatte, zog er sich aus der Kammer zurück und ließ den Jungen allein dort stehen. Dieser zögerte nicht lang, hastig wechselte er seine zerfetzten Bettelsachen gegen das für ihn feine Schlafhemd und wickelte sich freudig in seine Pritsche. So gut hatte er es lange nicht gehabt, dachte er bei sich und lächelte selig. Doch lange konnte er nicht schlummern, da wurde er von einem schwachen Lichtschein geweckt und erschrak. Vor seiner Pritsche hatten sich 11 weiße Gestalten versammelt und bestaunten den Knaben. „Hab keine Angst, ich bin hier der Altgeselle.“, klang eine Stimme zwischen den 11 Burschen hervor. „Ich bin Tonda, wie heißt du?“ „Krabat“, verschüchtert antwortete er der weißen Gestalt, die ihn mit einer Öllampe in der linken Hand freundlich ansah. „Also Krabat, dies ist Michal, das ist Merten, dies Juro, Kubo, Kito, Staschko, Hanzo, Andrusch, Pettar und…“, plötzlich stoppte Tonda in seiner Ausführung als sein Blick auf den letzten Burschen viel. „…das ist Lyschko…“ Der besagte strich sich eine Haarsträhne aus dem vom Mehlstaub gebleichtem Gesicht und schaute herablassend auf den Jungen herunter. „Das soll dir für heute reichen Krabat, schlaf nun, du wirst deine Kräfte gebrauchen können hier auf der Mühle…“, sagte Tonda mit einem sonderbaren Ernst in der Stimme. Die anderen Burschen jedenfalls taten wie Tonda es auftrug und verzogen sich in ihre Pritschen und schliefen schon bald erschöpft ein. Nur Lyschko blieb wach liegen und beäugte den neuen argwöhnisch von seiner Pritsche aus, bis auch ihm die Augen zu vielen. Kapitel 2: "Nicht aufgeben, Krabat..." -------------------------------------- Kapitel 2 „Nicht aufgeben, Krabat…“ Krabat erwachte am nächsten Morgen so ausgeruht wie lang nicht mehr, auch seine Gliedmaßen waren ihm des Nachts nicht halb erfroren, da er jetzt eine warme Decke und eine bequeme Pritsche gefüllt mit Stroh hatte. Die anderen Gesellen waren schon fast alle zum Frühstück versammelt gewesen, nur Tonda stand noch an seinem Platz und zog sich seine Kleidung an. Schlaftrunken blinzelte Krabat, stand kurzerhand auf und begutachtete seine neue Kleidung. „Wem gehörten die Sachen?“, wollte er neugierig wissen. „…Deinem Vorgänger.“, antwortete Tonda knapp und band sich sein Haar zum Zopf. „Warum ist er nicht mehr da? Hat er Ausgelernt?“ „Ja…er hat Ausgelernt…“, sagte er bitter und machte sich schon auf zur Treppe. „Komm jetzt und frag nicht weiter!“, kam es von Tonda, als Krabat schon weitere Fragen stellen wollte. Verdutzt nahm Krabat die Antwort für voll. Es würde schon so sein, wie Tonda es ihm sagte. Sie kamen gemeinsam in die Küche, in der die anderen Burschen bereits alle auf ihren Schemeln hockten und fleißig aus ihren Schüsseln aßen. Es gab zwei Tische, an dem einen saß wohl der Meister, gemeinsam mit den ältesten, Tonda, Lyschko, Hanzo, Misha und Merten. An dem anderen, dem längeren Tisch, tummelten sich die restlichen Burschen. Ohne weiter Nachzudenken gesellte sich Krabat an den längeren Tisch, auf den letzten freien Schemel. Etwas schüchtern schaute er in die Runde, doch niemand schien ihn weiter zu beachten, außer der Juro. Er grinste über beide Ohren zu Krabat herüber und hielt ihm eine Schüssel warmer Graupegrütze entgegen. „H-h-hier Krabat, du musst essen, brauchst deine Kr-kräfte!“ Ohne zu Zögern grinste auch Krabat und griff sich ohne Scheu die Holzschüssel. Gierig stürzte er sich auf die Grütze, er hatte seit Tagen nichts als Schnee und vertrocknete Wurzeln zu essen gehabt, mit Glück auch einmal ein paar Körner, die sie auf gefrorenen Feldern auflesen konnten. Das Frühstück verlief ohne irgendwelche Worte, und sobald Krabat die Burschen etwas Fragen wollte, schüttelten sie bloß mit dem Kopf oder hießen ihm, er solle die Schnauze halten. Als der Junge erneut zu einem Gespräch ansetzen wollte, flog die Tür zur Küche auf und der Meister trat Schnaubend herein. „Was schwätzt ihr hier so angeregt? Wenn ihr arbeiten würdet, wie ihr redet, bräuchte ich nur halb so viele von euch!“, fuhr er die Burschen herrisch an, sein Linkes Auge traf Krabat und funkelte ihn an. „Wer viel fragt, der viel irrt! –Wiederhole er das, Bursche!“, bellte der Meister Krabat ins Gesicht und holte mit der Hand aus. Verschüchtert stammelte Krabat: „Wer viel fragt, der viel irrt…“ „Präg es dir gut ein Junge!“ Schnaubend trat der Meister wieder aus der Stube heraus und ließ die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zuschnellen. Jetzt hatte es Krabat den Appetit verhagelt. Die anderen Burschen aßen einfach weiter als wäre nichts gewesen, bemerkte er als er seinen Blick über die Tische schweifen ließ. Keiner beachtete ihn, oder doch? Als er so den Blick schweifen ließ, schaute Tonda zu ihm herüber und nickte ihm zu, so unscheinbar das nur Krabat es sah, doch der Junge war dankbar für diese kleine Geste. Es war gut einen Freund zu haben auf der Mühle, das spürte er. Doch den geringschätzigen Blick seitens Lyschko, den bemerkte er nicht. Nach dem Frühstück ging es für die Burschen so gleich an die Arbeit, auch für Krabat. Der Meister hatte ihm aufgetragen, die Mehlkammer auszufegen. „Das mir ja kein Stäubchen liegen bleibt!“, hatte der Meister ihm eingebläut. Ratlos stand Krabat jetzt vor der Mehlkammer. Alles, wirklich alles darin war mit einer feinen, weißen Mehlschicht bedeckt, es wirkte fast wie feinster Schnee. Die anderen Burschen lachten hinter seinem Rücken über Krabat, wünschten ihm herzlich „Viel Glück!“ und gingen belustigt an ihre eigene Arbeit, das Korn in den Mehlgang zu schaffen. Kaum das er die Mehlkammer vollends betrat, viel die Tür wie von Zauberhand hinter dem Jungen zu und ließ sich auch nicht mehr öffnen, er war gefangen. Er beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken und begann sogleich fleißig mit seiner Arbeit. Doch schon bald musste er einsehen, dass es Sinnlos war, den Mehlstaub aufzufegen, er flog sogleich in die Luft und setzte sich auf dem nächst besten Gegenstand wieder ab, oder auf ihm. Es dauerte nicht lang und der Junge war von einer ebenso feinen Mehlschicht bedeckt. Das Atmen viel ihm schwer, auch das blinzeln viel ihm nicht mehr leicht, seine Wimpern und Lieder waren schon bald vom Mehlstaub verklebt. „So schaffe ich dass niemals, das Fenster muss auf…“, beschloss er und kraxelte mühsam zum kleinen Fenster herauf, doch es ließ sich nicht öffnen, egal wie sehr er damit kämpfte. Jetzt verzweifelte er. Der aufgewirbelte Staub rang ihm immer tiefer in die Lunge, nur noch keuchend und hustend bekam er Luft, bis endlich jemand rettend die Tür aufschlug. Das Licht der Mittagssonne brannte Krabat in den Augen, blinzelnd starrte er zur Tür heraus und keuchte erleichtert „Tonda!“, heraus. Der Altgesell lächelte matt. „Komm Krabat, Juro hat das Mittagessen aufgetischt…“ Krabat torkelte nach Luft ringend aus der Kammer. Es dauerte nicht lang, da hatte er den letzten Mehlstaub aus der Lunge gehustet, doch es kamen ihm die Tränen. „Ich hab’s nicht geschafft Tonda, ich…“ Achselzuckend unterbrach er den Jungen. „Mach dir nichts draus Krabat, es ergeht hier keinem am Anfang besser!“, sagte er mit seiner ruhigen Stimme. Er murmelte etwas vor sich hin und machte seltsame Handbewegungen in der Luft, als wollte er eine Fliege verscheuchen, da Flog mit einem mal der gesamte Staub aus der Kammer heraus, als wäre der Wind hineingefahren. Krabat staunte nicht schlecht. Die Kammer war blank, kein Stäubchen ruhte mehr auf den Stücken, und auch er war mit einem Mal von allem Mehl befreit. Der Junge rieb sich verwundert die Augen. „Wie stellt man das an?“, fragte er den Altgesell. Dieser blieb ihm eine Antwort schuldig, doch er antwortete bloß: „Komm jetzt Krabat, die Suppe wird kalt…“, und hieß dem Jungen ihm zu folgen. Das Mittagessen verlief ebenfalls ohne den Meister, auch ebenso Schweigsam wie das Frühstück. Doch jetzt starrte Lyschko interessiert den neuen Burschen an und erhob das Wort, zum erstaunen des Burschen. „Und Krabat, wie ist es dir ergangen in der Kammer? Du schaust so sauber aus…“ Krabat wollte gerade etwas antworten, das Tonda ihm geholfen hatte, da sprach der Altgesell schon für ihn. „Er hat seine Arbeit gut gemacht Lyschko, alles ist sauber. Jetzt iss…“ Warum sagte Tonda nicht die Wahrheit, dass er ihm geholfen hatte, sondern schmückte ihn als tüchtigen Burschen der alles allein geschafft hatte? „So so…“, brachte Lyschko noch heraus und musterte weiterhin Misstrauisch den neuen, er wusste genau, dass keiner es bisher geschafft hatte, jedenfalls nicht ohne Hilfe von Zauberei. Dem Jungen entging Lyschko’s Misstrauen dieses Mal nicht. Verwundert versuchte er sich einfach auf sein Essen zu Konzentrieren, doch es taten sich einige Fragen in seinem Unterbewusstsein auf. Konnte Tonda Lyschko etwa nicht ausstehen? Gab es einen Grund ihm nicht die Wahrheit zu sagen, falls ja…welchen? Fragen über Fragen tummelten sich nun in seinem Kopf, und auch ein hilfesuchender Blick in Richtung Tonda, der einfach nur den Kopf schüttelte, half ihm nicht Herr darüber zu werden. Nach dem Essen ging es sogleich wieder an die Arbeit, für die geübten Burschen kein Problem. Krabat bekam die Aufgabe den Zaun zu erneuern. Die Arbeit viel ihm nicht leicht, trotz dem Kraftspendenden Essen. Schweiß rann ihm über die Stirn, auch sein Hemd klebte ihm schon bald am Leibe. Mit Schmerzenden Schwielen an Händen und Füßen schleppte er Mühselig Holzstamm für Holzstamm heran, um sie anschließend in den Boden zu stampfen. Zähflüssig ging seine Arbeit voran, zwar langsam, aber mit merklichem Ergebnis. Kurz vor Fertigstellung des neuen Zaunes brach er keuchend auf die Knie. Zittrig besah er seine Hände, die Innenflächen waren Wund, an manchen Stellen rann warmes Blut an der schmutzigen Haut entlang. Der Schweiß brannte ihm in den Augen, doch das verwischen mit den Handrücken machte es auch nicht besser. Unter schwerem Atmen raffte er sich, auf die Knie stützend, wieder auf und wollte schon von neuem beginnen zu schleppen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. „Nicht aufgeben, Krabat…“ Auch ohne hinzuschauen wusste Krabat, wer ihm Mut zuflüsterte. Es war Tonda. Seine sanfte Stimme hatte sich schon am ersten Abend in sein Gedächtnis gebrannt, und jetzt entfachte sie ein Warmes Feuer in seinem Inneren. Es schien ihm, als würde neue Energie in seinen Körper fließen. Krabat legte seine Hand auf die Tonda’s, sie war rau vom vielen Schleppen, und doch ging eine gewisse weiche Eigenschaft von ihr aus. Lächelnd schaute er dem Altgesellen ins Gesicht. „Es geht schon viel besser, wie auch immer du das Angestellt hast…“, murmelte er dankbar, wollte schon wieder fleißig anfangen die Holzstücke zu schleppen, da viel ihm Tonda um den Nacken und hielt ihn fest. Erst Überrascht, dann verwirrt ließ Krabat das Holzscheit sinken. „Versprich mir, dass du niemandem davon erzählst! Nicht dem Meister, und erstrecht nicht Lyschko…“, flüsterte Tonda, drückte den Jungen noch einmal etwas fester an sich und ließ schließlich von ihm ab. Obwohl Krabat noch immer nicht wusste weshalb er alles verheimlichen sollte, vertraute er dem Altgesellen. Genau wusste er auch nicht warum, doch egal weshalb, Tonda war ihm ein Guter Freund und für Krabat…auch etwas mehr… „Ich verspreche es!“, gelobte er. Zwar nur gespielt, aber hechelnd machte er sich wieder ans Werk. Auch Tonda verschwand mit einem traurigen lächeln, er wusste das er dem Jungen nicht ewig die Geheimnisse der Mühle vorhalten konnte… Doch er wollte diesen Unschuldigen Jungen so lang es ging vor dem Bösen treiben bewahren. Er sollte nicht so Enden wie er… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)