Allein unter Männern-Das totale Chaos? von Akikou_Tsukishima (Dysfictional Family) ================================================================================ Kapitel 25: Flashback Teil 12: Beim Kinderarzt ---------------------------------------------- Shin stand vor der Arztpraxis. Er war schon über ½ Jahr nicht mehr hier gewesen. Warum auch? Ihm ging es ja gut und sonst gingen ja seine Eltern immer mit Sky zum Arzt. Doch jetzt lag es wohl an ihm. Bevor er ins Empfangszimmer trat, schaltete er noch sein Handy aus. Dann ging er zur Schwester. „Ach, wenn das nicht Tim ist. Na du warst ja ewig nicht mehr hier. Was hat der junge Herr denn?“ Sie grinste ihn freundlich entgegen. Shin erwiderte es und sagte dann: „Na ja, mir fehlt nix, es geht um meine Schwester. Ich glaube sie hat Fieber.“ Er hob die Tragetasche hoch. „Ach die kleine Sheila. Die Arme. Na da wollen wir doch mal schauen, was sie hat. Aber erst brauche ich die Chipkarte.“ Sie streckte ihre Hand aus und Shin holte die Karte aus seinem Portemonnaie. Während die Karte eingelesen wurde verwickelte sie Shin in ein Gespräch. „Zeigst du jetzt, dass du ein großer Bruder bist, oder wie kommt es, dass du hier her kommst, und nicht deine Eltern?“ Wie sollte er es erklären. „Mhh, na ja, sagen wir mal so, sie konnten nicht, und können es auch nie wieder. Von nun an werde ich immer mit ihr her kommen. Und, ja, als ihr großer Bruder habe ich ja auch meine Pflichten.“ Die Karte war eingescannt. *Ein Glück, die Schwester ist ja nett, aber ich will mit ihr nicht über meine Familie reden.* Sie gab ihm die Karte und wies zu Tür. „Du weißt doch noch, wo das Wartezimmer ist?“, sagte sie amüsiert und sah ihn fragend an. *Klar, bin ja nicht doof!* „Ja!“, entgegnete er, steckte die Karte ein und ging in den Warteraum. Dort wurde er von einer Frau mit 2 Zwillingsjungs, ungefähr 5 Jahre, und einem Mann mit dessen schätzungsweise 7-8 jährigen Tochter angestarrt. *Was glotzen die so?* Er ging zu einem Wickeltisch und befreite Sky vorsichtig von ihrer Jacke. Der Mann und seine Tochter wurden aufgerufen und die Frau sah ihn argwöhnisch an. Und er merkte es. *Was hat die denn?* Er spielte etwas mit Sky, zog Grimassen und die Kleine lachte. „Das findest du wohl lustig? Aber ich freu mich, wenn du so strahlst. Ach du machst mich einfach total glücklich.“ Er hielt sie hoch in die Luft und der Kleinen gefiel es sichtlich. „Ach wenn ich dich nicht hätte, wer weiß, was ich dann machen würde?“ „Vielleicht eine Vernünftige Ausbildung machen.“, entfuhr es der Frau. „Wie bitte?“, fragte Shin erstaunt und sah die Frau irritiert und fragend an. „Na ja, hätten Sie sich mehr auf die Schule konzentriert und nicht nur an das *Eine* gedacht, könnten sie vielleicht eine tolle Karriere anstreben. Tja, jetzt haben sie den Salat. Sie stehen ohne Ausbildung da und müssen sich um ein Kind kümmern. Die Jungend von heute, ich verstehe es nicht. Sie wird doch auch immer unvorsichtiger. Früher ging es ja nicht anders, aber jetzt im 21. Jahrhundert, wo es so viele Dinge gibt, um sich zu schützen…“ Jetzt verstand Shin, worauf die Frau hinaus wollte. „Was, Sie glauben doch nicht…?“ *Glaubt die jetzt etwa, ich bin Sky’s Vater?* „Wo ist denn ihre Freundin geblieben? Leben Sie zusammen und übernehmen beide die Fürsorge für das Kind? Oder hat ihre Freundin Sie verlassen und Sie stehen jetzt allein da? Obwohl, meistens verlässt doch der Kerl das Mädchen und lässt es allein mit dem Kind zurück. Frauen, oder besser Mütter, würden ihre Kinder nie zurück lassen.“ Sie sah Shin interessiert und gleichzeitig strafend an. „Glauben Sie denn jetzt wirklich tatsächlich…“ Er musste lachen. „Nein ich glaub es nicht. Das habe ich auch noch nicht gehört.“ Er sah die Frau an. Und er musste immer mehr lachen und die Frau wurde sauer. „Ich verstehe nicht, was daran so lustig sein soll? Sie zerstören dadurch ihr eigenes Leben und das des Kindes. Was sagen ihre Eltern wohl dazu! Sie sind doch selbst noch ein Kind.“ Shin wurde es zu bunt. „Jetzt hören Sie mir mal zu. Das ist nicht meine Tochter, sondern meine kleine Schwester. Ist es falsch, wenn sich ein großer Bruder um seine Schwester kümmert? Kann man nicht einfach mal auf seine Schwester aufpassen, ohne das gleich sonst was gedacht wird? Außerdem gehen meine Familienverhältnisse Sie gar nichts an. Selbst wenn sie meine Tochter wäre, es wäre meine Sache. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ich selbst weiß, was ich will, und dazu gehört auch, dass ich jetzt bestimmt noch nicht Vater werden will.“ Dann drehte er sich um und ging zum Fenster. Die Frau sah ihm hinterher und war etwas peinlich berührt. Da kam die Schwester und rief die Frau und ihre Söhne herein. Jetzt hatte Shin das Wartezimmer für sich allein. Er fühlte sich wohl, mit seiner Schwester allein zu sein. Er stand am Fenster und starrte zusammen mit Sky aus dem Fenster. Fasziniert sah er sie an, wie sie alles aufmerksam beobachtete. „Tim, Sie sind dran.“ „Ah endlich!“ Shin schnappte sich die Tragetasche und ging dann zu Frau Dr. Hohlstein ins Sprechzimmer. „Na, was fehlt der kleinen Sheila-Sophie denn?“, fragte die Ärztin gleich, nachdem Shin die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Guten Tag, Frau Doktor.“ Shin reichte ihr die Hand zum Gruß und dann antwortete er. „Wissen Sie, ich bin mir nicht ganz sicher. Bei mir zu Hause geht seit einer Woche alles drunter und drüber.“ Sie nickte verständnisvoll. „Ich habe von der schrecklichen Sache gehört. Mein herzliches Beileid.“ „Danke, dies weiß ich zu schätzen.“ Er stellte die Tragetasche auf dem Boden ab, legte Sky auf die Liege und machte ihren Oberkörper frei. „Sie wissen also nichts Genaues? Hat sie Durchfall, oder hat gebrochen, oder etwas anderes?“ Sie begann Sky zu untersuchen. Shin schüttelte betrübt den Kopf. Er schämte sich, Normalerweise müsste er genau wissen, was mit seiner Schwester nicht stimmt. „Ich weiß nichts, und das, wo ich doch ihr Bruder bin und es eigentlich wissen müsste. Ein Freund hat sich um sie gekümmert, ich habe die ganze Woche nur geheult und wollte allein sein, und das, obwohl ich doch ihr Bruder bin und sie auf mich angewiesen ist, ich mich um sie hätte kümmern sollen. Dann wäre sie vielleicht nicht krank. Ich habe nicht gefragt, was sie hat, habe halt bloß heute früh festgestellt, dass sie Fieber hat und glaubte, es wäre das Beste, zum Arzt zu gehen. Was bin ich nur für ein Bruder, der seine Schwester im Stich lässt.“ Er setzte sich auf einen Stuhl neben dem Schreibtisch der Doktorin und heulte. Er grub seine Finger tief in seine Haare. Er fühlte sich so schuldig. „Na na, wer wird denn heulen? Sie haben nichts falsch gemacht. Die letzte Woche war nicht leicht für Sie. Sie mussten erst mal Abstand von allem nehmen und Ihre Trauer zulassen. Wenn man es nicht zu lässt und alles in sich reinfrisst, dann ist das ganze Leben trostlos. Sie können stolz sein, einen Freund zu haben, der Ihnen unter die Arme greift und Sie jetzt nicht allein lässt.“ *Ja, ich bin Luminor wirklich sehr dankbar, dafür lade ich ihn demnächst mal ein!* Die Doktorin trug Sky zu einer Waage und wog sie, dann trug sie die Ergebnisse in einem Heft ein. Sie wandte sich an Shin „Und auch auf sich können Sie stolz sein, schon jetzt den Mut gefasst zu haben, wieder in den Alltagstrott einzusteigen. Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Alles wird wieder gut. Ihre Schwester hat bloß etwas erhöhte Temperatur. Nichts Ernstes. Und sie scheint zu spüren, dass sich etwas verändert hat in ihrem Leben. Aber dies ist nicht weiter schlimm.“ Sie hockte sich vor Shin, der immer noch auf den Boden starrte. Sie strich ihm sie Haare aus dem Gesicht. Shin starrte sie mit verheulten Augen an. Sie reichte ihm ein Taschentuch. „Hören Sie auf zu weinen! Nehmen sie das, wischen die Tränen weg und dann möchte ich auch sie untersuchen.“ „Mich?“ „Ja ich glaube, dass auch Sie Fieber haben.“ „Ja, aber ich bin…“ „Zu alt um von mir untersucht zu werden? Nein, erst wenn Sie volljährig sind, und das sind Sie ja nicht, also los!“ Shin tat was sie sagte. Sie untersuchte ihn auch. „Und?“ „Sie sind etwas angeschlagen, deshalb haben Sie Fieber, aber sonst scheint Ihnen auch nichts zu fehlen. Ich gebe Ihnen ein Rezept für ein fiebersenkendes Mittel mit, welches Sie bitte in der Apotheke abholen, es ist sowohl für Sie als auch für Sheila. Die Apothekerin wird Ihnen alles Weitere erklären. Und ich empfehle Bettruhe für sie beide. Mindestens noch heute und morgen vielleicht, je nach dem, wie sie sich fühlen. Aber heute auf jeden Fall.“ Sie gab ihm das Rezept. „Aber ich kann doch heute nicht immer noch blau machen. Ich muss…“ „Was heißt hier blau machen? Sie müssen sich ausruhen und wieder zu Kräften kommen. Sie bleiben im Bett! Und sie müssen viel trinken! Trinken ist bei Fieber sehr wichtig, Ihr Körper braucht Flüssigkeit, um das Fieber zu bekämpfen, Medizin allein hilft nicht.“ „Das ist das Selbe, was mein Freund mir auch immer einbläut. Aber…“ „Kein Aber! Ihr Freund hat damit vollkommen Recht. Sie sollten mehr auf ihn hören.“ „Und was wird aus Sk… äh Sheila?“ „Ihr Freund hat bestimmt nichts dagegen, sich noch einen weiteren Tag um sie zu kümmern, wenn er es den Rest der vergangen Woche auch schon getan hat.“ „Stimmt, Lu macht es bestimmt gerne!“, stellte Shin fest, als er an das gestern Gesagte dachte. „Na sehen Sie. Also schlafen Sie mal schön aus und morgen oder spätestens übermorgen sind Sie wieder fit und können Ihrer Pflicht als großer Bruder vollkommen nachgehen. Außerdem gilt für Sheila das Selbe wie für Sie. Sie wird ohnehin viel schlafen und kaum jemanden brauchen, der sich um sie kümmert.“ Die Ärztin schob Shin sanft aus dem Behandlungszimmer und rief schon die nächsten Patienten. „Gute Besserung Tim.“, sagte sie noch und dann ging sie wieder ihrer Arbeit nach. Shin packte Sky wieder sorgfältig in die Tragetasche und verließ dann die Praxis. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)