Going down in flames von abgemeldet (Don't tell me how this game ends...) ================================================================================ Kapitel 1: Sunset ----------------- Schweigend starrte ich auf den Fernsehbildschirm. Seit einer ganze Weile lag ich schon so da und versuchte mir einzureden, dass ich das, was sich dort abspielte, interessant fand und mir unbedingt ansehen musste. Doch jetzt musste ich mir eingestehen, dass ich nicht mal Ahnung hatte, worum es eigentlich ging. Was sahen wir uns nochmal an? War es eine Serie, eine Talkshow...? Um ehrlich zu sein, es war mir egal, aber was tat man nicht alles um einem anderen Menschen keine Sorgen zu machen... obwohl... genau genommen wusste ich, dass ich so oder so kläglich versagen würde ihm keine Sorgen zu machen. Schon seit einer Weile fühlte ich mich nicht ganz wohl in meiner Haut, aus welchem Grund auch immer... Ganz sicher waren es keine Selbstwertprobleme. Okay, ich war niemand besonderes. Im Gegenteil, normaler als ich konnte man wohl gar nicht sein. Natürlich war ich dankbar für meine recht schöne, einfache Kindheit... weder war ich irgendwann mal ernsthaft krank gewesen noch hatte ich geliebte Menschen zu früh in meinem Leben verloren. Auch mit Drogen war ich nie in Kontakt gekommen, doch wenn ich länger drüber nachdachte, so war ich trotz allem nicht zufrieden. Als ob etwas fehlen würde, doch ich selbst konnte nicht sagen was es war. Ich hatte eine Familie, einen tollen Freund, Freunde, die sich um mich kümmerten... an sich konnte es gar nicht besser sein. Trotzdem, immer öfter in der letzten Zeit hatte ich das dumme, nagende Gefühl, dass mir etwas fehlte. Nein, denkt jetzt nicht ich sei depressiv... so weit kommts noch! Die Jahre in denen ich keinen Tag verbrachte ohne zu weinen oder apathisch irgendwo rum zu sitzen, waren lange vorbei, zum Glück. Was nun mit mir los war konnte ich nicht wirklich klassifizieren... eine Tiefphase war es nicht, dafür war ich im Allgemeinen einfach zu gut drauf. Wie gesagt, ich saß nicht die ganze Zeit über teilnahmslos da. Es war anders als sonst wenn es mir mal nicht gut ging, ganz anders... Eine Bewegung unter mir riss mich aus meinen Gedanken. "Schatz, lässt du mich mal kurz aufstehen? Ich muss nach den Pizzen schauen.", hörte ich die sanfte Stimme meines Freundes. "Ja natürlich, sorry...", murmelte ich und lächelte ihn etwas verpeilt an, als er mir noch einen schnellen Blick zu warf, bevor er in der Küche verschwand. Wir waren schon gut ein Jahr zusammen. Es war damals fast schon so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen. Wir stritten uns kaum und wenn, dann ohne danach lange sauer auf einander zu sein. Man konnte sagen, dass wir glücklich waren, auf jeden Fall. Er war verständnisvoll, kümmerte sich immer reizend um mich und kam auch mit meinem Temperament gut klar. Natürlich, auch er hatte so seine Macken, aber das gehörte dazu. Alles in allem war er der Freund, den ich mir immer gewünscht hatte und ich liebte ihn. Jedenfalls fühlte es sich so an... aber was hieß das schon? Um es genau wissen zu können müsste ich Liebe definieren und das geht dann doch etwas über meinen Horizont hinaus. Seufzend richtete ich mich auf und ließ mich sofort wieder tief in das weiche, zu weiche, Sofa sinken. Ich verschwand fast. Umständlich fummelte ich mir ein Band vom Handgelenk um mir die Haare zusammen zu binden, die mir mittlerweile auf die Nerven gingen, da sie immer in mein Gesicht fielen. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Lucas wieder ins Zimmer kam. Er stellte zwei Teller jeweils mit einer Pizza auf den Tisch. "So da wären wir.", sagte er lächelnd. "Hmmm, sieht super aus..." Hungrig nahm ich einen der Teller und stellte ihn mir auf die Beine. Lucas beobachtete mich, womit ich nie ganz klar kam, besonders wenn ich essen wollte. Das wusste er, also wandte er sich grinsend ab. "Pass auf, dass du dich nicht verbrennst, okay?" Ich konnte ihm keine giftige Antwort entgegnen wie sonst, da ich zu sehr damit beschäftigt war das Stück Pizza in meinem Mund schnell zu kauen und zu schlucken. Hastig nahm ich mir ein Glas Wasser vom Tisch und trank einen Schluck nach dem anderen. Meine Augen tränten vor Schmerz. Neben mir brach Lucas in schallendes Gelächter aus. Als ich mich halbwegs gefasst hatte warf ich ihm einen vernichtenden Blick zu. "Na na, ich hab dich doch gewarnt... mir kannst du jetzt nicht die Schuld geben!" Er versuchte ernst zu wirken, doch ich sah den Spott nur zu deutlich in seinen Augen. "Tut mir Leid, das war nur zu komisch." Liebevoll strich er mir mit zwei Fingern über die Wange, bevor er sich seiner eigenen Pizza zuwandte. Beleidigt kaute ich weiter auf meinem Essen rum, doch nun um einiges vorsichtiger. Mein Blick fiel wieder auf den Fernseher. Werbung. Na super jetzt konnte ich weiter meinen Gedanken nachhängen, die sowieso keinen Sinn für mich ergaben. Vielleicht brauchte ich doch professionelle Hilfe. Jemand, der ganz sachlich an mein Problem gehen würde. Doch was würde ich schon erzählen können? Dass ich das Gefühl hatte, mir würde etwas fehlen? Dass ich langsam verrückt wurde deswegen, weil ich es mir selber nicht erklären konnte? Dann würde ich sicher in einer Nervenklinik landen... und soweit wollte ich dann doch nicht gehen. Genervt aß ich weiter und rutschte unruhig auf, oder viel mehr in, dem Sofa hin und her. Schweigend saßen Lucas und ich noch eine ganze Weile da. Irgendwann hatte ich mich wieder in seine Arme gelegt, doch ich hielt es nun nicht mehr viel länger aus. Ich hatte das überwältigende Gefühl an die frische Luft zu müssen. "Schatz", murmelte ich schließlich während ich mich gerade aufsetzte. "Ich glaube ich geh besser nach Hause, irgendwie geht's mir nicht allzu gut..." "Wieso? Was ist denn los? Wenns dir schlecht geht, dann bleib doch hier." antwortete er... vernünftig wie er war. "Nein, ich glaub ich würd wirklich lieber nach Hause, da mach ich mir dann noch einen Tee oder so..." widersprach ich und lächelte ihn gequält an. "Wenn du meinst... ich fahr dich eben." "Oh ne... ne lass mal, die frische Luft tut mir sicher gut und so weit ist es ja nicht!" versuchte ich ihn zu beruhigen. Misstrauisch glitt sein Blick über mein Gesicht. "Wenn du meinst, aber ruf sofort an, wenn irgendwas passiert, oder ich vorbeikommen soll." Ich nickte nur, etwas abgehackt, aber ich wollte schnell nach draußen. Etwas zu hastig sprang ich auf meine Füße. Erst war mir ein wenig schwindlig, doch dann fasste ich mich wieder. Dankbar lächelte ich Lucas an, als er mir meinen Mantel reichte. Er folgte mir zur Tür, die aus seiner kleinen Wohnung hinausführte. "Tut mir Leid..." meinte ich nur bevor ich ihm noch einen flüchtigen Kuss gab. Er schüttelte nur den Kopf mit dem Anzeichen eines Lächeln auf den Lippen. "Mach dir keinen Kopf Schatz. Schau nur zu, dass es dir bald wieder gut geht und melde dich kurz wenn du daheim bist, bitte." "Ja mach ich, bis dann!" Mit zwei schnellen Schritten war ich aus der Wohnung raus und begab mich in Richtung Treppe. Kurz darauf war ich endlich an der frischen Luft. Tief atmete ich ein, als hätte man mich gerade aus dem Wasser gezogen. Ich spürte wie mein Kopf etwas klarer wurde und auch meine Sinne schärften sich wieder etwas. Hatte man mich vorher in Watte gepackt gehabt? Na ja, ich kam mir fast so vor. Erleichtert, aber schlagartig todmüde machte ich mich auf den Weg nach Hause. Wirklich eilig hatte ich es ja eigentlich nicht, also schlenderte ich langsam durch die Straßen und bewunderte dabei den Himmel. Die Sonne war gerade untergegangen, nur die Farbe des Himmels deutete daraufhin, dass sie da gewesen war. Irgendwie hatte der Anblick etwas trauriges. Ja, da war ich wohl ziemlich schlimm... bei Sonnenuntergängen würde ich am liebsten immer losheulen. Mein Weg führte mich an der Kirche vorbei. Sie war umgeben von einer ungefähr ein Meter hohen Mauer auf der ich immer mal wieder gerne balancierte, trotz der missbilligenden Blicke anderer Passanten. Jetzt war jedoch niemand unterwegs, also hüpfte ich auf die Mauer und lief auf ihr weiter. "Du solltest aufpassen, dass du nicht runter fällst." Die Stimme drang so plötzlich an mein Ohr, dass ich unweigerlich aufschreckte. Mit den Armen rudernd versuchte ich die Balance zu halten. Vergeblich. Mit einem leisen Aufschrei fiel ich von der Mauer... "Nun, ich sagte du solltest... aufpassen..." wieder diese Stimme. Sie klang unbeschreiblich sanft und angenehm. Ich schlug die Augen auf, die ich bei meinem Sturz geschlossen hatte und sah in die unglaublichsten Augen, die ich jemals erblickt hatte. Sie hatten einen dunklen fast schwarzen Rand und wurden zur Pupille hin grün... nein nicht grün eher türkis, dadurch hatte es beinahe den Anschein, als würden sie leuchten. Ich weiß nicht, warum ich gerade darauf achtete und nicht auf die Tatsache, dass der Fremde mich in seinen Armen hielt. Kein Ton kam über meine Lippen. Ich hätte Angst haben sollen, aber ich fühlte nichts in dem Moment, sogar das Atmen schien mir für einen Moment zu entfallen. Dadurch war auch nicht ich es, die das Schweigen brach. "Alles in Ordnung?" Vorsichtig ließ mich der Mann zu Boden und nahm sofort gut zwei Meter Abstand von mir. Verwirrt sah ich ihn an. Wenn ich gerade noch leichten Hohn in seinen Augen gesehen hatte so war der jetzt völlig verschwunden. Er schien nun völlig ernst. "Ja... alles in Ordnung..." murmelte ich so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob er es überhaupt gehört hatte. "T-tut mir Leid.", fügte ich beschämt hinzu, mit dem Blick zu Boden gerichtet. Wie benahm ich mich denn bitte? Das war ja geradezu lächerlich. Hallo, Selbstvertrauen? Verärgert hob ich meinen Blick wieder, doch wo gerade noch der Fremde gestanden hatte war nun niemand mehr. Völlig perplex sah ich mich um, doch er war nirgendwo, auf jeden Fall nicht in meinem Blickfeld. Nicht, dass mich das sonderlich störte... warum auch. Trotzdem hatte ich ein seltsames Gefühl. Nervös ging ich weiter meines Weges und war fast froh, als mein Handy klingelte. "Hey Schatz? Alles in Ordnung? Müsstest du nicht schon daheim sein?" Leicht genervt verdrehte ich die Augen. "Nein, ich fand... den Sonnenuntergang so schön und musste ihn mir einfach ansehen." gestand ich, musste dabei jedoch aufpassen, dass meine Stimme sich nicht brach. "Aber gleich bin ich da, mach dir keine Sorgen." "Ja, in Ordnung. Ich liebe dich, bis morgen und ruh dich bitte aus." "Ja mach ich. Liebe dich auch, schlaf schön." erwiderte ich und legte auf. Benommen ließ ich das Handy zurück in meine Tasche gleiten. Ein Schauer raste mir über den Rücken. Ich hatte das Gefühl jemand würde mich beobachten und ich hatte so meine Vermutungen wer es war, doch ich war mir nicht sicher, wie ich das finden sollte. Ich wurde also langsam wirklich verrückt... ~~~~~~~ So, ich hoffe es hat soweit allen gefallen :) Habe lange nicht geschrieben, also nicht wundern wenn die Übergänge noch nicht allzu gut verlaufen... würde mich jedenfalls sehr über Kommentare freuen! Hoffe schon bald das nächste Kapitel hochladen zu können :) Liebe Grüße~ und bis bald! Kapitel 2: Clouded Mind ----------------------- Clouded Mind. Ich weiß nicht, wie ich schließlich zu Hause angekommen bin. Mein Kopf war wieder vollkommen in Watte gepackt und ich konnte von Glück sagen, dass ich es überhaupt geschafft habe die paar hundert Meter zu meiner Wohnung zu finden. Irgendwie hatte ich mich sogar noch in mein Bett geschleppt, die verwunderten Blicke meiner beiden Mitbewohner im Nacken. Müde und völlig geschafft kuschelte ich mich in meine Bettdecke. Nur die obere Hälfte meines Kopfes schaute noch hervor. Gut, jetzt können mich meinetwegen alle für durchgedreht halten oder meinen ich würde überreagieren... schließlich war ja nichts besonderes passiert, trotzdem war ich mit den Nerven am Ende, als wäre ich gerade dem Tode nur um Haaresbreite entwischt. Mit einem Seufzen zog ich die Decke noch enger an mich. Irgendwie war mir furchtbar kalt geworden. Trotz meiner Müdigkeit konnte ich die Augen nicht schließen, immer wieder wurde sie wie durch Zauberhand geöffnet. Außerdem sah ich immer den Fremden Mann vor mir und selbst nun hatte ich das Gefühl von seinem Blick aufgespießt zu werden... das seltsame war nur, dass ich mich kaum daran erinnern konnte, wie er genau ausgesehen hat, nur seine Augen konnte ich klar sehen. "Hey Alex..." bei dem Klang der Stimme fiel ich beinahe aus dem Bett. Ein leises Lachen drang an mein Ohr, sodass ich mich nun eher wütend umdrehte. Da stand Sarah, meine Mitbewohnerin, und grinste mich schief an. "Sorry ich wollte dich nicht erschrecken, im Gegenteil, wollte nachsehen, wie es dir geht." Vorsichtig ließ sie sich auf die Kante meines Bettes nieder. Ihr Blick war nun nicht mehr spöttisch sondern beinahe besorgt. "Du hast dich so seltsam verhalten, als du nach Hause gekommen bist. Ist mit dir und Luke alles in Ordnung? Ich dachte du wärst über Nacht bei ihm." Ungelenk setzte ich mich auf, um Sarah besser ansehen zu können. "Nein, mit Luke ist alles bestens..." ich zögerte, ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein. "Ich weiß nicht, mir geht es irgendwie nicht so gut... vielleicht hab ich mir eine Erkältung eingefangen oder so." Mein Versuch sie beruhigend anzulächeln scheiterte kläglich. Das merkte ich daran, dass Sarahs rechte Augenbraue sich hob und der Ausdruck in ihren Augen misstrauisch wurde. "Hm... ich mach dir mach dir mal einen Tee, vielleicht hilft das etwas." Sie stand auf und verließ das Zimmer mit schnellen Schritten. Verärgert legte ich mich wieder hin. Ich würde niemandem erzählen, was passiert war. Schließlich würde ich das Ganze schnell wieder vergessen, es gab keinen Grund warum nicht. Unruhig drehte ich mich auf die andere Seite und starrte an die gegenüberliegende Wand. Meine Gedanken kamen mir vor als seien sie in einem dichten Nebel versunken. Der Abend verging recht unspektakulär. Ich trank meinen Tee, zog mich um und ging schlafen. Ich brauchte zwar nahezu eine Stunde bis ich einschlafen konnte, doch schließlich umgab mich doch die unendliche Dunkelheit des Schlafes. Meine Träume waren genauso wirr wie meine Gedanken zuvor. Ich hatte zwar keine Alpträume, aber es war dennoch so, dass ich lieber wieder aufgewacht wäre.. "Alex lass es, bleib hier...!" die Warnung, die nicht nur in Sarahs Worten, sondern auch in ihrer Stimme mitschwang entging mir nicht, doch trotzdem ging ich einen Schritt weiter auf die niedrige Mauer zu. "Alex!" Ich hörte nicht auf sie und ging weiter. "Mein Gott, willst du dich umbringen oder was ist los!?" So langsam bahnte sich Verzweiflung einen Weg in Sarahs Stimme. Verdutzt drehte ich mich nach ihr um. "Was hast du denn? Das ist eine Mauer, nichts gefährliches... außerdem ist sie vielleicht gerade mal einen Meter hoch." Verständnislos schüttelte ich den Kopf und kletterte trotz Sarahs weiteren Versuchen mich aufzuhalten, auf die Steine. "Alex!" Ich ignorierte den Ruf. Genüsslich breitete ich die Arme aus und schloss die Augen. Ein leichter Wind wehte mir die Haare aus dem Gesicht. "Jetzt reicht es aber! Komm zurück!" Diesmal war es nicht Sarah, die mich rief sondern Lucas. Ich riss die Augen auf und mir wurde sofort bewusst, dass das ein riesiger Fehler war. Genau vor meinen Füßen fiel der Boden steil ab. Es war als würde vor mir die Welt aufhören. Ich konnte mich nicht rühren, keinen Finger bewegen, aus Angst sofort hinabzustürzen, doch trotzdem wirkte die Tiefe eine unglaubliche Anziehung auf mich aus, als würde sie mich mit verlockender Stimme rufen. Ich schnappte nach Luft, genau in dem Moment schlossen sich kalte Finger um mein linkes Handgelenk. Mit einer schnellen Bewegung wurde ich von der Mauer gezogen und blickte genau in zwei blaugrüne Augen, die aussahen wie zwei Lagunen. "Sie haben recht, du solltest wieder zurückgehen." Die Stimme war sanft, ließ jedoch keinen Widerspruch zu, trotzdem versuchte ich es: "Aber..." "Nein, du gehst zurück." fiel mir der junge Fremde ins Wort. "Jetzt..." und mit diesem letzten Wort ließ er mich los. Verwirrt wachte ich auf. Die Details des Traums waren nicht in meinem Gedächtnis hängen geblieben, doch an das Gesamtbild konnte ich mich sehr gut erinnern. Ich fröstelte, obwohl es recht warm in meinem Zimmer war. Der Traum hatte einen seltsamen Nachgeschmack hinterlassen, aus dem ich nicht schlau werden wollte. Tief atmete ich durch und versuchte meine Gedanken zu ordnen, als sich das als geradezu unmöglich erwies versuchte ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren nur um nicht an das geträumte denken zu müssen. Mit einer fahrigen Bewegung strich ich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und entschied mich dazu erstmal duschen zu gehen. Das warme Wasser tat gut. Die angespannten Muskeln in meinem Nacken lockerten sich etwas. Als ich schließlich die Dusche verließ bemerkte ich, dass das Wasser wohl doch etwas sehr heiß gewesen war. Der große Spiegel über dem Waschbecken war so beschlagen dass man so gut wie gar nichts mehr erkennen konnte und dicke Dunstwolken hingen in der Luft. Leicht benommen nahm ich mein König der Löwen Badehandtuch zur Hand musste mich dann aber sofort an der Wand abstützen, da mein Kreislauf in dem Moment in den Keller sackte. Mit geschlossenen Augen lehnte ich meine Wange an die kalten Fließen an der Wand. Es kostete mich etwas Aufwand den Schwindel wieder loszuwerden, doch dann raffte ich mich zusammen und öffnete das winzige Fenster des Badezimmers so weit es ging. Eisige Luft kam mir entgegen. Sofort waren meine Gedanken wieder vollkommen klar. Innerlich schimpfte ich mit mir selber, weil ich so dumm gewesen war. Ich würde wahrscheinlich an einem Sturz im Bad sterben... Ich brauchte nicht allzu lange bis ich komplett fertig war. In der Küche setzte ich Wasser auf um mir einen Tee zu machen und stopfte zwei Scheiben Toast in den Toaster. Mein spätes Frühstück verdrückte ich auch recht schnell, denn, nach einem Blick auf die Uhr, bemerkte ich, dass ich mich beeilen musste um noch den Bus zur Uni zu erwischen. Hastig zog ich mir noch einen leichten Mantel über und verließ die Wohnung. Im Bus machte ich meinen mp3-Player an und drehte die Lautstärke fast voll auf. Der Traum und das seltsame Gefühl, das er mit sich gebracht hatte, kam zurück, versuchte sich in meine Gedanken zu drängen. Ich zwang mich die Lieder, die ich hörte, in meinem Kopf mit zu singen. Eine recht gute Lösung, denn so dachte ich über nichts weiter nach. Warum ich so eine... Angst davor hatte an den Traum zu denken, das weiß ich nicht. Ich tat es ganz einfach lieber nicht. Also verbrachte ich die 20 Minuten lange Fahrt damit zu "singen" und aus dem Fenster zu schauen. Die Bäume waren nun schon fast kahl, all ihre Blätter lagen verteilt auf dem Boden, in allen möglichen Rot und Braun Tönen gefärbt. Hoffentlich würde es dieses Jahr schneien... In dem viel zu kleinem Raum, in welchem ich meinen Literatur Kurs hatte, ließ ich meine Tasche krachend auf den Tisch fallen. Die Blicke der anderen ließ ich außer acht. Meine Laune hatte sich in den letzten Minuten zusehend verschlechtert. Die Tatsache dass mein Handy in dem Moment klingelte machte das ganze auch nicht besser. Genervt sah ich nach. Luke. Nur ein Text, aber trotzdem machte es mich sauer. Schweigend las ich was er geschrieben hatte: "Hey mein Schatz, alles in Ordnung bei dir? Gehts dir schon besser? Meld dich doch bitte. Ich liebe dich!" Noch gereizter ließ ich mein Handy wieder in die Tasche meines Mantels gleiten. Ich wusste, dass es nicht fair war ihn so völlig zu ignorieren, aber ich hatte grad nicht den Nerv zurück zu schreiben. Der Prof tauchte schließlich beinahe zehn Minuten zu spät auf. Ich war mittlerweile schon fast wieder eingeschlafen, was ich eigentlich nicht wollte. Verdrossen stützte ich meinen Kopf in die Hände. Von der Vorlesung bekam ich nur ein Drittel mit, was schon eine Glanzleistung war, wenn man bedachte, wie unglaublich einschläfernd die monotone Stimme des Dozenten war. Gelangweilt fing ich nach etwa einer halben Stunde damit an auf einem Blatt Papier herum zu kritzeln. Nebenbei ließ ich meinen Blick hin und wieder in dem kleinen Raum auf und ab wandern. Meine Augen blieben schließlich an jemandem hängen, den ich hier noch nie gesehen hatte. Gut, das passierte immer mal wieder, besonders am Anfang des Semesters. Neugierig musterte ich ihn. Er saß schräg vor mir, lässig zurück gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Gesicht war dem Dozenten zugewandt, sodass ich es im Halbprofil sah. Seine Haut hatte eine gesunde, schöne Farbe und seine hellen Haare waren eher zerzaust, was aber nicht im geringsten schlecht aussah. Im Gegenteil... er sah ziemlich gut aus, zu gut um wahr zu sein. Mein Blick blieb regelrecht an ihm kleben doch anscheinend hatte ich ihn zu lange angestarrt, denn auf einmal drehte er sich ganz mir zu, ein fragender Ausdruck in seinen Augen. Schnell wandte ich mich ab. Die Röte stieg mir in die Wangen. Ja, das war wirklich sehr unauffällig gewesen... super Sache. Schnell kritzelte ich wieder auf das Blatt vor mir und tat so als sei ich hoch konzentriert. Peinlich. Nun gut, ändern konnte ich es auch nicht mehr. Außerdem sollte es mir egal sein, schließlich hatte ich rein gar nichts mit dem Kerl zu tun und falsch gemacht hatte ich auch nichts. Auf jeden Fall nicht so weit ich wusste. Schließlich war es doch nicht verboten gut aussehende Männer an zu sehen oder? Ich biss die Zähne auf einander und zwang mich dazu meinen Blick gesengt zu halten. Bis die Vorlesung zu Ende war traute ich mich nicht mehr auf zu schauen. Völlig schwachsinnig an sich, aber ich hatte Angst ihm nochmal in die Augen sehen zu müssen. Klar ich benahm mich wie ein Kind, aber das wussten ja von all den Anwesenden nur ich und der komische Typ. Ein leiser Seufzer kam mir über die Lippen, als ich meine Sachen zusammenpackte. Es hatte sich wiedermal gelohnt an die Uni zu fahren, wie meistens. Genau in dem Moment in dem ich aufblickte und mich von meinem Platz erheben wollte, ging Mr. Handsome an meinem Tisch vorbei. Meine Augen trafen seine und ich konnte sie nicht wie zuvor gleich wieder abwenden. Ein schiefes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ich merkte schon wie meine Wangen warm wurden, da setzte er noch einen drauf und zwinkerte mir belustigt zu. Beinahe hatte ich das atmen vergessen, also holte ich das schnell nach um dann meinen Blick von ihm zu reißen, meine Tasche über die Schulter zu werfen und den Raum eilig zu verlassen. Das war doch lächerlich. Ich war eigentlich nie so schnell eingeschüchtert, aber heute war ja sowieso nicht mein Tag. Ich schob meine Unfähigkeit gelassen zu sein auf meine Tagesform. Verärgert saß ich schließlich im Bus auf meinem Weg zurück nach Hause. Ich kramte mein Handy aus der Manteltasche um Luke zurück zu schreiben. Kurz angebunden, eher nichts sagend. Eigentlich war ich nie so mies zu ihm, aber irgendwie ging besonders er mir in den letzten Tagen auf die Nerven. Na ja würde sicher bald wieder besser werden, musste es, wir waren doch wie für einander gemacht... oder? Ich seufzte leise, das ganze Nachdenken bereitete mir schon fast Kopfschmerzen. Als ich endlich die Tür zur Wohnung aufsperrte fühlte sich mein Kopf an, als wäre er voller Nebel, ich konnte nicht klar denken. Ich war unglaublich müde und wollte mich am liebsten gleich hinlegen und schlafen. Doch es war noch viel zu früh, gerade mal halb fünf. Außerdem hatte ich die letzte Nacht, wenn auch nicht gut, aber sehr lange geschlafen. Relativ verstört stapfte ich in die Küche. Niemand war hier. Ein schwarzer Tee würde mir sicher gut tun, also setzte ich Wasser auf und wartete bis es kochte. Kaum hatte ich die Tasse mit dem Teebeutel bis zum Rand mit heißem Wasser gefüllt, war mir so als hörte ich etwas am Fenster. Verwirrt drehte ich mich herum. Draußen war es zwar noch nicht dunkel, doch einige Regenwolken hatten sich gesammelt und verdunkelten den Himmel. Ich konnte nichts erkennen. Wahrscheinlich war es sowieso nichts gewesen. Vielleicht ein Ast der gegen das Fenster geschlagen hatte. Ratlos wandte ich mich wieder meinem Tee zu. Beinahe verbrannte ich mir die Finger an der Tasse. Ein leiser Fluch kam über meine Lippen. Genau in dem Moment war wieder das Geräusch am Fenster. Es hörte sich an wie ein Kratzen. Verwirrt runzelte ich die Stirn und ging diesmal nahe heran um vielleicht doch etwas erkennen zu könne. Erst konnte ich wieder nichts seltsames ausmachen. Langsam langte ich nach dem Griff um das Fenster zu öffnen. Meine Neugier würde mir eines Tages das Leben kosten. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Warum mussten die anderen denn gerade jetzt weg sein? Vielleicht stellte ich mich aber auch gerade einfach nur idiotisch an. Wäre ja nicht das erste Mal. Ich spürte eine kühle Brise in an meinem Gesicht, als das Fenster ganz offen stand. Ein paar Sekunden passierte nichts und sehen konnte ich auch nichts seltsames. Keine Monster, kein Mörder, kein Vampir oder Werwolf. Nichts. Innerlich musste ich über mich selbst lachen. Paranoia oder was? Ich wollte das Fenster gerade wieder schließen, da schoss auch schon etwas hindurch, geradewegs auf mich zu. Ein erschrockener Schrei entwich meiner Kehle und ich stolperte einige Schritte zurück. Ich wäre sofort aus der Küche gerannt, hätte ich nicht genau in dem Augenblick gesehen was mir da entgegen gesprungen war. Der Missetäter saß mit unschuldig blickenden Augen neben der Spüle. Ich wäre fast ausgerastet. "Sag mal wolltest du mich umbringen!?" schimpfte ich mit fast erstickter Stimme. Die schwarze Katze legte ihren Kopf schief. "Mein Gott..." Es kostete mich etwas Mühe die Worte auszusprechen ohne dass sie zitterten. Ein paranoider Angsthase. Das durfte doch eigentlich nicht angehen. Wieder schob ich es auf meine schlechte Laune. "Okay... egal. Ich weiß zwar nicht woher du kommst, aber wie es aussieht kommt draußen ein Sturm auf. Also erlaub ich dir hier zu bleiben. Aber wehe du erschrickst mich nochmal so, dann setzt es!" grummelte ich, während ich das Fenster schloss und mir dachte, dass ich doch viel zu tierlieb war. Danach nahm ich die Katze auf meinem Arm, krallte mir die Tasse Tee und machte mich auf in mein Zimmer um mich etwas vor die Glotze zu hauen. Während den nächsten eineinhalb Stunden schaute ich mir jeden möglichen Mist an, während das kleine schwarze Tier auf meinen Beinen lag und genussvoll schnurrte. Irgendwann, ich weiß nicht genau wie spät es überhaupt war, fiel ich in einen leichten Schlaf. Meine Augenlider waren einfach zu schwer geworden. Ich hätte wach bleiben sollen... ~~~~ Anscheinend hat sich noch niemand dazu aufgerafft mal ein Kommentar zu hinterlassen... :( naja vllt wird das ja noch! Hoffe es gefällt allen soweit! Freu mich über konstruktive (!) Kritik ;) Bis bald Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)